Somatoforme Störungen mindestens 20% der Patienten, die einen Hausarzt aufsuchen, leiden an einer somatoformen Störung Fahrplan 1. 2. 3. 4. 5. 6. Störungsbilder Epidemiologie und Komorbiditäten Beziehung und Diagnostik theoretischen Konzepte Therapie Versorgungsstrukturen somatoforme Störungen Somatisierungsstörung F45.0 undifferenzierte Somatisierungsstörung F45.1 hypochondrische Störung F45.2 somatoforme autonome Funktionsstörung F45.3 anhaltende somatoforme Schmerzstörung F45.4 dissoziative Störungen der Bewegung und der Sinnesempfindung (Konversionsstörungen) F44.4 – F44.7 Neurasthenie F48.0 umweltbezogene Körperbeschwerden Beschreibungsdimensionen somatoformer Störungen Beschwerdezahl und –dauer Ursachenüberzeugung emotionaler Distress Krankheitsverhalten physiologische Normabweichungen Prävalenz somatoformer Störungen Somatisierungsstörung 1% undifferenzierte somatoforme Störung 7% hypochondrische Störung 1% somatoforme autonome Funktionsstörung 4% anhaltende somatoforme Schmerzstörung 15% Neurasthenie 4% in Deutschland zweithäufigste psychische Störung nach Angststörungen Probleme der Diagnosestellung geringe Trennschärfe hohe Komorbiditäten zu andern psychischen Störungen hohe Konvergenz zu funktionellen Syndromen Indikator „Anzahl körperlicher Symptome“ Doctorshopping Diagnostik durch den Hausarzt Ausschluss organischer Ursachen der Beschwerden geplant, nicht redundant, zeitlich gerafft Integration der Befunde zu einem Gesamtbild sinnvolle Relation von Beschwerden und Befunden Wachsamkeit bei plötzlich verändertem Beschwerdebild Zeitachse: Symptomverlauf und Krankheitsgeschichte Reaktionen des Patienten auf die Befundmitteilung Auffälligkeiten in der Arzt-Patient-Beziehung den Blickwinkel erweitern: Das Symptom ist der Patient Diagnostik durch den Psychotherapeuten das Symptom in der Landkarte des Lebens prädisponierende Bedingungen auslösende Bedingungen aufrechterhaltende Bedingungen Integration der Informationen in ein schlüssiges Krankheitsmodell ausführliche Erläuterung des Krankheitsmodells Überprüfung der Therapiemotivation interdisziplinäre Absprache prädisponierende Faktoren allgemein Traumatisierungen Bindungsstörungen störungsspezifisch Alexithymie Modelllernen Responsespezifität auslösende Faktoren Stressmodell Überlastungsphasen, körperliche Erkrankung besondere Interaktion mit prädisponierenden Faktoren aufrechterhaltende Faktoren operantes Lernen respondetes Lernen gelernte Hilflosigkeit Modell der emotionalen Ambivalenz von Handlungen „Ambivalenzmodell“ Scherler, 1998 Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow Selbstverwirklichung Leistung Soziale Beziehungen Sicherheit physisch-biologisches Überleben Scherler, 1998 Der Ort der größten Verletzung wird zum Ort der größten Sehnsucht... ...und umgekehrt ! Modell der emotionalen Ambivalenz von Handlungen emotionale Bewertung von Handlungen negatives Ziel positives Ziel 1. eindeutig + + 2. ambivalent - + 3. ambivalent + - 4. eindeutig - - + = Annäherung an Sollwert, - = Entfernung vom Sollwert Scherler, 1998 diagnostische Leitfragen nach dem Ambivalenzmodell Wo hat die Person ihre größten seelischen Verletzungen erfahren? In welcher Weise trägt sie zur Fortführung dieser Verletzungen bei? Welche Bezüge bestehen zum Symptom? Therapieziele nach dem Ambivalenzmodell Erkennen einer Ambivalenzsituation Identifikation von negativem und positivem Ziel Beurteilung des eigenen Handelns nach den Kategorien emotional ambivalent vs. eindeutig Wechsel von emotional ambivalenten zu emotional eindeutigen Handlungen Zwei Therapeutenstile: Durchführungskompetenz Der Therapeut macht ein Beziehungsangebot als kompetenter Experte. Er kennt die Ziele des Patienten. Er kann dem Patienten Wege aufzeigen, wie er seine Ziele erreicht. Er kann dem Patienten die entsprechenden Kompetenzen vermitteln. Zwei Therapeutenstile: Prozeßsensibilität Der Therapeut macht ein Beziehungsangebot als verständnisvoller und einfühlsamer Begleiter. Er kennt die Ziele des Patienten nicht, aber er hat Anhaltspunkte für eine Ambivalenzproblematik. Er schafft Vertrauen durch den behutsamen Umgang mit den Verletzbarkeiten des Patienten. Er begleitet den Patienten bei der Klärung seiner Ambivalenzproblematik. Ambivalenzprotokoll Definition des negativen Zieles: Definition des positiven Zieles: Was darf auf keinen Fall wieder passieren? Welches Bedürfnis wird durch das Vermeiden mißachtet? Ambivalenzprotokoll Ambivalenzsituation: Beschreibung der Situation und der Umstände, die das Ambivalenzproblem kennzeichnen. Ambivalenzprotokoll Handeln: Beschreibung des Handelns auf den Ebenen der Emotionen, der Kognitionen, des Verhaltens und der sozialen Beziehungen. Ambivalenzprotokoll Emotionale Bewertung des Handelns in Bezug auf das negative Ziel Emotionale Bewertung des Handelns in Bezug auf das positive Ziel + = Annäherung an Sollwert - = Entfernung vom Sollwert + = Annäherung an Sollwert - = Entfernung vom Sollwert Ambivalenzprotokoll Handlungsalternativen: Beschreibung von Prozess und erarbeiteten Handlungsalternativen der Therapiesitzung Ambivalenzprotokoll Emotionale Bewertung des Handelns in Bezug auf das negative Ziel Emotionale Bewertung des Handelns in Bezug auf das positive Ziel + = Annäherung an Sollwert - = Entfernung vom Sollwert + = Annäherung an Sollwert - = Entfernung vom Sollwert allgemeine Therapieziele Paradigmenwechsel im Krankheitsmodell Förderung der Therapiemotivation Verhinderung weiterer Chronifizierung Verhinderung von iatrogenen Schädigungen Reduktion der Beeinträchtigung funktionelle Wiederherstellung Sicherung von Arbeitsfähigkeit und Berufstätigkeit Regelung sozialmedizinischer Fragen Förderung der Lebensfreude Unabhängigkeit vom Medizinsystem Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Leitlinien für Diagnostik und Therapie Psychotherapie und Psychosomatik Suchbegriff Google: leitlinie somatoforme störungen http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/ll_051.htm Kriterien für die Überweisung in die Fachpsychotherapie wenn nach sechs Monaten einer adäquaten psychosomatischen Grundversorgung durch den Hausarzt keine Besserung erfolgt oder wenn die Schwere der Symptomatik dies nahe legt wenn es zu Krankschreibungen von mehr als vier Wochen Dauer gekommen ist wenn der Verdacht auf zusätzliche akute psychische Störungen, kritische Lebensereignisse oder erhebliche biographische Belastungsfaktoren vorliegen wenn der Patient eine fachpsychotherapeutische Behandlung wünscht wenn interaktionelle Probleme mit dem Patienten die Behandlung erschweren zentrale Inhalte der Therapien Verbesserung der Körperwahrnehmung Einsicht in die psycho-physiologischen Zusammenhänge Symptom: Kontrolle und Gelassenheit vertieftes Symptom- und Krankheitsverständnis Bearbeitung der krankheitsrelevanten psychischen und sozialen Probleme und Konflikte Ressourcenaktivierung (auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene) Beobachtungsbereiche Erholung Freizeit Beziehung Leistung Umgang mit sich selbst Habe ich in der Woche vom bis gut gelebt? So Mo Di Mi Do Fr Sa Erholung Heute fühlte ich mich ausgeschlafen. Den Dingen des Alltags bin ich heute überwiegend gelassen begegnet. Heute konnte ich gut abschalten. Heute gab es Momente in denen ich die Ruhe genossen habe. Heute gab es Momente in denen ich körperliches Behagen spürte. Beantworten Sie jede Aussage mit Ja = 1 oder Nein = 0 Bereichsumme: Freizeit Heute habe ich Muße empfunden. Heute habe ich mich an etwas erfreut. Heute habe ich mir den nötigen Freiraum geschaffen. Heute gab es Momente, an denen ich den Alltag hinter mir gelassen habe. Heute habe ich etwas interessantes erlebt oder getan. :0,35= % Berechnen Sie für jede Zeile die Summe und daraus die Bereichsumme. Bereichsumme: Beziehung Heute habe ich gemeinsam mit anderen gelacht. Heute habe ich das Zusammensein mit anderen genossen. Heute war ich mit Menschen zusammen, die mich ohne große Worte verstehen. Bei Meinungsverschiedenheiten fanden wir heute zu einer guten Einigung. Heute fühlte ich mich mit meinen Mitmenschen verbunden. :0,35= % Teilen Sie jede Bereichsumme durch den entspr. Faktor u. Sie erhalten Ihre Erfolgsprozente. Bereichsumme: Leistung Meine Arbeitsziele habe ich mir heute so gesetzt, dass ich sie erreichen konnte. Woran ich heute gearbeitet habe, war für mich persönlich wichtig. Heute habe ich zielstrebig gearbeitet. Heute habe ich meine Arbeit häufig durch kurze Erholungspausen unterbrochen. Ich bin mit dem zufrieden, was ich heute erreicht habe. :0,35= % Rechnerisch können Sie maximal 100% erreichen. Bereichsumme: Umgang mit sich selbst Über meine Fehler konnte ich heute schmunzeln. Ich habe mir heute gut zugeredet. Heute habe ich mich gelobt. Ich habe mich heute getröstet. Mit meinem Schmerz / körperlichen Beschwerden konnte ich mich heute versöhnen. Heute bin ich mit mir zufrieden. Dr. J. Scherler Summe :0,35= % Praktisch sind Sie schon mit weniger Prozent glücklich! Bereichsumme: :0,42= % Versorgungsebenen allgemeine Angebote der Gesundheitsförderung primärärztliche Versorgung Einbeziehung eines Fachpsychotherapeuten interdisziplinäre Maßnahmen in einem Verbund von Einrichtungen interdisziplinäre Maßnahmen innerhalb einer Einrichtung strukturierte multimodale Konzepte im teilstationären oder stationären Kontext Dr. rer. nat. Jobst Scherler E-Mail: [email protected]