11. |12. mai 2017 7. Symphoniekonzert Congress Innsbruck Saal Tirol 20.00 Uhr Einführung 19.15 Uhr im Foyer Glinka Gubaidulina Berlioz di ri g e n t Fabrice Bollon b aj an Geir Draugsvoll s c h l agz e u g Martin Köhler t i c k e t s & i n f o r m at i o n e n www.landestheater.at T +43.512.52074.4 programm Zu den Werken Fabrice Bollon Dirigent Geir Draugsvoll Bajan Martin Köhler Schlagzeug Der falsche Weg oder der richtige MICHAIL GLINKA 1804–1857 Ouvertüre zu Ruslan und Ludmila Sofia Gubaidulina *1931 Fachwerk für Bajan, Schlagzeug und Streichorchester österreichische erstaufführung pause Hector Berlioz 1803–1869 Symphonie fantastique op. 14 Episode aus dem Leben eines Künstlers I. Träumereien – Leidenschaften II. Ein Ball III. Szene auf dem Lande IV. Der Gang zum Richtplatz V. Hexensabbat herausgeber Tiroler Landestheater & Orchester GmbH Innsbruck Rennweg 2, 6020 Innsbruck Telefon +43.512.52074 | [email protected] | www.landestheater.at Bildnachweise CDS Schrott (Sujet Titelseite & Orechsterfoto), Maurice Korbel (Portrait Bollon), Logolink (Portrait Draugsvoll), privat (Portrait Köhler) Grafik www.bit-pool.com Druck Tiroler Repro Druck GmbH Sie sei auf dem falschen Weg, gab man der jungen Komponistin zu ihrem Examen mit. Doch ein Mitglied aus der Prüfungskommission nahm Sofia Gubaidulina danach zur Seite und riet ihr, genau auf diesem, ihrem Weg, zu bleiben. Es war Dmitri Schostakowitsch, der für Gubaidulina eines ihrer großen Vorbilder bleiben sollte. Heute ist Sofia Gubaidulina eine der wichtigsten KomponistInnen weltweit. Ähnlich wie sie suchten im 19. Jahrhundert ihr Landsmann Michail Glinka und sein französischer Freund Hector Berlioz ihre eigenen Wege und schufen dadurch zeitlos gültige Meisterwerke, die im wahrsten Sinne des Wortes wegweisend wurden. „Ich liebe Michail Glinka“, schreibt Schostakowitsch in seinen Memoiren, „und es ist mir kein bisschen peinlich, dass Stalin ihn auch liebte“. Glinkas Musik gilt heute als die Keimzelle der russischen Nationalmusik – oder, wie Tschaikowski, ein weiterer Glinka-Bewunderer, formulierte, in Glinkas Kompositionen sei die gesamte russische Nationalmusik enthalten „wie der Eichenbaum in der Eichel“. Wie die meisten seiner Komponistenkollegen im Russland des 19. Jahrhunderts war Glinka eigentlich kein Berufsmusiker, sondern Musikliebhaber – als Sproß einer Adelsfamilie aus der Gegend um Smolensk musste er sich um keinen Broterwerb kümmern. Mit Begeisterung nahm er jedoch schon als Kind alles an musikalischen Eindrücken auf, was ihm begegnete, darunter natürlich vor allem die Volksmusik der zum Gut gehörenden Leibeigenen. Seine zahlreichen Reisen führten ihn bis nach Italien und Spanien; einen Gutteil seiner musikalischen Ausbildung erhielt er in Berlin und Paris, wo er den um ein halbes Jahr älteren Hector Berlioz kennen lernte und mit ihm Freund- schaft schloss. In seiner Musik findet sich alles wieder, was ihn beeindruckte: die Eleganz und Lebhaftigkeit des italienischen Belcanto genauso wie der typische Tonfall der Volksmusik seiner Heimat – dass diese Musik damals noch als „unfein“ galt, störte ihn nicht im mindesten. An der Musik seines Freundes Berlioz bewunderte er die farbenreiche Instrumentation und die Fähigkeit, ein Orchester zu schier unwiderstehlicher Klanggewalt zu führen. All dieses findet sich auch in der Ouvertüre zu seiner zweiten Oper Ruslan und Ludmila nach dem gleichnamigen Versepos von Puschkin, die dieses Symphoniekonzert temperamentvoll eröffnet. Mit Glinka und Berlioz gemeinsam hat Sofia Gubaidulina die Gabe, eine immense Vielfalt an Klangfarben aus dem Orchester hervorzaubern zu können, und wie bei ihren beiden Komponistenkollegen aus dem 19. Jahrhundert hat bei ihr die Musik fast immer einen außermusikalischen Bezug. Doch neben diesen Gemeinsamkeiten sind die Unterschiede ohrenfällig, nicht nur, weil dazwischen rund eineinhalb Jahrhunderte Musikgeschichte liegen. Statt extrovertiertem Gefühlsüberschwang introvertierte Spiritualität, könnte man zusammenfassen. „Ich bin überzeugt davon, dass die Kunst ihre Hauptwurzeln in der Religion hat. Das ist eine Dimension, die uns mit Vollkommenheit, mit absoluter Wahrheit verbindet“, sagt die Enkelin eines tatarischen Mullahs, die sich selbst zum Russisch-Orthodoxen Glauben bekennt. Musikalisch fühlt sie sich Bach und Webern am nächsten, aber auch die Freiheit der Improvisation spielt in ihrer Musik eine große Rolle, oft auch kreist ihre Musik um Zahlenverhältnisse und um die Faszination der Stille. All das findet man in ihrer gut halbstündigen Komposition Fachwerk, die 2009 entstand. Die Besonderheit dieses Architekturstils begeistert die bei Hamburg lebende Komponistin schon lange. Dabei sind die stützenden Holzbalken offen sichtbar und bilden verschiedene geometrische Muster, darunter z. B. auch das X-förmige Andreaskreuz, das Symbol für den Apostel Andreas, den Nationalheiligen Russlands. Zwischen den Formen der Stützbalken werden die einzelnen „Fächer“ beim Bau nach und nach mit Geflecht und Lehm aufgefüllt. Dieses Bauprinzip vollzieht Gubaidulina in ihrer Komposition nach und verweist darauf, dass auch in der Musik ohne eine sorgsam austarierte Ordnung kein Ganzes entstehen kann. Die Umsetzung dieser Architektur in Musik vertraut sie dabei dem Bajan an, einer Variante des Knopf-Akkordeons, die in Russland weit verbreitet ist. Der Bajan ist so konstruiert, dass Basslinien nicht nur akkordisch, sondern auch melodisch gespielt werden können. Dadurch erreicht er eine besondere klangliche Vielfalt, die den polyphonen Reichtum von Orgelwerken darstellbar macht, gleichzeitig aber, genau so wie bei Blasinstrumenten, durch die im Balg bewegliche Luft dem menschlichen Atem besonders nahe ist. Das Ende der Geschichte war schon im Märzprogramm mit den Nuits d’été von Berlioz Thema, nun soll aber der weitaus märchenhaftere Beginn im Mittelpunkt stehen, der heutzutage wohl ausreichend Stoff für die Yellow Press bieten würde. Im Jahr 1827 gastierte die irische Schauspielerin Harriet Smithson in Paris und löste eine allgemeine Shakespeare-Manie aus. Hector Berlioz war nach einem Besuch von Hamlet unsterblich in die Heroine verliebt und fasste den Entschluss, sie um jeden Preis für sich zu gewinnen, obwohl sie sich gar nicht kannten und Berlioz damals ein völlig unbekannter kleiner Student war. Aber Berlioz war keiner, der schnell aufgab. Der Plan zu einer monumentalen Symphonie entstand, die so viel Aufsehen erregen sollte, das es Smithson zu Ohren kommen musste. Und – tatsächlich – gegen eine Unmenge von Widrigkeiten setzte Berlioz diesen Plan in die Tat um und am 5. Dezember 1830 erlebte die Symphonie fantastique ihre Uraufführung. Ein solches Werk hatte die Welt noch nicht gehört. Zwar hatte es schon vorher Musik mit außermusikalischen Inhalten gegeben; vor allem Beethoven hatte hier mit seiner Pastorale Pionierarbeit geleistet. Trotzdem schuf Berlioz ein Werk, das radikal neue Wege beschritt und stilistisch bis in den Expressionismus voraus wies. Mit einem für damalige Verhältnisse riesigen Orchester mit vier Paukisten, zwei Harfen, Glocken und erstmals auch Bühnenmusik schuf er nie gehörte Klangfarben und entfesselte enorme Lautstärke. Neu ist auch, dass sich die musikalische Form dem außermusikalischen Programm unterordnet. Vorbei war es mit Beethovens „mehr Ausdruck der Empfindung statt Malerei“ – hier ist die Musik ganz klar im Dienst des Programms. Berlioz formulierte es detailliert aus und verlangte, dass der Text ans Publikum verteilt werde. Bevor er jeden der fünf Sätze einzeln beschreibt, fasst er zusammen: „Ein junger Musiker von krankhafter Empfindsamkeit und glühender Phantasie hat sich in einem Anfalle verliebter Verzweiflung mit Opium vergiftet. Zu schwach, den Tod herbeizuführen, versenkt ihn die narkotische Dosis in einen langen Schlaf, der von seltsamen Vision begleitet wird. In diesem Zustand geben sich seine Empfindungen, seine Gefühle und Erinnerungen durch musikalische Gedanken und Bilder in seinem kranken Gehirne kund. Die Geliebte selbst wird für ihn zur Melodie, gleichsam zu einer fixen Idee, die er überall wiederfindet, überall hört.“ Tatsächlich durchzieht die „Idee fixe“ als Leitmotiv die gesamte Symphonie, eine Technik, die Richard Wagner später in seinem Musikdramen vervollkommnete. Berlioz erreichte, was er wollte: ganz Paris sprach von diesem Konzert und er war mit einem Schlag berühmt. Nur eine hatte offenbar nichts von dem ganzen Tamtam mitbekommen: Harriet Smithson. Erst zwei Jahre später kam es zu einer ersten Begegnung und nun hatte Berlioz endlich Erfolg bei seiner „Idee fixe“ – bald darauf, im Oktober 1833 heirateten die beiden tatsächlich. Dass das Glück nicht von Dauer war und das Märchen schon ein Jahrzehnt später unglücklich endete, steht auf einem anderen Blatt. Kerstin Siepmann KLANGSPUREN SCHWAZ TIROLER FESTIVAL FÜR NEUE MUSIK. SOFIA GUBAIDULINA COMPOSER IN RESIDENCE. 07.09. – 23.09.2017 KLANGSPUREN 2017 stellt die tatarisch-russische Komponistin Sofia Gubaidulina, die große alte Dame der neuen Musik, in den Mittelpunkt – bei der Eröffnung mit dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, beim Klangspuren Academy Ensemble, bei CANTANDO Admont, Natalia Pschenitschnikova & Musicians und Ensemble Konstellation NOCH FRAGEN? ANY QUESTIONS? Fabrice Bollon Dirigent Geir Draugsvoll Bajanist Fabrice Bollon, GMD der Stadt Freiburg seit 2008, ist als Dirigent wie als Komponist sehr aktiv. Seine jüngstes Werk, ein Flötenkonzert, wurde gerade von Michala Petri auf CD eingespielt. 1994-1998 war er Chefdirigent des Symfonieorkest Vlaanderen und Stellv. GMD in Chemnitz von 1998 bis 2003. Er gastierte u. a. bei fast allen deutschen Rundfunkorchestern, in Berlin, Luxembourg, den Niederlanden, Italien, Frankreich oder Japan, darüber hinaus dirigierte er an renommierten Opernhäusern und bei den Salzburger Festspielen. In Freiburg leitete er zahlreiche Neuproduktionen, Aufsehen erregte er besonders mit dem Ring des Nibelungen und Lohengrin. Seine Diskographie enthält zahlreiche Werke aus Oper und Symphonik, darunter einer mehrfach ausgezeichnete Aufnahme der Freiburger Produktion von Francesca da Rimini von Zandonai. Bollon wurde als Dirigent des Jahres 2010 nominiert und erhielt, gemeinsam mit seinem Orchester, 2011.12 die Auszeichnung für das „Beste Konzertprogramm“. Nach anfänglichem Studium in seiner Geburtsstadt Paris wechselte Bollon nach Salzburg zu Gielen und Harnoncourt und bildete sich bei Georges Pretre fort. Mit Mauricio Kagel verband ihn eine jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft. Geir Draugsvoll ist einer der wichtigsten Musiker auf seinem Instrument, dem Bajan. Mit einem Repertoire, das von Bach, Mozart, Grieg bis zu zeitgenössischen Klassikern wie Gubaidulina, Berio und Piazzolla reicht, trat er in ganz Europa und auch in Asien auf. Dabei spielte er u. a. in St. Petersburg, Moskau, London, in Frankfurt, Luxemburg, Berlin und Hamburg, beim Lockenhaus Festival, dem Edinburgh Festival, dem Rheingau Festival und dem Bergen International Festival. Unter den Orchestern, mit denen er auftrat, sind das London Symphony Orchestra, das Mariinsky Orchestra, das Russian National Orchestra, das Netherlands Symphony Orchestra, die Kremerata Baltica, die Moscow Soloists, das Norwegian Radio Symphony Orchestra, die Staatskapelle Dresden und viele andere. Er stand bereits mit Valery Gergiev, Vasily Petrenko, David Geringas oder Yuri Bashmet auf der Bühne. Durch die Zusammenarbeit mit Komponisten ist er für viele Uraufführungen verantwortlich, so auch für Fachwerk, das Sofia Gubaidulina ihm widmete. Der gebürtige Norweger lebt inzwischen in Kopenhagen, wo er eine Professur für Bajan innehat. tiroler symphonieorchester innsbruck Konzertmeister Annedore Oberborbeck Martin Yavryan Toshio Oishi i. Violine Susanne Merth-Tomasi Elizabeth Gormley Huei Chiang Walter Enko Clemens Gahl Reinhard Koll Dusan Lazarevic Walter Maurer Sarah Riparbelli Francesca Sgobba N.N. Martin Köhler Schlagwerker Martin Köhler studierte in Frankfurt am Main Schlagwerk, war als Berufsmusiker in verschiedensten Orchestern und Ensembles tätig (SWF-Rundfunkorchester, Radiosinfonieorchester Frankfurt, Radiosinfonieorchester Stuttgart, Ensemble Modern), ehe ihn sein Weg Ende der 90er-Jahre nach Tirol führte. Seit 1999 ist er Schlagwerker und Pauker beim Tiroler Symphonieorchester Innsbruck. Neben der klassischen Musik gilt seine Leidenschaft aber immer schon dem Jazz und einem besonderen Schlaginstrument: den Steeldrums. 2012 erschien seine erste CD mit seinem Quartett unter dem Titel „Live at the Garden“. 2014 folgt sein Debüt als SteeldrumSolist beim Tiroler Symphonieorchester Innsbruck mit Stücken von Andy Narell und Abreu. 2015 wird seine Komposition „Jump Right in“ für Steeldrum und Streichorchester von der camerata vierundeinzig uraufgeführt. Seit 2004 unterrichtet er Schlagwerk an der der Musikschule Innsbruck, wo er auch ein Steeldrum-Orchester leitet. ii. Violine Agnieszka Kulowska Nilss Silkalns George Bogdan Butusina Po Ching Ho Andrej Jablokov Kristin Karpicke Kristiina Kostrokina Angela Lasota de Andres Caroline Müller Angelika Rétey viola Alexandre Chochlov Philip Nolte Christoph Peer Elzbieta Barszczewska Shinji Chihara Bernhard Ernst Hans-Martin Gehmacher Klemens Lins violoncello Michael Tomasi Lucia Tenan Hsing-Yi Maurer-Chen Erich Niederdorfer Peter Polzer Julian Walkner kontrabass Dragan Trajkovski Albrecht Lippmann Wolfgang Schneider Andreas Flemming trompete Heinz Weichselberger Markus Ettlinger Rupert Darnhofer Thomas Marksteiner posaune Craig Hansford Stefan Kühne Harald Brandt tuba Reinhard Gritsch flöte Anna Klie Lisa Batzer Andrea Rainer schlagwerk Robert Zorn Martin Köhler Robert Gmachl-Pammer oboe Konrad Zeller Florian Oberhofer Ning-Ching Zeller-Chen Timea Megyesi Harfe Magdalena Hoffmann klarinette Christian Hopfgartner Peter Rabl Werner Hangl Alexander Rainer Leiter des Orchesterbüros fagott Kerstin Siepmann Marcus Mann Daniele Muleri Nicolò Pallanch horn Kerem Ediz Tanja Schwarz-Heinrich Anthony Millner Balthasar Dietsche Nikolaus Walch Claudia Felicetti Sekretärin Orchesterbüro Martina Natter Leiterin Junges TSOI Manuel Mayr & Gerhard Wernhart Orchesterwarte Otto Hornek Orchesterinspizient Vorschau 8. Symphoniekonzert Donnerstag, 8. & Freitag, 9. Juni 2017 | 20 Uhr | Congress Innsbruck – Saal Tirol Tiroler Symphonieorchester Innsbruck Francesco Angelico Dirigent | Janina Baechle Alt Wiltener Sängerknaben | Damenchor und Extrachor des Tiroler Landestheaters | Kammerchor Collegium vocale | Vokalensemble Vocappella | JUKO-Jugendchor Innsbruck GUSTAV MAHLER Symphonie Nr. 3 d-Moll open air KONZERT Im rahmen der 23. Innsbrucker Promenadenkonzerte Montag, 3. Juli 2017 | 19.30 Uhr | Innenhof der Hofburg | Eintritt frei(willige Spenden!) Tiroler Symphonieorchester Innsbruck klassik sommernacht, die fünfte Saokwon Hong Dirigent | Peter Kostner Moderation Derzeit im GroSSen Haus des Tiroler Landestheaters NOSTRADAMUS Historien-Musical von Roger E. Boggasch & Johannes Reitmeier UN BALLO IN MASCHERA Oper von Giuseppe Verdi everyman A Rock Mystery von Günter Werno, Andy Kuntz & Stephan Lill ORPHÉE ET EURIDICE Ballettoper von Christoph Willibald Gluck Premiere am 20. Mai 2017 ÖFFNUNGSZEITEN KASSA Werktags Mo–Fr 10–19 Uhr | Sa 10–18.30 Uhr Telefon +43.512.52074.4 | [email protected] 8 symphoniekonzerte im abonnement ab 192 € ÖFFNUNGSZEITEN ABO-BÜRO Werktags Mo–Fr 10–16 Uhr | Telefon +43.512.52074.134 | [email protected]