Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M Foto: Monika Haas, Boutique-Hotel Stadthalle 04/2013 ZEITSCHRIFT VON KLIMABÜNDNIS ÖSTERREICH Klimawandel-Anpassung • • Klimaschutz als Vorsorge Champions League für Erneuerbare Energie Klimawandel & Biodiversität am Rio Negro ... S. ... S. 3 4 Anpassung als Selbstschutz Wir nutzen den Klimawandel als Chance Schutz vor steigenden Temperaturen ... S. 7 ... S. 13 2 klimaintro Im September hat das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) den ersten Teil seines neuen Berichts zum Klimawandel veröffentlicht. Nach mehrjähriger Arbeit von über 900 WissenschafterInnen werden alle Vorhersagen des letzten Berichtes von 2007 bestätigt und teilweise verschärft. Die Menschheit ist weiterhin auf dem Weg zu +4°C gegenüber der mittleren Durchschnittstemperatur vor der Industriellen Revolution. Auch der Anstieg des Meeresspiegels um 0,28 bis 0,98 Meter bis 2100 kommt rascher als zunächst prognostiziert. Ein großer Teil der Erwärmung wird irreversibel sein. Ab dem Zeitpunkt, wo wir annähernd Null-Emissionen erreichen, wird die Temperatur noch Jahrhunderte nahezu konstant auf diesem hohen Niveau bleiben. Das sind die Kernaussagen von Stefan Rahmstorf, Leiter des Potsdamer Institutes für Klimafolgenforschung – ich „folge“ ihm seit Neuestem auf Twitter. Das heißt, dass wir uns in Zukunft zusätzlich zum Klimaschutz verstärkt auch mit Klimawandelanpassung beschäftigen müssen. Das Klimabündnis Niederösterreich hat dazu ein vorbildliches und zukunftsweisendes Projekt im Mostviertel gestartet. Sieben engagierte BürgermeisterInnen nehmen mit ihren Gemeinden daran teil. Schon im ersten Jahr haben wir und sie gelernt: Wenn man sich mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt, dann wird die Notwendigkeit des tagtäglichen Klimaschutzes noch stärker bewusst. Die Erfahrungen, die wir im Mostviertel bereits gewonnen haben, werden wir in unsere tägliche Arbeit einfließen lassen. Damit auch alle anderen Gemeinden in Österreich von diesem Know-how profitieren können. Im nächsten Jahr setzen wir daher unseren Schwerpunkt im Bereich Bewusstseinsbildung zur Klimawandelanpassung. Wieder im Klimabündnis: Norbert Rainer kehrt an die Spitze von Klimabündnis OÖ zurück. Zudem vertritt er neben Petra Schön, Regionalstellenleiterin in NÖ, die Geschäftsführung von Klimabündnis Österreich. „Es freut mich sehr, nach einem spannenden, lehrreichen Jahr wieder die Leitung des tollen Teams von Klimabündnis Oberösterreich übernehmen zu dürfen. Die Unterstützung der österreichischen Geschäftsführung ist mir eine besondere Freude und Ehre“, so Norbert Rainer. Gemeinsam mit unseren Gemeinden, Betrieben und Bildungseinrichtungen werden wir auch 2014 mit großem Engagement dem Klimawandel begegnen. Betriebe: Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest, auf dass wir mit neuer Hoffnung und neuem Schwung ins nächste Jahr gehen! Ihr Neu im Klimabündnis: Seit Oktober ist Marion Kaar bei Klimabündnis Österreich in Wien für die Betreuung der Bildungseinrichtungen, Workshops und diverse Projekte zuständig. Sie ist auch Mitglied des Redaktionsteams. Martina Daim betreut seit Oktober das MobilitätsmanagementProjekt und die Klimameilenkampagne. Willkommen im Klimabündnis! • Gemeinden: Oberösterreich: St. Wolfgang i. Salzkammergut, Sonnberg i. Mühlkreis und Zwettl a.d. Rodl. Bildungseinrichtungen: • Burgenland: Zweisprachiger Hort Großwarasdorf, VS Mörbisch Niederösterreich: Kindergruppe Kleine Leonardos (Bad Fischau-Brunn und Lanzendorf), Privat-VS DaVinci am Gut, VS Traisen. Oberösterreich: VS Bad Wimsbach, BG/BRG Georg von Peuerbach Linz, HS Buchkirchen, HTL Vöcklabruck und NMS Neumarkt im Mühlkreis. Steiermark: GemeindeKindergarten Auersbach, Pfarrkindergarten Judenburg St. Nikolaus, Kindergarten Friedrichgasse (Graz), VS Pinggau, VS Rohrbach/Lafnitz. Wien: Evangelisches Tagesheim Gumpendorf und evangelische VS Gumpendorf. • • • • • • Niederösterreich: Landhotel Yspertal Oberösterreich: Bauhof, Brucknerhaus, Gemeindeamt, Kindergarten u. Volksschule (Kronstorf), Gemeindeamt, Kindergarten u. Volksschule (Kirchschlag), BFI Wels – Produktionsschule Wels, Gasthof Bayrischer Hof und Hotel Alexandra (Wels), emobil elektrofahrzeuge, Unser Bioladen (Dietach), Eco Ethically Correct Outfits, natürlich Baby e.U., Volkshilfe Bildungsakademie, Theater Phönix (alle Linz), fairleben (Allhaming), Fritzmobile (Weng im Innkreis), Katzen- und Kleintierpension (St. Florian), Mawasi – Natürlich faire Mode (Ottensheim), RAIKA Gunskirchen (Bachmanning, Offenhausen, Pennewang), Reinzeit (Neuhofen), Ringana (Katsdorf), Technologiezentrum Steiermark: Salzkammergut Gmunden (Gmunden). Donner Webprojekte (Vasoldsberg), Nationalpark Gesäuse GmbH (Weng im Gesäuse), Pfarre Graz-St. Veit, Pfarre Lieboch, Weitzer Parkett GmbH & Co KG (Weiz). • PETER MOLNAR Geschäftsführer Klimabündnis Österreich Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65/Top 9-10, A-1150 Wien,T:015815881, E:[email protected] • Redaktion:Emil Benesch, Brigitte Drabeck, Friedrich Hofer, Hannes Höller, Marion Kaar, Johann Kandler, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser, Sonja Wöhrenschimmel-Wahl • AutorInnen: Thomas Brose, Martina Daim, Thomas Kautnek, Andreas Kress, Klaus Minati, Nicole Olsacher, Georg Priesner • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Anita Zrounek • Druck: Druckhaus Schiner, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Desistar, aus 100% Altstoffen • Erscheinungsweise: viermal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2013 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich. gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“des Österreichischen Umweltzeichens Druckhaus Schiner Krems • UW 714 In Österreich haben sich alle Bundesländer, 958 Städte und Gemeinden, 818 Betriebe und 389 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen. Europaweit sind es 1.690 Gemeinden. Unser Titelfoto stammt von Monika Haas und zeigt das Boutiquehotel Stadthalle in Wien, das seit 2011 Klimabündnis-Betrieb ist. www.hotelstadthalle.at Das Foto von der ÖBB-Trasse in Wien auf der Rückseite stammt von Walter Stix und wurde zum Fotoweberb Wiens Fassadenbegrünungen der MA22 eingereicht. fassadengruen.wien.at/site/fotowettbewerb Fotos: Klimabündnis Oberösterreich, Stefanie Schabhüttl, Silja Daim Foto: Elisabeth Mondl DIE GEWISSHEIT Foto: Georg Priesner klimabündnis 3 SiegerInnen aus Österreich: (v.l.:) Umweltstadtrat Alexander Petznek (Bruck), Herbert Stava und GFin Karin Mottl (Energiepark Bruck), Alt-Bürgermeister Franz Wieser und Energiepionier Karl Totter (Mureck), GF Peter Molnar (Klimabündnis Österreich), Bürgermeisterin Ursula Puchebner (Amstetten), Gerhard Riegler (Stadtwerke Amstetten), Projektkoordinator Yannick Regnier aus Frankreich und Vize-Bürgermeister Bruno Fischer (Bruck). Champions League für Erneuerbare Energie Amstetten, Bruck an der Leitha und Mureck gewinnen bei europaweitem Wettbewerb 2013 in Kassel, Deutschland. W as im Fußball als Traum gilt, ist bei Gemeinden Realität: Mit Amstetten, Bruck an der Leitha (beide Niederösterreich) und Mureck (Steiermark) kommen drei von zwölf Preisträgern bei der 4. Champions League für Erneuerbare Energie aus Österreich. 2013 traten 10.000 Gemeinden und Regionen aus zwölf europäischen Ländern mit über 100 Millionen EinwohnerInnen in vier Kategorien an. Bewertet wurden neben Potenzial und installierter Kapazität erneuerbarer Energie pro EinwohnerIn auch Faktoren wie Bewusstseinsbildung, Einbindung der Bevölkerung, Klimaschutz-Leitbild und Energiestrategie. „Das Ergebnis zeigt, dass österreichische Klimabündnis-Gemeinden Vorreiter in Europa sind“, so Peter Molnar, Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich. Die Champions League für Erneuerbare Energie ist Teil des vom Klimabündnis koordinierten EUProjektes „100% RES Communities“ mit 13 Partnern aus zehn EU-Ländern. Kategorie 20.000-100.000 EW: 1. Platz Amstetten In Amstetten wurden seit dem Klimabündnis-Beitritt im Jahr 2000 über 50 Projekte umgesetzt. An einer 15 km langen Radstrecke finden sich fast alle erneuerbaren Energieträger, die derzeit technologisch und wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar sind. Neben dem seit 1900 bestehenden Wasserkraftwerk sind das u.a. ein Restwasserkraftwerk, ein Fernheizwerk, ein Blockheizkraftwerk, eine Biogas- und mehrere Photovoltaikanlagen sowie eine Anlage zur Abwasserwärmenutzung.„Wir wollen die Stadt zu einer ‚Smart City‘ ausbauen. Dazu wurden 2010 mit Politik, Verwaltung, Unternehmen und BürgerInnen eine Vision bis 2050 sowie ein Fahrplan bis 2020 ausgearbeitet“, so Bürgermeisterin Ursula Puchebner. Kategorie 5.000-20.000 EW: 1. Platz Bruck an der Leitha Mit der Gründung des Energieparks und dem Klimabündnis-Beitritt 1995 beschritt Bruck den Weg in Richtung erneuerbarer Energie und Energieautarkie. Zentrale Komponente dabei: die Partnerschaft der Gemeinde mit dem Energiepark Bruck. Beginnend mit einer Biomassefernwärmeanlage, dem ersten Windpark in der Region, einer Biogasanlage mit innovativer Gasreinigungsanlage bis hin zur Algenproduktion im Start-up Ecoduna wurde viel verwirklicht. Diesen Sommer folgte der nächste Baustein mit einer PV-Anlage auf Gemeindegebäuden. „Wir binden auch die Wissenschaft ein. Seit 2005 findet bei uns der internationale Universitätslehrgang ‚Renewable Energy in CEE‘ statt“, bekräftigt die Geschäftsführerin vom Energiepark Bruck, Karin Mottl. Kategorie bis 5.000 EW: 2. Platz Mureck Seit 1998 ist Mureck Klimabündnis-Gemeinde und die erste energieautonome Gemeinde Österreichs in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität. „1991 ging die Biodieselanlage in Betrieb, 1993 die Altspeiseölverwertung. 1998 folgte die HolzNahwärme, 2004 die Biogasanlage, 2010 die 1. Photovoltaikanlage, 2011 und 2012 die 2. und 3. Ausbaustufe und Ende 2012 die Eröffnung des Klimaschutz-Energiegewächshauses. In Planung sind Wind- und Wasserkraftanlagen“, listet Energiepionier Karl Totter die Klimaschutzprojekte in Mureck auf. Erfolgsfaktor schlechthin ist die Einbindung der gesamten Region. 500 LandwirtInnen liefern Raps für die Biodieselproduktion und 380 BürgerInnen haben sich an den Photovoltaikanlagen finanziell beteiligt. GEORG PRIESNER info! www.100-res-communities.eu Die europäischen Champions für Erneuerbare Energie 2013 ● Gemeinden bis 5.000 EinwohnerInnen 1. Wildpoldsried (Deutschland, 2.560 EW) 2. Mureck (Österreich, 1.600 EW) 3. St.-Julien Montdenis (Frankreich, 1.630 EW) ● Gemeinden mit 5.000 bis 20.000 EW 1. Bruck an der Leitha (Österreich, 7.660 EW) Saerbeck (Deutschland, 7.200 EW) 3. Comhairle nan Eilean Siar (Schottland, 26.000 EW) ● Städte mit 20.000 bis 100.000 EW 1. Amstetten (Österreich, 23.000 EW) 2. Wangen im Allgäu (Deutschland, 27.600 EW) 3. Mouscron (Belgien, 56.000 EW) ● Großstädte, Regionen ab 100.000 EW 1. Region Trier (Deutschland, 513.000 EW) 2. Perpignan Méditerranée (Frankreich, 257.000 EW) 3. Bergamo (Italien, 121.000 EW) Foto: Rodrigo Balèia/Greenpeace Foto: Stock.xchng / Riscos das Mudanças Climáticas no Brasil 4 Dürren wie jene 2010 wird es im Amazonasgebiet laut Klimamodellen häufiger geben – dadurch wird die Lebensgrundlage der indigenen Völker bedroht. Klimawandel-Anpassung in Amazonien L Oberer Rio Negro für hohe Biodiversität anerkannt Vier Gebiete in Brasilien, darunter zwei indigene Gebiete, wurden heuer im November vom Fachmagazin Science als extrem wertvoll für den Erhalt der Biodiversität eingeschätzt. Darunter fällt das Gebiet am Oberen Rio Negro, für das die Klimabündnis-PartnerInnen FOIRN – Dachverband der indigenen Völker am Rio Negro – seit 1998 die Landrechte halten. ExpertInnen untersuchten knapp 140 Gebiete weltweit. Basis bildete die „rote Liste“ der IUCN, die über 200.000 besonders gefährdete Arten umfasst. „Die anerkannten Gebiete können den Verlust der Biodiversität nur verringern, diesen aber nicht aufhalten“, so die ExpertInnen, die außerdem anregen, „dass diese Gebiete als Weltkulturerbe der UNESCO ausgewiesen werden sollten.“ Die genauen Auswirkungen des BiodiversitätsVerlustes sind nicht mit Sicherheit abzuschätzen. Fakt ist jedoch, dass uns eine große Vielfalt vor Krankheiten schützt und Ausgang für gesunde Nahrungsmittel ist. Die Zerstörung einer Art löst einen Dominoeffekt aus, der unkontrollierbar ist. BRIGITTE DRABECK www.oeco.com.br Foto: Gustavo Tosello, ISA aut Klimaforschung ist das Amazonasgebiet besonders vom Klimawandel betroffen. Die Prognosen von bis zu 6 °C durchschnittlichem Temperaturanstieg bis ins Jahr 2100 und einem Rückgang der Niederschlagsmenge von gut 30% machen die Folgen des Klimawandels für unsere PartnerInnen am Rio Negro viel dramatischer als für uns. Die Abholzung wirkt sich bereits jetzt spürbar auf den Wasserkreislauf aus. Da das Ökosystem Regenwald viel fragiler ist, als gedacht, wird ein Prozess der Savannisierung (Versteppung) von Teilen des Urwaldes in 30 bis 50 Jahren erwartet. Besonders betroffen war 2010 beispielsweise die Region am Fluss Xingu. Über ein Drittel des Regenwaldes in der Region ist bereits zerstört. Mehr als 2.200 Brandherde wurden innerhalb von nur drei Wintermonaten gezählt. Durch die allgemeine Trockenheit breiteten sich diese bis zu den Dörfern aus. Neben ökologischen Folgen wirkte sich dies auch auf die Gesundheit und auf die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung. In Folge der Überschwemmungen traten bakterielle Infektionen (Leptospirosen) gehäuft auf. Die Dürren wiederum ließen den Ertrag des Fischfangs auf ein Zehntel der gewöhnlichen Menge sinken. 85 % der Ressourcen entnehmen Völker, die mit hohem Naturbezug leben, aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Bei uns, wo Lebensmittel und Konsumgüter mit vielen In- und Exporten verbunden sind, sinkt dieser Wert auf 25 %. Domingos Barreto, früherer Präsident der FOIRN, und andere betonten bei ihren Besuchen in Österreich immer wieder: „Engagiert euch weiterhin für lokalen Klimaschutz und kommt eurer Verantwortung nach!“ BRIGITTE DRABECK info! www.klimabuendnis.at/regenwald Forderungen und Empfehlungen der FOIRN zur Klimawandel-Anpassung ● Dringend weitere indigene Gebiete im Rio Negro-Becken unter Schutz stellen ● Die Völker müssen ihre sozial-wirtschaftlichen, ökologischen und astronomischen Kalender anpassen ● Informationen und Diskussionen mit Gemeinden, Schulen und Vereinen ● Integration des Wissens der Indigenen in die Klimaforschung ● Zahlungen an Indigene für ihre ökologischen Dienstleistungen ● Mittel für die Anpassung auch für indigene Gemeinden ● Umsetzung von Klimaschutzprojekten der FOIRN ● Besondere Betreuung der am stärksten betroffenen Gebiete Hafen São Gabriel da Cachoeira am Rio Negro während der Dürre 2007. Das Versiegen der Verkehrsadern wird zum Versorgungsproblem. ● Aufbau meteorologischer Stationen und Wasserstands-Kontrollen Quellen: Manejo do Mundo; Studie zu Risiken des Klimawandels Mai 2011 von CCST, INPE und MOHC; O Globo Fotos: Österreichisches Rotes Kreuz Unübersehbare Folgen des Klimawandels auch nach der heurigen Katastrophe in Georgien: Schwemmaterial im Hochwasserabflussbereich. Klimaforum im Südkaukasus Eduard Trampusch vom Roten Kreuz über österreichisches Know-how in der Klimawandelanpassung. Das Rote Kreuz ist dafür bekannt, sich bei Katastrophen wie jetzt auf den Philippinen einzusetzen – warum beschäftigt Ihr euch mit Klimawandelanpassung? Der Klimawandel stellt eine ernsthafte Herausforderung für viele Länder dar. Durch rechtzeitige Anpassung könnten die Folgen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft eingedämmt werden. Osteuropa und der Südkaukasus sind von den Auswirkungen besonders betroffen. Umweltprobleme, ineffiziente Wirtschaftssysteme und veraltete Infrastruktur als Erbe der Sowjetzeit potenzieren die Klimarisiken in dieser Region. Deshalb hat das Österreichische Rote Kreuz gemeinsam mit dem WWF Anfang 2013 das „Klimaforum OST“ initiiert. NGOs, RotkreuzGesellschaften, Umweltorganisationen, private Unternehmen, Behörden und Forschungseinrichtungen arbeiten in Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau, Ukraine zusammen. nen zum Klimawandel ausgetauscht. Im Vordergrund stehen dabei Klimarisiko-Analysen und die Erkennung von Sektoren und Bevölkerungsgruppen, die besonders gefährdet sind. Mit den Gemeinden arbeiten wir an der Stärkung der lokalen Katastrophenmanagementstrukturen, stocken Vorsorgematerial auf, arbeiten Notfallpläne aus und halten Katastrophenschutzübungen sowie Erste-Hilfe-Trainings ab. Was wurde bis jetzt umgesetzt? Durch den täglichen Kontakt mit Menschen kennen wir die gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen. Wir haben uns in politische Entscheidungsprozesse eingebracht und Informatio- Was würdet Ihr einer Gemeinde raten? Bewusstsein schaffen, Trainings und Vernetzung sind wichtige Elemente, um Gemeinden möglichst fit für die Herausforderungen des Klimawandels zu machen. Regionale Workshops verbinden die Gemeinden, dabei kann Know-how im Gesundheitsbereich, im Katastrophen- und Umweltschutz ausgetauscht werden. Vor allem ist aber wichtig, lokal vorhandene Ressourcen auf allen Ebenen zu nutzen, damit notwendige Maßnahmen auch nachhaltig umgesetzt werden können. Zur Person Eduard Trampusch ist Teamleiter in der internationalen Zusammenarbeit des Österreichischen Roten Kreuzes. Der Kärntner leitet seit mehr als einem Jahrzehnt Gemeindeprojekte am Balkan und in Osteuropa. Info! www.roteskreuz.at Gibt es bei uns Parallelen im Bereich Gesundheit, bedingt durch die Klimaänderungen? Schwere Regenfälle, Überflutungen, Kälte- und Hitzewellen, Hochwasser und Schneechaos betreffen die Gesundheit der Menschen im Südkaukasus ebenso wie in Österreich. Kurze und prägnante Informationen werden erarbeitet, wie Haushalte sich für Notfälle rüsten können. Genauso machen wir es auch in Österreich. BRIGITTE DRABECK André Baniwa, Almerinda R. de Lima und Ana Paula Menezes von der FOIRN bei den Protesten in Brasília Anfang Oktober. Aktuelles vom Rio Negro Indigene Proteste • Anfang Oktober forderten 1.500 Indigene, darunter auch die Präsidentin der FOIRN, Almerinda R. de Lima, in Brasília von der Regierung die Beibehaltung und Umsetzung der Verfassung von 1988. Anlass waren Änderungsanträge parlamentarischer VertreterInnen aus dem Agrar- und Bergbausektor, um die Entscheidungskompetenz über indigene Gebiete von der Regierung in den Nationalrat zu verlegen. Dort verdankt die Mehrheit der Abgeordneten und SenatorInnen ihre Wahl großen Unternehmen und daher befürchten die Indigenen, dass die Anerkennung ihrer Rechte und Gebiete ausgehöhlt werden könnte. „Die Verfassung definiert Brasilien als multiethnisches Land und garantiert den indigenen UreinwohnerInnen das Recht auf ihre Sprache, Kultur und ihr traditionelles Territorium“, so Alme-rinda. „Mit der solidarischen Unterstützung aus dem In- und Ausland gelang es, die Anträge auf Eis zu legen und eine Überprüfung einzuleiten, aber wir müssen wachsam bleiben.“ Indigene Kultur • Mit einer Buchpräsentation zeigten FOIRN und ISA Ende November in Barcelos nach vierjähriger Forschungsarbeit den Reichtum und die Komplexität des Lebens der indigenen Gemeinschaften sowie deren Umgang mit der Natur. „Dank der großen Menge sozialer und ökologischer Daten der Region haben wir eine Grundlage für die Planung und Definition von Schutzgebieten sowie für ein nachhaltiges Nutzungskonzept vorhandener Ressourcen geschaffen,“ zeigt sich Camila Barra vom ISA zufrieden, „auf dieser Basis können wir mit den Behörden gut verhandeln.“ Das Buch wird in allen Schulen der Region verwendet werden und auch in touristischen Einrichtungen aufliegen. JOHANN KANDLER foirn.org.br und www.socioambiental.org 6 klimabündnis klim m abündniss Repowermap: So wird die Energiewende sichtbar Innovative Energie- und Mobilitätstechnologien finden Im Auftrag des Klima- und Energiefonds hat das Klimabündnis gemeinsam mit den Partnern akaryon, ÖGUT und Österreichische Energieagentur im Rahmen des Projekts KomKlimA einen Klimaschutz-Aktionsplan erarbeitet. Ergebnis ist ein 166 Technologien umfassender Technologiekatalog, der EntscheidungsträgerInnen in Gemeinden und Regionen sowie Beratungsorganisationen die Möglichkeit bietet, einfach und schnell innovativste und für die jeweilige Gemeinde bestens geeignete Energie- und Mobilitätstechnologien zu finden. Der KomKlimA-Technologiekatalog bietet Unterstützung bei der Ideenfindung bis hin zu den ersten Schritten Richtung Umsetzung sowie Best-Practice-Beispiele. THOMAS KAUTNEK www.komklima.at Georg Priesner (Klimabündnis) im Gespräch mit Umweltreferent Helfried Kreiter (Judenburg) über den Bürgermeisterkonvent beim kommunalen Klimaschutzlehrgang in Mooslandl. Konvent Club Österreich Erfahrungsaustausch und Vernetzung für UnterzeichnerInnen des Konvents der Bürgermeister. A Großer Erfolg in Europa – Potential in Österreich Klimabündnis koordiniert Konvent Club in Österreich info! www.klimabuendnis.at/netcom nfang Oktober trafen sich GemeindevertreterInnen aus zwölf europäischen Ländern in Brüssel, um über Erfahrungen mit der Umsetzung des Bürgermeisterkonvents zu diskutieren. Anlass war der Abschluss des EU-Projekts NETCOM, dessen Ziel es war, die UnterzeichnerInnen des Bürgermeisterkonvents in nationalen Konvent Clubs zu vernetzen. Österreich war mit Michael Sattler (Stadt Wien) und Franz Bachmann (Stadtgemeinde Judenburg) bei diesem Treffen vertreten – Stadtrat Bachmann vertrat in offizieller Mission die Anliegen der österreichischen Konvent-Gemeinden auch im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Das Klimabündnis ist seit 2011 Unterstützer des Konvents der Bürgermeister und steht Österreichs Städten und Gemeinden bei Beitritt und Umsetzung der Ziele zur Seite. Im Rahmen des ebenfalls 2011 gegründeten Konvent Clubs organisiert das Klimabündnis Erfahrungsaustausch- und Vernetzungstreffen für die österreichischen UnterzeichnerInnen des Konvents. Darüber hinaus ist das Klimabündnis Anlaufstelle für alle Fragen und Anliegen zum Konvent der Bürgermeister. Seit dem Start 2008 haben sich europaweit mehr als 5.000 Städte und Gemeinden der Initiative für mehr Klimaschutz angeschlossen: UnterzeichnerInnen verpflichten sich, die EU 20-20-20 Ziel zu erfüllen: 20 % weniger CO2-Emissionen, 20 % mehr Energieeffizienz und 2 % mehr erneuerbare Energien bis 2020. In einem Aktionsplan für Nachhaltige Energie (SEAP) formulieren Städte und Gemeinden Maßnahmen, mit denen sie die Ziele erreichen wollen. In Österreich hält sich der Ansturm in Grenzen: 23 Gemeinden haben sich bisher der Initiative angeschlossen. FRIEDRICH HOFER Fotos: Natalie Weiss (Klimabündnis), Energie Cities Betriebe, Gemeinden, Bildungseinrichtungen und private Haushalte, die klimafreundliche Energie nutzen – alle werden dank der Repowermap nun sichtbar. Auf dieser Landkarte kann jede/r die eigene Anlage eintragen und Teil eines großen Netzwerkes zur Energiewende werden. Die virtuelle Landkarte verweist zur Zeit europaweit auf mehr als 25.000 Projekte – in Österreich sind es übrigens stolze 1.600. Das Klimabündnis koordiniert dieses EU-Projekt in Österreich. Die Idee, mit Beispielen von nebenan Menschen für erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu begeistern, ist Kernstück des Projekts. Mitmachen kann jede/r, die/der eine Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energie errichtet oder energieeffizient baut. „Die Energiewende hilft, unser Klima zu stabilisieren. Und jede Anlage in der Repowermap macht dieses Ziel greifbarer“, so Norbert Rainer, Regionalstellenleiter von Klimabündnis OÖ. Die Vorteile dieser Karte liegen auf der Hand. Wer an klimafreundlicher Energie interessiert ist – für Betrieb oder Eigenheim – kann sich einfach in der Repowermap informieren. Die hohe Beteiligung spricht für sich – trotzdem will das Projekt noch weiter wachsen. Projektleiterin Rocinela Ortiz Castillo lädt „alle Engagierten ein, auch ihre Beispiele einzutragen und an einer flächendeckenden positiven Neugestaltung der Energielandschaft Europas mitzuarbeiten.“ SONJA WÖHRENSCHIMMEL-WAHL www.repowermap.org www.eumayors.eu Stadtrat Bachmann als Vertreter Österreichs bei der Podiumsdiskussion in Brüssel. klimakommunal 7 Sieben BürgermeisterInnen im Mostviertel machen ihre Gemeinden fit für die Klimazukunft: Martin Ploderer (Lunz am See), Renate Gruber (Gaming), Franz Größbacher (Frankenfels), Christine Dünwald (Scheibbs), Anton Gonaus (Kirchberg/Pielach), Martin Leonhardsberger (Mank), Rainer Handlfinger (Ober-Grafendorf, v.l.). Wir nutzen den Klimawandel als Chance Foto: Klimabündnis Niederösterreich Wie sich zwei Klimabündnis-Gemeinden in Niederösterreich und Oberösterreich und auf die Zukunft vorbereiten. M it Klimawandelanpassung können noch wenige Gemeinden in Österreich etwas anfangen. Aber das wird sich ändern müssen – davon ist die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb überzeugt: „Selbst wenn wir sofort damit aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre einzubringen, wird die Temperatur weiter steigen, denn der Bremsweg des Systems ist lang. Es ist notwendig, sich der Veränderung anzupassen und ihr gleichzeitig entgegenzuwirken. Die Veränderung des Klimas ist aber auch eine große Chance, anderes mit zu verändern.“ Bürgermeister Handlfinger (Ober-Grafendorf/NÖ) und Umweltstadtrat Heinisch (Enns/OÖ) stellen ihre Projekte zur Klimawandelanpassung vor (siehe Infobox). Ober-Grafendorf (NÖ): Ernährungssouveränität und Bodenschutz Foto: Werner Jäger Bürgermeister Rainer Handlfinger Wie bereitet sich Ihre Gemeinde auf den Klimawandel vor? Die Landwirtschaft in unserer Gemeinde ist schon heute von den KlimawandelFolgen stark betroffen. Kritisch ist zum Beispiel die zunehmende Bodenerosion. Deshalb war es auch naheliegend, dass wir uns im Projekt „Wandelbares Mostviertel. Fit in die Klimazukunft“ nach dem ersten dreistündigen Workshop auf die Themen Ernährungssouveränität und Bodenschutz festgelegt haben. Wertvolle Anregungen brachte unserem Kernteam im zweiten Workshop die burgenländische Biobäuerin Irmi Salzer von der Via Campesina. Im nächsten Schritt haben wir die für uns passenden Maßnahmen erarbeitet, einen Projektfahrplan erstellt und Verantwortlichkeiten definiert. Unsere Pläne bis Ende 2014: Ein Pilotprojekt zum Erosionsschutz läuft bereits – im Bäckergraben haben wir einen Grünstreifen eingerichtet. Zudem bauen wir Auffangbecken, richten Versickerungsflächen ein und schütten Äcker auf. Das alles passiert in Kooperation mit unseren LandwirtInnen und der Bezirksbauernkammer. Gemeinsam mit der Uni- Zu den Projekten versität für Bodenkultur läuft zudem das Forschungsprojekt „ökologische Straße“. Wir gehen auch stark in die Bewusstseinsbildung. Beim traditionellen Dirndlkirtag haben wir Saatgut unter dem Titel „man erntet, was man sät“ verteilt. Außerdem planen wir, alle essbaren Produkte auf Gemeindegrund in ein Kataster einzutragen, wir werden Selbsternteflächen einrichten, Volkshochschulkurse und Vorträge zu Hochbeeten und Permakultur bieten, Kräuterwanderungen durchführen und auch einen Lehrpfad zur Klimawandelanpassung einrichten. Welche Chancen ergeben sich daraus für Ihre Gemeinde? Klimawandel-Anpassung bedeutet für uns in erster Line Bodenschutz und Sicherung lokaler landwirtschaftlicher Ressourcen. Regional erzeugte Lebensmittel Mit gutem Beispiel in der Klimawandel-Anpassung gehen Ober-Grafendorf in Niederösterreich und Enns in Oberösterreich voran. Ober-Grafendorf nimmt etwa am EU-Projekt „C3-Alps“ zum Thema Klimawandelanpassung teil. Seit einem Jahr betreut Klimabündnis Niederösterreich im Auftrag des Landes NÖ unter dem Titel „Wandelbares Mostviertel. Fit in die Klimazukunft“ insgesamt sieben Gemeinden. „Im ersten Schritt haben wir den Gemeinden gezeigt, was auf sie zukommt und worauf sie aufbauen können. Dazu zählt wissenschaftliches Know-how genauso wie lokales Wissen, das wir einfließen lassen. Danach hat sich jede Fortsetzung Seite 8 Gemeinde einen Schwerpunkt gesucht. Gemeinsam erarbeiten wir jetzt lokale Lösungsansätze“, so Petra Schön vom Klimabündnis Niederösterreich. Die Stadt Enns beschäftigt sich derzeit verstärkt mit Hochwasserschutz. Aufgrund der exponierten Lage am Zusammenfluss von Enns und Donau sind regelmäßig zahlreiche Häuser überflutet. Um für die Flüsse nötige Retentionsflächen zu schaffen, werden die BewohnerInnen in kritischen Gebieten abgesiedelt. Darüber hinaus wird in der Stadt Enns, der ersten „Città Slow“ in Österreich, der Bodenschutz groß geschrieben. www.c3alps.eu 8 Ein E-Bike für die OÖ-Gewinner-Gemeinde der Mobilitätswoche-Aktionen 2013. Sanft mobil in Oberösterreich • Im Rah- www.energie.ktn.gv.at www.klimabuendnis.at/oberoesterreich men der Mobilitätswoche wurden heuer erstmals vier Gemeinden mit den besten Aktionen von Landesrat Entholzer und Klimabündnis OÖ ausgezeichnet. „Wir möchten uns bei allen Gemeinden, die in ihrem Ort umweltfreundliche und gesunde Mobilität fördern, herzlich bedanken“, so Norbert Rainer von Klimabündnis OÖ. Der autofreie Stadtplatz in Schärding gewann vor dem „fairkehrten“ Fest in Gallneukirchen, „gemma geMma“ in Weibern und gratis ERadeln in Braunau. Die Gewinnergemeinde Schärding erhielt ein E-Bike als Hauptpreis, gesponsert von der Energie AG OÖ. S.W.-W. Solide Beteiligung • Erneuerbare Energien sind als Anlage- Solarthermie-Anlage beim Wasserwerk Andritz (Graz). form ein beliebtes Thema. Mit SOLID Invest treibt der Klimabündnis-Betrieb SOLID die Energiewende in BürgerInnen-Hand voran. Damit soll die Verbreitung thermischer Groß-Solaranlagen mit Contractingmodellen erhöht und Interessierten ein nachhaltiges Investment mit einer Verzinsung von 4,5 % angeboten werden. Durch dieses neue, äußerst attraktive Beteiligungsmodell werden umweltbewusste GeldgeberInnen aktiv in den Unternehmenserfolg mit eingebunden, damit die Realisierung neuer Solar-Projekte forciert werden kann. SOLID ist ein KlimabündnisBetrieb der ersten Stunde mit Sitz in Graz. N.O. www.solid.at Weissensee-Preise • Der Naturpark Weissensee mit der gleichnamigen KlimabündnisGemeinde wurde vom Verband der Naturparke Österreichs zum Naturpark des Jahres 2014 gewählt. Überreicht wird die Urkunde erst anlässlich des „Autofreien Naturpark-Festes“ am 21. September 2014. Für die Bemühungen um naturnahen Tourismus und sanfte Mobilität ist die Region bekannt – im heurigen Herbst gab‘s dafür den VCÖ-Mobilitätspreis. A.S. SoliPower • Mit diesem Namen wirbt ein Damenmodelabel aus Eferding (OÖ) für ein Projekt in Kathmandu (Nepal). Der KlimabündnisBetrieb achtet bei der Partner-Schneiderei auf Fairness und Klimaverträglichkeit in der gesamten Produktionskette und will ein Diesel-Aggregat, das die häufigen Stromausfälle überbrückt, durch eine PV-Anlage ersetzen. Neben den Kosten für Biobaumwolle und faire Löhnen bleibt zu wenig, um das Projekt rasch umzusetzen. A.S. www.klimabuendnis.at/kaernten www.fairytale-fashion.at Fortsetzung von Seite 7 und die Rückbesinnung auf essbare Wildpflanzen sind nicht nur ein Beitrag zur Versorgungssicherheit, sondern auch klimafreundlich. Bei den geplanten und bereits laufenden Projekten beziehen wir vor allem unsere LandwirtInnen sowie über die Bildungseinrichtungen auch unsere Kinder und Jugendlichen ein. Das stärkt langfristig einerseits den Zusammenhalt in der Gemeinde, andererseits besinnen wir uns aber auch wieder darauf, wie viele Naturschätze wir in der direkten Umgebung haben. Alles, was wir als Gemeinde jetzt schon in die Wege leiten, wird uns langfristig einerseits den Klimawandel erträglicher machen und uns andererseits auch Ressourcen und Geld sparen. Foto: Klimabündnis Niederösterreich Energie-Masterplan Kärnten • Ende Oktober begann für 200 ExpertInnen in elf Gruppen die Arbeit am Energie-Masterplan Kärnten, der das Bundesland im Süden im Bereich Wärme und Strom bis 2025 unabhängig von fossilen und atomaren Energieträgern machen soll. Im Verkehrsbereich will man das bis 2035 erreichen. Zu dem umfassenden und ambitionierten Paket für eine Kärntner Energiewende bekannte sich die Kärntner Landespolitk mit einstimmigen Beschlüssen. Im nächsten Schritt geht es neben der Einbindung von Initiativen und NGOs um eine breite BürgerInnenbeteiligung. A.S. Fotos: Grüne Kärnten, Land OÖ/Binder, zepp-cam.at/Graz, a.strasser, fairytale-fashion klimatelegramm: News aus Ländern und Gemeinden Klimaschutz mit regionalen Schätzen: Ober-Grafendorf setzt auf die Dirndln. Enns (OÖ): Hochwasserschutz und Città Slow Umweltstadtrat Wolfgang Heinisch Wie bereitet sich Ihre Gemeinde auf den Klimawandel vor? In Enns ist momentan der Hochwasserschutz ein großes Thema. Aufgrund der exponierten Lage am Zusammenfluss von Enns und Donau sind regelmäßig zahlreiche Häuser – ja sogar ganze Ortschaften – überflutet. Bereits vor dem Juni-Hochwasser 2013 wurde etwa ein Fünftel der Gemeindefläche (7 von 33 m2) als sogenannte Aussiedlungszone gewidmet, als Zone, in der keine weiteren Bauten erlaubt sind. Zwölf konkrete Absiedlungen sind vertraglich fixiert und teilweise umgesetzt – die Häuser werden abgerissen. Der gewonnene Raum steht wieder als Retentionsraum zur Verfügung. In der Ortschaft Enghagen laufen zurzeit Untersuchungen, ob ein technischer Schutz zielführend umgesetzt werden kann oder auch hier für Foto: Gemeinde Enns Auftakt in Kärnten: LR Holub mit PV-Modul. Rechts Christian Finger vom Klimabündnis. klimakommunal Hochwasser 2013 in Enghagen. Mögliche Absiedlungen bedeuten einen gravierenden Einschnitt in die Lebensgewohnheiten und das soziale Gefüge der Betroffenen. Foto: Günther Buschbeck die über 30 Objekte ein Absiedlungsangebot erstellt wird. Im Mittellauf der Donau sind technische Maßnahmen aufgrund der enormen Wassermassen (zuletzt fast 10.000 Kubikmeter pro Sekunde) sehr aufwändig und teuer sowie eingeschränkt auf eine berechnete theoretische Sicherheit. Am nachhaltigsten scheint deshalb das Freimachen der Abflussräume. Was wir bei unseren Überlegungen mit berücksichtigen, ist die menschliche Komponente. So handelt es sich bei den betroffenen Siedlungen zum Teil um jahrhundertealte Standorte und Absiedlungen bedeuten immer einen gravierenden Einschnitt in die Lebens- gewohnheiten und das soziale Gefüge der Betroffenen. Ein weiteres wichtiges Arbeitsgebiet ist der Bodenschutz. Enns nimmt bei der Anwendung der Bodenfunktionskarten als Basis für regionale Raumordnungsentscheidungen eine Vorreiterrolle ein. Die Bodenbündnis-Gemeinde Enns war nach Thalheim die zweite Gemeinde in OÖ, die sich an diesem Projekt aktiv beteiligte. Mit diesem Instrument ist es uns auf einen Blick möglich, unterschiedliche Bodenfunktionen, wie etwa die Bodenfruchtbarkeit oder die Wasseraufnahmefähigkeit, vergleichend zu bewerten und als wichtige Zukunftsressource zu bewahren. 9 Welche Chancen ergeben sich daraus für Ihre Gemeinde? Enns ist seit 2007 als erste „Città Slow“Stadt Österreichs zertifiziert. Umweltschutz und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen werden dabei groß geschrieben. Unter dem Motto „genussvoll anders“ soll ein bewusster Lebensstil vermittelt werden. Sanfte Mobilität spielt hier ebenso eine wichtige Rolle wie die Produktion und Verwertung regionaler Lebensmittel von hoher Qualität – und das Ganze kann auch noch Spaß machen, gesund sein und als sinnvoll erkannt werden. Ein nachhaltiger Lebensstil ist nicht zwangsläufig mit einer Einbuße von Lebensqualität verbunden sondern – im Gegenteil – mit einer Verbesserung. HANNES HÖLLER SONJA WÖHRENSCHIMMEL-WAHL Info! www.enns.at www.klimabuendnis.at/ wandelbares.mostviertel Klima-Porträt Ulla Wittmann Klimabündnis Niederösterreich Fotos: Gerald Lechner, Hannes Höller ... absolvierte die HLA für Mode- und Bekleidungstechnik in Mödling und studierte Landschaftsplanung und Landschaftspflege an der Universität für Bodenkultur in Wien. Danach war sie u.a. für Südwind und die Umweltberatung Wien als Beraterin für Klima-und Umweltschutz tätig. Seit 2008 ist sie bei Klimabündnis Niederösterreich für die Gemeinde- und Projektbetreuung zuständig und leitet das Klimawandelanpassungsprojekt „C3-Alps“ im Auftrag des Landes Niederösterreich. Was ist bei der Klimawandelanpassung wichtig? Trotz intensiven Klimaschutzes können wir den Klimawandel nicht umkehren. Wir müssen ihn auf ein erträgliches Ausmaß beschränken, um die Folgen zu beherrschen. Extreme Wetterereignisse zeigen uns: Es braucht kleinere Strukturen, mehr Vielfalt, dezentrale Versorgung und soziale Netzwerke, um für Krisenzeiten vorzusorgen. Schaffen wir das überhaupt? Gibt es Erfolge? Wir müssen neue Wege denken und unsere Gewohnheiten ändern, um zukunftsfähige Lösungen zu finden. Eine Rückbesinnung auf altes, zum Teil vergessenes Wissen kann dabei hilfreich sein. Eine rechtzeitige Änderung unserer Denkmuster bietet viele Chancen und letztendlich eine Steigerung unserer Lebensqualität. Genau das passiert in den Mostviertler Pilotgemeinden im „C3-Alps“-Projekt: zukunftsfähige Gemeindeentwicklung. Mich freut es sehr, Teil dieses Prozesses zu sein. Ulla Wittmann (links) bei der Mid-Term-Konferenz C3-Alps „Wandelbares Mostviertel. Fit in die Klimazukunft“. Wie hältst du es mit Umwelt- und Klimaschutz, mit der Anpassung? Ich besitze kein Auto, erledige meine Wege fast immer mit Öffis, dem Fahrrad oder zu Fuß. Meinen Balkon nutze ich für Gemüseund Kräuteranbau, den Rest kaufe ich bio, saisonal, regional bzw. fair gehandelt, wenn möglich direkt von den ProduzentInnen. Die neueste Mode schafft es selten in meinen Kleiderschrank – ich bevorzuge Selbermachen, Reparieren oder Second-Hand-Textilien. Das Tauschen von handwerklichen Talenten ist ein Schritt zur Unabhängigkeit und stärkt den sozialen Zusammenhalt. A.S. kontakt! [email protected] www.klimabuendnis.at/wandelbares.mostviertel 10 klimabündnis Wasser verbindet: Schulprojekt Pinkafeld – Lomé Port (Togo) als ideales Beispiel für gelungene Zusammenarbeit im „UN-Jahr der Wasserkooperation 2013“. Wasser für Gymnasium in Togo Foto: HTL Pinkafeld Schul-Projekt der HTL Pinkafeld ermöglicht Wasserversorgung für das Lycée de Lomé Port. E in Schüler-Lehrer-Team der HTL Pinkafeld plante und errichtete gemeinsam mit Schülern des Lycée de Lomé Port in Togo, Westafrika, eine neue Wasserversorgungsanlage für die dortige Schule. In einem weiteren Schritt sollen auch die sanitären Anlagen erneuert werden. Den Anstoß zu diesem engagierten Schulprojekt gab der Besuch des Vizerektors des Lycée de Lomé im Frühjahr 2012 an der HTL Pinkafeld. Er berichtete über seine Schule, die von 3.000 SchülerInnen in Klassen mit bis zu 135 Kindern und Jugendlichen besucht wird. Ein zentrales Problem am Schulstandort war bis dato die unzureichende Wasserversorgung. Wasser aus dem Ziehbrunnen stand nicht in ausreichender Menge zur Verfügung und war mit Bakterien, Nitrat und Nitrit belastet. Wesentliches Ziel war daher eine autarke hygienische Trink- und Brauchwasserversorgung am Schulstandort. Nachhaltige Zusammenarbeit Das Konzept für dieses nachhaltige Vorhaben erarbeiteten Schüler der Abteilungen Bau- und Gebäudetechnik im Rahmen ihrer Diplomarbeiten. Mit fachmännischer und tatkräftiger Unterstützung der beiden HTL-Lehrer Wolfgang Leeb und Ulrich Spener konnte die erste Projektpahse verwirklicht werden. Im August dieses Jahres reiste das Projekt-Team nach Togo und errichtete, unterstützt durch ca. 30 Schüler vor Ort, neben einem neuen Brunnen auch einen sechs Meter hohen Wasserturm aus Holz und installierte eine Wasserdesinfektionsanlage. Trotz einiger Schwierigkeiten gelang es, diese aufwendigen Arbeiten in knapp zwei Wochen erfolgreich umzusetzen. Ulrich Spener ist stolz auf seine Schüler, die auf dieser Reise unvergessliche Erfahrungen fürs Leben sammeln konnten: „Eine unbeschreibliche Leistung aller Beteiligten, die zeigt, was man mit einem ambitionierten Team alles erreichen kann.“ Bereits in den Weihnachtsferien 2013 soll mit der Errichtung eines neuen Sanitärhauses der nächste Schritt umgesetzt werden. MARION KAAR Info! www.klimabuendnis.at/schulen www.htlpinkafeld.at HTL Pinkafeld Meierhofplatz 1, 7423 Pinkafeld Mitglied seit: 2009 Ansprechpersonen: Wolfgang Leeb & Ulrich Spener Spendenmöglichkeit: Österreichischer Entwicklungshilfe Klub, Kontonummer: 310 054 051 50 BLZ 20111 Verwendungszweck: Projekt Nummer 2775 Kinder europaweit fürs Klima unterwegs Helmut Hojesky (Lebensministerium) freut sich mit polnischen SchülerInnen über 864.736 österreichische Klimameilen, die bei der Weltklimakonferenz in Warschau übergeben wurden. Mitte November überreichte Thomas Brose, Geschäftsführer von Klima-Bündnis Europa, gemeinsam mit polnischen SchülerInnen die in ganz Europa gesammelten Klimameilen an Christiana Figueres, Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats. Insgesamt haben mehr als 160.000 Kinder und Jugendliche aus 13 Ländern 2.177.902 Wege klimafreundlich zurückgelegt. Österreich war durch Helmut Hojesky, Leiter der Abteilung Immissions- und Klimaschutz im österreichischen Lebensministerium, vertreten. Die Anwesenden zeigten sich beeindruckt vom Engagement der Kinder sowie von deren Ideen und Forderungen, die auf Plakaten mit „Wunschfüßen“ dokumentiert waren. Jedes Jahr sammeln Kinder und Jugendliche aus ganz Europa klimafreundlich zurückgelegte Wege. Österreichische Kindergärten und Schulen waren 2013 besonders fleißig. Sie tauschten das Elterntaxi gegen Fahrrad, Roller, öffentliche Verkehrsmittel oder sie gingen ganz einfach zu Fuß. 25.800 Kindergartenkinder und SchülerInnen aus 240 Bildungseinrichtungen haben europaweit die meisten Klimameilen gesammelt: Insgesamt 864.736 – ein besonderer Erfolg, der nur möglich war, weil sich viele gemeinsam auf den Weg gemacht haben! MARTINA DAIM www.klimabuendnis.at/klimameilen Foto: Klima-Bündnis / Aliianza del Clima e.V. Das Endergebnis der Klimameilen-Kampagne 2013 klimabetriebe Die drei Freistädter „Geschäftsführer der Sonne“: Simon Klambauer, Norbert Miesenberger und Martin Fleischanderl mit einem Photovoltaik-Paneel. Fotos: Helios Helios – mit Sonnenkraft voraus Name: Helios GesmbH Bundesland: Oberösterreich Standort: Freistadt • Gründung: 2012 Klimabündnis-Betrieb: seit 2013 Helios ist altgriechisch und bedeutet „Sonne“. Die wurde in Freistadt Basis eines Unternehmens. lage von 6.000 Euro finanziert, was einem Volumen von 3 Mio. Euro entspricht. Neben diesen Anlagen in BürgerInnenbeteiligung wurden von Helios weitere 70 für Unternehmen und Privatpersonen errichtet. D Gesund wachsen und den Klimaschutz fördern ie Sonne ist in den vergangenen Jahren in Freistadt zur Basis eines Betriebs geworden, der das größte dezentrale Photovoltaik-Kraftwerk Österreichs errichtet. Finanziert wurde es durch die Beteiligung von BürgerInnen. Die Anfänge des 2012 gegründeten Unternehmens liegen im Verein der Klima- und Energiemodellregion Bezirk Freistadt. „Da haben wir jahrelang wichtige Bewusstseinsarbeit geleistet, darüber geredet, dass es möglich ist, auf umweltfreundliche Technologien umzusteigen. Irgendwann kam der Punkt, wo wir unser Wissen in Aktionen umsetzen wollten. So schufen wir die Basis für unser Unternehmen“, erzählt Norbert Miesenberger, einer der Geschäftsführer von HELIOS. Heute errichtet und betreibt der Betrieb PV-Anlagen auf geeigneten Dachflächen im Bezirk Freistadt und darüber hinaus. In zwei Projektphasen – die zweite hat aktuell begonnen – werden insgesamt 4,7 MWp an Sonnenstromleistung installiert. Auch jene, die über keine geeigneten Dachflächen verfügen, können sich an Anlagen beteiligen: „Wer sich Sonnen-Bausteine kauft, investiert sinnvoll.“ Man kann zwischen zwei Laufzeiten (6 und 13 Jahre) wählen und Bausteine um je 500 Euro erwerben. Die Resonanz ist positiv – Projektphase 1 wurde von 500 Personen mit einer durchschnittlichen Ein- 11 Die Vision von HELIOS: „Wir wollen erneuerbare Energieformen weiter verbreiten und gesund wachsen. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel – wir auch nicht.“ Klimaschutz und soziales Engagement hören vor der eigenen Haustür nicht auf. Gegenwärtig unterstützt das Unternehmen die erneuerbare Energieproduktion im Amazonasgebiet. Von jedem SonnenBaustein fließt ein Euro in die Errichtung des für diese Region wichtigen Projekts. SONJA WÖHRENSCHIMMEL-WAHL info! www.helios.at 10 neue Betriebe Foto: Klimabündnis Steiermark in der Steiermark Einen bunten Mix unterschiedlicher Branchen stellen jene frisch zertifizierten steirischen Betriebe dar, die Ende November im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in den Räumen der Firma Weitzer Parkett in Weiz ins Klimabündnis aufgenommen wurden. Andrea Gössinger-Wieser überreichte als Klimaschutzkoordinatorin des Landes Steiermark die Urkunden an die Betriebe, die ihre umfangreichen und innovativen Klimaschutzmaßnahmen vorstellten. Die neu aufgenommenen Betriebe sind: das Haus der Energie (Deutschlandsberg), die GOFAIR GmbH (Wörth an der Lafnitz), Compuritas und Stiasny Mobilitätsmanagement (beide Graz), die römisch-katholische Pfarre Graz-St. Veit, die Nationalpark Gesäuse GmbH (Weng im Gesäuse), die Weitzer Parkett GmbH & Co KG (Weiz), Donner Webprojekte (Vasoldsberg) sowie die römisch-katholischen Pfarren Gratkorn und Lieboch. KLAUS MINATI www.klimabuendnis.at/steiermark Friedrich Hofer und Anja Stenglein (Klimabündnis), Kathrin Wesonig (Weitzer Parkett) und Andrea Gössinger-Wieser (Land Steiermark) bei der Auszeichnung zum Klimabündnis-Betrieb. 12 klimanews Wo das CO2 herkommt ... Satellitendaten zeigen, wer für die Rekordwerte bei den CO2-Emissionen verantwortlich ist. uslöser der globalen Erwärmung ist das Kohlendioxid – ein Molekül, das das Licht der Sonne durch die Atmosphäre lässt, die abstrahlende Infrarotenergie aber absorbiert. So arbeitet die Heizung der Erde. Die Treibhausgase wirken als Isolation und sorgen dafür, dass das Klima für uns angenehm ist. Ohne diese Isolier-Schicht hätten wir mit -18 °C Temperaturen wie im Gefrierfach. Das Kohlendioxid ist weder das stärkste noch das am häufigsten vorkommende Treibhausgas, aber es ist für die Änderung der globalen Temperaturen am meisten verantwortlich. Eine Satelliten-Aufnahme (hier vom Mai 2013) zeigt, dass die Industrieländer des Nordens hauptverantwortlich für den globalen CO2-Ausstoß (hier in weiß) sind. Nun liefern Satelliten erste unbestechliche Daten über die globale Verteilung des CO2. Die Grafik zeigt das CO2 in der Mitte der Troposphäre. Das ist jener Teil der Atmosphäre, in dem sich unser Wetter abspielt. Die Daten stammen vom Mai 2013 – zu diesem Zeitpunkt haben die CO2Werte den höchsten Wert seit 800.000 Jahren erreicht. Die höchsten Konzentrationen, in hellen Tönen dargestellt, fin- den sich in der nördlichen, die wesentlich geringeren in der südlichen Hemisphäre. Transport und Verteilung in der Atmosphäre werden von großen atmosphärischen Zirkulationen wie dem Jet-Stream und von großen Wettersystemen gesteuert. 2014 startet die NASA die Orbiting Carbon Observatory Mission – mit dem ersten Satelliten, der nur der CO2-Überwachung dient. CHRISTIAN SALMHOFER Abb.: modis.gsfc.nasa.gov/gallery A info! earthobservatory.nasa.gov klima & wetter • News aus den Archiven Herbst- und Jahres-Bilanz 2013 • national: Die Sonnenscheindauer in den Emissions-Rekord • Dem jährlichen GlobalCarbon-Bericht zufolge sind die CO2-Emissionen 2012 um 2,1 % auf den Rekordwert 35 Milliarden Tonnen angestiegen – dieser Wert liegt um fast 60 % über dem von 1990, dem Kyoto-Protokoll-Referenzjahr. Für 2013 wird eine weitere, etwa gleich hohe Zunahme angenommen. Als Formel vereinfacht: China produziert, die USA und die EU konsumieren. www.globalcarbonproject.org Abb.: http://eoimages.gsfc.nasa.gov Der Taifun von Hainan vom Weltall aus. Hurrikansaison • Während die atlantische Hurrikansaison bemerkenswert ruhig und größtenteils ereignislos war, hatte es die Taifun-Saison des westlichen Pazifischen Ozean in sich. Im Atlantik wurden nur 13 tropische Stürme beobachtet. Keiner der Stürme wurde zum schweren Hurrikan. Dagegen gab es im West-Pazifik 26 tropische Stürme und 16 Taifune. Der Westpazifik ist die weltweit größte Brutstätte tropischer Wirbelstürmen. Die Stürme sind dort in der Regel größer und intensiver als im Atlantik. earthobservatory.nasa.gov Unser Klima • Heimische KlimaexpertInnen nehmen den Treibhauseffekt unter die Lupe. Ein kritischer Blick auf Statistiken, Messmethoden und Tatsachen aller Art. Welchen Klimaveränderungen müssen wir uns stellen? Künftige Herausforderungen und Chancen von Wasserkraft bis Tourismus. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Wien Unser Klima – was, wann, warum Verlag facultas.wuv, 2013 240 Seiten • € 19,40,- • ISBN 978-3708910185 www.zamg.ac.at Herbstmonaten lag um 5 % unter dem vieljährigen Mittel. In zahlreichen Regionen regnete und schneite es überdurchschnittlich viel. Die Niederschlagsmenge lag österreichweit um 25 % über dem Mittel. Die Temperaturen waren durchschnittlich, mit einem geringen Plus von 0,7 °C. Im Süden Kärntens und der Steiermark gab es die höchsten Abweichungen mit + 1 bis 1,4 °C. Anfang Oktober war es im Tiefland ungewöhnlich frostig, Ende des Monats dagegen noch einmal sommerlich warm – in Feldkirch hatte es am 22. Oktober 26,4 °C. www.zamg.ac.at • global: Verglichen mit den Werten des 20. Jahrhunderts ist 2013 das siebentwärmste Jahr. Die mittlere Oberflächentemperatur lag zwischen Januar und Oktober um 0,6 °C über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts von 14,1 °C. Der Oktober war mit 0,63 °C über normal ebenfalls der siebentwärmste – der September mit 0,64 °C gemeinsam mit jenem von 2003 der viertwärmste. Im 20. Jahrhundert wurde im September eine mittlere Oberflächentemperatur von 15,0 °C gemessen. www.ncdc.noaa.gov/sotc/global/2013 CHRISTIAN SALMHOFER | ANDREAS STRASSER klimapolitik 13 Die Grafik zeigt die Abweichungen der Temperatur während der Hitzewelle im Juli 2003. Verglichen mit 2001 lagen die Werte im roten Bereich 10 °C höher. In ganz Europa starben 70.000 Menschen in Folge der Hitzewelle. Schutz vor steigenden Temperaturen? abündniss-Gespräch über den steirischen Hitzeschutzplan. Odo Feenstra im klimklündni Wie lässt sich das künftig anders machen, wie kann ein Hitzeschutzplan helfen? Zuerst muss man wissen, wer die möglicherweise Betroffenen sind. Die Gefährdung steigt mit zunehmendem Alter, aber auch Kleinkinder, Kranke oder schwer arbeitende Menschen gehören dazu. Wichtig ist darüber hinaus, dass auch ein Problembewusstsein geschaffen wird. Um Todesfälle oder unnötige Komplikationen zu vermeiden, muss man rasch reagieren Zur Person Odo Feenstra ist seit 1998 Landessanitätsdirektor im Amt der Steiermärkischen Landesregierung und Leiter der Ethikkommission nach AMG für die Steiermark. Der Mediziner, der in Graz und Wien studiert hat, war Universitätsassistent in Graz und Facharzt für Gerichtliche Medizin, bevor er Leiter der Abteilung für Umweltmedizin bei der Kärntner Landesregierung wurde. Dort war er u.a. für Fragen des Klimaschutzes und die Kooperation mit dem Klimabündnis zuständig. Kontakt! [email protected] können. Man muss rechtzeitig informiert sein, wenn die Temperaturen stark ansteigen – dabei hilft uns die Partnerschaft mit der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik). Wenn absehbar ist, dass die festgelegten Schwellenwerte über einen Zeitraum von mindestens drei Tagen überschritten werden und auch nach dem Bioklima-Index für die Steiermark eine Belastung für Risikogruppen zu befürchten ist, tritt unser Hitzeschutzplan in Kraft – die Warnstufe wird aktiviert. Bisher war das sechsmal der Fall. Wer wird dann gewarnt und wie? Alle sensiblen Einrichtungen – Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindergärten, Schulen, mobile Dienste, Blaulichtorganisationen u.a. – werden über E-Mail bereits einen Tag vor Einsetzen der Hitzeperiode informiert. So können Dienstpläne koordiniert, zusätzliches Betreuungspersonal organisiert, haustechnische Maßnahmen getroffen oder etwa Kontrollanrufe bei alleinstehenden Personen getätigt werden. Zudem wird die Öffentlichkeit über die Medien informiert und es gibt ein umfassendes Online-Angebot der Landessanitätsdirektion mit Empfehlungen und Merkblättern für Zielgruppen, Risikopersonen und deren Angehörige. Bei großer Hitze stöhnen wir alle. Was verschreibt uns da der Arzt/die Ärztin? Da gibt es nicht die Tablette oder jene Tropfen. Starke Hitzeperioden verlan-gen einen Mix von Maßnahmen. Der beginnt mit ausreichender Flüssigkeitsaufnahme – zucker-, koffein- und alkoholfrei – und leichten, erfrischenden und mineralstoffreichen Speisen. Helle Kleidung, Hüte u.a. Von unseren NachbarInnen im Süden können wir einiges lernen: Etwa den Tagesablauf anders gestalten, während der heißen Stunden ruhen, effizientes Lüften usw. Wichtig ist auch, dass wir als Angehörige oder NachbarInnen alleinstehender Älterer diesen während heißer Tage besonderes Augenmerk schenken. Bewusstsein für die Problematik ist wesentlich. Welche Erfahrungen gab es bisher mit dem Hitzeschutzplan und woran wird in Hinkunft noch gearbeitet werden? Die Rückmeldungen waren bisher durchwegs positiv. Das Interesse ist groß – auch das Land Kärnten hat unseren Hitzeschutzplan 2013 übernommen. Nach 2014 soll eine Evaluation Aufschlüsse für die notwendige Weiterentwicklung bringen. Nicht nur betroffene Dienste, sondern auch ÄrztInnen müssen dazulernen, wenn sie etwa feststellen, dass Menschen unter extremen Bedingungen anders auf Therapien oder Medikamente reagieren. Die Temperaturen werden weiter steigen. Was kann getan werden? Wir stehen am Anfang großer Veränderungen. Kommende Generationen werden mit extremeren Verhältnissen konfrontiert sein. An möglichen Lösungen müssen alle gemeinsam arbeiten. EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen aus den Bereichen Energie, Verkehr, Architektur und Raumplanung genauso wie jene aus den Bereichen Bildung, Soziales und Gesundheit. ANDREAS STRASSER Foto: Foto Furgler • Grafik: a.s. • earthobservatory.nasa.gov/IOTD/view.php?id=3714 Seit 2011 gibt es in der Steiermark einen Hitzeschutzplan – was war da der Auslöser? Der Hitzesommer 2003? Zunächst einfach die Tatsache, dass höhere Temperaturen ein Ansteigen der Sterblichkeit bedeuten. Und der Klimawandel lässt häufiger auftretende und länger anhaltende ausgeprägte Hitzeperioden erwarten. Hitzeperioden im Sommer 2003 zeitigten in Frankreich eine bis dahin unbekannt hohe Anzahl an hitzebedingten Todesfällen. Großteils hatte das damit zu tun, dass man nicht darauf vorbereitet war und entsprechende Maßnahmen nicht oder zu spät eingeleitet wurden. Infos & Download des Hitzeschutzplans www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/75775977/DE klimapolitik-Splitter Katastrophenschutz statt Vorsorge Wieder ist ein Klimagipfel mit mageren Kompromissen zu Ende gegangen. Der Minimalkonsens beinhaltet vor allem einen Fahrplan, um 2015 in Paris ein Nachfolgeabkommen verabschieden zu können. Bei der Konferenz war der Einfluss der Erdöl- und Kohlelobby wahrnehmbar, die den Hauptteil der Konferenzkosten trug und die Verhandlungen für effektiven Klimaschutz entsprechend torpedierte und bremste. Der Streit um Finanzielles überlagerte die Frage um verbindliche Reduktionen der CO2-Emissionen deutlich. Überschattet wurde die Konferenz von den Folgen des Taifuns auf den Philippinen. Der philippinische Vertreter forderte von den Delegierten unter Tränen, mehr für ein verbindliches Abkommen zu tun. Immerhin konnten sich diese zur Entscheidung, für die Opfer zu spenden, durchringen. Das scheint einfacher, als sich für die Vorsorge solcher Ereignisse einzusetzen. Loss and damages (Schäden und Verluste) war als Thema schon auf der Konferenz in Doha aufgetaucht. Da man sich auf verbindliche Reduktionsziele nicht einigen kann und es für Anpassungsmaßnahmen oft schon zu spät ist, geht man zur Kompensation der durch den Klimawandel verursachten Schäden über. Als kleiner Erfolg ist eine Einigung in Bezug auf das REDD-Instrumentarium zu sehen. Der Beitrag zu effektivem Klimaschutz ist aber zweifelhaft, da mit REDD-plus unter Umständen ein Instrumentarium geschaffen wurde, das weitere Kompensationen durch Unternehmen und CO2Emittenten erlaubt. Das ist nicht der effektivste Weg zu einer realen Reduktion der Emissionen. Das Klima-Bündnis führte in Warschau zwei Veranstaltungen durch, um bereits erzielte Erfolge im Klimaschutz und Instrumentarien vorzustellen. Unsere indigenen PartnerInnen aus Amazonien waren diesmal mit einer sehr kleinen Delegation vertreten. Sie bereiteten sich auf eine Amazonien-Konferenz im Dezember vor. Dort wird ein Fahrplan für die Teilnahme an der Klimakonferenz 2014 diskutiert, die in Lima, Peru THOMAS BROSE stattfinden soll. Die ungekürzte Version dieses Beitrags finden Sie unter: www.klimabuendnis.org Der Autor ist Geschäftsführer der Europäischen Geschäftsstelle des Klima-Bündnis mit Schwerpunkt Kooperation mit indigenen Völkern. Foto: B. Gröger/Umweltbundesamt Klimawandelanpassung Die nationale Strategie zum Umgang mit dem Klimawandel D as Lebensministerium hat in einem mehrjährigen Prozess unter Beteilligung zahlreicher relevanter Stakeholder, darunter auch dem Klimabündnis d Österreich, die österreichische Strategie Ö zzur Anpassung an den Klimawandel koordiniert. Diese wurde im Oktober 2012 o iim Ministerrat beschlossen und Mitte Mai 2013 von der LandeshauptleutekonM fferenz zur Kenntnis genommen. Ziel der österreichischen AnpassungsZ sstrategie ist es, nachteilige Auswirkkungen des Klimawandels auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu vermeiG den und die sich ergebenden Chancen d zzu nutzen. Die möglichen Folgen des Klimawandels D ssollen künftig in allen Planungs- und Entscheidungsprozessen rechtzeitig mit E berücksichtigt werden. Grundsätzlich b liegt es nun an Bund, Ländern und Gemeinden, im Rahmen der bestehenden Zuständigkeiten empfohlene Maßnahmen konsequent umzusetzen. Die österreichische Anpassungsstrategie gliedert sich in ein strategisches Rahmenwerk („Kontext“) und in einen über 440 Seiten umfassenden Aktionsplan mit konkreten Handlungsempfehlungen für verschiedene Aktivitätsfelder, wie etwa Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Energie, Gesundheit oder Raumordnung im Klimawandel. Der „Kontext“ wurde neu layoutiert und steht – ebenso wie der Aktionsplan – als Download auf der Website des Lebensministeriums zur Verfügung. Info! www.lebensministerium.at Klimawandelanpassungs-Strategie des Landes OÖ Die oö. Klimawandel-Anpassungsstrategie wurde aufbauend auf der österreichischen Strategie von 2012 erstellt und Anfang Juli 2013 von der oö. Landesregierung beschlossen. Ziel ist ein Beschränken des weltweiten Temperaturanstiegs auf maximal 2 Grad, um die Auswirkungen der klimatischen Veränderung auf einem zu bewältigenden Maß zu halten. Die Umsetzungsinstrumente reichen von Anpassungen bei Förderungen und Ausschreibungen bis hin zu Durchführung von Pilotprojekten, Forschungs-, Bewusstseins- und Grundlagenarbeiten sowie besserer Information der Bevölkerung. S.W.-W. Oö. Klimawandel-Anpassungsstrategie Hrsg.: Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Umweltschutz • A4, 73 Seiten online erhältlich www2.land-oberoesterreich.gv.at Abb.: H. Formayer in: Oö. Klimawandel-Anpassungsstrategie Die Klimakonferenz in Warschau 2013 Foto: Konrad Konstantynowicz/Greenpeace 14 15 klimatipps Anpassung an den Klimawandel info! Was können Gemeinden im Klimaschutz tun? Wo sollen sie ansetzen? Und was kann man sich von anderen abschauen? Immer mehr in der Gemeinde aktive Personen stellen sich diese Fragen. Das Klimabündnis bietet mittlerweile vier Lehrgänge an. 2013 wurde die Weiterbildungsschiene auch auf Ungarn, die Slowakei und Slowenien ausgeweitet. KommunaleR MobilitätsbeauftragteR Ausbildung zum/r kommunalen Mobilitätsbeauftragten 2014 Start (Modul) 1: 31. März in St. Pölten www.klimabuendnis.org Mit Anfang Jänner laufen drei Ausbildungen, Anmeldungen für die im März und April startenden Lehrgänge (KommunaleR MobilitätsbeauftragteR bzw. kommunaler BodenschutzbeauftragteR) sind noch möglich. HANNES HÖLLER INFO! www.klimabuendnis.at/Lehrgänge Fotos: Klimabündnis Österreich, Klimabündnis-Lehrgänge 2014 Selbstverpflichtung für Gemeinden Seit Oktober 2013 arbeitet die Europäische Geschäftsstelle des Klima-Bündnis an der EUInitiative „Mainstreaming of climate change adaptation at the local level“. Dabei geht es um eine Selbstverpflichtung von Städten und Gemeinden zur Anpassung an den Klimawandel. Ziel ist es, lokale Planungsprozesse durch die Anpassung an voraussichtlich unvermeidbare Klimafolgen zu ergänzen. Die Initiative basiert auf Erfahrungen des Konvents der Bürgermeister. Städte und Gemeinden, die am Konsultationsprozess interessiert sind, können sich bei der Europäischen Geschäftsstelle des KlimaBündnis melden. ANDREAS KRESS Klima-Bündnis / Aliianza del Clima e.V. Bettina Posch (RMO GmbH/Weiz) ist eine von vielen AbsolventInnen von Klimabündnis-Lehrgängen. Im Bild mit Verkehrsplaner Pfaffenbichler (TU-Wien) und Natalie Weiss (Klimabündnis). KommunaleR BodenschutzbeauftragteR Die Ausbildung zum/r kommunalen Bodenschutzbeauftragten 2014 Start (Modul 1): 08. April in Guntramsdorf klimathek Minimalst verbessert Im alljährlich von German Watch und dem Climate Action Network Europe herausgegebenen Klimaschutz-Index hat sich Österreich von Platz 34 auf Nr. 29 verbessert ... Download unter: germanwatch.org/de/5697 Alle Fakten zum Klimawandel Von unten kommt Bewegung rein Sven Plöger und Frank Böttcher Böschen/Grill/Kropp (Hrsgb.) Westend Verlag, München 2013 176 Seiten • € 12,99 • ISBN 978-3864890482 Regionale Governance und gesellschaftlicher Wandel Ausstellung: Klimazeugen 24 Klimazeugen aus Europa, Amazonien, Asien und Afrika helfen, das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen. Von der Tiroler Hüttenwirtin Anna Pirpamer (Foto) am Kesselwandferner, die über das Schmelzen des Gletschers vor ihrer Haustüre berichtet, über eine vierfache Mutter, die vom „Leben im Backofen“ im ungarischen Plattenbau erzählt, bis zum Vertreter der indigenen Organisation FOIRN am Rio Negro, der nie dagewesene Dürreperioden im AmazonasRegenwald schildert. Die Ausstellung steht 2014 allen Klimabündnis-Gemeinden, -Betrieben und -Schulen zur Verfügung. Info! www.klimabuendnis.at NINA OBERBUCHER | CHRISTIAN SALMHOFER | ANDREAS STRASSER Von der großen Aufbruchstimmung in der Umweltund Klimapolitik ist heute wenig geblieben, die Hoffnungen auf verbindliche Ziele gehen in einer Vielzahl einzelner Länderinteressen unter. Die Autoren tragen Fakten, Zahlen und Erkenntnisse übersichtlich zusammen und bieten Orientierung im Stimmenwirrwarr um Erderwärmung, Golfstrom oder Extremwetter. Klimafakten Angepasst planen Der Klimawandel stellt die Planung vor neue Herausforderungen, die aus der Unsicherheit und der Langfristigkeit künftiger Klimaänderungen resultieren. Dies gilt insbesondere für Stadt- und Regionalplanung, die als nicht hinreichend und wenig flexibel angesehen werden, um einen adäquaten Umgang mit der Anpassung an den Klimawandel zu gewährleisten. Meike Othengrafen Zunehmend wird klar, dass der Klimawandel alle gesellschaftlichen Ebenen betrifft und dass v.a. auf regionaler Ebene besondere Handlungspotenziale liegen. Das Buch erkundet Chancen und Hindernisse für lokalen Klimaschutz und Klimaanpassung. Zugleich wird nach lokalen Wahrnehmungsmustern, Werthaltungen und Partizipationsmöglichkeiten im Kontext des Klimawandels gefragt. Klima von unten Campus Verlag, Frankfurt/Main 2013 400 Seiten • € 39,90 • ISBN 978-3593500935 Von Opfern, Profiteuren und Auswegen Wahrscheinlich brauchen wir in 25 Jahren drei Planeten. Denn eine Ressourcen schonende Strategie wurde von der Politik verschlafen und, so die Autoren, Edel-Zertifikate, good governance und corporate social responsibility erweisen sich oft als leere Phrasen. Neben Analysen über Opfer und Profiteure präsentieren sie alternative Nachhaltigkeitsmodelle und Vorschläge für entsprechende politische Regelungen. Dieter Eich/Ralf Leonhard Anpassung an den Klimawandel Umkämpfte Rohstoffe Verlag Kovac, Hamburg 2013 308 Seiten • € 89,80 • ISBN 978-3830075530 CH Links Verlag, Berlin 2013 208 Seiten • € 16,90 • ISBN 978-3-86153-710-6 Das formelle Instrumentarium der Stadt- und Regionalplanung Märkte, Opfer, Profiteure RETOUREN AN POSTFACH 555, 1080 WIEN Collage: a.s. Fotos: Walter Stix (ÖBB-Trasse Wien – im Rahmen des Wettbewerbs Fassadenbegrünung der MA22), a.strasser.