Über Acyrthosiphon pisum Harris 1776 (Hemipt. Aphid.)

Werbung
Über Acyrthosiphon pisum Harris 1776
(Hemipt. Aphid.)
Autor(en):
Meier, Walter
Objekttyp:
Article
Zeitschrift:
Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft =
Bulletin de la Société Entomologique Suisse = Journal of the
Swiss Entomological Society
Band (Jahr): 30 (1957)
Heft 1
PDF erstellt am:
16.04.2016
Persistenter Link: http://dx.doi.org/10.5169/seals-401300
Nutzungsbedingungen
Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an
den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern.
Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in
Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder
Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den
korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden.
Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung
der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots
auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber.
Haftungsausschluss
Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung
übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder
durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot
zugänglich sind.
Ein Dienst der ETH-Bibliothek
ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch
http://www.e-periodica.ch
Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft
bulletin de la société entomologique suisse
Band XXX
Heft
1
30. Mai 1957
Über Acyrthosiphon pisum
Harris
1776
(Hemipt. Aphid.)
Walter Meier
Eidgenössische Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Zürich-Oerlikon
Im Laufe biologisch-oekologischer und morphologischer Unter¬
suchungen an Acyrthosiphon pisum HARRIS haben sich einige neue
Gesichtspunkte zur Systematik und Synonymie dieser Art ergeben. Im
Folgenden wird kurz auf einige Ergebnisse dieser in den Jahren
1954—1956 in der Schweiz in Zusammenarbeit mit Herrn D. HlLLE
RlS Lambers, Bennekom, Holland, durchgeführten Arbeiten einge¬
gangen.
Acyrthosiphon pisum Harris unterscheidet sich durch lange, schlanke
Siphonen und ebensolche Cauda von einer Reihe ebenfalls auf Papilionaceen lebenden Acyrthosiphon-Arten mit kurzen, dicken Siphonen. In
die Gruppe der kurz- und dicksiphomgen Arten gehören A. caraganae
Chol., A. loti Theob., A. anthyllidis Börner und A. onobrychis B.d.F.
Nach Literaturangaben und unseren bisherigen Beobachtungen leben
solche Formen auf Colutea media, Colutea orientalis, Caragana arborescens, Caragana pygmaea, Cytisus luburnum, Coronilla emerus, Lotus
corniculatus, Lotus uliginosus, Anthyllis vulneraria, Hippocrepis comosa
und Onobrychis sativa. Eine eingehende Darstellung dieser Gruppe
soll einer späteren Veröffentlichung vorbehalten bleiben.
HlLLE RlS Lambers hat 1947 eine Liste der Synonyme von A.
pisum veröffentlicht. Da nach unseren Beobachtungen auf Onobrychis
sativa holozyklisch eine Acyrthosiphon-Art mit kurzen Siphonen lebt,
die im Freilande nicht auf Erbse zu finden ist, kommt jedoch Aphis
onobrychis B.D.F. nicht als Synonym von Acyrthosiphon pisum HARRIS in
Frage. Der Name A. onobrychis B.D.F. ist in Anlehnung an BÖRNER
(1952) in den letzten Jahren zu Unrecht für die Erbsenblattlaus ge¬
braucht worden.
Acyrthosiphon pisum subspec. destructor Johnson, als amerikanische
Unterart der europäischen Erbsenblattlaus mit geflügelten Männchen,
kann nicht aufrecht erhalten werden, da A. pisum bei uns neben
90
WALTER MEIER
ungeflügelten auch geflügelte Männchen ausbildet. Die Abtrennung der
amerikanischen Unterart anhand der Länge der Haare auf dem dritten
Fühlerglied, wie sie MoRDVlLKO (1914) vornimmt, ist nach den von
diesem Autor mitgeteilten Werten zu unsicher ; Fühlerhaarlänge
dürfte in dieser Gruppe em schlechtes taxonomisches Merkmal sein.
Im Zusammenhang mit der Frage nach den hauptsächlichen Winterwirtspflanzen der Erbsenblattlaus haben wir in den letzten Jahren
Blattläuse von einer grösseren Zahl von mehrjährigen Papilionaceen
morphologisch untersucht und Ubertragungsversuche von den Wmterwirtspflanzen an Erbsen und umgekehrt durchgeführt. Auf Grund
«
»
*'
r.
ff
¥
=S
•
rs
4*
b
:
: Mm-ZlWl
fe m |
•»¦
-
smt^Yb
Abb. 1. — Caudalbehaarung bei Acyrthosiphon pisum a : Caudalhaar normal :
Caudalhaar stumpf ; c : Caudalhaar geknickt. Vergr. ca 330 X Photo M. HlRNER.
dieser Untersuchungen kommen wir zur Ansicht, dass die Formen
von Ononis spinosa von A. pisum abzutrennen sind. Siphonophora
ononis KoCH 1855 wäre demnach kein Synonym der Erbsenblattlaus.
Diese Form steht jedoch A. pisum sehr nahe, und wir schlagen vor, sie
als Acyrthosiphon pisum subspec. ononis KoCH zu bezeichnen.
A. pisum subspec. ononis ist in der apteren Form meist dunkelrot,
gelegentlich grün mit dunkler Rückenpartie. Distales Ende von Femur
und Tibia und distales Ende der Siphonen sind in der Regel etwas
stärker chitinisiert als bei A. pisum. Die ungeflügelten oviparen Weib¬
chen, die aus Zuchten roter Tiere hervorgehen, sind meist grün,
jene aus grünen Linien meist rot. In unseren Zuchten traten bisher
nur ungeflügelte Männchen auf. Auffallend ist die hohe Zahl von
Caudalhaaren bei den Formen von Ononis spinosa. Im Gegensatz dazu
weisen die Tiere von Medicago, Trifolium, Lathyrus und Vicia in der
Regel wenig Caudalhaare auf, die zudem in einem hohen Masse ungefähr
91
ÜBER ACYRTHOSIPHON PISUM HARRIS
in der Mitte geknickt sind oder dann stumpf abgebrochen erscheinen
(siehe Abbildung I). Solche Haare sind bei Onon/s-Tieren relativ
selten. Aus der Länge der Haare auf dem VIII. Abdominaltergit ergibt
sich dagegen keine Sicherheit für die Trennung der beiden Formen, ob¬
gleich die Onom's-Tiere eher etwas längere Haare hab:n und diejenigen
der übrigen Wirtspflanzen auch hier einen hohen Anteil stumpfer Haare
aufweisen. Die Tiere von Ononis spinosa lassen sich im Zuchtversuch
leicht auf Erbse übertragen, weisen jedoch auch noch nach mehreren
Generationen auf Erbse eine hohe Zahl von Caudalhaaren und wenig
abgebrochene Haare auf (vergleiche Tabelle). Entwicklung und Ver¬
mehrung von A. pisum subspec. ononis auf Erbse waren in unseren
Versuchen im Vergleich zu A. pisum deutlich gehemmt. Da die Tiere
von Ononis spinosa im Zucht versuch immerhin Erbse annehmen,
besteht die Möglichkeit, dass solche Tiere auch im Freiland auf Erbse
übergehen und Ononis spinosa als Infektionsquelle für den Blattlausbefall
in Erbsenfeldern somit praktische Bedeutung zukäme. Unter Benützung
der genannten Unterschiede in der Caudalbehaarung erschien die
Abklärung dieser Frage möglich durch morphologische Populations¬
untersuchungen an Tieren verschiedener Winterwirtspflanzen einer¬
seits und von Erbsen anderseits. Unsere Ergebnisse sind in nach¬
folgender Tabelle zusammengefasst.
r,
^
der Caudalhaarc
Zahl
Prozentualer Anteil stumpfer
und geknickter Haare
Herkunft dei Aphiden
Medicago sativa
|
Trifolium pratense
Lathyrus pratensis
Vicia villosa
I
I
7-15
9-11
44.5-80.0
60.0-79.8
13--22
14—19
5.8—33.3
10.5—31.1
13—24
—
6.3—31,5
—
5—14
9—12
'
Ononis spinosa
Ononis spinosa, Tiere während
mehreren Generationen an Pisum
sativum gezüchtet
Pisum sativum
50.0—100
45.4—90.0
Nach den Resultaten der morphologischen Populationsunter¬
suchungen zu schliessen, dürfte demnach Ononis spinosa als Infektions¬
quelle für den Befall der Erbsenfelder keine praktische Bedeutung
haben. Tiere aus im Frühjahr und Sommer 1956 in mehreren Erbsen¬
feldern gesammelten Blattlausproben nahmen denn auch in Zucht¬
versuchen Luzerne sofort als Wirtspflanze an, gingen jedoch in keinem
Falle auf Ononis spinosa über. A. pisum scheint demnach im Zuchtversuch
92
WALTER MEIER
nicht an Ononis spinosa zu gehen, während A. pisum subspec. ononis
wohl im Glashause Erbse als Wirtspflanze annimmt, im Freiland dagegen
bisher nicht auf Erbse zu finden war. Die Hemmung von Entwicklung
und Vermehrung auf Erbse deutet zudem auf eine Spezialisierung
dieser Form auf Ononis hin.
Im Frühjahr 1954 in Zürich auf Ononis natrix gesammelte Acyrthosi'p/ion-Tiere wiesen nur eine kleine Zahl von Caudalhaaren auf mit
einem hohen Anteil stumpfer und geknickter Haare. Somit steht bisher
nur Ononis spinosa mit Sicherheit als Wirtspflanze von A. pisum subspec.
ononis fest.
Die Identität der A. pi'sum-ähnhchen Formen von Lotus uliginosus
mit dieser Art bedarf nach HlLLE RlS LAMBERS ebenfalls einer Über¬
prüfung. Siphonophora spartii KoCH 1855 von Sarothamnus scoparius
ist vermutlich nicht Synonym von A. pisum, doch fehlt die genaue
Kenntnis der Biologie der Sarothamnus-Tiere.
LITERATUR
1952. Europae centralis Aphides. Mitt. Thür. Bot. Ges. Beiheft 3, 151 — 153.
HlLLE RlS LAMBERS, D., 1947. Contributions to a Monograph of the Aphididae of Europe.
Temminckia 7, 247—254.
BÖRNER,
C,
MoRDVlLKO, A. K., 1914. Faune de la Russie. Ins. Hémipt. I, I, 136—138.
Herunterladen