Fabrik als Passivhaus Technikumsanlage, Produktion und Hochregallager als energetische Einheit Vorwort Die Einsparung von Heizenergie und Schonung von Ressourcen durch den Bau von Passivhäusern ist im Industriebau weitgehend unerprobt. Der Neubau der Firmenzentrale von SurTec ist das erste Gebäude seiner Art in Europa. Es stellt eine ideale Chance dar, gerade in einem sehr komplexen Betrieb mit vielseitigen Nutzungen energieeffizient zu bauen. Das Gebäude ist in 3 Hauptbereiche gegliedert, jeweils durch einen Zwischenbereich mit Erschließungsfunktion getrennt: Lager, Verbindungsgang, Labor/ Produktion, Atrium, Büros. Durch Zusammenfassung dieser Bereiche innerhalb einer hochwärmedämmenden Hülle soll die außenluftberührte Oberfläche im Verhältnis zum Volumen minimiert werden. Eine neu zu entwickelnde Pfosten-Riegel-Fassade soll durch einen k-Wert um 0,8 eine positive Energiebilanz erreichen und für solare Gewinne eingesetzt werden können. Die Lüftung soll, über einen Luft- und Erdreichwärmetauscher geregelt, sowohl im Winter der Auskühlung des Gebäudes wie im Sommer der Überhitzung entgegenwirken. Durch ein spezielles Dichtigkeitskonzept sollen unkontrollierte Luftbewegungen und Verluste minimiert werden. Die Eigenarten eines produzierenden Betriebes stellen hierbei eine besondere Herausforderung dar. Die Bauherrin Die SurTec GmbH entwickelt, produziert und vertreibt Produkte und Verfahren für die Oberflächentechnik, d.h. industrielle Reinigung sowie Vorbehandlung, Veredelung und Nachbehandlung von metallischen Oberflächen in der Galvanotechnik. SurTec Produkte werden in der Automobilfertigung, der Bauindustrie, in der Elektro-, Elektronikindustrie, in der Luftfahrt und im Maschinenbau eingesetzt. Prinzipien, die SurTec für Ihre eigenen Produkte verfolgt, wandte sie auch bei der Entscheidung für ein Passivhaus als Neubau an: Wissenschaftliche Herangehensweise, ö kologische Verantwortung und Mut zu Neuem. Die Bauaufgabe: „Fabrik als Passivhaus“ Die Fabrik als Passivhaus, ein Gebäude für 50 Mitarbeiter in Entwicklung, Verwaltung und Produktion entsteht derzeit in Zwingenberg an der Hessischen Bergstraße. Zwingenberg liegt zwischen den derzeitigen Standorten und bietet neben der Nähe zum Verkehrsknotenpunkt Frankfurt eine ausgesprochen hohe Qualitä t durch sein historisches Zentrum. Nicht unerwä hnt bleiben darf, daßes sich bei dem Baugrundstü ck nicht um ein gewö hnliches Gewerbegebiet handelt, sondern um ein sehr schwieriges Reststü ck zwischen einem angrenzenden Mischgebiet, der Hauptbahnlinie Frankfurt-Mannheim und der B 3. Aus der Grundstü cksgeometrie heraus ließsich die fü r Passivhä user bisher ü bliche Sü dausrichtung nicht verwirklichen. Dennoch sollte dies der Ausfü hrung als Passivhaus nicht entgegenstehen. Das rä umliche Konzept Das Gebäude gliedert sich in 3 Teile, jeweils durch einen Zwischenbereich mit Erschließungsfunktion getrennt: Lager - Verbindungsgang - Labor/ Produktion - Atrium - Büros. Lager: Kleines Hochregallager mit ca 2000 Palettenplätzen, in 3 Gassen auf 7 Lagerebenen aufgeteilt. Im nördlichen Bereich in unmittelbarer Nachbarschaft zur LKW-Andienung ist das Lagergebäude in der Vertikalen in 4 Ebenen geteilt. Ebene -1 = Blocklager Leergebinde, Ebene 0 = Warenausgang, Warenumschlag, Ebene 1 = Wareneingang, Ebene 2 = Produktionsvorbereitung. Nach Osten hin schließt ein Verbindungsgang an, der zur Belichtung der Produktion dient. Im Norden und im Süden befinden sich am Ende jeweils ein Treppenhaus. Im Norden liegt zusätzlich der Schacht für einen Vertikalförderer, der die Hauptverbindung für den automatischen Warenumschlag zwischen den Geschossen darstellt (kein Personenaufzug). Im mittleren Bereich befindet sich eine produktionsinterne Verbindung zwischen den Geschossen KG (Ebene -1) und 1.OG (Ebene +2). Der Verbindungsgang wird begrünt. Produktion: Das Produktionsgebäude schließt an den Verbindungsgang an. Die Produktionsaufgabe erfolgt im 1.OG (Ebene +2), das Abfüllen wird im EG (Ebene 0) vorgenommen. Dazwischen hängen die Mischer, die weitestgehend fest in ein Verrohrungssystem zur Vermeidung von internen Luftverunreinigungen eingebunden sind. Unter der Produktion befinden sich im KG Tanklager, Faßlager (Leergebinde) und technische Anlagen. Hierzu zählen Abwasserbehandlung, Luftwäscher und Absauganlage, Wärmetauscher, Vakuumverdampfer zur Prozesswasserregeneration, Haustechnik wie Wasserabschluß, Abwasseranschluß , Elektroanschluß , Sprinklerzentrale. Im Sü den schließ t ein 220 m3 fassender Behälter für die Wasserbevorratung der Sprinkleranlage an. Im EG befinden sich südlich der Produktion die Sanitärräume der Produktion und Büros für die Produktionssteuerung. Darüber im 1.OG liegt der Bereich Technikumsanlage, der dem Labor zugeordnet ist. Hier werden Praxistests gefahren und Muster bearbeitet. Eine interne Treppe verbindet hier die Produktionsebene mit der Laborebene. Labor: Über der Produktion befindet sich im 2. OG der Laborbereich. Im Norden ist ein Großraumlabor angelegt, in der Mitte liegen einzelne Räume wie Werkstatt, Bereich für Naßtests und WCs. Im Süden befindet sich das Analytiklabor mit einem Raum für das Rasterelektronenmikroskop, der dunkel sein muß und nur zum zeitweiligen Aufenthalt dient. Das Labor- und Produktionsgebäude ist wie das Lagergebäude im Kellergeschoß als eine nach WHG abgedichtete „weiße“ Wanne ausgebildet und bildet eine konstruktive Einheit. Atrium: Östlich an das Labor- und Produktionsgebäude schließt das überdeckte Atrium an. Es dient der Haupterschließung zwischen Labor, Büros, Konferenz- und dem Eingangsbereich. Das Atrium ist als Glashaus aufgebaut, dient der Belichtung der Produktion, als großzügiger transparenter Aufenthaltsbereich auch für Pausenzeiten und Veranstaltungen und im wesentlichen auch der solaren Energiegewinnung im Winter. Das Gesamtgebäude ist sehr kompakt aufgebaut (geringe Außenwandfläche/Volumen), sodaß Wärmeverluste minimiert und gleichzeitig hohe thermische Energiegewinne durch Solarstrahlung auf das gläserne Atrium nutzbar gemacht werden können (Passivhauskonzept). Das Atrium ist größtenteils intensiv begrünt und stellt damit eine klimatische Ausgleichszone mit hohem Die Verwaltung schließt über sehr offen gestaltete Bereiche (kpl. Sprinklerschutz) an das Atrium an und ist über drei Geschosse geführt. Die Grundrisse sind so gestaltet, daß einzelne Bereiche je nach Bedarf unterteilt werden können. Im Erdgeschoß liegen i Konferenzrä ume, die eine hö here Raumhö he als die Bü ros im Sü den aufweisen (Proportionen) und sich zu einem groß en Konferenzbereich verbinden lassen. Nö rdlich schließ t eine Toilettenanlage an, sü dlich ein ü ber alle Geschosse offener und verglaster Bereich für Cafeteria mit Küche. Hier besteht die Möglichkeit, nach Osten auf eine Terrasse am Teich zu gelangen, um in der warmen Jahreszeit die Außenbereiche nutzen zu können. Während sich das Lager als Schallschutz und Großform neben der Bahnlinie behauptet, ist das Gebäude nach Osten hin verkleinert und untergliedert. Dadurch entsteht eine angemessene Proportion zu den anliegenden Wohngebieten. Da der Konferenzbereich angeschü wird, ist in der Geschossigkeit eine zurü ckhaltende Wirkung gegeben. Positiver „Neben“-effekt ist hier der geringere Wä rmeverlust in erdberü hrten Bereichen. Die Dachflä chen sind alle extensiv begrü nt, der Auß enbereich mit Ausnahme der Vorfahrt im Süden und der LKW- Andienung im Norden ist ebenfalls standortgerecht begrünt. 2 Lager incl. Verbindungsgang Produktion/Labor/Technikum Atrium/Cafeteria Bü ros Nebengebäude Summe ) umbauter Raum (m3) 1507 13208 1618 718 580 8178 3817 2737 110 440 4423 28380 Planungs- und Realisierungsstand Der Baubeginn wurde auf Anfang Dezember 1998 gelegt, da neben der bauordnungsmäßigen Höheneinschränkung das Grundwasser von unten her begrenzende Wirkung auf das Gebäude hatte. Ziel war, im Moment des Tiefststandes eine aufwendige und im sandigen Boden sehr kostenintensive Wasserhaltung zu vermeiden, was auf den Zentimeter genau gelang. An die Ausfü hrung der WU-Wanne schlossen die Arbeiten am Erdreichwä rmetauscher und am ü brigen Rohbau in Massivbauweise an. Ddie Rohbauarbeiten wurden im Spä tsommer 1999 abgeschlossen. Parallel zum Aufbau des Hochregallagers innerhalb des als fast vollstä ndig geschlossenen Lagerbereiches wurde die Gebä udehü lle im Sinne der thermischen und dichtenden Hü lle errichtet. Die Lochfenster, die Dä mmung der Auß enwä nde, die Dachdä mmung- und Eindichtung erfolgte nach Gebä udeabschnitten. Die neuentwickelte Pfosten-RiegelKonstruktion der Fassade verzö gerte sich in der Montage, sodaßerst im Februar 2000 die wesentlichen Teile der Gebä udehü lle geschlossen werden konnten. Dennoch gelang es schon im Januar 2000 das Produktions- und Lagergebä ude in den wesentlichen Ausbaugewerken fertigzustellen. Insbesondere die chemikalienbestä ndige Bodenbeschichtung der Produktion, die zum Einbringen eine Mindest-Oberflä chentemperatur des Betonbodens von 8°C benö tigte, konnte dank der in diesem Gebä udeteil schon vorhandenen Auß endä mmung unter Zuhilfenahme von Einzelheizkö rpern aufgebracht werden, obwohl die Scheiben zwischen Produktionsgebä ude und Atrium nur in Einfachverglasung ausgefü hrt wurden, da das Atrium ja spä ter innerhalb der thermischen Hü lle sich befindet. Derzeit ist der Innenausbau in vollem Gange, die Verputzarbeiten sind im wesentlichen abgeschlossen und der „Feinschliff“ beginnt. Die Fö rdertechnik fü r Lager und Produktion steht vor der Inbetriebnahme und die Außenarbeiten können durchgeführt werden. Das Passivhauskonzept als innovative Optimierungsmaß n ahme Angestrebt wird die Verwirklichung eines echten Passivhauskonzeptes, und zwar nicht nur für den Büroteil – wofür es bereits erste Beispiele gibt – sondern für den gesamten Bereich von den Büros angefangen über die chemischen Labors und der Produktion bis hin zum Lager. Hier sind nicht nur eine hochwertige Dä mmung und Anschü ttungen mit Erdreich geplant, sondern auch ein besonders anspruchsvolles geregeltes Zuluft-/Abluftsystem mit Wä rmetauschern (Labors und Produktion mü ssen stä ndig abgesaugt werden, dadurch entstehen völlig andere Anforderungen als im normalen Wohn- oder Bürohaus). Auf eine konventionelle Heizungsanlage soll verzichtet, Abwärme aus technischen Prozessen möglichst vollständig genutzt werden. Besonders geeignete Materialien, spezielle technische Verfahren, Rechenmodelle und nicht zuletzt Aufwand-Nutzenrechnungen sind die zu erwartenden Ergebnisse dieses Projektes. Im Unterschied zu bisherigen Passivhauskonzepten handelt es sich hier um Industriebau, nicht um Wohnbau, es ist das erste Industriebauprojekt überhaupt. Nicht nur das winterliche Energiesparen, sondern auch energiesparender sommerlicher Wärmeschutz trägt a -Minimierung bei. Die hohe Integration von Anlagen verschiedenartiger thermischer Beanspruchung (Nutzung Bü ro, Labor, Produktion, Lager, Versand in einer Klimahü lle) stellt besondere Anforderungen, ermö glicht jedoch auch die Einbeziehung des eigentlichen Produktionsprozesses in das energie- und 2 ressourcensparende Konzept. Passivhausbau und Ästhetik schließen sich nicht aus: Ein Passivhaus kann anspruchsvoll ästhetisch gestaltet sein; unter der Beachtung der technischen Regeln für ein Passivhaus bestehen vielfältige Möglichkeiten für gute Architektur. Als Industrieunternehmen ist die SurTec GmbH zudem von Natur aus bestrebt, die energetischen Ziele mit möglichst geringem ökonomischen Aufwand zu erreichen. Konzeptionelle Maß nahmen und Komponenten Die wesentlichen Komponenten lassen sich benennen mit den Stichworten Kompaktheit (großes Volumen bei kleiner Oberfläche), Lösung der Belichtungsproblematik bei dicht aneinanderliegenden Gebäudeteilen durch überglaste Bereiche, maximale Tageslichtnutzung und Reduzierung der Außenluftberührung durch Erdeinbindung von Bauteilen. Hochwertige, 20cm starke umweltverträgliche Wärmedämmung auf größtenteils mineralischer Basis, hochwärmegedämmtes passivhaustauglichen Pfosten/ Dach, Super-Wärmeschutzverglasung, Riegelkonstruktion, hochwärmegedämmte Entwicklung einer Verladeeinrichtung, sommerlicher Wärmeschutz durch natürliche und künstliche Verschattung, Außenliegender Sonnenschutz, Extensive Dachbegrünung, Fassadenbegrünung zur natürlichen Verschattung. Geregelte Luftführung, Wärmetauscher Erdreich + Gegenstrom, hocheffiziente Wärmerückgewinnung, Energieeinsparung durch Prozeßsteuerung und Energieregeneration im Produktionsbetrieb, Nutzung innerbetrieblicher freier Wärme, Nutzung der Erdkühle zum Temperaturschutz im Sommer, Qualitä tssicherung der Luft durch Begrü nung/ Befeuchtung sowohl im Verbindungsgang (Produktion) als auch im Atrium (Bü ro und Labor). Nutzung eines hohen Anteils an natü rlichem Licht in Bü ro, Labor und Produktion, vollautomatisches Hochregallager komplett gekapselt. Planungsmaß nahmen Ausarbeitung eines ökologischen Gesamtkonzeptes, Entwicklung von qualitativ hochwertigen Lösungen im Detail (Vermeidung von Wärmebrücken, Dichtigkeitskonzept), Entwicklung einer neuartigen und auf die Belange des Baherren abgestimmten Prozeßsteuerung, Entwicklung der Regelung lufttechnischer Einrichtungen (Steuerung, Wärmetauscher, Erdreichwärmetauscher), Regenwassernutzungskonzept, Konzept zur Prozesswassernutzung. Forschungsmaß nahmen Begleitung der Planung bzw. Auswertung der Planung durch die Technische Universität Darmstadt, Aufstellen von Kosten/ Nutzenberechnungen, Effizienzbetrachtung, Ermittlung der Material- und Energieinhalte auf Konstruktionssysteme bezogen statt einzelbauteilorientiert, Simulation der Material- und Energieströ me ü ber verschiedene Nutzungsdauer, meß technische Untersuchung und Soll/Ist-Vergleich, Entwicklung eines Kriterienkataloges fü r die Nutzung der Passivbauweise im Industriebau, Messung der Wirksamkeit natü rlicher Verschattung durch Begrünung, Entwicklung einer neuartigen Bauwerksdokumentation (Gebäudepaß), der neben technischen Angaben auch alle im Hinbilck auf eine Kreislaufführung relevanten stofflichen Informationen enthält. Zur Zeit befindet sich das Bauvorhaben in der Ausbauphase und die Bezugsfähigkeit ist für Sommer 2000 gegeben. In einigen Bereichen ist noch Entwicklungsarbeit zu leisten. Die Auswertung wird dann zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Die Kosten Die Kostengegenüberstellung Finanzierungsrisiken ausführbar zeigt, ist. daß ein Derzeit Passivhaus beträgt 2 Baumaßnahme incl. Nebenkosten unter 2.000.- DM / m der dieser Größenordnung Investitionskostenanteil für ohne die Nutzflä che. Auf den umbauten Raum bezogen sind dies ca. 300.- DM / m . Diese Betrachtung beinhaltet die Kostengruppen 300 3 und 400 nach DIN 276, ausgenommen die Fördertechnik, das vollautomatische Hochregallager und die speziellen Einrichtung der Produktion und der chemischen Labors. Der Forschungs- und Entwicklungsanteil liegt hier vor allem in der Planungsleistung, obwohl die Kosten für thermisch optimierte Komponenten im allgemeinen deutlich höher sind als Intelligentes Bauen hat etwas mit einfachem Bauen zu tun. Dies bedeutet den Verzicht auf aufwendige „Spielereien“ und die Besinnung auf das Notwendige. Materialien sollen ihren verzichtet. So wird beispielsweise im Produktionsbereich auf Verputz verzichtet, was allerdings vom Planer und den ausfü hrenden Rohbauern wesentlich mehr Sorgfalt erfordert. Schlichte und klare Formen stellen eine groß e Kostensparmaß nahme dar. Der Verzicht auf Rundungen sowie stä ndig hin- und herspringende Ecken und Kanten kann wirksam zu Einsparungen fü hren, ohne daßauf hohen ä sthetischen Anspruch Möglichkeiten entsprechend eingesetzt werden, auf unnötige Kunststückchen wird Fazit Sicherlich stellt eine der größten Herausforderungen auch gleichzeitig das größte Problem dar. Derzeit existiert auf dem Markt fast nichts, was für ein Passivhaus im Gewerbebau von der Stange weg einsetzbar wäre. Konfrontiert hiermit ist erst einmal der Planer, der durch eine erhebliche Mehrarbeit Lö sungen entwickeln muß . Diese sind dann in bauphysikalischer Hinsicht zu prü fen, bevor sie ä sthetisch bearbeitet werden kö nnen. Grundsä tzlich liegen die Lö sungsansä tze fü r alle Details vor. Allerdings ist die Akzeptanz auf dem Markt noch recht schwach. Hier können sich auch kleinere Firmen profilieren und haben die Chance, durch das Nischenprodukt Passivhauskomponente zum großen Anbieter zu werden. Der Planer ist in daher besonders gefragt. Er trägt oft einen Teil des Risikos für die Ausführung mit. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Handwerkerschaft im allgemeinen ausgesprochen konservativ ist, ja zuweilen ausgesprochen fortschrittsfeindlich auftritt. Nur durch das schreiben von unzä hligen genau abgrenzenden Freistellungen konnten wir einen „normalen“ Herstellungsablauf garantieren. Hier gilt es zu erwä hnen, daß oft aufwendige Lö sungsansä tze mehrfach parallel bis in die Detailierung verfolgt werden muß ten, da der Markt auf Innovation sehr langsam reagiert und der Bauherr den berechtigten Anspruch hat, nicht durch die Entwicklung eines Passivhauses auf sein Objekt lä nger als ü blich warten zu mü ssen. Es gab immer wieder Firmen, die versuchten, durch Ablehnung von Gewä hrleistung aus Grü nden der Neuartigkeit in eimem Detailpunkt der geforderten Ausfü hrung vollumfä nglich aus der Verantwortung herauszukommen. Dies konnte jedoch in allen Fä llen vermieden werden. Der Bauherr behä lt seinen, uch sowohl gegen die ausführenden Firmen, als auch gegenüber seinem Architekten. Von den Kosten her betrachtet stellt das Passivhaus auch im Industriebau dem Normalbau gegenüber eine ernsthafte Konkurrenz dar. Dies insbesondere, weil noch viele Möglichkeiten wie z.B. die der Massenfertigung von passivhaustauglichen Komponenten noch nicht ausgeschö pft sind. Der Mehrpreis in der Investition amortisiert sich ü ber die deutlich reduzierten Betriebskosten. Eine Betrachtung auf 20 Jahre lä ß t das Passivhaus schon derzeit als Kostensenkungsmodell verkaufen. Betrachtet man 10 Jahre als Abschreibungszeitraum, so ergeben sich ebenfalls Kostenvorteile. Sicherlich ist ein solches Bauwerk heute noch nicht mit einer auf 3 bis 5 Jahre abzuschreibenden Blechhalle konkurrenzfähig. Doch wird Architektur immer mehr zum Ausdruck eines firmenpolitischen Selbstbewußtseins, welches neue Märkte und eine positiv besetzte Präsenz erschließen kann. Nimmt man die Automobilindustrie als Vorreiter, so kann man hier schon beobachten, wie Umweltgifte aus den Spezifikationen gestrichen werden, um das Produkt Auto positiv darstellen zu kö nnen. Ein aufmerksamer Kunde erkennt, ob eine solche Philosophie in einer Firma durchgehend ist und wird dies positiv verbuchen. Dies sind geldwerte Vorteile, die in den Amortisationsrechnungen von Passivhäusern noch nicht ermittelt sind. Aber es ist beruhigend zu wissen, daß man nicht nur etwas für die Umwelt tut, sondern auch einen wirtschaftlichen Vorteil erzielen kann.