Wettbewerb Technologie- und Wissenschaftscampus Seestadt Aspern / Baufeld C4 – Bauphase 2 sechsstellige Kennzahl: 100001 Formblatt 02 – Erläuterungsbericht Architektonisches Konzept (Von dem Wettbewerbsteilnehmer sind die grau hinterlegten Felder auszufüllen.) Textliche Beschreibung der Leitgedanken des architektonischen Konzepts auf max. 2 DIN A4Seiten: Entwurfsgrundsätze und Kernaussagen zum Konzept, architektonische und funktionale Aspekte, Ausführung zu Statik und Bauphysik, Ausführungen zu gewählten Baumaterialien und Konstruktionsweisen, Ausführungen zur Wirtschaftlichkeit und Flexibilität. Technologie- und Wissenschaftscampus Seestadt Aspern / Baufeld C4 – Bauphase 2 Der Entwurf eines Technologiegebäudes erfordert heutzutage die Berücksichtigung von drei grundsätzlichen Zielen: die Flexibilität, die es dem Gebäude ermöglicht, sich einem schnell verändernden Umfeld anzupassen, die Optimierung des Austausches von Informationen und Ideen zwischen den Nutzern der verantwortungsvolle Umgang mit Energieverbrauch und Kohlendioxid-Emissionen. Diesen Ambitionen folgend, wurde zwei Gebäudeblöcke konzipiert, die in der Lage sind 4 wesentliche Designstrategien umzusetzen. 1. Ein ideales Umfeld durch das der Austausch von Wissen und interdisziplinärer Kooperation gefördert wird. In beiden Gebäuden sind die Büros ringförmig um ein semi-konditioniertes Atrium angeordnet das der Nutzergemeinschaft als kommunikativen Bereich dient. Das Atrium versorgt nicht nur die angrenzenden Büroräumlichkeiten mit Tageslicht sondern belüftet und temperiert das Gebäude auch natürlich. In dem das Atrium als Lounge, als Zentrum des Gebäudes, für informelle Meetings, Vorträge, Bankette und diverse Events genutzt werden, fördert es die Beziehungen der unterschiedlichen Mieter zueinander und schafft somit einen zusätzlichen Mehrwert. Durch die Brücke, die die beiden vertikalen Erschließungskerne miteinander verbindet, entsteht eine gute Verfügbarkeit des zentralen Raumes und somit auch eine erhöhte Flexibilität der Geschoßflächen. 2. Eine Gebäudeinfrastruktur die ein Höchstmaß an räumlicher Nutzungsflexibilität anbietet. Die Baukörper basieren auf einem Stahlbetonskelettbau mit einem Konstruktionsraster von 7,2 x 7,2m auf Bauplatz 3 und 8,4 x 7,2m auf Bauplatz 2. Diese Achsmaße sind ein Vielfaches von 1,2m und daher optimal für das innere Raumlayout und einen modularen Innenausbau für Doppelboden, Innendecken und flexible Trennwände, etc. Durch das strikte orthogonale Konstruktionsraster kann die Verwendung von unmodifizierten Standart-fit-out-Systemen gewährleistet werden. Beide Gebäude haben im Inneren ein zentrales 14,4 x 21,6m weites Atrium, dass somit eine natürliche Belichtung des innenliegenden, zum Atrium gerichtetetn Bürobandes, mit einer Tiefe von 14,7m ermöglicht. Die Tiefe des Bürotraktes ist flexible und somit ideal für, entweder eine natürlich belichtete und belüftete Bürolösung mit einem zentralen Korridor, oder für ein 14,7m breiten open-space Büro. Durch die Bürotrakttiefe von weniger als 15,00 m, können die Räumlichkeiten nachhaltig, ohne aufwendige künstliche Belichtung und Ventilation betrieben werden. Die vertikalen Erschließungskerne sowie die Sanitäreinheiten sind in den dunklen Ecken des Büroringes angeordnet, welche sich zur Büronutzung nicht eignen. Die Kerne sind diagonal zu-einander positioniert, um die Zugänglichkeit der Räume in den Geschoßen zu optimieren. Dieses Layout bietet die Möglichkeit, die Geschoße mit oder ohne internem Korridor zu nutzen und somit das Netto-Brutto-Verhältnis der Büros zu optimieren, wenn kleinere Unterteilungen nicht erforderlich sind. Die beiden Erschließungskerne sind durch eine Brücke miteinander verbunden. Zum einen wird dadurch die Flexibilität der inneren Erschließung erhöht und zum anderen wird ein zusätzlicher Raum kreiert, von dem aus Mitarbeiter diverse Events und Aktionen im Atrium von oben miterleben können. 3. Ein Gebäude mit optimierter Ökobilanz. Die vorgeschlagenen Gebäude zielen darauf ab eine maximale Kompaktheit zu erzeugen und somit den Wärmeverlust durch die Gebäudehülle zu reduzieren. Die Hauptstrategie hierfür ist je ein Atrium welches es ermöglicht die Außenflächen des Gebäudes um ca. 15% zu reduzieren. Das Atrium, das mit hochtransparenten ETFE Kissen überspannt wird, ermöglicht an den Innenfassaden eine Tageslichtausbeute von ca. 95%. Es fungiert weiters als thermischer Pufferraum und profitiert vom Treibhauseffekt durch den im Winter vorgewärmte Luft in die Büros gelangen kann und im Sommer durch die Kaminwirkung für eine natürliche Belüftung gesorgt wird. Die Gebäude haben ein Oberfläche- Formblatt 02 - Architektonisches Konzept Wettbewerb Technologie- und Wissenschaftscampus Seestadt Aspern / Baufeld C4 – Bauphase 2 zu-Volumen-Verhältnis (A/V-Verhältnis) von ca. 5,9m3/m2. Der Lochanteil der Fassade beträgt rund 0,35m2/m2. Die Fassade wurde mit je zwei Fensterbändern pro Geschoß in horizontale Streifen gegliedert, um so die Bilanz der Hülle zu optimieren. Der Vorteil einer solchen Strategie ist vielfältig: gleichmäßige transparente Fensterbänder entlang der Büroflächen ohne vertikalen Unterbrechungen und dadurch Optimierung des Lichteinfalls. gleichmäßige Verglasung der Hülle durch 2 Glasbänder und zwar dort wo sie am wirksamsten ist; in Augenhöhe und so nah wie möglich an der Decke damit durch Deckenreflexion das Licht soweit wie möglich in die Bürofläche geleitet wird. Ein massives Fassadenzwischenband auf 1,80m Höhe über Fertigfußboden wirkt dort wo der Lichteinfall weniger benötigt wird beschattend und reduziert zusätzlich den Wärmeverlust. das untere Fassadenband der Geschosse wird mit einer kontinuierlichen Bepflanzung sommergrüner Pflanzen bestückt die im Sommer vor heißer Sonneneinstrahlung schützen und im Winter, bei Blätterverlust, die wärmende Sonne durch lassen. Die Pflanzenarten werden für jede Jahreszeit, je nach ihren Fähigkeiten das Sonnenlicht zu blockieren, ausgewählt. das jeweils oberste Fassadenband ist an der Unterseite zusätzlich mit einem Tageslichtreflektor ausgestattet welcher 60cm in den Innenraum und 30cm aus der Fassade in den Außenraum ragt. Der Reflektor sammelt das Tageslicht und reflektiert es an die Decke des Innenraumes. Die Tageslichtqualität im Innenraum wird dadurch um ca. 13% erhöht. 4. Ein Gebäude das die Baukosten und die Baueffizienz durch den Einsatz vorgefertigter Systeme reduziert. Die Gebäudehülle wurde so entworfen, dass Baukosten und Baueffizienz durch Einsatz vorgefertigter Systeme optimiert werden. Aufgrund des regelmäßigen Konstruktionsrasters, wird ein Fassadensystem mit hohem Vorfertigungsgrad gewählt. Horizontale, streifenförmige Sand-wich- Fassadenplatten mit einem U-Wert von 0,2W/m2K, bestehend aus einem Parapetelement und ein Zwischenelement sorgen für einen geringen Transmissionswärmeverlust. Die Sandwich-Fassadenplatten bestehen aus einem 13cm inneren Betonfertigteil, 15cm XPS-Dämmung und einem 8cm äußeren Sicht-Betonfertigteil. Die äußere Platte könnte alternativ auch aus glasfaserverstärktem Zement oder extrudierter Keramik ausgeführt werden. Die Sandwich-Fassadenplatten werden vorgefertigt angeliefert und fix montiert. Die Add-on Fassade, bestehend aus den Tageslichtreflektoren und den Pflanzentrögen, wird je nach Bedarf, nachträglich Vorort befestigt. Diese robusten Fassadenelemente sollen die Idee von, um das Gebäude laufenden, schwebenden, volumigen Bändern erzeugen. Die thermische Masse dieser Elemente trägt wesentlich zur thermischen Leistung der Gebäudehülle, sowie zur Dauerhaltbarkeit und Wartungs-minimierung bei. Die Fenster der Außenfassade sind ca.1,05m hoch und haben eine horizontale Teilung von 1,2m. Die Fensterrahmen werden in Holz/Alu ausgeführt und mit einer Dreifach-verglasung versehen. Das untere Fensterband ist von innen öffenbar (so können auch die Pflanzentröge erreicht werden) und besitzt einen außenliegenden Sonnenschutz. Das obere Fensterband ist nicht öffenbar, besitzt jedoch Lüftungsöffnungen um in der Nacht kühlen zu können. Das Dach der Gebäude ist ein als extensiv begrüntes Flachdach, mit einem umlaufenden Band von insgesamt 1.857m2 PV-Modulen ausgeführt. Diese PV Module reichen aus um ca. 70% des jährlichen elektrischen Energiebedarfs zu decken. Das grüne Dach verbessert zusätzlich die thermischen Eigenschaften des Gebäudes, reduziert durch das Sammeln des Niederschlages den Wärmeinseleffekt und verlangsamt bei Starkregen die Entwässerung. Die Deckenuntersicht der ca. 25cm dicken Geschoßdecke ist unverkleidet und kann so durch das Prinzip der thermischen Trägheit und in der Decke eingebetteten Warm- und Kaltwasserleitungen zur Temperatur-steuerung, raumklimatisch profitieren. Um eine flexible Kabelführung zu gewährleisten ist ein 15cm hoher Doppelboden vorgesehen. Die Gebäude werden Großteils mit präkonditionierter Luft natürlich belüftet. Die Frischluft wird über Erdkollektoren in Gebäude eingeleitet und als Quelllüftung in den Büros verteilt. Darüber hinaus können die Nutzer die Fenster für weitere Frischluftzufuhr von außen individuell öffnen. Automatisierte Öffnungen im Atriumdach unter-stützen die natürliche Querlüftung. Das Belüftungssystem ist mit CO2-Sensoren ausgestattet und könnte bei Bedarf auch mechanisch unterstützt werden. Im Sommer wird die thermische Masse über nächtliche Luftspülungen abgekühlt und wirkt anschließend als Kühlquelle während des Tages. Die Heizung und Kühlung des Gebäudes erfolgt durch ein geothermisches System mittels Bohrungen. Die Landschaftsgestaltung auf den Bauplätzen 2 und 3 ergänzt die bereits bestehende Außengestaltung des IQ Gebäudes und interpretiert diese weiter als vorgezogenen Rahmen der zukünftigen Campusmitte. Unsere Strategie ist es, den Parkplatz so weit weg wie möglich von den Gebäuden anzuordnen, um den Freiraum vor den Gebäuden zu vergrößern und den Grünraum näher zu den Gebäuden zu bringen. Die temporäre Parkplatzgestaltung wurde möglichst kompakt gehalten und mit natürlichen Materialien versehen umso die hierfür erforderlichen Kosten zu reduzieren. Die Parkplatzfläche wird mit einem versickerungsfähigen gebundenen Kies ausgeführt. Um den Parkplatz herum und zwischen den Parkreihen werden heimische Büsche als Sichtschutz gepflanzt. Der verbleibende Grünbereich zwischen Parkplatz und den Gebäuden wird mit heimischer, wartungsarmer Vegetation gestaltet. Formblatt 02 - Architektonisches Konzept