Unileverhaus, Hamburg Architektur: Behnisch Architekten, Stuttgart Tragwerk: Weber · Poll Ingenieurbüro für Bauwesen, Hamburg Bauherr: Hochtief Projektentwicklung, Hamburg In der Hamburger HafenCity, direkt am Ufer der Elbe, liegt die neue Unternehmenszentrale von Unilever Deutschland, Österreich und Schweiz mit rund 1.200 Arbeitsplätzen. Zentrales Element und Herzstück des Gebäudes ist das Atrium, das mit seinem großzügig verglasten Dach von Tageslicht durchflutet wird und vielfältige Blickbezüge im Inneren und durch die verglasten Fassaden auch auf das Wasser, die Schiffe und den Himmel schafft. An den unterschiedlichsten Stellen verbindet ein Wegegeflecht von Brücken, Treppen und Stegen die einzelnen Ebenen. Zahlreiche Meeting-Points sorgen für attraktive Begegnungsflächen. » Lageplan, M 1:2500 Fassade Dachkonstruktion und Stege Die äußere Erscheinung des sechsgeschossigen Gebäudes wird von einer vor die eigentliche Glasfassade gesetzten Membrankonstruktion bestimmt, die das Gebäude wie ein überdimensionaler Schirm gegen Wind schützt. Sie besteht aus einzelnen Rahmen und kreuzweise verspannten Druckstäben, die mit einer hochfesten und transparenten ETFE-Folie bespannt sind. Die Rahmen sind mit Hilfe von zwei Kragarmen jeweils an einer Geschossebene befestigt und an den übrigen Geschossebenen über Pendelstützen abgestützt. Die einlagigen ETFE-Folien haben einen „Lotuseffekt“, so dass die Durchsicht und Sauberkeit ohne aufwändige Reinigung über Jahrzehnte möglich erscheint. Die Dachkonstruktion ist als dreidimensionales Fachwerk ausgebildet, das zwar fast wie ein Sheddach aussieht, aber aus unterschiedlich großen Dreiecksflächen besteht. Damit konnte die Ausrichtung der geschlossenen Dachflächen nach Süden als Schutz vor Hitze und der verglasten Flächen nach Norden für einen möglichst hohen Lichteinfall optimiert werden. Für das Dachtragwerk kamen zugunsten einer eleganteren Gestaltung Rohrprofile zum Einsatz. Die Knotenpunkte wurden miteinander verschweißt und konnten daher als biegesteife Stabknoten berechnet werden. Die Konstruktion, die bis zu » Exponierte Lage am Elbufer » Klimapuffer durch vorgesetzte Membrankonstruktion © Adam Mørk © Adam Mørk 98 Preis des Deutschen Stahlbaues 2012 © Adam Mørk » Dreidimensionale Fachwerkkonstruktion über dem zentralen Atrium » Längsschnitt, M 1:1000 45 Meter frei spannt, liegt nur an den Rändern auf der Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes auf. Die Auflagerpunkte, Elastomerlagerungen bzw. Bolzenkonstruktionen, die in einem Achsraster von 8,10 bzw. 7,10 Metern angeordnet sind, wurden als Gelenke ausgeführt, um Zwangskräfte im Tragwerk zu minimieren. Verbindungsstege Die Fußgängerstege im Atrium, welche die Geschosse teils auf gleicher Höhe verbinden, teils als Rampen ein Geschoss über- brücken, konzipierten die Planer als weit gespannte Konstruktionen aus torsionssteifen Stahlhohlkastenprofilen. Sie besitzen neben den Auflagern auf den Geschossdecken mindestens einen zusätzlichen Auflagerpunkt auf Stahlstützen mit 194 bzw. 245 Millimetern Durchmesser. Diese Stützen reichen bis in die Untergeschosse, konnten aber in Hinblick auf eine wirtschaftliche Garagennutzung nicht immer am statisch optimalen Punkt aufgestellt werden. So ergeben sich für die Stege und Rampen Spannweiten zwischen 10 und 15 Metern. Die Stege haben eine maximale Höhe von 35 Zentimetern und damit die gleiche Stärke wie die Geschossdecken, auf denen sie aufgelagert sind. bauforumstahl 99