Roßstraße 133 40476 Düsseldorf kunststi ftung μ n rw Entgelt bezahlt 42329 Wuppertal kunststi ftung μ n rw Haus der Stiftungen in NRW # 14.2009 kunststi ftung μ n rw Inhalt μ Seite 1 Editorial μ Seite 2 In eigener Sache μ Seite 5 Unbekanntes Manuskript von B. Traven entdeckt μ Seite 7 Ausstellung »Industrial Land Art im Ruhrland« μ Seite 10 ■ Impressum: Herausgegeben von der Kunststiftung NRW || Verantwortlich: Regina Wyrwoll || Grafische Gestaltung: LMN Berlin || Druck: Ley + Wiegand, Theater Festival »Impulse« Wuppertal ||Die fachbezogenen Ansprechpartner in der Kunststiftung NRW; Vor- μ Assistenz des Vorstandes: Stefanie Nöcker ||Office Management: Ruth Becker stand: Dr. Fritz Schaumann, Präsident, Regina Wyrwoll, Generalsekretärin || Seite 13 Förderprojekte in Auswahl || Bildende Kunst/ Medienkunst: Dr. Barbara Könches [Leitung], Claudia Heuter || Musik / Darstellende Künste: Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner [Leitung], μ Seite 20 Publikationen Iris Hennig, Tanja Schmehl || Literatur, Presse: Dagmar Fretter || Verwaltung: Sabrina Filipic || Informationen über das Kuratorium der Kunststiftung NRW, die Satzung und Förderrichtlinien finden Sie im Internet: www.kunststiftungnrw.de ||Kunststiftung NRW | Roßstraße 133 | 40476 Düsseldorf Tel: 0211/6 50 40 70 | Fax: 0211 /6 50 40 777 | E-mail: [email protected] ISSN 1863–8791 # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 1 Editorial Die Förderung von Übersetzungen Bis zu 200 Gäste können dann diese ist eine Schwerpunktaufgabe der innovative Übersetzerwerkstatt Kunststiftung NRW; sie wurde ge- selbst miterleben. meinsam mit dem Europäischen Über- Nun ist das Straelener EÜK auf setzerkollegium in Straelen am Initiative der Kunststiftung NRW Niederrhein ins Leben gerufen Mittelpunkt eines internationalen (www.euk-straelen.de). 1978 ge- Projektes geworden: Es geht um die gründet, hat sich das EÜK als er- Neuübersetzung der isländischen stes internationales Arbeitszen- Sagas, die eine der größten Leis- trum für professionelle Literatur- tungen der europäischen Literatur- und Sachbuchübersetzer zur größten geschichte darstellen und der Institution dieser Art in Europa wichtigste Beitrag Islands zur entwickelt. Neben der Übersetzer- Weltliteratur sind. Die neu über- förderung,darunter auch ein trans- setzten Sagas sind die zentrale Pu- lator in residence, wurde es auch blikation 2011, wenn Island Gast- zum Partner für den Übersetzer- land der Frankfurter Buchmesse preis der Kunststiftung NRW, der sein wird. Im September fand die inzwischen jährlich an deutsche erste einer Reihe von Arbeitsbe- und internationale Übersetzer im gegnungen in Straelen statt, wo Wechsel verliehen wird und mit ei- sich die Saga-Übersetzer mit den nem Preisgeld von 25.000 Euro die Herausgebern und Repräsentanten wichtigste Auszeichnung dieser Art des S. Fischer Verlags trafen, um in Deutschland ist. die Schwerpunkte der Neuüberset- Eine neue Veranstaltungsform, von zung zu koordinieren. der Kunststiftung NRW ermöglicht, hat das EÜK in Straelen zu einer Dr. Fritz Schaumann Anlaufstelle für Literaturlieb- Staatssekretär a. D. haber aus ganz NRW gemacht: die [Präsident] »Atriumsgespräche«, internationale Treffen zur Übersetzung eines Regina Wyrwoll Romans. Feridun Zaimoglu, Julia [Generalsekretärin] Franck, Ingo Schulze und Uwe Tellkamp konnten bisher dort jeweils eine Woche lang mit manchmal bis zu 18 Übersetzern aus aller Welt Wort für Wort ihr Buch diskutieren und helfen, Unübersetzbares in anderen Sprachwelten verständlich zu machen. Ein Kapitel ist einer öffentlichen Veranstaltung vorbehalten: # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 2 In eigener Sache – Nacht Ego« im Museum Baden in Solingen erstellen. Die Ausstellung ist noch bis zum 25.10.2009 zu sehen. μ Einen »Holzweg« schlägt der ■ www.museum-baden.de diesjährige Stipendiat der Kunststiftung NRW, Clemens Botho Goldbach, in seiner gleichnamigen Ausstellung quer durch das Land. Nach der ersten Station im Brühler Kunstverein schichtet Goldbach vom 28.9. bis zum 18.10.2009 Stämme und Äste in der Galerie Hagenring. Die Kunststiftung NRW ermöglichte den Ausstellungskatalog. ■ www.hagenring.de Internationale Ensemble Modern Akademie [Foto: Barbara Fahle] μ Die Kunststiftung NRW fördert im Rahmen ihres Nachwuchsprogramms seit 2003 die in Frankfurt beheimatete Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA). Am 20.8.2009 wurde die IEMA im Rahmen einer feierlichen Galaveranstaltung unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministers für Installationsansicht Matthias Lahme Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, in der Staatsoper Han- μ Keramiken, die im Rahmen eines nover mit dem Musikinnovations- Stipendiums der Kunststiftung NRW preis des Prætorius Musikpreises entstanden, zeigt erstmals Mat- Niedersachsen ausgezeichnet. Diese thias Lahme im kunstraum muenchen. Auszeichnung in Höhe von 8.000 Euro Am 18.10.2009 wird die Ausstellung wird an künstlerische Persönlich- mit einer Finissage beendet. keiten und Institutionen vergeben, ■ www.kunstraum-muenchen.de die überregional neue Wege zur Aufführung, Verbreitung und Vermittlung von Musik beschreiten. μ Markus Karstiess kann mit Hilfe Namenspatron ist der Komponist, der Finanzierung durch die Kunst- Musiker und Musiktheoretiker stiftung NRW einen Katalog zu sei- Michael Prætorius. ner Ausstellung »Markus Karstiess ■ www.internationale-em-akademie.de # 14 – 2009 μ Julia Mihály, 1984 in Lüden- kunststiftung μ nrw 3 gezeichnet. Aus rund 100 Einsen- scheid geboren, ist mehrmalige Mu- dungen von 70 Künstlern aus 18 Län- sikstipendiatin der Kunststiftung dern hatte die Jury bestehend aus NRW bei den Internationalen Stock- Andreas Ströhl, Thierry de Mey und hausen-Kursen Kürten. Sie studier- Frédéric Mazelly fünf Siegerclips te Gesang / Musiktheater in Essen ausgewählt. und Hannover. Ihr künstlerisches ■ www.ip-tanz.com Schaffen reicht bis zu Körper-Performances und Improvisationen. Stimmlich überschreitet sie die Grenzen des Belcanto hin zu Extended Vocal Techniques. Im Rahmen der RuhrTriennale 2009 wird sie in dem Stück TAMAR des Dirigenten und Komponisten Rupert Huber zu hören sein. Bei den diesjährigen Stockhausen-Kursen in Kürten wurde Julia Mihály für das Abschlusskonzert ausgewählt und prämiert. ■ www.ruhrtriennale.de »patterns beyond traces« von Gerda König μ Die deutsch-ghanaische Tanz- theaterproduktion »patterns beyond traces« von Gerda König wurde für den Kölner Tanztheaterpreis 2009 nominiert. Fünf Tänzer, mit und ohne Behinderung, erkunden tradierte Legenden und Erzählungen und reflektieren diese in ihrem individuellen Alltag. Die von der Kunststiftung NRW geförderte und in Ghana erarbeitete Produktion ist im Oktober 2009 nach Herne, Dortmund, Münster, BieleIlona Pászthys Videoclip »Vielleicht« μ Beim diesjährigen »2. Choreo- graphic Captures« - Wettbewerb ge- feld, Bremen, Marburg und Trier eingeladen. ■ www.din-a13.de wann Ilona Pászthys Clip »Vielleicht« sowohl einen der dritten Plätze als auch einen Kinopreis. μ Ihre Arbeit wurde am 4.7.2009 im Scheuer, der in der FAZ vorabge- Rahmen des Filmfestes München aus- druckt wurde, ist für den Deutschen Der neueste Roman von Norbert # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 4 (Nicole Barry, Irene Kuhn, Alain Lance, Sibylle Muller, Patrick Charbonneau, Martine Rémon) diskutierten unter der Leitung von Claus Sprick mit Deshusses über das Thema »L’incompréhension - Das Unverständnis«, bevor Fritz Schaumann, Präsident der Kunststiftung NRW, dem Preisträger die traditionelle Straelener Torte in Buchform überreichte. Buchpreis nominiert. Er erzählt die suggestive Geschichte von zwei Brüdern auf der Suche nach dem Glück und vom Fliegenfischen. Der Autor lebt in der Eifel und wurde von der Kunststiftung NRW mit einem Arbeitsstipendium gefördert. Für sein bisheriges Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der Deutsche Buchpreis Fritz Schaumann, Pierre Deshusses [Foto: Regina Peeters] wird am 12. Oktober 2009 in Frankfurt verliehen. Die Dankesrede von Pierre Des- Norbert Scheuer: »Überm Rauschen«. husses finden Sie unter Roman, Verlag C.H.Beck, München ■ www.kunststiftungnrw.de 978-3-406-59072-6 ■ www.chbeck.de μ Für den französischen Überset- zer Pierre Deshusses, der den Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2009 offiziell bei einer Feierstunde in Paris aus der Hand des Ministerpräsidenten NordrheinWestfalens, Jürgen Rüttgers, entgegengenommen hat, veranstaltete die Kunststiftung NRW eine kleine Nachfeier im Europäischen Übersetzerkollegium in Straelen. Die Jury und die vielfach ausgezeichneten Übersetzerfreunde und -kollegen # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 5 Unbekanntes Manuskript von B. Traven entdeckt Der Schriftsteller B. Traven wurde 1882 als Otto Feige im brandenburgischen Schwiebus geboren. 1924 gelang ihm nach diversen politischen und künstlerischen Versuchen die Ausreise nach Mexiko. Zwischen 1926 und 1960 brachte die B. Traven, 1904 Büchergilde Gutenberg zwölf sozialkritische Abenteuerromane von kerung in Südmexiko. Mit dem »To- Traven heraus. Sie wurden in mehr tenschiff« schrieb er sich in die als 24 Sprachen übersetzt und Weltliteratur ein. Das ist ein gro- brachten es auf eine Gesamtauf- ßer Wurf, eine sozialkritische lage von über 30 Millionen Exem- Abenteuergeschichte, zugleich ein plaren. Seine abenteuerliche Bio- Schelmenroman und ein Plädoyer für grafie, erst kürzlich ganz aufge- den Anarchismus im Sinne von Herr- deckt, gab gerade auch in der schaftslosigkeit. deutschen Presse zu vielen Spekulationen Anlass. ■ Fretter: Bei Ihrer Recherche Dagmar Fretter sprach mit dem Li- sind Sie auf eine bisher verschol- teraturwissenschaftler Jan Chris- lene Detektivgeschichte von Traven toph Hauschild. Seine Nachfor- gestoßen. Wie ist Ihnen das gelun- schungen zu B. Traven werden von gen? der Kunststiftung NRW gefördert. ■ Hauschild: Von 1907 bis 1924 nannte sich Traven »Ret Marut«. Un- ■ Fretter: Was fasziniert Sie noch ter diesem Namen wirkte er als immer an B. Traven und seinem Werk, Schauspieler an Wander- und Pro- warum sollten wir uns heute noch vinzbühnen. Zu diesem Ret Marut ha- damit beschäftigen? be ich im Bundesarchiv in Berlin Unterlagen gesucht. Eine freundli- ■ Hauschild: Zwischen 1926 und che Archivarin wies mich darauf 1960 hat Traven eine Reihe sozial- hin, dass es in den Akten der kritischer Abenteuerromane ge- Feuilletonredaktion des SPD-Blat- schrieben, in denen er anschaulich tes Vorwärts ebenfalls Material und klar die Lebens- und Arbeitsbe- gibt. Ich dachte nicht im Traum dingungen der sozial Benachteilig- daran, dass darunter ein unbekann- ten und Entrechteten schildert, ter Text von ihm sein könnte, denn insbesondere der indigenen Bevöl- seine Beziehungen zum Vorwärts wa- # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 6 ren längst bekannt. Das Blatt hatte Quelle immerhin ein Glücksfall. ein renommiertes Feuilleton, zahl- Jetzt hat man einen Eindruck davon, te sehr gut und war massenhaft ver- wie unbefangen Traven mit Quellen breitet. Ich habe mir den Bestand umging und sie einfach zu seinen kommen lassen und stieß zu meiner eigenen Texten machte. Es ist, als Überraschung auf ein 29-seitiges würde man Traven beim Schreibpro- Typoskript von Traven aus Tampico, zess über die Schulter sehen. Mexiko, betitelt »Der Täter wird gesucht« und getippt auf seiner be- ■ Fretter: Viele Traven-Verehrer rühmten alten Remington-Schreibma- mystifizieren gern ihren Meister. schine. Es wurde damals nicht ge- Könnten all die neuen Erkenntnisse druckt, blieb in den Akten des Vor- für sie schmerzhaft sein? wärts liegen, kam dann in das Parteiarchiv der SPD und von dort ins ■ Hauschild: Ich fürchte, dass Bundesarchiv. sich die wenigsten akademischen »Travenologen« darüber freuen wer- ■ Fretter: Ist es eine gute Ge- den. Die möchten gar nicht wissen, schichte? wer Traven wirklich war. Denn ein gelernter Maschinenschlosser aus ■ Hauschild: Der Text ist sehr Ostbrandenburg ist natürlich bei ideologisch imprägniert. Traven weitem nicht so bezaubernd wie ein hatte seinen Ton noch nicht gefun- illegitimer Sohn Kaiser Wilhelms den. Er hält gewissermaßen ein Plä- II., gebildet und weltgewandt. doyer zugunsten eines Tatverdächtigen, eines (deutschstämmigen) Frauenmörders in Los Angeles, und Die Langfassung des Gesprächs versucht, diesen zu entlasten, finden Sie unter nach dem Motto: »Da kann man mal ■ www.kunststiftungnrw.de wieder sehen, wie schnell die amerikanische Justiz Leuten etwas in die Schuhe schiebt.« Dabei stellt er die Fakten allerdings auf den Kopf. Traven ist voller Hass auf die bürgerliche Gesellschaft, aber er schafft es nicht, diesen Hass produktiv zu machen, nämlich als Stimulans zu benutzen für ein literarisches Kunstwerk. Seine Vorlage, einen Sammelband mit amerikanischen Kriminalfällen aus dem Jahr 1910, habe ich dann drei Tage später entdeckt. Für die TravenForschung sind der Text und seine # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 7 Ausstellung »Industrial Land Art Mehr im Internet unter: im Ruhrland« ■ www.kunststiftungnrw.de Der langjährige Leiter des Skulp- Ausstellungen: turenmuseums Glaskasten Marl und »50 Jahre künstlerische Gestaltung« renommierte Kurator Uwe Rüth Skulpturenmuseum Glaskasten Marl konnte nicht verstehen, dass die bis zum 25.10.2009 Organisatoren der Kulturhaupt- ■ www.marl.de/skulpturenmuseum/ stadt RUHR.2010 die historische Identifikation mit der einfluss- »Die Künstlergruppe >B1<« reichen Stahl-Bildhauergenera- Kunstmuseum Ahlen und tion der Nachkriegszeit im Ruhr- KunstVerein Ahlen, gebiet in ihrem künstlerischen bis zum 25.10.2009 Programm vernachlässigen und da- ■ www.kunstmuseum-ahlen.de mit deren international anerkann- ■ www.kunstvereinahlen.de te Leistung missachten. Gemeinsam mit Burkhard Leismann, Kunstmu- »gRenzüberschreitung 2« seum Ahlen, und dem Künstler Hel- Künstlerzeche »Unser Fritz«, Herne, mut Bettenhausen, Künstlerzeche bis zum 11.10.2009 »Unser Fritz« in Herne, hat Rüth ■ www.kuenstlerzeche.de deshalb die Ausstellung »Industrial Land Art - 50 Jahre künstlerische Gestaltung des Ruhrlandes« zusammengestellt. »Industrial Land Art«, definiert Rüth, »bezeichnet die Kunst im Freiraum einer von der modernen Industrie zerstörten Landschaft, um dieser einen humanen Wert zurückzugeben«. Insbesondere die Künstlergruppe B1, zu der Helmut Bettenhausen, Bernd Damke, Günter Dohr, Rolf Glasmeier, Kuno Gonschior, Friedrich Gräsel, Ewerdt Hilgemann, Franz Rudolf Knubel, Ferdinand Spindel und Günter Tollmann Jiri Hilmar: »Rekonstruktion«, 1983, Symposion Zeche Carl [Coverabbildung des Katalogs »Industrial Land Art im Ruhrland«] gehörten, kämpfte 1968/69 um die »Integration ästhetischer Werte in eine inhumane Ödnis«, so Rüth. Der lesenswerte Katalog ist im Klartext Verlag, Essen, erschienen. # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 8 Gelände der Ausstellung »Stadt und Skulptur 1970« vor dem Marler Rathaus Bernd und Hilla Becher: »Fördertürme, Stahl, Ruhrgebiet«, 1993, Fotografie Kuno Gonschior: »Tropfraum«, Entwurf, 1968 Michael Schwarze: »Horchbein« und »Kriecher« vor dem Rathaus während der Ausstellung »Stadt und Skulptur 1970« in Marl Helmut Bettenhausen: »SeinVorOrt. Der weiße Stuhl«, 1980 Diethelm Koch: »Mundloch«, 1983, Symposion Zeche Carl [heute Skulpturenmuseum Glaskasten Marl] # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 9 Schaumstoff-Stelen von Ferdinand Spindel, 1972 Günter Tollmann: Edelstahlplastik vor dem Amtsgericht Gelsenkirchen, 1973 Helmuth Kesting: »Kreuzgang«, Raumplastik, 1995 Friedrich Gräsel: »Hommage à Peter Leo«, FZX, 1967 [zerstört und 1971 rekonstuiert] Richard Serra: »Terminal«, 1977, Standort Bochum 1979 # 14 – 2009 Theater Festival Impulse kunststiftung μ nrw 10 auf die künstlerischen Arbeiten der Off-Szene zu lenken. Die freien Gruppen, die wir uns anse- Bochum, Düsseldorf, Köln und hen, sind ein versprengter Hau- Mülheim an der Ruhr fen, z.B. von der Theateretage in 25.11.- 6.12.2009 Oldenburg bis zu den Wiener Festwochen. Es ist also sinnvoll, alle Das internationale Theater Festi- zwei Jahre zusammenzufassen, was val »Impulse« startet in die in Deutschland, Schweiz, Öster- nächste Runde. Seit 1990 zeigt reich an Höchstleistungen ent- »Impulse« die wichtigsten Produk- standen ist. Das tut nur das »Im- tionen, die in Deutschland, Ös- pulse«-Festival. Beim Berliner terreich und der Schweiz außer- Theatertreffen weiß man vorher halb des Stadttheaters produziert schon in der Regel, worum es geht … wurden. In zwölf Tagen präsentieren sich zur bedeutendsten Be- ■ Wyrwoll: Herr von Hartz, Sie standsaufnahme neben dem Berliner sind in mehreren Festivals enga- Theatertreffen neun Theatergrup- giert, zum Beispiel auf Kampnagel pen mit elf Produktionen aus den in Hamburg. Wie unterscheidet zurückliegenden zwei Jahren an sich Ihre Arbeit für die »Impul- vierzehn Spielstätten. Außerhalb se«? des offiziellen Wettbewerbs sind in diesem Jahr fünf Special Guests ■ von Hartz: Das Besondere an den zu sehen, darunter wieder zwei »Impulsen« ist, dass nicht nur ein hochkarätige internationale Pro- Stück von irgendwo nach irgendwo duktionen. Regina Wyrwoll sprach transportiert wird, sondern dass mit den beiden Festivalverant- sie wirklich ein Sichtbarmachen wortlichen: Tom Stromberg und für die Künstler bedeuten. Wenn Matthias von Hartz. man sich die letzten 15 Jahre ansieht, dann haben viele ihre Karriere auch bei »Impulse« begonnen. Dieses besondere Sichtbarma- ■ Wyrwoll: Herr Stromberg, Herr chen ist also sehr relevant für von Hartz, was ist an dem »Impul- das deutsche Theater. Der eine se«-Festival so notwendig und oder andere wäre möglicherweise einzigartig? auch woanders entdeckt worden, aber sicherlich sind auch Leute ■ Stromberg: Bei den Insidern hat dabei, denen die Plattform »Im- das Off-Theater einen weitaus pulse« sehr gut getan hat. Und stabileren Stand als in der brei- jenseits der Künstler haben die teren Öffentlichkeit. Deswegen »Impulse« zweifellos wichtigen ist es wichtig, mit dem »Impulse«- Input in die Theaterlandschaft Festival den Focus immer wieder gegeben. # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 11 ■ Wyrwoll: Wie beurteilen Sie die Interaktionen zwischen den öffentlich finanzierten Bühnen und den freien Theatern? ■ Stromberg: Natürlich suchen sich die Theater schon immer ihren Nachwuchs in der Off-Szene. Und zum anderen: Inzwischen arbeiten andcompany & Co, »Mausoleum Buffo« [Foto: Andreas Fahr] in den Leitungen der Theater viele Menschen, die irgendwann einmal vor 20 Jahren in einem Off-Theater angefangen haben. Insofern gibt es heute eine größere Kooperationsbereitschaft – ob das bei Anselm Weber ist oder bei Karin Beier. Viele suchen sich auch ihre Partner in der freien Szene. Das tut mancher Gruppe gut, mancher nicht – das muss jede Gruppe für Beatrice Fleischlin, »my ten favorite way to undres« [Foto: Wolfgang Probst] sich entscheiden. ■ von Hartz: Das ist auch eine Frage der Arbeitsweise, die diese Durchlässigkeit oder auch dieses Zusammenarbeiten zu einer Herausforderung machen. Die Produktionsweisen der öffentlichen Theater unterscheiden sich fundamental von denen der Off-Szene. Beide Seiten müssen es wirklich wollen und sich Mühe geben. Boris Nikitin, »F wie Fälschung« [Foto: Boris Nikitin] ■ Wyrwoll: Kommen wir auf die Auswahl der »Impulse« zu sprechen und die Besonderheiten dieses Festivals. Gibt es einen thematischen Schwerpunkt? ■ von Hartz: Nein, die Jury sucht einfach gute Produktionen aus. Dahinter stecken nicht ein dramaturgischer Gedanke oder besondere Boris Nikitin, »Woyzeck« [Foto: Boris Nikitin] # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 12 Themen. Bei den letzten »Impul- jeden Tag ins freie Theater geht. sen« ergab es sich erstaunlicher- Es gibt ein »Impulse-Publikum«, weise, dass viele Kollektive aus- da sind wir sicher. gewählt wurden. Diesmal haben wir nach den besten Inszenierungen gesucht. Der klügste Dramaturg wird hieraus keinen roten Faden knüpfen können. ■ Wyrwoll: 2007 konzentrierte sich die Auswahl auf neue performative Formen. Ist es diesmal wieder so oder geht es mehr zurück auf sprachgebundene Produktionen? ■ von Hartz: Absolut. Von Kroesinger über die Russen, andcompany, Nikitin – sie alle entwickeln Produktionen, die zum Teil sogar klassische Vorlagen haben. Es geht zwar nicht wirklich zurück zum Drama, zum klassischen Theaterstück, aber es geht durchaus zu textbasierten Stoffen. Nicht zu vergessen sind die stadtspezifischen Arbeiten im Außenraum. ■ Wyrwoll: Haben Sie denn eine Art von Dramaturgie entworfen, wie Sie die vier Städte in NRW bespielen wollen? ■ von Hartz: Wir haben beim letzten Mal die Marathons eingeführt, das hat sich sehr bewährt. Damit veranlassen wir Leute, uns zu folgen, die vielleicht sonst gar nicht zum Festival gekommen wären. Ein Tag mit uns im Bus herum zu fahren macht Spaß, und man sieht überraschende Dinge. Es ist ein Gesamterlebnis, das man sich zumuten kann, wenn man sonst nicht ■ www.festivalimpulse.de # 14 – 2009 Förderprojekte in Auswahl kunststiftung μ nrw 13 Hannes Vogel: »Schams! Schach! James!« Museum DKM, Duisburg bis zum 1.3.2010 μ Bildende Kunst KunstFilmBiennale Köln/Bonn 28.10.- 1.11.2009 Spielorte in Köln: Filmforum im Museum Ludwig, CINEDOM Köln Spielorte in Bonn: Hannes Vogel: »Türm er (Bau er, Lauf er, Spring er)«, 1996 [Foto: Werner J. Hannappel] Kunst- und Ausstellungshalle der Obgleich in der Schweiz mit zahl- Bundesrepublik Deutschland, reichen Kunstpreisen ausgezeich- Kunstmuseum Bonn net, ist Hannes Vogel (geb. 1938) in Deutschland noch wenig bekannt. Mit zahlreichen Premieren und Referenzen für seine Kunst findet internationalen Gästen, einem um man z.B. bei Marcel Duchamp oder herausragende Kinofilme (z.B. den bei James Joyce, von dem der Titel Gewinner des Goldenen Löwen in Ve- der ersten Wechselausstellung, die nedig »Lebanon« von Samuel Maoz) das Museum DKM zeigt, stammt. Vo- erweiterten Wettbewerb, Retrospek- gels scharfer analytischer Ver- tiven der Künstler Pipilotti Rist stand seziert Joyces berühmtestes und Christian Jankowski, einer Werk »Finnegans Wake«, das Schach- Hommage an Hollywood-Kameramann Ed spiel oder die Fernsehwirklich- Lachman sowie Highlights aus der keit, um anschließend das Ergebnis Medienkunst-Sammlung der Düssel- dieser Untersuchungen in visuelle dorferin Julia Stoschek lockt die Poesie umzusetzen. diesjährige KunstFilmBiennale. ■ www.stiftung-dkm.de Insgesamt fast 150 Filme laufen in Kinos und Museen in Köln und Bonn. Das Museum Ludwig zeigt eine Werk- »die Unruhe wächst« schau von Jury-Mitglied Harun Fa- museum kunst palast, Düsseldorf rocki, und erstmalig beteiligen MKM Museum Küppersmühle für sich auch zahlreiche Kölner Gale- Moderne Kunst, Duisburg rien mit Sonderausstellungen von Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, Künstlern, die sich mit dem beweg- Duisburg ten Bild auseinandersetzen. 13.9.2009 -10.1.2010 ■ www.kunstfilmbiennale.de Der ehemalige Düsseldorfer Akademieprofessor Gerhard Hoehme (1920- # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 14 μ Musik Richard Wagner: »Der Ring des Nibelungen« – Zyklische Aufführung Detmold, Landestheater 3.10.- 10.10.2009, 28.3.- 4.4.2010 Gerhard Hoehme: »irre Wasser sind tief«, 1965 [© VG Bild-Kunst, Bonn 2009] 1989) »hat in seinem eigenwilligen, vielschichtigen Werk die Grenzen des Bildes und des BildRaums stets aufs Neue befragt und erweitert«, so beschreibt die Kuratorin Susanne Rennert die Qualität des Meisters der Abstraktion. Mit seinen bildnerischen und plastischen Arbeiten, den Zeichnungen und Rauminstallationen leistete Hoehme einen entscheidenden Beitrag zur internationalen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Drei Museen ehren nun unter dem gemeinsamen Titel »die Unruhe »Die Walküre« – Erster Tag zum Bühnenfestspiel »Der Ring des Nibelungen« von Richard Wagner [© Landestheater/Hörnschemeyer] wächst« den Künstler. Das museum kunst palast präsentiert Arbeiten Das Landestheater Detmold hat die auf Papier aus der Gerhard und Mar- große Kraftanstrengung gewagt und garete Hoehme-Stiftung, ergänzt um in den vergangenen Spielzeiten Ri- Zeichnungen und Druckgrafik aus chard Wagners »Ring« erarbeitet. der eigenen Sammlung. Das Museum Anlässlich des Varusjahres 2009 Küppersmühle für Moderne Kunst kommt nun erstmals eine zyklische gibt in einer großen, retrospektiv Aufführung des »Ring des Nibelun- angelegten Werkschau Einblick in gen« auf den Spielplan. So wird in die wesentlichen Schaffensprozesse einer großen logistischen Anstren- des Künstlers der Jahre 1955-1989, gung Richard Wagners Zyklus über und die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Macht und Machtverlust, Liebe und Museum zeigt bildplastische Werke Liebesverrat, teilweise über meh- aus eigenem Besitz. rere Spielzeiten verteilt, teil- ■ www.museum-kunst-palast.de weise innerhalb einer Woche auch in ■ www.museum-kueppersmuehle.de Wolfsburg, Leverkusen und Velbert ■ www.duisburg.de/micro2/lehmbruck gezeigt. Publikum und internatio- # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 15 nale Kritik zeigten sich von der Manos Tsangaris: Inszenierung Kay Metzgers und der »Batsheba. Eat The History!« musikalischen Ensembleleistung be- Musiktheaterinstallation/Statio- geistert. nen für Schauspieler, Sänger, ■ www.landestheater-detmold.de Chor und Orchester-Mäander (Uraufführung) Donaueschingen Karlheinz Stockhausen und 16.10. und 17.10.2009 Mauricio Kagel Brüssel, Palais des Beaux-Arts 13.10. und 14.10.2009 Die musikFabrik gibt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Goethe-Instituts in Brüssel ein Konzert mit Werken der wohl bedeutendsten deutschen Komponisten der Nachkriegszeit. Auf dem Programm Manos Tsangaris bei einer Probe [Foto: Barbara Braun] stehen von Karlheinz Stockhausen Täuschung, Entfremdung, Begehren, »Kreuzspiel« (1951) und die 12. Prothetik und Kannibalismus sind Stunde »Erwachen« aus dem Zyklus die thematischen Elemente, die Ma- »Klang« sowie von Mauricio Kagel nos Tsangaris’ szenisches Orches- »In der Matratzengruft« (2007/ terprojekt für die diesjährigen 2008) über einen Text von Heinrich Donaueschinger Musiktage bestim- Heine – ein Werk, das die musik- men. Das Stück ist ein Stationen- Fabrik im April 2009 posthum zur theater innerhalb des Festivals an Uraufführung gebracht hat – sowie fünf Orten der Stadt und wird suk- der »Osten« aus den »Stücken der zessive über zwei Tage in Versuchs- Windrose«. Am 14.10. findet dann im anordnungen gestaffelt, paralleli- Koninklijk Conservatorium ein Stu- siert oder auch synchronisiert. dientag mit Workshops der musik- »Batsheba. Eat The History!« grün- Fabrik, Gesprächskonzerten, Vor- det auf zwei Stoffen. »Batseba im trägen, Seminaren, Filmvorführun- Bade« ist eine biblische Verfüh- gen und Musikaufführungen durch rungs- und Mordgeschichte um König Studierende zum Musiktheater von David und Batseba als Objekt der Mauricio Kagel und Karlheinz Begierde. »Chatroom Murder«, von Stockhausen statt. Manos Tsangaris verfasst, beruht ■ www.musikfabrik.eu auf einem realen Internetchat, in ■ www.goethe.de/ins/be/bru dem zwei Menschen sich über das Internet aus großer Entfernung verlieben, um am Ende in größter Nähe der Gewalt zu verfallen. ■ www.swr.de/donaueschingen # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 16 Manfred Trojahn: Streichquartett nössischen Komponistinnen und Kom- (Uraufführung) ponisten ein neues Repertoire für Düren, Düsseldorf und Berlin Blockflöte und Orchester. Die 10.11.-12.11.2009 Kunststiftung NRW hat in diesem Zusammenhang mehrere Kompositions- Das Münchner Henschel-Quartett hat aufträge erteilt. Gerhard Stäblers – mit Unterstützung der Kunststif- »Winde entlang des Hanges« wurde am tung NRW – dem Düsseldorfer Kompo- 14.6.2009 mit den Bochumer Sympho- nisten Manfred Trojahn den Auftrag nikern unter Jonathan Stockhammer für ein neues Streichquartett er- uraufgeführt. Nun folgt am teilt. Die Komposition wird in Dü- 19.11.2009 im Prinzregententheater ren im Rahmen der WDR 3-Reihe »Kam- in München die Uraufführung des merkonzerte in Nordrhein-Westfa- Blockflötenkonzertes von Samir len« (Haus der Stadt Düren) zur Ur- Odeh-Tamimi mit dem Münchener aufführung gebracht. Am 11.11. ist Kammerorchester unter Alexander das Streichquartett im Düsseldor- Liebreich und mit Jeremias Schwar- fer Heinrich-Heine-Haus zu erle- zer als Solist. ben, am 12.11. in der Akademie der ■ www.recorderprojects.de Künste in Berlin. Die Komposition wird im kommenden Jahr beim Label NEOS auf CD mit weiteren Streich- »musikFabrik im WDR« quartettwerken von Manfred Trojahn Köln, Funkhaus am Wallrafplatz, erscheinen. Klaus-von-Bismarck-Saal ■ www.henschel-quartett.de 22.11.2009 Auf dem Programm steht die UraufBlockflötenkonzert von führung von »Tiere sitzen nicht. Samir Odeh-Tamimi (Uraufführung) Bühnenmusik für 200 Instrumente« München, Prinzregententheater (2008/09) von Enno Poppe und Wolf- 19.11.2009 gang Heiniger. Es ist ein Kompositionsauftrag der Kunststiftung NRW und der musikFabrik. »Tiere sitzen nicht« ist eine Bühnenmusik, die sich wie ein lebendiger Organismus selbst organisiert. Die Komponisten Enno Poppe und Wolfgang Heiniger entwickelten geJeremias Schwarzer [© Sandra Hamm] meinsam mit den Musikern der musikFabrik Regeln, nach denen das Stück Der international renommierte abläuft und die jede Vorstellung Blockflötist Jeremias Schwarzer aufs Neue bestimmen. Die »Bühnen- erarbeitet gegenwärtig mit zeitge- musik für 200 Instrumente« ist ein # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 17 semble unter der Leitung von Filip Rathé uraufführen. Auf dem Programm stehen weiterhin Werke von Sofia Gubaidulina, Isabel Mundry und Ivan Panitzki. ■ www.spectraensemble.com μ Tanz Enno Poppe [li.], Wolfgang Heiniger [re.] [Foto: Klaus Rudolph] »suisse en suite« opulentes Werk, da die Musiker ne- Schweizer Tanztage ben ihren eigentlichen Instrumen- Krefeld, Fabrik Heeder ten auch je ein knappes Dutzend 31.10.- 21.11.2009 weiterer Instrumente spielen werden. Es entsteht eine außergewöhn- Die Fabrik Heeder zeigt in ihren liche Gemeinschaftsarbeit durch Programmen für den zeitgenössi- beständige Kommunikation und schen Tanz verstärkt die freie schnelles Reagieren. Tanzszene Nordrhein-Westfalens, ■ www.musikfabrik.eu vereinzelt ergänzt um Gastspiele aus dem Ausland. Mit Unterstützung der Kunststiftung NRW und von Pro Komposition für Bajan und Ensemble Helvetia wird sie in diesem Jahr von Jörg Birkenkötter mit dem Programm »suisse en suite« (Uraufführung) die aktuelle zeitgenössische Tanz- Belgien, Sint-Truiden szene der Schweiz beispielhaft 26.11.2009 präsentieren – als spannenden Einblick für das Publikum, als Einladung zum künstlerischen Austausch mit der hiesigen Tanzszene. ■ www.krefeld.de/heeder »Berühren – Zerreißen« Tanzperformance von Britta Lieberknecht mit I-Fen Lin und Olaf ReinSpectra Ensemble [© Karin Borghouts] ecke Im Rahmen des Festivals »Sprekende Köln, Alte Feuerwache Tongen« wird An Raskin (Akkorde- 2.10.- 4.10.2009 on/Bajan) das neue Stück des Kompo- Essen, Gastspiel im Rahmen des Fes- nisten zusammen mit dem Spectra En- tivals 638kg Tanz, 15.10.2009 # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 18 achten sich, begegnen Bildern und Visionen. Auf seinem Weg durch die Installation wird der Zuschauer »Berühren – Zerreißen« immer mehr zum Teil der Performance und der Spannung zwischen Darstel- Die neue Tanzperformance bringt lung und Betrachtung, Überwachung ein Paar auf die Bühne, das seine und Voyeurismus. Beziehung austestet bis an die ■ www.ip-tanz.com Grenzen. Zum Zerreißen gespannt hält die Beziehung, was sie verspricht. Mit dem gegenseitigen Zerreißen ihrer Bekleidung fordern μ Theater sie einander heraus – konfrontativ, Kräfte messend, spielerisch und humorvoll. Die Kleidung dehnt »Basquiat: Re-Mix09« sich, setzt Schleuderkräfte frei Eine Recherchemaschine des und provoziert unvorhersehbare A.TONAL.THEATER Energien. Erotisches, Abgründiges Köln, Studiobühne und Verbundenheit treten hervor, 11.11.2009 die Beziehung wird plastisch. Aus Weitere Aufführungen: der Berührung entsteht die Erlaub- 12.11.- 15.11.2009 und nis zum Risiko. 13.1.- 17.1.2010 ■ www.britta-lieberknecht.de Premiere Bonn: 9.12.2009 theaterimballsaal, Bonn Weitere Aufführungen: »I see U no.1« Eine Tanzinstallation für drei Tanzende von Ilona Pászthy Köln, Wachsfabrik 9.10.2009 Weitere Vorstellungen: 10.10., 11.10. und 31.10.2009 Die neue Tanzinstallation schickt das Publikum auf eine Reise: Beziehungen und Einsamkeit, Kommunikation und Überwachung. Kameras, Tonbandgeräte, Lautsprecher, Videoprojektoren und Monitore erschaffen den virtuellen Raum, in dem sich die Tanzenden, aber auch das Publikum begegnen. Sie nehmen Kontakt auf, verwandeln sich, beob- 11.12.- 13.12.2009 # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 19 Jean Michel Basquiat war der erste verstärkt zweisprachige Lesungen farbige Superstar der internatio- für Kinder und Jugendliche an Schu- nalen Kunstszene: Erst als begab- len und Jugendeinrichtungen ange- ter Graffiti-Sprayer »SAMO«, dann boten und ein Schreibwettbewerb als gehypter Maler in New York. mit anschließender Buchveröffent- 1988 starb er an einer Überdosis lichung durchgeführt. Heroin. Seine Themen Rassismus, Eingeladene Gäste u.a.: Murat Gül- Gewalt, ökonomische Unterdrückung soy, Feridun Zaimoglu, Asli Erdo- von Minderheiten und die Entwurze- gan, Kerim Pamuk, Can Dündar, Lilo lung des Individuums in einer glo- Wanders. balisierten Welt sind bis heute ak- ■ www.literatuerk.de tuell. Mit »Basquiat: Re-Mix09« kreiert A.TONAL.THEATER eine »Recherchemaschine«, die die Möglich- 5. Buchmesse Ruhr 2009 keit und Unmöglichkeit der Annähe- Glaspavillon der Universität rung an eine Künstlerpersönlich- Duisburg-Essen keit und deren Werk thematisiert. 23.10.2009 - 1.11.2009 Zugleich ist das Stück eine multimediale Reise zu den Anfängen von Die Buchmesse Ruhr stellt mit ca. Hip-Hop- und Clubkultur der 1980er 30.000 Büchern die aktuelle türki- Jahre. sche Buchproduktion aus. Zudem ■ www.atonaltheater.de lädt sie die bedeutendsten zeitgenössischen türkischen und türkischstämmigen Autorinnen und Autoren mit ihren Werken zu Lesungen μ Literatur und Vorträgen ins Ruhrgebiet ein, u.a. Mario Levi, Dogan Hizlan, Sibel Türker. Sie nähert sich dem Türkisch-deutsches Literatur- Thema »Integration« aus kulturel- festival Literatürk 2009 ler und kulturpolitischer Perspek- Essen tive, um das große Potenzial regel- 23.10.2009-1.11.2009 mäßiger interkultureller Kulturarbeit für eine bessere Verstän- Das Kulturzentrum GREND veranstal- digung nutzbar zu machen. Die tet zum fünften Mal Literatürk, ein Buchmesse Ruhr wird vom IBZ Essen interkulturelles Literaturfesti- veranstaltet. val, das mit öffentlichen Veran- ■ www.buchmesse-ruhr.de staltungen, Lesungen und Autorenpräsentationen die vielfältige türkische wie auch deutsch-türkische Literatur und ihre Autoren einem breiten Publikum bekannt machen soll. In diesem Jahr werden # 14 – 2009 Publikationen kunststiftung μ nrw 20 dium an der ortsansässigen RTHW, betrat Wilhelm Schürmann 1973 die öffentliche Bühne: Mit seinem Freund Rudolf Kicken eröffnete er μ »Energien|Synergien« Deutschlands erste auf Foto spezi- Zwei neue Bände in der Buchreihe alisierte Galerie, Schürmann & Ki- »Energien|Synergien« der Kunst- cken. Das Gespräch zwischen Honnef stiftung NRW sind erschienen. und Schürmann entfaltet das spannende Drama der Dokumentarfotogra- Energien|Synergien 9 fie als Kunstform zwischen Illus- Wilhelm Schürmann: »Klaus Honnef« trierten- und Kunstwelt. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, ISBN 978-3-86560-723-2 Energien|Synergien 10 Uwe M. Schneede: »Karl Ruhrberg« Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, ISBN 978-3-86560-724-9 Zwei Männer im Gespräch, die unterschiedlicher kaum sein können, die jedoch beide die Anerkennung der Fotografie als Kunst in Deutsch- In einer Hand hält er ein Noten- land entscheidend befördert haben: blatt, mit der anderen schreibt er, der Ausstellungsmacher und Autor die dritte steckt in einem dicken Klaus Honnef und der Sammler und Boxhandschuh, in der vierten Fotograf Wilhelm Schürmann. Aa- klemmt die brennende Zigarette. chen ist der Ausgangspunkt ihrer Die Krawatte weht im beschleunig- einzigartigen Erfolgsgeschichten: ten Tempo locker um seinen Hals, Klaus Honnef gründete dort 1968, und als ob es der Tätigkeiten nicht noch Journalist der Aachener Nach- genügend wären, kickt das linke richten, den »Gegenverkehr«, einen Bein einen Ball fort - so sieht und Kunstverein interessierter Künst- charakterisiert Konrad Klapheck ler und Bürger, der schnell überre- den umtriebigen Gründungsdirektor gionale Bedeutung gewann und der der Düsseldorfer Kunsthalle (1965) Ausgangspunkt für eine große Aus- und des Kölner Museum Ludwig stellungsmacherkarriere wurde. In (1978), den Ausstellungsmacher und eben jener Grenzstadt und un- Autor Karl Ruhrberg, in einer mittelbar nach seinem Chemiestu- Zeichnung. Uwe M. Schneede, einst # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 21 Ruhrbergs Assistent an der Kunst- μ halle Düsseldorf und später lang- »Neue Arbeiten« jähriger Leiter der Hamburger Selbstverlag 2009 Kunsthalle, traf Ruhrberg kurz vor Neue Arbeiten präsentiert die 1974 seinem unerwarteten Tod, um mit ihm in Wien geborene Svenja Deininger über ein spannendes und abwechs- in einer kleinen Publikation. Ben- lungsreiches Leben zwischen Kunst, jamin Hirte steuerte ein Gedicht Sport und Oper zu sprechen. bei, Sabine Vogel erkundigt sich im ■ www.buchhandlung-walther- Gespräch nach Motiv und Motiven. koenig.de Svenja Deininger wurde von der Svenja Deininger: Kunststiftung NRW gefördert. Bildende Kunst Musik μ Merlin Bauer (Hrsg.): »Liebe Deine Stadt« μ Hildegard von Bingen: »In Festis Beatae Mariae Virginis« (Marienvesper) Ars Choralis Coeln Ltg. Maria Jonas Edition Raumklang RK 2806 Greven Verlag, Köln 2009 ISBN 978-3-7743-0412-3 Was ist den Kölnern die Architektur der 1950er- und 1960er-Jahre wert? Wie sehr lieben sie ihre Stadt? Die Texte der Gesänge Hildegards Dieser Frage ging Merlin Bauer in sind Miniaturen ihrer Theologie, Aktionen, Diskussionen und nicht sie kreisen um die großen Themen zuletzt mit der vorliegenden um- Schöpfung und Menschwerdung und fassenden Publikation nach. Ver- damit auch um Maria als Mutter sammelt sind hier Sichten und An- Christi. Hildegards Marienbild sichten, die weit über Köln hinaus kommt den Skulpturen der Romanik Bestand haben. Merlin Bauer wurde nahe, die Maria als „sedes sapien- im Rahmen der Nachwuchsförderung tiae“, als Thron der Weisheit dar- von der Kunststiftung NRW unter- stellen: Hier geht es nie um iso- stützt. lierte Marienverehrung, sondern im ■ www.greven-verlag.de Mittelpunkt steht Christus als # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 22 fleischgewordene Weisheit, die sich in seinen verschiedenen seine Mutter der Welt präsentiert. künstlerischen Phasen manifes- Die Frauenschola Ars Choralis tiert. Coeln und Maria Jonas geben den Ge- ■ www.cybele.de sängen Hildegards in der großen romanischen Basilika des Klosters Eberbach einen überzeitlichen μ Klang. »Concerto pour le Clavecin« ■ www.raumklang.de Denkmäler rheinischer Musik Bd. 34 Christian Gottlob Neefe: Inge Forst (Hrsg.) unter Mitarbeit von Günther Massenkeil μ Günther Becker (1924-2007): Verlag Dohr, Köln Das gesamte Orgelwerk Martin Schmeding (Orgel) Beethovens Bonner Lehrer, Christi- Christian Roderburg (Schlagzeug) an Gottlob Neefe (1748-1798), CYBELE SACD 060.701 konnte den großen Erfolg seines Schülers in Wien nur noch wenige Jahre mitverfolgen: Wohl auf Neefes Empfehlung und mit Stipendium des Bonner Kurfürsten zog Beethoven 1787 für einige Wochen, endgültig aber 1792 nach Wien – um es nie wieder zu verlassen. Das musikalische Schaffen von Neefe wird seit Günther Becker lässt sich nicht auf einigen Jahren durch Neueditionen einen Stil reduzieren, stattdessen wieder zugänglich gemacht. Nun er- verfolgt er mit jedem Werk eine in- schien im Verlag Dohr nach der Neu- dividuelle Idee. So bilden die ausgabe der Klaviersonaten das Orgelkompositionen nicht nur einen Cembalokonzert G-Dur als Band 34 Querschnitt durch Beckers eigenes der »Denkmäler rheinischer Musik«. Schaffen, sondern verweisen auf ■ www.dohr.de/autor/neefe.htm die Zeit, in der sie entstanden sind: zunächst auf die experimentellen Jahre der frühen neuen Or- μ gelmusik, dann auf erste postmo- Norbert Burgmüller derne Versuche der Integration al- Denkmäler rheinischer Musik Bd. 23 ter Musik. Sie knüpfen an die Aus- Klaus Martin Kopitz (Hrsg.) einandersetzung mit Tonalität Verlag Dohr, Köln Gesamtausgabe der Werke von genauso an wie an Rückbezüge zu einer Idee reiner Musik in ihren Im Rahmen der »Denkmäler rheini- unterschiedlichen Ausprägungen. scher Musik« erscheint aus Anlass Becker zeigt sich als Komponist in seines 200. Geburtstages die Ge- Bewegung, dessen Authentizität samtausgabe aller Werke des Düs- # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 23 Literatur μ Max von der Grün Die Kunststiftung unterstützt seit 2008 das ehrgeizige Projekt des Norbert Burgmüller Bielefelder Pendragon Verlags, das gesamte literarische Werk des seldorfer Komponisten Norbert vielfach ausgezeichneten Ruhrge- Burgmüller (1810-1836). Jüngst er- bietsautors Max von der Grün (gebo- schienen ist das Klavierkonzert ren 1926 in Bayreuth, gestorben fis-Moll op. 1, editorisch betreut 2005 in Dortmund) bis 2011 wieder vom Berliner Musikwissenschaftler aufzulegen. Damit unterstreicht Klaus Martin Kopitz, der bereits der Verlag die große Aktualität mit zwei seiner im Verlag Dohr Köln dieses zu Unrecht fast vergessenen erschienenen Burgmüller-Gesamt- Autors. ausgaben-Bände den begehrten Deutschen Musikeditionspreis „Best Max von der Grün: Edition“ in der Kategorie „Wissen- »Stellenweise Glatteis« schaftliche Einzelausgaben“ erlan- Roman, 1973, Werkausgabe Band IV gen konnte. Der Burgmüller-Mentor Pendragon, Bielefeld, 2009 und Düsseldorfer Pianist Tobias ISBN 978-3-86532-123-7 Koch wird das Klavierkonzert im kommenden Jahr mehrfach konzertant zum Erklingen bringen. Zum Abschluss gelangt die Gesamtausgabe im nächsten Jahr mit der Edition der beiden großen romantischen Sinfonien und der übrigen Orchesterwerke. ■ www.dohr.de/autor/burgmueller.htm ■ www.burgmueller.de Karl Maiwald, Fernfahrer eines Industriebetriebes und Mitglied im Betriebsrat, lebt in einem Arbeiterviertel in Dortmund. Durch einen Zufall entdeckt er, dass die Firmenleitung die Mitarbeiter abhört und jedes gesprochene Wort abtippen lässt. Mit einem Kumpel bricht er in das Büro der Firma ein und stiehlt die Akten. Anfangs stehen alle hinter ihm, später will davon niemand mehr etwas wissen. # 14 – 2009 kunststiftung μ nrw 24 Nur Maiwald fordert Gerechtigkeit und steht nun plötzlich ganz alleine da ... Max von der Grün: »Flächenbrand« Roman, Werkausgabe, Band V Pendragon, Bielefeld 2009 ISBN 978-3-86532-124-4 nung, Glück, kleinen und großen Schrecken - ein Buch des Lebens, das von der Literaturkritik durchweg positiv aufgenommen wurde. Peter Henning erhielt ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW. ■ www.aufbau-verlag.de Lothar Steingruber ist arbeitslos. Trotz intensiver Bemühungen gelingt es ihm nicht, in seinem alten Beruf als Maurer Fuß zu fassen. Deshalb nimmt er auch das Angebot des windigen Fuhrunternehmers Balke an, mit seinem Wagen Kisten zu transportieren. Eines Tages entdecken er und sein Freund Frank den brisanten Inhalt: Waffen. Wie soll er sich verhalten? ■ www.pendragon.de μ Peter Henning: »Die Ängstlichen« Roman Aufbau Verlag, Berlin 2009 978-3-351-03267-8 Mit diesem Buch legt Peter Henning aus Köln seinen lang erwarteten großen Roman vor. Die Chronik einer musterhaften Familie ist eine aberwitzige, rabenschwarze menschliche Komödie, ein Mosaik aus Hoff- Inhalt μ Seite 1 Editorial μ Seite 2 In eigener Sache μ Seite 5 Unbekanntes Manuskript von B. Traven entdeckt μ Seite 7 Ausstellung »Industrial Land Art im Ruhrland« μ Seite 10 Theater Festival »Impulse« ■ Impressum: Herausgegeben von der Kunststiftung NRW || Verantwortlich: Regina Wyrwoll || Grafische Gestaltung: LMN Berlin || Druck: Ley + Wiegand, Wuppertal ||Die fachbezogenen Ansprechpartner in der Kunststiftung NRW; Vorstand: Dr. Fritz Schaumann, Präsident, Regina Wyrwoll, Generalsekretärin || μ Seite 13 Förderprojekte in Auswahl Assistenz des Vorstandes: Stefanie Nöcker ||Office Management: Ruth Becker || Bildende Kunst/ Medienkunst: Dr. Barbara Könches [Leitung], Claudia Heuter || Musik / Darstellende Künste: Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner [Leitung], μ Seite 20 Publikationen Iris Hennig, Tanja Schmehl || Literatur, Presse: Dagmar Fretter || Verwaltung: Sabrina Filipic || Informationen über das Kuratorium der Kunststiftung NRW, die Satzung und Förderrichtlinien finden Sie im Internet: www.kunststiftungnrw.de ||Kunststiftung NRW | Roßstraße 133 | 40476 Düsseldorf Tel: 0211/6 50 40 70 | Fax: 0211 /6 50 40 777 | E-mail: [email protected] ISSN 1863–8791 Oktober 2009 Roßstraße 133 40476 Düsseldorf kunststi ftung μ n rw Entgelt bezahlt 42329 Wuppertal kunststi ftung μ n rw Haus der Stiftungen in NRW # 14.2009 kunststi ftung μ n rw