Optimierung von1950/60er Jahre Siedlungen im Bezirk Hamburg-Nord Hintergrund Der Bezirk Hamburg-Nord, ist mit einer Größe von ca. 57,8 km² und rund 293.000 Einwohnern relativ dicht besiedelt und zeichnet sich durch vielfältige städtebauliche Milieus aus. Die Nachfragesituation auf dem Hamburger Wohnungsmarkt macht den Neubau von Wohnungen erforderlich, um für alle Bevölkerungsgruppen eine ausreichende Wohnraumversorgung zu sichern. Da große Areale nicht für eine Wohnbebauung zur Verfügung stehen (z.B. Friedhof Ohlsdorf, Stadtpark und Flughafen) und auf den bekannten Konversionsflächen (Krankenhäuser, Pflegeheime) bereits Wohnungsneubau entsteht konzentrieren sich die gesamtstädtische Ziele zur Intensivierung der Flächenbereitstellung für den Wohnungsbau verstärkt auf die weiteren Potenzialflächen der Innenentwicklung. Wohnquartiere der 1950er und 1960er Jahre weisen durch ihre städtebauliche Konfiguration nach dem Leitbild der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“ der Wiederaufbaujahre - insbesondere in den Stadtrandlagen - häufig eine sehr geringe Ausnutzung der bebauten Grundstücksfläche auf. Die Optimierung der Wohnungen mit ihren sanitären wie energetischen Standards, aber auch die Umgestaltung des inzwischen nicht mehr zeitgemäßen „Abstandsgrüns“, sind Möglichkeiten, diese Siedlungen den heutigen Bedürfnissen der Umwelt und der Bewohner anzupassen und entsprechend zu optimieren. In diesen Siedlungen sind oftmals nicht unerhebliche Potenziale für eine Nachverdichtung vorhanden. Dieses Reservoir zur Deckung des Wohnraumbedarfs wurde bislang nur vereinzelt ausgeschöpft. Aus heutiger Sicht ist ein derartiger Verbrauch der wertvollen Ressource Fläche, in Verbindung mit einer – damals gewünschten - geringen Dichte, zumal im „endlichen“ Bundesland Hamburg, kein dauerhaft akzeptabler Zustand und muss daher in den Fokus stadtplanerischer Untersuchungen gestellt werden. Insbesondere zusammenhängende Siedlungen der 1950er und 1960er Jahre eines Grundeigentümer bzw. einer Genossenschaft bieten auf eigenen Grundstücken Potenzial für Nachverdichtungen. Für diese besteht zudem oftmals die Notwendigkeit, Grundrisse und energetische Standards und häufig auch die Freiflächen zeitgemäß umzugestalten, um auf Dauer für die Bewohner bezahlbar und attraktiv zu sein. Um den Wohnungsbau auch in diesen Siedlungen voranzutreiben wurde die nachfolgend dargestellte Untersuchung im Jahr 2010 als besonders akteursnahes Verfahren beauftragt. Einer Vorauswahl des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirksamt Hamburg-Nord folgend, wurden fünf* Siedlungen, für die die Eigentümer die Mitwirkungsbereitschaft an der Untersuchung bekundet hatten, von den Gutachtern Renner Hainke Wirth Architekten und gartenlabor untersucht. Auf Grundlage einer intensiven städtebaulichen, soziologischen und wohnungswirtschaftlichen Analyse (Inhalte: Siedlungsgeschichte, infrastrukturellen Einbindung, derzeitige Bewohnerstruktur, familiengerechtes Wohnen, Freiflächen, geltendes Baurecht, Siedlungstypologie, Erschließung, wohnungswirtschaftlicher Kennziffern und der energetischen Beschaffenheit und Ausstattung) wurden die Siedlungen auf Nachverdichtungs- und energetisches Qualifizierungspotenziale hin geprüft. Nach der im ursprünglich vorgesehenen Untersuchungsablauf (siehe Abbildung) vorgesehenen Auswahl von drei Siedlungen wurde -letztlich auf private Initiative zweier Eigentümer- für jede der fünf Siedlungen eine ver- 2 tiefende Studie möglicher Nachverdichtungspotenzialen und der energetischen Optimierung der Siedlung erstellt. Die Studien beinhalten jeweils einen Vorentwurf mit einer groben Kostenschätzung, Angaben zu Fördermöglichkeiten, wohnungswirtschaftliche Kennzahlen sowie Hinweisen für das bei einem eventuellem eigentümerseitigem Umsetzungsinteresse anstehende Genehmigungsverfahren. Die Nachverdichtungspotenziale und die Realisierungswahrscheinlichkeit waren entscheidend für die gutachterliche Empfehlung, eine Siedlung exemplarisch mit einem hochbaulichen Wettbewerb näher zu betrachten und somit für eine mögliche Realisierung vorzubereiten. Die Ergebnisse des inzwischen abgeschlossenen Wettbewerbsverfahrens werden am Ende dieser Broschüre vorgestellt. * In dieser Broschüre werden vier der untersuchten Siedlungen vorgestellt. Die Dokumentation eines Siedlungsgebietes wird auf Wunsch der Eigentümer nicht veröffentlicht. Vorauswahl Bezirk (Phase 1) Auswahl von zehn Siedlungen und Abklärung der Mitwirkungsbereitschaft bei den Eigentümern Als Ergebnis der Phase 1: Vorschlag von fünf bis sechs zu untersuchenden Siedlungen (Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer vorhanden) Gutachten (Phase 2) Bestandserhebung der vorgeschlagenen fünf bis sechs Siedlungen und Auswahl von drei bis vier Siedlungen zur tiefergehenden Nachverdichtungsuntersuchung Basierend auf den Untersuchungsergebnissen der Phase 2: Vorschlag einer besonders geeigneten Siedlung Hochbaulicher Wettbewerb (Phase 3) Lage der untersuchten Siedlungen Siedlungsgebiete Langenhorn Fläche: 13.8 km² Einwohner: 41.172 (2009) Bevölkerungsdichte: 2.983 pro km² Tangstedter Landstraße Langenhorn Reekamp / Reeborn Langenhorn Groß Borstel Fläche: 4.5 km² Einwohner: 8.273 (2009) Bevölkerungsdichte: 1.838 pro km² Ortleppweg Groß Borstel Hindenburgstraße Winterhude Winterhude Fläche: 7.6 km² Einwohner: 48.421 (2009) Bevölkerungsdichte: 6.371 pro km² Die im nördlichen Winterhude, am westlichen Rand der City Nord an der Hindenburgstraße und dem Wesselyring gelegene untersuchte Rotklinkersiedlung diente ursprünglich als Wohnraumersatz für einige Behelfsheimbewohner auf dem Gebiet der City Nord. Sie sollte das Bindeglied zwischen den Stadtvillen Alsterdorfs und dem Stadtpark bilden und wurde 1963 im Erbbaurecht im Auftrag von Karl Danger errichtet. Nach dem Erstbezug im Jahre 1964 galt die Siedlung als attraktives Wohngebiet am Rande Winterhudes mit direkter Anbindung an den Stadtpark und der nahe gelegenen U-Bahnstation Alsterdorf. Winterhude ist, als City- und Alsternaher Stadtteil mit einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet und wird von jungen „besser verdienenden“ Bewohnern geprägt. Die Wohnungsmieten bewegen sich oberhalb des Hamburger Durchschnitts. Nach Beendigung des zweiten Weltkriegs wurden in Groß Borstel in den 1950er Jahren mehrere Wohnsiedlungen errichtet. In dieser Zeit entstand auch die von einer Baugenossenschaft errichtete sogenannte „Lehrer Siedlung“ am Orleppweg. Heute wird Groß Borstel größtenteils durch Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Reihenhäuser geprägt. Dieser „grüne“ Stadtteil ist aufgrund der guten infrastrukturellen Anbindung und vieler Grünflächen mit einer vergleichsweise geringen Bevölkerungsdichte und einem eigenständigen, fast kleinstädtischen Charakter sehr familienfreundlich. Die in Groß Borstel gezahlten Mieten sind im mittleren Preissegment angesiedelt. Groß Borstel gehört zu einem der wenigen Stadtteile, deren Einwohnerzahl derzeit stagniert. Die zwei nördlichen untersuchten Siedlungsgebiete Tangstedter Landstraße und Reekamp, gehören zum Stadtteil Langenhorn. Nach dem 2. Weltkrieg wurden ab den 1950er Jahren die ersten neuen Wohnungen in der Nähe des Heidbergkrankenhauses errichtet. Ein Großteil der Siedlungen wurde im Auftrag von Edmund Siemers errichtet, der als ein Anhänger der „gegliederten und aufgelockerten“ Stadt galt. Die Siedlung „Tangstedter Landstraße“ ist noch immer im Besitz der Familie Siemers und wird jetzt von seinen Enkeln verwaltet. Langenhorn, der nördlichste Stadtteil des Bezirks Hamburg-Nord grenzt unmittelbar an das ländlich geprägte Umland von Schleswig-Holstein. Die Bevölkerung Langenhorns ist in der Regel eher etwas älter ist als im gesamtstädtischen Schnitt. Im Vergleich zu Groß Borstel und Winterhude verfügt Langenhorn im Durchschnitt über etwas günstigere Wohnungsmieten. 3 Erschließung / WE Erschließung / WE Siedlung Hindenburgstrasse 32 WE Erschließung für 1 Zimmer WE Klassifizierung VIERSPÄNNER 4 1 3 Erschließung für 2 1 Zimmer WE 2 1 VIERSPÄNNER 4 1 3 2 Erschließung für ZWEISPÄNNER 1 Zimmer WE häufigste Erschließ 2 1 VIERSPÄNNER 2 ; 2 1/2 ; 22/2 Zimmer 4 1 Erschließung für ZWEISPÄNNER 1 Zimmer Erschließ WE häufigste 3 1 2 1 2 1 Zimmerwohnung 32 Stk. | 1 1/2 Zimmer 4 Stk. | 38 – 41 m2 24 WE 40 WE 24 WE 2 Zimmerwohnung 75 Stk. | 50 – 65 m2 24 WE Typ II N/S Ausrichtung Mehrfamilienhaus Satteldach/m. Schleppgaube 3 Etagen + Dachgeschoss 1 2 Bestand 24 WE Typ I O/W Ausrichtung Mehrfamilienhaus Satteldach/n. ausgebaut 4 Etagen Klassifizierung VIERSPÄNNER 4 24 WE 32 WE 2 1/2 Zimmerwohnung 114 Stk. | 59 – 86 m2 32 WE Typ III Parkdeck Flachdach / befahrbar Hochparterre 28 Parkdeck 28 28 2 2/2 Zimmerwohnung 31 Stk. | 97 – 99 m2 28 Das Wohngebiet an der Hindenburgstraße, Ecke Sydneystraße, befindet sich im Stadtteil Winterhude, westlich der City Nord und nördlich des Stadtparks. Die Siedlung wurde 1963 im Erbbaurecht im Auftrag von Karl Danger nach Entwürfen des Architekten Adolf Kruse errichtet. Die leicht unterschiedlichen Gebäudetypen sind durch eine gemeinsame Fassadengestaltung als einheitliche Siedlung zu identifizieren. Das Verhältnis zwischen den Freiflächen, Mietergärten sowie alten Bäumen und der Bebauung ist stimmig. Die verschiedenen Grundrisstypologien ermöglichen eine gut durchmischte Haushaltsstruktur. Die Siedlung ist die einzige aller fünf Siedlungen, die auf Grund ihrer zentralen Lage an das Hamburger Fernwärmenetz angeschlossen ist. Eine Erweiterung der auch heute schon sehr funktionalen Siedlung ist sinnvoll. Dabei sollten strukturelle Verbesserungen der Freiflächen und energetische Sanierungen der Bestandsgebäude berücksichtigt werden. Der vorgeschlagene Entwurf sieht den Rückbau der beiden südwestlichen Gebäuderiegel vor. An ihrer Stelle sollen zwei U-förmige Neubauten entstehen. Die Idee eines Rückbaus wird aber von dem Eigentümer aus sozialen Gründen auf keinen Fall umgesetzt werden. Zusätzlich schlagen die Gutachter vor, die vorhandene Stellplatzanlage im Süd-Osten zu überbauen und die östlichen Bestandsgebäude aufzustocken. Die Grünflächen der Siedlung sollen durch private Mietergärten, „Schmuckgrün“ und Erschließung gestaltet werden. Dies führt zu einer Belebung der gemeinschaftlichen Flächen und soll den Erdgeschosswohnungen mehr Wohnqualität verleihen. Um das Parkplatzproblem zu lösen wird vorgeschlagen, eine Tiefgarage unter dem im Süd-Osten liegenden Neubau zu errichten. 4 2 ; 2 1/2 ; 22/2 Zimmer ZWEISPÄNNER 1 ZIMMERWOHNUN häufigste 32 Stk. Erschließ 1/2 ; 22/2 Zimmer 2 1 ;1/22Zimmer ZWEISPÄNNER 4 Stk. 1 ZIMMERWOHNUN häufigste 32 Stk.m² Erschließ 38-41 1/2 ; 2Zimmer ; 22/2 Zimmer 12 1/2 4 1 Stk. ZIMMERWOHNUN 32 Stk.m² 38-41 1 1/2Zimmer 1 Stk. ZIMMERWOHNUN 4 2 ZIMMERWOHNUN 32 Stk. Stk.m² 38-41 75 1/2 Zimmer 1 50-65 m² 4 Stk. 2 ZIMMERWOHNUN 38-41 75 Stk.m² 50-65 m² 2 ZIMMERWOHNUN 75 ZIMMERWOHN 2 1/2Stk. 50-65 m² 114 Stk. 2 ZIMMERWOHNUN 59-86 m² ZIMMERWOHN 2751/2Stk. 50-65 m² 114 Stk. 59-86 m² 1/2 2 ZIMMERWOHN 114 2 2/2 Stk. ZIMMERWOHN 59-86 311/2Stk.m² ZIMMERWOHN 2 97-99 m² 114 Stk. 2 2/2 ZIMMERWOHN 59-86 m² 31 Stk. 97-99 m² 2 2/2 ZIMMERWOHN 31 Stk. 97-99 m² 2 2/2 ZIMMERWOHN 31 Stk. 97-99 m² Entwurf Bestand Neubau +6 WE III+D TYP I Bestand Mehrfamilienhaus Satteldach 3 Etagen +ausgebautes Dach III+D +10 WE TYP III Neubau Mehrfamilienhaus Pultdach 6 Etagen +6 WE TYP IV Neubau Mehrfamilienhaus Flachdach 4 Etagen VI III+D VI III+D TYP II Bestand IV + Aufstockung Mehrfamilienhaus Pultdach 6 Etagen 56 WE IV VI 22 WE IV VI 62 WE TYP V Neubau Mehrfamilienhaus Flachdach 4 Etagen und 7 Etagen VII Kennzahlen Grundstücksgröße: 24.300m² WE Bestand: 256 WE Abriss: 64 WE Neubau: 162 WE Gesamt: 354 GRZ GFZ BGF alt : 0.34 neu : 0.38 alt : 0.83 neu : 1.36 alt : 30.045m² neu: 21.161m² gesamt : 45.535 m² inkl. Abriss Vision einer Aufstockung und baulichen Ergänzung 5 LAUBENGANG Erschließung / WE Klassifizierung Erschließung / WE Klassifizierung Erschließung für Gebäude II LAUBENGANG Erschließung für Siedlung Ortleppweg Gebäude II Bestand LAUBENGANG ZWEISPÄNNER 1 2 1 2 1 2 1 2 Erschließung für Gebäude II für Erschließung LAUBENGANG ZWEISPÄNNER Gebäude I und III Erschließung für Gebäude II für Erschließung ZWEISPÄNNER Gebäude I und III Erschließung für ZWEISPÄNNER Gebäude I und III 3 ZIMMER Erschließung für Gebäude I / 2 Etage Gebäude I und III Typ I Mehrfamilienhaus Flachdach 5 Etagen 3 Zimmer 3 ZIMMER Gebäude l | 2 Etagen Gebäude I / 2 Etage 3 ZIMMER Gebäude 2 ZIMMERI / 2 Etage Gebäude II 5 Etagen 3 ZIMMER Gebäude 2 ZIMMERI / 2 Etage Gebäude II 5 Etagen 40 WE 2 Zimmer 2 ZIMMER Gebäude ll | 5 Etagen Gebäude 1/2 II 5 Etagen 32 WE TYP II Mehrfamilienhaus Satteldach/n. ausgebaut 3 Etagen 2 ZIMMER Gebäude III / 3 Etag 2 ZIMMER Gebäude II 5 Etagen 21/2 ZIMMER Gebäude III / 3 Etag 10 WE 21/2 ZIMMER Gebäude 5 ZIMMERIII / 3 Etag 2 1/2 Zimmer Gebäude III / 3 Etag 21/2 ZIMMER Gebäude lll | 3 Etagen Gebäude 5 ZIMMERIII / 3 Etag Gebäude III / 3 Etag TYP III kleines Mehrfamilienhaus Satteldach/m. Schleppgaube 2 Etagen + Dachgeschoss 5 ZIMMER Gebäude III / 3 Etag 5 Zimmer Gebäude lll | 3 Etagen Die Wohnsiedlung am Ortleppweg und Warnckesweg liegt idyllisch auf einem parkähnlichen Grundstück westlich der Borsteler Chaussee. Die Siedlung wurde 1956 nach einem Entwurf der Architekten Geert Rechtern und Helmuth Landsmann im Auftrag der Hamburger Lehrer-Baugenossenschaft errichtet. Sie wurde in den 1990er Jahren saniert und macht einen sehr gepflegten Eindruck. Die Siedlung zeichnet sich durch ihre besondere Anordnung der Baukörper aus, die sich aus der Orientierung der Wohnungen zur Sonneneinstrahlung erklärt. Im Westen befinden sich ein zweigeschossiger, im Osten ein dreigeschossiger Gebäuderiegel. Ein fünfgeschossiges Punkthaus liegt in der nördlichen Mitte des Grundstücks. Diese städtebauliche Struktur hinter einem kleinen städtischen Park verleiht dem Geschosswohnungsbau in dem von Reihen- und Einfamilienhäusern geprägten Gebiet eine Sonderstellung. Aufgrund des hohen Wohnwertes und der relativ großen Wohnungen ist die Siedlung von einer vergleichsweise sehr geringen Fluktuation geprägt. Die städtebauliche Konfiguration stellt den Nachverdichtungsentwurf vor eine besondere Aufgabe. Der Entwurf erweitert die vorhandene Komposition um zwei weitere drei- beziehungsweise viergeschossige Gebäuderiegel. Durch die Aufstockung der beiden vorhandenen Gebäuderiegel soll eine Verringerung der Höhenversprünge der unterschiedlichen Bauten erreicht werden. Im Zuge der Aufstockungsarbeiten empfehlen die Gutachter eine energetische Gesamtsanierung des Bestandes. Die Anordnung der neuen Gebäude begünstigt die Entstehung einer zentralen öffentlichen Parkfläche. Voraussetzung für die Realisierung ist die nicht geplante Aufgabe der öffentlichen Parkfläche, deshalb wird die Umsetzung derzeit ausgeschlossen. 6 5 ZIMMER Gebäude III / 3 Etag Entwurf Bestand Neubau Anbau+Aufstockung Flachdach 4 Etagen Neubau Flachdach 3 und 4 Etagen +6 WE Aufstockung V Aufstockung Erweiterung um +1 Etage IV +4 WE Aufstockung III IV III 24 WE 12 WE Kennzahlen Grundstücksgröße: 12.536m² Erweitert: 18.536 WE Bestand: 82 WE Neubau: 54 WE Gesamt: 136 GRZ GFZ BGF alt : 0.29 neu : 0.26 alt : 0.6 neu : 0.7 alt : 8.839m² neu: 6.554m² gesamt : 15.393 m² Blick vom Warnckesweg 7 Typologien / Erschließung kleines Mehrfamilien Klassifizierung Satteldach Typologien / Erschließung kleines Mehrfamilien Klassifizierung Satteldach 2 Etagen TYP I O/W AUSRIC Siedlung Reekamp II kleines Mehrfamilien Bestand TYP Garagen Satteldach 12 WE TYP I O/W AUSRICHTUNG kleines Mehrfamilienhaus Satteldach 2 Etagen 2 Etagen TYP I O/W AUSRIC Typ II Typ A 3 Zimmerwohnung ca 61 m2 2 WE 12 WE 12 WE Typ B 1 1/2 Zimmerwohnung 35 – 40 m2 TYP II Garagen Flachdach 1 Etage 2 WE 20 WE Typ C 2 + 2 1/2 Zimmerwohnung | ca. 75 m2 2 Zimmerwohnung | 43 – 47 m2 12 WE 16 WE106 106 106 Typ D 2 + 2 1/2 Zimmerwohnung | ca. 75 m2 2 Zimmerwohnung | 43 – 47 m2 106 Die „Vereinigte Lebensversicherungsanstalt a. G.“ beauftragte den Architekten Georg Wellhausen 1954 mit der Planung einer Wohnsiedlung am Reekamp nördlich des Langenhorner Marktes. Der Entwurf von sechs 2-geschossige Wohnriegeln im klassischen Rotklinker wurde noch im darauf folgenden Jahr umgesetzt. Knapp 20 Jahre nach der Errichtung wurde die Siedlung zum ersten Mal saniert und verputzt. Die dem städtebaulichen Leitbild der 1950er Jahre entsprechende idyllische Siedlung hat in den letzen Jahren einige Eigentümerwechsel erlebt. Durch die direkte Nähe zum Langenhorner Markt ist die Siedlung infrastrukturell sehr gut erschlossen. Mit Blick auf das für diese Siedlung günstige familiengerechte Wohnen ist es sinnvoll, aufgrund der durchschnittlich kleinen Wohnungsgrößen zusätzlich größere Wohnungen zu schaffen. Die nicht mehr zeitgemäßen Grundrisse und die bauliche Substanz der Bestandsgebäude gaben den Anlass zum gutachterlichen Vorschlag für einen Rückbau und Neubau der Siedlung. Die neue Siedlungsstruktur behält den alten Siedlungscharakter bei, ermöglicht aber eine weitaus höhere Verdichtung. Die Lage der Treppenhäuser würde es aber auch –wie aktuelle eigentümerseitige Überlegungen zeigen- zulassen, die Häuser durch eine Aufstockung zu erweitern. Hierfür ist ergänzend eine auch in energetischer Hinsicht, umfangreiche Gesamtsanierung der Bestandsgebäude und eine Neugestaltung und -ordnung der Freiflächen zu empfehlen. 8 Flachdach 2 Etagen TYP I O/W AUSRIC 1 Etage TYP II Mehrfamilien kleines Garagen Satteldach Flachdach 2 Etagen 1 Etage TYP II Garagen Flachdach 1 Etage TYP II TYP A Garagen 3 Zimmerwohnung Flachdach ca. 61 m² 1 Etage TYP A 3 Zimmerwohnung ca. 61 m² TYP A TYP B 3 Zimmerwohnung 1 1/2Zimmerwohnung ca. 61 m² 35-40 m² TYP A B Zimmerwohnung 3TYP 1 1/2Zimmerwohnung ca. 61 m² TYP Cm² 35-40 1/2 2+2 TYP BZimmerwohnu 2 1 1/2Zimmerwohnung Zimmerwohnung ca-75Cm² TYP 35-40 m² 1/2 m² 43-47 2+2 TYP BZimmerwohnu 2 1/2Zimmerwohnung 1 Zimmerwohnung ca-75 TYP Cm² 35-40 m² TYP 43-47 m² 2+21/2DZimmerwohnu 1/2 Zimmerwohnu 2+2 2 Zimmerwohnung 2 Zimmerwohnung ca-75 TYP Cm² ca-75 1/2Dm² TYP 43-47 m² Zimmerwohnu 2+2 1/2 43-47 m² Zimmerwohnu 2+2 2 Zimmerwohnung 2 Zimmerwohnung ca-75 m² ca-75 43-47 m² TYP Dm² 1/2 m² 43-47 2+2 Zimmerwohnu 2 Zimmerwohnung ca-75Dm² TYP 1/2 m² 43-47 Zimmerwohnu 2+2 2 Zimmerwohnung ca-75 m² 43-47 m² Entwurf Neubau TYP I Neubau Stadthaus Flachdach 2 Etagen + Staffelgeschoss 8 WE 2 WE II+S 32 WE 32 WE II+S IV II+S IV 2 WE 32 WE 32 WE TYP II Neubau Mehrfamilienhaus Flachdach 4 Etagen Aufzug II+S IV II+S IV 8 WE 3 WE Kennzahlen Grundstücksgröße: 16.978m² WE Abriss: WE Neubau: 88 151 GRZ GFZ BGF alt : 0.29 neu : 0.31 alt : 0.41 neu : 1.11 alt : 6.891m² neu: 17.106m² Zugang vom Reekamp 9 TYP II O/W AUSRIC Garage Flachdach Siedlung Tangstedter Landstraße TYP I O/W AUSRICHTUNG Mehrfamilienhaus Satteldach 3 Etagen Bestand 2 ZIMMERWOHNUN 46-51 m² 27 WE 2 Zimmerwohnung 46 – 51 m2 2 ZIMMERWOHNUN 46-51 m² 2 1/2 ZIMMERWOHN ca. 62 m² 27 WE TYP II O/W AUSRICHTUNG Garage Flachdach 2 1/2 ZIMMERWOHN ca. 62 m² 128 2 1/2 Zimmerwohnung ca. 62 m2 128 27 WE Typ II Die Wohnsiedlung an der Tangstedter Landstraße 435 – 451 liegt im nördlichen Bereich Langenhorns und südwestlich gegenüber der Asklepios Klinik Nord (Betriebsteil Heidberg). Sie ist eine typische Gartenstadtsiedlung und Teil einer größeren Gesamtplanung der Siedlung Holitzberg des Sohnes (H-E Siemers) des bekannten Stifters Edmund Siemers (Hamburger Kaufmann und Reeder 18401918). Die Siedlung wurde nach den Entwürfen des Architekten Carl-Heinz Lehnert 1957/58 errichtet. Charakteristisch für diese Art von Wohnsiedlung ist die aufgelockerte Struktur mit einem sehr hohen Anteil von Grünflächen. Die ehemals sehr familienfreundliche Siedlung mit ihren großzügigen Grünflächen hat über die Jahrzehnte ihres Bestehens aufgrund der heutigen Ansprüche an Wohnqualität verloren. Die relativ kleinen Wohneinheiten werden heute von Senioren, Singles oder Paaren ohne Kinder bewohnt und die Grünflächen dienen aufgrund der lauten Hauptstraße nur noch als Abstandsgrün. Der Entwurf sieht die Errichtung von vier zusätzlichen Gebäuderiegeln parallel zur Tangstedter Landstraße vor. So entstehen familienfreundliche Wohnungen mit lärmberuhigten Grünflächen zwischen den Gebäuden, die eine gemeinschaftliche Nutzung ermöglichen. Die erforderlichen Stellplätze liegen an der Tangstedter Landstraße. So soll die Erschließung vereinfacht werden. Die Zufahrtmöglichkeiten von der Tangstedter Landstraße müssen jedoch geprüft werden. Die Gutachter empfehlen zudem die Bestandsgebäude energetisch zu sanieren und eine für den Bestand und die Neubauten gemeinsame Heizzentrale zu bauen. 10 Entwurf Bestand 9 WE III III 27 WE TYP I Bestand Mehrfamilienhaus Satteldach 3 Etagen 12 WE III III 27 WE 12 WE III 27 WE TYP II Neubau Mehrfamilienhaus Flachdach 3 Etagen TYP III Neubau Mehrfamilienhaus Flachdach mit Turm 3-5 Etagen III III 16 WE Kennzahlen Grundstücksgröße: 15.721m² WE Bestand: WE Neubau: WE Gesamt: 81 49 130 GRZ GFZ BGF alt : 0.18 neu : 0.38 alt : 0.36 neu : 0.66 alt : 7.573m² neu: +6.154m² gesamt : 13.727 m² Nachverdichtung der Gartenstadt durch lineare Baustrukturen 11 Hochbaulicher Realisierungswettbewerb für die Siedlung „Tangstedter Landstraße“ Auf Basis der durchgeführten Analyse und Verdichtungsstudie wurde für die Siedlung Tangstedter Landstraße die Durchführung eines hochbaulichen Realisierungswettbewerbs vorgeschlagen. Die vorgeschlagene Siedlungserweiterung bietet ein hohes Entwicklungs- und Realisierungspotenzial. Durch die Siedlungsergänzung können die vorhandenen Wohnungstypologien zugunsten der Stabilisierung einer besser durchmischten Bewohnerstruktur erweitert werden. Zudem bestehen Optimierungsbedarfe der Infrastruktur, der Stellplatzanlagen, der Grünanlagen und der energetischen Optimierung der Bestandsgebäude. Die Siedlung aus den 1950er Jahren bietet ein hohes Verdichtungspotenzial und stellte insbesondere auch im städtebaulichen Zusammenhang eine interessante Aufgabe im hochbaulichen Wettbewerb dar, der nach Abschluss der Untersuchung bereits initiiert werden konnte. Seit Mai 2012 liegen die Wettbewerbsergebnisse vor. Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter Cordula Ernsing, Bezirksamt Hamburg-Nord, stellvertr. Leiterin Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung Lars Wittorf, freischaffender Architekt, Hamburg Moritz Schneider, freischaffender Architekt, Hamburg Stellvertretende Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter Peter Hamann, Bezirksamt Hamburg-Nord, Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung Prof. Jürgen Johner, freischaffender Architekt, Hamburg (ständig anwesend) 12 Es handelte sich um einen nicht offenen, einphasigen hochbaulichen Wettbewerb mit 5 Teilnehmern der nach den Richtlinien für Planungswettbewerbe der Freien und Hansestadt Hamburg (RPW 2010) im Februar 2012 ausgelobt werden konnte. Auslober waren die Grundeigentümer (GbR 110 Tangstedter Landstraße 435 – 451) im Einvernehmen mit dem Bezirksamt Hamburg-Nord. Im Rahmen einer städtebaulich, architektonisch, funktional und wirtschaftlich ausgereiften Entwurfslösung wurden überzeugende Konzepte gesucht, die eine langfristige Bindung der Bewohnerinnen und Bewohner ermöglichen und den Siedlungscharakter in seiner Attraktivität steigern. Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter Andreas Siemers, Edmund Siemers-Stiftung, Stiftungsrat Klaus Bartram, Diplom-Ingenieur und Diplomkaufmann Stellvertretende Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter Magdolna Gergely, GbR 110 Tangstedter Landstraße 435 – 451 1. Preis– HEIDENREICH & SPRINGER ARCHITEKTEN Gesellschaft mbH, Berlin Der Entwurf fällt durch die klare Setzung dreier solitärer Baukörper längs der Tangstedter Landstraße auf. Diese lassen einen durchgehenden Grünraum zur Bestandsbebauung frei. Die leicht modulierten 5-geschossigen Baukörper nehmen einen selbstbewussten Dialog zur Bestandsbebauung auf. Sowohl zur Straße als auch zur Siedlung entsteht dadurch eine eigenständige neue Schicht. Die als Dreispänner konzipierten Gebäude sind durch einen Sockel von dem Terrain abgesetzt, was dem Charakter der Siedlung entspricht und eine Differenzierung zum öffentlichen Raum erzeugt. Durchgesteckte Eingangssituationen schaffen repräsentative Adressen zur Straße und zur Siedlung hin. Die Wohnungen sind von Größe und Ausrichtung her gut geschnitten. Die Stellplatzanlagen sind vom Holitzberg her erschlossen. Die hochwertige Gestaltung der Fassade leitet Elemente wie Fenster, Loggien und Materialität aus ihrer baulichen Umgebung her ab. Auch dem Erhalt des Baumbestandes ist in hohem Maße Rechnung getragen. Das Preisgericht empfiehlt die Verfasser der mit dem 1. Preis ausgezeichneten Arbeit mit der Weiterbearbeitung des hochbaulichen Entwurfes, unter Berücksichtigung weniger Überarbeitungsempfehlungen zu beauftragen. 2. Preis SCHENK + WAIBLINGER ARCHITEKTEN, Hamburg Durch vier dreigeschossige Neubauten mit Staffelgeschoss werden im Zusammenspiel mit den Bestandszeilen neue städtebauliche Räume konzipiert. Positiv wirkt der Ansatz, durch die Anordnung zweier winkelförmiger Baukörper zwei Quartiersplätze als verbindende Gelenke der Bestandsgebäude mit den Neubauten zu entwickeln. Diesen Quartiersmittelpunkten sind die rückwärtig erschlossenen Stellplatzanlagen richtig zugeordnet. Auch die Gebäudezugänge liegen den Quartiersplätzen zugewandt. Die Höhenentwicklung erscheint moderat. Die hellen Putzfassaden heben die Neubauten deutlich vom Bestand ab. Das nördliche und ein südliches Gebäude sind jeweils als Zweispänner organisiert, jedoch in ihrer Anordnung zur benachbarten Bestandzeile von unterschiedlicher Qualität. Der Umgang mit dem zu erhaltenen Baumbestand wurde gut gelöst. Eine generelle Wirtschaftlichkeit des Entwurfes ist gegeben. 13 Weitere Wettbewerbsbeiträge WACKER | ZEIGER | ARCHITEKTEN GmbH, Hamburg Kosemund Architektur, Hamburg RENNER HAINKE WIRTH ARCHITEKTEN GMBH, Hamburg 14 Impressum Herausgeber Freie und Hansestadt Hamburg Bezirksamt Hamburg-Nord Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, Kümmellstraße 6, 20249 Hamburg www. stadtplanung-nord.hamburg.de Ansprechpartner: Peter Hamann und Maike Müller Gutachter Architekt RENNER HAINKE WIRTH ARCHITEKTEN GMBH Bernstorffstraße 71, 22767 Hamburg | www.rhwarchitekten.de Landschaftsplanung Gartenlabor Landschaftsarchitekten Nonnenstieg 20, 20149 Hamburg | www.gartenlabor.de Verfahrensbetreuung Wettbewerb D&K drost consult GmbH Kajen 10, 20459 Hamburg | www.drost-consult.de Stand Hamburg im Juni 2012 15 Herausgeber Freie und Hansestadt Hamburg Bezirksamt Hamburg-Nord Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung Kümmellstraße 6, 20249 Hamburg Erscheinungstermin und Stand Juni 2012