Optimierung von1950/60er Jahre Siedlungen im Bezirk Hamburg

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Optimierung von1950/60er Jahre Siedlungen
im Bezirk Hamburg-Nord
Hintergrund
Der Bezirk Hamburg-Nord, ist mit einer Größe von ca. 57,8 km² und
rund 293.000 Einwohnern relativ dicht besiedelt und zeichnet sich
durch vielfältige städtebauliche Milieus aus. Die Nachfragesituation auf dem Hamburger Wohnungsmarkt macht den Neubau von
Wohnungen erforderlich, um für alle Bevölkerungsgruppen eine
ausreichende Wohnraumversorgung zu sichern. Da große Areale
nicht für eine Wohnbebauung zur Verfügung stehen (z.B. Friedhof
Ohlsdorf, Stadtpark und Flughafen) und auf den bekannten Konversionsflächen (Krankenhäuser, Pflegeheime) bereits Wohnungsneubau entsteht konzentrieren sich die gesamtstädtische Ziele zur
Intensivierung der Flächenbereitstellung für den Wohnungsbau
verstärkt auf die weiteren Potenzialflächen der Innenentwicklung.
Wohnquartiere der 1950er und 1960er Jahre weisen durch ihre
städtebauliche Konfiguration nach dem Leitbild der „gegliederten
und aufgelockerten Stadt“ der Wiederaufbaujahre - insbesondere in den Stadtrandlagen - häufig eine sehr geringe Ausnutzung
der bebauten Grundstücksfläche auf. Die Optimierung der Wohnungen mit ihren sanitären wie energetischen Standards, aber
auch die Umgestaltung des inzwischen nicht mehr zeitgemäßen
„Abstandsgrüns“, sind Möglichkeiten, diese Siedlungen den heutigen Bedürfnissen der Umwelt und der Bewohner anzupassen
und entsprechend zu optimieren. In diesen Siedlungen sind oftmals nicht unerhebliche Potenziale für eine Nachverdichtung vorhanden. Dieses Reservoir zur Deckung des Wohnraumbedarfs
wurde bislang nur vereinzelt ausgeschöpft. Aus heutiger Sicht ist
ein derartiger Verbrauch der wertvollen Ressource Fläche, in Verbindung mit einer – damals gewünschten - geringen Dichte, zumal
im „endlichen“ Bundesland Hamburg, kein dauerhaft akzeptabler
Zustand und muss daher in den Fokus stadtplanerischer Untersuchungen gestellt werden.
Insbesondere zusammenhängende Siedlungen der 1950er und
1960er Jahre eines Grundeigentümer bzw. einer Genossenschaft
bieten auf eigenen Grundstücken Potenzial für Nachverdichtungen.
Für diese besteht zudem oftmals die Notwendigkeit, Grundrisse
und energetische Standards und häufig auch die Freiflächen zeitgemäß umzugestalten, um auf Dauer für die Bewohner bezahlbar und attraktiv zu sein. Um den Wohnungsbau auch in diesen
Siedlungen voranzutreiben wurde die nachfolgend dargestellte
Untersuchung im Jahr 2010 als besonders akteursnahes Verfahren
beauftragt.
Einer Vorauswahl des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirksamt Hamburg-Nord folgend, wurden fünf* Siedlungen, für die die Eigentümer die Mitwirkungsbereitschaft an
der Untersuchung bekundet hatten, von den Gutachtern Renner
Hainke Wirth Architekten und gartenlabor untersucht. Auf Grundlage einer intensiven städtebaulichen, soziologischen und wohnungswirtschaftlichen Analyse (Inhalte: Siedlungsgeschichte,
infrastrukturellen Einbindung, derzeitige Bewohnerstruktur, familiengerechtes Wohnen, Freiflächen, geltendes Baurecht, Siedlungstypologie, Erschließung, wohnungswirtschaftlicher Kennziffern und der energetischen Beschaffenheit und Ausstattung)
wurden die Siedlungen auf Nachverdichtungs- und energetisches
Qualifizierungspotenziale hin geprüft. Nach der im ursprünglich
vorgesehenen Untersuchungsablauf (siehe Abbildung) vorgesehenen Auswahl von drei Siedlungen wurde -letztlich auf private
Initiative zweier Eigentümer- für jede der fünf Siedlungen eine ver-
2
tiefende Studie möglicher Nachverdichtungspotenzialen und der
energetischen Optimierung der Siedlung erstellt. Die Studien beinhalten jeweils einen Vorentwurf mit einer groben Kostenschätzung, Angaben zu Fördermöglichkeiten, wohnungswirtschaftliche
Kennzahlen sowie Hinweisen für das bei einem eventuellem eigentümerseitigem Umsetzungsinteresse anstehende Genehmigungsverfahren.
Die Nachverdichtungspotenziale und die Realisierungswahrscheinlichkeit waren entscheidend für die gutachterliche Empfehlung, eine
Siedlung exemplarisch mit einem hochbaulichen Wettbewerb näher
zu betrachten und somit für eine mögliche Realisierung vorzubereiten. Die Ergebnisse des inzwischen abgeschlossenen Wettbewerbsverfahrens werden am Ende dieser Broschüre vorgestellt.
* In dieser Broschüre werden vier der untersuchten Siedlungen
vorgestellt. Die Dokumentation eines Siedlungsgebietes wird auf
Wunsch der Eigentümer nicht veröffentlicht.
Vorauswahl Bezirk
(Phase 1)
Auswahl von zehn Siedlungen und Abklärung der
Mitwirkungsbereitschaft bei den Eigentümern
Als Ergebnis der Phase 1: Vorschlag von fünf bis sechs
zu untersuchenden Siedlungen (Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer vorhanden)
Gutachten
(Phase 2)
Bestandserhebung der vorgeschlagenen fünf
bis sechs Siedlungen und Auswahl von drei
bis vier Siedlungen zur tiefergehenden
Nachverdichtungsuntersuchung
Basierend auf den Untersuchungsergebnissen der Phase 2: Vorschlag einer
besonders geeigneten Siedlung
Hochbaulicher
Wettbewerb
(Phase 3)
Lage der untersuchten Siedlungen
Siedlungsgebiete
Langenhorn
Fläche: 13.8 km²
Einwohner: 41.172 (2009)
Bevölkerungsdichte: 2.983 pro km²
Tangstedter Landstraße
Langenhorn
Reekamp / Reeborn
Langenhorn
Groß Borstel
Fläche: 4.5 km²
Einwohner: 8.273 (2009)
Bevölkerungsdichte: 1.838 pro km²
Ortleppweg
Groß Borstel
Hindenburgstraße
Winterhude
Winterhude
Fläche: 7.6 km²
Einwohner: 48.421 (2009)
Bevölkerungsdichte: 6.371 pro km²
Die im nördlichen Winterhude, am westlichen Rand der City Nord
an der Hindenburgstraße und dem Wesselyring gelegene untersuchte Rotklinkersiedlung diente ursprünglich als Wohnraumersatz
für einige Behelfsheimbewohner auf dem Gebiet der City Nord. Sie
sollte das Bindeglied zwischen den Stadtvillen Alsterdorfs und dem
Stadtpark bilden und wurde 1963 im Erbbaurecht im Auftrag von Karl
Danger errichtet. Nach dem Erstbezug im Jahre 1964 galt die Siedlung als attraktives Wohngebiet am Rande Winterhudes mit direkter
Anbindung an den Stadtpark und der nahe gelegenen U-Bahnstation
Alsterdorf. Winterhude ist, als City- und Alsternaher Stadtteil mit
einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet und wird von jungen
„besser verdienenden“ Bewohnern geprägt. Die Wohnungsmieten
bewegen sich oberhalb des Hamburger Durchschnitts.
Nach Beendigung des zweiten Weltkriegs wurden in Groß Borstel
in den 1950er Jahren mehrere Wohnsiedlungen errichtet. In dieser
Zeit entstand auch die von einer Baugenossenschaft errichtete sogenannte „Lehrer Siedlung“ am Orleppweg. Heute wird Groß Borstel
größtenteils durch Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Reihenhäuser
geprägt. Dieser „grüne“ Stadtteil ist aufgrund der guten infrastrukturellen Anbindung und vieler Grünflächen mit einer vergleichsweise
geringen Bevölkerungsdichte und einem eigenständigen, fast kleinstädtischen Charakter sehr familienfreundlich. Die in Groß Borstel
gezahlten Mieten sind im mittleren Preissegment angesiedelt. Groß
Borstel gehört zu einem der wenigen Stadtteile, deren Einwohnerzahl derzeit stagniert.
Die zwei nördlichen untersuchten Siedlungsgebiete Tangstedter
Landstraße und Reekamp, gehören zum Stadtteil Langenhorn.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden ab den 1950er Jahren die ersten
neuen Wohnungen in der Nähe des Heidbergkrankenhauses errichtet. Ein Großteil der Siedlungen wurde im Auftrag von Edmund
Siemers errichtet, der als ein Anhänger der „gegliederten und aufgelockerten“ Stadt galt. Die Siedlung „Tangstedter Landstraße“
ist noch immer im Besitz der Familie Siemers und wird jetzt von
seinen Enkeln verwaltet. Langenhorn, der nördlichste Stadtteil des
Bezirks Hamburg-Nord grenzt unmittelbar an das ländlich geprägte
Umland von Schleswig-Holstein. Die Bevölkerung Langenhorns ist
in der Regel eher etwas älter ist als im gesamtstädtischen Schnitt.
Im Vergleich zu Groß Borstel und Winterhude verfügt Langenhorn
im Durchschnitt über etwas günstigere Wohnungsmieten.
3
Erschließung / WE
Erschließung / WE
Siedlung Hindenburgstrasse
32 WE
Erschließung für
1 Zimmer WE
Klassifizierung
VIERSPÄNNER
4
1
3
Erschließung für
2
1 Zimmer WE
2
1
VIERSPÄNNER
4
1
3
2
Erschließung
für
ZWEISPÄNNER
1
Zimmer WE
häufigste
Erschließ
2
1
VIERSPÄNNER
2
; 2 1/2 ; 22/2 Zimmer
4
1
Erschließung für
ZWEISPÄNNER
1 Zimmer Erschließ
WE
häufigste
3
1
2
1
2
1 Zimmerwohnung
32 Stk. | 1 1/2 Zimmer
4 Stk. | 38 – 41 m2
24 WE
40 WE
24 WE
2 Zimmerwohnung
75 Stk. | 50 – 65 m2
24 WE
Typ II N/S Ausrichtung
Mehrfamilienhaus
Satteldach/m. Schleppgaube
3 Etagen + Dachgeschoss
1
2
Bestand
24 WE
Typ I O/W Ausrichtung
Mehrfamilienhaus
Satteldach/n. ausgebaut
4 Etagen
Klassifizierung
VIERSPÄNNER
4
24 WE
32 WE
2 1/2 Zimmerwohnung
114 Stk. | 59 – 86 m2
32 WE
Typ III
Parkdeck
Flachdach / befahrbar
Hochparterre
28
Parkdeck
28
28
2 2/2 Zimmerwohnung
31 Stk. | 97 – 99 m2
28
Das Wohngebiet an der Hindenburgstraße, Ecke Sydneystraße, befindet sich im Stadtteil Winterhude, westlich der City Nord und nördlich
des Stadtparks. Die Siedlung wurde 1963 im Erbbaurecht im Auftrag
von Karl Danger nach Entwürfen des Architekten Adolf Kruse errichtet.
Die leicht unterschiedlichen Gebäudetypen sind durch eine gemeinsame Fassadengestaltung als einheitliche Siedlung zu identifizieren.
Das Verhältnis zwischen den Freiflächen, Mietergärten sowie alten
Bäumen und der Bebauung ist stimmig. Die verschiedenen Grundrisstypologien ermöglichen eine gut durchmischte Haushaltsstruktur. Die Siedlung ist die einzige aller fünf Siedlungen, die auf Grund
ihrer zentralen Lage an das Hamburger Fernwärmenetz angeschlossen ist. Eine Erweiterung der auch heute schon sehr funktionalen
Siedlung ist sinnvoll. Dabei sollten strukturelle Verbesserungen der
Freiflächen und energetische Sanierungen der Bestandsgebäude berücksichtigt werden.
Der vorgeschlagene Entwurf sieht den Rückbau der beiden südwestlichen Gebäuderiegel vor. An ihrer Stelle sollen zwei U-förmige
Neubauten entstehen. Die Idee eines Rückbaus wird aber von dem
Eigentümer aus sozialen Gründen auf keinen Fall umgesetzt werden. Zusätzlich schlagen die Gutachter vor, die vorhandene Stellplatzanlage im Süd-Osten zu überbauen und die östlichen Bestandsgebäude aufzustocken. Die Grünflächen der Siedlung sollen durch
private Mietergärten, „Schmuckgrün“ und Erschließung gestaltet
werden. Dies führt zu einer Belebung der gemeinschaftlichen Flächen und soll den Erdgeschosswohnungen mehr Wohnqualität verleihen. Um das Parkplatzproblem zu lösen wird vorgeschlagen, eine
Tiefgarage unter dem im Süd-Osten liegenden Neubau zu errichten.
4
2 ; 2 1/2 ; 22/2 Zimmer
ZWEISPÄNNER
1 ZIMMERWOHNUN
häufigste
32 Stk. Erschließ
1/2
; 22/2 Zimmer
2
1 ;1/22Zimmer
ZWEISPÄNNER
4
Stk.
1
ZIMMERWOHNUN
häufigste
32
Stk.m² Erschließ
38-41
1/2
; 2Zimmer
; 22/2 Zimmer
12 1/2
4
1 Stk.
ZIMMERWOHNUN
32 Stk.m²
38-41
1 1/2Zimmer
1 Stk.
ZIMMERWOHNUN
4
2
ZIMMERWOHNUN
32 Stk.
Stk.m²
38-41
75
1/2
Zimmer
1
50-65
m²
4
Stk.
2 ZIMMERWOHNUN
38-41
75 Stk.m²
50-65 m²
2 ZIMMERWOHNUN
75
ZIMMERWOHN
2 1/2Stk.
50-65
m²
114 Stk.
2 ZIMMERWOHNUN
59-86
m²
ZIMMERWOHN
2751/2Stk.
50-65
m²
114
Stk.
59-86 m²
1/2
2 ZIMMERWOHN
114
2 2/2 Stk.
ZIMMERWOHN
59-86
311/2Stk.m²
ZIMMERWOHN
2
97-99
m²
114 Stk.
2 2/2 ZIMMERWOHN
59-86 m²
31 Stk.
97-99 m²
2 2/2 ZIMMERWOHN
31 Stk.
97-99 m²
2 2/2 ZIMMERWOHN
31 Stk.
97-99 m²
Entwurf
Bestand
Neubau
+6 WE
III+D
TYP I Bestand
Mehrfamilienhaus
Satteldach
3 Etagen +ausgebautes Dach
III+D
+10 WE
TYP III Neubau
Mehrfamilienhaus
Pultdach
6 Etagen
+6 WE
TYP IV Neubau
Mehrfamilienhaus
Flachdach
4 Etagen
VI
III+D
VI
III+D
TYP II Bestand IV + Aufstockung
Mehrfamilienhaus
Pultdach
6 Etagen
56 WE
IV
VI
22 WE
IV
VI
62 WE
TYP V Neubau
Mehrfamilienhaus
Flachdach
4 Etagen und 7 Etagen
VII
Kennzahlen
Grundstücksgröße: 24.300m²
WE Bestand:
256
WE Abriss:
64
WE Neubau:
162
WE Gesamt:
354
GRZ
GFZ
BGF
alt : 0.34
neu : 0.38
alt : 0.83
neu : 1.36
alt : 30.045m²
neu: 21.161m²
gesamt : 45.535 m²
inkl. Abriss
Vision einer Aufstockung und baulichen Ergänzung
5
LAUBENGANG
Erschließung / WE
Klassifizierung
Erschließung / WE
Klassifizierung
Erschließung für
Gebäude II
LAUBENGANG
Erschließung für
Siedlung Ortleppweg
Gebäude II
Bestand LAUBENGANG
ZWEISPÄNNER
1
2
1
2
1
2
1
2
Erschließung für
Gebäude
II für
Erschließung
LAUBENGANG
ZWEISPÄNNER
Gebäude I und III
Erschließung für
Gebäude
II für
Erschließung
ZWEISPÄNNER
Gebäude I und III
Erschließung für
ZWEISPÄNNER
Gebäude I und III
3 ZIMMER
Erschließung für
Gebäude I / 2 Etage
Gebäude I und III
Typ I
Mehrfamilienhaus
Flachdach
5 Etagen
3 Zimmer
3 ZIMMER
Gebäude l | 2 Etagen
Gebäude I / 2 Etage
3 ZIMMER
Gebäude
2
ZIMMERI / 2 Etage
Gebäude II 5 Etagen
3 ZIMMER
Gebäude
2
ZIMMERI / 2 Etage
Gebäude II 5 Etagen
40 WE
2 Zimmer
2 ZIMMER
Gebäude ll | 5 Etagen Gebäude
1/2
II 5 Etagen
32 WE
TYP II
Mehrfamilienhaus
Satteldach/n. ausgebaut
3 Etagen
2 ZIMMER
Gebäude III / 3 Etag
2 ZIMMER
Gebäude
II 5 Etagen
21/2 ZIMMER
Gebäude III / 3 Etag
10 WE
21/2 ZIMMER
Gebäude
5 ZIMMERIII / 3 Etag
2 1/2 Zimmer Gebäude III / 3 Etag
21/2 ZIMMER
Gebäude lll | 3 Etagen
Gebäude
5 ZIMMERIII / 3 Etag
Gebäude III / 3 Etag
TYP III
kleines Mehrfamilienhaus
Satteldach/m. Schleppgaube
2 Etagen + Dachgeschoss
5 ZIMMER
Gebäude III / 3 Etag
5 Zimmer
Gebäude lll | 3 Etagen
Die Wohnsiedlung am Ortleppweg und Warnckesweg liegt idyllisch auf einem parkähnlichen Grundstück westlich der Borsteler
Chaussee. Die Siedlung wurde 1956 nach einem Entwurf der Architekten Geert Rechtern und Helmuth Landsmann im Auftrag der
Hamburger Lehrer-Baugenossenschaft errichtet. Sie wurde in den
1990er Jahren saniert und macht einen sehr gepflegten Eindruck.
Die Siedlung zeichnet sich durch ihre besondere Anordnung der Baukörper aus, die sich aus der Orientierung der Wohnungen zur Sonneneinstrahlung erklärt. Im Westen befinden sich ein zweigeschossiger, im
Osten ein dreigeschossiger Gebäuderiegel. Ein fünfgeschossiges Punkthaus liegt in der nördlichen Mitte des Grundstücks. Diese städtebauliche
Struktur hinter einem kleinen städtischen Park verleiht dem Geschosswohnungsbau in dem von Reihen- und Einfamilienhäusern geprägten
Gebiet eine Sonderstellung. Aufgrund des hohen Wohnwertes und der
relativ großen Wohnungen ist die Siedlung von einer vergleichsweise
sehr geringen Fluktuation geprägt. Die städtebauliche Konfiguration stellt
den Nachverdichtungsentwurf vor eine besondere Aufgabe.
Der Entwurf erweitert die vorhandene Komposition um zwei weitere drei- beziehungsweise viergeschossige Gebäuderiegel. Durch
die Aufstockung der beiden vorhandenen Gebäuderiegel soll eine
Verringerung der Höhenversprünge der unterschiedlichen Bauten
erreicht werden. Im Zuge der Aufstockungsarbeiten empfehlen
die Gutachter eine energetische Gesamtsanierung des Bestandes.
Die Anordnung der neuen Gebäude begünstigt die Entstehung einer zentralen öffentlichen Parkfläche. Voraussetzung für die Realisierung ist die nicht geplante Aufgabe der öffentlichen Parkfläche,
deshalb wird die Umsetzung derzeit ausgeschlossen.
6
5 ZIMMER
Gebäude III / 3 Etag
Entwurf
Bestand
Neubau
Anbau+Aufstockung
Flachdach
4 Etagen
Neubau
Flachdach
3 und 4 Etagen
+6 WE Aufstockung
V
Aufstockung
Erweiterung um
+1 Etage
IV
+4 WE Aufstockung
III
IV
III
24 WE
12 WE
Kennzahlen
Grundstücksgröße: 12.536m²
Erweitert:
18.536
WE Bestand:
82
WE Neubau:
54
WE Gesamt:
136
GRZ
GFZ
BGF
alt : 0.29
neu : 0.26
alt : 0.6
neu : 0.7
alt : 8.839m²
neu: 6.554m²
gesamt : 15.393 m²
Blick vom Warnckesweg
7
Typologien / Erschließung
kleines Mehrfamilien
Klassifizierung
Satteldach
Typologien / Erschließung
kleines Mehrfamilien
Klassifizierung
Satteldach
2
Etagen
TYP
I O/W AUSRIC
Siedlung Reekamp
II
kleines Mehrfamilien
Bestand TYP
Garagen
Satteldach
12 WE
TYP I O/W AUSRICHTUNG
kleines Mehrfamilienhaus
Satteldach
2 Etagen
2 Etagen
TYP
I O/W AUSRIC
Typ II
Typ A
3 Zimmerwohnung ca 61 m2
2 WE
12 WE
12 WE
Typ B
1 1/2 Zimmerwohnung 35 – 40 m2
TYP II
Garagen
Flachdach
1 Etage
2 WE
20 WE
Typ C
2 + 2 1/2 Zimmerwohnung | ca. 75 m2
2 Zimmerwohnung | 43 – 47 m2
12 WE
16 WE106
106
106
Typ D
2 + 2 1/2 Zimmerwohnung | ca. 75 m2
2 Zimmerwohnung | 43 – 47 m2
106
Die „Vereinigte Lebensversicherungsanstalt a. G.“ beauftragte den
Architekten Georg Wellhausen 1954 mit der Planung einer Wohnsiedlung am Reekamp nördlich des Langenhorner Marktes. Der
Entwurf von sechs 2-geschossige Wohnriegeln im klassischen
Rotklinker wurde noch im darauf folgenden Jahr umgesetzt. Knapp
20 Jahre nach der Errichtung wurde die Siedlung zum ersten Mal
saniert und verputzt. Die dem städtebaulichen Leitbild der 1950er
Jahre entsprechende idyllische Siedlung hat in den letzen Jahren
einige Eigentümerwechsel erlebt.
Durch die direkte Nähe zum Langenhorner Markt ist die Siedlung
infrastrukturell sehr gut erschlossen. Mit Blick auf das für diese
Siedlung günstige familiengerechte Wohnen ist es sinnvoll, aufgrund der durchschnittlich kleinen Wohnungsgrößen zusätzlich
größere Wohnungen zu schaffen.
Die nicht mehr zeitgemäßen Grundrisse und die bauliche Substanz
der Bestandsgebäude gaben den Anlass zum gutachterlichen Vorschlag für einen Rückbau und Neubau der Siedlung. Die neue
Siedlungsstruktur behält den alten Siedlungscharakter bei, ermöglicht aber eine weitaus höhere Verdichtung.
Die Lage der Treppenhäuser würde es aber auch –wie aktuelle
eigentümerseitige Überlegungen zeigen- zulassen, die Häuser
durch eine Aufstockung zu erweitern. Hierfür ist ergänzend eine
auch in energetischer Hinsicht, umfangreiche Gesamtsanierung
der Bestandsgebäude und eine Neugestaltung und -ordnung der
Freiflächen zu empfehlen.
8
Flachdach
2 Etagen
TYP
I O/W AUSRIC
1 Etage
TYP
II Mehrfamilien
kleines
Garagen
Satteldach
Flachdach
2 Etagen
1
Etage
TYP
II
Garagen
Flachdach
1 Etage
TYP
II
TYP A
Garagen
3 Zimmerwohnung
Flachdach
ca. 61 m²
1 Etage
TYP A
3 Zimmerwohnung
ca. 61 m²
TYP A
TYP B
3 Zimmerwohnung
1 1/2Zimmerwohnung
ca. 61 m²
35-40 m²
TYP A
B
Zimmerwohnung
3TYP
1 1/2Zimmerwohnung
ca.
61
m²
TYP Cm²
35-40
1/2
2+2
TYP BZimmerwohnu
2
1 1/2Zimmerwohnung
Zimmerwohnung
ca-75Cm²
TYP
35-40 m²
1/2 m²
43-47
2+2
TYP BZimmerwohnu
2 1/2Zimmerwohnung
1
Zimmerwohnung
ca-75
TYP Cm²
35-40
m²
TYP
43-47
m²
2+21/2DZimmerwohnu
1/2
Zimmerwohnu
2+2
2 Zimmerwohnung
2
Zimmerwohnung
ca-75
TYP
Cm²
ca-75
1/2Dm²
TYP
43-47
m²
Zimmerwohnu
2+2
1/2
43-47
m²
Zimmerwohnu
2+2
2
Zimmerwohnung
2 Zimmerwohnung
ca-75
m²
ca-75
43-47
m²
TYP Dm²
1/2 m²
43-47
2+2 Zimmerwohnu
2 Zimmerwohnung
ca-75Dm²
TYP
1/2 m²
43-47
Zimmerwohnu
2+2
2 Zimmerwohnung
ca-75 m²
43-47 m²
Entwurf
Neubau
TYP I Neubau
Stadthaus
Flachdach
2 Etagen + Staffelgeschoss
8 WE
2 WE
II+S
32 WE
32 WE
II+S
IV
II+S
IV
2 WE
32 WE
32 WE
TYP II Neubau
Mehrfamilienhaus
Flachdach
4 Etagen Aufzug
II+S
IV
II+S
IV
8 WE
3 WE
Kennzahlen
Grundstücksgröße: 16.978m²
WE Abriss:
WE Neubau:
88
151
GRZ
GFZ
BGF
alt : 0.29
neu : 0.31
alt : 0.41
neu : 1.11
alt : 6.891m²
neu: 17.106m²
Zugang vom Reekamp
9
TYP II O/W AUSRIC
Garage
Flachdach
Siedlung Tangstedter Landstraße
TYP I O/W AUSRICHTUNG
Mehrfamilienhaus
Satteldach
3 Etagen
Bestand
2 ZIMMERWOHNUN
46-51 m²
27 WE
2 Zimmerwohnung
46 – 51 m2
2 ZIMMERWOHNUN
46-51 m²
2 1/2 ZIMMERWOHN
ca. 62 m²
27 WE
TYP II O/W AUSRICHTUNG
Garage
Flachdach
2 1/2 ZIMMERWOHN
ca. 62 m²
128
2 1/2 Zimmerwohnung
ca. 62 m2
128
27 WE
Typ II
Die Wohnsiedlung an der Tangstedter Landstraße 435 – 451 liegt im
nördlichen Bereich Langenhorns und südwestlich gegenüber der
Asklepios Klinik Nord (Betriebsteil Heidberg). Sie ist eine typische
Gartenstadtsiedlung und Teil einer größeren Gesamtplanung der
Siedlung Holitzberg des Sohnes (H-E Siemers) des bekannten
Stifters Edmund Siemers (Hamburger Kaufmann und Reeder 18401918). Die Siedlung wurde nach den Entwürfen des Architekten
Carl-Heinz Lehnert 1957/58 errichtet. Charakteristisch für diese Art
von Wohnsiedlung ist die aufgelockerte Struktur mit einem sehr
hohen Anteil von Grünflächen.
Die ehemals sehr familienfreundliche Siedlung mit ihren großzügigen Grünflächen hat über die Jahrzehnte ihres Bestehens aufgrund der heutigen Ansprüche an Wohnqualität verloren. Die relativ
kleinen Wohneinheiten werden heute von Senioren, Singles oder
Paaren ohne Kinder bewohnt und die Grünflächen dienen aufgrund
der lauten Hauptstraße nur noch als Abstandsgrün.
Der Entwurf sieht die Errichtung von vier zusätzlichen Gebäuderiegeln parallel zur Tangstedter Landstraße vor. So entstehen familienfreundliche Wohnungen mit lärmberuhigten Grünflächen zwischen
den Gebäuden, die eine gemeinschaftliche Nutzung ermöglichen.
Die erforderlichen Stellplätze liegen an der Tangstedter Landstraße.
So soll die Erschließung vereinfacht werden. Die Zufahrtmöglichkeiten von der Tangstedter Landstraße müssen jedoch geprüft werden. Die Gutachter empfehlen zudem die Bestandsgebäude energetisch zu sanieren und eine für den Bestand und die Neubauten
gemeinsame Heizzentrale zu bauen.
10
Entwurf
Bestand
9 WE
III
III
27 WE
TYP I Bestand
Mehrfamilienhaus
Satteldach
3 Etagen
12 WE
III
III
27 WE
12 WE
III
27 WE
TYP II Neubau
Mehrfamilienhaus
Flachdach
3 Etagen
TYP III Neubau
Mehrfamilienhaus
Flachdach mit Turm
3-5 Etagen
III
III
16 WE
Kennzahlen
Grundstücksgröße: 15.721m²
WE Bestand:
WE Neubau:
WE Gesamt:
81
49
130
GRZ
GFZ
BGF
alt : 0.18
neu : 0.38
alt : 0.36
neu : 0.66
alt : 7.573m²
neu: +6.154m²
gesamt : 13.727 m²
Nachverdichtung der Gartenstadt durch lineare Baustrukturen
11
Hochbaulicher Realisierungswettbewerb für die Siedlung
„Tangstedter Landstraße“
Auf Basis der durchgeführten Analyse und Verdichtungsstudie
wurde für die Siedlung Tangstedter Landstraße die Durchführung
eines hochbaulichen Realisierungswettbewerbs vorgeschlagen.
Die vorgeschlagene Siedlungserweiterung bietet ein hohes Entwicklungs- und Realisierungspotenzial. Durch die Siedlungsergänzung können die vorhandenen Wohnungstypologien zugunsten
der Stabilisierung einer besser durchmischten Bewohnerstruktur
erweitert werden. Zudem bestehen Optimierungsbedarfe der Infrastruktur, der Stellplatzanlagen, der Grünanlagen und der energetischen Optimierung der Bestandsgebäude. Die Siedlung aus den
1950er Jahren bietet ein hohes Verdichtungspotenzial und stellte
insbesondere auch im städtebaulichen Zusammenhang eine interessante Aufgabe im hochbaulichen Wettbewerb dar, der nach
Abschluss der Untersuchung bereits initiiert werden konnte. Seit
Mai 2012 liegen die Wettbewerbsergebnisse vor.
Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter
Cordula Ernsing, Bezirksamt Hamburg-Nord,
stellvertr. Leiterin Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung
Lars Wittorf, freischaffender Architekt, Hamburg
Moritz Schneider, freischaffender Architekt, Hamburg
Stellvertretende Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter
Peter Hamann, Bezirksamt Hamburg-Nord,
Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung
Prof. Jürgen Johner, freischaffender Architekt, Hamburg (ständig anwesend)
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Es handelte sich um einen nicht offenen, einphasigen hochbaulichen Wettbewerb mit 5 Teilnehmern der nach den Richtlinien für
Planungswettbewerbe der Freien und Hansestadt Hamburg (RPW
2010) im Februar 2012 ausgelobt werden konnte. Auslober waren
die Grundeigentümer (GbR 110 Tangstedter Landstraße 435 – 451)
im Einvernehmen mit dem Bezirksamt Hamburg-Nord.
Im Rahmen einer städtebaulich, architektonisch, funktional und
wirtschaftlich ausgereiften Entwurfslösung wurden überzeugende
Konzepte gesucht, die eine langfristige Bindung der Bewohnerinnen und Bewohner ermöglichen und den Siedlungscharakter in
seiner Attraktivität steigern.
Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter
Andreas Siemers, Edmund Siemers-Stiftung, Stiftungsrat
Klaus Bartram, Diplom-Ingenieur und Diplomkaufmann
Stellvertretende Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter
Magdolna Gergely, GbR 110 Tangstedter Landstraße 435 – 451
1. Preis– HEIDENREICH & SPRINGER ARCHITEKTEN Gesellschaft mbH, Berlin
Der Entwurf fällt durch die klare Setzung dreier solitärer Baukörper längs der Tangstedter Landstraße
auf. Diese lassen einen durchgehenden Grünraum
zur Bestandsbebauung frei. Die leicht modulierten
5-geschossigen Baukörper nehmen einen selbstbewussten Dialog zur Bestandsbebauung auf. Sowohl
zur Straße als auch zur Siedlung entsteht dadurch
eine eigenständige neue Schicht.
Die als Dreispänner konzipierten Gebäude sind durch
einen Sockel von dem Terrain abgesetzt, was dem
Charakter der Siedlung entspricht und eine Differenzierung zum öffentlichen Raum erzeugt. Durchgesteckte
Eingangssituationen schaffen repräsentative Adressen zur Straße und zur Siedlung hin. Die Wohnungen
sind von Größe und Ausrichtung her gut geschnitten.
Die Stellplatzanlagen sind vom Holitzberg her erschlossen. Die hochwertige Gestaltung der Fassade leitet Elemente wie Fenster, Loggien und
Materialität aus ihrer baulichen Umgebung her ab.
Auch dem Erhalt des Baumbestandes ist in hohem
Maße Rechnung getragen.
Das Preisgericht empfiehlt die Verfasser der mit
dem 1. Preis ausgezeichneten Arbeit mit der Weiterbearbeitung des hochbaulichen Entwurfes, unter
Berücksichtigung weniger Überarbeitungsempfehlungen zu beauftragen.
2. Preis SCHENK + WAIBLINGER ARCHITEKTEN, Hamburg
Durch vier dreigeschossige Neubauten mit Staffelgeschoss werden im Zusammenspiel mit den Bestandszeilen neue städtebauliche Räume konzipiert.
Positiv wirkt der Ansatz, durch die Anordnung zweier winkelförmiger Baukörper zwei Quartiersplätze
als verbindende Gelenke der Bestandsgebäude mit
den Neubauten zu entwickeln. Diesen Quartiersmittelpunkten sind die rückwärtig erschlossenen Stellplatzanlagen richtig zugeordnet. Auch die Gebäudezugänge liegen den Quartiersplätzen zugewandt.
Die Höhenentwicklung erscheint moderat. Die
hellen Putzfassaden heben die Neubauten deutlich vom Bestand ab.
Das nördliche und ein südliches Gebäude sind jeweils als Zweispänner organisiert, jedoch in ihrer
Anordnung zur benachbarten Bestandzeile von unterschiedlicher Qualität. Der Umgang mit dem zu
erhaltenen Baumbestand wurde gut gelöst. Eine generelle Wirtschaftlichkeit des Entwurfes ist gegeben.
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Weitere Wettbewerbsbeiträge
WACKER | ZEIGER | ARCHITEKTEN GmbH,
Hamburg
Kosemund Architektur, Hamburg
RENNER HAINKE WIRTH ARCHITEKTEN GMBH,
Hamburg
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Impressum
Herausgeber
Freie und Hansestadt Hamburg
Bezirksamt Hamburg-Nord
Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, Kümmellstraße 6, 20249 Hamburg
www. stadtplanung-nord.hamburg.de
Ansprechpartner: Peter Hamann und Maike Müller
Gutachter
Architekt
RENNER HAINKE WIRTH ARCHITEKTEN GMBH
Bernstorffstraße 71, 22767 Hamburg | www.rhwarchitekten.de
Landschaftsplanung
Gartenlabor Landschaftsarchitekten
Nonnenstieg 20, 20149 Hamburg | www.gartenlabor.de
Verfahrensbetreuung Wettbewerb
D&K drost consult GmbH
Kajen 10, 20459 Hamburg | www.drost-consult.de
Stand
Hamburg im Juni 2012
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Herausgeber
Freie und Hansestadt Hamburg
Bezirksamt Hamburg-Nord
Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt
Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung
Kümmellstraße 6, 20249 Hamburg
Erscheinungstermin und Stand
Juni 2012
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