Prioritäre CWR Artenliste Inhaltverzeichnis 1. Einleitung 2. Methode 3. Resultate 4. Analyse der prioritären CWR Artenliste 5. Diskussion 6. Schlussfolgerungen p2 p2 p3 p4 p9 p10 23. März 2009 R. Häner Prioritäre CWR Arten Prioritäre CWR Liste 1. Einleitung Das CWR Inventar hat 83% der einheimischen Schweizer Flora als CWR Arten identifiziert. Für diese grosse Vielfalt an Arten werden im Folgenden auf Grund der Diskussionen der ersten und zweiten ad hoc Sitzung Prioritäten definiert. Die Mitglieder der ad hoc Gruppe waren sich einig, dass es nicht möglich ist, eine prioritäre CWR Artenliste zu erstellen, die allen Anforderungen an die CWR Thematik (Aktionsfelder des Kick off Meeting) gleichwertig Rechnung trägt. Deshalb stellt die hier vorgeschlagene Methode eine mögliche Vorgehensweise dar. Die ad hoc Gruppe hat am zweiten Workshop die Wichtigkeit der Resultate der CWR Umfrage bestätigt. In der CWR Umfrage wurden sowohl die Kulturpflanzen als auch die CWR Arten für Ernährung und Landwirtschaft beurteilt. Zur Erstellung der prioritäre CWR Artenliste wurde der Handlungsbedarf nicht eruiert. Die ad hoc Gruppe hat absichtlich keine maximale Anzahl prioritäre CWR Arten definiert. Die prioritäre CWR Artenliste wird über die Auswahl Kriterien definiert. 2. Methode In einem CWR Inventar wurden die CWR der Schweiz definiert (Abbildung 1: grüner Balken). Sie beinhaltet alle einheimischen Wildpflanzen mit akzeptiertem Namen im Synonymie-Index der Schweizer Flora (Aeschlimann & Heitz 2005). Für die Schweiz wurde eine Liste von Kulturpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft definiert und deren CWR Arten abgeleitet (Abbildung 1: hellgrüner Balken). Auf Grund von diskutierten Aktionsfeldern1 (Zucht, Nutzung, int. Verantwortung der Schweiz, Genpool erhalten) wurde eine CWR Umfrage erarbeitet. Die Umfrage bezüglich der CWR Arten für Ernährung und Landwirtschaft wurde von 15 Experten beantwortet. Alle Arten, welche heute oder früher gemäss der Umfrage in der Zucht und/oder Nutzung verwendet wurden, zählen zur erweiterten prioritären CWR Artenliste (Abbildung 1: brauner Balken). Die Umfrage Resultate bezüglich der Aktionsfelder Zucht und Nutzung sind determinierend für die prioritäre CWR Artenliste. Als prioritäre CWR Arten werden die Arten bezeichnet, welche in den genannten Aktionsfeldern eine grosse Bedeutung haben (Abbildung 1: oranger Balken). Die Aktionsfelder und die Resultate der CWR Umfrage2 sind online verfügbar. 1 2 Handlungsbedarf : http://www.bdn.ch/cwr http://www.bdn.ch/cwr/umfrage_resultate/view 2 Prioritäre CWR Arten Crop Wild Relatives (CWR) der Schweiz (CWR Inventar) CWR Arten für Ernährung und Landwirtschaft (CWR Umfrage) Verantwortung Hybridisierung Nutzung Zucht Genpool erhalten Erweiterte prioritäre CWR Artenliste CWR Arten mit einer grossen Bedeutung Für die Zucht und/oder die Nutzung. prioritäre CWR Artenliste Abbildung 1: Methode zur Erstellung einer prioritären CWR Artenliste. 3. Resultat 502 Taxa wurden in der CWR Umfrage von einem Experten in mindestens einem Aktionsfeld (Zucht, Nutzung, Flag-Ship Art oder Verantwortung) mit mindestens C (selten/wenig) beurteilt. Die Liste der erweiterten prioritären CWR Arten3 ist online einsehbar. 143 Taxa wurden mit A (häufig) und / oder B (mittel) beurteilt und sind somit prioritäre CWR Arten. Dies entspricht ungefähr 10% aller CWR Arten für Ernährung und Landwirtschaft. Die Liste der prioritären CWR Arten4 ist online verfügbar. 3 4 http://www.bdn.ch/cwr/erw_pri_cwrliste/view http://www.bdn.ch/cwr/prio_arten/view 3 Prioritäre CWR Arten 4. Analyse der prioritären CWR Artenliste Die folgenden Paragraphen analysieren die Arten der prioritären CWR Artenliste aufgrund der Aktionsfelder, welche in der ad hoc Gruppe besprochen wurden. 4.1. Prioritäre CWR Arten nach Kulturen: In der nachfolgenden Tabelle ist zusammengestellt, wie viele prioritäre CWR Arten den Kulturgruppen angehören. Mehr als die Hälfte aller Arten gehört den Aroma- und Medizinalpflanzen an. Ein Drittel der Arten wird zu den Futterpflanzen gezählt. Das Obst zählt 13% aller Arten und Beeren, Gemüse und Ackerpflanzen zählen nur gerade je 5% der Arten. Wird analysiert, wie das Verhältnis zwischen prioritären Arten und Arten für Ernährung und Landwirtschaft betrachtet, dann ist auffallend, dass im Obst 23 Arten von Experten beurteilt wurden, und 18 Arten auf der prioritären CWR Artenliste stehen (siehe Abbildung 2). Dies entspricht 78%. Daraus lässt sich schliessen, dass im Obst das Zucht und Nutzungspotential sehr positiv eingeschätzt wird. Es ist auch darauf hinzuweisen, dass alle angefragten ObstExperten den Fragebogen sehr komplett beantwortet haben. Auch die CWR Arten der Beeren werden positiv eingeschätzt (20%). Bei den Futterpflanzen (8%) und dem Gemüse (8%) wurde das Zucht und Nutzungspotential eher klein eingestuft. Für die Ackerpflanzen (11%) und die Aroma- und Medizinalpflanzen (10%) reduzierte sich die Artenzahl gemäss dem Verhältnis (10%) von CWR Arten für Ernährung und Landwirtschaft (1447 Taxa) zur prioritären CWR Artenliste (143 Taxa). Auf Grund der grossen Anzahl Aroma- und Medizinalpflanzen ist eine Aussage zu dieser Kultur wenig aussagekräftig. Kultur Prioritäre CWR Arten CWR Arten für E&L** Anz. 9 46 7 78 Anz. 110 598 63 812 % 6 32 5 55 % der prioritären CWR Arten im Verhältnis zu den CWR für E&L. % Gemüse 8 8 Futterpflanzen 41 8 Ackerpflanzen 4 11 Aroma- und 56 Medizinalpflanzen 10 Obst und Reben 18 13 23 2 78 Beeren 7 5 35 2 20 Total 143* 100 1447* 100 10 Abbildung 2: Prioritäre CWR Arten nach Kulturen. *Diese Zahl ist nicht die Summe der einzelnen Kulturen, da es CWR Arten gibt, welche in mehreren Kulturen vorkommen. ** CWR Arten für Ernährung und Landwirtschaft (siehe CWR Inventar) 4 Prioritäre CWR Arten 4.2. Für welche prioritäre CWR Arten hat die Schweiz eine internationale Verantwortung? Im Rahmen der Diskussionen der Aktionsfelder brachten die Mitglieder der ad hoc Gruppe wiederholt zum Ausdruck, dass der internationalen Verantwortung der Schweiz für eine Art eine besondere Bedeutung zukommt. Zur Bearbeitung dieses Aktionsfeld wird auf die Daten von Eggenberg und Landolt (2006) zurückgegriffen. Die Daten basieren im Wesentlichen auf dem Prozentsatz der Schweiz am Verbreitungsareal einer Art. Eggenberg (2006) schlägt die folgenden 4 Verantwortungsklassen vor: 4= sehr hoch, 3= hoch, 2= ziemlich hoch, 1= mittel. Wird die prioritäre CWR Artenliste aufgrund dieser Kriterien analysiert, so sind 4 Artemisia Arten in den drei obersten Kategorien (Abbildung 3). Der Handlungsbedarf muss hier eruiert werden. Weiter ist zu beachten, dass alle aufgeführten Arten den Aroma- und Medizinalpflanzen angehören. Artbezeichnung Artemisia nivalis Artemisia glacialis Eryngium alpinum Artemisia umbelliformis Artemisia genipi Leontopodium alpinum Epilobium fleischeri Gentiana acaulis Int. VerGefährdungs- Lebensraum (Delarze antwortung grad 2008) 4 EN 3.-3.1.3 3 NT 3.-3.1.3 3 VU 5.-2.3 2 LC 3.-4.2.2 2 LC 3.-3.1.3 2 LC 4.-5.1 2 LC 3.-2.1.1 1 LC 4.-3.5 Abbildung 3: Internationale Verantwortung (Eggenberg 2007) für prioritäre CWR Arten. 4.3. Welche prioritären CWR Arten sind gefährdet? (Moser 2002) Dem Gefährdungsgrad der roten Liste (Moser 2002) wurde in der ad hoc Gruppe ebenfalls eine besondere Bedeutung zugeordnet. Diese Bedeutung wird im Aktionsfeld „Genpool erhalten“ genauer spezifiziert. Basierend auf den IUCNKategorien definiert die rote Liste die folgenden Gefährdungskategorien: In der Schweiz ausgestorben (RE), vom aussterben bedroht (CR), stark gefährdet (EN), verletzlich (VU), potentiell gefährdet (NT), nicht gefährdet (LC), Datengrundlage ungenügend (DD) und nicht beurteilt (NE). Die folgende Abbildung zeigt, dass 2 prioritäre CWR Arten vom Aussterben bedroht sind, 10 stark gefährdet sind und 7 verletzlich eingestuft werden. Gemäss Expertenaussage sind jedoch auch die potentiell gefährdeten Arten präzise zu beurteilen. Auch bezüglich der 27 Arten der prioritären Artenliste, für welche in der roten Liste keine Angaben vorliegen, sind noch weitere Abklärungen nötig (kein Zelleninhalt=NE). Die Arten der Abbildung 3 gehören zum grössten Teil den Aroma- und Medizinalpflanzen an. Es sind aber auch eine Beeren-, 1 Reben-, 2 Obstarten und 1 Futterpflanze in der Liste aufgeführt. 5 Prioritäre CWR Arten Vicia grandifolia gehört 3 verschiedenen Kulturen (Gemüse, Futter- und Ackerpflanzen) an und kommt gemäss Delarze (2008) in 16 verschiedenen Lebensräumen vor. Artbezeichnung Sideritis montana Vitis sylvestris Achillea collina Sorbus domestica Valeriana pratensis Calendula arvensis Drosera intermedia Leonurus cardiaca Marrubium vulgare Artemisia nivalis Vicia grandiflora Daphne cneorum Paeonia officinalis Eryngium alpinum Cistus salviifolius Filipendula vulgaris Fragaria moschata Sideritis hyssopifolia Trifolium fragiferum Gefährdungsgrad Lebensraum (Delarze 2008) CR 8.-2.3.4 / 8.-2.3.2 / 8.-2.3.3 CR EN EN 6.-6.5 / 2.-4.1 / 5.-4.4 / 5.-4.5 / 6.-2.2 / 6.-2.5 / 6.-3.6 / 6.3.7 / 6.-4.4 / 6.-5.1 / 6.-5.2 / 6.-5.3 / 6.-6.1 / 6.-6.2 / 6.-6.3 / 6.-6.4 4.-2.1.1 6.-3.5 / 6.-2.1 / 6.-3.4 EN EN EN EN EN EN 6.-6.5 / 2.-4.1 / 5.-4.4 / 5.-4.5 / 6.-2.2 / 6.-2.5 / 6.-3.6 / 6.3.7 / 6.-4.4 / 6.-5.1 / 6.-5.2 / 6.-5.3 / 6.-6.1 / 6.-6.2 / 6.-6.3 / 6.-6.4 8.-2.3.2 2.-2.4 7.-1.8 7.-1.5 3.-3.1.3 EN EN VU VU VU VU VU VU VU 6.-6.5 / 2.-4.1 / 5.-4.4 / 5.-4.5 / 6.-2.2 / 6.-2.5 / 6.-3.6 / 6.3.7 / 6.-4.4 / 6.-5.1 / 6.-5.2 / 6.-5.3 / 6.-6.1 / 6.-6.2 / 6.-6.3 / 6.-6.4 6.-4.2 6.-3.5 5.-2.3 5.-3.1 4.-2.1.2 5.-3.3 8.-2.3.4 / 8.-2.3.2 / 8.-2.3.3 6.-3.2 / 6.-2.4 / 6.-3.1 Abbildung 4: Gefährdungsgrad (Moser 2002) und Lebensräume (Delarze 2008). 6 Prioritäre CWR Arten Beeren Obst und Reben Ackerpflanzen Futterpflanzen PLAM 4.4. Zucht und Nutzung, Lebensräume der Schweiz Wie bereits erläutert, wurde die prioritäre CWR Artenliste auf Grund der Resultate zu Zucht und Nutzung der CWR Umfrage definiert. Die folgende Liste zeigt alle Arten, welche sowohl in Zucht als auch in Nutzung mit sehr hoch beurteilt wurden. Es ist auffallend, dass in der Liste nur eine Aroma- und Medizinalpflanze zu finden ist. Es sind jedoch 6 Obst und 6 Futterpflanzen, 2 Beerenarten und eine Ackerpflanze in der Liste aufgeführt. Die Liste ist mit Vorsicht zu geniessen. Das genaue Zucht- und Nutzungspotential muss noch präzisiert werden. x x x x x x x x x x x x x x x x x GefährdungsArtbezeichnung grad Agrostis stolonifera LC Arrhenatherum elatius LC Avena sativa s.l. Castanea sativa LC Dactylis glomerata LC Festuca pratensis s.l. Fragaria vesca LC Juglans regia LC Lolium multiflorum LC Lolium perenne LC Malus sylvestris NT Mespilus germanica NT Prunus avium LC Pyrus pyraster LC Rubus idaeus LC Trifolium subterraneum Lebensraum (Delarze 2008) 2.-3.3 4.-5.1 8.-2.1.2 4.-5.1 4.-5.3 4.-2.4 5.-2.1 6.-1.4 7.-1.8 7.-1.8 2.-3.3 6.-3.3 6.-3.3 6.-3.3 6.-1.3 / 5.-1.3 / 5.-3.3 6.-4.3 / 4.-2.2 / 4.-2.3 / 5.-1.1 / 6.-3.4 / 6.-3.5 / 6.-4.2 / 6.3.7 Abbildung 5: Prioritäre CWR Arten für Zucht und Nutzung. Die Futterpflanzen Arten der Abbildung 5 werden in der Schweiz züchterisch bearbeitet. Hier werden Ökotypen für die Züchtung benutzt. Trifolium subterraneum kommt in 8 verschiedenen Lebensräumen vor. Daraus kann die Hypothese formuliert werden, dass die Art ein grosses Potential (viele verschiedene Ökotypen) für die Züchtung besitzt. Avena sativa muss noch detaillierter studiert werden. Es ist nicht sicher, dass es in der Schweiz eine einheimische Art oder Unterart von diesem Sammelbegriff gibt. Obst, Beeren und Reben Die genannten Obst, Beeren und Reben CWR Arten werden heute nur sehr wenig in der Zucht benutzt. In der Schweiz gibt es in diesen Bereichen nur ein Apfel- und Rebenzüchtungsprogramm. In diesem Programm wird gemäss der Auskunft der 7 Prioritäre CWR Arten Züchter heute weder die Wildrebe noch der Wildapfel verwendet. Mit Ausnahme von Mespilus germanica, Juglans regina und Castanea sativa sind die genannten Arten verwandt mit wichtigen Obstkulturen der Schweiz. Die Kastanie und der Nussbaum haben ebenfalls ein unbestrittenes grosses Nutzungspotenzial. 4.5. Major and minor food crops 18 Arten der prioritären CWR Artenliste sind verwandte von major food crops und 4 Arten von minor food crops. Es sind darunter auch häufige Arten wie Daucus carota, Corylus avellana oder Fragaria vesca. Für sieben Arten ist der Gefährdungsstatus nicht bekannt, so beispielsweise für Avena barbata oder Avena sativa. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die genannten beiden Avena-Arten einem zusammenfassenden Taxon angehörenen. Der Status muss hier noch überprüft werden. 4.6. Weitere Analysen Keine CWR Art ist auch eine prioritäre Zielart der Landwirtschaft (Umwelt Ziele Landwirtschaft, in press). Die in Abbildung 6 aufgeführten prioritären CWR Arten haben bei der BAFUPrioritätenliste eine hohe Priorität (1-3): 1 2 2 2 3 3 Artemisia nivalis Adonis vernalis Artemisia glacialis Eryngium alpinum Sideritis montana Vitis sylvestris Abbildung 6: Prioritäre CWR Arten mit einer hohen Priorität gemäss BAFU. Auch hier können noch weiter Analysen durchgeführt werden, die zu neuen, anderen Ansätzen für den Handlungsbedarf führen. Aus Zeitgründen wird jedoch nicht weiter analysiert werden. 8 Prioritäre CWR Arten 5. Diskussion Mit der gewählten Methode wird den Arten für Ernährung und Landwirtschaft und den Aktionsfeldern Zucht und Nutzung eine besondere Bedeutung zugeordnet. In der Schweiz gibt es heute nur kleine Züchtungsprogramme und für nur wenige Arten. Das Potential der CWR Arten für die Züchtung von Aroma- und Medizinalpflanzen und Futterpflanzen wird von den Züchtern als mittelhoch eingestuft. Auf der prioritären CWR Artenliste steht eine grosse Anzahl an Wildpflanzen, welche direkt vom Menschen genutzt werden. Sie finden heute nur eine beschränkte züchterische Verwendung. In den wilden Populationen können jedoch Individuen oder Populationen mit herausragenden Eigenschaften gefunden werden. Im Obst sind einige solcher Arten auf der prioritären CWR Liste anzutreffen - Castanea sativa, Juglans regina. Im Falle der Kastanie ist die Art auch an eine traditionelle, extensive Kulturlandschaft gebunden (Kastanien-Selve). An der dritten ad hoc Sitzung haben die Mitglieder die Methode der Erstellung der prioritären CWR Liste als pragmatisch, klar und nachvollziehbar bewertet. Die CWR wurden auf Artniveau behandelt und das CWR Inventar und die prioritäre CWR Liste dadurch überhaupt fassbar. Deshalb wird dem Aspekt der Ökotypen nur beschränkt Rechnung getragen. Ebenfalls vernachlässigt wurden die IUCN-Kriterien zum „einheimischen Status“ (Native Status). Dieses Kriterium ist in den Roten Listen (Moser 2002) und dem Synonymie-Index (Aeschlimann und Heitz, 2005) der Schweiz für die meisten Arten präzisiert und kann bei der Erstellung von CWR Kriterien mitberücksichtigt werden. Durch das Verwenden des Synonymie-Index der Schweiz, der Roten Liste (Moser 2002) und der internationalen Verantwortung (Eggenberg 2006) wurde Verantwortung abgegeben. Dafür ist die Datengrundlage harmonisiert und allgemein akzeptiert. Dass die Auswahl der prioritären CWR Arten auf einer Experteneinschätzung beruht, wird grundsätzlich als positiv bewertet. Die prioritäre CWR Artenliste deckt ein breites Spektrum an Arten ab und ist nicht zu stark einschränkend, was weiter als positiv beurteilt wurde. Eine pragmatische Methode hat immer auch Lücken. Im Folgenden sollen diese Lücken in Form einer kurzen Liste genannt werden. Die Liste ist nicht abschliessend: • Aegilops cylindrica: Nahe verwandte von Kulturpflanzen die für die Ernährung wichtig sind. Häufig besteht zu diesen Arten nur sehr wenig Wissen. Somit ist das Zuchtpotential dieser Art unbekannt. Bemerkenswert ist jedoch, dass Resistenzen von anderen Aegilops Arten bereits in moderne Getreidezüchtungsprogramme integriert wurden. • Brassica rapa subsp. campestris: Die Taxonomie dieser Art ist noch umstritten. Sie wird jedoch im Rahmen einer Fallstudie bearbeitet. • Prema (Zwetschge), Pêche de vigne (Pfirsich): Die beiden genannten Beispiele sind verwilderte Kulturpflanzen5. Sie stehen nicht auf der Liste, weil sie nicht einheimisch sind. Verschiedene Züchter haben darauf hingewiesen, dass es hier jedoch grosses Potential gibt. • Lebensraum: Die Daten zu den Lebensräumen der Arten von Delarze (2008) konnten nicht genutzt werden zur Behandlung der Aktionsfelder der CWR Arten. 5 Asterix und Obelix auf Korsika, habe dieses Problem bereits erkannt. 9 Prioritäre CWR Arten An der Fachtagung der SKEK vom 11. November 2008 hat Frau Christine auf der Au die Frage erläutert, ob weniger oder mehr Sorten besser sind. Als Ethikerin kam sie dabei zum Schluss, dass die Verliebtheit in eine Sorte am Besten begründet, warum eine „Sorte“ zu erhalten ist. Lässt sich eine Person finden, welche in diese Sorte verliebt ist, dann wird sie auch einen Grund finden, warum die Sorte zu erhalten ist. Es kann somit argumentiert werden, dass auch die prioritäre CWR Artenliste ein Abbild der Verliebtheit der Befragten ist. Wer möchte somit bestreiten, dass diese Arten eine ganz besondere Bedeutung haben und somit prioritäre CWR Arten sind? 6. Schlussfolgerungen Die prioritäre CWR Artenliste trifft eine Auswahl von CWR Arten auf Grund einer Experteneinschätzung. Weiter wurde sie im Rahmen des Kontexts des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von pflanzengenetischen Ressourcen (NAP) erarbeitet und trägt dem NAP bestmöglich Rechnung. Die Umsetzung der prioritären CWR Artenliste kann auf Grund der Aktionsfelder (siehe Dokument Handlungsbedarf) im NAP Programm geschehen. 7. Literaturverzeichnis Ein ausführlicheres Literaturverzeichnis ist im Dokument CWR Inventar aufgeführt. Aeschlimann D. & Heitz C., 2005. Synonymie-Index der Schweizer Flora. Delarze R. und Gonseth Y., 2007. Lebensräume der Schweiz Eggenberg S. und Landolt E., 2006. Für welche Pflanzenarten hat die Schweiz eine internationale Verantwortung? Moser M., Gygax A., Bäumler B., Wyler N., Palese R., 2002. Rote Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen der Schweiz. 8. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Methode zur Erstellung einer prioritären CWR Artenliste. Abbildung 2: Prioritäre CWR Arten nach Kulturen. Abbildung 3: Internationale Verantwortung (Eggenberg 2007) für prioritäre CWR Arten. Abbildung 4: Gefährdungsgrad (Moser 2002) und Lebensräume (Delarze 2008). Abbildung 5: Prioritäre CWR Arten für Zucht und Nutzung. Abbildung 6: Prioritäre CWR Arten mit einer hohen Priorität gemäss BAFU. 9. Listenverzeichis Die im CWR Inventar erarbeiteten Listen sind in diesem Dokument verfügbar. • Prioritäre CWR Liste • Erweiterte prioritäre CWR Liste • Resultat der CWR Umfrage 10