Klimawandel

Werbung
EU-LEADER Projekt:
Information ‑ Umweltbildung ‑ Kompetenzaufbau
zu nachhaltiger Energie und Klimawandel
in der Modell-Energie-Region Lausitzer Seenland
Klimawandel:
Von den Ursachen und Zusammenhängen
zu den möglichen Folgen
und Herausforderungen für die Region
Südbrandenburg und das Lausitzer Seenland
Impressum:
Auftraggeber:
Arbeitsgruppe Zukunft Energie und Umwelt - ARENUM e.V.
Lindenplatz 3/1
01945 Schwarzbach,
Tel: +49 35752/329130,
e-Mail: [email protected],
Web: www.arenum.de
Bildquellen:
soweit ohne Bildquellenangabe: Arenum e.V.
Inhalt
Zu den Inhalten.....................................................................................................................................4
Klima: globaler Wandel, lokale Folgen......................................................................................... 5
Messung und Folgen des Klimawandels ......................................................................... 9
Prognosen für den Klimawandel...................................................................................................12
Aktuelle Klimaszenarien des Weltklimarats IPCC........................................................ 14
Klimawandel: Szenarien für die Lausitz.......................................................................................18
Forschungsstand und Planung von Anpassungsmaßnahmen .................................18
Modellbasierte Erwartungen zukünftiger Klimaveränderungen für die Region
Lausitz-Spreewald..................................................................................................................19
Sektorale Klimafolgen in der Region .......................................................................................... 22
Auswirkungsszenarien in der Wasserwirtschaft......................................................... 25
Literatur und Quellen....................................................................................................................... 26
Weiterführende Internetquellen:...................................................................................... 27
Das Projekt „energie erleben“.......................................................................................................28
Projekteilnehmer ..................................................................................................................30
energierleben I4
Zu den Inhalten
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Diese Broschüre bietet einen Überblick zu den Themen Klimawandel und regionale Klimafolgen.
Das bereitgestellte Grundwissen soll helfen, die Herausforderungen im Klimaschutz, vor allem
aber die Problemstellungen im Bereich regionaler Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
zu vermitteln. Besonderes Augenmerk wird auf die Zusammenhänge zwischen der globalen
Herausforderung des Klimawandels und ihren möglichen regionalen Auswirkungen gelegt.
Ziel der Broschüre ist es, die damit einhergehenden Herausforderungen für die regionale
Entwicklung zusammenzufassen, ohne dabei fachspezifische Vorkenntnisse vorauszusetzen.
Die Broschüre wendet sich also ausdrücklich auch an fachfremde Leserinnen und Leser und
versucht, die teils komplizierten Zusammenhänge und Erkenntnisse der aktuellen Diskussion in
Schlaglichtern zu illustrieren. Zur Vertiefung sind weiterführende Quellen angeführt. Fachliche
Grundlage der Broschüre sind insbesondere die Ergebnisse des aktuellen Sachstandsberichts
(2013/2014) des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change - IPCC) sowie die
Empfindlichkeitsanalysen im Abschlussbericht des INKA-BB Teilprojektes „Klimaadaptierte Regionalplanung in den Regionen Uckermark-Barnim und Lausitz-Spreewald“.
energierleben I5
Klima: globaler Wandel, lokale Folgen
Für den Wandel des Klimas gibt es natürliche und menschengemachte (anthropogene) Ursachen. Veränderungen des Klimas hat es in der Geschichte der Erde immer wieder gegeben. Der
aktuelle Klimawandel steht allerdings in einem nachweislichen und komplexen Zusammenhang
mit von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Treibhausgase entstehen unter
anderem bei Verbrennungsprozessen. Seit Beginn der industriellen Förderung von fossilen
Brennstoffen zur Bereitstellung von Energie für Heizung, Mobilität und Produktion hat sich der
Anteil von Treibhausgasen in der Atmosphäre messbar erhöht. Besonders wichtig dabei ist der
Ausstoß von Kohlendioxid (CO2). Dessen Konzentration in der Atmosphäre ist in den letzten
800.000 Jahren noch nie so hoch gewesen wie heute.
Die Folgen dieser Erwärmung sind bereits heute sichtbar und
beschränken sich nicht auf das Abtauen von Gletschern, Permafrostböden und polaren Eisschilden oder den Anstieg des
Meeresspiegels und die Ausbreitung von Wüsten. Sie betref-
Foto: FotoHiero
@pixelio.de
Diese Veränderung in der Atmosphäre verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt, der im Zusammenspiel mit der
Sonneneinstrahlung die klimatischen Bedingungen auf der
Erdoberfläche wesentlich beeinflusst. Was der Klimawandel aber im Einzelnen und lokal für Auswirkungen hat, ist
nicht pauschal zu beantworten. Noch schwieriger ist es,
verlässliche Aussagen über die zukünftigen Folgen zu treffen. Dennoch gilt: Auch wenn das genaue Zusammenspiel
von verschiedenen Faktoren, wie Reflexion und Absorption von Strahlungsenergie in der Atmosphäre und an der
Erdoberfläche, die Diffusion von Wärme durch Luft und
Meeresströmungen und vieles mehr noch nicht vollständig
wissenschaftlich erklärbar ist, besteht kein Zweifel am Zusammenhang menschengemachter Treibhausgasemissionen
und der bereits messbaren globalen Erwärmung.
energierleben I6
fen auch die Artenvielfalt von Tier- und Pflanzenwelt
und wirtschaftliche Schäden durch eine Zunahme von
Foto: Maja Dumat
@pixelio.de
Stürmen und anderen Extremwetterereignissen.
In der politischen Diskussion um eine Reduktion der
Emissionen von Treibhausgasen wird als Zielsetzung
von Klimaschutzmaßnahmen häufig eine Begrenzung
der Erderwärmung um nicht mehr als 2°C genannt, um
die Folgen des Klimawandels insgesamt beherrschbar
zu halten. Es wäre aber ein Irrtum anzunehmen, bei einer Erwärmung um 2°C ließen sich die Folgen auf lokaler und regionaler Ebene ohne weiteres überschauen.
Schon heute, bei einem Anstieg der globalen Temperatur um weniger als 1°C, sind die Auswirkungen in
manchen Regionen katastrophal, während andere
Regionen bisher kaum (negative) Folgen verzeichnen.
Grundsätzlich gilt: Je größer der Klimawandel und
je schneller er sich vollzieht, desto größer wird auch
der Anpassungsbedarf für Mensch und Umwelt und
umso mehr Regionen riskieren, hohe ökologische und
ökonomische Schäden zu erleiden.
Foto: Markus K.
@pixelio.de
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Foto: Lichtkunst73
@pixelio.de
Gerade weil eine verlässliche Vorhersage von regionalen Auswirkungen mit den gegenwärtigen
wissenschaftlichen Modellen und Methoden noch nicht möglich ist, stehen nur sehr begrenzt
aussagekräftige Ergebnisse zur Verfügung. Daher können Klimaanpassungsmaßnahmen meist
nur nach dem Vorsorgeprinzip ergriffen werden. Dabei ist grundsätzlich davon auszugehen,
dass es häufiger zu Extremwetterereignissen kommt und sich bereits eindeutig messbare
Trends wie der Meeresspiegelanstieg noch verstärken.
energierleben I7
Grundwissen: Was ist Klima?
Klima beschreibt den mittleren Zustand, charakteristische Extremwerte und Häufigkeitsverteilungen meteorologischer Größen, wie zum Beispiel Luftdruck, Wind,
Temperatur, Bewölkung und Niederschlag, bezogen
auf einen längeren Zeitraum und ein größeres Gebiet.
Messbare Änderungen des Klimas können durch drei
Hauptursachen zustande kommen: Veränderung der
Sonneneinstrahlung (z.B. Wechsel der Sonnenaktivität,
Änderung der Erdbahn), Veränderung der Erdoberfläche (z.B. Änderung der Größe und Lage von Land und
Wasserflächen, Bewuchs und Nutzung) und Veränderung der Atmosphäre (z.B. Zusammensetzung, Dichte,
Feuchtigkeit und Wolken).
Der Treibhauseffekt beschreibt eine natürliche Eigenschaft der Atmosphäre: Strahlungsenergie, die
als (kurzwelliges) Sonnenlicht auf die Erde trifft, wird
teilweise reflektiert und teilweise durch Absorption in
der Atmosphäre oder auf der Erdoberfläche in Wärme
umgewandelt. Die Atmosphäre verhindert, dass diese
Wärme als langwellige Infrarotstrahlung zur Gänze
wieder abgestrahlt wird. Sie steht somit für chemische
und biologische Prozesse auf der Erde zur Verfügung.
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Olga Meier-Sander
@pixelio.de
Foto: wu buster
@pixelio.de
Foto: Daniel Rigot
@pixelio.de
Foto: Margit Völtz
@pixelio.de
Grundwissen: Treibhauseffekt
energierleben I8
Die Stärke und genaue Wirkung des Treibhauseffekts werden wesentlich durch die chemische
Zusammensetzung der Atmosphäre beeinflusst. Gase, deren erhöhte Konzentration in der
Foto:Mathias Glaschick
@pixelio.de
Atmosphäre den Treibhauseffekt verstärkt und damit eine Erwärmung der Ökosphäre bedingt,
werden als Treibhausgase bezeichnet. In der Diskussion um die Begrenzung des Klimawandels
spielen vor allem solche Treibhausgase eine Rolle, deren Emissionen auch erheblich durch
menschliche Aktivitäten verursacht werden. Eine Zunahme des Treibhauseffekts und ein damit
verbundener Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen ermöglichen allerdings noch keine
verlässlichen Aussagen über die Auswirkungen auf die klimatischen Bedingungen oder das
Wetter in einer spezifischen Region.
Grundwissen: Energiewirtschaft & Emissionen
Ein wichtiger Verursacher des Anstiegs der CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist die Energiewirtschaft. Trotz einer Zunahme regenerativer und CO2-armer Energieproduktion dominieren Fossile Energieträger – also Kohle, Öl und Erdgas. Bei der Verbrennung dieser Kohlenstoffe
und Kohlenwasserstoffe werden große Mengen von Treibhausgasen, insbesondere CO2 freigesetzt.
Beispielsweise emittierte das Kraftwerk Jänschwalde im Jahr 2012 rund 24,8 Mio. Tonnen CO2.
Dies entspricht ca. 7% der Emissionen des gesamten deutschen Energiesektors, der im selben
Jahr mit einem CO2-Ausstoß von rund 352 Mio. Tonnen erheblich zu den Kohlendioxidemissionen in Deutschland (821,7 Mio. Tonnen) beigetragen hat.
Mit dem industriellen Aufholprozess vieler Entwicklungsländer steigen die Treibhausgasemissionen weltweit weiter an.
energierleben I9
Messung und Folgen des Klimawandels
Die Folgen des Klimawandels sind auf lokaler Ebene sehr unterschiedlich. Auf globaler Ebene
sind die Auswirkungen hingegen eindeutig messbar:
Atmosphäre
Foto: Hartmut910
@pixelio.de
Die Erwärmung der Atmosphäre gilt als gesichert.Der
Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate
Change - IPCC) stellt in seinem jüngsten Sachstandsbericht fest: Die letzten drei Jahrzehnte waren jeweils
wärmer als alle anderen Jahrzehnte seit 1850. Für die
nördliche Hemisphäre waren sie wahrscheinlich sogar
die wärmsten Dekaden der letzten 1400 Jahre. Der
Durchschnitt des globalen Temperaturanstieges seit
Beginn systematischer Aufzeichnungen in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt bei 0,85°C.
Extremwetterereignisse
Eine Häufung von Wetterextremen betrifft vor allem Niederschläge und Temperaturen.
Marco Barnebeck(Telemarco)
@pixelio.de
Hans Mustermann
pixelio.de
Ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur über den Zeitraum von 1880 bis 2012 um 0,85°C.
Mit statistischen Verfahren lassen sich bereits heute
eine Abnahme von kalten und eine Zunahme von
warmen Tagen und Nächten sowie die Häufung von
starken Niederschlägen in tropischen und gemäßigten
Breiten und eine Zunahme längerer Trockenheit in
subtropischen Breiten beobachten. Die starke Zunahme an extremwetterbedingten Versicherungsschäden
hängt aber vor allem mit der Bebauung von Risikozonen und der Anzahl versicherter Objekte zusammen.
energierleben I10
Erwärmung der Meere
Eine Erwärmung der Meere kann vor allem für die Dekaden nach
Foto: Erich Westendarp
@pixelio.de
1970 festgestellt werden.
Ein Anstieg der mittleren Wassertemperatur der Ozeane,
beziehungsweise der oberflächennahen Wasserschichten bis
zu einer Tiefe von 700m ist nach Einschätzung des IPCC für
den Zeitraum von 1870 bis 1970 wahrscheinlich und gilt für
den Zeitraum von 1971 bis 2010 als nahezu gesichert. Untersuchungen haben ergeben, dass tiefere Schichten der Ozeane
weniger stark betroffen sind und vor allem die oberflächennahen Wasserschichten als Energiespeicher im Klimasystem
wichtig sind.
Kryosphäre
Foto: Markus K.
@pixelio.de
Foto: Lichtkunst73
@pixelio.de
In den letzten 20 Jahren haben sich weltweit die mit Eis bedeckten Flächen verkleinert. Sowohl die Eisschilde in Grönland und der Antarktis als auch alle Gletscher schrumpfen.
Außerdem haben sich der Schneefall und die Eisneubildung
in der nördlichen Hemisphäre und der arktischen See verringert. Hochwahrscheinlich ist nach Einschätzung des IPCC
auch ein Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und der
Erwärmung von Permafrostböden. Messungen haben hier
Temperaturanstiege von bis zu 3 °C in Alaska und bis zu 2°C
in Russland ergeben.
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Hans Snoek - Spitzbergen
@pixelio.de
Ein Abschmelzen von Gletschern und polaren Eisschilden hat sich
in den letzten Dekaden beschleunigt.
Foto: Klaus Steves
@pixelio.de
energierleben I11
Meeresspiegel
Ein Anstieg des mittleren Meeresspiegels über den Zeitraum von 1901 bis 2010 um etwa 19 cm.
Messreihen mit verschiedenen Methoden haben einen Anstieg des globalen Durchschnittsmeeresspiegels um 0,17 bis 0,21 Meter registriert. Weitgehende Einigkeit herrscht in der Wissenschaft auch hinsichtlich der Ursachen: Erwärmungsbedingt kommt es zum Abschmelzen der
polaren Eisschilde und einem Rückgang von Gletschern.
Weitere Klimafolgen
Kohlenstoffkreisläufe und andere biogeochemische Zyklen
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Olga Meier-Sander
@pixelio.de
Foto: wu buster
@pixelio.de
Foto: Daniel Rigot
@pixelio.de
Die Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid (Lachgas) in der Atmosphäre sind heute auf einem höheren Niveau als in den letzten 800.000 Jahren. Seit der Industrialisierung ist der Kohlendioxidgehalt um 40 % gestiegen. Aus der Atmosphäre gelangt das
Kohlendioxid aber auch als Kohlensäure in den Wasserkreislauf und führt damit zu einer Versäuerung der Ozeane.
energierleben I12
Prognosen für den Klimawandel
Foo: Joujou
@pixelio.de
Grundsätzlich sind Prognosen, also Aussagen über zukünftige Ereignisse mit Ungewissheit
verbunden. Die Komplexität des Klimasystems der Erde erschwert wesentlich die Möglichkeit,
aus Erfahrungen, beziehungsweise aus Messdaten über die bisherige Entwicklung des Klimas
auf zukünftige Veränderungen und deren weitere Auswirkungen zu schließen. Die wachsenden
Möglichkeiten, mittels Computermodellen Szenarien zu berechnen und damit Einblicke in die
Zukunft des Klimawandels zu gewinnen, verleiten häufig zu falschen Schlussfolgerungen. Es ist
also wichtig zu betonen, dass derartige Prognosen immer nur Indikatoren für mögliche Klimafolgen sind und nicht als zuverlässige Aussagen über die zukünftige Entwicklung gehandelt
werden können.
Grundwissen: Klimamodelle
Mit Klimamodellen wird versucht, die Komplexität des tatsächlichen Klimasystems der Erde
zu vereinfachen, um so dessen Prozesse grundlegend zu verstehen und abzubilden, die verschiedenen Einflüsse quantitativ zu beurteilen und Wechselwirkungen und Trends des Klimas
feststellen und unter bestimmten Annahmen prognostizieren zu können. Mithilfe von Klima-
energierleben I13
modelle lassen sich also für verschiedene Annahmen
verschiedene Szenarien für die zukünftige Entwicklung
des Klimas erstellen. Im neuesten IPCC Sachstandsbericht sind das die so genannten „repräsentativen
Konzentrationspfade“ (Representative Concentration
Pathways - RCPs). Im Unterschied zu früheren Klimaszenarien sind die Ausgangspunkte der Prognose die
Treibhausgaskonzentration und die Entwicklung des
solaren Strahlungsantriebs. In älteren Klimamodellen
war man noch davon ausgegangen, dass sich bereits
aus Annahmen über die sozio-ökonomischen Entwicklungen hinreichend auf die Treibhausgasemissionen
schließen lasse.
Grundwissen: Modellbasierte Prognosen
Foo: Jean Jannon
@pixelio.de
Klimaprognosen, die mit Hilfe verschiedener Klimamodelle erstellt werden, können große Ungenauigkeiten aufweisen. Diese ergeben sich durch die
Unsicherheiten über Einflussfaktoren auf das Klima,
die in den Modellen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wurden. Die Komplexität der Wechselwirkungen zwischen den klimarelevanten Teilsystemen
führt notgedrungen zu Defiziten in den Klimamodellen
und begrenzt die Verlässlichkeit der Prognosen erheblich.
Weil Erkenntnisse über die Energiebilanz der Erde
und die globalen Zusammenhänge des Klimasystems
bisher am besten zu modellieren sind, ist allgemein
davon auszugehen, dass die globalen Prognosen
zuverlässiger sind als daraus nur abgeleitete regionale
energierleben I14
Vorhersagen. Nicht selten kommen ganz ähnliche Modelle
bei einer Berechnung möglicher regionaler Auswirkungen
Foto: Stephanie Hofschlaeger
@pixelio.de
zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Die meisten Modelle
stimmen jedenfalls dahingehend überein, dass eine weitere
Erderwärmung sicher erscheint und in erheblichem Umfang
von der zukünftigen Entwicklung anthropogener Treibhausgasemissionen abhängt.
Was im globalen Maßstab eine Tendenz darstellt, kann sich
für eine einzelne Region ganz anders darstellen. Dies bezieht
sich auch auf die globale Vorhersage einer weiteren Zunahme von Extremwetterereignissen: örtliche und zeitliche
Prognosen über deren Eintreffen sind hier meist unmöglich.
Auch der Weltklimarat IPCC betont die Möglichkeit regionaler
Ausnahmen und Abweichungen.
Aktuelle Klimaszenarien des Weltklimarats IPCC
Foto: Markus K.
@pixelio.de
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Foto: Lichtkunst73
@pixelio.de
Basierend auf verschiedenen Klimamodellen hat der Weltklimarat IPCC aktualisierte Szenarien
auf Grundlage von repräsentativen Konzentrationspfaden (Representative Concentration Pathways – RCP) vorgelegt. Diese Szenarien legen nahe, dass die Entwicklung der zukünftigen globalen und regionalen Klimaänderungen wesentlich von den Treibhausgaskonzentrationen und
damit auch den Emissionen abhängt. Steigt der Ausstoß von Treibhausgasen auch in Zukunft
weiter an, werden Erderwärmung und Veränderung in allen Teilen des Klimasystems dramatisch
sein. Aber auch wenn eine Reduktion von Treibhausgasen im globalen Maßstab gelingt, sind
nicht alle Klimafolgen bereits absehbar. Die folgenden Veränderungsprognosen beziehen sich
auf das globale Klimasystem.
energierleben I15
Temperaturanstieg
Gegenüber der Zeitspanne 1850 bis 1900 wird sich die globale Oberflächentemperatur je nach Szenario bis zum Ende des
21. Jahrhunderts wahrscheinlich um 1,5 °C bis 2,0 °C erhöhen. Die Erwärmung wird aber Variabilitäten aufweisen und
regional nicht einheitlich sein. Auf kürzere Sicht wird etwa die
Erwärmung der Tropen und Subtropen höher sein als in den
mittleren Breiten. Generell ist von regionalen Ausnahmen
auszugehen.
Wasserzyklus
Auch die Veränderung des Wasserzyklus wird nicht einheitlich sein. Vielmehr wird sich der Unterschied bei den Niederschlagsmengen in Nass- und Trockenregionen ausweiten
sowie der Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeiten
verstärken. Auf regionaler Ebene hängen diese Veränderungen stark von der natürlichen Variabilität und vom Ausstoß
von Feinstäuben ab. Für die gemäßigten Breiten wird ein
Anstieg des Niederschlags in Nass- und eine Abnahme des
Niederschlags in Trockenregionen vermutet sowie eine Häufung von extremen Niederschlägen erwartet.
Foo: Erika Hartmann
@pixelio.de
Ozeane
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Olga Meier-Sander
@pixelio.de
Foto: wu buster
@pixelio.de
Foto: Daniel Rigot
@pixelio.de
Die globalen Meere werden sich von der Oberfläche bis in die
Tiefsee weiter erwärmen, was die Meeresströmungen (thermohaline Zirkulation) beeinflussen wird. Die stärkste Erwärmung wird für die tropischen und subtropischen Regionen
der nördlichen Hemisphäre angenommen. Die Oberfläche
energierleben I16
des Ozeans (Tiefe von <100m) wird sich je nach Szenario zwischen 0,2°C und 0,6°C und die Tiefsee ( Tiefe
von >1000m) zwischen 0,3°C und 0,6°C erwärmen.
Diese Erwärmung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit
zu einer Schwächung der Meeresströmungen führen.
Ein Abbruch oder eine vollständige Umstellung der
Meeresströmungen ist aber sehr unwahrscheinlich.
Kryosphäre
Die bereits heute beobachtbare Abnahme des arktischen Eisschilds und das Abschmelzen der Gletscher
sowie die Abnahme der Frühlingsschneefälle in der
nördlichen Hemisphäre werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen. Für das arktische Eisschild
ergeben die Prognosen bis zum Ende des Jahrhunderts
gegenüber dem Referenzzeitraum (1850-1900) eine
mittlere Abnahme der Eisfläche um 43% bis 94 % im
September (jahreszeitliches Minimum) und um 8% bis
34 % im Februar (jahreszeitliches Maximum). Für die
Frühlingsschneedecke der nördlichen Hemisphäre
wird eine Abnahme von 7% bis 25 % errechnet.
Foo: Joujou
@pixelio.de
Meeresspiegel
Nach allen RCP-Szenarien wird sich der im Zeitraum
von 1971 bis 2010 beobachtete Anstieg des Meeresspiegels weiter fortsetzen. Der Anstieg steht dabei
vor allem in Zusammenhang mit der prognostizierten
Abnahme von Gletschern und Eisschilden.
Kohlenstoffkreislauf und andere biogeochemische Zyklen
Der durch die aktuellen Modelle prognostizierte weitere Klimawandel wird den Kohlenstoffkreislauf derart beeinflussen, dass sich die Erhöhung der atmosphärischen CO2-Konzentration
in einer weiteren Versäuerung der Ozeane niederschlägt.
Foo: La-Liana
@pixelio.de
energierleben I17
Indirekte Folgen: Beispiel Migration
Die auf Szenarien basierenden Modelle des Weltklimarats IPCC beschränken sich auf Aussagen
über mögliche Veränderungen der Ökosphäre. Mögliche oder zu erwartende indirekte Folgen
wie beispielsweise politische Auseinandersetzungen um knapper werdende Anbauflächen oder
Ressourcen werden im Sachstandsbericht nicht erfasst. Ähnlich wie politische Krisen kann die
Häufung von Extremwetterereignissen oder die klimabedingte Ausdehnung von Wüsten eine
Abwanderung der Bevölkerung hervorrufen und globale Wanderungsbewegungen beschleunigen. In einer globalisierten Welt können damit auch Regionen, in denen sich die direkten Folgen
des Klimawandels in Grenzen halten, hingegen erheblich von den indirekten Folgen betroffen
sein.
energierleben I18
Klimawandel: Szenarien für die Lausitz
Wie bereits erläutert, sind Klimavorhersagen für eine bestimmte Region mit sehr großen Unsicherheiten verbunden. Prognosemodelle liefern also nur Indikatoren für die möglichen Veränderungen des Klimas in einer spezifischen Region. Das gilt auch für die Lausitz.
Gleichwohl sind Modellprognosen und Szenarien die besten Möglichkeiten, um auf regionaler
Ebene Anpassungsstrategien zu entwickeln und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, die
eine Anpassung an den Klimawandel ermöglichen. Sowohl die Erhebung von bereits eingetretenen Klimaveränderungen als auch die Prognose möglicher zukünftiger Veränderungen sind also
Voraussetzung für die Planung und Durchführung von Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen.
Forschungsstand und Planung von Anpassungsmaßnahmen
Foto: Markus K.
@pixelio.de
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Foto: Lichtkunst73
@pixelio.de
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Globale Klimamodelle rechnen meist mit einem räumlichen Raster, das viel zu grob ist, um
spezifische Aussagen für eine Region wie die Lausitz oder gar die „Energieregion im Lausitzer
Seenland“ zu treffen. Zusammen mit Beobachtungen lokaler klimatischer Besonderheiten,
Veränderungen und Trends lassen sich aber einige
Auswirkungen abschätzen. Gerade im Hinblick auf
etwaigen Handlungsbedarf werden zu diesem Zweck
Empfindlichkeitsanalysen durchgeführt. In diesen wird
die Vulnerabilität (Verletzlichkeit) des Ökosystems und
seiner relevanten Nutzungen (z.B. Landwirtschaft,
Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, aber auch Tourismus) gegenüber verschiedenen Klimaveränderungen
möglichst lokal bestimmt.
energierleben I19
In Brandenburg und damit auch in der „Energieregion im Lausitzer Seenland“ wurden solche
Analysen zur Empfindlichkeit bereits durchgeführt. Dabei wurde auch die Empfindlichkeit der
Foto: Jetti Kuhlemann
@pixelio.de
bestehenden Raum- und Landnutzung gegenüber den von Modellen prognostizierten Klimafolgen analysiert. Auf dieser Grundlage wurden Themenfelder für die Regionalplanung festgelegt
und geeignete Anpassungsinstrumente unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Sektoren identifiziert.
Modellbasierte Erwartungen zukünftiger Klimaveränderungen
für die Region Lausitz-Spreewald.
Hitze- und Trockenperioden
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Olga Meier-Sander
@pixelio.de
Foto: wu buster
@pixelio.de
Foto: Daniel Rigot
@pixelio.de
Aufgrund geringer Niederschlagsmengen, eines hohen Gewässeranteils und sandiger Böden
mit geringer Speicherfähigkeit muss die Region mit Hitze- und Trockenperioden sowie Wasserknappheit rechnen. Schäden für Land- und Forstwirtschaft sind wahrscheinlich. Hitzeperioden
haben vor allem negativen Einfluss auf die Lebensqualität in Städten (Cottbus).
energierleben I20
Temperaturänderungen
Es ist mit einer Erhöhung der Tagesdurchschnittstemperatur
um mindestens 1°C bis Mitte und ca. 3°C bis Ende des Jahrhunderts zu rechnen. Von diesem erwarteten Temperaturanstieg werden die Wintertemperaturen stärker betroffen sein.
Eine Abnahme der Anzahl an Frosttagen ist wahrscheinlich.
Gleichwohl nimmt auch die Wahrscheinlichkeit für heiße und
schwüle Sommertage und -nächte zu.
Vegetationsperiode
Der erwartete Temperaturanstieg hat eine Verlängerung der
durchschnittlichen jährlichen Vegetationszeit um 3 - 4 Wochen zur Folge.
Niederschläge
Foo: lichtkunst.73
@pixelio.de
Klimamodellbasierte Niederschlagsprognosen unterliegen
noch größeren Unsicherheiten als Temperaturprognosen,
weil darauf zahlreiche weitere Faktoren in komplexer Weise
Einfluss nehmen. Die Mehrzahl der Modelle zeigt für die Niederschlagsmengen in der Region eher geringe Veränderungen mit Tendenz zu einer leichten Abnahme. Allerdings kann
sich die Verteilung über das Jahr dahingehend entwickeln,
dass Extremwetter wie Starkregen und längere Trockenheit
zunehmen. Das gilt vor allem für die Landkreise Elbe-Elster,
Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße und damit auch für
die „Energieregion im Lausitzer Seenland“.
Hochwasser
Für die Landkreise Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und
Spree-Neiße ist in Folge einer möglichen Häufung von Starkregenereignissen mit einer Zunahme der Hochwassergefahr
zu rechnen.
energierleben I21
Frischwasserressourcen
In Teilen der Region Lausitz-Spreewald ist zu erwarten, dass sich die Verfügbarkeit von Frisch-
Foo: Andreas Hermsdorf
@pixelio.de
wasserressourcen verschlechtert, weil sich die natürliche Grundwasserneubildung in Folge
temperaturbedingt höherer Verdunstung und abnehmender Jahresniederschläge reduziert. Der
beobachtete Wiederanstieg des Grundwasserspiegels nach Beendigung des Tagebaus und die
Flutung von Tagebaurestlöchern wirken dem Wassermangel entgegen.
Exkurs: Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin
Dem Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin – INKA BB kommt eine Schlüsselrolle bei der wissenschaftlichen Fundierung regionaler Klimaanpassungsstrategien und
Maßnahmen in Brandenburg und Berlin zu. INKA BB versteht sich als ein Netzwerk aus Wissenschaft und Praxis mit dem Ziel, die Herausforderungen des Klimawandels in der Region besser
zu verstehen und den wissenschaftlichen Erkenntnisstand für Anpassungsstrategien nutzbar zu
machen.
Die Arbeit des INKA BB Netzwerks unterteilt sich in 24 verschiedene Teilprojekte zu den Themen: Klimawandel, Bildung, Regionalplanung, Gesundheit, Landwirtschaft, Wald und Forst,
Naturschutz, Tourismus und Wassermanagement.
energierleben I22
Sektorale Klimafolgen in der Region
Aufgrund der sandigen Böden hat die ganze Region eine
mittlere aber ansteigende Empfindlichkeit für Trockenheit.
Daraus ergeben sich lokale Herausforderungen für den Waldumbau. Insbesondere im Spreewald kann die Aufforstung mit
Baumarten, die auf dauerfeuchte Standorte angewiesen sind,
zu Trockenschäden führen. Die sehr geringe Empfindlichkeit
der Kiefer gegenüber Trockenheit und ihre große regionale
Verbreitung ermöglichen hier eine gewisse Kompensation.
Andererseits geht die Verbreitung der Kiefer vor allem als
Monokultur mit einer erhöhten Waldbrandgefahr einher.
Auch die Anfälligkeit für Schädlingsbefall – insbesondere
gegenüber Insekten wie der Nonne – ist erheblich. Neben
den wirtschaftlichen Schäden stellen die regionalen Auswirkungen des Klimawandels auch für andere Funktionen der
Wälder, wie etwa als Erholungsgebiete, Lebensraum für Tiere
und Entstehungsgebiete von Frisch- und Kaltluft, eine Beeinträchtigung oder zumindest eine Herausforderung dar.
Auswirkungsszenarien in der Landwirtschaft
Foto: Markus K.
@pixelio.de
Foto: Lichtkunst73
@pixelio.de
Die modellbasierten Szenarien lassen eine zunehmend
negative klimatische Wasserbilanz in der Region erwarten.
Die Grundwasserneubildung ist damit rücklaüfig. Dies hat
auch Auswirkungen auf die Ertragsaussichten in der Land-
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Foto: Erich Westendarp
@pixelio.de
Auswirkungsszenarien in der Forstwirtschaft
energierleben I23
wirtschaft. Durch den erwarteten Klimawandel ergeben sich in der Region insbesondere drei
Hauptgefahren:
Die Austrocknung landwirtschaftlicher Flächen
Foto: Michael Werner Nickel
@pixelio.de
Die landwirtschaftlichen Flächen in der Region Lausitz Spreewald haben gegenüber Trockenheit
eine überwiegend mittlere Empfindlichkeit. Einige Flächen weisen jedoch erhöhte, sehr wenige
auch eine sehr hohe Empfindlichkeit auf. Längere Trockenperioden können bestehende Probleme verstärken.
Winderosion
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Olga Meier-Sander
@pixelio.de
Foto: wu buster
@pixelio.de
Foto: Daniel Rigot
@pixelio.de
Gegenüber Winderosion weisen landwirtschaftliche Flächen in der Region mittlere bis hohe
Empfindlichkeit auf. Aus der Winderosion ergibt sich auch die Gefahr eines Staubeintrages
in Verkehrsstraßen. Die Durchdringung von Wald- und Landwirtschaftsflächen in der Region
wirkt hier allerdings dagegen. Projekte zur Biomasseproduktion an Feldsäumen können dazu
beitragen, den Bodenabtrag auf offener Flur durch Windbrechung zu begrenzen und somit den
Erholungswert der Landschaft positiv beeinflussen.
energierleben I24
Wassererosion
Gegenüber Wassererosion ist die Region aufgrund des geringen Gefälles und der Bewaldung
Foto: Rainer Klinke
@pixelio.de
der höher gelegenen Gebiete nur vergleichsweise gering empfindlich. Eine von manchen Szenarien prognostizierte Zunahme von Starkniederschlägen kann hier allerdings vereinzelt zu
lokalen Problemen beitragen .
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich insgesamt also vor allem Gefahren durch die
Trocken- und Hitzeperioden, die negative Entwicklung der klimatischen Wasserbilanz und
Bodenfeuchte, die Veränderungen der Lufttemperatur, eine mögliche Häufung von Starkniederschlägen und die Veränderung von Windgeschwindigkeit und Vegetationsperioden ergeben.
Maßnahmen, die möglichen Schäden entgegen wirken, bestehen in der Anpassung der Bodennutzung und Bearbeitung der Landwirtschaftsflächen.
Maßnahmen die die Widerstandsfähigkeit der Lausitzer Kulturlandschaft gegenüber erwarteten
Klimafolgen verbessern, bestehen unter anderem in der Strukturierung von Flächen (Flurgliederung) und der Erhöhung der Vielfalt von angebauten Fruchtarten, insbesondere solcher, die
trockenheitsresistent, ero-sionsmindernd und bodenverbessernd sind.
energierleben I25
Auswirkungsszenarien in der Wasserwirtschaft
Der Bereich Wasserwirtschaft hängt eng mit den Sektoren Forst- und Landwirtschaft zusammen. Allgemein werden aus den Modellen zwei Herausforderungen des Klimawandels für die
Region Lausitz-Spreewald abgeleitet: (1) die Abnahme der Wasserverfügbarkeit und (2) eine
Häufung von Starkregenereignissen.
Foo: Uschi Dreiucker
@pixelio.de
Die Aufgabe der regionalen Klimaanpassung im Bereich der
Wasserwirtschaft besteht daher darin, einerseits Maßnahmen, die den Wasserhaushalt der Landwirtschaft vor allem
in Trockenperioden stabilisieren, zu entwickeln und andererseits Vorsorge für das wachsende Risiko von Hochwassern
in Folge von Starkregenereignissen zu treffen. Ein weiteres
Problem dabei ist der Eintrag von Nährstoffen in Gewässer
(Eutrophierung). Letzteres erfordert Maßnahmen, die die
Fähigkeit der Landschaft, Wasser zurückzuhalten, erhöht.
Diese als Gebietsretention bezeichnete Eigenschaft einer
Landschaft kann durch Ausweisung und Vorbereitung von
Überschwemmungsflächen oder Rückhaltebecken (Retentionsflächen) verbessert werden. In Brandenburg wurden
insbesondere in Folge der Oderhochwässer durch das zuständige Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt
und Landwirtschaft (MUGV) zahlreiche Maßnahmen in diesem Bereich umgesetzt und ein
weitreichendes gebietsbezogenes Konzept erstellt, das eine notwendige Vorsorge gegenüber
möglichen Folgen des Klimawandels berücksichtigt. Zu diesem Zweck wurden Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten veröffentlicht. Auch die Planung weiterer Retentionsmaßnahmen ist in der Region weit fortgeschritten und berücksichtigt mögliche Klimafolgen.
energierleben I26
Literatur und Quellen
IPCC (2013): Summary for Policymakers. In: Climate Change 2013:
The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the
Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate
Change. Cambridge University Press, Cambridge, New York.
Martinsen, Milena; Knothe, Sven; Thur, Patrick (2014): Abschlussdokumentation: Klima-adaptierte Regionalplanung in der Region
Uckermark- Barnim und Lausitz- Spreewald. Im Internet unter:
http://www.region-lausitz-spreewald.de/klimzug/de/downloads/
inka-bb-tp04-abschlussdokumentation.html
LAG (2014): Regionale Entwicklungsstrategie der Lokalen Aktionsgruppe „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V. (LAG) für die
Förderperiode 2014-2020. Im Internet unter:
http://www.energieregion-seenland.de/_download/_pdf_/RES_Energieregion_im_Lausitzer_Seenland.pdf
Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald (Hg.) (2012):
Regionales Energiekonzept Lausitz-Spreewald, durchgeführt von
Faktor-i3 GmbH. Im Internet unter: http://www.zab-energie.de/de/
Energiestrategie-2030/Regionalisierung
Foto: Markus K.
@pixelio.de
Foto: Erika Hartmann
@pixelio.de
Foto: Lichtkunst73
@pixelio.de
Umweltbundesamt (2013): Handbuch zur Guten Praxis der Anpassung an den Klimawandel.
energierleben I27
Weiterführende Internetquellen:
http://www.climate-service-center.de
http://www.dwd.de
http://www.energieregion-seenland.de
http://www.inka-bb.de
http://www.mugv.brandenburg.de
http://www.thru.de
http://www.umweltbundesamt.de
Foto: M. Großmann
@pixelio.de
Olga Meier-Sander
@pixelio.de
Foto: wu buster
@pixelio.de
Foto: Daniel Rigot
@pixelio.de
http://wiki.bildungsserver.de
energierleben I28
Das Projekt „energie erleben“
Das Projekt „energie erleben“ ist eine Maßnahme des EU LEADER- Programms. Innerhalb der
Laufzeit von 2013 – 2014 wurden für die Energieregion im Lausitzer Seenland Informationen
zu Klimaschutz und Klimawandel sowie zu Klimafolgen und Klimaanpassung aufgearbeitet und
bereitgestellt. Außerdem wurden Maßnahmen zur Umweltbildung – vor allem für Kinder und
Jugendliche – umgesetzt. Mithilfe von Veranstaltungen, Infomaterial und Broschüren wurde
zum Kompetenzaufbau in den Bereichen Nachhaltige Energie und Klimawandel beigetragen.
Der Projektträger „Arbeitsgemeinschaft Zukunft, Energie und Umwelt – Arenum e.V.“ hat dabei
in einem regionalen Netzwerk gearbeitet und regionale und internationale Partner in die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen eingebunden. Das Projekt gliedert sich in drei Module.
Modul 1: Regionaler Klimaschutz und Anpassung an den Wandel
Das erste Modul des Projekts „energie erleben“ hat im Rahmen von Veranstaltungen Informations- und Diskussionsmöglichkeiten zu regional vorrangigen Themen im Bereich Klimafolgen
und Anpassungsmaßnahmen eröffnet. Dabei wurden Trends und Zusammenhänge erläutert,
über zielgruppenspezifische Förderinstrumente informiert und Ansatzpunkte zum konkreten
Handeln aufgezeigt. Die Interaktion mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern, mit kleinen
und mittleren Unternehmen (KMU), mit Akteuren aus der Land- und Forstwirtschaft, Kommunen und öffentlichen Bedarfsträgern wurde als Feedback für den thematischen Zuschnitt von
energierleben I29
Informationsangeboten genutzt. Der Information dienen auch die vorliegenden Broschüren zu
den Bereichen Klimawandel und regionale Klimafolgen, Herausforderung von Energiewende
und regionaler Ausbaustand der Erneuerbaren Energiegewinnung in der „Energieregion im Lausitzer Seenland“. Sie sollen aktuelle Einblicke in die Herausforderungen des Klimawandels und
die Möglichkeiten der Region leicht verständlich an ein interessiertes, aber nicht notwendiger
Weise fachspezifisches Publikum vermitteln.
Modul 2: Energietage für Kinder und Jugendliche
Im zweiten Projektmodul lag der Schwerpunkt auf Umweltbildung für Kinder und Jugendliche
in der Region. Kostenfrei für Schulen wurden interaktive Projekttage und Feldexkursionen für
Schülerinnen und Schüler angeboten. Praktische Einblicke wurden durch Besuche von Braunkohlentagebau, kalorischen Kraftwerken, verschiedenen Standorten und Technologien der
erneuerbaren Energiegewinnung (Solar- und Windparks, Biomassekraftwerk) und von Kurzumtriebsplantagen zur Biomassegewinnung (KUP) ermöglicht.
Modul 3: Energiekoffer und Programmtage an KITAs
Foto: Kita-schlossgeister.de
Das dritte Projektmodul hat zur Hilfestellung für Erzieherinnen und Erzieher von Vorschulkindern einen geeigneten „ernergie erleben“ Energiekoffer entwickelt, umgesetzt und erprobt.
Der Energiekoffer soll helfen, Kindern das Thema Energie näherzubringen. In interaktiven
Programmtagen wurden Brandenburgische KITAs kostenfrei in der Energie- und Umweltbildung
unterstützt.
energierleben I30
Projekteilnehmer
Arenum e.V. (Projektträger)
Die „Arbeitsgruppe Zukunft Energie und Umwelt – Arenum e.V.“ befasst sich als gemeinnütziger
Verein mit Fragen der Sicherheit nachhaltiger und zukunftsfähiger Energiebereitstellung und
-Verwendung vor dem Hintergrund von Ökologie und Gesellschaft.
Als außeruniversitäres interdisziplinäres Forschungsinstitut zur kritischen Untersuchung von
Energieumwandlungs- Transport- und Speichersystemen ist Arenum e.V. Kompetenzträger und
Partner bei Vorbereitung und Planung von Anlagen, Standortauswahl und Risikoanalyse.
Ein Aktivitätsschwerpunkt liegt auf der „Energieregion im Lausitzer Seenland“ in Südbrandenburg mit dem Ziel einer Vernetzung regionaler Partner aus Bildung, Wissenschaft und
Wirtschaft im europäischen Kontext. Der Verein hat seinen Sitz im ehemaligen Gutshaus in
Schwarzbach (Oberlausitz, Brandenburg), wo ein Projekt- und Veranstaltungszentrum aufgebaut wird.Arenum e.V. erarbeitet Beiträge, Studien und Analysen zu technischer und systemischer Sicherheit, Robustheit und Risiken der Energieumwandlung und Versorgung.
Im Zentrum stehen dabei folgende Schwerpunkte:
•Kommunale Energiekonzepte
•Öffentlichkeitsbeteiligung und Umweltbildung
•Vergleich von Energietechnologien
•Sicherheit kerntechnischer Anlagen und Technologien
•Öffentlichkeitsarbeit und Informationsverbreitung
IDC (Umsetzungspartner für Module 1 und 2)
IDC – Organisation for International Dialogue and Conflict Management ist ein interdisziplinärer
Forschungsverein mit Sitz in Wien, Österreich. Als Non-profit-Organisation ist es das Ziel von
IDC, internationalen und interdisziplinären Austausch und wissenschaftliche Zusammenarbeit
zu fördern. Veränderungen in Umwelt und Gesellschaft ebenso wie technologische Entwicklungen und Innovationen können zu sozialen Konflikten führen. In diesem Sinn hat es sich IDC zur
Aufgabe gemacht, die Erfassung und Analyse dieser Trends zu unterstützen und die Interaktion
energierleben I31
von Wissenschaftlern, Experten, politischen Akteuren und betroffenen Bevölkerungsgruppen
zu stärken, um so dem Entstehen derartiger Konflikte entgegenzuwirken.
Biomasse Schraden e.V. (Umsetzungspartner für Module 1 und 2)
Biomasse Schraden e.V. ist ein Zusammenschluss aus Agrargenossenschaften, Baumschulen
und Waldbesitzern, der Erzeuger von Biomasse mit Nutzern, Produzenten von Anbautechnik,
mit Planern und Produzenten von Biomassekraftwerken mit wissenschaftlichen Einrichtungen
vernetzt. Der Verein ist vor allem im Schradenland und der westlichen Oberlausitz aktiv und
berät Einzelpersonen, Unternehmen, Kommunen und Behörden zu Fragen des Anbaus, der
Verarbeitung und Nutzung von Biomasse und nachwachsenden Rohstoffen. Zu den Zielen gehört darüberhinaus Beforschung und Förderung von Biomassegewinnung für die energetische
Nutzung. Biomasse Schraden e.V. setzt sich der Verein mit Regionalbezug im Bereich der Umweltbildung und Wissensvermittlung insbesondere für Kinder und Jugendliche ein.
Schradenholz UG
Das Unternehmen wurde 2013 in Großthiemig im südbrandenburgsischen Schradenland gegründet. Schradenholz UG ist auf Beratung, Betreuung, Vermittlung sowie An- und Verkauf von
Holz und Holzwerkstoffen und Marktforschung zum Thema Holz speizialisiert. Das Unternehmen beteiligt sich mit regionalen Partnern an Projekten zur Förderung der regionalen Wertschöpfung im ländlichen Raum und nachhaltiger Energieerzeugung auf Basis von Energieholz,
sowie der Wissensvermittlung und zielgruppenspezifischen Weiter- und Umweltbildung.
Kindergartenverein Schwarzbach e.V.
Der Kindergartenverein Schwarzbach e.V. wurde 2004 auf Betreiben einer Elterninitiative
gegründet und fungiert als Träger des privat getragenen Kindergartens „Kita Schlossgeister“.
Die Einrichtung mit 25 Plätzen aller Altersgruppen legt großen Wert auf familiäre Atmosphäre, flexible und kindgerechte Betreuung mit den Schwerpunkten: Naturerleben, sozialkompetentes Lernen und künstlerische Entfaltung. Es besteht Erfahrung mit einzelfallbetreuten
Inklusionskindern. Die Kita Schlossgeister beteiligt sich regelmäßig an Aktivitäten mit anderen
Einrichtungen im Betreuungs- und Bildungsbereich, arbeitet in Schwerpunktprojekten, führt
Veranstaltungen durch und setzt sich für die Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Sie ist selbst Ausbildungseinrichtung im Rahmen von Praktika und
sozialem Jahr.
Fördergeber
Aus Mitteln der Europäischen Union,
und des Landes Brandenburg
im Rahmen des EU-LEADER Programms gefördert
Projektträger
Arbeitsgruppe Zukunft Energie und Umwelt - ARENUM e.V.
Lindenplatz 3/1
01945 Schwarzbach,
Tel: +49-35752/329130,
e-Mail: [email protected],
Web: www.arenum.de
Durchführende
IDC ‑ International Dialogue and Conflict Management
1020 Wien, Mumbgasse 6/27
Tel: +43-1/9900811,
[email protected], www.idialog.eu
Biomasse Schraden e.V.
Schloss Großkmehlen
Dr.Carl Eduards Zachariae von Lingenthal Straße 1
01990 Großkmehlen,
[email protected], www.biomasse-schraden.de
Schradenholz UG
04932 Großthiemig, Straße zum Stützpunkt 13
Tel: +49-157/388 127 24
Herunterladen