Vorlesung Sucht I

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Vorlesung Sucht II
Medikamente und Illegale Substanzen
Prof. Dr. Ulrich W Preuss
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik MLU Halle
Zusammenfassung
- Legale und illegale Substanzen
- Cannabinoide
- Opioide
- Kokain
- Stimulantien (Amphetamine)
- Entactogene
- Sedativa und Hypnotika
- Halluzinogene
- PCP und Ketamin
- -> Das Letzte: Designerdrogen
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Psychische und physische Abhängigkeit
Klassen suchterzeugender Drogen
(mit Vertretern)
Alkohol:
„körperliche“
Abhängigkeit
„psychische“
Abhängigkeit
+++
+++
+
++
Barbiturate/Benzodiazepine:
++
++
Cannabis:
(+)
++
+
+++
(+)
+
Halluzinogene:
-
(+)
Inhalatien:
+
+
+++
+++
(+)
+
Amphetamin:
Cocain/Crack:
Coffein:
Opiate:
Phenethylaminderivate:
MDMA (Ecstasy)
-: keine; +: geringe; ++: mittlere; +++: starke Abhängigkeit, als Ausdruck der Intensität und Dauer
spezifischer Entzugssymptome
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Einteilung psychoaktiver
Substanzen
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Alkohol und Drogen:
Neurotransmitterwirkungen
Drug
Primary effect
Secondaryeffect
Kokain
Amphetamin
DopaminTransporter
Dopamin
Nikotin
N-Acetylcholin
Rezeptor
Dopamin
Withdrawal
Glutamat
NMDA-Rezeptor
Morphin
Heroin
µ-OpiatRezeptor
Dopamin
Alkohol
Benzodiazepine
Barbiturate
GABA-A
Rezeptor
NMDA-Rezeptor
Phencyclidine
Ketamin
Glutamat/
NMDA-Rezeptor
Cannabinoids
CB1-Rezeptor
µ-Opiat-Rezeptor
Dopamin
MDMA/Ecstasy
LSD
SerotoninTransporter
Serotonin-Rezeptor
(5HT2A)
Serotonin
Dopamin
Überaktivität
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Ausmaß von Substanzstörungen
in der Bevölkerung
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Einstiegsalter (kumulativ)
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Cannabinoide
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Cannabinoide
Vorkommen: aus Stengeln, Blattund Blütenständen der Cannabis
Sativa
Verfügbar auch als in synthetischer
From als Drobinolloder Marindol®
(THC in Sesamöl)(
Ist die wesentliche psychoaktive
Substanz in Cannabis Sativa
(Δ9 Tetra-Hydro-Cannabinol)
Damit hauptsächlich verantwortlichvfürfpsychologische
undusomatische Effekte
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Cannabis: Kurze Geschichte
•Traditionelle Nutzpflanze (Kleider, Seile) und Heilpflanze
• China 3. JT vor Chr.: Anbau und Nutzung zur Fasergewinnung
• Indien:
-Rauschmittel für kultische Handlungen und als Heil-, Beruhigungs-und
Betäubungsmittel
• Mit Verbreitung des Islams und Alkoholverbot festigte sich die Stellung
als Rauschmittel
• Haschisch entwickelte sich später –leichtere Lagerung und Verkauf
• Europa –Hanf lange Zeit Kulturpflanze –Fasergewinnung –Rauschwirkung
wird im 19. Jh. bekannt –Cannabisprohibition und Verdrängung des
Nutzhanfs
• Konsum verbreitete sich in 70er des 20. Jh. –Haschisch als dritthäufigstes
Rauschmittel nach Alkohol und Nikotin
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Tendenzen beim aktuellen Konsum
(Alter 15 bis 34 Jahren)
EMCDDA 2010
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Tendenzen beim aktuellen Konsum
(Alter 15 bis 16 Jahren) EMCDDA 2012
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Cannabinoide
Wirkorte:
• Ventrales Tegmentum
• N. Accumbens
• Caudatus
• Hippocampus ->
Gedächtnis
• Cortex
• Cingulum ->
Aufmerksamkeit
• Cerebellum ->
Koordination
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Cannabis
Pharmakokinetik
• Rauchen  Aufnahme von 20% des im Rauch
enthaltenen THC in die Blutbahn
• Wirkung 3x stärker als bei orale Gabe,
Wirkmaximum nach 30 min, hält 2-4 Stunden
an
• Rauschsymptome bei THC-Menge von 4,5-20 mg
• orale Gabe  vollständige Resorption des
lipophilen THC durch fettreiche Nahrung
• Wirkmaximum nach 3 Stunden, hält 5 Stunden
an
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Cannabis
Pharmakokinetik
• Schnelle Verteilung
• Eiweißbindung: 94%
• lipophile Substanz  Passieren der Blut-HirnSchranke und Plazenta
– Anreicherung im Fettgewebe und Muttermilch
–  Flashbacks
– langsame Ausscheidung  Woche bis Monat
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Wirkungen von Cannabinoiden
auf Psyche und Verhalten
Entspannung, Enthemmung, Schläfrigkeit,
Wohlgefühl, Euphorie, senorische und
Wahrnehmungsveränderungen
Veränderungen des Kurzzeitgedächtnisses
Störung von motorischer Koordination und
Gleichgewicht
Verminderung der Muskelkraft, Tremor,
Verminderte Leistungsfähigkeit bei kognitiven
Aufgaben; verminderte Fahrtauglichkeit
1.0
Simple
response time
Pseudohalluzinationen
Synästhesien
Verminderte Urteilsfähtigkeit,
Reaktionszeit, desorganisiertes
Denkvermögen, paranoide Gedanken
und Gefühle, Agitation
Angst, Depression,
Nicht letal sogar bei sehr hohen
Dosierungen
Response time
(divided attention
0.6
0.2
2
6
12
Time (hr)
2
6
12
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Risiken durch den Konsum
von Cannabinoiden
 Beeinträchtige
Wahrnehmung
 Vermindertes
Kurzzeitgedächtnis
 Verminderte Konzentration,
Koordination
 Erhöhte kardiale Belastung
 Angst, Panikattacken,
paranoide Syndrome
 Halluzinationen
 Beeinträchtiges
Urteilsvermögen
 Schädigung des
Respiratorischen,
Reproduktions- und
Immunsystems
 Erhöhtes Unfallrisiko
 Erhöhtes Tumorrisiko
 Motivationsverlust
 Psychologische,
Abhängigkeit
 Verhaltensenthemmung
 Erhöhtes Risiko für STD und
AIDS
 Schädigung des
Atmungssystems
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Chronische Folgen/Risiken
•Amotivationales Syndrom als Hypothese –
bislang unbewiesen
•Einstiegsdroge (Fergusson et al., 2006)
- Hoher Zusammenhang zwischen Frequenz
des Cannabiskonsums und dem Gebrauch
anderer illegaler Drogen
- Höherer Zusammenhang während der
Adoleszenz, starker Abfall des
Zusammenhangs mit steigendem Alter
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Cannabis-bezogene Störungen: Therapie I
Cannabis-bezogene Störungen:
in der Regel ambulant, supportive Maßnahmen
stationär, bei schwerem Entzugssyndrom und Komorbidität
Cannabisentzugssyndrom (F12.3)
Expertenempfehlung: niedrigpotente Antipsychotika,
Benzodiazepine
cave: keine Evidenz aus Studien! Suchtpotential bei BZD!
kleine Studien mit Bupropion, Nefazodon, Mirtazapin,
Valproinsäure,
Lofexidin, Dronabinol: ≈ Wirksamkeit und/oder NW
[Reviews: Benyamina et al 2008 ; Vandrey & Haney 2009]
Gabapentin: wirksam in RCT, n = 50 [Mason et al 2012]
Dronabinol (CB1-Rez. Agonist) (>) Pla in RCT, n = 156 [Levin et al 2011]
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Verlauf des Cannabisentzuges
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Cannabis
Dronabinol, Marinol®
• Schmerztherapeutikum
– Multiple Sklerose
– neuropathische,
inflammatorische &
tumorbedingte Schmerzen
– muskelrelaxierend
– Appetitsteigerung bei Tumor& AIDS-Patienten,
antiemetisch
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Opioide
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Opioide
(Opium, Morphium, Heroin)
Administration:
• Intravenös
• Rauchen
• Inhalieren
• Oral
• Suppositorien
• Transkutan
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Opioide: Geschichte
• Opiate als älteste bekannte psychoaktive Substanz der Menschheit
- Rauschdroge und Heilmittel der Sumerer und Ägypter
• China: TCM, aber auch 17. Jh. Opiumrauchen –negative Auswirkungen und
Suchtgefahr –staatliche Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung
(Einfuhrverbot –1. Opiumkrieg 1839-42)
• 19. Jh. Opiumrauchen in Europa (Opiumhöhlen in Großstädten)
• Anfang 19. Jh. Isolation der Alkaloide Morphin und Codein -Merck:
Schmerzmittel Morphin -eingesetzt bes. im dt.-franz. Krieg –zahlreiche
Verwundete wurde abhängig
• Anfang 20. Jh.: Bayer bringt Mittel heraus zur Hustenstillung,
Schmerzmittel und Behandlung von Morphiumabhängigkeit –Name: Heroin
Wirkstoff ist Diamorphin -synthetisiert mit Ziel, nicht abhängig zu machen
-Mittel ist aber vielfach stärker als Morphin mit noch höherem
Abhängigkeitspotential
• Zunächst verschreibungspflichtig, dann verboten in meisten Ländern
• Illegaler Handel bes. im 2. WK
• 1968: in Westdeutschland erstmals durch stationierte US-Soldaten
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Opioide Epidemiologie
EMCDDA Report, 2012
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Opioide Pharmakologie I
Wirkorte:
• Ventrales Tegmentum
• Nucleus Accumbens
• Caudatus
• Thalamus -> Analgesie
• Kortex
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Opioide: Effekte
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Opioidabhängigkeit
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Entzugssyndrom von Opioiden
•
•
•
•
•
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•
•
•
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•
•
•
Laufende Nase, Niessen
Beschwerden des Gastrointestinaltraktes
Körperliche Schwäche
Appetitverlust
Tremor
Muskelspasmen, -zucken
Gänsehaut
Tränenlauf
Übelkeit, Erbrechen
Gähnen
Durchfall
Rücken- und Gliederschmerzen
Erhöhte Körpertemperatur bei subj. Kältegefühl
Schwitzen
Reizbarkeit, Aggressivität, Unwohlgefühl
Schlafstörungen
Craving
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Körperliche Schäden bei Drogenabhängigen
• Akute Drogenintoxikation, Drogenmischintoxikation
• Organschädigungen durch chronische Drogeneinwirkung
• Mangel- und Fehlernährung
• Infektionskrankheiten (Hepatitis, HIV u.a.)
• Sekundäre Erkrankungen durch Drogenkonsum:
Abszesse, Phlebitiden, Septikämien
• Unfälle unter Drogeneinfluss
• Verschleppung bzw. Nichtbehandlung von Erkrankungen
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Begleiterkrankungen
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Entzugsbehandlung Opiatgestützter Entzug
Symptomorientierte Medikation (Evidenzgrad)
•Clonidin (Ia): sympathischer Rebound
• Sedierende Antidepressiva (III): innere Unruhe,
z.B. Trimipramin Schlafstörung
• Sedierende Antipsychotika (z.B. Atosil, Truxal, III)
•Antirheumatika (III): Muskel-/ z.B. Diclofenac
Knochenschmerzen
Ziel: Linderung von Entzugssymptomen, eher geringe
Evidenz; möglichst hohe Rückhaltequote in der
Entzugstherapie.
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Therapie: Abstinenz
Abstinenzbehandlung
• Meist stationär in Suchtfachkliniken und speziellen Stationen
in psychiatrischen Krankenhäusern
• Auch ambulant oder teilstationär in Suchtberatungsstellen,
Behandlungszentren oder Tageskliniken
• Erfordert von den Patienten hohe Motivation und Bereitschaft
zur Abstinenz
• Bevorzugt bei kürzer bestehender Abhängigkeit und Patienten
unter 18 (gesetzlich festgeschrieben)
• Gute Aufklärung der Patienten nötig: hohe Gefahr der
unbeabsichtigten Überdosis bei Rückfall
• Erfolgsquoten: ambulant –30 %, stationär –30-40%
• Langzeittherapien (6-18 Monate): Therapieerfolg 12.5% (bei spärlicher
Datenbasis)
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Medikamentöse Therapie
Naltrexon (Nemexin®)
Naltrexon (Nemexin®) Medikamentöse
Abstinenzhilfe als Teil eines Behandlungsplans
Wirkungsprinzip (nach Lerntheorie): Blockade des Rezeptors
Ausbleiben der Heroinwirkung (Verstärker)
Unterbleiben der Heroinapplikation (Handlung)
Wirksamkeit bei sozial integriertem Klientel belegt
(Ia) in üblichen klinischen Stichproben allerdings
geringe Haltequote im Vergleich zu Substitution (10
vs. 70%)
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Haltequote in
Naltrexonbehandlung
Vergleich: Naltrexonbehandlung vs. MMT
Scherbaum 2006
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Therapie: Substitution
Kontrollierter Konsum: Substitution (maintenance therapy)
•2005: ca. 61.000 gemeldete Substitutionspatienten in Deutschland
• i.d.R. ambulant bei niedergelassenen Ärzten mit suchtmedizinischer
Ausbildung, psychiatrischen Kliniken, Substitutionsambulanzen
• Bevorzugt bei: Abhängigkeit seit längerer Zeit, erfolglosen
Abstinenzversuchen
• Patienten können wieder „normalem“ Leben nachgehen - ohne Craving
• Problem des Beigebrauchs illegaler Substanzen (weniger bei hohen Dosen)
• Sobald optimale Dosis erreicht ist und der Patient im psychosozialen
Bereich Fortschritte macht, soll längerfristige Abstinenz angestrebt
werden
• Ergebnisse: weniger HIV-Infektionen, soziale Integration, weniger
Kriminalität, weniger Todesfälle -aber wenig „erfolgreiche“ Ausstiege aus
der Substitution!
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Substitutionsbehandlung:
Zielhierarchie
Basale Ziele:
Überleben Reduktion des
Heroinkonsums Reduktion der
kriminellen Aktivität
körperliche Gesundheit
Mittelfristige Ziele:
Beigebrauchsfreiheit
Psychische Stabilisierung
Soziale Reintegration
Langfristiges Ziel:
Opiatabstinenz
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Therapie: Pharmakotherapie
Substitute Methadon-Razemat als NRFLösung;
als Fertigarzneimittel-Lösung (Eptadone®)
als Tablette (Methaddict®) Levomethadon
(L-Polamidon®) Buprenorphin (Subutex®)
Buprenorphin und Naloxon (Suboxone®)
Heroin i.v.
(Codein/Dihydrocodein)
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Therapie: Heroinsubstitution
• Erfahrungen bereits aus GB, Schweiz, Australien und NL
• In Deutschland neuer Ansatz –Modellprojekt in 7 Großstädten (Bonn,
Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, München)
• Nur für „Schwerstabhängige“, denen unter bestehenden Bedingungen nicht
geholfen werden kann
• Ziel ist nicht Abstinenz, sondern Verbesserung der Gesundheit und sozialen
Bedingungen
• 1. Ergebnisse des deutschen Modellprojekts (N=1015):
-Gesundheitliche Verbesserungen in beiden Gruppen (Methadon vs. Heroin)
-Größere Effekte in Heroin-Gruppe (Gesundheit, Illegaler Drogenkonsum)
-Case-Managementvs. Psychoedukation: keine unterschiedlichen Effekte
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Erhoffte/erwiesene
Effekte der Substitution
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Tendenzen der Mortalitätsraten in der Allgemeinbevölkerung
(15 bis 64 Jahre) aufgrund drogeninduzierter Todesfälle Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik MLU Halle
Kokain
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Kokain
Typologie der Konsumenten
> „Kokainisten“ (monovalente Kokainabhängige)
> Polytoxikomane (Meist: Opioide, BZD, Kokain u.a.)
>„Partyscene“ (mit Amphetaminen, Ecstasy, LSD u.a.)
•Lebenszeitprävalenz des Kokainkonsums:
3,3% der deutschen Erwachsenen
•12-Monats-Prävalenz:
0,7% der deutschen Erwachsenen
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Kokain
•
•
•
•
Ventrales Tegmentum
Nuc. accumbens
Nuc. caudatus
Hohe Konzentrationen
in regionen mit vielen
Dopaminsynapsen
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Neurochemische Effekte von Kokain
Dopaminerges
Neuron
Dopaminerge
Vesikel
Dopamintransporter normal
Dopamintransporter
antagonisiert
durch
Kokain
Kokain
Dopaminrezeptoren
Postsynaptisch
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Häufigkeit des Kokainkonsums, 15‐34 Jährige
(EMCDDA Bericht, 2012) Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik MLU Halle
Kokain
Pharmakokinetik
• Verteilung
– passiert Blut-Hirn-Schranke  zunächst
höhere Konzentration im Gehirn als im
Blutplasma
– Rasche Verteilung in andere Körpergewebe
– durchdringt Placenta-Schranke
• Elimination
– Plasmahalbwertszeit: 31- 82 Minuten
– Metabolisierung durch Serumesterasen,
Pseudocholinesterasen und Leberesterasen
– Benzoylecgonin  noch ca. 3 Tage im Urin
nachweisbar; (bei chronischem Konsum noch
ca. 4-10 Tage im Urin nachweisbar)
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Stimulanzien und Kokain
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Kokain: akute Wirkungen
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Medizinische Konsequenzen I:
• Kann Vasokonstriktion or Ischämien in verschiedenen
Organsystemen zur Folge haben
• Herz-Kreislauf-System:
– Kokain ist, neben Alkohol, der häufigste Grund
für Notfallmassnahmen
– Gefahr eines Herzanfalles ist um das 2fache
innerhalb der ersten 60 Min. nach dem Konsum
erhöht.
– Dabei ist das Risiko weitgehend dosisunabhängig.
– Tachyarrythmien (v-tach/v-fib)
– Linksventrikuläre fehlfunktion, insbesondere der
Herzwand
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Medizinische Konsequenzen II:
• Nase: chronischer Schnupfen, ev.
Septumperforation
• Neurologisch:
– Epileptische Anfälle unter Intoxikation (nicht
im Entzug)
– Gefahr von Carotisverschluß, TIAs
• Lunge (selten): Infarkt, alveolare
Hämorrhagie, Pneumothorax.
• GI: Ischaemien, Ulzerationen
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Kokainentzug
• "CRASH":
– 15-30 min nach Konsum: extreme Dysphorie
– Dann erhöhe Müdigkeit und Erschöpfung
• "WITHDRAWAL":
– Für Stunden oder Tage relativ ausgeglichene Stimmung
– Kognitive Beeinträchtigungen
– Dann nach Tagen gradueller Beginn von Dysphorie, begleitet von
Antriebslosigkeit, Anhedonie, Angst, Craving
– Erhöhte Rückfallgefahr
• "EXTINCTION":
– Ausgeglichene, zeitweilig dysphorische Stimmung,
Phasen von Craving
– Dieser Zustand kann für Jahre anhalten, allerdings
hohe Rückfallgefahr.
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Medikamentöse Behandlung (Entzug, Rückfallprophylaxe)
Getestete Medikamente
• Disulfiram (Ia, Dosis: 250 mg/d bis 500mg/d)
• Dopaminagonisten, z.B. Bromocriptin
• Dopaminantagonisten, z.B. Olanzapin
• Dopamintransporterblocker (Vanoxerin;
Abhängigkeitspotential)
• Antidepressiva Desipramin, Imipramin,
Fluoxetin bei komorbider depressiver Störung
• Glutamatagonist (Modafinil)
• GABA-B-Agonist (Baclofen)
• Carbamazepin: zur Affektstabilisierung, analog:
Gabapentin, Topiramat
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Stimulanzien
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Stimulanzien
Mescalin
Noradrenalin
Serotonin
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Stimulanzien/Ecstasy
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Aktueller Konsum Amphetaminen und Ecstasy
(1990-2004; Alter 15 bis 34 Jahren)
EMCDDA 2010
Amphetamine
Ecstasy
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Amphetamin-Intoxikation
Zwei oder mehr Kriterien müssen erfüllt sein:
- Tachykardie oder Bradykardie
- Pupillendilatation
- Erhöhter oder erniedrigter Blutdruck
- Schwitzen oder Frösteln
- Übelkeit oder Erbrechen
- Längerfristig Gewichtsverlust
- Psychomotorische Agitiertheit oder Verlangsamung
- Muskelschwäche, Atemdepression , Brustschmerzen
oder Herzrhythmusstörungen
- Verwirrtheit, Krampfanfälle, Dyskinesien, Dystonien, oder Koma
Subakut: Hepatitiden (bei Ecstasy)
Chronisch: (bei Amphetaminen):
Gewichtsverlust, Kachexie
Hautentzündungen („Speed-Pickel“)
Zahn(fleisch)schäden
Magenschleimhautschäden
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Amphetaminkonsum: Komplikationen
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Ecstasykonsum: Komplikationen I
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Ecstasykonsum: Komplikationen II
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Störungen durch Amphetamine : Therapie
Entzug: TZA (schwache Evidenz)
Abhängigkeit:
Bislang keine etablierte Pharmakotherapie
Offene Studien mit: Ca-Kanal-Blocker, Naltrexon, Bupropion,
Imipramin, Sertralin, Fluoxetin, Baclofen, Gabapentin, Topiramat,
Aripiprazol u.a.
3 RCTs mit Bupropion, Modafinil, Naltrexon: kleine Effekte
[Reviews: Elkashef et al 2008, Karila et al 2010]
RCT mit Topiramat (n = 140): ¯ Konsum, ¯ Rückfälle [Elkashef et al 2012]
RCT mit Naltrexon (s.c. Implantat, Wirkdauer 8-10 Wochen!) bei
kombinierter Amphetamin-/Heroinsucht: vielversprechend ! [Tiihonen
et al 2012]
Psychotherapie CBT, Kontingenzmanagement
Baker et al 2005 (RCT); Feeney et al 2006 (Verlaufsstudie)
Review: Vocci & Montoya 2009
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Dexamphetamin-Substitution
bei schwerer Abhängigkeit von Methamphetamin
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Langzeitgefahren von MDMA
- Amphetamine rufen im
Tierexperiment
axonale Degeneration
im dopaminergen und
serotonergen System
hervor
- Ecstasy (MDMA) ruft
im Tierexperiment
axonale Degeneration
im serotonergen
System hervor
Hatzidimitriou et al 1999
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Merkfähigkeit bei Ecstasy-Konsumenten
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Langzeitauswirkungen des
Amphetaminkonsums
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Sedativa-Hypotika
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Sedativa-Hypotika
• Gruppe von Substanzen, die Hemmend
auf das Zentralnervensystem wirken ->
Beruhigend, Schläfrig, Angstlösend
• Alkohole
• Barbiturate
• Anästhetika
• Antiepileptika (Barbiturate)
• Benzodiazepine
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Generelle Übersicht
• Gehören zu den am häufigsten mißbrauchten
Substanzen
• Sedativ, Beruhigend, Schlafanstossend,
Anxiolytisch, Muskelentspannend
• Potenzieren ihre Effekte untereinander
• Kreuztoleranz
• Kreuzabhängigkeit
• Alle haben ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko
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Benzodiazepines
und Angst
•
Benzodiazepinentzug
Symptom Re-emergence
HD
Protracted Withdrawal
LD-SA
LD-LA
0 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
days abstinent
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Abhängigkeit von Hypnotika/Sedativa
Intoxikation und Entzugsbehandlung
• Akute Intoxikation: Flumazenil(Anexate); Initialdosis
von 0,2mg Flumazenil iv. innerhalb 15 Sek.
• Benzodiazepinentzug:
schrittweises
Vorgehen
Beginn mit der Hälfte der zuletzt konsumierten Dosis
Dosisreduktion um die Hälfte alle 3-4 Tage.
• Low-Dose-dependency:
sofortiges
Absetzen,
Behandlung mit Carbamazepin zur Anfallsprophylaxe.
• Sedierende
Antidepressiva/Neuroleptika
bei
Schlafstörungen sowie ängstlichen und depressiven
Verstimmungen.
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Barbiturate
• Adolph von Baeyer stellte die Barbitursäure 1864 erstmals
her
• “Elektrischer Membranstabilisator”
• Wirkt auf den GABA Rezeptor, erhöht dessen
Öffnungszeiten und dessen Affinität
• In höheren Konzentrationen: ständige Öffnung des GABA
Rezeptors, auch in Abwesenheit von GABA.
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Barbiturate
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Missbrauch von Barbituraten
• Schnelle Toleranz, Schwerer Entzug
– Entzugscharakteristika: Epileptische Anfälle,
Muskelkrämpfe, Unruhe, Schlaflosigkeit, Angst,
Orientierungsstörungen, Wahnvorstellungen,
delirante Syndrome, optische und akustische
Halluzinationen
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„Natürliche“ Halluzinogene
(biogene Drogen)
Ayahuasca
(Dimethyltryptamin)
Psilocybe
(Psilocybin)
Stechapfel
(Skopolamin, Atropin u.a.)
Peyote
(Meskalin)
II. Synthetische Halluzinogene
Fliegenpilz
(Muscimol)
Bilsenkraut
(Skopolamin, Hyoscyamin)
Tollkirsche
(Atropin)
LSD
Phencyclidin
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MLU Halle
Ketamin
„Klassische“ Halluzinogene
Psilocybin („magic mushrooms“):
Variable Konzentration in Pilzen
übliche Dosis: 3 - 8 Pilze
(entspricht ca. 10 – 20 mg Psilocybin)
Wirkdauer: 3 bis 6 Stunden
LSD:
Wirkdosis 50 bis 300 µg !!
Orale Einnahme ( „Trips“)
Wirkdauer: 8 bis 12 Stunden
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„Atypische“ Halluzinogene
Bei „üblichen“ Dosen:
neben der qualitativen
Bewußtseinsveränderung auch
dämpfende und sedierende
Effekte, bzw. Vigilanzminderung
Bei Überdosierung:
• Bewußtseinstrübung
• Orientierungsstörungen
• Delirante Symptome
• Ausgeprägte, potentiell lebensgefährliche, vegetative Symptome
Im Extremfall:
• Bewußtlosigkeit
• Koma mit Atemlähmung
(Seeger 1996)
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„Klassische“ Halluzinogene
psychische Effekte
•
•
•
•
•
•
•
Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen
Assoziative Lockerung
Verzerrtes Zeiterleben
Abnormes Bedeutungserleben
Entfremdungserlebnisse
Starke affektive Auslenkungen
Keine Vigilanzeffekte (qual. Bewußtseinsveränderung)
Halluzinogenrausch = Psychosemodell
• Somatische Begleiteffekte relativ gering ausgeprägt:
Pupillenerweiterung, leichte Anstiege von Blutdruck,
Herzfrequenz, Körpertemperatur
• Übelkeit und Brechreiz zu Beginn des Rauscherlebnisses
möglich
• Schwerwiegende somatische Komplikationen
nicht zu befürchten
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Halluzinogene: Pharmakologie
•
•
•
The potency of hallucinogenic
drugs vary
Most are taken orally, but as
mentioned earlier DMT is
usually smoked
For the drugs taken orally
onset of effects usually takes
30-90 minutes
– The trip can take 6-12 hours
– Psilocybin maybe less
•
The effects of smoked DMT
are felt within seconds. Peak
effects occur within 5-20
minutes
– Effects are over in an hour or
less
• “businessman’s trip
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Halluzinogene:
typische Konsummuster
- Probierer
- Gelegentliche Konsumenten
- Regelmäßige, aber kontrollierte Konsumenten
- Selten: Konsumenten mit deutlichem Suchtverhalten
(Halluzinogeneinnahme mehrfach in der Woche bis täglich)
- Mischkonsum von Halluzinogenen, Cannabis, Ecstasy und Stimulanzien ist die
Regel.
- Kein physisches Abhängigkeitspotenzial: Keine Toleranz und Dosissteigerung
- Psychisches Abhängigkeitspotential gering bis mäßig
Abraham et al. 1996, Pechnick & Ungerleider 1997, El-Mallakh et al 2003
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HALLUZINOGENE
Psychiatrische Komplikationen
toxische Psychose = psychotischer Rauschverlauf
F16.03 / F16.04 (akute Intoxikation mit Delir / Wahrnehmungsstörungen)
Halluzinationen (bes. optisch)
- Wahnhafte Umdeutung der Situation,
- Verlust der Distanzierungs- und Reflexionsmöglichkeit
- Unterform: Panikreaktion: sog. Horror-Trip, Bad-Trip
Wichtiger Faktor: Dosis, Umgebungsbedingungen
Dauer: je nach Dauer der pharmakologischen Substanzwirkung
bis zu 24 Stunden
Diagnostik:
• Anamnese
• Verlauf
• gängige Drogenscreenings unergiebig
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HALLUZINOGENE
Psychiatrische Komplikationen: Behandlung
Bei psychotischem Rauschverlauf, Horror-Trip:
-Möglichst keine typischen Neuroleptika ,
- Nicht sehr gut wirksam
- Durch NW Verstärkung unangenehmer und
angsterregender Erlebnisse
- Wenn „talking down“ nicht ausreichend →
Benzodiazepine
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Halluzinogene und schizophrene Psychosen
Anteil Induktion vs. Vulnerabilität?
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PCP und Ketamine
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PCP und Ketamin I
• PCP und Ketamin wurden beide ursprünglich als
Anästhetika entwickelt
– PCP
• 1-(1-phenylcyclohexyl) piperdine
– Abkürzung “phencylclidin”
• Entwickelt in den 1950er Jahren als Anästhetikum
• “unübliches Anästhetikum”:
–
–
–
–
–
–
Keine Response auf nocizeptive Stimuli
Keine “typisch” entspannte Narkose (eher wie Barbituratwirkung)
Eher trance-artige oder katatone Zustände
Leerer Gesichtsausdruck
Fixierte starrende Augen
Aufrechterhaltung des Muskeltonus
» Auch Rigidität und Flexiblitas Cerea können auftreten wie bei
katatoner Schizophrenie
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PCP und Ketamin II
• PCP wurde initial als Anästhetikum entwickelt
–
–
–
–
Zeigte keine Atemdepression wie Barbiturate
Probleme:
Agitation – keine Sedierung
Postoperative Nebenwirkungen reichen von
eingeschränktem Sehen, Schwindel,
Orientierungsstörungen bis hin zu psychotischem
Erleben, Agitation und gewaltätigem Verhalten
– Seit 1965 nicht mehr als Medikament zugelassen
– Seit ca. 1967 als illegale Substanz vertrieben
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PCP und Ketamin III
• Ketamin wurde als “sichere” Alternative für
PCP entwickelt
• Erstmals 1962 synthetisiert
• Weniger potent und kürzer wirksam als
PCP
• Wichtige Einsatzgebiete: Kinder (und
Tiere)
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PCP Konsumarten:
• PCP wird generell in
Puderform vertrieben
• Administrationsrouten:
–
–
–
–
–
Oral
Intranasal
IV
IM
Inhalation (rauchen)
• Als Flüssigkeit
Zigarettentabak hinzugefügt
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Ketamin Konsumarten:
• Ketamin wird in der
Anästhesie als I.V.
Flüssigkeit verwendet
• Drogenszene: Als
Pulver
• Administration:.
– Intranasal
– Intravenös
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PCP und Ketamin V
• Psychotrope Wirkung (PCP):
• Derealisation, Depersonalisation
• Dissoziationen
– Schwindel-, Schwebe-, “out of body”-Gefühle,
– Trance- und Traumartige Zustände
– Affective Veränderungen
• Benommenheit, Apathie, Negativismus
• Feindseligkeit
• Euphorien
– Kognitive Beeinträchtigungen
• Konzentrationsprobleme
• Störungen des (abstrakten) Denkablaufes
• Sprachverhalt
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Subjektive Wirkungen von Ketamin
• Psychotrope Wirkungen von Ketamin:
• Niedrige Dosierungen: ähnlich wie bei PCP
• Höhere Dosierungen: “dissociative Anesthesie”
– Kontaktverlust mit der Umwelt f. ca. 10 Minuten
– Offene Augen, erhaltener Muskeltonus
• Psychotisches Erleben
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PCP und Ketamin VII
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Neurobiologie: PCP und Ketamine’s
Pharmakodynamik
• PCP and ketamine sind Antagonisten des
Glutamatergen Systems (Wirkort: NMDA
receptor)
– Glutamat: wichtigster exzitatorischer
Neurotransmitter
– Verminderung der Exitation ->
Verstärkerwirkung
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ZNS: Glutamaterges System
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PCP und in geringerem Maße Ketamin sind
non-kompetitive NMDA Rezeptor Antagonisten
• NMDA ist ein ionotroper Rezeptor, der auf die
Wirkung von Glutamat respondiert
• NMDA und Ketamin blockieren den Rezeptor
pharmakologisch
– Non-competitive Antagonisten
– Bindungsort innerhalb des Proteinkanals vs. außerhalb bei
Glutamat
• NMDA Rezeptoren sind in zahlreichen
Hirnregionen nachweisbar, inklusive des
Cerebralen Cortex und des Hippocampus
– Möglicherweise die Ursache für kognitive Defizite
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Verstärkerwirkung
• Tierversuche: PCP und Ketamin bewirkten eine
Selbstverabreichung der Substanz
• Rhesus Affen: PCP Selbstverabreichung erreicht
Mengen der ständigen Intoxikation n
– Deutliche motorische Einschränkungen
– Störung des Antriebes und der exekutiven Funktionen
• PCP und Ketamin erhöhen die dopaminerge
Neurotransmission im Mittelhirn
– Ebenfalls Stimulation der Dopamin-Freisetzung im präfrontalen
Kortex
• Ratten: Selbstadministration von PCP direkt in den
Nucc. Accumbens
– Durch die Hemmung des glutamatergen System kortikal besteht
möglicherweise ein dopaminerges Defizit subkortikal
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Noch nicht genug: Designerdrogen
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Badesalz– MDPV, Mephedron I
Definition:
"Badesalze" werden als weiße Pulver oder Kristalle
vertrieben, die als Zusatzstoffe vertrieben werden.
Pharmakologisch handelt es sich um Amphetamine oder
Khat Produkte (synthetische Derivate des Khat-Stimulanz),
die in unauffälligen Verpackungen verkauft werden.
MDPV, das ähnlich wie Ecstasy (MDMA wirkt) ist dabei die
aktive Substanz. Street Slang (Jargons) und
Produktbezeichnungen: drone, bubbles, meow-meow,
MCAT, Ivory Wave, Vanilla Sky, Cloud 9, Red Dove, and
White Rush.
Risikofaktoren und -populationen:
Der Gebrauch ist am höchsten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die möglichst „legal“
Substanzen konsumieren wollen. In den USA sind diese Substanzen allerdings seit September 2011 unter
das dortige Betäubungsmittelgesetz gestellt worden. Zuvor waren die Substanzen oftmals in Head
Shops und sogar an Tankstellen erhältlich. Der Online Verkauf findet wahrscheinlich weiterhin statt.
Rosenbaum et al 2012, in press
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Badesalz– MDPV, Mephedron II
Klinik:
Sympathomimetische Wirkungen (erhöhter RR,
Pulsrate, Schwitzen, Agitation, psychotisches Erleben bei
längerem Konsum) Drug Screen
Verfügbarkeit, Screening:
Die Detektion von Khatprodukten durch
Standardtestverfahren ist schwierig. Amphetamine
können durch diese Verfahren festgestellt werde n
(solange noch im Körper), beide Substanzgruppen
können mittels Gaschromatographie und
Massenspektrometrie ermittelt werden.
Therapeutische Aspekte:
Behandlung ist meist supportiv. Sedativa (z.B. niederpotente Antipsychotika, Benzodiazepine) sind bei
Agitation und psychotischem Erleben hilfreich. Amphetaminkonsum kann zu einem Serotoninsyndrom
führen, welches in schweren Fällen Überwachung und medikamentöse Behandlung (Cyproheptadin,
Histaminantagonist) erforderlich machen kann.
Rosenbaum et al 2012, in press
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Synthetische Cannabinoide I
Definition:
Diese „Kräuterprodukte“ enhalten Pflanzenstoffe, die mit
synthetischen Cannaibsprodukten versetz sind. Sie
werden überlicherweise inhaliert (geraucht). Beispiele der
Pflanzenstoffe umfassen: Baybean, beach bean, blue
lotus, lion's ear/tail, wild dagga, Indian warrior, and
dwarf skullcap
Die synthetischen Cannabinoide umfassen
Produktnahmen wie JWH-018/073/200, CP-47,497, and
RCS-4. Spice, K2, Chill Zone, Sensation, Chaos, Aztec
Thunder, Red Merkury, und Zen.
Risikofaktoren und Populationen:
Das Alter der Konsumenten ist häufig zwischen 14 bis 50 Jahren. Obwohl etwa 5 synthetische
Cannabinoide zwischenzeitlich illegal in de USA sind, werden diese „Kräuterprodukte“ häufig noch
öffentlich vertrieben (Head-Shops, Tankstellen, Internet).
Die Detektion mittels Standardverfahren ist oftmals nicht möglich und praktikabel.
Rosenbaum et al 2012, in press
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Synthetische Cannabinoide II
Klinik:
Die pharmakologische Wirkung umfasst arterielle
Hypertension, Tachykardien, Übelkeit und Erbrechen,
Agitation, Angst, wahnhaftes Erleben, epileptische
Anfälle und Suizidgedanken.
Verfügbarkeit, Screening:
Standardverfahren (z.B. Immunoassays) sind nicht
geeignet, synthetische Cannabinoide festzustellen. Allerdings bieten sich die
Gaschromatographie und Massenspektrometrie zur
Detektion an.
Rosenbaum et al 2012, in press
Therapeutische Aspekte:
Bei der Behandlung steht die supportive Therapie im Vordergrund. Auftretene Symtpome klingen
überlicherweise innerhalb von 24h ab. Einige Fälle berichten über Dyspnoe und
Überwachungsnotwendigkeit nach dem Konsum. (Rosenbaum CD. Unpublished data).
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Salvia divinorum: „Aztekensalbei“
Definition:
Salvia Divinorum („Aztekensalbei“) ist eine
Pflanze aus der Familie der Minzen, das ein
Halluzinogen enthält. Traditionell wurde es von
den Mazatec Indianern (Mexiko) als Tee
verkocht, gekaut oder fermentiert. Aktuell ist die
Zugangsform a. e. oral (kauen) oder inhalativ
(rauchen).
Rosenbaum et al 2012, in press
Babu et al Clin Toxicol 2008
Risikogruppen:
Junge Erwachsene, Jugendliche. Zugang und Vertrieb hauptsächlich über das Internet.
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Hauptgruppen der über das europäische Frühwarnsystem festgestellten neuen psychoaktiven Substanzen seit 2005 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik MLU Halle
Zehn neue psychoaktive Substanzen oder „Legal Highs“, die in den 2011 und 2012 überprüften Online‐Shops am häufigsten zum Verkauf angeboten wurden Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik MLU Halle
Mai 2013: Verbote… Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik MLU Halle
Zusammenfassung
- Legale und illegale Substanzen
- Cannabinoide
- Opioide
- Kokain
- Stimulantien (Amphetamine)
- Entactogene
- Sedativa und Hypnotika
- Halluzinogene
- PCP und Ketamin
- -> Das Letzte: Designerdrogen
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14.12 Self-administration of PCP into the
nucleus accumbens shell by rats (Part 1)
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Model of schizophrenia
• Acute PCP or ketamine exposure causes
perceptual, cognitive, and affective responses
closely resembling symptoms of schizophrenia
– Can cause positive and negative symptoms
• Positive
– Hallucinations
– Bizarre thought content
• Negative
– Blunted affect
– Emotional withdrawal
– Slowed motor response
– Some of the symptoms can persist for days
• Perceptual distortion
• Magical ideation
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Effekte von Cannabis-Rezeptor
Antagonisten
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Cannabis
Pharmakokinetik
• Starker First-Pass-Effekt
• Metabolismus in der Leber 
CYP 450
• Hauptmetabolit: psychotisch
wirksames 11-Hydroxy-THC
CH2OH
H OH
H
O
C5H11
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Lebenszeit-, 12-Monats- und 30-TagePrävalenz des Konsums illegaler Drogen
Kraus et al 2005
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Prozent Angaben
Prevalenz - NHSDA, 2000
Konsum illegaler Drogen
45
40
35
30
25
Männer
20
Frauen
15
10
5
0
Jemals
Letztes Jahr
Letzter Monat
Illegaler Drogenkonsum / Geschlecht
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Opioidrezeptoren:
µ
δ
k
Spinale Analgesie
++
+
+
Supraspinale Analgesie
+++
+
+
Atemdepression
+
Euphorie
+
Sedation
++
+
Aversion
+
Miose
++
Obstipation
++
+
+
Diurese
Physische Abhängigkeit
+
+
+++
(+)
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Substitutionsbehandlung: Methadon
• Synthetisch hergestellt mit Halbwertszeit von 24 bis 36
Stunden, d.h. Einnahme nur 1 x pro Tag nötig
• Anteil bei gemeldeten Substitutionsmitteln 2005 in
Deutschland:
-Methadon 66,2 %, Levomethadon 15,8 %
• Orale Einnahme
• Bei Dosis von unter 25-30 mg treten Entzugssymptome auf
• Einsatz:
-Entzugsmedikament
-Langfristige Substitution
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Therapie: Buprenorphin
• Anteil bei gemeldeten Substitutionsmitteln 2005: 17,8%
• Sublinguale Gabe
• Lange Wirkdauer (Tagesdosis bis zu drei Mal pro Woche)
• Keine Toleranzentwicklung, mildere Entzugserscheinungen
nach Absetzen
• Besonders geeignet für Schwangere und zum Opiatentzug
• In Kombination mit Naloxon (4:1): Senkung des
Missbrauchspotentials (i.V. Konsum von anderen Opioiden)
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Therapie: Andere Substanzen
Naltrexon
•Blockiert pharmakologische Effekte von Heroin (höhere Dosis
verlängert Dauer der Blockade)
• Eingesetzt zur Unterstützung des Opiatentzuges
und zur Substitution
• Hauptproblem: hohe Compliance nötig, da plötzliches Absetzen
ohne Entzugssympmtome möglich und Heroinwirkung nach 3-4
Tagen wieder einsetzt
Clonidin, Lofexidin
• USA & GB oft als nicht-opiathaltige Medikation zum Entzug
• Wenig Gefahr der Verbreitung auf illegalem Markt
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Stimulantien
• Stimulantien sind Substanzen die die
Aufmerksamkeit und Wachheit erhöhen, are
und Verhaltensverstärkungen auslösen
können
• Die am häufigsten verwendeten Stimulantien
sind Coffein und Nicotin, am potentesten
sind jedoch die Amphetamine
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Amphetamine Pharmakologie
• Absorption nach oralem Konsum ist langsam
• “Crank”, “Ice”
• Langsamer Abbau durch die Leber (t 1/2 = 7-30 Stunden)
• Indirekter Katecholaminagonist:
– Präsynaptische Freisetzung von Katecholaminen
– Blockeade der Wiederaufnahme
– In hohen Dosen auch Hemmung des Abbaues von
Katecholaminen (MAO-Hemmung)
CH2
CH
CH3
Amphetamine
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NH
Amphetamine
• Ähnliche Wirkungen wie
Kokain, aber länger
andauernd und günstiger
• Hergestellt aus
Chemikalien, in 150
verschiednen Verkochungsmethoden
• Umweltschutz: Große
Mengen giftiger
substanzen als
Abfallprodukte der
Produktion
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Entactogene
MDMA = Ecstasy
Mescalin
Noradrenalin
Serotonin
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PCP und Ketamin VIII
• The use of ketamine seems to be
increasing
• Studies of ketamine use indicate that it
can cause strong addiction
• People also take increasing doses
indicating tolerance
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• Animal models
– Evidence that chronic PCP administration can
cause lasting deficits that mimic some
symptoms of schizophrenia
– Show deficits on tasks that require prefrontal
cortex function
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14.13 Ketamine administration produces a dose-dependent
increase in psychotic-like symptoms
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