Übung „Funktionelle Morphologie der Blüten, Früchte und Samen“ ( PD Dr. Claudia Brückner, Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin) Teil des Pflichtmoduls „Morphologie und Evolution der Pflanzen“ (B 5C für Bachelormonostudiengang Biologie und lehramtsbezogenen Kombinationsstudiengang Bachelor mit dem Kernfach Biologie) 6. integrierte Vorlesung: Embryologie Teil 2: Embryogenese; Same und Frucht Inhalt: • Embryogenese bei Gymnospermen und Angiospermen, Endospermbildung bei Angiospermen; ungeschlechtliche Erzeugung von Samen (Apomixis). • Der reife Same. • Die Frucht. 6.1.1. Embryogenese der Gymnospermen • Freie Kernteilungen in der Zygote und spätere Wandbildung ergeben 4 Zell-Etagen; von oben nach unten: - 4 Basalzellen (nach oben offen); - 4 Rosettenzellen (können „Rosettenembryonen“ bilden, die aber Wachstum bald einstellen); - 4 primäre Suspensorzellen (strecken sich und drücken die Embryo-Initialen tief ins Megaprothallium hinein); - 4 Embryo-Initialen (gliedern Suspensorzellen 2. und 3. Ordnung ab; werden zu 4 Embryo-Anlagen). • Polyembryonie: es können so viele Zygoten entstehen, wie Eizellen in der Samenanlage vorhanden sind; aus jeder Zygote entstehen 4 Embryo-Anlagen, aber: zuletzt befindet sich nur 1 Embryo (der besternährte) im Samen. 6.1.2. Embryogenese der Angiospermen: • Zygote (am mikropylaren Pol des Embryosacks) ist polarisiert: chalazaler Pol enthält Kern und größten Teil des Plasmas; mikropylarer Pol ist vakuolisiert. Zygote Embryosack Chelidonium majus (Schöllkraut, Papaveraceae): befruchtete Samenanlage Mikropyle Nucellusgewebe wird vom Embryosack resorbiert Raphe Zygote • Programmierte Abfolge von Teilungsschritten der Zygote, beginnend mit dem Einziehen einer horizontalen Wand Bildung eines Zellfadens = Proembryo. • Nur die ersten, gegen das Embryosack-Innere gerichteten Zellen (potentieller Embryopol) bilden später den Embryo. • Zur Mikropyle gerichtete Zellreihe bildet den Suspensor (Embryoträger): schiebt Embryo in sich entwickelndes Endosperm hinein, führt ihm Nährstoffe zu. Chelidonium majus: Proembryo Endzelle oft vergrößert Haustorium (Saugorgan) Suspensor Hypophyse • Zelle bzw. Zellgruppe zwischen Suspensor und Embryonalmasse: Hypophyse (repräsentiert den Wurzelpol; liefert Initialen der Wurzelrinde und Wurzelhaube). • Embryo wird zunächst zu einem kugeligen Meristem, Größe der Zellen nimmt durch Teilungen ab. • Ab bestimmter Größe des Embryos beginnt morphogenetische und histogenetische Differenzierung. Chelidonium majus: Embryo im Kugelstadium - Dikotyledonen: herzförmiger Embryo. - Monokotyledonen: Apikalmeristem seitlich verschoben, ein scheinbar endständiges Keimblatt. Radicula (Meristem der Primärwurzel) Plumula (Apikalmeristem des Sprosses) Kotyledone (Keimblatt) Chelidonium majus Chelidonium majus 6.2. Endospermbildung bei Angiospermen • Sekundäres Nährgewebe, entsteht nach Befruchtung aus triploider Zentralzelle. • Beim Auffüllen des Endosperms mit Nährstoffen wird der Nucellus fast völlig vom sich vergrößernden Embryosack aufgebraucht. • Funktion: Speicher für Reservestoffe (Stärke, Fett, Proteine), die zur Ernährung des Embryos vor allem bei der Keimung dienen. • 3 Typen der Entstehungsweise: Embryo - nucleäres Endosperm (weit verbreitet bei Di- und Monokotyledonen), - zelluläres Endosperm (überwiegend Dikotyledonen), - helobiales Endosperm (überwiegend Monokotyledonen). Stärkekörner im Endosperm 6.2.1. Nucleäres Endosperm Um den Embryo herum Reservestoffe bereits verbraucht. • Endospermkern teilt sich in große Zahl freier Kerne (liegen im wandständigen Plasmabelag der Zentralzelle). • Zellwände werden spät in zentripetaler Richtung gebildet. • Cocos nucifera (Kokospalme, Arecaceae): im Zentrum des Samens unterbleibt Wandbildung Endosperm bleibt flüssig („Kokosmilch“). Chelidonium majus Links: Endosperm noch in der Phase der freien Kerne (Pfeil). Rechts: Zellwandbildung in zentripetaler Richtung (offener Pfeil) setzt ein (dass der Proembryo aus dem Endosperm „herausgerutscht“ ist, ist ein Artefakt). 6.2.2. Zelluläres Endosperm • Kernteilungen von Anfang an von Zellwandbildungen begleitet. • Verschiedene Formen unterscheidbar nach - Zellteilungsmustern, - Entstehung von gleichartigen Endospermzellen oder zusätzlich von Endosperm-Haustorien (erstrecken sich in alle Bereiche der Samenanlage oder auch aus der Mikropyle heraus, „saugen“ Nährstoffe ins Endosperm). 6.2.3. Helobiales Endosperm (Helobiae: alter Name für eine Ordnung monokotyler Sumpf- und Wasserpflanzen) • Erste Kernteilung von Wandbildung gefolgt. Zellteilung inäqual; es entstehen: - große (zur Mikropyle gerichtete) Zelle anschließend freie Kernteilungen wie beim nucleären Endosperm; - kleine (zur Chalaza gerichtete) Zelle Haustorium. 6.3. Apomixis • Form der vegetativen Vermehrung (früher alle Varianten der vegetativen Vermehrung als Apomixis bezeichnet), konkret: ungeschlechtliche Erzeugung von Samen ohne Befruchtung (auch: Agamospermie). • Tritt in ca. 33 Angiospermen-Familien auf, aber 75 % betreffen nur 3 Familien: Korbblütler (Asteraceae), Rosengewächse (Rosaceae), Süßgräser (Poaceae). • Meist gekoppelt mit Verlust der sexuellen Fortpflanzung (Polyploide, Hybriden). • Nachkommenschaft ist genetisch identisch mit der Mutterpflanze (natürlicher Klon). • Apomiktische Klone können als Kleinarten (Mikrospecies) behandelt werden (sind merkmalsstabil wie Arten, unterscheiden sich aber nur geringfügig von anderen Klonen derselben Gattung). • In manchen Gattungen können hunderte bis tausende Kleinarten unterschieden werden, z. B. in Rubus (Brombeere, Rosaceae) oder Taraxacum (Löwenzahn, Asteraceae). • Kleinarten werden zu Sammelarten (Aggregaten) zusammengefasst (z.B. Rubus fruticosus agg., Rosa canina agg., Taraxacum officinale agg.). • Apomixis-Kategorien: 1. Bildung unreduzierter Embryosäcke durch - Diplosporie: Megasporenmutterzelle teilt sich nur durch Mitose oder modifizierte Meiose weiblicher Gametophyt ist unreduziert; - Aposporie: Megasporenmutterzelle geht zugrunde, unreduzierter Embryosack entsteht aus somatischer Zelle der Samenanlage (Nucellus-, Integumentzelle). Parthenogenese: aus der unbefruchteten Eizelle entwickelt sich ein Embryo. Die 3 Zellen des Eiapparats (Eizelle, Synergiden) wie auch die 3 Antipoden haben die gleiche Ploidiestufe wie die Mutterpflanze. Apogamie: Embryo geht nicht aus der Eizelle, sondern aus einer Synergide oder Antipode hervor. 2. Nucellarembryonie, Adventivembryonie: - Embryo entsteht direkt aus einer sporophytischen Zelle (Nucellus, Integument). - Anwesenheit eines Embryosacks ist nicht notwendig. • Polyembryonie: Kombination von - Nucellarembryonie + sexuell erzeugter Embryo, - Nucellarembryogenie + Parthenogenese, - Parthenogenese + Apogamie. • Pseudogamie: (Bestäubung ) Befruchtung der Polkerne kann notwendig sein für - spontane Entwicklung der unreduzierten Eizelle, - Anregung der Nucellarembryonie, - Endospermbildung. • Obligatorische Apomikten: nur asexuell erzeugte Samen; fakultative Apomikten: bestimmter Anteil sexuell erzeugter Samen. • Genetische Grundlagen für Apomixis noch weitgehend unbekannt. • Bedeutung für die Pflanzenzüchtung: Etablierung von Apomixis in Hybriden ergäbe unveränderte Weitergabe positiver Eigenschaften (Heterosiseffekte, Resistenzen etc.) über das Saatgut an die Folgegenerationen Herausforderung für die Forschung! 6.4. Der reife Same • Funktionen: dient - Reproduktion, - Überdauerung und - Ausbreitung der Spermatophyta. • Verschiedene Generationen im Samen zusammengeschachtelt: - Megasporangium (Nucellus) mit 1-2 Integumenten (bilden Samenschale) – diploid; - darin Megaspore (Embryosack) – haploid; -darin weiblicher Gametophyt (Gymnospermen: Megaprothallium = primäres Endosperm) – haploid; - darin Embryo (junger Sporophyt) – diploid; - Angiospermen: sekundäres Endosperm - triploid. • Große Vielfalt der äußeren und inneren Strukturen bedingt durch unterschiedliche Ausbreitungs- und Keimungsstrategien. • Kleinste Samen: Orchideen (Orchidaceae), parasitische Pflanzen (z. B. Sommerwurzgewächse, Orobanchaceae), Gewicht: 0,000 003 g. • Größte Samen: Lodoicea maldivica (Seychellen-Palme, Arecaceae) – einsamige Steinfrucht 50 cm lang, 20 kg schwer, braucht 6 Jahre zur Entwicklung. Mikrofoto der Samen von Epipactis palustris (Sumpf-Sitter, Orchidaceae). Steinkern der einsamigen Frucht von Lodoicea maldivica (Seychellen-Palme, Arecaceae). • Komponenten des Angiospermensamens: Testa Tegmen Hilum • Exomorphologie des Samens: - Samenschale: □ Früher als „Testa“ bezeichnet. □ Präzisierung (CORNER 1976): äußeres Integument Testa, inneres Integument Tegmen. □ Oft markant skulpturierte Epidermis, charakteristisch differenzierte Gewebeschichten. Samenschale Embryo Endosperm Perisperm Raphe Nährgewebe Leitgewebe Epidermis Kristallschicht Testa Faserschicht Mittelschicht Pigmentschicht Tegmen Nucellus-Epidermis Endosperm Samenschale der Mohngewächse (Papaveraceae) quer, schematisch Samenschale von Chelidonium majus längs - Hilum: Abrissnarbe des Samens vom Funiculus (punktförmig) oder - bei fehlendem Funiculus - von der Plazenta (großflächig; z. B. bei Aesculus hippocastanum, s. u.). - Raphe: wulstförmige Verlängerung des Funiculus entlang des Samens (beim anatropen Samen auf der ganzen Länge), enthält das Leitgewebe, endet an der Chalaza. Aesculus hippocastanum (Rosskastanie, Sapindaceae) Dicranostigma leptopodum (Papaveraceae) Radicula markiert sich unter der Samenschale Raphe Hilum Abriss des Leitbündels • Nährgewebe: - Endosperm: innerhalb der Megaspore (Embryosack); Gymnospermen – primäres Endosperm, haploid, Angiospermen – sekundäres Endosperm, triploid. - Perisperm: aus Nucellusgewebe hervorgehend, diploid. Bsp.: Seerosengewächse (Nymphaeaceae), Pfeffergewächse (Piperaceae), Familien der Nelkenartigen (Kern-Caryophyllales), Ingwergewächse (Zingiberaceae). • Samen ohne Nährgewebe: - Orchidaceae (früher auch „Microspermae“ genannt): Reservestoffe im winzigen Embryo (Fett) reichen nicht zur Keimung aus Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen erforderlich Hyphen des Ammenpilzes (meist Basidiomycet) dringen in den Embryo ein (Endomykorrhiza), bilden intrazelluläre Knäuel, die vom Embryo verdaut werden. - Viele Eudikotyledonen: Nährgewebe wird frühzeitig resorbiert und die Reservestoffe in den Embryo eingelagert (abgeleitetes Merkmal, s. u.). • Embryo: - Struktur bipolar: Achse mit Apikalmeristem an jedem Pol. - Kotyledonarknoten teilt die Achse in Hypocotyl-Radicula und Epicotyl-Plumula. - Position im Samen: Radicula der Mikropyle zugewandt, keimt durch sie aus. - Vorteil der Campylotropie: Embryonen können doppelt so lang sein wie der Same! - Embryonen mit Speicherkotyledonen: Reservestoffe werden aus Endosperm entnommen und in dickfleischige Keimblätter eingelagert; großer Embryo füllt Samen vollständig aus. - Beispiele für Embryonen mit Speicherkotyledonen: Hülsenfrüchtler (!), Haselnuss, Eiche, Walnuss, Mandel, Rosskastanie, Raps, Sonnenblume... Speicherkotyledonen Same (Samenschale braun, papierartig) Embryo Primärblätter Arachis hypogaea (Erdnuss, Fabaceae) Radicula - Zum Zeitpunkt der Samenausschüttung noch unentwickelte Embryonen: □ bei Orchideen (s. o. - Ammenpilz für die Keimung nötig), □ bei parasitischen Sippen. Bsp.: Monotropa uniflora (Einblütiger Fichtenspargel, Ericaceae) - Samen mit dünner Samenschale, 10-14 Endospermzellen und zweizelligem Proembryo. Zur Keimung benötigter Pilz (Täublingsverwandtschaft) wird von der chlorophyllfreien Pflanze zeitlebens parasitiert. Epiparasitismus Pflanze steht über Pilzhyphen mit assimilatlieferndem Wirtsbaum in Verbindung. - Intraseminales Wachstum, Nachreife: Embryonen entwickeln sich im ausgeschütteten Samen weiter bis zur Keimfähigkeit. Bsp. Papaveraceae-Sippen: Fumaria (Erdrauch) benötigt 8 Tage, Corydalis (Lerchensporn) 10 Monate Nachreife. 6.5. Die Frucht • Charakteristisches Organ der Angiospermen. Aufgaben: Ausbildung, Schutz und Ausbreitung der Samen. • Neben den Karpellen können weitere Blütenteile an der Fruchtbildung beteiligt sein! Def.: „Frucht = Blüte im Zustand der Samenreife“ • Große Mannigfaltigkeit an Fruchtformen ist ökologisch bedingt (verschiedene Ausbreitungsstrategien). • Zahlreiche Frucht-Klassifikationen; überwiegend künstlich (nicht Verwandtschaft widerspiegelnd), z. B. nach: a. Struktur der Fruchtwand (Perikarp) Trockenfrüchte Saftfrüchte Fruchtwand zur Reifezeit aus abgestorbenen Zellen bestehend (Sclerenchym, verholztes Parenchym) Fruchtwand zur Reifezeit ganz oder wenigstens anteilig aus lebenden Zellen bestehend und fleischig Citrus (Apfelsine), Malus (Apfel) Papaver (Mohn), Quercus (Eiche) b. Öffnungsweise (Dehiszenzmodus) sich öffnende Früchte Schließfrüchte Spannungen zwischen verschiedenen Geweben führen zum Aufreißen an präformierten Zonen des geringsten Widerstandes Perikarpgewebe homogen, keine Dehiszenz Tulipa (Tulpe), Nigella (Schwarzkümmel) Corylus (Haselnuss), Cucumis (Gurke) • Klassifikation unter Berücksichtigung des Gynoeceumsbaus: chorikarpe Früchte (freikarpellig) einkarpellig = Einblattfrüchte vielkarpellig = Sammelfrüchte Trockenfrüchte öffnend Schließfrüchte Saftfrüchte Trockenfrüchte Schließfrüchte öffnend 1. Sammel- 3. Sammel- 1. Sammelnussfrucht balgfrucht balgfrucht 2c. Sammelhülse 4. Sammelbeere 5a. Sammelsteinfrucht Schließfrüchte öffnend 1a. Balg 2. Hülse 2a. Gliederhülse 2b. Einblattnuss Saftfrüchte öffnend 1a. Balg Schließfrüchte 5. Einblattsteinfrucht coenokarpe Früchte (Einzelfrüchte, verwachsenkarpellig) Trockenfrüchte öffnend I. Kapsel (synkarpe Balgfrucht, Spaltkapsel, Porenkapsel, Zähnchenkapsel, Deckelkapsel, Schote) Schließfrüchte IV. Spaltfrucht V. Bruchfrucht VI. Nuss Saftfrüchte öffnend Schließfrüchte Ia. SaftKapsel II. Steinfrucht III. Beere • Chorikarpe Früchte: 1. Sammelbalgfrucht (a): - Spiralig oder wirtelig stehende Karpelle noch nicht zu ausbreitungsbiologisch-funktioneller Einheit verbunden. - Jedes Karpell bildet einzelnes Früchtchen (Karpidium). - Typischerweise Früchtchen vielsamig, abgeleitet einsamig. a b - Öffnung ventricid (längs der Bauchnaht). Links Caltha palustris (Sumpfdotterblume), rechts Consolida - Perikarp kann auch fleischig sein (saftige Sammelbalgfrucht). regalis (Feld-Rittersporn), beides Ranunculaceae) 1a.Balg (b): Die Erdnuss ist - aus einkarpelligem Gynoeceum, Öffnung ventricid. Bsp. Consolida keine typische (Rittersporn, Ranunculaceae). Nuss, da mehr 2. Hülse (c): als 1 Same - Lat. Legumen Leguminosen = Hülsenfrüchtler (Familie enthalten ist. Fabaceae). - Geht aus einem oberständigen Karpell hervor. - Dehiszenz an Bauchnaht und Rückenseite = ventricid + dorsicid. - Von der typischen Hülse abgeleitete Schließfrüchte: 2a. Gliederhülse (d): zerbricht quer in einsamige Segmente. 2.b. Einblatt-Nuss (e): Karpell wird trocken und sklerenchymatisch, Links Robinia pseudoacacia (Robinie), Mitte bleibt geschlossen. d e Ornithopus sativus (Serradella), rechts Arachis c hypogaea (Erdnuss), alle Fabaceae-Faboideae f 2c. Sammelhülse (f): - Frucht von Magnolia (Magnoliaceae). - Zahlreiche Karpelle öffnen sich wie Hülsen an Bauch und Rücken. - Keine nähere Verwandtschaft mit Hülsenfrüchtlern. 3. Sammelnussfrucht, Nüsschenfrucht (g-i): Magnolia kobus - jedes Karpell wird zu einem Nüsschen: (Kobushi-Magnolie, einsamig, Fruchtwand verholzt, nicht öffnend. Magnoliaceae) Ranunculus acris (Scharfer Hahnenfuß) - Nüsschen einzeln ausgebreitet (funktionelle Einblattfrüchte; g) Karpell oder Nüsschen - Ausbreitungseinheit: Nüsschen g + fleischige Blütenachse (h, i). □ Nüsschen auf der Außenfläche der Blütenachse sitzend: Fragaria (Erdbeere [keine „Beere“!], Rosaceae; h). □ Nüsschen von der krugförmigen Blütenachse eingeschlossen: Rosa (Rose, Rosaceae; Frucht: Hagebutte, i). 4. Sammelbeere, Beerchenfrucht (j): - Jedes Karpell wird zu einem Beerchen: wenigsamig, gesamte Fruchtwand fleischig, nicht öffnend. - Bsp.: Annonaceae - wertvolle tropische Obstgehölze mit kiloschweren Sammelbeeren. Leitbündel von der Achsenstele zum Karpell i h Annona squamosa (Rahmapfel, Annonaceae) j 5. Einblatt-Steinfrucht (k): - Fruchtwand typisch zoniert: äußeres Perikarp fleischig, inneres Perikarp sklerenchymatisch (Steinkern) Untergliederung des Perikarps in □ Exokarp (Epidermis), □ Mesokarp (Sarkokarp, fleischig). □ Endokarp (Sklerokarp, verholzt). - Bsp.: Prunus (Kirsche, Pflaume, Pfirsich; Rosaceae). krugförmige Blütenachse Karpell Nüsschen Exokarp Mesokarp Endokarp Same k 5a. Sammelsteinfrucht, Steinfrüchtchenfrucht (l): - Jedes Karpell wird zu einem Steinfrüchtchen. (Zonierung des Perikarps wie bei Einblatt-Steinfrucht). - Bsp.: Rubus (Himbeere, Brombeere; Rosaceae) keine „Beeren“! Blütenachse entfernt Karpell Steinfrüchtchen • Coenokarpe Früchte: l I. Kapsel bzw. Ia. Saftkapsel: - Aus mehreren verwachsenen Karpellen bestehende Frucht, die sich öffnet. - Extratropische Kapseln meist Trockenfrüchte, saftige Kapseln überwiegend tropisch. - Verschiedene Kapsel-Formen nach Öffnungsweise: □ synkarpe Balgfrucht: Karpelle oberwärts frei, öffnen sich ventricid längs der Bauchnaht bis zur Verwachsung (ursprüngliche coenokarpe Frucht). Bsp. Nigella damascena (Schwarzkümmel, Ranunculaceae, m). □ Spaltkapseln: septicid (scheidewandspaltig): Längsspalten entlang der Verwachsungslinien der Karpelle synkarp parakarp (Einzelkarpelle öffnen sich ventricid) □ Porenkapsel: in der Fruchtwand öffnen sich kleine Löcher (meist 1 pro Karpell). Papaver rhoeas (Klatsch-Mohn, Papaveraceae) □ Zähnchenkapsel: Öffnung an der Spitze mit Zähnchen (Zähnchenzahl entspricht nicht Karpellzahl); häufig bei lysikarpen Früchten mit freier Zentralplazenta. Cerastium holosteoides (Gemeines Hornkraut, Caryophyllaceae) dorsicid = loculicid (fachspaltig): Längsspalten entlang der Mittellinien der Karpelle m synkarp sehr häufig bei Monokotyledonen □ Deckelkapsel: ringförmiger Riss über Karpellgrenzen hinweg trennt Oberteil der Frucht ab. Anagallis arvensis (Acker-Gauchheil, Primulaceae) parakarp Replum □ Schote: - Zweikarpellige oberständige parakarpe Kapselfrucht. - Schötchen: weniger als 3x so Valve lang wie breit; kein qualitativer Unterschied! - Zwei sterile Klappen (Valven) lösen sich vom Plazentarrahmen (Replum) ab. - Brassicaceae (Kreuzblütler): Replum ist von falscher Scheidewand (Septum) überspannt. II. Steinfrucht: - Oberständig (n) oder unterständig (o). - Ursprünglich: ein Steinkern pro Karpell. - Abgeleitet: Karpelle bilden gemeinsamen Steinkern. - Apfelfrucht (auch Birne, Quitte und weitere verwandte Sippen der Rosaceae): Steinkern ± dünn, dann lederhäutig. Septum Valve Valve Replum Septum Links: schematischer Querschnitt durch BrassicaceaeSchote. Rechts: Schötchen von Capsella bursa-pastoris (Hirtentäschel, Brassicaceae), z. T. dehisziert. Replum n o n: Olea europaea (Olive, Oleaceae). o: Carya (Hickorynuss, Juglandaceae), dgl. Juglans (Walnuss) keine Nuss! III. Beere: - Oberständig (p, q) oder unterständig (r, s). - Gesamtes Perikarp fleischig. - Derbwandige Beeren: Panzerbeeren (Cucurbitaceae: Kürbis, Melone). - Bsp.: Wein (Vitis, Vitaceae; p), q p Tomate (Solanum lycopersicum, Solanaceae; q), Gurke (Cucumis, Cucurbitaceae; r), Banane (Musa, Musaceae; s). IV. Spaltfrucht: - Zerfallfrucht, oberständig (t) oder unterständig (u). - Karpelle (Teilfrüchtchen) lösen sich septicid, bleiben ganz. reduzierte Valve r s u t t: Acer (Ahorn, Sapindaceae); u: Anthriscus (Kerbel, Apiaceae) V. Bruchfrucht (v, w): - Zerfallfrucht, ober- oder unterständig. v - Karpelle zerbrechen, v: Raphanus raphanistrum (Hederich, Brassicaceae), Fruchtglieder bleiben geschlossen. Gliederschote. w: Cynoglossum officinale (Hundszunge, Boraginaceae) - Gynoeceum zweikarpellig, Frucht VI. Nussfrucht(x-z): zerfällt in 4 einsamige Klausen. w - Ober- oder unterständig, meist einsamig, fällt als Ganzes ab. - Perikarp sklerenchymatisch. - Sonderformen (Perikarp und Samenschale ± verwachsen): □ Achäne (Nuss der Korbblütler [Asteraceae], unterständig), □ Karyopse (Nuss der Süßgräser [Poaceae], oberständig). - Beispiele (alle unterständig): Castanea sativa (Esskastanie, y x Fagaceae; x), Corylus avellana (Haselnuss, Betulaceae; y), Helianthus annuus (Sonnenblume, Asteraceae; z). • Fruchtstände: - Gehen aus Blütenständen hervor. - Können als Einheit ausgebreitet werden; Bsp.: □ Ananas comosus (Ananas, Bromeliaceae; links) Beerenfrüchte an fleischiger Achse; Beere □ Ficus (Feige, Gummibaum, Moraceae; rechts oben) - Fruchtstandsachse krugförmig, fleischig, umschließt die zahlreichen kleinen Steinfrüchte; □ Morus nigra (Maulbeere, Moraceae; rechts unten) fleischige Blütenhülle umgibt die Steinfrüchte keine „Beere“! z Blüte Steinfrucht Blüte Steinfrucht