Psychiatrie & Psychotherapie

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INHALTSVERZEICHNIS
Psychiatrie & Psychotherapie
1. ANGST
2. ZWANGSSTÖRUNGEN
3. AKZENTUIERTE PERSÖNLICHKEITEN
4. IMPULSKONTROLLSTÖRUNGEN
5. AFFEKTIVE STÖRUNGEN
6. BURN-OUT
7. POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG
8. ORGANISCHE PSYCHOSYNDROME
9. SCHIZOPHRENIEN
10. PSYCHOTROPE SUBSTANZEN
11. SCHLAFMEDIZIN
12. SEXUALITÄT
13. SUIZIDALITÄT
14. PSYCHOTHERAPIE
15. SOMATISCHE THERAPIE
16. PSYCHOPHARMAKA
17. CO-THERAPEUTISCHE BEREICHE
Psychiatrie & Psychotherapie
PSYCHIATRIE & PSYCHOTHERAPIE
Facharztausbildung:
5 Jahre Weiterbildung: 2 Jahre stationäre psychiatrische & psychotherapeutische
Versorgung + (bis zu) 2 Jahre Ambulanz + 12 Monate Neurologie (Möglich: 12 Monate
Psychosomatik/ KJP)
Mögliche Spezialisierung:
- Psychotherapie
- Suchtmedizin
- Forensisch
- Gerontopsychiatrie
ANGST
Angststörungen laut ICD-10
Phobische Störungen
- Agoraphobie
- Soziale Phobie
- Spezifische Phobie
Andere Angststörungen
- Panikstörung
- Generalisierte Angststörung
- Angst & Depression, gemischt
Zwangsstörungen
Angststörungen sind mit die häufigsten psychischen Störungen und weisen hohe
Komorbiditäten untereinander, mit Depression & Substanzmissbrauch auf.
PANIKSTÖRUNG
Leitlinien nach ICD-10
Mehrere schwere vegetative Anfälle
innerhalb eines Monats
Symptome
...in gefahrlosen Situationen
...ohne Begrenzung auf bekannte/ vorhersagbare
Situationen
...mit angstfreien Zeiträumen zwischen den
Attacken
Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Ohnmachtsgefühl ohne
Ohnmacht ...
Intervention
- Ermöglichung von Erfahrungen bei denen Angst ohne Intervention
abflaut
- Beruhigung bei wenigen Zuschauern
- Gabe von Benzodiazepinen mgl.
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Psychiatrie & Psychotherapie
Behandlungsmöglichkeiten
-
Teufelskreis der
Panikattacke:
1. Wahrnehmung normaler Vorgänge im Köper
2. Katastrophisierendes Denkmuster & abnorme Bewertung der
normalen Vorgänge
3. Entstehung von Angst
4. Durch Angst entstehen physiologische Veränderungen & körperliche
Symptome
5. Wahrnehmung der körperlichen Symptome als bedrohlich
Stressmodell
Panikstörung:
- Bei allgemein niedriger Anspannung erreichen die alltäglichen
Stressoren nicht die Schwelle für Angstanfälle
- Bei allgemein hoher Anspannung befindet sich die Person ohnehin
schon näher an der Schwelle für Anfälle und somit überschreiten
alltägliche Stressoren auch schneller die Schwelle für Anfälle.
Epidemiologie
Diagnosenstellung als Entlastung
Ursachensuche
Vermittlung des Kognitiven Modells
Stufenweise Vergrößerung des Aktionsradius
Antidepressive
Sport & Entspannung
Kognitive Verhaltenstherapie (--> Kognitive Umstrukturierung)
NICHT: Benzos für die Handtasche
- 2 % der Bevölkerung
- Beginn: 15-19 Jahre
- Frauen:Männer = 2:1
GENERALISIERTE ANGSTSTÖRUNG
Symptome
Behandlung
- Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Zittern....
- Dauerzustand (situationsungebunden)
- Symptome an den meisten Tagen (mindestens mehrere Wochen
lang) vorhanden
-
Psychoedukation
Kognitive Techniken & Sorgenkonfrontation & Problemlösetraining
Aktivitätenaufbau & Entspannung
Medikamentös: Antidepressiva, Pregabalin, Buspiron, Benzodiazepine
SPEZIFISCHE PHOBIEN
Eingrenzung
- Beschränkung auf Anwesenheit eines bestimmten phobischen
Objektes/ spezifische Situation außerhalb der eigenen Person
- Symptome als primäre Manifestationen der Angst. (Beruhen nicht auf
anderen Symptomen wie Wahn/ Zwang)
- Phobische Situation wird möglichst vermieden
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Psychiatrie & Psychotherapie
Sub-Typen
-
Tier-Typus (Spinnen, Insekten, Hunde)
Umwelt-Typus (Erdbeben, Sturm, Höhe)
Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus
Situativer Typus (ÖPNV, Tunnel, Brücken)
Anderer Typus (Erbrechen, Fallen, Phagophobie)
Epidemiologie
- Lebenszeitprävelenz: 10-11%
- Frauen sind häufiger betroffen
Therapie
- Exposition
DYSMORPHOPHOBIE
Phobische Objekt liegt innerhalb der betroffenen Person. Person beschäftigt sich
übermäßig intensiv mit dem wahrgenommenen Mangel/ Entstellung der äußeren
Erscheinung. Tritt bei Männern/ Frauen in etwas gleich häufig auf.
SOZIALE PHOBIE
Kriterien laut ICD-10
- Furcht vor Situationen in denen man im Zentrum der
Aufmerksamkeit steht
- Deutliche Vermeidung solcher Situationen
- Angstsymptome
- Erröten/ Zittern
- Angst zu erbrechen
- (Angst vor) Miktions-/ Defäkationsdrang
- Deutliche emotionale Belastung
Epidemiologie
- Lebenszeitprävalenz: 13,3 %
- Frauen : Männer = 2,5 : 1
- Beginn: 11-15 LJ (selten nach 25 LJ)
Therapie
- Kognitive Therapie
- Antidepressiva
- Benzodiazepine (kurzzeitig)
ZWANGSSTÖRUNGEN (F. 42.X)
Zwangsgedanken
wiederholende stereotype Gedanken (Kontamination, Vergiftung,
Sexualität, Religion, etc.)
Zwangsimpulse
Beunruhigende/ angsterzeugende Antriebserlebnisse
Zwangshandlungen
Monoton-ritualmäßig ausgeführte Handlungen (Wasch-,
Kontrollzwänge)
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Psychiatrie & Psychotherapie
Epidemiologie
-
Männer & Frauen gleich betroffen
Beginn meist nach Pubertät, aber vor 40 LJ
Mittleres Erkrankungsalter: 20
Im Vorfeld der Erkrankungen zu 50-70% Lebensereignisse/ Stressoren
3/4 verlaufen chronisch
Ätiopathogenese
Interaktion biologischer, psychologischer und externer Faktoren
- Überschätzung der eigenen Verantwortung/ Bedrohung/ Bedeutung der
Gedanken
- Übermäßige Gedankenkontrolle
- Exzessiver Perfektionismus
- Mangelnde Ungewissheitstoleranz
KognitivbehavioralesModell
Ereignis --> Gedanke --erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeit-->
Bewertung --Bestätigung--> unerwünschte Gefühle --Neutralisierung-->
Zwangsritual --Verstärkung--> emotionale Erleichterung
Verlauf
- häufig chronisch, Symptomatik kann fluktuieren
- Häufig Zunahme unter allgemeiner Stressexposition
- Prognostisch ungünstig:
- Beginn vor 20LJ bei Männern
- Magisches Denken
- Niedriger sozialer Status
Dauer bis
Behandlung
- Durchschnitt: 7,5 Jahre
- 1/3 der Patienten sucht professionelle Hilfe
- Komorbide Erkrankungen erhöhen Wahrscheinlichkeit auf Hilfesuche
DIAGNOSTIK & KLASSIFIKATION
Leitmerkmale
- Intrusionen: unangenehme Gedanken/ Vorstellungen/ Handlungen
- Obsession: Drängt sich dem Bewusstsein auf
- Compulsive: ritualisierte Gedanken/ Handlungsketten haben das Ziel
aversive Intensionen abzuwehren/ neutralisieren
ICD-10
-
Symptomatik besteht länger als 2 Wochen
Quälend/ stört normale Aktivitäten
Leidensdruck/ eingeschränkte Leistungsfähigkeit
Nicht durch andere psychische Störung bedingt
Diagnostische Forderung: Einsicht, dass Zwangsgedanken/ Handlungen übertrieben/ unbegründet sind
Zohar-Fineberg Obsessive
Complusive Screen
(ZF-OCS)
Selbstauskunft
1. Häufiges Waschen/ putzen
2. Häufige Kontrolle von Dingen
3. Quälende Gedanken, die man nicht loswerden kann
4. Alltagstätigkeiten dauern lange
5. Viele Gedanken um Ordnung/ Symmetrie
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Yale-Brown ObsessiveCompulsive Scale
(Y-BOCS)
1. Fremdbeurteilung
2. Qualitative Erfassung der Inhalte
3. Quantitative Erfassung des Schweregrad
Abgrenzung zu anderen Störungen
Zwanghafte PS
- Beschäftigung mit Sauberkeit/ Ordnung/ Genauigkeit
- Unterschied. Ich-syntonie, fehlende Intensionen, stabiles Muster,
fehlender Widerstand
Depression
- Grübeln, Schuldgefühle, Angst
- Unterschied: keine neutralisierenden Rituale, Grübeln richtet sich auf
Vergangenheit, keine Intensionen, kein Widerstand
THERAPIE & EMPFEHLUNGSGRADE
Psychotherapie (KVT- Kognitive Verhaltenstherapie)
Good clinical
Practice
- 5-Fragen des ZF-OCS
- Abklärung Komorbidität
- Intensität & Dauer sollte den individuellen Gegebenheiten angepasst
werden und bis zum Erreichen einer klinischen Besserung fortgeführt
werden.
- Exposition in Therapeutenbegleitung und unter anderem im häuslichen
Umfeld/ zwangsauslösender Situation
- Einbeziehung von Bezugspersonen
Soll
- Exposition & Reaktionsmanagement
Kann
- Anwendung Acceptance & Commitment Therapy
Pharmakotherapie
Good clinical
Practice
- Monotherapie ist nur indiziert, wenn KVT abgelehnt wird/ wegen
Schwere der Symptomatik keine KVT durchgeführt werden kann/ KVT
nicht zur Verfügung steht/ Bereitschaft sich auf KVT einzulassen erhöht
werden kann
- Auswahl des SSRI anhand des Nebenwirkungsprofils &
Wechselwirkungen
- Evaluation einer evtl. Nicht-Wirkung der Medikamente
- Behandlungsdauer mindesten 12 Wochen
Soll
- Clomipramin ist mit SSRI vergleichbar, hat aber höhere Nebenwirkungen
Sollte
- Anwendung SSRI
- Bei ausbleibender Wirkung SSRI/ Clomipramin ist Therapie mit
Antipsychotika möglich
- Einsatz SSRI bis zur maximal zugelassenen Dosierung
- Erhaltungstherapie: Einsatz der zuletzt wirksamen Dosis
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Psychiatrie & Psychotherapie
Kann
- bei unzureichender Wirkung kann erwogen werden über die
zugelassene Dosis hinaus zu dosieren
- bei unzureichender Wirkung Umstellung SSRI/ Clomipramin
- Wenn Versuche mit 2 SSRI erfolglos --> Clomipramin / evtl. Kombination
KVT + Pharma
Good clinical
Practice
- Erfolgreiche Pharamakotherapie soll 1-2 Jahre fortgesetzt werden
- Strategien zur Rückfallprophylaxe einplanen
- Beidseitige tiefe Hirnstimulation soll nur im Rahmen kontrollierter Studien
durchgeführt werden
- Bei Schwangerschaft: KVT als Therapie erster Wahl/ Pharmakotherapie
auf ein Minimum reduzieren
Soll
- SSRI/ Clomipramin soll mit KVT kombiniert werden
- Bei unzureichender Wirkung Psychopharmaka zusätzlich KVT
Kann
- KVT kann mit SSRI/ Clompipramin kombiniert werden um schnelleren
Wirkungseintritt zu erlangen
- Bei Komorbidität kann mit störungsspezifischer
Psychopharmakologischer Therapie ergänzt werden
- Beidseitige tiefe Hirnstimulation kann bei therapierefraktärer
Zwangsstörung erwogen werden
Good clincal
Practice
Stationäre Therapie (Soll):
- Akuter Eigengefährdung
- Schwere Vernachlässigung/ Verwahrlosung
- Schweregrad der Symptomatik lässt normalen Tagesablauf nicht mehr zu
Stationäre Therapie (Sollte):
- starker Leitungsdruck & starke Beeinträchtigung der psychosozialen
Funktionsfähigkeit
- Versagen der ambulanten Therapie
- Komorbidität erschwert ambulante Therapie erheblich
- Ambulante Therapiemöglichkeiten nicht vorhanden
AKZENTUIERTE PERSÖNLICHKEITEN
Persönlichkeit
- zeitlich überdauernde Eigenschaften & Verhaltensweisen, welche
Reaktionen des Menschen erklären & Vorhersagen des Verhaltens
ermöglicht
- Umfasst Wahrnehmung/ Denken/ Fühlen/ interpersonelle
Beziehungsgestaltung
Persönlichkeitsstörungen
- Abweichung von der Durchschnittsbreite der Persönlichkeiten
- Es besteht Leidensdruck
- Fließende Übergänge zu ,normalen‘ Persönlichkeiten
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Psychiatrie & Psychotherapie
Allgemeine Kriterien PS
- charakteristische & dauerhafte Erfahrung-/ Verhaltensmuster
weichen von kulturell erwarteten/ akzeptierten Normen ab
- Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf soziale
Umwelt
- Nicht durch andere psychische Störungen erklärbar
- Keine organische Ursache
- PS sollte nur diagnostiziert werden, wenn Auffälligkeiten nicht
durch Achse-1-Störung erklärbar sind & wenn Auffälligkeiten
lange vor der Achse-1-Störung vorhanden ist und danach
weiterhin persistiert
Besonderheiten der
Diagnostik
- Subtile Phänomene
- Selbstbeurteilung nur schwer möglich durch ich-syntonie
- Einbeziehung weitere Informationsquellen
- Berücksichtigung großer Zeitperspektive
- Bei zeitgleicher akuter psychischer Störung nur schwer möglich
Diagnostische
Hilfsmittel
- Strukturierte Interviews
- Standardisierte Fragebögen
Komorbidität
- hohe Komorbidität der PS untereinander
- Hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen
- Patienten zeigen häufig stärkere Ausprägung der
Grundsymptomatik, schwierigeren Behandlungsverlauf, geringen
Therapieerfolg
Ätiologie & Pathogenese
Biologische Sichtweise
- Persönlichkeit hat starken genetischen Anteil
- Genetische Variation des Serotonintransportes (Angst)
- Genetische Variation des Oxytocinrezeptors (Empathie, Stress)
Kognitiv-Behaviorale
Sichtweise
- Reaktion eines Individuums auf Umweltereignisse wird durch
jeweilige kognitive Interpretation gesteuert
- Verhalten wir entsprechend der Grundannahmen (kognitiven
Schemata) als ich-synton erlebt
Dimensionale
Sichtweise
- Big-Five/ OCEAN: Jeder Mensch besitzt individuelle Ausprägung
folgenden Dimensionen: Extraversion, Verträglichkeit,
Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Offenheit
Kategoriale Sichtweise
- Im ICD-10 Erfolgt kategoriale Sichtweise unter Einteilung der PS
in drei Hauptgruppen:
- Cluster A: Paranoide & Schizotype PS (sonderbar, exzentrisch)
- Cluster B: Dissoziale, Emotional-instabile, Histrionische PS
(dramatisch, emotional, launisch)
- Cluster C: Anankastisch, Ängstlich, Abhängige PS
(selbstunsicher, dependent, zwanghaft)
- Andere spezifische PS
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Psychiatrie & Psychotherapie
Epidemiologie
- Häufigkeit in Allgemeinbevölkerung: 11% / in Klinik: bis zu 50%
- Geschlechterverteilung gleich/ Unterschiede in spez. Störungsbildern
- Tendenz zur Abnahme im Alter
- Stadtbevölkerung/ sozial schwächere Schichten sind stärker betroffen
- Prävalenz bei stationär behandelten Störung ist bei emotional-instabilen
& ängstlichen PS mit je ca. 15% am höchsten
EMOTIONAL-INSTABILE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Deutliche Tendenz, Impulse auszuagieren ohne Rücksicht auf
Konsequenzen & wechselhafter launiger Stimmung
- Fähigkeit zum Vorausplanen ist gering
- Ausbrüche von intensivem Ärger können zu gewalttätigem Handeln
führen
- Impulsives Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive
Handlungen von anderen kritisiert/ behindert werden
Erscheinungsformen
- impulsiver Typus
- Borderline Typus
Impulsiver
Typus
- wesentliche Charakterzüge: emotionale Instabilität & mangelnde
Impulskontrolle
- Impulsdurchbrüche sind häufig, vor allem bei Kritik durch andere
Borderline
Typus
- einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden
- Störung des eigenen Selbstbild, unklare Ziele & inneren Präferenzen
- Neigung zu intensiven (unbeständigen) Beziehungen können zu
emotionalen Krisen (inklusive Suiziddrohung und/oder selbstschädigenden
Handlungen) führen
- Störung der Affektregulation
- Emotionen werden nicht differenziert wahrgenommen: werden stattdessen
als quälende Spannungszustände/ generalisierte Analgesie erlebt
- Selbstschädigung reduziert Spannungszustände
- Dissoziation bei emotionale Belastung
- Entwicklung einer altersentsprechenden Spannung-/ Frustrationstoleranz
wird durch häufiges Dissoziieren beeinträchtigt
- Schwierigkeiten der Nähe-Distanz-Regulation
- Abhängigkeit von Gegenwart anderer. Wahrnehmung von Geborgenheit
induziert gleichzeitig Angst
- Kontaktaufnahme häufig durch Demonstration von Hilflosigkeit & Leid
Borderline Typus
Entwicklung
- In Biographie hohe Missbrauchsrate (sexuell, körperlich, emotional)
- Oft: Identität von traumatisierendem Täter & geliebter primärer
Bezugsperson --> Um Beziehung zum Täter aufrechtzuerhalten werden
eigene Emotionen umgeleitet
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Psychiatrie & Psychotherapie
Psychotherapie
- Dialektisch-behaviorale Therapie
- Fertigkeiten: Emotionsregulation & Zwischenmenschliche Kompetenz
- Nähe-Distanz-Regulation: Leitlinien zur Beziehungsgestaltung
- Aufmerksamkeitsfokussierung
- Alternative Techniken zum Spannungsabbau
Pharmakotherapie
keine allgemeingültigen Empfehlungen
- Naltrexon: Zulassung bei BPS/ Dissoziationen. Eigentlich zur
Entwöhnungsbehandlung nach Opiat-Entgiftung & Reduktion des
Rückfallrisikos bei Alkoholabhängigkeit. Nicht-selektiver kompetitiver
Opiat-Antagonist
ÄNGSTLICHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Andauernde & umfassende Gefühle von Anspannung/ Besorgtheit
- Gewohnheitsmäßige Befangenheit/ Unsicherheit/ Minderwertigkeit
- Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung/ Akzeptanz
- Überempfindlichkeit gegen Zurückweisung/ Kritik
- Weigerung zur Beziehungsaufnahme, solange unkritisches akzeptiertwerden nicht garantiert ist
- Gewohnheitsmäßige Neigung zur Überbetonung potentieller Gefahren
- Eingeschränkter Lebensstil wegen Bedürfnisnach Gewissheit/ Sicherheit
Lerngeschichte
Therapie
Allgemeine Ängstlichkeit/ Angst vor Zurückweisung
--> Sozialer Rückzug als Schutz vor Zurückweisung
--> Sozialer Rückzug verhindert neue positive Erfahrungen
--> Soziale Isolation bei Sehnsucht nach Nähe und Akzeptanz
--> Flucht in die Phantasie
--> Bestätigung eigener Schemata
--> Teufelskreis
- Aufzeigen des Teufelskreis
- Positiv erlebte Sozialkontakte stärken
- Selbstreferentielle Wertschätzung: Unabhängigkeit gegenüber Urteil anderer
- Kognitive Umstrukturierung
Komorbiditäten
Vor allem mit Angsterkrankungen und Affektiven Episoden
HISTRIONISCHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Dramatisierung bezüglich der eigenen Person/ Theatralisches Verhalten/
übertriebener Ausdruck von Gefühlen
- Suggestibilität: leichte Beeinflussbarkeit durch andere
- Oberflächliche & labile Affektivität
- Egozentrik: Selbstbezogenheit, fehlende Bezugnahme auf Andere
- Dauerndes Verlangen nach Anerkennung/ erhöhte Kränkbarkeit
- Verlangen nach aufregender Spannung/ Aktivitäten in denen Betroffener im
Mittelpunkt steht
- Andauernd manipulatives Verhalten zur Befriedigung eigener Bedürfnisse
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Psychiatrie & Psychotherapie
DISSOZIALE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Unbeteiligtsein an Gefühlen Anderer/ Mangel an Empathie
- Deutliche & andauernde Verantwortungslosigkeit & Missachtung sozialer
Normen/ Regeln/ Verpflichtungen
- Unfähigkeit langfristige Beziehungen beizubehalten
- Geringe Frustrationstoleranz & niedrige Schwelle für aggressives Verhalten
- Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein & Lernen aus Erfahrung
- Neigung andere zu beschuldigen
- Andauernde Reizbarkeit
ANANKASTISCHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Unentschlossenheit/ Zweifel & übermäßige Vorsicht als Ausdruck von
Unsicherheit
- Perfektionismus: Bedürfnis nach ständiger Kontrolle & peinlich genauer Sorgfalt
- Übermäßige Gewissenhaftigkeit & unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit
unter Vernachlässigung von Vergnügen & zwischenmenschlicher Beziehungen
- Pedanterie & Konventionalität mit eingeschränkter Fähigkeit des Ausdrucks
warmer Gefühle
- Rigidität & Eigensinn, wobei auf Unterordnung unter eigene Gewohnheiten
bestanden wird
- Andrängen beharrlicher & unerwünschter Gefühle/ Impulse die nicht die
Schwere einer Zwangsstörung erreichen
- Bedürfnis zu frühzeitigen, detaillierten & unveränderteren Vorausplanen
ABHÄNGIGE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Überlassung der Verantwortung für wichtige Lebensbereich an andere
- Unterordnung eigener Bedürfnisse/ unverhältnismäßige Nachgiebigkeit
- Mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche
- Selbstwahrnehmung: hilflos, inkompetent, schwach
- Häufige Ängste vor Verlasseneren
- Erleben innerer Zerstörtheit & Hilflosigkeit bei Ende einer engen Beziehung
- Neigung, die Verantwortung für Missgeschicke anderen zuzuschicken
Komorbidität
- Angsterkrankungen
- Affektive Episoden
Basales kognitives
Schema
Autonomiebewegung des Partners
--> Angst vor Verlasseneren
--> Angst/ Demonstration von Hilflosigkeit
--> Reduzierte Autonomiebewegung des Partners
--> „Wenn ich nicht die geringstens Anzeichen des Verlassenwerdens
erkenne, werde ich verlassen“
- Dysfunktionale kognitive Schemata haben Tendenz sich im
interpersonelle Kontext zu bestätigen & behindern die Aktivierung
adäquaterer Kognitionen
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Psychiatrie & Psychotherapie
SCHIZOIDE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Anhedonie: Unvermögen zum Erleben von Freude
- Emotionale Kühle/ Absonderungen/ flache Affektivität & Unvermögen warme/
zärtliche Gefühle zu zeigen
- Schwache Reaktion auf Lob/ Kritik
- Wenig Interesse an Sex
- Übermäßige Vorliebe für Phantasie/ Einzelgängerisches Verhalten
- Mangel an engen, vertrauensvollen Beziehungen
- Deutliche Mängel im Erkennen & Befolgen sozialer Regel --> Exzentrisches
Verhalten
PARANOIDE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG
Kriterien
- Übertriebene Empfindlichkeit auf Zurückweisung
- Nachtragend bei Kränkung/ Verletzung mit Neigung zu ständigem Groll
- Misstrauen/ starke Neigung erlebtes zu verdrehen, sodass Handlungen
anderer als feindlich missgedeutet werden
- Streitsüchtiges/ beharrliches, Situationsunangemessenes Bestehen auf
eigenen Rechten
- Neigung zu pathologischer Eifersucht
- Tendenz zu erhöhtem Selbstwertgefühl in Verbindung mit ständiger
Selbstbezogenheit
- Inanspruchnahme durch Gedanken an Verschwörung als Erklärung für
Ereignisse in der Umwelt
ABNORME GEWOHNHEITEN UND STÖRUNGEN DER IMPULSKONTROLLE
Störungen der Impulskontrolle: Wiederholt unkontrollierbare Impulse/ Handlungen ohne
vernünftige Motivation. Schadet in den meisten Fällen dem Betroffenen/ Anderen.
PATHOLOGISCHES STEHLEN - KLEPTOMANIE
Definition
- 2+ Diebstähle ohne Komplizen bei geringer Vorausplanung
- es entstehen keine Vorteile (Gegenstände werden häufig weggeworfen/
verschenkt/ gehortet)
- Ich-Dystonie: Bewusstsein dass Tat verboten/ sinnlos ist
- Schuldgefühle nach der Tat
- Steigende Spannung vor der Tat, Entspannung/ Befriedigung direkt nach der Tat
Prävalenz
- <1% der Allgemeinbevölkerung
- häufiger bei Frauen
- 50%: Beginn vor dem 20LJ
Therapie
- Selbstkontrolltechniken
- Antidepressiva bei gleichzeitigen depressiven Symptomen
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Psychiatrie & Psychotherapie
SPIELTRIEB
Besonderheiten
Kriterien für
Stoffgebundene
Abhängigkeit
- Spezifisch für Säugetiere
- Bereitet auf Leben vor
- Aktiviert Belohnungssystem
- im Vergleich zu früher heute viel Spielzeit vor dem Monitor
- PC-Sucht, Internetsucht
- Erfassung Internetsucht mit Compulsive Internet Use Scale
- Kontrollverlust: Bezüglich Einnahmezeitpunkt/ Dosis
- Entzugserscheinungen: vegetative Begleiterscheinungen: Zittern,
Nervosität, Gereiztheit
- Toleranzentwicklung: Dosissteigerung erforderlich
- Einengung des Handlungsspielraums: Desinteresse an Alternativen
- Negative Konsequenzen: Fortsetzung trotz schädlicher Folgen
- Starkes Verlangen: Wunsch/ Zwang Substanz einnehmen zu müssen
PC-Spiel-Sucht
Epidemiologie
- Prävalenz bei 15-jährigen Jungs: 3,0% abhängig/ 4,7% gefährdet
- Prävalenz bei 15-jährigen Mädchen: 0,3% abhängig/ 0,5% gefährdet
Begünstigende
Faktoren
- männliches Geschlecht
- realweltliche Misserfolge
- Spielmotiv der Machtausübung
- Mangelnde Fähigkeit zur Perspektivübernahme
- Schwere Elterngewalt in Kindheit
Komorbidität/
Begleiterscheinung
- unterdurchschnittliche Schulleistungen
- verkürzte Schlafzeit
- depressive Verstimmung
- Bewegungsmangel (Adipositas, Thrombosen)
- Epileptische Anfälle
- erhöhte Aggressivität
Vorschlag
Diagnosekriterien
- Symptomatik besteht seit mindestens 3 Monaten kontinuierlich
- Primäre Kriterien
- eingeengtes Denken & Verhalten
- Kontrollverlust
- Toleranzentwicklung
- Entzugserscheinungen
- Dysfunktionale Affekt-/ Antriebsregulation
- Vermeidung realer Kontakt zugunsten virtueller Kontakte
- Fortsetzung des Spiels trotz negativer Konsequenzen
- Sekundäre Kriterien:
- Körperliche Konsequenzen
- Soziale Konsequenzen
- Leistungsbezogene Konsequenzen
- Ausschlusskriterium: pathologisches Spiel lässt sich durch Manie/
Zwang erklären
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Psychiatrie & Psychotherapie
Mittlerweile könnten PC-Spiele als therapeutische Intervention bei Suchterkrankungen, ADHS,
Autismus, Angst, Aggression, Ernährungsberatung und PTSD genutzt werden. Es fehlen Phase-3Studien welche zulassungsrelevante Daten zum Wirksamkeitsnachweis produzieren
AFFEKTIVE STÖRUNGEN
Patient mit bipolar-affektiver Störung verliert im Durchschnitt 14 Jahre Arbeitszeit und 9 Jahre
Lebenszeit
Kennzeichen
- Störung der Stimmung/ Antrieb/ Kognition
- polar entgegengesetzte Formen: Depression vs. Manie
- zeitlich abgrenzbare Phasen/ Episoden
- remittierend
- keine wesentliche Persönlichkeitsveränderungen
Verlaufsformen
- unipolare Depression 60%
- (pseudo-)unipolare Manie 10%
- Bipolare Störung 30%
(MELANCHOLISCHE) DEPRESSION
Hauptsymptome
- Depressive Verstimmung
- Interessenverlust/ Freundesverlust
- Antriebsminderung
Zusatzsymptome
- Konzentrationsstörung
- Mangelndes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühl & Gefühl der Wertlosigkeit
- Pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizid (10% der Patienten sterben durch Suizid. 10fach erhöhte
Suizidalität gegenüber Allgemeinbevölkerung)
- Schlafstörungen
- Appetitverminderung
Somatisches
Syndrom
- deutlicher Interessenverlust/ Freud-Verlust an angenehmen Aktivitäten
- mangelnde Fähigkeit zu emotionaler Reaktion
- Früherwachen
- Morgentief
- objektivierbare psychomotorische Hemmung/ Agitiertheit
- Appetitverlust mit mehr als 5% Gewichtsverlust
- Libidoverlust
Denken
- formaler Gedankengang verlangsamt/ Gedankenkreisen
- inhaltliches Denken ist stimmungskongruent (häufig Schuldwahn,
Verarmungswahn)
Kognitive Triade nach
Beck
1. Negatives Selbstbild
2. Negatives Bild von der Welt
3. Negative Zukunftserwartungen
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Psychiatrie & Psychotherapie
Epidemiologie
- Punktprävalenz: 1,5 - 5%
- 1-Jahresprävalenz: 2,5-6%
- Lebenszeitprävalenz: 4,8-18%
- Erkrankungsbeginn meist 30-50LJ
- unipolare Depression betrifft mehr Frauen als Männer, bei bipolarer
Störung kein Unterschied
- Erkrankungsrisiko bei
- 1 betroffenem Elternteil: 10%
- 2 betroffenem Elternteil: 30-40%
- Belastende Lebensereignisse häufig als Auslöser, der weitere Verlauf
ist meist unabhängig davon
Depression als
Risikofaktor
- für kardiovaskuläre Ereignisse
- Patienten mit kardiovaskulären Ereignissen sind häufig depressiv
- wichtiger Prädiktor für 6-Monats-Mortalität nach kardiovaskulären
Ereignissen
Generationspsychosen
Schwangerschaftspsychose
- protektiver Effekt der Schwangerschaft: während der SS meist nur
selten affektive Ersterkrankung
Wochenbettdepression
- Beginn innerhalb von 6 Wochen nach Geburt
- häufig mit 5-15%
Phasendauer
- ohne Behandlung im Schnitt 6-9 Monate
- längere Phasen in höheren Lebensalter
- Rapid Cycler: mehr als 4 Phasen pro Jahr
- Ultra Rapid Cycler: Mehrfacher Wechsel innerhalb eines Monats
MANIE
Symptomatik
- gesteigerter Antrieb
- gehobene Stimmung (häufig auch gereizt-aggressiv)
- formales Denken beschleunigt/ Ideenflucht
- inhaltliches Denken: Selbstüberschätzung
- eingeschränkte Kritikfähigkeit
- reduziertes Schlafbedürfnis
Hypomane Episode
- Dauer mindestens 4 Tage
- mehr als 3 Symptome: erhöhtes Selbstwertgefühl, verringertes
Schlafbedürfnis, vermehrte Gesprächigkeit, Ideenflucht/
Gedankenrasen, vermehrte Ablenkbarkeit, gesteigerte Betriebsamkeit,
vermehrte angenehme Aktivität
- eindeutig abgrenzbar zu symptomfreier Zeit
- soziale/ berufliche Funktionsbeeinträchtigung
Gemischte Episode
- mind. 1 Woche sowohl manisch + depressive Kriterien erfüllt
- rascher Wechsel der Stimmung
- häufig: psychomotorische Unruhe, Schlaflosigkeit,
Appetitveränderung, Suizidgedanken
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Psychiatrie & Psychotherapie
Bipolar 1
Wechsel zwischen Depression & Manie
Bipolar 2
Wechsel zwischen Depression & Hypomanie
- deutlich häufiger als Bipolar 1
- Diagnosestellung häufig zu spät, durch Fehldiagnose Depression
Hypothesen zur
Ätiologie
- genetische Disposition
- Neurotransmitterstörung
- gestörte hippocampale Neurogenese
- saisonale Einflüsse
- Life-Events & traumatische Kindheitserlebnisse
- überdauernde Persönlichkeitseigenschaften
- erlernte Hilflosigkeit
WEITERES WICHTIGE BEGRIFFE
Major Depression
Mittelschwere - schwere Depression
Vitale Depression
Betonung im körperlichen Bereich
Larvierte Depression
kaum erkennbar bei bestehenden physischen Symptome
endogene Depression
ohne äußeren Anlass
Komorbidität Depression
- chronische Schmerzerkrankungen
- Zwangsstörung
- Angst-/ Panikstörung
- Substanzbezogene Abhängigkeit
- Essstörungen
- Persönlichkeitsakzentuierungen
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
Pseudodemenz
- Klagen über kognitive Defizite
- Widerspruch zwischen Testleistung & Alltagsverhalten
- ausgeprägter depressiver Affekt mit Früherwachen/ Grübeln/
Selbstzweifeln
- Besserung bei erfolgreicher antidepressiver Therapie
- Wachtherapie erfolgreich
- Frühere affektive Phasen
Schizoaffektive
Störung
gleichzeitig bestehende affektive Symptome und schizophrene
Symptome
Dysthymia
chronische depressive Verstimmung, wobei die einzelnen Episoden
nicht den Schweregrad einer Depression erreichen
Somatoforme
Störungen
Wiederholte physische Symptome in Verbindung mit hartnäckiger
Forderung nach medizinischer Untersuchung, bei ausbleibendem
pathologischen Befunden
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Psychiatrie & Psychotherapie
BURN-OUT | Z 73.0
Historie
- 1960: Graham Green „A burnt-out case“
- 1974: Erste Verwendung des Begriffs durch Herbert Freudenberger
12 Phasen der Bunr-Out
Entwicklung
(Freudenberger)
1. Zwang sich zu beweisen
2. Verstärkter Einsatz
3. Subtile Vernächlässigung eigener Bedürfnisse
4. Verdrängung von Bedürfnissen/ Konflikten
5. Umdeutung von Werten
6. Verstärkte Leugnung aufgetretener Probleme
7. Rückzug
8. Beobachtbare Verhaltensänderung
9. Verlusts des Gefühls für eigene Persönlichkeit
10.Innere Leere
11.Depression
12.Völlige Burn-Out Erschöpfung
Bei allen Definitionen gilt als notwendige Voraussetzung, dass die Betroffenen ihre Beschwerden
als Folge der Arbeitsbelastung sehen.
Dimensionen
Emotionale
Erschöpfung
- Überforderungsgefühle
- Müdigkeit/ Niedergeschlagenheit/ Schlafstörungen
- Unfähigkeit in der Freizeit zu entspannen
Zynismus/
Distanzierung
- zunehmende Frustration mit anschließender Distanzierung zur Arbeit
- Verbitterung gegenüber Arbeitsbedingungen
Verringerte
Arbeitsleistung
- Eindruck einer nachhaltigen Minderung der Leistung
Bio-Psychosoziales Entstehungsmodell:
- Biologische Risikokonstellationen: Die Belastbarkeit unterscheidet sich interindividuell.
Genetische Faktoren erklären ca 1/3der individuellen Unterschiede in der Symptomatik
- Psychologische Bedingungsfaktoren: überhöhte Bedeutung der Arbeit im Hinblick auf
Selbstverwirklichung/ Selbstbestätigung/ Leistungserwartung. Ausdehnung von Arbeitszeit &
Vernachlässigung von Familie/ Freizeit
Arbeitsplatzbezogene Herausforderungen
Tertiarisierung
Dienstleistungsgesellschaft: Zunahme geistiger & interaktiver
Tätigkeiten
Informatisierung
ortsunabhängiges, zeitliche Flexibilität --> Entgrenzung der Arbeit
Subjektivierung
zunehmende Eigenverantwortlichkeit
Akzelleration
fortlaufende Beschleunigung bei steigender Komplexität
Neue Arbeitsformen
diskontinuierliche Beschäftigungsverhältnisse
17
Psychiatrie & Psychotherapie
Messinstrumente:
- Maslach-Burnout-Inventar (Selbstbeurteilungsinstrument mit 25 Items)
- Copenhagen Burnout Inventory
- Burnout Screening Skalen
Epidemiologie
- bislang kaum hochwertige Studien
- Zunahme der Häufigkeit evtl durch optimierte Erfassung/
zunehmende Offenheit über psychische Probleme zu reden
Prävention
- Gestaltung der Arbeitsplatzbedingungen
- Einzelpersonen können ihre Ressourcen stärken
Therapie
- Arbeitsplatz- / Personenzentrierte Intervention (bestenfalls
Kombination beider Bereiche)
Burnout wird nicht als psychische Erkrankung (F-Diagnose) Verschlüsselt. Es gilt nicht als
eigenständiges Krankheitsbild. Vielmehr als Risikofaktor für andere Erkrankungen (vor allem
Depression).
POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG | F.43
Seit 1980 im DSM-III operationalisiert
Definition
- Verzögerte Reaktion: Latenz von Wochen - Monaten (selten mehr als 6
Monate nach Trauma)
- auf belastendes Ereignis (Naturkatastrophen, Kampfhandlung, Folter,
Unfall....)
Kriterien
- wiederholtes erinnern/ wiederinszenieren im Gedächtnis (Intrusionen)
- deutlicher emotionaler Rückzug & Gefühlsabstumpfung
- Vermeidung von Reizen, die eine Erinnerung hervorrufen könnten
Kriterien eines
Traumas
Belastendes Ereignis/ Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung, die
bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde
Abgrenzung zu
Anpassungsstörung
- Auslöser erfüllen nicht die Kriterien eines Traumas
- Beginn innerhalb eines Monats nach Ereignis
- Dauer meist nicht länger als 6 Monate
- keine Intrusionen
Epidemiologie
- Lebenszeitprävalenz: Frauen 10% / Männer 5%
Risikofaktoren
- psychische Erkrankungen innerhalb der Familie
- Prämorbide Persönlichkeitseigenschaften
- Kognitive Faktoren (Bewertung, Kontrollempfinden)
- Stärke & Häufigkeit der Traumatisierung
- mangelnde psychosoziale Unterstützung
- zusätzliche Life-events
18
Psychiatrie & Psychotherapie
Bilgebende
Diagnostik
- MRT: Volumenreduktion des Hippocampus beidseits
- assoziierte Störung des Kurzzeitgedächtnisses
Therapie
- Pharmakotherapie: nur wenig kontrollierte Untersuchungen
- nach akutem Trauma: niederpotente Neuroleptika
- bei PTSD: trizyklische AD oder SSRI
- Psychotherapie: nur wenig kontrollierte Untersuchungen
- Krisenintervention
- kognitive VT: Krankheitsmodell, Entspannungstechniken,
Exposition, Kognitive Umstrukturierung
- EMDR: Eye movement desensitization and reprocessing.
Metaanalysen zeigen keine Überlegenheit gegenüber
Expositionstechniken
- CISD: Critical Incident Stress Debriefing. Gruppengespräche nach
Ereignis. Vermutlich unwirksam, evlt. schädlich
Verlauf
- chronifizierte Form nach extremer Belastung: Andauernde
Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
- feindlich- misstrauische Haltung
- Sozialer Rückzug
- Gefühl der Leere & Hoffnungslosigkeit
- Nervositätsgefühl
- Entfremdung
ORGANISCHE PSYCHOSYNDROME
DEMENZ
Herkunft
- de: weg
- mens: Verstand
Diagnostische
Kriterien
- Abnahme des Gedächtnis
- Abnahme des Denkvermögens
- Beträchtliche Beeinträchtigung in AdL‘s
- klares Bewusstsein
- Dauer der Symptomatik >6 Monate
Häufigste Formen
- Alzheimer-Demenz (kontinuierlich schlechter)
- Multiinfarkt-Demenz (diskontinuierlich schlechter)
- Mischformen
Kriterien
Alzheimer
- Vorliegen einer Demenz
- schleichender Beginn mit langsamer Verschlechterung
- fehlende Hinweise auf anderweitige System-/ Hirnerkrankungen
- fehlen eines plötzlichen apoplektischen Beginns/ neurologischer Herdzeichen
19
Psychiatrie & Psychotherapie
Symptome
- Gedächtnisstörung
- räumliche Orientierungsstörung
- Umschreibungen
- Fortgeschrittenes Stadium: unordentlich gekleidet, verlangsamt, apathisch,
desorientiert, hängende Schultern
- Endstadium: bettlägrig, steif, nicht ansprechbar
Diagnostik
- Mini-Mental-Status-Test: Orientierung, Aufnahmefähigkeit, Aufmerksamkeit
& Rechnen, Gedächtnis, Sprache, Ausführen eines dreiteiligen Befehls,
Lesen, Schreiben, Konstruktive Praxis (kopieren einer überschneidenden
5-eckigen Figur)
- Memo-Test
- Syndrom-Kurz-Test
- MRT: gleichmäßige Atrophie des Hirns
- Funktionelle Bildgebung (SPECT): Minderperfusion parieto-temporal
- Liquorpunktion (Nachweis Tau-Protein)
Epidemiologie
- Prävalenz steigt exponentiell mit zunehmendem Alter
- 80-89 Jahren: Prävalenz ca. 10%
- APOE4 als Risikogen
Therapie
- Zugelassene Antidementiva (Sprechen das cholinerge System an):
Donezepil, Rivastigmin, Galantamin, Memantine)
- Kognitives Training
- Ergotherapie
- Realitätsorientierung
- Körperliche Aktivierung
- Multisensorische Verfahren
- Angehörigenbezogene Interventionen
Risikofaktoren:
- nicht beeinflussbar: Alter, positive Familienanamnese, ApoE4-Status,
weibliches Geschlecht, Kopfumfang/ Hinrgröße
- beeinflussbar: niedriger Bildungsstatus, SHT, PTSD, artierelle Hypertonie,
Hypercholisterinämie, Hyperhomocysteinämie, Diabetes 2, gesättigte
Transfette, geringe körperliche Aktivität, Übergewicht
Nun Study
Semantische
Demenz
- 93 Nonnen im Alter von 75-95 Jahren fertigten handschrifliche Biografien
im Alter von 22 Jahren
- Auswertung der Biografien hinsichtlich Ideendichte und
grammatikalischer Komplexität, sowie kognitiver Funktion im Altern
--> niedrige linguistische Fähigkeit im jungen Erwachsenenalter ist an
niedrige kognitive Funktion & Alzheimer Demenz im hohen Alter gekoppelt.
Der Effekt ist unabhängig von Bildung und Umweltbedingungen
- Sprachstörung: Verlust des Wort-Sinn-Verständnisses
- Intaktes Bilder-zuordnen
- langsam progredient
- Atrophie des Frontal-/ Temporallappens
- Non-Alzheimer-Pathologie
20
Psychiatrie & Psychotherapie
Lewy-KörperchenDemenz
- dominierende Aufmerksamkeitsstörung, optische Halluzinationen,
deutliche Fluktuation der Kognition, Parkinson-Symptomatik
- Therapie: Cholinesterasehemmer, keine Neuroleptika
- Lewy-Körperchen: intrazytoplasmatische, eosinophile, hyaline
Einschlusskörperchen in Neuronen
- kortikale Lewy-Körperchen finden sich bei 7-20% aller Demenzen
Frontotemporale
Demenz
- progredient; Beginn im mittleren Lebensalter
- Frühe Charakterveränderung
- umschriebene Atrophie der Frontal-/ Temporallappen
- keine spezifische Therapie bekannt --> symptomatisch
CHOREA HUNTINGTON
Definition
- neurodegenerativ/ autosomal-dominant vererbt
- Erste Symptome zwischen 30-60 LJ
- Männer & Frauen gleich häufig betroffen
- Inzidenz: 5:100.000
Symptome
Motorik
- Bewegungsunruhe der Extremitäten
- plötzliche, unwillkürliche Bewegungen; nehmen bei Ermüdung zu,
sistieren im Schlaf
Psyche
- Störungen von Affekt/ Antrieb
- später impulsives Verhalten/ Enthemmung
- Depression
- Beeinträchtigung intellektueller Fähigkeiten bis hin zu Demenz
- Sprachverarmung
- Wahnphänomene
UNSPEZIFISCHER EXOGENER REAKTIONSTYPUS
Organische Psychosen zeigen gemeinsame & einheitliche psychopathologische Symptome &
Syndrome.
Akut-reversibel
- Durchgangssyndrome: affektiv, expansiv-konfabulatorisch, amnestisch
- Bewusstseinseintrübung: quantitativ oder qualitativ-produktiv
chronischirreversibel
- pseudoneuroasthenes Syndrom
- Organische Persönlichkeitsveränderungen
- Demenz
SCHIZOPHRENIEN | F20
Symptome 1. Ranges
- dialogische, Kommentierende, imperative Stimmen
- leibliche Beeinflussungserlebnisse
- Gedankeneingebung
21
Psychiatrie & Psychotherapie
- Gedankenentzug
- Gedankenausbreitung
- Gefühl des Gemachten
- Wahnwahrnehmung
Symptome 2. Ranges
- Sonstige akustische Halluzinationen
- Halluzinationen auf anderen Sinnesgebieten
- Wahneinfälle
- Ratlosigkeit
- depressive/ frohe Verstimmung
- erlebte Gefühlsverarmung
Zonästhesien
- Qualitativ eigenartige Leibgefühle ohne Kriterium des Gemachten
- schwer beschreibbar für Patient, phasenhaft auftretend,
wechselnd, fremdartiger bizarrer Charakter
Kriterien nach
ICD-10
- Symptomatik fast ständig während eines Monat (oder länger) vorhanden
- Mindestens 1 der Symptome:
- Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
- Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten
- Kommentierende/ Dialogische Stimmen
- Anhaltender (kulturell unangemessener) bizarrer Wahn
- Mindestens 2 der Symptome:
- Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität
- Neologismen, Gedankenabreißen, Einschiebung in den Gedankenfluss
- Katatone Symptome
- Negativ-Symptome: Apathie, Sprachverarmung, verflachter/ inadäquater
Affekt
- Formales Denken: zerfahren
- Inhaltliches Denken: Wahnphänomene
F20.0
Paranoide Schizophrenie (Wahn & Halluzinationen)
F20.1
Hebephrene Schizophrenie (Affektive Veränderungen, Denken ungeordnet,
Verhalten ziellos)
F20.2
Katatone Schizophrenie (Psychomotorische Störungen)
Epidemiologie
- Prävalenz: 1,4-4:1000
- Lebenszeitrisiko: 10:1000
- Jahresinzidenz: 0,1-0,4:1000
- In allen Kulturen ähnlich häufig
Risikofaktoren
- Beginn meist Pubertät - 30LJ
- Männer & Frauen gleich häufig
- Erkrankungsgipfel: Männer: 20-25LJ
- Erkrankungsgipfel: Frauen: 25-30LJ
- leicht erhöhtes Risiko bei Menschen mit Geburt zwischen Februar - Mai
- Eltern/ Geschwister erkrankt
- Cannabis-Konsum
22
Psychiatrie & Psychotherapie
Ätiopathogenese
- kein allgemein akzeptiertes Modell
- Ontogenetische Veränderungen
- Genetische Veränderungen
- Hirnregionale Faktoren
- Biochemische Veränderungen
- Bio-Psycho-Soziales Modell
Umgang mit Patient
- akut: Akzeptanz der Symptomatik ohne die Inhalte zu übernehmen
- sub-akut: Unterstützung bei Realitätsbezug
- chronisch: Forderung ohne Überforderung
Verlauf
- sehr unterschiedlich.
- 20-30% folgenloses Ausheilen
- 20% sehr ungünstiger Verlauf
Behandlung
- Neuroleptika (Dopaminrezeptorantagonisten)
- möglichst früh behandeln, da Therapieresponse stetig sinkt
Rezidiv-Prophylaxe
- Neuroleptika nach erster Phase >1Jahr
- Psychosoziale Therapie
Forensik
- keine erhöhte Zahl von Tötungsdelikten
- Gewaltdelikte erhöht, insgesamt sind Schizophrene Patienten aber
nur für einen sehr kleinen Anteil der Gewaltverbrechen verantwortlich
PSYCHOTROPE SUBSTANZEN, ALKOHOL, MEDIKAMENTE
ALKOHOLKRANKHEIT
Kriterien schädlicher
Gebrauch
- Konsum seit 1 Monat oder wiederholt innerhalb der letzten 12
Monate
- Schädigung eindeutig diagnostizierbar
Kriterien Abhängigkeit
(mind. 3)
- Craving
- Kontrollverlust
- Toleranzentwicklung
- Entzugssymptome
- Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums
- Konsum trotz schädlicher Folgen
Diagnostik
- Cut Down: Versuche Konsum einzuschränken
- Annoyed by criticism: Verärgerung über Kritik anderer am Konsum
- Guilt: Gewissensbisse
- Eye opener: Morgens Konsum um leistungsfähig zu sein
- Blutalkohol
- Indirekter Nachweis von Schädigungen: GGT, GOT, GPT, MCV (bei 70%
erhöht), Homocystein, CDT
23
Psychiatrie & Psychotherapie
Epidemiologie
- riskanter Konsum: 5 Mio
- schädlicher Gebrauch: 3 Mio
- Alkoholabhängigkeit 1,5-2 Mio
Therapie
- Feedback persönlicher Risiken
- Responsibility: Eigenverantwortlichkeit
- Advice: Ratschläge bezüglich Ziel erteilen
- Menue of behavioural change: Verhaltensalternativen
- Empathy: nicht-konfrontative Gesprächsführung
- Self-efficacy: Selbstwirksamkeit bekräftigen
Akute Intoxikation
- 0,5-1,5‰ leichter Rausch
- 1,5-2,5‰ mittelschwerer Rausch
- 2,5-3,5‰ schwerer Rausch
- >3,5‰ Lebensgefahr
--> Stationäre Überwachung, Haloperidol; sedierende Medikamente
erst unter 1‰
Entzug
- ambulant: Chlordiazepoxid, Carbamazepin, Kein Clomethiazol oder
Diazepam
- stationär: Clomethiazol, Diazepem, Haldol, Clonidin
Entwöhnung
- 4-6 Monate in Fachklinik
- Ziel ist dauerhafte Abstinenz, oder zumindest stark reduziertes
Trinken
WernickeEnzephalopathie
KorsakoffSyndrom
- Trias aus Okulomotorikstörung, Nystagmus & Ataxie
- Thiamin-Mangel (--> Substitution
- Toxischer Effekt von Alkohol
- Schädigung im Hippokampus, medialen Thalamus, Corpora mammillaria
- Trias aus Desorientiertheit, Merkfähigkeitsstörung & Konfabulation
- Zusatzsymptome: magerer Gesprächsinhalt, fehlende Einsicht, Apathie
- Häufig in Kombination mit Wernicke-Enzepaholopathie
DELIRIUM TREMENS
Symptomatik
- Bewusstseintrübung & Desorientiertheit
- Situations- Personenverkennung
- Optische Halluzinationen
- Paranoide Erleben
- Erhöhte Suggestibilität
- Hypermotorik
- Vegetative Entgleistung
- Letalität (unbehandelt) 20-25%
Alkoholentzugsanfälle
- Häufige Komplikation
- 24-48h nach Beendigung des Trinkens
- Typischerweise primär generalisierte Grand-Mal
- Behandlung bei Anfällen in Vorgeschichte mit Carbamazepin
24
Psychiatrie & Psychotherapie
PSYCHOTROPE SUBSTANZEN
LSD
- Lysergsäurediethylamid (chemisch hergestelltes Derivat der Lysergsäure)
- „Acid“
- Halluzinogen
- Toleranzentwicklung, jedoch kein Suchtverhalten
- Partialantagonist am 5-HT-Rezeptor
Ketamin
- PCP
- NMDA-Rezeptorantagonist
Cannabis
Gesamteit Bioaktiver Substanzen der asienstämmigen Hanfpflanze
- Tetrahydrocannabinol (THC): wichtigste bioaktive Substanz bezüglich
euphorisierender Wirkung
- Marihuana: aus oberen Blättern/ Vorblättern/ Blütenstengeln der reifen
weiblichen Pflanze (THC: 1-5%)
- Haschisch: Unterseite der Blätter, Cannabisharz aus Drüsenhaaren (THC
bis 10%)
- Wirkung ist abgängig von Grundstimmung
- Therapeutischer Einsatz denkbar zur Appetitsteigerung, Hemmung von
Übelkeit, Senkung des intraokulären Drucks
- Folgen: Amotivationales Syndrom, Psychische Abhängigkeit, Psychosen
CannabisEntzugssyndrom
- Häufig: Ärger, Aggression, Irritabilität, Angst, verminderter Appetit,
Unruhe, Schlafstörungen
- selten: Frösteln, depressive Stimmung, Magenschmerzen, Schwitzen
Spice
- Kräutermischung mit Beimengung synthetischer Cannabinoide
Opium
- getrockneter Milchsaft des Schlafmohn
- braune bis Schwarze Masse durch Autoxidation
- Hauptalkaloide: Morphin, Codein, Thebain
Morphin
- Euphorie, Dysphorie, Bewusstseinsstörungen, Verstopfung, Übelkeit,
Atemdepression, Blutdruckabfall, Somnolenz
Heroin
- Diacetylmophrin (halbsyntetisches Opioid)
- nicht wasserlöslich, wird mit Säure (Vitamin C) & Wasser gemischt:
Säure bewirkt beim Aufkochen die notwendige Bildung eines
wasserlöslichen Heroinsalzes
- Wirkung: Passiert Blut-Hirn-Schranke wesentlich schneller -->
Schlagartige Anflutung im Hirn
- Anfangs überwältigender Kick mit anschließendem allgemeinen
Wohlgefühl & glücklicher Stimmungslage, hohes Selbstbewusstsein
(Heroisierung)
- Kurze Halbwertszeit: Rausch dauert ca 4h
- Begleitprobleme: hoch suchterzeugend, hohe Rückfallquote.
Qualitätsschwankungen auf Schwarzmarkt: Toxische Streckmittel,
Überdosierung bei unerwarteter Reinheit. Hepatitis, HIV
- Entzugssymptome: Craving, Unruhe, Rhinorrhoe, Gänsehaut,
Muskelschmerzen, Gähnzwang, Parästhesien, Mydriasis, Hyperthermie,
Hypertensie, Durchfall, Erbrechen
25
Psychiatrie & Psychotherapie
Methadon
- Vollsynthetisches Opiat
- V.a. zur Drogensubstitution 1xtgl da längere Halbwertszeit als Heroin
- Bedarf besonderer Qualifikation des Arztes und nur wenn drogenfreie
Behandlung möglich ist. Bedarf Meldung an Behörden
Codein
- Hustenstillend (v.a. bei Reizhusten
Naloxon
- Antagonist an allen Rezeptoren
Tramadol
- Vollsynthetisches Opioid
- analgetisch Wirkung 10fach schwächer als bei Morphin
- nicht BTM-pflichtig
Tillidin
- vollsynthetisches Opioid
- Tillidin selbst kaum analgetisch. Aktive Metabolite: Nortillidin &
Bisnortillidin
- meist in fixer Kombination mit Naloxon
- Tillidin ist BTM-pflichtig, das Kombipräparat mit Naloxon nicht BTM
Kokain
- schmerzstillende Wirkung, Lokalanästhetische Wirkung
- Euphorie/ Stimmungsaufhellung
- Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit & Aktivität
- Verschwinden von Hunger-/ Müdigkeitsgefühlen
Stimulanzien
- Met-/Amphetamin, Methylphenidat, Phentermin, Sibutramin, Fenetyllin,
Phenylpropanolamin, Ephedrin, MDMA, MDA, MDE
- Speed: Amphetamin / Crystal: Metamphetamin / Extasy: Vielzahl von
Phenylethylaminen, MDMA
- Ausschüttung von Noradrenalin & Dopamin
- Appetithemmung, verringertes Schlafbedürfnis, Euphorie, erhöhte
Aufmerksamkeit, erweiterte Pupillen
Betelnuss
- Beeinflussung GABAerger, sympahtischer & parasympathischer
Funktionen
- Wohlbefinden, vermehrter Speichelfluss, Appetitminderung
MEDIKAMENTE
Benzodiazepine
- Diazepam: schnelle Resorption, HWZ: 20-40h
- Lorazepam: relativ schnelle Resoption, HWZ: 12-15h
- Wirkung: Anxiolyse, Sedierung, Muskelrelaxation, Antiepileptische
Wirkung, Amnesiogener Effekt, EEG-Effekt, Endokriner Effekt
- Behandlungsdauer: spätestens nach 6 Wochen ausschleichen über 4
Wochen hinweg
- Entzugssymptome: Ängste, Depressive Symptome, Lichtscheu,
Hyperakkusis, Hyperalgesie, Abnorme Leibgefühle, Schlafstörungen,
Delir, Tremor, Grand-Mal-Anfälle
26
Psychiatrie & Psychotherapie
Nikotin
- 110.00 Todesfälle/ Jahr durch Rauchen
- rauchen ab Jugendalter: 50% versterben im mittleren Lebensalter & büßen
22 Jahre Lebenserwartung ein
- Jeder Raucher verliert durchschnittlich 8 Jahre
- Entzug: Ausschleichende Nikotinersatztherapie über 12 Wochen möglich
- Nikotin bewirkt erhöhte Dopamin-Transmission im mesolimbischen System
Karzinogene im
Rauch
- Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
- N-Nitrosoverbindung
- Stickstoffoxide
- Epoxide
- Freie Radikale
Lokale Wirkung
- Verschlechterung von Geruchs-/ Geschmackssinn
- chronische Stomatitis, Pharyngitis, Laryngitis, Bronchitis
- Tabakamblyopie
- Retina-Degeneration
Kriterien
Nikotinabhängigkeit
- zwanghafter Konsum
- Toleranzentwicklung
- körperliche Entzugssymptomatik bei Abstinenz
- Fortgesetzter Konsum trotz Folgeschäden
- Veränderungen der Lebensgewohnheiten um Konsum aufrecht zu erhalten
- eingeschränkte Kontrolle über Rauchverhalten
QuitErfolgsquoten
- ohne therapeutische Unterstützung: 6% erfolgreich
- Nikotinersatz ohne Therapie: 12% erfolgreich
- Professionelle Raucherentwöhnung: 20-30% erfolgreich
Verstärkung/ Belohnung
Kokain > Heroin > Alkohol > Nikotin > Marijuana
Schwierigkeiten Abstinenz
Nikotin > Heroin > Kokain > Alkohol > Marijuana
SCHLAFMEDIZIN
Sinn & Zweck von
Schlaf
- Gedächtniskonsolidierung
- Energieverbrauch mindern
- Entfernung von Stoffwechselprodukten aus Zwischenzellbereich
Stadien
- REM: Rapid Eye Movement. Muskelatonie. ca 20%
- Non-REM-Stadien
- 1. Übergangsphase. Langsam rollende Augenbewegungen. 5%
- 2. eigentlicher Schlafbeginn. 50%
- 3. & 4. Tiefschlaf/ Slow-Wave-Sleep. ca 20%
Insomnie - Folgen
- VPn nehmen bei freier Nahrungszufuhr nach reduzierter
Schlafdauer mehr Kalorien zu sich
- chronische Insomnien erhöhen Risiko für psychische Störungen
27
Psychiatrie & Psychotherapie
Primäre Schlafstörungen
Dyssomnien
Störung von Dauer, Qualität, zeitlicher Abfolge des Schlafes
- Primäre Insomnie
- Primäre Hypersomnie
- Narkolepsie
- Atmungsgebundene Schlafstörungen
- Störungen des zirkadianen Rhythmus
Parasomnien
Episoden abnormen Erlebens/ Verhaltens in bestimmten Schlafphasen
- Alpträume
- Pavor nocturnus
- Somnambulismus
DYSSOMNIEN
Primäre Insomnie
Ätiologie
Lebensereignis --> Schlafbehindernde Gedanken --> Aktivierung
(motorisch, emotional, autonomes Nervensystem --> ungünstige
Schlafgewohnheiten
Epidemiologie
- 15-25% der westlichen Industrienationen
- Zunahme mit Alter
- Verlauf chronisch
Diagnostik
- Strukturierte Interviews
- Schlaftagebuch
- Pittsburger Schlafqualitäts-Index (PSQI)
- Aktometrie
- Schlafpolysomnographie
Therapie
- Vermittlung Störungsmodell
- Allgemeine Wissensvermittlung
- Life-Style: Ernährung, Bewegung, Einsatz von Licht
- Regeln zu Schlafhygiene: Regelmäßigkeit, Störquellen ausschalten,
Meidung von Kaffee, Nikotin, Alkohol, Entspannungsverfahren
- Stimuluskontrolle: Bett = Schlaf wieder herstellen
- Schlafrestriktion um Schlafdruck zu verstärken
- Pharmakotherapie nicht kausal, aber möglich
Primäre Hypersomnie
Kriterien
- erhöhte Schläfrigkeit seit mindestens einem Monat. Verlängerter
Nachtschlaf oder tägliche Schlafepisoden
- Führt zu signifikantem Leiden/ Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen,
anderen Funktionsbereichen
Epidemiologie
- Erkrankungsbeginng meist in Adoleszenz
- 0,03-0,06% Allgemeinbevölkerung
Therapie
- Stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus herstellen
- Vermeidung sedierender Substanzen
- bei ausgeprägtem Leidensdruck können Stimulanzien eingesetzt werden
28
Psychiatrie & Psychotherapie
Narkolepsie
Klinik
- imperative Einschlafattacken und/oder kontinuierliches Müdigkeitsgefühl
- Kataplektische Attacken meist bei spezifischen Affekten
- Hypnagoge Halluzinationen (meist negativ geprägt)
- Schlafparalyse
- Automatisches Verhalten bei Ermüdung
- Nächtliche Schlafstörung mit häufigem Erwachen
Epidemiologie
- Beginn häufig in Adoleszenz, selten nach 35LJ
- Männer & Frauen gleich häufig betroffen
Diagnostik
- Schlafpolysomnographie: Einschlaflatenz im Mittel unter 5Minuten
- Multiple Sleep Latency Test
- Genetik
- Bestimmung des Orexin-Spiegels im Nervenwasser
Therapie
- Life-Style: Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol/ Nikotin
- Schlafhygiene
- Psychoedukation & Selbsthilfeorganisation
- Medikamentös: Trizyklisch AD & MAO-Hemmer um REM-Schlaf zu
unterdrücken
Schlafapnoe
Klinik
- mind. 10sek andauernder Atemstillstand während des Schlafes
- lautes, unregelmäßiges Schnarchen
- erhöhte Tagesmüdigkeit
2 Formen
- OSAS: Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom
- Pharyngeale Obstruktionen besonders in Rückenlage
- Begünstigende Faktoren: Adenoide, Tonsillenhyperplasie,
Nasenseptumdeviation, Maktroglossie, Mikrognathie, Adipositas
- Einnahme von Tranquilizern/ Alkohol
- Zentrales Apnoe-Syndrom
- gelegentlich organische Läsionen im Hirnstamm
Diagnostik
- STOP-BANG-Fragebogen: Snore - Tired - Obstruction - Pressure -- BMI Age - Neck - Gender
- Pulsoxymetrie
Therapie
- Life-Style: Gewichtsreduktion, Alkohol/ Nikotinkarenz, Schlaf-WachRhythmus, Vermeiden der Rückenlage
- Operativ: Straffung des Gaumensegels, Verkürzung des Gaumenzäpfchen
- CPAP-Beatmung
Störungen des zirkadianen Rhythmus
Jet-Lag-Syndrom
Anpassung an neue Zeitgeber meist schneller bei Flug nach
Westen
Schichtarbeitersyndrom
- Therapie: günstige Schichtfolge, Kurzschlaf vor ND, Helles
Licht während ND
29
Psychiatrie & Psychotherapie
PARASOMNIEN
Alpträume
- letztes Drittel der Nacht
- Detaillierte Traumberichte
Pavor nocturnus
- meist im Kindes-/ Jugendalter
- angstbesetzter Schrei im ersten Drittel der Nacht
- meist enge Korrelation mit Hauptanteil des Tiefschlafs
- morgens besteht meist Amnesie für die Attacken
Somnambulismus
- Meist im Kindes-/ Jugendalter
- meist im ersten Drittel der Nacht
- meist Handlungen einfacher Art für Sekunden bis Minuten
- Morgens besteht Amnesie für die Attacken
SEKUNDÄRE SCHLAFSTÖRUNGEN
Schlafstörungen bei
psychiatrischen Störungen
- Affektive Erkrankungen
- Schizophrenien
- Demenzen
Andere Schlafstörungen
- Organische Erkrankungen
- Substanzinduziert
SEXUELLE STÖRUNGEN & HOMOSEXUALITÄT
Sexualanamnese
- häufig nicht erhoben
- Inhalte: Sexuelle Entwicklung in der Kindheit, frühe sexuelle
Identifizierung, Geschlechtsrolle, Partnerbeziehung, Sexuelle
Konflikte & Krisen, Gegenwärtige Beziehung
SEXUELLE FUNKTIONSSTÖRUNG | F.52
F52.0
F52.1
F52.2
F52.3
F52.4
F52.5
F52.6
F52.7
Männer
Mangel/ Verlust an sexuellem Verlangen
Sexuelle Aversion & mangelnde sexuelle Befriedigung
Versagen genitaler Reaktionen
Orgasmusstörungen
Ejaculatio praecox
Nichtorganischer Vaginismus
Nichtorganische Dyspareunie
Gesteigertes sexuelles Verlangen
- Impotentia coeundi: erektliche Impotenz
- Impotentia generandi: Fortpflanzungsunfähigkeit
- Impotentia satisfactionis: Ejakulation ohne Orgasmus
- Ejaculatio praecox: verzeitiger Samenerguß
- Priapismus: >4h anhaltende Erektion unabhängig von sexueller Stimulation
- Alibidimie: fehlendes sexuelles Bedürfnis
- Dyspareuni: Schmerzen bei Sexualverkehr
30
Psychiatrie & Psychotherapie
Frauen
- Dyspareuni
- Anorgasmie: ausbleiben des Orgasmus
- Vaginismus: pathologisch erhöhte Spannung der Vaginal- /
Beckenbodenmuskulatur
- Larvierte Sexualstörungn: diverse funktionelle Störungen
- Persistent sexual arousal syndrom: überwiegend Frauen. Bis zu 250
Orgasmen am Tag.
- Häufig kombinierte Funktionsstörungen „Female Sexual Dysfunction“
Epidemiologie
- allgemeine Probleme: 10-52% Männer / 25-63% Frauen
- Sexuelle Funktionsstörungen durch Medikamente häufig
STÖRUNGEN DER GESCHLECHTSIDENTITÄT | F64
F64.0
F64.1
F64.2
Transsexualismus
Transvestismus unter Beibehaltung beider Geschlechterrollen
Störungen der Geschlechtsidentität des Kindesalters
Transsexualismus
- vollständige Identifikation mit dem Gegengeschlecht
- Drängender Wunsch nach Geschlechtsänderung
- „Cross-Dressing“ (Kleidung, Mimik, Gestik)
- Vehemente Ablehnung biologischer Geschlechtsmerkmale
Therapie
- Betreuung & Beobachtung für mind. 1 Jahr
- Alltagstest mind. 1 Jahr
- Hormongabe für mind. 6 Monate
- Transformations-OP
- Nachbetreuung
TSG
Transsexuellengesetz:
1. Änderung des Vornamens möglich, wenn mit hoher
Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass sich
Zugehörigkeitsempfinden nicht mehr ändern wird
2. Feststellung der (neuen) Geschlechtszugehörigkeit möglich bei
dauernder Fortpflanzungsunfähigkeit und eine geschlechtsangleichende OP stattgefunden hat.
STÖRUNGEN DER SEXUALPRÄFERENZ | F65
F65.0
F65.1
F65.2
F65.3
F65.4
F65.5
F65.6
Fetischismus
Fetischistischer Transvestismus
Exhibitionismus
Voyerismus
Pädophilie
Sadomasochismus
Multiple Störungen der Sexualpräferenz
31
Psychiatrie & Psychotherapie
HOMOSEXUALITÄT
Epidemiologie
- Männer 3-4%
- Frauen 1,5-3%
- in allen Kulturen, auch bei Tieren
Hypothese
- niedriger pränataler Androgenspiegel begünstigt männliche Homosexualität
- hoher pränataler Androgenspiegel begünstigt weibliche Homosexualität
- es gibt keine/ sehr geringe Unterschiede in peripheren Androgenspiegeln
zwischen Hetero-/ Homo- Männern
Statistisches
- Schwule werden in der Geschwisterfolge oft später geboren
- Anstieg der Homosexualität um ca. 33% mit jedem älteren Bruder
gegenüber Grundhäufigkeit
- Schwule mit älteren Brüdern, haben niedrigeres Geburtsgewicht als,
heterosexuelle Männer mit älteren Brüdern
SUIZIDALITÄT
Suizid
absichtliche Selbstbeschädigung mit tödlichem Ausgang
Suizidversuch
absichtliche Selbstbeschädigung mit dem Ziel des tödlichen Ausgangs
Parasuizid
Handlung ohne Selbsttötungsabsicht/ absichtliches Zufügen von
Verletzungen. Sollte eher weniger verwendet werden.
Erweiterter Suizid
Einbeziehung anderer Personen in den Suizid ohne ihre
Mitentscheidung/ Wissen
Präsuizidales
Syndrom
- Zunehmende Einengung: situativ, dynamisch, zwischenmenschliche
Beziehung
- Aggressionsstauung & Wendung der Aggression gegen die eigene
Person
- Suizidphantasien: anfangs aktiv intendiert, später passiv aufdrängend
Einschätzung der Ernsthaftigkeit: Bedeutsam ist nicht die objektive eingeschätzte Gefährlichkeit
einer Methode, sondern die subjektiv eingeschätzte Gefährlichkeit.
Epidemiologie
- gehört zu den 10 häufigsten Todesursachen in Europa
- Suizidversuche 10-20mal häufiger als vollzogene Suizide
- >50% sterben beim ersten Suizidversuch
Risikofaktoren
- hohes Alter & Junge Menschen in Entwicklungsphasen
- männliches Geschlecht
- aggressives Verhalten
- Psychiatrische Störungsbilder (Depression, Schizophrenien,
Borderlinestörung, Sucht)
- Einsamkeit
- Körperliche Erkrankungen
- Vorangegangener Suizidversuch
32
Psychiatrie & Psychotherapie
- Narzisstische Krisen, Störungen des Selbstwertgefühls
- Jahreszeit (Frühling, Sommer)
- Wochentag: Montag
Schützende Faktoren
- Hoher BMI
- Lithium im Trinkwasser
Maßnahmen
- umgehende Einweisung in Psychiatrie
- Suizidprophylaxe: kein Ausgang, entfernen potentieller Suizidwerkzeuge
- häufige Gespräche
- Soziotherapeutisch
- Medikamentös
Suizidrate unter
Antidepressiva
- Suizidrate steigt kontinuierlich mit Alter und ist bei hochbetagten am
höchsten
- erhöhtes Risiko für Menschen <25Jahre bei SSRI
Werther-Effekt
- Nachahmungssuizide
- Relevante Einflussgrößen
- Publizitätsgrad
- Art der Medien
- Anzahl & Art der Rezipienten
- Eigenschaft der Rezipienten
- Art des dargestellten Verhaltens
- Valenz des Modells
- Darstellung der Konsequenzen
Primärprävention
Reduktion ursächlicher Faktoren für suizidales Verhalten
Sekundärprävention
Gesamthilfe in suizidalen Krisen, Verhindern eines Suizidversuches
Tertiärprävention
Nachbetreuung nach Suizidversuch
RECHTLICHE FRAGEN IN DER PSYCHIATRIE
Forensik
- Spezialgebiet der Psychiatrie
- Grenzfragen zwischen Recht & Psychiatrie
- Fachspezifische Begutachtungsfragen
- Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher
Doppelauftrag der
Psychiatrie
- Paradoxe öffentliche Erwartungshaltung: Ordnungsfunktion &
Risiko des Missbrauchs
- Kontrollinstanzen: Rechtsweg, Europäischer Gerichtshof für
Menschenrechte, Medien --> Problem: Ermessensspielräume
GG Art. 2 Abs. 2
Jeder hat das Recht auf Leben & körperliche Unversehrtheit. Die
Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur aufgrund
eines Gesetzes eingegriffen werden.
33
Psychiatrie & Psychotherapie
GG Art. 20 Abs. 1
Sozialstaatsprinzip: Fürsorgepflicht des Staates gegenüber Kranken
GG Art. 104 Abs. 2
Über die Zulässigkeit und Fortdauer einer Freiheitsentziehung hat nur
der Richter zu entscheiden.
BGB § 1896-1908i
Betreuungsrecht:
- Soll dem Betreffenden nützen
- Voraussetzungen: Volljährigkeit; in Folge psychischer Krankheit/
körperlicher/ geistiger/ seelischer Behinderung kann Betreffender
seine Angelegenheiten nicht (gänzlich) besorgen
- nicht möglich gegen den freien Willen: Nur der Betroffene kann den
Antrag stellen
- nur gültig für einzelne Aufgabenkreise
Zwangsbehandlung
Laut BGH-Entscheid im Juli 2012 ist eine richterliche Genehmigung
einer Zwangsbehandlung aktuell nicht möglich, da ein entsprechendes
Gesetz im BGB fehlt.
Unterbringung
- Betreuungsgesetz: Bei Selbstgefährdung oder zu ärztlicher
Behandlung zum Wohle des Betreuten
- Unterbringungsgesetz: Bei Selbstgefährdung oder zu ärztlicher
Behandlung zum Schutze Dritter
- zivilrechtlich: Gericht --> Bestellung eines gesetzlichen Betreuers -->
Antrag auf Unterbringung
- öffentlich rechtlich: sofort durch jeden Arzt möglich --> fürsorgliche
Aufnahme/ Zurückhaltung | oder | Antrag beim Ordnungsamt mit
Zeugnis vom Gesundheitsamt --> Entscheidung durch Gericht
BGB § 34
Rechtfertigender Notstand
StGB § 20
Schuldunfähigkeit: (...)Bei Begehung der Tat wegen einer seelischen
oder psychischen Störungen, tiefgreifenden Bewusstseinsstörung, das
Unrecht der Tat einzusehen --> keine Bestrafung des Täters, sondern
Maßregelung der Besserung & Sicherung
StGB § 21
verminderte Schuldfähigkeit: gemilderte Strafe bei erheblich
verminderter Einsichts-/ Steuerungsfähigkeit --> zusätzlich zur
Maßregelung erfolgt eine Strafe
Psychische Krankheit
- Schizophrenien, affektive Störungen
- Organische Störung
- Abhängigkeitserkrankung
- Neurotische Störungen
- Persönlichkeitsstörungen
Geistige Behinderung
Angeborene oder frühzeitig erworbene Intelligenzdefizite
Seelische Behinderung
Bleibende Beeinträchtigung infolge von psychischen Erkrankungen
Maßregelvollzug
- StGB § 63: Unterbringung in Forensischer Psychiatrie
- StGB § 64: Unterbringung in Entziehungsanstalt
- StGB § 66: Sicherungsverwahrung in JVA
34
Psychiatrie & Psychotherapie
UBG nach § 63 StGB
- Vorliegen von Schuldunfähigkeit/ verminderter Schuldfähigkeit
- Anordnung nur, bei Erwartung von zukünftigen rechtswidrigen Taten
- zeitlich unbefristet
- Jährliche Anhörung durch Strafvollstreckungskammer
- Aussetzung zur Bewährung wenn keine rechtswidrigen Taten mehr
zu erwarten sind.
UBG nach § 64 StGB
- maximal 2 Jahre, zuzüglich 2/3 der verhängten Freiheitsstrafe
- bei hohen Haftstrafen erfolgt Vorwegvollzug der Freiheitsstrafe
Sicherungsverwahru
ng nach § 66 StGB
- bei Vorliegen einer vorsätzlichen Straftat mit mindestens 2 Jahren
Freiheitsstrafe
- mindesten 2 Jahre wurden bereits verbüßt
- mindestens 2 rechtskräftige Verurteilungen wegen vorsätzlicher
Straftaten mit jeweils mindestens 1 Jahr Freiheitsentzug
- Gesamtwürdigung des Täters ergibt Allgemeingefährlichkeit
--> Erfolgt in JVA getrennt vom Vollzug einer normalen Freiheitsstrafe
EINSICHT IN KRANKENUNTERLAGEN
Funktionen der
Dokumentation
- Gedächtnisstütze für Arzt
- Therapiesicherung
- Rechenschaftslegung gegenüber Kostenträger
- Beweissicherung
- Qualitätssicherung
Gründe gegen
Einsichtsrecht
- Therapeutische Gründe: Risiko einer gesundheitlichen
Schädigung, Belastung des Arzt-Patient-Vertrauensverhältnisses
- Interessen Dritter deren Informationen Eingang in die
Krankengeschichte gefunden haben (--> Datenschutz)
- Interessen des Arztes: durch subjektive Bewertung ist Arzt
persönlich in diagnostischen & therapeutischen Prozesse involviert
BGB § 603g
Dem Patient ist auf Verlangen unverzüglich Einsicht in die
vollständige, ihn betreffende Patientenakte zu gewähren, soweit der
Einsichtnahme nicht erhebliche therapeutische Gründe, oder
sonstige erhebliche Recht Dritter entgegenstehen. Die Ablehnung
der Einsichtnahme ist zu begründen.
Dokumentationspflicht
- Inhalt der Dokumentation kann gegebenenfalls Gegenstand eines
juristischen Verfahrens sein
- ärztliche, diagnostische & therapeutische Maßnahmen müssen
dokumentiert sein.
Geschäftsunfähigkeit
BGB § 104: 7 LJ nicht vollendet; Wer sich in einem die freie
Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung
der Geistesfähigkeit befindet, sofern nicht der Zustand seiner Natur
nach vorübergehend ist.
35
Psychiatrie & Psychotherapie
PSYCHOTHERAPIE
GRUNDLEGENDES
Definition
- Bewusster & geplanter interaktioneller Prozess zu Beeinflussung von
behandlungsbedürftigen Verhaltensstörungen & Leidenszuständen mit
psychologischen Mitteln
- wissenschaftlich begründeten & empirisch geprüften Verfahren
- Grundlage: tragfähige emotionale Bindung
Patientenratgeber
niederschwelliges Angebot mit Infos zu typischen Beschwerden,
Diagnostik, Ursachen, Verläufe, Behandlungsverfahren, Möglichkeiten
zur Selbsthilfe
PsychotherapieVerfahren
- Humanistisch-Erlebnisorientiert: Klientenzentrierte
Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Psychodrama
- Psychodynamisch-tiefenpsychologische Therapien: Klassische
Psychoanalyse & Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Kognitiv-Behaviorale Therapie: Klassische VT-Verfahren, Kognitive
Verfahren
- Interpersonelle & systemische Therapien: Interpersonelle
Psychotherapie, Paar-/ Familientherapie
- Ergänzende spezielle Verfahren: Progressive Muskelrelaxation,
Autogenes Training, Hypnose
Schulenübergreifend
- früher wurden die einzelnen Schulen stark getrennt
- aktuell ist eine pragmatischere Sichtweise mit
Störungsspezifischen Ansätzen, neurobiologischen Grundlagen
und gemeinsamen Faktoren der Psychotherapie
- Vertrauensverhältnis
- Akzeptanz
- realistische Hoffnung
- Atmosphäre zum Ansprechen emotionaler Erlebnisse
- Reorganisation dysfunktionaler kognitiver Schemata
Mögliche Negative
Effekte
- Verschlechterung der Symptomatik
- suizidalität/ psychotische Entgleisung
- Ehescheidung
- übertriebene Erwartungen an die Realisierbarkeit menschlichen Glücks
- Erzeugung neuer Symptome
- Psychopathologisierung der Persönlichkeit
- Sexueller Missbrauch von Patienten
GESPRÄCHSPSYCHOTHERAPIE
Grundlage
- Carl R. Rogers (1942)
- Gespräch steht im Mittelpunkt --> weniger symptom- mehr klientbezogen
36
Psychiatrie & Psychotherapie
Charakteristika
- Eigenverantwortlichkeit für das eigene Leben
- Therapie soll Wachstum, Reifung, Selbstverwirklichung in angstfreier
Atmosphäre ermöglichen
- Konzentration auf das Erleben von Gefühlen
- Kein deutendes oder direktives Vorgehen
- Sitzordnung über Eck
- Therapeut sagt weniger als der Klient, keine Themenvorgabe, (in der
Regel) keine Ratschläge
Therapeutische
Techniken
- Empathie: einfühlendes Verstehen & Verbalisierung emotionaler
Erlebnisinhalte
- unbedingteWertschätzung des Klienten
- Kongruenz: Übereinstimmung mit sich selbst
Anwendungsbereiche
vor allem bei Depressionen, Angststörungen, Schizophrenien,
Persönlichkeitsstörungen
Kontraindikationen
- Mangel an kognitiven Fähigkeiten, Flexibilität der Sprachfertigkeit,
Akzeptanz des Therapieansatzes
- Fehlende Bereitschaft zur Konfrontation mit der eigenen
Problemsituation
Wirksamkeit
- überzeugend nachgewiesene Wirksamkeit für weites
Störungsspektrum
- idR bessere Wirkung wenn dieselben Patienten mit anderen
Verfahren aus kognitiv-behavioralem Setting behandelt werden
VERHALTENSTHERAPIE
Prinzipien
- Orientierung an empirischer Psychologie
- Problemorientierung
- Zielorientierung & zeitliche Limitierung
- Transparenz
- Aktive Rolle des Patienten
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Therapeut als Experte & Moderator
Geschichte
- in den 1950ern: behavior therapy/ modification
- Beschränkung zunächst auf beobachtbares Verhalten ohne Rücksicht auf
intrapsychischen Prozesse
- Verschiedene Arten der Konditionierung
- seit Kognitiver Wende werden intrapsychische Prozesse miteinbezogen
- Abhängigkeit von biologischen Gegebenheiten & Bewertung von Situationen
- Sozialpsychologische Wende:
- Bedeutung lebensgeschichtlicher Entwicklungen & psychosozialer
Beziehungen & gesellschaftlicher Bedingungen
- Beachtung von Motivationsfaktoren
- Modell-Lernen (Bandura)
37
Psychiatrie & Psychotherapie
Denken der VT
Analytisch-ursächlich:
- Beschwerden verursachen ein Problem
- Analyse der auslösenden & aufrechterhaltenden Bedingungen für ein
Problem
Phänomenologisch-beschreibend:
- Beschwerden verursachen Symptome
- Symptome werden mittels klassischer Diagnostik zu Syndromen
zusammengefasst und als Krankheit/ Störung beschrieben
Allgemeine Denkregeln
- Think behavior: Verhaltensorientiert
- Think solution: lösungsorientiert
- Think positive: positiv denken
- Think small steps: in kleinen Schritten denken
- Think flexible: Flexibel denken
- Think future: zukunftsorientiert
7-Phasen-Modell
Vorbereitungsphasen:
1. Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen
2. Änderungsmotivation
3. Verhaltensanalyse
4. Zielanalyse
Intervention:
5. Spezielle therapeutische Intervention
6. Evaluation
7. Erfolgsoptimierung
Verhaltensanalyse
- Lern-/ Entwicklungsgeschichte verstehbar machen
- Symptomebene --> SORC-Schema
- Funktionsanalyse von Symptomen
- Analyse auf verschiedenen Ebenen: Beobachtbares Verhalten,
Kognition, Somatisch-physiologisch & Interaktion zwischen Ebenen
SORC
- Stimulus: extern, kognitiv, somatisch psychosozial (auslösende
Bedingungen für Reaktion)
- Organismus: situationsabhängige Variable
- Reaktion: kognitiv, emotional, motorisch, physiologisch
- Konsequenz: kurzfristig vs. langfristig
Spezielle Intervention
- Reizkonfrontation, Operante Methoden, Modell-Lernen, Aufbau
sozialer Kompetenzen, Kognitive Verfahren
ANDERE THERAPIEARTEN
Rational-emotive
Therapie
- Ellis
- Störungen entstehen durch subjektiv verzerrte Wahrnehmung &
Interpretation von Ereignisse
38
Psychiatrie & Psychotherapie
Kognitive Therapie
- Beck
- Bidirektionaler Zusammenhang zwischen Kognition und Emotion
- Identifikation automatischer Gedanken
- Kognitives umstrukturieren
- Realitätstestung
Selbstverbalisation
- Innerer Dialog als Steuerungsfunktion für menschliches Handeln
- Selbstinstruktionstraining
- Stressimpfungstraining
Psychoedukation
- Vermittlung von Informationen zum Verständnis der jeweiligen
Erkrankung
- Störungsübergreifend vs. Störungsspezifisch
Gruppentherapie
- Lernen am Modell
- Vertiefung durch Beleuchtung unterschiedlicher Aspekte
SOMATISCHE THERAPIEVERFAHREN
EKT: ELEKTROKONVULSIONSTHERAPIE
Geschichte
- 1938 durch Bini & Cerletti (Italien) eingeführt
- früher: wacher Patient; bds. temporal angelegte Elektroden; Sinusstränge
- heute: Kurznarkose; Elektroden unilateral auf subdominanter Hemisphäre
rechts; Rechteckimpulse
Ablauf
- wöchentlich 2-3 Behandlungen im 48h Intervall
- Kurznarkose, Muskelrelaxation, Sauerstoffbeatmung
- Beginn immer unipolar rechts
- Therapeutisch Wirkung entwickelt sich langsam (jedoch rascher als
unter Behandlung mit Antidepressiva
- Gesamtanzahl: 4-14
- einzelner Anfall dauert mindestens 25sec; wichtig ist dass es ein
generalisierter Krampfanfall ist
Prädiktoren für
Erfolg
- Symptome einer endogenen Depression: Schuldwahn, Morgentief,
ausgeprägte psychomotorische Hemmung, vergangene Manien,
ausgeprägte Vitalstörungen, Fehlen eines adäquaten Auslösers,
Pseudodemenz
Indikation
- schwere endogene Depression (EKT ist Behandlung mit Trizyklischen
AD/ Neuroleptika hier überlegen)
- Perniziöse Katatonie
- Deutschland hat eingeschränkte Indikation und 50-fach niedrigere
Behandlungsfrequenz als GB oder Dänemark
39
Psychiatrie & Psychotherapie
Begleitwirkung
- gelegentlich Verwirrtheitszustand direkt nach Narkose
- häufig Kopfschmerzen/ Muskelkater
- Antero-/ retrograde Amnesien: vollständige Rückbildung innerhalb von
Tagen - Wochen nach letzter Behandlung. Möglich sind aber auch
langfristige Erinnerungslücken von biografisch wichtigen Daten
Kontraindikation
- absolut: erhöhter intrakranieller Druck
- relativ: alle Begleiterkrankungen mit erhöhtem Anästhesierisiko
Wirkmechanismus
- nicht abschließend geklärt
- hippokampale Neurogenese wird angeregt, ähnlich wie bei AD
Medikation oder Lithium
TMS: TRANSKRANIELLE MAGNETSTIMULATION &
VNS: VAGUSNERVSTIMULATION
Transkranielle Magnetstimulation
Vorgehen
- von außen appliziertes Magnetfeld (links präfrontal) reizt den Kortex/
tiefere Hirnstrukturen
- Stromfluss von ca. 8.000 A für ca. 1ms; Feldstärke von 1,5-2 Tesla
- Therapie an 10 aufeinander folgenden Wochentagen
Wirksamkeit
- es fehlen universell festgelegte Stimulationstechniken
- günstige Effekte bei akustischen Halluzinationen
Vagusnervstimulation
Vorgehen
- milde elektrische Reizung des Vagusnerves im linken Halsbereich
- wirksam bei therapieresistenter Epilepsie
- Gerät & OP ähnlich wie bei Herzschrittmacher
- Nutzungsdauer des Gerätes ca 5 Jahre
- Stimulation im Intervall (z.B. 30 Sekunden; 5 Minuten...)
Indikation
Pharmakotherapeutisch resistente Depression (auch bei Rückfall nach
erfolgreicher EKT)
Risiken
Narkoserisiko
Wirksamkeit
30-40% der Patienten, jedoch nicht bei vorangegangener extremer
Therapieresistenz. Wirkungseintritt lässt länger auf sich warten als unter
Antidepressiva
Nebenwirkungen
- Während Stimulation: Veränderung der Stimme, Husten, Kurzatmigkeit
- Langzeitverträglichkeit ist gut
40
Psychiatrie & Psychotherapie
WACHTHERAPIE &
LICHTTHERAPIE
Wachtherapie/ Schlafentzug
Vorgehen
- totaler Schlafentzug: Patient darf am nächsten Tag gegen 19:00 ins Bett.
- partieller Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte (weniger wirksam)
- 1-2x/ Woche
- Medikamente wie gewohnt (sedierende Medikamente am Abend
auslassen, oder vorverlagern)
- oft geringerer Effekt bei Wiederholung
Indikation
- Überbrückung der Zeitspanne bis medikamentöse Effekte eintreten
- bei Teilremission unter Antidepressiva
- als differentialdiagnostisches Instrument: Pseudodemenz vs. beginnende
Demenz
Kontraindikationen
- Manie
- gemischte Episode bei bipolarer Störung
Lichttherapie
Geschichte
- Anfang des 20. JH Anwendung bei TBC/ Rachitis
- Antidepressiver Effekt wurde übersehen, da Augen abgedeckt wurden
- Antidepressive Lichttherapie seit 1980
Vorgehen
- helles, weißes, fluoriszierendes Licht mit vollem Spektrum
- mind. 2.000 Lux
- Beleuchtungskörper etwa 90cm von Augen entfernt
- tgl. mind. 30 Minuten; bevorzugt morgens
Indikation
- seasonal affective disorder
- Winterdepression
Wirksamkeit
wirksamer Anteil des weißen Lichtes ist blaues Licht (470nm)
Nebenwirkung
- Spannungen in den Augen
- Kopfschmerzen
- Gereiztheit
- 500 Lux
1.000 Lux
2.000 Lux
- 10.000 Lux
- 20.000 Lux
- 100.000 Lux
Normale Innenbeleuchtung
stark bedeckter Himmel
hell bedeckter Himmel
bedeckter Himmel im Sommer
sonniger Wintertag
sonniger Sommertag
41
Psychiatrie & Psychotherapie
PSYCHOPHARMAKA
ANTIDEPRESSIVA
Behandlungsphasen
- Akutphase --> Ansprechen auf Therapie bis zu Remission
- Erhaltungstherapie für 4-9 Monate nach Remission
- Rezidivprophylaxe für >1 Jahr nach Vollständiger Genesung
Trizyklische AD
- Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin
- Effizienz seit über 40 Jahren nachgewiesen
- charakteristisch: anticholinerge Nebenwirkungen
Tetrazyklische AD
- Mianserin
- geringere Neben-/ Wirkungen
SSRI
- Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer: Citalopram,
Fluoxetin, Sertralin
- keine anticholinergen Wirkungen & Gewichtszunahme
SNRI
Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer: Reboxetin
SSNRI
Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer: Venlafaxin,
Duloextin
SDNRI
Elontril
MAO-Hemmer
- Irreversible: Tranylcpromin; Antriebssteigernd; gefährliche Neben-/
Wechselwirkungen
- reversible: Moclobemid
Andere AD
Mirtazapin
Indikationen
Depression, Panikstörung, Generalisierte Angststörung, Phobische
Störung, Zwangsstörung, Schmerzsyndrome, Entzugssyndrome,
Schlafstörungen
Dosierung
- abhängig vom Schweregrad der Depression
- „zügige“ Aufdosierung bis Wirkungseintritt
Kombination
- Möglichst immer nur ein Psychopharmaka, wegen möglicher
Wechselwirkungen und bei Therapieerfolg bleibt unklar welches Mittel
geholfen hat
- MAO-Hemmer und weitere AD dürfen nicht kombiniert werden -->
Serotoninsyndrom
Wirklatenz
Eintritt frühestens nach 1-2 Wochen: bei deutlicher Besserung noch mehrere
Monate weiterbehandeln
42
Psychiatrie & Psychotherapie
NEUROLEPTIKA
Begleitwirkungen
Extrapyramidal
- Neuroleptika der 1. Generation gehen häufig mit solchen
Begleitwirkungen einher
- Neuroleptika der 2. Generation erzeugen die Begleitwirkungen selten
Motorische
- früh: Dystonie, Akathisie, Parkinsonoid, Malignes Neuroleptisches
Syndrom
- spät: Spätdyskinesien
Sonstige
- Photosensibilisierung
- Glaktorrhoe, Amenorrhoe
- erhöhter Augeninnendruck
- herabgesetzte Darmmotilität
- Leukopenie, Agranulozytose
Indikation
- Schizophrene Störung
- Schizoaffektive Störung
- Manische Syndrome
- Depressiver Wahn
- Psychomotorische Erregungszustände
- Neuroleptanxiolyse
Behandlungsdauer
- günstige Effekte meist schon noch 1-2 Tagen zu erkennen
- voller Effekt erst nach Wochen
- Umsetzung mangels Wirkung nach 2-4 Wochen
- nach Erstmanifestation mindestens 1 Jahr neuroleptische Behandlung
- nach mehrfacher Exazerbation mehrjährige Rezidivprophylaxe
- Kombination von Neuroleptika mit Psychosozialer Therapie bringt die
besten Behandlungsergebnisse
PHASENPROPHYLAXE AFFEKTIVER STÖRUNGEN
sicher wirksame
Medikamente bipolare
Störung
- Lithium
- Carbamazepin
- Olanzapin
- Lamotrigin
- Valproinsäure
Überwiegend
Experimentell
- Oxcarabzepin
- Topiramat
- Gabapentin
- Tiagabin
sicher wirksam bei
monopolarer
Depression
- Antidepressiva
- Lithium
- Carbamazepin
- Lamotrigin
43
Psychiatrie & Psychotherapie
Lithium
Indikationen
- prophylaktisch nach erster manischer Phase, oder nach wiederholter
monopolarer depressiver Phase
- suizidprophylaktischer Effekt
- Therapeutisch (Manie, chronisch aggressives Verhalten, Augmentation
der Wirkung von AD)
Wirkungseintritt
- rasch: antimanischer Effekt
- verzögert: Phasenprophylaxe
- wahrscheinlich rasch: Antisuizidaler Effekt
Cave: Intox
bei zu hoher Zufuhr oder zu geringer Ausscheidung
- Sekundäre Elimination durch Natriumsubstitution, Dialyse, forcierte
Diurese
- Symptomatische Behandlung
Contraindikation
- absolut: schwere Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, kochsalzarme
Diät, M. Addison, 1. Trimenon Schwangerschaft
Sonsitges
- begrenzte Wirksamkeit bei Rapid Cycler
- geringe therapeutische Breite
- häufige Laborkontrollen nötig
- Gewichtszunahme
- geringe Kosten da kein Patentschutz
MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG BEI ALKOHOLKRANKHEIT
stationär
- Clomethiazol:
- Wirkung: sedierend, antikonvulsiv, delirverhütend
- NW: atemdepressiv, Blutdruckabfall, Steigerung der Bronchialsekretion
- Mechanismen: Verstärkung der inhibitorischen Neurotransmitter Glycin &
GABA
- Alternativ: Diazepam, Haloperidol, Clonidin
Zusatz
- Thiamin (Vitamin B1): Prophylaxe einer Wernicke-Korsakow-Enzephalopathie
- Kalium: meist Hypokaliämie im Verlauf
Anti-Craving
- Naltrexon (reduziert eher starkes Trinkverhalten)
- Acamprosat (verlängert eher die Abstinenzzeit)
- Nalmefen bei reduziertem Konsum
- Baclofen (GABA-Agonist, bislang ohne Zulassung, aber positive Studien)
Alkoholaversiva
Disulfiram: erzeugt Übelkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Tachykardie,
Atmungsbeschleunigung, Brechreiz, Hitzegefühl, Schwitzen bei Alk-konsum
Craving
- Suchtdruck zählt zu den Kriterien der psychischen Abhängigkeit
- starkes Verlangen nach der Substanz & Art Zwang eine Substanz zu
konsumieren
- als einziger Faktor medikamentös beeinflussbar
- Rewardcraving: positive Verstärkung durch Alkoholwirkung über
endogene Opiate & dopaminerges Belohnungssystem
44
Psychiatrie & Psychotherapie
CO-THERAPEUTISCHE BEREICHE
Multiprofessionelles
Therapeutisches Team
- Ärzte (Gesamtverantwortung)
- Psychologen
- Sozialpädagogen
- Physiotherapeuten
- Fachtherapeuten (Ergo, Musik, Kunst, Gestalt, etc.)
- Pflege
Achtsamkeitsgruppe
- nicht wertendes, unabgelenktes Beobachten des Geschehens auf
körperlicher, seelischer, geistiger Ebene
- verstärkte Selbstakzeptanz
- Entwicklung eines tieferen Körperbewusstseins und einer
verbesserten Konzentrationsfähigkeit
Progressive
Muskelrelaxation
- nach Jacobsen
- Willentliche & bewusste An-/ Entspannung bestimmter
Muskelgruppen
- Konzentration auf den Wechsel zwischen Anspannung &
Entspannung gerichtet
Autogenes Training
- nach Schultz
- Bequeme Haltung, häufig im sitzen (Droschkenkutscherhaltung)
- Kurze formelhafte Vorstellungen (Ich bin ganz ruhig. Meine Beine
sind warm....etc)
- Ruhezustand des Körpers geht mit den Empfindungen von
Schwere & Wärme einher
Wirkung von Sport/
Physiotherapie
- Antidepressiv (vor allem Ausdauersport)
- Anxiolytisch
- Demenz-präventiv
Pflegerische
Aufgaben
- Pflegetherapeutische Gruppen (Aussenaktivität, Patientenmeeting)
- Schulung von Patienten & Angehörigen
- Co-therapeutische Gespräche
- Mitwirkung bei Organisation der Station und deren Abläufe
Sozialpädagogen/
Sozialarbeiter
- Beratung & Unterstützung bei individuellen sozialen Problemen
- Sozialrechtliche Leistungen
- Nachstationäre Hilfen
Ziele der
Ergotherapie
Entwicklung, Verbesserung & Erhalt von
- psychischem Grundleistungsfunktionen (Antrieb, Motivation,
Belastbarkeit, Selbstständigkeit, Tagesstruktur)
- Körperwahrnehmung
- Situationsgerechtem Verhalten
- Realitätsbezogenheit von Selbst-/ Fremdwahrnehmung
- Psychische Stabilität & Selbstvertrauen
- Eigenständiger Lebensführung
45
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