INHALTSVERZEICHNIS Psychiatrie & Psychotherapie 1. ANGST 2. ZWANGSSTÖRUNGEN 3. AKZENTUIERTE PERSÖNLICHKEITEN 4. IMPULSKONTROLLSTÖRUNGEN 5. AFFEKTIVE STÖRUNGEN 6. BURN-OUT 7. POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG 8. ORGANISCHE PSYCHOSYNDROME 9. SCHIZOPHRENIEN 10. PSYCHOTROPE SUBSTANZEN 11. SCHLAFMEDIZIN 12. SEXUALITÄT 13. SUIZIDALITÄT 14. PSYCHOTHERAPIE 15. SOMATISCHE THERAPIE 16. PSYCHOPHARMAKA 17. CO-THERAPEUTISCHE BEREICHE Psychiatrie & Psychotherapie PSYCHIATRIE & PSYCHOTHERAPIE Facharztausbildung: 5 Jahre Weiterbildung: 2 Jahre stationäre psychiatrische & psychotherapeutische Versorgung + (bis zu) 2 Jahre Ambulanz + 12 Monate Neurologie (Möglich: 12 Monate Psychosomatik/ KJP) Mögliche Spezialisierung: - Psychotherapie - Suchtmedizin - Forensisch - Gerontopsychiatrie ANGST Angststörungen laut ICD-10 Phobische Störungen - Agoraphobie - Soziale Phobie - Spezifische Phobie Andere Angststörungen - Panikstörung - Generalisierte Angststörung - Angst & Depression, gemischt Zwangsstörungen Angststörungen sind mit die häufigsten psychischen Störungen und weisen hohe Komorbiditäten untereinander, mit Depression & Substanzmissbrauch auf. PANIKSTÖRUNG Leitlinien nach ICD-10 Mehrere schwere vegetative Anfälle innerhalb eines Monats Symptome ...in gefahrlosen Situationen ...ohne Begrenzung auf bekannte/ vorhersagbare Situationen ...mit angstfreien Zeiträumen zwischen den Attacken Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Ohnmachtsgefühl ohne Ohnmacht ... Intervention - Ermöglichung von Erfahrungen bei denen Angst ohne Intervention abflaut - Beruhigung bei wenigen Zuschauern - Gabe von Benzodiazepinen mgl. 2 Psychiatrie & Psychotherapie Behandlungsmöglichkeiten - Teufelskreis der Panikattacke: 1. Wahrnehmung normaler Vorgänge im Köper 2. Katastrophisierendes Denkmuster & abnorme Bewertung der normalen Vorgänge 3. Entstehung von Angst 4. Durch Angst entstehen physiologische Veränderungen & körperliche Symptome 5. Wahrnehmung der körperlichen Symptome als bedrohlich Stressmodell Panikstörung: - Bei allgemein niedriger Anspannung erreichen die alltäglichen Stressoren nicht die Schwelle für Angstanfälle - Bei allgemein hoher Anspannung befindet sich die Person ohnehin schon näher an der Schwelle für Anfälle und somit überschreiten alltägliche Stressoren auch schneller die Schwelle für Anfälle. Epidemiologie Diagnosenstellung als Entlastung Ursachensuche Vermittlung des Kognitiven Modells Stufenweise Vergrößerung des Aktionsradius Antidepressive Sport & Entspannung Kognitive Verhaltenstherapie (--> Kognitive Umstrukturierung) NICHT: Benzos für die Handtasche - 2 % der Bevölkerung - Beginn: 15-19 Jahre - Frauen:Männer = 2:1 GENERALISIERTE ANGSTSTÖRUNG Symptome Behandlung - Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Zittern.... - Dauerzustand (situationsungebunden) - Symptome an den meisten Tagen (mindestens mehrere Wochen lang) vorhanden - Psychoedukation Kognitive Techniken & Sorgenkonfrontation & Problemlösetraining Aktivitätenaufbau & Entspannung Medikamentös: Antidepressiva, Pregabalin, Buspiron, Benzodiazepine SPEZIFISCHE PHOBIEN Eingrenzung - Beschränkung auf Anwesenheit eines bestimmten phobischen Objektes/ spezifische Situation außerhalb der eigenen Person - Symptome als primäre Manifestationen der Angst. (Beruhen nicht auf anderen Symptomen wie Wahn/ Zwang) - Phobische Situation wird möglichst vermieden 3 Psychiatrie & Psychotherapie Sub-Typen - Tier-Typus (Spinnen, Insekten, Hunde) Umwelt-Typus (Erdbeben, Sturm, Höhe) Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus Situativer Typus (ÖPNV, Tunnel, Brücken) Anderer Typus (Erbrechen, Fallen, Phagophobie) Epidemiologie - Lebenszeitprävelenz: 10-11% - Frauen sind häufiger betroffen Therapie - Exposition DYSMORPHOPHOBIE Phobische Objekt liegt innerhalb der betroffenen Person. Person beschäftigt sich übermäßig intensiv mit dem wahrgenommenen Mangel/ Entstellung der äußeren Erscheinung. Tritt bei Männern/ Frauen in etwas gleich häufig auf. SOZIALE PHOBIE Kriterien laut ICD-10 - Furcht vor Situationen in denen man im Zentrum der Aufmerksamkeit steht - Deutliche Vermeidung solcher Situationen - Angstsymptome - Erröten/ Zittern - Angst zu erbrechen - (Angst vor) Miktions-/ Defäkationsdrang - Deutliche emotionale Belastung Epidemiologie - Lebenszeitprävalenz: 13,3 % - Frauen : Männer = 2,5 : 1 - Beginn: 11-15 LJ (selten nach 25 LJ) Therapie - Kognitive Therapie - Antidepressiva - Benzodiazepine (kurzzeitig) ZWANGSSTÖRUNGEN (F. 42.X) Zwangsgedanken wiederholende stereotype Gedanken (Kontamination, Vergiftung, Sexualität, Religion, etc.) Zwangsimpulse Beunruhigende/ angsterzeugende Antriebserlebnisse Zwangshandlungen Monoton-ritualmäßig ausgeführte Handlungen (Wasch-, Kontrollzwänge) 4 Psychiatrie & Psychotherapie Epidemiologie - Männer & Frauen gleich betroffen Beginn meist nach Pubertät, aber vor 40 LJ Mittleres Erkrankungsalter: 20 Im Vorfeld der Erkrankungen zu 50-70% Lebensereignisse/ Stressoren 3/4 verlaufen chronisch Ätiopathogenese Interaktion biologischer, psychologischer und externer Faktoren - Überschätzung der eigenen Verantwortung/ Bedrohung/ Bedeutung der Gedanken - Übermäßige Gedankenkontrolle - Exzessiver Perfektionismus - Mangelnde Ungewissheitstoleranz KognitivbehavioralesModell Ereignis --> Gedanke --erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeit--> Bewertung --Bestätigung--> unerwünschte Gefühle --Neutralisierung--> Zwangsritual --Verstärkung--> emotionale Erleichterung Verlauf - häufig chronisch, Symptomatik kann fluktuieren - Häufig Zunahme unter allgemeiner Stressexposition - Prognostisch ungünstig: - Beginn vor 20LJ bei Männern - Magisches Denken - Niedriger sozialer Status Dauer bis Behandlung - Durchschnitt: 7,5 Jahre - 1/3 der Patienten sucht professionelle Hilfe - Komorbide Erkrankungen erhöhen Wahrscheinlichkeit auf Hilfesuche DIAGNOSTIK & KLASSIFIKATION Leitmerkmale - Intrusionen: unangenehme Gedanken/ Vorstellungen/ Handlungen - Obsession: Drängt sich dem Bewusstsein auf - Compulsive: ritualisierte Gedanken/ Handlungsketten haben das Ziel aversive Intensionen abzuwehren/ neutralisieren ICD-10 - Symptomatik besteht länger als 2 Wochen Quälend/ stört normale Aktivitäten Leidensdruck/ eingeschränkte Leistungsfähigkeit Nicht durch andere psychische Störung bedingt Diagnostische Forderung: Einsicht, dass Zwangsgedanken/ Handlungen übertrieben/ unbegründet sind Zohar-Fineberg Obsessive Complusive Screen (ZF-OCS) Selbstauskunft 1. Häufiges Waschen/ putzen 2. Häufige Kontrolle von Dingen 3. Quälende Gedanken, die man nicht loswerden kann 4. Alltagstätigkeiten dauern lange 5. Viele Gedanken um Ordnung/ Symmetrie 5 Psychiatrie & Psychotherapie Yale-Brown ObsessiveCompulsive Scale (Y-BOCS) 1. Fremdbeurteilung 2. Qualitative Erfassung der Inhalte 3. Quantitative Erfassung des Schweregrad Abgrenzung zu anderen Störungen Zwanghafte PS - Beschäftigung mit Sauberkeit/ Ordnung/ Genauigkeit - Unterschied. Ich-syntonie, fehlende Intensionen, stabiles Muster, fehlender Widerstand Depression - Grübeln, Schuldgefühle, Angst - Unterschied: keine neutralisierenden Rituale, Grübeln richtet sich auf Vergangenheit, keine Intensionen, kein Widerstand THERAPIE & EMPFEHLUNGSGRADE Psychotherapie (KVT- Kognitive Verhaltenstherapie) Good clinical Practice - 5-Fragen des ZF-OCS - Abklärung Komorbidität - Intensität & Dauer sollte den individuellen Gegebenheiten angepasst werden und bis zum Erreichen einer klinischen Besserung fortgeführt werden. - Exposition in Therapeutenbegleitung und unter anderem im häuslichen Umfeld/ zwangsauslösender Situation - Einbeziehung von Bezugspersonen Soll - Exposition & Reaktionsmanagement Kann - Anwendung Acceptance & Commitment Therapy Pharmakotherapie Good clinical Practice - Monotherapie ist nur indiziert, wenn KVT abgelehnt wird/ wegen Schwere der Symptomatik keine KVT durchgeführt werden kann/ KVT nicht zur Verfügung steht/ Bereitschaft sich auf KVT einzulassen erhöht werden kann - Auswahl des SSRI anhand des Nebenwirkungsprofils & Wechselwirkungen - Evaluation einer evtl. Nicht-Wirkung der Medikamente - Behandlungsdauer mindesten 12 Wochen Soll - Clomipramin ist mit SSRI vergleichbar, hat aber höhere Nebenwirkungen Sollte - Anwendung SSRI - Bei ausbleibender Wirkung SSRI/ Clomipramin ist Therapie mit Antipsychotika möglich - Einsatz SSRI bis zur maximal zugelassenen Dosierung - Erhaltungstherapie: Einsatz der zuletzt wirksamen Dosis 6 Psychiatrie & Psychotherapie Kann - bei unzureichender Wirkung kann erwogen werden über die zugelassene Dosis hinaus zu dosieren - bei unzureichender Wirkung Umstellung SSRI/ Clomipramin - Wenn Versuche mit 2 SSRI erfolglos --> Clomipramin / evtl. Kombination KVT + Pharma Good clinical Practice - Erfolgreiche Pharamakotherapie soll 1-2 Jahre fortgesetzt werden - Strategien zur Rückfallprophylaxe einplanen - Beidseitige tiefe Hirnstimulation soll nur im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden - Bei Schwangerschaft: KVT als Therapie erster Wahl/ Pharmakotherapie auf ein Minimum reduzieren Soll - SSRI/ Clomipramin soll mit KVT kombiniert werden - Bei unzureichender Wirkung Psychopharmaka zusätzlich KVT Kann - KVT kann mit SSRI/ Clompipramin kombiniert werden um schnelleren Wirkungseintritt zu erlangen - Bei Komorbidität kann mit störungsspezifischer Psychopharmakologischer Therapie ergänzt werden - Beidseitige tiefe Hirnstimulation kann bei therapierefraktärer Zwangsstörung erwogen werden Good clincal Practice Stationäre Therapie (Soll): - Akuter Eigengefährdung - Schwere Vernachlässigung/ Verwahrlosung - Schweregrad der Symptomatik lässt normalen Tagesablauf nicht mehr zu Stationäre Therapie (Sollte): - starker Leitungsdruck & starke Beeinträchtigung der psychosozialen Funktionsfähigkeit - Versagen der ambulanten Therapie - Komorbidität erschwert ambulante Therapie erheblich - Ambulante Therapiemöglichkeiten nicht vorhanden AKZENTUIERTE PERSÖNLICHKEITEN Persönlichkeit - zeitlich überdauernde Eigenschaften & Verhaltensweisen, welche Reaktionen des Menschen erklären & Vorhersagen des Verhaltens ermöglicht - Umfasst Wahrnehmung/ Denken/ Fühlen/ interpersonelle Beziehungsgestaltung Persönlichkeitsstörungen - Abweichung von der Durchschnittsbreite der Persönlichkeiten - Es besteht Leidensdruck - Fließende Übergänge zu ,normalen‘ Persönlichkeiten 7 Psychiatrie & Psychotherapie Allgemeine Kriterien PS - charakteristische & dauerhafte Erfahrung-/ Verhaltensmuster weichen von kulturell erwarteten/ akzeptierten Normen ab - Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf soziale Umwelt - Nicht durch andere psychische Störungen erklärbar - Keine organische Ursache - PS sollte nur diagnostiziert werden, wenn Auffälligkeiten nicht durch Achse-1-Störung erklärbar sind & wenn Auffälligkeiten lange vor der Achse-1-Störung vorhanden ist und danach weiterhin persistiert Besonderheiten der Diagnostik - Subtile Phänomene - Selbstbeurteilung nur schwer möglich durch ich-syntonie - Einbeziehung weitere Informationsquellen - Berücksichtigung großer Zeitperspektive - Bei zeitgleicher akuter psychischer Störung nur schwer möglich Diagnostische Hilfsmittel - Strukturierte Interviews - Standardisierte Fragebögen Komorbidität - hohe Komorbidität der PS untereinander - Hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen - Patienten zeigen häufig stärkere Ausprägung der Grundsymptomatik, schwierigeren Behandlungsverlauf, geringen Therapieerfolg Ätiologie & Pathogenese Biologische Sichtweise - Persönlichkeit hat starken genetischen Anteil - Genetische Variation des Serotonintransportes (Angst) - Genetische Variation des Oxytocinrezeptors (Empathie, Stress) Kognitiv-Behaviorale Sichtweise - Reaktion eines Individuums auf Umweltereignisse wird durch jeweilige kognitive Interpretation gesteuert - Verhalten wir entsprechend der Grundannahmen (kognitiven Schemata) als ich-synton erlebt Dimensionale Sichtweise - Big-Five/ OCEAN: Jeder Mensch besitzt individuelle Ausprägung folgenden Dimensionen: Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Offenheit Kategoriale Sichtweise - Im ICD-10 Erfolgt kategoriale Sichtweise unter Einteilung der PS in drei Hauptgruppen: - Cluster A: Paranoide & Schizotype PS (sonderbar, exzentrisch) - Cluster B: Dissoziale, Emotional-instabile, Histrionische PS (dramatisch, emotional, launisch) - Cluster C: Anankastisch, Ängstlich, Abhängige PS (selbstunsicher, dependent, zwanghaft) - Andere spezifische PS 8 Psychiatrie & Psychotherapie Epidemiologie - Häufigkeit in Allgemeinbevölkerung: 11% / in Klinik: bis zu 50% - Geschlechterverteilung gleich/ Unterschiede in spez. Störungsbildern - Tendenz zur Abnahme im Alter - Stadtbevölkerung/ sozial schwächere Schichten sind stärker betroffen - Prävalenz bei stationär behandelten Störung ist bei emotional-instabilen & ängstlichen PS mit je ca. 15% am höchsten EMOTIONAL-INSTABILE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Deutliche Tendenz, Impulse auszuagieren ohne Rücksicht auf Konsequenzen & wechselhafter launiger Stimmung - Fähigkeit zum Vorausplanen ist gering - Ausbrüche von intensivem Ärger können zu gewalttätigem Handeln führen - Impulsives Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive Handlungen von anderen kritisiert/ behindert werden Erscheinungsformen - impulsiver Typus - Borderline Typus Impulsiver Typus - wesentliche Charakterzüge: emotionale Instabilität & mangelnde Impulskontrolle - Impulsdurchbrüche sind häufig, vor allem bei Kritik durch andere Borderline Typus - einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden - Störung des eigenen Selbstbild, unklare Ziele & inneren Präferenzen - Neigung zu intensiven (unbeständigen) Beziehungen können zu emotionalen Krisen (inklusive Suiziddrohung und/oder selbstschädigenden Handlungen) führen - Störung der Affektregulation - Emotionen werden nicht differenziert wahrgenommen: werden stattdessen als quälende Spannungszustände/ generalisierte Analgesie erlebt - Selbstschädigung reduziert Spannungszustände - Dissoziation bei emotionale Belastung - Entwicklung einer altersentsprechenden Spannung-/ Frustrationstoleranz wird durch häufiges Dissoziieren beeinträchtigt - Schwierigkeiten der Nähe-Distanz-Regulation - Abhängigkeit von Gegenwart anderer. Wahrnehmung von Geborgenheit induziert gleichzeitig Angst - Kontaktaufnahme häufig durch Demonstration von Hilflosigkeit & Leid Borderline Typus Entwicklung - In Biographie hohe Missbrauchsrate (sexuell, körperlich, emotional) - Oft: Identität von traumatisierendem Täter & geliebter primärer Bezugsperson --> Um Beziehung zum Täter aufrechtzuerhalten werden eigene Emotionen umgeleitet 9 Psychiatrie & Psychotherapie Psychotherapie - Dialektisch-behaviorale Therapie - Fertigkeiten: Emotionsregulation & Zwischenmenschliche Kompetenz - Nähe-Distanz-Regulation: Leitlinien zur Beziehungsgestaltung - Aufmerksamkeitsfokussierung - Alternative Techniken zum Spannungsabbau Pharmakotherapie keine allgemeingültigen Empfehlungen - Naltrexon: Zulassung bei BPS/ Dissoziationen. Eigentlich zur Entwöhnungsbehandlung nach Opiat-Entgiftung & Reduktion des Rückfallrisikos bei Alkoholabhängigkeit. Nicht-selektiver kompetitiver Opiat-Antagonist ÄNGSTLICHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Andauernde & umfassende Gefühle von Anspannung/ Besorgtheit - Gewohnheitsmäßige Befangenheit/ Unsicherheit/ Minderwertigkeit - Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung/ Akzeptanz - Überempfindlichkeit gegen Zurückweisung/ Kritik - Weigerung zur Beziehungsaufnahme, solange unkritisches akzeptiertwerden nicht garantiert ist - Gewohnheitsmäßige Neigung zur Überbetonung potentieller Gefahren - Eingeschränkter Lebensstil wegen Bedürfnisnach Gewissheit/ Sicherheit Lerngeschichte Therapie Allgemeine Ängstlichkeit/ Angst vor Zurückweisung --> Sozialer Rückzug als Schutz vor Zurückweisung --> Sozialer Rückzug verhindert neue positive Erfahrungen --> Soziale Isolation bei Sehnsucht nach Nähe und Akzeptanz --> Flucht in die Phantasie --> Bestätigung eigener Schemata --> Teufelskreis - Aufzeigen des Teufelskreis - Positiv erlebte Sozialkontakte stärken - Selbstreferentielle Wertschätzung: Unabhängigkeit gegenüber Urteil anderer - Kognitive Umstrukturierung Komorbiditäten Vor allem mit Angsterkrankungen und Affektiven Episoden HISTRIONISCHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Dramatisierung bezüglich der eigenen Person/ Theatralisches Verhalten/ übertriebener Ausdruck von Gefühlen - Suggestibilität: leichte Beeinflussbarkeit durch andere - Oberflächliche & labile Affektivität - Egozentrik: Selbstbezogenheit, fehlende Bezugnahme auf Andere - Dauerndes Verlangen nach Anerkennung/ erhöhte Kränkbarkeit - Verlangen nach aufregender Spannung/ Aktivitäten in denen Betroffener im Mittelpunkt steht - Andauernd manipulatives Verhalten zur Befriedigung eigener Bedürfnisse 10 Psychiatrie & Psychotherapie DISSOZIALE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Unbeteiligtsein an Gefühlen Anderer/ Mangel an Empathie - Deutliche & andauernde Verantwortungslosigkeit & Missachtung sozialer Normen/ Regeln/ Verpflichtungen - Unfähigkeit langfristige Beziehungen beizubehalten - Geringe Frustrationstoleranz & niedrige Schwelle für aggressives Verhalten - Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein & Lernen aus Erfahrung - Neigung andere zu beschuldigen - Andauernde Reizbarkeit ANANKASTISCHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Unentschlossenheit/ Zweifel & übermäßige Vorsicht als Ausdruck von Unsicherheit - Perfektionismus: Bedürfnis nach ständiger Kontrolle & peinlich genauer Sorgfalt - Übermäßige Gewissenhaftigkeit & unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen & zwischenmenschlicher Beziehungen - Pedanterie & Konventionalität mit eingeschränkter Fähigkeit des Ausdrucks warmer Gefühle - Rigidität & Eigensinn, wobei auf Unterordnung unter eigene Gewohnheiten bestanden wird - Andrängen beharrlicher & unerwünschter Gefühle/ Impulse die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen - Bedürfnis zu frühzeitigen, detaillierten & unveränderteren Vorausplanen ABHÄNGIGE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Überlassung der Verantwortung für wichtige Lebensbereich an andere - Unterordnung eigener Bedürfnisse/ unverhältnismäßige Nachgiebigkeit - Mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche - Selbstwahrnehmung: hilflos, inkompetent, schwach - Häufige Ängste vor Verlasseneren - Erleben innerer Zerstörtheit & Hilflosigkeit bei Ende einer engen Beziehung - Neigung, die Verantwortung für Missgeschicke anderen zuzuschicken Komorbidität - Angsterkrankungen - Affektive Episoden Basales kognitives Schema Autonomiebewegung des Partners --> Angst vor Verlasseneren --> Angst/ Demonstration von Hilflosigkeit --> Reduzierte Autonomiebewegung des Partners --> „Wenn ich nicht die geringstens Anzeichen des Verlassenwerdens erkenne, werde ich verlassen“ - Dysfunktionale kognitive Schemata haben Tendenz sich im interpersonelle Kontext zu bestätigen & behindern die Aktivierung adäquaterer Kognitionen 11 Psychiatrie & Psychotherapie SCHIZOIDE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Anhedonie: Unvermögen zum Erleben von Freude - Emotionale Kühle/ Absonderungen/ flache Affektivität & Unvermögen warme/ zärtliche Gefühle zu zeigen - Schwache Reaktion auf Lob/ Kritik - Wenig Interesse an Sex - Übermäßige Vorliebe für Phantasie/ Einzelgängerisches Verhalten - Mangel an engen, vertrauensvollen Beziehungen - Deutliche Mängel im Erkennen & Befolgen sozialer Regel --> Exzentrisches Verhalten PARANOIDE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG Kriterien - Übertriebene Empfindlichkeit auf Zurückweisung - Nachtragend bei Kränkung/ Verletzung mit Neigung zu ständigem Groll - Misstrauen/ starke Neigung erlebtes zu verdrehen, sodass Handlungen anderer als feindlich missgedeutet werden - Streitsüchtiges/ beharrliches, Situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten - Neigung zu pathologischer Eifersucht - Tendenz zu erhöhtem Selbstwertgefühl in Verbindung mit ständiger Selbstbezogenheit - Inanspruchnahme durch Gedanken an Verschwörung als Erklärung für Ereignisse in der Umwelt ABNORME GEWOHNHEITEN UND STÖRUNGEN DER IMPULSKONTROLLE Störungen der Impulskontrolle: Wiederholt unkontrollierbare Impulse/ Handlungen ohne vernünftige Motivation. Schadet in den meisten Fällen dem Betroffenen/ Anderen. PATHOLOGISCHES STEHLEN - KLEPTOMANIE Definition - 2+ Diebstähle ohne Komplizen bei geringer Vorausplanung - es entstehen keine Vorteile (Gegenstände werden häufig weggeworfen/ verschenkt/ gehortet) - Ich-Dystonie: Bewusstsein dass Tat verboten/ sinnlos ist - Schuldgefühle nach der Tat - Steigende Spannung vor der Tat, Entspannung/ Befriedigung direkt nach der Tat Prävalenz - <1% der Allgemeinbevölkerung - häufiger bei Frauen - 50%: Beginn vor dem 20LJ Therapie - Selbstkontrolltechniken - Antidepressiva bei gleichzeitigen depressiven Symptomen 12 Psychiatrie & Psychotherapie SPIELTRIEB Besonderheiten Kriterien für Stoffgebundene Abhängigkeit - Spezifisch für Säugetiere - Bereitet auf Leben vor - Aktiviert Belohnungssystem - im Vergleich zu früher heute viel Spielzeit vor dem Monitor - PC-Sucht, Internetsucht - Erfassung Internetsucht mit Compulsive Internet Use Scale - Kontrollverlust: Bezüglich Einnahmezeitpunkt/ Dosis - Entzugserscheinungen: vegetative Begleiterscheinungen: Zittern, Nervosität, Gereiztheit - Toleranzentwicklung: Dosissteigerung erforderlich - Einengung des Handlungsspielraums: Desinteresse an Alternativen - Negative Konsequenzen: Fortsetzung trotz schädlicher Folgen - Starkes Verlangen: Wunsch/ Zwang Substanz einnehmen zu müssen PC-Spiel-Sucht Epidemiologie - Prävalenz bei 15-jährigen Jungs: 3,0% abhängig/ 4,7% gefährdet - Prävalenz bei 15-jährigen Mädchen: 0,3% abhängig/ 0,5% gefährdet Begünstigende Faktoren - männliches Geschlecht - realweltliche Misserfolge - Spielmotiv der Machtausübung - Mangelnde Fähigkeit zur Perspektivübernahme - Schwere Elterngewalt in Kindheit Komorbidität/ Begleiterscheinung - unterdurchschnittliche Schulleistungen - verkürzte Schlafzeit - depressive Verstimmung - Bewegungsmangel (Adipositas, Thrombosen) - Epileptische Anfälle - erhöhte Aggressivität Vorschlag Diagnosekriterien - Symptomatik besteht seit mindestens 3 Monaten kontinuierlich - Primäre Kriterien - eingeengtes Denken & Verhalten - Kontrollverlust - Toleranzentwicklung - Entzugserscheinungen - Dysfunktionale Affekt-/ Antriebsregulation - Vermeidung realer Kontakt zugunsten virtueller Kontakte - Fortsetzung des Spiels trotz negativer Konsequenzen - Sekundäre Kriterien: - Körperliche Konsequenzen - Soziale Konsequenzen - Leistungsbezogene Konsequenzen - Ausschlusskriterium: pathologisches Spiel lässt sich durch Manie/ Zwang erklären 13 Psychiatrie & Psychotherapie Mittlerweile könnten PC-Spiele als therapeutische Intervention bei Suchterkrankungen, ADHS, Autismus, Angst, Aggression, Ernährungsberatung und PTSD genutzt werden. Es fehlen Phase-3Studien welche zulassungsrelevante Daten zum Wirksamkeitsnachweis produzieren AFFEKTIVE STÖRUNGEN Patient mit bipolar-affektiver Störung verliert im Durchschnitt 14 Jahre Arbeitszeit und 9 Jahre Lebenszeit Kennzeichen - Störung der Stimmung/ Antrieb/ Kognition - polar entgegengesetzte Formen: Depression vs. Manie - zeitlich abgrenzbare Phasen/ Episoden - remittierend - keine wesentliche Persönlichkeitsveränderungen Verlaufsformen - unipolare Depression 60% - (pseudo-)unipolare Manie 10% - Bipolare Störung 30% (MELANCHOLISCHE) DEPRESSION Hauptsymptome - Depressive Verstimmung - Interessenverlust/ Freundesverlust - Antriebsminderung Zusatzsymptome - Konzentrationsstörung - Mangelndes Selbstwertgefühl - Schuldgefühl & Gefühl der Wertlosigkeit - Pessimistische Zukunftsperspektiven - Suizid (10% der Patienten sterben durch Suizid. 10fach erhöhte Suizidalität gegenüber Allgemeinbevölkerung) - Schlafstörungen - Appetitverminderung Somatisches Syndrom - deutlicher Interessenverlust/ Freud-Verlust an angenehmen Aktivitäten - mangelnde Fähigkeit zu emotionaler Reaktion - Früherwachen - Morgentief - objektivierbare psychomotorische Hemmung/ Agitiertheit - Appetitverlust mit mehr als 5% Gewichtsverlust - Libidoverlust Denken - formaler Gedankengang verlangsamt/ Gedankenkreisen - inhaltliches Denken ist stimmungskongruent (häufig Schuldwahn, Verarmungswahn) Kognitive Triade nach Beck 1. Negatives Selbstbild 2. Negatives Bild von der Welt 3. Negative Zukunftserwartungen 14 Psychiatrie & Psychotherapie Epidemiologie - Punktprävalenz: 1,5 - 5% - 1-Jahresprävalenz: 2,5-6% - Lebenszeitprävalenz: 4,8-18% - Erkrankungsbeginn meist 30-50LJ - unipolare Depression betrifft mehr Frauen als Männer, bei bipolarer Störung kein Unterschied - Erkrankungsrisiko bei - 1 betroffenem Elternteil: 10% - 2 betroffenem Elternteil: 30-40% - Belastende Lebensereignisse häufig als Auslöser, der weitere Verlauf ist meist unabhängig davon Depression als Risikofaktor - für kardiovaskuläre Ereignisse - Patienten mit kardiovaskulären Ereignissen sind häufig depressiv - wichtiger Prädiktor für 6-Monats-Mortalität nach kardiovaskulären Ereignissen Generationspsychosen Schwangerschaftspsychose - protektiver Effekt der Schwangerschaft: während der SS meist nur selten affektive Ersterkrankung Wochenbettdepression - Beginn innerhalb von 6 Wochen nach Geburt - häufig mit 5-15% Phasendauer - ohne Behandlung im Schnitt 6-9 Monate - längere Phasen in höheren Lebensalter - Rapid Cycler: mehr als 4 Phasen pro Jahr - Ultra Rapid Cycler: Mehrfacher Wechsel innerhalb eines Monats MANIE Symptomatik - gesteigerter Antrieb - gehobene Stimmung (häufig auch gereizt-aggressiv) - formales Denken beschleunigt/ Ideenflucht - inhaltliches Denken: Selbstüberschätzung - eingeschränkte Kritikfähigkeit - reduziertes Schlafbedürfnis Hypomane Episode - Dauer mindestens 4 Tage - mehr als 3 Symptome: erhöhtes Selbstwertgefühl, verringertes Schlafbedürfnis, vermehrte Gesprächigkeit, Ideenflucht/ Gedankenrasen, vermehrte Ablenkbarkeit, gesteigerte Betriebsamkeit, vermehrte angenehme Aktivität - eindeutig abgrenzbar zu symptomfreier Zeit - soziale/ berufliche Funktionsbeeinträchtigung Gemischte Episode - mind. 1 Woche sowohl manisch + depressive Kriterien erfüllt - rascher Wechsel der Stimmung - häufig: psychomotorische Unruhe, Schlaflosigkeit, Appetitveränderung, Suizidgedanken 15 Psychiatrie & Psychotherapie Bipolar 1 Wechsel zwischen Depression & Manie Bipolar 2 Wechsel zwischen Depression & Hypomanie - deutlich häufiger als Bipolar 1 - Diagnosestellung häufig zu spät, durch Fehldiagnose Depression Hypothesen zur Ätiologie - genetische Disposition - Neurotransmitterstörung - gestörte hippocampale Neurogenese - saisonale Einflüsse - Life-Events & traumatische Kindheitserlebnisse - überdauernde Persönlichkeitseigenschaften - erlernte Hilflosigkeit WEITERES WICHTIGE BEGRIFFE Major Depression Mittelschwere - schwere Depression Vitale Depression Betonung im körperlichen Bereich Larvierte Depression kaum erkennbar bei bestehenden physischen Symptome endogene Depression ohne äußeren Anlass Komorbidität Depression - chronische Schmerzerkrankungen - Zwangsstörung - Angst-/ Panikstörung - Substanzbezogene Abhängigkeit - Essstörungen - Persönlichkeitsakzentuierungen - Kardiovaskuläre Erkrankungen Pseudodemenz - Klagen über kognitive Defizite - Widerspruch zwischen Testleistung & Alltagsverhalten - ausgeprägter depressiver Affekt mit Früherwachen/ Grübeln/ Selbstzweifeln - Besserung bei erfolgreicher antidepressiver Therapie - Wachtherapie erfolgreich - Frühere affektive Phasen Schizoaffektive Störung gleichzeitig bestehende affektive Symptome und schizophrene Symptome Dysthymia chronische depressive Verstimmung, wobei die einzelnen Episoden nicht den Schweregrad einer Depression erreichen Somatoforme Störungen Wiederholte physische Symptome in Verbindung mit hartnäckiger Forderung nach medizinischer Untersuchung, bei ausbleibendem pathologischen Befunden 16 Psychiatrie & Psychotherapie BURN-OUT | Z 73.0 Historie - 1960: Graham Green „A burnt-out case“ - 1974: Erste Verwendung des Begriffs durch Herbert Freudenberger 12 Phasen der Bunr-Out Entwicklung (Freudenberger) 1. Zwang sich zu beweisen 2. Verstärkter Einsatz 3. Subtile Vernächlässigung eigener Bedürfnisse 4. Verdrängung von Bedürfnissen/ Konflikten 5. Umdeutung von Werten 6. Verstärkte Leugnung aufgetretener Probleme 7. Rückzug 8. Beobachtbare Verhaltensänderung 9. Verlusts des Gefühls für eigene Persönlichkeit 10.Innere Leere 11.Depression 12.Völlige Burn-Out Erschöpfung Bei allen Definitionen gilt als notwendige Voraussetzung, dass die Betroffenen ihre Beschwerden als Folge der Arbeitsbelastung sehen. Dimensionen Emotionale Erschöpfung - Überforderungsgefühle - Müdigkeit/ Niedergeschlagenheit/ Schlafstörungen - Unfähigkeit in der Freizeit zu entspannen Zynismus/ Distanzierung - zunehmende Frustration mit anschließender Distanzierung zur Arbeit - Verbitterung gegenüber Arbeitsbedingungen Verringerte Arbeitsleistung - Eindruck einer nachhaltigen Minderung der Leistung Bio-Psychosoziales Entstehungsmodell: - Biologische Risikokonstellationen: Die Belastbarkeit unterscheidet sich interindividuell. Genetische Faktoren erklären ca 1/3der individuellen Unterschiede in der Symptomatik - Psychologische Bedingungsfaktoren: überhöhte Bedeutung der Arbeit im Hinblick auf Selbstverwirklichung/ Selbstbestätigung/ Leistungserwartung. Ausdehnung von Arbeitszeit & Vernachlässigung von Familie/ Freizeit Arbeitsplatzbezogene Herausforderungen Tertiarisierung Dienstleistungsgesellschaft: Zunahme geistiger & interaktiver Tätigkeiten Informatisierung ortsunabhängiges, zeitliche Flexibilität --> Entgrenzung der Arbeit Subjektivierung zunehmende Eigenverantwortlichkeit Akzelleration fortlaufende Beschleunigung bei steigender Komplexität Neue Arbeitsformen diskontinuierliche Beschäftigungsverhältnisse 17 Psychiatrie & Psychotherapie Messinstrumente: - Maslach-Burnout-Inventar (Selbstbeurteilungsinstrument mit 25 Items) - Copenhagen Burnout Inventory - Burnout Screening Skalen Epidemiologie - bislang kaum hochwertige Studien - Zunahme der Häufigkeit evtl durch optimierte Erfassung/ zunehmende Offenheit über psychische Probleme zu reden Prävention - Gestaltung der Arbeitsplatzbedingungen - Einzelpersonen können ihre Ressourcen stärken Therapie - Arbeitsplatz- / Personenzentrierte Intervention (bestenfalls Kombination beider Bereiche) Burnout wird nicht als psychische Erkrankung (F-Diagnose) Verschlüsselt. Es gilt nicht als eigenständiges Krankheitsbild. Vielmehr als Risikofaktor für andere Erkrankungen (vor allem Depression). POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG | F.43 Seit 1980 im DSM-III operationalisiert Definition - Verzögerte Reaktion: Latenz von Wochen - Monaten (selten mehr als 6 Monate nach Trauma) - auf belastendes Ereignis (Naturkatastrophen, Kampfhandlung, Folter, Unfall....) Kriterien - wiederholtes erinnern/ wiederinszenieren im Gedächtnis (Intrusionen) - deutlicher emotionaler Rückzug & Gefühlsabstumpfung - Vermeidung von Reizen, die eine Erinnerung hervorrufen könnten Kriterien eines Traumas Belastendes Ereignis/ Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde Abgrenzung zu Anpassungsstörung - Auslöser erfüllen nicht die Kriterien eines Traumas - Beginn innerhalb eines Monats nach Ereignis - Dauer meist nicht länger als 6 Monate - keine Intrusionen Epidemiologie - Lebenszeitprävalenz: Frauen 10% / Männer 5% Risikofaktoren - psychische Erkrankungen innerhalb der Familie - Prämorbide Persönlichkeitseigenschaften - Kognitive Faktoren (Bewertung, Kontrollempfinden) - Stärke & Häufigkeit der Traumatisierung - mangelnde psychosoziale Unterstützung - zusätzliche Life-events 18 Psychiatrie & Psychotherapie Bilgebende Diagnostik - MRT: Volumenreduktion des Hippocampus beidseits - assoziierte Störung des Kurzzeitgedächtnisses Therapie - Pharmakotherapie: nur wenig kontrollierte Untersuchungen - nach akutem Trauma: niederpotente Neuroleptika - bei PTSD: trizyklische AD oder SSRI - Psychotherapie: nur wenig kontrollierte Untersuchungen - Krisenintervention - kognitive VT: Krankheitsmodell, Entspannungstechniken, Exposition, Kognitive Umstrukturierung - EMDR: Eye movement desensitization and reprocessing. Metaanalysen zeigen keine Überlegenheit gegenüber Expositionstechniken - CISD: Critical Incident Stress Debriefing. Gruppengespräche nach Ereignis. Vermutlich unwirksam, evlt. schädlich Verlauf - chronifizierte Form nach extremer Belastung: Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung - feindlich- misstrauische Haltung - Sozialer Rückzug - Gefühl der Leere & Hoffnungslosigkeit - Nervositätsgefühl - Entfremdung ORGANISCHE PSYCHOSYNDROME DEMENZ Herkunft - de: weg - mens: Verstand Diagnostische Kriterien - Abnahme des Gedächtnis - Abnahme des Denkvermögens - Beträchtliche Beeinträchtigung in AdL‘s - klares Bewusstsein - Dauer der Symptomatik >6 Monate Häufigste Formen - Alzheimer-Demenz (kontinuierlich schlechter) - Multiinfarkt-Demenz (diskontinuierlich schlechter) - Mischformen Kriterien Alzheimer - Vorliegen einer Demenz - schleichender Beginn mit langsamer Verschlechterung - fehlende Hinweise auf anderweitige System-/ Hirnerkrankungen - fehlen eines plötzlichen apoplektischen Beginns/ neurologischer Herdzeichen 19 Psychiatrie & Psychotherapie Symptome - Gedächtnisstörung - räumliche Orientierungsstörung - Umschreibungen - Fortgeschrittenes Stadium: unordentlich gekleidet, verlangsamt, apathisch, desorientiert, hängende Schultern - Endstadium: bettlägrig, steif, nicht ansprechbar Diagnostik - Mini-Mental-Status-Test: Orientierung, Aufnahmefähigkeit, Aufmerksamkeit & Rechnen, Gedächtnis, Sprache, Ausführen eines dreiteiligen Befehls, Lesen, Schreiben, Konstruktive Praxis (kopieren einer überschneidenden 5-eckigen Figur) - Memo-Test - Syndrom-Kurz-Test - MRT: gleichmäßige Atrophie des Hirns - Funktionelle Bildgebung (SPECT): Minderperfusion parieto-temporal - Liquorpunktion (Nachweis Tau-Protein) Epidemiologie - Prävalenz steigt exponentiell mit zunehmendem Alter - 80-89 Jahren: Prävalenz ca. 10% - APOE4 als Risikogen Therapie - Zugelassene Antidementiva (Sprechen das cholinerge System an): Donezepil, Rivastigmin, Galantamin, Memantine) - Kognitives Training - Ergotherapie - Realitätsorientierung - Körperliche Aktivierung - Multisensorische Verfahren - Angehörigenbezogene Interventionen Risikofaktoren: - nicht beeinflussbar: Alter, positive Familienanamnese, ApoE4-Status, weibliches Geschlecht, Kopfumfang/ Hinrgröße - beeinflussbar: niedriger Bildungsstatus, SHT, PTSD, artierelle Hypertonie, Hypercholisterinämie, Hyperhomocysteinämie, Diabetes 2, gesättigte Transfette, geringe körperliche Aktivität, Übergewicht Nun Study Semantische Demenz - 93 Nonnen im Alter von 75-95 Jahren fertigten handschrifliche Biografien im Alter von 22 Jahren - Auswertung der Biografien hinsichtlich Ideendichte und grammatikalischer Komplexität, sowie kognitiver Funktion im Altern --> niedrige linguistische Fähigkeit im jungen Erwachsenenalter ist an niedrige kognitive Funktion & Alzheimer Demenz im hohen Alter gekoppelt. Der Effekt ist unabhängig von Bildung und Umweltbedingungen - Sprachstörung: Verlust des Wort-Sinn-Verständnisses - Intaktes Bilder-zuordnen - langsam progredient - Atrophie des Frontal-/ Temporallappens - Non-Alzheimer-Pathologie 20 Psychiatrie & Psychotherapie Lewy-KörperchenDemenz - dominierende Aufmerksamkeitsstörung, optische Halluzinationen, deutliche Fluktuation der Kognition, Parkinson-Symptomatik - Therapie: Cholinesterasehemmer, keine Neuroleptika - Lewy-Körperchen: intrazytoplasmatische, eosinophile, hyaline Einschlusskörperchen in Neuronen - kortikale Lewy-Körperchen finden sich bei 7-20% aller Demenzen Frontotemporale Demenz - progredient; Beginn im mittleren Lebensalter - Frühe Charakterveränderung - umschriebene Atrophie der Frontal-/ Temporallappen - keine spezifische Therapie bekannt --> symptomatisch CHOREA HUNTINGTON Definition - neurodegenerativ/ autosomal-dominant vererbt - Erste Symptome zwischen 30-60 LJ - Männer & Frauen gleich häufig betroffen - Inzidenz: 5:100.000 Symptome Motorik - Bewegungsunruhe der Extremitäten - plötzliche, unwillkürliche Bewegungen; nehmen bei Ermüdung zu, sistieren im Schlaf Psyche - Störungen von Affekt/ Antrieb - später impulsives Verhalten/ Enthemmung - Depression - Beeinträchtigung intellektueller Fähigkeiten bis hin zu Demenz - Sprachverarmung - Wahnphänomene UNSPEZIFISCHER EXOGENER REAKTIONSTYPUS Organische Psychosen zeigen gemeinsame & einheitliche psychopathologische Symptome & Syndrome. Akut-reversibel - Durchgangssyndrome: affektiv, expansiv-konfabulatorisch, amnestisch - Bewusstseinseintrübung: quantitativ oder qualitativ-produktiv chronischirreversibel - pseudoneuroasthenes Syndrom - Organische Persönlichkeitsveränderungen - Demenz SCHIZOPHRENIEN | F20 Symptome 1. Ranges - dialogische, Kommentierende, imperative Stimmen - leibliche Beeinflussungserlebnisse - Gedankeneingebung 21 Psychiatrie & Psychotherapie - Gedankenentzug - Gedankenausbreitung - Gefühl des Gemachten - Wahnwahrnehmung Symptome 2. Ranges - Sonstige akustische Halluzinationen - Halluzinationen auf anderen Sinnesgebieten - Wahneinfälle - Ratlosigkeit - depressive/ frohe Verstimmung - erlebte Gefühlsverarmung Zonästhesien - Qualitativ eigenartige Leibgefühle ohne Kriterium des Gemachten - schwer beschreibbar für Patient, phasenhaft auftretend, wechselnd, fremdartiger bizarrer Charakter Kriterien nach ICD-10 - Symptomatik fast ständig während eines Monat (oder länger) vorhanden - Mindestens 1 der Symptome: - Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung - Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten - Kommentierende/ Dialogische Stimmen - Anhaltender (kulturell unangemessener) bizarrer Wahn - Mindestens 2 der Symptome: - Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität - Neologismen, Gedankenabreißen, Einschiebung in den Gedankenfluss - Katatone Symptome - Negativ-Symptome: Apathie, Sprachverarmung, verflachter/ inadäquater Affekt - Formales Denken: zerfahren - Inhaltliches Denken: Wahnphänomene F20.0 Paranoide Schizophrenie (Wahn & Halluzinationen) F20.1 Hebephrene Schizophrenie (Affektive Veränderungen, Denken ungeordnet, Verhalten ziellos) F20.2 Katatone Schizophrenie (Psychomotorische Störungen) Epidemiologie - Prävalenz: 1,4-4:1000 - Lebenszeitrisiko: 10:1000 - Jahresinzidenz: 0,1-0,4:1000 - In allen Kulturen ähnlich häufig Risikofaktoren - Beginn meist Pubertät - 30LJ - Männer & Frauen gleich häufig - Erkrankungsgipfel: Männer: 20-25LJ - Erkrankungsgipfel: Frauen: 25-30LJ - leicht erhöhtes Risiko bei Menschen mit Geburt zwischen Februar - Mai - Eltern/ Geschwister erkrankt - Cannabis-Konsum 22 Psychiatrie & Psychotherapie Ätiopathogenese - kein allgemein akzeptiertes Modell - Ontogenetische Veränderungen - Genetische Veränderungen - Hirnregionale Faktoren - Biochemische Veränderungen - Bio-Psycho-Soziales Modell Umgang mit Patient - akut: Akzeptanz der Symptomatik ohne die Inhalte zu übernehmen - sub-akut: Unterstützung bei Realitätsbezug - chronisch: Forderung ohne Überforderung Verlauf - sehr unterschiedlich. - 20-30% folgenloses Ausheilen - 20% sehr ungünstiger Verlauf Behandlung - Neuroleptika (Dopaminrezeptorantagonisten) - möglichst früh behandeln, da Therapieresponse stetig sinkt Rezidiv-Prophylaxe - Neuroleptika nach erster Phase >1Jahr - Psychosoziale Therapie Forensik - keine erhöhte Zahl von Tötungsdelikten - Gewaltdelikte erhöht, insgesamt sind Schizophrene Patienten aber nur für einen sehr kleinen Anteil der Gewaltverbrechen verantwortlich PSYCHOTROPE SUBSTANZEN, ALKOHOL, MEDIKAMENTE ALKOHOLKRANKHEIT Kriterien schädlicher Gebrauch - Konsum seit 1 Monat oder wiederholt innerhalb der letzten 12 Monate - Schädigung eindeutig diagnostizierbar Kriterien Abhängigkeit (mind. 3) - Craving - Kontrollverlust - Toleranzentwicklung - Entzugssymptome - Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums - Konsum trotz schädlicher Folgen Diagnostik - Cut Down: Versuche Konsum einzuschränken - Annoyed by criticism: Verärgerung über Kritik anderer am Konsum - Guilt: Gewissensbisse - Eye opener: Morgens Konsum um leistungsfähig zu sein - Blutalkohol - Indirekter Nachweis von Schädigungen: GGT, GOT, GPT, MCV (bei 70% erhöht), Homocystein, CDT 23 Psychiatrie & Psychotherapie Epidemiologie - riskanter Konsum: 5 Mio - schädlicher Gebrauch: 3 Mio - Alkoholabhängigkeit 1,5-2 Mio Therapie - Feedback persönlicher Risiken - Responsibility: Eigenverantwortlichkeit - Advice: Ratschläge bezüglich Ziel erteilen - Menue of behavioural change: Verhaltensalternativen - Empathy: nicht-konfrontative Gesprächsführung - Self-efficacy: Selbstwirksamkeit bekräftigen Akute Intoxikation - 0,5-1,5‰ leichter Rausch - 1,5-2,5‰ mittelschwerer Rausch - 2,5-3,5‰ schwerer Rausch - >3,5‰ Lebensgefahr --> Stationäre Überwachung, Haloperidol; sedierende Medikamente erst unter 1‰ Entzug - ambulant: Chlordiazepoxid, Carbamazepin, Kein Clomethiazol oder Diazepam - stationär: Clomethiazol, Diazepem, Haldol, Clonidin Entwöhnung - 4-6 Monate in Fachklinik - Ziel ist dauerhafte Abstinenz, oder zumindest stark reduziertes Trinken WernickeEnzephalopathie KorsakoffSyndrom - Trias aus Okulomotorikstörung, Nystagmus & Ataxie - Thiamin-Mangel (--> Substitution - Toxischer Effekt von Alkohol - Schädigung im Hippokampus, medialen Thalamus, Corpora mammillaria - Trias aus Desorientiertheit, Merkfähigkeitsstörung & Konfabulation - Zusatzsymptome: magerer Gesprächsinhalt, fehlende Einsicht, Apathie - Häufig in Kombination mit Wernicke-Enzepaholopathie DELIRIUM TREMENS Symptomatik - Bewusstseintrübung & Desorientiertheit - Situations- Personenverkennung - Optische Halluzinationen - Paranoide Erleben - Erhöhte Suggestibilität - Hypermotorik - Vegetative Entgleistung - Letalität (unbehandelt) 20-25% Alkoholentzugsanfälle - Häufige Komplikation - 24-48h nach Beendigung des Trinkens - Typischerweise primär generalisierte Grand-Mal - Behandlung bei Anfällen in Vorgeschichte mit Carbamazepin 24 Psychiatrie & Psychotherapie PSYCHOTROPE SUBSTANZEN LSD - Lysergsäurediethylamid (chemisch hergestelltes Derivat der Lysergsäure) - „Acid“ - Halluzinogen - Toleranzentwicklung, jedoch kein Suchtverhalten - Partialantagonist am 5-HT-Rezeptor Ketamin - PCP - NMDA-Rezeptorantagonist Cannabis Gesamteit Bioaktiver Substanzen der asienstämmigen Hanfpflanze - Tetrahydrocannabinol (THC): wichtigste bioaktive Substanz bezüglich euphorisierender Wirkung - Marihuana: aus oberen Blättern/ Vorblättern/ Blütenstengeln der reifen weiblichen Pflanze (THC: 1-5%) - Haschisch: Unterseite der Blätter, Cannabisharz aus Drüsenhaaren (THC bis 10%) - Wirkung ist abgängig von Grundstimmung - Therapeutischer Einsatz denkbar zur Appetitsteigerung, Hemmung von Übelkeit, Senkung des intraokulären Drucks - Folgen: Amotivationales Syndrom, Psychische Abhängigkeit, Psychosen CannabisEntzugssyndrom - Häufig: Ärger, Aggression, Irritabilität, Angst, verminderter Appetit, Unruhe, Schlafstörungen - selten: Frösteln, depressive Stimmung, Magenschmerzen, Schwitzen Spice - Kräutermischung mit Beimengung synthetischer Cannabinoide Opium - getrockneter Milchsaft des Schlafmohn - braune bis Schwarze Masse durch Autoxidation - Hauptalkaloide: Morphin, Codein, Thebain Morphin - Euphorie, Dysphorie, Bewusstseinsstörungen, Verstopfung, Übelkeit, Atemdepression, Blutdruckabfall, Somnolenz Heroin - Diacetylmophrin (halbsyntetisches Opioid) - nicht wasserlöslich, wird mit Säure (Vitamin C) & Wasser gemischt: Säure bewirkt beim Aufkochen die notwendige Bildung eines wasserlöslichen Heroinsalzes - Wirkung: Passiert Blut-Hirn-Schranke wesentlich schneller --> Schlagartige Anflutung im Hirn - Anfangs überwältigender Kick mit anschließendem allgemeinen Wohlgefühl & glücklicher Stimmungslage, hohes Selbstbewusstsein (Heroisierung) - Kurze Halbwertszeit: Rausch dauert ca 4h - Begleitprobleme: hoch suchterzeugend, hohe Rückfallquote. Qualitätsschwankungen auf Schwarzmarkt: Toxische Streckmittel, Überdosierung bei unerwarteter Reinheit. Hepatitis, HIV - Entzugssymptome: Craving, Unruhe, Rhinorrhoe, Gänsehaut, Muskelschmerzen, Gähnzwang, Parästhesien, Mydriasis, Hyperthermie, Hypertensie, Durchfall, Erbrechen 25 Psychiatrie & Psychotherapie Methadon - Vollsynthetisches Opiat - V.a. zur Drogensubstitution 1xtgl da längere Halbwertszeit als Heroin - Bedarf besonderer Qualifikation des Arztes und nur wenn drogenfreie Behandlung möglich ist. Bedarf Meldung an Behörden Codein - Hustenstillend (v.a. bei Reizhusten Naloxon - Antagonist an allen Rezeptoren Tramadol - Vollsynthetisches Opioid - analgetisch Wirkung 10fach schwächer als bei Morphin - nicht BTM-pflichtig Tillidin - vollsynthetisches Opioid - Tillidin selbst kaum analgetisch. Aktive Metabolite: Nortillidin & Bisnortillidin - meist in fixer Kombination mit Naloxon - Tillidin ist BTM-pflichtig, das Kombipräparat mit Naloxon nicht BTM Kokain - schmerzstillende Wirkung, Lokalanästhetische Wirkung - Euphorie/ Stimmungsaufhellung - Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit & Aktivität - Verschwinden von Hunger-/ Müdigkeitsgefühlen Stimulanzien - Met-/Amphetamin, Methylphenidat, Phentermin, Sibutramin, Fenetyllin, Phenylpropanolamin, Ephedrin, MDMA, MDA, MDE - Speed: Amphetamin / Crystal: Metamphetamin / Extasy: Vielzahl von Phenylethylaminen, MDMA - Ausschüttung von Noradrenalin & Dopamin - Appetithemmung, verringertes Schlafbedürfnis, Euphorie, erhöhte Aufmerksamkeit, erweiterte Pupillen Betelnuss - Beeinflussung GABAerger, sympahtischer & parasympathischer Funktionen - Wohlbefinden, vermehrter Speichelfluss, Appetitminderung MEDIKAMENTE Benzodiazepine - Diazepam: schnelle Resorption, HWZ: 20-40h - Lorazepam: relativ schnelle Resoption, HWZ: 12-15h - Wirkung: Anxiolyse, Sedierung, Muskelrelaxation, Antiepileptische Wirkung, Amnesiogener Effekt, EEG-Effekt, Endokriner Effekt - Behandlungsdauer: spätestens nach 6 Wochen ausschleichen über 4 Wochen hinweg - Entzugssymptome: Ängste, Depressive Symptome, Lichtscheu, Hyperakkusis, Hyperalgesie, Abnorme Leibgefühle, Schlafstörungen, Delir, Tremor, Grand-Mal-Anfälle 26 Psychiatrie & Psychotherapie Nikotin - 110.00 Todesfälle/ Jahr durch Rauchen - rauchen ab Jugendalter: 50% versterben im mittleren Lebensalter & büßen 22 Jahre Lebenserwartung ein - Jeder Raucher verliert durchschnittlich 8 Jahre - Entzug: Ausschleichende Nikotinersatztherapie über 12 Wochen möglich - Nikotin bewirkt erhöhte Dopamin-Transmission im mesolimbischen System Karzinogene im Rauch - Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe - N-Nitrosoverbindung - Stickstoffoxide - Epoxide - Freie Radikale Lokale Wirkung - Verschlechterung von Geruchs-/ Geschmackssinn - chronische Stomatitis, Pharyngitis, Laryngitis, Bronchitis - Tabakamblyopie - Retina-Degeneration Kriterien Nikotinabhängigkeit - zwanghafter Konsum - Toleranzentwicklung - körperliche Entzugssymptomatik bei Abstinenz - Fortgesetzter Konsum trotz Folgeschäden - Veränderungen der Lebensgewohnheiten um Konsum aufrecht zu erhalten - eingeschränkte Kontrolle über Rauchverhalten QuitErfolgsquoten - ohne therapeutische Unterstützung: 6% erfolgreich - Nikotinersatz ohne Therapie: 12% erfolgreich - Professionelle Raucherentwöhnung: 20-30% erfolgreich Verstärkung/ Belohnung Kokain > Heroin > Alkohol > Nikotin > Marijuana Schwierigkeiten Abstinenz Nikotin > Heroin > Kokain > Alkohol > Marijuana SCHLAFMEDIZIN Sinn & Zweck von Schlaf - Gedächtniskonsolidierung - Energieverbrauch mindern - Entfernung von Stoffwechselprodukten aus Zwischenzellbereich Stadien - REM: Rapid Eye Movement. Muskelatonie. ca 20% - Non-REM-Stadien - 1. Übergangsphase. Langsam rollende Augenbewegungen. 5% - 2. eigentlicher Schlafbeginn. 50% - 3. & 4. Tiefschlaf/ Slow-Wave-Sleep. ca 20% Insomnie - Folgen - VPn nehmen bei freier Nahrungszufuhr nach reduzierter Schlafdauer mehr Kalorien zu sich - chronische Insomnien erhöhen Risiko für psychische Störungen 27 Psychiatrie & Psychotherapie Primäre Schlafstörungen Dyssomnien Störung von Dauer, Qualität, zeitlicher Abfolge des Schlafes - Primäre Insomnie - Primäre Hypersomnie - Narkolepsie - Atmungsgebundene Schlafstörungen - Störungen des zirkadianen Rhythmus Parasomnien Episoden abnormen Erlebens/ Verhaltens in bestimmten Schlafphasen - Alpträume - Pavor nocturnus - Somnambulismus DYSSOMNIEN Primäre Insomnie Ätiologie Lebensereignis --> Schlafbehindernde Gedanken --> Aktivierung (motorisch, emotional, autonomes Nervensystem --> ungünstige Schlafgewohnheiten Epidemiologie - 15-25% der westlichen Industrienationen - Zunahme mit Alter - Verlauf chronisch Diagnostik - Strukturierte Interviews - Schlaftagebuch - Pittsburger Schlafqualitäts-Index (PSQI) - Aktometrie - Schlafpolysomnographie Therapie - Vermittlung Störungsmodell - Allgemeine Wissensvermittlung - Life-Style: Ernährung, Bewegung, Einsatz von Licht - Regeln zu Schlafhygiene: Regelmäßigkeit, Störquellen ausschalten, Meidung von Kaffee, Nikotin, Alkohol, Entspannungsverfahren - Stimuluskontrolle: Bett = Schlaf wieder herstellen - Schlafrestriktion um Schlafdruck zu verstärken - Pharmakotherapie nicht kausal, aber möglich Primäre Hypersomnie Kriterien - erhöhte Schläfrigkeit seit mindestens einem Monat. Verlängerter Nachtschlaf oder tägliche Schlafepisoden - Führt zu signifikantem Leiden/ Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen, anderen Funktionsbereichen Epidemiologie - Erkrankungsbeginng meist in Adoleszenz - 0,03-0,06% Allgemeinbevölkerung Therapie - Stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus herstellen - Vermeidung sedierender Substanzen - bei ausgeprägtem Leidensdruck können Stimulanzien eingesetzt werden 28 Psychiatrie & Psychotherapie Narkolepsie Klinik - imperative Einschlafattacken und/oder kontinuierliches Müdigkeitsgefühl - Kataplektische Attacken meist bei spezifischen Affekten - Hypnagoge Halluzinationen (meist negativ geprägt) - Schlafparalyse - Automatisches Verhalten bei Ermüdung - Nächtliche Schlafstörung mit häufigem Erwachen Epidemiologie - Beginn häufig in Adoleszenz, selten nach 35LJ - Männer & Frauen gleich häufig betroffen Diagnostik - Schlafpolysomnographie: Einschlaflatenz im Mittel unter 5Minuten - Multiple Sleep Latency Test - Genetik - Bestimmung des Orexin-Spiegels im Nervenwasser Therapie - Life-Style: Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol/ Nikotin - Schlafhygiene - Psychoedukation & Selbsthilfeorganisation - Medikamentös: Trizyklisch AD & MAO-Hemmer um REM-Schlaf zu unterdrücken Schlafapnoe Klinik - mind. 10sek andauernder Atemstillstand während des Schlafes - lautes, unregelmäßiges Schnarchen - erhöhte Tagesmüdigkeit 2 Formen - OSAS: Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom - Pharyngeale Obstruktionen besonders in Rückenlage - Begünstigende Faktoren: Adenoide, Tonsillenhyperplasie, Nasenseptumdeviation, Maktroglossie, Mikrognathie, Adipositas - Einnahme von Tranquilizern/ Alkohol - Zentrales Apnoe-Syndrom - gelegentlich organische Läsionen im Hirnstamm Diagnostik - STOP-BANG-Fragebogen: Snore - Tired - Obstruction - Pressure -- BMI Age - Neck - Gender - Pulsoxymetrie Therapie - Life-Style: Gewichtsreduktion, Alkohol/ Nikotinkarenz, Schlaf-WachRhythmus, Vermeiden der Rückenlage - Operativ: Straffung des Gaumensegels, Verkürzung des Gaumenzäpfchen - CPAP-Beatmung Störungen des zirkadianen Rhythmus Jet-Lag-Syndrom Anpassung an neue Zeitgeber meist schneller bei Flug nach Westen Schichtarbeitersyndrom - Therapie: günstige Schichtfolge, Kurzschlaf vor ND, Helles Licht während ND 29 Psychiatrie & Psychotherapie PARASOMNIEN Alpträume - letztes Drittel der Nacht - Detaillierte Traumberichte Pavor nocturnus - meist im Kindes-/ Jugendalter - angstbesetzter Schrei im ersten Drittel der Nacht - meist enge Korrelation mit Hauptanteil des Tiefschlafs - morgens besteht meist Amnesie für die Attacken Somnambulismus - Meist im Kindes-/ Jugendalter - meist im ersten Drittel der Nacht - meist Handlungen einfacher Art für Sekunden bis Minuten - Morgens besteht Amnesie für die Attacken SEKUNDÄRE SCHLAFSTÖRUNGEN Schlafstörungen bei psychiatrischen Störungen - Affektive Erkrankungen - Schizophrenien - Demenzen Andere Schlafstörungen - Organische Erkrankungen - Substanzinduziert SEXUELLE STÖRUNGEN & HOMOSEXUALITÄT Sexualanamnese - häufig nicht erhoben - Inhalte: Sexuelle Entwicklung in der Kindheit, frühe sexuelle Identifizierung, Geschlechtsrolle, Partnerbeziehung, Sexuelle Konflikte & Krisen, Gegenwärtige Beziehung SEXUELLE FUNKTIONSSTÖRUNG | F.52 F52.0 F52.1 F52.2 F52.3 F52.4 F52.5 F52.6 F52.7 Männer Mangel/ Verlust an sexuellem Verlangen Sexuelle Aversion & mangelnde sexuelle Befriedigung Versagen genitaler Reaktionen Orgasmusstörungen Ejaculatio praecox Nichtorganischer Vaginismus Nichtorganische Dyspareunie Gesteigertes sexuelles Verlangen - Impotentia coeundi: erektliche Impotenz - Impotentia generandi: Fortpflanzungsunfähigkeit - Impotentia satisfactionis: Ejakulation ohne Orgasmus - Ejaculatio praecox: verzeitiger Samenerguß - Priapismus: >4h anhaltende Erektion unabhängig von sexueller Stimulation - Alibidimie: fehlendes sexuelles Bedürfnis - Dyspareuni: Schmerzen bei Sexualverkehr 30 Psychiatrie & Psychotherapie Frauen - Dyspareuni - Anorgasmie: ausbleiben des Orgasmus - Vaginismus: pathologisch erhöhte Spannung der Vaginal- / Beckenbodenmuskulatur - Larvierte Sexualstörungn: diverse funktionelle Störungen - Persistent sexual arousal syndrom: überwiegend Frauen. Bis zu 250 Orgasmen am Tag. - Häufig kombinierte Funktionsstörungen „Female Sexual Dysfunction“ Epidemiologie - allgemeine Probleme: 10-52% Männer / 25-63% Frauen - Sexuelle Funktionsstörungen durch Medikamente häufig STÖRUNGEN DER GESCHLECHTSIDENTITÄT | F64 F64.0 F64.1 F64.2 Transsexualismus Transvestismus unter Beibehaltung beider Geschlechterrollen Störungen der Geschlechtsidentität des Kindesalters Transsexualismus - vollständige Identifikation mit dem Gegengeschlecht - Drängender Wunsch nach Geschlechtsänderung - „Cross-Dressing“ (Kleidung, Mimik, Gestik) - Vehemente Ablehnung biologischer Geschlechtsmerkmale Therapie - Betreuung & Beobachtung für mind. 1 Jahr - Alltagstest mind. 1 Jahr - Hormongabe für mind. 6 Monate - Transformations-OP - Nachbetreuung TSG Transsexuellengesetz: 1. Änderung des Vornamens möglich, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass sich Zugehörigkeitsempfinden nicht mehr ändern wird 2. Feststellung der (neuen) Geschlechtszugehörigkeit möglich bei dauernder Fortpflanzungsunfähigkeit und eine geschlechtsangleichende OP stattgefunden hat. STÖRUNGEN DER SEXUALPRÄFERENZ | F65 F65.0 F65.1 F65.2 F65.3 F65.4 F65.5 F65.6 Fetischismus Fetischistischer Transvestismus Exhibitionismus Voyerismus Pädophilie Sadomasochismus Multiple Störungen der Sexualpräferenz 31 Psychiatrie & Psychotherapie HOMOSEXUALITÄT Epidemiologie - Männer 3-4% - Frauen 1,5-3% - in allen Kulturen, auch bei Tieren Hypothese - niedriger pränataler Androgenspiegel begünstigt männliche Homosexualität - hoher pränataler Androgenspiegel begünstigt weibliche Homosexualität - es gibt keine/ sehr geringe Unterschiede in peripheren Androgenspiegeln zwischen Hetero-/ Homo- Männern Statistisches - Schwule werden in der Geschwisterfolge oft später geboren - Anstieg der Homosexualität um ca. 33% mit jedem älteren Bruder gegenüber Grundhäufigkeit - Schwule mit älteren Brüdern, haben niedrigeres Geburtsgewicht als, heterosexuelle Männer mit älteren Brüdern SUIZIDALITÄT Suizid absichtliche Selbstbeschädigung mit tödlichem Ausgang Suizidversuch absichtliche Selbstbeschädigung mit dem Ziel des tödlichen Ausgangs Parasuizid Handlung ohne Selbsttötungsabsicht/ absichtliches Zufügen von Verletzungen. Sollte eher weniger verwendet werden. Erweiterter Suizid Einbeziehung anderer Personen in den Suizid ohne ihre Mitentscheidung/ Wissen Präsuizidales Syndrom - Zunehmende Einengung: situativ, dynamisch, zwischenmenschliche Beziehung - Aggressionsstauung & Wendung der Aggression gegen die eigene Person - Suizidphantasien: anfangs aktiv intendiert, später passiv aufdrängend Einschätzung der Ernsthaftigkeit: Bedeutsam ist nicht die objektive eingeschätzte Gefährlichkeit einer Methode, sondern die subjektiv eingeschätzte Gefährlichkeit. Epidemiologie - gehört zu den 10 häufigsten Todesursachen in Europa - Suizidversuche 10-20mal häufiger als vollzogene Suizide - >50% sterben beim ersten Suizidversuch Risikofaktoren - hohes Alter & Junge Menschen in Entwicklungsphasen - männliches Geschlecht - aggressives Verhalten - Psychiatrische Störungsbilder (Depression, Schizophrenien, Borderlinestörung, Sucht) - Einsamkeit - Körperliche Erkrankungen - Vorangegangener Suizidversuch 32 Psychiatrie & Psychotherapie - Narzisstische Krisen, Störungen des Selbstwertgefühls - Jahreszeit (Frühling, Sommer) - Wochentag: Montag Schützende Faktoren - Hoher BMI - Lithium im Trinkwasser Maßnahmen - umgehende Einweisung in Psychiatrie - Suizidprophylaxe: kein Ausgang, entfernen potentieller Suizidwerkzeuge - häufige Gespräche - Soziotherapeutisch - Medikamentös Suizidrate unter Antidepressiva - Suizidrate steigt kontinuierlich mit Alter und ist bei hochbetagten am höchsten - erhöhtes Risiko für Menschen <25Jahre bei SSRI Werther-Effekt - Nachahmungssuizide - Relevante Einflussgrößen - Publizitätsgrad - Art der Medien - Anzahl & Art der Rezipienten - Eigenschaft der Rezipienten - Art des dargestellten Verhaltens - Valenz des Modells - Darstellung der Konsequenzen Primärprävention Reduktion ursächlicher Faktoren für suizidales Verhalten Sekundärprävention Gesamthilfe in suizidalen Krisen, Verhindern eines Suizidversuches Tertiärprävention Nachbetreuung nach Suizidversuch RECHTLICHE FRAGEN IN DER PSYCHIATRIE Forensik - Spezialgebiet der Psychiatrie - Grenzfragen zwischen Recht & Psychiatrie - Fachspezifische Begutachtungsfragen - Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher Doppelauftrag der Psychiatrie - Paradoxe öffentliche Erwartungshaltung: Ordnungsfunktion & Risiko des Missbrauchs - Kontrollinstanzen: Rechtsweg, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Medien --> Problem: Ermessensspielräume GG Art. 2 Abs. 2 Jeder hat das Recht auf Leben & körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur aufgrund eines Gesetzes eingegriffen werden. 33 Psychiatrie & Psychotherapie GG Art. 20 Abs. 1 Sozialstaatsprinzip: Fürsorgepflicht des Staates gegenüber Kranken GG Art. 104 Abs. 2 Über die Zulässigkeit und Fortdauer einer Freiheitsentziehung hat nur der Richter zu entscheiden. BGB § 1896-1908i Betreuungsrecht: - Soll dem Betreffenden nützen - Voraussetzungen: Volljährigkeit; in Folge psychischer Krankheit/ körperlicher/ geistiger/ seelischer Behinderung kann Betreffender seine Angelegenheiten nicht (gänzlich) besorgen - nicht möglich gegen den freien Willen: Nur der Betroffene kann den Antrag stellen - nur gültig für einzelne Aufgabenkreise Zwangsbehandlung Laut BGH-Entscheid im Juli 2012 ist eine richterliche Genehmigung einer Zwangsbehandlung aktuell nicht möglich, da ein entsprechendes Gesetz im BGB fehlt. Unterbringung - Betreuungsgesetz: Bei Selbstgefährdung oder zu ärztlicher Behandlung zum Wohle des Betreuten - Unterbringungsgesetz: Bei Selbstgefährdung oder zu ärztlicher Behandlung zum Schutze Dritter - zivilrechtlich: Gericht --> Bestellung eines gesetzlichen Betreuers --> Antrag auf Unterbringung - öffentlich rechtlich: sofort durch jeden Arzt möglich --> fürsorgliche Aufnahme/ Zurückhaltung | oder | Antrag beim Ordnungsamt mit Zeugnis vom Gesundheitsamt --> Entscheidung durch Gericht BGB § 34 Rechtfertigender Notstand StGB § 20 Schuldunfähigkeit: (...)Bei Begehung der Tat wegen einer seelischen oder psychischen Störungen, tiefgreifenden Bewusstseinsstörung, das Unrecht der Tat einzusehen --> keine Bestrafung des Täters, sondern Maßregelung der Besserung & Sicherung StGB § 21 verminderte Schuldfähigkeit: gemilderte Strafe bei erheblich verminderter Einsichts-/ Steuerungsfähigkeit --> zusätzlich zur Maßregelung erfolgt eine Strafe Psychische Krankheit - Schizophrenien, affektive Störungen - Organische Störung - Abhängigkeitserkrankung - Neurotische Störungen - Persönlichkeitsstörungen Geistige Behinderung Angeborene oder frühzeitig erworbene Intelligenzdefizite Seelische Behinderung Bleibende Beeinträchtigung infolge von psychischen Erkrankungen Maßregelvollzug - StGB § 63: Unterbringung in Forensischer Psychiatrie - StGB § 64: Unterbringung in Entziehungsanstalt - StGB § 66: Sicherungsverwahrung in JVA 34 Psychiatrie & Psychotherapie UBG nach § 63 StGB - Vorliegen von Schuldunfähigkeit/ verminderter Schuldfähigkeit - Anordnung nur, bei Erwartung von zukünftigen rechtswidrigen Taten - zeitlich unbefristet - Jährliche Anhörung durch Strafvollstreckungskammer - Aussetzung zur Bewährung wenn keine rechtswidrigen Taten mehr zu erwarten sind. UBG nach § 64 StGB - maximal 2 Jahre, zuzüglich 2/3 der verhängten Freiheitsstrafe - bei hohen Haftstrafen erfolgt Vorwegvollzug der Freiheitsstrafe Sicherungsverwahru ng nach § 66 StGB - bei Vorliegen einer vorsätzlichen Straftat mit mindestens 2 Jahren Freiheitsstrafe - mindesten 2 Jahre wurden bereits verbüßt - mindestens 2 rechtskräftige Verurteilungen wegen vorsätzlicher Straftaten mit jeweils mindestens 1 Jahr Freiheitsentzug - Gesamtwürdigung des Täters ergibt Allgemeingefährlichkeit --> Erfolgt in JVA getrennt vom Vollzug einer normalen Freiheitsstrafe EINSICHT IN KRANKENUNTERLAGEN Funktionen der Dokumentation - Gedächtnisstütze für Arzt - Therapiesicherung - Rechenschaftslegung gegenüber Kostenträger - Beweissicherung - Qualitätssicherung Gründe gegen Einsichtsrecht - Therapeutische Gründe: Risiko einer gesundheitlichen Schädigung, Belastung des Arzt-Patient-Vertrauensverhältnisses - Interessen Dritter deren Informationen Eingang in die Krankengeschichte gefunden haben (--> Datenschutz) - Interessen des Arztes: durch subjektive Bewertung ist Arzt persönlich in diagnostischen & therapeutischen Prozesse involviert BGB § 603g Dem Patient ist auf Verlangen unverzüglich Einsicht in die vollständige, ihn betreffende Patientenakte zu gewähren, soweit der Einsichtnahme nicht erhebliche therapeutische Gründe, oder sonstige erhebliche Recht Dritter entgegenstehen. Die Ablehnung der Einsichtnahme ist zu begründen. Dokumentationspflicht - Inhalt der Dokumentation kann gegebenenfalls Gegenstand eines juristischen Verfahrens sein - ärztliche, diagnostische & therapeutische Maßnahmen müssen dokumentiert sein. Geschäftsunfähigkeit BGB § 104: 7 LJ nicht vollendet; Wer sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistesfähigkeit befindet, sofern nicht der Zustand seiner Natur nach vorübergehend ist. 35 Psychiatrie & Psychotherapie PSYCHOTHERAPIE GRUNDLEGENDES Definition - Bewusster & geplanter interaktioneller Prozess zu Beeinflussung von behandlungsbedürftigen Verhaltensstörungen & Leidenszuständen mit psychologischen Mitteln - wissenschaftlich begründeten & empirisch geprüften Verfahren - Grundlage: tragfähige emotionale Bindung Patientenratgeber niederschwelliges Angebot mit Infos zu typischen Beschwerden, Diagnostik, Ursachen, Verläufe, Behandlungsverfahren, Möglichkeiten zur Selbsthilfe PsychotherapieVerfahren - Humanistisch-Erlebnisorientiert: Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Psychodrama - Psychodynamisch-tiefenpsychologische Therapien: Klassische Psychoanalyse & Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie - Kognitiv-Behaviorale Therapie: Klassische VT-Verfahren, Kognitive Verfahren - Interpersonelle & systemische Therapien: Interpersonelle Psychotherapie, Paar-/ Familientherapie - Ergänzende spezielle Verfahren: Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Hypnose Schulenübergreifend - früher wurden die einzelnen Schulen stark getrennt - aktuell ist eine pragmatischere Sichtweise mit Störungsspezifischen Ansätzen, neurobiologischen Grundlagen und gemeinsamen Faktoren der Psychotherapie - Vertrauensverhältnis - Akzeptanz - realistische Hoffnung - Atmosphäre zum Ansprechen emotionaler Erlebnisse - Reorganisation dysfunktionaler kognitiver Schemata Mögliche Negative Effekte - Verschlechterung der Symptomatik - suizidalität/ psychotische Entgleisung - Ehescheidung - übertriebene Erwartungen an die Realisierbarkeit menschlichen Glücks - Erzeugung neuer Symptome - Psychopathologisierung der Persönlichkeit - Sexueller Missbrauch von Patienten GESPRÄCHSPSYCHOTHERAPIE Grundlage - Carl R. Rogers (1942) - Gespräch steht im Mittelpunkt --> weniger symptom- mehr klientbezogen 36 Psychiatrie & Psychotherapie Charakteristika - Eigenverantwortlichkeit für das eigene Leben - Therapie soll Wachstum, Reifung, Selbstverwirklichung in angstfreier Atmosphäre ermöglichen - Konzentration auf das Erleben von Gefühlen - Kein deutendes oder direktives Vorgehen - Sitzordnung über Eck - Therapeut sagt weniger als der Klient, keine Themenvorgabe, (in der Regel) keine Ratschläge Therapeutische Techniken - Empathie: einfühlendes Verstehen & Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte - unbedingteWertschätzung des Klienten - Kongruenz: Übereinstimmung mit sich selbst Anwendungsbereiche vor allem bei Depressionen, Angststörungen, Schizophrenien, Persönlichkeitsstörungen Kontraindikationen - Mangel an kognitiven Fähigkeiten, Flexibilität der Sprachfertigkeit, Akzeptanz des Therapieansatzes - Fehlende Bereitschaft zur Konfrontation mit der eigenen Problemsituation Wirksamkeit - überzeugend nachgewiesene Wirksamkeit für weites Störungsspektrum - idR bessere Wirkung wenn dieselben Patienten mit anderen Verfahren aus kognitiv-behavioralem Setting behandelt werden VERHALTENSTHERAPIE Prinzipien - Orientierung an empirischer Psychologie - Problemorientierung - Zielorientierung & zeitliche Limitierung - Transparenz - Aktive Rolle des Patienten - Hilfe zur Selbsthilfe - Therapeut als Experte & Moderator Geschichte - in den 1950ern: behavior therapy/ modification - Beschränkung zunächst auf beobachtbares Verhalten ohne Rücksicht auf intrapsychischen Prozesse - Verschiedene Arten der Konditionierung - seit Kognitiver Wende werden intrapsychische Prozesse miteinbezogen - Abhängigkeit von biologischen Gegebenheiten & Bewertung von Situationen - Sozialpsychologische Wende: - Bedeutung lebensgeschichtlicher Entwicklungen & psychosozialer Beziehungen & gesellschaftlicher Bedingungen - Beachtung von Motivationsfaktoren - Modell-Lernen (Bandura) 37 Psychiatrie & Psychotherapie Denken der VT Analytisch-ursächlich: - Beschwerden verursachen ein Problem - Analyse der auslösenden & aufrechterhaltenden Bedingungen für ein Problem Phänomenologisch-beschreibend: - Beschwerden verursachen Symptome - Symptome werden mittels klassischer Diagnostik zu Syndromen zusammengefasst und als Krankheit/ Störung beschrieben Allgemeine Denkregeln - Think behavior: Verhaltensorientiert - Think solution: lösungsorientiert - Think positive: positiv denken - Think small steps: in kleinen Schritten denken - Think flexible: Flexibel denken - Think future: zukunftsorientiert 7-Phasen-Modell Vorbereitungsphasen: 1. Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen 2. Änderungsmotivation 3. Verhaltensanalyse 4. Zielanalyse Intervention: 5. Spezielle therapeutische Intervention 6. Evaluation 7. Erfolgsoptimierung Verhaltensanalyse - Lern-/ Entwicklungsgeschichte verstehbar machen - Symptomebene --> SORC-Schema - Funktionsanalyse von Symptomen - Analyse auf verschiedenen Ebenen: Beobachtbares Verhalten, Kognition, Somatisch-physiologisch & Interaktion zwischen Ebenen SORC - Stimulus: extern, kognitiv, somatisch psychosozial (auslösende Bedingungen für Reaktion) - Organismus: situationsabhängige Variable - Reaktion: kognitiv, emotional, motorisch, physiologisch - Konsequenz: kurzfristig vs. langfristig Spezielle Intervention - Reizkonfrontation, Operante Methoden, Modell-Lernen, Aufbau sozialer Kompetenzen, Kognitive Verfahren ANDERE THERAPIEARTEN Rational-emotive Therapie - Ellis - Störungen entstehen durch subjektiv verzerrte Wahrnehmung & Interpretation von Ereignisse 38 Psychiatrie & Psychotherapie Kognitive Therapie - Beck - Bidirektionaler Zusammenhang zwischen Kognition und Emotion - Identifikation automatischer Gedanken - Kognitives umstrukturieren - Realitätstestung Selbstverbalisation - Innerer Dialog als Steuerungsfunktion für menschliches Handeln - Selbstinstruktionstraining - Stressimpfungstraining Psychoedukation - Vermittlung von Informationen zum Verständnis der jeweiligen Erkrankung - Störungsübergreifend vs. Störungsspezifisch Gruppentherapie - Lernen am Modell - Vertiefung durch Beleuchtung unterschiedlicher Aspekte SOMATISCHE THERAPIEVERFAHREN EKT: ELEKTROKONVULSIONSTHERAPIE Geschichte - 1938 durch Bini & Cerletti (Italien) eingeführt - früher: wacher Patient; bds. temporal angelegte Elektroden; Sinusstränge - heute: Kurznarkose; Elektroden unilateral auf subdominanter Hemisphäre rechts; Rechteckimpulse Ablauf - wöchentlich 2-3 Behandlungen im 48h Intervall - Kurznarkose, Muskelrelaxation, Sauerstoffbeatmung - Beginn immer unipolar rechts - Therapeutisch Wirkung entwickelt sich langsam (jedoch rascher als unter Behandlung mit Antidepressiva - Gesamtanzahl: 4-14 - einzelner Anfall dauert mindestens 25sec; wichtig ist dass es ein generalisierter Krampfanfall ist Prädiktoren für Erfolg - Symptome einer endogenen Depression: Schuldwahn, Morgentief, ausgeprägte psychomotorische Hemmung, vergangene Manien, ausgeprägte Vitalstörungen, Fehlen eines adäquaten Auslösers, Pseudodemenz Indikation - schwere endogene Depression (EKT ist Behandlung mit Trizyklischen AD/ Neuroleptika hier überlegen) - Perniziöse Katatonie - Deutschland hat eingeschränkte Indikation und 50-fach niedrigere Behandlungsfrequenz als GB oder Dänemark 39 Psychiatrie & Psychotherapie Begleitwirkung - gelegentlich Verwirrtheitszustand direkt nach Narkose - häufig Kopfschmerzen/ Muskelkater - Antero-/ retrograde Amnesien: vollständige Rückbildung innerhalb von Tagen - Wochen nach letzter Behandlung. Möglich sind aber auch langfristige Erinnerungslücken von biografisch wichtigen Daten Kontraindikation - absolut: erhöhter intrakranieller Druck - relativ: alle Begleiterkrankungen mit erhöhtem Anästhesierisiko Wirkmechanismus - nicht abschließend geklärt - hippokampale Neurogenese wird angeregt, ähnlich wie bei AD Medikation oder Lithium TMS: TRANSKRANIELLE MAGNETSTIMULATION & VNS: VAGUSNERVSTIMULATION Transkranielle Magnetstimulation Vorgehen - von außen appliziertes Magnetfeld (links präfrontal) reizt den Kortex/ tiefere Hirnstrukturen - Stromfluss von ca. 8.000 A für ca. 1ms; Feldstärke von 1,5-2 Tesla - Therapie an 10 aufeinander folgenden Wochentagen Wirksamkeit - es fehlen universell festgelegte Stimulationstechniken - günstige Effekte bei akustischen Halluzinationen Vagusnervstimulation Vorgehen - milde elektrische Reizung des Vagusnerves im linken Halsbereich - wirksam bei therapieresistenter Epilepsie - Gerät & OP ähnlich wie bei Herzschrittmacher - Nutzungsdauer des Gerätes ca 5 Jahre - Stimulation im Intervall (z.B. 30 Sekunden; 5 Minuten...) Indikation Pharmakotherapeutisch resistente Depression (auch bei Rückfall nach erfolgreicher EKT) Risiken Narkoserisiko Wirksamkeit 30-40% der Patienten, jedoch nicht bei vorangegangener extremer Therapieresistenz. Wirkungseintritt lässt länger auf sich warten als unter Antidepressiva Nebenwirkungen - Während Stimulation: Veränderung der Stimme, Husten, Kurzatmigkeit - Langzeitverträglichkeit ist gut 40 Psychiatrie & Psychotherapie WACHTHERAPIE & LICHTTHERAPIE Wachtherapie/ Schlafentzug Vorgehen - totaler Schlafentzug: Patient darf am nächsten Tag gegen 19:00 ins Bett. - partieller Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte (weniger wirksam) - 1-2x/ Woche - Medikamente wie gewohnt (sedierende Medikamente am Abend auslassen, oder vorverlagern) - oft geringerer Effekt bei Wiederholung Indikation - Überbrückung der Zeitspanne bis medikamentöse Effekte eintreten - bei Teilremission unter Antidepressiva - als differentialdiagnostisches Instrument: Pseudodemenz vs. beginnende Demenz Kontraindikationen - Manie - gemischte Episode bei bipolarer Störung Lichttherapie Geschichte - Anfang des 20. JH Anwendung bei TBC/ Rachitis - Antidepressiver Effekt wurde übersehen, da Augen abgedeckt wurden - Antidepressive Lichttherapie seit 1980 Vorgehen - helles, weißes, fluoriszierendes Licht mit vollem Spektrum - mind. 2.000 Lux - Beleuchtungskörper etwa 90cm von Augen entfernt - tgl. mind. 30 Minuten; bevorzugt morgens Indikation - seasonal affective disorder - Winterdepression Wirksamkeit wirksamer Anteil des weißen Lichtes ist blaues Licht (470nm) Nebenwirkung - Spannungen in den Augen - Kopfschmerzen - Gereiztheit - 500 Lux 1.000 Lux 2.000 Lux - 10.000 Lux - 20.000 Lux - 100.000 Lux Normale Innenbeleuchtung stark bedeckter Himmel hell bedeckter Himmel bedeckter Himmel im Sommer sonniger Wintertag sonniger Sommertag 41 Psychiatrie & Psychotherapie PSYCHOPHARMAKA ANTIDEPRESSIVA Behandlungsphasen - Akutphase --> Ansprechen auf Therapie bis zu Remission - Erhaltungstherapie für 4-9 Monate nach Remission - Rezidivprophylaxe für >1 Jahr nach Vollständiger Genesung Trizyklische AD - Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin - Effizienz seit über 40 Jahren nachgewiesen - charakteristisch: anticholinerge Nebenwirkungen Tetrazyklische AD - Mianserin - geringere Neben-/ Wirkungen SSRI - Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer: Citalopram, Fluoxetin, Sertralin - keine anticholinergen Wirkungen & Gewichtszunahme SNRI Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer: Reboxetin SSNRI Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer: Venlafaxin, Duloextin SDNRI Elontril MAO-Hemmer - Irreversible: Tranylcpromin; Antriebssteigernd; gefährliche Neben-/ Wechselwirkungen - reversible: Moclobemid Andere AD Mirtazapin Indikationen Depression, Panikstörung, Generalisierte Angststörung, Phobische Störung, Zwangsstörung, Schmerzsyndrome, Entzugssyndrome, Schlafstörungen Dosierung - abhängig vom Schweregrad der Depression - „zügige“ Aufdosierung bis Wirkungseintritt Kombination - Möglichst immer nur ein Psychopharmaka, wegen möglicher Wechselwirkungen und bei Therapieerfolg bleibt unklar welches Mittel geholfen hat - MAO-Hemmer und weitere AD dürfen nicht kombiniert werden --> Serotoninsyndrom Wirklatenz Eintritt frühestens nach 1-2 Wochen: bei deutlicher Besserung noch mehrere Monate weiterbehandeln 42 Psychiatrie & Psychotherapie NEUROLEPTIKA Begleitwirkungen Extrapyramidal - Neuroleptika der 1. Generation gehen häufig mit solchen Begleitwirkungen einher - Neuroleptika der 2. Generation erzeugen die Begleitwirkungen selten Motorische - früh: Dystonie, Akathisie, Parkinsonoid, Malignes Neuroleptisches Syndrom - spät: Spätdyskinesien Sonstige - Photosensibilisierung - Glaktorrhoe, Amenorrhoe - erhöhter Augeninnendruck - herabgesetzte Darmmotilität - Leukopenie, Agranulozytose Indikation - Schizophrene Störung - Schizoaffektive Störung - Manische Syndrome - Depressiver Wahn - Psychomotorische Erregungszustände - Neuroleptanxiolyse Behandlungsdauer - günstige Effekte meist schon noch 1-2 Tagen zu erkennen - voller Effekt erst nach Wochen - Umsetzung mangels Wirkung nach 2-4 Wochen - nach Erstmanifestation mindestens 1 Jahr neuroleptische Behandlung - nach mehrfacher Exazerbation mehrjährige Rezidivprophylaxe - Kombination von Neuroleptika mit Psychosozialer Therapie bringt die besten Behandlungsergebnisse PHASENPROPHYLAXE AFFEKTIVER STÖRUNGEN sicher wirksame Medikamente bipolare Störung - Lithium - Carbamazepin - Olanzapin - Lamotrigin - Valproinsäure Überwiegend Experimentell - Oxcarabzepin - Topiramat - Gabapentin - Tiagabin sicher wirksam bei monopolarer Depression - Antidepressiva - Lithium - Carbamazepin - Lamotrigin 43 Psychiatrie & Psychotherapie Lithium Indikationen - prophylaktisch nach erster manischer Phase, oder nach wiederholter monopolarer depressiver Phase - suizidprophylaktischer Effekt - Therapeutisch (Manie, chronisch aggressives Verhalten, Augmentation der Wirkung von AD) Wirkungseintritt - rasch: antimanischer Effekt - verzögert: Phasenprophylaxe - wahrscheinlich rasch: Antisuizidaler Effekt Cave: Intox bei zu hoher Zufuhr oder zu geringer Ausscheidung - Sekundäre Elimination durch Natriumsubstitution, Dialyse, forcierte Diurese - Symptomatische Behandlung Contraindikation - absolut: schwere Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, kochsalzarme Diät, M. Addison, 1. Trimenon Schwangerschaft Sonsitges - begrenzte Wirksamkeit bei Rapid Cycler - geringe therapeutische Breite - häufige Laborkontrollen nötig - Gewichtszunahme - geringe Kosten da kein Patentschutz MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG BEI ALKOHOLKRANKHEIT stationär - Clomethiazol: - Wirkung: sedierend, antikonvulsiv, delirverhütend - NW: atemdepressiv, Blutdruckabfall, Steigerung der Bronchialsekretion - Mechanismen: Verstärkung der inhibitorischen Neurotransmitter Glycin & GABA - Alternativ: Diazepam, Haloperidol, Clonidin Zusatz - Thiamin (Vitamin B1): Prophylaxe einer Wernicke-Korsakow-Enzephalopathie - Kalium: meist Hypokaliämie im Verlauf Anti-Craving - Naltrexon (reduziert eher starkes Trinkverhalten) - Acamprosat (verlängert eher die Abstinenzzeit) - Nalmefen bei reduziertem Konsum - Baclofen (GABA-Agonist, bislang ohne Zulassung, aber positive Studien) Alkoholaversiva Disulfiram: erzeugt Übelkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Tachykardie, Atmungsbeschleunigung, Brechreiz, Hitzegefühl, Schwitzen bei Alk-konsum Craving - Suchtdruck zählt zu den Kriterien der psychischen Abhängigkeit - starkes Verlangen nach der Substanz & Art Zwang eine Substanz zu konsumieren - als einziger Faktor medikamentös beeinflussbar - Rewardcraving: positive Verstärkung durch Alkoholwirkung über endogene Opiate & dopaminerges Belohnungssystem 44 Psychiatrie & Psychotherapie CO-THERAPEUTISCHE BEREICHE Multiprofessionelles Therapeutisches Team - Ärzte (Gesamtverantwortung) - Psychologen - Sozialpädagogen - Physiotherapeuten - Fachtherapeuten (Ergo, Musik, Kunst, Gestalt, etc.) - Pflege Achtsamkeitsgruppe - nicht wertendes, unabgelenktes Beobachten des Geschehens auf körperlicher, seelischer, geistiger Ebene - verstärkte Selbstakzeptanz - Entwicklung eines tieferen Körperbewusstseins und einer verbesserten Konzentrationsfähigkeit Progressive Muskelrelaxation - nach Jacobsen - Willentliche & bewusste An-/ Entspannung bestimmter Muskelgruppen - Konzentration auf den Wechsel zwischen Anspannung & Entspannung gerichtet Autogenes Training - nach Schultz - Bequeme Haltung, häufig im sitzen (Droschkenkutscherhaltung) - Kurze formelhafte Vorstellungen (Ich bin ganz ruhig. Meine Beine sind warm....etc) - Ruhezustand des Körpers geht mit den Empfindungen von Schwere & Wärme einher Wirkung von Sport/ Physiotherapie - Antidepressiv (vor allem Ausdauersport) - Anxiolytisch - Demenz-präventiv Pflegerische Aufgaben - Pflegetherapeutische Gruppen (Aussenaktivität, Patientenmeeting) - Schulung von Patienten & Angehörigen - Co-therapeutische Gespräche - Mitwirkung bei Organisation der Station und deren Abläufe Sozialpädagogen/ Sozialarbeiter - Beratung & Unterstützung bei individuellen sozialen Problemen - Sozialrechtliche Leistungen - Nachstationäre Hilfen Ziele der Ergotherapie Entwicklung, Verbesserung & Erhalt von - psychischem Grundleistungsfunktionen (Antrieb, Motivation, Belastbarkeit, Selbstständigkeit, Tagesstruktur) - Körperwahrnehmung - Situationsgerechtem Verhalten - Realitätsbezogenheit von Selbst-/ Fremdwahrnehmung - Psychische Stabilität & Selbstvertrauen - Eigenständiger Lebensführung 45