Tumorinduzierte Stoffwechselveränderungen und

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Tumorinduzierte Stoffwechselveränderungen
und Tumorkachexie
Ursachen und Wirkungen sowie Diagnostik und Therapiekonzepte
Kompendium Heimparenterale Ernährung (HPE)
Tumorassoziierte Mangelernährung
Eine Mangelernährung ist eine wesentliche Ursache für Morbidität und Mortalität bei Tumorpatienten (1). Als praktikable
Definition für Mangelernährung kann ein Nährstoffdefizit gelten, das messbar negative Auswirkungen hat auf: Gewebe- und
Körperstruktur, Organfunktionen und den klinischen Verlauf (2). Mehr als 30 % und abhängig von der Diagnose bis zu 80 %
aller Tumorpatienten haben bereits bei Diagnosestellung Gewicht verloren (1). Besonders ausgeprägt ist dieser initiale Gewichtsverlust bei Patienten mit Pankreas-, Magen-, Ösophagus- und Kopf-Hals-Tumoren: bei 30 % dieser Patienten findet sich bereits
bei Diagnose ein schwerer Gewichtsverlust von über 10 % des gesunden Gewichts (1). Im Verlauf der Tumorerkrankung entwickelt
sich bei der Mehrzahl aller Tumorpatienten eine Mangelernährung. Wenn die Toxizität antitumoraler Behandlungen die Auswirkungen auf den Tumor übersteigen, führt dies zu weiterer Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Die Tumorkachexie ist eine
spezielle metabolische Form der tumorassoziierten Mangelernährung, die v. a. bei fortgeschrittenen Tumorsituationen auftritt (3).
Kriterien für eine Tumorkachexie sind die Kombination aus Mangelernährung und systemischer Entzündungsreaktion:
1) Mangelernährung: Gewichtsverlust von mind. 10 % des gesunden Ausgangsgewichts
2) Inflammation: Nachweis systemischer Entzündungsmarker, z. B. Anstieg von CRP und Abfall von Albumin
Eine Mangelernähung hat ungünstige Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Prognose des Tumorpatienten und beeinflusst
sowohl das Ansprechen auf antitumorale Therapien als auch die Überlebenszeit (4). Darüberhinaus ergibt sich oft eine deutliche
ökonomische Belastung durch häufigere und längere Krankenhausaufenthalte und höhere Therapiekosten.
Ursachen der tumorassoziierten Mangelernährung
Eine Vielzahl von Mechanismen fördern die Entstehung einer Mangelernährung bei Tumorpatienten.
Die folgende Grafik soll die Abläufe übersichtlich veranschaulichen:
Das Tumor-Anorexie-Kachexie-Syndrom
Antwort der Wirtsgewebe
Tumorassoziierte Faktoren
„
„
„
Zytokine
PIF (Proteolysis Inducing Factor)
LMF (Lipid Mobilising Factor)
Depression
Lebensqualität
Überlebenszeit
„
Zytokine
„
Chemotherapie
„
Akutphasenreaktion
„
„
Katabole Hormone
Kombinierte Radio-/
Chemotherapie
„
Regulatorische Peptide
„
Strahlentherapie
„
Appetitverlust, verminderte Nahrungsaufnahme
„
Behinderung von Absorption und Verstoffwechselung
von Metaboliten
„
Gastrointestinale Erosion und Obstipation
„
Ödeme, Ergüsse, Leakage-Syndrom
„
Eingeschränkte Leistungs-/Konzentrationsfähigkeit
„
Einschränkung von Organfunktionen — insbes.
des Immunsystems
Angst
Unsicherheit
Antitumorale Therapie
Gewichtsverlust
Schmerz
Schmerztherapie
Mangelernährung
Ansprechen auf
Tumortherapie
Verlust an Körpermagermasse
und Muskelgewebe
Prognose
Tumorstroma
Tumoren führen zu einer lokalen Gewebsschädigung und induzieren so die Anflutung und Infiltration durch Immunzellen aus
der systemischen Zirkulation. Es entwickelt sich ein Tumorstroma aus Bindegewebszellen, Makrophagen und Lymphozyten,
d.h. aus nicht-malignen Wirtszellen, die den Tumor umgeben und durchsetzen (5; 6).
Diese Immunzellen setzen eine Reihe von Gewebshormonen frei, die auf die Zusammensetzung des Tumorstromas, auf Tumorzellwachstum und auf die lokale Gefäßneubildung wirken. Diese entzündungsfördernden – proinflammatorischen – Komponenten
wurden evolutionär für die Sanierung von Gewebsdefekten optimiert (5; 6).
Ein Teil dieser Mediatoren, so die Zytokine IL-1, IL-6 und TNF-alpha, verläßt den lokalen Bereich und vermittelt entzündungstypische systemische Wirkungen.
Zellen bestimmter Tumoren setzen selbst proinflammotorische Zytokine frei. Andere Tumoren produzieren spezifische katabole
Substanzen, wie LMF (Lipid-mobilisierender Faktor, ein Fragment des Zink-alpha2-Glykopeptids) und PIF (Proteolyse-induzierender
Faktor) (7).
Tumorwachstum > lokale Gewebsdefekte > Einwandern von Immunzellen
> Freisetzung von lokal und systemisch wirksamen Kachexiemodulatoren
Kachexiemediatoren
Zentrale proinflammatorische Mediatoren werden durch tumorassoziierte Makrophagen freigesetzt: u. a. TNF-alpha, Interleukin
1 und Interleukin 6. Diese Substanzen modellieren das Tumorstroma, stimulieren z. T. das lokale Tumorwachstum und induzieren
fern vom Tumorort Lipolyse und Proteolyse. Interleukin 6 induziert die Synthese von Akutphasenproteinen in der Leber. V. a. das
Arachidonsäureprodukt Prostaglandin E2 hat lokal stimulierende Wirkung auf das Wachstum von Tumorzellen. Sekundär wird
durch die Inflammationsprozesse die Sekretion kataboler Hormone induziert. So finden sich bei kachektischen Tumorpatienten
erhöhte Spiegel für Glukagon, Cortisol und Katecholamine. Die Tumorprodukte PIF und LMF verschieben das Gleichgewicht in
Richtung Fett- und Muskelabbau (7).
Mediatorgruppe
Substanz
Ursprung
Ausgewählte Effekte
Eicosanoide
pro-inflammatorische Zytokine
PGE2
TNFα
IL-1
IL-6
Glukagon
Cortisol
Katecholamine
PIF
LMF ~ Zn-α2-GP
Makrophagen
Makrophagen
Makrophagen
Makrophagen
Pankreas
Nebennierenrinde
Nebennierenmark
Tumor
Tumor
Proteolyse, Induktion CRP
Proteolyse
Proteolyse
Lipolyse
Muskelproteolyse
Lipolyse
Hormone
Tumorprodukte
PGE=Prostaglandin E, TNF=Tumornekrosefaktor, IL=Interleukin, LMF=Lipid-mobilisierender Faktor,
PIF=Proteolyse-induzierender Faktor, Zn-α2-GP = Zink-alpha2-Glykopeptid
Metabolische Effekte
Aus Sicht der zentralen Gewebskompartimente werden im Rahmen einer typischen systemischen Entzündungsreaktion Ressourcen
aus der Skelettmuskulatur und aus den Fettgewebsspeichern in Organe verschoben, die der Gewebsreparatur dienen. Interleukin 6,
Kortikosteroide und der Tumorfaktor PIF steigern den Muskelabbau und führen zum Glutaminverlust der Muskelzellen.
Katecholamine, Steroide und der Tumorfaktor LMF führen zum Überwiegen des Fettabbaus. Katecholamine und Steroide induzieren die Umwandlung der aus dem Muskelabbau kommenden Aminosäuren in Glukose für den Stoffwechsel der immunaktiven
Gewebe. Interleukin 6 fördert die hepatische Synthese typischer Entzündungseiweiße wie z. B. CRP (C-reaktives Protein), die eine
zentrale Rolle in der Abwehr bakterieller Infekte spielen.
Organ
Effekt
Auslöser
Proteolyse
Glutaminverlust
IL-6, Steroide, PIF
Fettgewebe
Lipolyse
Katecholamine
Steroide
LMF
Leber
Glukoneogenese
Synthese von Akutphasenproteinen
Katecholamine, Steroide
Muskel
Klinische Zeichen einer Kachexie
Der krankheitsassoziierte Gewichtverlust der Kachexie unterscheidet sich in wesentlichen Aspekten vom Gewichtverlust beim
Hungerzustand, der auf eine Minimierung des Verlusts von Muskeleiweiß zielt. Das Kachexiesyndrom ist charakterisiert durch eine
entzündungstypische inflammatorische Stoffwechselreaktion mit rascher Bereitstellung von Muskeleiweiß (dadurch Bewegungsund mittelfristig durch Glutaminverlust Immunschwäche) sowie aktivierter Akutphasenreaktion (dadurch Appetitverlust, Müdigkeit und Fieber) (8; 9). Antitumorale Therapien tragen bei zur weiteren Beeinträchtigung des Allgemeinzustands. Übelkeit und
Erbrechen werden ausgelöst durch Zytostatika, Morphinpräparate und nicht-steroidale Antirheumatika; aber auch durch Mukosainfekte, tumorbedingte Magen-Darmstenosen oder durch Hirnmetastasen. Lokale Tumoren oder Tumortherapien können Kauund Schluckstörungen auslösen und zu abdominellem Völlegefühl und quälender Obstipation oder zu Diarrhoen führen.
Zeichen
Ursache
Anorexie = Appetitverlust
Akutphasenreaktion
Gewichtverlust
Proteolyse, Lipolyse
Muskelverlust
Proteolyse
Verlust von Fettgewebe
Lipolyse
Anämie (Tumoranämie)
Akutphasenreaktion
Immunschwäche
Glutaminverarmung
Apathie, Müdigkeit
Akutphasenreaktion, Anämie, Muskelverlust
Fieber, Schweißneigung
Akutphasenreaktion, Infekt
Übelkeit, Erbrechen
Chemotherapie, Opioidanalgetika
Magen-Darmulzera, Soorösophagitis
GI-Stenose, Elektrolytstörung, Hirnmetastasen
Kau-/Schluckbeschwerden
Mukositis durch Chemotherapie, Bestrahlung oder Infektion
Völlegefühl, Obstipation
GI-Motilitätsstörung durch Tumor oder Opioidanalgetika
Diarrhoe
Mukositis durch Chemotherapie oder Infektion
Sinnvolle Diagnostik zur Erfassung einer (beginnenden) Kachexie
Um den Beginn einer Kachexieentwicklung möglichst früh zu erfassen, sollte bei jeder ärztlichen Konsultation eine Basisdiagnostik
der Ernährungssituation erfolgen (10). Dazu gehört die standardisierte Erfassung des Körpergewichts, sowie die Dokumentation des
Gewichtverlaufs. Das Monitoring typischer Akutphaseneiweiße erlaubt das frühzeitige Erkennen einer Aktivierung systemischer
Entzündungsprozesse. Appetit und Nahrungsaufnahme lassen sich kategorisch abschätzen. Mit akzeptablem Aufwand sind zusätzliche Untersuchungen sinnvoll zur Abschätzung der verbliebenen Muskelreserve (Muskelumfang) (11), bzw. des Zustands der Gewebshydratation (Bioimpedanz). Eine genauere Erfassung der Kalorienaufnahme ist möglich über ein mehrtägiges Essprotokoll und
PC-basierte Auswertung. Aus therapeutischer Sicht sollten regelmäßig psychologische Aspekte, die Schmerzsituation und Probleme
des Magen-Darmtraktes optimal betreut werden.
Basisverfahren
Kommentar
Körpergewicht alle 1–2 Wochen
CRP und Albumin im Serum alle 4 Wochen
Körperreserven und Katabolieaktivität
erfasst inflammatorische Aktivität
Appetit via VAS (visuelle Analogskala)
geschätzte Nahrungsaufnahme
rasches, einfaches Verfahren
normal – 75 % – 50 % – 25 % – nichts
Zusatzuntersuchungen
„
„
Armmuskelfläche via Oberarmumfang
und Trizepshautfaltendicke
OAU
Knochen
AMU
Muskel
Fett
Phasenwinkel bei 50 kHz (BIA):
erfaßt Zellvolumen
„
3-Tage Ernährungsprotokoll
„
psychologische Situation
„
Schmerzsituation
„
Gastrointestinale Integrität
Mark
OAU
AMU
AMF
AMA
= Oberarmumfang
= Armmuskelumfang
= Armmuskelfläche
= arm muscle area
Heymsfield SB et al. Am J Clin Nutr 1982
AMU = OAU – ( x TSF)
AMA = AMF = AMU2/ 4
Spezifischere Zusatzuntersuchungen bleiben eher spezialisierten Zentren vorbehalten. So lassen sich zusätzliche Parameter der
Muskelfunktion oder Muskelmasse durch Funktionsprüfungen oder die Kreatininausscheidung im Urin gewinnen. Die Flüssigkeitsbelastung der Gewebe kann mit speziellen Bioimpedanz-Analysen erfaßt und die Immunlage des Körpers über standardisierte
Hautteste geprüft werden. Der individuelle Energieumsatz kann im Ruhezustand über die CO2-Produktion und den O2-Verbrauch
mittels indirekter Kalorimetrie gemessen oder anhand validierter Formeln geschätzt werden (12).
Weitere Verfahren
erfasst
Handdruckkraft mittels Dynamometer
Muskelfunktion
Kreatininexkretion im 24 h-Urin
Muskelmasse
ECF/TBW (BIA)
Flüssigkeitsbelastung
Trizepshautfaltendicke mittels Kaliper
Fettreserven
Antigen-Recall-Test (Merieux-Hauttest)
Immunlage
Indirekte Kalorimetrie
Ruheenergieumsatz in kcal/Tag
Gesamtenergiebedarf
Berechnung nach WHO in kcal/Tag
BIA=Bioimpedanzanalyse, ECF=Extrazellulärwasser, TBW=Gesamtkörperwasser, WHO=World Health Organization
Sinnvolle Diagnostik: Normwerte
Diagnostisches Verfahren
Normwerte
Gewichtverlust (% vom gesunden Gewicht)
<2%
C-reaktives Protein (CRP)
< 5 mg/l
Albumin im Serum
> 38 g/l
Armmuskelfläche
> 25 cm2
Phasenwinkel via BIA bei 50 kHz
> 5°
3-Tage Ernährungsprotokoll
> 20 kcal/kg/Tag
Indikationen und Ziele für eine Ernährungstherapie
Bei Tumorpatienten besteht immer ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Mangelernährung (13). Auch wenn kontrollierte
Daten nicht vorliegen, lässt sich als Empfehlung formulieren, dass eine intensive Ernährungstherapie indiziert ist, wenn die
normale Nahrungsaufnahme für mindestens 7 Tage weitgehend (< 500 kcal/d) oder für mindestens 2 Wochen auf weniger als 60 %
des Bedarfs eingeschränkt ist (14). Der Tagesenergiebedarf eines Tumorpatienten kann als Faustregel mit 25–30 kcal/kg KG
angenommen werden. Liegt bereits eine Mangelernährung vor, so sollte die Indikation zur Ernährungstherapie weiter gestellt
werden. Mit der Zufuhr sollte unmittelbar bei Indikationsstellung begonnen werden und die Zufuhrmenge sollte den Fehlbedarf
ersetzen (14).
Sinnvolle Ziele einer Ernährungstherapie bei Tumorpatienten sind (13; 15)
„
Verhinderung oder Behandlung einer Mangelernährung
„
Verbesserung der subjektiven Lebensqualität
„
Reduktion unerwünschter Effekte antitumoraler Therapien
„
(Wirkungsverbesserung antitumoraler Therapien)
„
(Verbesserung des Erkrankungsverlaufs)
Deutsche, europäische und US-amerikanische Leitlinien empfehlen den eskalierenden Einsatz ernährungsmedizinischer Maßnahmen bis einschl. künstlicher Ernährungsformen zur Stabilisierung und Verbesserung eines gefährdeten oder eingeschränkten
Ernährungszustands und der Lebensqualität (14; 15), zur Begleitung anti-tumoraler Therapien (13; 14; 15) sowie bei intestinalem
versagen bei fortgeschrittener Erkrankung und erwarteter Lebenszeit von mehr als 2 – 3 Monaten (13; 14; 15).
Therapieansätze bei Tumorkachexie
Ansätze zur Behandlung einer Tumorkachexie sollten mehrere Aspekte berücksichtigen (16). So sollte zunächst versucht werden, die orale Energieaufnahme anzuheben. Behindernde gastrointestinale Faktoren sollten gesucht und behandelt werden.
Mehrere unterschiedliche Substanzen können eingesetzt werden zur Steigerung des Appetits. Besonders wirksam sind – mit
jeweils unterschiedlichen unerwünschten Wirkungen – Gestagene und Kortikosteroide. Zur Suppression inflammatorischer
Prozesse können Steroide, nicht-steroidale Antirheumatika und N-3-Fettsäuren (EPA* als Antagonist der proinflammatorischen
N-6-Fettsäure Arachidonsäure) eingesetzt werden. Eine eingeleitete Ernährungstherapie muss regelmäßig auf ihre Wirksamkeit
überprüft werden. Bei unzureichendem Erfolg muss die Behandlung intensiviert werden. Bei trotz Behandlung unzureichender
oraler Nahrungsaufnahme kommen künstliche, d. h. enterale oder parenterale Ernährungskonzepte in Frage. Enterale Sonden
sind indiziert bei Stenosen oder Motilitätsstörungen im oberen GI-Trakt bis zum Duodenum. Sie sollten mit Standardnährlösungen
befahren werden, dabei kann ein hoher Fettanteil toleriert werden, der potentiell pro-inflammatorische Anteil an Omega-6Fettsäuren sollte möglichst gering sein. Bei tumorbedingten gastrointestinalen Fehlfunktionen (z. B. Stenosen) distal des Duodenums, bei therapiebedingten Störungen (z. B. Emesis, Diarrhö, Mukositis) oder bei anderen schweren Dünndarmstörungen ist
eine enterale Ernährungstherapie oft primär nicht möglich oder nicht ausreichend wirksam. In diesen Situationen kommt eine
parenterale Ernährung in Frage. Der Gesamt-Energiebedarf entspricht dem gesunder Personen, die Glukosetoleranz ist allerdings
deutlich geringer. Dabei sind hohe N-6-Mengen im Fettanteil zu vermeiden. Kommerziell angebotene Komplettlösungen sind in
dieser Hinsicht aber in der Regel akzeptabel. Mikronährstoffe (Vitamine und Spurenelemente) sollten allerdings regelmäßig
zugefügt werden.
* EPA: Eicosapentaensäure
Ziel
Steigerung Kalorienaufnahme
Besserung GI-Toleranz
Konzept
„
„
„
„
„
Appetitsteigerung
„
„
Antiinflammatorisch
Enterale Sondenernährung
„
„
„
„
„
„
Parenterale Ernährung
„
„
„
Individuelle Ernährungsberatung
Energieanreicherung der Kost, Nährsupplemente
Antiemetika, Prokinetika (Metoclopramid, Iberogast®)
Antiinfektiva (Salbeimundspülungen)
Gestagen: Megestat® 160 – 320 mg
Kortikosteroid: Prednisolon 20 mg, Dexamethason 4 mg
Cannabinoid: THC 5 – 10 mg (Cave: BTM-Rezept erforderlich)
N-3-Fettsäuren: EPA 2 – 3 g/Tag (oder 6 – 9 g Fischöl)
NSAR (cave: GI-Ulzera), z. B. Indometacin 2 x 50 mg / Tag
Sondenkost 1 kcal/ml,
möglichst hoher Fettanteil, möglichst wenig Omega-6-Fettsäuren
Bedarf 25 – 30 kcal/kg, 35 – 40 ml/kg
Aminosäuren ~1.2 g/kg, Glukose ~3.5 g/kg, Fett ~1 g/kg
möglichst 3-Kammerkomplettlösung, Fettanteil 40 – 50 %,
möglichst geringer Anteil Omega-6-Fettsäuren
immer plus Tagesbedarf fett-/wasserlösliche Vitamine
GI = Gastrointestinaltrakt, EPA=20:5-Eicosapentaensäure, NSAR=nicht-steroidale Antirheumatika, THC=Tetrahydrocannabinol
Literatur
1. DeWys WD, Begg C, Lavin PT et al.: Prognostic effect of weight loss prior to chemotherapy in cancer patients. Am J Med 1980, 69: 491-7
2. Stratton RJ: Disease-related malnutrition. An evidence-based approach to treatment. Hrsg. Stratton RJ, Green CJ, Elia M. CABI Publishing, Wallingford 2003
3. Tisdale MJ: Cachexia in cancer patients. Nat Rev Cancer 2002: 862-71
4.Andreyev HJN et al.: Why do patients with weight loss have a worse outcome when undergoing chemotherapy for gastrointestinal malignancies?
Eur J Cancer 1998; 34: 503-9
5. Balkwill F, Mantovani A: Inflammation and cancer: back to Virchow? Lancet 2001, 357: 539-545
6. Coussens LM, Werbs Z: Inflammation and cancer. Nature 2002, 420: 860-867
7. Tisdale MJ: Cachexia in cancer patients. Nat Rev Cancer 2002, 2: 862-871
8. Inui A: Cancer anorexia-cachexia syndrome: are neuropeptides the key? Cancer Res 1999, 59: 4493-4501
9. Bruera E: Anorexia, cachexia, and nutrition. Br Med J 1997, 315: 1219-1222
10.Schauder P und Arends J: Erfassung und Beurteilung des Ernährungszustands.
In: Ernährungsmedizin, Prävention und Therapie. Hrsg. Schauder P, Ollenschläger G. Urban & Fischer, 2. Aufl., München 2003
11.Heymsfield SB et al.: Anthropometric measurement of muscle mass: revised equations for calculating bone-free arm muscle area.
Am J Clin Nutr 1982, 36: 680-690
12.Druml W, Jadrna K: Recommendations for enteral and parenteral nutrition in adults. Austrian Society of Clinical Nutrition (AKE),
2. englische Taschenbuch­version, Wien 2008
13.Arends J: Unkonventionelle Therapien - Ernährung. In: Onkologie, unkonventionelle und supportive Therapiestrategien. Hrsg. Unger C, Weis J.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004
14.August DA, Huhmann MB, American Society for Parenteral and Enteral Nutrition (A.S.P.E.N.) Board of Directors. A.S.P.E.N. clinical guidelines:
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15.Arends J, Bodoky G, Bozzetti F, Fearon K, Muscaritoli M, Selga G, van Bokhorst-de van der Schueren M, von Meyenfeldt M, Zürcher G, Fietkau R, Aulbert E,
Frick B, Holm M, Kneba M, Mestrom HJ, Zander A. ESPEN Guidelines on Enteral Nutrition: Non-Surgical Oncology. Clin Nutr, 2006. 25: 245-259
16.Bozzetti F, Arends J, Lundholm K, Micklewright A, Zurcher G, Muscaritoli M. ESPEN guidelines on parenteral nutrition:
non-surgical oncology. Clin Nutr 2009, 28: 445-454
Autor
Dr. med. Jann Arends, Oberarzt und Leiter Ernährungsmedizin
Klinik für internistische Onkologie, Klinik für Tumorbiologie an der Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg
Breisacherstr. 117, 79106 Freiburg, Telefon 0761/206-1803, -1890; e-mail: [email protected]
Fachlicher Hintergrund:
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Hämatologie/Internistische Onkologie
DGEM-Zertifizierung Ernährungsmedizin
Assistent, Medizinische Universitätsklinik Göttingen
Assistent, Fachklinik für Diabetes, Bad Lauterberg
Research Fellow, Washington University School of Medicine, St. Louis, Missouri, USA
seit 1993: Oberarzt und Leiter des Bereichs Ernährungsmedizin, Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Forschungsschwerpunkte: Tumorkachexie, Mikronährstoffe
Klinische Schwerpunkte: gastrointestinale und neuroendokrine Tumoren, parenterale und heimparenterale Ernährung
Mitglied der Arbeitsgruppe „Ernährung und Stoffwechsel“ der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der DGEM
Fachherausgeber Onkologie, Zeitschrift Aktuelle Ernährungsmedizin
Leiter der Arbeitsgruppe Heimparenterale Ernährung der DGEM
Mitautor an den Leitlinien zur klinischen Ernährung der DGEM
Mitautor an den Leitlinien zur enteralen und parenteralen Ernährung der ESPEN
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B. Braun Melsungen AG | OPM | 34209 Melsungen | Deutschland
Tel. (0 56 61) 71- 33 99 | Fax (0 56 61) 71- 35 50 | www.bbraun.de
W.01.07.11/1 Nr. 9996526 Stand: 07/2011
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