Vorlesung Gesprächsführung PT - SoSe 2007

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Vorlesung Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie
- Hilfreiche Gesprächsführung /
Psychotherapie -
Prof. Dr. med. Christoph Herrmann-Lingen
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Diagnosenspektrum der Psychosomatischen
Medizin und Psychotherapie
Aus: Gutachten zur Strukturanalyse und Bedarfsermittlung im Bereich der
Psychotherapeutischen Medizin (Psychosomatik) in Hessen: IGSF, Kiel 2005
z.B. Panikstörung
Fkt. Schmerz; Herz-, Bauch- u.a. Beschw.; Somatis.-stör.
Neurasthenie (chronic fatigue)
Insbes. im Kontext körperlicher Krankheit
oder mit vorwiegend
körperlicher Symptomatik
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychische / Psychosomatische Störungen
in der Bevölkerung
(12-Monatsprävalenz, BMG-Gesundheitssurvey 1999, N=7200)
Phobien
somatoforme (funktionelle) Störung
Depression
Dysthymie (subklinische Depression)
Alkoholmissbrauch / Abhängigkeit
Psychosen
Panikstörung
12,6 %
11%
8,3%
4,5%
3,7 %
2,6 %
2,3 %
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychische / psychosomatische Störungen
in der Bevölkerung
(12-Monatsprävalenz, BMG-Gesundheitssurvey 1999, N=7200)
• Aktuelle Prävalenz:
31 % (w: 37%, m: 25%)
…d.h. auch: 30-40% hausärztlicher oder
internistischer Patienten leiden an psychischen
bzw. psychosomatischen Erkrankungen!
• Lebenszeitprävalenz:
48 %
• 41% aller Arbeitsunfähigkeitszeiten (der letzten vier Wo.)
wegen psychischer Erkrankung (Wittchen et al. 2001)
• Krankenkassen-Daten von 2005:
seit 1997 fast Verdopplung der AU-Zeiten
aus psychischen Gründen
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychosomatische Behandlung:
Expertensache??
Psychosomatische Problematik bei 30-40%
der Patienten in somatischer Versorgung
1.Schritt:
Psychosomatische Grundversorgung
durch somatische Erstbehandler!
2.Schritt (falls 1. nicht ausreicht):
Fachpsychotherapie (amb./stat.)
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Umgang mit „psychosomatischen“
Patienten in der somat. Versorgung
Allgemeine Maßnahmen
• Ausführliche biopsychosoziale Anamneseerhebung
• Ernstnehmen körperl. und psych. Symptome
• Angepasste somatische Diagnostik,
Cave: Über-/Unterdiagnostik!
• Exploration subjektiver Krankheitskonzepte;
Information über Befunde u. Irrmeinungen
• Ggfs. psychopharmakologische Behandlung
(Cave NW / Abhängigkeit!)
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Umgang mit „psychosomatischen“
Patienten in der somat. Versorgung
Psychosomatische Grundversorgung
• Gemeinsames Verstehen der Symptome im
Lebenskontext
• „Verwörterung“ im Symptom ausgedrückter
Affekte / Psychogeneseverständnis
• Supportive / lösungsorientierte Begleitung
• Symptomunabhängige feste Terminvergabe
• Ggfs. Motivation zur Fachpsychotherapie
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Interaktionsprobleme beim Umgang
mit „psychosomatischen“ Patienten
• Oft “schwierige” Patienten durch:
- Inkonsistenz zwischen Beschwerden und Befund
- Fixierung aufs Organische / forderndes Verhalten
• Beruhigung oder „Bestrafung“ durch unnötige /
invasive Diagnostik oder „Pseudobehandlung“
• Nicht-Ernstnehmen, Entwerten, Wegschicken
• Hilfen gegen eigene Hilflosigkeit und Ärger:
Fallkonferenzen, Supervision, Balintgruppe
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Ein Beispiel: Verschiedene Möglichkeiten
zum Umgang mit „Vorwürfen“
Ein Patient beschwert sich beim Arzt über
dessen Art, auf die körperlichen
Beschwerden des Patienten einzugehen:
„Glauben Sie wirklich, dass dies die richtige Art
ist mir zu helfen. Ich habe doch Schmerzen.
Was soll Sprechen da bringen?“
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Verschiedene Reaktionen
• „Sprechen Sie bitte nicht in diesem Ton mit mir!“
(Ausagieren der Gegenübertragung)
• „Körperliche Beschwerden hängen oftmals mit
seelischen Belastungen zusammen. Deshalb versuche
ich, diese im Gespräch mit Ihnen zu ergründen!“
(rational-kognitive Intervention; Rechtfertigung)
• „Sie bringen mich mit Ihrer Frage unter Rechtfertigungsdruck und lösen bei mir Ärger aus“
(Spiegelung, Verlagerung auf die Beziehungsebene)
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Klientenzentriertes
Beziehungsangebot I
(z.B. Biermann-Ratjen u.a., 1989)
“Ich biete Ihnen an, mit mir frei und offen
über alles zu sprechen, was Sie beschäftigt
und belastet. Sie bestimmen selbst,
worüber Sie sprechen. Ich werde mich
bemühen, Ihnen dadurch zu helfen, dass
ich immer genau sage, was ich verstanden
habe aus dem, was Sie sagen.”
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Klientenzentriertes
Beziehungsangebot II
(z.B. Biermann-Ratjen u.a., 1989)
“Ich werde Ihnen keine Ratschläge und
Hinweise geben. Es ist unsere Erfahrung,
dass man durch solche Gespräche ruhiger
und entspannter wird, wenn auch nicht sofort
und immer, und dass es in der Regel so ist,
dass, je klarer und deutlicher Probleme
werden, sich umso eher auch Möglichkeiten
und Wege zu ihrer Lösung finden.”
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Indikationen für Überweisung
„psychosomatischer“ Patienten
• Differentialdiagnostische Abklärung unklarer
Psychogenese / psych. Komorbidität
• Chronifizierter Verlauf trotz Grundversorgung
• Wiederholte Notfalleinweisungen
/ invas. Maßnahmen
• Schwere, anhaltende psychische Störung
(Angsterkrankung, Depression,
Persönlichkeitsstörung, PTSD)
• Zunehmende soziale Folgeprobleme (AU…)
• Medikamentenabusus / Abhängigkeit
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychotherapie ist …
Definition I (Strotzka, 1975)
§ ein bewusster und geplanter interaktionaler Prozess
§ zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die behandlungsbedürftig sind (Konsens)
§ mit psychologischen Mitteln (Kommunikation, verbal / averbal)
§ in Richtung auf ein definiertes, gemeinsam erarbeitetes
Ziel (Symptomminimierung / Änderung der Persönlichkeitsstruktur)
§ mittels lehrbarer Techniken
§ auf der Basis einer Theorie von normalem /
pathologischem Verhalten
§ In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung
notwendig.
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychotherapie ist …
Definition II (§ 1 (3) Psychotherapeutengesetz)
„ … jede mittels wissenschaftlich anerkannter
psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene
Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung
von Störungen mit Krankheitswert, bei denen
Psychotherapie indiziert ist.
Zur Ausübung von Psychotherapie gehören nicht
psychologische Tätigkeiten, die die Aufarbeitung
und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige
Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand
haben.„
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Einige Wirkfaktoren der Psychotherapie
§ Tragfähige Therapeut-Patient-Beziehung
(signifikanter Effekt in über 60% aller Untersuchungen).
§ Eine ausreichende „Dosis“
(Frequenz, kein linearer Zusammenhang).
§ Ressourcenaktivierung.
§ Die Erfassung des zentralen
Beziehungskonflikts.
§ Zuwachs an Einsicht und Selbstverständnis,
§ Internalisierung der Behandlungsfortschritte
im Sinne von Autonomieentwicklung.
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Formen der Psychotherapie
§ Therapeutische Verfahren:
§ Psychoanalytische Psychotherapie
§ Psychodynamische / „tiefenpsychologisch
fundierte“ Psychotherapie
§ (kognitive) Verhaltenstherapie
§ Humanistische Psychotherapien (z.B.
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie)
§ Systemische Therapien
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Formen der Psychotherapie
§ Therapeutische Settings:
§ Einzelpsychotherapie
§ Gruppenpsychotherapie
§ Paar-/Familientherapie
§ Kurzzeit- vs. Langzeittherapien
§ Ambulant vs. stationär (multimodal)
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Weitere Angebote im Rahmen von
Psychotherapien
§ Hypnotherapeutische Techniken
§ Entspannungsverfahren
§ Expositionsbehandlungen
§ Körpertherapien
§ Kunst- und Gestaltungstherapie
§ Musiktherapie
§ Begleitende Medikation
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Vergleich methodischer Vorgehensweisen
in der Psychotherapie
Psychoanalyse/tiefenpsychologisch
fundierte Gesprächstherapie
Konzept
Methode
Ziel
Verhaltenstherapie
• Aufdeckung und Bearbeitung
unbewußter Konflikte
• Festgelegter Behandlungsrahmen
(Setting)
• Nachreifung
• Umlernen
• Umdenken
•
•
•
•
•
• Systematische Desensibilisierung/
Reizkonfrontation
• Lernen am Erfolg/am Modell
• Selbstkontrolltechnik
• Training sozialer Kompetenz
• Rationaler Dialog
• Hausaufgaben/Tagebücher
Übertragung/Gegenübertragung
Erinnern und Wiedererleben
Deutung/Spiegelung
Durcharbeiten
Arbeit am Widerstand
• Befreiung von neurotischer Einengung
• Symptombeseitigung
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Wirksamkeit von Psychotherapie
Meta-Analysen: Psychotherapie hoch wirksam
(beste Datenlage für (k)VT, aber i.d.R. alle Verfahren ähnlich gut wirksam)
- Effektstärken 0,85 – 1,57.
1,57
- Besserungswahrscheinlichkeiten 68% - 76%.
76%
- Effektstärke für unbehandelte Kontrollgruppen 0,10
(Widerlegung der Spontanremissionsthese; Eysenck, 1952).
Smith et al., 1980; Lipsey & Wilson, 1993; Wittmann & Matt, 1986; Lambert & Bergin, 1994; Grawe et al.,
1994; Howard et al, 1986; McNeilly & Howard, 1991; vgl. Kordy & Kächele, 2003; Strauß & Wittmann, 2000.;
Leichsenring et al. 2004)
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Einige Moderatorvariablen der
Therapiewirksamkeit
-
Störungsdauer (Chronifizierung)
Alter
Krankheitseinsicht
Therapiemotivation
„Krankheitsgewinn“
Laufendes Rentenverfahren oder
erfolgte krankheitsbedingte Berentung
Schmitz-Buhl et al, 1999; Grawe et al., 1994; Luborsky et al., 1993; Nedopil, 2000; vgl. Strauß & Wittmann, 2000
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychosomatische Rehabilitation:
Kosten-Nutzen-Rechnung (Zielke 1999)
• Einsparung über 2 Jahre:
durchschnittlich 25192 DM pro Patient
• Therapiekosten:
durchschnittlich 10111 DM pro Patient
• Kosten-Nutzen-Verhältnis: 1:2,5
• Gesamt-Einsparpotenzial: 2,4 Mrd. DM
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Zusammenfassung I
• Die allermeisten psychosomatischen Patienten
werden von Somatikern behandelt
– aber oft nicht adäquat!
• Biopsychosozialer Zugang generell wichtig,
psychosomatische Grundversorgung oft nötig
• Bei mangelndem Erfolg, schwerer Störung,
Chronizierung, Krisen etc. Überweisung in
Psychosomatik / Psychotherapie nötig
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Zusammenfassung II
• Verschiedene Formen der Psychotherapie
verfügbar und grundsätzlich hoch wirksam
• „Schulenstreit“ kontraproduktiv – Integration!
• Gute Kooperation und wechselseitiges Verständnis
Somatiker / (ärztlicher!) Psychotherapeut wichtig
• Kosten psychosomatischer Behandlung mittelfristig
schnell amortisiert
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Ergänzende Folien
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Empathie
(„Einfühlendes Verstehen,
Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte“)
heißt:
„den inneren Bezugsrahmen eines anderen genau
wahrzunehmen unter Einschluss der zugehörigen
gefühlsmäßigen Komponenten und Bedeutungen,
so als ob man selbst der andere wäre, ohne aber
jemals den als-ob-Zustand zu verlassen.“
Rogers 1959
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Akzeptierende Grundhaltung
(„Unbedingte Wertschätzung“)
heißt:
„den Klienten mit Gefühlen schätzen, die qualitativ
etwa vergleichbar sind mit den Gefühlen, die Eltern
für ihr Kind hegen, das sie als eine Person
schätzen, unabhängig davon, wie es sich im
Moment benimmt. Das bedeutet, dass (dem
Therapeuten/Arzt) der Klient wichtig ist ... als eine
Person, die sich entwickeln kann .“
Rogers 1962
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Selektive Authentizität
(„Kongruenz“)
heißt, dass der Arzt / Therapeut
„das ist, was er ist, in seiner Beziehung zum
Klienten echt ist ... , wenn er zu den Gefühlen und
Einstellungen, die ihn augenblicklich bestimmen,
stehen kann... und dass er fähig ist, sie mitzuteilen,
wenn das angezeigt ist...,
sodass ein ganzer Mensch auf einen anderen
Menschen trifft.“
Rogers 1962
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
1.
2.
3.
4.
5.
Keine „hoch besetzten“ Erwartungen aussprechen,
sondern Themen erwartungsfrei eröffnen
Keine zwingenden Statt
Fragen
stellen,
Sie
abgenommen?“
Statt„Haben
„Haben
Siesondern
abgenommen?“
z.B. „zirkulär“ fragen oder Rollenwechsel anbieten
z.B.
z.B.
Keine Fremdbeurteilungen anfordern,
sondern„Erzählen
Selbstkonzept
Sie
wie
lassen
„Erzählen
Siemir,
mir,entwickeln
wiesich
sichIhr
IhrGewicht
Gewichtentwickelt
entwickelthat?“
hat?“
Keine Negativsicht aufbauen,
sondern Stärken schildern lassen
Keine Scham- oder Schuldgefühle auslösen,
sondern mit Nachfragen emotionale Bereiche ansteuern
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
1.
2.
3.
4.
5.
Keine „hoch besetzten“ Erwartungen aussprechen,
sondern Themen erwartungsfrei eröffnen
Keine zwingenden Fragen stellen, sondern
z.B. „zirkulär“ fragen oder Rollenwechsel anbieten
Keine Fremdbeurteilungen
anfordern,
Statt
Statt„Wollen
„WollenSie
SieininRente
Rentegehen?“
gehen?“
sondern Selbstkonzept entwickeln lassen
z.B.
z.B.
Keine Negativsicht aufbauen,
sondern Stärken schildern
lassen
„Wie
es
„Wiewürde
würde
esIhre
IhreFrau
Frausehen,
sehen,
wenn
Sie
an
eine
Berentung
denken?“
Keine Scham- oder
Schuldgefühle
auslösen,
wenn
Sie an eine Berentung
denken?“
sondern mit Nachfragen emotionale Bereiche ansteuern
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
1.
2.
3.
4.
5.
Keine „hoch besetzten“ Erwartungen aussprechen,
sondern Themen erwartungsfrei eröffnen
Keine zwingenden Fragen stellen, sondern
z.B. „zirkulär“ fragen oder Rollenwechsel anbieten
Keine Fremdbeurteilungen anfordern,
sondern Selbstkonzept entwickeln lassen
Keine Negativsicht
Statt
aufbauen,
„Was
Statt
„Washält
hältIhr
IhrChef
Chefvon
vonIhnen?“
Ihnen?“
sondern Stärken schildern lassen
z.B.
z.B.
Keine Scham- oder Schuldgefühle auslösen,
„Wie
im
sondern mit Nachfragen
emotionale
Bereiche
ansteuern
„Wiesehen
sehenSie
SieIhre
IhreStellung
Stellung
imBetrieb?“
Betrieb?“
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
1.
2.
3.
4.
5.
Keine „hoch besetzten“ Erwartungen aussprechen,
sondern Themen erwartungsfrei eröffnen
Keine zwingenden Fragen stellen, sondern
z.B. „zirkulär“ fragen oder Rollenwechsel anbieten
Keine Fremdbeurteilungen anfordern,
sondern Selbstkonzept entwickeln lassen
Keine Negativsicht aufbauen,
sondern Stärken schildern lassen
Keine Scham- oder Schuldgefühle
auslösen,
Statt
Statt„Streiten
„StreitenSie
Sieoft
oftmit
mit...?“
...?“
sondern mit Nachfragen emotionale Bereiche ansteuern
z.B.
z.B.
„Worin
„Worinschätzen
schätzenSie
Siesich
sichstark
starkein?“
ein?“
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
1.
2.
3.
4.
5.
Keine „hoch besetzten“ Erwartungen aussprechen,
sondern Themen erwartungsfrei eröffnen
Keine zwingenden Fragen stellen, sondern
z.B. „zirkulär“ fragen
oder Rollenwechsel
anbieten
Statt
Statt„Haben
„HabenSie
SieFressanfälle?“
Fressanfälle?“
Keine Fremdbeurteilungen anfordern,
z.B.
sondern Selbstkonzept entwickeln
z.B.lassen
Keine Negativsicht
aufbauen,
„Wann
Sie
„Wannhaben
haben
SieIhren
Ihrenersten
erstenFressanfall
Fressanfallgehabt
gehabtund
und
sondern Stärken schildernwie
lassen
wiesah
saher
eraus?“
aus?“
Keine Scham- oder Schuldgefühle auslösen,
sondern mit Nachfragen emotionale Bereiche ansteuern
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
6.
7.
8.
Keine Wertungen abgeben,
sondern die Entwicklung des Problems darstellen lassen
Keine aggressiven
Konfrontationen
provozieren,
Statt
„Wie
das
Statt
„Wiekonnte
konnteIhnen
Ihnen
daspassieren?“
passieren?“
sondern Widersprüche erläutern lassen
z.B.
z.B.
Kein emotionales Aufschaukeln fördern,
„Wie
kam
Ihrer
sondern alternative
„WieThemen
kames
eszu
zuanbieten
IhrerEntscheidung?“
Entscheidung?“
9.
Keine Überrumpelung mit Tabuthemen,
sondern behutsam vorgehen
10.
Keine negativen Stereotype anbieten,
sondern auf das Individuelle des Patienten eingehen
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
6.
7.
8.
9.
10.
Keine Wertungen abgeben,
sondern die Entwicklung des Problems darstellen lassen
Keine aggressiven Konfrontationen provozieren,
sondern Widersprüche erläutern lassen
Kein emotionales
Statt
Aufschaukeln
„Eben
fördern,
Statt
„Ebenhaben
habenSie
Siedoch
dochnoch
nochgesagt...“
gesagt...“
sondern alternative Themen anbieten
z.B.
z.B.
Keine Überrumpelung mit Tabuthemen,
den
sondern „Wie
behutsam
vorgehen
„Wiesehen
sehenSie
Sie
denZusammenhang
Zusammenhangzwischen
zwischendem,
dem,was
was
Sie ......und
und...?“
...?“
Keine negativen Stereotype Sie
anbieten,
sondern auf das Individuelle des Patienten eingehen
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
6.
7.
8.
9.
10.
Keine Wertungen abgeben,
sondern die Entwicklung des Problems darstellen lassen
Keine aggressiven Konfrontationen provozieren,
sondern Widersprüche erläutern lassen
Kein emotionales Aufschaukeln fördern,
sondern alternative Themen anbieten
Keine Überrumpelung
mit „haben
Tabuthemen,
Statt
Statt(Tränen)...
(Tränen)...
„habenSie
SieIhr
IhrKind
Kindsehr
sehrgeliebt?“
geliebt?“
sondern behutsam vorgehen
z.B.
z.B.
Keine negativen Stereotype anbieten,
Sie
Anderes
sondern auf „Möchten
das
Individuelle
des
Patienten
eingehen
„Möchten
Sieüber
überetwas
etwas
Anderessprechen?“
sprechen?“
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
6.
7.
8.
9.
10.
Keine Wertungen abgeben,
sondern die Entwicklung des Problems darstellen lassen
Keine aggressiven Konfrontationen provozieren,
sondern Widersprüche erläutern lassen
Kein emotionales Aufschaukeln fördern,
sondern alternative Themen anbieten
Keine Überrumpelung mit Tabuthemen,
sondern behutsam vorgehen
Keine negativen
Stereotype anbieten,
Statt
Stattunvermittelter
unvermittelterFragen
Fragenz.B.
z.B.zur
zurSexualität?
Sexualität?
sondern auf das Individuelle des Patienten eingehen
Behutsam
Behutsaminindas
dasThema
Themaeinführen
einführen
(z.B.
über
orientierende
Fragen
zur
(z.B. über orientierende Fragen zurPartnerschaft)
Partnerschaft)
und
auf
Signale
des
Patienten
und auf Signale des Patientenachten
achten
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
10 Regeln um Angst zu vermeiden und
den Patienten zu „sichern“
6.
7.
8.
9.
10.
Keine Wertungen abgeben,
sondern die Entwicklung des Problems darstellen lassen
Keine aggressiven Konfrontationen provozieren,
sondern Widersprüche erläutern lassen
Kein emotionales Aufschaukeln
fördern,
Statt
Statt„Halten
„HaltenSie
Siedas
dasfür
fürmännlich?“
männlich?“
sondern alternative Themen anbieten
z.B.
z.B.
Keine Überrumpelung mit Tabuthemen,
sondern behutsam„Was
vorgehen
bedeutet
„Was
bedeutetfür
fürSie
Sie‚männlich
‚männlichsein‘?“
sein‘?“
Keine negativen Stereotype anbieten,
sondern auf das Individuelle des Patienten eingehen
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Struktur der Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie Marburg
•
8 stationäre Betten, verteilt auf zwei
interdisziplinäre Stationen
(mit Kardiologie, Gastroenterologie, Endokrinologie)
•
•
•
Poliklinische Ambulanz
Konsiliar-/Liaisondienst
5 Akademikerstellen für Versorgung,
Forschung und Lehre
– Chefarzt, Oberärztin, Stationsärztin,
Konsiliarärztin, Psychologe
– Assoziierte Pflegekräfte und Physiotherapeutin
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Vernetzung der Klinik für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie
Niedergelassene
Ärzte
Ambulante
Psychotherapie
!
Überweisung
Poliklinik
Poliklinik
Psychosomatik
Psychosomatik
Station
Station122
122
Station
Station124
124
Externe
Fachkliniken / Reha
Poliklinik
andere FA
Konsil
Stationen
andere FA
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychosomatischer Konsiliar- und
Liaisondienst
• Konsiliardienst
– direkte Diagnostik und Versorgung nach gezielter
Anfrage
• Liaisondienst
– ein Mitarbeiter ist mit einem definiertem Arbeitsausmaß einer klinischen Abteilung zugeordnet, z. B.
•
•
•
•
Betreuung von Patienten einer bestimmten Station
Teilnahme an Visiten
Fallbesprechungen
Supervisionen
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Vorteile einer integrierten psychosomatischen Krankenhausbehandlung
n Organmedizinische und
psychodiagnostische Abklärung zeitnah
während eines stationären Aufenthalts.
n Zeit zwischen diagnostischer Abklärung
und psychotherapeutischer Behandlung
erheblich verkürzt.
n Psychischer Widerstand am ehesten in
der akuten Krise durch interdisziplinäre
Zusammenarbeit zu überwinden.
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Indikationen für stationäre psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung
• Differenzialdiagnostik möglicherweise psychogener Beschwerden in interdisziplinärer
Zusammenarbeit mit somatischen Kollegen.
• Erhebliche psychische Komorbidität
(z.B. Persönlichkeitsstörung, Depression)
bei schwerer körperlicher Erkrankung.
• Erfordernis eines multimodalen
therapeutischen Vorgehens.
• Fehlende Motivation für indizierte ambulante
Psychotherapie.
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Indikationen für stationäre psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung
• Eingeschränkte Teilnahmemöglichkeit an
ambulanter Psychotherapie aufgrund
Erkrankung / logistischer Probleme.
• Keine symptombezogene Besserung
während amb. Psychotherapie.
• Krise im Rahmen ambulanter Psychotherapie.
• Besonders schwere psychogene
Symptomatik mit Beeinträchtigungen im Alltag
(z. B: mehrmonatige AU, Selbstschädigung).
• Pathogenes häusliches Umfeld
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Stat. Behandlungskonzept Marburg
(typ. Behandlungsdauer 4-6 Wochen)
Kombination psycho- und körpertherapeutischer
Arbeit mit medizinischer Diagnostik / Therapie
•
•
•
•
•
•
•
•
5 Std. psychodynamische Gruppentherapie pro Woche
5 Std. Körpertherapie-Gruppe pro Woche
5 x 30‘ Entspannungstraining pro Woche
2 Std. Einzelpsychotherapie pro Woche (PD / VT)
Somat. Behandlung, 2 klinische Gruppenvisiten pro Woche
Physikalische Therapie nach Indikation
Ggf. Paar- und/oder Familiengespräche
Möglichkeit der Nutzung von somat. Konsilen,
Diätberatung, Bewegungsbad, Fitnessraum etc.
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Verlauf körperlicher Beschwerdedruck
vor / nach stat. psychosomat. Behandlung
45
40
40,7 39,6
33,9
35
27,4
30
23,3
25
20
Ambulanz
Aufnahme
15
Entlassung
10
5
0
Psychosomatik MR
Psychosomatik VirchowKlinikum
• Der Rückgang des Beschwerdedrucks ist signifikant (Effektstärke
d~=0,8 [entspricht einem starken Effekt]).
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Verlauf ängstlich-depressiver Stimmung
vor / nach stat. psychosomat. Behandlung
2,5
2,37
2
1,53
1,5
1,25
2,34
1
Ambulanz
Aufnahme
1,8
Entlassung
0,5
0
Psychosomatik MR
Psychosomatik Virchow-Klinikum
• Die Veränderung ist jeweils signifikant (Effektstärke d~=0,68
[entspricht einem mittleren bis starken Effekt]).
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Begriffsklärung Effektstärke
Effektstärke von 0,85 bedeutet:
- behandelte Gruppe um durchschnittlich 0,85
Standardabweichungen gebessert
- behandelter Gruppe geht es im Durchschnitt besser als
80% der unbehandelten Vergleichsgruppe.
Was heißt das? Ein Beispiel:
- Bei durchschnittlicher Lebenserwartung von 70±10 J.
entspräche Effektstärke von 0,85 einer Verlängerung der
Lebenserwartung um 8,5 Jahre
vgl. Kordy & Kächele, 2003; Strauß & Wittmann, 2000
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychosomatische Rehabilitation:
Kosten-Nutzen-Rechnung (Zielke 1999)
In den zwei Jahren vor psychosomatischer
Rehabilitation fanden sich je Patient
• 32,4 Praxiskontakte / Jahr (23% Psych.-Ärzte)
durchschnittl. Kosten: 3501 DM /Pat.
• 75-80% Medikamenteneinnahme
durchschnittl. Kosten 548 DM / Pat. / Jahr
• 17,4 Krankenhaustage (50% psych. Diagnosen);
durchschnittl. Kosten: 5499 DM / Pat.
• Bei erwerbstätigen Pat.:
5,2 AU-Episoden mit 140 AU-Tagen (34% psych. Dx)
durchschnittl. AU-Kosten: 44586 DM / Pat.
• Durchschnittl. Gesamtkosten pro Pat: 40278 DM
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
Psychosomatische Rehabilitation:
Kosten-Nutzen-Rechnung (Zielke 1999)
In den zwei Jahren nach psychosomatischer
Rehabilitation ergaben sich folgende
Einsparungen
• Medizinische Versorgung
53 %
• Krankengeld
79 %
• Lohnfortzahlungen /
Produktivitätsausfall
62 %
• Krankheitskosten insges.
59 %
Ch. Herrmann-Lingen, Psychosomatik Uni Marburg (2007)
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