Joo Kraus - arttourist.com

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JAZZ | NEUE MUSIK
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Joo Kraus
JOO KRAUS, Jazz Trompeter aus Ulm, ist aus der deutschen
Musikgeschichte der letzten beiden Jahrzehnte nicht wegzudenken.
Seit mehr als 30 Jahren ist er Teil meiner musikalischen Leidenschaft.
Wir treffen uns im legendären Ulmer Jazzkeller Sauschdall, der 1963 von Studenten der
Ingenieurschule (heute: Hochschule Ulm) gegründet wurde, in der Jazzgrößen wie die
Dutch Swing College Band, Traditional Jazz Studio Prag, Albert Mangelsdorff, Wolfgang
Dauner, John McLaughlin, Manfred Schoof, Joe Viera, die Indonesian All Stars, die Dave
Pike Set, mit Volker Kriegel, Champion Jack Dupree, Jean-Luc Ponty und Dollar Brand
und viele andere mehr gastierten. Der Sauschdall ist für viele Ulmer der Eintritt in den
Jazzhimmel gewesen, so auch für Joo Kraus und mich.
Joo Kraus ist mir früh begegnet und doch haben wir uns erst 2012 im Rahmen des fünften RheinfallFestival in Schaffhausen persönlich kennen gelernt. Als Künstlerischer Leiter
habe ich ihn für ein Konzert mit der wunderbaren Simone Kermes und dem Orchester
Les Passion de l‘ Ame gewonnen, ein erstmaliges und leider bis heute einmaliges Zusammentreffen von zwei Ausnahmemusikern und ungewöhnlichen Menschen. Joo Kraus,
wie Simone Kermes ließen sich auf dieses musikalische Experiment ein, dass zu einem
unvergesslichen Konzerterlebnis wurde und bis heute Gänsehaut auslöst.
Joo ist gut gelaunt, entspannt nimmt er Platz, genießt die spezielle Atmosphäre in den
alt ehrwürdigen Gemäuern, >> ich war schon so lange nicht mehr hier<<. Er kommt gerade aus Paris, wo er mit Omar Sosa ein Konzert im Rahmen des Jazz à la Vilette Festival
gespielt hat, das von Arte live übertragen wurde. Mit Omar Sosa hat er gerade eine neue
CD aufgenommen, mit ihm ist er viel und in wechselnden Formationen unterwegs. Wir
unterhalten uns über Funk Unlimited, wo ich ihn musikalisch für mich entdeckt und lieben gelernt habe, über die Zeit mit Kraan, den Erfolg mit Tab Two, die schwere Zeit nach
der Trennung von Helmut Hattler und dem Ende des Erfolgprojektes, über das Scheitern,
neue Inspiration und die wirklich wichtigen Dinge im Leben, den Rückzug in die Familie,
die Sehnsucht Zeit zu haben und Projekten, neuen Ideen nachzuhängen.
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BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fotos © Chris Marquardt
Wir trafen Joo Kraus zum Gespräch
Du kommst gerade aus Paris von Jazz à la Villette, wo Du mit Omar Sosa & The Afric-Lectric
Experience aufgetreten bist. Wie war’s?
Das war ein klasse Festival – 2.000 begeisterte Menschen, die uns Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben: Das allein ist echt ein Geschenk!
Wir haben nur 50 Minuten Spielzeit gehabt...
das ist für diese Band eigentlich zu wenig. Bei
soviel Energie die wir da aufbauen. Bei so vielen
Klasse Solisten in der Band.
Nach uns spielte dann James Carter sein Giant
Steps Programm: Da wusste ich wieder, dass ich
kein „JAZZER“ sein möchte. Mann, dieses Gefuddel kann echt nerven.
Ich habe das Konzert live auf ARTE concert gehört. Was hat diese Übertragung, die Nutzung
des live stream, eine medienweite Übertragung für eine Bedeutung für Dich? Heute und
in Zukunft?
Oh... was hat das für eine Bedeutung? Auf der einen Seite verlieren Livemitschnitte natürlich an
Bedeutung, weil ja mittlerweile fast jedes Konzert
mitgeschnitten wird: Jeder hat eine GoPro, eine
Canon EOS oder was auch immer und stellt dann
recht passable Mitschnitte ins Netz. Man hat alles, immer, für quasi nix. Früher dachte man noch:
Achtung – heute schneidet der NDR etc. mit – keine
Fehler machen! Heute ist quasi jeder Ton den Du
spielst im Netz noch mal zu hören: Schon komisch.
Aber: ARTE hat sich ein so hohes Qualitätslevel
behalten, dass DIESER Mitschnitt eben doch eine
Bedeutung hat: „das hat Qualität, das hat einen
Wert..“
Wie bist Du zur Trompete gekommen? Wann hast
Du begonnen und gab es Vorbilder, Helden?
Also: Ich wollte immer Schlagzeuger werden! Meine
Eltern meinten: Lern’ doch erstmal ein „Melodieinstrument“. Dann dachte ich: ok, Posaune! Dazu
war mein Arm mit 9 aber noch zu kurz. Dann
hieß es: Dann lern doch mal Trompete! Danach
kannst Du ja umsatteln auf Posaune. So war das,
mit Neun. So unrühmlich. Hauptsache war aber:
Musikmachen.
Zu meiner Konfirmation hab ich mir dann aber ein
Schlagzeug gekauft! Seit dem hatte ich immer eines.
Und Congas und einen Haufen Perkussions...
Vorbilder gab’s auch: Das waren Freddie Hubbard, Tom Browne, Nat Adderly. Später auch
(viel später ) Miles Davis. Letzte Woche erst hab’
ich die in meiner kleinen Radioshow MUSIKFREIZEIT vorgestellt!
Ich habe Dich bei und mit Funk Unlimited, Deiner ersten Band, kennengelernt. Das ist mehr
als 30 Jahre her. Was sind die Meilensteine,
die wegweisenden Momente in Deiner Musikerkarriere von damals Petrusplatz Neu-Ulm
bis heute Paris, Istanbul, London, New York,
Tokio.
Tja, die Meilensteine und wichtigen Momente
standen bei mir oft eben NICHT an den „tollen“ Plätzen... Ich erinnere mich an die ersten
Bigband Proben mit der Ulmer Jazz Bigband. Da
fühlte ich: BOW was ist das denn? Oder eben
meine erste Jazzrock Band „Kangaroo“. Vielleicht auch mal ne Trompetenstunde bei Benny
Bailey. Nach TAB TWO war ein musikalisch
energetisches Highlight dann auch eine Session
in Stuttgart in Roger’s Kiste. Und auch mein erstes „Solo Album“ mit der SWR Bigband Public
Jazz Lounge.
Konzerte mit Omar Sosa sind oft Highlights!
Und auf jeden Fall die Konzerte und Alben mit
meinen Freunden! Ralf Schmid, Veit Hübner und
Torsten Krill!
Aber auch meine Arbeit/ Workshops mit Schüler
Bigbands: Da passiert so viel, das glaubt man
nicht!
Ende der 90er Jahre, gerade zu einer Zeit wo
die ersten Zeitungen über Dich als den jungen Miles Davis schrieben, hattest Du einen
»musikalischen Burnout«. Wie hat sich dieser
bemerkbar gemacht und wie hast Du diese
schwierige Krise gemeistert?
Also als jungen Miles Davis haben die ja schon
1992 geschrieben nach dem TAB TWO Album
Space Case.
Mit Tab TWO haben wir dann bis Ende der 90er
ca. 800 Konzerte gespielt. Und das in einer fast
inzestuösen 2er Beziehung, der Hellmut Hattler
und ich. Das waren für Körper und Geist auf die
Dauer ungünstige Bedingungen. Und dann ging
es schlagartig bergab mit meiner Gesundheit. Der
körperlichen und emotionalen. Wenn man das
nicht erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen
wie das ist! Jetzt ist es ja nix neues mehr. Und
mit Burnout hat man auch eine „hip-klingende“
Diagnose. Gar nicht verkehrt.
Die Krise habe ich nach und nach gemeistert...
das hat Zeit gebraucht. Und Veränderung!
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Tab Two haben wir aufgelöst. Ich habe wieder Trompetenunterricht genommen. Meinen
Kopf aufgemacht und soviel neues entdeckt:
Meine Frau. Neue Musik. Urlaub. Vor allem
habe ich einen HAUFEN veraltete und beknackte Überzeugungen in mir entdeckt. Das
ist wohl das mühsamste, die zu entdecken
und durch andere zu ersetzen.
Du spielst immer wieder in neuen und
wechselnden Formationen und Projekten.
Worin besteht der Reiz, wie kommt es dazu
und wie wichtig ist dies für die eigene musikalische Entwicklung?
Das war sicherlich nach dem TAB TWO
Bruch extrem wichtig! Ach, und mir gefällt
ja soooo vieles: brasilianische Musik, Barbra
Streisand, Funk, Deephouse und und und …
Ich bin da halt ein Hans Dampf. Der Reiz
ist, dass mich’s reizt! Und ich versuche, z.B.
auch zusammen mit Omar Sosa all die Farben und Geschmäcker in den musikalischen
Topf zu werfen.
Zurzeit bist Du mit Omar Sosa als Omar
Sosa & Joo Kraus Duo unterwegs. Erzähl
uns von dem spannenden Projekt?
Das haben wir ja schon lange in unserem
Kopf: Wir sind beide klassisch ausgebildet.
Und haben gemeinsame Lieblingsbands wie
Earth Wind and Fire und v.a.
Und – das ist das faszinierende – wir haben
total verschieden Wurzeln!!! Europäisch und
Afro- kubanisch. Sind aber eben gleich alt
und deswegen tragen unsere musikalischen
„Stammbäume“ halt auch viele gleiche
Früchte.
Und das coole ist: Mit Omar geh ich auf die
Bühne und alles kann passieren! Ich habe
neulich angefangen wie ein Muezzin durch
die Trompete zu singen... das aber über einen
Housebeat. Spielwiese ist das!
Herzstücke ist ein weiteres Projekt und
Format von Dir. Was hat es damit auf sich?
Ich bin ständig mit so tollen Leuten auf der
Bühne und im Studio. Und wie ein kleines
Kind seinen Eltern davon begeistert erzählt,
so hatte ich das Bedürfnis, meinen Ulmer
Bekannten und Interessierten das zu zeigen.
Und so dachte ich mir: Mensch, wenn’s zeitlich passt, dann lade ich die Musiker noch
Jazz | Neue Musik | 35
nach unserem Gig nach Ulm und Laupheim
ein. In kleine Venues, ins Wohnzimmer sozusagen. Und das ist so schön jedes Mal. Musiker und Zuhörer schätzen das so! Da wird
auch geplaudert und ausprobiert. Und das
funktioniert alles ohne Kultur Zuschuss!
Für mich ein magischer Moment. Das Abschlusskonzert vom Rheinfallfestival am
1. Juli 2012 in der Kirche St. Johann. Die
Echo Preisträgerin Simone Kermes trifft
auf den Echo Jazz Preisträger Joo Kraus.
Ihr habt Euch am Mittag vor dem Konzert
kennengelernt und saßt für 1 Stunde zusammen, habt gesprochen, abgestimmt
und geprobt. Und dann dieses wahnsinnige Konzert, diese Intensität an Zusammenspielt, als würdet ihr schon seit Jahren befreundet und auf Tour sein. Wie ist sowas
möglich?
Stimmt, das war magisch! Jeder von uns
beiden kommt aus völlig unterschiedlichen
Musikwelten. Und dann zum ersten Mal zusammen spielen... was geht da ab? Man hat
die Ohren und das Herz EXTREM weit offen
an so einem Abend, niemand weiß wohin der
Weg führt. Man selber käme gar nicht auf die
Idee einer solchen Kooperation! Gottseidank
gibt es Veranstalter, die visionär genug für
so was sind! Und dann, was am wichtigsten
ist: Simone Kermes und ich, wir beide hören
wohl alle Arten Musik und sind keine verkrusteten Puristen.
Keiner von uns sagt: Das ist bessere Musik,
das ist wertiger, das ist U, das ist E...
Würdest Du nochmals mit Simone Kermes
ein Konzert machen? Und wenn Ja, welches
Programm würdest Du Ihr vorschlagen und
mit welcher Formation?
Ach, ich hätte natürlich einen Haufen Ideen für ein Programm mit Simone: Michel
Legrand Songs? Pop Stücke in akustik-Besetzung? Barbra Streisand? Ein „Liederabend“
mit akustischem Jazz Quartett – Schumann,
Schubert, Strauss?
Welche musikalischen Projekte, Träume
hat Joo Kraus für die Zukunft?
Im nächsten Jahr kommt mein neues richtiges SOLOALBUM, da bin ich grade dran!
Außerdem ein Live Album mit der SWR Big-
Auf ein Wort Simone Kermes
Jazzfestivals
Aachenkirch (A)
Achensee-Jazzfestival im DAS
KRONTHALER
Wie haben Sie die Begegnung,
das Zusammenspiel mit Joo Kraus
damals erlebt?
Wir haben uns sofort verstanden.
Proben brauchen wir eigentlich
nicht, haben den gleichen Geschmack beim musizieren.
Könnten Sie sich vorstellen einmal einen ganzen Konzertabend
mit Joo Kraus, die Begegnung von
Klassik und Jazz, zu bestreiten?
Wenn Ja welches Programm in
welcher Konstellation würde auf
dem Programm stehen?
Ja klar, leider habe ich ihn seit
dem nicht mehr gesehen. Ich denke im Programm sollten total neu
komponierte Stücke sein. Vielleicht
2-3 Klassiker von Weill, Gershwin,
Bernstein??
www.simone-kermes.de
band. Ich möchte gerne ein Album machen,
auf dem ich alles selber spiele. Es wird auch
ein Album und hoffentlich viele Konzerte mit
Omar und mir geben. Und ich würde sehr
gerne mal ein Solo Programm mit Orchester
machen: Das ist schon lang in meinem Kopf!
Meine Tochter Emma (9 Jahre) spielt seit
einem Jahr leidenschaftlich Trompete.
Was kannst Du ihr mit auf den Weg geben?
Ach wie schön – vor allem: Leidenschaft! So
muss es sein. Wenn’s zwischendurch mal
nervt, trotzdem nicht aufgeben! Dann muss
man sich auf’s nächste Vorspiel oder die
nächste Probe freuen! Trompete ist allerdings
auch ein doofes Instrument: Man muss es eigentlich jeden Tag üben... und ich geh’ jetzt
mal los. Üben.
Musik und Kunst dürfen
im Leben nicht fehlen. Mit
dieser Gesinnung startete
Günther Hlebaina, Inhaber
des ****S Hotels DAS KRONTHALER bereits zur Eröffnungssaison
mit dem 1. Achensee-Jazzfestival. Initialzündung für die Wiederaufnahme 2014 gab Sängerin Stefanie Boltz, die das Festival nun
leitet. Nächster Termin ist vom 21.-23.11.14 mit Schwerpunkt
‚GLM Allstars’. 2015 erwarten den Alpen- und Jazzliebhaber drei
Konzertwochenenden: im Frühjahr ‚BerlinJazz’, im Sommer ‚AlpenJazz’ und im Herbst ‚NorthernJazz’.
21. – 23.11.2014 | Aachenkirch – Aachensee (A)
www.daskronthaler.com
Basel (CH)
BALOISE SESSION
Wenn Weltstars wie Eric
Clapton, Rod Stewart, Zucchero oder P!nk nach Basel
kommen, dann findet vermutlich gerade die BALOISE
© Baloise Session
SESSION statt. Seit 1986 treten jeden Herbst internationale Topstars und vielversprechende
Newcomer am beliebten Schweizer Boutique-Musikfestival auf
und sorgen für unvergessliche Konzerterlebnisse. Die Zuschauer
sitzen in gediegenem Ambiente mit Clubtischen und Kerzenlicht
nur wenige Meter von den Musikern entfernt. Mit Pop, Rock,
Singer-Songwriter, Soul, Funk, Blues, Jazz und World Music hat
das vielfältige Programm für jeden Musikgeschmack etwas zu bieten. Der Musikevent findet jährlich in der von Herzog & de Meuron konzipierten Event Halle der Messe Basel statt.
24.10. – 11.11.2014 | 23.10. – 12.11.2015 | Basel | Messe Basel
www.baloisesession.ch
Berlin
Jazzfest Berlin
Das Jazzfest Berlin feiert fünfzigjähriges
Jubiläum, blickt nach vorn und zugleich
auch zurück auf gut einhundert Jahre
Jazzgeschichte. „Nichts ist intensiv genug, es sei denn vielleicht, es ist Jazz.“
Dieser Satz von Jean Cocteau, einem der
vielseitigsten Künstler des 20. Jahrhunderts, formuliert eine Herausforderung
© Jason Moran Fats Waller
an den Jazz, seine Lebenskraft auch und Dance
Party © John_Rogers
erst recht in Zeiten digitalen Umbruchs
zu beweisen.Zu den zentralen Themen des diesjährigen Festivaljahrgangs zählt die Kontinuität des Jazz im Wechselspiel von Tradition und Avantgarde. Unmittelbar damit verbunden, geht es
um Jazz und die Dimension der Freiheit – musikalisch, historisch
und aktuell.
5. – 8.11.2015 | Berlin | www.berlinerfestspiele.de
Berlin
Jazz Units 2014
Termine
8.11.2014 | Bayreuth
Jazz November | Joo Kraus & Tales in Tones Trio
14.11.2014 | Radio Free FM, Live Stream 19-20h CET
Joo Kraus' Musikfreizeit
14.11.2014 | Augsburg | Augustana Saal
Joo Kraus & Tales in Tones Trio
27.11.2014 | Bremen | Radio Bremen (Sendesaal)
Marialy Pacheco Trio feat. Joo Kraus
28.11.2014 | Köln | Altes Pfandhaus
Marialy Pacheco Trio feat. Joo Kraus
5.12.2014 | Tallin, Estland | Bossarenova Trio
6.12.2014 | Frankfurt lAlte Oper | Bossarenova Trio
12.12.2014 | Radio Free FM, Live Stream 19-20h CET
Kraus' Musikfreizeit
12.12.2014 | Biberach | Jazzkeller
Marialy Pacheco & Joo Kraus
20.12.2014 | Karlsruhe | Tollhaus Joo Kraus
23.12.2014 | Ulm | Pauluskirche | Joo Kraus
6.2.2015 | Alsdorf | Energeticon
Marialy Pacheco & Joo Kraus
25.2.2015 | Darmstadt | Central Station
Marialy Pacheco & Joo Kraus
28.2.2015 | Düsseldorf | Spot o Jazz Festival
Marialy Pacheco & Joo Kraus
Joo Kraus
Joo Kraus ist aus der deutschen Musikgeschichte der
letzten beiden Jahrzehnte nicht wegzudenken. Einen
exzellenten Namen konnte sich der Musiker mit dem
Jazz-Award-prämierten Hip-Jazz Projekt Tab Two
machen. Ausgestattet mit einer virtuellen Band war
das Duo in den 90ern auf nahezu allen Festivals im
In- und Ausland zu hören und erspielte sich in Europa,
Amerika und Asien einebeachtliche Fanbase. Ohne Tab
Two würde dem Acid-Jazz, aber auch dem späteren
Hip Hop und Drum’n’Bass eine gewaltige Dimension
fehlen. Nach der Auflösung von Tab Two machte sich
Joo Kraus schnell einen eigenständigen Namen als
Spitzentrompeter und Kompositeur. Die Liste derer,
die sich schon mit seinen Solis schmückten und Joos
Kompositionen für eigene Projekte schätzen lernten,
verdeutlicht die Vielfältigkeit seiner Musikalität: Omar
Sosa, BAP, Nana Mouskouri, Tina Turner, Xavier Naidoo,
Pee Wee Ellis, Mezzoforte u.v.m.Joo Kraus veröffentlichte kürzlich sein mittlerweile fünftes Soloalbum
»Painting Pop«. Dafür erhielt JOO KRAUS den EchoJazz als bester Trompeter.
Die Jazz Units haben im
Verlauf ihres langjährigen
Bestehens viele Veränderungen erlebt und sind seit
Anbeginn Spiegel und Aus© haage_schaefer_02_©joergsteinmetz.co
hängeschild des kreativen
und lebendigen, jazzmusikalischen Geschehens in Berlin. Seit
mehr als 20 Jahren organisiert der Posaunist Iven Hausmann diese alljährlich stattfindende Konzertreihe, welche nicht nur die
Vielseitigkeit der Berliner Szene abbildet sondern durch die Verknüpfung verschiedener Bands und Musiker auch selbst Neues
initiiert hat.
11 Bands geben an fünf Abenden einen Einblick in die kontrastreiche Bandbreite des Jazz aus der Hauptstadt: Jazz als gemeinsame Sprache der unterschiedlichen Wahrnehmungen unseres
Seins.
24.11. – 6.12.2014 | Berlin | Grüner Salon der Volksbühne am Rosa
Luxemburg Platz | www.berlinjazz.de
Berlin
XJAZZ 2015
Das XJAZZ Debüt in
2014 sorgte für ausverkaufte Konzerte und
prallgefüllte Clubs Am Wochenende vom 8. - 10.Mai 2014 ging
die erste Ausgabe des XJAZZ Festivals in Berlin über die Bühne.
Und soviel steht schon fest: Das XJAZZ Festival wird eine neue
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Institution in der Stadt. 48 Bands in 5 Clubs und einer Kirche,
fast 10.000 Zuschauer, viele Konzerte fast bis ganz ausverkauft,
ein magisches Festivalflair und begeisterte Reaktionen beim Publikum.
7. – 10.5.2015 | Berlin | www.xjazz.net
Copenhagen (DK)
Copenhagen Jazz Festival
Jedes Jahr im Sommer dreht sich
10 Tage lang alles um den Jazz in
Kopenhagen. Mehr als 1.200 Konzerte präsentieren alle Formen
und Spielarten des Jazz. Gegrün© Copenhagen Jazz Festival
det 1979 gehört es heute zu den
führenden europäischen Jazzfestivals und ist einer der wichtigsten Musikevents überhaupt. Hier werden Trends gesetzt, sowohl
in dänischen wie im internationalen Jazz.
3. – 7.7.2014 | Copenhagen | www.jazz.dk
Cully (CH)
Internationales Jazzfestival Bingen swingt
Der Jazz hat viele
Gesichter
„Nach 19 Jahren Bingen swingt liegt
die Messlatte zur Jubiläumsausgabe im
nächsten Sommer sehr hoch“, so die
Projektleiterin Patricia Neher. „Das Ziel
ist, mit einem abwechslungsreichen
Programm Jung und Alt, Musikkenner
und -liebhaber von dem Genre Jazz
mit seinen vielen, vielen Gesichtern zu
überzeugen.“ Dass ein solches Vorhaben funktioniert, hat Bingen swingt in
den letzten, nahezu zwei Jahrzehnten
gezeigt. Über drei Tage wird jeweils am
letzten Juni-Wochenende auf acht Bühnen in der Altstadt geswingt, gegroovt,
gejammt und gescattet, gefunkt, improvisiert und melodisiert. Ob auf der Burg
Klopp oder zu deren Füßen, ob auf der
Hauptbühne am Rhein oder direkt auf
dem Speisemarkt, die über 30 geladenen
Bands wandeln das malerische Städtchen
am Tor zum UNESCO-Welterbe Oberes
Mittelrheintal alljährlich in ein Elysium
für diejenigen, die auf den Spuren guter
Musik und geselliger Atmosphäre durch
die Stadt schlendern.
Wer Bingen swingt besucht, kommt
nicht nur, um die großen Stars zu sehen.
Es sind die unterschiedlichsten musikalischen Ingredienzien, die Bingen swingt
so besonders machen. Das Programm
der letzten Jahre beeindruckt durch große Stars der Szene, Sternchen, die heute
zu Institutionen des Jazz gehören ebenso wie durch vielversprechende Neuentdeckungen. Viele Besucher lassen sich
treiben, um auch überraschende musikalische Genüsse zu erkunden, andere
wiederum nehmen den Ablaufplan ganz
genau und eilen von Bühne zu Bühne, um ihre Auserwählten aus nächster
Nähe zu hören und zu sehen. In knapp
20 Jahren ist die Liste der Bands schier
unendlich geworden. Hier stehen Namen, wie Scott Hamilton, Peter Brötzmann, Charly Mariano, Benny Golson,
Charly Antolini und Klaus Doldinger
neben Anke Helfrich, Erika Stucky, Klaus
Heidenreich, Sebastian Sternal, Nils
Landgren und Tony Lakatos und auch
ein Manfred Krug, Bill Ramsey sowie Git-
te Henning waren bereits zu Gast in Bingen. Und wer nicht gleich weiter muss,
um seinen Tourplan zu erfüllen, bleibt
auch gern, um den allabendlichen Jamsessions beizuwohnen, selber auf musikalische Entdeckungstour zu gehen, rege
an den Jazzgesprächen teilzunehmen
oder als Überraschungsgast bei anderen
Formationen vorbeizuschauen. Denn
auch das macht Bingen swingt aus: Es
ist ein geselliges Festival, bei dem nicht
nur die Zuschauer mit einem Glas des
vorzüglichen lokalen Weins beisammen
stehen oder kulinarische Köstlichkeiten
naschen, sondern auch Musiker, Manager und Tour-Crew sich gern auch mal
unter die Leute begeben. Schon wie zuhause fühlt sich Emil Mangelsdorff bei
Bingen swingt. Als er 2003 seinen ersten
Auftritt zusammen mit Jörg Reiter im
Rahmen des Festivals antrat, konnte er
nicht ahnen, dass Bingen swingt einen
so bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen würde, dass der nun 88jährige
schon bald zu einer festen Größe des
Festivals wurde.
Die Jubiläumsausgabe im nächsten Jahr,
vom 26.-28. Juni, steht auf ein Neues
unter dem Vorzeichen der besonderen
Atmosphäre, der guten Musik, dem Austausch und Zusammensein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die
ersten Bands sind gebucht. „Wir werden
sicherlich nach 20 Jahren auch musikalisch ein Resümee ziehen“, nimmt Patricia Neher die Programmplanungen
vorweg, „aber wichtig sind uns ebenso
Ausblicke auf die nächsten 20 Jahre.
Die Gesichter des Jazz sind so vielfältig,
dass es uns nicht schwer fallen wird, auf
unseren acht Bühnen in der Stadt auch
in den nächsten Jahren einen abwechslungsreichen Querschnitt zu präsentieren. Da wird für jeden was dabei sein!“
Cully Jazz Festival
Das intimste aller großen Jazzfestivals der Schweiz. Jeden Frühling
verwandelt das Cully Jazz Festival
das charmante Winzerdorf Cully während neun Tagen in eine
© Cully Jazz Festival
Hochburg der Jazz-Musik. Das
Festival lockt jährlich über 45'000 Jazzfreunde an das Ufer des
Genfer Sees, wo sie sich inmitten der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Region Lavaux von den größten Jazz-Musikern mitreißen lassen.
10. – 18.4.2015 | Cully (CH) | www.cullyjazz.ch
Heidelberg
Enjoy Jazz
Enjoy Jazz ist aus der Festivallandschaft nicht mehr weg
zu denken. Weltweit hat es
sich als eines der wichtigsten
Jazzfestivals etabliert. Es ist
ein lebendiges Festival, das
sich in erster Linie der Freude
an großartigen Darbietungen
und dem Musikgenuss ver- © Omar Sosa, Paolo Fresu, Trilok Gurtu, Enjoy
pflichtet fühlt. Die Freude am Jazz ist das Motto des Festivals – zu
genießen bedeutet ebenfalls, sich für die einzelnen Künstler Zeit
zu nehmen, so dass Enjoy Jazz meist nur ein Konzert pro Abend
und pro Stadt ausrichtet. Sechs bis sieben Wochen lang bietet das
Festival hochkarätig besetzte, und äußerst vielseitige Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt auf Jazz, aber auch angrenzenden
Genres wie Klassik, Pop, Rock, HipHop oder Elektro.
An exklusiven Spielstätten in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen lädt Enjoy Jazz wie gewohnt zu einzigartigen Konzertmomenten sowie Masterclasses, Matineen, Symposien, Partys
und weiteren spannenden Projekten ein.
2.10. – 15.11.2014 | Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen |
www.enjoyjazz.de
Perugia | Orvieto (I)
Umbria Jazz Festival
Das Umbria Jazz Festival
lockt jedes Jahr mehr als
200.000 Besucher an. Alle
Top Stars des Jazz, Rock,
Weltmusik bis hin zu Salsa
© Umbria Jazz Festival
und afrikanischer Stammesmusik geben sich ein Stelldichein, beleben die Straßen der Stadt
Perugia und begeistern ein internationales Publikum. Die ganze
Stadt ist eine 24 Stunden große Jazzbühne und man kann der
Musik nicht entziehen. Viele der Konzerte finden Open-Air statt,
viele kostenfrei, aber auch in Theatern, historischen Palazzos,
Museen bis hin zu Konzerten in Gärten, Bars und Restaurants.
Neben den Konzerten finden Fotoausstellungen, Podiumsdiskussionen, Signierstunden und CD-Release-Events statt, wie Akrobaten, Gaukler und Straßenmusiker an jeder Ecke für eine einmalige
Atmosphäre sorgen. Ein Muss für jeden Jazzliebhaber.
27.12.2014 – 1.1.2015 | Orvieto | Umbria Jazz Winter
10. – 19.7.2015 | Perugia | Umbria Jazz
Ludwigsburg
20 Jahre Bingen swingt
26.6. – 28.6.2015 | Bingen | verschiedene
Orte in der Stadt | www.bingen-swingt.de
Kontakt
Kulturbüro der Stadt Bingen
Museumstraße 3 | 55411 Bingen am Rhein
Tel.: 06721 184-355
www.bingen.de
Geheimtipp Bauer Studios
Dass die Ludwigsburger unkomplizierte und professionelle Aufnahmen machen, ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Profis
wie Amateure schätzen die vertraute Atmosphäre, um ihre Kreativität voll zu entfalten. Auf dem legendären Steinway D Flügel
spielten schon Größen wie
Keith Jarrett und Michael
Wollny. Die hervorragende
Akustik der Bauer Studios
und das Top-Equipment für
HighRes-Aufnahmen sind
unter Musikern sehr gefragt.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 37
Pure Analog-Aufnahmen werden seit 2013 mit der Reihe „Studio
Konzert“ produziert.
www.bauerstudios.de
Montreux (CH)
Montreux Jazz Festival
Das Montreux Jazz Festival wurde 1969 von Claude Nobs (1936
- 2013) gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem unumgänglichen Rendezvous für alle Musikfreunde aus der
Schweiz und der ganzen Welt. Miles Davis, Ray Charles, David
Bowie oder Prince: alle grossen Namen sind schon auf den verschiedenen Bühnen des Festivals aufgetreten. Geschichtlicher
Grundstein des Events ist natürlich der Jazz. Aber sehr bald schon
hatten auch andere Musikstile einen festen Platz im Programm
der Veranstaltung. Was sie alle auszeichnet, ist ihre Neugierde
und der Enthusiasmus, den sie den anderen entgegenbringen.
3. – 18.7.2015 | Montreux | www.montreuxjazz.com
München
Jazzfest München
Die Internationale Jazzwoche Burghausen
Eine Geschichte über
die Liebe zum Jazz
Wer hätte 1970 gedacht, dass aus dem
ersten Event mit drei Konzerten, einem
Film- und Vortragsabend eines der größten und renommiertesten Jazzfestivals
Europas wird? Unzählige Konzerte von
den internationalen Größen des Jazz
bis zu nationalen und lokalen Talenten
zieren das Archiv der Jazzwoche – eine
imposante Liste, die sich sehen lassen
kann. Was mit einer kleinen Gruppe
an Akteuren um das Urgestein der Jazzpädagogik Joe Viera und Helmut Viertl
begann, ist heute ein unermüdliches
Freiwilligen-Team von über 60 Personen
rund um den Veranstalter IG Jazz Burghausen e.V. zur Jazzwoche. Aber auch
langjährige Partner und Sponsoren haben die Internationale Jazzwoche Burghausen zu dem gemacht, was sie heute
ist: ein Ohren- und Augenschmaus für
Musikliebhaber jeglicher Couleur und
jeglichen Alters. Hier finden sich Teens
ein, um Jamie Cullum zu feiern, eingefleischte Jazzfans, für die es auch mal ein
bisschen schräger sein darf, lauschen andächtig den Kompositionen eines John
Hollenbeck oder Nils Petter Molvaer, die
Tanzwütigen treffen sich zum sprichwörtlichen „Funky Friday“ mit Trombone Shorty, Marcus Miller oder Larry
Graham und die Geselligen und Feierfreudigen bevorzugen die Jazznight in
den Lokalen der Altstadt – um nur einige
wenige Ausschnitte aus dem umfangreichen Programm der letzten Jahre zu
nennen. Besonders erwähnenswert sind
die allnächtlichen LateNight-Treffs im
berühmten „Wohnzimmer“ der IG Jazz
Burghausen: Wenn die Hauptbühne der
Wackerhalle geschlossen wird, finden
sich die Nimmermüden im Jazzkeller
des Mautnerschloss‘ zu den vielbesuchten Jamsessions der Artists in Residence
ein. Hier toben sich die Teilnehmer der
parallel zur Jazzwoche stattfindenden
Jazz Master Classes und die Musiker der
Hauptkonzerte oft bis tief in die Nacht
musikalisch aus – einmalige Momente,
die man nicht verpassen möchte.
Bereits zur Tradition gehört die Eröffnung der Jazzwoche mit dem Finale des
Europäischen Burghauser Jazzpreises.
Fünf Bands, von einer namhaften Jury
im Blindverfahren ausgewählt, wettstreiten im örtlichen Stadtsaal um ein Preisgeld von 10.000 EUR und das Auftaktkonzert am Folgetag in der Wackerhalle
vor über 1.000 Zuschauern. Kein Wunder also, dass jedes Finale zu einem Jazz-
Krimi wird, den der zum Bersten gefüllte
Saal alljährlich mit Spannung verfolgt.
Wie eine Art Klammer steht auch der
letzte Tag des Festivals ganz im Zeichen
des jungen Jazz. Vier vielversprechende Formationen sind eingeladen, vier
Bands, die ihre eigenen Ansätze haben,
die ihre eigene musikalische Sprache
sehr genau zu artikulieren wissen. So finden sich am sonntäglichen Next Generation Tag auch immer die „Trüffelsucher“
des Jazz ein und lassen sich überraschen
von einem vielfältigen Programm, das so
manche Entdeckung zu bieten hat.
Seit vielen Jahren ist die Geschichte
Burghausens auch eine Liebesgeschichte: die Liebe zum Jazz. Hochrangige Stars,
erstklassige Talente und vielversprechender Nachwuchs geben sich jährlich ein
Stelldichein und markieren die Stadt auf
der Landkarte des internationalen Jazzgeschehens. Von der Hommage an ihre
Besucher und der tiefen Verbeugung vor
den ganz Großen zeugt die „Street of
Fame“. Zwischen Mautnerschloss und
Rathaus werden Jazz-Legenden, wie Ella
Fitzgerald, Albert Mangelsdorff, Oscar
Peterson, Dexter Gordon, Dizzy Gillespie gewürdigt – mit in den Boden der
Fußgängerzone eingelassenen Bronzeplatten, auf denen neben der Unterschrift auch das Datum ihres Konzertes
in Burghausen verewigt ist. 40 Bronzeplatten gibt es bis dato (die letzte erhielt
Cassandra Wilson im Jahr 2013) und im
zweijährigen Turnus wird die Street of
Fame erweitert.
Internationale Jazzwoche Burghausen
17. – 22.3.2015 | Burghausen
www.b-jazz.com
Kontakt: IG Jazz Burghausen e.V.
Kanzelmüllerstraße 94
D-84489 Burghausen
Telefon: +49/(0)8677/916463-0
[email protected]
zum 25. Mal zum Jazzfest
einzuladen, erfüllt die Macher mit Stolz, da sie von
einer Musikerinitiative zu
einer kulturellen Münchner Institution geworden
sind, mit wiedererkennbarem Profil und bemerkenswerter Historie. Jedes
Programm verfolgte einen
anderen Aspekt beim Blick
auf die Münchner Szene
© Jazzfest München
und in 2015 freuen sie sich
besonders auf einige „elder jazzmen“, deren Auftritt bei beim
Jazzfest München durchaus eine Ehre ist, sind doch zwei sogar
über 90 Jahre alt. Die Zusammenarbeit von jung und alt, von
Weltstar und Jazzstudent, von JIM-Gründern und Newcomern,
von old men & young women ist die Quelle der Inspiration die
zeigt, daß (improvisierte) Musik keine Altersgrenzen kennt und
immer neu entsteht.
6. – 8.11.2014 | 10. – 13.12.2015 | München |
www.jazzfestmuenchen.de
Moers
moers festival
Was 1972 als relativ kleines Open Air Festival im
Innenhof des Moerser
Schlosses begann hat sich schnell zu einem international beachteten Groß-Ereignis der aktuellen improvisierten Musik entwickelt. Das jeweils an Pfingsten stattfindende moers festival stand
und steht für Risikobereitschaft und den Mut zu Neuem und ist
damit Garant für musikalische
22. – 25.5.2015 | Moers | www.moers-festival.de
Poysdorf (A)
Poysdorf Jazz & Wine Summer
Der Kulturhackler! Er ist bekannt wie das falsche Geld – von der
Brünnerstraße bis New Orleans: Veranstalter, Musiker, Szenewirt
und Wein-Koryphäe Erich Schreiber, der aus Prinzip immer auf
mehreren Kirtagen gleichzeitig tanzt. Der Mann weiß aber dafür
nur zu genau, was Stress bedeutet. Wie der Mister „Jazz
& Wine“ in der relativ Hochkultur freien Zone Poysdorf
vielfältige Projekte realisierte, ohne kommerzielle Kompromisse einzugehen und
warum er sich im Vorjahr
entschloss, die Organisation und die Abwicklung des
sommerlichen Konzert- und
© Poysdorf Jazz & Wine Summer
Workshop-Reigens abzugeben.
13. – 18.7.2015 | Poysdorf (A) | www.jazzandwine.at
Rotterdam
North Sea Jazz Festival
10 Juli 2015 – 12 Juli 2015
North Sea Jazz ist weltweit bekannt als ein Festival, bei dem sich
drei Tage lang die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des
Jazz treffen. Dank des abwechslungsreichen Programms ist hier für jeden
Geschmack etwas dabei.
Drei Tage mit Jazz, Blues,
Soul, Funk, hip hop, r&b
und vieles mehr. Mehr als
1000 Musiker treten in
über 150 Konzerten auf
drei Bühnen auf.
© Hans Tak
www.northseajazz.com
38 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Theaterstübchen
Kassel
Der JazzFrühling ist nur ein Grund diesen Ort als ein
Kleinod des Jazz zu entdecken!
Mitten in Deutschland mausert sich eine
kleine, feine Location zum Jazz-Magneten
für Künstler und Publikum - und dies alles initiierte Markus Knierim, Betreiber des
Theaterstübchens und Macher des Kasseler JazzFrühlings sowie der BluesWochen.
Seit fast zwei Jahrzehnten folgt Knierim
seiner Passion, mit einem ambitionierten Jazz-, Blues- und Soulprogramm das
Theaterstübchen zu einem der angesagten Clubs der Jazzszene zu machen. Mit
großem Erfolg: jährlich über 200 Konzerte, zuzüglich etlicher anderer kultureller
Veranstaltungen sprechen für sich. Nach
einem umfangreichen Umbau inklusive
technischer Ausrüstung 2012, ist das Theaterstübchen zu einem exponierten Platz
auf der Landkarte des Jazz geworden. Die
Stars der internationalen Jazzszene geben
sich im Theaterstübchen die Klinke in die
Hand aber auch auf die Förderung des
Nachwuchses wird großen Wert gelegt.
„Sie sind die Stars von Morgen“, so Markus Knierim, „die brauchen eine Bühne –
meine Bühne!“, und integriert die jungen
JazzerInnen als feste Instanz im Ganzjahresprogramm des Theaterstübchens.
Vier klassische Oldtimer als
Shuttle-Flotte des Theaterstübchens
Überhaupt der Service! Wo sonst übernimmt der Chef persönlich den ShuttleService mit einem seiner extravaganten
Automobile? Es sind Schätze aus den 60erJahren, die untrennbar mit Markus Knie-
Der Schweizerhof in St.Moritz
Partnerhotel des Festival da Jazz St. Moritz
Das viersterne Hotel in den Engadiner Bergen, das seit seinem
Beginn traditionelle Gastfreundschaft und anspruchsvollen Individualismus zu einem
besonderen
Erlebnis
vereint. Deshalb sind
sie auch seit der ersten
Stunde als Partner an
der Seite des Festival
da Jazz und bieten mit
den St. Moritz Sessions
jedes Jahr Künstlern
© Schweizerhof
die Möglichkeit, als Artists in Residence im Schweizerhof zu leben und arbeiten. Für alle,
die wissen, dass wahrer Luxus eine Sache der Einstellung ist!
www.schweizerhofstmoritz.ch
Salzburg (A)
JAZZ & THE CITY
Heißes Blech, harte Beats, schräge Lieder – unter diesem Motto
verwandelt sich die Innenstadt
Salzburg wieder für fünf Tage in
ein Mekka der Musikszene.
Mehr als neunzig Veranstaltungen an fünfzig Spielorten in der
© Jazz & The City 2014_Sujet
Salzburg Altstadt sorgen für besondere Klangerlebnisse – und das bei freiem Eintritt!
Auf dem Programm stehen Weltmusik, Jazz und elektronische
Musik, internationale Größen ebenso wie vielversprechende
Newcomer.
22. – 26.10.2014 | 21. – 25.10.2015 | Salzburg
www.salzburgjazz.com
Schaffhausen (CH)
Schaffhauser Jazzfestival
Seit 25 Jahren zeigt das Schaffhauser Jazzfestival in der ehemaligen Kammgarn-Fabrik jeweils im Mai eine Momentaufnahme
der einheimischen Jazzszene. Alle, die im Schweizer Jazz Rang
und Namen haben, waren
schon in Schaffhausen zu
Gast. Zum Beispiel George
Gruntz, Franco Ambrosetti,
Irène Schweizer, Pierre Favre, Andy Scherrer oder Herbie Kopf, auch Sylvie Courvoisier, Elina Duni, Lucas
Tobias_Preisig © Francesca Pfeffer
Niggli, Nick Bärtsch um
nur einige zu nennen. Nicht wenige, die als «No-Names» nach
Schaffhausen gekommen sind, wurden hier entdeckt und sind
dank ihres Auftritts und der Mitschnitte, welche das Schweizer
Radio SRF2 wiederholt sendet, bekannt geworden
6. – 9.5.2014 | Schaffhausen | www.jazzfestival.ch
Das Theaterstübchen –
ein „magischer Ort“...
Stars wie Joshua Redman und Paul Jackson, Ron Carter, Pee Wee Ellis und Diknu Schneeberger haben bereits die Gastfreundschaft und das Ambiente dieses
Ortes erlebt. Mit um die 200 Plätzen auf
rund 300 qm und 40 qm Bühne wahrlich keine Konzertarena, doch verspricht
gerade diese räumliche Einschränkung
einmalige Konzerterlebnisse - für die Zuhörer und für die Künstler. Gewohnt vor
großem Publikum zu spielen, lassen sich
die Künstler im Theaterstübchen auf eine
intime Atmosphäre ein. Und manch einer
von ihnen ist froh, von den großen Bühnen dieser Welt seinen Jazz wieder in den
Club zu bringen. Die Nähe zum Publikum
hat seinen besonderen Reiz und legt das
ideale Fundament, um dem Jazz wieder
das zu bieten, was ihn ausmacht: Spontanität, Interaktion und Kommunikation –
hautnah!
„Ein magischer Ort!“, so kommentierte Ron Carter dann auch nach seinem
mehr als zweistündigen Konzert beim 6.
JazzFrühling auf der Autogrammwand
des Theaterstübchens. Und Joshua Redman lobte den Klang auf der Bühne mit
„best monitor sound ever!“, was einmal
mehr den Mut Knierims belohnt, das Risiko eines kostenintensiven Umbaus zu
wagen. Es bestätigt ihn in seiner Vision,
dass sich Topqualität in allen Bereichen,
sei es bei der Auswahl der Künstler, den
technischen Voraussetzungen, ja bei allen
Serviceleistungen rund um eine Veranstaltung, letztendlich immer auszahlt.
St. Moritz
Strasbourg
Festival Jazzdor
rims eigener Jazz-Initiation verbunden
sind, und mit denen er heute seiner zweiten großen Leidenschaft, den Oldtimern,
frönt.
Als Kind hörte er zum ersten Mal Dave
Brubeck’s Take Five in einem R16 – heute
stellt er seine vier Oldtimer als Kulturgut
der besonderen Art in den Dienst des Theaterstübchens und somit der Kasseler Kultur. Sei es sein Citroën von 1968 als „JazzTaxi“, sein 62er Opel als „Blues-Taxi“ oder
der 69er Mercedes und der R16 (1967) als
„Kultur-Taxi“, allesamt stehen sie symbolisch für die Stilsicherheit und den guten
Ton des Programms!
pazität. Dann heißt es: das „Theaterstübchen geht fremd“ und bindet auch andere
Spielorte der Stadt an der Fulda mit ein. So
füllte bereits Ute Lemper die Oper bis auf
den letzten Platz, Christina Branco begeisterte in der Karlskirche und das ResiDance
Orchester verzauberte den Ballsaal des Hotel Reiss.
Freuen wir uns also jetzt schon auf den 7.
JazzFrühling, der vom 13.–28. März 2015
stattfindet!
„Theaterstübchen
geht fremd“
Kontakt:
Theaterstübchen | Markus Knierim
Jordanstraße 11 | 34117 Kassel |
Telefon: +49 561 816 57 06
E-Mail: [email protected]
Doch manchmal sprengen die Klasse des
Programms und der zu erwartende Andrang alle Grenzen der räumlichen Ka-
Jazzfrühling | Blueswoche | Theaterstübchen
13. – 28.3.2015 | Kassel
www.theaterstuebchen.de
Jazzdor steht für den
Jazz von heute: Vielfältig, aufregend, offen,
weder radikal noch
konsensorientiert, das
ist die Musik, die hier
© Festival Jazzdor
stattfindet, vor allem
aber ist sie lebendig und der Sache verpflichtet! Jazzdor in Strasbourg zählt seit 30 Jahren zu den wichtigsten Jazzfestivals Frankreichs. Seit 2006 präsentiert Jazzdor Strasbourg-Berlin im Juni die
neuesten Tendenzen der französischen Jazzszene und exklusive,
deutsch-französische Projekte.
Jazzdor Strasbourg | 7. – 21.11.2014
Jazzdor Strasbourg-Berlin | 02. – 05.06.2015
www.jazzdor.com
Troisdorf
Stadthalle Troisdorf
Veranstaltungen für 151.500 Personen, die Einbindung eines Freigeländes
mit überdachter Außenbühne, moderne Licht-,
© Stadthalle Troisdorf
Ton-, Bühnen-und Tagungstechnik sowie ein kompetentes Veranstaltungs- und Kulturmanagement überzeugen Künstler, Besucher und Aussteller gleichermaßen. Verkehrsgünstig zwischen Köln und Bonn gelegen,
ist sie ein attraktiver, barrierefreier Veranstaltungsort in der Mitte
Deutschlands. Unser Programmhighlight: der Cirque Nouveau
mit den Produktionen der Gruppen Gandini Juggling, Doble
Mandoble und Scrap Arts Music.
www.stadthalle-troisdorf.de.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 39
Wien
Jazz Fest Wien
Ein urbanes Jazz Festival
Das Jazz Fest Wien – gegründet 1991 – ist ein Fixpunkt der internationalen Festivalszene und ein Meilenstein in der kulturellen
Landkarte Wiens und Österreichs. Das Jazz Fest Wien ist ein modernes, urbanes Festival mit internationaler Reputation im Kreis
der drei wichtigsten Jazz Festivals der Welt, einer der Faktoren,
die Wien als Reisedestination so attraktiv machen. Wien wird oft
als Welthauptstadt der Musik bezeichnet. Neben Wiener Klassik,
Walzer und Oper gibt es hier auch in Sachen Jazz, Blues, Soul,
Worldmusic oder Downbeat viel zu entdecken. Alljährlich im
Sommer während des Jazz Fest Wien beweist sich die Stadt auch
als Metropole des Jazz und verwandter Genres. Das Geheimnis
des Jazz Fest Wien sind die Auftritte hochkarätiger Künstlerinnen
und Künstler des Jazz und verwandter Musikbereiche an den erlesensten Orten der Stadt.
29.6. – 8.7.2015 | Wien | www.viennajazz.org
Wiesbaden
JUST MUSIC
Programmvorschau
1.12.2014 | TILL BRÖNNER (tr, flh)
DIETER ILG (kb) Das Duo | ausverkauft
17.1.2015 | Wollny & Landgren
13.2.2015 | JACOB KARLZON 3 "
Shine-Tour 2015
28.4.2015 | DUO BALDYCH HERMAN
17.10.2015 I MICHAEL WOLLNY solo
www.allensbach.de
Curtis Stigers (3. v. l.) und Sabine Schürnbrandt (2. v. l.)
Jazz Festival Willisau
Das Jazz Festival Willisau gehört seit seinem Beginn im
Jahre 1975 auch international zu den wichtigen Ereignissen der zeitgenössischen
Jazz-Szene.
26. – 30.8.2015 | Willisau |
www.jazzfestivalwillisau.ch
© Jazz Festival Willisau
Anzeige
JA Z Z
FL
OWS
ie
Jazz thing 106 ab 30.10. am Kiosk
u.a. mit Blue Note 75, Gary Burton,
Jamie Cullum, Branford Marsalis und
Curtis Stigers
vielen S
Pharoah Sanders.
Ihre Konzertkirche umfasst 150 – max. 220
Plätze. Wie rechnen sich solche Stars in Allensbach?
Zusammengefasst: scharf rechnen und kalkulieren und zum Glück treue Besucher und ein
meist ausverkauftes Haus.
Es ist nun mal nicht so, dass wir, weil wir
der Kommune zugeordnet sind, ein größeres Budget zur Verfügung haben. Auch wenn
Kultur bei uns einen großen Stellenwert hat,
Dieter Ilg &n Charlie Mariano
Info, Abo und kostenloses Probeheft:
[email protected], www.jazzthing.de
IN ALL DIRECTIONS.
Die Fragen stellte Kai Geiger,
Herausgeber der arttourist.com
Willisau (CH)
ten d es
Wie wichtig ist Kultur, die Jazz am See Reihe
für den Tourismus in Allensbach?
Allensbach ist ein lebendiger Ort und Kultur
hat, wie gesagt, einen hohen Stellenwert in der
Gemeinde, sie ist vielerorts spürbar, viele Bürger/innen, Vereine, Initiativen identifizieren
sich. Allensbach Hat´s ist unser selbstbewusster Slogan und JAZZ am SEE ist neben anderen Veranstaltungsreihen zu einer Marke, zu
einem Renomée geworden, das auch den Tourismus befördert. Unser Publikum kommt aus
dem Ort, der Region, aber auch von sehr weit
her, teilweise über die Landesgrenzen hinaus
und nicht wenige verbinden ein Konzert mit
einem Kurzurlaub bzw. genießen das Kulturprogramm während ihrer Ferientage am See.
hing: D
zt
müssen wir unternehmerisch agieren. Und in
der Tat, unsere Raumkapazität ist begrenzt.
Das eine oder andere Konzert können wir uns
deshalb schweren Herzens nicht leisten. Aber
wir haben ein neugieriges, offenes Publikum,
ein über das Maß hinaus engagiertes Team,
ehrenamtliche Helfer, eine Kirchengemeinde,
die das Engagement mitträgt und die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, nicht zuletzt
eine politische Gemeinde, die uns Freiheit in
der Programmgestaltung lässt und vor allem
Musiker/innen, die gerne kommen und gerade
die intime Atmosphäre schätzen. An dieser
Stelle ein riesiges Dankeschön an alle.
ei
Wie schaffen Sie es immer wieder hochkarätige Musiker wie Till Brönner, Curtis Stigers
oder Stefano Bollani nach Allensbach zu bekommen?
Unsere Reihe JAZZ am SEE besteht seit nahezu 17 Jahren. Angefangen hat sie mit der Jazzlegende Charlie Mariano. Ich hatte damals
das unschätzbare Glück, meinen Mann und
Dokumentarfilmer Willy Meyer zu Filmaufnahmen für ein Portrait über diesen wunderbaren Saxofonisten nach Boston begleiten und
Charlie Mariano kennenlernen zu dürfen. Aus
dieser Begegnung entstand eine Freundschaft,
die letztlich auch die Initialzündung für diese
Reihe war. Wir hatten damals schon etliche
Jazzkonzerte veranstaltet, die Reihe lag quasi
auf der Hand. JAZZ am SEE ist also einerseits
entstanden aus persönlichen Begegnungen.
Andererseits haben wir von Anfang an auf
Qualität, abseits des mainstreams gesetzt,
Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen oder
Genres zusammengebracht, „kammermusikalische“ Formen in den Mittelpunkt gestellt.
Die Reihe hat sich entwickelt, im Laufe der
Jahre sind viele Jazzgrößen bei JAZZ am SEE
aufgetreten und der gute Ruf in der Szene hat
bewirkt, dass inzwischen Musiker und Agenturen auch auf uns zukommen.
z
Wir sprachen mit Sabine Schürnbrand, Leiterin des Kultur- und Verkehrsbüros Allensbach.
Ja
Die Gemeinde Allensbach am Untersee ist nicht nur bei Bodensee Feriengästen beliebt sondern auch immer mehr bei Jazzfans aus nah
und fern. Jedes Jahr schafft es Sabine Schürnbrand vom Kultur- und Verkehrsbüro hochkarätige Musikerinnen und Musiker für Ihre
Reihe Jazz am See zu gewinnen, das aufhorchen lässt. Vor allem kommen Sie gerne und oftmals wieder. Sicherlich einerseits wie magisch angezogen von dem ganz besonderen Konzertort, der kleinen, hoch über Allensbach gelegenen Gnadenkirche, von der man eine
fantastische Sicht über den See und die Insel Reichenau hat, und bei der einem bei Sicht ein atemberaubendes Bergpanorama auf den
Konzertabend einstimmt. Aber es ist bestimmt auch die herzliche Gastfreundschaft von Sabine Schürnbrand und ihren Helferinnen
und Helfern, die die Künstler genießen und Sie entschleunigt. Allensbach hat’s - nicht nur ein Slogan. Es ist auch ein Gefühl, das einen
vor, während und nach dem, Konzert umarmt.
zz.
Jazz am See
Ja
Viktoria Tolstoi & Jacob Karlzon
JUST MUSIC startete im Jahre 2000 als monatliche Konzertreihe
in der FilmBühne Caligari. Seit 2005 ist daraus das Internationale Jazzfestival Wiesbaden entstanden, das von Raimund Knösche
(JazzArchitekt) und Uwe Oberg (Pianist und Vorsitzender der
Kooperative New Jazz
Wiesbaden e.V.) ehrenamtlich kuratiert und
organisiert wird. JUST
MUSIC versteht Jazz
als Experimentierfeld,
das die Genregrenzen
hinterfragt und immer
wieder verschiebt. Neue
(komponierte) Musik,
Elektronik, Noise, Musik aus Asien oder Afrika verbindet sich hier mit improvisierter
Musik. So präsentiert JUST MUSIC aktuelle, lebendige Musik mit
Zeitbezug, die nicht nur spannende Unterhaltung verspricht,
sondern auch Reibungsfläche bietet.
20. – 21.2.2015 | Wiesbaden | www.justmusic-festival.de
40 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Hamburg
ELBJAZZ Festival
29.–30. Mai 2015
Der Hamburger Hafen wird zum Umschlagplatz für Jazz aus aller Welt
Wir trafen Tina Heine, Festivalleitung ELBJAZZ-Festival, zum Gesp
In diesem Jahr hat das fünfte ELBJAZZ Festival
stattgefunden. Wie ist es gelaufen?
Sehr gut für uns – wir sind wirklich angekommen in
der Stadt, aber auch über die Landesgrenzen hinaus.
Über ein Drittel des Publikums kommt angereist – und
das Wichtigste: viele unserer Besucher sind keine originären Jazzfans, sind aber kulturell aufgeschlossen,
weltoffen und haben Lust bekommen im Hafen diese
großartige Musik zu entdecken.
In 2013 stand das Festival vor dem Aus. Sie mussten umdenken. Was hat sich verändert und wie
wurden diese Veränderungen vom Publikum angenommen?
ELBJAZZ stand nicht vor dem Aus, auch wenn ein
Journalist des Hamburger Abendblatts glaubte, das
postulieren zu müssen. ELBJAZZ hatte keine leichten
ersten Jahre und nach wie vor ist dieses Festival finanziell auf Förderung und Sponsoring angewiesen, was
nicht ungewöhnliches in der Kultur ist.
Aber ELBJAZZ, mit seinem besonderen Location- und
dem damit verbundenen Mobilitätskonzept, muss sich
natürlich erst erproben und mit den Reaktionen der
Besucher lernen, wie dieses Festival am besten seine
Ziele erreicht, ohne künstlerisch Kompromisse ma-
Die besondere Atmosphäre des Hamburger Hafens in
Verbindung mit dieser einzigartigen, nicht austauschbaren Musik. Ich sage auch ganz bewusst Hamburger
Hafen, weil dieser eine große Besonderheit hat, denn
er liegt mitten in der Stadt, sodass das Leben in der Innenstadt und an der Elbe unmittelbar mit dem Hafen
und seiner Kulisse und Geräuschen verbunden ist. Es
ist ein Sehnsuchtsort, der nie langweilig wird und immer in Bewegung ist – wie der Jazz! Bei ELBJAZZ sitzen Touristen und Hamburger sprichwörtlich in einem
Boot, denn auch viele Hamburger kennen die Orte
nicht, an die wir sie während des Festivals bringen.
Außerdem ist unser Programm mit seiner Vielfalt und
Einmaligkeit am Anfang der Festivalsaison eine spannende Präsentationsfläche – und die ungewöhnlichen
Orte ein toller Resonanzraum für ein neues Liveerlebnis, auch für die Musiker selber.
chen zu müssen und finanziell maximal unabhängig
zu sein. Das ist uns in diesem Jahr, mit dem etwas
reduzierten Locationkonzept und dem kompakteren
Programm meines Erachtens gut gelungen, ohne dass
das Publikum oder die Musiker auf etwas verzichten
müssen. Im Gegenteil, die Besucher waren in diesem
Jahr begeistert!
Wie entstand die Idee zum ELBJAZZ Festival?
In meiner Bar, dem HADLEY´S (www.hadleys.de).
Dort veranstaltete ich regelmäßig an Montagabenden
Jazzkonzerte, um ein neues Publikum für den Jazz zu
erreichen – und das hat großartig funktioniert. Und
dann dachte ich, das müsste sich doch skalieren lassen…
So fing ich an, ein Konzept zu entwickeln, das dem
Jazz neue Räume öffnen sollte und für mehr Aufmerksamkeit für Jazz in der Stadt und über die Grenzen
hinaus schaffen sollte. Gemeinsam mit Nina Sauer,
die eine Eventagentur hat, haben wir dann das finale
Konzept – mit Hafen, Barkassen und allem Drum und
Dran – entwickelt.
Was macht das ELBJAZZ Festival so anders, so besonders?
Tina Heine | © Foto by Martina van Kann
Wie wichtig ist die Kooperation mit den Konzertveranstaltern Folkert Koopmans (Geschäftsführer der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH)
als Ihren Co-Geschäftsführer und Karsten Jahnke
(Geschäftsführer Karsten Jahnke Konzertdirektion
GmbH), verantwortlich für das Booking, für Sie und
die Entwicklung des ELBJAZZ Festival?
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 41
Beim ELBJAZZ Festival dient der Hamburger Hafen als Kulisse für ein einmaliges Musikereignis: Tausende von Besuchern lassen sich alljährlich
für eines der größten europäischen Jazzfestivals begeistern, bei dem das
unverwechselbare maritime Flair auf musikalische Vielfalt trifft. Bekannte
Stars und Newcomer, rund 50 Konzerte und diverse Bühnen drinnen und
draußen – verteilt in und um den Hafen, dazu außergewöhnliche Schauplätze vom Stückgutfrachter bis zum Werftgelände, gewaltige Kräne und
große Docks – das ist ELBJAZZ!
Am 29. und 30. Mai 2015 erobert das Festival zum sechsten Mal in Folge
neue Räume für alle Spielarten des Jazz und präsentiert eine Mischung aus
internationalen und nationalen Künstlern – große Namen und spannende
Entdeckungen. ELBJAZZ steht für Bewegung, für Neugier, Innovatives und
auch Bewährtes.
Die Besucher pendeln während des Festivals per Barkassen zu den Bühnen
und erleben die einzigartige Atmosphäre des Hamburger Hafens. Abgerundet wird das zweitägige Festival durch ein vielfältiges Rahmenprogramm
bestehend aus Workshops, Filmen, Ausstellungen und Kinderprogramm.
In den letzten Jahren standen beim ELBJAZZ hochkarätige Künstler wie
Jamie Cullum, Gregory Porter, Dianne Reeves, Joshua Redman, Chilly
Gonzales, Hugh Masekela, die NDR Bigband, Helge Schneider, Caro Emerald, Nils Wülker, Klaus Doldinger, Paolo Nutini und Till Brönner auf der
Bühne.
Alle Infos unter www.elbjazz.de
Blohm+Voss mit Queen Elizabeth | © Foto by Jens Schlenker
präch
Lebenswichtig, vor allem am Anfang. Hätte Folkert
Koopmans sich nicht bereit erklärt, bei ELBJAZZ mit
einzusteigen, würde es das Festival wohl nicht geben.
Er hat ganz maßgeblichen Anteil an der grundsätzlichen Machbarkeit. Seine Erfahrungen mit Festivals,
die Infrastruktur seiner Firma, auf die wir zurückgreifen, sind wichtig für eine Produktion mit dieser
Komplexität.
Mit Karsten Jahnke hat ELBJAZZ einen Partner an
der Seite, dessen Agentur, aber vor allem er selber, das
Geschäft mit dem Jazz in Deutschland über die letzten 40 (?) Jahre maßgeblich geprägt hat, natürlich
sind seine Erfahrungen – aber ganz besonders seine
Anekdoten – eine Bereicherung, vor allem auch, als
es gerade losging. Für die gesamte und künftige Entwicklung ist aber vor allem wichtig, gerade NICHT in
alten Strukturen zu denken oder sich auf Erfahrungen
zu berufen, denn der Jazz steht ja nicht gerade besonders gut da, was Publikum und Präsenz angeht.
Und da komme dann eher ich oder nun mittlerweile
unser kleines ELBJAZZ Büro ins Spiel – wir sind mit
viel Enthusiasmus und neuen Allianzen dabei, andere Wege aufzuzeigen, um Jazz zu veranstalten und
zu promoten – mit vielen frischen Ideen. Ich glaube,
diese Mischung aus uns allen macht es so spannend.
Daher ist auch das Programmteam, bestehend aus
den Journalisten Götz Bühler und Klaus von Seckendorff, Karsten Jahnke und mir, ein bunter Haufen mit
unterschiedlichen Ansätzen und Ideen – aber einem
klaren, gemeinsamen Ziel.
Bei so starken Partnern, wieviel Spielraum bleibt
da noch für die eigene Künstlerische Idee und Linie?
Ganz viel. Die künstlerische Leitung war von Anfang
an bei mir und ist in der oben benannten Teamarbeit
sehr fruchtbar. Mein kreativer und künstlerischer Freiraum, sowohl in der Produktion, wie in der Programmierung, beim Marketing und in der strategischen
Entwicklung sind für mich Grundvoraussetzung, um
morgens mit Energie in den Tag zu starten. Mit Karsten Jahnke und Folkert Koopmans habe ich da Partner, die mir sehr viel Vertrauen entgegenbringen.
Mit »Ankerwürfe« haben Sie ein zweites, begleitendes Format entwickelt. Was muss man sich darunter verstehen?
Das Konzept von ELBJAZZ lag von Anfang an darin begründet, ein neues Publikum für den Jazz zu
gewinnen und Jazz in dieser Stadt (und auch darü-
ber hinaus) wieder zu einem lebendigen Bestandteil
der Musikszene zu machen. Ein Festival selber wird
aber nie Bestandteil einer alltäglichen Erfahrung werden, eigentlich soll es das jährliche Highlight einer
lebendigen Szene sein – eine große Präsentationsfläche dessen, was alltäglich möglich ist und passiert.
In Hamburg mangelt es aber an Spielstätten für zeitgenössischen Jazz und Orten, an denen Musiker aus
aller Welt auf Publikum treffen. Die Ankerwürfe sind
Konzerte, die mit ELBJAZZ unmittelbar verknüpft
sind und gleichzeitig den Jazz in der Stadt „verankern“
sollen. So bleiben wir unseren „Markenbausteinen“
treu und verbinden die Konzerte mit ungewöhnlichen
Orten oder eigenen, selten ganz reinen Konzertformaten und sind somit ganzjährig sichtbar. Ein schönes
Beispiel war unser Gastspiel bei den Hamburger Lessingtagen des Thalia Theaters, mit Matthew Herbert
und einer audiovisuellen Performance, die wir koproduziert haben.
Lassen Sie uns nach vorne schauen. Was erwartet
die Besucher beim ELBJAZZ Festival 2015?
Vor allem viel Sonne! Und dann, in der Fortsetzung
unseres bisherigen Konzepts, viele Deutschlandpremieren neben bekannten Gesichtern, vielleicht wieder
ein paar neue Bühnen, ein tolles symphonisches Projekt und wohl auch ein neues gastronomisches Konzept, das der Qualität und Vielfalt der Musik nichts
nachsteht.
Und noch ein Stück weiter. Es wird immer beliebter
erfolgreiche Veranstaltungsformate ins Ausland
zu transferieren und Satellitenveranstaltungen zu
etablieren, wie z.B. die Kunstmesse Art Basel mit
Art Basel Miami Beach und Art Basel Hong Kong
oder die Internationale Tourismus Börse ITB mit
der ITB Singapur. Wäre es denkbar, um in Hafenstädten zu denken, dass es einmal ein ELBJAZZ
Festival Dubai, Busan oder Shanghai unter Ihrer
Federführung geben wird?
Das ist absolut nicht ausgeschlossen…
Leise Anfänge dazu gibt es ja schon mit unserer Präsenz in Kopenhagen, dort hatte ELBJAZZ in diesem
Jahr im Rahmen des Copenhagen Jazzfestivals schon
zum zweiten Mal eine eigene ELBJAZZ Bühne und
eben gerade (heute Morgen, 19.09.14) habe ich eine
Kooperation mit dem Bimhuis in Amsterdam geschlossen.
Die Zukunft steckt also noch voller Möglichkeiten.
Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber arttourist.com
42 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
30 Jahre INNtöne Festival –
Jazz für die Seele
Von 22. Mai bis zum 24. Mai 2015 wird der über
100 Jahre alte Buchmannhof in Diersbach/ Österreich zur Jazz-Hochburg umfunktioniert, um
den besten Jazzmusikern/innen einen gebührenden Rahmen zu bieten. Das Programm 2015
ist ein Jubiläumsprogramm, alles ohne VIP-Zelt,
nur verpackt in die entspannte Atmosphäre der
Innviertler Landschaft. Jedes Jahr gibt es dazu
eine ausgewogene Vielfalt kulinarischer Köstlichkeiten mit biologischen Lebensmitteln aus
der Region. Mehr Luxus geht nicht. Den Rest besorgen an drei Tagen die Jazztöne, die aus allen
Himmelsrichtungen weit hinein in die reizvollen Landstriche des Sauwaldes klingen.
Bei der Gestaltung der Programme wird auf
höchstes künstlerisches Niveau, innovative Pro-
jekte, sowie auf Verbindungen gegenwärtiger
Musik und Kunst mit traditionellen Kunst- und
Kulturformen Wert gelegt. Viele internationale
und nationale Künstlerinnen und Künstler hatten bei den „INNtönen“ ihre ersten wichtigen
Auftritte, ebenso waren fast alle internationalen
Jazzgrößen zu Gast.
Die Geschichte der INNtöne ist gefüllt mit wunderschönen musikalischen und menschlichen
Höhepunkten. Wir aber leben im Hier und Jetzt
und blicken in die Zukunft. So viele beseelte
große Talente warten darauf, entdeckt zu werden und wir öffnen unsere Tore zu neuen Erlebnissen.
Das INNtöne Festival steht für Qualität und wird
mittlerweile von vielen als eines der wichtigsten
Festivals Europas bezeichnet.
Festivalmacher Paul Zauner verlässt für seine
Musikauswahl seit Jahren ausgetretene Pfade
und wagt sich mutig an Neues. So ist das Kombinieren verschiedener Genres, Kulturen und
Epochen immer ein Balanceakt, der mittlerweile weltweit in internationalen Musikkreisen
höchste Anerkennung findet.
INNtöne Jazzfestival & INNtöne Barock
22. – 24.5.2015 | Diersbach (A)
www.inntoene.com
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 43
Wir trafen Festivalgründer Paul Zauner zum Gespräch
Wer oder wie hat Sie / wurden Sie als Sohn einer
Bauersfamilie mit Musik, dem Jazz infiziert?
Mein Vater hat mir gerne etwas vorgesungen,
wenn wir zur Kuhweide gegangen sind oder beim
Kuhmelken. Wir hatten einen Radio, und da habe
ich viel Musik gehört. Als wir dann später einen
Fernseher bekommen haben, sah ich den Wiener
Klarinettisten Fatty George, und ich war fasziniert
wie diese genialen Musiker Themen spielten und
improvisierten.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe dann autodidakt Klavier gelernt, viel
Mundharmonika gespielt und später dann Musik
studiert, neben meiner Agrarausbildung und dem
Veterinärstudium.
Sie sind Multitalent. Jazzposaunist, Musikproduzent, Festivalmacher, Berater und Biobauer?
Wie werden Sie Ihren Talenten gerecht? Woher
nehmen Sie die Zeit?
Durch frühes Aufstehen ist der Tag länger, und ich
liebe all die Dinge die ich mache total.
Und dann reisen Sie immer wieder, u.a. regelmäßig nach New York? Wie sieht Ihr New York
aus, was fesselt Sie und war nicht der Reiz groß
alles aufzugeben und ganz dort zu bleiben?
Ich war vor 25 Jahren nahe daran ganz nach New
York zu gehen, aber dann kam meine Tochter Rosa
und ich dachte, es ist gesünder auf dem Land in
einer intakten Umwelt aufzuwachsen.
Sie gelten als Entdecker von Gregory Porter, der
gerade in Europa durchstartet? Wie sind Sie sich
begegnet?
Ich habe Gregory damals in meinem Lieblingsclub
in Harlem, dem St. Nicks Pub getroffen auf Vermittlung eines Musikerkollegen, und ich fand seine Musik großartig und wir haben uns auf Anhieb
persönlich sehr gut verstanden.
Und daraus entstand die Idee und das Projekt
»Great Voices of Harlem«, das Sie selbst als interkontinentales Familie bezeichnen? Wer oder
was sind die »Great Voices of Harlem«?
Ich liebe Stimmen über alles. Und diese Musiker
die so in Harlem ein und ausgehen tragen so viel
Musik in sich, so viel Erlebtes und es besteht eine
stilistische Offenheit, wie sie ansonsten kaum wo
zu finden ist. Und natürlich die musikalische Tradition von Harlem mit fasziniert mich. Vor etwa
30 Jahren bin ich zum ersten Mal nach Harlem
gekommen, da hat mich der ehemalige Rhasan
Roland Kirk -Pianist Rahn Burton zum spielen in
einen Club eingeladen. Ich habe in der Folge Musiker wie Donald Smith, Mansur Scott und eben
Gregory Porter, nebst vielen anderen getroffen und
nachdem wir in verschiedenen Besetzungen zusammen gespielt haben, ist die Idee entstanden
die „Great Vocies of Harlem“ zu gründen. Wo
eben die besten Vocalisten der Szene singen und
spielen.
Sind Sie weiter auf der Suche nach Voices? Wie
erspüren Sie Talent, Stimmen, Töne, die dann
später auch bei Ihrem eigenen INNtöne Festival
auftreten?
Das ist magnetisch, ich liebe diese Stimmen und
sie fliegen mir zu.
Sie sind 55 Jahre jung und Ihre kreative Energie
kennt keine Grenzen! Ihre Projekte und Ideen
leben von Ihrer Leidenschaft, Ihrem Feingefühl
und einer unbändigen Lust zu bewegen und zu
vermitteln. In Familienunternehmen kommt irgendwann immer die Frage nach einer Nachfol-
geregelung. Wie sieht es mit Ihren Kindern aus?
Treten die in die Fußstapfen des Vaters? Kann
man Ihr Festival in andere Hände geben oder
werden Sie irgendwann sagen, so das war es?
Meine Kinder lieben Musik und haben viel gehört.
Mein Sohn liebt die Natur und ist sehr an der
Landwirtschaft interessiert. Ich denke, das wichtigste ist, dass wir das was wir gerne machen, im
Augenblick aus vollem Herzen machen. Die Kultur ist eine lang anhaltende unbesiegbare Kraft
und nur die Liebe ist unendlich.
Was möchte Paul Zauner noch bewegen, zeigen
zu Gehör bringen?
Ich spiele am liebsten in kleinen Klubs mit direktem Kontakt zum Publikum, da der Energieaustausch mit dem Publikum und die Schwingungen
im Raum für mich ganz wichtig sind. Meistens
spiele ich Jazz von traditionell bis ganz zeitgenössisch, das ist alles eins für mich. Aber ich freue
mich auch, wenn die Temptations mich für eine
Tour anrufen oder ich mit einem Gregorianischen
Choral als Soloinstrument mitspiele oder wenn
jemand für mich eine Mikrotonale Komposition
spielt, ich liebe alles, wenn es Seele hat.
Das Interview führte Kai Geiger, Herausgeber der
arttourist.com
Paul Zauner, ausgebildeter Agraringenieur,
studierte in Wien neben der Tiermedizin auch
Musik. In dieser Zeit wechselte er vom Klavier
zur Posaune. Ab Mitte der 1980er Jahre spielte er mit Bumi Fian, Woody Schabata, aber
auch mit Leon Thomas, George Adams, David Murray, Leopoldo Fleming, Hamiet Bluiett
und Jean-Paul Bourelly. Auf seinem Bauernhof organisiert er jedes Jahr zu Pfingsten das
preisgekrönte INNtöne Jazzfestival; auch ist
er Kurator für Jazz am Brucknerhaus in Linz
und betreut das Jazzprogramm mehrere Veranstaltungsorte in Passau. Dazu ist er Direktor
der PAO Records.
Great Voices of Harlem
GREGORY PORTER, DONALD SMITH, MANSUR SCOTT
Einer der ersten Musiker, der Gregory Porters
enormes Talent schon vor fast zehn Jahren zu
würdigen wusste, war ein Bauer und Posaunist
aus Österreich. Sein Name ist Paul Zauner und
wenn der charmante Lockenkopf nicht Schweine züchtet oder das preisgekrönte INNtöne Festival veranstaltet, reist er seit nunmehr 25 Jahren nach Harlem um dort an dem lebendigen,
musikalischen Geist teilzuhaben, den dieser Ort
nach wie vor lebt, atmet und ausstrahlt. Zauner
erstarrt dabei nicht etwa in touristischer Bewunderung, vielmehr agiert er: die Musiker, die er in
Harlem entdeckte, lädt er zu Konzerten mit seiner wunderbaren Band „Blue Brass“ in Europa
ein. Die vorliegende CD, aufgenommen in Österreich und gemastert in New York, ist also das
Resultat einer interkontinentalen Familiengeschichte, wenn man so will, ein richtig schönes
und echt legendäres Zusammentreffen von Zauners Weltklassemusikern und drei Gentlemen,
die tatsächlich diesen Titel verdienen: Great
Voices of Harlem. Es sind neben Porter der großartige Mansur Scott, der einen Block entfernt
vom „Minton’s Playhouse“, dem Geburtsort
des Bebop, in Harlem aufwuchs und schon mit
15 mit Freunden wie Lee Morgan oder Charles
Mingus abhing. Scotts musikalische Geschichten aus dem Knast und diversen Arbeitslagern
offenbaren eine Faszination mit den Facetten
des Lebens – das Soul-Food, das er auf dem Weg
zu einer Chain-Gang in North Carolina aß,
kann man im autobiografischen „Doing Hard
Time“ beinahe schmecken. Der dritte im Bunde
ist Donald Smith, ein Sänger der schon mit Rahsaan Roland Kirk oder Art Blakey arbeitete, der
wahrscheinlich jedoch am bekanntesten für die
bahnbrechenden Aufnahmen mit seinem Bruder Lonnie Liston Smith ist. Auf diesem Album
überarbeitet Donald auch „Expansions“, den
vielleicht größten Hit seines Bruders, auf inspirierte und herrliche Art und Weise.
Great Vocies of Harlem sind TOP in den Amerikanischen Jazz Charts und großartige Kritiken
in den wichtigsten Jazz und Soulmagazinen
weltweit bewegen die Welt. Einer der Amerikansichen Kritiker meinte: "Warum haben wir
es Jahrzente versäumt, solch großartige CD's zu
produzieren?"
44 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fotos © Matthias Heyde, Berlin
Jazz in St. Moritz?
Jazz in St. Moritz!
Die Frage, wie man auf die Idee kommt, gerade
in den Engadiner Bergen ein Jazz Festival aufzuziehen beantwortet Christian Jott Jenny, Gründer und Leiter des Festival da Jazz St. Moritz, mit
der simplen Antwort: «Wo sonst spiegelt sich
die unbändige Kraft, die Freiheit und Schönheit
des Jazz so sehr in der unmittelbaren Umgebung
wieder wie hier, in den Bündner Bergen?» Fest
steht: Das Festival da Jazz ist das höchstgelegenste Jazzfestival der Welt. Aber das ist noch
längst nicht alles. Ganz gegen jedweden Trend
zu anonymen Großkonzerten und Megaevents
lädt Jenny die ausgewählten Stars in ein außergewöhnliches, intimes Venue, dem legendär-
en Dracula Club. Vor 150 Zuschauern und auf
Armeslänge entfernt, erleben hier Jazzkenner
und -liebhaber, wie ein Chick Corea oder Brad
Mehldau in der Clubatmosphäre auftauen und
zu den Wurzeln des Jazz als Club-Musik zurückfinden. Die Unmittelbarkeit zwischen Musikern
und Publikum hat einen nachdrücklichen und
für alle spürbaren Einfluss auf das Geschehen.
Aber auch die Unsicherheit von Größen wie
etwa Natalie Cole, die es gewohnt sind, weit weg
vom Publikum und auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, jetzt aber genau dieser Direktheit ausgesetzt sind und wie schüchterne
Kinder erst wieder den Club und seine Sphäre
lieben lernen, gehören zu den einzigartigen Beobachtungen während des Festivals.
Über einen ganzen Monat, von Mitte Juli bis
Mitte August, bietet das Festival da Jazz mit
rund 50 Konzerten diese musikalischen und
emotionalen Erlebnisse und nach der nun
siebten Ausgabe des Festivals bedarf es keiner
ausnehmenden Weisheit, den Satz „Nach dem
Festival ist vor dem Festival.“ wirklich ernst zu
nehmen. Kaum ist die Adrenalin-Zufuhr der
Organisations-Crew wieder auf ein Normalmaß gesunken, der leidenschaftliche Rückblick
durch analytischen Feinsinn ersetzt, wird auch
schon wieder in die Zukunft geschaut. Welchen
Herausforderungen stellt man sich beim nächsten Mal? Welche Wunschkandidaten füllen die
Liste der Acts für die nächste Ausgabe? Genau
hier hat Leiter Christian Jott Jenny seit Beginn
des Festivals Beachtliches erreicht.
Bevor das Festival da Jazz im Jahre 2007 mit damals lediglich vier Konzerten erstmals ins Leben
gerufen wurde, war St. Moritz nicht gerade als
Hot-Spot der internationalen Musik Szene bekannt. Der Zufall wollte es, dass der ursprüngliche Ort aus Renovierungsgründen nicht mehr
bespielt werden konnte und aus der Not heraus
bat Jenny den Designer Rolf Sachs sprichwörtlich um Asyl für seine Konzertreihe im sagenumwobenen Dracula Club, dessen Präsident
Sachs ist. Als großer Jazz-Fan und engagierter
Mitbürger der Gemeinde St. Moritz öffnet Sachs
seither jeden Sommer die Türen seines, vom Vater Gunter Sachs gegründeten Refugiums - ein
Chalet, das im Winter lediglich den Clubmitgliedern und deren Freunde vorbehalten ist - für
jeden, der dem Jazz ebenso verfallen ist.
In den letzten sieben Jahren ist es Jenny gelungen, dass Festival da Jazz St. Moritz auf der
Landkarte der beachteten Jazz-Events Europas
zu etablieren. Neben den großen Stars der Sze-
ne, wie John Scofield, Cassandra Wilson, Paolo
Conte, Kurt Elling, Ahmad Jamal und Joshua
Redman, sind genauso die Neuentdeckungen
und Idole von Morgen wie Anthony Strong ein
Teil des Konzepts. So begibt man sich zur vorgerückten Stunde zu den - kostenlosen - LateNight
Konzerten des benachbarten Kulm Hotels. Dort
klingt der Abend musikalisch aber nicht minder
spannend aus.
Um der Engadiner Bevölkerung ein dickes Dankeschön auszusprechen, kam Jenny auf die Idee,
eines seiner Konzerte ganz nach dem Motto
»umsonst und draußen« unter freiem Himmel
und in luftiger Höhe zu präsentieren. Gesagt,
getan und 2013 wurde zum ersten Mal der Ausflugsberg Muottas Muragl mit einer Höhe von
2‘453 m ü.M. zu einer Open Air Stätte mit Frische-Faktor. Die jeweils mehr als 1.500 Zuschauer, konnten bisher vor einzigartigem Panorama
mit den groovigen Sounds von The Brand New
Heavies und der Earth Wind & Fire Experience
den Sonnenuntergang in den Engadiner Bergen
erleben. Überhaupt ist es Jenny ganz wichtig,
dass nicht nur musikalisch beim Festival da Jazz
für jedermann was dabei ist: über die Hälfte der
Konzerte gibt es zum Nulltarif und selbst die
Konzerte im Dracula Club sind erschwinglich.
Solch außergewöhnliche Unternehmungen bedürfen verlässlicher und engagierter Partner. Es
sind neben dem Hauptsponsor Lexus die ortsansässigen Hotels wie der Schweizerhof und
das besagte Kulm Hotel, die den Künstlern und
Besuchern einen Aufenthalt so angenehm wie
möglich machen oder das Hauser Hotel, das
weitere Konzerte auf der hauseigenen Terrasse
ermöglicht. Darüber hinaus unterstützen lokale
Firmen, das Tourismusbüro Engadin, die Presse
und nicht zuletzt die treuen Freunde des Festivals, die „Amis da Festival da Jazz“, das Festival
nach Kräften und haben ihm so zu dem Renommee verholfen, das es heute auszeichnet.
Jetzt stehen die Zeichen wieder auf Start, die
Vorbereitungen für den Sommer 2015 laufen
auf Hochtouren und einmal mehr darf man gespannt sein, welche musikalischen Leckerbissen
Jenny aus dem Hut zaubert. Gewiss ist aber bereits jetzt: das Festival da Jazz wird auch 2015
wieder zu einem Erlebnis der besonderen Art.
8.7. – 8.8.2015 | St. Moritz | www.festivaldazazz.ch
Kontakt:
Verein Festival da Jazz | c/o Amt für Ideen
Rindermarkt 20, 8001 Zürich
[email protected]
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 45
Jazz oder Nojazz?
Egal – Hauptsache jazznojazz!
Jazznojazz! Auch in seiner 16. Ausgabe macht das Zürcher Musikfestival seinem Namen alle Ehre
und präsentiert frische Sounds und Bands aus Jazz und jazzaffinen Genres. Unterstützt von ewz und
der Zürcher Kantonalbank sind vom 29. Oktober bis 1. November 2014 vier üppige Konzertnächte
angesagt mit nicht weniger als 19 Konzerten in der Gessnerallee Zürich, im ewz-Unterwerk Selnau
sowie im Club der Zürcher Kantonalbank im Theater der Künste.
Wir trafen
Johannes Vogel
zum Gespräch
In diesem Jahr findet das jazznojazz Festival zum 16. Mal in Zürich statt und hat
sich zu dem Jazzereignis in Zürich entwickelt. Was verbirgt sich hinter dem Namen jazznojazz?
Ein besetztes Musikfestival mit Jazz und
jazzaffinen Genres wie Funk, Soul, Electro,
Blues. Jazz ist ja nicht mehr nur Jazz im
klassischen, sprich swingenden Sinne. Jazz
war immer schon mehr und deshalb bleibt
er auch nie stehen und erfindet sich immer
wieder neu. Im Festivalnamen jazznojazz
bilden wir dies ab.
Was erwartet den Besucher in diesem
Jahr?
Ein reich befrachtetes Programm mit nicht
weniger als 18 Konzerten an vier Tagen!
Den diesjährigen jazznojazz-Cocktail offerieren für Neues offene Jazz-Stars wie Avishai Cohen, Brad Mehldau und Al Di Meola, Grenzgänger aus Soul, Hip-Hop und
Blues wie Robert Glasper, Meshell Ndegeocello oder Lucky Peterson, Funky-FusionCracks wie Amp Fiddler, Spyro Gyra und
die Grammy-Gewinner von Snarky Puppy,
die betörenden Stimmen von Ayo, Michael Kiwanuka und Naturally 7 sowie der
Zürcher Jazz-Gipfel am Samstag mit Irène
Schweizer/Jürg Wickihalder und Jojo Mayer/Zurich Jazz Orchestra.
Was ist das Besondere am jazznojazz
Festival?
Neben der Musikmischung die Tatsache,
dass das Festiva seit Beginn im Herzen von
Zürich stattfindet und dies in Konzertsälen, die sonst kaum je für Konzert genutzt
werden wie das Theaterhaus Gessnerallee,
das ewz-Unterwerk Selnau (ein früheres
Stromwerk) und im Club im Theater der
Künste. 3 tolle Locations innerhalb von
paar Hundert Metern.
jazznojazz Festival 14
Für Neues offene Jazz-Stars wie Avishai Cohen, Brad Mehldau und Al Di Meola, Grenzgänger
aus Soul, Hip-Hop und Blues wie Robert Glasper, Meshell Ndegeocello oder Lucky Peterson,
Funky-Fusion-Cracks wie Amp Fiddler, Paulo Mendonça, Spyro Gyra und die Grammy-Gewinner von Snarky Puppy, die betörenden Stimmen von Ayo, Michael Kiwanuka und Naturally 7 sowie der Zürcher Jazz-Gipfel am Samstag mit Irène Schweizer/Jürg Wickihalder und
Jojo Mayer/Zurich Jazz Orchestra sorgen für den faszinierenden jazznojazz-Mix.
29.10. – 11.2014 | Zürich | diverse Orte | Tickets unter www.ticketcorner.ch
Weitere Konzerte von allblues Saison 2014/2015
Jethro Tull’s Ian Anderson
18.11.2014 | Zürich | Kongresshaus
Ed Sheeran
19.11. 2014 | Zürich | Maag Halle
Gregory Porter
22.11.2014 | Zürich | Tonhalle
Herbie Hancock
1.12.2014 | Luzern | KKL
Jan Garbarek & Hillard Ensemble
3.12.2014 | Zürich | Grossmünster
4.12.2014 | Genf | Cathédrale Saint-Pierre
Brad Mehldau Piano Solo
29.1.2015 | Genf | Victoria Hall
30.1.2015 | Luzern | KKL
Nils Landgren & Michael Wollny Duo
2.2.2015 | Zürich | Tonhalle
Stefano Bollani Piano Solo
27.2.2015 | Zürich | Neumünster
Diane Reeves
16.3.2015 | Zürich / Tonhalle
Richard Galliano – Paolo Fresu –
Jan Lundgren
18.3.2015 | Luzern | KKL
26.3.2015 | Genf | Victoria Hall
Dee Dee Bridgewater & China Moses
18.4.2015 | Zürich | Tonhalle
Anouar Brahem Quartet &
String Ensemble
8.6.2015 | Zürich | Tonhalle
Alle Konzerte unter www.allblues.ch
Seit 1994 profiliert sich die AllBlues Konzert AG mit der Durchführung hochwertiger Jazzkonzerte in den grossen "klassischen" Konzertsälen der Schweiz. Die beiden Konzertserien
«Jazz Recitals» (Tonhalle Zürich) und «Jazz Classics» (Luzern, Genf, Bern, Basel und Neuchâtel) gehören zu den Höhepunkten im Schweizer Jazzkalender. Mit Konzerten im Bereich von
World, Funk & Soul sowie den hier angesiedelten Konzertreihen Migros Kulturprozent Zürich
/ Migros Kulturprozent Jazz und Accenture-Nights rundet die Firma ihr präzis gefasstes, qualitativ hochstehendes Profil in der Programmation ab.
Johannes Vogel, geboren 5.4.1962, verheiratet , 2 Söhne, Studium in Allgemeiner Geschichte, Neuerer Deutscher Literatur und Volkskunde an der Universität Zürich. 1994: Gründung
der All Blues Konzert GmbH in Winterthur,2007: Umwandlung in die AllBlues Konzert AG.
Seit 1994 mehr als 1.000 Konzerte als AllBlues in der ganzen Schweiz.
Sie haben in den letzten Jahren viele
eigene Reihen und Formate wie die Vulcain Jazz Classics, die Accenture Nights,
die Neumünster Konzerte entwickelt.
Wie wichtig sind diese für den Erfolg von
allblues und was sind die Gründe?
Konzertreihen geben dem Veranstalter die
Möglichkeit, sich dem Publikum über einen längeren Zeitraum zu präsentieren.
Kontinuität, das langfristige Planen und
Durchführen von Konzerten, ist meines
Erachtens das wichtigste Kriterium für
den Erfolg eines Veranstalters. Neben der
Qualität der Konzerte und einem präzisen
Profil in der Programmation. Oder anders
gesagt: Man sollte nicht einfach alles machen, was den Saal füllt. Sondern nur das,
was zu einem passt. Und im Falle von
AllBlues ist das Jazz und das "links und
rechts" davon, wie Funk, Soul, Worldmusic, Singer-Songwriters, Folk-Pop, etc.
allblues besteht seit diesem Jahr 20 Jahre. Blicken wir nach vorne. Was darf man
in der Jubiläumssaison nicht verpassen?
Das Jubiläum haben wir ja schon gefeiert mit der Herausgabe eines Fotobuches
und dem Jubiläumskonzert mit der Nils
Landgren Funk Unit im Mai dieses Jahres
im Kaufleuten Zürich. Nun machen wir
einfach so weiter wie in den letzten 20
Jahren, auch wenn es mittlerweile etwas
mehr Konzerte sind als zu Beginn (nämlich weit über 100 pro Jahr in der ganzen
Schweiz…) : Erstklassige Konzerte, die zu
AllBlues passen: Wie Herbie Hancock und
Dianne Reeves, wie James Taylor und Ed
Sheeran, wie Annett Louisan und Gregor
Meyle, wie Pink Martini und die FarewellTournee des Orquesta Buena Vista Social
Clubs oder wie Tower of Power und Incognito, um nur ein paar wenige zu nennen…
Warum nach Zürich kommen?
… weil's jazznojazz nur in Zürich gibt!
Die Fragen stellte Kai Geiger,
Herausgeber der arttourist.com
46 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
jazzahead!
in Bremen: mehr als eine Messe
© Jens Schlenker
Bremen ist auf der Jazz-Landkarte ganz groß – wenn nicht sogar die Hauptstadt. Denn hier trifft sich im
April alles, was Rang und Namen in der internationalen Szene hat.
Eine Jazzmesse für Fachbesucher und das breite Publikum mit über 100 Konzerten und
angegliedertem Kulturfestival.
Blickt man heute auf einen Bremer April und
die Musikfachmesse jazzahead!, so fällt es
schwer zu glauben, dass alles 2006 als kleine
Veranstaltung mit 91 Ausstellern begann.
Längst ist die jazzahead! nicht mehr nur
Branchentreff, sondern auch ein Kulturfestival, das in ganz Bremen sichtbar ist und weit
über den Jazz hinausweist. Und das sehr erfolgreich:
Allein 2014 zog das Musik- und Kulturprogramm über 22.000 Besucher an, im Jubiläumsjahr 2015 werden laut Veranstalter noch
mehr Besucher erwartet.
Die jazzahead! meistert dabei einen Spagat
zwischen erfolgreicher Fachmesse und abgerundetem Publikumsprogramm. „Eine einmalige Entwicklung mit Modellcharakter“, so
jazzahead!-Projektleiterin Sybille Kornitschky. Während sich die internationale Jazzmusikszene - 2.800 Fachteilnehmer und 700
ausstellende Firmen - in der MESSE Bremen
austauscht und vernetzt, ist der Besucher
mittendrin. Denn das integrierte ShowcaseFestival ist für alle zugänglich und gibt mit
seinen 40 Showcases (30-minütige Kurzkonzerte) nicht nur Fachleuten einen wunderbar
komprimierten Einblick in die aktuell spannendsten Jazzproduktionen der Welt. Darüber hinaus werden dem Besucher bereits zwei
Wochen vor und parallel zur Messe weitere
60 Konzerte sowie Ausstellungen, Lesungen,
Performances, Kino- und Theaterabende und
vieles mehr rund um das jährlich wechselnde
Partnerland geboten. Im April 2015 stellt sich
Frankreich mit seiner Kunst- und Musikszene
in Bremen vor.
Showcase-Festival mit
Qualität und Herz
An vier Tagen im April bereichert die jazzahead! Bremens Kulturangebot mit einem prall
gefüllten Liveprogramm auf drei Bühnen innerhalb der Messe und des angrenzenden
Kulturzentrums Schlachthof. Gegliedert in
vier Module zeigen 40 Bands aus Deutschland
(German Jazz Expo), dem Partnerland (French
Night), Europa (European Jazz Meeting) und
Übersee (Overseas Night) im Showcase-Festival
der jazzahead! die große Bandbreite des Jazz.
Sie wurden zuvor von Fachjurys aus mehreren
Hundert Bewerbungen ausgewählt. Ihr Auftritt
sichert den Showcase-Bands die Aufmerksamkeit eines internationalen Entscheider- und
Fachpublikums der weltweiten Jazz- und Musikszene bestehend u.a. aus Festivaldirektoren,
Programmverantwortlichen von Clubs und
Vertretern von Plattenfirmen. Während der
Messe und des Festivals werden Bands gebucht,
Verträge geschlossen und Tourneen geplant.
Die Stimmung ist besonders herzlich, die jazzahead! wird von ihren Teilnehmern auch
© Frank Pusch / MESSE BREMEN
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 47
vielfach als das große Familientreffen des Jazz
beschrieben. Hier kommt zusammen, was
zusammen gehört. Dabei ist die Messe alles
andere als eine „kleine“ Veranstaltung - Stars
von Weltrang, die großen Namen der Szene
und solche, die dabei sind, es zu werden, sind
mit von der Partie.
Clubnacht in Bremen:
1 Nacht, 1 Ticket,
über 30 Spielstätten
Am Samstag der jazzahead! (25.4.2015)
swingt ganz Bremen, wenn die Clubnacht
die Stadt erobert und über 30 Spielstätten in
Jazzclubs verwandelt. Schiffe, Theater, Museen, Kirchen, Hotellobbys und natürlich auch
reguläre Clubs gehören dazu. Vom späten
Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden
kommen Jazz-Liebhaber dabei voll auf ihre
Kosten. Musikalisch ist das Spektrum so breit
wie die Spielstätten unterschiedlich sind: von
klassischem Jazz, großartigen Stimmen und
vielen Ausläufern in andere Genres wie Funk,
Soul und Blues ist alles dabei. Mal hier reinhören, mal dort länger bleiben – ein Ticket ermöglicht den Eintritt in alle teilnehmenden
Spielstätten und garantiert einen spannenden Festivalabend. Auch über den Transport
zwischen den Clubs muss sich der Besucher
nicht sorgen, im Ticket ist ein Shuttle-Service
inkludiert.
Kulturfestival: Accents français!
In Ihrem zehnten Jahr rückt die jazzahead!
Frankreich als Partnerland in den Mittelpunkt. Den Auftakt des zweiwöchigen Kulturfestivals in Bremen macht ein großer Eröffnungsabend am 9. April 2015 im Theater
Bremen, gefolgt vom Jubiläum mit Open-Air
Bühne am 11. April auf dem Marktplatz Bremen. In den zwei Wochen vor der jazzahead!
gibt es die vielfältige Kulturszene Frankreichs
in Lesungen, Theater, Performances, einem
Kinder- und Jugendprogramm sowie Konzerten zu entdecken. Gekrönt wird dieses Kulturfestival mit dem Galakonzert im Konzerthaus Die Glocke am 24. April 2015 bei dem
das Akkordeon das zentrale Instrument der
angekündigten Stars im Programm sein wird.
Auch im Rahmen der jazzahead! clubnight
am 25. April 2015 und am Eröffnungsabend
des Showcase-Festivals auf der jazzahead!
wird viel französischer Jazz die Stadt zum
Klingen bringen.
© Jens Schlenker
INFORMATIONEN
jazzahead!
MESSE BREMEN
WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Findorffstraße101
D-28215 Bremen
www.jazzahead.de
[email protected]
Tel.: +49 (0)421 3505-287
TERMINE
09. - 26. April 2015 Kulturfestival
23. - 26. April 2015 Messe
24. April 2015 Galakonzert im Konzerthaus
Die Glocke
25. April 2015 jazzahead! clubnight
HIGHLIGHTS der 10-jährigen
Jubiläumsausgabe
Partnerland Frankreich
09. April Eröffnungsgala Kulturfestival im
Theater Bremen
11. April 2015 Open-Air-Bühne auf dem
Marktplatz
TOURISTISCHE ANGEBOTE
Bed & Jazzfest – Festivalwochenende in
Bremen (2-Tages-Pauschale ab 99,-€ pro
Erwachsener im DZ)
Reise zum Ticket - für die verschiedenen
Kulturfestival-Events
(2-Tages-Pauschale ab 69,-€ pro Erwachsener
im DZ)
Buchbar über die BTZ Bremer TouristikZentrale unter +49 (0)421 3080010 oder
www.bremen-tourismus.de/
Weitere Information zu Hotelangeboten
und der Anreise unter
www.jazzahead.de/hotel-anreise/
Billie Magazin_Ausgabe_10.2014_Anz. 22.09.14 10:01 Seite 1
in the spirit of jazz
ACT 9577-2 (auch als lp)
ACT 9571-2 (auch als lp)
ACT 9572-2
ACT 9573-2 (auch als lp)
ACT 9575-2
ACT 9673-2
ACT 9728-2
ACT 9627-2
ACT 9574-2
ACT artists in concert:
karten jahnke jazznights mit jacob karlzon 3 & manu katché 4 vom 17.10. - 30.10. (info: www.kj.de)
lars danielsson liberetto: 20.11. elmau 22.11. innsbruck 24.11. wien 25.11. münchen jerry léonide quartet: 9.12. münchen
emile parisien quartet: 12.11. mannheim 13.11. münchen 15.11. tübingen 17.11. frankfurt 18.11. jena
tobias christl wildern: 8.11. bayreuth 20.11. münchen
alle ACT-veröffentlichungen auch auf allen gängigen downloadportalen erhältlich
vertrieb: edel:kultur
www.actmusic.com
Die Donaueschinger
Musiktage 2014
vom 17. bis 19. Oktober
Die Donaueschinger Musiktage sind traditionsgemäß ein Produktions- und Autorenfestival, eine Messe des Neuen.
Nicht geklärt ist allerdings, ob es die reine Freude am alljährlichen Kreisen des Komponistenkarussells ist, die den
Pilgerstrom aus aller Herren Länder in das abgelegene Städtchen auf der Baar auslöst. Vielleicht ist es in unserer
digitalen Zeit, in der alles möglich, alles unmittelbar abrufbar ist, eher das Vermögen, zu fokussieren und zu
kontextualisieren sowie die Aufmerksamkeit auf eine gemeinschaftliche Perspektive zu richten, die Voraussetzung
Foto: Tilman Stamer
für ein nachhaltiges Interesse.
Vor diesem Hintergrund hinterfragen die Donaueschinger Musiktage in diesem Jahr, woraus sich
Kunstwollen eigentlich speist, wie es sich materialisiert und in welchem Medium es letztendlich
Ausdruck findet, wann künstlerische Ideen in
ein Konzert, wann in eine Ausstellung oder in
eine Lesung münden. Zu diesem Zwecke wurden
Komponisten eingeladen, die sich über ihr musikalisches Tun hinaus auch in anderen Metiers
äußern und die von den Wechselbeziehungen
der Disziplinen profitieren. Beispielhaft erwähnt
seien Wolfgang Rihm und Hans Zender, die neben ihrer kompositorischen Bedeutung auch
als herausragende Essayisten hervortreten. Brice
Pauset ist auch Cembalobauer und Cembalist.
Die Komponisten Kryštof Mařatka und Pascal
Dusapin sind gleichzeitig Filmemacher und Fotokünstler. Friedrich Cerha, Brian Ferneyhough,
Chris New­man und François Sarhan stellen auch
als bildende Künstler aus. Manos Tsangaris wiederum ist der Schöpfer eines multiperspektivischen
50 | Jazz | Neue Musik
finden, wohl aber prägend für deren
künstlerischen Ansatz sind. Wie weit der
Autonomieanspruch in die einzelnen
Werke hineinreicht, vermag die neue
Komposition „points & views“ von Peter
Ablinger zu vermitteln: ihr erster Satz ist
eine großformatige Fotoarbeit und der
zweite ein Musikstück.
Aus gesellschaftlicher Perspektive sind
die Donaueschinger Musiktage damit
eine Reaktion auf die zunehmende Spezialisierung aller Lebensbereiche, die durch
die Digitalisierung einen neuen Schub
erhalten hat. Gilt doch horizontale Spezialisierung seit langem als Ideal der Arbeitsordnung, als Insigne des Fortschritts,
als Voraussetzung der Automatisierung,
Radikalisierung und Ökonomisierung
der Gesellschaft – auch der Künste. Minimale Anstrengung, maximales Resultat.
Dieser hohe Grad an Spezialisierung ist
in der Musik von besonderer Bedeutung.
Wir alle wissen es: Musiker zu sein bedarf
nicht nur eines besonders hohen Grades
an Spezialisierung, sondern diese setzt
auch sehr früh ein. Und gerade in der Mu-
Airmachine – konstruiert von Ondřej Adámek
sik gilt es als ein ausgesprochenes Tabu,
einer anderen Profession nachzugehen.
Auf der anderen Seite verfügen wir mit
dem Computer, dieser Universalisierungsmaschine unserer Zeit, über ein elementares Werkzeug, das die Voraussetzungen
dafür schafft, um alle medialen Daseinsformen – unabhängig ihrer inhaltlichen
Werte – zu disponieren und damit die ReIntegration der Disziplinen und die EntDifferenzierung der Gesellschaft und der
Künste voranzutreiben – mit dem Resultat
einer paradoxen Situation: Trotz des ausgeprägten Spezialisierungsstrebens in allen gesellschaftlichen Bereichen erwartet
die Gesellschaft (auch in den Künsten)
ein gänzlich anderes Menschenbild: jenes
des Alleskönners. Die Musik betreffend sei
auf jenen Künstlertypus verwiesen, der
zugleich als Komponist und Performer
oder Komponist und Softwareentwickler,
Sänger und zugleich Songwriters agiert.
Und so sind, grob formuliert, einerseits
die Omnipräsenz des Multimedialen, andererseits die permanent fortschreitende
Spezialisierung in der Gesellschaft die
beiden elementaren Hintergründe für das
gewählte Festivalthema.
Die schlichte Konjunktion „und“ als Titel für das Festival und die Ausstellung
kann durchaus auch als Versuch gelesen
werden, historisch besetzte Begriffe wie
die der Doppel- oder der Mehrfachbegabung zu umgehen. Es handelt sich um
ein Zitat. Wassily Kandinsky verfasste
1928 einen gleichnamigen Essay, in dem
er das 19. Jahrhundert als eines der Absonderung, Spezialisierung, Fragmentierung und Segmentierung: des „Entweder
– Oder“ bezeichnete, während er das 20.
Jahrhundert in der Kunst – trotz der rasch
weiter fortschreitenden Autonomisierung
aller Lebens- und Gesellschaftsbereiche –
als eines des „Und“, des Neubeginns der
„synthetischen Künste“ charakterisierte.
Videoart des Komponisten Johannes Kreidler
© Steven Sussman
Abenteuer Neugierde
SWR NEWJazz Meeting 2014
Musikalische Begegnungen möglich machen, die unter normalen Bedingungen nicht möglich sind – das ist Ziel des alljährlich stattfindenden SWR
NEWJazz Meeting. 1966 wurde dieses Jazzlabor des Südwestrundfunks vom
ehemaligen SWF-Jazzredakteur Joachim-Ernst Berendt erfunden. Die Idee:
verschiedene improvisierende Musiker erarbeiten in den Rundfunkstudios
des Südwestrundfunks ein Programm, das sie im Anschluss daran in öffentlichen Konzerten im Sendegebiet präsentieren.
Von Anfang an war das NEWJazz Meeting mehr als ein zwangloses „Come
Together“ in einem Studio. Die Musiker dieser weltweit einmaligen Institution nutzten die Gelegenheit, im radiophonen Kontext Konzepte zu entwickeln für die auf der von Konventionen geprägten Szene nur wenig Platz war.
So wurde das SWR NEWJazz Meeting schnell zu einem Sensor und Katalysator für sich anbahnende Jazzentwicklungen. In den Baden-Badener Rundfunkstudios präsentierten die Musiker der einflussreichen Chicagoer Musikerorganisation AACM (Lester Bowie und Joseph Jarman) ihre wegweisenden
Ansätze zum ersten Mal auf dem Alten Kontinent. Das SWR NEWJazz Meeting wurde zu einem Resonanzboden für die vielfältigen Entwicklungen der
europäischen Jazzemanzipation von Alexander von Schlippenbach über Joachim Kühn und Gianluigi Trovesi bis hin zu Vincent Peirani. Und hier regten
sich besonders früh jene Impulse, die für eine kreative Öffnung des Jazz zu
den großen nichtwestlichen Musikkulturen sorgten (Rabih-Abou Khalil und
Renaud Garcia-Fons). Das diesjährige SWR NEWJazz Meeeting bringt improvisierende Musiker aus Südamerika, den USA und Europa zusammen.
Das SWR NEWJazz Meeting 2014 auf Tour: Karlsruhe, Tollhaus: 21.11. | Tübingen, Sudhaus: 22.11. | Mainz, Frankfurter Hof: 23.11.
Das Ensemble: Jakob Bro, Gitarre | Melissa Aldana, Tenorsaxophon | Kirk Knuffke, Kornett | Jacob Sacks, Klavier, Fender Rhodes | Joe Martin, Bass | R. J. Miller,
Schlagzeug
© Madeleine Ventrice
Next Generation
Das Off-Programm der
Donaueschinger Musiktage
17. – 19. Oktober 2014
Plakatgestaltung: Wolfgang Bosse. plonk-art.de
Universaltheaters. Bei kaum einer anderen Komponistin tritt utopische Paradoxie so in Erscheinung wie bei Jennifer
Walshe: Wir erleben sie als multiple Persönlichkeit, die mit den von ihr erfundenen professionellen, halbprofessionellen,
nichtprofessionellen Künstlerfiguren das
Prinzip vom Alles- und Nichtskönner als
vollkommene Fiktion lustvoll ausspielt.
Im Zentrum des Festivals steht dabei
nicht die große neue Welt hybrider oder
transdisziplinärer künstlerischer Produkte, sondern stehen Positionen, die auf die
Autonomie der jeweiligen Kunstsparte
setzen. Neben den üblichen Konzerten,
Installationen und Performances gibt es
Lesungen, Film- und Videovorführungen
sowie eine thematisch begleitende Ausstellung bildender Kunst. Die darin gezeigten Arbeiten stammen ausschließlich
von Komponistinnen und Komponisten.
Aus dieser Perspektive bieten sie herausragende Einblicke in Tiefenschichten des
Kunstwollens der betreffenden Künstler, die im Kontext der Konzertsituation
ansonsten keine oder kaum Beachtung
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Wie war das gleich mit der vorherrschenden Haarfarbe auf Europas Hochkul-
den dann in der Musikhochschule in Trossingen die
Seinen Abschluss findet „Next Generation“ immer
turfestivals – Silbergrau? Mag sein. Nicht jedoch in Donaueschingen! Jung ist
ersten Seminare und Workshops statt, begleitet von
am Montag nach den Donaueschinger Musiktagen
hier nicht nur die Musik, die bei diesem Uraufführungsfestival alljährlich aus
einem Konzert mit Kompositionen der Teilnehmer
der Taufe gehoben wird, sondern zum überwiegenden Teil auch das Publikum
des Workshops. Die Themen für die Workshops und
selbst. Dafür sorgt nicht zuletzt das Off-Programm des Festivals, das unter dem
Seminare beziehen sich jeweils auf das Festivalthe-
Titel „Next Generation“ von Festivalleiter Armin Köhler vor neun Jahren auf
ma der Musiktage: Komponieren für den Raum zum
den Weg gebracht wurde. Es bietet jährlich 180 Studenten aus aller Welt die
Beispiel oder musikalische Großformen; 2014 dreht
Organisiert wird „Next Generation“ im Team: ge-
Möglichkeit, nicht nur schlechthin am Festivalgeschehen teilzuhaben, son-
sich alles um das Phänomen der Spezialisierung in
meinsam mit den Musiktagen und dem Amt für
dern mittendrin zu sein, an den Proben teilzunehmen, mit den Künstlern des
unserer Gesellschaft und im Musikleben. Von Frei-
Kultur und Marketing der Stadt Donaueschingen
Festivals zu diskutieren oder sich wertvolle Tipps von ihren Lehrervorbildern,
tag bis Sonntag besucht man die Proben und die
und der Musikhochschule Trossingen laufen die
deren Werke gerade präsentiert werden, zu holen. Insgesamt haben sich damit
Konzerte der Musiktage. Besonders begehrt sind
Fäden für das Projekt seit diesem Jahr an der Hoch-
seit der Gründung nahezu 2.000 junge Menschen aus 20 Nationen in Donau-
die Seminarplätze im Anschluss an solche Proben,
schule der Künste Bern bei Angleraux Graziella
eschingen auf dem Gebiet der Neuen Musik weitergebildet.
in denen dann ganz konkrete Fragen an die Interpreten und die Schöpfer der Werke gestellt werden
Donaueschinger
Musiktage
Chiyoko Szlavnics
Transmission, 2012
Tusche auf Papier
Veranstalter:
Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen in Zusammenarbeit
mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk
und dem Experimentalstudio des SWR.
Gefördert durch das Land Baden-Württemberg, die Kulturstiftung des Bundes
und die Ernst von Siemens Musikstiftung.
Kartenvorbestellung:
Amt Kultur, Tourismus und Marketing, Karlstraße 58, 78166 Donaueschingen,
Tel.: 0049 771 857266, Fax: 0049 771 857228
Programm: www.swr2.de/donaueschingen
wiederum mit Seminaren und einem Abschlussforum mit dem Festivalleiter in der Trossinger Musikhochschule.
Contratto, Lennart Dohms und Johanna Schweizer
zusammen.
Da die Donaueschinger Musiktage über die Arbeit
„Next Generation“ ist im Grunde ein Festival im Festival, zu dem sich gan-
können. Ein Höhepunkt ist das Studentenkonzert
ze Seminargruppen aus Wien, Barcelona, New York, Moskau, Bremen, Köln
in Donaueschingen mit ausgewählten Werken der Kursteilnehmer. Wessen
mit Studenten hinaus auch Angebote für Kinder, Jugendliche und im Bereich
oder Dresden bereits im Frühsommer anmelden. Das Off-Programm beginnt
Werke gespielt werden, darüber entscheidet eine Expertenkommission eu-
der Lehrerfortbildung macht, hat das Festival vor zwei Jahren unter dem Label
jeweils am Mittwochabend vor dem Festivalwochenende im Oktober mit ei-
ropäischer Musikhochschulen, deren Ensembles für Neue Musik dann auch
maD, music academy donaueschingen, eine große Weiterbildungsakademie
ner zünftigen Eröffnungsparty: Man schreibt sich ein, tauscht sich aus und
das Konzert bestreiten. Höhepunkte bislang waren die Konzerte mit den En-
gegründet, die unter einem Dach ein breites Spektrum von Zielgruppen an-
entwickelt erste Strategien zum Besuch der Workshops. Am Donnerstag fin-
sembles der Musikhochschulen Trossingen, Stuttgart, Luzern, Köln oder Basel.
spricht.
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 51
Neue Musik und Jazz
im Südwesten
Initiiert und veranstaltet vom Südwestrundfunk
Eberhard Stett im Gespräch mit Armin Köhler,
Leiter der SWR-Redaktion Neue Musik und Jazz
und künstlerischer Leiter der Donaueschinger
Musiktage.
ES: Weshalb setzt sich das Neue in der ernsten
Musik nicht automatisch durch? Funktioniert
hier der „Markt“ nicht wie beispielsweise in der
Literatur und bildenden Kunst?
AK: In der Neuen Musik gibt es so etwas, was man
auch nur ansatzweise als „Markt“ bezeichnen
könnte, nicht. Die Musik als ein flüchtiges und
zeitgebundenes Medium gehorcht ihren ganz eigenen Gesetzen. Die Gründe, weshalb Neue Musik
sich nicht in gleicher Intensität und Geschwindigkeit wie neue Literatur und bildende Kunst durchsetzt, sind vielschichtig. Aus Platzgründen seien
nur die drei wichtigsten genannt: Der erste betrifft die Erwartungshaltung, die die Gesellschaft
an Musik im Allgemeinen richtet. Anders als in
der Filmkunst oder in der Literatur erwartet man
von der Musik einzig, dass sie unterhalten oder
entspannen möge – Fun ist angesagt. Eine geistige, schöpferische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen der Zeit über das Medium
Musik hat keine oder eine zu geringe gesellschaftliche Akzeptanz. Zweitens erfordert Musikhören
Konzentration und in gewisser Weise auch Kontemplation. Ein Buch legt man auch einmal zur
Seite - in einer Ausstellung entscheidet der Rezipient (und nicht der Künstler), wie lange er vor einem Bild verweilt. Das kann auch mal nur wenige
Sekunden sein. Ein musikalisches Kunsterlebnis
stellt sich aber erst dann ein, wenn ich einen musikalischen Prozess über einen längeren Zeitraum
verfolge. Ich muss mich darauf einlassen wollen
und können. Und wir alle wissen es: Der Faktor
Zeit ist Mangelware in unserer Gesellschaft. Und
drittens schließlich ist der Musik nichts Objekthaftes eigen. Ein Buch kann ich in meinen Bücherschrank stellen, ein Bild an die Wand hängen.
ES: Wie sieht die Förderung der Neuen Musik
durch den SWR konkret aus? Welche Anstrengungen unternimmt der SWR für die Neue Musik?
AK: Im Vergleich zu allen anderen europäischen
Rundfunksendern fördert der SWR die Neue Musik ganz besonders stark. Das werden selbst die
größten Kritiker einräumen. So gibt es beispielsweise weltweit keinen anderen Sender, der mit einer solchen Intensität und Nachdrücklichkeit einem neuen musikalischen Denken auf die Sprünge
hilft. Hierfür vergibt der Sender jährlich ca. 30
Auftragskompositionen an Komponisten aus aller
Welt. Der SWR ist zudem die zentrale Schaltstelle
des traditionsreichsten Festivals für Neue Musik,
der Donaueschinger Musiktage. Er ist zwar nicht
alleiniger Geldgeber des Festivals, aber ohne seine
Kompetenz und sein technisches Know-how wäre
es nicht realisierbar. Gleiches trifft auf das Experimentalstudio des SWR zu. Hier erhalten jährlich
viele junge Komponisten die Möglichkeit, über
einen langen Zeitraum auf live-elektronischem
Gebiet zu experimentieren. Man vergibt Arbeitsstipendien und stellt eine technische Ausstattung
und Soundingenieure zur Verfügung, deren Qualität ihresgleichen sucht. Ein rundfunkpolitischer
Diamant sind die alljährlichen Live-Übertragungen der Donaueschinger Musiktage. Hierfür wurde eigens ein Festival im Festival kreiert: Man
überträgt nicht etwa über das gesamte Wochenende nur 1:1 die einzelnen Konzerte des Festivals,
sondern vermittelt darüber hinaus Hintergrundberichte, Interviews mit den anwesenden Künstlern, Werkeinführungen, Diskussionen, Gespräche
mit Besuchern des Festivals und brandneue Konzertkritiken. Ist „Next Generation“, das Off-Programm des Festivals, eine Schule des Musikmachens, so sind die Live-Übertragungen von SWR2
aus der Stadt auf der Baar eine Schule des Hörens. Und so paradox es klingen mag: Der Hörer
am Radio ist auf diese Weise gelegentlich näher
am Geschehen dran als der Festivalbesucher vor
Ort. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die beiden
Konzertreihen „ars nova“ und „attacca“, die der
SWR mit seinen Partnern über das gesamte Jahr
verteilt im Sendegebiet veranstaltet, oder die vielen
neuen Werke, die alle Klangkörper des SWR in ihren Konzertreihen zur Uraufführung bringen oder
nachspielen. Das SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg wurde für diese Arbeit unlängst mehrfach ausgezeichnet. Zu ergänzen sind
noch die wöchentlichen Sendeplätze für Neue Musik, darunter ein aufwendiger Feature-Sendeplatz,
den es bei vielen anderen Sendern in dieser Form
gar nicht mehr gibt oder die Schwetzinger SWR
Festspiele, die alljährlich eine neue Oper aus der
Taufe heben und nunmehr immer auch Konzerte
mit aktueller Musik in ihr Programm aufnehmen
und, und, und….
ES: Weshalb ist es Aufgabe des öffentlichrechtlichen Rundfunks, jenseits der Tradition,
Neue Musik zu fördern? Ist es nicht Aufgabe des
Rundfunks Bestehendes abzubilden statt Neues
zu initiieren?
AK: Was macht die Qualität einer Rundfunkanstalt aus? Aus meiner Sicht ist das auf der einen
Seite die Kreativität und die Kompetenz ihrer Mitarbeiter und auf der anderen ein vielfältiges und
ausdifferenziertes Archiv. Beides ist voneinander
Armin Köhler inmitten der Musiker des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg
nicht zu trennen, beides bedingt einander. Und
die Förderung der Neuen Musik dient nachdrücklich dem Ausbau eines individuellen Archivs.
Zudem haben die öffentlich-rechtlichen Sender
einen Kulturauftrag. Dieser besagt unter anderem, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht
nur abbilden kann, was ist, sondern dass dieser
in das gesellschaftliche Geschehen als Impulsgeber auch offensiv eingreift. Man ist nicht nur
journalistischer Begleiter, sondern auch kritischer
Aufklärer im traditionellen Sinne. Hierfür werden
die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von
der Gesellschaft mit den entsprechenden Potenzen
und Kompetenzen ausgestattet. Hierzu gehört aber
auch, dass diese Gesellschaft begreift und sich bewusst macht, welche Aufgaben sie dem Rundfunk
dereinst übertragen hat, und dass die Einlösung
dieser Aufgaben auch finanziell untermauert werden muss. Das ist zurzeit nicht unbedingt immer
der Fall.
ES: Wenn Sie sich im In- und Ausland umschauen, ist die Situation der Neuen Musik und ihrer
Akteure im Südwesten Deutschlands eher paradiesisch oder katastrophal?
AK: Die Situation ist eher paradiesisch. Das ist
gewiss kein Zufall. Hier im Südwesten sitzen offenbar kluge Köpfe, die zum einen wissen, dass
Qualität ihren Preis hat und die sich zum anderen
bewusst sind, dass Kultur kein gesellschaftliches
freiwilliges Anhängsel, sondern infrastrukturelle Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft ist.
ES: Ist es eher nützlich oder schädlich für das
Verständnis von und den Zugang zu Neuer Musik, wenn ich über musikalisch-klassisches Vorwissen verfüge?
AK: Man benötigt nicht unbedingt eine musikalische Vorbildung, um Neue Musik hören zu können. Manchmal kann dies sogar schaden ‒ nämlich dann, wenn dem Hörer, von einem wie auch
immer gearteten Formenkanon eingeschnürt, ein
unverstellter Blick auf ein neues Angebot verwehrt
wird. Einzige Voraussetzungen sind Neugier, Offenheit, Sensibilität, eine Prise Kreativität, die wir
uns alle über unsere Kindertage hinaus noch bewahrt haben, ein Schuss Konzentration und ein
gewisses Kombinationsvermögen. Denn wirklich
Neue Musik vollzieht sich nicht in einer allgemeingültigen Sprache, sondern sie bildet für jedes
neue Werk eine eigene Sprache aus. Und diese
Sprache lerne ich erst beim Hören - gewissermaßen gemeinsam mit dem Komponisten und den
Interpreten. Der Komponist ist dem Hörer nur ein
ganz kleines Stück voraus. Er ist der Impulsgeber
für unsere kreativen Verknüpfungen. Er schlägt
mit dem Beginn eines Stückes eine Schneise in
den Urwald der Klänge. Wohin der Weg mich allerdings führt, das obliegt einzig meiner eigenen
Entscheidung. Immer aber gehen wir den Weg gemeinsam. Der Komponist mag die Töne setzen,
wir Hörer setzen die Beziehungen zwischen ihnen.
Wir sind immer auf demselben Weg, selbst dann,
wenn die von uns gesetzten Beziehungen nicht den
Intentionen des Komponisten entsprechen sollten.
Denn intentionslose Klänge gibt es ohnehin nicht.
Gamut Inc.| © Christoph Voy
Klangexperimente im 21. Jahrhundert
attacca – geistesgegenwart.musik in Stuttgart
Stuttgart ist eine Stadt der Erfindungen. Aber nicht nur die Industrie hat
Jules Verne gebaut werden,
Mit dem Radio-Sinfonieorchester Stutt-
Teil am technischen Fortschritt, auch die Kunst treibt uns mit ihren Ide-
um sich eine andere, fiktive
gart des SWR, dem SWR Vokalensemble
en und Einfällen voran. Dabei gilt in der Kunst das Interesse aber nicht
Vergangenheit auszumalen.
Stuttgart, Ilan Volkov, Grete Pederson,
dem ökonomischen Mehrwert, sondern den ästhetischen Möglichkeiten.
Kunst steht dabei immer in
Art Zoyd, Francesco Dillon, Sebastian
Attacca, die SWR2-Konzertreihe für Neue Musik in Stuttgart, stellt im No-
einem Konkurrenzverhältnis
Berweck, Pascal Pons u. a. m.
vember 2014 deshalb einmal die schönsten und versponnensten Klang-
zur ökonomischen Vernunft;
Mit Musik u. a. von Luc Ferrari, Genoël
experimente des 21. Jahrhunderts vor. Alte Walkmen werden auf elek-
sie entwirft Räume, in denen
von Lilienstern, Carola Bauckholt, Geor-
tromagnetische Schwingungen abgehorcht oder Schallplattenspieler auf
sich
denken
ge Lewis, Bernard Parmegiani, Thomas
verborgene Resonanzen hin abgelauscht. Dabei wird deutlich, dass in der
lassen. Zwei Tage lang also
Meadowcroft, Kirsten Reese, Alan Hilario,
Musik der Gegenwart oft historische und vermeintlich überholte Tech-
konfrontiert die Neue Musik
Gamut Inc., Vinyl-Horror & Terror, Tho-
niken neu befragt und auf nicht ausgeschöpfte Potenziale hin erprobt
die Technik aufs Lustvollste –
mas Ankersmit, Phill Niblock
werden. Und da kann es schon einmal geschehen, dass der erste Musik-
nicht nur mit ihren Unzulänglichkeiten, sondern auch mit den verwege-
Theaterhaus Stuttgart: 15. November, ab 17 Uhr
computer, das legendäre Fairlight-System, neu gebootet werden muss.
nen Möglichkeiten, die von der Geschichte fahrlässig übergangen worden
Theater Rampe Stuttgart: 16. November, ab15 Uhr
Oder dass Instrumente nach dem Vorbild von Science-Fiction-Autoren wir
sind.
Alternativen
52 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Neue Musik
Eine Auswahl an Veranstaltungen, Reihen und Festivals,
die sich der neuen und zeitgenössischen Musik widmen
Bad Kreuznach
Festival PARKMUSIK Neue Ho(e)rizonte
Das kleine aber feine Festival PARKMUSIK Neue Ho(e)rizonte
wurde von Sigune von Osten 1996 ins Leben gerufen. Seitdem
gibt es am 4. Wochenende im
August Samstag / Sonntag auf
und rundum den malerisch
gelegenen Trombacher Hof
Neue akustische und optische
Klänge und Eindrücke zu erleben. Das Besondere an diesem
Festival ist seine Inszenierung:
im historischen Ambiente des 600 Jahre alten Trombacher Klostergutes. und in der unberührten, europäisch geschützten Landschaft (FFH) der Trombachaue. Hier verschmelzen ungewohnte
Klänge Neuer Musik, außereuropäische Kulturen, Optische und
akustische Kunst, Traditionen, Natur, Luft, Duft, und Licht zu
einer einmaligen Harmonie. Dabei öffnen sich Herz und Sinne
ohne Vorbehalte.
29.–30.8.2015 | Bad Kreuznach | Trombacher Hof bei Bad Kreuznach | www.artpoint-th.com
Bamberg
15. Tage der Neuen Musik
Bamberg – "plugged!!!!"
Zeitgenössische Musik in einer der schönsten historischen
Städte Deutschlands!
Alle zwei Jahre holen die Tage
der Neuen Musik Bamberg un- © Tage der Neuen Musik Bamberg,
Jugendkonzert am Gagelmann (Foto:
erhörte Klänge in die Weltkul- Rolf-Bernhard Essig)
turerbestadt. Künstler aus dem
In- und Ausland gestalten das Festival zusammen mit herausragenden Bamberger Musikern. Sie bleiben jeweils für mehrere
Tage in der Stadt, proben dort und realisieren auch Projekte mit
Mitgliedern anderer Ensembles – Gelegenheit zu gegenseitiger
Inspiration, zu gemeinsamem Experiment und zum Dialog,
auch mit dem Publikum.
Das Festival wurde 1987 gegründet und stand bis 2009 unter der
Leitung des Komponisten Horst Lohse. Sein Nachfolger ist seit
2011 der Dirigent und Musikmanager Markus Elsner.
Composer in Residence: Minas Borboudakis | Ensemble in Residence:
Sonar Quartett | Künstlerische Leitung: Markus Elsner
7. – 10.5.2014 | Bamberg | www.tagederneuenmusik.de
Berlin
MaerzMusik
Was ist Musik? Auf diese Frage
findet heute wohl jeder Musikliebhaber eine andere Antwort.
MaerzMusik reagiert offensiv
auf dieses neue Verhältnis zum © MaerzMusik13 Image Berline FestKlang in der Gesellschaft. Das spiele_02
Festival für aktuelle Musik hebt Grenzen auf zwischen Tradition
und Innovation. Mit seinem weiten Spektrum von Orchesterund Kammermusik über innovatives Musiktheater bis hin zu experimentellen und medienkünstlerischen Arbeiten bietet es ein
faszinierendes und kontrastreiches Panorama der Gegenwartsmusik. Etablierte Künstler und junger Nachwuchs aus der ganzen Welt strömen jährlich im März nach Berlin, um ein dichtes
Programm mit vielen Uraufführungen und Neuproduktionen –
oftmals Auftragswerke von MaerzMusik – zu präsentieren. Mit
wechselnden Schwerpunkten widmet sich das Festival dem musikalischen Geschehen in ausgewählten Regionen. Die beliebte
nächtliche Reihe „Sonic Arts Lounge“ stellt außergewöhnliche
Spielformen und neueste Facetten technologischer Klang- und
Bildproduktion vor..
20. – 29.3.2015 | Berlin | www.berlinerfestspiele.de
Eckernförde
5. internationales Provinzlärm
Festival für neue Musik
Provinzlärm ist ein junges, ambitioniertes, internationales Festival
für zeitgenössische Musik. Es findet alle zwei Jahre im Ostseebad Eckernförde in
Schleswig-Holstein statt und stellt bisher in jeder
Ausgabe ein bestimmtes Schwerpunktland, zumeist aus
dem skandinavisch-baltischen Raum, in den Fokus. Die Biennale startete 2007 mit dem Länderschwerpunkt Island, es folgten
2009 Lettland, 2011 Finnland und 2013 Polen.
20.–22.2.2015 | Eckernförde | www.neuemusik-eckernfoerde.de
Essen
„NOW!“ Parallelwelten
31.10.2014 – 16.11.2014
„NOW!“ stellt die Seh- und Hörgewohnheiten auf die Probe. Bei
der vierten Ausgabe des Festivals
für Neue Musik werden Wahrnehmungsgrenzen erweitert und
konventionelle Aufführungsräume gesprengt. In Kooperation mit der Folkwang Universität der
Künste, dem Landesmusikrat NRW, der Folkwang Musikschule
und der Stiftung Zollverein lädt die Philharmonie Essen zu insgesamt 20 Konzerten, Aufführungen, Ausstellungen und einem
Symposium ein – an mehreren verschiedenen Spielorten. Unter
dem Titel „Parallelwelten“ bekommt man bei den aufgeführten
Klassikern der Neuen Musik, aber auch in den Auftragskompositionen einen ständig anderen Blick auf scheinbar Vertrautes.
31.10.–16.11.2014 | 23.10.–8.11.2015 | Essen | Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de/themen-reihen/now-parallelwelten
Essen
Park Sounds
Für vier sommerliche Tage wird der
Stadtgarten in Essen zur „magischen
Klanginsel“ (WAZ): Bei den Park Sounds
verfangen sich faszinierende Klänge in
den Baumwipfeln, wandern über die
Wiesen und berauschen das auf Liegestühlen, Sitzsäcken und Picknickdecken sitzende Publikum. Studierende
der Kompositionsklassen der Folkwang
Universität der Künste präsentieren gemeinsam mit ihren Professoren jeden Abend von 20 bis 22 Uhr
wechselnde Programme, die speziell auf die akustische Situation
im Park ausgerichtet sind. Packen Sie den Picknickkorb, öffnen
Sie eine Flasche Wein und lassen Sie sich mit Freunden oder
Familie von den Klängen der musikalischen Avantgarde im Park
inspirieren!
22. – 26.6.2015 | Essen | Stadtgarten Essen
www.philharmonie-essen.de/konzerte/event/55886.htm
Halle
10. Festival "Women in Jazz"
Der Jazz hat ein neues Gesicht.
Wie schon so oft in der etwa ein
hundert jährigen Geschichte hat
sich das Erscheinungsbild des
Jazz gewandelt: Es ist emotional,
betörend erotisch, und es ist weiblich.Seit Mitte der 1990er Jahre © MarialyPacheco_Portrait_Presse_
ist zu beobachten, dass die Zahl
der Musikerinnen im Jazz stetig ansteigt. Ausgangspunkt dieser
Entwicklung war der unerwartete kommerzielle Erfolg der amerikanischen Sängerinnen Diana Krall und Norah Jones. Als ein
wichtiges Zentrum dieser Entwicklung hat sich das Festival „Women in Jazz“ in Halle etabliert. Bereits zum vierten Mal trafen im
Februar 2009 jazzende Frauen auf ein interessiertes Publikum.
24.4.–3.5.2015 | Halle (Saale) | www.womeninjazz.de
Hamburg
blurred edges – Festival für aktuelle
Musik in Hamburg
Das Hamburger Produzenten-Festival blurred edges eröffnet
vom 5. bis 20. Juni 2015 zum zehnten Mal in Folge den Dialog vielfältiger ästhetischer Positionen aktueller Musik. Mit ca.
50 Veranstaltungen agiert blurred edges als große Plattform des
Austausches und der Vernetzung von lokalen sowie internationalen KünstlerInnen, Ensembles und der Öffentlichkeit. Die
FestivalbesucherInnen werden
sowohl künstlerisch als auch
geografisch auf Entdeckungsreise geschickt, denn blurred
edges weitet sich während der
© Nika Son, Foto von: Sarah Bernhard
16 Tage auf ca. 25 sehr unterschiedliche Orte in Hamburg aus. Ziel ist es, die Sinne zu erweitern und Offenheit für Neues zu schaffen, die gewohnte Umgebung zu verlassen und einen Perspektivenwechsel stattfinden
zu lassen. Raus aus der gewohnten Umgebung, hin zu neuen
Eindrücken!
5. – 20.6.2015 | Hamburg | www.blurrededges.de
Köln
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
Zeitraum
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln findet
seit 2011 jährlich Anfang Mai statt und
stellt die Musik der Moderne ins Zentrum
des Festival-Programms. Wechselnde Programmschwerpunkte laden ein, die Musik
unserer Zeit zu erkunden und dabei das
© Alan Gilbert, Dirigent
Ohr für Neues zu begeistern. Namhafte des New York Philharmnationale und internationale Interpreten nonic
gastieren während der Festival-Tage in
Köln, aber auch regionale und lokale Musiker bis hin zur freien Musikszene Kölns sind als fester Bestandteil im Festivalprogramm vertreten.
ACHT BRÜCKEN verfolgt das Ziel, möglichst vielen Menschen
die Musik der Moderne näher zu bringen und damit dieser Musik die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die ihr gebührt.
Die täglichen einzigartigen Konzerte und eine breite Palette an
Workshops, Filmen, Ausstellungen, Vorträgen und besonderen
Angeboten für Kinder bilden dabei ein ausgewogenes und spannendes Programm, das für jeden etwas bereithält, der sich dem
Unbekannten und Neuen nähern möchte.
30.4.–10.5.2015 | Köln | achtbruecken.de
Mannheim
Zeitgenössisches Musiktheater am Nationaltheater
Mit einer Uraufführung von Lucia Ronchetti setzt die Oper des
NTM ihren Fokus auf das zeitgenössische Musiktheater in der
Spielzeit 14/15 fort. Die renommierte italienische Komponistin
schreibt für das Nationaltheater eine komische und phantastische Oper über die sich dem Ende neigende Welt der Bücher,
über Prüfungen und Konzentrationsmängel, über Störungen
und Gestört werden und über Menschen, die sich in den Randzonen einer Stadt bewegen. Das Libretto wird von dem Autor
Ermanno Cavazzoni, der bereits die Vorlage zu Federico Fellinis
Film Die Stimme des Mondes schrieb, auf Grundlage seines Romans Mitternachtsabitur verfasst.
Esame di mezzanotte wird am 29. Mai 2015 in der Inszenierung
und Ausstattung von Achim Freyer uraufgeführt.
29.5.2015 | Mannheim | Nationaltheater
www.nationaltheater-mannheim.de
Mühlheim an der Ruhr
Utopie jetzt!
Zum 11. Mal findet in Mülheim an der
Ruhr das Festival für Neue Musik „Utopie jetzt!“ statt. Die Programmgestaltung kann im Jahre 2014 nicht ohne Reaktion auf
die europäische Geschichte der letzten hundert Jahre geschehen: zu sehr haben die beiden Weltkriege und ihre Folgen unsere Zeitsituation geprägt. Unter dem Motto „Aufschrei“ versammelt das Festival dazu am Wochenende vom 24. bis 26. Oktober
2014 klangliche Reflektionen, die zum Zuhören, Verweilen und
Nachdenken anregen.
24.–26.10.2014 | 28.–30.10.2016 | Mühlheim an der Ruhr
www.utopie-jetzt.de
Niedersachsen
Musik 21 Festival
Das „Musik 21 Festival“,
2008 ins Leben gerufen, ist
der jährliche Höhepunkt des
Netzwerkprojekts „Musik 21
Niedersachsen“. Zu einem © Foto: Klaus Fleige
Jahresthema präsentieren niedersächsische Partnerakteure und internationale Gäste in Konzerten, Workshops, Installationen und Performances Musik von
der klassischen Avantgarde bis zur Gegenwart – quer durch Genres und Disziplinen. Unter der künstlerischen Leitung von Stephan Meier findet das dreitägige Festival alle zwei Jahre in Hannover und im Wechsel in anderen Städten Niedersachsens statt.
10.–12.7.2015 | Hannover | Musik 21 Festival „Klang-Körper“
www.musik21niedersachsen.de
Oldenburg
MUSIK MACHT BILDER: LANGE NÄCHTE DER MUSIK in Bremen und Oldenburg
Mit zwei Festivals zum Thema „MUSIK MACHT BILDER“ veranstalten die 11 Netzwerkpartner von klangpol - Netzwerk Neue
Musik Nordwest das in Oldenburg äußerst erfolgreiche
Format der „LANGEN NACHT
DER MUSIK“ 2015 erstmals
auch in Bremen. Im Bereich
des alten Güterbahnhofs in
Bremen und entlang der Peterstrasse in Oldenburg zeigen sie © Foto von Louisa Oeltjenbruns
ein Programm an der Schnittstelle zwischen Musik und visuellen Künsten. Dabei kommen
auch Stücke und Performances unter Einbeziehung von Laien
und SchülerInnen zur Aufführung.
16.5.2015 | Bremen | 20.06.2015 | Oldenburg | www.klangpol.de
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Sachsen-Anhalt
IMPULS-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt
Insgesamt 9 Ur- und Erstaufführungen, darunter 5 Auftragskompositionen stehen beim IMPULS-Festival 2014 auf dem Programm, neben Helmut Oehring von dem New Yorker Komponisten und Rapper
Gene Pritsker, dem
Leipziger
Komponisten und Pianisten Stephan König,
dem französischen
Komponisten Karol
Beffa und des britischen Schlagzeuger,
© Yejin Gil (Artist ist Residence)
Komponisten und
Dirigenten James Wood. Mit erst 16 Jahren ist Jorma Marggraf
der jüngst Komponist des diesjährigen Festivals. Der Hallenser
gewann 2013 im Rahmen der Orchesterwerkstatt im Nordharzer
Städtebundtheater dem IMPULS-Preis und damit einen Kompositionsauftrag für das diesjährige Festival.
31.10.–25.11.2014 | Halle, Bitterfeld-Wolfen, Schönebeck, Dessau,
Wernigerode, Eisleben, Halberstadt, Quedlinburg, Magdeburg, Leipzig, Berlin | www.impulsfestival.de
Weimar
16. Weimarer Frühjahrstage
für zeitgenössische Musik
Schwerpunkte des internationalen Festivals sind stets zwei internationale Kompositionswettbewerbe für Kammermusik und
Orchester, sowie Konzerte,
welche die Stilvielfalt der
aktuellen Musik widerspiegeln. Die Konzerte reichen
von instrumental geprägten
Konzerten über Elektroakustik, Performance und Multimedia bis hin zu Konzertprojekten mit Künstlern aus der
Elektro- und Techno-Szene.
Für die Preisträgerkonzerte
der
Kompositionswettbewerbe 2015 stehen die Jenaer Philharmonie unter Leitung von Markus L. Frank, sowie
das via nova Ensemble in der Besetzung Harfe, Viola, Horn und
Akkordeon zur Verfügung. Neben den Preisträgerkonzerten stehen Konzerte mit dem niederländischen Ensemble Black Pencil,
dem Schweizer Ensemble retro disco, dem DJ Stefan Goldmann
und den Landesjugendendensembles Neue Musik Thüringen
und Niedersachsen auf dem Programm. Die Jugendensembles
werden 2015 erstmals mit dem DJ und Elektronik-Künstler Stefan Goldmann ein Gemeinschaftsprojekt realisieren. Die amerikanisch-deutsche Flötistin Carin Levine, der Cellist Moritz Müllenbach aus der Schweiz, sowie die Sängerin und Tänzerin Silje
Aker Johnsen aus Norwegen sind zudem als artists in residence
zu Gast in Weimar und werden insgesamt drei Konzerte des Festivals als Solisten bereichern.
8.–12.4.2015 | Weimar | www.via-nova-ev.de
Weingarten
Internationale Weingartener Tage für Neue Musik
Die Internationalen Weingartener Tage für Neue Musik wurden 1986 von der an der Pädagogischen Hochschule Weingarten lehrenden Pianistin Rita Jans initiiert. Dieses Musikfestival
findet jedes Jahr an einem Wochenende (von Freitag bis Sonntag) im Herbst statt und wird veranstaltet vom Förderkreis der
Weingartener Tage für Neue Musik e.V. in Zusammenarbeit mit
der Stadt Weingarten und der Pädagogischen Hochschule und
in Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium.
In jedem Jahr wird ein bekannter Komponist nach Weingarten
eingeladen, der während dieser drei Tage anwesend ist und in
zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen sein Oeuvre präsentiert. Gerade die Anwesenheit des Komponisten und die
enge Zusammenarbeit mit uns bei der Gestaltung des Festivals
ist für das Publikum von besonderer Weingarten
Attraktivität
7.–9.11.2015 | Weingarten | www.weingarten-neue-musik.de
Wien
Wien Modern
Einmal mehr wird das Festival WIEN MODERN die gesamte
Stadt Wien in ein dichtes Netz zeitgenössischen Musikschaffens
tauchen. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird das Festival auch in seiner kommenden Saison Tradition und Innovation
miteinander in Einklang bringen, Grenzen überschreiten und
die Neugier auf das Kunstschaffen der
Gegenwart wecken, klassische Konzertformate hinterfragen, aufzeigen,
verwerfen und ganz bewusst neue
kreieren und zur Diskussion stellen.
29.10.–21.11.2014 | Wien
www.wienmodern.at
Jazz | Neue Musik | 53
Kurt Weill Fest 2015:
„Vom Lied zum Song“
Das zurückliegende Kurt Weill Fest traf mit
seinem Motto „Aufbruch – Weill & die Medien" den Puls der Zeit. Rund 16.500 Besucher haben 2014 die zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen des Festivals besucht.
Besondere Strahlkraft entwickelten dabei
zwei Medien-Projekte, die zu nationaler
und internationaler Berichterstattung über
das Kurt Weill Fest führten. Zum einen
die erfolgreiche Deutschlandpremiere der
„Tweetfonie“, eines Konzertereignisses, das
die Welt der Neuen Medien und der Orchestermusik miteinander verschmelzen
ließ. Zum anderen der Sendebetrieb von
WeillFM, einem eigenen Festivalradio – das
als Jugendmedienprojekt Furore machte.
Beide Projekte zeigten eindrucksvoll, dass
das Kurt Weill Fest kein klingendes Museum, sondern eine außerordentlich vitales
Musikfest ist.
Das kommende Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Vom Lied zum Song“ und
ist eine Hommage an die vielseitigste, ursprünglichste und sinnlichste Forme der
Kommunikation, in der die Regungen der
Menschen in all ihren Facetten zum Ausdruck gebracht werden können. Und es
ist ebenso eine Hommage an die beiden
bedeutendsten Söhne der Stadt Dessau: an
den Dichter Johann Ludwig Müller und
den Komponisten Kurt Julian Weill.
Seit der Mitte der 20er Jahre des letzten
Jahrhunderts arbeitete Kurt Weill daran,
für die jeweilige Botschaft und den voraussichtlichen Empfänger die richtige Melodie, den richtigen Rhythmus, den richtigen Klang zu finden. Es ist jedoch nicht
nur der Klang, der die berühmten Songs zu
dem machte was sie heute noch sind. Zeit
seines Schaffens bewies Kurt Weill ein untrügliches Gespür, ein zartes Fingerspitzengefühl, was die Auswahl seiner Texte und
seiner Librettisten betraf. Nicht selten stehen diese im Schatten der Komponisten.
So auch ganz zweifellos Johann Wilhelm
Müller mit seinen Gedichten. Häufig ist
sogar Musikfreunden unbekannt, wer die
Verse für die beiden Schubert-Zyklen „Die
Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“
verfasst hat.
Lyrik und Musik – so findet mit „Vom Lied
zum Song“ auch bisher Ungehörtes Einzug
ins Fest: Franz Schubert, Richard Strauss,
Vaughn Williams, Ernst Krenek, Heinrich
Heine.
Artist-in-Residence und
weitere Höhepunkte
beim Kurt Weill Fest 2015
Ihre Stimme kennen Millionen, ihre frühen Hits kann der größte Teil der deutschen Bevölkerung auch heute noch mitpfeifen und als Schauspielerin ist sie seit
über vierzig Jahren einer der prägenden
Charaktere auf deutschen Bühnen.
Auch Cornelia Froboess verbindet eine besondere Liebe mit den Texten großer deutscher Dichter und so wird sie sich als Artistin-Residence auf eine von Musik getragene
Zeit- und Literaturreise der letzten 200 Jahre begeben und mit herausragenden JazzMusikern der Verbindung zwischen Text
und Musik nachspüren.
„Vom Lied zum Song“
Vom 27. Februar bis 15. März
2014 werden an 20 Festspielorten in Dessau, Wörlitz,
Wittenberg und erstmals auch
in Halle und Magdeburg unter
dem Motto „Vom Lied zum
Song“ knapp 60 Konzerte, von
Sinfonik über Kammerkonzert
bis zu Ballett und Jazz sowie
ein umfangreiches Rahmenprogramm zu erleben sein.
Im historischen Eichenkranz in Wörlitz
etwa widmet sich Cornelia Froboess Texten und Briefen von Wilhelm Müller, Kurt
Weill, Ernst Krenek und Friedrich Hollaender. Musikalisch wird sie dabei begleitet
von Dieter Ilg, einem der international bedeutendsten deutschen Jazz-Musiker.
Im Landesfunkhaus Magdeburg und dem
Bauhaus Dessau schlüpft die Künstlerin in
die Rolle der „Frau Wernicke“ einer fiktiven
Berliner Hausfrau, die während des NaziRegimes im Deutschen Dienst der BBC mit
Ihren Kommentaren zum Widerstand aufrief. Jazz-Pianistin, Arrangeurin und Komponistin Julia Hülsmann die sich ein feines
fünfköpfiges Ensemble zusammengestellt
hat begleitet Cornelia Froboess dabei.
Texte von Brecht, Kästner, Biermann und
Heine sind beim Programm „Liederliches“
zu erleben, welches Cornelia Froboess bereits mit großem Erfolg mit einem der seit
Jahrzehnten gefragtesten Jazz-Gitarristen
und langjährigen Partner Sigi Schwab entwickelte.
Daneben gibt es eine ganze Reihe herausragender Konzerte, die die Grenzen zwischen
U- und E-Musik vergessen lassen. So wird
es Konzerte geben mit u.a. Wolfgang und
Christian Muthspiel, Wolfgang Holzmair
mit Siegfried Mauser, Ute Lemper und Katharina Thalbach.
Aber auch so altbekannte Gäste wie das
Ensemble Modern kommen zurück nach
Dessau: Neben einem Kammerkonzert
und einem Konzert der „Internationalen Ensemble Modern Akademie“, gibt es
eine Aufführung der legendären „Dreigro-
Zu den Festspielhöhepunkten
gehören u.a.
27.02.2015, 19.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau
Kristjan Järvi & MDR Sinfonieorchester: „Johnny Johnson“
von Kurt Weill
07.03.2015, 19.30 Uhr Theater
Magdeburg & 08.03.2015,
19.00 Uhr Anhaltisches Theater
Dessau
Ute Lemper: Letzter Tango in
Berlin
01.03.2015, 20.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau
HK Gruber & Ensemble Modern: „Die Dreigroschenoper“
schenoper“ bei der die ehemaligen Artistin-Residence Ute Gfrerer und HK Gruber
das Festspielpublikum begeistern werden.
Preisträger des internationalen Lotte Lenya
Gesangswettbewerbes werden gemeinsam
mit dem ehemaligen Artist-in-Residence
James Holmes neben den deutschen Liedern Kurt Weills auch seine amerikanischen Broadwaysongs präsentieren.
Aber auch Sinfonisches wird beim kommenden Festival zu erleben sein: Mit der
Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz und einer illustren Schar international gefeierter Sänger spürt Dirigent Ernst
Theis in zwei Konzerten dem Festspielmotto nach, und lässt in dem ersten facettenreich gestalteten Programm den „Moon of
Alabama“ den großen spätromantischen
Orchesterliedern begegnen.
Zieht sich als roter Faden durch das Festival auch das Verhältnis zwischen Text und
Musik, wenn es um Arie und Lied geht, so
gipfelt dies im Schlusskonzert der Deutschen Staatsphilharmonie, in der Begegnung mit der Oper Capriccio und deren
Schlussszene: Gilt die ganze Oper doch
der Frage, ob die Dichtung oder Tonkunst
bedeutender sei, ob die Musik den Worten
oder die Worte der Musik dienen und so
findet sich im Strauss’schen Resumee „Vergebliches Müh’n, die beiden zu trennen. In
eins verschmolzen sind Worte und Töne –
zu einem Neuen verbunden. Geheimnis
der Stunde. Eine Kunst durch andere erlöst.“ die Haltung von Kurt Weill wieder,
der in seinem gesamten Schaffen darauf
abzielte, dass Schriftsteller und Komponist
ein gemeinsames Werk erschaffen sollten.
06.03.2015, 19.00 Uhr Auferstehungskirche Dessau &
08.03.2015, 11.00 Uhr Eichenkranz (Wörlitz)
Wolfgang Holzmair & Siegfried
Mauser
14.03.2015, 16.00 Uhr & und
15.03.2015, 17.00 Uhr im
Anhaltischen Theater Dessau
Ernst Theis & Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
14.03.2015, 19.30 Uhr Marienkirche Dessau
Katharina Thalbach und Christoph Israel
Informationen und Karten
unter: 0341-14 990 900 oder
ww.kurt-weill-fest.de
54 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
The Art in Music
Künstlerische Freiheit und gestalterischer Rahmen, Form und Funktion, äußere Gestalt
und innerer Ausdruck, Ästhetik und Entertainment – diese mal widerstreitenden, mal sich
ergänzenden Gegensatzpaare vereinen die Genres des Jazz und der bildenden Kunst wie
keine anderen. Es ist also kein Zufall, dass die Kunst nach der Musik zur zweiten großen
Leidenschaft von ACT-Chef Siggi Loch wurde.
Was die Verbindung von beidem angeht, waren für Loch wie für so viele die LP-Covers
von Blue Note eine frühe Inspiration, besonders weil Fotografie sein frühestes Hobby war.
Wie wird man Musiker bei ACT?
Musiker brauchen wir für die einzelnen Produktionen und sie werden von Fall zu Fall engagiert. Was
ich suche sind außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeiten, die mehr sind als nur gute Handwerker.
Die zu finden, bevor sie bereits zu Stars gereift sind
und es von allen Dächern gepfiffen wird, das ist die
eigentliche Aufgabe und ständige Herausforderung.
Um einen ACT im Frühstadium zu erkennen, muss
ich viele Konzerte mit noch ungekannten Talenten
besuchen, wie zum Beispiel 1994 die Jazz Baltica,
wo ich Nils Landgren für mich und ACT entdeckt
habe. Oder auch ein Konzert unserer Künstlerin
Youn Sun Nah in Paris, wo ich den jungen Akkordeonisten Vincent Peirani erstmals gehört habe. Ich
habe aber auch stets ein offenes Ohr für die Empfehlungen der Künstler mit denen ich bereits arbeite, wie zum Bespiel Nils Landgren, über den ich
Esbjörn Svensson und weitere schwedische Künstler
kennengelernt habe. Entscheidend ist aber immer,
dass ich die möglichen ACT Anwärter im Konzert
vor einem Publikum erlebt habe, um beurteilen
zu können, ob jemand nicht nur sein Handwerk
beherrscht, sondern auch die Herzen der Zuhörer
erwärmen kann. Der Funke muss überspringen.
Wer das bei 20 Zuhörern schafft, dem gelingt es
vielleicht auch bei 1000. Darüber hinaus ist viel
Bauchgefühl dabei. Unsere generelle Philosophie ist
es ja, Jazz in seiner ganzen Vielfalt und auch in
Verbindung mit anderen Genres zu zeigen. Aber wir
müssen immer auch das Gefühl haben, das etwas
innerhalb unserer musikalischen Ästhetik schlüssig
ist, sonst machen wir es nicht.
Wie wird man Künstler auf einem ACT CD Cover?
Ist zuerst die Musik, die Komposition da, für die
ein Bild gesucht wird, oder inspiriert ein Bild
durchaus den Musiker zu einer Komposition über
das Bild?
The Music comes first! Erst danach mache ich mir
Gedanken über die Vermarktung und die beginnt
mit dem Cover. Aber jede einzelne ACT Veröffentlichung soll auch in mein Gesamtkonzept passen,
denn für mich ist ACT ein Gesamtkunstwerk und
ich verfolge die Idee, herausragende Musikproduktionen mit ebenso relevanter zeitgenössischer Kunst
zu kombinieren. Die Leidenschaft für Musik ist zu
meinem Beruf geworden. Daneben ist die bildende Kunst mein Hobby. Diese beiden ästhetischen
Kommunikationsebenen zu verbinden, ist mir immer wieder eine besondere Freude und deswegen
mache ich auch seit über 10 Jahren fast alle Covergestaltungen selbst. Ausnahmen sind Lizenzübernahmen wie z.B. die Veröffentlichungen von
Youn Sun Nah. Bei der Auswahl der Motive lasse
ich mich von meinem Instinkt leiten. Die Bilder
stammen sehr oft aus meiner eigenen Sammlung.
Es gibt sonst keinen begründbaren Zusammenhang
zwischen den Bildmotiven und der Musik, außer,
dass beide Künstler aus der Jetztzeit stammen
und den jeweiligen Zeitgeist repräsentieren sollen.
Inzwischen kenne ich auch viele bildende Künstler persönlich und bringe sie gelegentlich auch mit
meinen ACTs zusammen. Daraus ergeben sich
auch immer wieder echte Kooperationen zwischen
den beiden Welten, das ist aber eher die Ausnahme. Allerdings möchte ich auch nicht verschweigen, dass wir auch Künstler haben, die sich dieser
Konzeption verweigern und dann versuche ich auch
nicht, ihnen ein Cover aufzuzwingen, mit dem sie
sich nicht identifizieren können. Dann kommt es
auch bei ACT zu den üblichen Covergestaltungen
mit Künstlerfotos, denn ich will auch keinen guten
ACT einem Prinzip opfern.
»Noch heute spricht jeder vom Blue-Note-Stil, meint aber genau genommen nur etwa
zehn Jahre der Zusammenarbeit des Fotographen Francis Wolff mit dem Typographen
Reid Miles«. In dieser Zeit Mitte der Sechziger fällt ein weiteres Schlüsselerlebnis Lochs:
Als Labelmanger der »twen«-LP-Reihe, noch für Phillips, lernt er Willy Fleckhaus kennen,
den Mitbegründer und Art Director der noch heute legendären Zeitschrift. »Er wagte für
die Cover eine radikale Kombination von Musik und bildender Kunst, damals vor allem Op
Art. Diese Zusammenarbeit hat mich geprägt.«
Als es dann 1992 mit ACT ans eigene Label ging, kam logischerweise der Wunsch auf, eine
ähnlich markante und kreative optische Visitenkarte als »Corporate Identity« zu erschaffen. Nicht ohne Grund lautet der ACT-Slogan seit jeher: The Art in Music.
Peter Saville
Peter Saville hat Musikgeschichte geschrieben,
obwohl er selbst kein einziges Album aufgenommen hat. Mit seinen Covern für Bands
wie Joy Division, New Order und OMD hat
er die simple Plattenhülle zum Kunstwerk erklärt. Seitdem er sein Londoner Studio 2003
geschlossen hatte, blieb er jedoch keineswegs
untätig. Er arbeitet als Kreativdirektor für seine
Heimatstadt Manchester, berät Modelabels wie
Yohji Yamamoto oder entwickelt Stoffe für den
dänischen Hersteller Kvadrat. Im September
2013 wurde der 59-jährige mit der Goldenen
Medaille des London Design Festivals ausgezeichnet. Ein Gespräch über unfreiwillige Credits, kreative Freiheit und einen universellen
Sockel.
Herr Saville, die meisten Designer haben in ihrer
Karriere schon einmal erlebt, dass ihr Name bei
einem Projekt unterschlagen wurde. Bei Ihnen
ist es genau anders herum.
Mir werden ständig Dinge zugeschrieben, die ich gar
nicht gemacht habe. Jeder, der irgendwann für mich
gearbeitet hat und ein neues Album-Cover herausbringt, behauptet, dass ich es gemacht hätte. Das
bringt die Leute immer mehr durcheinander. Oft sind
es die Gestalter gar nicht selbst, sondern das, was
im Internet oder in Zeitschriften verbreitet wird. Das
passiert, weil die Leute erkannt haben, dass über
ein Cover mehr gesprochen wird, wenn es von mir
stammt. Das ist nichts anderes als PR. Das letzte
Der britische Designer über unfreiwillige Credits, kreative Freiheit
und einen universellen Sockel
Album-Cover, für das ich verantwortlich war, war
das 2005er New-Order-Album „Waiting for the Sirens‘ Call“. Es sagt in großen Buchstaben „No“.
Warum haben Sie 2003 beschlossen, Ihr Studio
zu schließen?
Zu diesem Zeitpunkt lief gerade eine große Retrospektive meiner Arbeiten im Designmuseum London. Da habe ich gemerkt, dass meine Zukunft
nicht mehr meine Agentur, sondern meine eigene
Person sein kann. Wenn man fünf bis sechs Angestellte hat, muss man die Arbeit machen, die man
machen muss und nicht nur die, die man machen
will. Für mich ging es darum, wieder mehr Freiheit
zu haben und nicht mehr jeden Monat so viel Geld
einspielen zu müssen. Hinzu kam ein ganz praktischer Aspekt. Ich kann nicht mit dem Computer
arbeiten. Das macht es heute schwer, im Grafikdesign tätig zu sein. Also tue ich das nicht mehr.
Seitdem sind sie vor allem Berater tätig, darunter auch für Ihre Heimatstadt Manchester. Welche Aufgabe hat ein urbaner Kreativdirektor?
Es geht darum, die Wahrnehmung von Manchester
zu verändern. Der Wunsch der Stadtväter war, wieder eine Rolle zu spielen und nicht den Anschluss
an die heutige Wirtschaft zu verlieren. Ich habe
versucht, mir vorzustellen, wie Manchester im 21.
Jahrhundert verstanden werden könnte. Als Geburtsstätte der industriellen Revolution war Manchester im frühen 19. Jahrhundert die wichtigste
Stadt der Welt. Die Frage war: Wie könnte sie wieder wichtig werden? Ich kam daher mit dem Vorschlag, Manchester als „the original modern city“
aufzufassen: als die erste Stadt der Moderne. In den
letzten Jahren gab es viele Treffen, um herauszufinden, was „original modern“ heute bedeuten könnte.
Und das wäre?
Manchester muss eine Stadt sein, die sich den
Problemen der Gegenwart stellt und einen Weg
nach vorne zeigt. Dies gilt für alle Aspekte des
städtischen Lebens, egal ob es um Wohnen,
Transport, Bildung, Kultur oder Nachhaltigkeit
geht. Es muss wieder eine Stadt sein, die Innovationen und Zeitgeist hervorbringt. Das ist interessant und kann Manchester wieder zu einer
wichtigen Stadt machen.
Ein anderes Projekt ist die Zusammenarbeit mit
dem dänischen Stoffhersteller Kvadrat, den Sie
seit 2004 beraten. Wie kann man sich diese Kooperation vorstellen?
Es ging darum, die Erscheinung und das Gefühl der
Firma neu zu definieren. Angefangen hat es mit
der Typografie des Namens, die klarer und prägnanter wurde. Später haben wir auch die gesamte
Kommunikation überarbeitet. Die Schwierigkeit
war ja nicht nur, dass die meisten Leute zu dieser
Zeit noch nicht einmal den Namen richtig aussprechen konnten. Auch wusste niemand, wer diese
Firma ist und woher sie kommt. Ich erinnere mich
an eine meiner ersten Reise nach Ebeltoft an den
Sitz des Unternehmens. Die Fotos, die ich von der
Landschaft, den Büros oder selbst vom Flughafen
gemacht habe, waren anfangs nur für mich selbst
gedacht als Erinnerung an diesen Ort. Doch dann
haben wir sie fast fünf Jahre lang für die Kommunikation verwendet. Dieser persönliche Zugang war
wichtig, um der Firma eine Identität zu geben. Das
nächste, was ich mit Kvadrat entwickle, sind ein
paar neue Stoffe.
Ein Terrain, auf dem Sie sich in den letzten Jahren
immer häufiger bewegen, ist die Kunst. Warum?
Ich habe Design und Kunst immer als eine symbiotische Beziehung verstanden. Das war für mich
schon als Teenager faszinierend. Denn in den siebziger Jahren im Norden Englands existierte keine
zeitgenössische Kunst im alltäglichen Leben. Es gab
dafür einfach kein geeignetes Forum. Und selbst in
London gab es bis vor zwanzig Jahren keine Szene
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 55
Wie sind die Künstler in diesen Prozess eingebunden? Kommt es zu einer Begegnung, einem
Austausch zwischen Bildenden Künstler und
Musiker, wie z.B. zwischen Daniel Richter und
Michael Wollny für »Hexentanz«oder Ai Weiwei
mit Lars Danielsson & Wolfgang Haffner?
Wie gesagt, zwischen einigen Musikern und den
Künstlern entwickelt sich gelegentlich eine persönliche Beziehung, wie im Falle von Nguyên Lê und
Nils Landgren mit dem leider verstorbenen Martin Noël.
Zuerst war die Kunst und dann die Musik! Zwei
großen Leidenschaften die Sie leiten und dafür
Leben lassen. Gab oder gibt es die Idee für eine
Siggi Loch Symphonie / Ausstellungsprojekt
»Musiker einer Ausstellung« wo Sie Musik,
Ihre Musiker und Kunst, Ihre Künstler gegenüber und in einen Kontext zueinander stellen?
Das passiert durchaus regelmäßig. Es begann
2007 in der Bremer Weserburg mit „Paint it
BLUE“ , einer Ausstellung mit Werken aus der
„ACT Art Collection“, die mit Konzerten von
ACT Künstlern begleitet wurde. Hier wurde auch
die „Aktion“ von 1996 wiederholt, in der der
Maler Rolf Rose den Musiker Nils Landgren blau
anmalte. Dann gab es 2008 im Haus der Fotografie in Hamburg eine große Ausstellung meiner
eigenen Fotos mit einem Steinway Flügel als Mittelpunkt, auf dem ACT Künstler konzertierten.
Und auch in meiner privaten Galerie in Berlin
veranstalte ich regelmäßig Hauskonzerte unter
dem ACT Motto „The Art in Music“.
Sie bringen immer wieder kreative Köpfe, Musiker und Komponisten zusammen. So auch
für das jüngst erschienene »Duo Art Creating
Magic« Album (CD). Wie entstand diese Idee
und deren Reiz? Wie haben die Künstler, die
zum Teil erstmalig im oder als Duo zusammen
gespielt haben, reagiert, sich eingebracht und
eine musikalisches Resultat hervorgebracht?
Mit dem Erfolg von e.s.t – Esbjörn Svensson Trio
stellte sich ein Boom / ein Revival der Klaviertrios im Jazz ein, besonders in Europa. Man kann
schon sagen, dass ACT hier ein maßgeblicher
Impulsgeber war. Und in den letzten Jahren haben wir verstärkt beobachtet, wie sich eine neue,
kammermusikalische, fast schon klassische Innigkeit im europäischen Jazz entwickelt hat, die
sich zum einen aus einer gewissen Reduktion und
zum anderen aus der Freiheit und Unmittelbarkeit der Kommunikation zweier Musiker speist.
Und wenn zwei große Meister aufeinandertreffen,
können auch große, magische Momente entstehen, für die man keine weiteren Musiker braucht.
Das Duo verkörpert die Essenz dessen, was Jazz
ausmacht: Kommunikation. Einige Künstler sind
schon lange im Duo unterwegs, etwa, euphorisch
gefeiert, Saxofonist Heinz Sauer und Pianist Michael Wollny, oder, gerade besonders in Frankreich DER Jazz-Act der Stunde, Akkordeonist
Vincent Peirani und Saxofonist Emile Parisién.
Andere Konstellationen kamen tatsächlich auf
mein Anregen hin zustande, etwa das der belgischen Gitarrenlegende Philip Catherine und Bassist Martin Wind. Die beiden verstanden sich im
Studio und auf Tour so blendend, dass daraus
eine feste Working Band entstanden ist.
Gab es auch ein Scheitern in den Duos?
Eigentlich nicht. Die Alben, die erschienen sind, haben wir veröffentlicht, weil es musikalisch funktioniert und harmoniert hat. Sicher gibt es Besetzungen, die zukünftig weniger intensiv touren werden,
als andere, aber aus unserer Sicht sind sämtliche
aktuelle Duo Art Produktionen rund und schlüssig.
Ein weiteres von Ihnen imitiertes und angestoßenes Projekt ist Jazz at the Philharmonic. >>Wie
eine Hure in der Kirche<< titelte Spiegel Kultur
zu Beginn der Reihe in der Berliner Philharmonie.
Wie kam es zu dieser Kooperation und was sind
die Pläne?
Die Initialzündung: im Jahr 2012 versteigerte die
Stiftung Berliner Philharmoniker den Steinway D
Flügel, der 1992 speziell für Alfred Brendel als
„Artist in Residenz“ der Berliner Philharmoniker
angeschafft wurde und auf dem er danach seine
Berliner Konzerte spielte, jetzt aber seine Konzerttätigkeit beendete. Als regelmäßige Konzertbesucher und Förderer der Berliner Philharmonie waren
Lesen Sie weiter auf Seite 58
für zeitgenössische Kunst. Der einzige Kanal, die
Werte und Ideen der Kunst auszudrücken und zu
kommunizieren, lag damals in den Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs. Es waren die
Massenartikel!
So wie Albumcover?
Ja, die Avantgarde der Popmusik war damals so
nah an der Kunst, wie ich es mir in meinem Leben
überhaupt vorstellen konnte. Die frühen, vom Popart-Gründer Richard Hamilton inspirierten Plattencover von „Roxy Music“ waren sehr wichtig für
meine Erfahrung mit zeitgenössischer Kunst und
kultureller Ästhetik. Sie waren mein Museum für
moderne Kunst.
Auch bei Ihren eigenen Coverentwürfen haben
Sie immer wieder mit Zitaten aus der Kunstgeschichte gearbeitet. So zitiert die Hülle der New
Order Single „Thieves like us“ von 1984 ein Gemälde von Giorgio de Chirico, während die Alben
von Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD)
dem russischen Konstruktivismus nachempfunden sind.
Ich hatte die Freiheit, bei Factory Records den Gedanken der Kunst in den Alltag einzubringen. Ich
habe die Albumcover benutzt, um diejenigen Dinge
anderen Leute nahe zu bringen, für die ich mich
selbst begeistert habe. Ich habe sie schließlich zusammengefügt, als wäre ich ein Kurator und das
12-Zoll-Plattencover meine eigene Galerie, in der
ich drei bis vier Mal im Jahr eine Ausstellung organisieren konnte.
Auch später haben Sie skurrile Dinge des Alltages, die Sie in kleinen Läden gefunden haben, in
Galerien und Museen gezeigt...
Ja, fast alle meiner neuen Arbeiten drehen sich um
das Thema Beobachtung. Das tat ich zwar auch
früher, nur habe ich mich auf historische Dinge
konzentriert. Heute sind es die Dinge, die ich um
mich herum sehe: einen kleinen Plastikvogel zum
Beispiel. Bestimmt haben ihn auch schon tausende
andere Leute bei sich zu Hause. Doch was ihnen
fehlt, ist der Sockel, auf den sie ihn stellen können.
Darin habe ich daran gearbeitet und einen universellen Sockel entworfen.
Einen universellen Sockel?
Ja, einen Sockel, den man für 30 Euro in einem
Geschäft kaufen kann, um auf ihn die Objekte zu
stellen, die man interessant findet. Das würde den
Blick der Menschen auf ihre Umgebung verändern
in dem Sinne, dass alles irgendwie nach Kunst aussieht. Ich finde es spannend, die Dinge in einem
anderen Kontext zu stellen und somit ihre Wahrnehmung zu verändern. Es wäre auch eine Möglichkeit, Dinge mit anderen zu teilen. Wir haben
2008 eine erste Version dieses Sockels in einer Londoner Galerie präsentiert. Er ist zunächst auf 200
Stück limitiert, doch später möchte ich ihn auch
unbegrenzt produzieren lassen. Während der Aus-
stellung haben eingeladene Künstler ihre Arbeiten
darauf gezeigt. Als mein Galerist Richard Hamilton
von meiner Idee erzählt hat, hat er sofort zugesagt
und mir seinen Segen gegeben. Das hat mich sehr
glücklich gemacht.
Was ist dann daraus geworden?
Das Lustige ist, dass sich das Projekt immer weiter
fortsetzt. Bei kommerziellen Projekten wie einem
Plattencover erhält man sofort ein Feedback. Und
wenn keines kommt, dann kommt auch später
nichts mehr. In der Kunst erhält man dieses Feed-
back nicht sofort. Das ist fast schon wie ein Antiklimax. Doch der Unterschied ist, dass die Dinge
nicht verschwinden. Der Sockel hatte seine größte
Wahrnehmung in diesem Jahr, als ihn Hans Ulrich
Obrist in der Ausstellung „Do It“ in Manchester
gezeigt hatte. Das sind fünf Jahre später! Im Dezember 2013 wurde der Sockel auch auf der Art Basel Miami gezeigt werden. Er hat ein eigenes Leben
erhalten.
Wie steht es um die Idee, ihn in Serie zu produzieren?
Wir haben jetzt erst einmal eine zweite Edition in
einer kleinen Auflage gemacht. Aber sicher: Damit
er sein wirkliches Potenzial ausleben kann, müsste er überall zu haben sein. Doch dafür braucht es
einen Hersteller. Als ich den Sockel 2008 mit einer
gewissen Pop-Sensibilität gezeigt habe, dachte ich,
dass ihn tatsächlich bald jeder haben wird (lacht).
Aber wir werden sehen. Vielleicht klappt es ja in
zehn Jahren. Das wäre wirklich großartig.
Das Gespräch führte Norman Kietzmann
Norman Kietzmann schreibt als freiberuflicher Redakteur
über Design und Architektur. Nach seinem Designstudium zog
es ihn nach Mailand, von wo aus er für zahlreiche deutsche
Print- und Onlinemedien berichtet. 2011 wurde er mit dem
renommierten „COR-Preis Wohnen und Design“ für den journalistischen Nachwuchs ausgezeichnet.
56 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
ATS Records
Gegründet vom Eigentümer Reinhard Brunner 1987 in Leonstein Oberösterreich Österreich. 1994 wurde das erste Album mit Jon
Sass - Faces – produziert. Jon Sass ist einer
der besten Tubaspieler der Welt, sowohl
im Jazz als auch im klassischen Bereich. Es
folgten noch 4 weitere Alben mit Jon Sass.
Darunter auch sein wunderbares Soloalbum
„Sassified“. Jon Sass ist laufend weltweit
auf Tour. Ebenfalls bei 3 Produktionen war
Doretta Carter mit dabei. Seit 2000 hat sich
Reinhard Brunner mehr auf den Bereich Jazz
konzentriert. Mit Künstlern wie Jon Sass, Robert Bachner, Jazzodrom, Saxofour, konnten
immer wieder hervorragende Alben produziert werden, die auch international Erfolge
und Preise bekamen. Robert Bachner konnte
mit seinen Quintett den „Hans Koller Preis
2006 - CD Of The Year“ gewinnen. Bei ATSRecords wurden auch eine Menge großer Big
Bands, wie das “Upper Austrian Jazz Orchestra“ der „Robert Bachner Big Band“ oder auch
MPS
BOOMSLANG Records
das erste deutsche Jazzlabel
Diese drei Buchstaben stehen bis
heute für Musikgenuss mit höchsten klangtechnischen Maßstäben:
MPS, das Kürzel für Musik Produktion Schwarzwald. Hinter dem Kürzel verbirgt sich eine Geschichte,
die von einem Mann erzählt, der
Großindustrieller
(SABA-Radios,
Fernsehen, etc.), Jazzfan und autodidakter Tonigenieur war – Hans
Georg Brunner-Schwer.
Seit den frühen Sechzigern entstanden im Studio von Hans Georg Brunner-Schwer am Rande der
beschaulichen Schwarzwaldstadt
Villingen Hunderte von Aufnahmen, die aufgrund ihrer klanglichen Brillanz, aber auch wegen
ihrer außergewöhnlichen, weitgespannten Stilistik zwischen Swing
und Fusion, zwischen Groove und
Experiment bei Jazzliebhabern
und -kennern bis heute weltweit
für Ehrfurcht sorgen. Im Laufe
der Jahrzehnte sind die legendären Produktionen eines der ersten
deutschen Jazzlabels auch von einer neuen Generation entdeckt
worden.
Den Auftakt des Schwarzwaldlabels
gestaltete der Mann, der bei MPS
unstrittiges Herzstück und „Ahnherr“ aller Veröffentlichungen war
und ist: der Kanadier Oscar Peterson. Es war ein großes Abenteuer
für alle Beteiligten, als der kanadische Pianist von Weltrang 1961
erstmals Villingen besuchte. HansGeorg Brunner-Schwer (HGBS),
ehemaliger Inhaber der Hifi-Dynastie SABA, hatte sich gerade die
erste Version seines Studios eingerichtet, oberhalb des Wohnzimmers der Villa, ausgestattet mit der
besten Aufnahmetechnik, die damals zu haben war. Genau damit
lockte der Pianobegeisterte den Mann aus Kanada zu sich in den Schwarzwald. Direkt nach
einem Gastspiel in Zürich überwand Peterson
in seiner Limousine die Berge und wurde mit
seinem Bassisten Ray Brown und Drummer Ed
Thigpen ins Wohnzimmer an den SteinwayFlügel geleitet, wo bereits erwartungsvolle Gäste
dem Star aus Übersee entgegen fieberten. Der
Pianogigant und seine beiden Musikerkollegen waren selbst begeistert, als sie nach der Session dem
Mitschnitt des nächtlichen Privatkonzerts lauschten. So direkt und
unverfälscht hatten sie den Sound
des Pianos und des Trios bislang
auf Tonkonserve noch nicht vernommen. Ganz so, als säße die
Band noch immer an ihren Instrumenten, ohne die Störgeräusche
eines Nachtclubs, und trotzdem
in denkbar intimer Atmosphäre.
Petersons Enthusiasmus besiegelte
eine lange Freund- und Seelenverwandtschaft mit dem Hause Brunner-Schwer. Die sechs Aufnahmen
gebündelt unter dem Namen „Exclusively for my friends“ sollten
der erfolgreiche Startschuss für das
Label werden, der weltweit Gehör
fand! Dem Ruf folgten Künstler wie
George Duke, Albert Mangelsdorff,
Joe Pass, Joachim Kühn, Wolfgang
Dauner, Friedrich Gulda, Peter
Herbolzheimer, Dave Pike, Singers
Unlimited, uvm. Ein weiterer Produzent der neben dem Labelgründer maßgeblich am Sound und der
Auswahl der Musiker und Aufnahmen beteiligt war, war kein geringerer als der „Jazzpabst“ Joachim
Ernst Behrendt selbst. Zusammen
veröffentlichten sie weit mehr als
400 Alben.
Seit Anfang des Jahres 2014 wird
im Zuge der „Wiederaufforstung“
des Schwarzwald-Labels die Originaltonbänder in rein analogem
Verfahren behutsam optimiert
und erscheinen mit dem OriginalArtwork auf 180 Gramm Vinyl,
ausgesuchte Titel auch auf klassischem Tonband für den audiophilen Markt. Parallel hierzu arbeitet
der neue Mutterkonzern Edel den
kompletten MPS-Jazzkatalog bis
Ende 2015 für den digitalen Vertriebsweg auf.
Neben dem Klassiker der 6fach Vinyl Box „Exclusively for my friends“ von Oscar Peterson
sind auch die CD Reihe wie die 25er MPS Kultur
SPIEGEL Edition erscheinen.
MPS (Musik Produktion Schwarzwald)
www.mps-music.com
ist das Label des österreichischen Schlagzeugers,
Produzenten und Festivalbetreibers (Bezau Beatz) Alfred Vogel. Für grosse Aufmerksamkeit
sorgte 2012 seine Veröffentlichung VOGELPERSPEKTIVE, eine 5 teilige CD Reihe, auf der Vogel mit zahlreichen
Gästen aus New York
über Zürich bis nach
Berlin
musizierte.
"Der zeitgenössische
Jazz ist um ein pulsierendes Zentrum reicher. Es handelt sich
nicht um New York,
nicht um Berlin, sondern um: Bezau. Vogels Perspektive eröffnet der improvisierten Musik neue
Klangräume. „Think local, play global“ könnte man diese Philosophie nennen.“ (Rondo).
BOOMSLANG RECORDS veröffentlicht in den
Genres Modern Jazz, Improvised Music und Singer/Songwriter. Musik jenseits des Mainstreams,
für entdeckungsfreudige und audiophile Hörer,
die auch gerne über den Tellerrand gucken.
www.traps.at
CWM-MUSIC
Die Collective Workstation of Music (CWMMUSIC) als Label fördert und präsentiert CDs,
Bücher und Workshops von außereuropäischer
Musik, verbunden
mit
europäischer
Improvisations und
Kompositionsmodellen. Elektronisches
und Elektroakustisches
Instrumentarium verbunden
GLM Music
GLM Music ist eine unabhängige Musikfirma, die sich mit Musikverlag, Label und
Bookingdepartment der handgemachten
Musik verschrieben hat. Wenn wir unsere
„Heavy Tuba & Jon Sass“ produziert und veröffentlicht. 2013 wurde das Sub-Label BR7music gegründet mit dem Ziel herausragende österreichische Künstler aus den Genres
Rock, Pop und Jazz zu veröffentlichen sowie
live-, und studiotechnisch zu betreuen und
zu unterstützen.
www.ats-records.com
mit Instrumenten aus dem europäischen und
außereuropäischen Bereich. Manipulationen
des akustischen Instrumentariums mit Alltagsgegenständen und computergesteuerten Verfremdungen. Theater, Filmmusik live Präsentationen mit verschiedensten Thematiken und
Produktion von Büchern und CDs, die diesem
Thema entsprechen, stehen im Vordergrund.
Bücher und Kurse für verschiedene Trommeltechniken aus verschiedensten Kulturen werden
angeboten. Vernetzung und Präsentation von
Musikern und Veranstaltern, Labels, Schulen
und sonstiges.
www.cwm-music.at
Herzog Records GmbH
Der Jazz kennt viele Facetten. Herzog Records
legt seit Labelgründung ein Augenmerk auf
Vocal Jazz und stark melodisch geprägte Produktionen. Interessierte Musikhörer finden bei
Herzog Records eine gute Orientierung in den
verschiedenen Jazz
Segmenten: Sänger
Jeff Cascaro hat eine
bluesige Klangfarbe.
Die Nighthawks stehen für melodischen
Electro Jazz, wohingegen Sängerin Jessica Gall sich dem
Singer-Songwriter Jazz widmet. Wer deutschsprachigen Jazz Chanson liebt ist bei Kitty Hoff
richtig. Den Big Band Swing der 20er Jahre repräsentiert das Pasadena Roof Orchestra. Hören Sie auf unserer Webseite in die herzögliche
Klangwelt hinein.
www.herzogrecords.com
Musik beschreiben sollen, so sprechen wir
von Jazz, World, Reggae und anspruchsvollem Pop. Seit der Gründung von GLM
Music im Jahr 1988 entstand ein umfangreicher Katalog aus hochwertigen Produktionen, aufgenommen und
dargeboten von international
renommierten Künstlern wie
z.B. Quadro Nuevo, das Martina Eisenreich Quartett, Stefanie
Boltz, Sven Faller, Levantino,
Café del mundo, Willy Astor,
Martin Kälberer – sie spiegeln
das Spektrum der Musikwelt von
GLM wider. Bei GLM finden Sie
ECHO Jazz Preisträger, Kulturpreisträger, Creole Preisträger,
Jazz Award Auszeichnungen,
Hörbuchpreise und und und…
www.glm.de
BILLIE | arttourist.com 2|2014
JAZZNARTS Records
Groovig, mainstreamig oder auch avantgardistisch - die Musik von JAZZNARTS klingt
immer zeitgemäß, kreativ, frisch und nachvollziehbar. Der Anspruch eines Labels auf
der Höhe der Zeit
spiegelt sich auch
im Artwork wider
– in stets 6-seitigen
matten
Digipacks
wird die Musik stilsicher und extravagant „verpackt“.
Das Spektrum der
Künstler von JAZZNARTS ist weit gefächert:
hochtalentierte, aufstrebende Jungmusiker gehören ebenso dazu wie arrivierte Jazzgrößen.
Der Schwerpunkt liegt auf der europäischen
Szene, es sind aber auch ausgewählten amerikanischen Jazzer zu hören. Dreizehn Jahre
nach der Label-Gründung führt der Katalog
knapp 80 Veröffentlichungen.
www.jazznarts.com
JazzWerkstatt Records
Die JazzWerkstatt Wien wurde 2004 von 6
jungen Musikern gegründet. Um die aus der
Initiative hervorgegangenen Produktionen
zu dokumentieren und zu vermarkten, folgte
2005 die Gründung von JazzWerkstatt Records
(JWR). Eine neue Generation österreichischer
KomponistInnen
und MusikerInnen
ist da am Werk.
Der unpuristische
Umgang mit Jazz,
improvisierter, elektronischer und zeitgenössischer Musik
fördert zahlreiche
Produktionen großer stilistischer Bandbreite
zutage. Zu den knapp 40 - auch preisgekrönten - CDs, EPs und LPs zählen Veröffentlichungen der JWR-Label Aushängeschilder
koenigleopold, Studio Dan, Rom/Schaerer/
Eberle, Schmied´s Puls und des hauseigenen
JazzWerkstatt Wien New Ensembles.
www.jazzwerkstatt.at
PAO Records
Feel the Soul of PAO!
Das Österreichische Label PAO Records produziert zeitgenössische Musik , Groove Music
und ist in lezter Zeit spezialisiert darauf die
besten Stimmen des Jazz zu veröffentlichen.
Neue CDs von PAO Records sind sehr stark in
den verschiedenen Vocaltraditionen verbunden: Mansur Scott ist eine direkte Weiterentwicklung von Billie Holiday, Mansur Scott's
Mutter, eine großartige Sängerin, und Billie
waren gute Freundinnen. Die Neue CD „Throw it away“ ist ein Juwel in dieser Tradition
aus Harlem.
Jazz | Neue Musik | 57
JIVE MUSIC
JIVE MUSIC - ein ungewöhnliches Unternehmen: Hier fangen zwei Männer einen
guten Teil der österreichischen Jazzszene digital ein und sorgen dafür, dass die
Musik in Form von CDs im ganzen Land
und auch weit über die Grenzen hinaus
verbreitet wird. Rens Newland, geborener Holländer, und der Wiener Martin
Fuss sind hier die Produzenten und noch
vieles mehr — Studio, Lager, Promotion,
Versand sind unter einer Adresse zu finden
in Wien, 21sten Bezirk
Die beiden sind auch
außerhalb ihrer Plattenproduktion voll ausgelastet: Als Musiker beispielsweise — Newland
spielt Gitarre, ist unter
anderem Co-leader bei
der Popband Ostinato,
war lang Musikalischer
Leiter bei Gloria Gaynor
und musizierte in der legendären ORF Big Band,
Fuss entlockt Saxofon,
Klarinette und Flöte
Ebenso die neue CD „From C to shining
sea“von Melba Joyce. Sie steht in der Tradition
von Dianah Washington und zählt zu den herausragensten Sängerinnen
unserer
Zeit. Weitere Neuerscheinungen sind
Jean Paul Bourelly
“Vibe Music”, Dave
Liebman “Sketches
of Aranjuez”, Gerd
Dudek “The German Jazz Trio“, Lenny Popkin
Trio „Live at the INNtöne Festival“, Michel
Godard “Ecoutes Le Vent” und die gefeierte
Rereleases von Archie Shepp „St. Louis Blues“,
Raul de Soza “Soul & Creation”, Art Farmer
“plays standards”, Kenny Wheeler “Live”
www.pao.at
Quinton Records
“The Art Of Recording Arts” hat Quinton Records zu seinem Leitspruch erhoben. Seit der
Gründung im Jahre 2001 produziert das österreichische Label
handverlesene Alben aus Klassik und
Jazz und pflegt die
enge Zusammenarbeit mit den Musikern. Klingende Namen wie das Vienna
Art Orchestra, den
Ozella Music
Ozella Music ist das Unternehmen des Musikers, Produzenten und Komponisten
Dagobert Böhm. Drei Label
bilden das Zuhause für internationale Künstler mit Audiophilen Produktionen aus
den Bereichen: World, Jazz,
Lounge, Singer-Songwriter,
Blues.
Eines liegt allen unseren Veröffentlichungen zu Grunde:
Die Zusammenarbeit mit
Künstlern, die ihre ureigene
musikalische Sprache sprechen, ihre künstlerischen
Visionen
auf
qualitativ
höchstem Niveau mit uns
zusammen verwirklichen wollen. Wir sind
offen für Experimentierfreude und Individualität abseits ausgetretener Pfade.
jazzige Töne (z.B. für Reinhard Fendrich)
und ist außerdem Musikpädagoge an der
Universität Wien. Er begleitete schon viele Weltstars wie Ray Charles oder Natalie
Cole. Bei Jive Music liegt von der Produktion über das Marketing bis zur Werbung
und der Betreuung des Lagers alles in ihren vier Händen.
www.jivemusic.at
LABEL
Eine Auswahl von
wichtigen Musik- und
Platten-Labels, die sich
dem Jazz und der
Neuen Musik
verschrieben haben
TCB –
The Montreux Jazz Label
Dieses ausschliesslich dem Jazz gewidmete
Label besteht seit 1994 und ist in Montreux
domiziliert. Der Katalog des Labels beinhaltet 350 aktive Titel in der ganzen Breite der
Jazzstile. Das Label wird in den wichtigsten Märkten der Welt vertrieben und man
kann über diverse Online Anbieter CDs bestellen, auch über die eigene Webseite. Auf
dem Label sind Jazzmusiker und Gruppen
aus der ganzen Welt vertreten.
www.tcb.ch
Gitarristen Wolfgang Muthspiel oder internationale Stars wie den Bassisten Steve Swallow
findet man im Katalog, ebenso ein Album mit
den drei Gitarristen Rudy Linka, John Scofield
und John Abercrombie. Aktuell gibt es ab Oktober das Album “L’Ultima Mattanza mit dem
italienischen Saxophonisten Gavino Murgia
und den beiden Franzosen Michel Godard
und Patrice Heral.
www.quintonrecords.com
SESSION WORK RECORDS
Session Work wurde 2007 von Christoph Pepe
Auer als Struktur für einen stark wachsenden
Bereich des zeitgenössischen Jazz, improvisierte Musik und kreative Vermischungen
mit angrenzenden
Musik-Stilen
gegründet. Das Label
steht für eine kulturelle und musikalische Offenheit,
kombiniert mit einer überaus strebsamen, aber ungezwungenen
Arbeitseinstellung. Bisher sind 72 Produktionen veröffentlich worden worauf sich ca. 450
Eigenkompositionen befinden. Ein innovativer Zugang zur Musik als auch höchste Qualität des Schaffens sind Vorrausetzung für alle
fast 200 MusikerInnen des Kollektivs.
www.sessionworkrecords.com
SKIP Records GmbH
Die audiophile Klang Qualität unserer Produktionen und wunderschön gestalteten
CD Cover sind ein Fest für Auge und Ohr.
www.ozellamusic.com
Seit nunmehr 15 Jahren hat es sich SKIP RECORDS zum Ziel gesetzt, einen anspruchsvollen Katalog an Musik zusammenzutragen, der
durch konstant gute künstlerische Qualität
und hervorragende Aufnahmetechnik überzeugt.Die Aufnahmen speisen sich dabei aus
so unterschiedlichen Quellen wie Jazz, World
Music, R&B und Sophisticated Pop.
Die bisherige Reihe von musikalisch hochwer-
tigen Produktionen
der selektiv designten
SKIP-Künstler
erzielt sehr positive
Medien- und Publikumsresonanz,
was nicht zuletzt
durch hohe Platzierungen in Jazz/World Music-Charts zahlreicher Länder, diverser ECHO
Jazz Preise und weiterer Awards dokumentiert
wird.
www.skiprecords.com
Winter & Winter
Winter & Winter ist eine international bedeutende Musikproduktion, hervorgegangen
aus dem Label JMT/Bamboo. JMT/Bamboo
wurde von Stefan Winter zwischen 1985 und
1995 geleitet, um die zeitgenössischen Strömungen des Jazz, vor allem in New York zu
dokumentieren. In dieser Dekade werden die
Debütplatten
bedeutender Künstler
wie Uri Caine, JeanPaul Bourelly, Steve Coleman, Greg
Osby, Hank Roberts
und Cassandra Wilson realisiert. 1995
entwickeln Stefan Winter und Mariko Takahashi ein neues, grenzüberschreitendes Konzept
und gründen in den darauf folgenden Jahren
Winter & Winter, um Strömungen der Klassik,
der zeitgenössischen Musik und Improvisation sowie Musik aus aller Welt zu verbinden.
Zu den Besonderheiten zählen HörFilme
("Kino für geschlossene Augen" wie der Spiegel titelt), Filmproduktionen (Film Edition),
Hörbücher (Literatur Edition) und eine eigene
Galerie in München Schwabing. Seit 2014 fördert und realisiert Winter & Winter die Schaffung analoger Klangkunstwerke als Unikate.
www.winterandwinter.com
58 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Fortsetzung von Seite 55
ich und meine Frau Sissy bei der Versteigerung und
da wir gerade 20 Jahre ACT nach der Labelgründung von 1992 feierten,
nahm ich die Duplizität
der Ereignisse zum Anlass,
mir den Brendel Flügel zu
schenken. Mein Angebot
an Sir Simon Rattle und
den Intendanten Martin
Hoffmann, den Brendel
Flügel mit einem Benefizkonzert von 3 ACT
Pianisten in der Philharmonie seiner neuen Bestimmung zu übergeben,
wurde dankend angenommen. Das Konzert von
Michael Wollny (DE),
Leszek Możdżer (PL) und
Iiro Rantala (FI) war umgehend ausverkauft, wurde ein triumphaler Erfolg
und erschien kurz danach
auch als Album „Jazz at
Berlin Philharmonic I“.
Aus der Konzertidee wurde eine Konzertserie, die
ich weiterhin kuratiere,
die nahezu durchgehend
ausverkauft ist und jetzt
2014/15 in die zweite
Saison geht. Ein echter
„Leuchtturm“ der Berliner
Jazzlandschaft.
Neben bekanntem und
durch Sie gewachsenem
Künstler ist Ihnen die
Nachwuchsförderung ein
großes Anliegen. Hierzu
riefen Sie 2005 die ACT
Reihe >>young german
jazz<< ins Leben. Was
hat es damit auf sich und
wie hat sich die Reihe in
den letzten 10 Jahren
entwickelt?
Von Anfang an war es
mit ACT mein wichtigstes Ziel, neue Künstler zu
entdecken und aufzubauen. Und schon lange vor
meiner Zeit bei ACT, besonders durch die langjährige Zusammenarbeit mit
Klaus Doldinger, war es
mir ein besonderes Anliegen, Jazz aus Deutschland
auf die Sprünge zu helfen
– national wie international. Das ein solcher
Erfolg möglich ist, zeigt
sich am deutlichsten an
Pianist Michael Wollny,
dem ersten Künstler der
young german jazz Serie. Sein aktuelles Album
„Weltentraum“ mit Bearbeitungen klassischer und
Neuer Musik, Jazz, Pop
und Filmmusik erreichte
in nur knapp 8 Wochen
„Jazz-Gold“ in Deutschland und das wichtigste
britische
Jazzmagazin
„Jazzwise“ widmete Michael Wollny als erstem
deutschen
Jazzkünstler
überhaupt eine Titelstory. Michael Wollny steht
für eine ganze Generation
deutscher Jazzmusiker, die
jenseits aller Schubladen
ihre ganz eigene Definition des Begriffs „Jazz“ vertreten, weniger als direkte
Weiterführung des Jazz aus Amerika, sondern viel
mehr als Summe ihrer ganz persönlichen Einflüsse:
ob Funk- und Hip Hop bei dem Trio „Three Fall“,
Bearbeitungen von Pop und Indie Klassikern von
Sänger Tobias Christl oder eben vorrangig Klassik
und Neuer Musik bei Michael Wollny.
Geht es Ihnen alleine um die Förderung des Musikernachwuchses oder auch um eine junge Hörerschaft, die Sie für den
Jazz gewinnen wollen?
Grundsätzlich produzieren wir Musik für alle
Menschen, die sich für anspruchsvollere Musik und
hier besonders für den Jazz
interessieren, egal welchen
Alters. Und die Logik „junger Musiker = junge Zuhörer“ und umgekehrt möchte ich nicht grundsätzlich
unterschreiben. Ich meine,
die Musik eines 80-jährigen Heinz Sauer ist, wenn
man sich auf sie einlässt,
auch für jeden 20-Jährigen eine Offenbarung und
Michael Wollny wird auch
den sehr erwachsenen, anspruchsvollen Hörer erreichen. Aber natürlich, der
Jazz muss, wenn er überleben will, auch ein junges Publikum ansprechen.
Und das geht nur, wenn er
sich seinem Hörer in einer
Art mitteilt, die ins Hier
und Jetzt passt. ACT war
nie ein Label für Traditionalisten, mich hat immer
viel mehr interessiert, wo
etwas Neues entsteht, auf
welchem Nährboden auch
immer. Und wir sind immer auch bereit, künstlerisch und konzeptionell
etwas zu riskieren, getreu
dem Motto : No Risk –
No Fun! Und wenn ich
mir das Publikum bei den
Konzerten unserer Künstler anschaue, dann sehe
ich da eine Mischung und
Altersstruktur, die mir gut
gefällt und mich glauben
lässt, dass wir wirklich
ein sehr breites Publikum
erreichen, ohne uns zu
verbiegen oder beliebig zu
sein.
In BILLIE widmen wir
uns auch dem Thema
zeitgenössischer / Neuer Musik, u.a. auch der
Komposition und dem
Arrangement von Computerspielemusik. Wie
wappnet sich ACT neuen
Musikrichtungen, neuen
Vermittlungs- und Kommunikationswegen?
Wie gesagt, mich interessiert in allererster Linie
Musik, in der ich etwas
Neues höre und die ihre
Einflüsse aus dem Hier
und Jetzt zieht oder aus
der Tradition etwas Neues
entwickelt. Und ich meine,
dafür habe ich mir immer
einen guten Instinkt bewahrt. Ich bin aber auch
ein Kind der Analogkultur
und nicht der Online-Generation. Computerspiele
gehören nicht zu meinem
Leben, mit denen sollen
sich andere auseinandersetzen. Und einen facebook Account werde ich
mir auch nicht anlegen.
Wohin geht die Reise, was ist unerfüllt? Was sind
Ihre Pläne, Ideen und Visionen?
Da halte ich mich an Dizzy Gillespie: „ I want to
Bop till I Drop“.
Die Fragen stellte Kai Geiger,
Herausgeber der arttourist.com
© Tiger and Chicken
… vom Piepen
zum Orchester
Seit über 40 Jahren machen Computerspiele Töne. So wie
sie sich die Spiele in dieser Zeit entwickelt haben, hat dies
auch die Musik: Aus Pieptönen wurden simple Lieder – und
aus diesen irgendwann eine einzigartige, innovative Form
der Popmusik.
Der 14. Januar 2013 war ein historisches Datum, ohne dass viele Menschen das überhaupt
mitbekamen: „Baba Yetu“ hieß das Lied, das
ein etwa dreißigköpfiger Chor an diesem Tag
intonierte, nicht irgendwo, sondern auf dem
Neujahrskonzert der Vereinten Nationen in
New York. „Baba Yetu“, das heißt „Vater unser“
auf Swaheli und der Text des Liedes ist nichts
weiter als eine Übersetzung desselben in diese
Sprache. Es ist eine Hymne der Völkerverständigung, elegisch und eingängig – und doch
aus einem ganz anderen Grund so besonders:
Komponiert wurde „Baba Yetu“ ursprünglich
nämlich nicht für dieses Konzert, nicht mal für
irgendein Konzert – sondern einzig und allein
für das Computerspiel „Civilization IV“. Mit
„Baba Yetu“ war ein ganzes Genre in der Realität angekommen. Draußen, in der Welt außerhalb des Rechners.
Bis es soweit war, vergingen 40 Jahre: Und wie
Kinder groß werden, so gilt das auch für Computerspiele und ihre Musik. Wo zunächst grobe
Töne waren, folgten bald simple Musikstücke,
später wuchsen die Möglichkeiten und mit ihnen die Musik. Heute ist Computerspielemusik
all das, was man sonst auf dem Markt findet:
Pop, Klassik und experimentelle Musik. Die
Grenzen zwischen den Tönen aus dem Radio
und denen aus dem Rechner verschwimmen
zunehmend, oft gibt es sie schon gar nicht
mehr.
Am Anfang aber war das Piepen: „Pong“ hieß
das erste Spiel mit Tönen, und der erste Klassiker des Computerzeitalters. 1972 erschien die
simple Tischtennissimulation, sie zeigte mit einem Ton an, wenn der Ball einen Schläger oder
das Spielfeld berührte. In den folgenden Jahren
wurde das Prinzip immer mehr verfeinert, immer neue Spiele erzeugten immer neue und immer mehr Geräusche – aber Musik, das konnte
und wollte keines von ihnen machen. „Damals
wurde ja vor allem für Spielhallen produziert.
Dort konkurrierte eine Maschine mit anderen,
also ging es vor allem um Soundeffekte“, sagt
Computerwissenschaftlerin Melanie Fritsch,
Autorin der Arbeit „History of Video Game
Music“. Dann folgte 1983 der C64, mit dem
Heimcomputer hielt auch die Musik Einzug ins
Spiel. Und was für welche: Nicht mehr als drei
Töne gleichzeitig konnte die Maschine wiedergeben, der Speicherplatz auf den Disketten war
eng begrenzt – und ging zum allergrößten Teil
für das Spiel drauf. „Damals gab es auch keine
Komponisten, sondern die Programmierer ent-
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Jazz | Neue Musik | 59
Michael
Stöckemann
ist Mitbegründer von
„Sound of Games“, dem
führenden Anbieter
von Premium SpieleMusik. Seit 2002 ist er als
Komponist tätig. Jeden
Monat hören mehr als
50 Millionen Spieler
seine Musik in Konsolen-,
Mobile- und Online-Spielen.
www.sound-of-games.com
Melanie
Fritsch M.A.
studierte Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur
und Musikwissenschaft in Berlin und Rom. Anschließend war
sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut
für Musiktheater der Universität Bayreuth in Forschung und
Lehre tätig, und promoviert ebendort zum Themenfeld Computerspiele, Musik und
Performance. Darüber
hinaus ist sie Mitglied
des vom britischen AHRC
geförderten internationalen Forschernetzwerks
„Guitar Heroes in Music
Education? Music-based
video-games and their
potential for musical and
performative creativity“ (
http://music-games-creativity-network.blogspot.
co.uk/ ).
Ihre weiteren Forschungsgebiete sind
virtuelle Welten, Musik
als Performance, Liveness, HCI, sowie Tanz- und
© Ingo Drumm
Theatergeschichte und -ästhetik.
www.foto-drumm.de
Für mehr Informationen siehe
uni-bayreuth.academia.edu/mfritsch
live at gamescom festival 2014
Produktionsetats. Dass er damals und heute
im Geschäft bestehen konnte, dürfte auch an
seiner Vielseitigkeit liegen: „Ich habe als Junge eine lange Orchesterausbildung absolviert
und auch alle möglichen Instrumente gelernt“,
sagt er. Nichts könnte den Wandel der Branche
besser illustrieren als Stöckemanns Vita: Lautete früher die für ihn erste und einzig relevante
Frage, wenn es an einen Auftrag ging „Wie viel
Speicherplatz“, so fragt er sich heute nur: „Mit
wem?“ Kann er die Musikstücke, die er benötigt, also selbst einspielen oder holt er sich lieber einen Spezialisten?
wickelten schnell noch die Musik zum Stück“,
sagt Fritsch. Was nicht heißt, dass es an Kreativität gefehlt hätte: Computerspielemusik in
den ausgehenden 80er-Jahren, das waren wilde Kakophonien aus wenigen Tönen. Mit Geschwindigkeit und Reizen versuchten sie, den
Mangel an Möglichkeiten zu überdecken – und
wurden gerade dadurch stilbildend. Es wurde
geschossen, geflogen und gerannt, immer im
Rhythmus des Stakkatos aus den Knopflautsprechern.
Das Prinzip änderte sich auch nicht, als die
Möglichkeiten besser wurden: Der Amiga verdrängte den C64 aus den Kinderzimmern, und
als aus diesen Jugendzimmer geworden waren,
wurde der Amiga durch die neu aufgekommenen PCs ersetzt. Die Musik der Spiele war feiner
geworden, sauberer, aber sie folgte nach wie
vor der Ästhetik des Simplen. Neu war, dass
sie jetzt reagieren konnte: Je nachdem, welche
Möglichkeit der Spieler wählte, so verhielt sich
auch die Musik. Wer in einer Spielewelt auf einen Gegner eindrosch, wurde mit einer anderen Musik belohnt oder gestraft als derjenige,
der mit ihm redete. Zugleich eroberte Nintendo den Markt – und etablierte als erster Akteur
einen völlig anderen Stil: Statt von Rhythmen
waren Spiele wie „Super Mario“, „Zelda“ oder
„Tetris“ von Melodien dominiert. „Bis dahin
hatte der Spruch gegolten: ‚You can not hum
a video game’, man kann die Musik also nicht
summen.“
Bis dahin hatte sich Computerspielemusik 25
Jahre lang fast nur mit sich selbst beschäftigt,
war aus sich selbst hervorgegangen, hatte sich
selbstreferentiell entwickelt und war kurz davor, sich in unterschiedliche Genres aufzuteilen – und dann zerbrach alles. Mitte der 90erJahre erschien die CD-Rom auf dem Markt und
sie war mehr als ein Stück Kunststoff: Speicherplatz und Soundkarten stellten mit einem Mal
kein Hindernis mehr dar – jedes Lied und jedes
Instrument konnte zu jedem beliebigen Zeit-
punkt eines Spiels verwendet werden, in bestechendem Klang. Die Folge: Computerspiele
klangen plötzlich nicht mehr wie Computerspiele – Pop, Rock oder Klassik-Epen dominieren seitdem die Welten, in denen die Gamer
sich bewegen. Das einzige, was eine Komposition begrenzt, ist das Budget der Produktionsfirma. „Nicht jeder kann sich ein Orchester leisten“, sagt Melanie Fritsch dazu.
Wer sagen wollte, spätestens seit der Jahrtausendwende sei die Musik des Computerspiels
dieselbe wie im Rest der Welt, hat vollkommen
Recht – und könnte trotzdem falscher nicht liegen: Denn je anspruchsvoller die Musik wurde,
desto wichtiger wurde ihre Reaktionsfähigkeit,
ein Konzept, das andere Formen von Musik gar
nicht kennen: Während Filmmusik in ihren
Spannungsbögen einfach nur der Handlung
folgt, gibt es diese Möglichkeit im Spiel nicht:
Hier wählt der Spieler selber, was er tut, wann
es spannend wird und wann nicht – und die
Musik muss den zahlreichen Wahlmöglichkeiten Rechnung tragen. So kommt es, dass
heute jedes Stück Computerspielemusik streng
genommen nur ein einziges Mal gespielt wird,
beim nächsten Ausflug in die virtuelle Realität werden ihre Versatzstücke schon wieder
in einer anderen Reihenfolge montiert. Es ist
paradox: Gerade weil die Speichermöglichkeiten heute so unfassbar perfekt sind, ist das
Endprodukt so flüchtig und vergänglich, wie
es zu Zeiten der mündlichen Überlieferung
nicht war. Spiele wie die Zombie-Simulation
„Left for Dead“ leisten sich den Luxus, jeden
Untoten mit einer eigenen Melodie zu versehen – kommt der Spieler mehreren von ihnen
zugleich nahe, verschmelzen diese zu einem
einzigen, einzigartigen Stück. Das ist die Kunst
der Videomusiker: Tracks zu komponieren, die
sich gegenseitig tolerieren und befruchten.
Einer, der von Anfang an dabei war, ist Michael
Stöckemann. Als Junge experimentierte er in
den 80er-Jahren an seinem Amiga, schrieb als
junger Mann in den 90ern seine ersten Stücke
für Computerspiele – und verwaltet heute mit
seiner Firma „Sound of Games“ sechsstellige
Vor einiger Zeit traf Michael Stöckemann bei
seiner Arbeit auf die Vergangenheit: „Wings“
hieß ein erfolgreiches Amiga-Spiel aus den frühen 90er-Jahren, es war eine Simulation der
Luftschlachten aus dem Ersten Weltkrieg. Nun
sollte es eine neue Version von „Wings“ geben,
mit allen Standards moderner Technik, moderner Komposition – und trotzdem Wiedererkennungswert. „Wir haben uns dann überlegt,
dass wir die zehn Stücke des alten Spiels neu
vertonen und in der Länge verdoppeln“, sagt
Stöckemann. Er stand nun vor der Aufgabe,
aus etwas Simplem, das an Orchestermusik
erinnern sollte – Orchestermusik zu machen.
Welches Piepen und welches Blubbern war also
eine Violine und welches doch eher eine Trompete? „Ich habe mich immer nur gefragt: Was
hätte der damalige Komponist getan, wenn er
nur die Möglichkeit gehabt hätte?“ Am Ende
hatte Stöckemann die Klavierstücke selbst gespielt, für die Trompetenparts besorgte er sich
aber lieber einen Militärmusik-Spezialisten.
Und einen Akkordeonisten sowieso. Und ein
Blasorchester. Alles, um am Ende Töne zu haben, die aus einem Computer kommen. So wie
früher, nur ganz anders.
Text: Sebastian Stoll
Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits
unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner
Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts
60 | Jazz | Neue Musik
BILLIE | arttourist.com 2|2014
Young Classic Sound Orchestra
„Computerspielemusik
hat ihre eigene Wertigkeit“
Was kommt heraus, wenn ein Dirigent und ein Komponist für Videospiele aufeinandertreffen?
„Videogames in Concert“ heißt die Reihe, mit der Lahnor Adjei und Helge Borgarts in Deutschland auf Tour gehen –
und das mit großem Erfolg. Sie sagen: „Es gibt in dem Gebiet viel ernsthafte Musik und
es macht Spaß, sie aufzuführen.“
Herr Adjei, Herr Borgarts, gemeinsam bringen
Sie unter dem Titel „Video Games in Concert“ die
Musik von Computerspielen auf die Bühne. Wie
sieht dabei Ihre Aufgabenteilung aus?
Helge Borgarts: Da ich Computerspiele produziere
und auch Musik dafür komponiere, bin ich bestens
in der Spieleszene vernetzt. Ich kümmere mich deshalb darum, das Notenmaterial zu besorgen und
zu sichten. Ich frage mich: Was könnte ein interessantes Thema sein? Ist das geklärt, kümmere ich
mich um konzeptionelle Dinge.
Ich war fest entschlossen, das als Live-Konzert auf
die Beine zu stellen. Ich habe Rona angesprochen
– und er hat mich wiederum mit Helge Borgarts bekannt gemacht. Helge und ich haben dann schnell
festgestellt, dass wir beide eine große Passion für
Videospielemusik haben – und gemerkt, dass wir
sie gerne einem großen Publikum zur Verfügung
stellen wollen.
Lahnor Adjei: Meine Aufgabe liegt in der musikalischen Umsetzung. Ich habe als Dirigent schon
mit vielen Orchestern zusammengearbeitet, vor
allem im Bereich der Klassik, aber immer schon
ein Faible für ausgefallen Projekte gehabt, etwa für
Filmmusik, die ich mit dem Young Classic Sound
Orchestra vertont habe. Die Wege von Helge und
mir haben sich aber eher zufällig gekreuzt.
War es leicht, ihr Orchester zu überreden, das
Young Classic Sound Orchestra?
Lahnor Adjei: Ich muss sagen, das hat einer gewissen Überredungskunst bedurft. Anfangs waren
die Mitglieder relativ skeptisch – auch deswegen,
weil sie keine konkrete Vorstellung von der Musik
hatten. Die meisten hatten sie beim Spielen mal
wahrgenommen, aber nie konzentriert und fokussiert angehört. Sie haben aber schnell gemerkt, dass
es in dem Gebiet sehr viel ernstzunehmende Musik
gibt und es sehr viel Spaß macht, sie aufzuführen.
Wie ist das passiert?
Lahnor Adjei: Das war vor etwa vier Jahren auf
der Soundtrack Cologne, einer Messe rund um das
Thema „Musik in Medien“. Ich war eigentlich dort,
weil ich Jeff Rona treffen wollte, einem Komponisten der Musik zu dem Videospiel „God of War“.
Warum ist Computerspielemusik denn geeignet
für Aufführungen auf der Konzertbühne?
Lahnor Adjei: Sie ist oft sehr nah an die Stilistik der
Filmmusik angelehnt, auch was die Orchestrierung
betrifft: Viel Blecheinsatz, viel Schlagwerkeinsatz.
Das ganze Erlebnis des Aufführens erinnert stark
an Filmmusik und ist nicht zu vergleichen mit einer
Mozart-Symphonie.
Helge Borgarts: Man muss auch sagen: Wenn man
bei den Musikern eine gewisse Distanz feststellt,
dann ist das auch völlig nachvollziehbar – denn bis
vor 20 Jahren gab es diese Disziplin in ihrer jetzigen
Ausprägung überhaupt nicht. Erst seitdem ist die
Technologie der Computer überhaupt in der Lage,
hochwertige Musik abzuspielen. Bis dahin war das
nur ‚Piep, Piep, Piep“. Die ganze Industrie ist noch
ziemlich jung. Zudem hat Spielemusik immer auch
eine Funktion. Sie ist auf das Bild konzipiert und ist
nicht zum konzertanten Genuss. Auch darin ähnelt
sie Filmmusik und deshalb ist das Umsetzen einer
Game-Musik für den Konzertsaal gar nicht trivial
und in der Regel auch nie ohne Arbeit des Komponisten zu machen.
Nach welchen Kriterien wählen sie die Stücke
aus?
Helge Borgarts: Einen großen Anteil hat natürlich
die Marke, also das Spiel. Eine gute Spielemarke
hat einfach eine größere Reichweite, das darf man
auch nicht außer Acht lassen…
…die Leute wollen vermutlich auch das hören,
was sie schon kennen.
Helge Borgarts: Genau. Noch wichtiger ist aber,
dass wir überhaupt an das Material herankommen
und ob die Rechtesituation klärbar ist, das ist bei
Games-Musik alles andere als trivial. Und natürlich: Was eignet sich überhaupt zur Umsetzung
und haben wir die Manpower, das zu machen?
Was sind die spezifischen Probleme dabei?
Lahnor Adjei: Wie gesagt: Die Musik dient ja dem
Videogame. Deswegen gibt es in ihr Passagen, die
vom Klanganspruch ganz speziell angelegt sind,
von der Artikulation, von der Rhythmisierung. So
wie man es fast nirgendwo anders findet, auch
nicht in der Filmmusik. Das ist dann auch ein
Lernprozess des Orchesters, genau diese Elemente
auch umzusetzen. Darin unterscheiden sich dann
auch die Orchester, die eben das gut spielen können, und die, die es nicht können. Das ist nicht
anders als bei klassischer Musik: Man muss sich
damit auseinandersetzen, um die Vorstellungen,
die der Komponist in sich getragen hat, umsetzen
zu können.
Wie kann man sich die Unterschiede von Computerspielemusik zu anderer konkret vorstellen?
Lahnor Adjei: Bestimmte Effekte sind eben nicht
nach der Logik der klassischen Musik angeordnet,
sondern sie sollen ins Spiel hineinwirken. Dort
sollen sie bestimmte Effekte und Reaktionen des
Spielers auslösen. Oder die Streicher: In klassischer
Orchestermusik haben sie in der Regel mehr die
harmonisierende Funktion. In Videospielen arbeiten sie oft perkussiv. Das ist eine ganz andere
Klangfarbe und für ein Orchester oftmals Neuland.
Wie arrangiert man ein solches Stück? Oder sollte man besser sagen: Einen solchen Track?
Helge Borgarts: Wir gehen so vor, dass der Komponist sein ursprüngliches Material neu gestaltet
und arrangiert. Das Ergebnis gebe ich dann weiter
an einen Orchestrator, der es für die jeweilige Besetzung des Orchesters umsetzt. Welche Artikulationen oder rhythmischen Patterns wir übernehmen
können und welche man verändern muss, das erarbeiten wir im gemeinsamen Dialog. Das ist kein
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Helge Borgarts
Standardverfahren, sondern ein sehr dynamisches
und kommunikatives.
Nun ist es ja so, dass Computerspielemusik nicht
linear verläuft, sondern sich je nach Spielverlauf
entwickelt. Wie geht man damit um?
Helge Borgarts: Wir lassen die Stücke komplett neu
arrangieren oder arrangieren sie in Absprache mit
dem Komponisten selber. Meistens aber setzt sich
der Komponist hin und baut aus seinem Material ein durcharrangiertes Stück. Das gilt nur für die
Main Themes meistens nicht, da diese in der Regel
schon perfekt arrangiert und durchkomponiert sind,
wenngleich aber auch diese selten länger als zwei
Minuten sind. Dass die Musik aus dem Spiel eins
zu eins übernommen werden kann, ist fast nie der
Fall.
Sie arbeiten also mit Versatzstücken. Wie nah ist
das Ergebnis denn am Original?
Helge Borgarts: Sehr nah. Erstens, weil wir ja die
Arrangements ja vom Komponisten selber bekommen. Und zweitens, weil wir viel Wert darauf legen, dass die Musik, wie wir sie spielen, zumindest
in Teilen immer im Spiel hörbar ist.
Lahnor Adjei: Es gibt auch Anbieter, die das anders machen. Die überarbeiten dann die Musik und
bringen sie etwas verändert auf die Bühne. Das ist
manchmal sehr weit weg davon, wie die Musik im
Spiel zu hören ist. Das ist legitim, aber nichts für
uns.
Warum wollen Sie diese Nähe?
Lahnor Adjei: Wir möchten so verdeutlichen, dass
die Musik einen sehr eigenständigen Anspruch hat
– und nicht erst durch einen Kunstgriff den Wert
erhält, aufgeführt werden zu können. Diese Musik
hat ihre eigene Wertigkeit und das möchten wir erfahrbar machen.
Was sind das denn für Menschen, die zu Ihren
Konzerten kommen?
Lahnor Adjei: Wir haben ein überwiegend junges
Publikum. Bei unseren Auftritten in Karlsruhe hat-
Jazz | Neue Musik | 61
Lahnor Adjei
ten wir vielleicht 16-Jährige dort sitzen bis hin zu
Leuten um die 30. Man merkt auch, dass es oftmals Leute sind, die es eigentlich nicht gewohnt
sind, sich in einem solchen Ambiente zu bewegen.
Sie tragen oft legere Alltagskleidung oder lange Ledermäntel. Andererseits erinnere ich mich auch an
einen jüngeren Herrn um die 20, der offenbar seinen Anzug von der Konfirmation ausgepackt hatte.
Es ist ja auch ein erklärtes Ziel von Ihnen, junge
Leute in die Konzertsäle zu bekommen.
Lahnor Adjei: Und eine ziemlich Erfolgsgeschichte.
Wir bekommen viele Reaktionen über Facebook
oder per E-Mail, in denen sich junge Menschen begeistert für unser Angebot bedanken. Das hat uns
schon gezeigt, dass wir einen gewissen Nerv treffen.
Herr Borgarts, Herr Adjei, haben Sie vielen Dank
für dieses Gespräch.
Das Interview führte Sebastian Stoll.
Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits
unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner
Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts
Young Classic Sound Orchestra
Das Young Classic Sound Orchestra (vorher
Young Cinema Sound Orchestra) wurde als Projektorchester von Lahnor Adjei 2004 ins Leben
gerufen. Das rund 80-köpfige Sinfonieorchester
setzt sich überwiegend aus begabten jungen
Instrumentalisten, sowie aus professionellen
Musikern der Region Karlsruhe, Heidelberg und
Mannheim zusammen. Ziel des Young Classic
Sound Orchestra ist es, vor allem das junge
Publikum mit hochwertigen Musikevents der
besonderen Art für sinfonische Chor- und Orchestermusik zu begeistern. Nicht nur ein attraktives Programm mit bekannten Melodien
z.B. aus der Kinowelt, sondern vor allem auch
eine besondere Multimediashow durch Bildanimationen und Lichttechnik kombiniert mit einer professionellen schauspielerischen Moderation lassen den Konzertbesucher noch mehr in
die „fantastische Welt der Musik“ eintauchen.
Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie ein
Event des Young Classic Sound Orchestra. Wir
freuen uns auf Sie!
www.ycs-orchestra.de
Lahnor Adjei
Eigentlich könnten die Welten, aus denen beide stammen, unterschiedlicher
kaum sein: Lahnor Adjei ist Dirigent
Gründer des „Young Classic Sound
Orchestra“, mit dem er seit 2004 Filmmusik auf deutschen Konzertbühnen
aufführt. Helge Borgarts ist Produzent
von Computerspielen und komponiert
auch deren Musik. Gemeinsam machen
sie aus Musik von Spielen Bühnenstücke – die sie in Zukunft nicht nur selber
aufführen wollen: Derzeit sind beide auf
der Suche nach Kooperationspartnern:
Kulturorchester sollen die von ihnen arrangierten Stücke im deutschsprachigen
Raum weiter verbreiten.
Lahnor Adjei studierte Musik in den Fächern
Horn und Dirigieren an der Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim. Er dirigierte
Orchester, wie u.a. die Nürnberger Symphoniker und das Kurpfälzische Kammerorchester
Mannheim und war Preisträger des „Dirigentenpodium Baden-Württemberg“. Gastspiele
als Dirigent und Hornist führten ihn u.a. nach
Japan, England, Frankreich, Spanien, Italien,
Griechenland, Ghana und in die Türkei. Von
2002 bis 2004 war Lahnor Adjei Generalmusikdirektor am National Theatre of Ghana und
Chefdirigent des National Symphony Orchestra Ghana. 2004 gründete er das Young Classic
Sound Orchestra, um sich vorwiegend einer
Musik zu widmen, die sich außerhalb des konventionellen klassischen Konzertprogramms
befindet. Dabei entwickelte er für sein Orchester die Konzertreihe Young Classic Nights, eine
Reihe, die besonders auf ein junges Publikum
mit den Schwerpunkten Film-, Videospieleund Crossover-Musik gerichtet ist. Von 2012
bis 2013 war er Dirigent des Sinfonieorchesters
der Sommerakademie Geislingen Seit 2012 ist
er Leiter der städtischen Musikschule Schwäbisch-Hall und gründete dort die Junge Philharmonie Schwäbisch Hall. Als Dirigent und
Hornist konzertiert Lahnor Adjei regelmäßig
mit den Ensembles Blech10 und BrassSound
Quintett Mannheim.
www.lahnor-adjei.de
Helge Borgarts
ist ein deutscher Komponist und Produzent. Er
startete seine Laufbahn bei Blue Blue Software,
dem Publisher und Entwickler so erfolgreicher
Videospiele wie „Die Siedler“, „Battle Isle“ oder
„Extreme Assault“. In der Folge, baute er neben
seiner Tätigkeit als Musiker als Geschäftsführer der sysis interactive simulations Germany,
eines der ersten deutschen Unternehmen auf
das Onlinespiele und intelligente Plattformen
entwickelte. Von 2006 bis 2013 war er CEO der
phenomedia publishing gmbh Deutschlands
wohl bekanntestem Entwickler und Publisher
von Gelegenheitsspielen, bekannt geworden
durch die Marke „Moorhuhn“. In dieser Zeit
leitete er die Produktion von über 25 Spielen
für alle relevanten Plattformen, etablierte die
erste Handelsmarke für Gelegenheitsspiele in
Deutschland und organisierte einen weltweites
Vertriebsnetzwerk.
Seit 2013 arbeitet er als freiberuflicher Komponist, Produzent und Berater. Seit 2011 ist Helge
für den Bereich Games Musik des renommierten Film- und Medienmusik Festivals Soundtrack_Cologne verantwortlich. Er war Sprecher
auf Veranstaltungen wie dem Transatlantyk
2013 - Poznan International Film and Music
Festival und produziert Live Video Musik Konzerte, z.B. mit dem Young Classic Sound Orchestra in Karlsruhe.
www.borgarts.de
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Fotos © Cineastic Gondolas
Cineastic Gondolas
Himmel und Hölle
Am Samstag, den 13. Dezember 2014, verwandelt das internationale Kunstfestival die
Wintersportregion Lech Zürs am Arlberg zum
vierten Mal in einen exklusiven Hotspot für
Kulturbegeisterte.
Das Festival Cineastic Gondolas steht für den
wohl schönsten und atemberaubendsten Start
in die Winter- und Ski-Saison. Sein Name ist
Programm: für einen Tag im Dezember werden die vier Gondeln der Rüfikopfbahn in
Lech am Arlberg zu schwebenden Kinos und
Discos umfunktioniert sowie die Stationsgebäude und umliegenden Berggipfel mit Kunst
und Musik bespielt.
Mit ihrer vierten Auflage beweisen die Festivalorganisatoren, dass aller guten Dinge eben
nicht drei sind. Ganz im Gegenteil: nach einem Jahr Pause ist Dr. Christof Murr, kunstaffiner Bergdoktor und Erfinder des Festivals,
mit neuer Leidenschaft als künstlerischer Leiter zurückgekehrt. Zusammen mit dem Lichtdesigner und technischen Leiter Udo Kapeller
sowie der Projektleiterin Andrea M. Junker
bildet er wieder jenes Kernteam, das die Cineastic Gondolas 2011 ins Leben gerufen hat.
Mit dem diesjährigen Festivalthema >Himmel
und Hölle< verleiht Murr auch dem Kontext
des Settings – Kunst zwischen Gipfel und Abgrund, zwischen Aufstieg und Fall – eine ganz
neue Imposanz.
Achtung: Outdoorevent - feste Schuhe & warme
Kleidung erforderlich!
www.cineasticgondolas.at.
Kurz-Info
Cineastic Gondolas 2014
WAS?
Das einzigartige Kurzfilmfestival Cineastic Gondolas
mit kuratierten AnimationsKurzfilmen im Gondelkino,
Kunst, Raum- & Klanginstallationen, Performances, DJs
& Live Musik zwischen 1344
und 2350 m Höhe!
WANN?
Sa, 13. Dezember 2014
(21- 3h)
WO?
Rüfikopfbahn / A - 6764 Lech
am Arlberg
SIDE EVENTS
Freitag 12. Dezember 2014
18 Uhr CG Ausstellungseröffnung / Hotel Berghof, Lech
22 Uhr CG Warm-Up Party
mit internat. DJ Line UP /
Club Vernissage, Zürs
Samstag 13. (bzw. Sonntag
14.) Dezember 2014
ab 2 h After-Show Parties im
K.Club und der Archiv Bar
in Lech
TICKETS
Ab 06. Oktober gelangen
350 limitierte Tickets über
Ö-Ticket, CTS Eventim,
Ticketmaster & Ländle Ticket
an alle bekannten Vorverkaufsstellen in D-A-CH.
Vorverkauf EUR 26 (& Gebühren), Abendkasse EUR 34
HOTELPACKAGES MIT
TICKETS
für das ganze Eventweekend
bei allen teilnehmenden
Hotels in Lech Zürs & direkt
bei den Lech Zürser Tourismusbüros oder Online über
die teilnehmenden Hotels
erhältlich.
www.lech-zuers.at
sChau
glaube liebe hoffnung
Ödön von Horváth
Regie: Andreas Kriegenburg
Premiere 20. September 2014
Die bleChtrommel
Günter Grass
Regie: Konstantin Bogomolov
Premiere 10. Oktober 2014
frankfurt
Rainald Grebe
Regie: Rainald Grebe
ur a uf f ührung 1. November 2014
enDstation sehnsuCht
Tennessee Williams
Regie: Kay Voges
Premiere 6. Dezember 2014
sPielhaus
Dämonen
Fjodor Dostojewski
Regie: Sebastian Hartmann
Premiere Januar 2015
Dantons toD
Georg Büchner
Regie: Ulrich Rasche
Premiere März 2015
maCbeth
William Shakespeare
Regie: Dave St-Pierre
Premiere April 2015
D e r a u f h a lt s a me a uf s t ie g
D e s a r t u ro ui
Bertolt Brecht
Regie: Samuel Weiss
Premiere 19. September 2014
s e iD ne t t z u mr. s l o a ne
Joe Orton
Regie: Jürgen Kruse
Premiere 17. Oktober 2014
liquiDation
Imre Kertész
Regie: Stephanie Mohr
De u t sc hsp r a c hige e rs ta uf f ührung
14. November 2014
Was ihr Wollt
William Shakespeare
Regie: Jorinde Dröse
Premiere Juni 2015
K AMMER
spiele
C on ta ine r Pa ri s
David Gieselmann
Regie: Christian Brey
ur a uf f ührung 19. Dezember 2014
Das sPiel ist aus
Jean-Paul Sartre
Regie: Alexander Eisenach
Premiere Februar 2015
amerika
Franz Kafka
Regie: Philipp Preuss
Premiere April 2015
Die WieDervereinigung
Der beiDen koreas
Joël Pommerat
Regie: Oliver Reese
De u t sc he e rs ta uf f ührung
Mai 2015
spielzeit 14 / 15
PREMIEREN
W W W.S C H AU S P IE L F R A N K F U R T.D E
K A RTENTELEFON 069.2 12.49.49.4
Andere SPIEL orte
your lover forever
Verschiedene Autorinnen
Regie: Lily Sykes
ur a uf f ührung August 2014
Premiere 21. September 2014
Ein Adorno-Projekt von
Christian Franke ur a uf f ührung
BOX
Die Premieren Des regiestuDio
AZ_286x436_Spielzeit14-15.indd 1
Text, Regie, Choreografie:
Falk Richter
ur a uf f ührung Februar 2015
Bocken
heimer
Depot
suCht
SP IE L
Projekt von Leonie Kubigsteltig
Premiere 28. September 2014
Box
Peter Pan
James Matthew Barrie
Regie: Michael Schweighöfer
Premiere 15. November 2014
Schauspielhaus
anne
Projekt zu Anne Frank von
Martina Droste
Premiere Januar 2015
Kammerspiele
naChtasyl
Maxim Gorki
Regie: Johanna Wehner
Premiere Februar 2015
Bockenheimer Depot
freiraum
Projekt von Martina Droste und
Chris Weinheimer
Premiere Juni 2015
Bockenheimer Depot
Foto Till Janz & Hendrik Schröder
Wut unD geDanke
theaterProjekt
m i t m u s ik e rn , sc h A u s p ie l e rn
un d tä n z e rn
Junges
sC h a u
09.09.14 17:47
ME SSE
BREMEN
2015
23—26 APRIL
Showcase-Festival mit 40 Acts \ French Night \ german jazz Expo \
Overseas Night \ European Jazz Meeting \ konferenz
Kulturfestival ›Accents français‹ 9–26 April: u. a. Galakonzert 24 April 2015 \
jazzahead! clubnight 25 April 2015 – 1 Nacht, 30 Clubs, 1 Ticket
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Tickets & Registrierung ➜ www.jazzahead.de
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