JAZZ | NEUE MUSIK BILLIE | arttourist.com 2|2014 Joo Kraus JOO KRAUS, Jazz Trompeter aus Ulm, ist aus der deutschen Musikgeschichte der letzten beiden Jahrzehnte nicht wegzudenken. Seit mehr als 30 Jahren ist er Teil meiner musikalischen Leidenschaft. Wir treffen uns im legendären Ulmer Jazzkeller Sauschdall, der 1963 von Studenten der Ingenieurschule (heute: Hochschule Ulm) gegründet wurde, in der Jazzgrößen wie die Dutch Swing College Band, Traditional Jazz Studio Prag, Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner, John McLaughlin, Manfred Schoof, Joe Viera, die Indonesian All Stars, die Dave Pike Set, mit Volker Kriegel, Champion Jack Dupree, Jean-Luc Ponty und Dollar Brand und viele andere mehr gastierten. Der Sauschdall ist für viele Ulmer der Eintritt in den Jazzhimmel gewesen, so auch für Joo Kraus und mich. Joo Kraus ist mir früh begegnet und doch haben wir uns erst 2012 im Rahmen des fünften RheinfallFestival in Schaffhausen persönlich kennen gelernt. Als Künstlerischer Leiter habe ich ihn für ein Konzert mit der wunderbaren Simone Kermes und dem Orchester Les Passion de l‘ Ame gewonnen, ein erstmaliges und leider bis heute einmaliges Zusammentreffen von zwei Ausnahmemusikern und ungewöhnlichen Menschen. Joo Kraus, wie Simone Kermes ließen sich auf dieses musikalische Experiment ein, dass zu einem unvergesslichen Konzerterlebnis wurde und bis heute Gänsehaut auslöst. Joo ist gut gelaunt, entspannt nimmt er Platz, genießt die spezielle Atmosphäre in den alt ehrwürdigen Gemäuern, >> ich war schon so lange nicht mehr hier<<. Er kommt gerade aus Paris, wo er mit Omar Sosa ein Konzert im Rahmen des Jazz à la Vilette Festival gespielt hat, das von Arte live übertragen wurde. Mit Omar Sosa hat er gerade eine neue CD aufgenommen, mit ihm ist er viel und in wechselnden Formationen unterwegs. Wir unterhalten uns über Funk Unlimited, wo ich ihn musikalisch für mich entdeckt und lieben gelernt habe, über die Zeit mit Kraan, den Erfolg mit Tab Two, die schwere Zeit nach der Trennung von Helmut Hattler und dem Ende des Erfolgprojektes, über das Scheitern, neue Inspiration und die wirklich wichtigen Dinge im Leben, den Rückzug in die Familie, die Sehnsucht Zeit zu haben und Projekten, neuen Ideen nachzuhängen. 34 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Fotos © Chris Marquardt Wir trafen Joo Kraus zum Gespräch Du kommst gerade aus Paris von Jazz à la Villette, wo Du mit Omar Sosa & The Afric-Lectric Experience aufgetreten bist. Wie war’s? Das war ein klasse Festival – 2.000 begeisterte Menschen, die uns Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben: Das allein ist echt ein Geschenk! Wir haben nur 50 Minuten Spielzeit gehabt... das ist für diese Band eigentlich zu wenig. Bei soviel Energie die wir da aufbauen. Bei so vielen Klasse Solisten in der Band. Nach uns spielte dann James Carter sein Giant Steps Programm: Da wusste ich wieder, dass ich kein „JAZZER“ sein möchte. Mann, dieses Gefuddel kann echt nerven. Ich habe das Konzert live auf ARTE concert gehört. Was hat diese Übertragung, die Nutzung des live stream, eine medienweite Übertragung für eine Bedeutung für Dich? Heute und in Zukunft? Oh... was hat das für eine Bedeutung? Auf der einen Seite verlieren Livemitschnitte natürlich an Bedeutung, weil ja mittlerweile fast jedes Konzert mitgeschnitten wird: Jeder hat eine GoPro, eine Canon EOS oder was auch immer und stellt dann recht passable Mitschnitte ins Netz. Man hat alles, immer, für quasi nix. Früher dachte man noch: Achtung – heute schneidet der NDR etc. mit – keine Fehler machen! Heute ist quasi jeder Ton den Du spielst im Netz noch mal zu hören: Schon komisch. Aber: ARTE hat sich ein so hohes Qualitätslevel behalten, dass DIESER Mitschnitt eben doch eine Bedeutung hat: „das hat Qualität, das hat einen Wert..“ Wie bist Du zur Trompete gekommen? Wann hast Du begonnen und gab es Vorbilder, Helden? Also: Ich wollte immer Schlagzeuger werden! Meine Eltern meinten: Lern’ doch erstmal ein „Melodieinstrument“. Dann dachte ich: ok, Posaune! Dazu war mein Arm mit 9 aber noch zu kurz. Dann hieß es: Dann lern doch mal Trompete! Danach kannst Du ja umsatteln auf Posaune. So war das, mit Neun. So unrühmlich. Hauptsache war aber: Musikmachen. Zu meiner Konfirmation hab ich mir dann aber ein Schlagzeug gekauft! Seit dem hatte ich immer eines. Und Congas und einen Haufen Perkussions... Vorbilder gab’s auch: Das waren Freddie Hubbard, Tom Browne, Nat Adderly. Später auch (viel später ) Miles Davis. Letzte Woche erst hab’ ich die in meiner kleinen Radioshow MUSIKFREIZEIT vorgestellt! Ich habe Dich bei und mit Funk Unlimited, Deiner ersten Band, kennengelernt. Das ist mehr als 30 Jahre her. Was sind die Meilensteine, die wegweisenden Momente in Deiner Musikerkarriere von damals Petrusplatz Neu-Ulm bis heute Paris, Istanbul, London, New York, Tokio. Tja, die Meilensteine und wichtigen Momente standen bei mir oft eben NICHT an den „tollen“ Plätzen... Ich erinnere mich an die ersten Bigband Proben mit der Ulmer Jazz Bigband. Da fühlte ich: BOW was ist das denn? Oder eben meine erste Jazzrock Band „Kangaroo“. Vielleicht auch mal ne Trompetenstunde bei Benny Bailey. Nach TAB TWO war ein musikalisch energetisches Highlight dann auch eine Session in Stuttgart in Roger’s Kiste. Und auch mein erstes „Solo Album“ mit der SWR Bigband Public Jazz Lounge. Konzerte mit Omar Sosa sind oft Highlights! Und auf jeden Fall die Konzerte und Alben mit meinen Freunden! Ralf Schmid, Veit Hübner und Torsten Krill! Aber auch meine Arbeit/ Workshops mit Schüler Bigbands: Da passiert so viel, das glaubt man nicht! Ende der 90er Jahre, gerade zu einer Zeit wo die ersten Zeitungen über Dich als den jungen Miles Davis schrieben, hattest Du einen »musikalischen Burnout«. Wie hat sich dieser bemerkbar gemacht und wie hast Du diese schwierige Krise gemeistert? Also als jungen Miles Davis haben die ja schon 1992 geschrieben nach dem TAB TWO Album Space Case. Mit Tab TWO haben wir dann bis Ende der 90er ca. 800 Konzerte gespielt. Und das in einer fast inzestuösen 2er Beziehung, der Hellmut Hattler und ich. Das waren für Körper und Geist auf die Dauer ungünstige Bedingungen. Und dann ging es schlagartig bergab mit meiner Gesundheit. Der körperlichen und emotionalen. Wenn man das nicht erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen wie das ist! Jetzt ist es ja nix neues mehr. Und mit Burnout hat man auch eine „hip-klingende“ Diagnose. Gar nicht verkehrt. Die Krise habe ich nach und nach gemeistert... das hat Zeit gebraucht. Und Veränderung! BILLIE | arttourist.com 2|2014 Tab Two haben wir aufgelöst. Ich habe wieder Trompetenunterricht genommen. Meinen Kopf aufgemacht und soviel neues entdeckt: Meine Frau. Neue Musik. Urlaub. Vor allem habe ich einen HAUFEN veraltete und beknackte Überzeugungen in mir entdeckt. Das ist wohl das mühsamste, die zu entdecken und durch andere zu ersetzen. Du spielst immer wieder in neuen und wechselnden Formationen und Projekten. Worin besteht der Reiz, wie kommt es dazu und wie wichtig ist dies für die eigene musikalische Entwicklung? Das war sicherlich nach dem TAB TWO Bruch extrem wichtig! Ach, und mir gefällt ja soooo vieles: brasilianische Musik, Barbra Streisand, Funk, Deephouse und und und … Ich bin da halt ein Hans Dampf. Der Reiz ist, dass mich’s reizt! Und ich versuche, z.B. auch zusammen mit Omar Sosa all die Farben und Geschmäcker in den musikalischen Topf zu werfen. Zurzeit bist Du mit Omar Sosa als Omar Sosa & Joo Kraus Duo unterwegs. Erzähl uns von dem spannenden Projekt? Das haben wir ja schon lange in unserem Kopf: Wir sind beide klassisch ausgebildet. Und haben gemeinsame Lieblingsbands wie Earth Wind and Fire und v.a. Und – das ist das faszinierende – wir haben total verschieden Wurzeln!!! Europäisch und Afro- kubanisch. Sind aber eben gleich alt und deswegen tragen unsere musikalischen „Stammbäume“ halt auch viele gleiche Früchte. Und das coole ist: Mit Omar geh ich auf die Bühne und alles kann passieren! Ich habe neulich angefangen wie ein Muezzin durch die Trompete zu singen... das aber über einen Housebeat. Spielwiese ist das! Herzstücke ist ein weiteres Projekt und Format von Dir. Was hat es damit auf sich? Ich bin ständig mit so tollen Leuten auf der Bühne und im Studio. Und wie ein kleines Kind seinen Eltern davon begeistert erzählt, so hatte ich das Bedürfnis, meinen Ulmer Bekannten und Interessierten das zu zeigen. Und so dachte ich mir: Mensch, wenn’s zeitlich passt, dann lade ich die Musiker noch Jazz | Neue Musik | 35 nach unserem Gig nach Ulm und Laupheim ein. In kleine Venues, ins Wohnzimmer sozusagen. Und das ist so schön jedes Mal. Musiker und Zuhörer schätzen das so! Da wird auch geplaudert und ausprobiert. Und das funktioniert alles ohne Kultur Zuschuss! Für mich ein magischer Moment. Das Abschlusskonzert vom Rheinfallfestival am 1. Juli 2012 in der Kirche St. Johann. Die Echo Preisträgerin Simone Kermes trifft auf den Echo Jazz Preisträger Joo Kraus. Ihr habt Euch am Mittag vor dem Konzert kennengelernt und saßt für 1 Stunde zusammen, habt gesprochen, abgestimmt und geprobt. Und dann dieses wahnsinnige Konzert, diese Intensität an Zusammenspielt, als würdet ihr schon seit Jahren befreundet und auf Tour sein. Wie ist sowas möglich? Stimmt, das war magisch! Jeder von uns beiden kommt aus völlig unterschiedlichen Musikwelten. Und dann zum ersten Mal zusammen spielen... was geht da ab? Man hat die Ohren und das Herz EXTREM weit offen an so einem Abend, niemand weiß wohin der Weg führt. Man selber käme gar nicht auf die Idee einer solchen Kooperation! Gottseidank gibt es Veranstalter, die visionär genug für so was sind! Und dann, was am wichtigsten ist: Simone Kermes und ich, wir beide hören wohl alle Arten Musik und sind keine verkrusteten Puristen. Keiner von uns sagt: Das ist bessere Musik, das ist wertiger, das ist U, das ist E... Würdest Du nochmals mit Simone Kermes ein Konzert machen? Und wenn Ja, welches Programm würdest Du Ihr vorschlagen und mit welcher Formation? Ach, ich hätte natürlich einen Haufen Ideen für ein Programm mit Simone: Michel Legrand Songs? Pop Stücke in akustik-Besetzung? Barbra Streisand? Ein „Liederabend“ mit akustischem Jazz Quartett – Schumann, Schubert, Strauss? Welche musikalischen Projekte, Träume hat Joo Kraus für die Zukunft? Im nächsten Jahr kommt mein neues richtiges SOLOALBUM, da bin ich grade dran! Außerdem ein Live Album mit der SWR Big- Auf ein Wort Simone Kermes Jazzfestivals Aachenkirch (A) Achensee-Jazzfestival im DAS KRONTHALER Wie haben Sie die Begegnung, das Zusammenspiel mit Joo Kraus damals erlebt? Wir haben uns sofort verstanden. Proben brauchen wir eigentlich nicht, haben den gleichen Geschmack beim musizieren. Könnten Sie sich vorstellen einmal einen ganzen Konzertabend mit Joo Kraus, die Begegnung von Klassik und Jazz, zu bestreiten? Wenn Ja welches Programm in welcher Konstellation würde auf dem Programm stehen? Ja klar, leider habe ich ihn seit dem nicht mehr gesehen. Ich denke im Programm sollten total neu komponierte Stücke sein. Vielleicht 2-3 Klassiker von Weill, Gershwin, Bernstein?? www.simone-kermes.de band. Ich möchte gerne ein Album machen, auf dem ich alles selber spiele. Es wird auch ein Album und hoffentlich viele Konzerte mit Omar und mir geben. Und ich würde sehr gerne mal ein Solo Programm mit Orchester machen: Das ist schon lang in meinem Kopf! Meine Tochter Emma (9 Jahre) spielt seit einem Jahr leidenschaftlich Trompete. Was kannst Du ihr mit auf den Weg geben? Ach wie schön – vor allem: Leidenschaft! So muss es sein. Wenn’s zwischendurch mal nervt, trotzdem nicht aufgeben! Dann muss man sich auf’s nächste Vorspiel oder die nächste Probe freuen! Trompete ist allerdings auch ein doofes Instrument: Man muss es eigentlich jeden Tag üben... und ich geh’ jetzt mal los. Üben. Musik und Kunst dürfen im Leben nicht fehlen. Mit dieser Gesinnung startete Günther Hlebaina, Inhaber des ****S Hotels DAS KRONTHALER bereits zur Eröffnungssaison mit dem 1. Achensee-Jazzfestival. Initialzündung für die Wiederaufnahme 2014 gab Sängerin Stefanie Boltz, die das Festival nun leitet. Nächster Termin ist vom 21.-23.11.14 mit Schwerpunkt ‚GLM Allstars’. 2015 erwarten den Alpen- und Jazzliebhaber drei Konzertwochenenden: im Frühjahr ‚BerlinJazz’, im Sommer ‚AlpenJazz’ und im Herbst ‚NorthernJazz’. 21. – 23.11.2014 | Aachenkirch – Aachensee (A) www.daskronthaler.com Basel (CH) BALOISE SESSION Wenn Weltstars wie Eric Clapton, Rod Stewart, Zucchero oder P!nk nach Basel kommen, dann findet vermutlich gerade die BALOISE © Baloise Session SESSION statt. Seit 1986 treten jeden Herbst internationale Topstars und vielversprechende Newcomer am beliebten Schweizer Boutique-Musikfestival auf und sorgen für unvergessliche Konzerterlebnisse. Die Zuschauer sitzen in gediegenem Ambiente mit Clubtischen und Kerzenlicht nur wenige Meter von den Musikern entfernt. Mit Pop, Rock, Singer-Songwriter, Soul, Funk, Blues, Jazz und World Music hat das vielfältige Programm für jeden Musikgeschmack etwas zu bieten. Der Musikevent findet jährlich in der von Herzog & de Meuron konzipierten Event Halle der Messe Basel statt. 24.10. – 11.11.2014 | 23.10. – 12.11.2015 | Basel | Messe Basel www.baloisesession.ch Berlin Jazzfest Berlin Das Jazzfest Berlin feiert fünfzigjähriges Jubiläum, blickt nach vorn und zugleich auch zurück auf gut einhundert Jahre Jazzgeschichte. „Nichts ist intensiv genug, es sei denn vielleicht, es ist Jazz.“ Dieser Satz von Jean Cocteau, einem der vielseitigsten Künstler des 20. Jahrhunderts, formuliert eine Herausforderung © Jason Moran Fats Waller an den Jazz, seine Lebenskraft auch und Dance Party © John_Rogers erst recht in Zeiten digitalen Umbruchs zu beweisen.Zu den zentralen Themen des diesjährigen Festivaljahrgangs zählt die Kontinuität des Jazz im Wechselspiel von Tradition und Avantgarde. Unmittelbar damit verbunden, geht es um Jazz und die Dimension der Freiheit – musikalisch, historisch und aktuell. 5. – 8.11.2015 | Berlin | www.berlinerfestspiele.de Berlin Jazz Units 2014 Termine 8.11.2014 | Bayreuth Jazz November | Joo Kraus & Tales in Tones Trio 14.11.2014 | Radio Free FM, Live Stream 19-20h CET Joo Kraus' Musikfreizeit 14.11.2014 | Augsburg | Augustana Saal Joo Kraus & Tales in Tones Trio 27.11.2014 | Bremen | Radio Bremen (Sendesaal) Marialy Pacheco Trio feat. Joo Kraus 28.11.2014 | Köln | Altes Pfandhaus Marialy Pacheco Trio feat. Joo Kraus 5.12.2014 | Tallin, Estland | Bossarenova Trio 6.12.2014 | Frankfurt lAlte Oper | Bossarenova Trio 12.12.2014 | Radio Free FM, Live Stream 19-20h CET Kraus' Musikfreizeit 12.12.2014 | Biberach | Jazzkeller Marialy Pacheco & Joo Kraus 20.12.2014 | Karlsruhe | Tollhaus Joo Kraus 23.12.2014 | Ulm | Pauluskirche | Joo Kraus 6.2.2015 | Alsdorf | Energeticon Marialy Pacheco & Joo Kraus 25.2.2015 | Darmstadt | Central Station Marialy Pacheco & Joo Kraus 28.2.2015 | Düsseldorf | Spot o Jazz Festival Marialy Pacheco & Joo Kraus Joo Kraus Joo Kraus ist aus der deutschen Musikgeschichte der letzten beiden Jahrzehnte nicht wegzudenken. Einen exzellenten Namen konnte sich der Musiker mit dem Jazz-Award-prämierten Hip-Jazz Projekt Tab Two machen. Ausgestattet mit einer virtuellen Band war das Duo in den 90ern auf nahezu allen Festivals im In- und Ausland zu hören und erspielte sich in Europa, Amerika und Asien einebeachtliche Fanbase. Ohne Tab Two würde dem Acid-Jazz, aber auch dem späteren Hip Hop und Drum’n’Bass eine gewaltige Dimension fehlen. Nach der Auflösung von Tab Two machte sich Joo Kraus schnell einen eigenständigen Namen als Spitzentrompeter und Kompositeur. Die Liste derer, die sich schon mit seinen Solis schmückten und Joos Kompositionen für eigene Projekte schätzen lernten, verdeutlicht die Vielfältigkeit seiner Musikalität: Omar Sosa, BAP, Nana Mouskouri, Tina Turner, Xavier Naidoo, Pee Wee Ellis, Mezzoforte u.v.m.Joo Kraus veröffentlichte kürzlich sein mittlerweile fünftes Soloalbum »Painting Pop«. Dafür erhielt JOO KRAUS den EchoJazz als bester Trompeter. Die Jazz Units haben im Verlauf ihres langjährigen Bestehens viele Veränderungen erlebt und sind seit Anbeginn Spiegel und Aus© haage_schaefer_02_©joergsteinmetz.co hängeschild des kreativen und lebendigen, jazzmusikalischen Geschehens in Berlin. Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Posaunist Iven Hausmann diese alljährlich stattfindende Konzertreihe, welche nicht nur die Vielseitigkeit der Berliner Szene abbildet sondern durch die Verknüpfung verschiedener Bands und Musiker auch selbst Neues initiiert hat. 11 Bands geben an fünf Abenden einen Einblick in die kontrastreiche Bandbreite des Jazz aus der Hauptstadt: Jazz als gemeinsame Sprache der unterschiedlichen Wahrnehmungen unseres Seins. 24.11. – 6.12.2014 | Berlin | Grüner Salon der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz | www.berlinjazz.de Berlin XJAZZ 2015 Das XJAZZ Debüt in 2014 sorgte für ausverkaufte Konzerte und prallgefüllte Clubs Am Wochenende vom 8. - 10.Mai 2014 ging die erste Ausgabe des XJAZZ Festivals in Berlin über die Bühne. Und soviel steht schon fest: Das XJAZZ Festival wird eine neue 36 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Institution in der Stadt. 48 Bands in 5 Clubs und einer Kirche, fast 10.000 Zuschauer, viele Konzerte fast bis ganz ausverkauft, ein magisches Festivalflair und begeisterte Reaktionen beim Publikum. 7. – 10.5.2015 | Berlin | www.xjazz.net Copenhagen (DK) Copenhagen Jazz Festival Jedes Jahr im Sommer dreht sich 10 Tage lang alles um den Jazz in Kopenhagen. Mehr als 1.200 Konzerte präsentieren alle Formen und Spielarten des Jazz. Gegrün© Copenhagen Jazz Festival det 1979 gehört es heute zu den führenden europäischen Jazzfestivals und ist einer der wichtigsten Musikevents überhaupt. Hier werden Trends gesetzt, sowohl in dänischen wie im internationalen Jazz. 3. – 7.7.2014 | Copenhagen | www.jazz.dk Cully (CH) Internationales Jazzfestival Bingen swingt Der Jazz hat viele Gesichter „Nach 19 Jahren Bingen swingt liegt die Messlatte zur Jubiläumsausgabe im nächsten Sommer sehr hoch“, so die Projektleiterin Patricia Neher. „Das Ziel ist, mit einem abwechslungsreichen Programm Jung und Alt, Musikkenner und -liebhaber von dem Genre Jazz mit seinen vielen, vielen Gesichtern zu überzeugen.“ Dass ein solches Vorhaben funktioniert, hat Bingen swingt in den letzten, nahezu zwei Jahrzehnten gezeigt. Über drei Tage wird jeweils am letzten Juni-Wochenende auf acht Bühnen in der Altstadt geswingt, gegroovt, gejammt und gescattet, gefunkt, improvisiert und melodisiert. Ob auf der Burg Klopp oder zu deren Füßen, ob auf der Hauptbühne am Rhein oder direkt auf dem Speisemarkt, die über 30 geladenen Bands wandeln das malerische Städtchen am Tor zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal alljährlich in ein Elysium für diejenigen, die auf den Spuren guter Musik und geselliger Atmosphäre durch die Stadt schlendern. Wer Bingen swingt besucht, kommt nicht nur, um die großen Stars zu sehen. Es sind die unterschiedlichsten musikalischen Ingredienzien, die Bingen swingt so besonders machen. Das Programm der letzten Jahre beeindruckt durch große Stars der Szene, Sternchen, die heute zu Institutionen des Jazz gehören ebenso wie durch vielversprechende Neuentdeckungen. Viele Besucher lassen sich treiben, um auch überraschende musikalische Genüsse zu erkunden, andere wiederum nehmen den Ablaufplan ganz genau und eilen von Bühne zu Bühne, um ihre Auserwählten aus nächster Nähe zu hören und zu sehen. In knapp 20 Jahren ist die Liste der Bands schier unendlich geworden. Hier stehen Namen, wie Scott Hamilton, Peter Brötzmann, Charly Mariano, Benny Golson, Charly Antolini und Klaus Doldinger neben Anke Helfrich, Erika Stucky, Klaus Heidenreich, Sebastian Sternal, Nils Landgren und Tony Lakatos und auch ein Manfred Krug, Bill Ramsey sowie Git- te Henning waren bereits zu Gast in Bingen. Und wer nicht gleich weiter muss, um seinen Tourplan zu erfüllen, bleibt auch gern, um den allabendlichen Jamsessions beizuwohnen, selber auf musikalische Entdeckungstour zu gehen, rege an den Jazzgesprächen teilzunehmen oder als Überraschungsgast bei anderen Formationen vorbeizuschauen. Denn auch das macht Bingen swingt aus: Es ist ein geselliges Festival, bei dem nicht nur die Zuschauer mit einem Glas des vorzüglichen lokalen Weins beisammen stehen oder kulinarische Köstlichkeiten naschen, sondern auch Musiker, Manager und Tour-Crew sich gern auch mal unter die Leute begeben. Schon wie zuhause fühlt sich Emil Mangelsdorff bei Bingen swingt. Als er 2003 seinen ersten Auftritt zusammen mit Jörg Reiter im Rahmen des Festivals antrat, konnte er nicht ahnen, dass Bingen swingt einen so bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen würde, dass der nun 88jährige schon bald zu einer festen Größe des Festivals wurde. Die Jubiläumsausgabe im nächsten Jahr, vom 26.-28. Juni, steht auf ein Neues unter dem Vorzeichen der besonderen Atmosphäre, der guten Musik, dem Austausch und Zusammensein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die ersten Bands sind gebucht. „Wir werden sicherlich nach 20 Jahren auch musikalisch ein Resümee ziehen“, nimmt Patricia Neher die Programmplanungen vorweg, „aber wichtig sind uns ebenso Ausblicke auf die nächsten 20 Jahre. Die Gesichter des Jazz sind so vielfältig, dass es uns nicht schwer fallen wird, auf unseren acht Bühnen in der Stadt auch in den nächsten Jahren einen abwechslungsreichen Querschnitt zu präsentieren. Da wird für jeden was dabei sein!“ Cully Jazz Festival Das intimste aller großen Jazzfestivals der Schweiz. Jeden Frühling verwandelt das Cully Jazz Festival das charmante Winzerdorf Cully während neun Tagen in eine © Cully Jazz Festival Hochburg der Jazz-Musik. Das Festival lockt jährlich über 45'000 Jazzfreunde an das Ufer des Genfer Sees, wo sie sich inmitten der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Region Lavaux von den größten Jazz-Musikern mitreißen lassen. 10. – 18.4.2015 | Cully (CH) | www.cullyjazz.ch Heidelberg Enjoy Jazz Enjoy Jazz ist aus der Festivallandschaft nicht mehr weg zu denken. Weltweit hat es sich als eines der wichtigsten Jazzfestivals etabliert. Es ist ein lebendiges Festival, das sich in erster Linie der Freude an großartigen Darbietungen und dem Musikgenuss ver- © Omar Sosa, Paolo Fresu, Trilok Gurtu, Enjoy pflichtet fühlt. Die Freude am Jazz ist das Motto des Festivals – zu genießen bedeutet ebenfalls, sich für die einzelnen Künstler Zeit zu nehmen, so dass Enjoy Jazz meist nur ein Konzert pro Abend und pro Stadt ausrichtet. Sechs bis sieben Wochen lang bietet das Festival hochkarätig besetzte, und äußerst vielseitige Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt auf Jazz, aber auch angrenzenden Genres wie Klassik, Pop, Rock, HipHop oder Elektro. An exklusiven Spielstätten in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen lädt Enjoy Jazz wie gewohnt zu einzigartigen Konzertmomenten sowie Masterclasses, Matineen, Symposien, Partys und weiteren spannenden Projekten ein. 2.10. – 15.11.2014 | Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen | www.enjoyjazz.de Perugia | Orvieto (I) Umbria Jazz Festival Das Umbria Jazz Festival lockt jedes Jahr mehr als 200.000 Besucher an. Alle Top Stars des Jazz, Rock, Weltmusik bis hin zu Salsa © Umbria Jazz Festival und afrikanischer Stammesmusik geben sich ein Stelldichein, beleben die Straßen der Stadt Perugia und begeistern ein internationales Publikum. Die ganze Stadt ist eine 24 Stunden große Jazzbühne und man kann der Musik nicht entziehen. Viele der Konzerte finden Open-Air statt, viele kostenfrei, aber auch in Theatern, historischen Palazzos, Museen bis hin zu Konzerten in Gärten, Bars und Restaurants. Neben den Konzerten finden Fotoausstellungen, Podiumsdiskussionen, Signierstunden und CD-Release-Events statt, wie Akrobaten, Gaukler und Straßenmusiker an jeder Ecke für eine einmalige Atmosphäre sorgen. Ein Muss für jeden Jazzliebhaber. 27.12.2014 – 1.1.2015 | Orvieto | Umbria Jazz Winter 10. – 19.7.2015 | Perugia | Umbria Jazz Ludwigsburg 20 Jahre Bingen swingt 26.6. – 28.6.2015 | Bingen | verschiedene Orte in der Stadt | www.bingen-swingt.de Kontakt Kulturbüro der Stadt Bingen Museumstraße 3 | 55411 Bingen am Rhein Tel.: 06721 184-355 www.bingen.de Geheimtipp Bauer Studios Dass die Ludwigsburger unkomplizierte und professionelle Aufnahmen machen, ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Profis wie Amateure schätzen die vertraute Atmosphäre, um ihre Kreativität voll zu entfalten. Auf dem legendären Steinway D Flügel spielten schon Größen wie Keith Jarrett und Michael Wollny. Die hervorragende Akustik der Bauer Studios und das Top-Equipment für HighRes-Aufnahmen sind unter Musikern sehr gefragt. BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 37 Pure Analog-Aufnahmen werden seit 2013 mit der Reihe „Studio Konzert“ produziert. www.bauerstudios.de Montreux (CH) Montreux Jazz Festival Das Montreux Jazz Festival wurde 1969 von Claude Nobs (1936 - 2013) gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem unumgänglichen Rendezvous für alle Musikfreunde aus der Schweiz und der ganzen Welt. Miles Davis, Ray Charles, David Bowie oder Prince: alle grossen Namen sind schon auf den verschiedenen Bühnen des Festivals aufgetreten. Geschichtlicher Grundstein des Events ist natürlich der Jazz. Aber sehr bald schon hatten auch andere Musikstile einen festen Platz im Programm der Veranstaltung. Was sie alle auszeichnet, ist ihre Neugierde und der Enthusiasmus, den sie den anderen entgegenbringen. 3. – 18.7.2015 | Montreux | www.montreuxjazz.com München Jazzfest München Die Internationale Jazzwoche Burghausen Eine Geschichte über die Liebe zum Jazz Wer hätte 1970 gedacht, dass aus dem ersten Event mit drei Konzerten, einem Film- und Vortragsabend eines der größten und renommiertesten Jazzfestivals Europas wird? Unzählige Konzerte von den internationalen Größen des Jazz bis zu nationalen und lokalen Talenten zieren das Archiv der Jazzwoche – eine imposante Liste, die sich sehen lassen kann. Was mit einer kleinen Gruppe an Akteuren um das Urgestein der Jazzpädagogik Joe Viera und Helmut Viertl begann, ist heute ein unermüdliches Freiwilligen-Team von über 60 Personen rund um den Veranstalter IG Jazz Burghausen e.V. zur Jazzwoche. Aber auch langjährige Partner und Sponsoren haben die Internationale Jazzwoche Burghausen zu dem gemacht, was sie heute ist: ein Ohren- und Augenschmaus für Musikliebhaber jeglicher Couleur und jeglichen Alters. Hier finden sich Teens ein, um Jamie Cullum zu feiern, eingefleischte Jazzfans, für die es auch mal ein bisschen schräger sein darf, lauschen andächtig den Kompositionen eines John Hollenbeck oder Nils Petter Molvaer, die Tanzwütigen treffen sich zum sprichwörtlichen „Funky Friday“ mit Trombone Shorty, Marcus Miller oder Larry Graham und die Geselligen und Feierfreudigen bevorzugen die Jazznight in den Lokalen der Altstadt – um nur einige wenige Ausschnitte aus dem umfangreichen Programm der letzten Jahre zu nennen. Besonders erwähnenswert sind die allnächtlichen LateNight-Treffs im berühmten „Wohnzimmer“ der IG Jazz Burghausen: Wenn die Hauptbühne der Wackerhalle geschlossen wird, finden sich die Nimmermüden im Jazzkeller des Mautnerschloss‘ zu den vielbesuchten Jamsessions der Artists in Residence ein. Hier toben sich die Teilnehmer der parallel zur Jazzwoche stattfindenden Jazz Master Classes und die Musiker der Hauptkonzerte oft bis tief in die Nacht musikalisch aus – einmalige Momente, die man nicht verpassen möchte. Bereits zur Tradition gehört die Eröffnung der Jazzwoche mit dem Finale des Europäischen Burghauser Jazzpreises. Fünf Bands, von einer namhaften Jury im Blindverfahren ausgewählt, wettstreiten im örtlichen Stadtsaal um ein Preisgeld von 10.000 EUR und das Auftaktkonzert am Folgetag in der Wackerhalle vor über 1.000 Zuschauern. Kein Wunder also, dass jedes Finale zu einem Jazz- Krimi wird, den der zum Bersten gefüllte Saal alljährlich mit Spannung verfolgt. Wie eine Art Klammer steht auch der letzte Tag des Festivals ganz im Zeichen des jungen Jazz. Vier vielversprechende Formationen sind eingeladen, vier Bands, die ihre eigenen Ansätze haben, die ihre eigene musikalische Sprache sehr genau zu artikulieren wissen. So finden sich am sonntäglichen Next Generation Tag auch immer die „Trüffelsucher“ des Jazz ein und lassen sich überraschen von einem vielfältigen Programm, das so manche Entdeckung zu bieten hat. Seit vielen Jahren ist die Geschichte Burghausens auch eine Liebesgeschichte: die Liebe zum Jazz. Hochrangige Stars, erstklassige Talente und vielversprechender Nachwuchs geben sich jährlich ein Stelldichein und markieren die Stadt auf der Landkarte des internationalen Jazzgeschehens. Von der Hommage an ihre Besucher und der tiefen Verbeugung vor den ganz Großen zeugt die „Street of Fame“. Zwischen Mautnerschloss und Rathaus werden Jazz-Legenden, wie Ella Fitzgerald, Albert Mangelsdorff, Oscar Peterson, Dexter Gordon, Dizzy Gillespie gewürdigt – mit in den Boden der Fußgängerzone eingelassenen Bronzeplatten, auf denen neben der Unterschrift auch das Datum ihres Konzertes in Burghausen verewigt ist. 40 Bronzeplatten gibt es bis dato (die letzte erhielt Cassandra Wilson im Jahr 2013) und im zweijährigen Turnus wird die Street of Fame erweitert. Internationale Jazzwoche Burghausen 17. – 22.3.2015 | Burghausen www.b-jazz.com Kontakt: IG Jazz Burghausen e.V. Kanzelmüllerstraße 94 D-84489 Burghausen Telefon: +49/(0)8677/916463-0 [email protected] zum 25. Mal zum Jazzfest einzuladen, erfüllt die Macher mit Stolz, da sie von einer Musikerinitiative zu einer kulturellen Münchner Institution geworden sind, mit wiedererkennbarem Profil und bemerkenswerter Historie. Jedes Programm verfolgte einen anderen Aspekt beim Blick auf die Münchner Szene © Jazzfest München und in 2015 freuen sie sich besonders auf einige „elder jazzmen“, deren Auftritt bei beim Jazzfest München durchaus eine Ehre ist, sind doch zwei sogar über 90 Jahre alt. Die Zusammenarbeit von jung und alt, von Weltstar und Jazzstudent, von JIM-Gründern und Newcomern, von old men & young women ist die Quelle der Inspiration die zeigt, daß (improvisierte) Musik keine Altersgrenzen kennt und immer neu entsteht. 6. – 8.11.2014 | 10. – 13.12.2015 | München | www.jazzfestmuenchen.de Moers moers festival Was 1972 als relativ kleines Open Air Festival im Innenhof des Moerser Schlosses begann hat sich schnell zu einem international beachteten Groß-Ereignis der aktuellen improvisierten Musik entwickelt. Das jeweils an Pfingsten stattfindende moers festival stand und steht für Risikobereitschaft und den Mut zu Neuem und ist damit Garant für musikalische 22. – 25.5.2015 | Moers | www.moers-festival.de Poysdorf (A) Poysdorf Jazz & Wine Summer Der Kulturhackler! Er ist bekannt wie das falsche Geld – von der Brünnerstraße bis New Orleans: Veranstalter, Musiker, Szenewirt und Wein-Koryphäe Erich Schreiber, der aus Prinzip immer auf mehreren Kirtagen gleichzeitig tanzt. Der Mann weiß aber dafür nur zu genau, was Stress bedeutet. Wie der Mister „Jazz & Wine“ in der relativ Hochkultur freien Zone Poysdorf vielfältige Projekte realisierte, ohne kommerzielle Kompromisse einzugehen und warum er sich im Vorjahr entschloss, die Organisation und die Abwicklung des sommerlichen Konzert- und © Poysdorf Jazz & Wine Summer Workshop-Reigens abzugeben. 13. – 18.7.2015 | Poysdorf (A) | www.jazzandwine.at Rotterdam North Sea Jazz Festival 10 Juli 2015 – 12 Juli 2015 North Sea Jazz ist weltweit bekannt als ein Festival, bei dem sich drei Tage lang die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Jazz treffen. Dank des abwechslungsreichen Programms ist hier für jeden Geschmack etwas dabei. Drei Tage mit Jazz, Blues, Soul, Funk, hip hop, r&b und vieles mehr. Mehr als 1000 Musiker treten in über 150 Konzerten auf drei Bühnen auf. © Hans Tak www.northseajazz.com 38 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Theaterstübchen Kassel Der JazzFrühling ist nur ein Grund diesen Ort als ein Kleinod des Jazz zu entdecken! Mitten in Deutschland mausert sich eine kleine, feine Location zum Jazz-Magneten für Künstler und Publikum - und dies alles initiierte Markus Knierim, Betreiber des Theaterstübchens und Macher des Kasseler JazzFrühlings sowie der BluesWochen. Seit fast zwei Jahrzehnten folgt Knierim seiner Passion, mit einem ambitionierten Jazz-, Blues- und Soulprogramm das Theaterstübchen zu einem der angesagten Clubs der Jazzszene zu machen. Mit großem Erfolg: jährlich über 200 Konzerte, zuzüglich etlicher anderer kultureller Veranstaltungen sprechen für sich. Nach einem umfangreichen Umbau inklusive technischer Ausrüstung 2012, ist das Theaterstübchen zu einem exponierten Platz auf der Landkarte des Jazz geworden. Die Stars der internationalen Jazzszene geben sich im Theaterstübchen die Klinke in die Hand aber auch auf die Förderung des Nachwuchses wird großen Wert gelegt. „Sie sind die Stars von Morgen“, so Markus Knierim, „die brauchen eine Bühne – meine Bühne!“, und integriert die jungen JazzerInnen als feste Instanz im Ganzjahresprogramm des Theaterstübchens. Vier klassische Oldtimer als Shuttle-Flotte des Theaterstübchens Überhaupt der Service! Wo sonst übernimmt der Chef persönlich den ShuttleService mit einem seiner extravaganten Automobile? Es sind Schätze aus den 60erJahren, die untrennbar mit Markus Knie- Der Schweizerhof in St.Moritz Partnerhotel des Festival da Jazz St. Moritz Das viersterne Hotel in den Engadiner Bergen, das seit seinem Beginn traditionelle Gastfreundschaft und anspruchsvollen Individualismus zu einem besonderen Erlebnis vereint. Deshalb sind sie auch seit der ersten Stunde als Partner an der Seite des Festival da Jazz und bieten mit den St. Moritz Sessions jedes Jahr Künstlern © Schweizerhof die Möglichkeit, als Artists in Residence im Schweizerhof zu leben und arbeiten. Für alle, die wissen, dass wahrer Luxus eine Sache der Einstellung ist! www.schweizerhofstmoritz.ch Salzburg (A) JAZZ & THE CITY Heißes Blech, harte Beats, schräge Lieder – unter diesem Motto verwandelt sich die Innenstadt Salzburg wieder für fünf Tage in ein Mekka der Musikszene. Mehr als neunzig Veranstaltungen an fünfzig Spielorten in der © Jazz & The City 2014_Sujet Salzburg Altstadt sorgen für besondere Klangerlebnisse – und das bei freiem Eintritt! Auf dem Programm stehen Weltmusik, Jazz und elektronische Musik, internationale Größen ebenso wie vielversprechende Newcomer. 22. – 26.10.2014 | 21. – 25.10.2015 | Salzburg www.salzburgjazz.com Schaffhausen (CH) Schaffhauser Jazzfestival Seit 25 Jahren zeigt das Schaffhauser Jazzfestival in der ehemaligen Kammgarn-Fabrik jeweils im Mai eine Momentaufnahme der einheimischen Jazzszene. Alle, die im Schweizer Jazz Rang und Namen haben, waren schon in Schaffhausen zu Gast. Zum Beispiel George Gruntz, Franco Ambrosetti, Irène Schweizer, Pierre Favre, Andy Scherrer oder Herbie Kopf, auch Sylvie Courvoisier, Elina Duni, Lucas Tobias_Preisig © Francesca Pfeffer Niggli, Nick Bärtsch um nur einige zu nennen. Nicht wenige, die als «No-Names» nach Schaffhausen gekommen sind, wurden hier entdeckt und sind dank ihres Auftritts und der Mitschnitte, welche das Schweizer Radio SRF2 wiederholt sendet, bekannt geworden 6. – 9.5.2014 | Schaffhausen | www.jazzfestival.ch Das Theaterstübchen – ein „magischer Ort“... Stars wie Joshua Redman und Paul Jackson, Ron Carter, Pee Wee Ellis und Diknu Schneeberger haben bereits die Gastfreundschaft und das Ambiente dieses Ortes erlebt. Mit um die 200 Plätzen auf rund 300 qm und 40 qm Bühne wahrlich keine Konzertarena, doch verspricht gerade diese räumliche Einschränkung einmalige Konzerterlebnisse - für die Zuhörer und für die Künstler. Gewohnt vor großem Publikum zu spielen, lassen sich die Künstler im Theaterstübchen auf eine intime Atmosphäre ein. Und manch einer von ihnen ist froh, von den großen Bühnen dieser Welt seinen Jazz wieder in den Club zu bringen. Die Nähe zum Publikum hat seinen besonderen Reiz und legt das ideale Fundament, um dem Jazz wieder das zu bieten, was ihn ausmacht: Spontanität, Interaktion und Kommunikation – hautnah! „Ein magischer Ort!“, so kommentierte Ron Carter dann auch nach seinem mehr als zweistündigen Konzert beim 6. JazzFrühling auf der Autogrammwand des Theaterstübchens. Und Joshua Redman lobte den Klang auf der Bühne mit „best monitor sound ever!“, was einmal mehr den Mut Knierims belohnt, das Risiko eines kostenintensiven Umbaus zu wagen. Es bestätigt ihn in seiner Vision, dass sich Topqualität in allen Bereichen, sei es bei der Auswahl der Künstler, den technischen Voraussetzungen, ja bei allen Serviceleistungen rund um eine Veranstaltung, letztendlich immer auszahlt. St. Moritz Strasbourg Festival Jazzdor rims eigener Jazz-Initiation verbunden sind, und mit denen er heute seiner zweiten großen Leidenschaft, den Oldtimern, frönt. Als Kind hörte er zum ersten Mal Dave Brubeck’s Take Five in einem R16 – heute stellt er seine vier Oldtimer als Kulturgut der besonderen Art in den Dienst des Theaterstübchens und somit der Kasseler Kultur. Sei es sein Citroën von 1968 als „JazzTaxi“, sein 62er Opel als „Blues-Taxi“ oder der 69er Mercedes und der R16 (1967) als „Kultur-Taxi“, allesamt stehen sie symbolisch für die Stilsicherheit und den guten Ton des Programms! pazität. Dann heißt es: das „Theaterstübchen geht fremd“ und bindet auch andere Spielorte der Stadt an der Fulda mit ein. So füllte bereits Ute Lemper die Oper bis auf den letzten Platz, Christina Branco begeisterte in der Karlskirche und das ResiDance Orchester verzauberte den Ballsaal des Hotel Reiss. Freuen wir uns also jetzt schon auf den 7. JazzFrühling, der vom 13.–28. März 2015 stattfindet! „Theaterstübchen geht fremd“ Kontakt: Theaterstübchen | Markus Knierim Jordanstraße 11 | 34117 Kassel | Telefon: +49 561 816 57 06 E-Mail: [email protected] Doch manchmal sprengen die Klasse des Programms und der zu erwartende Andrang alle Grenzen der räumlichen Ka- Jazzfrühling | Blueswoche | Theaterstübchen 13. – 28.3.2015 | Kassel www.theaterstuebchen.de Jazzdor steht für den Jazz von heute: Vielfältig, aufregend, offen, weder radikal noch konsensorientiert, das ist die Musik, die hier © Festival Jazzdor stattfindet, vor allem aber ist sie lebendig und der Sache verpflichtet! Jazzdor in Strasbourg zählt seit 30 Jahren zu den wichtigsten Jazzfestivals Frankreichs. Seit 2006 präsentiert Jazzdor Strasbourg-Berlin im Juni die neuesten Tendenzen der französischen Jazzszene und exklusive, deutsch-französische Projekte. Jazzdor Strasbourg | 7. – 21.11.2014 Jazzdor Strasbourg-Berlin | 02. – 05.06.2015 www.jazzdor.com Troisdorf Stadthalle Troisdorf Veranstaltungen für 151.500 Personen, die Einbindung eines Freigeländes mit überdachter Außenbühne, moderne Licht-, © Stadthalle Troisdorf Ton-, Bühnen-und Tagungstechnik sowie ein kompetentes Veranstaltungs- und Kulturmanagement überzeugen Künstler, Besucher und Aussteller gleichermaßen. Verkehrsgünstig zwischen Köln und Bonn gelegen, ist sie ein attraktiver, barrierefreier Veranstaltungsort in der Mitte Deutschlands. Unser Programmhighlight: der Cirque Nouveau mit den Produktionen der Gruppen Gandini Juggling, Doble Mandoble und Scrap Arts Music. www.stadthalle-troisdorf.de. BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 39 Wien Jazz Fest Wien Ein urbanes Jazz Festival Das Jazz Fest Wien – gegründet 1991 – ist ein Fixpunkt der internationalen Festivalszene und ein Meilenstein in der kulturellen Landkarte Wiens und Österreichs. Das Jazz Fest Wien ist ein modernes, urbanes Festival mit internationaler Reputation im Kreis der drei wichtigsten Jazz Festivals der Welt, einer der Faktoren, die Wien als Reisedestination so attraktiv machen. Wien wird oft als Welthauptstadt der Musik bezeichnet. Neben Wiener Klassik, Walzer und Oper gibt es hier auch in Sachen Jazz, Blues, Soul, Worldmusic oder Downbeat viel zu entdecken. Alljährlich im Sommer während des Jazz Fest Wien beweist sich die Stadt auch als Metropole des Jazz und verwandter Genres. Das Geheimnis des Jazz Fest Wien sind die Auftritte hochkarätiger Künstlerinnen und Künstler des Jazz und verwandter Musikbereiche an den erlesensten Orten der Stadt. 29.6. – 8.7.2015 | Wien | www.viennajazz.org Wiesbaden JUST MUSIC Programmvorschau 1.12.2014 | TILL BRÖNNER (tr, flh) DIETER ILG (kb) Das Duo | ausverkauft 17.1.2015 | Wollny & Landgren 13.2.2015 | JACOB KARLZON 3 " Shine-Tour 2015 28.4.2015 | DUO BALDYCH HERMAN 17.10.2015 I MICHAEL WOLLNY solo www.allensbach.de Curtis Stigers (3. v. l.) und Sabine Schürnbrandt (2. v. l.) Jazz Festival Willisau Das Jazz Festival Willisau gehört seit seinem Beginn im Jahre 1975 auch international zu den wichtigen Ereignissen der zeitgenössischen Jazz-Szene. 26. – 30.8.2015 | Willisau | www.jazzfestivalwillisau.ch © Jazz Festival Willisau Anzeige JA Z Z FL OWS ie Jazz thing 106 ab 30.10. am Kiosk u.a. mit Blue Note 75, Gary Burton, Jamie Cullum, Branford Marsalis und Curtis Stigers vielen S Pharoah Sanders. Ihre Konzertkirche umfasst 150 – max. 220 Plätze. Wie rechnen sich solche Stars in Allensbach? Zusammengefasst: scharf rechnen und kalkulieren und zum Glück treue Besucher und ein meist ausverkauftes Haus. Es ist nun mal nicht so, dass wir, weil wir der Kommune zugeordnet sind, ein größeres Budget zur Verfügung haben. Auch wenn Kultur bei uns einen großen Stellenwert hat, Dieter Ilg &n Charlie Mariano Info, Abo und kostenloses Probeheft: [email protected], www.jazzthing.de IN ALL DIRECTIONS. Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber der arttourist.com Willisau (CH) ten d es Wie wichtig ist Kultur, die Jazz am See Reihe für den Tourismus in Allensbach? Allensbach ist ein lebendiger Ort und Kultur hat, wie gesagt, einen hohen Stellenwert in der Gemeinde, sie ist vielerorts spürbar, viele Bürger/innen, Vereine, Initiativen identifizieren sich. Allensbach Hat´s ist unser selbstbewusster Slogan und JAZZ am SEE ist neben anderen Veranstaltungsreihen zu einer Marke, zu einem Renomée geworden, das auch den Tourismus befördert. Unser Publikum kommt aus dem Ort, der Region, aber auch von sehr weit her, teilweise über die Landesgrenzen hinaus und nicht wenige verbinden ein Konzert mit einem Kurzurlaub bzw. genießen das Kulturprogramm während ihrer Ferientage am See. hing: D zt müssen wir unternehmerisch agieren. Und in der Tat, unsere Raumkapazität ist begrenzt. Das eine oder andere Konzert können wir uns deshalb schweren Herzens nicht leisten. Aber wir haben ein neugieriges, offenes Publikum, ein über das Maß hinaus engagiertes Team, ehrenamtliche Helfer, eine Kirchengemeinde, die das Engagement mitträgt und die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, nicht zuletzt eine politische Gemeinde, die uns Freiheit in der Programmgestaltung lässt und vor allem Musiker/innen, die gerne kommen und gerade die intime Atmosphäre schätzen. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle. ei Wie schaffen Sie es immer wieder hochkarätige Musiker wie Till Brönner, Curtis Stigers oder Stefano Bollani nach Allensbach zu bekommen? Unsere Reihe JAZZ am SEE besteht seit nahezu 17 Jahren. Angefangen hat sie mit der Jazzlegende Charlie Mariano. Ich hatte damals das unschätzbare Glück, meinen Mann und Dokumentarfilmer Willy Meyer zu Filmaufnahmen für ein Portrait über diesen wunderbaren Saxofonisten nach Boston begleiten und Charlie Mariano kennenlernen zu dürfen. Aus dieser Begegnung entstand eine Freundschaft, die letztlich auch die Initialzündung für diese Reihe war. Wir hatten damals schon etliche Jazzkonzerte veranstaltet, die Reihe lag quasi auf der Hand. JAZZ am SEE ist also einerseits entstanden aus persönlichen Begegnungen. Andererseits haben wir von Anfang an auf Qualität, abseits des mainstreams gesetzt, Musiker aus verschiedenen Kulturkreisen oder Genres zusammengebracht, „kammermusikalische“ Formen in den Mittelpunkt gestellt. Die Reihe hat sich entwickelt, im Laufe der Jahre sind viele Jazzgrößen bei JAZZ am SEE aufgetreten und der gute Ruf in der Szene hat bewirkt, dass inzwischen Musiker und Agenturen auch auf uns zukommen. z Wir sprachen mit Sabine Schürnbrand, Leiterin des Kultur- und Verkehrsbüros Allensbach. Ja Die Gemeinde Allensbach am Untersee ist nicht nur bei Bodensee Feriengästen beliebt sondern auch immer mehr bei Jazzfans aus nah und fern. Jedes Jahr schafft es Sabine Schürnbrand vom Kultur- und Verkehrsbüro hochkarätige Musikerinnen und Musiker für Ihre Reihe Jazz am See zu gewinnen, das aufhorchen lässt. Vor allem kommen Sie gerne und oftmals wieder. Sicherlich einerseits wie magisch angezogen von dem ganz besonderen Konzertort, der kleinen, hoch über Allensbach gelegenen Gnadenkirche, von der man eine fantastische Sicht über den See und die Insel Reichenau hat, und bei der einem bei Sicht ein atemberaubendes Bergpanorama auf den Konzertabend einstimmt. Aber es ist bestimmt auch die herzliche Gastfreundschaft von Sabine Schürnbrand und ihren Helferinnen und Helfern, die die Künstler genießen und Sie entschleunigt. Allensbach hat’s - nicht nur ein Slogan. Es ist auch ein Gefühl, das einen vor, während und nach dem, Konzert umarmt. zz. Jazz am See Ja Viktoria Tolstoi & Jacob Karlzon JUST MUSIC startete im Jahre 2000 als monatliche Konzertreihe in der FilmBühne Caligari. Seit 2005 ist daraus das Internationale Jazzfestival Wiesbaden entstanden, das von Raimund Knösche (JazzArchitekt) und Uwe Oberg (Pianist und Vorsitzender der Kooperative New Jazz Wiesbaden e.V.) ehrenamtlich kuratiert und organisiert wird. JUST MUSIC versteht Jazz als Experimentierfeld, das die Genregrenzen hinterfragt und immer wieder verschiebt. Neue (komponierte) Musik, Elektronik, Noise, Musik aus Asien oder Afrika verbindet sich hier mit improvisierter Musik. So präsentiert JUST MUSIC aktuelle, lebendige Musik mit Zeitbezug, die nicht nur spannende Unterhaltung verspricht, sondern auch Reibungsfläche bietet. 20. – 21.2.2015 | Wiesbaden | www.justmusic-festival.de 40 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Hamburg ELBJAZZ Festival 29.–30. Mai 2015 Der Hamburger Hafen wird zum Umschlagplatz für Jazz aus aller Welt Wir trafen Tina Heine, Festivalleitung ELBJAZZ-Festival, zum Gesp In diesem Jahr hat das fünfte ELBJAZZ Festival stattgefunden. Wie ist es gelaufen? Sehr gut für uns – wir sind wirklich angekommen in der Stadt, aber auch über die Landesgrenzen hinaus. Über ein Drittel des Publikums kommt angereist – und das Wichtigste: viele unserer Besucher sind keine originären Jazzfans, sind aber kulturell aufgeschlossen, weltoffen und haben Lust bekommen im Hafen diese großartige Musik zu entdecken. In 2013 stand das Festival vor dem Aus. Sie mussten umdenken. Was hat sich verändert und wie wurden diese Veränderungen vom Publikum angenommen? ELBJAZZ stand nicht vor dem Aus, auch wenn ein Journalist des Hamburger Abendblatts glaubte, das postulieren zu müssen. ELBJAZZ hatte keine leichten ersten Jahre und nach wie vor ist dieses Festival finanziell auf Förderung und Sponsoring angewiesen, was nicht ungewöhnliches in der Kultur ist. Aber ELBJAZZ, mit seinem besonderen Location- und dem damit verbundenen Mobilitätskonzept, muss sich natürlich erst erproben und mit den Reaktionen der Besucher lernen, wie dieses Festival am besten seine Ziele erreicht, ohne künstlerisch Kompromisse ma- Die besondere Atmosphäre des Hamburger Hafens in Verbindung mit dieser einzigartigen, nicht austauschbaren Musik. Ich sage auch ganz bewusst Hamburger Hafen, weil dieser eine große Besonderheit hat, denn er liegt mitten in der Stadt, sodass das Leben in der Innenstadt und an der Elbe unmittelbar mit dem Hafen und seiner Kulisse und Geräuschen verbunden ist. Es ist ein Sehnsuchtsort, der nie langweilig wird und immer in Bewegung ist – wie der Jazz! Bei ELBJAZZ sitzen Touristen und Hamburger sprichwörtlich in einem Boot, denn auch viele Hamburger kennen die Orte nicht, an die wir sie während des Festivals bringen. Außerdem ist unser Programm mit seiner Vielfalt und Einmaligkeit am Anfang der Festivalsaison eine spannende Präsentationsfläche – und die ungewöhnlichen Orte ein toller Resonanzraum für ein neues Liveerlebnis, auch für die Musiker selber. chen zu müssen und finanziell maximal unabhängig zu sein. Das ist uns in diesem Jahr, mit dem etwas reduzierten Locationkonzept und dem kompakteren Programm meines Erachtens gut gelungen, ohne dass das Publikum oder die Musiker auf etwas verzichten müssen. Im Gegenteil, die Besucher waren in diesem Jahr begeistert! Wie entstand die Idee zum ELBJAZZ Festival? In meiner Bar, dem HADLEY´S (www.hadleys.de). Dort veranstaltete ich regelmäßig an Montagabenden Jazzkonzerte, um ein neues Publikum für den Jazz zu erreichen – und das hat großartig funktioniert. Und dann dachte ich, das müsste sich doch skalieren lassen… So fing ich an, ein Konzept zu entwickeln, das dem Jazz neue Räume öffnen sollte und für mehr Aufmerksamkeit für Jazz in der Stadt und über die Grenzen hinaus schaffen sollte. Gemeinsam mit Nina Sauer, die eine Eventagentur hat, haben wir dann das finale Konzept – mit Hafen, Barkassen und allem Drum und Dran – entwickelt. Was macht das ELBJAZZ Festival so anders, so besonders? Tina Heine | © Foto by Martina van Kann Wie wichtig ist die Kooperation mit den Konzertveranstaltern Folkert Koopmans (Geschäftsführer der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH) als Ihren Co-Geschäftsführer und Karsten Jahnke (Geschäftsführer Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH), verantwortlich für das Booking, für Sie und die Entwicklung des ELBJAZZ Festival? BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 41 Beim ELBJAZZ Festival dient der Hamburger Hafen als Kulisse für ein einmaliges Musikereignis: Tausende von Besuchern lassen sich alljährlich für eines der größten europäischen Jazzfestivals begeistern, bei dem das unverwechselbare maritime Flair auf musikalische Vielfalt trifft. Bekannte Stars und Newcomer, rund 50 Konzerte und diverse Bühnen drinnen und draußen – verteilt in und um den Hafen, dazu außergewöhnliche Schauplätze vom Stückgutfrachter bis zum Werftgelände, gewaltige Kräne und große Docks – das ist ELBJAZZ! Am 29. und 30. Mai 2015 erobert das Festival zum sechsten Mal in Folge neue Räume für alle Spielarten des Jazz und präsentiert eine Mischung aus internationalen und nationalen Künstlern – große Namen und spannende Entdeckungen. ELBJAZZ steht für Bewegung, für Neugier, Innovatives und auch Bewährtes. Die Besucher pendeln während des Festivals per Barkassen zu den Bühnen und erleben die einzigartige Atmosphäre des Hamburger Hafens. Abgerundet wird das zweitägige Festival durch ein vielfältiges Rahmenprogramm bestehend aus Workshops, Filmen, Ausstellungen und Kinderprogramm. In den letzten Jahren standen beim ELBJAZZ hochkarätige Künstler wie Jamie Cullum, Gregory Porter, Dianne Reeves, Joshua Redman, Chilly Gonzales, Hugh Masekela, die NDR Bigband, Helge Schneider, Caro Emerald, Nils Wülker, Klaus Doldinger, Paolo Nutini und Till Brönner auf der Bühne. Alle Infos unter www.elbjazz.de Blohm+Voss mit Queen Elizabeth | © Foto by Jens Schlenker präch Lebenswichtig, vor allem am Anfang. Hätte Folkert Koopmans sich nicht bereit erklärt, bei ELBJAZZ mit einzusteigen, würde es das Festival wohl nicht geben. Er hat ganz maßgeblichen Anteil an der grundsätzlichen Machbarkeit. Seine Erfahrungen mit Festivals, die Infrastruktur seiner Firma, auf die wir zurückgreifen, sind wichtig für eine Produktion mit dieser Komplexität. Mit Karsten Jahnke hat ELBJAZZ einen Partner an der Seite, dessen Agentur, aber vor allem er selber, das Geschäft mit dem Jazz in Deutschland über die letzten 40 (?) Jahre maßgeblich geprägt hat, natürlich sind seine Erfahrungen – aber ganz besonders seine Anekdoten – eine Bereicherung, vor allem auch, als es gerade losging. Für die gesamte und künftige Entwicklung ist aber vor allem wichtig, gerade NICHT in alten Strukturen zu denken oder sich auf Erfahrungen zu berufen, denn der Jazz steht ja nicht gerade besonders gut da, was Publikum und Präsenz angeht. Und da komme dann eher ich oder nun mittlerweile unser kleines ELBJAZZ Büro ins Spiel – wir sind mit viel Enthusiasmus und neuen Allianzen dabei, andere Wege aufzuzeigen, um Jazz zu veranstalten und zu promoten – mit vielen frischen Ideen. Ich glaube, diese Mischung aus uns allen macht es so spannend. Daher ist auch das Programmteam, bestehend aus den Journalisten Götz Bühler und Klaus von Seckendorff, Karsten Jahnke und mir, ein bunter Haufen mit unterschiedlichen Ansätzen und Ideen – aber einem klaren, gemeinsamen Ziel. Bei so starken Partnern, wieviel Spielraum bleibt da noch für die eigene Künstlerische Idee und Linie? Ganz viel. Die künstlerische Leitung war von Anfang an bei mir und ist in der oben benannten Teamarbeit sehr fruchtbar. Mein kreativer und künstlerischer Freiraum, sowohl in der Produktion, wie in der Programmierung, beim Marketing und in der strategischen Entwicklung sind für mich Grundvoraussetzung, um morgens mit Energie in den Tag zu starten. Mit Karsten Jahnke und Folkert Koopmans habe ich da Partner, die mir sehr viel Vertrauen entgegenbringen. Mit »Ankerwürfe« haben Sie ein zweites, begleitendes Format entwickelt. Was muss man sich darunter verstehen? Das Konzept von ELBJAZZ lag von Anfang an darin begründet, ein neues Publikum für den Jazz zu gewinnen und Jazz in dieser Stadt (und auch darü- ber hinaus) wieder zu einem lebendigen Bestandteil der Musikszene zu machen. Ein Festival selber wird aber nie Bestandteil einer alltäglichen Erfahrung werden, eigentlich soll es das jährliche Highlight einer lebendigen Szene sein – eine große Präsentationsfläche dessen, was alltäglich möglich ist und passiert. In Hamburg mangelt es aber an Spielstätten für zeitgenössischen Jazz und Orten, an denen Musiker aus aller Welt auf Publikum treffen. Die Ankerwürfe sind Konzerte, die mit ELBJAZZ unmittelbar verknüpft sind und gleichzeitig den Jazz in der Stadt „verankern“ sollen. So bleiben wir unseren „Markenbausteinen“ treu und verbinden die Konzerte mit ungewöhnlichen Orten oder eigenen, selten ganz reinen Konzertformaten und sind somit ganzjährig sichtbar. Ein schönes Beispiel war unser Gastspiel bei den Hamburger Lessingtagen des Thalia Theaters, mit Matthew Herbert und einer audiovisuellen Performance, die wir koproduziert haben. Lassen Sie uns nach vorne schauen. Was erwartet die Besucher beim ELBJAZZ Festival 2015? Vor allem viel Sonne! Und dann, in der Fortsetzung unseres bisherigen Konzepts, viele Deutschlandpremieren neben bekannten Gesichtern, vielleicht wieder ein paar neue Bühnen, ein tolles symphonisches Projekt und wohl auch ein neues gastronomisches Konzept, das der Qualität und Vielfalt der Musik nichts nachsteht. Und noch ein Stück weiter. Es wird immer beliebter erfolgreiche Veranstaltungsformate ins Ausland zu transferieren und Satellitenveranstaltungen zu etablieren, wie z.B. die Kunstmesse Art Basel mit Art Basel Miami Beach und Art Basel Hong Kong oder die Internationale Tourismus Börse ITB mit der ITB Singapur. Wäre es denkbar, um in Hafenstädten zu denken, dass es einmal ein ELBJAZZ Festival Dubai, Busan oder Shanghai unter Ihrer Federführung geben wird? Das ist absolut nicht ausgeschlossen… Leise Anfänge dazu gibt es ja schon mit unserer Präsenz in Kopenhagen, dort hatte ELBJAZZ in diesem Jahr im Rahmen des Copenhagen Jazzfestivals schon zum zweiten Mal eine eigene ELBJAZZ Bühne und eben gerade (heute Morgen, 19.09.14) habe ich eine Kooperation mit dem Bimhuis in Amsterdam geschlossen. Die Zukunft steckt also noch voller Möglichkeiten. Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber arttourist.com 42 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 30 Jahre INNtöne Festival – Jazz für die Seele Von 22. Mai bis zum 24. Mai 2015 wird der über 100 Jahre alte Buchmannhof in Diersbach/ Österreich zur Jazz-Hochburg umfunktioniert, um den besten Jazzmusikern/innen einen gebührenden Rahmen zu bieten. Das Programm 2015 ist ein Jubiläumsprogramm, alles ohne VIP-Zelt, nur verpackt in die entspannte Atmosphäre der Innviertler Landschaft. Jedes Jahr gibt es dazu eine ausgewogene Vielfalt kulinarischer Köstlichkeiten mit biologischen Lebensmitteln aus der Region. Mehr Luxus geht nicht. Den Rest besorgen an drei Tagen die Jazztöne, die aus allen Himmelsrichtungen weit hinein in die reizvollen Landstriche des Sauwaldes klingen. Bei der Gestaltung der Programme wird auf höchstes künstlerisches Niveau, innovative Pro- jekte, sowie auf Verbindungen gegenwärtiger Musik und Kunst mit traditionellen Kunst- und Kulturformen Wert gelegt. Viele internationale und nationale Künstlerinnen und Künstler hatten bei den „INNtönen“ ihre ersten wichtigen Auftritte, ebenso waren fast alle internationalen Jazzgrößen zu Gast. Die Geschichte der INNtöne ist gefüllt mit wunderschönen musikalischen und menschlichen Höhepunkten. Wir aber leben im Hier und Jetzt und blicken in die Zukunft. So viele beseelte große Talente warten darauf, entdeckt zu werden und wir öffnen unsere Tore zu neuen Erlebnissen. Das INNtöne Festival steht für Qualität und wird mittlerweile von vielen als eines der wichtigsten Festivals Europas bezeichnet. Festivalmacher Paul Zauner verlässt für seine Musikauswahl seit Jahren ausgetretene Pfade und wagt sich mutig an Neues. So ist das Kombinieren verschiedener Genres, Kulturen und Epochen immer ein Balanceakt, der mittlerweile weltweit in internationalen Musikkreisen höchste Anerkennung findet. INNtöne Jazzfestival & INNtöne Barock 22. – 24.5.2015 | Diersbach (A) www.inntoene.com BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 43 Wir trafen Festivalgründer Paul Zauner zum Gespräch Wer oder wie hat Sie / wurden Sie als Sohn einer Bauersfamilie mit Musik, dem Jazz infiziert? Mein Vater hat mir gerne etwas vorgesungen, wenn wir zur Kuhweide gegangen sind oder beim Kuhmelken. Wir hatten einen Radio, und da habe ich viel Musik gehört. Als wir dann später einen Fernseher bekommen haben, sah ich den Wiener Klarinettisten Fatty George, und ich war fasziniert wie diese genialen Musiker Themen spielten und improvisierten. Wie ging es dann weiter? Ich habe dann autodidakt Klavier gelernt, viel Mundharmonika gespielt und später dann Musik studiert, neben meiner Agrarausbildung und dem Veterinärstudium. Sie sind Multitalent. Jazzposaunist, Musikproduzent, Festivalmacher, Berater und Biobauer? Wie werden Sie Ihren Talenten gerecht? Woher nehmen Sie die Zeit? Durch frühes Aufstehen ist der Tag länger, und ich liebe all die Dinge die ich mache total. Und dann reisen Sie immer wieder, u.a. regelmäßig nach New York? Wie sieht Ihr New York aus, was fesselt Sie und war nicht der Reiz groß alles aufzugeben und ganz dort zu bleiben? Ich war vor 25 Jahren nahe daran ganz nach New York zu gehen, aber dann kam meine Tochter Rosa und ich dachte, es ist gesünder auf dem Land in einer intakten Umwelt aufzuwachsen. Sie gelten als Entdecker von Gregory Porter, der gerade in Europa durchstartet? Wie sind Sie sich begegnet? Ich habe Gregory damals in meinem Lieblingsclub in Harlem, dem St. Nicks Pub getroffen auf Vermittlung eines Musikerkollegen, und ich fand seine Musik großartig und wir haben uns auf Anhieb persönlich sehr gut verstanden. Und daraus entstand die Idee und das Projekt »Great Voices of Harlem«, das Sie selbst als interkontinentales Familie bezeichnen? Wer oder was sind die »Great Voices of Harlem«? Ich liebe Stimmen über alles. Und diese Musiker die so in Harlem ein und ausgehen tragen so viel Musik in sich, so viel Erlebtes und es besteht eine stilistische Offenheit, wie sie ansonsten kaum wo zu finden ist. Und natürlich die musikalische Tradition von Harlem mit fasziniert mich. Vor etwa 30 Jahren bin ich zum ersten Mal nach Harlem gekommen, da hat mich der ehemalige Rhasan Roland Kirk -Pianist Rahn Burton zum spielen in einen Club eingeladen. Ich habe in der Folge Musiker wie Donald Smith, Mansur Scott und eben Gregory Porter, nebst vielen anderen getroffen und nachdem wir in verschiedenen Besetzungen zusammen gespielt haben, ist die Idee entstanden die „Great Vocies of Harlem“ zu gründen. Wo eben die besten Vocalisten der Szene singen und spielen. Sind Sie weiter auf der Suche nach Voices? Wie erspüren Sie Talent, Stimmen, Töne, die dann später auch bei Ihrem eigenen INNtöne Festival auftreten? Das ist magnetisch, ich liebe diese Stimmen und sie fliegen mir zu. Sie sind 55 Jahre jung und Ihre kreative Energie kennt keine Grenzen! Ihre Projekte und Ideen leben von Ihrer Leidenschaft, Ihrem Feingefühl und einer unbändigen Lust zu bewegen und zu vermitteln. In Familienunternehmen kommt irgendwann immer die Frage nach einer Nachfol- geregelung. Wie sieht es mit Ihren Kindern aus? Treten die in die Fußstapfen des Vaters? Kann man Ihr Festival in andere Hände geben oder werden Sie irgendwann sagen, so das war es? Meine Kinder lieben Musik und haben viel gehört. Mein Sohn liebt die Natur und ist sehr an der Landwirtschaft interessiert. Ich denke, das wichtigste ist, dass wir das was wir gerne machen, im Augenblick aus vollem Herzen machen. Die Kultur ist eine lang anhaltende unbesiegbare Kraft und nur die Liebe ist unendlich. Was möchte Paul Zauner noch bewegen, zeigen zu Gehör bringen? Ich spiele am liebsten in kleinen Klubs mit direktem Kontakt zum Publikum, da der Energieaustausch mit dem Publikum und die Schwingungen im Raum für mich ganz wichtig sind. Meistens spiele ich Jazz von traditionell bis ganz zeitgenössisch, das ist alles eins für mich. Aber ich freue mich auch, wenn die Temptations mich für eine Tour anrufen oder ich mit einem Gregorianischen Choral als Soloinstrument mitspiele oder wenn jemand für mich eine Mikrotonale Komposition spielt, ich liebe alles, wenn es Seele hat. Das Interview führte Kai Geiger, Herausgeber der arttourist.com Paul Zauner, ausgebildeter Agraringenieur, studierte in Wien neben der Tiermedizin auch Musik. In dieser Zeit wechselte er vom Klavier zur Posaune. Ab Mitte der 1980er Jahre spielte er mit Bumi Fian, Woody Schabata, aber auch mit Leon Thomas, George Adams, David Murray, Leopoldo Fleming, Hamiet Bluiett und Jean-Paul Bourelly. Auf seinem Bauernhof organisiert er jedes Jahr zu Pfingsten das preisgekrönte INNtöne Jazzfestival; auch ist er Kurator für Jazz am Brucknerhaus in Linz und betreut das Jazzprogramm mehrere Veranstaltungsorte in Passau. Dazu ist er Direktor der PAO Records. Great Voices of Harlem GREGORY PORTER, DONALD SMITH, MANSUR SCOTT Einer der ersten Musiker, der Gregory Porters enormes Talent schon vor fast zehn Jahren zu würdigen wusste, war ein Bauer und Posaunist aus Österreich. Sein Name ist Paul Zauner und wenn der charmante Lockenkopf nicht Schweine züchtet oder das preisgekrönte INNtöne Festival veranstaltet, reist er seit nunmehr 25 Jahren nach Harlem um dort an dem lebendigen, musikalischen Geist teilzuhaben, den dieser Ort nach wie vor lebt, atmet und ausstrahlt. Zauner erstarrt dabei nicht etwa in touristischer Bewunderung, vielmehr agiert er: die Musiker, die er in Harlem entdeckte, lädt er zu Konzerten mit seiner wunderbaren Band „Blue Brass“ in Europa ein. Die vorliegende CD, aufgenommen in Österreich und gemastert in New York, ist also das Resultat einer interkontinentalen Familiengeschichte, wenn man so will, ein richtig schönes und echt legendäres Zusammentreffen von Zauners Weltklassemusikern und drei Gentlemen, die tatsächlich diesen Titel verdienen: Great Voices of Harlem. Es sind neben Porter der großartige Mansur Scott, der einen Block entfernt vom „Minton’s Playhouse“, dem Geburtsort des Bebop, in Harlem aufwuchs und schon mit 15 mit Freunden wie Lee Morgan oder Charles Mingus abhing. Scotts musikalische Geschichten aus dem Knast und diversen Arbeitslagern offenbaren eine Faszination mit den Facetten des Lebens – das Soul-Food, das er auf dem Weg zu einer Chain-Gang in North Carolina aß, kann man im autobiografischen „Doing Hard Time“ beinahe schmecken. Der dritte im Bunde ist Donald Smith, ein Sänger der schon mit Rahsaan Roland Kirk oder Art Blakey arbeitete, der wahrscheinlich jedoch am bekanntesten für die bahnbrechenden Aufnahmen mit seinem Bruder Lonnie Liston Smith ist. Auf diesem Album überarbeitet Donald auch „Expansions“, den vielleicht größten Hit seines Bruders, auf inspirierte und herrliche Art und Weise. Great Vocies of Harlem sind TOP in den Amerikanischen Jazz Charts und großartige Kritiken in den wichtigsten Jazz und Soulmagazinen weltweit bewegen die Welt. Einer der Amerikansichen Kritiker meinte: "Warum haben wir es Jahrzente versäumt, solch großartige CD's zu produzieren?" 44 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Fotos © Matthias Heyde, Berlin Jazz in St. Moritz? Jazz in St. Moritz! Die Frage, wie man auf die Idee kommt, gerade in den Engadiner Bergen ein Jazz Festival aufzuziehen beantwortet Christian Jott Jenny, Gründer und Leiter des Festival da Jazz St. Moritz, mit der simplen Antwort: «Wo sonst spiegelt sich die unbändige Kraft, die Freiheit und Schönheit des Jazz so sehr in der unmittelbaren Umgebung wieder wie hier, in den Bündner Bergen?» Fest steht: Das Festival da Jazz ist das höchstgelegenste Jazzfestival der Welt. Aber das ist noch längst nicht alles. Ganz gegen jedweden Trend zu anonymen Großkonzerten und Megaevents lädt Jenny die ausgewählten Stars in ein außergewöhnliches, intimes Venue, dem legendär- en Dracula Club. Vor 150 Zuschauern und auf Armeslänge entfernt, erleben hier Jazzkenner und -liebhaber, wie ein Chick Corea oder Brad Mehldau in der Clubatmosphäre auftauen und zu den Wurzeln des Jazz als Club-Musik zurückfinden. Die Unmittelbarkeit zwischen Musikern und Publikum hat einen nachdrücklichen und für alle spürbaren Einfluss auf das Geschehen. Aber auch die Unsicherheit von Größen wie etwa Natalie Cole, die es gewohnt sind, weit weg vom Publikum und auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, jetzt aber genau dieser Direktheit ausgesetzt sind und wie schüchterne Kinder erst wieder den Club und seine Sphäre lieben lernen, gehören zu den einzigartigen Beobachtungen während des Festivals. Über einen ganzen Monat, von Mitte Juli bis Mitte August, bietet das Festival da Jazz mit rund 50 Konzerten diese musikalischen und emotionalen Erlebnisse und nach der nun siebten Ausgabe des Festivals bedarf es keiner ausnehmenden Weisheit, den Satz „Nach dem Festival ist vor dem Festival.“ wirklich ernst zu nehmen. Kaum ist die Adrenalin-Zufuhr der Organisations-Crew wieder auf ein Normalmaß gesunken, der leidenschaftliche Rückblick durch analytischen Feinsinn ersetzt, wird auch schon wieder in die Zukunft geschaut. Welchen Herausforderungen stellt man sich beim nächsten Mal? Welche Wunschkandidaten füllen die Liste der Acts für die nächste Ausgabe? Genau hier hat Leiter Christian Jott Jenny seit Beginn des Festivals Beachtliches erreicht. Bevor das Festival da Jazz im Jahre 2007 mit damals lediglich vier Konzerten erstmals ins Leben gerufen wurde, war St. Moritz nicht gerade als Hot-Spot der internationalen Musik Szene bekannt. Der Zufall wollte es, dass der ursprüngliche Ort aus Renovierungsgründen nicht mehr bespielt werden konnte und aus der Not heraus bat Jenny den Designer Rolf Sachs sprichwörtlich um Asyl für seine Konzertreihe im sagenumwobenen Dracula Club, dessen Präsident Sachs ist. Als großer Jazz-Fan und engagierter Mitbürger der Gemeinde St. Moritz öffnet Sachs seither jeden Sommer die Türen seines, vom Vater Gunter Sachs gegründeten Refugiums - ein Chalet, das im Winter lediglich den Clubmitgliedern und deren Freunde vorbehalten ist - für jeden, der dem Jazz ebenso verfallen ist. In den letzten sieben Jahren ist es Jenny gelungen, dass Festival da Jazz St. Moritz auf der Landkarte der beachteten Jazz-Events Europas zu etablieren. Neben den großen Stars der Sze- ne, wie John Scofield, Cassandra Wilson, Paolo Conte, Kurt Elling, Ahmad Jamal und Joshua Redman, sind genauso die Neuentdeckungen und Idole von Morgen wie Anthony Strong ein Teil des Konzepts. So begibt man sich zur vorgerückten Stunde zu den - kostenlosen - LateNight Konzerten des benachbarten Kulm Hotels. Dort klingt der Abend musikalisch aber nicht minder spannend aus. Um der Engadiner Bevölkerung ein dickes Dankeschön auszusprechen, kam Jenny auf die Idee, eines seiner Konzerte ganz nach dem Motto »umsonst und draußen« unter freiem Himmel und in luftiger Höhe zu präsentieren. Gesagt, getan und 2013 wurde zum ersten Mal der Ausflugsberg Muottas Muragl mit einer Höhe von 2‘453 m ü.M. zu einer Open Air Stätte mit Frische-Faktor. Die jeweils mehr als 1.500 Zuschauer, konnten bisher vor einzigartigem Panorama mit den groovigen Sounds von The Brand New Heavies und der Earth Wind & Fire Experience den Sonnenuntergang in den Engadiner Bergen erleben. Überhaupt ist es Jenny ganz wichtig, dass nicht nur musikalisch beim Festival da Jazz für jedermann was dabei ist: über die Hälfte der Konzerte gibt es zum Nulltarif und selbst die Konzerte im Dracula Club sind erschwinglich. Solch außergewöhnliche Unternehmungen bedürfen verlässlicher und engagierter Partner. Es sind neben dem Hauptsponsor Lexus die ortsansässigen Hotels wie der Schweizerhof und das besagte Kulm Hotel, die den Künstlern und Besuchern einen Aufenthalt so angenehm wie möglich machen oder das Hauser Hotel, das weitere Konzerte auf der hauseigenen Terrasse ermöglicht. Darüber hinaus unterstützen lokale Firmen, das Tourismusbüro Engadin, die Presse und nicht zuletzt die treuen Freunde des Festivals, die „Amis da Festival da Jazz“, das Festival nach Kräften und haben ihm so zu dem Renommee verholfen, das es heute auszeichnet. Jetzt stehen die Zeichen wieder auf Start, die Vorbereitungen für den Sommer 2015 laufen auf Hochtouren und einmal mehr darf man gespannt sein, welche musikalischen Leckerbissen Jenny aus dem Hut zaubert. Gewiss ist aber bereits jetzt: das Festival da Jazz wird auch 2015 wieder zu einem Erlebnis der besonderen Art. 8.7. – 8.8.2015 | St. Moritz | www.festivaldazazz.ch Kontakt: Verein Festival da Jazz | c/o Amt für Ideen Rindermarkt 20, 8001 Zürich [email protected] BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 45 Jazz oder Nojazz? Egal – Hauptsache jazznojazz! Jazznojazz! Auch in seiner 16. Ausgabe macht das Zürcher Musikfestival seinem Namen alle Ehre und präsentiert frische Sounds und Bands aus Jazz und jazzaffinen Genres. Unterstützt von ewz und der Zürcher Kantonalbank sind vom 29. Oktober bis 1. November 2014 vier üppige Konzertnächte angesagt mit nicht weniger als 19 Konzerten in der Gessnerallee Zürich, im ewz-Unterwerk Selnau sowie im Club der Zürcher Kantonalbank im Theater der Künste. Wir trafen Johannes Vogel zum Gespräch In diesem Jahr findet das jazznojazz Festival zum 16. Mal in Zürich statt und hat sich zu dem Jazzereignis in Zürich entwickelt. Was verbirgt sich hinter dem Namen jazznojazz? Ein besetztes Musikfestival mit Jazz und jazzaffinen Genres wie Funk, Soul, Electro, Blues. Jazz ist ja nicht mehr nur Jazz im klassischen, sprich swingenden Sinne. Jazz war immer schon mehr und deshalb bleibt er auch nie stehen und erfindet sich immer wieder neu. Im Festivalnamen jazznojazz bilden wir dies ab. Was erwartet den Besucher in diesem Jahr? Ein reich befrachtetes Programm mit nicht weniger als 18 Konzerten an vier Tagen! Den diesjährigen jazznojazz-Cocktail offerieren für Neues offene Jazz-Stars wie Avishai Cohen, Brad Mehldau und Al Di Meola, Grenzgänger aus Soul, Hip-Hop und Blues wie Robert Glasper, Meshell Ndegeocello oder Lucky Peterson, Funky-FusionCracks wie Amp Fiddler, Spyro Gyra und die Grammy-Gewinner von Snarky Puppy, die betörenden Stimmen von Ayo, Michael Kiwanuka und Naturally 7 sowie der Zürcher Jazz-Gipfel am Samstag mit Irène Schweizer/Jürg Wickihalder und Jojo Mayer/Zurich Jazz Orchestra. Was ist das Besondere am jazznojazz Festival? Neben der Musikmischung die Tatsache, dass das Festiva seit Beginn im Herzen von Zürich stattfindet und dies in Konzertsälen, die sonst kaum je für Konzert genutzt werden wie das Theaterhaus Gessnerallee, das ewz-Unterwerk Selnau (ein früheres Stromwerk) und im Club im Theater der Künste. 3 tolle Locations innerhalb von paar Hundert Metern. jazznojazz Festival 14 Für Neues offene Jazz-Stars wie Avishai Cohen, Brad Mehldau und Al Di Meola, Grenzgänger aus Soul, Hip-Hop und Blues wie Robert Glasper, Meshell Ndegeocello oder Lucky Peterson, Funky-Fusion-Cracks wie Amp Fiddler, Paulo Mendonça, Spyro Gyra und die Grammy-Gewinner von Snarky Puppy, die betörenden Stimmen von Ayo, Michael Kiwanuka und Naturally 7 sowie der Zürcher Jazz-Gipfel am Samstag mit Irène Schweizer/Jürg Wickihalder und Jojo Mayer/Zurich Jazz Orchestra sorgen für den faszinierenden jazznojazz-Mix. 29.10. – 11.2014 | Zürich | diverse Orte | Tickets unter www.ticketcorner.ch Weitere Konzerte von allblues Saison 2014/2015 Jethro Tull’s Ian Anderson 18.11.2014 | Zürich | Kongresshaus Ed Sheeran 19.11. 2014 | Zürich | Maag Halle Gregory Porter 22.11.2014 | Zürich | Tonhalle Herbie Hancock 1.12.2014 | Luzern | KKL Jan Garbarek & Hillard Ensemble 3.12.2014 | Zürich | Grossmünster 4.12.2014 | Genf | Cathédrale Saint-Pierre Brad Mehldau Piano Solo 29.1.2015 | Genf | Victoria Hall 30.1.2015 | Luzern | KKL Nils Landgren & Michael Wollny Duo 2.2.2015 | Zürich | Tonhalle Stefano Bollani Piano Solo 27.2.2015 | Zürich | Neumünster Diane Reeves 16.3.2015 | Zürich / Tonhalle Richard Galliano – Paolo Fresu – Jan Lundgren 18.3.2015 | Luzern | KKL 26.3.2015 | Genf | Victoria Hall Dee Dee Bridgewater & China Moses 18.4.2015 | Zürich | Tonhalle Anouar Brahem Quartet & String Ensemble 8.6.2015 | Zürich | Tonhalle Alle Konzerte unter www.allblues.ch Seit 1994 profiliert sich die AllBlues Konzert AG mit der Durchführung hochwertiger Jazzkonzerte in den grossen "klassischen" Konzertsälen der Schweiz. Die beiden Konzertserien «Jazz Recitals» (Tonhalle Zürich) und «Jazz Classics» (Luzern, Genf, Bern, Basel und Neuchâtel) gehören zu den Höhepunkten im Schweizer Jazzkalender. Mit Konzerten im Bereich von World, Funk & Soul sowie den hier angesiedelten Konzertreihen Migros Kulturprozent Zürich / Migros Kulturprozent Jazz und Accenture-Nights rundet die Firma ihr präzis gefasstes, qualitativ hochstehendes Profil in der Programmation ab. Johannes Vogel, geboren 5.4.1962, verheiratet , 2 Söhne, Studium in Allgemeiner Geschichte, Neuerer Deutscher Literatur und Volkskunde an der Universität Zürich. 1994: Gründung der All Blues Konzert GmbH in Winterthur,2007: Umwandlung in die AllBlues Konzert AG. Seit 1994 mehr als 1.000 Konzerte als AllBlues in der ganzen Schweiz. Sie haben in den letzten Jahren viele eigene Reihen und Formate wie die Vulcain Jazz Classics, die Accenture Nights, die Neumünster Konzerte entwickelt. Wie wichtig sind diese für den Erfolg von allblues und was sind die Gründe? Konzertreihen geben dem Veranstalter die Möglichkeit, sich dem Publikum über einen längeren Zeitraum zu präsentieren. Kontinuität, das langfristige Planen und Durchführen von Konzerten, ist meines Erachtens das wichtigste Kriterium für den Erfolg eines Veranstalters. Neben der Qualität der Konzerte und einem präzisen Profil in der Programmation. Oder anders gesagt: Man sollte nicht einfach alles machen, was den Saal füllt. Sondern nur das, was zu einem passt. Und im Falle von AllBlues ist das Jazz und das "links und rechts" davon, wie Funk, Soul, Worldmusic, Singer-Songwriters, Folk-Pop, etc. allblues besteht seit diesem Jahr 20 Jahre. Blicken wir nach vorne. Was darf man in der Jubiläumssaison nicht verpassen? Das Jubiläum haben wir ja schon gefeiert mit der Herausgabe eines Fotobuches und dem Jubiläumskonzert mit der Nils Landgren Funk Unit im Mai dieses Jahres im Kaufleuten Zürich. Nun machen wir einfach so weiter wie in den letzten 20 Jahren, auch wenn es mittlerweile etwas mehr Konzerte sind als zu Beginn (nämlich weit über 100 pro Jahr in der ganzen Schweiz…) : Erstklassige Konzerte, die zu AllBlues passen: Wie Herbie Hancock und Dianne Reeves, wie James Taylor und Ed Sheeran, wie Annett Louisan und Gregor Meyle, wie Pink Martini und die FarewellTournee des Orquesta Buena Vista Social Clubs oder wie Tower of Power und Incognito, um nur ein paar wenige zu nennen… Warum nach Zürich kommen? … weil's jazznojazz nur in Zürich gibt! Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber der arttourist.com 46 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 jazzahead! in Bremen: mehr als eine Messe © Jens Schlenker Bremen ist auf der Jazz-Landkarte ganz groß – wenn nicht sogar die Hauptstadt. Denn hier trifft sich im April alles, was Rang und Namen in der internationalen Szene hat. Eine Jazzmesse für Fachbesucher und das breite Publikum mit über 100 Konzerten und angegliedertem Kulturfestival. Blickt man heute auf einen Bremer April und die Musikfachmesse jazzahead!, so fällt es schwer zu glauben, dass alles 2006 als kleine Veranstaltung mit 91 Ausstellern begann. Längst ist die jazzahead! nicht mehr nur Branchentreff, sondern auch ein Kulturfestival, das in ganz Bremen sichtbar ist und weit über den Jazz hinausweist. Und das sehr erfolgreich: Allein 2014 zog das Musik- und Kulturprogramm über 22.000 Besucher an, im Jubiläumsjahr 2015 werden laut Veranstalter noch mehr Besucher erwartet. Die jazzahead! meistert dabei einen Spagat zwischen erfolgreicher Fachmesse und abgerundetem Publikumsprogramm. „Eine einmalige Entwicklung mit Modellcharakter“, so jazzahead!-Projektleiterin Sybille Kornitschky. Während sich die internationale Jazzmusikszene - 2.800 Fachteilnehmer und 700 ausstellende Firmen - in der MESSE Bremen austauscht und vernetzt, ist der Besucher mittendrin. Denn das integrierte ShowcaseFestival ist für alle zugänglich und gibt mit seinen 40 Showcases (30-minütige Kurzkonzerte) nicht nur Fachleuten einen wunderbar komprimierten Einblick in die aktuell spannendsten Jazzproduktionen der Welt. Darüber hinaus werden dem Besucher bereits zwei Wochen vor und parallel zur Messe weitere 60 Konzerte sowie Ausstellungen, Lesungen, Performances, Kino- und Theaterabende und vieles mehr rund um das jährlich wechselnde Partnerland geboten. Im April 2015 stellt sich Frankreich mit seiner Kunst- und Musikszene in Bremen vor. Showcase-Festival mit Qualität und Herz An vier Tagen im April bereichert die jazzahead! Bremens Kulturangebot mit einem prall gefüllten Liveprogramm auf drei Bühnen innerhalb der Messe und des angrenzenden Kulturzentrums Schlachthof. Gegliedert in vier Module zeigen 40 Bands aus Deutschland (German Jazz Expo), dem Partnerland (French Night), Europa (European Jazz Meeting) und Übersee (Overseas Night) im Showcase-Festival der jazzahead! die große Bandbreite des Jazz. Sie wurden zuvor von Fachjurys aus mehreren Hundert Bewerbungen ausgewählt. Ihr Auftritt sichert den Showcase-Bands die Aufmerksamkeit eines internationalen Entscheider- und Fachpublikums der weltweiten Jazz- und Musikszene bestehend u.a. aus Festivaldirektoren, Programmverantwortlichen von Clubs und Vertretern von Plattenfirmen. Während der Messe und des Festivals werden Bands gebucht, Verträge geschlossen und Tourneen geplant. Die Stimmung ist besonders herzlich, die jazzahead! wird von ihren Teilnehmern auch © Frank Pusch / MESSE BREMEN BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 47 vielfach als das große Familientreffen des Jazz beschrieben. Hier kommt zusammen, was zusammen gehört. Dabei ist die Messe alles andere als eine „kleine“ Veranstaltung - Stars von Weltrang, die großen Namen der Szene und solche, die dabei sind, es zu werden, sind mit von der Partie. Clubnacht in Bremen: 1 Nacht, 1 Ticket, über 30 Spielstätten Am Samstag der jazzahead! (25.4.2015) swingt ganz Bremen, wenn die Clubnacht die Stadt erobert und über 30 Spielstätten in Jazzclubs verwandelt. Schiffe, Theater, Museen, Kirchen, Hotellobbys und natürlich auch reguläre Clubs gehören dazu. Vom späten Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden kommen Jazz-Liebhaber dabei voll auf ihre Kosten. Musikalisch ist das Spektrum so breit wie die Spielstätten unterschiedlich sind: von klassischem Jazz, großartigen Stimmen und vielen Ausläufern in andere Genres wie Funk, Soul und Blues ist alles dabei. Mal hier reinhören, mal dort länger bleiben – ein Ticket ermöglicht den Eintritt in alle teilnehmenden Spielstätten und garantiert einen spannenden Festivalabend. Auch über den Transport zwischen den Clubs muss sich der Besucher nicht sorgen, im Ticket ist ein Shuttle-Service inkludiert. Kulturfestival: Accents français! In Ihrem zehnten Jahr rückt die jazzahead! Frankreich als Partnerland in den Mittelpunkt. Den Auftakt des zweiwöchigen Kulturfestivals in Bremen macht ein großer Eröffnungsabend am 9. April 2015 im Theater Bremen, gefolgt vom Jubiläum mit Open-Air Bühne am 11. April auf dem Marktplatz Bremen. In den zwei Wochen vor der jazzahead! gibt es die vielfältige Kulturszene Frankreichs in Lesungen, Theater, Performances, einem Kinder- und Jugendprogramm sowie Konzerten zu entdecken. Gekrönt wird dieses Kulturfestival mit dem Galakonzert im Konzerthaus Die Glocke am 24. April 2015 bei dem das Akkordeon das zentrale Instrument der angekündigten Stars im Programm sein wird. Auch im Rahmen der jazzahead! clubnight am 25. April 2015 und am Eröffnungsabend des Showcase-Festivals auf der jazzahead! wird viel französischer Jazz die Stadt zum Klingen bringen. © Jens Schlenker INFORMATIONEN jazzahead! MESSE BREMEN WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH Findorffstraße101 D-28215 Bremen www.jazzahead.de [email protected] Tel.: +49 (0)421 3505-287 TERMINE 09. - 26. April 2015 Kulturfestival 23. - 26. April 2015 Messe 24. April 2015 Galakonzert im Konzerthaus Die Glocke 25. April 2015 jazzahead! clubnight HIGHLIGHTS der 10-jährigen Jubiläumsausgabe Partnerland Frankreich 09. April Eröffnungsgala Kulturfestival im Theater Bremen 11. April 2015 Open-Air-Bühne auf dem Marktplatz TOURISTISCHE ANGEBOTE Bed & Jazzfest – Festivalwochenende in Bremen (2-Tages-Pauschale ab 99,-€ pro Erwachsener im DZ) Reise zum Ticket - für die verschiedenen Kulturfestival-Events (2-Tages-Pauschale ab 69,-€ pro Erwachsener im DZ) Buchbar über die BTZ Bremer TouristikZentrale unter +49 (0)421 3080010 oder www.bremen-tourismus.de/ Weitere Information zu Hotelangeboten und der Anreise unter www.jazzahead.de/hotel-anreise/ Billie Magazin_Ausgabe_10.2014_Anz. 22.09.14 10:01 Seite 1 in the spirit of jazz ACT 9577-2 (auch als lp) ACT 9571-2 (auch als lp) ACT 9572-2 ACT 9573-2 (auch als lp) ACT 9575-2 ACT 9673-2 ACT 9728-2 ACT 9627-2 ACT 9574-2 ACT artists in concert: karten jahnke jazznights mit jacob karlzon 3 & manu katché 4 vom 17.10. - 30.10. (info: www.kj.de) lars danielsson liberetto: 20.11. elmau 22.11. innsbruck 24.11. wien 25.11. münchen jerry léonide quartet: 9.12. münchen emile parisien quartet: 12.11. mannheim 13.11. münchen 15.11. tübingen 17.11. frankfurt 18.11. jena tobias christl wildern: 8.11. bayreuth 20.11. münchen alle ACT-veröffentlichungen auch auf allen gängigen downloadportalen erhältlich vertrieb: edel:kultur www.actmusic.com Die Donaueschinger Musiktage 2014 vom 17. bis 19. Oktober Die Donaueschinger Musiktage sind traditionsgemäß ein Produktions- und Autorenfestival, eine Messe des Neuen. Nicht geklärt ist allerdings, ob es die reine Freude am alljährlichen Kreisen des Komponistenkarussells ist, die den Pilgerstrom aus aller Herren Länder in das abgelegene Städtchen auf der Baar auslöst. Vielleicht ist es in unserer digitalen Zeit, in der alles möglich, alles unmittelbar abrufbar ist, eher das Vermögen, zu fokussieren und zu kontextualisieren sowie die Aufmerksamkeit auf eine gemeinschaftliche Perspektive zu richten, die Voraussetzung Foto: Tilman Stamer für ein nachhaltiges Interesse. Vor diesem Hintergrund hinterfragen die Donaueschinger Musiktage in diesem Jahr, woraus sich Kunstwollen eigentlich speist, wie es sich materialisiert und in welchem Medium es letztendlich Ausdruck findet, wann künstlerische Ideen in ein Konzert, wann in eine Ausstellung oder in eine Lesung münden. Zu diesem Zwecke wurden Komponisten eingeladen, die sich über ihr musikalisches Tun hinaus auch in anderen Metiers äußern und die von den Wechselbeziehungen der Disziplinen profitieren. Beispielhaft erwähnt seien Wolfgang Rihm und Hans Zender, die neben ihrer kompositorischen Bedeutung auch als herausragende Essayisten hervortreten. Brice Pauset ist auch Cembalobauer und Cembalist. Die Komponisten Kryštof Mařatka und Pascal Dusapin sind gleichzeitig Filmemacher und Fotokünstler. Friedrich Cerha, Brian Ferneyhough, Chris New­man und François Sarhan stellen auch als bildende Künstler aus. Manos Tsangaris wiederum ist der Schöpfer eines multiperspektivischen 50 | Jazz | Neue Musik finden, wohl aber prägend für deren künstlerischen Ansatz sind. Wie weit der Autonomieanspruch in die einzelnen Werke hineinreicht, vermag die neue Komposition „points & views“ von Peter Ablinger zu vermitteln: ihr erster Satz ist eine großformatige Fotoarbeit und der zweite ein Musikstück. Aus gesellschaftlicher Perspektive sind die Donaueschinger Musiktage damit eine Reaktion auf die zunehmende Spezialisierung aller Lebensbereiche, die durch die Digitalisierung einen neuen Schub erhalten hat. Gilt doch horizontale Spezialisierung seit langem als Ideal der Arbeitsordnung, als Insigne des Fortschritts, als Voraussetzung der Automatisierung, Radikalisierung und Ökonomisierung der Gesellschaft – auch der Künste. Minimale Anstrengung, maximales Resultat. Dieser hohe Grad an Spezialisierung ist in der Musik von besonderer Bedeutung. Wir alle wissen es: Musiker zu sein bedarf nicht nur eines besonders hohen Grades an Spezialisierung, sondern diese setzt auch sehr früh ein. Und gerade in der Mu- Airmachine – konstruiert von Ondřej Adámek sik gilt es als ein ausgesprochenes Tabu, einer anderen Profession nachzugehen. Auf der anderen Seite verfügen wir mit dem Computer, dieser Universalisierungsmaschine unserer Zeit, über ein elementares Werkzeug, das die Voraussetzungen dafür schafft, um alle medialen Daseinsformen – unabhängig ihrer inhaltlichen Werte – zu disponieren und damit die ReIntegration der Disziplinen und die EntDifferenzierung der Gesellschaft und der Künste voranzutreiben – mit dem Resultat einer paradoxen Situation: Trotz des ausgeprägten Spezialisierungsstrebens in allen gesellschaftlichen Bereichen erwartet die Gesellschaft (auch in den Künsten) ein gänzlich anderes Menschenbild: jenes des Alleskönners. Die Musik betreffend sei auf jenen Künstlertypus verwiesen, der zugleich als Komponist und Performer oder Komponist und Softwareentwickler, Sänger und zugleich Songwriters agiert. Und so sind, grob formuliert, einerseits die Omnipräsenz des Multimedialen, andererseits die permanent fortschreitende Spezialisierung in der Gesellschaft die beiden elementaren Hintergründe für das gewählte Festivalthema. Die schlichte Konjunktion „und“ als Titel für das Festival und die Ausstellung kann durchaus auch als Versuch gelesen werden, historisch besetzte Begriffe wie die der Doppel- oder der Mehrfachbegabung zu umgehen. Es handelt sich um ein Zitat. Wassily Kandinsky verfasste 1928 einen gleichnamigen Essay, in dem er das 19. Jahrhundert als eines der Absonderung, Spezialisierung, Fragmentierung und Segmentierung: des „Entweder – Oder“ bezeichnete, während er das 20. Jahrhundert in der Kunst – trotz der rasch weiter fortschreitenden Autonomisierung aller Lebens- und Gesellschaftsbereiche – als eines des „Und“, des Neubeginns der „synthetischen Künste“ charakterisierte. Videoart des Komponisten Johannes Kreidler © Steven Sussman Abenteuer Neugierde SWR NEWJazz Meeting 2014 Musikalische Begegnungen möglich machen, die unter normalen Bedingungen nicht möglich sind – das ist Ziel des alljährlich stattfindenden SWR NEWJazz Meeting. 1966 wurde dieses Jazzlabor des Südwestrundfunks vom ehemaligen SWF-Jazzredakteur Joachim-Ernst Berendt erfunden. Die Idee: verschiedene improvisierende Musiker erarbeiten in den Rundfunkstudios des Südwestrundfunks ein Programm, das sie im Anschluss daran in öffentlichen Konzerten im Sendegebiet präsentieren. Von Anfang an war das NEWJazz Meeting mehr als ein zwangloses „Come Together“ in einem Studio. Die Musiker dieser weltweit einmaligen Institution nutzten die Gelegenheit, im radiophonen Kontext Konzepte zu entwickeln für die auf der von Konventionen geprägten Szene nur wenig Platz war. So wurde das SWR NEWJazz Meeting schnell zu einem Sensor und Katalysator für sich anbahnende Jazzentwicklungen. In den Baden-Badener Rundfunkstudios präsentierten die Musiker der einflussreichen Chicagoer Musikerorganisation AACM (Lester Bowie und Joseph Jarman) ihre wegweisenden Ansätze zum ersten Mal auf dem Alten Kontinent. Das SWR NEWJazz Meeting wurde zu einem Resonanzboden für die vielfältigen Entwicklungen der europäischen Jazzemanzipation von Alexander von Schlippenbach über Joachim Kühn und Gianluigi Trovesi bis hin zu Vincent Peirani. Und hier regten sich besonders früh jene Impulse, die für eine kreative Öffnung des Jazz zu den großen nichtwestlichen Musikkulturen sorgten (Rabih-Abou Khalil und Renaud Garcia-Fons). Das diesjährige SWR NEWJazz Meeeting bringt improvisierende Musiker aus Südamerika, den USA und Europa zusammen. Das SWR NEWJazz Meeting 2014 auf Tour: Karlsruhe, Tollhaus: 21.11. | Tübingen, Sudhaus: 22.11. | Mainz, Frankfurter Hof: 23.11. Das Ensemble: Jakob Bro, Gitarre | Melissa Aldana, Tenorsaxophon | Kirk Knuffke, Kornett | Jacob Sacks, Klavier, Fender Rhodes | Joe Martin, Bass | R. J. Miller, Schlagzeug © Madeleine Ventrice Next Generation Das Off-Programm der Donaueschinger Musiktage 17. – 19. Oktober 2014 Plakatgestaltung: Wolfgang Bosse. plonk-art.de Universaltheaters. Bei kaum einer anderen Komponistin tritt utopische Paradoxie so in Erscheinung wie bei Jennifer Walshe: Wir erleben sie als multiple Persönlichkeit, die mit den von ihr erfundenen professionellen, halbprofessionellen, nichtprofessionellen Künstlerfiguren das Prinzip vom Alles- und Nichtskönner als vollkommene Fiktion lustvoll ausspielt. Im Zentrum des Festivals steht dabei nicht die große neue Welt hybrider oder transdisziplinärer künstlerischer Produkte, sondern stehen Positionen, die auf die Autonomie der jeweiligen Kunstsparte setzen. Neben den üblichen Konzerten, Installationen und Performances gibt es Lesungen, Film- und Videovorführungen sowie eine thematisch begleitende Ausstellung bildender Kunst. Die darin gezeigten Arbeiten stammen ausschließlich von Komponistinnen und Komponisten. Aus dieser Perspektive bieten sie herausragende Einblicke in Tiefenschichten des Kunstwollens der betreffenden Künstler, die im Kontext der Konzertsituation ansonsten keine oder kaum Beachtung BILLIE | arttourist.com 2|2014 Wie war das gleich mit der vorherrschenden Haarfarbe auf Europas Hochkul- den dann in der Musikhochschule in Trossingen die Seinen Abschluss findet „Next Generation“ immer turfestivals – Silbergrau? Mag sein. Nicht jedoch in Donaueschingen! Jung ist ersten Seminare und Workshops statt, begleitet von am Montag nach den Donaueschinger Musiktagen hier nicht nur die Musik, die bei diesem Uraufführungsfestival alljährlich aus einem Konzert mit Kompositionen der Teilnehmer der Taufe gehoben wird, sondern zum überwiegenden Teil auch das Publikum des Workshops. Die Themen für die Workshops und selbst. Dafür sorgt nicht zuletzt das Off-Programm des Festivals, das unter dem Seminare beziehen sich jeweils auf das Festivalthe- Titel „Next Generation“ von Festivalleiter Armin Köhler vor neun Jahren auf ma der Musiktage: Komponieren für den Raum zum den Weg gebracht wurde. Es bietet jährlich 180 Studenten aus aller Welt die Beispiel oder musikalische Großformen; 2014 dreht Organisiert wird „Next Generation“ im Team: ge- Möglichkeit, nicht nur schlechthin am Festivalgeschehen teilzuhaben, son- sich alles um das Phänomen der Spezialisierung in meinsam mit den Musiktagen und dem Amt für dern mittendrin zu sein, an den Proben teilzunehmen, mit den Künstlern des unserer Gesellschaft und im Musikleben. Von Frei- Kultur und Marketing der Stadt Donaueschingen Festivals zu diskutieren oder sich wertvolle Tipps von ihren Lehrervorbildern, tag bis Sonntag besucht man die Proben und die und der Musikhochschule Trossingen laufen die deren Werke gerade präsentiert werden, zu holen. Insgesamt haben sich damit Konzerte der Musiktage. Besonders begehrt sind Fäden für das Projekt seit diesem Jahr an der Hoch- seit der Gründung nahezu 2.000 junge Menschen aus 20 Nationen in Donau- die Seminarplätze im Anschluss an solche Proben, schule der Künste Bern bei Angleraux Graziella eschingen auf dem Gebiet der Neuen Musik weitergebildet. in denen dann ganz konkrete Fragen an die Interpreten und die Schöpfer der Werke gestellt werden Donaueschinger Musiktage Chiyoko Szlavnics Transmission, 2012 Tusche auf Papier Veranstalter: Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk und dem Experimentalstudio des SWR. Gefördert durch das Land Baden-Württemberg, die Kulturstiftung des Bundes und die Ernst von Siemens Musikstiftung. Kartenvorbestellung: Amt Kultur, Tourismus und Marketing, Karlstraße 58, 78166 Donaueschingen, Tel.: 0049 771 857266, Fax: 0049 771 857228 Programm: www.swr2.de/donaueschingen wiederum mit Seminaren und einem Abschlussforum mit dem Festivalleiter in der Trossinger Musikhochschule. Contratto, Lennart Dohms und Johanna Schweizer zusammen. Da die Donaueschinger Musiktage über die Arbeit „Next Generation“ ist im Grunde ein Festival im Festival, zu dem sich gan- können. Ein Höhepunkt ist das Studentenkonzert ze Seminargruppen aus Wien, Barcelona, New York, Moskau, Bremen, Köln in Donaueschingen mit ausgewählten Werken der Kursteilnehmer. Wessen mit Studenten hinaus auch Angebote für Kinder, Jugendliche und im Bereich oder Dresden bereits im Frühsommer anmelden. Das Off-Programm beginnt Werke gespielt werden, darüber entscheidet eine Expertenkommission eu- der Lehrerfortbildung macht, hat das Festival vor zwei Jahren unter dem Label jeweils am Mittwochabend vor dem Festivalwochenende im Oktober mit ei- ropäischer Musikhochschulen, deren Ensembles für Neue Musik dann auch maD, music academy donaueschingen, eine große Weiterbildungsakademie ner zünftigen Eröffnungsparty: Man schreibt sich ein, tauscht sich aus und das Konzert bestreiten. Höhepunkte bislang waren die Konzerte mit den En- gegründet, die unter einem Dach ein breites Spektrum von Zielgruppen an- entwickelt erste Strategien zum Besuch der Workshops. Am Donnerstag fin- sembles der Musikhochschulen Trossingen, Stuttgart, Luzern, Köln oder Basel. spricht. BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 51 Neue Musik und Jazz im Südwesten Initiiert und veranstaltet vom Südwestrundfunk Eberhard Stett im Gespräch mit Armin Köhler, Leiter der SWR-Redaktion Neue Musik und Jazz und künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage. ES: Weshalb setzt sich das Neue in der ernsten Musik nicht automatisch durch? Funktioniert hier der „Markt“ nicht wie beispielsweise in der Literatur und bildenden Kunst? AK: In der Neuen Musik gibt es so etwas, was man auch nur ansatzweise als „Markt“ bezeichnen könnte, nicht. Die Musik als ein flüchtiges und zeitgebundenes Medium gehorcht ihren ganz eigenen Gesetzen. Die Gründe, weshalb Neue Musik sich nicht in gleicher Intensität und Geschwindigkeit wie neue Literatur und bildende Kunst durchsetzt, sind vielschichtig. Aus Platzgründen seien nur die drei wichtigsten genannt: Der erste betrifft die Erwartungshaltung, die die Gesellschaft an Musik im Allgemeinen richtet. Anders als in der Filmkunst oder in der Literatur erwartet man von der Musik einzig, dass sie unterhalten oder entspannen möge – Fun ist angesagt. Eine geistige, schöpferische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen der Zeit über das Medium Musik hat keine oder eine zu geringe gesellschaftliche Akzeptanz. Zweitens erfordert Musikhören Konzentration und in gewisser Weise auch Kontemplation. Ein Buch legt man auch einmal zur Seite - in einer Ausstellung entscheidet der Rezipient (und nicht der Künstler), wie lange er vor einem Bild verweilt. Das kann auch mal nur wenige Sekunden sein. Ein musikalisches Kunsterlebnis stellt sich aber erst dann ein, wenn ich einen musikalischen Prozess über einen längeren Zeitraum verfolge. Ich muss mich darauf einlassen wollen und können. Und wir alle wissen es: Der Faktor Zeit ist Mangelware in unserer Gesellschaft. Und drittens schließlich ist der Musik nichts Objekthaftes eigen. Ein Buch kann ich in meinen Bücherschrank stellen, ein Bild an die Wand hängen. ES: Wie sieht die Förderung der Neuen Musik durch den SWR konkret aus? Welche Anstrengungen unternimmt der SWR für die Neue Musik? AK: Im Vergleich zu allen anderen europäischen Rundfunksendern fördert der SWR die Neue Musik ganz besonders stark. Das werden selbst die größten Kritiker einräumen. So gibt es beispielsweise weltweit keinen anderen Sender, der mit einer solchen Intensität und Nachdrücklichkeit einem neuen musikalischen Denken auf die Sprünge hilft. Hierfür vergibt der Sender jährlich ca. 30 Auftragskompositionen an Komponisten aus aller Welt. Der SWR ist zudem die zentrale Schaltstelle des traditionsreichsten Festivals für Neue Musik, der Donaueschinger Musiktage. Er ist zwar nicht alleiniger Geldgeber des Festivals, aber ohne seine Kompetenz und sein technisches Know-how wäre es nicht realisierbar. Gleiches trifft auf das Experimentalstudio des SWR zu. Hier erhalten jährlich viele junge Komponisten die Möglichkeit, über einen langen Zeitraum auf live-elektronischem Gebiet zu experimentieren. Man vergibt Arbeitsstipendien und stellt eine technische Ausstattung und Soundingenieure zur Verfügung, deren Qualität ihresgleichen sucht. Ein rundfunkpolitischer Diamant sind die alljährlichen Live-Übertragungen der Donaueschinger Musiktage. Hierfür wurde eigens ein Festival im Festival kreiert: Man überträgt nicht etwa über das gesamte Wochenende nur 1:1 die einzelnen Konzerte des Festivals, sondern vermittelt darüber hinaus Hintergrundberichte, Interviews mit den anwesenden Künstlern, Werkeinführungen, Diskussionen, Gespräche mit Besuchern des Festivals und brandneue Konzertkritiken. Ist „Next Generation“, das Off-Programm des Festivals, eine Schule des Musikmachens, so sind die Live-Übertragungen von SWR2 aus der Stadt auf der Baar eine Schule des Hörens. Und so paradox es klingen mag: Der Hörer am Radio ist auf diese Weise gelegentlich näher am Geschehen dran als der Festivalbesucher vor Ort. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die beiden Konzertreihen „ars nova“ und „attacca“, die der SWR mit seinen Partnern über das gesamte Jahr verteilt im Sendegebiet veranstaltet, oder die vielen neuen Werke, die alle Klangkörper des SWR in ihren Konzertreihen zur Uraufführung bringen oder nachspielen. Das SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg wurde für diese Arbeit unlängst mehrfach ausgezeichnet. Zu ergänzen sind noch die wöchentlichen Sendeplätze für Neue Musik, darunter ein aufwendiger Feature-Sendeplatz, den es bei vielen anderen Sendern in dieser Form gar nicht mehr gibt oder die Schwetzinger SWR Festspiele, die alljährlich eine neue Oper aus der Taufe heben und nunmehr immer auch Konzerte mit aktueller Musik in ihr Programm aufnehmen und, und, und…. ES: Weshalb ist es Aufgabe des öffentlichrechtlichen Rundfunks, jenseits der Tradition, Neue Musik zu fördern? Ist es nicht Aufgabe des Rundfunks Bestehendes abzubilden statt Neues zu initiieren? AK: Was macht die Qualität einer Rundfunkanstalt aus? Aus meiner Sicht ist das auf der einen Seite die Kreativität und die Kompetenz ihrer Mitarbeiter und auf der anderen ein vielfältiges und ausdifferenziertes Archiv. Beides ist voneinander Armin Köhler inmitten der Musiker des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg nicht zu trennen, beides bedingt einander. Und die Förderung der Neuen Musik dient nachdrücklich dem Ausbau eines individuellen Archivs. Zudem haben die öffentlich-rechtlichen Sender einen Kulturauftrag. Dieser besagt unter anderem, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht nur abbilden kann, was ist, sondern dass dieser in das gesellschaftliche Geschehen als Impulsgeber auch offensiv eingreift. Man ist nicht nur journalistischer Begleiter, sondern auch kritischer Aufklärer im traditionellen Sinne. Hierfür werden die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von der Gesellschaft mit den entsprechenden Potenzen und Kompetenzen ausgestattet. Hierzu gehört aber auch, dass diese Gesellschaft begreift und sich bewusst macht, welche Aufgaben sie dem Rundfunk dereinst übertragen hat, und dass die Einlösung dieser Aufgaben auch finanziell untermauert werden muss. Das ist zurzeit nicht unbedingt immer der Fall. ES: Wenn Sie sich im In- und Ausland umschauen, ist die Situation der Neuen Musik und ihrer Akteure im Südwesten Deutschlands eher paradiesisch oder katastrophal? AK: Die Situation ist eher paradiesisch. Das ist gewiss kein Zufall. Hier im Südwesten sitzen offenbar kluge Köpfe, die zum einen wissen, dass Qualität ihren Preis hat und die sich zum anderen bewusst sind, dass Kultur kein gesellschaftliches freiwilliges Anhängsel, sondern infrastrukturelle Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft ist. ES: Ist es eher nützlich oder schädlich für das Verständnis von und den Zugang zu Neuer Musik, wenn ich über musikalisch-klassisches Vorwissen verfüge? AK: Man benötigt nicht unbedingt eine musikalische Vorbildung, um Neue Musik hören zu können. Manchmal kann dies sogar schaden ‒ nämlich dann, wenn dem Hörer, von einem wie auch immer gearteten Formenkanon eingeschnürt, ein unverstellter Blick auf ein neues Angebot verwehrt wird. Einzige Voraussetzungen sind Neugier, Offenheit, Sensibilität, eine Prise Kreativität, die wir uns alle über unsere Kindertage hinaus noch bewahrt haben, ein Schuss Konzentration und ein gewisses Kombinationsvermögen. Denn wirklich Neue Musik vollzieht sich nicht in einer allgemeingültigen Sprache, sondern sie bildet für jedes neue Werk eine eigene Sprache aus. Und diese Sprache lerne ich erst beim Hören - gewissermaßen gemeinsam mit dem Komponisten und den Interpreten. Der Komponist ist dem Hörer nur ein ganz kleines Stück voraus. Er ist der Impulsgeber für unsere kreativen Verknüpfungen. Er schlägt mit dem Beginn eines Stückes eine Schneise in den Urwald der Klänge. Wohin der Weg mich allerdings führt, das obliegt einzig meiner eigenen Entscheidung. Immer aber gehen wir den Weg gemeinsam. Der Komponist mag die Töne setzen, wir Hörer setzen die Beziehungen zwischen ihnen. Wir sind immer auf demselben Weg, selbst dann, wenn die von uns gesetzten Beziehungen nicht den Intentionen des Komponisten entsprechen sollten. Denn intentionslose Klänge gibt es ohnehin nicht. Gamut Inc.| © Christoph Voy Klangexperimente im 21. Jahrhundert attacca – geistesgegenwart.musik in Stuttgart Stuttgart ist eine Stadt der Erfindungen. Aber nicht nur die Industrie hat Jules Verne gebaut werden, Mit dem Radio-Sinfonieorchester Stutt- Teil am technischen Fortschritt, auch die Kunst treibt uns mit ihren Ide- um sich eine andere, fiktive gart des SWR, dem SWR Vokalensemble en und Einfällen voran. Dabei gilt in der Kunst das Interesse aber nicht Vergangenheit auszumalen. Stuttgart, Ilan Volkov, Grete Pederson, dem ökonomischen Mehrwert, sondern den ästhetischen Möglichkeiten. Kunst steht dabei immer in Art Zoyd, Francesco Dillon, Sebastian Attacca, die SWR2-Konzertreihe für Neue Musik in Stuttgart, stellt im No- einem Konkurrenzverhältnis Berweck, Pascal Pons u. a. m. vember 2014 deshalb einmal die schönsten und versponnensten Klang- zur ökonomischen Vernunft; Mit Musik u. a. von Luc Ferrari, Genoël experimente des 21. Jahrhunderts vor. Alte Walkmen werden auf elek- sie entwirft Räume, in denen von Lilienstern, Carola Bauckholt, Geor- tromagnetische Schwingungen abgehorcht oder Schallplattenspieler auf sich denken ge Lewis, Bernard Parmegiani, Thomas verborgene Resonanzen hin abgelauscht. Dabei wird deutlich, dass in der lassen. Zwei Tage lang also Meadowcroft, Kirsten Reese, Alan Hilario, Musik der Gegenwart oft historische und vermeintlich überholte Tech- konfrontiert die Neue Musik Gamut Inc., Vinyl-Horror & Terror, Tho- niken neu befragt und auf nicht ausgeschöpfte Potenziale hin erprobt die Technik aufs Lustvollste – mas Ankersmit, Phill Niblock werden. Und da kann es schon einmal geschehen, dass der erste Musik- nicht nur mit ihren Unzulänglichkeiten, sondern auch mit den verwege- Theaterhaus Stuttgart: 15. November, ab 17 Uhr computer, das legendäre Fairlight-System, neu gebootet werden muss. nen Möglichkeiten, die von der Geschichte fahrlässig übergangen worden Theater Rampe Stuttgart: 16. November, ab15 Uhr Oder dass Instrumente nach dem Vorbild von Science-Fiction-Autoren wir sind. Alternativen 52 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Neue Musik Eine Auswahl an Veranstaltungen, Reihen und Festivals, die sich der neuen und zeitgenössischen Musik widmen Bad Kreuznach Festival PARKMUSIK Neue Ho(e)rizonte Das kleine aber feine Festival PARKMUSIK Neue Ho(e)rizonte wurde von Sigune von Osten 1996 ins Leben gerufen. Seitdem gibt es am 4. Wochenende im August Samstag / Sonntag auf und rundum den malerisch gelegenen Trombacher Hof Neue akustische und optische Klänge und Eindrücke zu erleben. Das Besondere an diesem Festival ist seine Inszenierung: im historischen Ambiente des 600 Jahre alten Trombacher Klostergutes. und in der unberührten, europäisch geschützten Landschaft (FFH) der Trombachaue. Hier verschmelzen ungewohnte Klänge Neuer Musik, außereuropäische Kulturen, Optische und akustische Kunst, Traditionen, Natur, Luft, Duft, und Licht zu einer einmaligen Harmonie. Dabei öffnen sich Herz und Sinne ohne Vorbehalte. 29.–30.8.2015 | Bad Kreuznach | Trombacher Hof bei Bad Kreuznach | www.artpoint-th.com Bamberg 15. Tage der Neuen Musik Bamberg – "plugged!!!!" Zeitgenössische Musik in einer der schönsten historischen Städte Deutschlands! Alle zwei Jahre holen die Tage der Neuen Musik Bamberg un- © Tage der Neuen Musik Bamberg, Jugendkonzert am Gagelmann (Foto: erhörte Klänge in die Weltkul- Rolf-Bernhard Essig) turerbestadt. Künstler aus dem In- und Ausland gestalten das Festival zusammen mit herausragenden Bamberger Musikern. Sie bleiben jeweils für mehrere Tage in der Stadt, proben dort und realisieren auch Projekte mit Mitgliedern anderer Ensembles – Gelegenheit zu gegenseitiger Inspiration, zu gemeinsamem Experiment und zum Dialog, auch mit dem Publikum. Das Festival wurde 1987 gegründet und stand bis 2009 unter der Leitung des Komponisten Horst Lohse. Sein Nachfolger ist seit 2011 der Dirigent und Musikmanager Markus Elsner. Composer in Residence: Minas Borboudakis | Ensemble in Residence: Sonar Quartett | Künstlerische Leitung: Markus Elsner 7. – 10.5.2014 | Bamberg | www.tagederneuenmusik.de Berlin MaerzMusik Was ist Musik? Auf diese Frage findet heute wohl jeder Musikliebhaber eine andere Antwort. MaerzMusik reagiert offensiv auf dieses neue Verhältnis zum © MaerzMusik13 Image Berline FestKlang in der Gesellschaft. Das spiele_02 Festival für aktuelle Musik hebt Grenzen auf zwischen Tradition und Innovation. Mit seinem weiten Spektrum von Orchesterund Kammermusik über innovatives Musiktheater bis hin zu experimentellen und medienkünstlerischen Arbeiten bietet es ein faszinierendes und kontrastreiches Panorama der Gegenwartsmusik. Etablierte Künstler und junger Nachwuchs aus der ganzen Welt strömen jährlich im März nach Berlin, um ein dichtes Programm mit vielen Uraufführungen und Neuproduktionen – oftmals Auftragswerke von MaerzMusik – zu präsentieren. Mit wechselnden Schwerpunkten widmet sich das Festival dem musikalischen Geschehen in ausgewählten Regionen. Die beliebte nächtliche Reihe „Sonic Arts Lounge“ stellt außergewöhnliche Spielformen und neueste Facetten technologischer Klang- und Bildproduktion vor.. 20. – 29.3.2015 | Berlin | www.berlinerfestspiele.de Eckernförde 5. internationales Provinzlärm Festival für neue Musik Provinzlärm ist ein junges, ambitioniertes, internationales Festival für zeitgenössische Musik. Es findet alle zwei Jahre im Ostseebad Eckernförde in Schleswig-Holstein statt und stellt bisher in jeder Ausgabe ein bestimmtes Schwerpunktland, zumeist aus dem skandinavisch-baltischen Raum, in den Fokus. Die Biennale startete 2007 mit dem Länderschwerpunkt Island, es folgten 2009 Lettland, 2011 Finnland und 2013 Polen. 20.–22.2.2015 | Eckernförde | www.neuemusik-eckernfoerde.de Essen „NOW!“ Parallelwelten 31.10.2014 – 16.11.2014 „NOW!“ stellt die Seh- und Hörgewohnheiten auf die Probe. Bei der vierten Ausgabe des Festivals für Neue Musik werden Wahrnehmungsgrenzen erweitert und konventionelle Aufführungsräume gesprengt. In Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste, dem Landesmusikrat NRW, der Folkwang Musikschule und der Stiftung Zollverein lädt die Philharmonie Essen zu insgesamt 20 Konzerten, Aufführungen, Ausstellungen und einem Symposium ein – an mehreren verschiedenen Spielorten. Unter dem Titel „Parallelwelten“ bekommt man bei den aufgeführten Klassikern der Neuen Musik, aber auch in den Auftragskompositionen einen ständig anderen Blick auf scheinbar Vertrautes. 31.10.–16.11.2014 | 23.10.–8.11.2015 | Essen | Philharmonie Essen www.philharmonie-essen.de/themen-reihen/now-parallelwelten Essen Park Sounds Für vier sommerliche Tage wird der Stadtgarten in Essen zur „magischen Klanginsel“ (WAZ): Bei den Park Sounds verfangen sich faszinierende Klänge in den Baumwipfeln, wandern über die Wiesen und berauschen das auf Liegestühlen, Sitzsäcken und Picknickdecken sitzende Publikum. Studierende der Kompositionsklassen der Folkwang Universität der Künste präsentieren gemeinsam mit ihren Professoren jeden Abend von 20 bis 22 Uhr wechselnde Programme, die speziell auf die akustische Situation im Park ausgerichtet sind. Packen Sie den Picknickkorb, öffnen Sie eine Flasche Wein und lassen Sie sich mit Freunden oder Familie von den Klängen der musikalischen Avantgarde im Park inspirieren! 22. – 26.6.2015 | Essen | Stadtgarten Essen www.philharmonie-essen.de/konzerte/event/55886.htm Halle 10. Festival "Women in Jazz" Der Jazz hat ein neues Gesicht. Wie schon so oft in der etwa ein hundert jährigen Geschichte hat sich das Erscheinungsbild des Jazz gewandelt: Es ist emotional, betörend erotisch, und es ist weiblich.Seit Mitte der 1990er Jahre © MarialyPacheco_Portrait_Presse_ ist zu beobachten, dass die Zahl der Musikerinnen im Jazz stetig ansteigt. Ausgangspunkt dieser Entwicklung war der unerwartete kommerzielle Erfolg der amerikanischen Sängerinnen Diana Krall und Norah Jones. Als ein wichtiges Zentrum dieser Entwicklung hat sich das Festival „Women in Jazz“ in Halle etabliert. Bereits zum vierten Mal trafen im Februar 2009 jazzende Frauen auf ein interessiertes Publikum. 24.4.–3.5.2015 | Halle (Saale) | www.womeninjazz.de Hamburg blurred edges – Festival für aktuelle Musik in Hamburg Das Hamburger Produzenten-Festival blurred edges eröffnet vom 5. bis 20. Juni 2015 zum zehnten Mal in Folge den Dialog vielfältiger ästhetischer Positionen aktueller Musik. Mit ca. 50 Veranstaltungen agiert blurred edges als große Plattform des Austausches und der Vernetzung von lokalen sowie internationalen KünstlerInnen, Ensembles und der Öffentlichkeit. Die FestivalbesucherInnen werden sowohl künstlerisch als auch geografisch auf Entdeckungsreise geschickt, denn blurred edges weitet sich während der © Nika Son, Foto von: Sarah Bernhard 16 Tage auf ca. 25 sehr unterschiedliche Orte in Hamburg aus. Ziel ist es, die Sinne zu erweitern und Offenheit für Neues zu schaffen, die gewohnte Umgebung zu verlassen und einen Perspektivenwechsel stattfinden zu lassen. Raus aus der gewohnten Umgebung, hin zu neuen Eindrücken! 5. – 20.6.2015 | Hamburg | www.blurrededges.de Köln ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln Zeitraum ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln findet seit 2011 jährlich Anfang Mai statt und stellt die Musik der Moderne ins Zentrum des Festival-Programms. Wechselnde Programmschwerpunkte laden ein, die Musik unserer Zeit zu erkunden und dabei das © Alan Gilbert, Dirigent Ohr für Neues zu begeistern. Namhafte des New York Philharmnationale und internationale Interpreten nonic gastieren während der Festival-Tage in Köln, aber auch regionale und lokale Musiker bis hin zur freien Musikszene Kölns sind als fester Bestandteil im Festivalprogramm vertreten. ACHT BRÜCKEN verfolgt das Ziel, möglichst vielen Menschen die Musik der Moderne näher zu bringen und damit dieser Musik die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die ihr gebührt. Die täglichen einzigartigen Konzerte und eine breite Palette an Workshops, Filmen, Ausstellungen, Vorträgen und besonderen Angeboten für Kinder bilden dabei ein ausgewogenes und spannendes Programm, das für jeden etwas bereithält, der sich dem Unbekannten und Neuen nähern möchte. 30.4.–10.5.2015 | Köln | achtbruecken.de Mannheim Zeitgenössisches Musiktheater am Nationaltheater Mit einer Uraufführung von Lucia Ronchetti setzt die Oper des NTM ihren Fokus auf das zeitgenössische Musiktheater in der Spielzeit 14/15 fort. Die renommierte italienische Komponistin schreibt für das Nationaltheater eine komische und phantastische Oper über die sich dem Ende neigende Welt der Bücher, über Prüfungen und Konzentrationsmängel, über Störungen und Gestört werden und über Menschen, die sich in den Randzonen einer Stadt bewegen. Das Libretto wird von dem Autor Ermanno Cavazzoni, der bereits die Vorlage zu Federico Fellinis Film Die Stimme des Mondes schrieb, auf Grundlage seines Romans Mitternachtsabitur verfasst. Esame di mezzanotte wird am 29. Mai 2015 in der Inszenierung und Ausstattung von Achim Freyer uraufgeführt. 29.5.2015 | Mannheim | Nationaltheater www.nationaltheater-mannheim.de Mühlheim an der Ruhr Utopie jetzt! Zum 11. Mal findet in Mülheim an der Ruhr das Festival für Neue Musik „Utopie jetzt!“ statt. Die Programmgestaltung kann im Jahre 2014 nicht ohne Reaktion auf die europäische Geschichte der letzten hundert Jahre geschehen: zu sehr haben die beiden Weltkriege und ihre Folgen unsere Zeitsituation geprägt. Unter dem Motto „Aufschrei“ versammelt das Festival dazu am Wochenende vom 24. bis 26. Oktober 2014 klangliche Reflektionen, die zum Zuhören, Verweilen und Nachdenken anregen. 24.–26.10.2014 | 28.–30.10.2016 | Mühlheim an der Ruhr www.utopie-jetzt.de Niedersachsen Musik 21 Festival Das „Musik 21 Festival“, 2008 ins Leben gerufen, ist der jährliche Höhepunkt des Netzwerkprojekts „Musik 21 Niedersachsen“. Zu einem © Foto: Klaus Fleige Jahresthema präsentieren niedersächsische Partnerakteure und internationale Gäste in Konzerten, Workshops, Installationen und Performances Musik von der klassischen Avantgarde bis zur Gegenwart – quer durch Genres und Disziplinen. Unter der künstlerischen Leitung von Stephan Meier findet das dreitägige Festival alle zwei Jahre in Hannover und im Wechsel in anderen Städten Niedersachsens statt. 10.–12.7.2015 | Hannover | Musik 21 Festival „Klang-Körper“ www.musik21niedersachsen.de Oldenburg MUSIK MACHT BILDER: LANGE NÄCHTE DER MUSIK in Bremen und Oldenburg Mit zwei Festivals zum Thema „MUSIK MACHT BILDER“ veranstalten die 11 Netzwerkpartner von klangpol - Netzwerk Neue Musik Nordwest das in Oldenburg äußerst erfolgreiche Format der „LANGEN NACHT DER MUSIK“ 2015 erstmals auch in Bremen. Im Bereich des alten Güterbahnhofs in Bremen und entlang der Peterstrasse in Oldenburg zeigen sie © Foto von Louisa Oeltjenbruns ein Programm an der Schnittstelle zwischen Musik und visuellen Künsten. Dabei kommen auch Stücke und Performances unter Einbeziehung von Laien und SchülerInnen zur Aufführung. 16.5.2015 | Bremen | 20.06.2015 | Oldenburg | www.klangpol.de BILLIE | arttourist.com 2|2014 Sachsen-Anhalt IMPULS-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt Insgesamt 9 Ur- und Erstaufführungen, darunter 5 Auftragskompositionen stehen beim IMPULS-Festival 2014 auf dem Programm, neben Helmut Oehring von dem New Yorker Komponisten und Rapper Gene Pritsker, dem Leipziger Komponisten und Pianisten Stephan König, dem französischen Komponisten Karol Beffa und des britischen Schlagzeuger, © Yejin Gil (Artist ist Residence) Komponisten und Dirigenten James Wood. Mit erst 16 Jahren ist Jorma Marggraf der jüngst Komponist des diesjährigen Festivals. Der Hallenser gewann 2013 im Rahmen der Orchesterwerkstatt im Nordharzer Städtebundtheater dem IMPULS-Preis und damit einen Kompositionsauftrag für das diesjährige Festival. 31.10.–25.11.2014 | Halle, Bitterfeld-Wolfen, Schönebeck, Dessau, Wernigerode, Eisleben, Halberstadt, Quedlinburg, Magdeburg, Leipzig, Berlin | www.impulsfestival.de Weimar 16. Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik Schwerpunkte des internationalen Festivals sind stets zwei internationale Kompositionswettbewerbe für Kammermusik und Orchester, sowie Konzerte, welche die Stilvielfalt der aktuellen Musik widerspiegeln. Die Konzerte reichen von instrumental geprägten Konzerten über Elektroakustik, Performance und Multimedia bis hin zu Konzertprojekten mit Künstlern aus der Elektro- und Techno-Szene. Für die Preisträgerkonzerte der Kompositionswettbewerbe 2015 stehen die Jenaer Philharmonie unter Leitung von Markus L. Frank, sowie das via nova Ensemble in der Besetzung Harfe, Viola, Horn und Akkordeon zur Verfügung. Neben den Preisträgerkonzerten stehen Konzerte mit dem niederländischen Ensemble Black Pencil, dem Schweizer Ensemble retro disco, dem DJ Stefan Goldmann und den Landesjugendendensembles Neue Musik Thüringen und Niedersachsen auf dem Programm. Die Jugendensembles werden 2015 erstmals mit dem DJ und Elektronik-Künstler Stefan Goldmann ein Gemeinschaftsprojekt realisieren. Die amerikanisch-deutsche Flötistin Carin Levine, der Cellist Moritz Müllenbach aus der Schweiz, sowie die Sängerin und Tänzerin Silje Aker Johnsen aus Norwegen sind zudem als artists in residence zu Gast in Weimar und werden insgesamt drei Konzerte des Festivals als Solisten bereichern. 8.–12.4.2015 | Weimar | www.via-nova-ev.de Weingarten Internationale Weingartener Tage für Neue Musik Die Internationalen Weingartener Tage für Neue Musik wurden 1986 von der an der Pädagogischen Hochschule Weingarten lehrenden Pianistin Rita Jans initiiert. Dieses Musikfestival findet jedes Jahr an einem Wochenende (von Freitag bis Sonntag) im Herbst statt und wird veranstaltet vom Förderkreis der Weingartener Tage für Neue Musik e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Weingarten und der Pädagogischen Hochschule und in Kooperation mit dem Vorarlberger Landeskonservatorium. In jedem Jahr wird ein bekannter Komponist nach Weingarten eingeladen, der während dieser drei Tage anwesend ist und in zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen sein Oeuvre präsentiert. Gerade die Anwesenheit des Komponisten und die enge Zusammenarbeit mit uns bei der Gestaltung des Festivals ist für das Publikum von besonderer Weingarten Attraktivität 7.–9.11.2015 | Weingarten | www.weingarten-neue-musik.de Wien Wien Modern Einmal mehr wird das Festival WIEN MODERN die gesamte Stadt Wien in ein dichtes Netz zeitgenössischen Musikschaffens tauchen. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird das Festival auch in seiner kommenden Saison Tradition und Innovation miteinander in Einklang bringen, Grenzen überschreiten und die Neugier auf das Kunstschaffen der Gegenwart wecken, klassische Konzertformate hinterfragen, aufzeigen, verwerfen und ganz bewusst neue kreieren und zur Diskussion stellen. 29.10.–21.11.2014 | Wien www.wienmodern.at Jazz | Neue Musik | 53 Kurt Weill Fest 2015: „Vom Lied zum Song“ Das zurückliegende Kurt Weill Fest traf mit seinem Motto „Aufbruch – Weill & die Medien" den Puls der Zeit. Rund 16.500 Besucher haben 2014 die zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen des Festivals besucht. Besondere Strahlkraft entwickelten dabei zwei Medien-Projekte, die zu nationaler und internationaler Berichterstattung über das Kurt Weill Fest führten. Zum einen die erfolgreiche Deutschlandpremiere der „Tweetfonie“, eines Konzertereignisses, das die Welt der Neuen Medien und der Orchestermusik miteinander verschmelzen ließ. Zum anderen der Sendebetrieb von WeillFM, einem eigenen Festivalradio – das als Jugendmedienprojekt Furore machte. Beide Projekte zeigten eindrucksvoll, dass das Kurt Weill Fest kein klingendes Museum, sondern eine außerordentlich vitales Musikfest ist. Das kommende Kurt Weill Fest steht unter dem Motto „Vom Lied zum Song“ und ist eine Hommage an die vielseitigste, ursprünglichste und sinnlichste Forme der Kommunikation, in der die Regungen der Menschen in all ihren Facetten zum Ausdruck gebracht werden können. Und es ist ebenso eine Hommage an die beiden bedeutendsten Söhne der Stadt Dessau: an den Dichter Johann Ludwig Müller und den Komponisten Kurt Julian Weill. Seit der Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts arbeitete Kurt Weill daran, für die jeweilige Botschaft und den voraussichtlichen Empfänger die richtige Melodie, den richtigen Rhythmus, den richtigen Klang zu finden. Es ist jedoch nicht nur der Klang, der die berühmten Songs zu dem machte was sie heute noch sind. Zeit seines Schaffens bewies Kurt Weill ein untrügliches Gespür, ein zartes Fingerspitzengefühl, was die Auswahl seiner Texte und seiner Librettisten betraf. Nicht selten stehen diese im Schatten der Komponisten. So auch ganz zweifellos Johann Wilhelm Müller mit seinen Gedichten. Häufig ist sogar Musikfreunden unbekannt, wer die Verse für die beiden Schubert-Zyklen „Die Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“ verfasst hat. Lyrik und Musik – so findet mit „Vom Lied zum Song“ auch bisher Ungehörtes Einzug ins Fest: Franz Schubert, Richard Strauss, Vaughn Williams, Ernst Krenek, Heinrich Heine. Artist-in-Residence und weitere Höhepunkte beim Kurt Weill Fest 2015 Ihre Stimme kennen Millionen, ihre frühen Hits kann der größte Teil der deutschen Bevölkerung auch heute noch mitpfeifen und als Schauspielerin ist sie seit über vierzig Jahren einer der prägenden Charaktere auf deutschen Bühnen. Auch Cornelia Froboess verbindet eine besondere Liebe mit den Texten großer deutscher Dichter und so wird sie sich als Artistin-Residence auf eine von Musik getragene Zeit- und Literaturreise der letzten 200 Jahre begeben und mit herausragenden JazzMusikern der Verbindung zwischen Text und Musik nachspüren. „Vom Lied zum Song“ Vom 27. Februar bis 15. März 2014 werden an 20 Festspielorten in Dessau, Wörlitz, Wittenberg und erstmals auch in Halle und Magdeburg unter dem Motto „Vom Lied zum Song“ knapp 60 Konzerte, von Sinfonik über Kammerkonzert bis zu Ballett und Jazz sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm zu erleben sein. Im historischen Eichenkranz in Wörlitz etwa widmet sich Cornelia Froboess Texten und Briefen von Wilhelm Müller, Kurt Weill, Ernst Krenek und Friedrich Hollaender. Musikalisch wird sie dabei begleitet von Dieter Ilg, einem der international bedeutendsten deutschen Jazz-Musiker. Im Landesfunkhaus Magdeburg und dem Bauhaus Dessau schlüpft die Künstlerin in die Rolle der „Frau Wernicke“ einer fiktiven Berliner Hausfrau, die während des NaziRegimes im Deutschen Dienst der BBC mit Ihren Kommentaren zum Widerstand aufrief. Jazz-Pianistin, Arrangeurin und Komponistin Julia Hülsmann die sich ein feines fünfköpfiges Ensemble zusammengestellt hat begleitet Cornelia Froboess dabei. Texte von Brecht, Kästner, Biermann und Heine sind beim Programm „Liederliches“ zu erleben, welches Cornelia Froboess bereits mit großem Erfolg mit einem der seit Jahrzehnten gefragtesten Jazz-Gitarristen und langjährigen Partner Sigi Schwab entwickelte. Daneben gibt es eine ganze Reihe herausragender Konzerte, die die Grenzen zwischen U- und E-Musik vergessen lassen. So wird es Konzerte geben mit u.a. Wolfgang und Christian Muthspiel, Wolfgang Holzmair mit Siegfried Mauser, Ute Lemper und Katharina Thalbach. Aber auch so altbekannte Gäste wie das Ensemble Modern kommen zurück nach Dessau: Neben einem Kammerkonzert und einem Konzert der „Internationalen Ensemble Modern Akademie“, gibt es eine Aufführung der legendären „Dreigro- Zu den Festspielhöhepunkten gehören u.a. 27.02.2015, 19.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau Kristjan Järvi & MDR Sinfonieorchester: „Johnny Johnson“ von Kurt Weill 07.03.2015, 19.30 Uhr Theater Magdeburg & 08.03.2015, 19.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau Ute Lemper: Letzter Tango in Berlin 01.03.2015, 20.00 Uhr Anhaltisches Theater Dessau HK Gruber & Ensemble Modern: „Die Dreigroschenoper“ schenoper“ bei der die ehemaligen Artistin-Residence Ute Gfrerer und HK Gruber das Festspielpublikum begeistern werden. Preisträger des internationalen Lotte Lenya Gesangswettbewerbes werden gemeinsam mit dem ehemaligen Artist-in-Residence James Holmes neben den deutschen Liedern Kurt Weills auch seine amerikanischen Broadwaysongs präsentieren. Aber auch Sinfonisches wird beim kommenden Festival zu erleben sein: Mit der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz und einer illustren Schar international gefeierter Sänger spürt Dirigent Ernst Theis in zwei Konzerten dem Festspielmotto nach, und lässt in dem ersten facettenreich gestalteten Programm den „Moon of Alabama“ den großen spätromantischen Orchesterliedern begegnen. Zieht sich als roter Faden durch das Festival auch das Verhältnis zwischen Text und Musik, wenn es um Arie und Lied geht, so gipfelt dies im Schlusskonzert der Deutschen Staatsphilharmonie, in der Begegnung mit der Oper Capriccio und deren Schlussszene: Gilt die ganze Oper doch der Frage, ob die Dichtung oder Tonkunst bedeutender sei, ob die Musik den Worten oder die Worte der Musik dienen und so findet sich im Strauss’schen Resumee „Vergebliches Müh’n, die beiden zu trennen. In eins verschmolzen sind Worte und Töne – zu einem Neuen verbunden. Geheimnis der Stunde. Eine Kunst durch andere erlöst.“ die Haltung von Kurt Weill wieder, der in seinem gesamten Schaffen darauf abzielte, dass Schriftsteller und Komponist ein gemeinsames Werk erschaffen sollten. 06.03.2015, 19.00 Uhr Auferstehungskirche Dessau & 08.03.2015, 11.00 Uhr Eichenkranz (Wörlitz) Wolfgang Holzmair & Siegfried Mauser 14.03.2015, 16.00 Uhr & und 15.03.2015, 17.00 Uhr im Anhaltischen Theater Dessau Ernst Theis & Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 14.03.2015, 19.30 Uhr Marienkirche Dessau Katharina Thalbach und Christoph Israel Informationen und Karten unter: 0341-14 990 900 oder ww.kurt-weill-fest.de 54 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 The Art in Music Künstlerische Freiheit und gestalterischer Rahmen, Form und Funktion, äußere Gestalt und innerer Ausdruck, Ästhetik und Entertainment – diese mal widerstreitenden, mal sich ergänzenden Gegensatzpaare vereinen die Genres des Jazz und der bildenden Kunst wie keine anderen. Es ist also kein Zufall, dass die Kunst nach der Musik zur zweiten großen Leidenschaft von ACT-Chef Siggi Loch wurde. Was die Verbindung von beidem angeht, waren für Loch wie für so viele die LP-Covers von Blue Note eine frühe Inspiration, besonders weil Fotografie sein frühestes Hobby war. Wie wird man Musiker bei ACT? Musiker brauchen wir für die einzelnen Produktionen und sie werden von Fall zu Fall engagiert. Was ich suche sind außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeiten, die mehr sind als nur gute Handwerker. Die zu finden, bevor sie bereits zu Stars gereift sind und es von allen Dächern gepfiffen wird, das ist die eigentliche Aufgabe und ständige Herausforderung. Um einen ACT im Frühstadium zu erkennen, muss ich viele Konzerte mit noch ungekannten Talenten besuchen, wie zum Beispiel 1994 die Jazz Baltica, wo ich Nils Landgren für mich und ACT entdeckt habe. Oder auch ein Konzert unserer Künstlerin Youn Sun Nah in Paris, wo ich den jungen Akkordeonisten Vincent Peirani erstmals gehört habe. Ich habe aber auch stets ein offenes Ohr für die Empfehlungen der Künstler mit denen ich bereits arbeite, wie zum Bespiel Nils Landgren, über den ich Esbjörn Svensson und weitere schwedische Künstler kennengelernt habe. Entscheidend ist aber immer, dass ich die möglichen ACT Anwärter im Konzert vor einem Publikum erlebt habe, um beurteilen zu können, ob jemand nicht nur sein Handwerk beherrscht, sondern auch die Herzen der Zuhörer erwärmen kann. Der Funke muss überspringen. Wer das bei 20 Zuhörern schafft, dem gelingt es vielleicht auch bei 1000. Darüber hinaus ist viel Bauchgefühl dabei. Unsere generelle Philosophie ist es ja, Jazz in seiner ganzen Vielfalt und auch in Verbindung mit anderen Genres zu zeigen. Aber wir müssen immer auch das Gefühl haben, das etwas innerhalb unserer musikalischen Ästhetik schlüssig ist, sonst machen wir es nicht. Wie wird man Künstler auf einem ACT CD Cover? Ist zuerst die Musik, die Komposition da, für die ein Bild gesucht wird, oder inspiriert ein Bild durchaus den Musiker zu einer Komposition über das Bild? The Music comes first! Erst danach mache ich mir Gedanken über die Vermarktung und die beginnt mit dem Cover. Aber jede einzelne ACT Veröffentlichung soll auch in mein Gesamtkonzept passen, denn für mich ist ACT ein Gesamtkunstwerk und ich verfolge die Idee, herausragende Musikproduktionen mit ebenso relevanter zeitgenössischer Kunst zu kombinieren. Die Leidenschaft für Musik ist zu meinem Beruf geworden. Daneben ist die bildende Kunst mein Hobby. Diese beiden ästhetischen Kommunikationsebenen zu verbinden, ist mir immer wieder eine besondere Freude und deswegen mache ich auch seit über 10 Jahren fast alle Covergestaltungen selbst. Ausnahmen sind Lizenzübernahmen wie z.B. die Veröffentlichungen von Youn Sun Nah. Bei der Auswahl der Motive lasse ich mich von meinem Instinkt leiten. Die Bilder stammen sehr oft aus meiner eigenen Sammlung. Es gibt sonst keinen begründbaren Zusammenhang zwischen den Bildmotiven und der Musik, außer, dass beide Künstler aus der Jetztzeit stammen und den jeweiligen Zeitgeist repräsentieren sollen. Inzwischen kenne ich auch viele bildende Künstler persönlich und bringe sie gelegentlich auch mit meinen ACTs zusammen. Daraus ergeben sich auch immer wieder echte Kooperationen zwischen den beiden Welten, das ist aber eher die Ausnahme. Allerdings möchte ich auch nicht verschweigen, dass wir auch Künstler haben, die sich dieser Konzeption verweigern und dann versuche ich auch nicht, ihnen ein Cover aufzuzwingen, mit dem sie sich nicht identifizieren können. Dann kommt es auch bei ACT zu den üblichen Covergestaltungen mit Künstlerfotos, denn ich will auch keinen guten ACT einem Prinzip opfern. »Noch heute spricht jeder vom Blue-Note-Stil, meint aber genau genommen nur etwa zehn Jahre der Zusammenarbeit des Fotographen Francis Wolff mit dem Typographen Reid Miles«. In dieser Zeit Mitte der Sechziger fällt ein weiteres Schlüsselerlebnis Lochs: Als Labelmanger der »twen«-LP-Reihe, noch für Phillips, lernt er Willy Fleckhaus kennen, den Mitbegründer und Art Director der noch heute legendären Zeitschrift. »Er wagte für die Cover eine radikale Kombination von Musik und bildender Kunst, damals vor allem Op Art. Diese Zusammenarbeit hat mich geprägt.« Als es dann 1992 mit ACT ans eigene Label ging, kam logischerweise der Wunsch auf, eine ähnlich markante und kreative optische Visitenkarte als »Corporate Identity« zu erschaffen. Nicht ohne Grund lautet der ACT-Slogan seit jeher: The Art in Music. Peter Saville Peter Saville hat Musikgeschichte geschrieben, obwohl er selbst kein einziges Album aufgenommen hat. Mit seinen Covern für Bands wie Joy Division, New Order und OMD hat er die simple Plattenhülle zum Kunstwerk erklärt. Seitdem er sein Londoner Studio 2003 geschlossen hatte, blieb er jedoch keineswegs untätig. Er arbeitet als Kreativdirektor für seine Heimatstadt Manchester, berät Modelabels wie Yohji Yamamoto oder entwickelt Stoffe für den dänischen Hersteller Kvadrat. Im September 2013 wurde der 59-jährige mit der Goldenen Medaille des London Design Festivals ausgezeichnet. Ein Gespräch über unfreiwillige Credits, kreative Freiheit und einen universellen Sockel. Herr Saville, die meisten Designer haben in ihrer Karriere schon einmal erlebt, dass ihr Name bei einem Projekt unterschlagen wurde. Bei Ihnen ist es genau anders herum. Mir werden ständig Dinge zugeschrieben, die ich gar nicht gemacht habe. Jeder, der irgendwann für mich gearbeitet hat und ein neues Album-Cover herausbringt, behauptet, dass ich es gemacht hätte. Das bringt die Leute immer mehr durcheinander. Oft sind es die Gestalter gar nicht selbst, sondern das, was im Internet oder in Zeitschriften verbreitet wird. Das passiert, weil die Leute erkannt haben, dass über ein Cover mehr gesprochen wird, wenn es von mir stammt. Das ist nichts anderes als PR. Das letzte Der britische Designer über unfreiwillige Credits, kreative Freiheit und einen universellen Sockel Album-Cover, für das ich verantwortlich war, war das 2005er New-Order-Album „Waiting for the Sirens‘ Call“. Es sagt in großen Buchstaben „No“. Warum haben Sie 2003 beschlossen, Ihr Studio zu schließen? Zu diesem Zeitpunkt lief gerade eine große Retrospektive meiner Arbeiten im Designmuseum London. Da habe ich gemerkt, dass meine Zukunft nicht mehr meine Agentur, sondern meine eigene Person sein kann. Wenn man fünf bis sechs Angestellte hat, muss man die Arbeit machen, die man machen muss und nicht nur die, die man machen will. Für mich ging es darum, wieder mehr Freiheit zu haben und nicht mehr jeden Monat so viel Geld einspielen zu müssen. Hinzu kam ein ganz praktischer Aspekt. Ich kann nicht mit dem Computer arbeiten. Das macht es heute schwer, im Grafikdesign tätig zu sein. Also tue ich das nicht mehr. Seitdem sind sie vor allem Berater tätig, darunter auch für Ihre Heimatstadt Manchester. Welche Aufgabe hat ein urbaner Kreativdirektor? Es geht darum, die Wahrnehmung von Manchester zu verändern. Der Wunsch der Stadtväter war, wieder eine Rolle zu spielen und nicht den Anschluss an die heutige Wirtschaft zu verlieren. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie Manchester im 21. Jahrhundert verstanden werden könnte. Als Geburtsstätte der industriellen Revolution war Manchester im frühen 19. Jahrhundert die wichtigste Stadt der Welt. Die Frage war: Wie könnte sie wieder wichtig werden? Ich kam daher mit dem Vorschlag, Manchester als „the original modern city“ aufzufassen: als die erste Stadt der Moderne. In den letzten Jahren gab es viele Treffen, um herauszufinden, was „original modern“ heute bedeuten könnte. Und das wäre? Manchester muss eine Stadt sein, die sich den Problemen der Gegenwart stellt und einen Weg nach vorne zeigt. Dies gilt für alle Aspekte des städtischen Lebens, egal ob es um Wohnen, Transport, Bildung, Kultur oder Nachhaltigkeit geht. Es muss wieder eine Stadt sein, die Innovationen und Zeitgeist hervorbringt. Das ist interessant und kann Manchester wieder zu einer wichtigen Stadt machen. Ein anderes Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem dänischen Stoffhersteller Kvadrat, den Sie seit 2004 beraten. Wie kann man sich diese Kooperation vorstellen? Es ging darum, die Erscheinung und das Gefühl der Firma neu zu definieren. Angefangen hat es mit der Typografie des Namens, die klarer und prägnanter wurde. Später haben wir auch die gesamte Kommunikation überarbeitet. Die Schwierigkeit war ja nicht nur, dass die meisten Leute zu dieser Zeit noch nicht einmal den Namen richtig aussprechen konnten. Auch wusste niemand, wer diese Firma ist und woher sie kommt. Ich erinnere mich an eine meiner ersten Reise nach Ebeltoft an den Sitz des Unternehmens. Die Fotos, die ich von der Landschaft, den Büros oder selbst vom Flughafen gemacht habe, waren anfangs nur für mich selbst gedacht als Erinnerung an diesen Ort. Doch dann haben wir sie fast fünf Jahre lang für die Kommunikation verwendet. Dieser persönliche Zugang war wichtig, um der Firma eine Identität zu geben. Das nächste, was ich mit Kvadrat entwickle, sind ein paar neue Stoffe. Ein Terrain, auf dem Sie sich in den letzten Jahren immer häufiger bewegen, ist die Kunst. Warum? Ich habe Design und Kunst immer als eine symbiotische Beziehung verstanden. Das war für mich schon als Teenager faszinierend. Denn in den siebziger Jahren im Norden Englands existierte keine zeitgenössische Kunst im alltäglichen Leben. Es gab dafür einfach kein geeignetes Forum. Und selbst in London gab es bis vor zwanzig Jahren keine Szene BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 55 Wie sind die Künstler in diesen Prozess eingebunden? Kommt es zu einer Begegnung, einem Austausch zwischen Bildenden Künstler und Musiker, wie z.B. zwischen Daniel Richter und Michael Wollny für »Hexentanz«oder Ai Weiwei mit Lars Danielsson & Wolfgang Haffner? Wie gesagt, zwischen einigen Musikern und den Künstlern entwickelt sich gelegentlich eine persönliche Beziehung, wie im Falle von Nguyên Lê und Nils Landgren mit dem leider verstorbenen Martin Noël. Zuerst war die Kunst und dann die Musik! Zwei großen Leidenschaften die Sie leiten und dafür Leben lassen. Gab oder gibt es die Idee für eine Siggi Loch Symphonie / Ausstellungsprojekt »Musiker einer Ausstellung« wo Sie Musik, Ihre Musiker und Kunst, Ihre Künstler gegenüber und in einen Kontext zueinander stellen? Das passiert durchaus regelmäßig. Es begann 2007 in der Bremer Weserburg mit „Paint it BLUE“ , einer Ausstellung mit Werken aus der „ACT Art Collection“, die mit Konzerten von ACT Künstlern begleitet wurde. Hier wurde auch die „Aktion“ von 1996 wiederholt, in der der Maler Rolf Rose den Musiker Nils Landgren blau anmalte. Dann gab es 2008 im Haus der Fotografie in Hamburg eine große Ausstellung meiner eigenen Fotos mit einem Steinway Flügel als Mittelpunkt, auf dem ACT Künstler konzertierten. Und auch in meiner privaten Galerie in Berlin veranstalte ich regelmäßig Hauskonzerte unter dem ACT Motto „The Art in Music“. Sie bringen immer wieder kreative Köpfe, Musiker und Komponisten zusammen. So auch für das jüngst erschienene »Duo Art Creating Magic« Album (CD). Wie entstand diese Idee und deren Reiz? Wie haben die Künstler, die zum Teil erstmalig im oder als Duo zusammen gespielt haben, reagiert, sich eingebracht und eine musikalisches Resultat hervorgebracht? Mit dem Erfolg von e.s.t – Esbjörn Svensson Trio stellte sich ein Boom / ein Revival der Klaviertrios im Jazz ein, besonders in Europa. Man kann schon sagen, dass ACT hier ein maßgeblicher Impulsgeber war. Und in den letzten Jahren haben wir verstärkt beobachtet, wie sich eine neue, kammermusikalische, fast schon klassische Innigkeit im europäischen Jazz entwickelt hat, die sich zum einen aus einer gewissen Reduktion und zum anderen aus der Freiheit und Unmittelbarkeit der Kommunikation zweier Musiker speist. Und wenn zwei große Meister aufeinandertreffen, können auch große, magische Momente entstehen, für die man keine weiteren Musiker braucht. Das Duo verkörpert die Essenz dessen, was Jazz ausmacht: Kommunikation. Einige Künstler sind schon lange im Duo unterwegs, etwa, euphorisch gefeiert, Saxofonist Heinz Sauer und Pianist Michael Wollny, oder, gerade besonders in Frankreich DER Jazz-Act der Stunde, Akkordeonist Vincent Peirani und Saxofonist Emile Parisién. Andere Konstellationen kamen tatsächlich auf mein Anregen hin zustande, etwa das der belgischen Gitarrenlegende Philip Catherine und Bassist Martin Wind. Die beiden verstanden sich im Studio und auf Tour so blendend, dass daraus eine feste Working Band entstanden ist. Gab es auch ein Scheitern in den Duos? Eigentlich nicht. Die Alben, die erschienen sind, haben wir veröffentlicht, weil es musikalisch funktioniert und harmoniert hat. Sicher gibt es Besetzungen, die zukünftig weniger intensiv touren werden, als andere, aber aus unserer Sicht sind sämtliche aktuelle Duo Art Produktionen rund und schlüssig. Ein weiteres von Ihnen imitiertes und angestoßenes Projekt ist Jazz at the Philharmonic. >>Wie eine Hure in der Kirche<< titelte Spiegel Kultur zu Beginn der Reihe in der Berliner Philharmonie. Wie kam es zu dieser Kooperation und was sind die Pläne? Die Initialzündung: im Jahr 2012 versteigerte die Stiftung Berliner Philharmoniker den Steinway D Flügel, der 1992 speziell für Alfred Brendel als „Artist in Residenz“ der Berliner Philharmoniker angeschafft wurde und auf dem er danach seine Berliner Konzerte spielte, jetzt aber seine Konzerttätigkeit beendete. Als regelmäßige Konzertbesucher und Förderer der Berliner Philharmonie waren Lesen Sie weiter auf Seite 58 für zeitgenössische Kunst. Der einzige Kanal, die Werte und Ideen der Kunst auszudrücken und zu kommunizieren, lag damals in den Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs. Es waren die Massenartikel! So wie Albumcover? Ja, die Avantgarde der Popmusik war damals so nah an der Kunst, wie ich es mir in meinem Leben überhaupt vorstellen konnte. Die frühen, vom Popart-Gründer Richard Hamilton inspirierten Plattencover von „Roxy Music“ waren sehr wichtig für meine Erfahrung mit zeitgenössischer Kunst und kultureller Ästhetik. Sie waren mein Museum für moderne Kunst. Auch bei Ihren eigenen Coverentwürfen haben Sie immer wieder mit Zitaten aus der Kunstgeschichte gearbeitet. So zitiert die Hülle der New Order Single „Thieves like us“ von 1984 ein Gemälde von Giorgio de Chirico, während die Alben von Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) dem russischen Konstruktivismus nachempfunden sind. Ich hatte die Freiheit, bei Factory Records den Gedanken der Kunst in den Alltag einzubringen. Ich habe die Albumcover benutzt, um diejenigen Dinge anderen Leute nahe zu bringen, für die ich mich selbst begeistert habe. Ich habe sie schließlich zusammengefügt, als wäre ich ein Kurator und das 12-Zoll-Plattencover meine eigene Galerie, in der ich drei bis vier Mal im Jahr eine Ausstellung organisieren konnte. Auch später haben Sie skurrile Dinge des Alltages, die Sie in kleinen Läden gefunden haben, in Galerien und Museen gezeigt... Ja, fast alle meiner neuen Arbeiten drehen sich um das Thema Beobachtung. Das tat ich zwar auch früher, nur habe ich mich auf historische Dinge konzentriert. Heute sind es die Dinge, die ich um mich herum sehe: einen kleinen Plastikvogel zum Beispiel. Bestimmt haben ihn auch schon tausende andere Leute bei sich zu Hause. Doch was ihnen fehlt, ist der Sockel, auf den sie ihn stellen können. Darin habe ich daran gearbeitet und einen universellen Sockel entworfen. Einen universellen Sockel? Ja, einen Sockel, den man für 30 Euro in einem Geschäft kaufen kann, um auf ihn die Objekte zu stellen, die man interessant findet. Das würde den Blick der Menschen auf ihre Umgebung verändern in dem Sinne, dass alles irgendwie nach Kunst aussieht. Ich finde es spannend, die Dinge in einem anderen Kontext zu stellen und somit ihre Wahrnehmung zu verändern. Es wäre auch eine Möglichkeit, Dinge mit anderen zu teilen. Wir haben 2008 eine erste Version dieses Sockels in einer Londoner Galerie präsentiert. Er ist zunächst auf 200 Stück limitiert, doch später möchte ich ihn auch unbegrenzt produzieren lassen. Während der Aus- stellung haben eingeladene Künstler ihre Arbeiten darauf gezeigt. Als mein Galerist Richard Hamilton von meiner Idee erzählt hat, hat er sofort zugesagt und mir seinen Segen gegeben. Das hat mich sehr glücklich gemacht. Was ist dann daraus geworden? Das Lustige ist, dass sich das Projekt immer weiter fortsetzt. Bei kommerziellen Projekten wie einem Plattencover erhält man sofort ein Feedback. Und wenn keines kommt, dann kommt auch später nichts mehr. In der Kunst erhält man dieses Feed- back nicht sofort. Das ist fast schon wie ein Antiklimax. Doch der Unterschied ist, dass die Dinge nicht verschwinden. Der Sockel hatte seine größte Wahrnehmung in diesem Jahr, als ihn Hans Ulrich Obrist in der Ausstellung „Do It“ in Manchester gezeigt hatte. Das sind fünf Jahre später! Im Dezember 2013 wurde der Sockel auch auf der Art Basel Miami gezeigt werden. Er hat ein eigenes Leben erhalten. Wie steht es um die Idee, ihn in Serie zu produzieren? Wir haben jetzt erst einmal eine zweite Edition in einer kleinen Auflage gemacht. Aber sicher: Damit er sein wirkliches Potenzial ausleben kann, müsste er überall zu haben sein. Doch dafür braucht es einen Hersteller. Als ich den Sockel 2008 mit einer gewissen Pop-Sensibilität gezeigt habe, dachte ich, dass ihn tatsächlich bald jeder haben wird (lacht). Aber wir werden sehen. Vielleicht klappt es ja in zehn Jahren. Das wäre wirklich großartig. Das Gespräch führte Norman Kietzmann Norman Kietzmann schreibt als freiberuflicher Redakteur über Design und Architektur. Nach seinem Designstudium zog es ihn nach Mailand, von wo aus er für zahlreiche deutsche Print- und Onlinemedien berichtet. 2011 wurde er mit dem renommierten „COR-Preis Wohnen und Design“ für den journalistischen Nachwuchs ausgezeichnet. 56 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 ATS Records Gegründet vom Eigentümer Reinhard Brunner 1987 in Leonstein Oberösterreich Österreich. 1994 wurde das erste Album mit Jon Sass - Faces – produziert. Jon Sass ist einer der besten Tubaspieler der Welt, sowohl im Jazz als auch im klassischen Bereich. Es folgten noch 4 weitere Alben mit Jon Sass. Darunter auch sein wunderbares Soloalbum „Sassified“. Jon Sass ist laufend weltweit auf Tour. Ebenfalls bei 3 Produktionen war Doretta Carter mit dabei. Seit 2000 hat sich Reinhard Brunner mehr auf den Bereich Jazz konzentriert. Mit Künstlern wie Jon Sass, Robert Bachner, Jazzodrom, Saxofour, konnten immer wieder hervorragende Alben produziert werden, die auch international Erfolge und Preise bekamen. Robert Bachner konnte mit seinen Quintett den „Hans Koller Preis 2006 - CD Of The Year“ gewinnen. Bei ATSRecords wurden auch eine Menge großer Big Bands, wie das “Upper Austrian Jazz Orchestra“ der „Robert Bachner Big Band“ oder auch MPS BOOMSLANG Records das erste deutsche Jazzlabel Diese drei Buchstaben stehen bis heute für Musikgenuss mit höchsten klangtechnischen Maßstäben: MPS, das Kürzel für Musik Produktion Schwarzwald. Hinter dem Kürzel verbirgt sich eine Geschichte, die von einem Mann erzählt, der Großindustrieller (SABA-Radios, Fernsehen, etc.), Jazzfan und autodidakter Tonigenieur war – Hans Georg Brunner-Schwer. Seit den frühen Sechzigern entstanden im Studio von Hans Georg Brunner-Schwer am Rande der beschaulichen Schwarzwaldstadt Villingen Hunderte von Aufnahmen, die aufgrund ihrer klanglichen Brillanz, aber auch wegen ihrer außergewöhnlichen, weitgespannten Stilistik zwischen Swing und Fusion, zwischen Groove und Experiment bei Jazzliebhabern und -kennern bis heute weltweit für Ehrfurcht sorgen. Im Laufe der Jahrzehnte sind die legendären Produktionen eines der ersten deutschen Jazzlabels auch von einer neuen Generation entdeckt worden. Den Auftakt des Schwarzwaldlabels gestaltete der Mann, der bei MPS unstrittiges Herzstück und „Ahnherr“ aller Veröffentlichungen war und ist: der Kanadier Oscar Peterson. Es war ein großes Abenteuer für alle Beteiligten, als der kanadische Pianist von Weltrang 1961 erstmals Villingen besuchte. HansGeorg Brunner-Schwer (HGBS), ehemaliger Inhaber der Hifi-Dynastie SABA, hatte sich gerade die erste Version seines Studios eingerichtet, oberhalb des Wohnzimmers der Villa, ausgestattet mit der besten Aufnahmetechnik, die damals zu haben war. Genau damit lockte der Pianobegeisterte den Mann aus Kanada zu sich in den Schwarzwald. Direkt nach einem Gastspiel in Zürich überwand Peterson in seiner Limousine die Berge und wurde mit seinem Bassisten Ray Brown und Drummer Ed Thigpen ins Wohnzimmer an den SteinwayFlügel geleitet, wo bereits erwartungsvolle Gäste dem Star aus Übersee entgegen fieberten. Der Pianogigant und seine beiden Musikerkollegen waren selbst begeistert, als sie nach der Session dem Mitschnitt des nächtlichen Privatkonzerts lauschten. So direkt und unverfälscht hatten sie den Sound des Pianos und des Trios bislang auf Tonkonserve noch nicht vernommen. Ganz so, als säße die Band noch immer an ihren Instrumenten, ohne die Störgeräusche eines Nachtclubs, und trotzdem in denkbar intimer Atmosphäre. Petersons Enthusiasmus besiegelte eine lange Freund- und Seelenverwandtschaft mit dem Hause Brunner-Schwer. Die sechs Aufnahmen gebündelt unter dem Namen „Exclusively for my friends“ sollten der erfolgreiche Startschuss für das Label werden, der weltweit Gehör fand! Dem Ruf folgten Künstler wie George Duke, Albert Mangelsdorff, Joe Pass, Joachim Kühn, Wolfgang Dauner, Friedrich Gulda, Peter Herbolzheimer, Dave Pike, Singers Unlimited, uvm. Ein weiterer Produzent der neben dem Labelgründer maßgeblich am Sound und der Auswahl der Musiker und Aufnahmen beteiligt war, war kein geringerer als der „Jazzpabst“ Joachim Ernst Behrendt selbst. Zusammen veröffentlichten sie weit mehr als 400 Alben. Seit Anfang des Jahres 2014 wird im Zuge der „Wiederaufforstung“ des Schwarzwald-Labels die Originaltonbänder in rein analogem Verfahren behutsam optimiert und erscheinen mit dem OriginalArtwork auf 180 Gramm Vinyl, ausgesuchte Titel auch auf klassischem Tonband für den audiophilen Markt. Parallel hierzu arbeitet der neue Mutterkonzern Edel den kompletten MPS-Jazzkatalog bis Ende 2015 für den digitalen Vertriebsweg auf. Neben dem Klassiker der 6fach Vinyl Box „Exclusively for my friends“ von Oscar Peterson sind auch die CD Reihe wie die 25er MPS Kultur SPIEGEL Edition erscheinen. MPS (Musik Produktion Schwarzwald) www.mps-music.com ist das Label des österreichischen Schlagzeugers, Produzenten und Festivalbetreibers (Bezau Beatz) Alfred Vogel. Für grosse Aufmerksamkeit sorgte 2012 seine Veröffentlichung VOGELPERSPEKTIVE, eine 5 teilige CD Reihe, auf der Vogel mit zahlreichen Gästen aus New York über Zürich bis nach Berlin musizierte. "Der zeitgenössische Jazz ist um ein pulsierendes Zentrum reicher. Es handelt sich nicht um New York, nicht um Berlin, sondern um: Bezau. Vogels Perspektive eröffnet der improvisierten Musik neue Klangräume. „Think local, play global“ könnte man diese Philosophie nennen.“ (Rondo). BOOMSLANG RECORDS veröffentlicht in den Genres Modern Jazz, Improvised Music und Singer/Songwriter. Musik jenseits des Mainstreams, für entdeckungsfreudige und audiophile Hörer, die auch gerne über den Tellerrand gucken. www.traps.at CWM-MUSIC Die Collective Workstation of Music (CWMMUSIC) als Label fördert und präsentiert CDs, Bücher und Workshops von außereuropäischer Musik, verbunden mit europäischer Improvisations und Kompositionsmodellen. Elektronisches und Elektroakustisches Instrumentarium verbunden GLM Music GLM Music ist eine unabhängige Musikfirma, die sich mit Musikverlag, Label und Bookingdepartment der handgemachten Musik verschrieben hat. Wenn wir unsere „Heavy Tuba & Jon Sass“ produziert und veröffentlicht. 2013 wurde das Sub-Label BR7music gegründet mit dem Ziel herausragende österreichische Künstler aus den Genres Rock, Pop und Jazz zu veröffentlichen sowie live-, und studiotechnisch zu betreuen und zu unterstützen. www.ats-records.com mit Instrumenten aus dem europäischen und außereuropäischen Bereich. Manipulationen des akustischen Instrumentariums mit Alltagsgegenständen und computergesteuerten Verfremdungen. Theater, Filmmusik live Präsentationen mit verschiedensten Thematiken und Produktion von Büchern und CDs, die diesem Thema entsprechen, stehen im Vordergrund. Bücher und Kurse für verschiedene Trommeltechniken aus verschiedensten Kulturen werden angeboten. Vernetzung und Präsentation von Musikern und Veranstaltern, Labels, Schulen und sonstiges. www.cwm-music.at Herzog Records GmbH Der Jazz kennt viele Facetten. Herzog Records legt seit Labelgründung ein Augenmerk auf Vocal Jazz und stark melodisch geprägte Produktionen. Interessierte Musikhörer finden bei Herzog Records eine gute Orientierung in den verschiedenen Jazz Segmenten: Sänger Jeff Cascaro hat eine bluesige Klangfarbe. Die Nighthawks stehen für melodischen Electro Jazz, wohingegen Sängerin Jessica Gall sich dem Singer-Songwriter Jazz widmet. Wer deutschsprachigen Jazz Chanson liebt ist bei Kitty Hoff richtig. Den Big Band Swing der 20er Jahre repräsentiert das Pasadena Roof Orchestra. Hören Sie auf unserer Webseite in die herzögliche Klangwelt hinein. www.herzogrecords.com Musik beschreiben sollen, so sprechen wir von Jazz, World, Reggae und anspruchsvollem Pop. Seit der Gründung von GLM Music im Jahr 1988 entstand ein umfangreicher Katalog aus hochwertigen Produktionen, aufgenommen und dargeboten von international renommierten Künstlern wie z.B. Quadro Nuevo, das Martina Eisenreich Quartett, Stefanie Boltz, Sven Faller, Levantino, Café del mundo, Willy Astor, Martin Kälberer – sie spiegeln das Spektrum der Musikwelt von GLM wider. Bei GLM finden Sie ECHO Jazz Preisträger, Kulturpreisträger, Creole Preisträger, Jazz Award Auszeichnungen, Hörbuchpreise und und und… www.glm.de BILLIE | arttourist.com 2|2014 JAZZNARTS Records Groovig, mainstreamig oder auch avantgardistisch - die Musik von JAZZNARTS klingt immer zeitgemäß, kreativ, frisch und nachvollziehbar. Der Anspruch eines Labels auf der Höhe der Zeit spiegelt sich auch im Artwork wider – in stets 6-seitigen matten Digipacks wird die Musik stilsicher und extravagant „verpackt“. Das Spektrum der Künstler von JAZZNARTS ist weit gefächert: hochtalentierte, aufstrebende Jungmusiker gehören ebenso dazu wie arrivierte Jazzgrößen. Der Schwerpunkt liegt auf der europäischen Szene, es sind aber auch ausgewählten amerikanischen Jazzer zu hören. Dreizehn Jahre nach der Label-Gründung führt der Katalog knapp 80 Veröffentlichungen. www.jazznarts.com JazzWerkstatt Records Die JazzWerkstatt Wien wurde 2004 von 6 jungen Musikern gegründet. Um die aus der Initiative hervorgegangenen Produktionen zu dokumentieren und zu vermarkten, folgte 2005 die Gründung von JazzWerkstatt Records (JWR). Eine neue Generation österreichischer KomponistInnen und MusikerInnen ist da am Werk. Der unpuristische Umgang mit Jazz, improvisierter, elektronischer und zeitgenössischer Musik fördert zahlreiche Produktionen großer stilistischer Bandbreite zutage. Zu den knapp 40 - auch preisgekrönten - CDs, EPs und LPs zählen Veröffentlichungen der JWR-Label Aushängeschilder koenigleopold, Studio Dan, Rom/Schaerer/ Eberle, Schmied´s Puls und des hauseigenen JazzWerkstatt Wien New Ensembles. www.jazzwerkstatt.at PAO Records Feel the Soul of PAO! Das Österreichische Label PAO Records produziert zeitgenössische Musik , Groove Music und ist in lezter Zeit spezialisiert darauf die besten Stimmen des Jazz zu veröffentlichen. Neue CDs von PAO Records sind sehr stark in den verschiedenen Vocaltraditionen verbunden: Mansur Scott ist eine direkte Weiterentwicklung von Billie Holiday, Mansur Scott's Mutter, eine großartige Sängerin, und Billie waren gute Freundinnen. Die Neue CD „Throw it away“ ist ein Juwel in dieser Tradition aus Harlem. Jazz | Neue Musik | 57 JIVE MUSIC JIVE MUSIC - ein ungewöhnliches Unternehmen: Hier fangen zwei Männer einen guten Teil der österreichischen Jazzszene digital ein und sorgen dafür, dass die Musik in Form von CDs im ganzen Land und auch weit über die Grenzen hinaus verbreitet wird. Rens Newland, geborener Holländer, und der Wiener Martin Fuss sind hier die Produzenten und noch vieles mehr — Studio, Lager, Promotion, Versand sind unter einer Adresse zu finden in Wien, 21sten Bezirk Die beiden sind auch außerhalb ihrer Plattenproduktion voll ausgelastet: Als Musiker beispielsweise — Newland spielt Gitarre, ist unter anderem Co-leader bei der Popband Ostinato, war lang Musikalischer Leiter bei Gloria Gaynor und musizierte in der legendären ORF Big Band, Fuss entlockt Saxofon, Klarinette und Flöte Ebenso die neue CD „From C to shining sea“von Melba Joyce. Sie steht in der Tradition von Dianah Washington und zählt zu den herausragensten Sängerinnen unserer Zeit. Weitere Neuerscheinungen sind Jean Paul Bourelly “Vibe Music”, Dave Liebman “Sketches of Aranjuez”, Gerd Dudek “The German Jazz Trio“, Lenny Popkin Trio „Live at the INNtöne Festival“, Michel Godard “Ecoutes Le Vent” und die gefeierte Rereleases von Archie Shepp „St. Louis Blues“, Raul de Soza “Soul & Creation”, Art Farmer “plays standards”, Kenny Wheeler “Live” www.pao.at Quinton Records “The Art Of Recording Arts” hat Quinton Records zu seinem Leitspruch erhoben. Seit der Gründung im Jahre 2001 produziert das österreichische Label handverlesene Alben aus Klassik und Jazz und pflegt die enge Zusammenarbeit mit den Musikern. Klingende Namen wie das Vienna Art Orchestra, den Ozella Music Ozella Music ist das Unternehmen des Musikers, Produzenten und Komponisten Dagobert Böhm. Drei Label bilden das Zuhause für internationale Künstler mit Audiophilen Produktionen aus den Bereichen: World, Jazz, Lounge, Singer-Songwriter, Blues. Eines liegt allen unseren Veröffentlichungen zu Grunde: Die Zusammenarbeit mit Künstlern, die ihre ureigene musikalische Sprache sprechen, ihre künstlerischen Visionen auf qualitativ höchstem Niveau mit uns zusammen verwirklichen wollen. Wir sind offen für Experimentierfreude und Individualität abseits ausgetretener Pfade. jazzige Töne (z.B. für Reinhard Fendrich) und ist außerdem Musikpädagoge an der Universität Wien. Er begleitete schon viele Weltstars wie Ray Charles oder Natalie Cole. Bei Jive Music liegt von der Produktion über das Marketing bis zur Werbung und der Betreuung des Lagers alles in ihren vier Händen. www.jivemusic.at LABEL Eine Auswahl von wichtigen Musik- und Platten-Labels, die sich dem Jazz und der Neuen Musik verschrieben haben TCB – The Montreux Jazz Label Dieses ausschliesslich dem Jazz gewidmete Label besteht seit 1994 und ist in Montreux domiziliert. Der Katalog des Labels beinhaltet 350 aktive Titel in der ganzen Breite der Jazzstile. Das Label wird in den wichtigsten Märkten der Welt vertrieben und man kann über diverse Online Anbieter CDs bestellen, auch über die eigene Webseite. Auf dem Label sind Jazzmusiker und Gruppen aus der ganzen Welt vertreten. www.tcb.ch Gitarristen Wolfgang Muthspiel oder internationale Stars wie den Bassisten Steve Swallow findet man im Katalog, ebenso ein Album mit den drei Gitarristen Rudy Linka, John Scofield und John Abercrombie. Aktuell gibt es ab Oktober das Album “L’Ultima Mattanza mit dem italienischen Saxophonisten Gavino Murgia und den beiden Franzosen Michel Godard und Patrice Heral. www.quintonrecords.com SESSION WORK RECORDS Session Work wurde 2007 von Christoph Pepe Auer als Struktur für einen stark wachsenden Bereich des zeitgenössischen Jazz, improvisierte Musik und kreative Vermischungen mit angrenzenden Musik-Stilen gegründet. Das Label steht für eine kulturelle und musikalische Offenheit, kombiniert mit einer überaus strebsamen, aber ungezwungenen Arbeitseinstellung. Bisher sind 72 Produktionen veröffentlich worden worauf sich ca. 450 Eigenkompositionen befinden. Ein innovativer Zugang zur Musik als auch höchste Qualität des Schaffens sind Vorrausetzung für alle fast 200 MusikerInnen des Kollektivs. www.sessionworkrecords.com SKIP Records GmbH Die audiophile Klang Qualität unserer Produktionen und wunderschön gestalteten CD Cover sind ein Fest für Auge und Ohr. www.ozellamusic.com Seit nunmehr 15 Jahren hat es sich SKIP RECORDS zum Ziel gesetzt, einen anspruchsvollen Katalog an Musik zusammenzutragen, der durch konstant gute künstlerische Qualität und hervorragende Aufnahmetechnik überzeugt.Die Aufnahmen speisen sich dabei aus so unterschiedlichen Quellen wie Jazz, World Music, R&B und Sophisticated Pop. Die bisherige Reihe von musikalisch hochwer- tigen Produktionen der selektiv designten SKIP-Künstler erzielt sehr positive Medien- und Publikumsresonanz, was nicht zuletzt durch hohe Platzierungen in Jazz/World Music-Charts zahlreicher Länder, diverser ECHO Jazz Preise und weiterer Awards dokumentiert wird. www.skiprecords.com Winter & Winter Winter & Winter ist eine international bedeutende Musikproduktion, hervorgegangen aus dem Label JMT/Bamboo. JMT/Bamboo wurde von Stefan Winter zwischen 1985 und 1995 geleitet, um die zeitgenössischen Strömungen des Jazz, vor allem in New York zu dokumentieren. In dieser Dekade werden die Debütplatten bedeutender Künstler wie Uri Caine, JeanPaul Bourelly, Steve Coleman, Greg Osby, Hank Roberts und Cassandra Wilson realisiert. 1995 entwickeln Stefan Winter und Mariko Takahashi ein neues, grenzüberschreitendes Konzept und gründen in den darauf folgenden Jahren Winter & Winter, um Strömungen der Klassik, der zeitgenössischen Musik und Improvisation sowie Musik aus aller Welt zu verbinden. Zu den Besonderheiten zählen HörFilme ("Kino für geschlossene Augen" wie der Spiegel titelt), Filmproduktionen (Film Edition), Hörbücher (Literatur Edition) und eine eigene Galerie in München Schwabing. Seit 2014 fördert und realisiert Winter & Winter die Schaffung analoger Klangkunstwerke als Unikate. www.winterandwinter.com 58 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Fortsetzung von Seite 55 ich und meine Frau Sissy bei der Versteigerung und da wir gerade 20 Jahre ACT nach der Labelgründung von 1992 feierten, nahm ich die Duplizität der Ereignisse zum Anlass, mir den Brendel Flügel zu schenken. Mein Angebot an Sir Simon Rattle und den Intendanten Martin Hoffmann, den Brendel Flügel mit einem Benefizkonzert von 3 ACT Pianisten in der Philharmonie seiner neuen Bestimmung zu übergeben, wurde dankend angenommen. Das Konzert von Michael Wollny (DE), Leszek Możdżer (PL) und Iiro Rantala (FI) war umgehend ausverkauft, wurde ein triumphaler Erfolg und erschien kurz danach auch als Album „Jazz at Berlin Philharmonic I“. Aus der Konzertidee wurde eine Konzertserie, die ich weiterhin kuratiere, die nahezu durchgehend ausverkauft ist und jetzt 2014/15 in die zweite Saison geht. Ein echter „Leuchtturm“ der Berliner Jazzlandschaft. Neben bekanntem und durch Sie gewachsenem Künstler ist Ihnen die Nachwuchsförderung ein großes Anliegen. Hierzu riefen Sie 2005 die ACT Reihe >>young german jazz<< ins Leben. Was hat es damit auf sich und wie hat sich die Reihe in den letzten 10 Jahren entwickelt? Von Anfang an war es mit ACT mein wichtigstes Ziel, neue Künstler zu entdecken und aufzubauen. Und schon lange vor meiner Zeit bei ACT, besonders durch die langjährige Zusammenarbeit mit Klaus Doldinger, war es mir ein besonderes Anliegen, Jazz aus Deutschland auf die Sprünge zu helfen – national wie international. Das ein solcher Erfolg möglich ist, zeigt sich am deutlichsten an Pianist Michael Wollny, dem ersten Künstler der young german jazz Serie. Sein aktuelles Album „Weltentraum“ mit Bearbeitungen klassischer und Neuer Musik, Jazz, Pop und Filmmusik erreichte in nur knapp 8 Wochen „Jazz-Gold“ in Deutschland und das wichtigste britische Jazzmagazin „Jazzwise“ widmete Michael Wollny als erstem deutschen Jazzkünstler überhaupt eine Titelstory. Michael Wollny steht für eine ganze Generation deutscher Jazzmusiker, die jenseits aller Schubladen ihre ganz eigene Definition des Begriffs „Jazz“ vertreten, weniger als direkte Weiterführung des Jazz aus Amerika, sondern viel mehr als Summe ihrer ganz persönlichen Einflüsse: ob Funk- und Hip Hop bei dem Trio „Three Fall“, Bearbeitungen von Pop und Indie Klassikern von Sänger Tobias Christl oder eben vorrangig Klassik und Neuer Musik bei Michael Wollny. Geht es Ihnen alleine um die Förderung des Musikernachwuchses oder auch um eine junge Hörerschaft, die Sie für den Jazz gewinnen wollen? Grundsätzlich produzieren wir Musik für alle Menschen, die sich für anspruchsvollere Musik und hier besonders für den Jazz interessieren, egal welchen Alters. Und die Logik „junger Musiker = junge Zuhörer“ und umgekehrt möchte ich nicht grundsätzlich unterschreiben. Ich meine, die Musik eines 80-jährigen Heinz Sauer ist, wenn man sich auf sie einlässt, auch für jeden 20-Jährigen eine Offenbarung und Michael Wollny wird auch den sehr erwachsenen, anspruchsvollen Hörer erreichen. Aber natürlich, der Jazz muss, wenn er überleben will, auch ein junges Publikum ansprechen. Und das geht nur, wenn er sich seinem Hörer in einer Art mitteilt, die ins Hier und Jetzt passt. ACT war nie ein Label für Traditionalisten, mich hat immer viel mehr interessiert, wo etwas Neues entsteht, auf welchem Nährboden auch immer. Und wir sind immer auch bereit, künstlerisch und konzeptionell etwas zu riskieren, getreu dem Motto : No Risk – No Fun! Und wenn ich mir das Publikum bei den Konzerten unserer Künstler anschaue, dann sehe ich da eine Mischung und Altersstruktur, die mir gut gefällt und mich glauben lässt, dass wir wirklich ein sehr breites Publikum erreichen, ohne uns zu verbiegen oder beliebig zu sein. In BILLIE widmen wir uns auch dem Thema zeitgenössischer / Neuer Musik, u.a. auch der Komposition und dem Arrangement von Computerspielemusik. Wie wappnet sich ACT neuen Musikrichtungen, neuen Vermittlungs- und Kommunikationswegen? Wie gesagt, mich interessiert in allererster Linie Musik, in der ich etwas Neues höre und die ihre Einflüsse aus dem Hier und Jetzt zieht oder aus der Tradition etwas Neues entwickelt. Und ich meine, dafür habe ich mir immer einen guten Instinkt bewahrt. Ich bin aber auch ein Kind der Analogkultur und nicht der Online-Generation. Computerspiele gehören nicht zu meinem Leben, mit denen sollen sich andere auseinandersetzen. Und einen facebook Account werde ich mir auch nicht anlegen. Wohin geht die Reise, was ist unerfüllt? Was sind Ihre Pläne, Ideen und Visionen? Da halte ich mich an Dizzy Gillespie: „ I want to Bop till I Drop“. Die Fragen stellte Kai Geiger, Herausgeber der arttourist.com © Tiger and Chicken … vom Piepen zum Orchester Seit über 40 Jahren machen Computerspiele Töne. So wie sie sich die Spiele in dieser Zeit entwickelt haben, hat dies auch die Musik: Aus Pieptönen wurden simple Lieder – und aus diesen irgendwann eine einzigartige, innovative Form der Popmusik. Der 14. Januar 2013 war ein historisches Datum, ohne dass viele Menschen das überhaupt mitbekamen: „Baba Yetu“ hieß das Lied, das ein etwa dreißigköpfiger Chor an diesem Tag intonierte, nicht irgendwo, sondern auf dem Neujahrskonzert der Vereinten Nationen in New York. „Baba Yetu“, das heißt „Vater unser“ auf Swaheli und der Text des Liedes ist nichts weiter als eine Übersetzung desselben in diese Sprache. Es ist eine Hymne der Völkerverständigung, elegisch und eingängig – und doch aus einem ganz anderen Grund so besonders: Komponiert wurde „Baba Yetu“ ursprünglich nämlich nicht für dieses Konzert, nicht mal für irgendein Konzert – sondern einzig und allein für das Computerspiel „Civilization IV“. Mit „Baba Yetu“ war ein ganzes Genre in der Realität angekommen. Draußen, in der Welt außerhalb des Rechners. Bis es soweit war, vergingen 40 Jahre: Und wie Kinder groß werden, so gilt das auch für Computerspiele und ihre Musik. Wo zunächst grobe Töne waren, folgten bald simple Musikstücke, später wuchsen die Möglichkeiten und mit ihnen die Musik. Heute ist Computerspielemusik all das, was man sonst auf dem Markt findet: Pop, Klassik und experimentelle Musik. Die Grenzen zwischen den Tönen aus dem Radio und denen aus dem Rechner verschwimmen zunehmend, oft gibt es sie schon gar nicht mehr. Am Anfang aber war das Piepen: „Pong“ hieß das erste Spiel mit Tönen, und der erste Klassiker des Computerzeitalters. 1972 erschien die simple Tischtennissimulation, sie zeigte mit einem Ton an, wenn der Ball einen Schläger oder das Spielfeld berührte. In den folgenden Jahren wurde das Prinzip immer mehr verfeinert, immer neue Spiele erzeugten immer neue und immer mehr Geräusche – aber Musik, das konnte und wollte keines von ihnen machen. „Damals wurde ja vor allem für Spielhallen produziert. Dort konkurrierte eine Maschine mit anderen, also ging es vor allem um Soundeffekte“, sagt Computerwissenschaftlerin Melanie Fritsch, Autorin der Arbeit „History of Video Game Music“. Dann folgte 1983 der C64, mit dem Heimcomputer hielt auch die Musik Einzug ins Spiel. Und was für welche: Nicht mehr als drei Töne gleichzeitig konnte die Maschine wiedergeben, der Speicherplatz auf den Disketten war eng begrenzt – und ging zum allergrößten Teil für das Spiel drauf. „Damals gab es auch keine Komponisten, sondern die Programmierer ent- BILLIE | arttourist.com 2|2014 Jazz | Neue Musik | 59 Michael Stöckemann ist Mitbegründer von „Sound of Games“, dem führenden Anbieter von Premium SpieleMusik. Seit 2002 ist er als Komponist tätig. Jeden Monat hören mehr als 50 Millionen Spieler seine Musik in Konsolen-, Mobile- und Online-Spielen. www.sound-of-games.com Melanie Fritsch M.A. studierte Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Musikwissenschaft in Berlin und Rom. Anschließend war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth in Forschung und Lehre tätig, und promoviert ebendort zum Themenfeld Computerspiele, Musik und Performance. Darüber hinaus ist sie Mitglied des vom britischen AHRC geförderten internationalen Forschernetzwerks „Guitar Heroes in Music Education? Music-based video-games and their potential for musical and performative creativity“ ( http://music-games-creativity-network.blogspot. co.uk/ ). Ihre weiteren Forschungsgebiete sind virtuelle Welten, Musik als Performance, Liveness, HCI, sowie Tanz- und © Ingo Drumm Theatergeschichte und -ästhetik. www.foto-drumm.de Für mehr Informationen siehe uni-bayreuth.academia.edu/mfritsch live at gamescom festival 2014 Produktionsetats. Dass er damals und heute im Geschäft bestehen konnte, dürfte auch an seiner Vielseitigkeit liegen: „Ich habe als Junge eine lange Orchesterausbildung absolviert und auch alle möglichen Instrumente gelernt“, sagt er. Nichts könnte den Wandel der Branche besser illustrieren als Stöckemanns Vita: Lautete früher die für ihn erste und einzig relevante Frage, wenn es an einen Auftrag ging „Wie viel Speicherplatz“, so fragt er sich heute nur: „Mit wem?“ Kann er die Musikstücke, die er benötigt, also selbst einspielen oder holt er sich lieber einen Spezialisten? wickelten schnell noch die Musik zum Stück“, sagt Fritsch. Was nicht heißt, dass es an Kreativität gefehlt hätte: Computerspielemusik in den ausgehenden 80er-Jahren, das waren wilde Kakophonien aus wenigen Tönen. Mit Geschwindigkeit und Reizen versuchten sie, den Mangel an Möglichkeiten zu überdecken – und wurden gerade dadurch stilbildend. Es wurde geschossen, geflogen und gerannt, immer im Rhythmus des Stakkatos aus den Knopflautsprechern. Das Prinzip änderte sich auch nicht, als die Möglichkeiten besser wurden: Der Amiga verdrängte den C64 aus den Kinderzimmern, und als aus diesen Jugendzimmer geworden waren, wurde der Amiga durch die neu aufgekommenen PCs ersetzt. Die Musik der Spiele war feiner geworden, sauberer, aber sie folgte nach wie vor der Ästhetik des Simplen. Neu war, dass sie jetzt reagieren konnte: Je nachdem, welche Möglichkeit der Spieler wählte, so verhielt sich auch die Musik. Wer in einer Spielewelt auf einen Gegner eindrosch, wurde mit einer anderen Musik belohnt oder gestraft als derjenige, der mit ihm redete. Zugleich eroberte Nintendo den Markt – und etablierte als erster Akteur einen völlig anderen Stil: Statt von Rhythmen waren Spiele wie „Super Mario“, „Zelda“ oder „Tetris“ von Melodien dominiert. „Bis dahin hatte der Spruch gegolten: ‚You can not hum a video game’, man kann die Musik also nicht summen.“ Bis dahin hatte sich Computerspielemusik 25 Jahre lang fast nur mit sich selbst beschäftigt, war aus sich selbst hervorgegangen, hatte sich selbstreferentiell entwickelt und war kurz davor, sich in unterschiedliche Genres aufzuteilen – und dann zerbrach alles. Mitte der 90erJahre erschien die CD-Rom auf dem Markt und sie war mehr als ein Stück Kunststoff: Speicherplatz und Soundkarten stellten mit einem Mal kein Hindernis mehr dar – jedes Lied und jedes Instrument konnte zu jedem beliebigen Zeit- punkt eines Spiels verwendet werden, in bestechendem Klang. Die Folge: Computerspiele klangen plötzlich nicht mehr wie Computerspiele – Pop, Rock oder Klassik-Epen dominieren seitdem die Welten, in denen die Gamer sich bewegen. Das einzige, was eine Komposition begrenzt, ist das Budget der Produktionsfirma. „Nicht jeder kann sich ein Orchester leisten“, sagt Melanie Fritsch dazu. Wer sagen wollte, spätestens seit der Jahrtausendwende sei die Musik des Computerspiels dieselbe wie im Rest der Welt, hat vollkommen Recht – und könnte trotzdem falscher nicht liegen: Denn je anspruchsvoller die Musik wurde, desto wichtiger wurde ihre Reaktionsfähigkeit, ein Konzept, das andere Formen von Musik gar nicht kennen: Während Filmmusik in ihren Spannungsbögen einfach nur der Handlung folgt, gibt es diese Möglichkeit im Spiel nicht: Hier wählt der Spieler selber, was er tut, wann es spannend wird und wann nicht – und die Musik muss den zahlreichen Wahlmöglichkeiten Rechnung tragen. So kommt es, dass heute jedes Stück Computerspielemusik streng genommen nur ein einziges Mal gespielt wird, beim nächsten Ausflug in die virtuelle Realität werden ihre Versatzstücke schon wieder in einer anderen Reihenfolge montiert. Es ist paradox: Gerade weil die Speichermöglichkeiten heute so unfassbar perfekt sind, ist das Endprodukt so flüchtig und vergänglich, wie es zu Zeiten der mündlichen Überlieferung nicht war. Spiele wie die Zombie-Simulation „Left for Dead“ leisten sich den Luxus, jeden Untoten mit einer eigenen Melodie zu versehen – kommt der Spieler mehreren von ihnen zugleich nahe, verschmelzen diese zu einem einzigen, einzigartigen Stück. Das ist die Kunst der Videomusiker: Tracks zu komponieren, die sich gegenseitig tolerieren und befruchten. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Michael Stöckemann. Als Junge experimentierte er in den 80er-Jahren an seinem Amiga, schrieb als junger Mann in den 90ern seine ersten Stücke für Computerspiele – und verwaltet heute mit seiner Firma „Sound of Games“ sechsstellige Vor einiger Zeit traf Michael Stöckemann bei seiner Arbeit auf die Vergangenheit: „Wings“ hieß ein erfolgreiches Amiga-Spiel aus den frühen 90er-Jahren, es war eine Simulation der Luftschlachten aus dem Ersten Weltkrieg. Nun sollte es eine neue Version von „Wings“ geben, mit allen Standards moderner Technik, moderner Komposition – und trotzdem Wiedererkennungswert. „Wir haben uns dann überlegt, dass wir die zehn Stücke des alten Spiels neu vertonen und in der Länge verdoppeln“, sagt Stöckemann. Er stand nun vor der Aufgabe, aus etwas Simplem, das an Orchestermusik erinnern sollte – Orchestermusik zu machen. Welches Piepen und welches Blubbern war also eine Violine und welches doch eher eine Trompete? „Ich habe mich immer nur gefragt: Was hätte der damalige Komponist getan, wenn er nur die Möglichkeit gehabt hätte?“ Am Ende hatte Stöckemann die Klavierstücke selbst gespielt, für die Trompetenparts besorgte er sich aber lieber einen Militärmusik-Spezialisten. Und einen Akkordeonisten sowieso. Und ein Blasorchester. Alles, um am Ende Töne zu haben, die aus einem Computer kommen. So wie früher, nur ganz anders. Text: Sebastian Stoll Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts 60 | Jazz | Neue Musik BILLIE | arttourist.com 2|2014 Young Classic Sound Orchestra „Computerspielemusik hat ihre eigene Wertigkeit“ Was kommt heraus, wenn ein Dirigent und ein Komponist für Videospiele aufeinandertreffen? „Videogames in Concert“ heißt die Reihe, mit der Lahnor Adjei und Helge Borgarts in Deutschland auf Tour gehen – und das mit großem Erfolg. Sie sagen: „Es gibt in dem Gebiet viel ernsthafte Musik und es macht Spaß, sie aufzuführen.“ Herr Adjei, Herr Borgarts, gemeinsam bringen Sie unter dem Titel „Video Games in Concert“ die Musik von Computerspielen auf die Bühne. Wie sieht dabei Ihre Aufgabenteilung aus? Helge Borgarts: Da ich Computerspiele produziere und auch Musik dafür komponiere, bin ich bestens in der Spieleszene vernetzt. Ich kümmere mich deshalb darum, das Notenmaterial zu besorgen und zu sichten. Ich frage mich: Was könnte ein interessantes Thema sein? Ist das geklärt, kümmere ich mich um konzeptionelle Dinge. Ich war fest entschlossen, das als Live-Konzert auf die Beine zu stellen. Ich habe Rona angesprochen – und er hat mich wiederum mit Helge Borgarts bekannt gemacht. Helge und ich haben dann schnell festgestellt, dass wir beide eine große Passion für Videospielemusik haben – und gemerkt, dass wir sie gerne einem großen Publikum zur Verfügung stellen wollen. Lahnor Adjei: Meine Aufgabe liegt in der musikalischen Umsetzung. Ich habe als Dirigent schon mit vielen Orchestern zusammengearbeitet, vor allem im Bereich der Klassik, aber immer schon ein Faible für ausgefallen Projekte gehabt, etwa für Filmmusik, die ich mit dem Young Classic Sound Orchestra vertont habe. Die Wege von Helge und mir haben sich aber eher zufällig gekreuzt. War es leicht, ihr Orchester zu überreden, das Young Classic Sound Orchestra? Lahnor Adjei: Ich muss sagen, das hat einer gewissen Überredungskunst bedurft. Anfangs waren die Mitglieder relativ skeptisch – auch deswegen, weil sie keine konkrete Vorstellung von der Musik hatten. Die meisten hatten sie beim Spielen mal wahrgenommen, aber nie konzentriert und fokussiert angehört. Sie haben aber schnell gemerkt, dass es in dem Gebiet sehr viel ernstzunehmende Musik gibt und es sehr viel Spaß macht, sie aufzuführen. Wie ist das passiert? Lahnor Adjei: Das war vor etwa vier Jahren auf der Soundtrack Cologne, einer Messe rund um das Thema „Musik in Medien“. Ich war eigentlich dort, weil ich Jeff Rona treffen wollte, einem Komponisten der Musik zu dem Videospiel „God of War“. Warum ist Computerspielemusik denn geeignet für Aufführungen auf der Konzertbühne? Lahnor Adjei: Sie ist oft sehr nah an die Stilistik der Filmmusik angelehnt, auch was die Orchestrierung betrifft: Viel Blecheinsatz, viel Schlagwerkeinsatz. Das ganze Erlebnis des Aufführens erinnert stark an Filmmusik und ist nicht zu vergleichen mit einer Mozart-Symphonie. Helge Borgarts: Man muss auch sagen: Wenn man bei den Musikern eine gewisse Distanz feststellt, dann ist das auch völlig nachvollziehbar – denn bis vor 20 Jahren gab es diese Disziplin in ihrer jetzigen Ausprägung überhaupt nicht. Erst seitdem ist die Technologie der Computer überhaupt in der Lage, hochwertige Musik abzuspielen. Bis dahin war das nur ‚Piep, Piep, Piep“. Die ganze Industrie ist noch ziemlich jung. Zudem hat Spielemusik immer auch eine Funktion. Sie ist auf das Bild konzipiert und ist nicht zum konzertanten Genuss. Auch darin ähnelt sie Filmmusik und deshalb ist das Umsetzen einer Game-Musik für den Konzertsaal gar nicht trivial und in der Regel auch nie ohne Arbeit des Komponisten zu machen. Nach welchen Kriterien wählen sie die Stücke aus? Helge Borgarts: Einen großen Anteil hat natürlich die Marke, also das Spiel. Eine gute Spielemarke hat einfach eine größere Reichweite, das darf man auch nicht außer Acht lassen… …die Leute wollen vermutlich auch das hören, was sie schon kennen. Helge Borgarts: Genau. Noch wichtiger ist aber, dass wir überhaupt an das Material herankommen und ob die Rechtesituation klärbar ist, das ist bei Games-Musik alles andere als trivial. Und natürlich: Was eignet sich überhaupt zur Umsetzung und haben wir die Manpower, das zu machen? Was sind die spezifischen Probleme dabei? Lahnor Adjei: Wie gesagt: Die Musik dient ja dem Videogame. Deswegen gibt es in ihr Passagen, die vom Klanganspruch ganz speziell angelegt sind, von der Artikulation, von der Rhythmisierung. So wie man es fast nirgendwo anders findet, auch nicht in der Filmmusik. Das ist dann auch ein Lernprozess des Orchesters, genau diese Elemente auch umzusetzen. Darin unterscheiden sich dann auch die Orchester, die eben das gut spielen können, und die, die es nicht können. Das ist nicht anders als bei klassischer Musik: Man muss sich damit auseinandersetzen, um die Vorstellungen, die der Komponist in sich getragen hat, umsetzen zu können. Wie kann man sich die Unterschiede von Computerspielemusik zu anderer konkret vorstellen? Lahnor Adjei: Bestimmte Effekte sind eben nicht nach der Logik der klassischen Musik angeordnet, sondern sie sollen ins Spiel hineinwirken. Dort sollen sie bestimmte Effekte und Reaktionen des Spielers auslösen. Oder die Streicher: In klassischer Orchestermusik haben sie in der Regel mehr die harmonisierende Funktion. In Videospielen arbeiten sie oft perkussiv. Das ist eine ganz andere Klangfarbe und für ein Orchester oftmals Neuland. Wie arrangiert man ein solches Stück? Oder sollte man besser sagen: Einen solchen Track? Helge Borgarts: Wir gehen so vor, dass der Komponist sein ursprüngliches Material neu gestaltet und arrangiert. Das Ergebnis gebe ich dann weiter an einen Orchestrator, der es für die jeweilige Besetzung des Orchesters umsetzt. Welche Artikulationen oder rhythmischen Patterns wir übernehmen können und welche man verändern muss, das erarbeiten wir im gemeinsamen Dialog. Das ist kein BILLIE | arttourist.com 2|2014 Helge Borgarts Standardverfahren, sondern ein sehr dynamisches und kommunikatives. Nun ist es ja so, dass Computerspielemusik nicht linear verläuft, sondern sich je nach Spielverlauf entwickelt. Wie geht man damit um? Helge Borgarts: Wir lassen die Stücke komplett neu arrangieren oder arrangieren sie in Absprache mit dem Komponisten selber. Meistens aber setzt sich der Komponist hin und baut aus seinem Material ein durcharrangiertes Stück. Das gilt nur für die Main Themes meistens nicht, da diese in der Regel schon perfekt arrangiert und durchkomponiert sind, wenngleich aber auch diese selten länger als zwei Minuten sind. Dass die Musik aus dem Spiel eins zu eins übernommen werden kann, ist fast nie der Fall. Sie arbeiten also mit Versatzstücken. Wie nah ist das Ergebnis denn am Original? Helge Borgarts: Sehr nah. Erstens, weil wir ja die Arrangements ja vom Komponisten selber bekommen. Und zweitens, weil wir viel Wert darauf legen, dass die Musik, wie wir sie spielen, zumindest in Teilen immer im Spiel hörbar ist. Lahnor Adjei: Es gibt auch Anbieter, die das anders machen. Die überarbeiten dann die Musik und bringen sie etwas verändert auf die Bühne. Das ist manchmal sehr weit weg davon, wie die Musik im Spiel zu hören ist. Das ist legitim, aber nichts für uns. Warum wollen Sie diese Nähe? Lahnor Adjei: Wir möchten so verdeutlichen, dass die Musik einen sehr eigenständigen Anspruch hat – und nicht erst durch einen Kunstgriff den Wert erhält, aufgeführt werden zu können. Diese Musik hat ihre eigene Wertigkeit und das möchten wir erfahrbar machen. Was sind das denn für Menschen, die zu Ihren Konzerten kommen? Lahnor Adjei: Wir haben ein überwiegend junges Publikum. Bei unseren Auftritten in Karlsruhe hat- Jazz | Neue Musik | 61 Lahnor Adjei ten wir vielleicht 16-Jährige dort sitzen bis hin zu Leuten um die 30. Man merkt auch, dass es oftmals Leute sind, die es eigentlich nicht gewohnt sind, sich in einem solchen Ambiente zu bewegen. Sie tragen oft legere Alltagskleidung oder lange Ledermäntel. Andererseits erinnere ich mich auch an einen jüngeren Herrn um die 20, der offenbar seinen Anzug von der Konfirmation ausgepackt hatte. Es ist ja auch ein erklärtes Ziel von Ihnen, junge Leute in die Konzertsäle zu bekommen. Lahnor Adjei: Und eine ziemlich Erfolgsgeschichte. Wir bekommen viele Reaktionen über Facebook oder per E-Mail, in denen sich junge Menschen begeistert für unser Angebot bedanken. Das hat uns schon gezeigt, dass wir einen gewissen Nerv treffen. Herr Borgarts, Herr Adjei, haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch. Das Interview führte Sebastian Stoll. Sebastian Stoll, freier Journalist. Reportagen und Portraits unter anderem für Dummy, den Tagesspiegel, die Berliner Zeitung, den Freitag, die Frankfurter Rundschau und Facts Young Classic Sound Orchestra Das Young Classic Sound Orchestra (vorher Young Cinema Sound Orchestra) wurde als Projektorchester von Lahnor Adjei 2004 ins Leben gerufen. Das rund 80-köpfige Sinfonieorchester setzt sich überwiegend aus begabten jungen Instrumentalisten, sowie aus professionellen Musikern der Region Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim zusammen. Ziel des Young Classic Sound Orchestra ist es, vor allem das junge Publikum mit hochwertigen Musikevents der besonderen Art für sinfonische Chor- und Orchestermusik zu begeistern. Nicht nur ein attraktives Programm mit bekannten Melodien z.B. aus der Kinowelt, sondern vor allem auch eine besondere Multimediashow durch Bildanimationen und Lichttechnik kombiniert mit einer professionellen schauspielerischen Moderation lassen den Konzertbesucher noch mehr in die „fantastische Welt der Musik“ eintauchen. Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie ein Event des Young Classic Sound Orchestra. Wir freuen uns auf Sie! www.ycs-orchestra.de Lahnor Adjei Eigentlich könnten die Welten, aus denen beide stammen, unterschiedlicher kaum sein: Lahnor Adjei ist Dirigent Gründer des „Young Classic Sound Orchestra“, mit dem er seit 2004 Filmmusik auf deutschen Konzertbühnen aufführt. Helge Borgarts ist Produzent von Computerspielen und komponiert auch deren Musik. Gemeinsam machen sie aus Musik von Spielen Bühnenstücke – die sie in Zukunft nicht nur selber aufführen wollen: Derzeit sind beide auf der Suche nach Kooperationspartnern: Kulturorchester sollen die von ihnen arrangierten Stücke im deutschsprachigen Raum weiter verbreiten. Lahnor Adjei studierte Musik in den Fächern Horn und Dirigieren an der Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim. Er dirigierte Orchester, wie u.a. die Nürnberger Symphoniker und das Kurpfälzische Kammerorchester Mannheim und war Preisträger des „Dirigentenpodium Baden-Württemberg“. Gastspiele als Dirigent und Hornist führten ihn u.a. nach Japan, England, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Ghana und in die Türkei. Von 2002 bis 2004 war Lahnor Adjei Generalmusikdirektor am National Theatre of Ghana und Chefdirigent des National Symphony Orchestra Ghana. 2004 gründete er das Young Classic Sound Orchestra, um sich vorwiegend einer Musik zu widmen, die sich außerhalb des konventionellen klassischen Konzertprogramms befindet. Dabei entwickelte er für sein Orchester die Konzertreihe Young Classic Nights, eine Reihe, die besonders auf ein junges Publikum mit den Schwerpunkten Film-, Videospieleund Crossover-Musik gerichtet ist. Von 2012 bis 2013 war er Dirigent des Sinfonieorchesters der Sommerakademie Geislingen Seit 2012 ist er Leiter der städtischen Musikschule Schwäbisch-Hall und gründete dort die Junge Philharmonie Schwäbisch Hall. Als Dirigent und Hornist konzertiert Lahnor Adjei regelmäßig mit den Ensembles Blech10 und BrassSound Quintett Mannheim. www.lahnor-adjei.de Helge Borgarts ist ein deutscher Komponist und Produzent. Er startete seine Laufbahn bei Blue Blue Software, dem Publisher und Entwickler so erfolgreicher Videospiele wie „Die Siedler“, „Battle Isle“ oder „Extreme Assault“. In der Folge, baute er neben seiner Tätigkeit als Musiker als Geschäftsführer der sysis interactive simulations Germany, eines der ersten deutschen Unternehmen auf das Onlinespiele und intelligente Plattformen entwickelte. Von 2006 bis 2013 war er CEO der phenomedia publishing gmbh Deutschlands wohl bekanntestem Entwickler und Publisher von Gelegenheitsspielen, bekannt geworden durch die Marke „Moorhuhn“. In dieser Zeit leitete er die Produktion von über 25 Spielen für alle relevanten Plattformen, etablierte die erste Handelsmarke für Gelegenheitsspiele in Deutschland und organisierte einen weltweites Vertriebsnetzwerk. Seit 2013 arbeitet er als freiberuflicher Komponist, Produzent und Berater. Seit 2011 ist Helge für den Bereich Games Musik des renommierten Film- und Medienmusik Festivals Soundtrack_Cologne verantwortlich. Er war Sprecher auf Veranstaltungen wie dem Transatlantyk 2013 - Poznan International Film and Music Festival und produziert Live Video Musik Konzerte, z.B. mit dem Young Classic Sound Orchestra in Karlsruhe. www.borgarts.de 62 | Kino BILLIE | arttourist.com 2|2014 Fotos © Cineastic Gondolas Cineastic Gondolas Himmel und Hölle Am Samstag, den 13. Dezember 2014, verwandelt das internationale Kunstfestival die Wintersportregion Lech Zürs am Arlberg zum vierten Mal in einen exklusiven Hotspot für Kulturbegeisterte. Das Festival Cineastic Gondolas steht für den wohl schönsten und atemberaubendsten Start in die Winter- und Ski-Saison. Sein Name ist Programm: für einen Tag im Dezember werden die vier Gondeln der Rüfikopfbahn in Lech am Arlberg zu schwebenden Kinos und Discos umfunktioniert sowie die Stationsgebäude und umliegenden Berggipfel mit Kunst und Musik bespielt. Mit ihrer vierten Auflage beweisen die Festivalorganisatoren, dass aller guten Dinge eben nicht drei sind. Ganz im Gegenteil: nach einem Jahr Pause ist Dr. Christof Murr, kunstaffiner Bergdoktor und Erfinder des Festivals, mit neuer Leidenschaft als künstlerischer Leiter zurückgekehrt. Zusammen mit dem Lichtdesigner und technischen Leiter Udo Kapeller sowie der Projektleiterin Andrea M. Junker bildet er wieder jenes Kernteam, das die Cineastic Gondolas 2011 ins Leben gerufen hat. Mit dem diesjährigen Festivalthema >Himmel und Hölle< verleiht Murr auch dem Kontext des Settings – Kunst zwischen Gipfel und Abgrund, zwischen Aufstieg und Fall – eine ganz neue Imposanz. Achtung: Outdoorevent - feste Schuhe & warme Kleidung erforderlich! www.cineasticgondolas.at. Kurz-Info Cineastic Gondolas 2014 WAS? Das einzigartige Kurzfilmfestival Cineastic Gondolas mit kuratierten AnimationsKurzfilmen im Gondelkino, Kunst, Raum- & Klanginstallationen, Performances, DJs & Live Musik zwischen 1344 und 2350 m Höhe! WANN? Sa, 13. Dezember 2014 (21- 3h) WO? Rüfikopfbahn / A - 6764 Lech am Arlberg SIDE EVENTS Freitag 12. Dezember 2014 18 Uhr CG Ausstellungseröffnung / Hotel Berghof, Lech 22 Uhr CG Warm-Up Party mit internat. DJ Line UP / Club Vernissage, Zürs Samstag 13. (bzw. Sonntag 14.) Dezember 2014 ab 2 h After-Show Parties im K.Club und der Archiv Bar in Lech TICKETS Ab 06. Oktober gelangen 350 limitierte Tickets über Ö-Ticket, CTS Eventim, Ticketmaster & Ländle Ticket an alle bekannten Vorverkaufsstellen in D-A-CH. Vorverkauf EUR 26 (& Gebühren), Abendkasse EUR 34 HOTELPACKAGES MIT TICKETS für das ganze Eventweekend bei allen teilnehmenden Hotels in Lech Zürs & direkt bei den Lech Zürser Tourismusbüros oder Online über die teilnehmenden Hotels erhältlich. www.lech-zuers.at sChau glaube liebe hoffnung Ödön von Horváth Regie: Andreas Kriegenburg Premiere 20. September 2014 Die bleChtrommel Günter Grass Regie: Konstantin Bogomolov Premiere 10. Oktober 2014 frankfurt Rainald Grebe Regie: Rainald Grebe ur a uf f ührung 1. November 2014 enDstation sehnsuCht Tennessee Williams Regie: Kay Voges Premiere 6. Dezember 2014 sPielhaus Dämonen Fjodor Dostojewski Regie: Sebastian Hartmann Premiere Januar 2015 Dantons toD Georg Büchner Regie: Ulrich Rasche Premiere März 2015 maCbeth William Shakespeare Regie: Dave St-Pierre Premiere April 2015 D e r a u f h a lt s a me a uf s t ie g D e s a r t u ro ui Bertolt Brecht Regie: Samuel Weiss Premiere 19. September 2014 s e iD ne t t z u mr. s l o a ne Joe Orton Regie: Jürgen Kruse Premiere 17. Oktober 2014 liquiDation Imre Kertész Regie: Stephanie Mohr De u t sc hsp r a c hige e rs ta uf f ührung 14. November 2014 Was ihr Wollt William Shakespeare Regie: Jorinde Dröse Premiere Juni 2015 K AMMER spiele C on ta ine r Pa ri s David Gieselmann Regie: Christian Brey ur a uf f ührung 19. Dezember 2014 Das sPiel ist aus Jean-Paul Sartre Regie: Alexander Eisenach Premiere Februar 2015 amerika Franz Kafka Regie: Philipp Preuss Premiere April 2015 Die WieDervereinigung Der beiDen koreas Joël Pommerat Regie: Oliver Reese De u t sc he e rs ta uf f ührung Mai 2015 spielzeit 14 / 15 PREMIEREN W W W.S C H AU S P IE L F R A N K F U R T.D E K A RTENTELEFON 069.2 12.49.49.4 Andere SPIEL orte your lover forever Verschiedene Autorinnen Regie: Lily Sykes ur a uf f ührung August 2014 Premiere 21. September 2014 Ein Adorno-Projekt von Christian Franke ur a uf f ührung BOX Die Premieren Des regiestuDio AZ_286x436_Spielzeit14-15.indd 1 Text, Regie, Choreografie: Falk Richter ur a uf f ührung Februar 2015 Bocken heimer Depot suCht SP IE L Projekt von Leonie Kubigsteltig Premiere 28. September 2014 Box Peter Pan James Matthew Barrie Regie: Michael Schweighöfer Premiere 15. November 2014 Schauspielhaus anne Projekt zu Anne Frank von Martina Droste Premiere Januar 2015 Kammerspiele naChtasyl Maxim Gorki Regie: Johanna Wehner Premiere Februar 2015 Bockenheimer Depot freiraum Projekt von Martina Droste und Chris Weinheimer Premiere Juni 2015 Bockenheimer Depot Foto Till Janz & Hendrik Schröder Wut unD geDanke theaterProjekt m i t m u s ik e rn , sc h A u s p ie l e rn un d tä n z e rn Junges sC h a u 09.09.14 17:47 ME SSE BREMEN 2015 23—26 APRIL Showcase-Festival mit 40 Acts \ French Night \ german jazz Expo \ Overseas Night \ European Jazz Meeting \ konferenz Kulturfestival ›Accents français‹ 9–26 April: u. a. Galakonzert 24 April 2015 \ jazzahead! clubnight 25 April 2015 – 1 Nacht, 30 Clubs, 1 Ticket jetzt App laden! Tickets & Registrierung ➜ www.jazzahead.de design: www.oblik.de