PFLANZENBAU In zehn Schritten zur perfekten Weide Bald geht's wieder ab auf die Weide. Damit Ihre Tiere dort keinen Schaden anrichten, braucht es ein gutes Management. Auf was es dabei ankommt, weiss Grünland-Experte Cornel Stutz. eim Weidegang verfolgen wir ein klares Ziel: Die Tiere sollen draussen eine grOBse Menge Grün rutter in guter Qualität zu sich nehmen. Nu r so können sie die Leistung erbrjngen, die wir von ihnen erwarten. Die Voraussetzung. um dieses Ziel zu erreichen, ist ein trittfester und ausdauernder Weidebestand. Mit einem a ngepassten Weidemanagement kann diesbezüglich viel erreicht werden. Dabei ist wichtig. dass die vom Stand ort gegebenen Faktoren wie Niederschlagsrnenge, I-Ia ngneigung, B Cornel Stutz, Agroscope Bodenty p und das Gewicht der weidenden Tiere berücksichtigt worden. Das Weiden auf IIangIJächen ist eine besondere Herausforderung. Das Hauptprob lem sind dabei die Trittschäde n. Sie sind die Eintrittspforten für unerwünschte pnanzon und bcschlewligen die Erosion. Zudcm kön ne n sie im steilen Gelände kaum mit der Walze ausgeebnet und korrigiert we rden . Die Folge: Mit der Zeit werden Trittschäden zu Trittwegen. Die Erträge gehen ZUl"ück und das Futter kann nur schwer oder gar nicht mehr gemäht werden. Damit entfallt auch ein wertvolles Instrument tUr die Bestandeslonkung. An Ifille produktive Weide ist in diesem Fall nicht mehr zu denken. Was dagegen tun? Im Folgend en werden 10 Ansatzpunkte diskutiert, mit denen Sie den Pflan zonb estand und di e Erosion - ins besondere in Hanglagen - beeinflussen können. Weitere Inform ation en zu Weidemanagement und Weideverbesserung finden Sie zudem im wnfangreichen Sortiment de r AG FF-Informationsblätter. Diese sind erhältlich unter www·a.gJfch. Tierart an Standort anpassen Die Tierart auf der Weide hat einen grossen Einfluss auf den Pflanzen bestand. Rindvieh fri sst beispielsweise wenig selektiv und bildet Läger mit hoher punktueller Nährstoffan· sammlung. Je nach Gewicht können Einzeltiere einen starken Tritt verursachen. Schafe fressen hingegen sehr selektiv, erzeugen aber kaum Trittschäden. Ziegen und einzelne Scharrassen fressen gerne frische Blätter und Zweige an Büschen und eignen sich deshalb gut. um die Verbuschung einzudäm men. Ziegen und Schafe fressen selektiv und verursachen kaum Trittschäden. Viele Koppeln, kurze Besatzzeit Für eine mittelintensive bis intensive Weide hat sich als Weidesystem die Umtriebsweide mit einer genüge nd grossen Anzah I Koppeln am besten bewährt. Die Koppeln sollten eine ähnliche Produktivität und ein ähnliches Futterangebot aufweisen. Für Kühe beträgt die ideale Besatzzeit 2 bis 4 Tage. Eine kurze Besatzzeit bedeutet eine höh ere Anzahl Koppeln. Die Exkremente sind dann besser verteilt und das Futter kann im idealen Stadium angeboten werden. In diesem Fall stürzen sich die Tiere auf das schmackhafte Futter und laufen darum weniger h erwn. Viele Koppeln bedeuten zudem viele Weideeingän.ge. was ebenfalls den Boden schont. Wenn Koppeln zu wenig oft gewechselt werden, wächst im Eingangsbereich schnell nichts mehr. 32 LANDfreund . 3/2014 d PFLANZENBAU Weidedruck - nicht zu viel und nicht zu wenig! Boi zu hohem Tierbesatz oder zu langer ßesatzzeit wird der Ptlanzenbestand sehr tief abgefressen. Dies verzögert den Wiederaustrieb und fördert unerwünschte Rosettenpflan zen. Ist der Weidedruck andererseits zu gering, entstehen viele GeiJstell en. Dadurch bleiben grosse Mengen an Futterresten auf der Weide zurück und nur die guten Gräser werden gefressen, was diese wiederum benachteiligt. Dazu kommt, dass ein ausreichend hoher Woidedruck di e Rasengräser zw in gt. einen trittfesten Wasen zu bilden. Bei angemessenem Weidedruck gibt es nur wenig Geilstelien und die Gräser treiben schnell wieder aus. I Genügend Tränken installieren Den Tränken ist eine grosse Bedeutung beizumessen. Erstens sollten sie in jeder Koppel gut zugänglich sein und zweitens dürfen sie nicht überlaufen. Nur so kann verhinder t werden, dass die Tiere grosse Distanzen bis zur Tränke laufen müssen und dass sich rund herum ein Morast bildet, welcher schnell zum unerwünschten Parasitenherd wird. Tränken sollten gut zugänglich sein und nicht überlaufen. Schlechtwetter-Koppel im Flachen Auf den flachsten Dauerweiden richten wir Schlechtwetterkoppeln ein, denn im steilen Gelände ist bei Nässe die Gefahr von Trittschäden noch grösser. Bei schlechtem Wetter muss genügend Futter auf der Weidekoppel vorhanden sein. Ansonsten müssen die Tiere ihr Futter suchen und laufen dabei zu viel herum. Bei Schlechtwetter sollten die Kühe auf ebene Weiden mit genügend Futter. Nicht zu viel Stickstoff auf Hangweiden Je in tensiver eine Weide bestossen wird. urnso besser muss sie mit Näh rstoffen versorgt sein. Wird die Weide gegüllt. drängt sich eine Umtriebsweide (Koppelweide) auf. Der Stickstoff fOrdert die Gräser und die grosswüchsigen Krä uter. In Hangweiden muss die Stickstoff-Düngung sparsam ausfall en. Der Grund: Bei hoh em N-Angebot wurzeln die Gräser weniger tief und si nd dadurch wen iger trittfest. Steile Weideflächen sollten nicht zu viel Stickstoff bekommen. LANDfreund . 3/2014 33 PFLANZENBAU Pflegeweide - früh und grossflächig Ein zeitiges, grossnächiges Überweiden im Frühling verringert den Anteil unerwünschter Kräuter (Löwenzahn, I-Iahnenfuss, Kerbelarten) und beschert den Gräsern einen Konkurrenzvorteil. Die Pflegeweide im Frühling sollten Sie aber nur bei abgetrocknetem Boden durchführen. Weideputzen ist generell nw' notwendig. wenn in den GeilstelIen Unkräuter versamen können, ansonsten dürfen die guten Futtergräser (z.8. Kammgras. aber auch Englisches Raigras) in den Geilstellen versamen und den Bestand erneuern. Die Beweidung kurz nach Vegetations beginn verringert den Anteil unerwünschter Pflanzen. / Mit Mähweide gegen Ausläufer-Straussgras Durch Konservieren von ein bis zwei Aufwüchsen können verholzte Stängel abgeräumt werden. Zudem hindern Sie auf diese Weise die horstbildenden Gräser (Knaulgras, Rohrschwingel) am Versarnen. Indem Sie den Bestand aufwachsen lassen und anschliessend im Mai Wld evtl. nochmals im Sommer mähen, können Sie das ftlzbildendc Straussgras wirksam zurückdrängen. Aber Achtung: Ein wiederkehrendes Mähen verringert die Dichte des Weidcbestandes. Die FrühJingsmahd sollte daher abwechselnd auf verschiedenen Koppeln stattfinden. Das unerwünschte Ausläufer·Straussgras kann durch eine regelmässige Mahd zurückgedrängt werden. Übersaat nur bei Bestandeslücken Von Natur aus haben die rasenbildenden Weidegräser ein gutes Regenerationsvermögen und sind in den meisten Fällen nicht auf die Versamtmg angewiesen. Eine Übersaat macht erst Sinn, wenn der Anteil guter Weidegräser zu gering ist oder wenn grosse Bestandeslücken - z. ll. wegen Mäuseschäden - vorhanden sind. Bei grosse n Besta ndeslücken braucht es eine Übersaat. 'J"_' --.~-o -:::li-~-. -.~ tu.&I " - -" ._ - - l :: I • I - I ( Hohe Koppeln für Rinder, breite Koppeln für Schafe Für Rindvieh sollten Koppeln am Hang wenn möglich eher hoch als breit ausfallen. Bei einer breiten Koppel laufen Rinder und Kühe nämlich gerne hin und her und bilden dabei unerwünschte Trittwege. Auch die Rhombus-Form ist in Betracht zu ziehen, denn sie hindert die Tiere am Herunterrennen entlang der FaUlinie. Für Schafe sind hingegen eher breite statt hohe Koppein zu empfehlen. Der Grund, Schafe bevorzugen die höher gelegenen Partien der Weide und vernachlässigen di~ unteren. Für Rinder sollte die Weidekoppel am Hang hoch oder rhombusförmig sein (unten). Für Schafe eher breit (oben). 34 LANDfreund . 3/2014 PFLANZENBAU Praktikerstimme Meinrad Gut «Seit der Umstellung 30 % mehr Weideertrag» nser Betrieb liegt auf 1000 Meter über Meer in der Bergzanc III. Früher hatten wir mit unseren Kühen und Rindern grosse strukturelle und auch futterbaulicho Probleme, denn die dlU'chschnittli che I-Iangneigung auf unserem Betrieb beträgt zwischen 45 und 50 %. Dabei sollte die Neigung für Kuhweiden maximal 40% betragen. Zusammen mit den grossen Niederschlagsmengen in unserem Gebiet (ca. 1600 mm pro Jahr) füh rte dies unweigerlich zu vie len Trittschäden und Kuhwegen. Am meisten Sorgen bereitete uns, dass unserc Hänge dadurch unstabilcr wurden. Eine Frühlingspflegeweide war früher noch undenkbar. Vor rund fünf Jahren tauschten wir deshalb unsere 14 Kühe und die dazu gehörende n U Rinder gegen 75 Milchschafe mit ihren Lämmern aus. Heute stellen unsere Partner aus unserer SchafmiIch Käse, Joghurt und Glace her. Auf unSOl"cm Hof gibt es keine Trittschäden mehr. Die leichten Schafc können wir bei fast jedem Wetter weiden lassen. Während der Vegetationszeit betreiben wir Vollweide. Dank der jährlichen Frühlingspflegeweide wurden unsere Weidebestände innerhalb dieser kurzen Zeit von <kräuterre ich> in <ausgewogem verwandelt. Seit der Umstellung sind die Pflanzenbestände nicht nur stabiler, sondern auch produktiver geworden. Unsere futterbaulichen Erträge sind rund ein Drittel höher als noch vor fünf Jahren.» Meinrad Gut hat seit der Umstellung aul die Milchschalhaltung aul seinen Weiden keine Trittschäden mehr und einen 30 % höheren Futter-Ertrag. / Meinrad Gut. Niederrickenbach (NW) Praktikerstimme Urban Keusch «Leichte Tiere verursachen weniger Schäden» ie Böden unserer Dauorweiden sind stellenweise sehr schwer und damit auch anfällig auf Verdichtungen und Trittschäden. Bereits mein Vater begann deshalb, leichte Jersey-Kühe in unsere lIofherde einzukreuzen. Leichtere Tiere verursachen weniger Narbonschädon und belasten den Boden auch in nässeren Zeiten weniger. Als Biobetrieb mit Futter- und Ackerbau sind die Nährstoffe auf unseren Daue rwe iden knapp bemessen. Für uns ist deshalb ein gut durchlüfteter lebend iger Boden ein Garant für eine effiziente Umsetzung der begrenzten Nährstoffe . Wir betreiben D Urban Keusch verbesserte die Qualität seiner Dauerweide mit leichteren Tieren und einer grossIlächigen Pllegeweide im Vorlrühling. Portionen-Halbtagsweide. Damit kön~ nen wir die Bodenbelastung noch einmal verringern und gleichzeitig das Futter im richtigen Stadium und in der passendon Quantität anbieten. so dass wir nur wenig Weideverluste hinnehmen müssen. Im Mai heuen wir jeweils einen Teil der Weidefläche. Seit zwei Jahren <jäten> unsere Kill,e Ende Mär,jAnfang April die Weideflächen grossflächig mit einer sogenRl1l1ten Frühlingspflegeweide. Wir haben den Eindruck, dass Wlsere Pflanzenbestände dadurch ausgewogener geworden und die Kräuteranteile zurückgegangen sind.» Urban Keusch. Boswil (AG) Trittschäden entstehen, wenn ... schwere Tiere auf nassem Boden viel herumlaufen. Das gilt insbesondere im steilen Gelände Weidekoppeln für Rinder am Hang eher breit a ls hoch sind. der Pilanzenbestand wegen zu hoher StickstoffDüngwlg zu wenig tief wmzelt und dadmch zu wenig widerstandsfähig ist. das Weidesystem den Tieren erlaubt. selektiv zu fressen und damit die guten und robusten Futterpflanzen zu dezimieren. die Tiere altes oder verschmutztes Futter vorfinden. Dan n trampeln sie herum, um besseres zu suchen. die Tiere satt aus dem Stall kommen. Dann brauchen sie sich nicht ums Fressen zu kümmern Wld haben Zeit zum Herumspazieren. die Tiere im Stall besseres Futter erhalten als draussen und deshalb am Weidoausgang warten bis sie abgeholt werden. . Schnittwiesen unter zu nassen Bedi~lglUlgen beweidet werden (Vorsicht bei Herbstweiden). LANDfreund . 3/2014 35