"Biophysikalische Chemie des Knorpels" PD Dr. rer. nat. habil. Jürgen Schiller Wintersemester 2005/2006 Biophysikalische Chemie des Knorpels 1 Wie kommt man zu den Folien zur Vorlesung? www.uni-leipzig.de/~biophys Start Lehre Downloadbereich Wahlfach Vorklinik VL PD Dr. Schiller Biophysikalische Chemie des Knorpels 2 Institut: Medizinische Physik und Biophysik Durchführender: PD Dr. rer. nat. habil. Jürgen Schiller Thema: Biophysikalische Chemie des Knorpels Kurzbeschreibung: Die Zerstörung des Gelenkknorpels ist ein wesentliches Merkmal rheumatischer Erkrankungen. In der Vorlesung werden neben klinischen Aspekten (Entzündung, Pathogenese, Behandlung) vor allem moderne Verfahren zur Charakterisierung des Knorpels sowie seiner zellulären (Chondrozyten, Entzündungszellen) und extrazellulären Bestandteile (Collagen, Proteoglycane) besprochen. Diese Methoden reichen von klassischen histologischen Verfahren bis hin zu modernen bildgebenden Verfahren (z.B. MRT). Ein besonderer Schwerpunkt sind die experimentellen Grundlagen der eingesetzten Verfahren sowie die mit den einzelnen Methoden zugänglichen Informationen (chemische Zusammensetzung, Struktur, Knorpelabbau). Langform: s. beigefügtes Word-Dokument Form: Vorlesung, Semesterbegleitend, Zeit: Vorzugsweise Montag Nachmittag (individuelle Planung möglich), Nach Wunsch zusätzliches Praktikum (Gerätedemonstration) Termine: Vorzugsweise Montag Nachmittag Prüfungsmodalitäten: Im Anschluß mündliches Testat oder Klausur. Termine werden individuell abgesprochen (vorzugsweise EndeWintersemester bzw. Anfang Sommersemester). Mindestteilnehmerzahl: 10 Studierende Verfügbare Plätze/Maximalteilnehmerzahl: 30 Studierende Empfohlen ab dem 2. Fachsemester Biophysikalische Chemie des Knorpels 3 Biophysikalische Chemie des Knorpels Vorlesung - WS 2005/2006 PD Dr. rer. nat. habil. Jürgen Schiller Universität Leipzig, Medizinische Fakultät Institut für Medizinische Physik und Biophysik Härtelstraße 16-18, D-04107 Leipzig Tel.: +49-341-9715733 Fax: +49-341-9715709 e-mail: [email protected] Privat: Täubchenweg 51, D-04317 Leipzig Tel.: +49-341-6993108 Mobile: 0162-8215481 Ich möchte mit dieser Veranstaltung keinesfalls in Konkurrenz zu Ärzten treten! Biophysikalische Chemie des Knorpels 4 Warum dieser Titel: "Biophysikalische Chemie des Knorpels"? Das bin ich selbst (Chemiker) und außerdem ist die Chemie wichtig für die Struktur des Knorpels und seiner Bestandteile! Biophysikalische Chemie des Knorpels Ich denke, daß dieser Bestandteil des Wortes wohl klar ist: Wir sind die Biophysik! Biophysikalische Chemie des Knorpels Sehr wesentliches Forschungsgebiet an unserem Institut! 5 Tensiometrie Modellierungen Zeta-Sizer Konfokale Mikroskopie Monolayer -Techniken NMR Medizin DSC Institut für Medizinische Physik und Biophysik FTIR FluoreszenzKorrelationsspektroskopie Raster-Kraftmikroskopie MALDI-TOF Massenspektrometrie Membran- und Zellbiophysik Biophysikalische Chemie des Knorpels ESR Naturwissenschaften Fluoreszenz -Spektroskopie MRT/NMR-Mikroskopie Strukturaufklärung von Membranproteinen Organbiophysik & Gewebeersatz 6 Wir beschäftigen uns schon lange mit Knorpel Graduiertenkolleg "Molekular und Zellbiologie des Bindegewebes" SFB 294 "Moleküle in Wechselwirkung mit Grenzflächen" Knorpelschwellung Modellbildung Beweglichkeiten Gelenkflüssigkeiten Knorpelabbau NMR-Methodik Institut für Medizinische Physik & Biophysik Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung an der Universität Leipzig Therapie-Monitoring Knorpelabbau Festkörper-NMR Biophysikalische Chemie des Knorpels Innovationskolleg INK 23 "Chemisches Signal und biologische Anwort" Signaltransduktion Rolle der Neutrophilen Lipid-Analytik (MS) 7 Die Motivation für Knorpelforschung ist "Rheuma" Biophysikalische Chemie des Knorpels 8 Biophysikalische Chemie des Knorpels (Vorlesung WS 2005/2006, 2-stündig) 1. Die allzeit ungeliebte Chemie • • • • • Das Periodensystem der Elemente/Elementverteilung Bindungseigenschaften von Kohlenstoff und anderen wesentlichen Elementen Von der Aminosäure zum Protein Charakteristika der Wasserstoffbrückenbindung, -α-Helix, -β-Faltblatt Vom Monosaccharid zum Polysaccharid (Aldosen, Ketosen, Glycosidische Bindung ⇒ Glycoside, Mutarotation, Optische Aktivität) • Fette, Phospholipide, Fettsäuren, Signaltransduktion, Arachidonsäure als wichtiges Ausgangsmaterial für die Synthese biochemisch-relevanter Moleküle • Hydrophober Effekt, Bildung von Mizellen, Biomembranen 2. • • • • • • 3. • • • • • • • Aufbau und Relevanz des Knorpels und der extrazellulären Matrix Was sind eigentlich "Bindegewebe" und Bindegewebserkrankungen? Zusammensetzung unterschiedlicher Knorpeltypen Collagen, Collagenaufbau und Collagentypen, Biosynthese Proteoglycane: Struktur und Eigenschaften, Biosynthese der enthaltenen Polysaccharide Wechselwirkung Collagen und Proteoglycane: Was hält den Knorpel zusammen? Die Chondrozyten: Kleine Meister der Knorpel-Synthese Physikalische und elektrochemische Eigenschaften des Knorpels Strukturelle Eigenschaften der Grundmatrix Ionenverteilung im Bindegewebe Donan-Potential Ionenkondensation (Gibt es überhaupt "Calzifizierung" im Knorpel?) Osmotischer Druck Wasserbindung und Schwellung Wie wird der Knorpel zum Tortenguß (Gelatine)? Biophysikalische Chemie des Knorpels 9 4. • • • • • • • • 5. • • • • • • • • 6. • • • • • 7. • • Gewinnung von Knorpel, Komponenten, Lagerung, Trennung Welcher Knorpel für welchen Zweck? Charakterisierung der einzelnen Knorpeltypen Zusammensetzung (Collagen- und Kohlenhydratgehalt) Wie bewahrt man Knorpel auf? Welche Zusatzstoffe? Wie verändern sich die einzelnen Knorpelkomponenten bei längerer Lagerung? Wie kann man Knorpel nach einzelnen Komponenten trennen? Gewinnung und Isolierung von Collagen Gewinnung und Isolierung von Proteoglycanen Chondrozyten in Kultur Methoden zur in vitro Knorpelcharakterisierung Histologische Untersuchungen: Was färbt sich wie? Wasserbindungsvermögen, Relaxation und Diffusion (MR-Verfahren) Ionengehalte NMR: Lösung, HRMAS und Entkopplung Elektrophorese; Färbemethoden für Proteine und Kohlenhydrate Enzymatischer Verdau Massenspektrometrie Wann ist eine Zelle tot? Methoden zur in vivo Knorpelcharakterisierung Röntgen/CT - Woher kommt eigentlich der Kontrast? Warum ist der Knorpel so schwierig darzustellen? Arthroskopie Die besten Bilder ⇒ MRT: Magischer Winkel und Kompression Was macht ein NMR-Kontrastmittel? Vergleich und Potential der verschiedenen Techniken Pathologischer Knorpel und Knorpelabbau Tot caput, tot opiniones... Was ist das Kriterium für pathologische Veränderungen? Biophysikalische Chemie des Knorpels 10 Rheumatische Erkrankungen • • • • 8. Osteoarthritis Rheumatoide Arthritis Die Analytik von Synovialflüssigkeiten Die Beteiligung unterschiedlicher Zellen am Knorpelabbau Was macht man bei "Rheuma"? • • • • • • Behandlung der Osteoarthritis Behandlung der Rheumatoiden Arthritis Die "ARA"-Kriterien Medikamentöse Behandlung Therapiekonzepte, Anti-TNF-α-Behandlungen Was kann jeder selbst machen? 9. Zusammenfassung, Ausblick, Nachtrag... Biophysikalische Chemie des Knorpels 11 Empfehlenswerte Literatur (???) Lubert Stryer "Biochemie" 4. Auflage Spektrum Verlag, 2003 ISBN: 3860253468 Ebert, G. Teubner Verlag, 1996 ISBN: 3519035162 Arnold, Schiller, Huster "Knorpelstruktur und Abbauprozesse" Akademie-Verlag ISBN: 3-7776-1355-X A. Maroudas & K. Kuettner "Methods in Cartilage Research" Academic Press, San Diego, 1990 ISBN: 0-12-473280-1 M.A.R. Freeman "Adult Articular Cartilage" Pitman Medical, Tunbridge Wells, 1979 Biophysikalische Chemie des Knorpels 12 Einige Quellen zur "Forschung" Diese Quellen sind ganz sicher nicht bierernst zu nehmen! Dennoch sind sie ein Genuß und geben viele interessante Impressionen! http://www.laborjournal.de/rubric/ljbuch/index.html Biophysikalische Chemie des Knorpels 13 Biophysikalische Chemie des Knorpels Kapitel I - Die ungeliebte Chemie Diese Veranstaltung dient Z Z Z um Kund zu tun, was ich für ganz wesentlich an Grundkenntnissen halten würde zur Begriffsklärung ("schneller" Überblick über eine Unzahl von Fachbegriffen) zur Vermeidung von Mißverständnissen Biophysikalische Chemie des Knorpels 14 Molekulare Organisation des "Lebens" Die Chemie ist letztlich für die physikalischen bzw. biomedizinischen Eigenschaften verantwortlich! Biophysikalische Chemie des Knorpels 15 Die große Leipziger Chemie-Vergangenheit... Und so ging´s seinerzeit zu... "Die Chymie jährlich mit großem Nutzen derer Studiosorum zu demonstriren...", sowie "...öffentliches Laboriren und Demonstriren..." stießen damals auf Widerstand an der Universität. So wandte sich der Protest des Theologen Olearius zum Beispiel gegen die Unterbringung und das Experimentieren des Chemikers SCHEIDER im Paulinum, da "... in dergleichen Laboratoriis nicht nur Arsenicalia..., sondern auch Antemonialia und Spiritus urinosi... so einen gräßlichen Gestanck verursachen..., ..zu geschweigen, daß der Dampf an sich selbst wie ein Gifft ist und nebst der anderen specificierten Dinge Rauch denen Gelehrten und allen studiosis, die mit dem Kopf arbeiten sollen, fast unerträglich ist...". Der Status des Professionis Chymiae Ordinariae war dem eines Extraordinarius gleichzusetzen, denn deren öffentliche Vorlesungen ex catedra wurden zum Beispiel "... nur in denen Hunds-Tagen, als zu welcher Zeit die Ordinarii Professores Ferien haben..."; zugelassen; und sie hatten weder Sitz noch Stimme in der Fakultät, obwohl der Sächsische Kurfürst äußerte, daß "... das Studium Chymicum mit mehrerem Eyfer getrieben und publicae dociret, auch dabey dasjenige, was zur Erkäntniß und Beschaffenheit derer Ertzte, ...gehörig fleißig untersuchet...werde... , und die Tätigkeit des Chemieprofessors "...nicht im bloßen Lesen, alß wovon die studirende Jugend wenig Nutzen haben würde, sondern, nebst disputiren in öffentlichem Laboriren und Demonstriren, zugleich bestehen soll..." . Biophysikalische Chemie des Knorpels 16 Die allezeit (ziemlich) ungeliebte Chemie Das "Langperiodensystem" der Elemente: Häufigkeit der Atomsorten in der Erdhülle (Erdkruste+Lithosphäre+Atmosphäre+Hydrosphäre+Biosphäre) Stellung Atomsorte Massenanteil [%] 1 Sauerstoff 49.4 2 Silicium 25.8 5 Calcium 3.39 6 Natrium 2.64 7 Kalium 2.40 9 Wasserstoff 0.88 11 0.19 12 Chlor Phosphor 13 Kohlenstoff 0.087 15 Schwefel 0.048 16 Stickstoff 0.03 Biophysikalische Chemie des Knorpels "COHN" (Alle Materie) 0.09 "COHNPS" (Nur belebte Materie!) 17 Motivation: Kenntnisse über Aminosäuren sind wichtig zum Verstehen des Aufbaus von Collagen Kurzer Ausschnitt einer Collagen-Fibrille 50 nm Collagen-Molekül 300 x 1.5 nm Collagen-Tripelhelix 1.5 nm 300 250 200 150 100 50 Pro (120) Ala (103) Hyp (99) Glu (89) Arg (50) Asp (43) Andere (163) AS auf 1000 Reste Lediglich VIER (von mehr als 20) Aminosäuren machen zwei Drittel aller Aminosäurereste im Collagen aus, nämlich 6 Glycin 6 Alanin 6 Prolin 6 Hydroxyprolin Gly (333) vgl. "Verdrillte Kabel" in Leitungen ⇒ Schlagwort "Bionik"! Aminosäuren Biophysikalische Chemie des Knorpels 18 Proteine = "Eiweiße": Genauer hingeschaut 8 Proteine = Eiweißstoffe Y Bau- (Elastin, Collagen) und Wirkstoffe (Enzyme) in tierischen/pflanzlichen Zellen 8 Proteine Y Ähnliche physikalische und chemische Eigenschaften wie das Eiklar des Hühnereies Y Name! 8 Makromoleküle aus Aminosäuren Y Carboxylgruppe (1. AS) + Aminogruppe (2. AS) Y Peptidbindung + H2O 8 Die vier Atome der Peptidbindung liegen in einer Ebene 8 Kondensieren 2 bis 9 AS Y Oligopeptide 8 10 bis 100 AS Y Polypeptide 8 Proteine Y Mehr als 100 AS 8 Extreme Relevanz für den Organismus (protos, gr. = ursprünglich, zuerst), z.B. auch als Puffer! ⇒ Eine Ebene! Pflanzen können Proteine aus anorganischen Verbindungen (CO2, NH3) herstellen Y Speicherung in den Samen (Sojabohnen 56 %; Getreidekörner 10 %). Mensch und Tier müssen Proteine durch pflanzliche oder tierische Nahrung aufnehmen und sie in körpereigene Bau- oder Wirkstoffe umwandeln (essentielle Aminosäuren). Biophysikalische Chemie des Knorpels 19 Aminosäuren, die im genetischen Code programmiert sind a) Aliphatische Aminosäuren NH 2 H H NH 2 COOH H 3C NH 2 H 3C COOH COOH CH 3 Alanin Ala (A) Glycin Gly (G) CH 3 Valin Val (V) NH 2 NH 2 H 3C E COOH H 3C COOH CH 3 E Leucin Leu (L) E Isoleucin Ile (I) b) Aromatische Aminosäuren HO NH 2 NH 2 COOH Phenylalanin Phe (F) E HN NH 2 COOH Tyrosin Tyr (Y) COOH Tryptophan Trp E Diese AS zeigen sehr gute UV-Absorptionen und können deshalb photometrisch leicht nachgewiesen werden. Außerdem emittieren sie auch Licht, wenn Sie mit einer bestimmten Wellenlänge angeregt werden (Fluoreszenz). Beides ist wichtig zum quantitativen AS-Nachweis! E Essentielle Aminosäure Alle AS (bis auf Glycin) sind optisch AKTIV (chiral)! Biophysikalische Chemie des Knorpels 20 Fortsetzung: Aminosäuren des genetischen Codes c) Aliphatische Aminosäuren mit funktionellen Gruppen NH 2 HO NH 2 H 3C COOH COOH NH 2 S E Methionin Met (M) HOOC E O COOH (-SH: Sulfhydryl-S- : Thioether-) NH 2 H 2N COOH Asparaginsäure Asp (D) auch: Aspartinsäure NH 2 COOH Cystein Cys (C) NH 2 COOH HOOC HS OH E Threonin Thr (T) Serin Ser (S) H 3C NH 2 Asparagin Asn (N) NH 2 COOH H 2N NH 2 COOH H 2N COOH E O Glutaminsäure Glu (E) Glutamin Gln (Q) NH 2 H N H 2N Lysin Lys (K) COOH NH Arginin Arg (R) d) Heterocyclische Aminosäuren N H N NH 2 COOH N COOH H Histidin His (H) Prolin Pro (P) Prolin ist also - streng-genommen - eine Iminosäure! Biophysikalische Chemie des Knorpels 21 Die Aminosäuren sind extrem vielseitig in ihren Eigenschaften > Chemische Struktur > pH-Abhängigkeit der Ladung (isoelektrischer Punkt, IEP) ⇒ Wichtig bei "SDS-PAGE"! > Hydrophobizität ⇒ Wichtig für Strukturbildung bei Proteinen! Biophysikalische Chemie des Knorpels 22 Strukturhierarchie Aminosäuren Y Peptide Y Proteine Die "richtige" Faltung eines Proteins ist sehr wichtig! Enzyme sind z.B. nur dann aktiv, wenn ihre Struktur richtig ist (⇒ Denaturierung) Biophysikalische Chemie des Knorpels 23 Noch mal: Die Hierarchie von Aminosäuren - Primärstruktur: Abfolge der Aminosäuren und Position eventueller Disulfidbrücken ("Cysteinbrücken"), "Glycosylierungsstellen". - Sekundärstruktur: 8 α-Helix Kleine Aminosäuren ⇒ Helix bevorzugt! 8 β-Faltblatt 8 Collagenhelix } - Tertiärstruktur: Wechselwirkung weit entfernter Aminosäuren - Quartärstruktur: Zusammenlagerung unterschiedlicher Anteile zu einem "Gesamtprotein" (z.B. Lipoproteine, Glycoproteine) Biophysikalische Chemie des Knorpels 24 Nicht-kovalente Wechselwirkungen sind entscheidend für die Struktur von Lipoproteinen Blut Abtrennen der Zellen Blutplasma VLDL + LDL + HDL Biophysikalische Chemie des Knorpels 25 Etwas Nomenklatur 6 6 6 6 6 Internationale Abkürzungen der AS Y Dreibuchstabencode Y Aber: Auch Einbuchstabencode wird verwendet! Gesondert angegeben werden Disulfidbrücken und die zweiten Aminogruppen von basischen Aminosäuren bzw. von Säureamiden. Man ordnet die Kette so an, dass man stets mit der Aminosäure beginnt, die die freie Aminogruppe besitzt (N-Terminus). Alle weiteren Aminosäuren werden nach rechts hinzugefügt. Der Name des Peptids wird gebildet, indem die Aminosäure, deren Carboxylgruppe in Reaktion tritt, die Endung -yl erhält. Das Ocytocin (okys, gr. = schnell; tokos, gr. = Geburt) ist ein Hormon des Hypophysenhinterlappens und bewirkt die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur. Aus 51 Aminosäuremolekülen besteht das in den Langerhans-Inseln der Bauch-speicheldrüse gebildete Hormon Insulin, das den Blutzuckergehalt senkt. Biophysikalische Chemie des Knorpels 26 Wasserstoffbrücken aber auch hydrophobe Wechselwirkungen spielen eine gewaltige Rolle bei der Strukturbildung Es ist oft ein gewaltiger Unterschied, ob in Wasser oder in anderen Lösungsmitteln gearbeitet wird (vgl. Protisch (H2O), Nicht-Protisch (DMSO)). Biophysikalische Chemie des Knorpels 27 Zucker werden in der Regel nur als Energieträger gewürdigt! sie sind aber weitaus mehr!!! Zucker ⇒ Kohlenhydrate ⇒ Cx(H2O)x ⇒ C6(H2O)6 ⇒ C6H12O6 (z.B. Glucose) Biophysikalische Chemie des Knorpels 28 Warum sind Zucker auch wichtig? Kohlenhydrate sind wichtig als "Strukturbildner" (z.B. Alginate in Algen oder "Mucopolysaccharide" im Bindegewebe) 1 µm ProteoglycanAggregat Core-Protein Link-Proteine HA-Molekül (GAG) Keratansulfat (GAG) Condroitinsulfat (GAG) Die Proteoglycane des Knorpels bestehen zum überwiegenden Teil aus Aminozuckern! Biophysikalische Chemie des Knorpels 29 Systematik der Aldosen (nur D-Reihe gezeigt) Diese Position bestimmt ob ein Zucker D- (dexter, rechts) oder L-Form (laevus, links) darstellt. O H OH CH 2OH D-Glycerinaldehyd H O H OH HO OH OH CH 2OH CH 2OH Erythrose H Threose H O OH O O H H O HO O HO OH OH OH OH OH OH OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH H O H OH H O O H HO HO Xylose Arabinose Ribose H O O H OH HO O H Lyxose O H OH H O O OH H O OH H O OH OH OH OH HO OH OH OH OH OH OH OH OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH Altrose Glucose OH H OH Allose HO O Mannose OH HO HO HO HO HO Gulose Idose Galactose Talose "ALLE ALTEN GÄNSE MÖCHTEN GERN IM GARTEN TANZEN" Biophysikalische Chemie des Knorpels 30 Systematik der Ketosen (nur D-Reihe gezeigt) CH 2OH O CH 2OH Dihydroxyaceton (achiral) CH 2OH O OH CH 2OH Erythrulose CH 2OH CH 2OH O O HO OH OH OH CH 2OH CH 2OH Ribulose Xylulose OH O O O O CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH OH HO HO HO HO OH OH OH OH OH OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH CH 2OH Allulose Fructose Sorbose Biophysikalische Chemie des Knorpels Tagalose 31 Verschiedene Zuckerformeln am Beispiel der D-Idose H O H HO O HO OH OH OH Umsetzung HO OH OH CH 2OH H OHCH 2 HO OH OH O OH CH 2OH D-Idose D-Idose FISCHER-Proj. Halbacetalformen 6 CH 2OH OH O OH CH 2OH OH H OH 5 OH 4 1 2 3 OH CH 2OH OH OH O OH OH OH OH α-D-Idopyranose β-D-Idopyranose O offene Form H O OH Haworth-Formeln H HOCH 2 OH OH OH D-Idofuranose Konformationen OH CH 2OH CH 2OH O OH OH OH O HO HO OH OH C1-Konformation Biophysikalische Chemie des Knorpels 1C-Konformation 32 Die natürlich vorkommenden Kohlenhydrate sind "optisch aktiv" Ähnlich wie die Aminosäuren (in der Natur kommt nur die LForm vor) sind auch Kohlenhydrate optisch aktiv, d.h. 8 Sie besitzen mindestens ein Kohlenstoffatom, das 4 verschiedene Substituenten trägt (*) 8 Verhalten sich wie Bild und Spiegelbild 8 Drehen die Ebene des polarisierten Lichtes entweder nach Links (Laevus, L) oder Rechts (Dexter, D), was z.B. zur Konzentrationsbestimmung von Zucker im Harn verwendet werden kann (Polarimeter ⇒ Physik-Praktikum!) 8 Machen den Chemie/Biochemie-(Medizin)-Studenten viel Verdruß beim genauen Verständnis Biophysikalische Chemie des Knorpels 33 Beispiele für Glycoside und glycosidisch verknüpfte Zucker Polymere Zucker im Alltag: OH H 2C HO HO - Tütensuppen H2 O O C OH HO HO O CN O - Schlankheitsmittel H OH Amygdalin (Bittermandel) NH 2 N HO O N N N Adenosin OH OH OH O HO OH HO O HO OH O H OH Saccharose OH H OH HO OH HO O OH O HO O HO OH O OH OH Maltose HO OH O Cellobiose OH HO O HO Biophysikalische Chemie des Knorpels OH 34 Chitosan als Schlankheitsmittel? Krabbenschalen und anderes Rohmaterial Positiv-geladenes Polysaccharid - Calcium-Entfernung - Protein-Entfernung - Entfärbung CH2OH CH2OH O H H OH H H Säure O H H O N-H OH H H CH2OH NaOH O OH H N-H C=O C=O CH3 CH3 CH2OH O H H H O H H O NH2 OH H H NH2 O n n Chitin Chitosan ANZEIGE Sensationelle Entdeckung: NATÜRLICH SCHLANK! Ohne Hunger! Ohne Diät! Meerestiere werden niemals dick! Wissenschaftliche Studie beweist: ändern. Ein Beispiel: vorher 80 kg, nach 1 Monat 73 kg. Ars Medica, Helsinki 1997 Was passiert nun im Körper? Auf Dauer! 0043 7245 232 78 ENDE DER ANZEIGE Biophysikalische Chemie des Knorpels 35 Auf diese Kohlenhydrate kommt es nun im Knorpel tatsächlich an CH2OH CH2OH O H H HO OH Glucose HO OH H O H H OH H OH H O H H OH H COONa NH2 OH H HO OH H Glucosamin OH Glucuronsäure CH2OH HO CH2OH O H H OH H HO OH H N-H NaOOC HO H O H OH OH H H H H N-H C=O C=O CH3 CH3 N-Acetylglucosamin H N-Acetylneuraminsäure ? N-Acetylgalactosamin6-sulfat "Chondroitinschwefelsäure" (Chondroitinsulfat) besteht aus N-Acetylgalactosamin, das in 4- oder 6- Position mit Schwefelsäure verestert ist! Biophysikalische Chemie des Knorpels 36 Chondrozyten, Knorpel und Perichondrium ⇒ FETTE Perichondriale Fibroblasten Perichondrium Zellen Chondroblast Zellmembran Knorpel Phospholipide Chondrozyt Knorpelkapsel Schema der Übergangszone zwischen Perichondrium und hyalinen Knorpel. Bei der Umwandlung der Perichondriumzellen in Chondrozyten runden sich die Zellen ab und ihre Oberfläche wird unregelmäßig. Die Knorpelgrundsubstanz enthält zahlreiche feine Collagenfibrillen; frei bleibt jedoch die Umgebung der Chondrozyten, wo die Grundsubstanz vor allem aus Glycosaminoglycanen besteht. Diese Region wird als "Knorpelhof" bezeichnet. Biophysikalische Chemie des Knorpels 37 Einfache Fette und Wachse Natürliche Fettsäuren: Gesättigte Säuren: CH3-(CH 2) n-COOH gerades n; 2 < n < 20 (22) haben durchwegs Trivialnamen Typisch: Stearinsäure CH3(CH 2)16COOH Ungesättigte Fettsäuren: COOH 15 12 5 8 9 COOH Arachidonsäure 11 14 Ölsäure COOH Linolsäure COOH Linolensäure Bei der ω-Nomenklatur wird von der Methylgruppe aus gezählt! ω-3-Fettsäuren! Fette sind Ester des Glycerins mit Fettsäuren: Fett: CH 2-O2CR 1 CH-O 2CR 2 CH 2-O2CR 3 Wachse sind Ester von Fettsäuren mit langkettigen Alkoholen oder Cholesterin R C O-R´ O Biophysikalische Chemie des Knorpels Allgemeine Definition von "Fetten": Mit organischen Lösungsmitteln (z.B. CHCl3) aus Gewebe extrahierbar! 38 Phospholipide O O R O O O R´ O-X P O OH Lecithine + X = -CH2-CH 2-NH 3 Colaminkephaline O OH OH + X = -CH2-CH 2-N(CH 3) 3 + X = -CH2-CHNH 3-COOSerinkephaline X= Phosphatitylinositole OH OH Sphingolipide OH OH NH 2 Sphingosin OH H X = H: Ceramide X = Zucker: Sphingoglycolipid N O X O R X = Phosphocholin: Sphingomyeline Biophysikalische Chemie des Knorpels 39 Welche Lipide/Phospholipide gibt es? a) Lipide CH3 CH3 O CH3 CH3 C O O CH2 R C O O CH2 R C O CH R C O O CH CH2 O H R C O CH2 CH3 CH3 CH3 CH3 H3C H3C O HO R O R C O Cholesterol Diacylglycerol (DAG) Cholesterylester Triacylglycerol (TAG) b) Neutrale Phospholipide O R R O C O O C O CH2 R R CH O C O O C O CH2 H3C-(CH2)12-CH=CH CH C CH2 O P O CH2 CH2 O O N(CH3)3 N(CH3)3 O OH NH O R NH3 Sphingomyelin (SM) O Phosphatidylcholin (PC) CH2 CH O CH2 O P O CH2 CH2 CH O P O CH2 CH2 Phosphatidylethanolamin (PE) c) Saure Phospholipide O O R C O O CH2 R C O O CH2 R C O CH R C O CH O H CH2 O P O CH2 C O COO O H CH2 O P O CH2 C O NH3 Phosphatidylserin (PS) CH2OH CH2 O C R CH OH OH O O P O CH2 O OH O C R O O HO OH OH Phosphatidylglycerol (PG) Phosphatidylinositol (PI) O O C O O CH2 R C O CH O C R CH OH O O P O CH2 O O OH O P O O O O P O O O C R O O P O O O CH2 O P O O O R CH2 Phosphatidylinositoltrisphosphate (PIP3) Phosphatidsäure (PA) LIPID SECOND MESSENGER! Biophysikalische Chemie des Knorpels 40 Wichtige physiologisch-relevante Fettsäuren (Der Gehalt an Doppelbindungen bestimmt den Schmelzpunkt) a) Gesättigte Fettsäuren (SAFA) COOH COOH CH3 Palmitinsäure C16H32O2 MG=256 mp: 63-64°C bp: 215°C CH3 Stearinsäure C18H36O2 MG=284 mp: 69.4°C bp: 383°C b) Ein- und zweifach ungesättigte Fettsäuren COOH COOH CH3 Ölsäure C18H34O2 MG=282 mp: 4°C bp: 286°C CH3 Linolsäure C18H32O2 MG=280 mp: -12°C bp: 230°C c) Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA) COOH COOH CH3 CH3 Linolensäure C18H30O2 MG=278 bp: 232°C Biophysikalische Chemie des Knorpels Arachidonsäure C20H32O2 MG=304 mp: -49.5°C 41 Arachidonsäurekaskade 5 8 COOH Arachidonsäure 11 14 Oxygenierungen und Folgereaktionen COX-Inhibitor! HO COOH COOH HO O Prostacyclin PGI2 OH Prostaglandin PGF2a Bei Entzündungen kein Schweinefleisch (viel AA)! HO OH OH COOH O COOH HO O O OH OH Thromboxan A2 Thromboxan B2 OH COOH C5H 11 S CH 2 CO-NH-CH 2-COOH NH 2 Leukotriene (LTD4) Prostaglandine: Schmerzempfinden, Blutdruck, Steuerungsfaktoren in der Reproduktionsbiochemie, Thrombosehemmung Thromboxane: Plättchenaggregation Leukotriene: Beteiligung an Entzündungsprozessen, Allergieerscheinungen Acetylsalicylsäure hemmt das Enzym Cyclooxygenase, das die Oxygenierung der Arachidonsäure katalysiert! Biophysikalische Chemie des Knorpels 42 Strukturen einer Biomembran - Lipide mit eingelagerten Proteinen - Etablierte Modellmembran: Ei-PC in H2O ! ! ! Biomembranen sind selbstorganisierte, supramolekulare Komplexe, deren Matrix aus einer zwei-(bi)-molekularen Schicht von (Phospho)Lipiden (Durchmesser ~ 5 nm) gebildet wird. Eingelagerte und adsorbierte Proteine ermöglichen den verschiedenen Membran-Typen ihre charakteristischen Funktionen in vollem Umfang auszuführen. Die Lipidzusammensetzung (welche Phospholipide?) und der Gehalt an Doppelbindungen bestimmen z.B. die Härte der Membran. Biophysikalische Chemie des Knorpels 43 Der "Hydrophobe" Effekt Oder: Was geschieht mit einem Lipid in Wasser? Enthalpie ⇔ Entropie Biophysikalische Chemie des Knorpels 44 Kontrollfragen zum Abschnitt 1 der Vorlesung "Biophysikalische Chemie des Knorpels" 0 Welche wichtigen Klassen von strukturell-relevanten Biomolekülen kennen Sie? 0 In welche Untergruppen teilt man die Aminosäuren ein? 0 Charakterisieren Sie die glycosidische Bindung und die Peptidbindung! 0 Welche Aminosäuren (warum?) finden sich besonders häufig in Collagen? 0 Was sind essentielle Aminosäuren? Nennen Sie Beispiele! 0 Welche Iminosäuren kennen Sie? 0 Was ist der isoelektrische Punkt (IEP)? 0 Welche Verbindungen mit Pufferwirkung im Blut kennen Sie? 0 Was bedeuten Primär-, Secundär, Tertiär,- und Quartärstruktur? 0 Was sind hydrophobe Wechselwirkungen? 0 Warum machen Phe-, Tyr- und vor allem Trp-Reste den Nachweis eines Proteins so einfach? 0 Was versteht man unter Aldosen, was unter Ketosen? 0 Was ist optische Aktivität? 0 Wodurch unterscheiden sich Glucose, Galactose, Glucuronsäure und N-Acetylglucosamin? 0 Wie ist die Löslichkeit von Lipiden im Vergleich zu Proteinen und Kohlenhydraten in H2O bzw. CHCl3? 0 Was sind amphiphile Moleküle? 0 Was sind Liposomen? 0 Warum wird einem Patienten empfohlen bei entzündlichen Gelenkserkrankungen auf Schweinefleisch zu verzichten? 0 Welche Funktion hat die Zellmembran? Biophysikalische Chemie des Knorpels 45