Ist unser Blut unsicher? ULRICH KALUS, CHARITÉ - UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN, INSTITUT FÜR TRANSFUSIONSMEDIZIN Der Anspruch an die Sicherheit von Blutprodukten in Deutschland ist sowohl in der breiten Bevölkerung, aber auch in der Ärzteschaft sehr hoch. Ziel ist dabei, durch eine Blutkonserve keine Übertragung einer Infektion herbeizuführen. Eine Transfusion von Blutkonserven beinhaltet die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern, aber eben auch von immunologischen Nebenwirkungen bedingt durch übertragene Allo- oder Autoantikörper. Eine klinisch relevante Übertragung von Erregern durch Blutspender liegt immer dann vor, wenn ein klinisch relevantes Krankheitsbild durch die Transfusion hervorgerufen wurde. Liegen bei einem Spender eine Virämie/Bakteriämie vor Auftreten von Symptomen (Inkubationsphase) bzw. eine persistierende Virämie/Bakteriämie und das Fehlen ausgeprägter klinischer Symptome vor, so können infizierte Spender zur Spende zugelassen werden. Die damit verbundene Übertragung von Krankheitserregern kann zu einer relevanten Infektion bzw. Erkrankung des Empfängers führen. Eine bakterielle Kontamination von Blutprodukten kann außerdem durch unzureichende Hautdesinfektion, durch Einschwemmung der Hautstanze, durch kontaminierte Entnahmesysteme oder beim Öffnen des Beutelsystems auch ohne Vorliegen einer Bakteriämie des Spenders erfolgen. www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Blut und Blutprodukte Die Geschichte der Bluttransfusion beinhaltet in der Chronologie die Übertragung von Protozooen (Plas- Aus: Deutsches Ärzteblatt 94, Ausgabe 27 vom 04.07.1997, Seite A1851 / B-1563 / C-1459 modien 1911), Bakterien (Trepo- HIV-verseuchte Blutkonserven: Arzt nema pallidum 1915) und Viren in verurteilt den 1970er -und 80er Jahren (Hepa- POLITIK: Nachrichten - Aus Bund titis B, Hepatitis C und HIV) [1]. Auch und Ländern GÖTTINGEN. In dem die Übertragung von Prionen (Vari- Prozeß um HIV-verseuchte Blutkon- ante serven der Osteroder Firma Haemo- Jakob Creutzfeld Disease (vCJD) durch Blut [2] ist gesichert. Das Vertrauen in Blutkonserven hat in Deutschland insbesondere in den 1990er-Jahren Schaden genommen, als durch menschliches und technisches Versagen und Gewinnsucht die Sicherheit von Blutkonserven gefährdet wurde. Politische Konsequenz dieser Ereignisse war die Auflösung des Bundesgesundheitsamts am 30.6.1994. Zum 01.07.1994 wurde dem PEI (Paul Ehrlich Institut) die Zuständigkeit für Blut und Blutprodukte über- plas hat das Landgericht Göttingen den angeklagten Laborarzt zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Arzt Infektionen mit dem HIVirus willentlich in Kauf genommen habe, da er von 1989 bis 1993 mehr als 200 000 nicht oder nur unzureichend getestete Blutkonserven in Umlauf brachte. Es verurteilte ihn deshalb wegen Körperverletzung mit Todesfolge, Falschaussage und vorsätzlichen In-VerkehrBringens von bedenklichen Arzneimitteln in 129 Fällen. www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag tragen. Blutkonserven werden in Maßnahmen zur Risikominimierung Deutschland als Arzneimittel eingestuft und sind in einem umfangreichen entsprechenden Gesetzeswerk eingebunden. Für die Herstellung und Anwendung von Blutprodukten gibt es mit der Hämotherapie- Richtlinie der Bundesärztekammer (BÄK) ein verbindliches Regelwerk, Behördliche Überwachung der pharmazeutischen Unternehmer – Spenderauswahl – Ärztlich attestierte Spendefähigkeit – Vertraulicher ausschluss das durch Stufenpläne des PaulEhrlich-Instituts (PEI) und Voten des Arbeitskreises Blut ergänzt und weiterentwickelt wird und seit 1998 in den §§ 12, 12a des Transfusionsgesetzes (TFG) gesetzlich verankert ist Herstellungserlaubnis, Zulassung Benutzung geschlossener Einmalsysteme – predonation sampling Infektionsserologische Testung: – [3,4] (Tab. 1). Dieses Regelwerk führt zu einer aHIV 1/2, HIV-NAT, aHCV, HCV-NAT, HBsAg, aHBc, TPHA, (ALAT) weitgehenden Standardisierung in Validiertes Computersystem den Herstellungs- und Testverfahren Leukozytendepletion der Quarantänelagerung Blutspendedienste. Die ver- schiedenen Maßnahmen zur Erhöhung der Spendesicherheit basieren auf einem mehrstufigen Prozess. Selbst- Virusinaktivierung Tabelle 1: Maßnahmen zur Risikominimierung www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Dieser beinhaltet die behördliche kierungen basierende Assays wer- Überwachung der pharmazeutischen den als Enzyme-linked Immunosor- Unternehmer (Herstellungserlaubnis, bent Assays (EIA) bezeichnet und Zulassung), einheitlich vorgeschrie- stellen in der infektionsserologischen bene Tauglichkeitskriterien bei der Testung das Haupt-Testprinzip dar. Spenderauswahl, die Leukozytende- Das Standardverfahren der Testung pletion zellulärer Produkte und die auf HCV- und HIV-Infektionen ist ein infektionsserologische Pflichttestung EIA zum Antikörpernachweis; dieser (Anti-HIV, HIV-NAT, Anti-HCV, HCV- fällt positiv aus, wenn das Immun- NAT, HBsAg, Anti-HBc und Trepo- system des Spenders mit dem jewei- nema pallidum). Die infektionssero- ligen Virus reagiert und Antikörper logische Testung wird traditionell mit gebildet hat. Gleiches gilt für die Tes- Immunassays durchgeführt. Als Im- tung auf Antikörper gegen Trepo- munassays werden Methoden in der nema pallidum. Bei HBV wird auf das Bioanalytik bezeichnet, deren ge- Vorhandensein eines Bestandteils meinsames Grundprinzip die Erken- der nung und damit der Nachweis eines Oberflächenantigen (HBsAg) getes- Analyten in einer flüssigen Phase tet. Tabelle 2 zeigt die Einführung durch die Bindung eines Antigens an der infektionsserologischen Pflichtte- einen Antikörper ist. Je nach Konfi- stung. Virushülle, dem HBV- guration des Assays können sowohl Antigen als auch Antikörper der nachzuweisende Analyt sein. Zum Nachweis und zur quantitativen Bestimmung bedient man sich markierter Reagenzien. Auf Enzymmar- www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Test Jahr Test Jahr auf das jeweilige Virusgenom mittels NAT verringern [5], auch kann eine GPT 1966 HBsAg 1970 aHIV 1 1985 aHIV 2 1988 aHCV 1990 HCV- 1999 PCR HIV- 2004 aHBc Quarantänelagerung bei lagerfähigen Blut- oder Gewebeprodukten (z.B. Gefrierplasma) erfolgen. Für den Zeitraum von Januar 1990 bis November 1997 wurden dem 2006 PCR Paul-Ehrlich-Institut gesicherte insgesamt 38 HCV-Übertragungen durch Blutpräparate gemeldet. Un- Tabelle 2: Einführung infektiologi- tersuchungen an Serokonversions- scher Testung panels zeigten, dass HCV-Genome bis zu 50 Tage vor dem ersten er- Die serologische Testung hat die Sicherheit von Blutkonserven deutlich erhöht, konnte aber nicht verhindern, dass Übertragungen von Infektionen durch Blutprodukte seronegativer Spender aufgetreten sind. Diese können kurz nach einer Infektion bereits infektiös sein, obwohl die serologische Testung noch negativ ist (serologische Latenzperiode, diagnostisches Fenster, „window- period“). Die diagnostischen Fenster lassen sich durch zusätzliche Tests folgreichen Antikörpernachweis mit Hilfe der NAT gefunden werden konnten. Blutspendedienste, die eine NAT-HCV-Testung durchführten, konnten zwischen 1996 und 1997 insgesamt elf Spender detektieren, die bereits HCV-Virusträger waren, aber noch keine Antikörper gebildet hatten. Nach Abschluss eines Stufenplanverfahrens wurde folgerichtig 1999 die NAT-HCV-Testung in Deutschland für zelluläre Blutprodukte verpflichtend. Fünf Jahre später www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag wurde auch die NAT-HIV-Testung in NAT-HIV Testung aus den Rück- Deutschland für zelluläre Blutproduk- stellproben positiv getestet wurden. te verpflichtend vorgeschrieben. Zwi- Für HCV-Infektionen konnte eine schen 1997 und 2003 wurden dem deutlich höhere Anzahl von solitär Paul-Ehrlich-Institut NAT-HCV-positiv, vier HIV- aber aHCV- Übertragungen durch zelluläre Blut- Antikörper-negativen Spendern de- produkte gemeldet, die im Antikör- tektiert werden (Abb. 1). persuchtest negativ, aber in der Abbildung 1: Abbildung 1: Übertragung von Hepatitis-C-Infektionen in Deutschland und Blutspender mit isoliert positiver HCV-PCR (ohne Nachweis von HCV-Antikörpern) www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Eine Steigerung der Blutproduktesi- fentlichten Infektionsraten für trans- cherheit ergab sich nicht durch ge- fusionsmedizinisch relevante Infekti- ringere Prävalenzen und Inzidenzen onen zeigen, dass diese in den letz- für transfusionsmedizinsch relevante ten Jahren nicht abgenommen ha- Infektionen in der Bevölkerung. Die ben (Abb. 2) [6]. vom RKI (Robert Koch Institut) veröf- Infektionen/100.00 Spenden Infektionsraten 1000 HIV Erst 100 HIV Mehrfach HBV Erst HBV Mehrfach 10 HCV Erst HCV Mehrfach 1 Syphilis Erst Syphilis Mehrfach 0,1 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Jahr Abbildung 2: Infektionsraten der letzten Jahre www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Für HIV stellt sich die Situation ge- Weltweit mäß Epidemiologischem Bulletin des kommt dem Hepatits-B-Virus zu; bei RKI wie folgt dar: 240 Millionen Infizierten wird eine Weltweit sind etwas 35 Millionen jährliche Menschen mit HIV infiziert. Die An- Menschen angenommen. Etwa 1/3 zahl HIV-bedingter Todesopfer wird der Weltbevölkerung (2 Milliarden) für 2011 mit etwa 2 Millionen bezif- wird im Laufe des Lebens mit diesem fert, täglich infizieren sich etwa 8.000 am meisten Mortalität Bedeutung von 600.000 Virus infiziert. In Deutschland sind Euro- aktuell etwa 500.000 Menschen Vi- pa/Asien hat sich die Anzahl um rusträger und 7% haben eine HBV- 500.000 Infizierte in den letzten 10 Infektion erlitten. Die Neuinfektions- Jahren erhöht. Die Mehrzahl der Infi- quote betrug im Jahr 2011 etwa zierten lebt südlich der Sahara (25 2000 Fälle, 90% von ihnen hatten Millionen), in Westeuropa werden keinen Impfschutz gehabt. 800.000 In Weltweit ebenfalls sehr bedeutend etwa ist das Hepatits C Virus; bei 150 Mil- 78.000 Menschen mit dem HI-Virus lionen Infizierten wird eine jährliche infiziert, die Neuinfektionsquote be- Mortalität von 350.000 Menschen trug im Jahr 2012 2.954 Fälle. Hier- angenommen. In Deutschland sind von waren in 15% weibliche und in aktuell ca. 400.000 Menschen Virus- 85% männliche Personen betroffen. träger. Da serologisch eine Aushei- Der Hauptinfektionsweg betrug mit lung 57,3% MSM (men sex men), gefolgt nachweisbar von 22,8% mit unbekanntem und Infizierte dauerhaft von der Blut- 16% mit heterosexuellem Infektions- spende ausgeschlossen werden. Die weg. Neuinfektionsquote betrug im Jahr Menschen neu. Allein Menschen Deutschland sind in geführt. aktuell der Krankheit ist, nicht müssen sicher aHCV- www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag 2011 etwa 5.000 Fälle und belegt die waren, die die Sicherheit von Blut- hohe Relevanz. konserven erhöht haben. Die diag- Die Zahlen zeigen, dass es insbe- nostischen Fenster konnten deutlich sondere die Fortschritte in der infek- verringert und das Restrisiko von tionsserologischen und NAT-Testung Blutkonserven vermindert werden (Tab. 3) [7]. Virus diagn. Fenster [Tage] Übertragungsrisiko anti-HIV 22 1 : 2.770.000 + HIV-Pool-PCR 11 1 : 5.540.000 anti-HCV 66 1 : 670.000 + HCV-Pool-PCR 10 1 : 4.400.000 HBsAg 50 1 : 230.000 + HBV-Pool-PCR 28 1 : 620.000 + anti-HBc ? ? Test HIV HCV HBV Tabelle 3: Übertragungsrisiko durch Blutkonserven www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Täglich müssen infizierte Spendewil- • lige detektiert werden. Dies gelingt • einer 6- 2001: Ausschluss von Spendewilligen, die in Ländern mit VJCD Deutschland etwa 100 Infizierte mit gelebt haben HIV, 450 mit HCV, 700 mit HBV und 330 mit Treponema pallidum er- Einführung monatigen Quarantänelagerung sehr effektiv: Im Rahmen der Blutspendertestung werden jährlich in 1994: • 2001: Einführung der Leukozy- kannt, die Spender gesperrt und ihre tendepletion für zelluläre Produk- Spenden te verworfen. Neben den Fortschritten in der Infektionstestung • haben weitere Maßnahmen die Steigerung der Sicherheit von Blutkonserven erhöht. (Tab. 4). Durch dieses komplexe Sicherheits- 2003: Einführung predonation sampling (Satellitenbeutel) • 2008: Reduktion der Haltbarkeit von Thrombozytenkonzentraten von 5 auf 4 Tage konzept konnte die Anzahl von Virusübertragungen durch Blutproduk- Tabelle 4: Einführung weiterer Maß- te auf weniger als ein Fall pro Jahr nahmen reduziert werden, obwohl Transfusionen zunehmen und derzeit etwa Mit dieser zunehmenden Sicherheit 7.500 000 Erythrozytenkonzentrate, bezüglich viraler Gefahren rücken ca. 1.000 0000 Thrombozytenkon- aktuell vermehrt andere Risiken zentrate und etwa 800.000 Plasmen vermehrt in den Fokus [8,9]. jährlich in Deutschland transfundiert werden. www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Virus-Transmissionen durch Blutkonserven Tabelle 5: Gemeldete Übertragungsfälle www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Insbesondere für Thrombozytenkon- betrieb als auch noch in der wissen- zentrate, welche bei 20 °C ± 2°C ge- schaftlichen Erprobung sind und in lagert werden, wurde ein relevantes Deutschland – im Gegensatz zu an- bakterielles Kontaminationsrisiko be- deren europäischen Ländern - noch schrieben und behördlich die Halt- nicht vorgeschrieben sind. barkeit von Thrombozytenkonzentra- Durch den zunehmenden Ferntou- te auf 4 Tage nach Herstellung redu- rismus werden potenzielle Spende- ziert. Seitdem ist noch ein letaler Fall willige zukünftig vermehrt mit Erre- einer transfusionsbedingten Infektion gern in Kontakt kommen und folglich beschrieben worden. neue Infektionen auftreten, wie die Eine weitere Option sind Inaktivie- folgende Grafik zeigt (Tab. 6): rungsmaßnahmen, die blutkomponentenspezifisch sowohl im Routine- www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Neu erkannte Erreger • # 1989 Hepatitis-C-Virus (HCV) – Hepatitis C • # 1989 Guanarito-Virus – Venezolanisches hämorrhagisches Fieber • # 1990 Humanes Herpesvirus 7 – Exanthema subitum; Pityriasis rosea • # 1990 Hepatitis-E-Virus (HEV) – Hepatitis E • # 1992 Vibrio cholerae 0139:H7 – neue Variante assoziiert mit epidemischer Cholera • # 1992 Bartonella henselae – Katzenkratzkrankheit; Bazilläre Angiomatose • # 1993 Sin-Nombre-Virus – Hantavirus Lungensyndrom („Four corners disease“) • # 1993 sog. Hepatitis-G-Virus (HGV) jetzt GB-Virus C – kein Krankheitswert • # 1994 Sabia-Virus – Brasilianisches hämorrhagisches Fieber • # 1994 Humanes Herpesvirus 8 (HHV-8) – Kaposi-Sarkom; primäres Lymphom der Körperhöhlen; Castleman-Krankheit • # 1994 Hendra-Virus, (früher Equines Morbillivirus) – Pneumonie; Enzephalitis • # 1996 Prionprotein – Transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE) • # 1997 Influenza-A-Virus (H5N1) – neue aviäre Variante (Hongkong) • # 1997 sog. Transfusion-transmitted virus (TTV) jetzt: Torqeno-Teno-Virus – keine Erkrankung • # 1998 Nipah-Virus – Enzephalitis • # 1999 Influenza-A-Virus (H5N9) neue Variante (Hongkong) • # 2003 SARS-assoziiertes-Corona-Virus (SARS-CoV) – Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom (SARS) Tabelle 6: Neu erkannte Erreger . www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Es kann jedoch abschließend festgestellt werden, dass die Sicherheit 2. Das Risiko einer Virusübertra- von Blutprodukten durch eine Viel- gung ist durch die hohe Sensi- zahl von Maßnahmen und Testinno- tivität der eingesetzten Test- vationen zugenommen hat und die systeme sehr gering. Übertragungen von Infektionen in den letzten Jahren seltene Ausnahmen dargestellt haben. 3. Auf Grund einer verbleibenden diagnostischen Lücke ist eine Virusübertragung jedoch nicht vollständig auszuschließen. Fazit 4. Die Einführung geschlossener 1. Die Auswertung von über Blutentnahmesysteme und 9.000 „Fehlern“ im Rahmen weiterer Maßnahmen in den der Herstellung und Anwen- letzten dung von Blutprodukten durch Restrisiko weiterhin verringert; „SHOT“, einem britischen un- das Risiko einer bakteriellen abhängigen Hämovigilanzsys- Kontamination muss aktuell tem dokumentiert den erreich- gegenüber einem Virusüber- ten quantitativ geringen Stel- tragungsrisiko als erhöht ein- lenwert von transfusionsasso- geschätzt werden. Jahren haben das ziierten Infektionen im Ver- 5. Eine zukünftige Herausforde- gleich zu weiteren Ursachen rung stellen insbesondere der schwerwiegender Ferntourismus, aber auch In- kungen im Nebenwir- Rahmen Transfusionsmedizin. der fektionen durch neue Erreger dar. www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag Literatur 1. Fordyce JA. Some problems in the pathology of syphilis. American Journal of the Medical Sciences 1915; 149: 781-808 2. Llewelyn CA, Hewitt PE, Knight RS, Amar K, Cousens S, Mackenzie J, Will RG. Possible transmission of variant Creutzfeldt-Jakob disease by blood transfusion. Lancet 2004; 363: 417-21. 3. Bundesärztekammer - Wissenschaftlicher Beirat, Paul-Ehrlich-Institut. Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie). Deutscher Ärzte-Verlag 2010. 4. Bundesgesetzblatt. Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen und Geweben (Transplantationsgesetz - TPG). Fassung vom 19.Oktober 2012; BGBl. 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Ulrich Kalus Charité Universitätsmedizin Berlin Institut für Transfusionsmedizin Gerinnungsambulanz im MVZ der Charite Luisenstraße 11 - 13 10117 Berlin Deutschland [email protected] www.vascularcare.de Originalbeitrag VC-online 2014 KALUS, ET AL. © SOCIO-MEDICO Verlag