Zecken-erhöhte Infektionsgefahr - Tierärztliche Klinik für Kleintiere

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Schutz durch Prävention
Die Herbstzecken entwickeln sich je
nach Witterungsbedingungen im Frühsommer und Sommer von der Larve zur
Nymphe oder von der Nymphe zur erwachsenen Zecke. Die zweite Zeckensaison beginnt in der Regel Ende August
und dauert bis Ende Oktober. Zur wirksamen Verhinderung der Übertragung
dieser gefährlichen Krankheiten durch
Zecken empfehlen sich Medikamente
mit einer Zweifachwirkung. Zum einen
sollen sie eine starke abschreckende
(repellente) Wirkung aufweisen, zum
anderen über eine gute abtötende (insektizide/akarizide) Wirkung verfügen. Diese
Medikamente werden als Spot-on-Produkte an einem oder mehreren Punkten
auf die Haut des Hundes geträufelt oder
in Halsbändern verwendet. Sie verteilen
sich innerhalb weniger Stunden über den
ganzen Hund und dringen dabei in seine
obere Hautschicht ein. Wie mit einem
unsichtbaren Schutzschild wird der Hund
dann gegen die Zecken geschützt. Zecken, die sich dennoch auf so geschützte
Hunde verirren, kommen mit dem Wirkstoff in Kontakt. Durch die offenen Nervenenden an ihren Füßen entsteht der
Repellenteffekt. Wie von einer heißen
Herdplatte flüchten sie so schnell wie
möglich vom Hund.
Verbleibt dennoch eine Zecke im Fell des
Hundes, so wird sie durch die akarizide
Wirkung des Wirkstoffes abgetötet, bevor
sie ihre Erreger übertragen kann.
Bei insektiziden/akariziden Stoffen ohne
abschreckende Wirkung muss sichergestellt sein, dass sie die Zecken abtöten,
bevor diese ihre Erreger nach dem Stich
auf den Hund übertragen haben. Mittel,
wie z.B. ätherische Öle mit Lorbeer,
Lavendel, Rosmarin und Knoblauchpulver, müssen nach gegenwärtigem
Kenntnisstand als unwirksam eingestuft
werden und sind für eine Prophylaxe
nicht geeignet.
Herbstzecken –
erhöhte Infektionsgefahr
Neue gefährliche Zeckenerreger
breiten sich über ganz Deutschland aus.
Sie können den Hund
auch im Spätsommer und Herbst
mit akut bis tödlich verlaufenden
Krankheiten infizieren.
Sicherheit
Repellentien und Insektizide, die am
häufigsten als Spot-on-Produkte genutzt
werden, sind fett-, aber nicht wasserlöslich. Gelegentliches Schwimmen, Baden
oder Regen vermindern deshalb ihre
Wirkung nicht. Durch Schuppung der
Haut verlieren diese Stoffe erst nach
mehreren Wochen ihre Wirkung und
müssen dann erneut aufgetragen werden.
Aus Halsbändern werden die Wirkstoffe
über längere Zeit freigesetzt. Gefahren
für den Hundehalter oder die Umwelt
sind nicht bekannt.
Ihr Tierarzt berät Sie gerne, wie Sie Ihren Hund vor diesen
gefährlichen Erkrankungen schützen können.
Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin
Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin
Die Häufigkeit der Zecken ist zwar im
Herbst geringer als im Frühjahr, aber
dafür ist der Anteil der mit gefährlichen Erregern infizierten Zecken im
Herbst besonders hoch. Die von den
Zecken während ihrer Blutmahlzeit
übertragenen Erreger verursachen im
Spätsommer und Herbst die gleichen
schweren Krankheiten beim Hund wie
im Frühjahr. Unbehandelt verlaufen
diese akut, oft tödlich oder verursachen
chronische Gelenkerkrankungen. Beispiele hierfür sind die Babesiose, die
auch als Hundemalaria bezeichnet
wird, die Hunde-Anaplasmose sowie
die Borreliose und FSME.
Während die Hunde-Anaplasmose als
gefährliche Hundekrankheit erst seit kurzem bekannt ist, galt die Babesiose bis
vor wenigen Jahren noch ausschließlich
als Gefahr bei Reisen in südliche Länder.
Das hat sich geändert. Die mit den Erregern infizierten Zecken sind mittlerweile
in ganz Deutschland verbreitet, so dass
man sie als heimisch bezeichnen kann.
Hierauf weisen der Bundesverband Praktizierender Tierärzte und die Deutsche
Gesellschaft für Kleintiermedizin (Fachgruppe in der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft) ausdrücklich hin.
Deshalb ist es wichtig, den Hund nicht
nur im Frühjahr, sondern auch im Spätsommer und Herbst vor den Blut saugenden Parasiten zu schützen.
Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin
Babesiose – die Hundemalaria
Die Babesiose, eine Malaria ähnliche
Infektionskrankheit, wird in Deutschland
durch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) übertragen. Der Erreger dieser
Krankheit ist ein Parasit (Babesia canis),
der die roten Blutkörperchen des Hundes
zerstört. Anämie und Gelbsucht sind die
Folge. Unbehandelt kann der Hund nach
wenigen Tagen sterben. Die Babesiose
hat sich in den letzten Jahren über weite
Teile Deutschlands ausgebreitet und beschränkt sich heute nicht mehr nur auf
das Oberrheingebiet, sondern ist beispielsweise im Saarland, in den Isarauen
bei München und in der Umgebung von
Regensburg heimisch geworden. Auch in
und um Berlin wurden mit Babesien infizierte Auwaldzecken gefunden. Erste
Hunde erkrankten dort bereits an dieser
gefährlichen Krankheit. Weitere Infektionsherde werden zunehmend in ganz
Deutschland registriert.
Hunde-Anaplasmose – schwere
Hundekrankheit
Borreliose – Infektionsrisiko im
Herbst größer als im Frühjahr
Die Hunde-Anaplasmose (granulocytäre
Ehrlichiose) wird wie die Borreliose oder
die FSME durch den Holzbock, unsere
heimische Zecke (Ixodes ricinus), während der Blutmahlzeit übertragen. Die
Erreger dieser Krankheit sind Bakterien
(Anaplasma phagocytophilum), die die
weißen Blutkörperchen (Granulozyten)
des Hundes zerstören. Die Symptome der
Hunde-Anaplasmose sind unter anderem
Fieber, Gewichtsverlust, Schlappheit,
Ödeme in den Gliedmaßen, Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems und
Blutarmut. Zusätzlich können Gelenkentzündungen auftreten. Etwa zwei bis fünf
Prozent der heimischen Zecken sind in
Deutschland mit diesem Bakterium infiziert, d.h. etwa jede 20. Zecke kann diese
Krankheit übertragen. Regional kann die
Durchseuchung unserer heimischen Zecken mit diesem Erreger noch höher sein
und sogar bis zu neun Prozent betragen.
Die Borreliose wird ebenfalls durch den
Holzbock übertragen. Sie ist die am
weitesten verbreitete „Zeckenkrankheit“.
Ihre Erreger sind Bakterien (Borrelien),
die in ganz Deutschland vorkommen. Die
Wahrscheinlichkeit der Borrelien-Infektion ist im Herbst größer als im Frühjahr.
Je nach Region sind bis zu 50 Prozent
der Zecken mit zum Teil unterschiedlichen Borrelienarten infiziert. In erster
Linie können beim Hund Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii, Borrelia garinii
sowie Borrelia lusitaniae und Borrelia
valaisiana eine Borreliose auslösen. Sie
kann beim Hund Gelenkentzündungen
verursachen, die ein wechselseitiges
Hinken bewirken.
Die Ausbreitung der Babesiose erfolgt
sehr rasch, weil die Erreger auch an die
nächste Zeckengeneration weitergegeben
werden. Wenn z.B. eine infizierte erwachsene weibliche Zecke 2000 bis 3000 Eier
legt, dann sind auch alle 2000 bis 3000
Eier mit Babesien infiziert. Gleiches gilt
für die sich daraus entwickelnden Larven, Nymphen und erwachsenen Zecken.
Im ungünstigsten Fall könnten durch
eine einzige infizierte Zecke also 2000
bis 3000 mit Babesien infizierte Zecken
entstehen.
FSME – beim Hund nur eine
sehr seltene Erkrankung
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis
(FSME) wird durch den Holzbock sehr
schnell übertragen. Ihre Erreger sind
Viren. Anders als beim Menschen
verursachen diese aber beim Hund
nur ganz selten Symptome.
Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin
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