1. Anatomische Grundstrukturen

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07.05.2011
1. Anatomische Grundstrukturen
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Anatomie:
Orbita
•Darstellung der Orbita als knöcherner Trichter
Klinische Relevanz: Raumforderungen führen
zur Protrusio bulbi („Exopthalmus“)
•Darstellung des Anulus tendineus Zinn als
gemeinsamen Ursprung fast aller äußeren
Augenmuskeln, der u.a. den Nervus opticus umgibt
Klinische Relevanz: Differenzierung von orbitalen Raumforderungen
innerhalb und außerhalb des Muskeltrichters und erhöhte
Vulnerabilität der Orbitaspitze bei intrakonalen Raumforderungen
Klinisches Beispiel:
Exophthalmus bei orbitaler Zellulitis
durch die mediale Orbitawand (Lamina papyracea)
Fortgeleitete Entzündung der Ethmoidalzellen
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Klinisches Beispiel:
blow-out Fraktur
Fraktur des Orbitabodens nach Faustschlag
mit eingeschränktem Aufblick
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Klinisches Beispiel:
endokrine Orbitopathie
beidseitiger Exophthalmus
Merke: Die endokrine Orbitopathie ist die
häufigste Ursache für beidseitigen Exophthalmus
im Erwachsenenalter
... ist häufig asymmetrisch, daher:
Die endokrine Orbitopathie ist auch die
häufigste Ursache für einseitigen Exophthalmus
im Erwachsenenalter
Anatomie:
Vordere Begrenzung der Orbita
Tarsalplatten der Lider
Lidkanten
mediales/laterales Lidbändchen
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Lidquerschnitt
Darstellung des Septum orbitale, das die
bindegewebige Verbindung der Lider zu den
knöchernen Orbitakanten darstellt.
Klinische Relevanz:
Differenzierung von entzündlichen Lidprozessen in
präseptale (nur auf das Lid beschränkt) und
postseptale (aus der Orbita durch das Septum orbitale
nach vorne durchgebrochen) Prozesse
Klinisches Beispiel:
Präseptale Zellulitis:
Keine orbitale Beteiligung
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Klinisches Beispiel:
Orbitale Zellulitis:
Hier: fortgeleiteter subperiostaler
Abszess
Anatomie:
Augapfel
•Darstellung der verschiedenen Augenhüllen:
Sklera – Lederhaut mit
Cornea – Hornhaut
Uvea – Aderhaut
Retina – Netzhaut
•Weitere Augenstrukturen
Nervus opticus – Sehnerv (mit Papille)
Iris – Regenbogenhaut (mit Pupille)
Corpus ziliare – Ziliarkörper oder Strahlenkörper
Conjunctiva – Bindehaut
ist keine Augenhülle, denn sie umgibt nicht den ganzen
Augapfel, sondern verbindet Augenvorderseite und
Lidrückseite
Lens - Linse
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Klinisches Beispiel:
Katarakt - Linsentrübung
Häufigste Erblindungsursache weltweit
Vision 20/20
The Right To Sight
Programm der Weltgesundheitsorganisation WHO
Zur Halbierung der vermeidbaren Erblindung
bis zum Jahr 2020.
Dazu gehört vor allem die Vermeidung
der Katarakt-Blindheit
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Leichenpräparat: Auge
Histologie: Netzhaut
Mit den
•Fotorezeptoren
•Bipolarzellen
•Ganglienzellen
sind die ersten drei Neurone der Sehbahn
noch in der Netzhaut.
Die nächste Umschaltung erst
im Ganglion geniculatum laterale
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Landmarken der Netzhaut
Papilla n. optici – „Papille“ (Sehnervenkopf)
Makula lutea – „Makula“ (gelber Fleck) mit
Fovea zentralis – „Fovea“ (Sehgrübchen)
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Darstellung der Anatomie der Fovea
Darstellung des Verlaufs der Nervenfaserschicht:
Die Axone der retinalen Ganglienzellen machen in
ihrem Verlauf einen Bogen um die Fovea
Klinische Relevanz:
Form von Gesichtsfelddefekten
Verlauf der retinalen Nervenfaserschicht
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1. Anatomische Grundstrukturen
Überlegungen zum Gesichtsfeld
Gesichtsfelddefekte okulär:
Beachten wegen des intraokularen Verlaufs der
Nervenfasern eher die Horizontale
Gesichtsfelddefekte bei Sehbahnläsionen:
Beachten wegen der retrookularen Kreuzung der
Nervenfasern im Chiasma opticum eher die Senkrechte
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Okulär bedingt:
Glaukom-Gesichtsfelddefekt
Beispiele für Gesichtsfeldschäden bei
Läsionen der Sehbahn:
3 Bitemporale Hemianopsie
bei Chiasmaläsion
4 Homonyme Hemianopsie (hier nach
links) bei Schädigung der Sehbahn
hinter dem Chiasma (hier rechtsseitig)
5/6 Homonyme Quadrantenausfälle bei
verschiedenen Läsionen der
Sehstrahlung
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2. Embryologie
Tag 22 - 25
Das Neuralrohr hat sich fast geschlossen.
Am kranialen Ende stülpen sich optische Grübchen
vom Neuroektoderm aus Richtung Oberflächenektoderm und
bilden schließlich gestielte Augenblasen
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5. – 6. Woche
Augenblase = > Augenbecher
Vom darüber liegenden Oberflächenektoderm schnürt sich die
Linsenanlage ab und stülpt sich in die Augenblase, diese wird
zum doppelwandigen Augenbecher.
7. Woche
Augenbecherspalte
Im Augenbecher entsteht ein vorüber gehender Einschnitt/Spalte,
durch die vaskuläres Mesenchym in das Innere des Augenbechers
einwandert.
Diese Spalte verschließt sich wieder.
Klinische Relevanz:
Defekte beim Wiederverschluss führen zu
Iriskolobom und/oder Netzhaut/Aderhautkolobom
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Ab 8. Woche
Differenzierung des Augenbechers
Die Einstülpung der Augenblase hat zum doppelwandigen
Augenbecher geführt. Der obere Rand der Öffnung des Bechers
bildet die Iriskrause, die die Pupille umgibt. Der hintere Stiel wird zum
Nervus opticus
Äußeres Blatt des Bechers bleibt einschichtig => retinales Pigmentepithel
Inneres Blatt differenziert sich zur sensorischen Netzhaut
Der potentieller Spaltraum zwischen innerem und äußerem Blatt
bleibt lebenslang bestehen.
Klinische Relevanz:
bei einer Netzhautablösung löst sich die
sensorische Netzhaut vom retinalen Pigmentepithel
Ab 8. Woche
Differenzierung der Lider
Im Rahmen der Differenzierung des Gesichtes faltet sich das
Oberflächenektoderm über den Augen erneut auf und bildet
Ober-und Unterlid. Die Lidanlagen fusionieren temporär und
öffnen sich vor der Geburt wieder.
Klinische Relevanz bei fehlerhafter Lidöffnung:
Lidkolobom
Dermoidzyste bei Verspengung von Hautanlagen
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2. Embryologie
3. Funktion: Sehschärfe
Funktionen des Auges
Sehschärfe (räumliches Auflösungsvermögen)
weitere Funktionen:
zeitliches Auflösungsvermögen
räumliches Sehen / Tiefenschärfe
Bewegungssehen = dynamisches Sehen
Gesichtsfeld
Farbsehvermögen
Dämmerungssehen
Kontrastempfindlichkeit
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2. Embryologie
3. Funktion: Sehschärfe
Minimum separabile
= anguläre Sehschärfe = Visus, engl. Minimum resolvable
(2 getrennte Sehobjekte als getrennt wahrnehmen)
•
Max. etwa 30 Winkelsekunden = Visus 2,0
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Definition der Sehschärfe:
• Visus 1.0 = Diskrimination zweier Punkte,
die unter dem Winkel von 1 Bogenminute
gesehen werden
• Visus 1.0 bedeutet nicht „100%“,
es gibt auch Menschen mit Visus 2.0
(können ½ Bogenminute diskriminieren)
• Die Winkeldefinition der Sehschärfe ermöglicht
entfernungsunabhängige Sehschärfenprüfungen
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Entfernungsunabhängige
Sehschärfenprüfung
• Voraussetzung:
Prüfzeichen, die so konstruiert sind, dass
ihre Diskriminationspunkte in einer
festgelegten Soll-Entfernung 1 Bogenminute
von einander getrennt sind
• Ermittlung: Istwert / Sollwert
(Prüfdistanz / festgelegte Soll-Entfernung)
Standardsehzeichen Landoltring
(XI. Kongress für Ophthalmologie in Neapel 1909)
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Istwert
Pat. erkennt
Sehzeichen in
Visusangabe
50 m
5m
5/50 = 0,1
40 m
5m
5/40 = 0,12
32 m
5m
5/32 = 0,16
25 m
5m
5/25 = 0,2
Sollwert
Sehzeichen 1,0°
in
x2
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Je 3 Visusstufen entsprechen
einer Verdopplung der
Entfernung
Die Verbesserung
des Visus 0,1 auf 0,2
(Verdopplung)
ist genauso groß
wie die von 0,5 auf 1,0
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Konsiliarbefund Augenklinik
V = Visus
Zusammenfassung
Sehschärfe = Visus
• Minimum separabile = anguläre Sehschärfe
(2 getrennte Sehobjekte als getrennt wahrnehmen)
• Visus 1,0 = Diskrimination zweier Punkte,
die unter dem Winkel von 1 Bogenminute
gesehen werden
• Ermittlung: Prüfdistanz / Solldistanz
• Schreibweisen: Bruchschreibweise, Dezimal
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Anatomische Grundstrukturen
Embryologie
Sehschärfe
Refraktion, Akkommodation
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Refraktion: Gesamtbrechkraft des Auges im
nicht akkommodierten Zustand
Emmetropie:
•
Myopie:
•
Kurzsichtigkeit
(parallel einfallende Strahlen fokussieren vor der Fovea centralis)
Hyperopie:
•
Normalsichtigkeit
(parallel einfallende Strahlen fokussieren in der Fovea centralis)
Übersichtigkeit
(parallel einfallende Strahlen fokussieren virtuell hinter der Fovea centralis)
Akkommodation = Naheinstellung
(Brechungszuwachs durch vermehrte Krümmung der Linse)
Refraktionsverhältnisse des Auges bei Emmetropie
Ferne
Nähe: Akkomodation
Nähe im Alter
ohne Lesebrille
Lesebrille
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Emmetropie
• Der Fernpunkt, in dem ohne Akkommodation
scharf gesehen wird, liegt in der Ferne
• Brechkraftzuwachs kann das Auge durch
Akkommodation selbst erzeugen:
Man kann in der Nähe Sehen
• Emmetrope sehen erst dann in der Nähe
unscharf, wenn ihr Akkommodationsvermögen
nicht mehr ausreicht (Presbyopie)
Refraktionsverhältnisse des Auges bei Myopie
Ferne
Nähe
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Myopie
• der Fernpunkt, in dem ohne Akkommodation
scharf gesehen wird, liegt in der Nähe
(= kurzsichtig: z.B. -4D = ¼ m)
• Akkommodation führt den Fernpunkt noch näher
heran: aktive „Entakkommodation“ ist prinzipiell
nicht möglich
• einzige Möglichkeit auch in der Ferne scharf zu
sehen besteht deshalb in refraktionsmindernden
Maßnahmen wie Minus-Glas oder Minus-KL
Refraktionsverhältnisse des Auges bei Hyperopie
Ferne
Ferne
mit Akkomodation
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Hyperopie
• Fernpunkt liegt virtuell hinter dem Auge, ohne
Brechkraftzuwachs kann in keiner Entfernung scharf
gesehen werden (= übersichtig)
• Brechkraftzuwachs kann das Auge durch Akkommodation
selbst erzeugen: mit geringem Aufwand kann in der Ferne
scharf gesehen werden („weitsichtig“)
• um auch in der Nähe scharf zu sehen, ist zusätzliche
Akkommodation notwendig
• deshalb sehen Hyperope erst dann in der Ferne und in der
Nähe unscharf, wenn ihr Akkommodationsvermögen nicht
mehr ausreicht (Presbyopie)
Astigmatismus („Stabsichtigkeit“)
• Beim regulären Hornhaut-Astigmatismus
haben zwei senkrecht aufeinander
stehende Meridiane unterschiedliche
Brechkraft
•
•
•
A. nach der Regel: vertikaler M. bricht stärker
A. gegen die Regel: horizontaler M. bricht stärker
A. obliquus: schräge Achsen
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Akkommodation
• Emmetropie (Normalsichtigkeit)
• Hyperopie (Übersichtigkeit, „Weitsichtigkeit“)
• Myopie (Kurzsichtigkeit)
• Akkomodation (Naheinstellung)
(fehlende A. führt im Alter zur Presbyopie)
• Astigmatismus (Stabsichtigkeit)
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