Institut für Immunologie des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit 1. Aufgabenbeschreibung Das Institut für Immunologie ist eines von elf Fachinstituten des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), einer selbstständigen Bundesoberbehörde und Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Im Rahmen seiner gesetzlichen Aufgaben, die hauptsächlich in § 27 Tiergesundheitsgesetz niedergelegt sind, erforscht das Institut für Immunologie die molekularen Mechanismen der Interaktion von Infektionserregern mit dem Immunsystem von Tieren unter besonderer Berücksichtigung viraler und bakterieller Infektionen landwirtschaftlicher Nutztiere. Diese Arbeiten dienen der Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von infektionsbedingten Schädigungen der Tiergesundheit und der Übertragung von Erregern vom Tier auf den Menschen (Zoonosen). Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung neuer und der Verbesserung bestehender prophylaktischer Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten landwirtschaftlicher Nutztiere. Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität möchte das Fach Immunologie in der Lehre der mathematischnaturwissenschaftlichen Fakultät stärken. Daher ist eine gemeinsame Berufung nach dem ‚Thüringer Modell‘ vorgesehen. 2. Aufgabenfelder und Arbeitsschwerpunkte Komponenten des Immunsystems kontrollieren bei höheren Tieren Infektionserreger. Für die veterinärmedizinische Forschung ist es deshalb unabdingbar, die Immunologie der Nutztiere intensiv zu untersuchen. Erst die genaue Kenntnis der Immunmechanismen erlaubt es, die Bedeutung des Immunsystems für die Pathogenese von Infektionen zu verstehen. Auf der gleichen Grundlage beruht die Möglichkeit, durch die Entwicklung moderner Impfstoffe eine verbesserte Vorbeugung vor Infektionserkrankungen zu erreichen. Da Infektionserreger nicht nur zwischen Nutztieren übertragen werden, sondern Tiere auch als Reservoir oder Überträger in Frage kommen, wird die Untersuchung des Immunsystems auch von Wildtieren an Bedeutung gewinnen. Tierexperimentelle Untersuchungen werden in den relevanten Tierspezies durchgeführt. Für eine Reihe von Fragestellungen ergibt sich jedoch auch die Notwendigkeit, auf Labortiermodelle zurückzugreifen. Das Institut für Immunologie bearbeitet die folgenden Schwerpunkte: 2.1. Immunologie der Nutztiere Während Immunmechanismen bei der Maus als Modelltier und beim Menschen immer besser verstanden werden, bleibt die Kenntnis der Immunologie der Nutztiere weit dahinter zurück. Daher ist die Erforschung des Immunsystems landwirtschaftlicher Nutztiere ein Hauptarbeitsgebiet des Instituts für Immunologie. Dieser Schwerpunkt beinhaltet im Wesentlichen das Verständnis des Immunsystems landwirtschaftlicher Nutztiere als Abwehrmechanismus gegen Infektionserreger. Hierzu gehört nicht zuletzt die Kenntnis spezies-spezifischer Eigenschaften. Dafür ist es notwendig, das Repertoire spezies-spezifischer immunologischer Reagenzien zu erweitern, um detaillierte Untersuchungen der Immunantwort der jeweiligen Spezies auf Infektionen zu ermöglichen. Die Arbeiten zu diesem Schwerpunkt sollen in Zukunft im Hinblick auf die Analyse des Immunsystems vor allem von Rindern, Schweinen und Hühnern deutlich verstärkt werden. Zum Forschungsspektrum gehören die - - Generierung spezies-spezifischer Reagenzien und Methoden für die Veterinärimmunologie Charakterisierung von Zellen, Zellsystemen, und humoralen Elementen des angeborenen und erworbenen Immunsystems der Rinder, Schweine, Hühner sowie ausgewählter Wildtiere Etablierung von integralen Konzepten und Methoden für eine systembiologische Analyse der Immunantwort gegen Infektionen im natürlichen Wirt 2.2 Grundlagen der immunologischen Kontrolle viraler und bakterieller Erreger Die Kontrolle von Erregern durch das Immunsystem wird sowohl durch angeborene als auch erworbene Mechanismen gewährleistet. Gleichzeitig haben Erreger aber auch unterschiedliche Strategien entwickelt, immunologischen Abwehrmechanismen auszuweichen. Die Arbeiten des Institutes umfassen Untersuchungen zur Abwehrleistung gegen virale und bakterielle Erreger von endemischen und exotischen Tierseuchen. Folgende Themen werden schwerpunktmäßig untersucht: - Interferenz von Erregern mit dem angeborenen Immunsystem durch Blockade der Interferon-Signalkaskade Interaktion von Erregern mit Immunrezeptor-Genfamilien und deren Bedeutung als zelluläre Rezeptoren für die Infektion Charakterisierung der Induktion spezifischer adaptiver humoraler und zellulärer Immunmechanismen Immunevasion durch Blockade der MHC Klasse I-vermittelten Antigenpräsentation MHC Klasse I-Kreuzpräsentation und Aktivierung zellautonomer Resistenzfaktoren Funktion dendritischer Zellen in der Regulation einer antiviralen T-Zellantwort 2.3 Immunmechanismen bei Tierkrankheiten Die Effizienz der Immunantwort und die Eigenschaft von Erregern bestimmen den Ausgang einer Infektion. Eine frühe Kontrolle der Erregervermehrung durch angeborene und adaptive Immunmechanismen ist Voraussetzung für eine rechtzeitige Eliminierung des Pathogens. Solche immunologischen Mechanismen bestimmen auch wesentlich das Phänomen der Resistenz von Wirten gegenüber bestimmten Pathogenen. Andererseits kann die Immunantwort gegen bestimmte Erreger zu einer immunpathologischen Erkrankung führen. Schließlich können auch virale Komponenten direkt oder über Interferenz mit dem Immunsystem Krankheiten verursachen und sind häufig Ursache für die Entstehung von Persistenz des Erregers. Neben Nutztieren werden auch Tierspezies untersucht, die als natürliches Virusreservoir dienen, deren Immunsystem aber nur wenig erforscht ist. Sowohl die Reaktion des Immunsystems auf Pathogene als auch die Rolle von viralen Pathogenesefaktoren auf die Funktion des Immunsystems werden untersucht. - Analyse der humoralen und zellulären Immunantwort gegen virale Infektionen beim Schwein Genetische Prädisposition von Hühnerrassen für die Reaktion auf Virusinfektionen Immunologische Mechanismen der Resistenz und Immunität bei der Forelle Resistenz und Immunität gegen Viren bei europäischen Fledermäusen Antivirale humorale und zelluläre Immunantworten beim Waschbär Immunologische Grundlagen der Viruspersistenz Einfluss von Virulenzfaktoren auf die Funktion des Immunsystems Maus als Modell für virale Immunpathogenese 2.4 Entwicklung und Verbesserung von Impfstoffen Die Kenntnis der Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion ist auch für die Entwicklung von Impfstoffen von grundlegender Bedeutung. Grundsätzlich können vermehrungsfähige oder inaktivierte komplette Erreger, immunogene Bestandteile der Erreger oder deren genetisches Material für eine Impfung verwendet werden. Die systematische Verwendung immunologischer Erkenntnisse hat großes Potenzial für die Verbesserung existierender und die Entwicklung neuer Impfstoffe. Für moderne Impfstoffe werden vornehmlich entweder gezielt attenuierte Erreger oder eine Form der genetischen Information verwendet, durch welche protektive Antigene im Impfling synthetisiert werden. Unter dem Aspekt der Vorbeugung vor Infektionen ist die Forschung zur Entwicklung neuer und Verbesserung bestehender Impfstoffe eine zentrale Aufgabe des Institutes. Forschungsfelder hierzu sind: - Gezielte Mutagenese zur Herstellung von Lebendimpfstoffen Entwicklung von Vektorviren zur Expression immunologisch relevanter viraler Antigene Nukleinsäureimpfstoffe (DNA, RNA) Entwicklung und Optimierung von Adjuvanzien und Immunstimulanzien für die Induktion einer breiten Immunantwort (auch gegen antigene Varianten), einer langen Immunitätsdauer und eines frühen Immunschutzes. 2.5 Mittelfristige Ziele Ziel ist die deutliche Verstärkung der Forschung auf dem Gebiet der Infektionsimmunologie der Nutztiere. Das Verständnis der Besonderheiten des Immunsystems der verschiedenen Spezies sowie die Herstellung geeigneter immunologischer Reagenzien sind wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bearbeitung von immunologischen Problemen mit klinischer Relevanz. Für die verstärkte Erforschung immunologischer Abwehrmechanismen gegen nicht-endemische Viren bietet das FLI ideale Voraussetzungen. Da Impfstoffe die effizienteste Prophylaxe gegen Infektionserreger darstellen, soll die Forschung auf diesem Gebiet fortgesetzt und durch eine stärkere Berücksichtigung von Adjuvanzeffekten auf die Wirksamkeit einer Impfung unterstützt werden. 3. Zusammenarbeit Das Institut für Immunologie pflegt enge Kooperationen mit den anderen Fachinstituten innerhalb des FLI. Dies spiegelt sich auch in gemeinsamen Projekten wieder und ist von großer Bedeutung für die Bearbeitung komplexer Fragestellungen bei Infektionsgeschehen, bei denen die Expertisen der einzelnen Fachinstitute genutzt werden. Es bestehen auch vielfältige Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene mit anderen Forschungseinrichtungen, insbesondere Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. Eine Reihe dieser Zusammenarbeiten ergeben sich aus gemeinsamen Verbundprojekten, die durch DFG, BMBF oder EU gefördert werden. Mit folgenden Instituten bestehen Kooperationen: - Karlsruhe Institute of Technology (KIT I,) Institut für Organische Chemie - Lehrstuhl Biochemie und Institut für Biologische Grenzflächen (IBG-2) - Ludwig-Maximilian-Universität , Max von Pettenkofer Institut, Genzentrum, München - Universität Lübeck, Institut für Virologie und Zellbiologie -Veterinärmedizinische Universität Wien, Institut für Virologie - The Pirbright Institute, Immunology of exotic viruses - Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center Hannover - Yale University School of Medicine, Department of Immunobiology - Universität Ulm - Universität Jena - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Klinik für Innere Medizin A, - Freie Universität Berlin, FB Veterinärmedizin - Paul-Ehrlich-Institut, Langen - Ludwig-Maximilians-Universität, Tumor Immunology Laboratory, München - International Livestock Research Institute (ILRI), Nairobi, Kenia - The Hebrew University Hadassah Medical School, The Lautenberg Center for General and Tumor Immunology, Jerusalem, Israel - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Projektgruppe "Immunologie" - Leibniz-Institut für die Nutztierbiologie (FBN), Dummerstorf - Universität Bern - IDT Biologika Dessau/Riems 4. Lehrtätigkeit Wissenschaftler/innen des Institutes üben Lehrtätigkeiten an verschiedenen Hochschulen in Deutschland aus. Der Institutsleiter/die Institutsleiterin wird gemeinsam mit der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald berufen. Die Aufgaben umfassen die Lehrtätigkeit an der mathematischnaturwissenschaftlichen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität im Fach Immunologie mit einem Lehrdeputat von 2 SWS. Veröffentlichungen des Instituts für Immunologie: Ausgewählte Publikationen der Wissenschaftler des Institut für Immunologie (Namen unterstrichen) der letzten 3 Jahre: -Aberle D, Muhle-Goll C, Bürck J, Wolf M, Reißer S, Luy B, Wenzel W, Ulrich AS, Meyers G. (2014) Structure of the Membrane Anchor of Pestivirus Glycoprotein E(rns), a Long Tilted Amphipathic Helix. PLoS Pathog. 2014 Feb 27;10(2):e1003973. (doi: 10.1371/journal.ppat.1003973) - Kägebein D, Gutjahr M, Große C, Vogel AB, Rödel J, Knittler MR. (2014). Chlamydia trachomatisInfected Epithelial Cells and Fibroblasts Retain the Ability To Express Surface-Presented Major Histocompatibility Complex Class I Molecules. Infect Immun 82:993-1006 (doi: 10.1128/IAI.01473-13) - He X , Korytář T, Schatz J, Freuling CM, Müller T, Köllner B . (2014) Anti-lyssaviral activity of interferon κ and ω from the Serotine bat, Eptesicus serotinus 1. J. Virol (in press) -Amann R, Rohde J, Wulle U, Conlee D, Raue R, Martinon O, Rziha HJ. (2013). A new rabies vaccine based on a recombinant ORF virus (parapoxvirus) expressing the rabies virus glycoprotein. J Virol. 87:1618-30. -Fiegl D, Kägebein D, Liebler-Tenorio EM, Weisser T, Sens M, Gutjahr M, Knittler MR. (2013). Amphisomal route of MHC class I cross-presentation in bacteria-infected dendritic cells. J Immunol. 190:2791-806. -Petsch B, Schnee M, Vogel AB, Lange E, Hoffmann B, Voss D, Schlake T, Thess A, Kallen KJ, Stitz L, Kramps T. (2012) Protective efficacy of in vitro synthesized, specific mRNA vaccines against influenza A virus infection. Nat Biotechnol. 30:1210-6 -Burrack, S., D. Aberle, J. Bürck, A.S. Ulrich, and G. Meyers. (2012). A new type of intracellular retention signal identified in a pestivirus structural glycoprotein. FASEB J 26:3292-305 -Kammerer, R., L. Rüttiger, R. Riesenberg, C. Schäuble, R. Krupar, A. Kamp, K. Sunami, A. Eisenried, M. Hennenberg, F. Grunert, A. Breß, S. Battaglia, H. Schrewe, M. Knipper, M.R. Schneider, W. Zimmermann. (2012). Loss of Mammal-Specific Tectorial Membrane Component CEA Cell Adhesion Molecule 16 (CEACAM16) Leads to Hearing Impairment at Low and High Frequencies. J Biol Chem 287(26):21584-98 -Heller, C., T. Weisser, A. Mueller-Schickert, E. Rufer, A. Hoh, R.M. Leonhardt, and M.R. Knittler. (2011). Identification of key amino acid residues that determine the ability of high-risk HPV 16-E7 to dysregulate MHC class I expression. J Biol Chem 286:10983-10997. -Petsch, B., A. Müller-Schiffmann, A. Lehle, E. Zirdum, I. Prikulis, F. Kuhn, A.J. Raeber, J.W. Ironside, C. Korth, and L. Stitz. 2011. Biological effects and use of PrPSc- and PrP-specific antibodies generated by immunizing with purified full length native mouse prions. J Virol 85:4538-4546.