Aus dem Zentrum für Innere Medizin der Universität zu Köln Klinik I für Innere Medizin Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. M. Hallek Fusionsproteine aus Liganden von aktivierenden Rezeptoren natürlicher Killerzellen mit einzelsträngigen Antikörperfragmenten (ScFv) in der Immuntherapie von soliden Tumoren Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Ron Daniel Jachimowicz aus Köln Promoviert am 23. Februar 2011 Aus dem Zentrum für Innere Medizin der Universität zu Köln Klinik I für Innere Medizin Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. M. Hallek Fusionsproteine aus Liganden von aktivierenden Rezeptoren natürlicher Killerzellen mit einzelsträngigen Antikörperfragmenten (ScFv) in der Immuntherapie von soliden Tumoren Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Ron Daniel Jachimowicz aus Köln Promoviert am 23. Februar 2011 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln 2011 Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter 1. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. A. Engert 2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. M. Krönke Erklärung: Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie der Herstellung des Manuskripts habe ich keine Unterstützungsleistungen erhalten. Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und ist auch noch nicht veröffentlicht. Köln, 07.07.2010 Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Experimente sind von mir im Labor für Immuntherapie der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln mit Unterstützung von Frau Professor Dr. rer. nat. Elke Pogge von Strandmann und Herrn Dr. med. Achim Rothe durchgeführt worden. Die Klonierung der bispezifischen Proteine ULBP2-BB4, ULBP2-PSMA+15, ULBP2PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 erfolgte ohne meine Mitarbeit durch Mitarbeiter des Labors für Immuntherapie der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln. Danksagung Herrn Universitätsprofessor Dr. med. Andreas Engert danke ich für die Möglichkeit und Mittel, diese Arbeit in dem von ihm geleiteten Labor für Immuntherapie anfertigen zu können. Besonders danke ich Frau Professor Dr. rer. nat. Elke Pogge von Strandmann und Herrn Dr. med. Achim Rothe für die Bereitstellung des interessanten Themas, für die hervorragende wissenschaftliche Betreuung und für die nie erlahmende Diskussionsbereitschaft, die maßgeblich zum Gelingen der Arbeit beitrugen. Des Weiteren bedanke ich mich bei allen Mitarbeitern des Labors für Immuntherapie, die aufgrund der familiären Integration, der herzlichen Umgangsart, des kollegialen Arbeitsklimas und einer steten Hilfsbereitschaft bei Problemen die Arbeit leichter fallen ließen. Namentlich erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang Frau Dr. rer. medic. Katrin Reiners, Herrn Hermann Straub, Frau Anne Krüssmann, Frau Gisela Schön und Herrn Samir Tawadros. Zuletzt möchte ich Herrn Professor Dr. med. Th. Gheorghiu danken. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................ 3 1.1. Interaktion des Immunsystems mit Tumoren ................................................................................................ 3 1.2. NK- Zellen ....................................................................................................................................................... 3 1.3. NK- Zell basierte Immuntherapie.................................................................................................................. 7 1.4. Monoklonale Antikörpertherapie .................................................................................................................. 8 1.4.1. Mechanismen der Vermittlung von Effektorfunktionen durch mAb- „Enhancing effector functions“ .............................................................................................................................................................. 8 1.4.2. „Direct arming“ ...................................................................................................................................... 9 1.4.3. „Pre-targeting“...................................................................................................................................... 10 1.4.4. „Indirect arming“.................................................................................................................................. 10 1.5. Bispezifische Fusionsproteine aus einzelsträngigen Antikörperfragmenten (ScFv) und aktivierenden Liganden von Immuneffektorzellen- „Immunoliganden“ ..................................................................................... 12 1.6. PSMA auf Prostata- Tumorzellen als potentielles Ziel einer Immuntherapie mit rekombinanten NKRezeptorliganden ..................................................................................................................................................... 13 1.7. Oligomerisierung durch Linkerverkürzung ................................................................................................ 14 1.8. Fragestellung ................................................................................................................................................ 14 2. Materialien und Methoden............................................................................... 16 2.1. Material......................................................................................................................................................... 16 2.1.1. Reagenzien............................................................................................................................................ 16 2.1.2. Chemikalien und Materialien .............................................................................................................. 18 2.1.3. Zelllinien und Mäuse............................................................................................................................ 19 2.1.4. Geräte .................................................................................................................................................... 20 2.1.5. Antikörper ............................................................................................................................................. 20 2.1.6. Software ................................................................................................................................................ 21 2.2. Methoden....................................................................................................................................................... 22 2.2.1. Zellkulturen........................................................................................................................................... 22 2.2.2. Herstellung der Expressionsplasmide ULBP2-PSMAx..................................................................... 22 2.2.3. Transfektion von 293T- Zellen mit den Plasmiden ULBP2-PSMAx, ULBP2-BB4 und BB4 ....... 23 2.2.4. Protein Konzentrierung ........................................................................................................................ 23 2.2.5. Protein Aufreinigung............................................................................................................................ 24 2.2.6. SDS- Polyacrylamid- Gelelektrophorese (SDS-PAGE) .................................................................... 25 2.2.7. Färbung der SDS- PAGE- Gele........................................................................................................... 25 2.2.8. Western Blotting................................................................................................................................... 25 2.2.9. Analytische Gelfiltration...................................................................................................................... 26 2.2.10. Enzyme linked immunoabsorbent assay (ELISA) ........................................................................... 27 2.2.11. Durchflusszytometrie (fluorescence activated cell sorting, FACS) ................................................ 27 2.2.12. Separation mononukleärer Zellen (MNZ) mittels Dichtegradienten- Zentrifugation.................... 29 2.2.13. Magnetische Zelltrennung (magnetic cell sorting) .......................................................................... 29 2.2.14. Cytokine Release Assay mittels ELISA ........................................................................................... 30 2.2.15. Cr51 Europium Release Assay ........................................................................................................... 32 2.2.16. Xenograft Modell am Kolon- Adenokarzinom mit ULBP2-BB4................................................... 33 2.2.17. Transplantat Modell am humanem primären Kolon- Karzinom mit ULBP2-BB4........................ 34 2.2.18. Xenograft Modell am Prostata- Karzinom mit ULBP2-PSMA+2 .................................................. 35 3. Ergebnisse ......................................................................................................... 36 3.1. ULBP2-BB4 verursacht eine signifikante Reduktion des Tumorwachstums subkutaner LS174TTumoren im Nude- Mausmodell des Kolon- Karzinoms ....................................................................................... 36 3.2. ULBP2-BB4 verursacht eine Reduktion der Tumorgröße von transplantierten primären KolonKarzinomen in der Nude- Maus.............................................................................................................................. 38 3.3. Klonierung der PSMA positiven Immunoliganden..................................................................................... 39 1 3.4. Expression..................................................................................................................................................... 40 3.5. Eine Linkerverkürzung oder das Einfügen eines Zipper-Peptids führen zu einer Oligomerisierung der Immunoliganden ...................................................................................................................................................... 41 3.6. Die Immunoliganden binden spezifisch an PSMA positive Tumorzellen.................................................. 42 3.7. An die tumorzellgebundenen Immunoliganden kann gleichzeitig der NKG2D-Rezeptor binden ........... 45 3.8. Die Immunoliganden binden spezifisch an NKG2D .................................................................................. 46 3.9. Oligomerisierte Immunoliganden aktivieren NK Zellen über den NKG2D Rezeptor.............................. 46 3.9.1. Oligomerisierende Immunoliganden induzieren die vermehrte Sekretion von IFNγ & TNFα ...... 47 3.9.2. Oligomerisierende Immunoliganden steigern die Zytotoxizität........................................................ 49 3.10. ULBP2-PSMA+2 verursacht eine signifikante Reduktion des Tumorwachstums subkutaner LNCaPTumoren im SCID- Mausmodell des Prostata- Karzinoms .................................................................................. 51 4. Diskussion ......................................................................................................... 53 4.1. Immunoliganden können die Grenzen der NK- Zell basierten Immuntherapie von Karzinomen überwinden ............................................................................................................................................................... 53 4.2. PSMA- spezifische Immunoliganden unterscheiden sich aufgrund ihres Oligomerisierungsgrades in ihrer Fähigkeit, NK- Zellen zu aktivieren .............................................................................................................. 55 4.3. Bedeutung des ULBP2-PSMA+2 zur spezifischen immuntherapeutischen Behandlung von soliden Tumoren am Beispiel des Prostata- Karzinoms .................................................................................................... 56 4.4. Mögliche Rolle von Immunoliganden und NK- Zellen für die spezifische Immuntherapie ..................... 58 5. Zusammenfassung ............................................................................................ 60 6. Literaturverzeichnis ......................................................................................... 62 7. Lebenslauf ......................................................................................................... 72 2 1. Einleitung 1.1. Interaktion des Immunsystems mit Tumoren Nach fast einem Jahrhundert der Diskussion besteht nun ausreichend Evidenz darüber, dass das Immunsystem eine wichtige Rolle bei der Überwachung von entarteten Zellen ausübt [114] und Tumoren zum Angriffsziel hat [14, 126]. Eine Beteiligung des Immunsystems wurde erstens angenommen, als man feststellte, dass sich Tumoren in immunkompetenten Menschen spontan zurückentwickelten und in Immunsupprimierten eine erhöhte Inzidenz an Neoplasien vorlag. Zweitens kann TumorImmunität in Tierversuchen gezeigt werden. Mäuse, die bestimmte Immundefekte aufweisen, entwickeln häufiger spontane und induzierte Tumore; werden diese Tumore wiederum in gesunde Mäuse transplantiert, kommt es häufig zu einer Abstoßungsreaktion [39, 114]. Drittens erkennt das Immunsystem den Tumor, was sich in einer Anreicherung von Lymphozyten im Tumorgewebe zeigt und mit einer verbesserten Prognose einhergeht [153]. Zuletzt kann unter Zuhilfenahme verbesserter Technologien eine anti- Tumor- Immunantwort im Patienten direkt nachgewiesen werden. Zellen der angeborenen Immunität, z.B. Natürliche Killer- (NK) Zellen und Makrophagen, erkennen frühe Warnsignale einer Zelle, wie sie bei einer malignen Entartung entstehen. Eine Entzündungsreaktion kann so induziert werden, die wiederum weitere zur Lyse fähige Zellen, z.B. NK- Zellen aktiviert und antigenpräsentierende Zellen (APC), wie z.B. dendritische Zellen (DC) stimuliert. Letztere prozessieren die tumorabhängigen Antigene, migrieren zu den Lymphknoten und aktivieren B- und T- Zellen und geben damit den Impuls zur adaptiven Immunantwort. 1.2. NK- Zellen NK- Zellen spielen bei der primären Immunabwehr eine entscheidende Rolle. Sie können anders als die T- Zellen, die zur Aktivierung prozessierte Antigenfragmente benötigen, ohne vorherige Stimulation zur spezifischen Lyse von Virus- infizierten und neoplastischen Zellen führen [62, 77]. NK- Zellen repräsentieren ca. 10% der Lymphozyten und kommen im lymphatischen- und Blutgefäßsystem vor [43]. Die Mehrzahl zirkuliert als ruhende Zellen im Blut, um mögliche Pathogene ausfindig zu machen. Nach einer Aktivierung mittels Zytokinen und Chemokinen migrieren sie durch die Gefäßwand und können jegliches Gewebe infiltrieren, um an den Wirkort zu gelangen [109]. 3 Anhand von spezifischen Oberflächenantigenen werden NK- Zellen als CD3-CD56+ Lymphozyten charakterisiert. Eine weitere Unterteilung ist aufgrund der Antigenbeschaffenheit und Funktion anhand der Durchflussfotometrie in CD56bright und CD56dim möglich. CD56bright NK- Zellen wirken über die Produktion von Zytokinen immunregulatorisch, während CD56dim NK- Zellen als Effektorzellen der Zytotoxizität dienen [26]. Letztere exprimieren darüber hinaus CD16, einen Fc-Rezeptor für IgG, und können mit IgG opsonisierte Zellen lysieren (antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität, ADCC). Die immunregulatorischen CD56bright NK- Zellen brauchen keine direkte Aktivierung durch MHC1 Moleküle [2]. Eine Stimulation durch IL2, IL12, CD16 Ligation oder eine TumorzellAntigen Erkennung führt zur Proliferation der NK-Effektorzellen, welche wiederum Interferon (IFN) γ, Tumornekrose Faktor (TNF) α, Granulozyten-Makrophagen colony stimulating factor (GM-CSF), IL5, IL10 und IL13 sezernieren. Zunächst werden die Zytokine IL4 und IL13 produziert, die für die T-Helferzellen 2 (TH2) Antwort essentiell sind, während sie mit fortschreitender Differenzierung ausschließlich IFNγ für eine TH1 Antwort zu sezernieren beginnen [89]. NK- Zellen besitzen mehrere aktivierende Rezeptortypen. Die wichtigsten sind die ‚natural cytotoxicity receptors’ (NCRs) NKp30, NKp44 und NKp46 der Fc- Rezeptor für IgG und NKG2D [94, 118, 137]. IFNγ hat vielfältige Wirkmechanismen. Durch IFNγ werden MHC 1 und 2 Moleküle hochreguliert. Es werden vermehrt Antigene präsentiert, die wiederum Leukozyten befähigen Interaktionen mit dem Endothel einzugehen, Zellproliferation zu kontrollieren, Apoptose zu induzieren, Phagozyten zu aktivieren und die Tumor Angiogenese zu unterdrücken. Bereits verwendete ungerichtete Tumor- Immuntherapeutika wie IL12 oder α- Galactosylceramid (αGalCer) machen sich diese Effekte zu Nutzen, in dem sie die IFNγ Sekretion aus NK- Zellen steigern [60, 119, 151]. TNFα hat auch eine wichtige Rolle innerhalb der immunregulatorischen NK- Zell Funktion, indem es chemotaktisch auf NK- Zellen wirkt und diese an Orten der Entzündung und in Tumoren anreichert [103, 121]. Zytotoxische NK- Zellen verfügen über zwei bisher bekannte Mechanismen Zielzellen zu zerstören. Entweder durch Exozytose von zytotoxischen Vesikeln oder durch die Aktivierung der sogenannten Todesrezeptoren. Es werden drei entscheidende Mediatoren des Zelltodes in die für die Exozytose bestimmten Vesikel verpackt: die Proteine Perforin, Granzym und Granulysin. Hervorzuheben ist Granzym B, welches direkt oder durch Aktivierung von Kaspasen zur Apoptose der Zielzelle führt. Perforine bilden Poren in der Zellmembran. Granulysine sind zytolytische Proteine, die 4 sich durch ihre positive Eigenladung zu negativ geladenen Tumor- oder virusinfizierten Zellen orientieren [47, 123]. Angehörige der TNF Zytokin- Familie, (TNF)- related apoptosis- inducing ligand (TRAIL) und Fas- Ligand (FasL), werden an der Oberfläche von NK- Zellen exprimiert. Sie bilden Liganden für TRAIL- R1 und - R2 und Fas- Rezeptoren, die nach Bindung zur Aktivierung von Kaspasen und folglich zur Apoptose der Zielzelle führen [32, 113]. Die Expression von Liganden auf NK- Zellen, wie auch die der Rezeptoren auf den Zielzellen obliegt einer Regulation durch IFNγ. Nur wenn IFNγ durch die NK- Zelle sezerniert wird, kommt es zur Apoptose über den Todesrezeptor-Weg [29, 113, 122, 129]. Die Aktivierung von NK- Zellen wird über ein komplexes Zusammenspiel zwischen aktivierenden und inhibierenden Signalen gesteuert, die über NK- Oberflächenrezeptoren kontrolliert werden. Bekannt sind drei inhibierende Rezeptorfamilien: die „killer cell Ig-like receptors“ (KIR) im Menschen, die „Ly49 lectin like receptors“ in Mäusen und die „CD94/NKG2A lectin like receptors“ in Mensch und Maus [83, 152]. Diese Rezeptorfamilien interagieren mit MHC1 oder MHC1- verwandten Molekülen, die auf allen kernhaltigen Zellen des Organismus exprimiert werden. Außerdem führen sie über gemeinsame intrazytoplasmatische Domänen, sog. Immunoreceptor tyrosine-based inhibitory motifs (ITIMs), die nach der Ligation phosphoriliert werden und ein inhibierendes Signal weiterleiten, zu einer Blockade der Effektorfunktion der NK- Zellen. Verliert eine Zelle, z.B. durch Mutation, die Fähigkeit MHC1 Antigene auf ihrer Oberfläche zu präsentieren, werden NK- Zellen durch das fehlende inhibitorische Signal aktiviert und führen zu einer Zerstörung dieser Zellen („Missing self“ - Hypothese). Stimulierende Rezeptoren sind essenziell für die initiale Aktivierung von NK- Zellen. Überwiegen aktivierende- gegenüber inhibitorischen Signalen, so verschiebt sich das Gleichgewicht von der ruhenden Zelle zugunsten der aktivierten NK- Zelle. Eine reduzierte Expression von MHC1 Molekülen ist folglich nicht notwendig, um die NK- Zellen zu aktivieren. Über die Vermittlung von NK- Zell aktivierenden Signalen wird angenommen, dass auch normal MHC1 exprimierende Virus- infizierte Zellen oder Tumorzellen zerstört werden können. Das dieser Arbeit zugrunde liegende Zielmolekül der NK-Zell Aktivierung ist der NKG2DRezeptor. In jüngster Zeit ist gezeigt worden, dass NKG2D entscheidend an der ImmunÜberwachung von Tumoren und deren Entstehung beteiligt ist [55]. Der NKG2D- Rezeptor spielt darüber hinaus eine Schlüsselrolle in der angeborenen und adaptiven Immunantwort. Er wird nicht nur auf NK- Zellen sondern auch auf γδ+T- Zellen und CD8+ αβT- Zellen 5 exprimiert [73]. NKG2D wird durch die Liganden MHC- class I chain-related A (MICA) oder –B MICB, die zur Gruppe der MHC1 Moleküle gehören, aktiviert. Gesunde Zellen exprimieren diese Liganden nur selten. Auf Tumorzellen und Tumorzelllinien, als auch auf einigen infizierten Zellen sind sie jedoch häufig hochreguliert [17, 52, 53, 101]. Ein zugrunde liegender Mechanismus für die Hochregulation in präkanzerösen Läsionen und fortgeschrittenen Tumoren ist der „DNA- damage response pathway“ [9, 48, 51]. NKG2DLiganden tragende Zellen aktivieren NK- Zellen in vitro und werden auch in vivo über den NKG2D- vermittelten Mechanismus zerstört [17, 18, 35, 36]. Die Signalverarbeitung über den NKG2D- Rezeptor geschieht in der Maus über zwei unterschiedliche Wege. Sie ist abhängig von zwei Splice- Varianten des NKG2D, der kurzen Variante NKG2D-S und der langen Variante NKG2D-L, sowie zwei unterschiedlichen Adapter- Proteinen, dem DAP10 und DAP12. Das NKG2D-L wird konstitutiv auf NK- Zellen exprimiert und assoziiert mit dem DAP10; das NKG2D-S wird nur auf aktivierten NK- Zellen exprimiert und assoziiert mit DAP10 oder DAP12 [37]. Der NKG2D-L-DAP10 Komplex vermittelt ausschließlich Zytotoxizität, während der NKG2D-S-DAP10/12 Komplex hingegen zusätzlich die Zytokin Produktion stimuliert [154]. Eine weitere wichtige Gruppe von NKG2D- Liganden sind die UL16- binding proteins (ULBPs). ULBP1 wurde als Bindungspartner des humanen Cytomegalovirus (CMV) Glykoprotein UL16 identifiziert [27]. Das ULBP2 und das ULBP3 weisen hohe Homologien auf und wurden ebenfalls als Bindungspartner bestätigt. ULBPs besitzen die Fähigkeit ruhende NK- Zellen über den NKG2D- Rezeptor zu aktivieren. Die Aktivierung ist vor allem abhängig vom Verhältnis zwischen aktivierenden und inhibitorischen Rezeptoren auf der Oberfläche von NK- Zellen. Alle ULBPs vermitteln Signale über den gleichen Signalweg. Das ULBP bindet an den NKG2D/DAP10 Komplex und führt zur intrazellulären CalciumFreisetzung und Aktivierung der Phosphatidyl- Inositol 3 Kinase (PI3-K), die wiederum durch weitere Phophorilierungen NK- Zellen im Hinblick auf Zytotoxizität und Zytokin- Produktion aktiviert. Sezerniert werden u.a. IFNγ, TNFα oder GM-CSF, die chemotaktisch weitere NKZellen, Makrophagen und andere Zellen des Immunsystems aktivieren. Die NK- Zell vermittelte Zerstörung von Tumorzellen wird durch ein Netz von Interaktionen mit weiteren immunkompetenten Zellen, wie z.B. dendritischen Zellen (DC) und zytotoxischen CD8+ T Zellen (CTL), CD4+ T- Helferzellen und vermutlich auch B-Zellen ergänzt, die jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit sind. 6 1.3. NK- Zell basierte Immuntherapie In den frühen 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden klinische Studien mit IL2 aktivierten NK- Zellen zur Behandlung von soliden oder metastasierten Tumoren durchgeführt [111]. IL2 ist ein Wachstumsfaktor für reife NK- und deren Vorläuferzellen und induziert die Produktion von NK- Effektormolekülen, die sie zu einer verbesserten Lysefunktion befähigt. Die subkutane Injektion von IL2 in therapeutischen Dosen oder die Gabe von bereits aktivierten NK- Zellen (adoptiver Transfer lymphokin-aktivierter Killerzellen- LAK) zeigte in 15-30% einen positiven Effekt bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzell- Karzinom (RCC) oder Melanom (MEL) [90]. Bedauerlicher Weise kann die systemische IL2 Gabe mit einer lebensbedrohlichen Toxizität vergesellschaftet sein, die sich in einem „Capillary-leak“- Syndrom äußert [42]. Ein weiterer limitierender Faktor ist, dass IL2- aktivierte NK- Zellen bei Kontakt mit Gefäßendothel eine erhöhte Sensitivität zur Apoptose aufweisen, was in einer verminderten Migration von NKZellen in Tumoren resultiert [110]. Aus diesen Erfahrungen versuchte man weitere Zytokin- Therapien zu entwickeln. IL15 trägt zur Entwicklung der NK- Zellen in vivo bei [142]. Es hat eine Schlüsselrolle bei der Differenzierung, Proliferation, Aktivierung und dem Überleben der NK- Zellen [34, 40]. Darüber hinaus wirkt IL15 synergistisch mit dem Flt3- Liganden, einem Stammzellfaktor, in der Induktion von CD56bright NK- Zellen. Die systemische IL15 Therapie zeigte jedoch ebenfalls eine hohe Toxizität, da man hohe Zytokindosen verabreichen musste, um einen signifikanten anti- Tumor- Effekt zu beobachten. Derzeit wird eine Strategie angestrebt, bei der IL15 zu NK- Zellen zugeführt wird, die den IL15Rα- Rezeptor exprimieren (TransPräsentation). Man vermutet, dass die biologische Aktivität des IL15 deutlich erhöht ist und man auf niedrigere Dosen zurückgreifen kann [79]. Alternativ applizierte man den Flt3Liganden. Er induziert eine Proliferation von NK- Zellen und DCs, zeigte jedoch keine Effektivität bei Tumorpatienten [115]. Auch die NK- Zell Stimulation durch IL12 resultierte in einer erhöhten IFNγ Produktion durch NK- Zellen und sollte in der Immuntherapie genutzt werden. IFNγ supprimiert die Tumor Angiogenese und induziert eine Hochregulation von Fas- und TRAIL-Rezeptoren auf der Oberfläche von einer Vielzahl von Tumorzellen, was sie für eine verstärkte Apoptose durch NK- Zellen empfindlich macht [22, 122]. Eine vermehrte Lebertoxizität stellte jedoch einen limitierenden Faktor dar. IFNγ induziert darüber hinaus die Typ I Immunität, die aktiv daran beteiligt ist, die EvasionsMechanismen der Tumoren zu verhindern. In diesem Sinne ist IL21 ein weiteres 7 vielversprechendes Zytokin. IL21 begünstigt die Expression von Typ I Immunitätsassoziierten Genen und treibt die terminale Differenzierung der hoch zytotoxischen CD56dim/CD16+ NK- Zell Population voran. Diese sind in der Lage über die CD16- Fc Ligation eine ADCC Antwort auf Tumorzellen auszulösen [12, 99, 125]. KIR- Rezeptoren scheinen auch einen Einfluss auf Tumoren zu haben, vor allem wenn die Tumoren mit einer viralen Infektion vergesellschaftet sind, wie das Zervixkarzinom. Sie gehen mit einer erhöhten Expression von KIR- Genotypen einher [16]. Eine Hemmung von KIR stellt einen Punkt intensiver Forschung dar [130]. Der Einsatz von tumorspezifischen monoklonalen Antikörpern (mAb) bietet eine weitere Möglichkeit NK- abhängige ADCC gegen Tumorzellen auszulösen [15, 23]. Diese immuntherapeutische Strategie wird in der Folge näher erläutert. 1.4. Monoklonale Antikörpertherapie Vor einem Jahrhundert stellte Paul Ehrlich die Hypothese auf, dass zukünftig „magic bullets“ zur spezifischen Addressierung von Krankheiten erfunden würden. Diese Vision wurde mit der Entwicklung der Hybridom- Technologie durch Kohler und Milstein zur Realität [80]. Erstmalig konnten monoklonale Antikörper (mAb) hergestellt werden, die eine spezifische Bindung mit ihrem Antigen eingingen. Der klinische Einsatz der ersten Generation mAb war jedoch durch ihren murinen Ursprung limitiert. Es kam zu einer humanen anti- MausAntikörper Bildung (HAMA) bei gleichzeitig nur eingeschränkter Rekrutierung von Immuneffektor- Reaktionen [3, 76]. Dieses Hindernis wurde durch die Generierung von chimeren und humanisierten mAb überwunden. Diese Generation der mAb besitzt ein humanes IgG als Grundgerüst (Backbone). Ihre Zielspezifität wird entweder durch den Austausch muriner variabler Regionen (chimere Ab), oder durch das schrittweise Austauschen einzelner Aminosäuren hin bis zu gesamten Leicht- oder schweren Ketten (Humanisierung) beibehalten. Humanisierte Antikörper sind den humanen Antikörpern ähnlicher als den Chimären. 1.4.1. Mechanismen der Vermittlung von Effektorfunktionen durch mAb- „Enhancing effector functions“ Heutzutage finden therapeutische mAb Einsatz in vielen Bereichen der Medizin, wie der Rheumatologie, Kardiologie, Diagnostik und Tumortherapie. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Tumortherapie, weshalb auf die anderen Gebiete nicht eingegangen wird. Die 8 meisten mAb, speziell die Isotypen IgG1 und IgG3, unterstützen zum einen die Komplement vermittelte Zytotoxizität (CDC) und zu anderem die ADCC. Die ADCC wird durch die Interaktion der Fc- Region des Antikörpers mit dem Fcγ- Rezeptor von Neutrophilen, Makrophagen und NK- Zellen ausgelöst. Die CDC hingegen wird durch den Komplementfaktor C1q initiiert, welcher simultan an die Fc- Region des IgG und an eine Tumorzelle bindet. Die Wichtigkeit der Fc- Fcγ- Rezeptor- Interaktion bei der Anti- TumorWirkung wurde bei den klinisch wichtigen Antikörpern Herceptin© und Rituxan© gezeigt [23]. In FcγRI und FcγRIII defizienten Mäusen war der Anti- Tumor- Effekt durch Herceptin© und Rituxan© deutlich eingeschränkt. Eine Mutation im kodierenden Gen für den inhibierenden Rezeptor FcγRIIB verstärkte die Anti- Tumor- Wirkung. 1.4.2. „Direct arming“ Die am weitesten verbreitete Strategie zur Verbesserung einer Anti- Tumor- Wirkung von Antikörpern ist die direkte Kopplung mit einer Effektordomäne, z.B. einem Toxin oder Radionuklid [41]. In klinischen Studien zeigten solche Immunkonjugate jedoch häufig eine inakzeptable Toxizität. Erst kürzlich erlebten diese Antikörper mit der Genehmigung von zwei Radioimmunokonjugaten, dem Ibritumomab Tiuxetan (Zevalin®) und dem Tositumomab (Bexxar®) und einem Toxinkonjugat, dem Gemtuzumab Ozogamicin (Myelotarg®) eine Renaissance [148]. Small molecule Toxin- Konjugate Antikörper können mit konventionellen Chemotherapeutika, wie z.B. Doxorubicin, konjugiert werden [133]. Toxin- Konjugate führten aber durch eine insuffiziente Anreicherung des Antikörpers im Tumor, verbunden mit einer niedrigen Toxizität des Chemotherapeutikums, zu mehr unerwünschten Wirkungen als positiven Effekten [132]. Man entwickelte „small molecule“- Toxine, die eine bis zu 1000 fache Potenz gegenüber herkömmlichen Chemotherapeutika aufwiesen. Zu diesen gehören Calicheamizine und Maytansinoide [63, 116]. Immuntoxine Die meisten Immuntoxin- Antikörper sind entweder mit einem Pflanzentoxin wie dem RicinA oder mit Pseudomonas Toxin konjugiert. Es gibt einige wenige Beispiele mit einer erfolgreichen Anti- Tumor- Wirkung bei Patienten [81, 98]. Häufig kommt es zu toxischen Nebenwirkungen wie dem „Vascular- leak“- Syndrom. 9 Radioimmunkonjugate Radioimmunkonjugate sind Antikörper, die mit β- Strahlen emittierenden Molekülen (z.B. 131Iod, 90 Yttrium) fusioniert werden. Ihre emittierte Strahlung befähigt sie alle Zellen des direkten Umfeldes zu zerstören. Vieler dieser Radionuklide emittieren zusätzlich γ- Strahlung, welche über eine größere Distanz wirkt, und eignen sich dadurch auch zu bildgebenden Verfahren und Radionuklid-Uptake Quantifizierungen [74]. Die Vorteile der zytotoxischen Strahlung, die über mehrere Zelldurchmesser effektiv wirkt, sind zu einem, dass direkt benachbarte Tumorzellen abgetötet werden, und zu anderem, dass schlecht vaskularisierte und größere Tumoren effektiver behandelt werden können [31]. Die vielversprechendste Indikation zur Therapie sind diffus wachsende oder kleine Tumoren. Das bereits oben erwähnte Ibritumomab Tiuxetan (Zevalin©) und Tositumomab/131I-Tositumomab (Bexxar©) sind die einzigen zugelassenen Radioimmuntherapeutika. Immunzytokine Eine Alternative zu Radioimmunkonjugaten, Immuntoxinen und systemischer Zytokingabe ist die Fusionierung von mAb mit Zytokinen. Man erhofft sich eine hohe lokale Anreicherung der Immunzytokine im Tumor, die dann eine Immunantwort auslösen, verbunden mit einer geringen systemischen Toxizität. Ein mAb fusioniert mit IL2, der im Mausmodell einen Effekt zeigte, zerstört Tumormetastasen durch eine Expansion von Immuneffektor- Zellen [87, 88]. 1.4.3. „Pre-targeting“ Antikörper abhängige Enzymvermittelte Prodrug Therapie (ADEPT) benutzt mAb um ein Enzym spezifisch an den Tumor zu dirigieren. Dieses katalysiert die Reaktion eines systemisch applizierten Prodrugs zu seiner aktiven Form und resultiert in einer hohen Konzentration des aktiven Metaboliten am Tumor. In einer Phase I Studie konnte keine Tumorregression gezeigt werden, man konnte aber feststellen, dass es zu einer nur geringen allgemeinen Myelotoxizität kam [45]. 1.4.4. „Indirect arming“ Bispezifische Antikörper Bispezifische Antikörper (BsAb) sind rekombinante Konstrukte, die an zwei unterschiedliche Epitope auf unterschiedlichen Antigenen binden. BsAb können Immuneffektorzellen zu Tumorzellen dirigieren. Sie binden gleichzeitig an Tumor- assoziierte Antigene und stimulierende Rezeptoren von Immuneffektorzellen und bewirken durch die Aktivierung der 10 Immuneffektorzellen die Lyse der Tumorzellen. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Gebrauch von mAb und BsAb besteht nicht in der Verbesserung der natürlich existierenden Anti- Tumor- Immunantwort, sondern in einer Re- Direktion von Immunzellen zu Tumoren, die sich der Immunüberwachung entzogen haben. CD3 auf T- Zellen, Fcγ- RI (CD64) auf Granulozyten und Monozyten, Fcγ- RIII (CD16) auf NK- Zellen und Fcα- RI (CD89) auf Makrophagen sind die häufigsten adressierten Antigene auf Immuneffektorzellen [135]. Initial wurden BsAb durch die Hybridisierung von zwei Antikörper- produzierenden Zellen, oder durch crosslinking von zwei unterschiedlichen mAbs generiert. Bispezifische Antikörpermoleküle zeigten allerdings häufig eine geringe Wirksamkeit bei gleichzeitig schwerer unerwünschter Arzneimittelwirkung [127]. Der FcTeil, der im IgG Molekül für eine Halbwertszeit im Serum von ca. 10 Tagen sorgt, vermittelte durch das massive Aktivieren der Effektorzellen das Zytokin- Sturm- Syndrom [127]. In den letzten Jahren wurden unterschiedliche Formate von BsAb entwickelt, die die Probleme der klassischen mAb umgehen sollen. Das am häufigsten benutze Format sind Diabodies, Abkömmlinge von zwei ScFv Fragmenten. ScFv- Antikörper wurden unabhängig voneinander von Huston [68] und Bird [10] beschrieben. Sie bestehen aus den variablen Domänen der schweren und leichten Ketten sowie einem Peptidlinker. Der Peptidlinker verbindet dabei in der Regel den Carboxyterminus von VH mit dem Aminoterminus von VL. Das Linkerpeptid besteht meist aus repetitiven Glyzin- und Serinresten der Folge (Gly4Ser)x. Diese Struktur ermöglicht hinreichende Beweglichkeit und Löslichkeit, um die Assoziation der variablen Domänen nicht zu behindern. ScFv sind kleine Moleküle (~28kD), die eine zuverlässige Antigenerkennung gewährleisten [65]. Da es durch die Monovalenz der ScFv zu einem Affinitätsverlust kommt, liegt es nahe, bivalente Konstrukte zu generieren, um durch die erhöhte Avidität die Bindungseigenschaften zu verbessern. Der bispezifsche Antikörper Blinatumomab stellt ein gutes Beispiel hierfür dar. Über die duale Spezifität für CD19 und CD3 aktiviert Blinatumomab zytotoxische T-Zellen, um Tumorzellen zu lysieren. In einer interdisziplinären Phase I/II Studie bei der Behandlung des therapierefraktären B- Zell NonHodgkin Lymphom erreichten vier von 38 Patienten eine komplette- und weitere sieben Patienten eine partielle Remission [7]. 11 1.5. Bispezifische Fusionsproteine aus einzelsträngigen Antikörperfragmenten (ScFv) und aktivierenden Liganden von Immuneffektorzellen- „Immunoliganden“ Die in dieser Arbeit eingesetzten bispezifischen Konstrukte bestehen aus einem ScFv, das ein Zell- spezifisches Antigen auf soliden Tumoren bindet, verknüpft mit einem aktivierenden Liganden des NK- Rezeptors NKG2D, dem ULBP2 – genannt „Immunoliganden“. Die Wirksamkeit eines Immunoliganden wurde bereits mit dem ULBP2-BB4 gegen einen hämatologischen Tumor gezeigt [138]. BB4 ist der Bindungspartner von CD138, das unter anderem auf Multiplen Myelom Zellen überexprimiert wird [147]. ULBP2-BB4 induziert die IFNγ Sekretion von NK- Zellen und bewirkt eine Lyse der Multiplen Myelom Zelllinie RPMI-8226 in vitro und in vivo [138]. Die Immunoliganden haben eine Molekülmasse von ~65 kD, vergleichbar mit Diabodies aus zwei ScFv- Fragmenten. Über Diabodies weiss man, dass sie gegenüber einzelnen ScFv- Fragmenten eine verbesserte Pharmakokinetik besitzen. Ihre Größe bedingt eine verminderte Clearance durch die Nieren und ihre höhere Avidität eine wesentlich bessere Retention und Anreicherung im Tumor [1]. Noch größere Moleküle zeigen aufgrund der längeren Serumhalbwertszeit eine noch höhere absolute Anreicherung im Tumor, mit einem jedoch geringeren Tumor- Blut- Verhältnis [131]. Kleine Moleküle haben aufgrund des erhöhten interstitiellen Druckes in soliden Tumoren und der heterogenen Blutgefäßpermeabilität Vorteile bei der Penetration in solide Tumoren [72]. Sie sind außerdem weniger immunogen. Röntgenkristallographisch ist gezeigt worden, dass die unterschiedlichen Bindungsstellen der Diabodies an entgegengesetzten Enden liegen, und dass der Abstand zwischen den beiden Bindungsstellen ausreicht, um zwei Zellen miteinander zu verbinden [102]. Offner et al. zeigten mittels Konfokal- Mikroskopie am Beispiel des EpCAMxCD3- Diabodys, dass eine sekretorische Synapse zwischen CD8+ Lymphozyten und Tumorzellen induziert werden konnte, die morphologisch von der physiologischen Synapse nicht zu unterscheiden war [96]. Ziel dieser Arbeit ist es einen tumorspezifischen Immunoliganden zu entwickeln, der in der Behandlung von soliden Tumoren angewandt werden kann. PSMA stellt ein für das ProstataKarzinom spezifisches Tumorantigen dar und eignet sich als Zielantigen für eine NK- Zell basierte Immuntherapie. 12 1.6. PSMA auf Prostata- Tumorzellen als potentielles Ziel einer Immuntherapie mit rekombinanten NK- Rezeptorliganden Das Prostata- Karzinom ist eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen des Mannes. Allein in Deutschland werden pro Jahr ca. 50 000 Neuerkrankungen und 10 000 Todesfälle registriert, womit es in der Todesursachenstatistik des Mannes auf Platz zwei rangiert, hinter den Herz- Kreislauf Erkrankungen. Die Inzidenz ist stark altersabhängig. Das Risiko eines 50jährigen Mannes, zu Lebzeiten ein Prostata- Karzinom zu entwickeln, liegt bei ca. 40%. Wird die Erkrankung in einem organbegrenzten Stadium (T1/T2 nach TNM Klassifikation) diagnostiziert, kann der Tumor durch radikale chirurgische Resektion oder Strahlentherapie behandelt werden. Es wird ein 5- Jahres- Überleben von über 90% erreicht. Da das ProstataKarzinom im Anfangsstadium oft symptomlos bleibt, werden bei einem Großteil der Patienten bei Diagnosestellung bereits ein Tumor >T2 oder gar Metastasen festgestellt. Für dieses Patientenkollektiv und diejenigen, die nach Therapie ein Rezidiv erleiden, gibt es nur noch palliative Methoden der Behandlung. Sie erhalten eine intermittierende Hormontherapie, an die sich bei Versagen eine Chemotherapie anschließt. Die mittlere Überlebenszeit beträgt 3-4 Jahre. Die Notwendigkeit neuer Therapiestrategien resultiert aus den sehr eingeschränkten Therapiemöglichkeiten für diese Patientengruppe. Die Immunoliganden sollen über ihre ULBP2- Bindungsstelle NK- Zellen aktivieren und über ihre zweite Bindungsstelle spezifisch an Prostata- Tumorzellen binden und deren Zelltod induzieren. Tumorspezifische Antigene zeichnen sich durch ihr Vorhandensein allein auf entarteten Zellen aus und eignen sich hervorragend als Zielantigene. Für die vorliegende Arbeit ist das prostataspezifische Membran- Antigen (PSMA) als Zielantigen ausgewählt worden, da sich dieses als besonders geeignet für einen immuntherapeutischen Ansatz erwiesen hat [33, 143]. PSMA ist ein integrales Typ II Membranprotein und besitzt ein Molekulargewicht von 100 kD mit einem zytosolischen Anteil von 19 Aminosäuren, einem Membrananteil von 24 Aminosäuren und einem extrazellulären Anteil von 707 Aminosäuren [71]. Der extrazelluläre Anteil ist stark glykosyliert, so dass der Oligodaccharidanteil 20% des Molekulargewichts ausmacht [67]. Alle zehn Glykosylierungsstellen sind N- glykosidisch mit Oligosacchariden verknüpft [8]. Welche Rolle die Glykosylierung für die Faltung des Proteins, den subzellulären Transport und die Enzymfunktion besitzt, ist allerdings noch nicht vollständig geklärt. Die Expression von PSMA erfolgt in allen Stadien des Prostata- Karzinoms und ist besonders hoch in fortgeschrittenen, hormonrefraktären Tumoren und Metastasen [128, 134, 149], was für eine gezielte Therapie ausgenutzt werden kann. Vorteilhaft ist auch, dass es als 13 Membranantigen nicht sezerniert wird [50, 75]. Darüber hinaus findet sich PSMA in größerer Dichte in neu gebildeten Gefäßen von zahlreichen malignen Tumoren wie z.B. von Niere, Darm, Pankreas und Mamma, wodurch sich dessen Nutzung auch in der Anti- AngiogeneseTherapie anbietet [21, 117]. 1.7. Oligomerisierung durch Linkerverkürzung Eine Linkerverkürzung des beschriebenen Glyzin- Serin- Linkers innerhalb eines ScFv hat eine Oligomerisierung zur Folge [38, 66, 69, 100, 106]. Das oben beschriebene ULBP2-BB4 Konstrukt verfügt über eine solche Mutation im ScFv- Linker, die zu einer Oligomerisierung des Immunoliganden führte. Diese kann die therapeutische Effektivität beeinflussen. 1.8. Fragestellung Das Konzept eines tumorspezifischen Immunoliganden, das in der Behandlung von soliden Tumoren angewandt werden kann, soll validiert werden, indem im ersten Teil dieser Arbeit herausgefunden werden soll, ob ein bereits etablierter Immunoligand, ULBP2-BB4, dessen Wirksamkeit bereits in der Therapie von hämatologischen Erkrankungen gezeigt wurde, seine Wirkung auch an soliden Tumoren entfalten kann. Dazu werden zwei unterschiedliche Tierversuche am Nacktmausmodell mit subkutan wachsenden Kolon- Karzinomen, die CD138 auf ihrer Oberfläche exprimieren, durchgeführt. Im nächsten Schritt sollen für das Prostata- Karzinom tumorspezifische Immunoliganden mit unterschiedlich langen Linkerpeptiden konstruiert, in 293T- Zellen exprimiert und aufgereinigt werden, um den Einfluss einer Linkerverkürzung auf die Immunoliganden festzustellen. Es soll validiert werden, dass eine Verkürzung des ScFv-Linkers zu einer Oligomerisierung des gesamten Immunoliganden führt. Hierzu wurden drei Immunoliganden mit unterschiedlich langen Peptid- Linkern generiert. Zusätzlich wurde ein Immunoligand mit einem Isoleuzin- Zipper- Linker generiert, da auch dieser zu einer Oligomerisierung führen kann [58, 59]. Es soll der Einfluß der Oligomerisierung auf die therapeutische Effektivität der Immunoliganden charakterisiert werden. Speziell werden die Immunoliganden im Hinblick auf ihre Fähigkeit, NK- Zellen über ihren NKG2D- Rezeptor in vitro zu aktivieren und eine spezifische Lyse zu induzieren, untersucht. Zur Klärung der klinischen Relevanz der in vitro Untersuchungen der PSMAImmunoliganden soll ein Tierversuch am SCID- Mausmodell des Prostata- Karzinoms durchgeführt werden, um die Effektivität der Konstrukte in vivo zu prüfen. 14 Fragestellung im Einzelnen: 1. Entfalten NK- Zellen vermittelt durch den Immunoliganden ULBP2-BB4 gegen einen soliden Tumor einen Effekt? 2. Gelingt die Expression der in ihrer Linkerbeschaffenheit unterschiedlichen PSMAImmunoliganden in 293T Zellen, die Aufreinigung und der Nachweis ihrer Bindungsfähigkeit an PSMA positive Tumorzelllinien mit gleichzeitiger Bindung an NK- Zellen? 3. Bewirkt eine Linkerverkürzung in den Immunoliganden eine Oligomerisierung und ist diese notwendig in der Aktivierung von NK- Zellen in vitro? 4. Sind PSMA- spezifische Immunoliganden gemeinsam mit NK- Zellen dazu in der Lage, das Wachstum subkutaner LNCaP- Prostata- Tumoren zu beeinflussen? 15 2. Materialien und Methoden 2.1. Material 2.1.1. Reagenzien Blotpuffer 3,55 g/l in Blot- Waschpuffer Na2HPO4 H2O 0,1 % Tween 20 0,1 % BSA in PBS ELISA- 10 % Assay Diluent in ELISA- 8,4 g/l NaHCO3 Coating Puffer 3,56 g/l Na2CO3 PBS, pH 7 in ELISA- FCS H2O, pH 9,5 2 N H2SO4 ELISA- 0,05 % Tween- 20 Waschpuffer in Elutionspuffer 50 mM NaH2PO4 300 mM NaCl 250 mM Imidazol Stop Solution PBS in Gold- Waschpuffer 0,3 H2O, pH 8,0 % in Inkubationspuffer 4x PBS 200 mM NaH2PO4 1,2 M NaCl 20 mM Imidazol in Labelling Puffer Tween- 20 H2O, pH 8,0 50 mM Hepes 93 mM NaCl 5 mM KCl 2 mM MgCl2, pH 7,4; steril 10:1 verdünnen in 2 DTPA mM Europium Chlorid 16 MACS- Puffer 0,5 % BSA 2 mM EDTA in Natriumazid-Puffer PBS 0,1 % Natriumazid 0,2 % BSA in PBS Natriumhydrogen- 0,5 M Carbonat-Puffer in PBS 0,14 M NaCl 2,7 mM KCl 8,1 mM Na2HPO4 1,5 mM KH2PO4, pH 7,4 H2O in SDS-PAGE- 625 NaHCO3, pH 9,5 H2O µl Sammelgel Sammelgelpuffer (0,5M Tris HCl, pH 6,8) 315 µl Acrylamidlösung 1,5 ml H2O 25 µl SDS- Lösung (10% in H2O) 25 µl APS- Lösung (10% in H2O) SDS-PAGE- 2,5 µl TEMED 1,25 ml Trenngelpuffer Trenngel (10%) (1,5 M Tris HCl, pH 8,8) 1,24 ml Acrylamidlösung 2,4 ml H2O 50 µl SDS- Lösung (10% in H2O) 50 µl APS- Lösung (10% in H2O) 5 µl TEMED 17 Tesca Puffer 50 mM TES 0,36 mg CaCl in H2O, pH 7,4 bei 37°C Waschpuffer 50 mM NaH2PO4 300 mM NaCl 10 mM Imidazol in H2O, pH 8,0 2.1.2. Chemikalien und Materialien 40% Acrylamid/Bisacrylamid Solution, Bio-Rad Laboratories GmbH 29:1 (3,3%) Amphotericin B Bristol-Myers Squibb APS (Ammoniumpersulfat) Carl Roth GmbH & Co BioSafe Comassie G250 Stain Färbelösung Bio-Rad Laboratories GmbH BSA (bovines Serum- Albumin) Sigma Aldrich Chemie GmbH Colloidal Gold Total Protein Stain Bio-Rad Laboratories GmbH Cyprofloxacin Bayer AG DTPA (Fluka 32318) Sigma Aldrich Chemie GmbH ECL- Western blotting detection reagent Amersham Biosciences UK limited Enhancement Solution Perkin Elmer Europium Chlorid (Fluka 46130) Honeywell Riedel-de Häen FACS- Flow Becton-Dickinson FCS (fetal calf serum, fetales Kälberserum) PAA Laboratories GmbH Ficoll Isopaque Lösung Amersham Biosciences UK limited Gel- Filtration Standard Bio-Rad Laboratories GmbH Hyaluronidase Sigma Aldrich Chemie GmbH Hydrokortison Panpharma Insulin Sigma Aldrich Chemie GmbH Kollagenase I Sigma Aldrich Chemie GmbH LipofectAmine2000 Invitrogen Corporation Matrigel BD Biosciences Ni- NTA- Superflow Qiagen 18 NK Cell Isolation Kit II Miltenyi Biotec Roti- Block- Lösung Carl Roth GmbH & Co Opti-MemI Invitrogen Corporation Refobacin Merck Pharma GMBH Rekombinantes humanes IFN BD Biosciences Rekombinantes humanes TNF BD Biosciences RPMI 1640- Medium PAA Laboratories GmbH SDS Merck KGaA SDS-PAGE Protein Standard Bio-Rad Laboratories GmbH SDS-PAGE-Puffer Bio-Rad Laboratories GmbH Sodiumselenit Sigma Aldrich Chemie GmbH Substrate Solution BD Biosciences TEMED Sigma- Aldrich Chemie GmbH Transferrin Sigma Aldrich Chemie GmbH Tris HCl Sigma- Aldrich Chemie GmbH Triton X-100 Sigma- Aldrich Chemie GmbH Trypanblau- Lösung Sigma- Aldrich Chemie GmbH Tween- 20 Bio- Rad Laboratories GmbH Vancomycin Ratiopharm GmbH 2.1.3. Zelllinien und Mäuse MCF7 Humane Mamma Adenokarzinom- Zelllinie, stabil mit PSMA transfiziert LNCaP Humane Prostatakarzinom- Zelllinie, PSMA positiv LS174T Humane kolorektale Adenokarzinom- Zelllinie NK- Zellen MACS aus Patientenblut isoliert PC3 Humane Prostatakarzinom- Zelllinie, PSMA negativ 293T / HEK 293 Humane embryonale Nierenkarzinom- Zelllinie SCID Charles & River Laboratories NUDE Charles & River Laboratories 19 2.1.4. Geräte Brutschränke Heraeus Cellstrainer BD Biosciences FACS- Cytofluorometer FACSCalibur Becton-Dickinson FACS- Röhrchen Becton-Dickinson GelAirDryer Bio-Rad Laboratories GmbH Easyjet Pulsgerät Peqlab ELISA Reader Molecular Devices Elektrophorese- und Blotapparatur Bio-Rad Laboratories GmbH Europium Reader: 1232 Delfia Fluorometer Pharmacia Küvetten 300 µl Amaxa Biosystems Leukosep Röhrchen Greiner bio-one GmbH Magnetic Cell Sorter Miltenyi Biotec Mikroskop Zeiss Pipetten verschieden Volumens Eppendorf Spritzen- Filter 45 µm, 25mm Durchmesser Sartorius Stedim Biotech S.A. Tischzentrifuge Eppendorf VarioMACS Miltenyi Biotec Zellkulturflaschen Life Technologies GmbH Zellulose- Membran 30.000 MWCO Sartorius Stedim Biotech S.A. Zentrifuge Heraeus Zentrifugen- Röhrchen (50ml) Labcon 24- Loch- Kulturplatte Life Technologies GmbH 96- Loch- Mikrotiter- Platte Life Technologies GmbH 2.1.5. Antikörper Anti-CD16 mAb Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland Anti-CD56 mAb Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland Anti-NKG2D mAb Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland Anti-CD138 mAb Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland Anti-NKG2D Ig FITC Clone 1D11, Becton Dickinson GmbH, Heidelberg, Deutschland Anti-Penta-His mAb Qiagen, Hilden, Deutschland 20 Anti-CD3 mAb BD Biosciences Goat-anti mouse Ig FITC BD Biosciences IL2R-Fc BD Biosciences ULBP2-PSMA+15 Labor für Immuntherapie, Uniklinik zu Köln ULBP2-PSMA+5 Labor für Immuntherapie, Uniklinik zu Köln ULBP2-PSMA+2 Labor für Immuntherapie, Uniklinik zu Köln ULBP2-IleZip- Labor für Immuntherapie, Uniklinik zu Köln PSMA+15 ULBP2-BB4 Labor für Immuntherapie, Uniklinik zu Köln BB4-scfv Labor für Immuntherapie, Uniklinik zu Köln Anti- human IFN BD Biosciences Anti- human TNF BD Biosciences Streptavidin- horseradish BD Biosciences peroxidase conjugate 2.1.6. Software Graph Pad Prism 5 Graph Pad, USA Excel (Office 2003) Microsoft, USA 21 2.2. Methoden 2.2.1. Zellkulturen Die Zielzellen wurden bei 37°C, einem CO2- Gehalt von 5% und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100% in mit 10% FCS angereichertem RPMI-1640 Medium kultiviert. NK- Zellen erhielten zusätzlich 10U/ml rekombinantes humanes IL2. Mindestens dreimal pro Woche wurden die Zellen in neues Medium überführt, bei zu dichtem Wachstum ausgedünnt. Im Vorfeld von Versuchen wurde versucht, die Zellen in einer immer ähnlichen, nicht zu großen Dichte zu halten. Zur Vitalitätskontrolle wurde die Trypanblau- Methode angewendet. Hierbei wurden 10 µl der Zellsuspension in 10 µl Trypanblau gemischt und anschließend die lebenden Zellen unter dem Mikroskop in einer Neubauer- Zählkammer ausgezählt. Dabei wurde die Anzahl der Zellen in zwei schräg gegenüber liegenden Quadraten addiert und die Summe mit 104 multipliziert, um die Zellzahl pro Milliliter zu erhalten. 2.2.2. Herstellung der Expressionsplasmide ULBP2-PSMAx Die Klonierung von ULBP2 wurde bereits vorher beschrieben [138]. Die Klonierung der Expressionsplasmide ist nicht Bestandteil dieser Arbeit, wird aber vollständigkeitshalber aufgeführt. Das anti- PSMA ScFv wurde von einer Maus Hybrid-Myelom-Zelle, die den antiPSMA mAb produziert, hergeleitet (G. Fracasso, Abteilung für Pathologie, Universität zu Verona, Italien). Die ScFv VH und VL Region wurde individuell mit Hilfe der Polymerase Kettenreaktion (PCR) amplifiziert und mittels „splicing-by-overlap-extension“ PCR ligiert. Der Standard 15mer (Glyzin4-Serin)3- Linker wurde entweder durch einen 5mer (Glyzin4Serin)- Linker oder einen kurzen 2mer Glyzin-Serin- Linker ersetzt. Die Restrikton des gesamten ScFv erfolgte mit SfiI und NotI und das Produkt wurde in die entsprechende Lokalisation des ULBP-pMS Expressionsvektors kloniert [108, 124]. Die resultierenden rekombinanten Konstrukte pMS-ULBP2-PSMA+15, pMS-ULBP2-PSMA+5 und pMSULBP2-PSMA+2 enthalten das humane Ig kappa Leichtketten Signalpeptid am 5’ Ende und ein 6xHis-tag Epitop am 3’ Ende des anti- PSMA ScFv. Für die Generierung des ULBP2Isoleuzin-Zipper-PSMA+15 (ULBP2-IleZip-PSMA+15) Konstruktes wurde das 32 Aminosäuren große Isoleuzin mittels „splicing-by-overlap-extension“ PCR amplifiziert [58, 59]. Folgende Primerpaare wurden benutzt: (IleZip-fwd: 5’- atgaaaggtattgaggacaagATCGAGGAAATACTCTCCAAGATATATCATATTGAG-3’, IleZip-rev: 5’22 cgttccccgatcagcttcTTAATTCGAGCAATCTCGTTCTCAATATGATATATC-3’). Das Zipperpeptid wurde nach einem Restriktionsverdau downstream des ULBP2 und upstream des gesamten PSMA- ScFv in einem zweistufigen Ligations- and Amplifizierungsprozess eingefügt und anschließend zu dem ULBP2-IleZip-PSMA+15 kloniert, wie oben beschrieben. 2.2.3. Transfektion von 293T- Zellen mit den Plasmiden ULBP2PSMAx, ULBP2-BB4 und BB4 293T- Zellen wurden mit 6 verschiedenen Konstrukten transfiziert: - ULBP2-PSMA+15 - ULBP2-PSMA+5 - ULBP2-PSMA+2 - ULBP2-IleZip-PSMA+15 - ULBP2-BB4 - BB4 Methode: 1. 2x105 Zellen/ Loch in einer 24-well Platte aussähen und über Nacht kultivieren. Vor der Transfektion sollen die adhärenten Zellen zu 90-95 % konfluieren. 2. DNA (0,8 µg/ 50 µl OptiMemI) und Lipofectamine (2 µl/ 48 µl OptiMemI) getrennt für 5 min inkubieren. 3. DNA- und Lipofectamine- Lösung vermengen und 30 min inkubieren. 4. 400 µl OptiMemI zu den Zellen vorlegen und das DNA- Lipofectamine Gemisch zugeben und bei 37°C für 24-48 h inkubieren. 5. Nach 24-48 h Kontrolle der Transfektion unter dem Fluoreszenzmikroskop anhand des pCS-CMV-GFP im pc3.1 Ansatz. 2.2.4. Protein Konzentrierung Die Konzentrierung der Immunoliganden im Zellüberstand erfolgte durch Einengung über eine regenerierte Zellulose- Membran. Methode: 1. Zellüberstand zwei Minuten mit 2000 U/min zentrifugieren. 2. Überstand mit 45 µm Filter filtrieren. 23 3. 30.000 MWCO Zellulose- Membran zuerst mit H2O, dann mit PBS spülen; je 15 Minuten. 4. Die Anlage bei 2-4 bar N2 laufen lassen. Die Membran darf dabei nicht trocken laufen. 5. Zellüberstand bis auf 3-4% des Ausgangsvolumens einengen. 2.2.5. Protein Aufreinigung Die Proteinaufreinigung basierte auf der Immobilisierten- Metall- Affinitäts- Chromatographie (IMAC). Die Methode nutzt die ladungsbedingte Affinität von HistidinClustern (His-Tag) in Proteinen zu Ni2+- Ionen [105]. Mittels Ni-NTA Superflow- Beads können die Immunoliganden durch ihr His-Tag an immobilisierte Ni2+- Ionen gebunden werden [30]. Die Elution der Proteine erfolgt mit Imidazol, das mit Histidin um die Bindungsstellen kompetiert. Methode: 1. 300 µl Ni- NTA- Superflow wird zwei Mal mit 1 ml PBS gewaschen und 1 Minute bei 2000 U/min zentrifugiert. Der Überstand wird verworfen. 2. Zum eingeengten Zellüberstand wird 4-fach Inkubationspuffer (1/4 der Gesamtmenge) und der Ni- NTA Superflow dazugegeben und drei Stunden bei 4°C unter Rühren inkubiert. 3. Der Zellüberstand wird fünf Minuten bei 2000 U/min zentrifugiert, der Überstand verworfen. 4. Die Beads werden drei Mal mit Waschpuffer gewaschen, fünf Minuten bei 2000 U/min zentrifugiert und der Überstand verworfen. 5. Zu den Beads werden 500 µl Eluationspuffer gegeben und einige Minuten geschwenkt. 6. Anschließend wird 1 Minute bei 2000 U/min zentrifugiert und der Überstand abgenommen. 7. Die Schritte 5. & 6. werden zwei weitere Male wiederholt. Der aufgereinigte Immunoligand wurde anschließend gegen PBS, bis zu einer ImidazolKonzentration von ≤ 1:1x109 mM, dialysiert, da Imidazol auf Zellen toxisch wirkt. Die Proteinkonzentration wurde mit Hilfe des Bradford- Verfahrens bestimmt und die Reinheit der Konstrukte mit der SDS-PAGE überprüft. 24 2.2.6. SDS- Polyacrylamid- Gelelektrophorese (SDS-PAGE) Das Molekulargewicht der Immunoliganden in den Eluaten wurde aus der SDS-PAGE ermittelt. Die Durchführung erfolgte in einem diskontinuierlichem Puffersystem. Zur Molekulargewichtsbestimmung wurde eine kommerzielle SDS- PAGE- Markermischung verwendet. Methode: 1. Proben im Verhältnis 1:1 mit Ladungspuffer vermischen und bei 95°C fünf Minuten inkubieren. 2. Die Proben in die Taschen des Gels füllen und bei konstanter Spannung von 175 mV 45 min bei Raumtemperatur laufen lassen. Im Anschluss an die Elektrophorese wurden die Gele entweder gefärbt (siehe 2.2.7) oder dem Western Blotting (siehe 2.2.8) unterzogen. 2.2.7. Färbung der SDS- PAGE- Gele 1. Das Gel drei Mal fünf Minuten in H2O wässern. 2. Anschließend eine Stunde in Comassie Stain Färbelösung schwenkend inkubieren. 3. Das Gel zwei Mal 20 min in H2O wässern. 4. Zwei Zelophanfolien in 10%ige Glycerollösung ca. 30 min einlegen. Gele vorsichtig in Zelophan einschweißen und im GelAirDryer zur besseren Lagerung trocknen lassen. 2.2.8. Western Blotting Zum spezifischen Nachweis der Immunoliganden wurden die Proteine im Western Blotting mittels Antikörpern auf einer Nitrozellulosemembran nachgewiesen. Methode: 1. Die Nitrozellulosemembran blasenfrei auf SDS- Gel, in dem die Proteine aufgetrennt wurden, transferieren, in Sandwich- Technik mit Whatmanpapier und Schwämmchen abdecken. 2. Unter Wasserkühlung 1,2 Stunden bei konstantem Strom (250 mA) blotten lassen. 25 3. Die Nitrozellulosemembran zwei Mal fünf Minuten in Blot- Waschpuffer schwenken. 4. Anschließend die Membran auf dem Schüttler für mindestens eine Stunde mit Roti- Blockierlösung absättigen. 5. Dann drei Mal zehn Minuten mit Blot- Waschpuffer waschen. 6. Eine Stunde in Anti- Penta- His Ak- Lösung schwenkend inkubieren lassen. 7. Danach drei Mal zehn Minuten mit Blot- Waschpuffer waschen. 8. Die Membran eine Stunde in Donkey- Anti- Maus- Pod Ak- Lösung schwenken lassen. 9. Dann drei Mal zehn Minuten mit Blot- Waschpuffer waschen. 10. Anschließend eine Minute in ECL- Lösung inkubieren. 11. Röntgenfilm entsprechend der Strahlung zehn Sekunden bis fünf Minuten mit der Zellulosemembran belichten 12. Membran eine Stunde in Gold- Waschpuffer schwenken. 13. Einige Minuten in Goldfärbelösung inkubieren und Membran trocknen lassen. Das Gesamtproteinbild der Goldfärbung lässt sich mit den durch Antikörper spezifisch markierten Banden des Western Blots vergleichen und qualitativ analysieren. 2.2.9. Analytische Gelfiltration Die Analytische Gelfiltration diente zur Untersuchung der Reinheit der Konstrukte und der Bestimmung des scheinbaren Molekulargewichtes. Für die Durchführung der Gelfiltration wurde eine Superdex- 200 Säule verwendet. Die Säule wurde an die FPLC angeschlossen, und solange mit Waschpuffer äquilibriert, bis eine stabile Basislinie vorlag. Die Flussrate wurde auf 1 ml/min gesetzt. Die Proteine wurden über eine 200 µl-Schleife injiziert und auf die Säule aufgetragen. Die Detektion erfolgte mit einem UV/vis-Monitor und die Absorption wurde bei 280 nm gemessen und aufgezeichnet. Das System wurde mit dem Gel- FiltrationsStandard kalibriert. Die Proteinmarker haben eine bekannte molare Masse und werden nach Größe absteigend zeitlich eluiert. Mit Hilfe des erzeugten Diagrammes können die eluierten Konstrukte auf ihre molekulare Größe geschätzt werden. Methode: 1. System mit Waschpuffer spülen bis sich eine stabile Basislinie einstellt; Flussrate 1ml/min. 2. Proteinstandard in System injizieren, mit Elutionspuffer spülen (Flussrate 26 1ml/min) und Elutionskurve aufzeichnen. 3. Schritt 1. wiederholen. 4. Immunoligand in das System injizieren, mit Elutionspuffer spülen (Flussrate 1ml/min) und Elutionskurve aufzeichnen. 2.2.10. Enzyme linked immunoabsorbent assay (ELISA) Um die Bindung zwischen den Immunoliganden und dem NKG2D- Rezeptor nachzuweisen wurde ein ELISA durchgeführt. Methode: 1. NKG2D- Fc (100µg/ml) und IL2R- Fc (50 µg/ml) werden über Nacht auf eine Maxi- Sorb Platte gecoatet. 2. Anschließend wird die Platte mit 5% BSA für 1 Stunde blockiert. 3. ULBP2-BB4 (5 µg), die PSMA- Immunoliganden (je 5 µg) und GFP werden für eine Stunde hinzugefügt. 4. Dreimaliges Waschen mit ≥ 300 µl Waschpuffer. 5. Hinzugabe von 100 µl anti- penta- His Antikörper und Inkubation für eine Stunde. 6. Dreimaliges Waschen mit ≥ 300 µl Waschpuffer. 7. Detektion mit 100 µl sekundärem Alkalinphosphatase anti- Maus- Antikörper für 1 Stunde. 8. Zugabe von 100 µl Substrate Solution / well. Inkubation der Platte für 15 Minuten im Dunkeln bei Raumtemperatur. 9. Stoppen der Entwicklung durch Hinzugabe von 50 µl Stop Solution / well. 10. Messung der Intensität mit einem ELISA- Reader bei 450 nm innerhalb von 30 Minuten nach Abstoppen der Entwicklungsphase. 2.2.11. Durchflusszytometrie (fluorescence activated cell sorting, FACS) In der Durchflusszytometrie wird die Immunfluoreszenz von Einzelzellen mit einem Antikörper gemessen, an dem ein fluoreszierender Farbstoff gekoppelt ist. Die Antikörper waren entweder direkt mit einem fluoreszierenden Farbstoff (Fluorescin Isozyanat, FITC) gekoppelt (primärer Antikörper), nach der ersten Inkubation erfolgte eine zweite, gegebenenfalls auch eine dritte Inkubation der Zellen mit einem FITC- markierten goat- anti27 mouse Ig (sekundärer Antikörper) gegen den ersten Antikörper bei 4°C. Prinzipiell kann so jedes Oberflächenantigen einer Zelle markiert werden. Dabei fließen die Zellen einzeln durch einen fokussierten Lichtstrahl und erzeugen durch die farbstoffmarkierten Antigene Signale, indem diese das Licht streuen oder Fluoreszenz emittieren. Die Signale werden in einem Zytometer gemessen und an eine angeschlossene Computereinheit weitergegeben. Die Datenausgabe kann einerseits numerisch in Form von statistischen Messgrößen (Mittelwert, Median, etc.), andererseits in graphischer Form als Histogramm oder Punktewolke erfolgen. Zur Akquirierung und Analyse der Daten wurde das Programm Cellquest Pro (Becton Dickinson) verwendet. Für Kompetitionsansätze wurde mit der zehnfachen Menge des Antikörpers inkubiert, um Bindungen über den blockierten Rezeptor ausschließen zu können. Die markierten Zellen wurden mit Hilfe der Durchflusszytometrie untersucht. Methode: 1x105 Zellen (in 100-200 µl Medium) in FACS- Röhrchen vorlegen: 1. Zellen zweimal zum Waschen in Natriumazid- Puffer suspendieren und zwei Minuten bei 300g oder 2000U/min zentrifugieren. Überstand verwerfen und Zellpellet kurz vortexen. 2. 10 µl der primären Antikörper- Lösung hinzupipettieren und 20 Minuten auf Eis inkubieren. Antikörperverdünnungen werden vorher angesetzt. 3. Danach die Zellen zwei Mal in Natriumazid- Puffer suspendieren, abzentrifugieren und den Überstand verwerfen. 4. Schritt 2. & 3. wiederholen, wenn Zwischeninkubationen erforderlich sind, wie z. B. bei der Darstellung der ULBP2-PSMAx Konstrukte mithilfe von AntiPenta-His Antikörper und Goat- Anti Mouse Ig FITC. 5. Zellen mit einer sättigenden Menge (2µl) sekundärem Antikörper mischen und 20 Minuten im Dunkeln auf Eis inkubieren. 6. Erneut die Zellen im Natriumazid- Puffer suspendieren, zentrifugieren und den Überstand verwerfen. 7. Zellen in 500 µl Puffer aufnehmen und bis zur Messung vor Licht schützen. 8. Pro Ansatz 2500 lebende Zellen im FACSCalibur (Becton Dickinson, Franklin Lakes, NJ) messen. Kontrollen pro Messung: Eichansatz (nur Zellen), Negativkontrollansatz (Zellen & Antikörper), Positivkontrollansatz (Zellen & Kontrollsubstrat & Antikörper). 28 2.2.12. Separation mononukleärer Zellen (MNZ) mittels Dichtegradienten- Zentrifugation Um NK- Zellen für funktionelle Untersuchungen zur Charakterisierung der Immunoliganden zu isolieren, wurden zunächst MNZ aus Buffy Coats von gesunden Blutspendern gewonnen. Methode: 1. 15 ml Ficoll Isopaque Lösung in 4 x 60 ml Leukosep- Röhrchen vorlegen. 2. 1 Minute bei 2000 U/min und Raumtemperatur zentrifugieren, das Ficoll Isopaque befindet sich danach unterhalb der Filterscheibe. 3. Defibriniertes oder mit einem Gerinnungshemmer versehenes Blut (Buffy Coat enthält 60 ml Blut) im Verhältnis 1:2 mit NaCl verdünnen und je 30 ml auf vier Röhrchen vorsichtig verteilen. 4. 20 Minuten bei 2000 U/min und Raumtemperatur zentrifugieren. 5. Nach dem Zentrifugieren ergibt sich von oben nach unten folgende Schichtung: Plasma / MNZ / Ficoll / Isopaque / Filterscheibe / Ficoll- Isopaque / Erythrozyten. Den Hauptanteil an Plasma abpippetieren und verwerfen. 6. Die MNZ können unter Zuhilfenahme einer Pipette aus dem Röhrchen transferiert werden. 7. MNZ durch vorsichtiges Ansaugen mit einer Pipette 10 ml NaCl resuspendieren. 10 min bei 1500 U/min und Raumtemperatur zentrifugieren. 8. Schritt 7. zwei Male wiederholen. 2.2.13. Magnetische Zelltrennung (magnetic cell sorting) Bei der negativen Selektion werden humane NK- Zellen durch Aussortieren der übrigen peripheren Blutzellen (z.B. T- Zellen, B- Zellen, Dendritische Zellen, Monozyten, Granulozyten) isoliert. Nicht- NK- Zellen werden zur primären Markierung mit einem Cocktail Biotin- konjugierter monoklonaler Antikörper indirekt magnetisch gekennzeichnet. Sekundär erfolgt eine Kopplung an Anti- Biotin monoklonale Antikörper, welche an sogenannte MicroBeads gebunden sind. Über die MicroBeads werden die Nicht- NK- Zellen über ein Magnetfeld an der MACS- Säule festgehalten. Die unmarkierten NK- Zellen können ungehindert passieren. Die Auftrennung erfolgte mittels NK- cell Isolation Kit II. Die Biotin- konjugierten Antikörper richten sich gegen CD3, CD4, CD14, CD15, CD19, CD36, CD123 und gegen 29 Glykophorin A. Mit dem magnetischen Labelling kann ein sehr hoher Reinheitsgrad der NKZellen erreicht werden. Die Gewinnung der NK- Zellen war Voraussetzung für die Erhebung der Aktivität der Immunoliganden in Cytokine release assays und in Europium release assays. Methode: 1. Zellzahl bestimmen. Bei den Ansätzen wurden 5x107 bis 1x108 Zellen eingesetzt. 2. Zellsuspension bei 1500 U/min für 10 min zentrifugieren. Überstand vollständig abnehmen. 3. Zellpellet in 40 µl MACS- Puffer je 107 Zellen resuspendieren. 4. 10 µl Biotin- Antikörper- Cocktail je 107 Zellen hinzufügen. 5. Gut mischen und für 10 min bei 4-8°C inkubieren. 6. 30 µl MACS- Puffer je 107 Zellen hinzugeben. 7. 20 µl Anti- Biotin MicroBeads je 107 Zellen hinzupipettieren. 8. Gut mischen und für weitere 15 min bei 4-8°C inkubieren. 9. Zellen mit der zehn bis zwanzigfachen Menge MACS- Puffer waschen und bei 1500 U/min für 10 Minuten zentrifugieren. Den Überstand vollständig entfernen. 10. Bis zu 108 Zellen in 500 µl MACS- Puffer resuspendieren. 11. Durchführen der magnetischen Seperation am Magnetic Cell Sorter. 12. Aufgereinigte NK- Zellen bei 1500 U/min für 10 min zentrifugieren und Zellpellet in RPMI1640 Medium, versetzt mit 10 U/ml IL2, resuspendieren. 13. 1x106 NK- Zellen je ml und well in eine 12-well Platte setzen. 5-10 % der eingesetzten PBLs ergaben sich als reiner NK- Zell output. Die Stimulation der NK- Zellen erfolgte für die Cytokine release assays und Europium release assays mit 10U/ml IL2 über Nacht. Die NK- Zellen wurden am Folgetag für weitere Experimente verwendet, nachdem sie anhand ihrer Marker CD16, CD56 durchflusszytometrisch identifiziert und die NKG2D- Rezeptor Positivität bestätigt wurde. 2.2.14. Cytokine Release Assay mittels ELISA Nach Inkubation von NK- Zellen mit den Immunoliganden wurde in den Überständen die Menge an sezernierten IFNγ und TNFα mittels ELISA bestimmt. Für die Zytokinmessungen von IFNγ und TNFα wurden kommerziell erhältliche ELISA Kits verwendet. 30 Methode: 1. 100 µl Konstrukt / well (1 µg/ml verdünnt in Standard Bikarbonat Puffer) über Nacht bei 4°C auf eine Maxisorb- Platte coaten. 2. 5x104 NK- Zellen / 200 µl Medium / gecoatetes well hinzugeben. Im zweiten, löslichen Ansatz, werden 100 µl Konstrukt / well (1 µg/ml verdünnt in Medium) und 5x104 NK- Zellen / 100 µl Medium / well gleichzeitig auf eine 96-well Platte gegeben und beide Platten 48 Stunden im Brutschrank bei 37°C inkubiert. Als Kontrollen dienen NK- Zellen alleine und das BB4-ScFv. 3. Die ELISA- Microtestplatte wird mit 100 µl Capture Antikörper 1:250 verdünnt mit Coating Puffer / well über Nacht bei 4°C inkubiert. 4. Die ELISA- Platte wird drei Mal mit ≥ 300 µl Waschpuffer gewaschen. 5. Anschließend wird die ELISA- Platte mit ≥ 200 µl Assay Diluent für eine Stunde bei Raumtemperatur blockiert. 6. Schritt 4. wiederholen. 7. Die beiden Platten mit gecoatetem und löslichem Konstrukt werden bei 1500 U/min fünf Minuten zentrifugiert und die Proben, verdünnt in Assay Diluent, in Triplikaten in die ELISA- Platte pipettiert. Für die Ermittlung einer Standardkurve wird eine Verdünnungsreihe des jeweiligen Zytokinstandards als 8-fache Bestimmung aufgetragen. Die Platte wird zwei Stunden bei Raumtemperatur inkubiert. 8. Schritt 4. wiederholen, aber mit fünf Waschgängen. 9. 100 µl Working Detector (Detection Antikörper + Sav- HRP 1:250 verdünnt in Assay Diluent) hinzugeben / well und eine Stunde bei Raumtemperatur inkubieren. 10. Schritt 4. wiederholen, aber mit sieben Waschgängen. 11. Zugabe von 100 µl der Substrate Solution / well. Inkubation der Platte für 15 Minuten im Dunkeln bei Raumtemperatur. 12. Stoppen der Entwicklung durch Hinzugabe von 50 µl Stop Solution / well. 13. Messung der Intensität mit einem ELISA- Reader bei 450 nm innerhalb von 30 Minuten nach Abstoppen der Entwicklungsphase. Die Zytokinmengen wurden jeweils in pg/ml angegeben und die Ergebnisse mit ± Standardabweichung angezeigt. 31 2.2.15. Cr51 Europium Release Assay Nach Elektroporation der MCF7- und LNCaP- Targetzellen kann deren Lyse über die freiwerdende Menge an Europiumchlorid im Europium Reader quantitativ bestimmt werden. Die Lyse erfolgt durch Spender NK- Zellen als Effektorzellen, die aus Buffy Coats gewonnen wurden. Unter Einsatz der unterschiedlichen Immunoliganden soll deren Wirkung auf eine verbesserte Lyse untersucht werden. Methode: 1. Zellen zwei Mal in sterilem PBS waschen, 10ml PBS, 5 min bei 1100 U/min. Am Tage zuvor Mediumwechsel. 2. Einstellen auf 3x106/ml Zellen und Aufnehmen in Labelling Puffer. 3. In 300 µl Küvetten umpipettieren und auf Eis lagern. 4. Elektroporation mit 200 V und 1500 µF durchführen (Pulsdauer < 10 ms) 5. Umschichtung auf vorgewärmtes RPMI 1640 + 20% hitzeinaktiviertes FCS im 50 ml Röhrchen. 6. Fünf Minuten bei 1500 U/min zentrifugieren und auf 15 ml FCS umschichten. 7. Schritt 6. zwei Mal wiederholen. 8. Zellen in 1 ml RPMI + 10% FCS aufnehmen und einstellen auf 5x103 / 50 µl. 9. Effektorzellen (NK- Zellen oder PBLs) auf 5x105 einstellen (je nach Ansatz unterschiedlich). 10. 96- well Rundbodenplatte vorbereiten, leere Wells mit 100 µl RPMI 1640 vorlegen. Spontanrelease: 100 µl gepulste Zellen + 100 µl Medium Maximumrelease: 100 µl gepulste Zellen + 100 µl 1% Triton X-100 Es werden jeweils Tripplets angelegt und eine Platte mit verschiedenen Effektor- / Target- Ratios angesetzt. Die Konstrukte werden in einer Konzentration von 10 µg/ml benutzt. Proben: 10:1 E/T 100 µl E (5x104) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Medium 100 µl E (5x104) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Konstrukt 5:1 E/T 100 µl E (2,5x104) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Medium 100 µl E (2,5x104) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Konstrukt 2,5:1 E/T 100 µl E (1,25x104) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Medium 100 µl E (1,25x104) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Konstrukt 1,2:1 E/T 100 µl E (6x103) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Medium 32 100 µl E (6x103) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Konstrukt 0,6:1 E/T 100 µl E (3x103) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Medium 100 µl E (3x103) + 50 µl T (5x103)+ 50 µl Konstrukt 11. Platte fünf Minuten mit 1500 U/min zentrifugieren. 12. Flachbodenplatte mit 200 µl Enhancementsolution vorlegen. 13. 20 µl Überstand aus Spontan- und Maximumrelease Tripletts auf Flachbodenplatte transferieren; Platte vor Licht schützen. 14. Rundbodenplatte für fünf Stunden bei 37°C im Brutschrank inkubieren. 15. Platte fünf Minuten mit 1500 U/min zentrifugieren. 16. 20 µl Überstand aus Wells entnehmen und auf Flachbodenplatte transferieren. 17. Messung im Europium Reader. Berechnung der Lyserate in %: (Mittelwert der experimentellen Lyse bei E/T x:x – Spontrelease) x 100/ (Maximumrelease – Spontanrelease). Der Spontanrelease lag unterhalb 25 % des Maximumrelease. Die Ergebnisse des Zytotoxizitätsassays werden mit ± Standardabweichung angezeigt. 2.2.16. Xenograft Modell am Kolon- Adenokarzinom mit ULBP2-BB4 CD1 Nude- Mäuse haben eine spontane Deletion im FOXN1-Gen, was bewirkt, dass sie keinen Thymus besitzen. Eine Reifung von Thymozyten zu T- Lymphozyten kann nicht stattfinden. Sie haben ein stark eingeschränktes Immunsystem, was sie zu einem idealen Wirt für humane Malignome macht. Da die Tiere anfällig für Infektionen sind, wurden sie unter sterilen Bedingungen gehalten und mit autoklaviertem Futter und Wasser versorgt. Am Vortag wurden LS174T- Zellen in neues Medium resuspendiert, um ein exponentielles Wachstum zu erreichen. Am Versuchsbeginn (Tag 0) wurden 2,5x107 Zellen / ml in steriles PBS aufgenommen und je 200 µl Zellsuspension subkutan in die rechte Flanke von insgesamt 16 Tieren injiziert. Am Tag 1 erhielten PBL Kontrollgruppe und Therapiegruppe 5x106 unstimulierte PBLs, frisch aus Buffy Coats gesunder Spender gewonnen. Am Tag 1 und 10 erhielten alle Gruppen nach Schema ihre Injektionen. Diese erfolgten alle intraperitoneal. Das Tumorwachstum in allen Gruppen betrug 100%. - PBS Kontrollgruppe: 200 µl PBS - ULBP2-BB4 Kontrollgruppe: 50 µg ULBP2-BB4 in 200 µl PBS 33 - PBL Kontrollgruppe: 5x106 PBLs (nur Tag 1) in 200 µl PBS - Therapiegruppe: 50 µg ULBP2-BB4 in 100 µl PBS & 5x106 PBLs (nur Tag 1) in 100 µl PBS Das Tumorwachstum wurde alle 3-5 Tage kontrolliert und nach der Formel Länge x Breite x Höhe/2 (mm3) bestimmt. Am Tag 42 wurden die Tumoren letztmalig vermessen, die Tiere getötet und das mediane Tumorvolumen der vier Mäuse in jeder Gruppe bestimmt. 2.2.17. Transplantat Modell am humanem primären Kolon- Karzinom mit ULBP2-BB4 Primäres humanes Kolon- Karzinom Material wurde in 27mm3 Würfel zerkleinert und vier Stunden in RPMI-1640 Medium mit 0.3 IU/mL Insulin, 2 µg/mL Transferrin, 1 µg/mL Hydrokortison, 5nM Sodiumselenit, 100 µg/mL Vancomycin, 40 µg/mL Refobacin, 4 µg/mL Ciprofloxacin und 2.5 µg/mL Amphotericin B kultiviert. Währenddessen wurde ein Teil des Materials mit 50 IU/mL Kollagenase I und 200 IU/mL Hyaluronidase in Tesca Puffer zwei Stunden bei 37°C verdaut, die Zellen mit einem Cellstrainer vereinzelt und auf ihre CD138 Expression mittels Durchflusszytometrie untersucht. Bei CD138 Postivität wurden die KolonKarzinom Würfel in NaCl resuspendiert und in die rechte Flanke von fünf CD1- Nude Mäusen subkutan implantiert. In den folgenden Wochen wurden die Tiere alle drei Tage auf Krankheitszeichen und ein beginnendes Tumorwachstum untersucht. Etwa 30 Tage nach Implantation war ein Tumorwachstum zu verzeichnen (Tag 0) und die Therapie ab einer Tumorgröße von ca. 50 mm3 begonnen (Tag 12). Alle fünf Tiere erhielten 5x106 PBLs vom gleichen Spender am Tag 12. Vier der fünf Mäuse erhielten darüber hinaus drei Mal ULBP2BB4. Alle Injektionen erfolgten intraperitoneal. - PBL Kontrollmaus: 5x106 PBLs in 200 µl PBS (Tag 12) - Therapiegruppe: 5x106 PBLs in 200 µl PBS (Tag 12) 50 µg ULBP2-BB4 in 200 µl PBS (Tag 13, 17, 21) Das Tumorwachstum wurde alle 2-3 Tage kontrolliert und nach der Formel Länge x Breite x Höhe/2 (mm3) bestimmt. Am Tag 40 wurden die Tumoren letztmalig vermessen, die Tiere getötet und das Tumorvolumen der fünf Mäuse bestimmt. 34 2.2.18. Xenograft Modell am Prostata- Karzinom mit ULBP2- PSMA+2 SCID- Mäuse leiden an einem genetischen Defekt der T- und B- Zellreihen und eignen sich daher auch für die Inokulation von Tumoren. Darüber hinaus haben SCID- Mäuse im Vergleich zu CD1- Nude Mäusen keine eigenen NK- Zellen. Da SCID- Mäuse genauso anfällig für Infektionen sind, wurden sie unter sterilen Bedingungen gehalten und mit autoklaviertem Futter und Wasser versorgt. LNCaP- Zellen wurden am Vortag in neues Medium resuspendiert und zu Versuchsbeginn in steriles PBS überführt. 5x106 Zellen / 100 µl wurden mit je 100 µl Matrigel vermischt und jedem der 38 Tiere subkutan in die rechte Flanke injiziert. In den folgenden Wochen wurden die Tiere alle 3 Tage auf Krankheitszeichen und ein beginnendes Tumorwachstum untersucht. 14-21 Tage nach Tumorzell- Inokulation entwickelten 31 von 38 Tieren einen palpablen Tumor. Diese 31 Tiere wurden in fünf Gruppen mit je 5-7 Tieren randomisiert (Tag 0). - PBS Kontrollgruppe: 200 µl PBS - ULBP2-PSMA+2 Kontrollgruppe: 50 µg ULBP2-PSMA+2 in 200 µl PBS - PBL Kontrollgruppe: 5x106 PBLs in 200 µl PBS (Tag 1, 4, 8) - BB4-scfv & PBL Kontrollgruppe: 25 µg BB4 & 5x106 PBLs (Tag 1, 4, 8) in 200 µl PBS - Therapiegruppe: 50 µg ULBP2-PSMA+2 in 100 µl PBS & 5x106 PBLs in 100 µl PBS (Tag 1, 4, 8) Am Tag 1, 4 und 8 erhielten PBL-, BB4-ScFv & PBL- Kontrollgruppe und die Therapiegruppe 5x106 PBLs vom gleichen Spender. Die PBLs wurden über den Zeitraum von 8 Tagen in RPMI 1640 Medium im Brutschrank kultiviert. An den Tagen 1, 4, 8, 12, 15 und 18 erhielten alle Gruppen nach Schema ihre Injektionen. Diese erfolgten alle intraperitoneal. Das Tumorwachstum wurde alle 3-5 Tage kontrolliert und nach der Formel Länge x Breite x Höhe/2 (mm3) bestimmt. Am Tag 19 wurden die Tumoren letztmalig vermessen, die Tiere getötet und das mediane Tumorvolumen der Mäuse in jeder Gruppe bestimmt. 35 3. Ergebnisse 3.1. ULBP2-BB4 verursacht Tumorwachstums eine subkutaner signifikante LS174T- Reduktion Tumoren im des Nude- Mausmodell des Kolon- Karzinoms Im ersten Experiment wurde überprüft, ob NK- Zellen in der Lage sind das Wachstum solider Tumoren in vivo zu inhibieren. Hierzu wurde der ULBP2-BB4 Immunoligand verwandt, der über seinen BB4- Anteil an das Oberflächenmolekül CD138 bindet, das mitunter auf einigen soliden Tumoren und malignen Plasmazellen überexprimiert wird [139, 146]. Die CD138 positive Tumorzelllinie LS174T (Kolon- Karzinom) wurde subkutan in Nude- Mäuse injiziert (Tag 0). Am Tag 1 erhielten diese PBLs und die erste Dosis ULBP2-BB4, BB4 oder PBS; die zweite Dosis folgte am Tag 10. Die Tumoren wurden über einen Zeitraum von 42 Tagen vermessen und das Tumorvolumen berechnet (Abb.1A). Das Tumorvolumen wurde auf seine statistische Signifikanz mittels des ungepaarten t-Test bestimmt. Das Tumorvolumen ist beispielhaft für Tag 21 aufgeführt (Abb.1B). Ein p-Wert ≤0,05 gilt als statistisch signifikant. Wie aus Abbildung 1A ersichtlich ist, wuchsen die Tumoren nach Behandlungsbeginn in allen Gruppen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. In den Kontrollgruppen, die entweder mit PBS oder mit ULBP2-BB4 behandelt wurden, war das schnellste Tumorwachstum zu verzeichnen. Nach 42 Tagen betrug das mittlere Tumorvolumen in der PBS Kontrollgruppe ~2cm3 (nicht abgebildet) und in der ULBP2-BB4 Kontrollgruppe ebenfalls ~2cm3. Hieraus resultiert, dass der Immunoligand ohne Effektorzellen in vivo nicht zytotoxisch wirkt. In der Gruppe, die mit PBLs alleine behandelt wurden, erreichte der Tumor am Tag 42 eine mittlere Größe von ~1cm3, während in der Therapiegruppe ULBP2-BB4 und PBLs das mittlere Tumorvolumen mit ~1/4cm3 am Geringsten ausfiel. Der partielle Anti- Tumor- Effekt der PBLs lässt sich auf ihren bereits beschriebenen Mechanismus, das Lysieren von Tumorzellen durch NK- Zellen, zurückführen. Am Tag 23 lässt sich bereits ein deutlicher Unterschied in der mittleren Tumorgröße zwischen den Kontrollgruppen PBLs (197,6mm3) und ULBP2-BB4 (205mm3) einerseits und der Therapiegruppe ULBP2-BB4 + PBLs (15,7mm3) andererseits feststellen. Das Ergebnis zwischen der Gruppe ULBP2-BB4 und ULBP2-BB4 + PBLs ist statistisch signifikant (p=0,0169). Der Vergleich zwischen der Gruppe PBLs und ULBP2BB4 + PBLs fällt nicht signifikant aus (p=0,197), höchstwahrscheinlich weil zu wenige Tiere benutzt worden sind. 36 P=0,0169 Abbildung 1 A: Wachstum subkutaner LS174T Tumoren im Nude- Mausmodell des soliden Kolon- Karzinoms. Aufgetragen ist das mediane Tumorvolumen in mm3 von je 4-5 Mäusen jeder Behandlungsgruppe im Zeitverlauf. Die Injektion der PBL’s erfolgte am Tag 1; die Behandlung mit ULBP2-BB4 am Tag 1 und 10. B: Medianes Tumorvolumen in mm3 der 4-5 Mäuse je Behandlungsgruppe am Tag 23 nach Tumorzellapplikation. Im ungepaarten t-Test wurde die Signifikanz berechnet, aufgetragen als p-Wert der jeweiligen Gruppe und der Kontrollgruppe. Die Kombination von PBLs und ULBP2-BB4 resultiert in einer drastischen Reduktion bzw. Verlangsamung des Wachstums subkutaner LS174T-Tumore im Mausmodell des Kolon- Karzinoms. Die Differenz der Tumorgröße zwischen der Gruppe ULBP2-BB4 und ULBP2-BB4 & PBLs ist statistisch signifikant. 37 3.2. ULBP2-BB4 verursacht eine Reduktion der Tumorgröße von transplantierten primären Kolon- Karzinomen in der Nude- Maus Ein humaner Tumor besteht im Vergleich zu einer Tumorzelllinie aus mehreren Bestandteilen. Neben den Tumorzellen wird der Tumor von Bindegewebe und Kollagenfasern gestützt. Um ein relevanteres System für die Versuchsbedingungen eines Tierversuches zu verwenden, ist aus diesem Grunde statt einer Tumorzelllinie ein primärer, humaner Tumor benutzt worden. Der Effekt des ULBP2-BB4 Immunoliganden sollte auf das Wachstum eines nativen Tumors untersucht werden. Der Tumor ist, ehe er in die Nude- Maus transplantiert wurde, auf seine CD138 Positivität untersucht worden (Abb. 2A). 30 Tage nach Transplantation war eine durch die Haut durchscheinende Gefäßeinsprossung in den Tumor zu beobachten und ein Wachstum zu verzeichnen, definiert als Tag 0. In einem Behandlungszeitraum von 10 Tagen erhielten vier der fünf Mäuse eine dreimalige Injektion von ULBP2-BB4. Während des Behandlungszeitraumes entwickelte sich in drei von vier therapierten Mäusen der Tumor regredient. Der Tumor der Kontrollmaus wuchs innerhalb des Beobachtungszeitraumes exponentiell (Abb. 2B). Nach dem Ende der dritten und letzten Therapieinjektion nahm das Tumorvolumen wieder in 3 von 4 behandelten Mäusen zu. Abbildung 2 A: Histogramm der FACS- Analyse des Primärtumors. Der Kolon- Primärtumor wurde mit 50 IU/mL Kollagenase I und 200 IU/mL Hyaluronidase verdaut und auf seine CD138 Expression mittels aCD138Antikörper untersucht (schwarze Linie). 1x105 pro ml Zellen wurden mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC (hellgraue, volle Kurve) als Kontrolle gefärbt. B: Wachstum transplantierter subkutaner Kolon- Primärtumore im Nude- Mausmodell. Aufgetragen ist das Tumorvolumen in mm3 von 5 Mäusen im Zeitverlauf. Der Beginn des Tumorwachstums ist als Tag 0 definiert. Die Injektion der PBLs erfolgte am Tag 12 für alle Mäuse; die Behandlung mit ULBP2-BB4 erfolgte am Tag 13, 17 und 21 für vier der fünf Mäuse (schraffierte Linien). Die Kontrollmaus erhielt keine weiteren Injektionen (schwarze durchgezogene Linie). Der Behandlungszeitraum ist grau hinterlegt. Drei von vier behandelten Mäusen zeigen eine Reduktion des Tumorvolumens während des Behandlungszeitraumes. 38 Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse aus beiden Tierversuchen, dass ULBP2-BB4 zusammen mit NK- Zellen dazu in der Lage ist, das Wachstum solider Tumoren in vivo zu beeinflussen. CD138 wird auf vielen Zellen des menschlichen Organismus exprimiert, daher eignet sich ULBP2-BB4 nicht als Immuntherapeutikum zur Behandlung von soliden Tumoren. Stattdessen soll ein Immunoligand generiert werden, der spezifisch solide Tumorzellen adressieren kann. 3.3. Klonierung der PSMA positiven Immunoliganden Im Rahmen des vorangegangenen Projektes [138] wurde festgestellt, dass eine Zufallsmutation in der Linkerregion des BB4-scFv zu einer Oligomerisierung des ULBP2BB4 Immunoliganden führte. Um zu überprüfen, ob diese strukturelle Veränderung essentiell für die therapeutische Effizienz der bispezifischen Immunoliganden ist, wurden folgende Immunoliganden generiert: ULBP2-PSMA+15 mit einem 15mer (Glyzin4-Serin)3 -Linker, ULBP2-PSMA+5 mit einem 5mer Glyzin4-Serin - Linker, ULBP2-PSMA+2 mit einem 2mer Glyzin-Serin - Linker und ULBP2-IleZip-PSMA+15 mit einem 15mer ScFv-Linker, sowie einem Isoleuzin- Zipper- Peptid zwischen ULBP2 und ScFv (Abb. 3A). Anschließend wurden sie auf einem Agarose Gel visualisiert (Abb. 3B). Abbildung 3 A: Schematische Darstellung der Struktur der Immunoliganden. Die Linker des ULBP2-PSMA+15, ULBP2PSMA+5 und ULBP2-PSMA+2 befinden sich zwischen Vh und Vl des scFv. Beim ULBP2-IleZip-PSMA+15 wurde das IleZip-Peptid zwischen das ULBP2 und das anti-PSMA ScFv kloniert. B: Darstellung einer PCR- Amplifikation der unterschiedlichen Komponenten am Beispiel des ULBP2-IleZipPSMA+15 Immunoliganden und seiner Produkte generiert durch „splicing-by-overlap-extension“-PCR auf einem 1.2% Agarose Gel. 100bp: Molekularer Weight Marker, ULBP2: ~700bp, IleZip: 96bp, aPSMA-scFv: ~750bp, ULBP2-IleZip: ~800bp, ULBP2-IleZip-PSMA+15: kompletter Immunoligand, ~1650bp inkl. 1625bp inkl. Restriktionsstellen und HIS-tag. 39 3.4. Expression Bedingung für den Einsatz der Immunoliganden war deren Herstellung in ausreichender Menge. Die Immunoliganden konnten mittels L-Plasmid in eukaryontischen 293T- Zellen mit guter Effizienz exprimiert und aus dem Zellüberstand gewonnen werden (~1-2g /2L Überstand). Der Zellüberstand wurde zwei Mal pro Woche abgenommen und bei 4°C gelagert. Zwei Liter des gesammelten Überstandes wurden über eine regenerierende Zellulose- Membran auf 50 ml eingeengt und anschließend über das HIS- Tag aufgereinigt. Anschließend wurden die Proben im Western Blot oder im Comassie aufgetrennt und mit einem anti- His- Antikörper gegen das C-terminale 6xHistidin-Tag detektiert. Die Immunoliganden haben eine erwartete Größe von ~65 kDa. Anhand des Größenstandards konnten sie den einzelnen Banden zugeordnet werden. Es finden sich keine weiteren Banden, die für einen Zerfall des Immunoliganden sprechen würden. Der isolierte PSMA- Anteil wäre bei ~32 kDa, der ULBP2- Ligand bei ~28 kDa zu erwarten gewesen. Die Immunoliganden sind demnach in der erwarteten Größe im SDS Gel nachweisbar (Abb. 4A) und werden im Western Blot von spezifischen Antikörpern detektiert (Abb. 4B). Abbildung 4 Die Immunoliganden wurden in der Zelllinie 293T exprimiert, mittels Ni-NTA Superflow- Beads über das HISTag aufgereinigt und ein Coomassie (A) und Western Blot (B) durchgeführt. Im Eluat enthaltener Immunoligand wurde mit einem anti- HIS- Antikörper im Western Blot nachgewiesen. 40 3.5. Eine Linkerverkürzung oder das Einfügen eines Zipper-Peptids führen zu einer Oligomerisierung der Immunoliganden Um herauszufinden, ob eine Linkerverkürzung bzw. die Einführung eines Zipper- Petides zu einer Veränderung der Tertiärstruktur der PSMA Immunoliganden führt, wurden die 4 Immunoliganden ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2IleZip-PSMA+15 mittels der Gel-shift- Chromatographie verglichen. Das jeweilige Format als Mono-, Di- oder Oligomer konnte in Auftrennung nach Masse gezeigt werden (Abb. 5). Dabei wurde eine Di- und Oligomerisierung einerseits über eine Verkürzung des Standard(Glycin4-Serin)3 -Linkers von 15 Aminosäuren auf 5, bzw. 2 Aminosäuren erreicht, andererseits über die Einführung eines Isoleuzin- Zipper- Peptides. Es erfolgte im Fall eines 5-Aminosäure-Linkers (ULBP2-PSMA+5) eine Dimerisierung, im Fall eines 2-AminosäureLinkers (ULBP2-PSMA+2) eine Oligomerisierung und im Fall des Ile-Zippers (ULBP2IleZip-PSMA+15) ebenfalls eine Oligomerisierung. Eine Verkürzung des Peptidlinkers folgert in einer Oligomerisierung des Immunoliganden. Abbildung 5 Auftrennung der Immunoliganden nach Masse über eine Superdex 200 Gelshift-Chromatographie, für verschiedene ULBP2-PSMA- Immunoliganden zur Demonstration des Oligomerisierungszustandes. Das ULBP2-PSMA+15-Konstrukt liegt dabei in einem Gemisch aus Monomer (Peak ~31min.) und Dimer (kleinerer Peak ~28min.) vor. Das ULBP2-PSMA+5-Konstrukt liegt ausschließlich als Dimer (größerer Peak ~28min.), das ULBP2-PSMA+2-Konstrukt als Oligomer (Peak ~21min) und das ULBP2-IleZip-PSMA+15-Konstrukt ebenfalls als Oligomer (Peak ~18min.) vor. Die Zeit in min. ist gegen milli-absorbance units bei 280nm aufgetragen. 41 3.6. Die Immunoliganden binden spezifisch an PSMA positive Tumorzellen Für die Entfaltung des gewünschten Aktionsmechanismus muss nachgewiesen werden, dass die Immunoliganden über das PSMA- scFv ausschließlich an PSMA positive Zelllinien binden. Hierzu wurden durchflusszytometrische Untersuchungen mit den PSMA positiven Zelllinien MCF7 (Mamma- Karzinom) und LNCaP (Prostata- Karzinom) durchgeführt. Die Ergebnisse der Durchflusszytometrie werden nur für die Zellllinie MCF7 dargestellt; sie sind identisch mit denen der Zelllinie LNCaP. PC3 (Prostata- Karzinom) wurde als PSMA negative Zelllinie mitgeführt. Die PSMA Positivität der Zelllinien wurde während der Experimente mittels eines monoklonalen aPSMA-Antikörpers gekoppelt mit GAM-Fitc kontrolliert (Abb.6 C). Nach Inkubation der PSMA positiven Zellen mit den Immunoliganden ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 konnte durchflusszytometrisch mit Hilfe eines pHIS-GAM-Fitc Antikörpers eine Bindung detektiert werden (Abb.6 A, B, D, E). Die Bindung der Immunoliganden nahm konzentrationsabhängig zu (Daten nicht gezeigt). Die Immunoliganden können bei gleichzeitiger Gabe von einem monoklonalen anti-PSMA Antikörper kompetitiv verdrängt werden, da dieser aufgrund seiner zwei Bindungsstellen über eine höhere Affinität verfügt. Gezeigt ist dies exemplarisch für den ULBP2-PSMA+2 Immunoliganden (Abb.6 F). Keine Bindungzunahme war bei der PSMA negativen Tumorzelllinie PC3 mit allen Immunoliganden zu verzeichnen (Abb.7 A-D). Die Bindungszunahme beruht somit auf einer spezifischen Interaktion zwischen dem anti- PSMA der Immunoliganden und den exprimierten PSMA auf der Zelloberfläche der Tumorzelllinien. 42 Abbildung 6 A-E: Histogramm der FACS- Analyse von MCF7- Zellen. 1x105 pro ml Zellen wurden mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC (hellgraue, volle Kurven) als Kontrolle gefärbt. Darstellung der Bindung des ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 (schwarze Linie, je 10 µg/ml) erfolgte mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC. Als positiv Kontrolle diente der monoklonale aPSMA-Ak (schwarze Linie in C- 1µg/ml). F: Histogramm der FACS- Analyse von MCF7- Zellen. 1x105 pro ml Zellen wurden mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC (hellgraue, volle Kurve) als Kontrolle gefärbt. Darstellung der Bindung des ULBP2-PSMA+2 (10 µg/ml) auf den Targetzellen (dunkelgraue, volle Kurve), sowie der Kompetition von ULBP2-PSMA+2 (10 µg/ml) mit aPSMA Antikörper (1µg/ml; schwarze Linie). Die Detektion erfolgte mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC. 43 Abbildung 7 A-D: Histogramme der FACS- Analysen von PC3- Zellen. 1x105 pro ml Zellen wurden mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC (hellgraue, volle Kurven) als Kontrolle gefärbt. PC3- Zellen exprimieren kein PSMA auf der Oberfläche, die Immunoliganden ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 (je 10 µg/ml) binden nicht (schwarze Linie). Die Detektion erfolgte mit dem Penta-His gekoppelten Goat Anti Mouse Ig FITC. 44 3.7. An die tumorzellgebundenen Immunoliganden kann gleichzeitig der NKG2D-Rezeptor binden Eine unerlässliche Voraussetzung ist, ob an den tumorzellgebundenen Immunoliganden simultan NK- Zellen binden können. Dazu wurde die PSMA positive Zelllinie MCF7 mit den Immunoliganden ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2IleZip-PSMA+15 inkubiert und anschließend lösliches rekombinantes NKG2D-Fc hinzugegeben. Durchflusszytometrisch konnte eine Bindungszunahme des aFc-Fitc Antikörpers detektiert werden (Abb. 8 A-D). Eine unspezifische Bindung des aFc-Fitc wurde durch das Mitführen von CD30-Fc als Kontrollantikörper ausgeschlossen. Das Ergebnis legt den Schluss nahe, dass durch den Einsatz der Immunoliganden ein crosslinking von PSMA-positiven Tumorzelllinien und NK Zellen erfolgt, wodurch die NK Zelle in die unmittelbare Nachbarschaft zur Tumorzelle direktioniert wird. Abbildung 8 A-D: Histogramm der FACS- Analyse von MCF7- Zellen. 1x105 pro ml Zellen wurden entweder mit CD30-Fc (10 µg/ml- hellgraue Linie) oder NKG2D-Fc (10 µg/ml; dunkelgraue, volle Kurve) als Kontrolle inkubiert und dann mit aFc-FITC gefärbt. Beim Einsatz von ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 (je 10 µg/ml) mit NKG2D-Fc (10 µg/ml; schwarze Linie) lässt sich die Bindung über den aFc-Fitc nachweisen. 45 3.8. Die Immunoliganden binden spezifisch an NKG2D Um die Bindung der Immunoliganden an den NKG2D- Rezeptor mit einer Zellunabhängigen Methode zu verifizieren, wurde ein ELISA durchgeführt. Hierzu wurden 96 well Platten mit entweder rhNKG2D oder IL2R-Fc (negativ Kontrolle) gecoatet und mit den Immunoliganden inkubiert. Für die Immunoliganden konnte eine spezifische Bindung an NKG2D nachgewiesen und eine unspezifische Bindung an einen Fc-Teil ausgeschlossen werden (Abb.9 exemplarisch dargestellt für ULBP2-PSMA+15). Diese Ergebnisse geben Anlass dazu, zu untersuchen, ob Immunoliganden eine NK- Zell abhängige Zytokin Freisetzung und Zelllyse von PSMA positiven Zellen herbeiführen. Abbildung 9 ELISA Messung der Bindung von ULBP2-PSMA+15 (weiß), ULBP2-BB4 (hellgrau) und GFP (dunkelgrau) an immobilisierten NKG2D Rezeptor (100 µg/ml) und immobilisierten IL2 Rezeptor-Fc (50 µg/ml) mit einem antihis Antikörper. ULBP2-BB4 diente als Positivkontrolle, GFP als negativ Kontrolle. Die mittlere OD 492nm ± SD (n=3) ist dargestellt. 3.9. Oligomerisierte Immunoliganden aktivieren NK Zellen über den NKG2D Rezeptor Da die Immunoliganden in der Lage sind, über den aktivierenden NKG2D- Rezeptor an NKZellen zu binden, sollte untersucht werden, ob es zu einer rezeptorvermittelten Aktivierung der NK Zelle kommt und beide Wege durch ihre Aktivierung eingeschlagen werden können: zu einem die Produktion von bestimmten Zytokinen, die u.a. dendritische Zellen zur Reifung befähigen, und zu anderem die direkte Zytotoxizität. Hierzu wurden Experimente mit primären NK Zellen, die von gesunden Spendern isoliert wurden, durchgeführt. 46 3.9.1. Oligomerisierende Immunoliganden induzieren die vermehrte Sekretion von IFNγ & TNFα Zur Bestimmung der Zytokinfreisetzung wurden aufgereinigte stimulierte NK Zellen entweder mit immobilisierten oder löslichen Immunoliganden über 48 Stunden inkubiert. Als Negativkontrolle wurde das BB4-scfv verwendet. Der zellfreie Überstand wurde zur Detektion von TNFα und IFNγ mittels ELISA genutzt. Dazu wird eine Microtestplatte mit Antikörpern (capture antibody) beschichtet, welche das zu bestimmende Zytokin zu binden vermag. An diesen Antikörper- Zytokin Komplex bindet nun ein zweiter, enzymgekoppelter Antikörper (detection antibody). Das Enzym ist nun in der Lage ein farbloses Substrat in ein farbiges Produkt umzuwandeln. Die Bindung des zweiten Antikörpers ist proportional zur Menge des Zytokins in der Probe, so dass man durch Vergleich mit einer Standardreihe die Zytokinkonzentration über die Intensität der Farbentwicklung kolorimetrisch festgestellen kann. Für die Standardreihe wurde rekombinantes humanes IFNγ und TNF α verwendet. Die ULBP2-PSMA+15- und der ULBP2-PSMA+5 Immunoliganden, die als Monomer oder Dimer vorliegen, rufen nur im immobilisierten Zustand eine gesteigerte IFNγ Freisetzung hervor. Im löslichen Ansatz zeigen ULBP2-PSMA+15 und ULBP2-PSMA+5 keinerlei Wirkung (Abb. 10 A&B). Das als Oligomer vorliegende ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 schafft es, NK- Zellen im immobilisierten als auch im löslichen Zustand zu aktivieren und die IFNγ Freisetzung zu steigern (Abb. 10 A&B). Die Ergebnisse implizieren eine deutliche Überlegenheit der oligomerisierenden Immunoliganden im Hinblick auf die IFNγ Ausschüttung im immobilisierten und vor allem im löslichen Zustand. Während der Durchführung dieses Projektes konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass die oligomerisierenden Immunoliganden auch dazu in der Lage sind die TNFα Freisetzung anzuheben, wie beispielsweise für den ULBP2-PSMA+2 Immunoliganden dargestellt (Abb. 10C). Dies soll jedoch nur der Vollständigkeit halber Erwähnung finden und stellt nicht den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit dar. 47 Abbildung 10 Aufgereinigte NK- Zellen wurden über Nacht mit IL-2 (10 U/mL) inkubiert und über 48 Stunden mit (A) immobilisiertem ULBP2-PSMA+15 (hellgrau), ULBP2-PSMA+5 (schraffiert), ULBP2-PSMA+2 (weiß), ULBP2-IleZip-PSMA+15 (dunkelgrau), BB4-scfv (schwarz) und (B) löslichen Immunoliganden stimuliert. Die IFNγ Konzentration aus dem Überstand wurde mit Hilfe eines ELISA ermittelt und ist in Nanogramm pro Milliliter angegeben. In (C) wurde analog die TNFα Konzentration nach Inkubation mit löslichen Immunoliganden gemessen. Der Hintergrund wurde anhand des BB4- scFv bestimmt und ist von allen Werten subtrahiert. Der Mittelwert ± SD ist angegeben (n=2). 48 3.9.2. Oligomerisierende Immunoliganden steigern die Zytotoxizität Zur Bestimmung der Zytotoxizität, wurde die Effektivität der Immunoliganden mittels des „Europium release assays“ getestet, der über eine Inkubation von Immunoligand mit PSMAexprimierenden Zielzellen (Targetzellen), sowie NK-Zellen (Effektorzellen) eine zellvermittelte tumorspezifische Toxizität nachweisen kann. Der Europium release assay beruht auf der Markierung von Targetzellen mit einem Europium-Chelat-Komplex (Eudiethylentriaminpenta-acetat), welcher in die Zellen eingebracht wird und an Zytoplasmaproteine bindet. Die so markierten Targetzellen werden zusammen mit Effektorzellen, und entweder mit oder ohne Immunoligand inkubiert. Nach der Zytolyse, verursacht durch die Effektorzellen, wird der Eu3+-Komplex aus den lysierten Targetzellen in den Zellüberstand freigesetzt. Die Zugabe von ß-Naphthoyltrifluoroacetat, das in der sogenannten „Enhancement“- Lösung enthalten ist, induziert die Bindung eines fluoreszierenden Chelates, welches mit einem Fluorometer gemessen werden kann. ULBP2-PSMA+15 und ULBP2-PSMA+5 zeigen keine gesteigerte zytotoxische Wirkung und können, im Vergleich zu NK Zellen alleine, keine verbesserte Lyse der PSMA-positiven Zelllinie LNCaP hervorrufen. ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 führen hingegen zu einer gesteigerten NK- Zell vermittelten Lyse der Targetzellen. Die Lyserate ist um 15 % erhöht im Vergleich zur Kontrolle (Abb.11 B). Der Wirkeffekt der oligomerisierenden Immunoliganden kann mit der gleichzeitigen Inkubation des anti-NKG2D Antikörpers unterdrückt werden. Der Antikörper bindet mit höherer Affinität als die Immunoliganden an NK- Zellen und inhibiert den Wirkungsmechanismus. Der Blockierungsversuch ist beispielsweise für ULBP2-PSMA+2 dargestellt und ident für ULBP2-IleZip-PSMA+15. Die Lyserate entspricht, nach Blockade mit anti- NKG2D Antikörper, der Lyserate für NK- Zellen alleine (Abb.11 C). Bei der Verwendung von PBLs anstelle von NK- Zellen als Effektorzellen, war die gemessene Zytotoxizität insgesamt geringer. Auch bei Verwendung von PBLs erreichte der Immunoligand eine verbesserte Lyse der Targetzellen (Abb.11 D). 49 Abbildung 11 A: Die Spender- NK- Zellen wurden selektioniert (negativ-MACS für CD3, CD4, CD14, CD15, CD19, CD36, CD123 und Glykoprotein A, Firma Miltenyi), 18 Stunden mit 10U/ml IL-2 stimuliert und anschließend auf ihre Spezifität (CD3 negativ, CD16-, CD56- und NKG2D positiv) getestet. B: NK-Zytotoxizität gegenüber LNCaP- Zellen im Europium Release Assay nach 5 Stunden Inkubation unter Verwendung der Immunoliganden ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2, ULBP2-IleZipPSMA+15 (je 1 µg/ml). Das Verhältnis zwischen Effektorzelle (NK- Zellen) und Zielzelle (LNCaP) ist gegen die spezifische Zelllyse in % aufgetragen. C: Für den Blockierungsversuch wurden NK- Zellen gleichzeitig inkubiert mit Immunoligand und anti-NKG2D Antikörper (10 µg/ml). Der Mittelwert ± SD ist angegeben (n=3). D: PBL- Zytotoxizität gegenüber LNCaP- Zellen im Europium Release Assay nach 5 Stunden Inkubation unter Einsatz des ULBP2-PSMA+2. Als Effektorzellen wurden PBLs aus Buffy Coats von gesunden Spendern mittels Dichtegradientenzentrifugation gewonnen. 50 3.10. ULBP2-PSMA+2 verursacht eine signifikante Reduktion des Tumorwachstums subkutaner LNCaP- Tumoren im SCID- Mausmodell des Prostata- Karzinoms Die hier gezeigten Ergebnisse der Cytokine release assays und der Zytotoxizitätstests zeigen, dass die Aktivität der NK Zellen entscheidend hochreguliert wird und solide, PSMA positive Tumore spezifisch in vitro lysiert werden. Um die in vitro Ergebnisse auf ihre klinische Relevanz und die Übertragbarkeit auf lebende Organismen zu überprüfen, wurden in vivo Experimente durchgeführt. Unter Berücksichtigung der in vitro Ergebnisse wurde ein Tierversuch durchgeführt, in dem die oligomerisierenden, für PSMA spezifischen, Immunoliganden in vivo getestet werden sollten. Exemplarisch wurde hierzu das ULBP2-PSMA+2 verwendet und die PSMA positive Prostata- Tumorzelllinie LNCaP in SCID- Mäuse injiziert. 14-21 Tage nach subkutaner Tumorzellinokkulation, sobald ein Tumor palpabel war, wurden je 5-7 Tiere zufällig in fünf Behandlungsgruppen verteilt und dies als Tag 0 definiert. Am Tag 1, 4 und 8 erhielten drei der fünf Gruppen PBLs und je nach Gruppenzugehörigkeit PBS, BB4 oder ULBP2-PSMA+2. Insgesamt erhielten die SCID- Mäuse sechs intraperitoneale Injektionen alle drei bis vier Tage. Die Tumoren wurden ab Behandlungsbeginn über einen Zeitraum von 19 Tagen vermessen und das Tumorvolumen berechnet. Anschließend wurde das Ergebnis anhand des p-Wertes (ungepaarter t- Test) am 16. Tag auf seine statistische Signifikanz untersucht. Ein pWert ≤0,05 gilt als statistisch signifikant. Bei der Zelllinie LNCaP handelt es sich um Zellen eines langsam wachsenden Prostata Karzinoms. Dies machte sich in der nahezu linearen Wachstumszunahme des Tumorvolumens in den Kontrollgruppen BB4 & PBL’s, PBS, ULBP2-PSMA+2 und PBL’s bemerkbar. Einzig bei der Therapiegruppe ULBP2-PSMA+2 & PBL’s begann das Tumorwachstum ab dem 8. Tag nach Therapiebeginn zu stagnieren. Das Tumorvolumen blieb darauf folgend bis zum 19. Tag weitgehend unverändert (Abb. 12A). Am Tag 16 betrug das mittlere Tumorvolumen für die Kontrollgruppen BB4 & PBL’s 225,3mm3, PBS 218,3mm3, ULBP2-PSMA+2 209,8mm3 und PBL’s 194,0mm3 und der Therapiegruppe ULBP2PSMA+2 & PBL’s 105,6mm3 (Abb.12B). Das Ergebnis zwischen der Therapiegruppe und der Kontrollgruppe BB4-scFv + PBL’s ist statistisch signifikant (p=0,0042). 51 p=0,0042 Abbildung 12 A: Wachstum subkutaner LNCaP- Tumoren im SCID-Mausmodell des Prostata- Karzinoms. Aufgetragen ist das mediane Tumorvolumen in mm3 von je 5-7 Mäusen pro Behandlungsgruppe gegen den Zeitverlauf nach Therapiebeginn. An den Tagen 1, 4 und 8 erfolgte die Injektion von PBL’s. An den Tagen 1, 4, 8, 11, 14, 18 die Injektion von PBS, BB4 und ULBP2-PSMA+2. B: Medianes Tumorvolumen der 5-7 Mäuse je Behandlungsgruppe am Tag 16 nach Behandlungsbeginn. Im ungepaarten t-Test wurde die Signifikanz berechnet, aufgetragen als p-Wert. Die Behandlung mit PBL’s und ULBP2-PSMA+2 führt zu einer Verlangsamung des Tumorwachstums subkutaner LNCaP- Tumoren im Mausmodell des Prostata- Karzinoms. Das Ergebnis zwischen der Gruppe PBL’s & ULBP2-PSMA+2 und PBL’s alleine ist statistisch signifikant. 52 4. Diskussion 4.1. Immunoliganden können die Grenzen der NK- Zell basierten Immuntherapie von Karzinomen überwinden Die Idee, dass Immunoliganden die Grenzen der NK- Zell basierten Immuntherapie von Karzinomen überwinden, beruht auf den Daten, die in der vorliegenden Arbeit festgestellt werden konnten. 1) ULBP2-BB4 verursacht zusammen mit NK- Zellen eine deutliche Reduktion des Tumorwachstums der soliden Kolon- Tumorzelllinie LS174T in vivo und eine Abnahme des Tumorvolumens bei transplantierten primären Kolon- Karzinomen. 2) Auf dieser Grundlage wurden die PSMA spezifischen Immunoliganden ULBP2PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 kloniert. Die Expression, Aufreinigung und der Nachweis ihrer Bindungsfähigkeit an den Targetzelllinien LNCaP und MCF7 und an NK- Zellen wurde nachgewiesen. 3) Eine Linkerverkürzung in den Immunoliganden bewirkt eine Oligomerisierung und ist essenziell notwendig für die Aktivierung der NK- Zellen in vitro. Die oligomerisierten Immunoliganden ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 induzieren eine verbesserte Zytokinsekretion der NK Zellen und sind einzig fähig eine NK- Zell vermittelte Tumorzell- Lyse zu vermitteln. 4) ULBP2-PSMA+2 ist zusammen mit NK- Zellen dazu in der Lage, das Wachstum bereits etablierter subkutaner LNCaP- Prostata- Tumoren zu verlangsamen und stellt eine spezifische immuntherapeutische Strategie zur Behandlung von soliden Tumoren dar. NK- Zellen gehören zum angeborenen Immunsystem. Erkennen und zerstören NK- Zellen eine Tumorzelle, werden Antigenfragmente von einer dendritischen Zelle (DC) aufgenommen und zur Reifung befähigt. Diese prozessiert die Antigenfragmente und präsentiert sie zytotoxischen CD8+ T Zellen (CTL) in Lymphknoten. Aus einer primären, angeborenen Immunantwort, entwickelt sich binnen Tagen eine adaptive Immunantwort, zu der CTL antigenspezifisch zur Lyse der Tumorzellen beitragen können [13, 84]. Über die Produktion von IFNγ trägt die NK- Zelle zu einer Reihe weiterer Reaktionen bei. Sie aktiviert die CTLs und führt zur Proliferation von CD4+ T- Helferzellen. Es wird vermutet, dass sezernierte Zytokine darüber hinaus zu einer Modulation der B- Zell-gesteuerten Produktion von 53 tumorspezifischen Antikörpern führen [44]. Zahlreiche klinische Studien befassen sich derweil mit der Modulation von NK- Zell Funktionen auf der Suche nach verbesserten Karzinom- Immuntherapien [130]. Erst kürzlich wurde festgestellt, dass NK- Zellen zur Lyse von soliden Tumorzell- Metastasen und transplantierten Tumoren fähig sind [86]. Viele tumoreigene Mechanismen stellen Hindernisse für eine zellbasierte Immuntherapie dar. Ein Tumor stellt per se eine physikalische Barriere gegen die Migration von Effektorzellen auf [91]. Die Größe des Tumors und die damit verbundene Wachstumsrate kann die Immunabwehr überfordern und ein Immunoediting gar zum Entkommen einer Immunüberwachung führen [39, 120]. Eine Aktivierung der NK- Zellen kann durch eine Überexpression oder ektope Expression von NKG2D Liganden auf Tumorzellen trotz vorhandener MHC-I Antigen Expression erfolgen [36, 78]. Allerdings können diese Liganden während einer Tumorprogression herunterreguliert und geshedded werden, wodurch die NKZell Aktivität beeinträchtigt wird [141]. Angesichts der durch den Tumor aufgestellten Hindernisse, würde ein spezifisches Antigen auf einer Tumorzelle NK- Zellen dazu befähigen können, eine effektive Immunantwort gegen dieses Angriffziel zu leisten, falls es gelänge über ein vermittelndes Konstrukt spezifisch eine Kommunikation zwischen Tumor- und NK-Zelle zu etablieren. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Strategie, eine Quervernetzung zwischen NK- und soliden TumorZellen herzustellen, welche unabhängig von einer direkten Kommunikation zwischen beiden Zellen ist. Der Kern dieser Strategie liegt in den Erfahrungen mit dem Konstrukt ULBP2BB4, das ursprünglich gegen das Multiple Myelom erfolgreich getestet worden ist [138]. Der Nachweis einer erhöhten, NK- Zell vermittelten Lyse ULBP2- transfizierter 293T- Zellen bestätigt das Prinzip der Liganden getriggerten NK- Zellaktivierung, die unabhängig von einer MHC-1 Expression abläuft [138]. Sie bildet den ersten Grundstein der Strategie. ULBP2-BB4 führt zu einem drastisch verzögerten Tumorwachstum der Kolon- Tumor Zelllinie LS174T und zu einer Tumorreduktion von primären, transplantierten KolonTumoren. In der vorliegenden Arbeit konnte bestätigt werden, dass ULBP2-BB4 das Wachstum solider Tumore effektiv beeinträchtigen und damit den zweiten und letzten nötigen Grundstein für die Generierung eines spezifischen NK- Zell abhängigen Immuntherapeutikums gegen solide Tumore zu legen vermag. Das ULBP2-BB4, als Muster eines Immunoliganden, kann die Grenzen der NK Zell- basierten Immuntherapie überwinden. Die Expression von CD138 auf unterschiedlichen neoplastischen als auch gesunden Zellen des Menschen macht es allerdings notwendig spezifische Immunoliganden gegen andere Tumor-assoziierte Antigene zu generieren. 54 4.2. PSMA- spezifische Immunoliganden unterscheiden sich aufgrund ihres Oligomerisierungsgrades in ihrer Fähigkeit, NK- Zellen zu aktivieren ULBP2-BB4 stand nach den beschriebenen in vivo Versuchen als Grundgerüst und Modell für die Konstruktion eines spezifischeren Immunoliganden zur Verfügung. Die Wahl eines geeigneten tumorassoziierten Antigens spielt in der immuntherapeutischen Behandlung von Tumoren eine signifikante Rolle [82]. Mit der Begründung solide Tumorzellen spezifisch der NK- Zell abhängigen Lyse zugänglich zu machen, wurde das PSMA- ScFv anstelle des BB4ScFv mit einem Liganden des aktivierendem NKG2D- Rezeptors auf NK- Zellen fusioniert und unterschiedliche Formate des Immunoliganden durch Modifikation der ScFv-Linkers oder Insertion eines Zipper-Peptids generiert. Das Antigen PSMA zeichnet sich im Vergleich zu BB4 durch eine höhere Tumorspezifität aus. Im gesunden Prostatagewebe wird es gering, bei Prostata- Karzinomen, Metastasen und dem, in seiner Prognose sehr ungünstigen, Androgen-resistenten Prostata- Karzinom hingegen sehr stark exprimiert [117]. Auf anderen gesunden Zellen des Organismus kommt PSMA nicht vor [19]. Die Benutzung von PSMA als ein Zielantigen ist in letzter Zeit mehr als nur ein rein hypothetischer Vorschlag geworden. Jüngste Studien demonstrieren die Effektivität eines anti- PSMA-Radio-Immunkonjugates, welches gegen metastasiertes Prostata- Karzinom eingesetzt werden soll und in ersten Versuchen eine effektive Anreicherung im Tumor und Knochenmetastasen erreichte [5, 6]. Darüber hinaus wurde eine Protein- Vakzine bestehend aus der extrazellulären Domäne von PSMA zur Therapie des metastasiertem Prostata- Karzinoms entwickelt. Die Verabreichung wurde von den Patienten gut toleriert und resultierte in einer Bildung von eigenen Antikörpern, die gegen die Tumorzellen reagierten [97]. Mehrere Forschungsgruppen konnten zeigen, dass PSMA auch selektiv in Gefäßen von soliden Tumoren, jedoch nicht im normalen Gewebe exprimiert wird [20, 56, 85, 117]. Der Gebrauch von PSMA in der AntiangiogeneseTherapie wurde mit humanisierten anti- PSMA Antikörpern anhand von zwei erfolgreichen Phase I Studien an Patienten mit soliden Tumoren demonstriert [92, 95]. Als Bestandteil des Immunoliganden- Konzeptes stellt PSMA einen ideales Zielantigen dar. Eine Kürzung des Standard Linkers von 15- zu 5- und zu 2- Aminosäure –Resten und die Verwendung eines Isoleuzin- Zipper Proteins führt zur Oligomerisierung der Immunoliganden. Eine Oligomerisierung durch Linkerkürzung ist für ScFv beschrieben worden und lässt sich auf die Immunoliganden übertragen. Alle vier Immunoliganden binden sowohl an PSMA-positive Targetzellen als auch an NK- Zellen zugleich. Ihre Bindung an 55 Targetzellen kann kompetitiv mit einem PSMA- Antikörper gehemmt werden und wird somit spezifisch über das PSMA- ScFv geschlossen. Es ist erstrebenswert, die Immunoliganden in eine multivalente Form zu überführen, da monovalent geschlossenen Bindungen im Gewebemilieu und in benachbarten Gefäßen eine hohe Dissoziationsrate aufweisen und eine nur mäßige Retentionszeit am Zielantigen garantieren [65]. Multivalente Moleküle weisen eine signifikante Verbesserung der funktionellen Affinität und eine signifikant langsamere Dissoziationsrate von Zelloberflächenantigenen auf. Vielmehr ermöglicht die Oligomerisierung der bispezifischen Immunoliganden nicht nur eine verbesserte Bindung an die Zielzelle, sondern auch ein effektiveres cross-linking von Effektorzellen, das maßgeblich zu einer verbesserten NK- Zell Aktivierung beiträgt. Die als Monomer und Dimer vorliegenden Immunoliganden ULBP2PSMA+15 und ULBP2-PSMA+5 sind zwar in immobilisierter Form dazu in der Lage die IFNγ Sekretion der NK- Zellen zu stimulieren, dies liegt jedoch daran, dass eine Immobilisierung der Immunoliganden ein cross-linking nachahmt. Die als Oligomer vorliegenden Immunoliganden ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 aktivieren NK- Zellen auch in löslicher Form und verstärken die NK- Zell abhängige Lyse von PSMA positiven Tumorzellen in vitro. Die biologische Aktivität der oligomerisierenden Immunoliganden wird höchstwahrscheinlich über die Bindung an den NKG2D- Rezeptor vermittelt, da die NK- Zell Aktivierung mit einem anti-NKG2D Antikörper kompetitiv gehemmt werden kann. Oligomerisierende Immunoliganden befähigen NK-Zellen in ihrer Funktion als Verknüpfung des angeborenen- mit dem adaptiven Immunsystem zu wirken, indem sie eine Zytokinausschüttung hervorrufen, die die Reifung von Dendritischen- zu professionell antigenpräsentierenden Zellen zu initiieren vermag. 4.3. Bedeutung des immuntherapeutischen ULBP2-PSMA+2 Behandlung von zur soliden spezifischen Tumoren am Beispiel des Prostata- Karzinoms Die Effektivität der Antikörper- basierten Immuntherapie beruht auf der Fähigkeit monoklonaler Antikörper und deren Fragmente, Tumorzellen über Tumor- assoziierte Antigene schon bei einem geringen Expressionsniveau von gesunden Zellen zu unterscheiden [65]. Sie hat sich in der Therapie von zirkulierenden Tumorzellen bereits bewährt. Dies liegt in einer besseren Zugänglichkeit der Lymphom- und Leukämiezellen für monoklonale 56 Antikörper als gegen solide Tumoren. In der Behandlung von soliden Tumoren ist es notwendig, neue Ansätze zu entwickeln [150]. In der vorliegenden Arbeit konnte durch einen Tierversuch gezeigt werden, dass der Immunoligand ULBP2-PSMA+2 das Wachstum von bereits etablierten Prostatatumoren signifikant inhibieren konnte. Betrachtet man zusätzlich den Tierversuch 3.1, bei dem auch eine PBL- Kontrollgruppe mitgeführt wurde, so lässt sich feststellen, dass PBL’s alleine bereits einen Effekt auf Tumoren ausübten. In Kombination mit einem oligomerisierenden Immunoliganden war jedoch eine deutlich verbesserte Wirkung zu erzielen. Hervorgehoben werden soll die Tatsache, dass bereits etablierte Prostatatumoren unter der Behandlung zu einer Regression des Wachstums gebracht werden konnten. Insofern als bei den Tierversuchen PBLs als Effektorzellen benutzt worden sind und T- Zellen NKG2D als Kostimulatorischen Rezeptor exprimieren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie an der Tumorzell- Lyse mitbeteiligt sind. Allerdings war in Zytotoxizitäts- Versuchen der Einsatz von aufgereinigten NK- Zellen im Vergleich zu PBLs erfolgreicher. Darüber hinaus stimmen die erhöhten NK- Zell bedingten Lysewerte mit 10-20% mit denen aus vergleichbaren Studien bei gleichem Effektor-/ Zielzellenverhältnis überein [18, 46, 138]. Mit der relativ geringen Lyseaktivität konnte dabei eine signifikante Wachstumshemmung von MICA- transfizierten Gliomzellen und der Multiplen Myelom Zelllinie RPMI-8226 durch ULBP2-BB4 bei Versuchtieren beobachtet werden [46, 138]. Es ist jedoch unklar, welche Rolle TLymphozyten in diesem Szenario spielen. In dieser Arbeit wird demonstriert, dass der Immunoligand ULBP2-PSMA+2 eine effektive und vor allem spezifische NK- Zell abhängige Immunantwort vermittelt. In gleicher Weise wurde eine NK- Zell spezifische antiTumor Aktivität gegen karzinoembryonales Antigen- (CEA) und humanen epidermalen Wachstumsfaktor 2 (Her2)- exprimierende Tumorzellen anhand eines bispezifischen Proteins -ScFv anti-TAA/rH60-Fc- gezeigt [49]. Typischerweise werden NK- Zellen nicht in großer Zahl in Tumoren vorgefunden, was darauf hinweist, dass sie nicht effizient in malignes Gewebe eindringen können [24, 70, 136]. Allerdings scheint eine erhöhte Infiltration von NK- Zellen in soliden Tumoren mit einer besseren Prognose zu korrelieren. Die Fähigkeit der NK- Zellen das Tumorgewebe zu infiltrieren hängt mit ihrem Grad der Aktivierung zusammen [57, 64]. Wald et al. konnten zeigen, dass IFNγ eine wichtige Rolle bei der Aktivierung und Anreicherung von NK- Zellen im Tumorgewebe inne hat, indem es die NK- Zellen aus ihren Speichern im Knochenmark und der Milz in die Blutzirkulation mobilisiert. IFNγ hat jedoch keine Effekt auf die Mobilisation von T- Zellen [140]. Idealerweise verursachen die Immunoliganden über die 57 Aktivierung der NK- Zellen und ihre Redirektionierung zu Tumorzellen eine vermehrte Infiltration ins Tumorgewebe. Sie bedingen durch die getriggerte Ausschüttung von IFNγ eine Anreicherung von weiteren NK- Zellen. Das cross-linking von Effektorzellen und Tumorzellen durch den Immunoliganden ist hierbei der entscheidende Schritt zur Überwindung der Tumorimmunität [120]. Die Behandlung mit einem Immunoliganden plus Effektorzellen hat zu einer effektiveren anti- Tumor Antwort in allen in vitro und in vivo Versuchen geführt. Die in vivo Versuche zeigen, dass die Immunoliganden alleine nicht toxisch sind. Das Immunoliganden Konzept ermöglicht eine zielgerichtete biologische Therapie. Die Folgen einer systemischen Anwendung im Hinblick auf eine Toxizität sind bisher nicht untersucht. 4.4. Mögliche Rolle von Immunoliganden und NK- Zellen für die spezifische Immuntherapie Das Ziel der zugrunde liegenden Arbeit war es zu zeigen, dass die Immunoliganden als neue Werkzeuge einer zielgerichteten Tumorbehandlung, die Grenzen der NK- Zell-basierten Immuntherapie überwinden können. Sie bieten umfangreiche neue Möglichkeiten im Hinblick auf die Anwendbarkeit für unterschiedliche solide Tumormodelle. Die hier verwendeten bispezifischen Immunoliganden wurden auf Basis von murinen ScFv- Antikörpern kloniert. Unter der Annahme, dass Immunoliganden während einer Therapie repetetiv verabreicht werden sollen, wird der Einsatz von humanen ScFv bevorzugt, da murine ScFv durch die Stimulation einer humanen anti- Maus- Antikörper- (HAMA) Immunantwort unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen können. Lösliche Liganden rufen ein Shedding von NKG2DLiganden auf etablierten Tumoren hervor und verursachen, dass sich diese einer Immunantwort entziehen können [54, 112]. Es kann spekuliert werden, dass die oligomerisierenden Immunoliganden durch ihre komplexe Struktur zu einer veränderten Wirkungsweise mit dem NKG2D- Rezeptor führen und es nicht zu einer Inhibition des NKG2D- Rezeptors kommt. Coudert et al. zeigten neuerdings, dass eine anhaltende Aktivierung der NK- Zellen über den NKG2D Rezeptor zu einer Kreuztoleranz eines DAP10 unabhängigen Aktivierungsweges, wie der ADCC oder des „Missing Self“, führt. Eine DAP10 unabhängige Aktivierung hat umgekehrt keinen Effekt auf den NKG2D Mechanismus [28]. Es kann gemutmaßt werden, dass eine effektivere und spezifische Aktivierung von NKZellen durch einen Immunoliganden- Cocktail, der auf mehr als nur auf einen aktivierenden NK- Zell Rezeptor abzielt, ermöglicht werden könnte, um eine Beeinträchtigung der NKG2Dvermittelten Tumorimmunität zu verhindern. Die Entdeckung von neuen NK- Zell Rezeptor 58 aktivierenden Liganden, wie des letztlich beschriebenen Bat3, eines Liganden von NKP30, könnte einen wichtigen Bestandteil in der Generierung eines therapeutischen Cocktails darstellen [104]. Eine weitere Möglichkeit bestünde im Einsatz von Immunoliganden zusammen mit Substanzen, die die Expression von Zielantigenen hochregulieren können. Als Beispiel dient BIIB021 (CNF2024), ein Heat Shock Protein 90 (HSP90) Inhibitor, der die Expression von NKG2D- Liganden auf Hodgkin Lymphomzellen erhöht und sie einer NKZell vermittelten Lyse zugänglich macht [11]. Die NK- Zell Funktion ist im Hinblick auf Proliferation, Aktivierbarkeit und Zytotoxizität bei Patienten mit Neoplasien eingeschränkt [144, 145]. Behandelte Patienten mit einer hohen peripheren NK- Zell Aktivität haben eine signifikant längere Metastasen- freie Überlebenszeit, als jene mit einer niedrigen NK- Zell Aktivität. Patienten mit soliden Tumoren haben generell eine geringe NK- Zell Aktivität [120]. Aus den Ergebnissen mit dem anti-CD20 Antikörper Rituximab beim B-Zell Lymphom ist ersichtlich, dass NK- Zellen die ADCC steigern können [93]. Ferner hat die in vivo Modulation der NK- Zell Funktion an Bedeutung dazu gewonnen. Daran beteiligt sind die Zytokine IL2 und IL12, die immunstimulatorischen Medikamente Thalidomid und Lenalidomid, als auch immunstimulatorische DNA Komplexe, die die Zytokinsekretion der NK- Zellen beeinflussen und diese in vivo aktivieren können [4, 25, 61]. Eine weitere Möglichkeit besteht in dem Einsatz von Heat Shock Protein 70 (HSP70), das über die Induktion von NKG2D- Liganden auf DCs zur Aktivierung von NK- Zellen beiträgt [107]. Die Kombination eines spezifischen Immunoliganden- Cocktails mit NK- Zell aktivierenden Substanzen könnte die Basis für die zukünftige Entwicklung einer NK- Zell basierten Immuntherapie gegen solide Tumoren bilden. Ob sie letztendlich dazu in der Lage sein wird, selektiv Tumorzellen zu zerstören und das Risiko eines Rezidivs und Metastasen zu vermindern und das Überleben zu verlängern, wird in weiteren Untersuchungen zu zeigen sein. 59 5. Zusammenfassung Das vermehrte Auftreten von Karzinomerkrankungen, die u.a. auf die demografische Überalterung zurückzuführen ist, und ein Ausbleiben von kurativen Therapien bei metastasierten Karzinomen, erfordert neue Therapiestrategien. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Karzinomen spielt das Immunsystem, welches unfähig ist entartete Zellen zu zerstören. Diese Immuninkompetenz wird teilweise einer ineffektiven Aktivierung von NKZellen und zahlreichen Tumor- Evasionsmechanismen zugeschrieben. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Ziel, eine direkte Kommunikation unabhängig von der Expression von Liganden aktivierender NK-Zell-Rezeptoren und ziegerichtet gegen ein Tumor-assoziiertes Antigen herzustellen. Die in dieser Arbeit eingesetzten bispezifischen Konstrukte bestehen aus einem scFv, das ein Zell- spezifisches Antigen auf soliden Tumoren bindet, verknüpft mit einem aktivierenden Liganden des NKRezeptors NKG2D, dem ULBP2 – genannt „Immunoliganden“. Die Wirksamkeit eines Immunoliganden wurde bereits mit dem ULBP2-BB4 gegen das Multiple Myelom (MM) gezeigt. Das BB4- scFv bindet an CD138, das auf Zellen des MM, solider Tumoren, aber auch auf der Oberfläche normaler Zellen exprimiert wird. Als „proof of principle“ konnte in der zugrunde liegenden Arbeit gezeigt werden, dass ULBP2-BB4 außerdem zu einem drastisch verzögerten Tumorwachstum der Kolon- Tumor Zelllinie LS174T und zu einer Tumorreduktion von primären, transplantierten humanen Kolon- Tumoren in immundefizienten Mäusen führt und somit bei soliden Tumoren effektiv ist. Mit der Begründung solide Tumorzellen spezifisch der NK- Zell abhängigen Lyse zugänglich zu machen, wurde ein Prostata-spezifische-Membranantigen (PSMA)-spezifisches scFv anstelle des BB4- scFv mit ULBP2 fusioniert und unterschiedliche Formate des Immunoliganden durch Modifikation der scFv-Linker oder Insertion eines Zipper-Peptids generiert. PSMA wird im gesunden Prostatagewebe gering, auf Prostata- Karzinomen, Metastasen und dem in seiner Prognose sehr ungünstigen, Androgen-resistenten ProstataKarzinom hingegen sehr stark exprimiert. Dies ermöglicht die Nutzung des PSMA-Moleküls als Zielantigen für die antikörperbasierte Immuntherapie von PSMA-positiven Tumoren. Die Expression, Aufreinigung und der Nachweis der Bindungsfähigkeit an NK- und an den Targetzelllinien LNCaP und MCF7 wurde für die Immunoliganden ULBP2-PSMA+15, ULBP2-PSMA+5, ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 nachgewiesen. Eine Kürzung des Standard Linkers von 15- zu 5- und zu 2- Aminosäure -Resten und die Verwendung eines Isoleuzin- Zipper Proteins führte zur Oligomerisierung der Immunoliganden. Die Oligomerisierung ermöglichte nicht nur eine verbesserte Bindung an 60 die Zielzelle, sondern auch ein effektiveres cross-linking von Effektorzellen, welches maßgeblich zu einer verbesserten NK- Zell Aktivierung beitrug. Einzig die oligomerisierenden Immunoliganden ULBP2-PSMA+2 und ULBP2-IleZip-PSMA+15 waren dazu in der Lage, in vitro maligne Zellen NK- Zell abhängig zu lysieren. Darüber hinaus gelang der Nachweis einer signifikanten Wachstumsinhibition von bereits etablierten PSMApositiven Prostatatumoren durch ULBP2-PSMA+2 in vivo. Die Daten zeigen auf, dass Immunoliganden die Grenzen der NK Zell- basierten Immuntherapie überwinden können. Durch die Möglichkeit des Einsatzes von ScFv gegen unterschiedliche tumorspezifische Antigene stellen sie eine Basis für die Entwicklung neuer therapeutischer Optionen dar. Die systemische Applikation von Immunoliganden zusammen mit Substanzen, die eine in vivo Modulation von NK- Zellen hervorrufen, bilden ein viel versprechendes Konzept für eine NK- Zell basierte Immuntherapie gegen solide Tumoren. 61 6. Literaturverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. Adams, G.P., R. Schier, A.M. McCall, R.S. Crawford, E.J. Wolf, L.M. Weiner, and J.D. Marks, Prolonged in vivo tumour retention of a human diabody targeting the extracellular domain of human HER2/neu. Br J Cancer, 1998. 77(9): p. 1405-1412. Anfossi, N., P. Andre, S. Guia, C.S. Falk, S. Roetynck, C.A. Stewart, V. Breso, C. Frassati, D. Reviron, D. Middleton, F. Romagne, S. Ugolini, and E. Vivier, Human NK cell education by inhibitory receptors for MHC class I. Immunity, 2006. 25(2): p. 331-342. Badger, C.C., C. 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