2 Kreislauf Neuronale Blutdruckregulation 2 38 Die neuronale Blutdruckregulation wird über das Kreislaufzentrum in der Medulla oblongata gesteuert. Dort wird der Blutdruck hauptsächlich über den Sympathikotonus eingestellt: Ein hoher Sympathikotonus steigert die Herzkraft und -frequenz und bewirkt eine periphere Vasokonstriktion, sodass der Blutdruck deutlich ansteigt. Soll der Blutdruck gesenkt werden, wird der Sympathikus gehemmt. Dies ist die einzige Möglichkeit, über das vegetative Nervensystem eine Vasodilatation zu erreichen, da die Gefäßmuskulatur nicht parasympathisch innerviert ist. Gleichzeitig wird auch der N. vagus aktiviert, was die Herzfrequenz senkt. Das Kreislaufzentrum der Medulla oblongata erhält Informationen über den Blutdruck aus den Arterien. In den Gefäßwänden der A. carotis sowie der Aorta liegen die Pressorezeptoren, die Druckänderungen im Gefäßinneren messen und diese Information an das Kreislaufzentrum weitergeben. Eine Aktivierung der Pressorezeptoren (und damit eine Steigerung deren Impulsfrequenz) durch Blutdrucksteigerung führt im Kreislaufzentrum zur Hemmung des Sympathikus und gleichzeitig zur Stimulation des Parasympathikus. Umgekehrt wird bei Blutdruckabfall über eine Hemmung der Pressorezeptoren (und damit eine Senkung deren Impulsfrequenz) der Sympathikus aktiviert und der Parasympathikus gehemmt. Ähnliche Rezeptoren, nämlich die Typ-B-Dehnungsrezeptoren, befinden sich im rechten Herzvorhof. Sie werden bei vermehrtem Volumen des Herzens aktiviert, also bei gesteigertem Plasmavolumen. Eine Aktivierung der Dehnungsrezeptoren hemmt die Sympathikusaktivität, eine Hemmung der Dehnungsrezeptoren erhöht die Sympathikusaktivität. Welche Bedeutung die Pressorezeptoren für die Blutdruckregulation haben, zeigt sich, wenn man diese experimentell ausschaltet. Unter physiologischen Bedingungen wirken die Pressorezeptoren v. a. kurzfristigen Blutdruckschwankungen entgegen. Fallen sie aus, werden die Blutdruckschwankungen im Körper größer. Das zeigt die folgende Grafik: Häufigkeit normal ohne Pressorezeptoren arterieller Mitteldruck Abb. 33: Blutdruck­ medi-learn.de/6-physio6-33­ Die durchgezogene Linie zeigt die Blutdruckverhältnisse bei intakten Pressorezeptoren, die gestrichelte bei Ausfall der Pressorezeptoren. Dabei sind die Blutdruckwerte deutlich weiter gestreut. Übrigens … Die Pressorezeptoren (Barorezeptoren) melden vor allem die Änderung des Blutdrucks und weniger seine absolute Höhe an das Kreislaufzentrum. Dies bezeichnet man als Proportional-DifferenzialEigenschaft von Rezeptoren. Lokale Blutdruckregulation Die lokale Blutdruckregulation dient der Aufrechterhaltung eines konstanten Blutflusses, auch bei stark schwankenden systemischen Blutdrücken. Besonders wichtig ist eine konstante Durchblutung für Gehirn und Nieren, weshalb der folgende Regulationsmechanismus dort besonders ausgeprägt zu finden ist: Wird durch einen erhöhten systemischen Blutdruck die Muskelschicht der Arteriolen