Ausgabe Oktober 2014 Seite 1 / 7 Verbesserte Diagnostik von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen durch zusätzliche Motilitätsanalyse im MRT Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, sind rezidivierende oder permanent-aktive entzündliche Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes. In der Diagnostik von CED hat sich heutzutage neben endoskopischen Untersuchungen auch die Magnetresonanztomographie (MRT) des Darmes als zuverlässige Methode etabliert. Allerdings können aufgrund der strukturellen und funktionalen Komplexität des Darmes, aber auch aufgrund der unterschiedlichen Compliance der Patienten (z.B. hinsichtlich Darmvorbereitung und Atemanhaltemanöver) sehr heterogene Bildqualitäten resultieren. Trotz technischer Fortschritte der MRT-Technologie können die erzeugten Bilder daher oft nur schwer zu interpretieren sein. Ein großer Vorteil der MRT besteht in der Möglichkeit, auch funktionelle Aufnahmen des Darmes zu akquirieren, um mit diesen Funktionsaufnahmen der Darmmotilität auch die funktionellen Aspekte des Darmes berücksichtigen zu können. Die Arbeitsgruppe „Gastrointestinale Bildgebung“ um Herrn Prof. Thomas Lauenstein aus dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie hat nun zeigen können, dass mit einer zusätzlichen automatischen Analyse der Darmbewegung bei Patienten mit CED eine verbesserte Beurteilung des Darmes hinsichtlich der Detektion entzündlicher Darmläsionen möglich ist. Durch diese zusätzliche Beurteilung der Darmmotilität konnte im Vergleich zu MRTBefundung ohne zusätzliche Motilitätsanalyse eine signifikant höhere Detektionsrate an entzündlichen Darmläsionen gefunden werden. Die überwiegende Anzahl der zusätzlich entdeckten Läsionen zeigten eine verminderte Motilität. In Zukunft erhofft man sich mit Hilfe dieses neuartigen Ansatzes auch die Diagnostik weiterer motilitätsbeeinflussender Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, wie z.B. des Reizdarmsyndroms oder verschiedener viszerale Neuropathien, zu verbessern. Hahnemann ML, Nensa F, Kinner S, Maderwald S, Umutlu L, Gerken G, Lauenstein TC: Improved Detection of Inflammatory Bowel Disease by Additional Automated Motility Analysis in Magnetic Resonance Imaging. Invest Radiol [Epub ahead of print] Seite 2 / 7 Ist eine Kontrastmittelgabe bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Darmerkrankungen bei einer MRT-Untersuchung wirklich notwendig? Die Kontrastmittel (KM)-unterstützte MRT-Untersuchung des Darms hat sich in den letzten Jahren aufgrund der fehlenden Invasivität, fehlender ionisierender Strahlung und der Möglichkeit, den gesamten Gastrointestinaltrakt in einer Untersuchung abzudecken, bei Kindern mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) etabliert. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder Nierenvorschädigung sollte eine KM-Gabe im MRT jedoch vermieden werden. Darüber hinaus wären gerade für Kinder Untersuchungen ohne intravenöse Injektion und mit kurzer Untersuchungszeit wünschenswert. Die Diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI) ist eine zunehmend bedeutsame MRT-Technik, die initial vor allem in der Schlaganfalldiagnostik eingesetzt wurde. In den letzten Jahren erfolgte zunehmend auch ein Einsatz am Körperstamm zur Detektion von tumorösen und entzündlichen Veränderungen. Es wurde jedoch bisher nie untersucht, ob bei Vorliegen einer DWI eine zusätzliche KM-Gabe bei Kindern und Jugendlichen mit CED wirklich noch Zusatzinformationen liefert und somit überhaupt notwendig ist. Die Arbeitsgruppe Kinderradiologie konnte in einer retrospektiven Analyse von 37 Kindern und Jugendlichen, die eine MRT-Untersuchung des Darmes und eine Koloskopie innerhalb einer Woche erhielten, nachweisen, dass die DWI den KMunterstützten Sequenzen überlegen ist und alleine vergleichbare Ergebnisse wie eine Kombination aus beiden Sequenzen erzielte. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass mit der DWI teils entzündliche Läsionen detektiert werden konnten, die in der Koloskopie nicht sichtbar waren, jedoch in den genommenen histologischen Proben bestätigt werden konnten. Diese Ergebnisse sollen in Zukunft dazu dienen, kurze Protokolle zu etablieren (z.B. im Rahmen von Therapiekontrollstudien); zusätzlich soll ein möglicher Nutzen zur Planung koloskopischer Biopsien geprüft werden. Sirin S, Kathemann S, Schweiger B, Hahnemann ML, Forsting M, Lauenstein TC, Kinner S: Magnetic Resonance Colonography Including Diffusion-Weighted Imaging in Children and Adolescents With Inflammatory Bowel Disease: Do We Really Need Intravenous Contrast? Invest Radiol [Epub ahead of print] Seite 3 / 7 Entwicklung eines neuen Cre-konditionalen Mausmodells MYCN-amplifizierter Neuroblastome Das Neuroblastom ist der häufigste extrakranielle Tumor des Kindesalters. Insbesondere bei Patienten mit MYCN-amplifizierten Neuroblastomen kommt es trotz intensiver, multimodaler Therapie in über 50% der Fälle zu einem Rezidiv, für das keine kurative Therapie zur Verfügung steht. Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung neuer, zielgerichteter Therapien ist die Verfügbarkeit valider präklinischer Modelle. Dem Team um Prof. Johannes Schulte aus der Abteilung für Pädiatrische Onkologie, Hämatologie und Stammzelltransplantation der Klinik für Kinderheilkunde III ist es nun gelungen, ein neues transgenes Modell MYCNgetriebener Neuroblastome zu etablieren. Mit Hilfe der Cre/Lox-Technologie wurde das MYCN Gen spezifisch in Neuralleistenvorläuferzellen exprimiert. Die doppelt transgenen sogenannten LSL-MYC;DBHiCre Mäuse entwickeln in über 75% der Fälle Tumore, die alle histologischen und molekularen Merkmale humaner Neuroblastome aufwiesen. Darüber hinaus zeigten sich in der Genomuntersuchung typische Chromosomenveränderungen humaner Neuroblastome. Klinisch besonders interessant ist, dass die zielgerichtete Inhibition der MYCN-Funktion durch den Brd4-Inhibitor JQ-1 oder den AuroraAInhibitor MLN8237 das Wachstum der Tumorzellen blockierte. Somit konnte die Nützlichkeit des neuen Mausmodells für die präklinische Analyse neuartiger Substanzen bereits eindrucksvoll belegt werden. In Zukunft soll das neue Mausmodell vor allem zur Entwicklung von weiteren Strategien zur Inhibition von MYCN genutzt werden. Die Mauslinie zur Cre-konditionalen Expression von MYCN, wie auch weitere Mauslinien zu Cre-konditionalen Überexpression von Lin28b und ALK stehen auch anderen Arbeitsgruppen des UKE zur Verfügung und können für unterschiedlichste Fragestellungen eingesetzt werden. Althoff K, Beckers A, Bell E, Nortmeyer M, Thor T, Sprüssel A, Lindner S, De Preter K, Florin A, Heukamp LC, Klein Hitpass L, Astrahantseff K, Kumps C, Speleman F, Eggert A, Westermann F, Schramm A, Schulte JH: A Creconditional MYCN-driven neuroblastoma mouse model as an improved tool for pre-clinical studies. Oncogene [Epub ahead of print] Seite 4 / 7 Mutationen im TERT Promoter sind von prognostischer Bedeutung beim kutanen Melanom Das kutane Melanom ist eines der gefährlichsten Hauttumore und nimmt im Falle einer Metastasierung nicht selten einen tödlichen Verlauf. In einer früheren Arbeit (Science 339:959), mit wesentlicher Beteiligung der Abteilung von Prof. Dirk Schadendorf (Klinik für Dermatologie), sind erstmals Mutationen im Promoter von TERT beim kutanen Melanom beschrieben worden, die zu einer erhöhten Expression des TERT Gens führen. Nachfolgende Studien beschrieben das häufige Vorkommen von TERT Promoter Mutationen in einer Vielzahl weiterer humaner Neoplasien (wie z.B. hepatozelluläre Karzinome, Blasenkarzinome, Schilddrüsenkarzinome, neuronale Gliome). In der aktuell publizierten Arbeit erfolgte die Analyse einer größeren Kohorte von Melanomen, um das Vorkommen und die klinische Relevanz von TERT Promoter Mutationen detaillierter zu untersuchen. Sie zeigt, dass TERT Promoter Mutationen häufig in kutanen (nicht akralen) Melanomen und okkulten Melanomen (Melanome mit unklarem Primarius) vorkommen (jeweils ~50%), während sie nur selten in Melanomen, die an akralen Lokalisationen oder an der Schleimhaut entstehen, auftreten (jeweils ~20%). Das Vorkommen von TERT Promoter Mutationen war assoziiert mit Faktoren wie Mutationsstatus (BRAF oder NRAS, P < .001), histologischer Subtyp (P = .002) und Tumordicke (nach Breslow, P < .001). In der Analyse des Gesamtüberlebens zeigte sich neben einer Reihe bereits bekannter prognostische Faktoren wie Tumordicke, Ulzeration und Staging, dass auch das Vorkommen von TERT Promoter Mutationen als unabhängige Variable mit einem schlechteren Gesamtüberleben betroffener Patienten assoziiert war (medianes Überleben 80 Monate vs. 291 Monate; Hazard Ratio 2.47; 95% Konfidenzinterval [CI] = 1.29 to 4.74; P = .006). Zusammenfassend konnte die Studie zeigen, dass TERT Promoter Mutationen beim kutanen Melanom häufig vorkommen, vorwiegend lichtinduziert sind und ein ungünstiger prognostischer Marker für betroffene Patienten darstellt. Griewank KG, Murali R, Puig-Butille JA, Schilling B, Livingstone E, et al.: TERT Promoter Mutation Status as an Independent Prognostic Factor in Cutaneous Melanoma. J Natl Cancer Inst [Epub ahead of print] Seite 5 / 7 Preise und Auszeichnungen Was wir eigentlich schon lange wussten, haben wir nun schwarz auf weiß: „Unser“ Dermatologe Prof. Dirk Schadendorf ist international absolute Spitze! Dies weist die Publikationsanalyse 2005 - 2011 des Journals Lab Times aus, das Prof. Schadendorf nach Zitationen europaweit (!) auf Platz drei listet. Dabei führt Deutschland in Europa die Publikationsstatistik vor England deutlich an, Europa wiederum führt vor den USA (http://www.labtimes- archiv.de/epaper/LT_14_05/#36). PD Dr. Stefanie Weber von der Klinik für Pädiatrie II wurde auf der 47. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie in Porto, Portugal, für ihre wissenschaftliche Arbeit geehrt. Ausgezeichnet wurde die Wissenschaftlerin für ihre Forschung auf dem Gebiet der Nephrogenetik und für den Aufbau eines Europäischen Registers für angeborene Nierenerkrankungen. Die Auszeichnung ist mit 15.000 Euro dotiert. Zwei Posterpreise gingen auf der diesjährigen NeuroVisionen-Tagung an die Klinik für Kinderheilkunde I: Meray Serdar wurde für ihre Arbeit "Shingosine-1Phosphate receptor modulation reduces hyperoxia-mediated brain injury" ausgezeichnet, Katja Straßer für ihren Beitrag "Hypoxia-ischemia modulates Hypoxia-inducible.factor-related molecular pathways in the neonatal mouse brain". Weitere ausgewählte Publikationen Lang PA, Meryk A, Pandyra AA, […] Xu HC, Merches K, Lang F, Khairnar V, Sharma P, […] Shaabani N, Duncan GS, Duhan V, […] Honke N, Mak TW, Lang KS: Toso regulates differentiation and activation of inflammatory dendritic cells during persistence-prone virus infection. Cell Death Differ [Epub ahead of print] Duppach J, Francois S, Joedicke JJ, Dittmer U, Kraft AR: Expanded regulatory T cells in chronically Friend retrovirus infected mice suppress immunity to a mCMV superinfection. J Virol [Epub ahead of print] Seite 6 / 7 Sasaki N, Meyer MJ, Malviya SA, Stanislaus AB, MacDonald T, Doran ME, Igumenshcheva A, Hoang AH, Eikermann M: Effects of Neostigmine Reversal of Nondepolarizing Neuromuscular Blocking Agents on Postoperative Respiratory Outcomes: A Prospective Study. Anesthesiology [Epub ahead of print] du Bois A, Floquet A, Kim JW, Rau J, Del Campo JM, Friedlander M, […] Kimmig R, et al.: Incorporation of Pazopanib in Maintenance Therapy of Ovarian Cancer. J Clin Oncol [Epub ahead of print] Küppers R, Dührsen U, Hansmann ML: Pathogenesis, diagnosis, and treatment of composite lymphomas. Lancet Oncol [Epub ahead of print] Long GV, Stroyakovskiy D, Gogas H, Levchenko E, de Braud F, Larkin J, […] Schadendorf D, et al.: Combined BRAF and MEK Inhibition versus BRAF Inhibition Alone in Melanoma. N Engl J Med [Epub ahead of print] Veranstaltungen im Oktober 09.10.2014, 14:00 Uhr Versuchstierkundliches Kolloquium Dr. B. Schmetterling (Universität zu Lübeck) „Erfahrungen mit der Einführung eines Tierverwaltungsprogramms“ IG I, Virchowstr. 171, Seminarraum des ZTL (2. UG) oder Hörsaal 1 (EG) 28.10.2014 Dienstagsseminar Dr. Paul Verkade (University of Bristol) “Correlative Light Electron Microscopy, 1 + 1 = 3” Hörsaal der Verwaltung – Verwaltungsgebäude 2. OG Seite 7 / 7 04.101.2014 Dienstagsseminar Dr. Frans Claas (Leiden University Medical Center) “Food Addiction: Relevance for Obesity and Eating Disorders” Hörsaal der Verwaltung – Verwaltungsgebäude 2.