Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizinische Fakultät Mannheim Dissertations-Kurzfassung Untersuchung der Auswirkung von Zytokinen im Serum von Morbus Crohn-Patienten auf Darmnervenzellen im Rattenmodell Autor: Svenja Häuser Klinik: Kinderchirurgische Klinik Doktorvater: Prof. Dr. L. Wessel Morbus Crohn gehört zu der Gruppe der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und äußert sich typischerweise durch chronische Bauchschmerzen, Durchfälle und Gewichtsverlust. Oft sind eine lebenslange Therapie und mehrere Operationen notwendig und durch Erkrankung und Therapie ist die Lebensqualität der Betroffenen unter Umständen stark eingeschränkt. Die Pathogenese ist noch nicht vollständig geklärt und unklar ist bis jetzt auch, inwieweit das Darmnervensystem entweder primär an der Krankheitsentstehung beteiligt ist oder sekundär in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Darmnervensystem – als eigenständiger Teil des autonomen Nervensystems in der Darmwand gelegen – ist für Motilität, Resorption und Sekretion verantwortlich, spielt demnach eine wichtige Rolle bei der Verdauung und ist ebenfalls in die immunologischen Vorgänge im Darm mit einbezogen. Histologisch zeigen sich bei M. Crohn sowohl Veränderungen der Neurone als auch der Gliazellen. Die Nervenfasern, Neurone und Gliazellen sind hypertrophiert, beschädigt und in ihrer Funktion eingeschränkt. Außerdem weisen Patienten mit M. Crohn oft systemisch erhöhte Zytokinspiegel, z. B. TNFα, IL-1 oder IL-6, auf. In der vorliegenden Arbeit wird in vitro der Einfluss dieser Zytokine auf die Zellen des Darmnervensystem untersucht. Das Serum von M. Crohn Patienten, die sich in einem akuten Schub oder in Remission befanden, wurde gesammelt und dem einer Kontrollgruppe gegenübergestellt. Die Zytokinkonzentrationen wurden mittels eines Multiplex-ELISAs ermittelt und das Serum mit primären Zellkulturen des Darmnervensystems neugeborener Ratten inkubiert. Anhand des Zellüberlebens, der Neuritenlänge und dem Neuronen-/Gliaverhältnis wird der Einfluss der Kontroll-, Remissions- und Akutseren in 5 und 10%iger Konzentration dargestellt. Sowohl die Remissions- als auch die Akutseren zeigen eine Vielzahl an erhöhten Zytokinen, sowohl pro- als auch antiinflammatorische Zytokine zeigen erhöhte Konzentrationen im Vergleich zu den Kontrollseren. In den Kulturen mit den 5%igen Crohnseren im Vergleich zu den Kontrollseren erhalten die Zellen einen Überlebens- und Wachstumsreiz, auch die Glia wird in ihrer Proliferation stimuliert. Allerdings überwiegt bei 5%igen Akutserum wie auch bei den 10%igen Konzentrationen der schädigende Effekt und die Zellen sterben vermehrt ab. Die anfängliche Stimulierung und der Versuch der Glia, die Neurone zu schützen, bleiben also letztendlich erfolglos gegen die Wirkung der Zytokine. Trotz Behandlung zeigen viele Patienten Funktionsstörungen und erhöhte Zytokinspiegel und wahrscheinlich kommt es dadurch zu einer progredienten Schädigung des Darmnervensystems. Um die Darmfunktion der Patienten langfristig zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern, ist es wichtig, diesen schädigenden proinflammatorischen Status des Körpers konsequent therapeutisch zu beeinflussen, dafür muss weiter an effektiven und spezifischen Therapien geforscht werden.