Arthrose Handout

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Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Handout 1 · Informationen zum Krankheitsbild
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Informationen zum Krankheitsbild
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Einführung
Der Mensch ist auf ein Skelettsystem angewiesen, das Unterstützung bietet gegenüber der Schwerkraft, für
den Halt bzw. die aufrechte Haltung, bei der Fortbewegung und auch für den mechanischen Schutz der inneren Organe. Das Skelettsystem ist neben dem Muskelsystem, das das größte Organ des Menschen darstellt,
eine sehr wichtige Säule des Bewegungsapparates. Unser Skelett ist entwicklungsgeschichtlich primär knorpelig angelegt und wurde Zug um Zug zum Knochengerüst umgebaut.
»Medizin im Vortrag«
Anatomie der Gelenke und der Wirbelsäule
Gelenke sind bewegliche Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Knochen. Sie sind funktionelle Einheiten mit größter Bewegungsfreiheit, die aus Knorpel überzogenen Gelenkflächen und unter Knorpel befindlichen (subchondralen) Knochen, umgebender Gelenkkapsel einschließlich Gelenkinnenhaut (inneres Stratum
synoviale) und stabilisierenden, bindegewebigen Anteilen der Sehnenscheide (äußeres Stratum fibrosum) bestehen. Hilfsstrukturen wie Sehnen, Bänder, Schleimbeutel (Bursen), Zwischenknorpel (Menisken) und Bandscheiben (Disken) unterstützen den Aufbau. Dabei erlauben die Zwischenwirbelscheiben der Wirbelsäule beispielsweise nur eine geringe Bewegung.
Nerv mit Abzweigung
zu Gelenk, Muskel
und Sehne
Muskel mit
Sehnenansatz
Blutgefäße
bindegewebige
Gelenkkapsel
Gelenkknorpel
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Kniescheibe
(Patella)
Gelenkinnenhaut
(Synovialis)
mit Blutgefäßen
Gelenkschmiere
(Synovia)
(Grafik: M. Wosczyna 2006)
Abbildung 1: Anatomie und Aufbau des Kniegelenkes
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
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Anatomie und Aufbau eines Gelenkes am Beispiel des Kniegelenkes:
■
Form und Konstruktion der beiden Gelenkkörper (knöcherne Anteile) bestimmen die Beweglichkeit
■
Knorpel überzieht die beiden Gelenkkörper (Knorpel als Ausgangsort degenerativer Gelenkerkrankungen)
■
Glatte und glänzende Knorpeloberfläche zwischen 0,2 und 0,64 mm dick: Reduktion der Reibung, Dämpfung
■
Gelenkkapsel: Gelenkinnenhaut (Ausgangsort entzündlicher Gelenkerkrankungen) und äußere wenig elastische Faserschicht; die Gelenkkapsel schützt und führt das Gelenk
■
Gelenksspalt mit klarer, Faden ziehender Gelenkflüssigkeit: schmiert und ernährt den Knorpel, insbesondere
bei Bewegung
■
Bänder zur Gelenkführung, zur Kapselverstärkung, zur Hemmung übermäßiger Beweglichkeit
■
Schleimbeutel zur Pufferung zwischen mechanisch stark beanspruchten Stellen
■
Zwischenscheiben (Menisci, Disci) als Stoßdämpfer und zur Gelenkunterteilung
Definition
Die Arthrose (Gelenkverschleiß) ist eine vom Gelenkknorpel ausgehende Gelenkerkrankung (nicht entzündlich
wie beispielsweise Rheuma) mit vielfältigen Ursachen, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
führen kann.
Arthrose ist ein über das durch die normale Alterung bedingte Maß hinausgehender Gelenkverschleiß, der meist
durch übermäßige Belastung, Fehlstellung der Gelenke (kann angeboren oder durch Verletzungen entstanden
sein) oder Knochenerkrankungen (z. B. Osteoporose) ausgelöst wird. Des Weiteren geht eine Arthrose mit knöcherner Deformierung der Gelenke (primär nicht entzündet) einher (Arthrosis deformans). Arthrose kann auch
als Spätfolge der Arthritis (sekundäre Arthrose) und bei Überbeanspruchung mit Ergussbildung (Flüssigkeitsansammlung im Gelenk) und (sekundärer) Entzündung ausgelöst werden (aktivierte Arthrose).
Die Arthrose verläuft meist schleichend, teils aber auch schubweise und führt zu Funktionsstörungen der Muskulatur, Bewegungseinschränkungen, Fehlstellungen, Schmerzen und verschiedenen Schweregraden lokaler
Entzündungen einschließlich Gelenkergüssen.
Ursachen, Entstehung und Einteilung
Die Arthrosen lassen sich in primäre und sekundäre Arthrosen sowie Sonderformen einteilen.
Primäre Arthrosen sind Arthrosen unbekannter Ursache. Dabei spielen wahrscheinlich die genetische Prädisposition (Erblast), endokrinologische und hormonelle Faktoren sowie Stoffwechselstörungen eine wesentliche
Rolle.
Die sekundäre Arthrose ist Folge einer bekannten Erkrankung oder Schädigung und beruht im Wesentlichen
nicht auf einer endogenen Dysregulation. Es kann auch in strukturell und mechanisch bedingte Arthrosen untergliedert werden. Der strukturellen Arthrose liegt primär eine verminderte Belastbarkeit des Gelenkknorpels
zugrunde, der mechanisch bedingten Arthrose eine vermehrte Belastung von normalem Gelenkknorpel. In
allen Fällen besteht ein Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit.
Am wichtigsten sind bei den sekundären Arthrosen die präarthrotischen Deformitäten, die artikuläre (zu einem
Gelenk gehörend) und extraartikuläre gelenkwirksame Form- und Funktionsstörungen darstellen. Weder berufliche noch sportliche Betätigungen an sich lassen sich als Risikofaktoren der Arthrose ermitteln, sofern Traumen vermieden werden. Beruf, Sport und Körpergewicht können allerdings arthrosewirksam werden in Verbin-
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»Medizin im Vortrag«
dung mit Kofaktoren wie wiederholendem Mikrotrauma, bestehenden Präarthrosen oder metabolischen Erkrankungen und wahrscheinlich auch mit Kälte und Feuchtigkeit.
(Grafik: M. Wosczyna 2006)
Abbildung 2: Entstehungsfaktoren für eine Arthrose
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Einteilung der Arthrose nach Lokalisation:
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Arthrose des Kniegelenks = Gonarthrose
■
Arthrose des Hüftgelenks = Coxarthrose
■
Arthrose in mehreren Gelenken = Polyarthrose
■
Arthrose des Schultergelenks = Omarthrose
■
Arthrose des Sprunggelenkes und des Fußes
Häufigkeit
Die insgesamt häufigste und häufigste chronische Erkrankung des alten Menschen ist die Arthrose. Alter ist
zwar der bedeutendste Risikofaktor, hohes Alter alleine führt jedoch nicht regelhaft zu einer Arthrose und insbesondere Patienten mit Schenkelhalsfrakturen bzw. Osteoporose hatten im Alter von 80 Jahren noch einen
weitgehend normalen und nur minimal veränderten Knorpel.
Die Prävalenz z. B. der Hüftarthrose (Coxarthrose) wird in westlichen Ländern bei über 35-Jährigen mit 3–11 %
angegeben. Beim über 35-Jährigen wird in mehr als einem Drittel wenigstens in einem Gelenk eine Arthrose
registriert. Insbesondere Cox- und Gonarthrose nehmen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr zu, sodass jenseits des 65. Lebensjahrs bei über 94 % der Menschen wenigstens in einem Gelenk eine Arthrose vorliegt.
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
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Arthroseprävalenz:
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20-Jährige bis 9 %
■
34-Jährige bis 17 %
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Über 65-Jährige bis 90 %
■
Symptomatische Arthrose bei 50–70-Jährigen in 8 % der Fälle
Frauen sind besonders an Knien und Fingergelenken deutlich häufiger betroffen, während radiologisch Hüftarthrosen häufiger bei Männern dokumentiert werden, allerdings seltener mit Schmerzen verbunden sind.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren, an Arthrose zu erkranken, zählen:
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Hypermobilität (Überbeweglichkeit)
■
Rauchen
■
Weibliches Geschlecht
■
Hohes Lebensalter
■
Übergewicht
■
Osteoporose
Symptome
Bei den ersten Symptomen handelt es sich meist um ein Spannungsgefühl und Steifigkeit in den Gelenken. Je
nach Verlauf der Krankheit treten dann als Leitsymptome Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen
oder seltener Schwellungen des entsprechenden Gelenks in den Vordergrund. Die Schmerzen können sich bei
Kälte und Nässe verstärken, ebenso nach längeren Ruhepausen (Anlaufschmerz). Aus den Symptomen und
dem Untersuchungsbefund einschließlich der Hilfsdiagnostik wird das exakte Krankheitsstadium und die aktuelle Beeinträchtigung ermittelt, um die entsprechende Therapie einleiten zu können.
Diagnostik
Anamnese
Bei der Anamnese, der ausführlichen Befragung, fragt der Arzt u. a. nach Schmerzen, Steifheitsgefühl, Schwellung und Überwärmung bei Aktivierung der Gelenke, Gelenkknarren und Bewegungseinschränkungen sowie
Wetterfühligkeit. Die maximale Gehstrecke oder Gehzeit wird dokumentiert.
Körperliche Untersuchung
Bei der Inspektion (äußerliche Untersuchung des Patienten durch Betrachten) werden Haltung, Gelenkstellung, Gelenkschwellung und Muskelatrophie beurteilt.
Bei der Palpation (Untersuchung durch Betasten) spürt der Arzt z. B. Überwärmungen, Gelenkreiben (Crepitatio), Unterhautverquellungen und die Konsistenz von Haut und Unterhaut.
Weitere Zusatzuntersuchungen sind von gezielten Fragestellungen, insbesondere den weiteren therapeutischen
Maßnahmen abhängig.
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Sonographie
Bei der Sonographie kann der Arzt Ergüsse (Wasseransammlungen im Gelenk) darstellen, außerdem sind hierdurch Schwellungen der Sehnenscheiden von Gelenkschwellungen zu unterscheiden. In den einsehbaren Bereichen können Knorpelausdünnungen und Einlagerungen in den Knorpel erkannt werden.
Konventionelle Röntgendiagnostik
Die native Röntgenaufnahme ist der Goldstandard der bildgebenden Diagnostik bei Arthrosen, obwohl sie in
der Frühdiagnostik versagt. Sie sichert die Diagnose ab durch Darstellung der Gelenkspaltverschmälerung und
subchondralen Sklerosierung (Verhärtung), Osteophyten (Knochenneubildungen) und Geröllzystenbildung.
Außerdem dient die Röntgendiagnostik der Stadieneinteilung. Das klassische Röntgen dient insbesondere der
Verlaufsbeurteilung und auch der Beurteilung von Kunstgelenken bezüglich Position, Lockerungszeichen und
Migration (Wanderung).
Computertomographie
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Die Computertomographie verbessert nicht die Frühdiagnostik, sie kann jedoch Kapselverdickungen und Gelenkergüsse, Verkalkungen an Kapseln, Sehnen und Menisken sowie insbesondere unter Knorpel befindliche
(subchondrale) Knochenveränderungen präzise darstellen. Die dreidimensionale Rekonstruktion erlaubt die
Anfertigung von Maßendoprothesen. Die Strahlenbelastung ist jedoch hoch.
Magnetresonanztomographie
Die Magnetresonanztomographie kann früh Knorpelveränderungen darstellen. Sie dient der Beurteilung der
Knorpeldicke und -qualität. Dabei sind Knorpeldefekte, der Wassergehalt des Knorpels und auch eine Matrixschädigung demonstrierbar.
Szintigraphie
Die Szintigraphie wird bei fraglicher sekundärer Entzündung eingesetzt. Sie kann die Aktivierung der Arthrose
aufzeigen.
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Synoviaanalyse
Hierbei handelt es sich um eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit. Nach Punktion eines Ergusses wird die
Zellzahl bestimmt, die bei einer Arthrose meist unter 1000/µl liegt. Gesamteiweiß und Laktat sind nicht erhöht.
Bei der Arthrose findet sich eine bernsteingelbe klare Flüssigkeit mit guter Viskosität (Zähflüssigkeit) über 3 cm
Fadenlänge.
Arthroskopie
Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) als so genannter Goldstandard bezüglich der Knorpelbefundung erlaubt
eine genaue makroskopische Beschreibung der Knorpeloberfläche, eine Beurteilung der Festigkeit mittels Palpation über Tasthaken und eine Beurteilung der Verschieblichkeit. Es können frühe radiologisch noch stumme
Krankheitsstadien erfasst werden. Sie ist auch nützlich, um das bestgeeignete Operationsverfahren auszuwählen.
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
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Labor
Das Labor ist vor allem zum Ausschluss anderer, insbesondere entzündlicher Gelenkerkrankungen wichtig.
Spezielle Labortests zur Frühdiagnose einer Arthrose und Bestimmung von Knorpelabbauprodukten bzw. Proteinfragmenten oder Interleukinbestimmungen in der Gelenkflüssigkeit (Synovia) sind jedoch noch nicht sehr
gut überprüft und sehr teuer.
Therapie
Es gibt keine für alle Arthroseformen gleiche Therapie. Die unterschiedlichen Gelenke sind je nach Lokalisation auch verschieden zu behandeln. Die Behandlungsverfahren entsprechen den Besonderheiten des Einzelfalles, der sich vor allem aus Lokalisation, Krankheitsphase, sozialem Umfeld und Patientenpersönlichkeit bzw.
Lebensplanung ergibt.
Bei den bekannten auslösenden Faktoren kann die Therapie nahezu ursächlich (kausal) ansetzen, insbesondere, wenn sie frühzeitig eingeleitet wird, z. B. bei angeborenen Dysplasien. Häufig jedoch steht nur eine symptomatische Therapie, insbesondere eine Schmerztherapie im Vordergrund. Der dosierte Gelenkgebrauch muss
oft erst herausgefunden und vom Patienten erlernt werden.
Therapieziele
Da eine Arthrose nicht geheilt werden kann, sind die Hauptziele der aktuellen Behandlung die
■
Schmerzbeseitigung,
■
Verbesserung der Gelenkfunktion,
■
Hemmung des Fortschreitens morphologischer Veränderungen, insbesondere der Destruktion,
■
Verbesserung der Biomechanik,
■
Optimierung der Biochemie und
■
das Gesundheitstraining.
Therapieformen
Zu den allgemeinen Maßnahmen – Gesundheitsbildung und Gesundheitstraining –, mithilfe derer die Lebensführung angepasst werden kann, zählen u. a.:
■
Stauchkräfte, extreme Bewegungsausschläge und Dauerbeanspruchung der betroffenen Gelenke meiden
■
Kälte, Feuchtigkeit, Zugluft und Auskühlung der Gelenke meiden
■
Übermäßiges Körpergewicht, insbesondere bei Befall der unteren Extremitäten, vermindern
■
Überwiegendes Stehen, Gehen und Steigen, unebene Wege und ausgesprochen Bein belastende Sportarten oder Sportarten auf harten Böden meiden, sofern die Beine betroffen sind
■
Sehr schweres Heben, Fließbandarbeit und Tätigkeiten mit hoher manueller Geschicklichkeit und Ausdauer bei Befall der oberen Extremitäten reduzieren bzw. vermeiden
■
Traumen, insbesondere traumatisierende Sportarten wie Hand- oder Fußball, meiden
■
Dosierte Belastung erlernen, d. h. regelmäßige stauchungsfreie aktive Bewegungen im verbliebenen schmerzfreien bis schmerzarmen Bewegungsspielraum mit Minderung der rein statischen Belastung: Der regelmäßige Gebrauch der Gelenke ist für die Ernährung des Gelenkknorpels und die Aufrechterhaltung der
Gesamtfunktion unbedingt notwendig.
■
Hilfsmittel, z. B. Schuhe mit weichen Sohlen und/oder Gehhilfen, nutzen
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Sturzrisiken meiden
■
Auf eine ausgewogene Ernährung und bei Stoffwechselstörungen auf eine angepasste Diät achten
■
Bei Hyperurikämie (Gicht) auf eine purinarme Ernährung achten
■
Übermäßigen Alkoholgenuss meiden
■
Auf die günstige Beeinflussung aller Risikofaktoren achten
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Alle allgemeinen Maßnahmen, insbesondere die dosierte Bewegung, die Gewichtsabnahme und das Vermeiden von Überlastungen, dienen der sekundären Prävention.
Medikamentöse Therapie
Die nicht-medikamentösen Maßnahmen einschließlich Physiotherapie gehen der medikamentösen Therapie voraus. Wenn die nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht ausreichend erfolgreich sind, ist die medikamentöse Therapie entsprechend einem Stufenschema erforderlich.
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Die medikamentöse Therapie umfasst reine Analgetika (schmerzstillende Mittel) zur Schmerzstillung. Hierzu gehören zudem die nicht-steroidalen Antiphlogistika (entzündungshemmende Arzneimittel), Glukokortikoide, intraartikuläre Hyaluronsäurepräparate und Chondroprotektiva (Knorpel schützend wirkende Arzneimittel),
lokal perkutan wirksame Antiphlogistika und Hyperämika (durchblutungsfördernde Mittel) sowie eventuell Hydroxychloroquin (bei Fingerpolyarthrose).
Die wichtigsten Medikamente sind:
■
Analgetika
Die wichtigsten Analgetika (Schmerzstiller) sind Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Metamizol.
■
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
Indikation: Schmerzstillung bei nicht entzündlich gereizter Arthrose als Alternative zu Analgetika oder bei
unzureichender Wirkung der Analgetika; zur Behandlung der entzündeten (aktivierten) Arthrose
(Entzündungshemmung als Form der Chondroprotektion)
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft empfiehlt:
– keine Dauerbehandlung, Befristung auf Schmerzperioden
– Dosisanpassung an Schmerzrhythmus, allenfalls nur kurzfristige Dauerbehandlung
– Einzeldosis so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig
– im höheren Lebensalter bevorzugt Medikamente mit kurzer Halbwertzeit und engmaschige
Überwachung von Gastrointestinaltrakt und Nierenfunktion (Dosis: dem Alter angepasst)
■
Coxibe
Coxibe sind ebenso effektiv wie NSAR.
■
Intraartikuläre Glukokortikoide
Indikation: chronisch aktivierte Arthrose
■
Lokalanästhetika
Indikation: Periarthropathie, Insertionstendopathie, Schmerzpunktapplikation, selten
■
Perkutan verabreichbare Antiphlogistika (entzündungshemmende, örtlich angewandte Arzneimittel)
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
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Physikalische Therapie
Die physikalische Therapie wird unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes und insbesondere von Nebenerkrankungen eingesetzt:
■
Bewegungstherapie: vor allem im warmen Wasser; Es kann eine aktive Bewegungstherapie, ob geführt oder
gegen Widerstand, erfolgen, eventuell auch gezielt an Geräten. Hierdurch werden der Muskelaufbau und die
muskuläre Koordination gefördert.
■
Wärme- und Kältetherapie: in sekundär entzündlichen Aktivierungsphasen eventuell Quarkauflagen, Kühlpackungen, ansonsten eher warme Fangopackungen, Paraffinpackungen an den Händen, Moor- oder Paraffinkneten, warme Bäder beispielsweise Heublumenbäder; Des Weiteren können zur Wärmeapplikation Heißluft, Infrarotbestrahlung und Warmbäder eingesetzt werden.
■
Elektrotherapie: Diadynamische Ströme oder hydroelektrische Bäder wirken schmerzlindernd.
■
Massagen: Bei muskulären Verspannungen oder Myalgien sind detonisierende Trockenmassagen, schonende Unterwassermassagen schmerzlindernd und entspannend.
■
Ultraschall: Die Ultraschalltherapie ist in Verbindung mit Eismassagen, insbesondere bei schmerzhaften
degenerativen Sehnenerkrankungen (Tendinosen), angezeigt.
■
Bewegungsbad: Die Aufhebung der Eigenschwere der Gliedmaßen im Bewegungsbad begünstigt die Behandlung von Arthrosen und Periarthrosen der Hüft-, Knie- und Schultergelenke. Andererseits kann gegen den
Wasserwiderstand der Muskelaufbau gefördert werden.
■
Gangschulung: Die Gangschulung vermittelt neben Entlastungstechniken eine verbesserte Koordination.
Krankhafte Gehmuster werden korrigiert; die Sturzgefahr wird vermindert.
■
Ergotherapie: Die Ergotherapie dient der Behandlung von Fehlstellungen eines Gelenkes (Kontrakturen) und
dem Erlernen des Gelenkschutzes. Sie trainiert die Selbsthilfe einschließlich des Einsatzes von Hilfsmittel
zur selbstständigen Versorgung im täglichen Leben.
Die physikalische Therapie ist ebenso bedeutend wie die medikamentöse!
Konservativ orthopädische Maßnahmen
Mit orthopädietechnischen Hilfsmitteln sollen auf mechanischem Weg Schmerzen gelindert und Funktionen
verbessert werden:
■
Gehhilfen: Hilfsmittel, z. B. Gehstock zur gegenseitigen Gelenkentlastung; Die Gehhilfe muss sorgfältig und
individuell abgepasst werden. Ein Gehstock kann das kontralaterale Hüftgelenk um ca. 10–25 % der Gelenklast entlasten.
■
Festes Schuhwerk mit Pufferabsätzen vermindert die Axialstöße für Knie, Hüfte und Iliosakralgelenke (ISG)
sowie auch für die Wirbelsäule. Der Ausgleich einer Beinverkürzung ist ab 1 cm sinnvoll. Bei der Valgusgonarthrose wirkt eine Schuhinnenranderhöhung meist schmerzlindernd und stabilisierend, bei der Varusgonarthrose wirkt eine Außenranderhöhung entsprechend. Bewegungsschmerzen im oberen Sprunggelenk werden durch eine Mittelfußrolle reduziert. Die Ballenrolle entlastet das Großzehengrundgelenk. Schmerzen im
Tarsalgelenk können durch eine entsprechende Fußbettung reduziert werden. Bei ausgeprägten Schmerzen
an den Metatarsophalangealgelenken empfiehlt sich die retrokapitale Abstützung in Korkledertechnik. Eine
orthopädische Schuhzurichtung ist insbesondere auch bei Sekundärarthrosen infolge destruierender rheumatoider Arthritis erforderlich. Mit dem »Arthrodesenabrollschuh« können z. B. auch Kontrakturen berücksichtigt werden. Die orthopädischen Schuhe sollten leicht und einfach anzuziehen sein.
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■
Sitzhilfen wie beispielsweise Arthrodesekissen, ein erhöhter Toilettenaufsatz sowie Arthrodesestuhl verhindern bei ausgeprägter Hüft- oder Kniebeugehemmung die übermäßige Verkrümmung der Lendenwirbelsäule im Sitzen.
■
Orthesen (orthopädische Apparate, die zur Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung, Führung oder Korrektur von Gliedmaßen oder Rumpf dienen) bei Arthrosen der oberen Extremitäten zur Stabilisierung, z. B. an
Hand- und Daumensattelgelenk, Entlastungs- oder Nachtschienen, letztere insbesondere zur Kontrakturverhütung; Die Hohmann’sche Rotationsbandage der Hüfte erlaubt die Bewegung in der Sagittalebene bei
gleichzeitiger Verhinderung von Abspreizungen und Rotationen.
■
Stützstrümpfe bei begleitender venöser Insuffizienz, zudem die venöse Stase (Stauung) die Gonarthrose fördert
Radiotherapie
Röntgenreizbestrahlung: Die Entzündungsbestrahlung mit Röntgenstrahlen ist besonders beim chronisch
arthrotischen Reizgelenk oft noch wirksam, wenn andere konservative Maßnahmen versagen. Kontraindikationen sind Jugendalter, Schwangerschaft (Gravidität) und bekannte Knochenmarkserkrankungen oder Blutbildungsstörungen.
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Operative Therapie
Bei der operativen Behandlung handelt es sich um Gelenk erhaltende, wiederherstellende und ersetzende oder
eliminierende Maßnahmen. Schmerz, Beweglichkeitsverlust und Funktionsstörungen sollen beseitigt werden.
Die postoperative Weiterbehandlung und intensive Beratung für Aktivitäten in Alltag und Beruf sind für den
langfristigen Erfolgt entscheidend.
In schweren Fällen der Arthrose wird das Gelenk durch eine Endoprothese, ein implantiertes Kunstgelenk, operativ ersetzt.
Verlauf und Prognose
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Der Verlauf ist außerordentlich variabel. Es können verschiedenste Komplikationen auftreten, wie sekundäre Detritussynovialitis, sekundäre Chondrokalzinose, ausgeprägte osteophytäre Knochenneubildungen und
zunehmende Gelenkzerstörung bis hin zur Versteifung. Eine sehr wichtige Komplikation ist die bakterielle Arthritis, die als Notfall unmittelbar diagnostiziert und behandelt werden muss.
Eine bestehende Arthrose kann nicht rückgängig gemacht werden. Sie verläuft meist schubweise fortschreitend. Mithilfe der verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten können jedoch ein schnelleres Fortschreiten
der Krankheit verhindert und die Symptome gelindert werden. Insofern ist die Prognose insgesamt eher
ungünstig, besonders für die sekundären Arthrosen. Dennoch oder gerade deswegen sollten alle präventiven
und therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.
Die rechtzeitige dosierte Bewegung ist entscheidend!
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
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Handout 1 · Informationen zum Krankheitsbild
(Internet-)Adressen
✓
Deutsche Arthrose-Hilfe e. V.
Postfach 11 05 51, 60040 Frankfurt am Main
[email protected]
www.arthrose.de
Service-Telefon/Telefonische Anfragen an die Deutsche Arthrose-Hilfe:
Tel. 06831 9466-77: Montag bis Freitag 8.00–12.00 und 12.30–16.00 Uhr
Fax 06831 9466-78
✓
✓
www.deutsches-arthrose-forum.de
www.arthrose-selbsthilfe.de
Notizen:
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Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Handout 2 · Erläuterung medizinischer Fachbegriffe
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Erläuterung medizinischer Fachbegriffe
Analgetika
Schmerzstillende Mittel
Anamnese
Befragung des Patienten zu seinen derzeitigen Krankheitsbeschwerden, seiner medizinischen Vorgeschichte,
Medikamenten, Risikofaktoren; eine sorgfältige Anamnese gibt dem Arzt wichtige Hinweise für die Behandlung des Patienten.
Ankylose
Bindegewebige oder knöcherne Versteifung eines Gelenkes
Antiphlogistika
Entzündungshemmende Arzneimittel
Arthroskopie
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Gelenkspiegelung: Untersuchung des Gelenkinneren mit einem speziellen Endoskop (Arthroskop)
Bursen
Schleimbeutel
Chondroprotektiva
Knorpel schützend wirkende Arzneimittel
Chondrozyten
Knorpelzellen
Coxarthrose
Arthrose des Hüftgelenks
Crepitatio
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Gelenkreiben
Degenerativ
Nicht entzündlich
Diagnostik
Alle Maßnahmen, die der medizinischen Klärung einer Erkrankung hinsichtlich Ursache, Ausbreitung und möglicher Folgen einer Erkrankung dienen; eine sorgfältig und korrekt durchgeführte Diagnostik ist die entscheidende Voraussetzung für eine fachgerechte Therapie. Die Diagnostik umfasst die Befragung des Patienten (vgl.
Anamnese), die körperliche Untersuchung durch den Arzt, die ergänzende Untersuchung mit medizinischen
Spezialgeräten sowie die Gewinnung und Untersuchung von Probenmaterial aus dem Körper des Patienten
(beispielsweise eine Analyse der Gelenkschmiere bzw. der Gelenkflüssigkeit).
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Seite 2
Handout 2 · Erläuterung medizinischer Fachbegriffe
Disken
Bandscheiben
Enzym
In der Zelle gebildete organische Verbindung, die als Katalysator die Stoffwechselvorgänge im Organismus
entscheidend beeinflusst
Glucocorticoide
In der Nebennierenrinde produzierte Hormone (u. a. Cortisol, Corticosteron, Cortison), die wichtige Funktionen
und weit reichende Effekte auf Knochen und Muskeln, auf den Mineral- und Wasserhaushalt, den Stoffwechsel, das Immunsystem und das zentrale Nervensystem sowie auf Blut und Augen haben
Gonarthrose
Arthrose des Kniegelenks
Hyaluronsäure
Wichtiger Bestandteil des Binde- und Stützgewebes
Hydroxychloroquin
Basistherapeutikum in der Therapie von chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen
Hyperämika
Durchblutungsfördernde Mittel zur physikalischen Wärmetherapie
Iliosakralgelenken (ISG)
Gelenke, die im Bereich des Darm- und des Kreuzbeins liegen
Inspektion
Äußerliche Untersuchung des Patienten durch Betrachten
Intraartikulär
Im Inneren eines Gelenkes liegend
Katabolismus
Abbau der Stoffe im Körper im Rahmen des Stoffwechsels
Mediatoren
Überträgerstoffe
Menisken
Zwischenknorpel
Omarthrose
Arthrose des Schultergelenks
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Handout 2 · Erläuterung medizinischer Fachbegriffe
Seite 3
Orthesen
Orthopädische Apparate, die zur Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung, Führung oder Korrektur von Gliedmaßen oder Rumpf dienen
Osteoporose
Knochenschwund
Palpation
Untersuchung durch Betasten
Perkutan
Durch die Haut hindurch
Polyarthrose
Arthrose in mehreren Gelenken
Präarthrose
»Medizin im Vortrag«
Bezeichnung für Gelenkschäden, die der Arthrose vorausgehen
Prädisposition
Erblast
Prognose
Zukunftsaussichten des Patienten, im engeren Sinne Behandlungs- und Heilungschancen einer Erkrankung
Progredienz
Zunehmende Verschlimmerung einer Krankheit
Psoriasis-Arthritis
Eine chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung, die in Zusammenhang mit Haut-Psoriasis (Schuppenflechte)
auftritt
Punktion
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Entnahme von Flüssigkeiten aus Körperhöhlen oder Organen mittels einer Hohlnadel
Rhizarthrose
Degenerative Erkrankung des Daumensattelgelenkes
Spondylarthritiden
Oberbegriff für verschiedene rheumatische Erkrankungen meist mit Wirbelsäulenbeteiligung
Stratum synoviale
Gelenkinnenhaut
Synoviaanalyse
Gelenkpunktat-Diagnostik
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Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
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Handout 2 · Erläuterung medizinischer Fachbegriffe
Szintigraphie
Ein nuklearmedizinisches bildgebendes Verfahren zur Diagnose der Funktion von Organen
Tendinosen
Schmerzhafte degenerative Sehnenerkrankungen
Notizen:
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Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Handout 3 · Allgemeine Maßnahmen bei Arthrose
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Allgemeine Maßnahmen bei Arthrose
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»Medizin im Vortrag«
Versuchen Sie, Ihre Lebensführung anzupassen. Zu den allgemeinen Maßnahmen – Gesundheitsbildung und
Gesundheitstraining –, die dazu beitragen, zählen u. a.:
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✓
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Meiden Sie Stauchkräfte, extreme Bewegungsausschläge und Dauerbeanspruchung der Gelenke.
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Meiden Sie, sofern Ihre Beine betroffen sind, überwiegendes Stehen und Gehen sowie Steigen, unebene
Wege und ausgesprochen Bein belastende Sportarten oder Sportarten auf harten Böden.
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Reduzieren oder meiden Sie sehr schweres Heben, Fließbandarbeit und Tätigkeiten mit hoher manueller
Geschicklichkeit und Ausdauer, sofern die oberen Extremitäten betroffen sind.
✓
Vermeiden Sie unbedingt Verletzungen, die durch äußere Gewalteinwirkung entstehen können (Traumen),
insbesondere traumatisierende Sportarten wie beispielsweise Fuß- oder Handball.
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Erlernen Sie »dosierte Belastung«, d. h. üben Sie mäßige, stauchungsfreie und aktive Bewegungen im
verbliebenen schmerzfreien bis schmerzarmen Bewegungsspielraum. Achten Sie dabei auf eine Minderung der rein statischen Belastung.
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Bewegen Sie sich regelmäßig, denn ein regelmäßiger Gebrauch der Gelenke ist für die Ernährung des
Gelenkknorpels und die Aufrechterhaltung der Gesamtfunktion unbedingt notwendig!
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Tragen Sie Schuhe mit weichen Sohlen und benutzen Sie auf der gegenüberliegenden Seite eine Gehhilfe, beispielsweise Gehstock.
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Vermindern Sie Ihr Sturzrisiko und üben Sie täglich Ihre Koordination. Sorgen Sie für auch bei Nässe
rutschfeste Bodenbeläge und beseitigen Sie Stolperfallen (Teppiche!). Achten Sie auf rutschfeste Treppenbeläge, beleuchtete, stabile und griffige Handgriffe und einen Handlauf in geeigneter Höhe.
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Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und bei Stoffwechselstörungen auf eine angepasste Diät.
Meiden Sie Kälte und Feuchtigkeit.
Vermeiden Sie Zugluft und das Auskühlen der Gelenke.
Reduzieren Sie übermäßiges Körpergewicht, insbesondere dann, wenn die unteren Extremitäten betroffen sind.
Achten Sie bei Hyperurikämie (Gicht) auf eine purinarme Ernährung.
Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholgenuss.
Achten Sie auf die günstige Beeinflussung aller Risikofaktoren.
Alle allgemeinen Maßnahmen, insbesondere die dosierte Bewegung, die Gewichtsabnahme und das Vermeiden von Überlastungen, dienen der sekundären Prävention.
Notizen:
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H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Handout 4 · Regelmäßige Bewegung
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Regelmäßige Bewegung
Patienten mit Arthrose sollten möglichst aktiv bleiben und sich regelmäßig bewegen. Versuchen Sie nicht, sich
zu schonen, denn Sie riskieren damit, dass ihre Bewegungsfähigkeit weiter eingeschränkt wird!
Für Patienten, die mit einer Arthrose leben müssen, eignen sich neben der täglichen Gymnastik (beispielsweise Tai Chi) vor allem folgende Sportarten:
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Schwimmen (Kraul- und Rückenschwimmen, Aquajogging),
Walking und
Radfahren (und/oder Ergometertraining).
Notizen:
»Medizin im Vortrag«
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© Spitta Verlag – www.spitta.de
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H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Handout 5 · Gewicht reduzieren – Ernährung bei Arthrose
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Gewicht reduzieren – Ernährung bei Arthrose
Patienten mit Arthrose sollten gegebenenfalls versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, denn Übergewicht belastet die geschädigten Gelenke zusätzlich. Vollwertig essen hält gesund, fördert Leistung und Wohlbefinden. Die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse 10 Regeln
formuliert, die Ihnen helfen, genussvoll und gesund erhaltend zu essen.
Vollwertig Essen und Trinken nach den 10 Regeln der DGE
1
Vielseitig essen
Genießen Sie die Lebensmittelvielfalt. Merkmale einer ausgewogenen Ernährung sind abwechslungsreiche
Auswahl, geeignete Kombination und angemessene Menge nährstoffreicher und energiearmer Lebensmittel.
2
Reichlich Getreideprodukte – und Kartoffeln
Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten kaum Fett, aber reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Verzehren Sie
diese Lebensmittel mit möglichst fettarmen Zutaten.
»Medizin im Vortrag«
3
Genießen Sie 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz gegart, oder auch eine Portion als Saft – idealerweise zu jeder Hauptmahlzeit und auch als Zwischenmahlzeit: Damit werden Sie reichlich
mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoiden, Flavonoiden) versorgt. Das Beste, was Sie für Ihre Gesundheit tun können.
4
Täglich Milch und Milchprodukte
Ein- bis zweimal in der Woche Fisch; Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen. Diese Lebensmittel enthalten
wertvolle Nährstoffe, wie z. B. Calcium in Milch, Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren in Seefisch. Fleisch ist
wegen des hohen Beitrags an verfügbarem Eisen und an den Vitaminen B1, B6 und B12 vorteilhaft. Mengen
von 300–600 g Fleisch und Wurst pro Woche reichen hierfür aus. Bevorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem
bei Fleischerzeugnissen und Milchprodukten.
5
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Gemüse und Obst – Nimm »5« am Tag …
Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
Fett liefert lebensnotwendige (essenzielle) Fettsäuren und fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche
Vitamine. Fett ist besonders energiereich, daher kann zu viel Nahrungsfett Übergewicht fördern, möglicherweise auch Krebs. Zu viele gesättigte Fettsäuren fördern langfristig die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette (z. B. Raps- und Sojaöl und daraus hergestellte Streichfette).
Achten Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleischerzeugnissen, Milchprodukten, Gebäck und Süßwaren sowie
in Fast-Food- und Fertigprodukten meist enthalten ist. Insgesamt 60–80 g Fett pro Tag reichen aus.
6
Zucker und Salz in Maßen
Verzehren Sie Zucker und Lebensmittel, bzw. Getränke, die mit verschiedenen Zuckerarten (z. B. Glucosesirup)
hergestellt wurden, nur gelegentlich. Würzen Sie kreativ mit Kräutern und Gewürzen und wenig Salz. Bevorzugen Sie jodiertes Speisesalz.
7
Reichlich Flüssigkeit
Wasser ist absolut lebensnotwendig. Trinken Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevorzugen Sie Wasser
– ohne oder mit Kohlensäure – und andere kalorienarme Getränke. Alkoholische Getränke sollten nur gelegentlich und nur in kleinen Mengen konsumiert werden.
H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Seite 2
8
Handout 5 · Gewicht reduzieren – Ernährung bei Arthrose
Schmackhaft und schonend zubereiten
Garen Sie die jeweiligen Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, soweit es geht kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett – das erhält den natürlichen Geschmack, schont die Nährstoffe und verhindert die Bildung
schädlicher Verbindungen.
9
Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen
Bewusstes Essen hilft, richtig zu essen. Auch das Auge isst mit. Lassen Sie sich Zeit beim Essen. Das macht
Spaß, regt an vielseitig zuzugreifen und fördert das Sättigungsempfinden.
10
Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung
Ausgewogene Ernährung, viel körperliche Bewegung und Sport (30–60 Minuten pro Tag) gehören zusammen.
Mit dem richtigen Körpergewicht fühlen Sie sich wohl und fördern Ihre Gesundheit.
(Copyright © Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn 2006)
Arthrose – Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Handout 6 · Orthopädische Hilfsmittel
Seite 1
Orthopädische Hilfsmittel
»Medizin im Vortrag«
Mit orthopädietechnischen Hilfsmitteln wird auf mechanischem Weg versucht, Schmerzen zu lindern und Funktionen zu verbessern. Die Hilfsmittel, beispielsweise eine Nachtschiene, können vorübergehend ruhig stellen,
eventuell entlasten oder Einschränkungen in der Beweglichkeit bzw. Versteifungen verhindern.
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Gehhilfen, wie z. B. der Gehstock zur gegenseitigen Gelenkentlastung; die Gehhilfe muss sorgfältig auf den
Patienten abgestimmt werden. Ein Gehstock kann das kontralaterale Hüftgelenk um ca. 10–25 % der Gelenklast entlasten.
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Festes Schuhwerk mit Pufferabsätzen vermindert die Axialstöße für Knie, Hüfte und ISG sowie auch für die
Wirbelsäule. Der Ausgleich der Beinverkürzung ist ab 1 cm sinnvoll. Bei der Valgusgonarthrose wirkt eine
Schuhinnenranderhöhung meist schmerzlindernd und stabilisierend, bei der Varusgonarthrose wirkt eine
Außenranderhöhung entsprechend. Bewegungsschmerzen im oberen Sprunggelenk werden durch eine Mittelfußrolle reduziert. Die Ballenrolle entlastet das Großzehengrundgelenk. Schmerzen im Tarsalgelenk (Fußwurzelgelenk) können durch eine entsprechende Fußbettung reduziert werden. Bei ausgeprägten Schmerzen an den Metatarsophalangealgelenken (zum Mittelfuß und zu den Zehengrundgliedern gehörende Gelenke)
empfiehlt sich die retrokapitale Abstützung in Korkledertechnik. Eine orthopädische Schuhzurichtung ist insbesondere auch bei Sekundärarthrosen infolge destruierender rheumatoider Arthritis erforderlich.
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Mit dem Arthrodesenabrollschuh können z. B. auch Kontrakturen berücksichtigt werden. Die orthopädischen Schuhe sollen leicht und einfach anzuziehen sein.
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Sitzhilfen, wie Arthrodesenkissen, erhöhter Toilettenaufsatz, Arthrodesenstuhl. Sie verhindern bei ausgeprägter Hüft- oder Kniebeugehemmung die übermäßige Kyphosierung der Lendenwirbelsäule im Sitzen.
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Orthesen bei Arthrosen der oberen Extremitäten zur Stabilisierung, z. B. an Hand- und Daumensattelgelenk, Entlastungs- oder Nachtschienen, letztere insbesondere zur Kontrakturverhütung. Die Hohmann’sche
Rotationsbandage der Hüfte erlaubt die Bewegung in der Sagittalebene bei gleichzeitiger Verhinderung der
Abspreizungen und Rotationen.
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Stützstrümpfe bei begleitender venöser Insuffizienz, zumal die venöse Stase (Stauung) die Gonarthrose fördert
Notizen:
© Spitta Verlag – www.spitta.de
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H. Reinwald/C. F. Dietrich/K. Siehr
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