Ernährung bei Pankreatitis

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Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin
Klinikum rechts der Isar der TU München
Ismaninger Str. 22, 81675 München
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner
Ernährungstherapie bei Pankreatitis
1. Was ist eine Pankreatitis?
Als „Pankreatitis“ werden entzündliche Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse bezeichnet.
Es werden 2 Formen unterschieden:
Akute Pankreatitis:
Die akute Pankreatitis ist eine plötzlich auftretende Entzündung der Bauchspeicheldrüse
infolge eines Verschlusses (Gallensteine, Stenosen, Vernarbungen), Infektionen oder
Alkoholmissbrauchs. Dabei werden Verdauungsenzyme aktiviert, die zu einer schmerzhaften
Selbstverdauung der Bauchspeicheldrüse führen.
Die akute Pankreatitis kann vollständig ausheilen aber auch in eine chron. Verlaufsform
übergehen.
Chronische Pankreatitis:
Die chron. Pankreatitis ist gekennzeichnet durch einen schubartig verlaufenden oder chron.
Entzündungsprozess. Dabei kommt es zu einer ungenügenden Sekretion von Verdauungsenzymen (exokrine Pankreasinsuffizienz), sowie zu einer unzureichenden Produktion des
Hormons Insulin (endokrine Pankreasinsuffizienz). Daraus resultiert eine verminderte
Nahrungsausnutzung mit Durchfällen und Fettstühlen, Gewichtsabnahme und bei verminderter
Insulinsekretion auch ein Blutzuckeranstieg.
2. Ernährungsempfehlungen:
Zu Beginn der akuten, wie auch im akuten Schub der chron. Pankreatitis, ist auf eine orale
Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr zu verzichten. Ziel der Therapie ist eine Ruhigstellung des
Organs durch Hemmung der Enzymsynthese und Enzymsekretion.
Nach Abklingen der Schmerzen, weitgehender Normalisierung der Darmperistaltik und der
Enzymaktivität kann ein langsamer, stufenweiser Kostaufbau erfolgen.
Akute Pankreatitis:
Heilt die akute Pankreatitis aus und normalisiert sich die exokrine Funktion vollständig, sodass
keine Verdauungsinsuffizienz zurückbleibt, sind nach dem Kostaufbau bis auf ein Alkoholverbot keine diätetischen Maßnahmen notwendig.
Chronische Pankreatitis:
Bei der chron. Pankreatitis sollten nach Abklingen des akuten Schubes ein Alkoholverbot und
die Empfehlungen einer Leichten Vollkost mit mehreren kleinen Mahlzeiten und meiden von
schwer verdaulichen und blähenden Speisen Anwendung finden:
Leichte Vollkost
Die leichte Vollkost unterscheidet sich von der Vollkost durch Verzicht auf von Lebensmittel
und Speisen, die erfahrungsgemäß häufig Unverträglichkeiten auslösen.
Die Empfehlung für Sie lautet daher:
“Alles was Sie vertragen, können Sie auch essen!”
Die Verträglichkeit von Lebensmitteln, Speisen und Getränken ist von Person zu Person unterschiedlich und sollte von jedem Einzelnen individuell ausgetestet werden (siehe Beschwerdeprotokoll S. 4). Fettreiche und ballaststoffreiche Speisen haben eine längere Verweildauer im
Magen und werden nur langsam verdaut. Dadurch können unangenehme Beschwerden wie
Druck, Völlegefühl, Blähungen etc. auftreten. Weiche oder gut gekaute Lebensmittel und kleine
Nahrungsportionen haben eine kurze Verweildauer im Magen, was sich positiv auf das
Wohlbefinden auswirken kann.
Folgende Lebensmittel werden häufig schlecht vertragen:
Hülsenfrüchte, Gurkensalat, frittierte Speisen, Weißkohl, Getränke mit Kohlensäure, Grünkohl,
fette Speisen, Paprikagemüse, Sauerkraut, Rotkraut, süße und fette Backwaren, Wirsing,
Zwiebeln, Pommes frites, hartgekochte Eier, frisches Brot, Bohnenkaffee, Kohlsalat, Majonäse, Kartoffelsalat, Geräuchertes, Eisbein, zu stark gewürzte Speisen, zu heiße und zu kalte
Speisen, stark angebratene Speisen, Pilze, Rotwein, Lauch, Spirituosen, Birnen.
Besser verträglich sind:
Weiß- und Mischbrot, Milch, Buttermilch, Orangensaft, Kartoffel, Nudeln, Reis, Knödel,
Schwarzer Tee, Äpfel, Bananen, Orangen, Honig, Marmelade, Tomaten, Blattsalate,
Schnittkäse, Camembert, Schimmelkäse, Butter
Empfehlungen für zu Hause:
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Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.
Nehmen Sie ihre Mahlzeiten in Ruhe ein und essen Sie langsam.
Essen und Trinken Sie nicht zu heiße bzw. kalte Speisen.
Kochen und essen Sie fettbewusst.
Essen Sie wenig Zucker und Süßigkeiten.
Probieren Sie Ihnen unbekannte Gerichte nur in kleinen Mengen auf ihre Verträglichkeit.
Rauchen Sie möglichst nicht und verzichten Sie auf alkoholische Getränke.
3. Therapie der chron. Pankreatitis
Gewichtsabnahme und Durchfälle bzw. Fettstühle sind Zeichen einer Fehlverdauung und
zeigen sich bei einer Zerstörung des exokrinen Pankreas bei ca. 90%. Hier ist eine Therapie
mit Pankreasenzymen indiziert.
Die Dosierung von Pankreasenzymen erfolgt individuell und lt. Verordnung des Arztes.
Pankreasenzym-Präparate enthalten Enzyme zur Kohlenhydrat-, Eiweiß- und vor allem zur
Fettverdauung.
Die Dosierung der Enzyme richtet sich nach der Portionsgröße und dem Fettgehalt der Mahlzeiten. Zur Orientierung werden 25.000 bis 40.000 IE (Internationale Einheiten) pro Hauptmahlzeit und ca. 10.000 bis 20.000 IE pro Zwischenmahlzeit empfohlen.
Die Einnahme von Enzympräparaten soll während des Essens im ersten Viertel der Mahlzeiten, bei größeren Mahlzeiten auf die Mahlzeit verteilt erfolgen. Die Einnahme vor oder nach
dem Essen verfehlt die Wirkung!
4. „Sekundärer“ Diabetes mellitus:
Durch den Entzündungsprozess kann es zu einer verminderten Produktion des Hormons
Insulin kommen. Dieser „sekundär“ auftretende Diabetes mellitus ist gekennzeichnet durch
eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Insulin. Bei unregelmäßiger oder unzureichender
Nahrungszufuhr aufgrund von Schmerzen, sollte auf eine sehr strenge Blutzuckereinstellung
aufgrund der Gefahr einer Hypoglykämie, verzichtet werden.
Ansonsten gelten die Richtlinien der Diabetes mellitus Typ-1-Therapie.
Stand: Dezember 2005
Tagebuch – Beschwerdeprotokoll
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