Alihan Kabalak • Birger P Priddat (Hrsg.) Wieviel Subjekt braucht die Theorie? Alihan Kabalak Birger P. Priddat (Hrsg.) Wieviel Subjekt braucht die Tlieorie? Okonomie /Soziologie/ Philosophie III VSVERLAG FUR SOZIALWISSENSCHAFTEN Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iJber <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage Mai 2007 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag fiJr Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frank Engelhardt Der VS Verlag fiJr Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Sphnger Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlichgeschiJtzt.Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiJr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: KunkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v, Meppel Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-15042-0 Inhalt Alihan Kabalak & Birger P. Priddat Subjektmodernisierung: Der flexible Mensch. Einleitung David Klett Abschiede von der Tradition. Systemtheoretische Bemerkungen zu Richard Rortys „Physikalismus ohne Reduktionismus" 7 13 Alihan Kabalak, David Klett & Birger P. Priddat Subjekt und System. 1st die Systemtheorie wirklich akteurstheoretisch unbrauchbar? Xueqin Zhang Institution, Netzwerk, Individuum. Ein Vergleich von Douglass C. North und Harrison C. White 85 Alihan Kabalak Emotion und Entscheidung Wozu Neurookonomik? 97 Birger P. Priddat Ethik als Indikator. Ich als Netz 111 Ursula Pasero Individualitat und die Semantik von Diversitat 131 Jan-Marek Pfau & Peter Seele Die neue Entscheidung. Ein entscheidungstheoretischer Beitrag flir eine formale Ethik 147 Autorenverzeichnis 157 Subjektmodernisierung: Der flexible Mensch. Einleitung Alihan Kabalak und Birger P. Priddat Zeitschriftenanbieter analysieren die moderne Gesellschaft: Markus Peichl, Vorsitzender der Lead Academy, sieht die Jungen desertieren. Dagegen helfe nur ein Weg „hin zu neuen, hochwertig ausgerichteten Zeitschriften. (...) Es bilden sich neue Eliten heraus. Junge Menschen verspuren frtih den Druck, sich zu Eliten zu bekennen. Wir waren friiher Elite, wenn wir uns verweigert haben. Heut bist du Elite, wenn du dich zu etwas bekennst. Da muB man sich ausweisen - mit ,paid content', der signalisiert: Ich biete dir einen Vorsprung, bei mir bekommst du, was einen Wert besitzt und dich weiterbringt. Dafiir eignet sich die Zeitschrift. Nur miissen die Verlage entsprechende Produkte anbieten. (...) Es geht heute darum, dass der einzelne auf sich selbst vertrauen soil, das Individuum sich als Individuum behaupten muB. Die Gesellschaft hi 1ft dir nicht, tu selber etwas. Die Zeitschriften packen den einzelnen und ftihren ihn so wieder zu einer Gemeinschaft" (Hanfeld 2006: Sp. 3, 4, 5). Markteinschatzung lauft iiber Gesellschaftseinschatzung: eine MarketingSoziologie, die auf Soziologie rekurriert. Die Individualisierung ist in der Gesellschaft angekommen. Wann begann sie? Das Ich, schreibt Kittsteiner, ist ein Resultat der Tugendbetonung ohne Gnade, historisch ein Prozess, der im 17./18. Jahrhundert verlauft. Ohne Gnade wird der Tugend eine Perfektion zugeschrieben, die niemand tatsachlich aushalten kann. Das aus der Gnade Gottes, aus seiner Willkiir entlassene Ich, muss sich selber erlosen, d.h. alle Schuld (von Verfehlung) lastet es sich selbst an (Kittsteiner 1990). Die einzige Chance, der Schuld zu entgehen, besteht darin, von vomherein vemiinftig zu handeln, was nicht gelingen kann, wenn es fehlgeht. Die Idealitat der vemiinftig Tugendsamen ist eine Idealitat ex ante, die ex post durchaus scheitern kann. Die Erlosung durch Therapie, die Freud dieser divergenten Seele am Ende des 19. Jahrhunderts wird anbieten konnen, wird zu Beginn des Jahrhunderts als Differenz bemerkbar. Schein und Sein trennen sich, der Mensch wird als entfi-emdet gesichtet. Entfremdung ist nicht erst bei Marx systematisch eingeftihrt; die Romantik beginnt das Thema, Hegel ftihrt es fort. Entfremdung ist ein Begriff, der die Erwartungen, die auf den vemiinftig Tugendsamen gerichtet sind, relativiert: Men- Alihan Kabalak & Birger P. Priddat schen sind unvollstandig. Die Tugend, die im 18. Jahrhundert den neuen Menschen kreierte, ist imperfekt. Ihr fehlt die Komplementaritat des anderen: Solidaritat und Sozialitat sind, neben der Freiheit, die neuen Begriffe. Das Ich des 19. Jahrhunderts ist entweder wettbewerbs-durchsetzungsfahig: die darwinistische Variante, die vielen liberalen Konzeptionen zwar nicht innewohnt, sie aber bemerkenswert zu machen scheint. Oder aber solidaristisch: auf soziale Inklusion, Gemeinschaftlichkeit ausgerichtet. Freuds Dekonstruktion des Ich am Ende des 19. Jahrhunderts flihrt eine Diversitat von mindestens drei ein: Ich, Uber-Ich und Es. Ich ist kein hierarchisches, sondern ein paralleles Ich im Personenzustand. Auch Freud bleibt noch im Schatten der Schuld (d.h. der Kredittheorien der Verschuldung und Verzeihung: Entschuldung. Dies sind immer noch gnadentheoretische Konstruktionen). Alain Ehrenberg zeigt die Wandlung vom 20. ins 21. Jahrhundert: die Transformation der Schuld in Verantwortung. Schuld ist eine Form der paradoxen Selbstbindung, in der ich durch andere erlost werden muss (Ehrenberg 2004). Die reelle Individualisierung, die seit dem 18. Jahrhundert behauptet wird, tritt zum Ende des 20. Jahrhunderts in Form der Entlastung von Schuld ein, als sozialer Entschuldungsprozess (iiber Verweigerung der Riickzahlung die Entwertung der Kreditgebung). Die neue Form, die an die Stelle von Schuld tritt, ist die Verantwortung, d.h. die Behauptung, sich vor niemand anderem als vor sich selbst verantworten zu miissen - und vor den anderen. Das ist die radikale Konsequenz einer Entwicklung, deren modemes Pendant die Depression ist (Ehrenberg 2004). Fur sich selbst verantwortlich zu sein, erzeugt eine modemere Form der Entfremdung: Leere. Damit sind wir - paradoxerweise - beim ennuie Montaignes angelangt, d.h. vor der Modeme, in ihrer beginnenden Reflexion. Wo der ennuie aber noch zur, wenn auch melancholisch gestimmten. Reflexion animiert, flihrt die Leere des modemen Ich zu Prozac: zur chemischen Regulation des neuronal en Apparates. Deshalb ist der „flexible Mensch" eher eine Uberforderung; er wird als Identitatsverlust, als kulturelle Verarmung etc. eingefiihrt. Alle diese Aspekte sind von Bedeutung, aber wenn man damit die Bedeutung der Flexibilitat und Anpassungskompetenz mindem will, verfehlt man ein wesentliches Moment der Modeme. Es geht nicht um Identitatsabbau, sondern um neue Formierung von Handlungsfahigkeit. Als Subjekt - mit alien Anforderungen des 19. und 20. Jahrhunderts - ist man iiberlastet, stressed. Aber moglicherweise ist die SubjektKonzeption an einem Ubergangspunkt: Wir sind langst schon multiple selves, Biindel mehrerer Kompetenzen, die wir, in den jeweiligen Dimensionen, jeweils kompetent ausuben konnen, ohne sie zentrieren zu miissen. Hier werden neue Einleitung 9 Interpretationen notig: Die „conditions of personhood" werden als diachroner Selbstbezug durch Identifikation (vgl. so noch Dennett 1993; Quante 2002) inzwischen dissipativ (Straub/Renn 2002). So wie modeme Akteure in mindestens drei Netzwerken agieren: Verwandtschaftsnetzwerk, Bekanntschaftsnetzwerk (Wahlverwandtschaft) und KarriereNetzwerk, so kopiert sich die Netzwerkteilhabe in das, was wir fruher Subjekt, Person etc. nannten: Wir sind selber Netzwerke aus Wiinschen und Uberzeugungen (vgl. Priddat sowie Klett in diesem Band). So wie das Ich mehrere Subzustande hat, so ist auch das Unterbewusste nichts anders als eine Trias von selves (Ich, Es, Uber-Ich in klassischer Notation), die jeweils die Stelle von Ich ubernimmt (vgl. Priddat in diesem Band). Flexibilitat ist keine extreme Biegsamkeit (bis hin zur Verbiegung) von Individuen, sondem in modem/postmodemen Gesellschaften sind wir, in bestimmten Arenen, langst dabei, mit anderen Akteurskonstrukten zu leben: Multiple selves sind sui generis „flexibel"; es ist, wenn man so will, ihre „Natur", sich standig neu prasentieren und anzupassen. Multiple selves gehen anders mit Wissensgesellschaften, Kommunikationsgesellschaften und mit Identitaten um. Nun ist eine solche Skizze hoch normativ, was vieles offen lasst. Doch eine franzosische Linie - Ehrenberg (2004), Kaufmann (2005), aber auch Boltanski/ Chiapello (2003), Nollmann/Strasser 2004 - treibt dieses Bild an. SchlieBlich kommt es bei Gary Westfal zu einer Konklusion: Der neue Mensch ist homo aspergerus^ - ein mit Empathieschwache und leichter Form des Autismus infizierter Mensch, der sich, anstatt auf sozialen Konnexionswahn auszurichten, auf seine Arbeit konzentrieren kann, die dann eine hohere Form von Kreativitat und Intellektualitat hervorbringen mag. Die Diversitat hypermodemer Gesellschaft fmdet sich in den „Personen" als Aspekt- und Prospektoffenheit wieder: Man hat natiirlich Uberzeugungen, ist aber opportunistisch hy communication, Identitat/Nicht-Identitat bilden neue Spannungsressourcen. Rortysche subpersonal ensembles sind keine identische Person, sondern eine Arena von Wiinschen und Uberzeugungen, die wechseln. Die Struktur ist nicht mehr „Person", sondern „Netz" (Rorty 1993). Das Ich als bewusste Instanz der personlichen Lebensfiihrung scheint uberschatzt worden zu sein; die eigentliche Funktion des bewussten Ich besteht darin, „unbewusst motiviertes Verhalten zu einer in sich stimmigen Geschichte, zu einem Selbstkonzept zu biindeln" (Voland 2006: 170). Netzwerkknoten sind Diskurse, temporare Konsensus (in diversen informal institutions). „Personen" sind Adressen von Zuschreibungen aus diversen Netzwerken (vgl. Zhang in diesem Band). Die Netzwerkkonfiguration ist die ExtenVgl. http://www.locus-mag.com/2006/FeaturesAVestfahl_HomoAspergerus.html. 10 Alihan Kabalak & Birger P. Priddat sion der Rortyschen Inversion (ins sub-personale System). Jede Rortysche SubPerson ist ein Netzwerk, d.h. ein Diskurs, eine linguistic communitiy, ein Sozialfraktal etc. Natiirlich fuhlen sich die „Personen" in shared mental models wohl und aufgehoben: Aber welches gilt? Weil keine Standards oder Normen dominieren und weil sie wechseln, ist der Diskurs/die Kommunikation inzwischen wichtiger als das Haben von Uberzeugungen. Die Uberzeugungen uberzeugen viele, die zugleich das Anerkennungs- und Reputationsproblem mitlosen (vgl. Zhang in diesem Band). Was in der „Wirtschaftsethik" - zum Beispiel - als Restriktion bzw. Metapraferenz notiert ist, ist zu befragen auf seine Geltung: Welche incentives lassen eine Restriktion gelten? Was zahlt die Anerkennung einer Restriktion aus? Konfliktfreiheit, Anerkennung als member of... ? Moral erreicht zweierlei: a) die sofortige Aberkennung oder Verdachtsentlastung, b) einen Kredit, der eine Art von Investition bedeutet, auf spateren return: aber nicht als obligation, sondem als disposition. Deshalb kann Moral optionenerweitemd sein: als investment on options. Dann allerdings ware Moral keine Restriktion mehr, sondern eine Option (vgl. Priddat in diesem Band). Was hier im Spannungsbogen von Philosophic, Soziologie und Handlungstheorie behandelt wird, ist in zwei weiteren Beitragen systematischer entfaltet: bei David Klett in einem Aufsatz zum Verhaltnis von Systemtheorie und Rortyscher Philosophic (Klett in diesem Band), in einem anderen Aufsatz zum Verhaltnis von Systemtheorie und Institutionenokonomik (Kabalak/Klett/Priddat in diesem Band). Das Individuum ist fur Philosophic und Wissenschaft nicht nur im Verhaltnis zu sich selbst - als Identitat - problematisch, sondem auch in seinem Verhaltnis zu seiner Gesellschaft als ganzer. Dass es nicht ausreicht, das Miteinander von Personen als bloBes Nebeneinander zu verstehen, also das Soziale zum Zusammentreffen sozialer Atome zu reduzieren, hat nicht erst die Soziologie thematisiert. Das ist ein Spezialfall der philosophischen Debatte iiber den methodischen Reduktionismus (Klett in diesem Band), den auch schon die friihe okonomische Modeme flihrte, bevor sie sich erst einmal auf die reduktionistische Seite schlug (Methodenstreit). Die Soziologie suchte im 20. Jahrhundert verstarkt nach Wegen aus dem Problem, die methodische Stringenz, die argumentative Systematik, zu verlieren, sobald sie die Reduktion aller sozialen Phanomene auf individuelle Wunsche und Meinungen aufgab. Mit der Beschreibung der Gesellschaft als differenziertes Netz sinnhafter und systematischer Kommunikationen - und nicht Einleitung 11 primar als Zusammentreffen kommunikationswilliger Subjekte - nahrte die Luhmannsche Systemtheorie die Hoffnung, Systematik und Nicht-Reduktion zu vereinen. Luhmann zeigt einen moglichen Weg, die Freiheit des Subjekts zu relativieren, als Freiheit und Subjektivitat in und nicht vor der Gesellschaft. Es ist aber nicht angemessen, radikalen Lesarten dieser Theorie zu folgen, und das Subjekt vollstandig aus der Theorie der Gesellschaft hinauswerfen zu wollen. Luhmann hatte Parsons' Handlungstheorie (vor dem Hintergrund alterer Systemtheorien und Kybemetiken) kommunikationstheoretisch modifizieren wollen und hatte die Entstehung und Funktion sinnhafter Kommunikationen anstelle individueller Motivationen in den Vordergrund gestellt. Doch kommt auch diese Systemtheorie in ihrer Grundlegung nicht ohne Akteure aus. Sinnhafte Prozesse sind ohne Subjekte, ftir die diese Prozesse Sinn machen, nicht denkbar. Wenn sich subjektive Identitat und sozialer Prozess wechselseitig bedingen, kann keine methodologische Hierarchic diesem Phanomen gerecht werden (vgl. Kabalak/Klett/Priddat in diesem Band). Sein Verstand ist, was man dem Subjekt seit jeher hoch anrechnet und als Zeichen seiner Identitat und Autonomic deutet. Ein Kemthema der Okonomie ist der Versuch, den gesunden Menschenverstand in Form eines Rationalitatskonzepts zu verwissenschaftlichen. Das Konzept ist theoretisch recht ausgefeilt. Nur passt das empirisch beobachtbare Wahlverhalten von Personen nicht immer gut hinein. Die Rationalitatsnorm scheint fast ebenso briichig wie sonst moralische Normen. Mit naturwissenschaftlichen Methoden will die Neuroscience nun empirisch die physischen Grundlagen von Entscheidungen klaren helfen. Das kann der weiteren okonomischen Theoriebildung wichtige Anhaltspunkte liefern, insbesondere, was die bislang vemachlassigte Funktion von Emotionen fur Entscheidungen angeht (vgl. den Beitrag von Kabalak in diesem Band). Allerdings importiert die Okonomie mit der Himforschung auch methodische Probleme. Wenn alle empirische Beobachtung theoriegeleitet ist, folgt diese Empiric einer Theorie, die nicht unbedingt zur okonomischen passen muss. Zudem muss sich die neurowissenschaftliche Theorie auf das isolierte Subjekt beschranken. Doch nicht im Umgang mit unbelebten Objekten, sondem vor allem in der Interaktion mit ihresgleichen entscheiden und verhalten sich Subjekte haufig anormal, d.h. irrational. Die Entscheidungstheorie auf die Beobachtung biophysikalischer Vorgange im menschlichen Korper zu griinden hiefie, die altere reduktionistische Sicht von Gesellschaft noch weiter, ins Materielle, zu reduzieren. Die Okonomie muss sich aber anscheinend gerade, um die Subjektivitat des Akteurs zu klaren, mit sozialen Strukturen beschaftigen (vgl. den Beitrag von Kabalak in diesem Band). 12 Alihan Kabalak & Birger P. Priddat Literatur Boltanski, L./Chiapello, E. (2003): Derneue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UKV. Dennett, D. C. (1993): Bedingungen der Personalitat, in: Bieri, P. (Hrsg.): Analytische Philosophie des Geistes. Bodenheim: Athenaum. S. 303-324. Ehrenberg, A. (2004): Das erschopfte Selbst. Frankfurt, Main: Campus. Hanfeld, M. (2006): Mach!Dein!Eigenes!Magazin! Gesprach mit Markus Peichl (Vorsitzender der „Lead Academy"), in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 63, 15. 3. 2006. S. 42. Henrich, D. (1999): Die Zukunft der Subjektivitat, in: Rusen, J./Leitgeb, H./Jegelka, N. (Hrsg.): Zukunftsentwiirfe. Frankfurt, Main: Campus. S. 309-318. Kaufmann, J.-C. (2005): Die Erfindung des Ich. Eine Theorie der Identitat. Konstanz: UKV. Kittsteiner, H. D. (1990): Von der Gnade zur Tugend. in: ders.: Gewissen und Geschichte. Heidelberg: Manutuis. S. 171 ff Nollmann, G./Strasser, H. (2004) (Hrsg.): Das individualisierte Ich in der modernen Gesellschaft. Frankfurt, Main: Campus. Quante, M. (2002): Personale Autonomic und biographische Identitat. in: Straub/Renn (2002). S. 32-55. Rorty, R. (1993): Physikalismus ohne Reduktionismus, in: ders. Eine Kultur ohne Zentrum. Vier philosophische Essays. Stuttgart: Reclam. S. 48-71. Straub, J./Renn, J. (2002) (Hrsg.): Transitorische Identitat. Der Prozesscharakter des modernen Selbst. Frankfurt, Main/New York: Campus. Voland, E. (2006): Der Seitensprung und das Ich. in: Fokus 38, S. 170. Abschiede von der Tradition Systemtheoretische Bemerkungen zu Richard Rortys „Physikalismus ohne Reduktionismus"* David Klett 1. Einstieg Ein „Bild der Beziehung zwischen dem menschlichen Ich und der Welt"^, das zentrale Positionen abendlandischen Denkens hinter sich lasst - nichts weniger nimmt sich Richard Rorty in seinem Aufsatz „Physikalismus ohne Reduktionismus" vor. Dabei geraten Positionen ins Visier, die, so Rorty, eine ebenbiirtige Behandlung der „Philosophie des Geistes und der Sprache, Physik und Poesie"^ blockieren. Positionen, die here its in dem von Platon genannten Streit zwischen Philosophie und Dichtung erkennbar seien^ und sich in der nachkantianischen Philosophie in dem Gegensatz von Wissenschaft und Kunst wiederfanden: „Der Tradition entsprechend hat man die Wissenschaft mit Verantwortungsgeflihl, Sittlichkeit, gesellschaftlicher Tugend und allgemeinmenschlichem Interesse in Verbindung gebracht, wahrend die Kunst mit Privatheit, idiosynkratischem Verhalten, eigenniitzigem Vergniigen, extremem Individualismus und Verantwortungslosigkeit assoziiert worden ist."^ Folgt man der Argumentation Rortys, lassen sich solche Unterscheidungen auf zwei klassische abendlandische Modelle der Beziehung zwischen Ich und Welt zuriickflihren. An dieser Stelle setzt sein Vorschlag eines Physikalismus an, der sich dabei vomimmt nichtreduktionistisch zu sein. Dieser Vorsatz ist 1 2 3 4 5 Vgl. Rorty, Richard (1991). Im Folgenden wird aus der deutschen Ausgabe zitiert: Rorty, Richard (1993). Rorty, Richard (1993), S. 48. Zweifelsohne spielt der Begriff des Ichs in der antiken Philosophie keine entscheidende Rolle. Vgl. Herring, Herbert; Ulrich Schonpflug (1976). „Ich" kann hier als Unbestimmtheitsstelle gelesen werden, die von Rortys Modellen der abendlandischen Metaphysik unterschiedlich in Anspruch genommen wird. Rorty, Richard (1993), S. 48. Ein Projekt, das mit ahnlichen Motiven bereits in der Romantik verfolgt worden ist: „Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloB, alle getrennte [sic! D.K.] Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie und der Rhetorik in Beruhrung zu setzen [...]"; so Schlegel, Friedrich (1967/1798). Siehe insbesondere Platon (2000), S. 520. Rorty, Richard (1993), S. 70. Siehe hierzu ausfiihrlicher: Rorty, Richard (1987), S. 185-235. 14 David Klett entscheidend. Denn der Reflex, jedes physikalistische Theorieprojekt unter Reduktionismusverdacht zu stellen, ist ebenso gerechtfertigt wie der Versuch, diesem Verdacht eine uberraschende Neukonzeption eines physikalistischen Ansatzes entgegenzustellen. „Neu" insofem, als der „alte" Physikalismus etwa Neuraths und Carnaps von dem Optimismus gepragt war, „eine Sprache ausfindig" machen zu konnen, „die allein ausreicht, um alle artikulierbaren Wahrheiten zu formulieren"^. Alle anderen Sprachen, wie sie etwa in Literatur, Poesie Oder Essayistik Verwendung finden, waren damit diskreditiert und hatten hedonistische Motive zu betreuen, die einer strengen Wissenschaftlichkeit nicht wiirdig waren. Doch nicht nur an dieser Ausgrenzung setzt der Reduktionismusvorwurf an. Er wendet sich ebenso gegen eine physikalistische Ontologie, die etwa psychische Vorgange als auf physische zuriickrechenbar annimmt. Aus dieser Perspektive erscheinen Aussagen iiber Psyche und Bewusstsein als metaphysische Schwarmerei, die durch physikalische Erklarungs- und Beweissicherheit abgelost werden muss. Also auch hier Reduktion. Beiden skizzierten Kritiklinien muss eine „neue" Physikalismuskonzeption gewachsen sein. Richard Rorty versucht sich daran, sie zu erbringen. Im Vorangehenden wurden Punkte angesprochen, die mit Blick auf einige in der soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns^ eingeschlagene Sonderwege und um sie kreisende Diskussionen aufhorchen lassen. Das ist bereits bemerkenswert, da der Kontakt zwischen amerikanischem Poststrukturalismus und neuerer soziologischer Systemtheorie weder nahe liegt, noch bisher nennenswert gepflegt wurde. Die Unterschiedlichkeit der (Selbst-)Auftrage von Philosophic und Soziologie verstellt den Blick auf die gleichen philosophischen (!) Traditionslasten, die sowohl Rorty als auch Luhmann abzuschiitteln versuchen. Aus der Sicht der Systemtheorie lasst sich also Sympathie und Interesse fiir den Physikalismus Rortys gewinnen. Beide Theorieprojekte konnten von ihren Erklarungsinteressen her Weggefahrten sein, wurden sie nicht ganz unterschiedliche Pfade zu ihrem Ziel einschlagen. Diese Behauptung wird spater noch plausibel zu machen sein. Sie reicht an dieser Stelle flir den Verdacht aus, dass sich zentrale Vorschlage Rortys mit Gewinn systemtheoretisch ausleuchten lassen. Und darum bemiiht sich der vorliegende Text. 6 7 Beide Zitate: Rorty, Richard (1993), S. 67. Die Kenntnis zentraler Theoriedispositive der Systemtheorie muss hier vorausgesetzt werden. Siehe zur Einfuhrung: Luhmann, Niklas (2002), Luhmann, Niklas (1984); Luhmann, Niklas (2005); Luhmann, Niklas (1997). Abschiede von der Tradition 15 2. Physikalismus ohne Reduktionismus Zeichnet man die ohnehin knappe Darstellung der abendlandischen MetaphysikGeschichte Rortys holzschnittartig nach, zeigen sich Ich und Welt einander gegeniiberstehend und vorerst unerreichbar. Damit ist der Ausgangspunkt fiir unzahlige Anschlussprobleme bereits zu Beginn europaischer Philosophiegeschichte erreicht. Allerdings wurden iiber die Zeit hinweg diese Probleme an unterschiedlichen Stellen aufgetan. Rorty erleichtert deren Bestimmung, indem er zwischen einem Modell der Beziehung von Ich und Welt, wie es dem Platonismus und (somit) dem Christentum zugrunde liegt und einem „nachkantianischen" Modell unterscheidet. In ersterem sind sich „Wahres Ich" und „Wahre ewige Realitat" nicht zuganglich. Zwischen ihnen liegt ein „Falsches Ich" und die „Welt der Erscheinungen", die wegzuraumen nun Programm der Philosophic ist - stets darauf gefasst, dass „Wahres Ich" und „Wahre ewige Realitat" sich als dasselbe erweisen konnten.^ Erkenntnis geschieht somit nicht um ihrer selbst willen. Sie ist immer auch Katharsis^, liber die ein „Gefuhl der eigenen Identitat mit dem groBeren und besseren Wesen"^^ in Aussicht steht. Mit dem Rationalismus Rene Descartes' (der den Schliissel zur Erkenntnis nicht in der Welt, sondem in den mentalen Prozessen des Ich sucht) riickt die Metaphysik unweigerlich von der skizzierten Dualitat von „Wahrem Ich" und „Wahrer ewiger Realitat" ab und wendet sich einem noch geheimnisvolleren Ich zu. Fiir dieses interessiert sich die Philosophic bis heute mehr als fur die entzauberte „physische Welt", die bald anderen Disziplinen, insbesondere der Physik preisgegeben wird. Ein Blick in diese Weh interessiert nur mehr insofem, als er etwas uber die diese Welt abbildenden und zugleich konstituierenden mentalen Prozesse verrat. Da Rortys Entwurf eines nichtreduktionistischen Physikalismus seinerseits von dem nachkantianischen Modell unterschieden wird, soil dieses hier umrissen werden: „Jetzt wird das Ich als dreischichtig aufgefafit: Die auBere Schicht besteht aus empirischen, kontingenten Uberzeugungen und Wiinschen; die mittlere Schicht umfaBt notwendige apriorische tJberzeugungen und Wiinsche und sie ,strukturiert' oder ,konstituiert' die auBere Schicht; iiberdies gibt es einen unbe8 Vgl. Rorty, Richard (1993), S. 56. „Ich" darf hier nicht als psychologische Zentralinstanz einer Bewusstseinsphilosophie missverstanden werden, die Welterfahrung in Raum und Zeit konstituiert. Siehe als Beispiel fiir einen Ich-Begriff, der weit davon entfemt ist, auf ein ftir die Welterfahrung in ihrer augenscheinlichen Ordnung ausschlaggebendes psychologisches „Ich" abzustellen: Augustinus (1972). 9 Und damit erwies sich der Platonismus als fruchtbarer Boden fur die Wurzeln christlicher Metaphysik - etwa bei Plotin. Siehe als womoglich wichtigstes Zeugnis Plotin (1956). 10 Rorty, Richard (1993), S. 56. 16 David Klett schreibbaren inneren Kern, der in etwa dem Wahren Ich des platonischchristlichen Modells entspricht."^^ Auch wenn nicht jeder Rortys kiihne Darstellung einer zweiten Phase metaphysischen Denkens akzeptieren mag, bietet das Modell Orientierungspunkte, auf die sich die abendlandische Philosophie seit Descartes absuchen lasst. Die Philosophie hatte sich ein neues Projekt vorgenommen, in dem nun nach dem Verhaltnis der Schichten des Ichs untereinander und ihrem Kontakt zur physikalischen Welt gefragt werden konnte (vgl. AbbildungS. 17). Die „kontingenten und empirischen Uberzeugungen und Wunsche" verdanken sich der laufenden Irritation durch die physikalische Welt. Sie macht wahr (1), weil der Blick in die Welt klart, ob etwa ein Satz wahr oder falsch ist. Auf Poppers „alle Schwane sind weiB" bleibt einem nichts anderes ubrig, als nach andersfarbigen Schwanen Ausschau zu halten und den Satz fur wahr zu halten, bis man etwa einen griinen gefunden hat. Hat man tatsachlich einen im Visier, eroffnet sich die Option, ihn zu fangen und zu braten.^^ Kommt er auf den Grill, ist auch die urspriingliche Uberzeugung (namlich: dass alle Schwane weiB sind) wieder wahr. Das Geschehene dokumentiert die kausale Wirkung (2) zwischen dem auBeren Ich und der physikalischen Welt. Soweit hatte es allerdings nicht kommen konnen, wenn der Schwansuche nicht die Vorstellung einer 11 Rorty, Richard (1993), S. 58. Philosophiegeschichtlich an gleicher Stelle verortet auch Luhmann einen radikalen Bruch - der sich in der soziologischen Perspektive allerdings als l^ngst iiberfallige Umstellung von alteuropaischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft zu erkennen gibt: „Ungefahr gleichzeitig mit dem Entstehen modemer asthetischer Reflexion hat die Transzendentalphilosophie den naturalen kosmologischen Weltbegriff, den die alteuropaische Tradition und ihre Kunst voraussetzen konnten, gesprengt. Wir sehen darin nicht nur ein philosophiegeschichtliches Ereignis, sondem ein Moment des Umbaus von Welt- und Gesellschaftsbeschreibungen, mit denen das Gesellschaftssystem auf einen radikalen Wandel seiner Strukturen reagiert. (...) In alien relevanten Sinndimensionen wird der kosmologische Weltbegriff und mit ihm die ontologische Metaphysik gesprengt. Zeitlich gesehen wird die Zukunft fur andere Moglichkeiten geoffnet und (bei Kant zumindest) sogar Metaphysik als Zukunflsuntemehmen dargestellt. Sachlich gesehen wird die Welt zu einem endlosen Netzwerk von empirischen Kausalitaten, das als ein Schema benutzt wird, mit dem erst noch festzustellen (heute wtirde man sagen: zuzurechnen) ist, was womit zusammenhangt. Sozial gesehen werden alle menschlichen Individuen als Subjekt und insofem als gleich dargestellt mit der Folge, daB die soziale Ordnung nicht mehr von der Natur der Individuen abhangen kann. Sie wird statt dessen zu einer naturunabhangigen Konvention mit der Folge, daB die Individuen die Notwendigkeit einer solchen Konvention in sich selbst reflektieren miissen (als Pflicht, als kategorischer Imperativ, als Generalisierungsregel oder wie immer)." Luhmann, Niklas (1990a), S. 7 f. 12 Dass man es dann wohl kaum noch mit einem Schwan zu tun hat, wurde bereits im Mittelalter festgestellt: „01im lacus colueram/olim pulcher existeram/^wm cygnus ego fueram/misQrl miser!/modo niger/et ustus fortiter", aus: Carmen Buranum Nr. 130 (Unbekannter Verfasser um 1230/1995), S. 432. 17 Abschiede von der Tradition einzig von weiBen Schwanen bewohnten Welt vorangegangen ware. Das auBere Ich verfiigt iiber ein bewusstseinsintern angefertigtes Bild, das sich im Kontakt mit der auBeren Realitat laufend bewahren muss. wahr machen(l) Physische Welt (Atome und Leere) usalwirkung (2) Konstilution (3) , Vorstellung (41 Abbildung: Das nachkantianische Modell, in Anlehnung an Rorty'-^ Das „Mittlere Ich" markiert Kants Abwendung von dem Empirismus Lockes, Berkeleys und Humes, ohne im Rationalismus Wolffs zu landen. Seine „kopernikanische Drehung" der Metaphysik zielte darauf ab, den Gegensatz der beiden Positionen aufzulosen. Bestimmte Uberzeugungen und Wiinsche waren nun nicht mehr von den Gegenstanden abhangig, deren Ordnung entweder als gesetzmaBig oder intransparent behandelt werden konnte, sondern von der ordnungsstiftenden Erkenntnis: „Bisher nahm man an, alle Erkenntnis miisse sich nach den Gegenstanden richten; aber alle Versuche, iiber sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert wiirde, gingen unter dieser Voraussetzung zunichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, daB wir annehmen, die Gegenstande miissen sich nach unserem Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Moglichkeit einer Erkenntnis derselben 13 Rorty, Richard (1993), S. 59. David Klett a priori zusammenstimmt, die tiber die Gegenstande, ehe sie uns gegeben werden, etwas festsetzen soll."^"^ Das Bewusstsein konstituiert (4) notwendige Wahrheiten iiber apriorische Strukturen und bestimmt, wie die physikalische Realitat dem Ich als objektiv entgegentritt. Insbesondere ihre Ordnung in Raum und Zeit verdankt sie nicht einer gegebenen raumlich-zeitlichen Struktur, sondem der transzendentalasthetischen Funktion der Einbildungskraft, die sinnlich Gegebenes raumlich-zeitlich schematisiert.^^ Wie Rorty feststellt, lasst die nachkantianische Philosophie die Vorstellung eines wahren, unbeschreibbaren Ich nicht fallen. „Die letzte Schicht ist das Reich der noumentalen Handlungsinstanz Fichtes, des Schopenhauerschen Willens, der Erlebnisse Diltheys, der Intuition Bergsons, der Stimme des Gewissens, der Andeutungen moglicher Unsterblichkeit und so weiter."^^ Diese innere Schicht „hat" Uberzeugungen und Wunsche. Sie sind also weder auf die apriorischen Bedingungen der Erkenntnis noch auf Welterfahrung zuriickzubuchstabieren. Die Philosophie hat mit der in den vorangegangenen drei Absatzen umrissenen Subjektkonzeption den Wachtturm bestiegen, von dem aus sie „die Giiltigkeit der Erkenntnisanspruche von Wissenschaft, Moralitat, Kunst und Religion garantiert oder ihre Ungiiltigkeit"^^ feststellen kann. Wahrnehmungen und Uberzeugungen, so sehr ihre Evidenz auf der Hand liegen mag^^, erscheinen nun als verletzlich, als mogliche Tauschung, die man nur durch strenge Vernunft uberfuhren kann. Der Philosoph wird gebraucht, um Beschreibungen des wahrnehmenden und Uberzeugungen gewinnenden Ich und seiner konstitutiven und reprasentativen Beziehung zur Welt Giiltigkeit zu bescheinigen: „Zentrale Aufgabe der Philosophie ist es, allgemeine Theorie der Darstellung zu sein, eine Theorie, welche die Kultur in unterschiedhche Bereiche einteih: solche, die die Wirklichkeit gut darstellen, solche, die sie weniger gut darstellen, und solche, die sie (wohl darzustellen beanspruchen, jedoch) uberhaupt nicht darstellen."^^ An der Rolle der Philosophie, Erkenntnisanspruche zu begrunden, wurde gegen 14 Kant, Immanuel (1966/1787), S. 28. 15 „Schema" scheint hier ein Verlegenheitsbegriff zu sein, iiber den Kant das Vermittlungsproblem zwischen Sinnlichkeit und Vemunft zu bestimmen, aber nicht zu losen gelingt: „Dieser Schematismus unseres Verstandes [...] ist eine verborgene Kunst in den Tiefen der menschlichen Seele, deren wahre Handgriffe wir der Natur schwerlich jemals abraten, und sie unverdeckt vor Augen legen werden." Vgl. Kant, Immanuel (1966/1787), S. 179 f 16 Rorty, Richard (1993), S. 58. 17 Rorty, Richard (1987), S. 13. 18 Evidenz, die ubrigens fiir eine common-sense-Philosophie des 16. und friihen 17. Jahrhunderts womoglich noch ausgereicht hatte. Vgl. Luhmann, Niklas (1982), S. 41. 19 Rorty, Richard (1987), S. 13.