13 Mamma

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C 13 Mamma
13 Mamma
C-13.2
Querschnitt rechte Brust supramamillär –
Hämatom
Die Sonographie ist heute in der klinischen Mammadiagnostik eine obligate Ergänzung zur Röntgenmammographie.
Ihre Aufgabe beschränkte sich lange darauf, Zysten von soliden Tumoren zu unterscheiden. Schwieriger als die Erkennung einer Zyste ist aber die Differenzialdiagnose solider
Herdbefunde. Entscheidend sind hier die Erfahrung des
Untersuchers, die Qualität des Gerätes und der Vergleich
mit der Röntgenmammographie. Die Sonographie ist hierfür
kein Ersatz, sondern eine Ergänzung.
13.1 Zysten
Zysten sind gutartige Befunde, die weder eine weitere
Abklärung noch eine Therapie benötigen. Für sie gelten die
klassischen Zystenkriterien (Abb. C-13.1):
Echofreiheit
Rückwandecho (seltener Eintrittsecho)
dorsale Schallverstärkung
laterales Schattenzeichen
glatte, scharfe Begrenzung, keine solide Wand.
Einzelne dieser Zeichen können fehlen. Bei kleineren Befunden fehlen beispielsweise oft die dorsale Schallverstärkung
und das laterale Schattenzeichen. Bei eingedicktem Inhalt
sind Binnenechos nachweisbar. Unklare Befunde sind in
jedem Fall nach drei Monaten zu kontrollieren. Der Inhalt
kann auch unter sonographischer Führung aspiriert und
zytologisch untersucht werden.
Hämatome oder gut abgekapselte Abszesse können ebenfalls echofrei sein, doch ist die Wand nicht ganz so glatt
(Abb. C-13.2).
C-13.1
Querschnitt linker oberer äußerer Quadrant –
kleine Mammazyste (offener Pfeil)
Die 16-Jährige wurde beim Raufen von ihrem Hund aus
Übermut in die linke Brust gebissen. 1 Woche nach dem
Trauma erkennt man das echofreie Hämatom (Pfeile) mit
ausgeprägter dorsaler Schallverstärkung. Malignitätsverdacht besteht nicht.
13.2 Solide Herdbefunde
Eine ergänzende Mammographie ist zumindest hilfreich,
häufig obligat, denn die Einschätzung einer Läsion allein
aufgrund des Ultraschallbefundes kann eindeutig, oft aber
auch ausgesprochen schwierig sein. Wichtige Kriterien zur
Beurteilung sind Form, Begrenzung, Echostruktur, Schallverstärkung oder -abschwächung, Elastizität, Beweglichkeit,
räumliche Ausrichtung sowie die Destruktion oder Verlagerung der normalen Gewebestrukturen (Tab. C-13.1).
C-13.1
Kriterien zur Beurteilung solider Herdbefunde
in der Mamma
Kriterium
Beachte die klassischen Zystenkriterien Echofreiheit,
Ein- und Austrittsecho, distale Schallverstärkung, laterales
Schattenzeichen (geschlossene Pfeile).
Spricht für
Benignität
Malignität
Form
rund oder oval
irregulär, gezackt
Begrenzung
glatt, scharf, Kapsel
unscharf, breiter,
echodichter Randsaum
Schallabsorption
dorsale Schallverstärkung
dorsaler Schallschatten
Refraktion
laterales Schattenzeichen beidseits
kein laterales
Schattenzeichen
Verschieblichkeit
frei verschieblich
nicht verschieblich
(im Gewebe fixiert)
Elastizität
mit dem Schallkopf
komprimierbar
derb, starr
Verhältnis zur
Umgebung
verlagert das
umgebende Bindeund Drüsengewebe
unterbricht Drüsenoder Bindegewebsstrukturen
Ausrichtung
eher horizontal
(parallel zur Haut)
eher vertikal
Delorme/Debus, Duale Reihe: Sonographie (ISBN 3-13-136952-3), c 2005 Georg Thieme Verlag
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C 13.2 Solide Herdbefunde
Diese benignen Tumoren sind typischerweise glatt begrenzt, haben eine homogene Binnenstruktur und zeigen
häufig eine dorsale Schallverstärkung sowie ein laterales
Schattenzeichen (Abb. C-13.3a). Hat der Tumor einen
Durchmesser von mehr als 1 cm, kann man versuchen, ihn
mit dem Schallkopf zu komprimieren: 50 % der Fibroadenome sind weich und geben unter dem Druck des Schallkopfes nach. Oft ähnelt die Struktur von Fibroadenomen
der von Fettgewebe, sodass sie leicht zu übersehen sind.
Ein nach diesen Kriterien typisches Fibroadenom kann ggf.
ohne Biopsie beobachtet werden, wenn nicht andere Faktoren dagegen sprechen (z. B. Alter über 40 Jahre, familiäre
Belastung, Angst vor Krebs). Der Befund in der DopplerSonographie ist variabel. Die Mehrzahl der Fibroadenome
ist wenig vaskularisiert und frei von detektierbaren Gefäßen. Es sind vor allem Fibroadenome mit starker Epithelhyperplasie, die gefäßreich sind, wobei man häufig die
Gefäße körbchenförmig entlang der Peripherie des Tumors
angeordnet sieht (Abb. C-13.3b).
13.2.2 Lymphknoten
Im Drüsenparenchym finden sich nicht selten eingestreute,
reaktiv vergrößerte Lymphknoten, die sonographisch als
längliche, glatt begrenzte, echoarme, ovale Herdbefunde
mit einem Durchmesser von weniger als 1 cm imponieren
und – ähnlich wie z. B. im Halsbereich – einen zentralen,
echodichten Hilus aufweisen (Abb. C-13.4). Dies sollte eine
Anhiebsdiagnose sein und keine weitere Diagnostik auslösen. Mammographisch sind Lymphknoten ebenfalls anhand
ihres strahlentransparenten, fetthaltigen Hilus erkennbar.
C-13.4
Typischer Befund eines intramammären
Lymphknotens (Pfeile)
Fibroadenom der Mamma
å
å
å
C-13.3
n Merke: Manche Fibroadenome haben eine gelappte
Kontur und sind damit nicht ganz glatt begrenzt. Im
Zweifelsfall einen erfahrenen Kollegen hinzuziehen,
ggf. Biopsie.
å
13.2.1 Fibroadenome
Pleura
knorpelige
Rippe
a
b
a Längsschnitt linker unterer äußerer Quadrant. Scharf
begrenzter, im Vergleich zum Drüsenparenchym echoarmer Herd (Pfeile). Beachte die „Kerbe“ (oberer Pfeil),
die sich bei Fibroadenomen häufig findet.
b Ein Fibroadenom (Pfeile) bei einer anderen Patientin
zeigt Doppler-sonographisch reichlich Gefäße; ein typischer Befund.
M. pectoralis major
13.2.3 Karzinome
Nur die Minderzahl der Mammakarzinome sind zellreiche
solide Tumoren. Diese – insbesondere medulläre oder
muzinöse Karzinome – können Fibroadenomen ähnlich
sehen. Die meisten Karzinome gehen von den Milchgängen
aus und sind entweder primär invasiv (duktal invasive
Karzinome, DIC) oder entstehen aus einem intraduktalen
In-situ-Karzinom (duktales Carcinoma in situ, DCIS), welches an einer oder mehreren Stellen die Basalmembran
des Milchganges durchbricht und somit invasiv wird. Seltener sind die von den Lobuli ausgehenden Tumoren, das
lobuläre Carcinoma in situ (LCIS) bzw. das lobulär invasive
Karzinom (LIC). DIC und LIC sind überwiegend sehr stromareiche Tumoren, die lokal die Bildung von Bindegewebe stimulieren und entlang von Milchgängen und Bindegewebsstrukturen in die Umgebung vordringen (diffuse Ausbreitungsform). Zentral findet sich häufig ein sehr zellarmer
Bereich, eine sog. „Fibrohyalinose“. Aus dem feingeweblichen Aufbau des Tumors resultiert letztlich seine Echomorphologie (Tab. C-13.2, S. 360).
Delorme/Debus, Duale Reihe: Sonographie (ISBN 3-13-136952-3), c 2005 Georg Thieme Verlag
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