I Munchner Geowiss Abh. 1 1 1 (B) 9 1-118 1 127Abb.. 41 Tab., 4 Tat, Anhang 1 Miinchen, Februar 1992 I Die Eis- und Salzkristallisation im Porenraum von Sandsteinen und ihre Auswirkungen auf das Gefüge unter besonderer Berücksichtigung gesteinsspezifischer Parameter* von Günther WEISS** KURZFASSUNG In der vorliegenden Arbeit werden die Folgen der Frost- und Salzeinwirkung auf das Gefüge von fünf aus unterschiedlichen erdgeschichtlichen Epochen stammenden Sandsteinen aus der Bundesrepublik Deutschlanddiskutiert, wobei dem dynamischen Prozeß der Salz- und Eiskristallisation im Porenraum besonderes Augenmerk geschenkt wird. An diesen Gesteinen wurde eine Vielzahl von Kennwerten und Merkmalen erfaßt, z.B. mineralogische und Gefügeeigenschaften, porenraumbezogene Merkmale,Festigkeits-und Verformungseigenschaften.Damitsind die gesteinsspezifischenRandbedingungenfür die anschließende Verwitterungssimulationbekannt. Die Simulation des Eisbildungsprozesseserfolgte an Proben, die immer eine definierte Sättigung (von 0,5 bis 1,O) aufwiesen. Als Untersuchungsmethodenkamen zur Anwendung: Porositäts-, E-Modul-, Temperatur- und Längenänderungsmessungensowie die Licht- und Rasterelektronenmikroskopie. Mit der Methode der Kryopräparationwird ein neues Verfahren zur direkten Beobachtung von Eis im Porenraum von Sandsteinen im REM voraestellt. Bei teilgesättigten Proben war bei allen untersuchten Sandsteineneine Kontraktion, bei vollgesättigteneine Expansiondes Gefüges zu beobachten. Beide Vorgänge hielten auch bei tieferen Temperaturenan; ihr Ausmaß wargesteinsspezifisch unterschiedlichund nahm tendenziell mit zunehmendem Tonmineral- und ~ikro~orenanteil zu. Teilgesättigte tonig gebundene Sandsteine wiesen trotz Kontrak- . tion nach dem Auftauen eine Gefügeaufweitungauf. Diese Phänomene lassen sich durch zwei zeitlich getrennte Eisbildungsphasen erklären. Zunächst gefriert das Wasser in den Kapillarporen bei Temperaturen, die nur wenig unterhalb von 0°C liegen (= primären Eisbildung). Wegen der Wirksamkeit der spezifischen Oberflächenkräfte bleibt das Wasser in den Mikroporen zu diesem Zeitpunkt noch flüssig und schließt sich erst bei weiterem * Inaugural-Dissertationzur Erlangung des Doktorgradesder Fakultät für Geowissenschaftender Ludwig-Maximilians-Universitätzu München ** Günther WEISS, Institut für Gebäudeanalyse und SanierungsplanungGmbH, Valleystraße 36, D-8000 München 70 Münchner Geowiss. Abh. (B) 9, S. 1-118, 127 Abb., 41 Tab., 4 Taf., Anhang 0 1992 Verlag Dr. Friedrich Pfeil, Miinchen. Wärmeentzug den bestehenden Eiskristallen in den Kapillarporen an (= sekundäre Eisbildung). Dies bewirkt im Falle der Teilsättigung die Kontraktion, im Falle der Vollsättigung die zusätzliche Expansion des Gefüges nach Abschluß der primären Eisbildung. Gefügeaufweitungen nach dem Auftauen teilgesättigter Sandsteine lassen sich mit der sekundären Eisbildung und dem bevorzugten Wachstum von Eis in den kleineren Kapillarporen erklären. Gestützt wird insbesondere die letzte Schlußfolgerung mit der direkten Betrachtung des Eises im Porenraum von Sandsteinen mit dem REM. In teilgesättigten Sandsteinen tragen die größeren Kapillarporen nur randlich einen Eispanzer, der gegen das Innere des Hohlraumes wächst, während kleinere Kapillarporen vollständig mit Eis gefüllt sein können. In einem Langzeitversuch Iäßt sich die Wirksamkeit der sekundären Eisbildungan einem teilgesättigten Schilfsandstein belegen. Die vollgesättigten Proben zeigen im selben Versuch allesamt eine zunächst steile, später verflachende Porositätserhohungbzw. EModul-Minderuna,die aesteinss~ezifischunterschiedlich verläuft. Beide Faktoren stehen zueinander in einer indirekten Pro~oftionalität. Im Gegensatz z i d e n teilgesättigten Proben können hier die Gefügezerrüttungen direkt im Mikroskop beobachtet werden. Die Simulation der Salzsprengung erfolgt mit Hilfe des Salzsystems ThenardiVMirabilit.Die Aufzeigung der Gefügeveränderunggeschah über Massenänderungsku~en,über Messungen zum dynamischen E-Modul und zur Porosität sowie über licht- und rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen. . Basierend auf den Maxima der Massenänderungskurvenwird ein einfaches Modell vorgestellt, mit dem sich die Porenfüllungsgrade mit Salz berechnen lassen. Dies belegt die geringe Wahrscheinlichkeit einer Aufsprengung des Gefüges alleine durch die Wirksamkeit der integralen Volumenexpansion beim Übergang von Thenardit in Mirabilit. Ähnliche Ergebnisse erbringen Porositätsmessungen,die während des laufenden Salzsprengtestes mit einer das Salz nicht auflösenden organischen Flüssigkeit (Heptan) durchgeführt wurden. Die licht- und rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen beweisen, daß das Salz nicht in den großen Poren, sondern bevorzugt in engen Kornzwickeln und Spaltenporen anzutreffen ist. Mit der Methode der Kryopraparation wird Mirabilit erstmals im Porenraum von zwei Sandsteinen dargestellt. Der Vorgang der Aufsprengung des Gefüges beim Phasenübergang ThenardiVMirabilit ist folgendermaßen anzunehmen: Beim Trocknungsvorgang zieht sich der Thenardit in die engen Zwickelräume und Spaltenporen zurück. Bei lnitiierung der Umbildung des wasserfreien in das wasserhaltige Natriumsulfat durch Wasserzufuhr (flüssig, Dampf) entsteht an Ort und Stelle das Mirabilitgitter und bricht das Gesteinsgefüge von eng benachbarten Korngrenzen her auf. ABSTRACT The impact of frost and sah exposure upon the fabric of five different sandstone types is examined. The samples originate from different geological epoches within the area of the Federal Republic of Germany. Emphasize is put on the process of ice and salt crystal forrnation in Pore space and its structural implications. A variety of stone specific properties as mineral and structural composition, rock strength and elasticity as well as Parameters characterizing Pore space are examined. These data provide the starting point for subsequent weathering experiments. The process of ice growing was initiated in rock samples with a defined Pore space filling reaching from 0.5 to 1.O. Following examination methods are used: measuring of porosity, of dynamic Young's modulus, of temperature and of length change and at the Same time light and scanning electron microscopy. With the cryopreparation a new method of direct observation of ice crystals in Pore space of sandstones in a SEM is presented. All samples investigatedshow contraction if they are partiallywater saturated and expansion if they are saturated. This characteristic behaviour is also observed at lower temperatures. Quantitatively, however, the results depend on the individualsample properties. The effects are more pronounced for samples with higher clay and micropore content. Although partially water filled sandstones with a high degree of clay minerals contract with freezing, after thawing they show a positive dilatation. In an initial stage water freezes only in capillary Pore spaces at temperatures slightly below 0°C (primaty stage of ice growth). Due to surface relatedforces the water in the micropores itself remains liquidand only migrates towards the existing ice crystals in the capillary rock pores and freezes there if heat is further reduced (secondary stage of ice growth). For partially water saturated sandstones this is the origin of the obsewed contraction. In case of saturated materialthis is the reason for continuingexpansion after finishing ice growth duringthe primary stage. Afterthawing the expanded fabric of partiallysaturated material is explainedby ice growth within the secondary stage and the preferential ice formation in the smaller capillary pores. Direct observation of ice crystals in Pore space with the SEM shows, that in partially water filled sandstones only the surface of the larger capillary pores are covered with an ice layer while the smaller pores are often completely filled with ice. The effectiveness of the secondary ice growth mechanism is demonstrated in a longtime experiment carried out on partially water saturated clayey sandstone. In the Same type of experiments all water saturated samples display an initially steep increase of the porosity (corresponding to a decrease of the dynamic Young's modulus since both quantities are inverse proportional) which later on saturates. In contrast to partially saturated samples microfissuration of stone structure can be directly observed in the microscope. Salt weathering is simulated by using the salt system thenarditelrnirabilite. Changes in stone structure were recorded by mass change graphs, by measuring of porosity and dynamic Young's modulus, and with help of light and scanning electron microscopy. A simple model to calculatethe degree of Pore filling with salt is derived from the maximas in the graphs of mass changes. This model suggests that burts of the stone fabric solely due to volume expansion when thenardite transforms into mirabiliteonly plays a minor role. Similar results are obtained from measurements when the crystallizationtest is interrupted an Pore volume is measured with heptane which does not dissolve the salt. Conventional microscope pictures as well as electron micrographs demonstrate that salt accumulates preferentially in small Pore spaces but not in large ones. Using the method of cryopreparationwe are able to detect mirabilite for the first time in Pore spaces of sandstones. The mechanism of salt wedging resulting from the phase transition thenarditelmirabilitecan be assumed as follows: While drying thenarditeaccumulates in the smallest pore spaces. If water is added (liquidor damp) the water free modificationtransforms into the water containingnatriumsulfate, and a mirabilitelattice isformed insidethesmall pores. As a consequence the stonefabric in thevicinity of grain boundaries breakes up. Günther WEISS L'etude suivante traite des effets resultant de I'action du gel et des sels sur la structure interne de cinq natures de gres provenant de differentes epoques geologiques de la Republique Federale Allemande. Le processusdynamique de la cristallisation des sels et du gel dans les pores est particulierernent mis en evidence. Les differentes natures des pierres permettaient d'enregistrer Une multitude de criteres et de characteristiques, par exemple le caractere rnineralogique des roches, des proprietes de la struccture interne ainsi que des criteres concernant I'espace des pores, la solidite et la deforrnation des pierres. II en resulte la conaissance des differentes conditions geologiques des roches necessaire a la simulation de la desintegration qui ete effectuee par la suite. La simulation du processusde la formation de gel a ete realisee sur des eprouvettes rnontranttoujours un coefficient d'HIRSCHWALD bien defini (de 0,5 a 1,O). On a applique, a cet effet, les methodes de recherche suivantes: la porometrie, la mesure d'elasticite et de temperature, I'etude dilatometriqueainsi que la microscopieet le microscopieelectronique. La methode de la cryopreparationrepresente un procedenouveau qui permet d'obsewer directement le gel dans les pores des gres au MEB. Parrni toutes les natures de gres examinees on a constate que le eprouvettes d'une saturation partielle rnontraient Une contraction de la structure interne tandis que les eprouvettessaturees completement rnanifestaientUne expansion. Meme a des temperaturesplus basses,cesdeux processusse poursuivaient. Leur dimensionvariait selon la nature des pierres et rnontrait une tendance a lacroissance allant de pair avec Une augrnentation de la teneur en mineral d'argile et de rnicro-pores. En depit de la contraction les gres argiliferes a saturation partielle demontraient Une expansion de la structure interne apres le degel. Ces phenornenes peuvent etre expliquesa I'aide de deux phases de forrnation de glace ayant lieu a des moments differents. D'abord I'eau gele dans les pores capillaires a des ternperaturesse situant quelque peu au dessous de 0°C (formationde glace prirnaire). Du a I'activite des forces de tension superficielle I'eau dans les micro-pores reste encore liquide a ce rnornent-laet ne rejoint les cristaux de glace dans les porescapillairesqu'apres Une nouvelle baisse de la chaleur (forrnationde glace secondaire). Dans le cas d'une saturation partielle ,celaegendre Une contraction tandis qu'une saturation cornplete entraine Une expansionsupplernentaire de la structure interne apres la fin de la forrnation de glace prirnaire. Les gonflements de la structure interne qu'on obsewe apres le degel des gres satures partiellernentpeuvent eire expliques a I'aide de la forrnation de glace secondaire et par le developpernent preferentiel de la glace dans les pores capillaires les plus petits. C'est particulierernent I'observation directe de la glace dans les pores des differentes natures de gres a I'aide du microscope electronique qui conforte cette derniere conclusion. Dans les gres a saturation partielle les pores capillaires plus grands ne portent Une carapace de glace qu'en bordure des pores qui s'accroit Vers I'interieur du vide, tandis que les pores capillaires plus petits peuvent eire remplis d'eau entierement. Une essai de long duree realise sur un "Schilfsandstein" (gres allemand) a saturation partielle permet de verifier I'activite de la formation de glace secondaire. Au cours du rneme essai, les eprouvettes a saturation cornplete montrent toutes d'abord Une caurbe forternent ascendante de la porosite qui s'abaisse par la suite ou respectivernent Une diminution de I'elasticite qui varie selon la nature des pierres. Le deux facteurs sont indirecternentproportionnels.Au contraire des eprouvettes saturees partiellementon peut ici observer directernentles desintegrations de la structure interne au microscope. La sirnulation de la rupture du sel est effectuee a I'aide du systerne de sel ThenarditeIMirabilite. On a enregistre la rnodification de la structure interne a I'aide de courbes indiquant I'alteration des rnasses, des rnesures concernant le module d'elasticite dynarnique et la porosite ainsi que grace a la microscopie et au rnicroscopie electronique. En Se basant sur les rnaxirna des courbes dernontrant la rnodificationdes masseson presenteun modele simplequi permet de calculer le degre de remplissage des poresavec du sel. Ceci prouve qu'il est peu probable que la rupture de la structure interne soit due uniquement a I'activite de I'expansion integrale du volume lors de la transition de Thenardite en Mirabilite. On a atteint des resultats similaires a I'aide de mesures de porosite qui, au cours de I'essai de la rupture du sel, ont ete effectuees a I'aide d'un liquide organique (Heptane) dans lequel le sel ne se dissoud Pas. La microscopie et le rnicroscopie electronique mettent en evidence que le sel ne se situe pas dans les grands pores, mais de preference dans les petits pores etroits. La methode de la cryopreparation permet de rnontrer pour la premiere fois le Mirabilite dans les pores de deux differents gres. On suppose que le procede de la rupture de la structure interne lors du passageThenarditehiirabilitese deroule de lafagon suivante: Lors du sechage le Thenardite Se retire dans les pores etroits. Au cours du commencement de la transformation du sulfate de sodium non hydrateen sulfate hydrate paradductiond'eau (liquide,vapeur)lastructuredu Mirabiliteest creesurplaceet rompt lastructureinterne des pierres Ia ou les contours des grains sont les plus rapproches. Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort .............................................................................................................................................................................. Liste der im Text verwendeten Abkürzungen .................................................................................................................... 10 10 ...................................................................................................................................... 11 Einführung und Problemstellung Untersuchte Gesteine ...................................................................................................................................................... 13 Auswahlkriterien ........................................................................................................................................................... 13 Geologische Herkunft und technische Verwendung als Baustein .................................................................................... 13 Lindlarer Grauwacke ......................................................................................................................................................... Lossburger Sandstein ...................................................................................................................................................... Seedorfer Sandstein ........................................................................................................................................................ Heilbronner Sandstein ................................................................................................................................................ Velpker Sandstein ............................................................................................................................................................ 13 13 13 14 14 Gesteinsspezifische Parameter ................................................................................................................................... 14 Untersuchung der sedimentologischen und diagenetisch bedingten Eigenschaften ........................................................ 14 Untersuchungsmethoden zur Erfassung der mineralogischen und Gefügeeigenschaften .............................................. Modalbestand ................................................................................................................................................................... Korngrößenverteilung ........................................................................................................................................................ Sonstige Gefügeeigenschaften ........................................................................................................................................ 14 17 17 19 Untersuchung porenraumbezogener Merkmale ................................................................................................................ 19 Porosität und Wasseraufnahrne ........................................................................................................................................ Kapillare Wasseraufnahme .............................................................................................................................................. Hygroskopische Wasseraufnahme .................................................................................................................................. Dampfförmiger Wassertransport ...................................................................................................................................... Porengrößenverteilung und Porengeometrie .................................................................................................................... 19 20 22 24 27 Festigkeits- und Verformungseigenschaftenunter mechanischer Beanspruchung .......................................................... 30 30 31 31 32 32 Dichte und Trockenrohdichte ........................................................................................................................................ Biegezugfestigkeit und Druckfestigkeit ............................................................................................................................ Allgemeines zur Gesteinsverformung unter statischen und dynamischen Bedingungen ................................................ Statisch bestimmter E-Modul aus dem Biegezugversuch ................................................................................................ Dynamisch bestimmter E-Modul mit dem GRINDOSONIC-Verfahren .......................................................................... Verformungseigenschaftenunter hygrischer und thermischer Beanspruchung ............................................................. 37 Hygrische Längenänderung .............................................................................................................................................. Thermische Längenänderung .................................................................................................................................... 37 38 Thermophysikalisches Verhalten ................................................................................................................................. 40 Zusammenfassung der Ergebnisse zur Ermittlung der gesteinsphysikalischen Parameter ............................................ 41 Temperaturverwitterung .................................................................................................................................................... 42 Die Eisbildung im Porenraum von Sandsteinen und ihre Auswirkung auf das Gefüge ................................................... 43 Wasser .Eigenschaften und Verhalten im Porenraum .............................................................................................. 43 Theorien zur Frostverwitterung im Spiegel der Literatur .................................................................................................. 44 Volumenexpansions-Modell.............................................................................................................................................. Hydraulischer Druck .......................................................................................................................................................... Linearer Wachstumsdruck ................................................................................................................................................ "Ordered watet"-Modell .................................................................................................................................................... Kapillardruck-Modell .......................................................................................................................................................... Thermodynamisches Modell ............................................................................................................................................ .............................................................................................................................................................. "EislinsenW-Modell 44 45 45 45 46 47 47 Simulation der Frostverwitterung im Labor und Möglichkeiten zum Nachweis von dadurch bedingten GefügeVeränderungen ............................................................................................................................................................ 48 .............................. Versuchsaufbau und Präparation der Proben .................................................................................................................. Längenänderungsverhaltenteilgesättigter Proben .......................................................................................................... Längenänderungsverhaltenvollgesättigter Proben .......................................................................................................... Anwendung der Methode der Kryopräparation zur Untersuchung der Verteilung des Eises im Porenraum .................... Vorbereitung der Proben .................................................................................................................................................. Vorgänge im unterschiedlich gesättigten Porenraum von Sandsteinen beim erstmaligen Gefrieren Die Methode der Kryopräparation .................................................................................................................................... Untersuchungsergebnisse ................................................................................................................................................ Gefügeveränderungen bei vielfachem Gefrieren und Auftauen an unterschiedlich gesättigten Proben 49 49 49 54 56 56 59 59 .......................... 61 Günther WElSS Seite Gefügeveränderungenan teilgesättigten Proben ......................................................................................................... Der Einfluß des Sättigungsgrades............................................................................................................................... Gefügeveränderungen an vollgesättigten Proben .......................................................................................................... 61 69 71 Schadensbilder an Sandsteinen im makroskopischen. mikroskopischenund ultramikroskopischen Bereich infolge der Eisbildung in ihrem Porenraum .................................................................................................................... 78 Ubertragbarkeit der Laborergebnisse auf das tatsächliche Verhalten am Bauwerk ..................................................... 78 Zusammenfassung der Ergebnissezu den Untersuchungenzur Eisbildung im Porenraum von Sandsteinen und ihrer Auswirkungen auf das Gefüge .....................................................................................................................81 Die Salzkristallisation im Porenraum von Sandsteinen und ihre Auswirkung auf das Gefüge - ...................................... 82 Salze Art, Herkunft, Verbreitung und Verhalten im Porenraum .................................................................................... 82 Theorien zur Salzverwitterung im Spiegel der Literatur ....................................................................................... Hydrostatischer Kristallisationsdruck .............................................................................................................................. Linearer Wachstumsdruck .............................................................................................................................................. Hydratationsdruck .......................................................................................................................................................... Kapillardruck-Modell ............................................................................................................................................... "Salzfilmn-Modell ............................................................................................................................................................ Osmotischer Druck ........................................................................................................................................................ Beeinflussung hygrischer und thermischer Effekte ........................................................................................................ Der Kristallisationstest mit Natriumsulfat zur Simulation der Salzverwitterung im Labor ................................................ Die Auswertung des Kristallisationstestes mit herkömmlichen Methoden ...................................................................... Phänomenologische Betrachtung des Schadensablaufes ............................................................................................ Der Verlauf der Massenanderung .............................................................<.................................................................... Begleitende Untersuchungenwährend des Kristallisationsversuches .......................................................................... Die Änderung der Porosi€äl durch Salzeinlagerung und -Sprengungwährend des Versuchsablaufes .......................... Modell zur Berechnung der Fiillung des Porenraumes mit Salz .................................................................................... Die Anderung des dynamischen E-Modulswährend des Versuchsablaufes .............................................................. Mikroskopische Untersuchungen zu den Auswirkungen der Salzkristallisation auf das Gefüge van Sandsteinen........ LichtmikroskopischeUntersuchungen............................................................................................................................ RasterelektronenrnikroskopischeUntersuchungen ...................................................................................................... Einsatz der Kryopräparationzur elektronenmikroskopischenDarstellung von Mirabilit ................................................ 89 91 92 94 94 103 103 Zusammenfassende Betrachtung zum Zerst6rungsmechanismus des Kristallisationstestes mit Natriumsulfat ............ 104 Übertragbarkeit der Laborergebriisseauf das tatsächliche Verhalten am Bauwerk ...................................................... 105 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Untersuchungenzur Salz(um)kristallisation im Porenraum von Sandsteinen und ihrer Auswirkung auf das Gefüge ................................................................................................. 105 Zusammenfassung ...................................................................................................................................................... Literaturverzeichnis ..................................................................................................................................................... 107 109 ANHANG I. Verzeichnis der Tabellen ................................................................................................................................................ 115 II. Verzeichnis der Abbildungen .......................................................................................................................................... MünchnelG~owissAbh (B)9 116 Vorwort Mitte der 80er Jahre starteten Vertreter des Bundesministeriumsfür Forschung undTechnologie(BMFT) ein Verbundprojekt mit den verschiedensten Forschungsinstitutionen (u.a. dem Institutfür Allgemeine und Angewandte Geologie der Universität München) zur "Erhaltung historischer Bausubstanz in der Denkmalpflege". Ziel war und ist es, den genauen Ursachen des Zerfalls der Natursteinsubstanz kunsthistorisch wertvoller Denkmäler und Gebäude auf die Spur zu kommen und die nötigen Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Die vorliegende Arbeit ist ein kleiner Schritt in die Richtungder Verwirklichung dieses Zieles. Mein Dankgilt insbesondere Herrn Prof. Dr. W.-D. GRIMM für das entgegengebrachte Vertrauen bei der Vergabe dieses Dissertationsthemas an mich und für seine wissenschaftliche Betreuung während der Arbeit. Dem BMFT danke ich für die finanzielle Unterstützung durch Personal- (Mai 86 bis September 87) und Sachmittel (bis Oktober 88). Herr Prof. Dr. D. D. KLEMM gewährte mir eine befristete Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter von April 89 bis August 89. Für die Überlassungeines Arbeitsplatzes am Institut bin ich Herrn Prof. Dr. H. MILLER dankbar. Herr Prof. Dr. R. SNETHLAGE gestattete mir die Mitbenutzung der Einrichtungen des Zentrallabors des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Herr Dipl.-lng. A. F. ALDRIAN (Graz) und seine Mitarbeiter ermöglichten mir die Anfertigung rasterelektronenmikroskopischer Spezialaufnahmen am Zentrum für Elektronenmikros- kopie in Graz. Herr Dip1.-Geol. K. RAACKE (Materialprüfamt für das Bauwesen der TU München) stellte mir mit dem GRINDOSONICGerät ein sehr wichtiges Hilfsmittelfür meine Untersuchungen unentgeltlich zur Verfügung. Herr Dr. J. FROH (Institut für Geologie der TU München) und Herr Dr. U. SCHWARZ unterstützten mich bei den "normalen" rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen. Herr Dr. E. WENDLER und Herr Dipl.-Geol. L. SATTLER trugen mit ihrer praktischen Unterstützung und ihren wissenschaftlichen Anregungen zum Gelingen dieser Arbeit bei. Herr Dr. H. E T L und Herr Dr. H. SCHUH gaben mir in der Anfangsphase der Arbeit hilfreche Hinweise zur Probenpraparation und zur praktischen Durchführung gesteinsphysikalischer Untersuchungen. Herr P. FURST, Frau A. DAHLHAUS und Frau B. SOMMER standen mir bei der Bewerkstelligung technischer Probleme, bei der Dünnschliffpraparation bzw. in Fragen der Literaturbeschaffung helfend zur Seite. Frau C. KLEY verdanke ich ein zeitsparendes EDV-Programm zur Auswertung von E-Modul-Messungen. Ein besonderer Dank gilt meinen Kollegen J. BEYER, E. ERFLE und M. SIMPER, stellvertretend für alle übrigen Mitglieder der "Friedhofsschänder und Denkmalgrapscher", für das angenehme Arbeitsklima und den regen Erfahrungsaustausch. Nicht zu vergessen in der Liste der Dankabzustattenden sind meine Eltern, durch deren finanzielle Unterstützung die Fertigstellung dieser Arbeit letztendlich möglich war. Liste der im Text verwendeten Abkürzungen Abkürzungen im Text Länge [mm] H L P Gewicht der trockenen Probe [g] Gewicht der Probe unter Auftrieb [g] Gewicht der vollkommen wassergesättigten Probe [g] Porosität [Val.%] [ ] Druck [Nimm? Schmelzenthalpie [kJ] Molare Gaskonstante [J*rn~l-~*K-'] Korrelationskoeffizient[ ] Porenradius [pm] Relative Luftfeuchte [%I Sättigungsgrad [ ] Kritischer Sättigungsgrad [ ] Relativer Imprägnierungsgrad [ I Temperatur [K] ["C] Zeit [SI [min] [h] [d] Volumen [cm3] Gesamtvolumen [cm3] Porenvolumen [cm3] Feststofivolumen[cm3] Wasseraufnahrne unter Atmosphärendruck [Gew.%] Wasserkapazität [rn3/m3][Val.%] Wasseraufnahme unter Vakuum [Gew.%] Längenausdehnungskoeffizient [pmlm] Wärmeleitfähigkeit [W*m-l*K-i] Bezogene Längenänderung[pmlrn] Hygrische Dehnung [prn/m] Trockenrohdichte [g/cm3] Dichte von Wasser [g/crn3] Dichte [g/cm3] Wasserdarnpfdiffusionswiderctandszahl[ I Poissonzahl [ 1 Kreiszahl [ ] Oberflächenspannung[Nlrn] Biegezugfestigkeit[N/mm2] Druckfestigkeit[N/mm2] s VI VII Brn. DMS Fsp. F m Gb. Gli. Lsg. Qz. REM T. Tm. 0 [1 Heilbronner Sandstein Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Velpker I Sandstein Velpker II Sandstein Bindemittel Dehnungsmeßstreifen Feldspat Frost-Tau-Wechsel Gesteinsbruchstücke Glimmer Lösung Quarz Rasterelektronenmikroskop Tränkung Tonminerale Durchmesser Dimensionslose Größe Abkürzung physikalischerGrößen Wasseraufnahmekoeffizient[kg*m-2*h-1E] Spezifische innere Oberfläche [rn2/g] Wassereindringkoeffizient [mm/sin] Breite [mm] Konzentration [moül] Spezifische Wärmekapazität [kJ*kg-I*K'] Dicke [mm] Elastizitätsmodul[kN/rnmq Elastizitätsmoduldes bruchfrischen trockenen Materials [kN/mmZ] Dynamisch bestimmter Elastizitätsmodul[kN/mmZ] Statisch bestimmter Elastizitätsmodul[kN/mm2] Kraft [NI Füllungsgrad der Poren mit Salz [ I Höhe [mm] Sättigungsfeuchtigkeitsgehalt[Val.%] Feuchtigkeitskapazität [Val.%] Günfher WElSS 1. Einführung und Problemstellung Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen eines am Institut für Allgemeine und Angewandte Geolgie der Universität München in den Jahren 1986-1988 unter der Leitung von Prof. Dr. W.-D. Grimm laufenden Forschungsvorhabens, das vom BundesministeriumfürForschung undTechnologie unter dem Kennzeichen BAU 5015 E finanziell gefördert wurde. Darin wurden die Erscheinungsbilder, Merkmale und Umwelteinflußfaktoren der ~ e r w i t t e r u nvon ~ Denkmalgestein am Beispiel von Grabmal-Naturwerksteinen behandelt. Als spezielleAufgabe innerhalb des 0.a. Forschungsprojektes sollte die Frost--undSalzwirkung auf das Gefüge von Naturwerksteinen durch Simulation im Labor nachvollzogen und beschrieben werden, um ein besseres Verständnis für diese Vorgänge in der Natur zu erlangen und daraus resultierende Verwitterungsphänomene den entsprechenden Beanspruchungen zuordnen zu können. Die Beschreibungder Strukturveränderungen der Gesteine infolge des künstlich induzierten Hilfe einer speziellen Tieftemperaturtechnik die Betrachtung von Eis und Mirabilit im REM möglich. Allerdings erhält man auch mit dieser Methode nur "Momentaufnahmen" vom Kristallwachstum in den Hohlräumen. Die angestrebte visuelle Wahrnehmung des dynamisch verlaufenden Prozesses der Eisbildung sowie der Salz(um)kristallisation in den Poren war nicht durchführbar und scheint mit den derzeit zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln auch nicht erreichbar zu sein. Die Frost- und Salzverwitterung sind wie alle Verwitterungsvorgänge sehr komplex und können im Labor nur in grober Annäherung nachvollzogen werden. Die Abb. 3 zeigt die wichtigsten Einflußfaktoren auf, die in der Natur für die 0.a. Verwitterungsvorgänge eine Rolle spielen. Gemeinsam mit den klimatischen Einflüssen steuern die Gesteinseigenschaften den "Wasserhaushall' in einem Gestein, der außerdem von den am Bauwerk vorzufindenden Beobachtung dss Elwmhstums Im P o r o w r l t HIlfa dar Kryopröpomtlon Abb. 1: Konzept zur Untersuchungder Eisbildung im Porenraum Verwitterungsfortschrittes sollte sowohl über direkte, visualisierende Methoden (Mikroskopie) als auch über indirekte Verfahren (z.B. Messung des dynamischen E-Moduls) erfolgen. Ebenso war die direkte Beobachtung des Eis- und Salzkristallwachstums in den Porenräumen der Gesteine geplant. InAbb. 1 und Abb. 2 ist das Konzept zur Untersuchungder Eisbildung bzw. des Salzkristallwachstums in den Porenräumen und der daraus resultierenden Gefügeveränderungenwiedergegeben, das in beiden Fällen sehr ähnlich ausfiel. Für die Simulation der Salzverwitterung wurde auf das Salzsystem ThenarditIMirabilit zurückgegriffen. Insbesondere die direkte Beobachtung der Eis- bzw. Salzkristalle bereitete anfänglich Schwierigkeiten. So war erst mit Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 Bedingungen (Mikroklima) modifiziert wird. Die Größe "Wasserhaushalt" ist hier als Oberbeqriff für Parameter wie absoluter Feuchtegehalt, ~euchtevertiilun~, Feuchtebewegungetc. zu verstehen. Die bislana aenannten Faktoren und die Zeit als weiteres wichtiges ~ l e & t bestimmen, ob und in welchem Ausmaß Frost- und Salzverwitterungsvorgänge an einem Bauwerk stattfinden. Gerade die mit der Feuchte verknüpften Randbedingungen, die im Zusammenhang mit der Frost- und Salzverwitterung von besonderer Bedeutung sind, wurden am Bauwerk bzw. in der Natur bislang nur unzureichend quantifiziert. Aufgrund dieser Unsicherheitgehen die Meinungen innerhalb der Literatur über die Verantwortung der beiden Verwitterungsphänomene für den Zerfall von Natursteinen im mitteleuropäischen Klimabereich weit auseinander. I Rmdbodlnsungan der Simulotlon 1 Eauiallung &r Vanindarunp der Korn-ai-Kom-Kontdrta Ponnmun mlt Hilfe ipaziell pniporiertar Pmben Im Llcht- und Roatenloktmnan- Abb. 2: Konzept zur Untersuchung der Salz(urn)kristallisationim Porenraurn Abb. 3: Einflußfaktoren auf die Frost- und Salzverwitterung arn Bauwerk Diese Arbeit versucht, einen Beitrag zur Klärung des Ablaufes beider Verwitterungsvorgänge unter definierten Bedingungen zu leisten. Unter Berücksichtigung der ermittelten gesteins- spezifischen Eigenschaften wird die Übertragbarkeit der im Labor gewonnenen Ergebnisse auf die Gegebenheiten in der Natur angesprochen. Günther WElSS 2. Untersuchte Gesteine Unterschiedliche Bildungsbedingungen für Magmatite, Metamorphite und Sedimentite bewirken ein unterschiedlichausgebildetes Porensystem bei diesen Gesteinsarien. Selbst innerhalb der Gruppe der Sedimentite ist die Porenvernetzung bei den Sandsteinen mit derjenigen bei den Karbonatgesteinen kaumvergleichbar. Dadas Porensysteminsbesondere bei der Eis- und Salzkristallisation eine entscheidende Rolle spielt, wurden die Untersuchungen daher auf Sandsteine beschränkt, um wenigstensfür diese Gruppe am Ende repräsentative Aussagen treffen zu können. 2.1. Auswahlkriterien Zwei Punkte standen bei der Auswahl der Sandsteine im Vordergrund: - Heranziehung weniger bekannter Denkmalsgesteine als Beitrag zur Sammlung gesteinsphysikalischer Daten an Naturwerksteinen der Bundesrepublik Deutschland - unterschiedliche Verwitterungsresistenz Um der letzten Forderung gerecht zu werden, wurden 35 verschiedene Sandsteine in einem Vorversuch einem Kristallisationstest mit Natriumsulfat unterzogen. Bei den daraus ausgewählten Gesteinen handelt es sich um: Lindlarer Grauwacke. Lossburger Sandstein, Seedorfer Sandstein, Heilbronner Sandstein, Velpker Sandstein. 2.2. Geologische Herkunft und Verwendung als Baustein In diesem Kapitel werden zu den ausgewählten Sandsteinen in einer kurzen Darstellung einige Daten zur lithologischen Ausbildung, zur Stratigraphie, zu den Ablagerungsbedingungen, zum heutigen Abbauort, zur Verwendung als Baustein inclusive einiger Beispiele und Beobachtungen zur Verwitterung am Bauwerk unter "natürlichen" Verwitterungsbedingungen sowie Literaturhinweise gegeben. Die Möglichkeiten der Verwendungwie auch die aufgeführten Verwendungsbeispiele erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. 2.2.1. Lindlarer Grauwacke Kurzbeschreibung: Grauer bis grünlicher, feinkörniger Sandstein, lagenweise Anreicherung von calcitischen Trochitenstielgliedern, häufig mit bräunlichen Eisenhydroxidschlieren. Stratigraphische Devon (Eifel); dem Unnenbergsandstein Zuordnung: zugehörig. Küstennahe Sandsteinschüttung in ein Ablagerungswährend des Mitteldevons bestehenbedingungen: des, kleines Teilbecken (Lindlarer Bekken) der variszischen Geosynklinale. Die flachmarine Ablagerung wird durch die Anreicherung von Crinoidenstielgliedern in einzelnen Schwemmlagen belegt. Abbauort: Steinbruch an der Eremitage bei Lindlar, Blatt 4910 Lindlar (Nordrhein-westfalen). Verwendung: Platten aller Art, (Grab-)Denkmale, Treppen, Mauersteine, Einfassungen (TürIFenster), Pflastersteine. Kirche in Lindlar, Klosterkirche in RemBeispiele: scheid-Lennep. Allgemein sehr gute VerwitterungsresiVerwitterungsverhalten: Stenz, selten Absanden und z.T. Abblättern zu beobachten. Münchner Geowiss Abh (B) 9 Literatur: DIENEMANN & BURRE (1929), HESEMANN (1975), SIMPER (1990) 2.2.2. Lossburger Sandstein Kurzbeschreibung: Bräunlicher bis roter, fein- bis mittelkörniger Sandstein mit bräunlichen Tüpfeln aus Eisenhydroxidverbindungen. Trias (Oberer Buntsandstein); dem PlatStratigraphische Zuordnung: tensandstein zugehörig. AblagerungsWährend des Oberen Buntsandsteins kommt es im südwestdeutschen Bebedingungen: reich, ausgehend vom Schwarzwald und von den Vogesen, zu flächenhaft aushaltenden, fluviatilen Sandsteinschüttungen nach Osten und Nordosten in eine flache Aufschüttungsebene, die zeitweilig unter einer geringmächtigen Wasserüberdekkung stand. Beim dünnbankigen Plattensandstein belegen die parallel zu den Schichtflächen eingeregelten Glimmer eine subaquatische Ablagerung. Steinbruch Heiligenwiesen bei LossAbbauort: burg-Lombach, Blatt 7516 Freudenstadt (Baden-Württemberg). Bodenplatten, Mauersteine, GrabsteiVerwendung: ne, Steinmetzarbeiten. Beispiele: Schloß Bruchsal, Schloß und Marrenkirche Ettlingen, Ehrenhof Universität Karlsruhe. Absanden, Abblättern und Abschalen Verwitterungsbesonders parallel zu den Schichtfläverhalten: chen. Literatur: FRANK (1944 und 1949). GEYER & GWINNER (1986), LUKAS (1990) 2.2.3. Seedoifer Sandstein Kurzbeschreibung: Bräunlicher bis roter, fein- bis mittelkörniger Sandstein, z.T. mit bräunlichen Eisenhydroxidflecken und einzelnen Entfärbungshöfen; eingeregelte Glimmer treten häufig parallel zur Schichtfläche auf. Stratigraphische Trias (Oberer Buntsandstein);dem PlatZuordnung: tensandstein zugehörig. Aufgrund der flächenhaften Verbreitung Ablagerungsbedingungen: des Plattensandsteins im südlichen Bereich des Germanischen Beckens gelten dieselben Sedimentationsbedingungen wie für den Lossburger Sandstein. Steinbruch zwischen Seedorf und SulAbbauort: gen, Blatt 7716 Schramberg (BadenWürttemberg). Fassadenplatten, Fenster- und TürrahVerwendung: mungen, Mauersteine, Denkmalsteine und Skulpturen jeder Art. Beispiele: Kirche in Seedorf, Kirchen in der Schramberger und Wolfacher Gegend. Absanden, Abblättern und Abschalen Verwitterungsverhalten: vor allem parallel zu den Schichtflächen. GEYER & GWINNER (1986), LUKAS Literatur: (1990) 14 2.2.4. Heilbronner Sandstein 2.2.5. Velpker Sandstein Kurzbeschreibung: Gelbbrauner, fein- bis mittelkörniger Sandstein mit schwärzlichen Nestern inkohlter Pflanzenreste. Stratigraphische Trias (Mittlerer Keuper); dem SchilfZuordnung: sandstein (= Schichtglied der StuttgartFolge) zugehörig. AblagerungsWährend des Mittleren Keupers baut sich im südlichen Teil des Germanibedingungen: schen Beckens ein mächtiges Delta mit Schüttungsrichtung Südwest vor. Breite ausufernde Flusse beherrschen im Raum des heutigen Heilbronn die Szenerie. Im ruhigen Wasser werden tonige Sedimente ("Normalfazies") abgelagert, zeitgleich kommt es im fließendenWasser zur Sedimentation des Schilfsandsteins in Form langgestreckter Sandsteinkörper("Flutfazies"). InkohltePflanzenreste, die von Schachtelhalmen stammen undfrüherals Schilfreste interpretiert worden sind, gaben dem "Schilfsandstein" seinen Namen. Abbauort: Steinbruch Winterhaldenhau zwischen Eppingen und Mühlbach, Blatt 6819 Eppingen (Baden-Wurttemberg). Verwendung: Massivbauten, Fassadenplatten, Bodenplatten, Treppen, (Grab-)Denkmale, Bildhauerei. Beispiele: Kilianskirche Heilbronn, Ulmer Justizgebaude, Hoftheater Wiesbaden, Ornamente am Kölner Dom. VerwitterungsMäßig verwitterungsbeständig, häufige verhalten: Verwitterungsphänomene sind Abblättern, Abbröckeln und Abschalen. Literatur: FRANK (1944 und 1949), GEYER & GWINNER (1986), LUKAS (1990) Kurzbeschreibung: Gelblicher bis weißer, fein- bis mittelkörniger Sandstein mit bräunlichen Eisenhydroxidverfarbungen und z.T. größeren Hohlräumen durch ausgewitterte Pflanzenreste. Stratigraphische Trias (Oberer Keuper); Teil des MittelZuordnung: rhäthauptsandsteins. AblagerungsIm Oberen Keuper kommt es - ausgebedingungen: hend von den heutigen Britischen Inseln - zu einem Meeresvorstoß nach Süden. Der Velpker Sandstein markiert, als Teil des Mittelrhätsandsteins, eine kurzfristige Unterbrechung dieser Meeresingression in Ostniedersachsen.Aufgrund von Faziesanalysen darf man als Sedimentationsraum das Flachwasser eines sich nach Nordwesten in das Becken vorbauenden Flußdeltasannehmen, wobei marine Einflusse nicht gänzlich auszuschließen sind. Abbauort: Steinbruch zwischen Velpke und Danndorf, Blatt 3531 Oebisfelde (Niedersachsen). Verwendung: Massivbauten, Bodenplatten, Fensterbänke, Fassadenplatten, (Grab-)Denkmale, Bildhauerei. Beispiele: Viele Bauten in Helmstedt,z.B. Rathaus, Klosterkirche St. Marienberg und St. Stephani-Kirche. VewitterungsGute Vetwitterungsbeständigkeit,i allg. verhalten: nur Absanden, selten Abschalen zu beobachten. Literatur: BATTERMANN (1989), DIENEMANN& BURRE (1929), ERFLE (1990), SIKKENBERG (1951). ZEINO-MAHMALAT (1970) 3. Gesteinsspezifische Parameter Unter Verwitterung versteht man, speziell für den Fall der Natutwerksteine, alle Veränderungen an deren Oberflächen bzw. in deren Porenräumen, die durch physikalische und chemische Vorgänge direkt oder indirekt @.B. über Organismen) bewirkt werden. Die Art und Weise, wie die Verwitterung voranschreitet, wird hierbei von zwei wesentlichen Faktoren bestimmt: einmal durch das Wetter als dem aktiven, agierenden Faktor und einmal durch das Gestein als dem passiven Faktor, der auf die von außen wirkenden Kräfte nur reagiert. Folglich werden sich unterschiedliche Gesteine, die dem gleichen Witterungsgeschehen unterliegen, i.allg. unterschiedlich verhalten. Die Kenntnis von den Gesteinseigenschaften, die vom Mineralbestand,vom Porenraum und im besonderenvom Gefüge geprägtwerden, ist demnach für einesinnvolleverwitterungsforschung unerläßlich. Aus diesem Grunde werden im folgenden Kapitel die wichtigsten gesteinsspezifischen Parameter der ausgewählten Sandsteine, insbesondere hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Frost- und Salzvewitterung, besprochen. Funktion des Bildungsortes, der vom alluvialen Schuttfächer über Flußsysteme und Deltas bis hin zum Schelf- und Tiefseebereich reichen kann. Nach der Ablagerung kommt es durch zunehmende Überdeckung und Versenkung zur Kompaktion und durch diagenetische Vorgange zur Lithifizierung, begleitet von tiefgreifenden Gefüge- und Phasenveränderungen; aus dem ursprünglich klastischen Lockersediment ist ein Sandstein geworden, der uns heuteals Naturbaustoffzur Verfügung steht. Dessen Phasenzusamrnensetzunaund Gefüaeausbildung bestimmen unmittelbarseine ~ater&lei~ensch&en. Die Methoden der Phasenidentifikation sowie die Zusammensetzung und Gefügeeigenschaftender ausgewählten Sandsteine stehen im Mittelpunkt der nächsten Unterpunkte. 3.1 .l.Untersuchungsmethodenzur Erfassung der rnineralogischen und Gefügeeigenschaften Die im geowissenschaftlichen Bereich gängigste Methode der Untersuchung der Mineralzusammensetzungeines Gesteins ist deren Bestimmung am Dünnschliff mit Hilfe des Polarisationsmikroskops. Zu jedem der ausgewähltenSandsteinewur3.1. Untersuchung der sedimentologisch und diageneden mindestenszweiDünnschliffe,wovon einer senkrecht und tisch bedingten Eigenschaften einer parallel zur Schichtung geschnitten war, angefertigt. Bereits die in den Unter~unktenvon Punkt 2.2. aufaeführten Mittelseines Zähltisches wurde der Phasenbestandpro Schliff ~ b l a ~ e r u n ~ s b e d i n ~haben un~in die Vielfalt der ~ Q ~ l i c h k e i -an 500 Punkten nach dem Point-counter-Verfahren aufgeten. unter denen Sandsteine entstehen können. anaedeutet. nommen. Daneben waren die Korngröße, Kornform, die Kornzu-Korn-Kontakte sowie die räumliche Anordnung der Körner ~ie'~ineralzusammensetzun~ und die Reife eines abgelagerten Sandes (z.B. Kornforrn, Korngrößenverteilung) sind eine beim Mikroskopieren von besonderem Interesse. Gunther WEISS Modalbestand der untersuchten Sandsteine Lindlarer Grauwacke Seedorfer Sandstein Velpker I Sandstein Lossburger Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker II Sandstein Abb. 4: Modalbestand der untersuchten Sandsteine Zur Beurteilung der Korngrößenverteilung wurde eine Siebanalyse an den hierzu speziell aufbereiteten Sandsteinproben durchgeführt. Zusätzlich zur mikroskopischen Mineralzusammensetzung erfolgte die Identifikation des tonigen Anteils des Bindemittels über das Röntgendiffraktometer (RD). Hierzu wurde von jedem Sandstein ein Texturpräparat hergestellt (Vorgehen: wenige Gramm des jeweiligen Sandsteins im Mörser zerreiben, im Reagenzglas in destilliertem Wasser aufschlämmen, das gröbere Material absetzen lassen, wenige Tropfen der überstehenden Suspension auf einen Objektträger pipettieren, trocknen lassen). Münchner Geowiss Abh. (B) 9 Weitere wichtige Informationen zum mineralogischen Aufbau und zum Gefüge ergaben sich aus Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM), das mit einem EDAXZusatz ausgerüstet war. Aufgrund der hohen Auflösung und Tiefenschärfe sowie des dreidimensionalen Eindruckes, der dem Betrachter vermittelt wird, ist diese Methode besonders für die Aufnahme von Gefügeeigenschaften im Detail geeignet. Auf eine Quantifizierung der chemischen Zusammensetzung über die Röntgenfluoreszenzanalyse wurde verzichtet, da nach SNETHLAGE (1984: 21) der Pauschalchemismus eines Sandsteins mit seinem Verwitterungsverhalten in keinem Zusammenhang steht. Schluff fein 0.002 rni Sand t tel grob __tooo 0.0063 0.02 0.063 0.2 0.63 2 Korndurchmesser I m m I Lindlarer Grw. ........ H e i l b r o n n e r Ssf. --. S e e d o r f e r Ssf. ---- Lossburger Sst. V e l p k e r I Ssf - - - V e l p k e r I I Ss f . Abb. 5: Kornsummenkurvender untersuchten Sandsteine Zur Vervollständigung der lichtmikroskopischen, rasterelektronenmikroskopischen und röntgendiffraktornetrischen Bestimmunaen kam noch das SCHEIBLER-Verfahren. das MÜL~ ~ ~ ( 1 9ausführlich 64) beschrieben hat, zur ~ e s t i m m u des n~ Carbonatgehaltes für jede Sandsteinart zur Anwendung. 3.1.2.Modalbestand Der Modalbestandwurde wie oben erwähnt mit Hilfedes Pointcounter-Verfahrens bestimmt. Damit erhält man den Anteil der einzelnen Mineralarten in Flächenprozent. Unterschieden wird in dieser Arbeit in Quarz (Qz), Feldspat (Fsp), Gesteinsbruchstücke (Gb), Glimmer (Gli) und Bindemittel (Bm). Unter der Vielzahl der moglichen Klassifikationsschemen, die fur Sandsteine existieren und über die PETTIJOHN, POTTER & SIEVER (1987: 141 ff.) berichten, gelangte dasjenige von FÜCHTBAUER (1988: 100) zur Anwendung. Hierbei ist der tatsächliche Modalbestand (einen Überblick für die einzelnen Sandsteinarten liefert Abb. 4) auf die Hauptbestandteile Quarz, Feldspat und Gesteinsbruchstücke umzurechnen sowie der Tongehalt zu berücksichtigen. In Tab. 1 sind die wichtigsten Daten zur Klassifikation, zum Mineralbestand, zum Bindemittel und zum Carbonatgehalt zusammengestellt. Zum Velpker Sandstein ist zu bemerken, da6 innerhalb des angelieferten Probematerials zwei Varietäten existigrten, die sich äußerlich kaum, in ihrem Festigkeitsverhalten (siehe auch 3.3.) jedoch sehr deutlich unterschieden. Im folgenden Text wird deshalb vom Velpker I Sandstein (Varietät mit hoher Festigkeit) und vom Velpker II Sandstein (Varietät mit geringerer Festigkeit) die Rede sein. Die beiden Varietäten wurden getrennt voneinander untersucht und abgehandelt. MünchnerGeowiss Abh (B) 9 3.1.3. Korngrößenverteilung Zur Ermittlung der Korngrößenverteilung von Festgesteinen durch eine Siebanalyse ist eine Zerlegung in die einzelnen Körner vonnöten. Dies geschah mit Hilfe des Na,SO,-Kristallisationstestes, dessen praktische Durchführung hinsichtlich der Zerlegung eines Festgesteins in die einzelnen Komponenten bei NEY (1986: 60 f.) beschrieben ist. Eine Kontrolle der Güte der Trennung erfolgte mit dem Binokular. Waren noch zusammenhängende Kornaggregate vorhanden, dann wurden sie vorsichtig mit einem Gumrnipistill bis zur vollkommenen Dispergierung zerrieben. Nach der nassen Abtrennung des Feinkornanteils über ein Sieb mit geeigneter Maschenweite (z.B. 0,04 mm) wurde der getrocknete Rückstand (im Durchschnitt 50 g) trocken gesiebt. Folgende Parameter sind aus den Summenkurven der Kornverteilungen (Abb. 5) in Tab. 2 aufgelistet: - Ql, Q„ Q:, Quartilwerte - D„,@„, cD„: Grad-Phi-Werte (Durchmesser d = 2"" [mm]) - S:, Schiefe als Maß für die Asymmetrie der Verteilungskurve Berechnung: S, = (Q,*Q,)/Q; - MZ: Mittlere Korngröße nach FOLK & WARD Berechnung: MZ= (@„ + @ , + @„)I3 (in Tab. 2 bereits in [mm] umgerechnet) - So: Sortierung nach TRASK Berechnung: So= (Q$QJ1" - Bewertung der Sortierung nach FÜCHTBAUER Nähere Erläuterungen zur Bedeutungdieser statistischen Korngrößenparameter finden sich bei FUCHTBAUER (1988: 129 ff.). Fünf der untersuchten Sandsteine rangieren in ihrer Korngröße im Bereich des Fein- bis Mittelsandes, lediglichdie Summenkurve der Lindlarer Grauwacke ist nach links, in den 18 Tab. 2: Korngrößenparameter der untersuchten Sandsteine Gestein Lindlarer Gw. Lossburger Sst. Seedorfer Sst. Heilbronner Sst. Velpker I Sst. Velpker II Sst. Q, Q.2 Q3 I m @M Imml lmml W1 W1 W1 S, [ I M, [mml So imml 0,04 0,10 0,08 0,10 0,16 0,20 0,05 0,17 0,14 0,16 0,19 0,23 0,08 0,22 0,18 0,22 0,22 0,28 6,6" 4,00 4,32 3,79 2,79 2,46 4,19 2,56 2,86 2,63 2,39 2,09 3,45 2,06 2,26 2,12 2,09 1,83 1,02 0,76 0,73 0,86 0,98 1,06 0,04 0,14 O,11 0,14 0,19 0,23 1,47 1,48 1,50 1,48 1.17 1,18 t 1 Sortierung < 0.063 mm [Gew.%] mittelmässig mittelmassig mittelmassig mittelmässig sehrgut sehrgut 52 17 20 14 3 0 * dieser Wert ist extrapoliert Tab. 3: Gefügeeigenschaiten der untersuchten Sandsteine Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Die Lindlarer Grauwacke zeigte in der angelieferten Platte eine Feinschichtung im Millimeterbereich, die im mikroskopischen Bereich durch die schichtparallel eingeregelten Glimmer nachgezeichnet wird. Der Lossburger Sandstein weist außer der schichtparallelen Einregelung von Glimmerblättchen keine besonderen Schichtungsmerkmale auf. Beim Seedorfer Sandstein ist die Schichtung infolge der parallel zu den Schichtflächen angeordneten Glimmer auch im Dünnschliff gut zu erkennen. Seine Komponenten besitzen nur mäßige Zurundung ("subangular-subrounde d ) und eine geringe Sphärizität ("low"). Die einzelnen Körner sind aufgrund ihrer plattigen Form (Sphärizität: "low", Rundung: "angular") parallel zu ihrer Längsachse in den Kornverband eingeregelt und zeichnen die Schichtung nach. Die Form der Körner ist beim Rundungsgrad überwiegend als "subangular-sibrounded", bei der Sphärizität als "low" einzustufen. Aufgrund ihrer Feinkornigkeit kommt es zu einer Vielzahl von ~ornkontakten,die, obwohl einTeil von ihnen übertonioe Bindemittel stattfindet, die hohe ~ e g t i ~ k e i t des Gesteins bewirken. Grenzen Körner direkt aneinander, dann dominieren die Lang-, die Konkav-Konvex- und die Suturkontakte (bedingt durch Drucklösungserscheinungen während der Diagenese). Selbst im REM können die einzelnen Komponenten durch ihre dichte Packung nur sehr schwer voneinander unterschieden werden. Sind Trochitenstielglieder (calcitische Einkristalle bis zu mehreren mm Größe) vorhanden, dann sind sie über carbonatische Zemente bestens in den restlichen Kornverband integriert. Die Korn-zu-Korn-Kontakte sind z.T. direkt und z.T. indirekt über das tonig-ferritische Bindemittel entwikkelt. Die einzelnen Körner haben - bedingt durch Überzuge aus einem dünnen Filz aus Eisenoxiden, -hydroxiden und Illit - fast immer eine sehr unregelmäßige, rauhe Obetfläche. Bei den direkten Kontakten, die vor allem zwischen Quarzkörnern auftreten, überwiegen die Lang- und die Suturkontakte {Drucklösung). Im REM stößt man oftmals auf sekundäre Anwachssäume aus SiO, um Quarze, die den betreffenden Körnern auf der dem Porenraum zugewandten Seite eine idiomorphe Gestalt verleihen. Die Kornbindung erfolgt haufig indirekt über die Bindemittel. Stoßen Quarze aneinander, geschiehtdies meist in Form von Langkontakten, zusätzlich sind viele Quarze (aber auch Feldspäte) durch 30,-Anwachssäume miteinander verkittet. Heilbronner Sandstein Velpker ISandstein Velpker IISandstein Beim Heilbronner Sandstein sind außer den schichtparallel eingeregelten Glimmern keine anderen Schichtungsmerkmale erkennbar. Der Velpker I Sandstein ist gleichmäßig strukturiert und weist keine Schichtungsmerkmale auf. Der Velpker II Sandstein zeigt im Handstück eine undeutliche Feinschichtung, die im Mikroskop nicht weiterzu verfolgen ist. Seine Komponenten sind eckig ("angular") und nur von geringer Sphärizität ("low"). Die Oberflächen der meisten Kömer werden durch einen dichten Tonrnineralfilz (oft Kartenhausgefuge aus ChloritTonmineralen) verhüllt. Kommt es zu direkter Kornbindung, dann ist sie meist in Form von Lang- und Konkav-KonvexKontakten vorhanden. Einzelne Kömer zeigen durch Umlagerungsvorgänge während der Diagenese idiomorphe Kristallformen (Anwachssäume). Seine Körner sind mäßig gerundet ("subangular") und haben eine geringe Spärizität ("low"). Die Kornbindung erfolgt fast ausschließlich über direkte Korn-zu-Korn-Kontakte, die meist in Form von Sutur-, daneben in Form von Lang-, Konkav-Konvex- und Punktkontakten vorliegen. Eine weitere diagenetisch bewirkte Erscheinung neben den Suturkontakten sind die narbigen Si0,-Überzüge auf vielen Körnern, die ineinander übergehen und damit die Kornbindung unterstutzen. In Druckschattenbereichen haben die Körner durch die sekundäre Anlagerung von SiO, vielfach idiomorphe Gestalt angenommen. Die Kornform entspricht in ihrer Rundung und Sphärizität derjenigen des Velpker I Sandsteins. Die Kombindung erfolgt meist über direkte Korn-zu-Korn-Kontakte, seltener über das kaolinitische Bindemittel. Bei den direkten Kornkontakten herrschen die Lang-, die Konkav-Konvex- und die Suturkontakte vor. Anwachssäume, die die Kombindung unterstützen, treten gegenüber dem Velpker I Sandsteins etwas zurück. Auffällig ist, daß die Mehrzahl der Körner durch schmale, die Korngrenzen nachzeichnende enge Poren voneinander getrennt ist. Günther WElSS Bereich des Feinsandes, verschoben. Außer den beiden Varietäten des Velpker Sandsteins, die eine sehr gute Sortierung besitzen, weisen alle anderen eine mittelmäßige Sortierung auf, was für das Gefüge sowie die Ausbildung der Porengeometrie von großer Bedeutung ist. Vergleicht man den Anteil des Bindemittels aus dem Point-counter-Verfahren am Dünnschliff mit dem Anteil der Fraktion C 0,063 mm ausder Siebanalyse (i.allg. überwiegend Tonmineralien und damit dem Bindemittel gleichzusetzen), ergibt sich eine gute Ubereinstimmung. Nur bei der Lindlarer Grauwacke ist - bedingt durch eine extreme Kleinkörnigkeit der Komponenten - eine Ausnahme von dieser Regel festzustellen. 3.1.4. Sonstige Gefügeeigenschaften Das Gefüge eines Gesteins ist nach HOHL (1981: 600) ein Zusammenspiel von Textur (= räumliche Anordnung und Verteilung der Gemengeteile im Raum) und Struktur (= Mineralphasen und Art des Zusammentretens). Zur "'Art des Zusammentreten~"zählen die Kornform und die Art der Korn-zuKorn-Kontakte. Letztere werden im folgenden nach TAYLOR (in PETTIJOHN, POTTER & SIEVER 1987: 85), erstere nach der englischsprachigen Terminologie nach POWERS (in FÜCHTBAUER 1988: 142) beschrieben. Da keine eigenen Geländebeobachtungen angestellt werden konnten, mußte sich die Angabe dertexturellen Eigenschaftenauf die im Handstückbereich erkennbaren beschränken. Die Beschreibung der einzelnen Sandsteinarten erfolgt in Tab. 3 in Spaltenform. 3.2. Untersuchung porenraumbezogener Merkmale Innerhalb der physikalisch bedingten Verwitterungsarten nehmen nach MIRWALD (in BERUFSBILDUNGSWERK DES STEINMETZ- UND BILDHAUER-HANDWERKS E.V. 1987: 969) diejenigen, die in Kooperation mit Wasserstehen (Frost -, Salzverwitterung, Feuchte-Trocken-Wechsel) eine besondere Stellung ein. Zum Verständnis dieser, aber auch der chemisch bedingten Verwiiterungsvorgänge, ist nach SNETHLAGE (1984: 33) dasverhalten des Wassers von grundlegender Bedeutung. Dieses Verhalten wird in erster Linie vom Porenraum des betreffenden Gesteins gesteuert, der die aufgenommene Wassermenge, den Wassertransport und die zur Verfügung stehende Reaktionsoberfläche bestimmt. In den folgenden Punkten wird versucht, die Porenraumeigenschaften durch entsprechende Kenngrößenzu charakterisieren und zu quantifizieren. 3.2.1. Porosität und Wasseraufnahme Bei der Porosität wird zwischen der effektiven und der totalen Porosität, die auch in sich abgeschlossene Poren beinhaltet, unterschieden. Da für Verwitterungsprozesse nur der vom Wasser erreichbare Porenraumvon Interesse ist, ist im folgenden - wenn von Porosität die Rede ist immer die effektive Porosität n gemeint. Sie ist definiert als: entionisiertem Wasser getränkt und verblieb anschließend zur Sicherstellung einer annidhernd vollkommenen Sättigung für 24 Stunden im Wasserbad. Mit KenntnisdesTrockengewichts m„ des Gewichts der wassergesättigten Probe m , und dem Gewicht unter Auftrieb m„ ergibt sich über die Beziehung die effektive Porosität. Zusätzlich erhält man mit der Wasseraufnahme unter Vakuum WAVeine weitere Kenngröße, die SCHWARZ (1972) Säitigungsfeuchtigkeitsgehalt QS nennt. WAv errechnet sich aus Beziehung: Der Anteil der Poren, die so groß sind, daß die Kapillarkrafie nicht mehr in der Lage sind, das Wasser zu halten (nach SNETHLAGE 1984: 39 findet der Ubergang zur Sickerströmung statt, sobald Kapillarkrafi < Schwerkraft, das entspricht Porengrößenab ca. 1 mm), kann bei dieser Methode nicht berücksichtigt werden, da dann mw nicht verläßlich zu bestimmen ist. Im bruchfrischen Zustand waren derartige Hohlräume bei den untersuchten Sandsteinen allerdings nicht zu beobachten, so daß eine Verfälschung der Meßergebnisse nicht zu erwarten war. Pro Sandsteinart wurde mit dieser Methode eine Vielzahl von bruchfrischen Proben (L: 17, P: 37, S: 24, H: 50, V 1: 36, V II: 54) unterschiedlicher Dimensionierung (hauptsächlich Zylinder mit 0 35 mm und 65 mm Länge bzw. Prismen mit den Abmessungen 35 mm * 35 mm * 140 mm) untersucht. Den kleinsten Porenanteil mit einer Porosität < 5 Vol.% zeigt die Lindlarer Grauwacke. Der Lossburger Sandstein und die zwei Varietäten des Velpker Sandsteins weisen ein Porenvolumen von Ca. 15 Vol.% auf, wobei der festere Velpker I Sandstein überraschenderweise etwas poröser als der Velpker I1 Sandstein ist. Der Seedorfer und der Heilbronner Sandstein erreichen einen Porenanteil von annähernd 20 Vol.%. Da das untersuchte Probematerial aus einem engen Bereich des ieweiliqen Steinbruchs stammt, halten sich die Abweichungen dergemessenen Porositäten in engen Grenzen. Als Maß hierzu dienen die Standardabweichungen der Mittelwerte. Ledialich der Heilbronner Sandstein hat, "ermutlich bedingt durch'eine heterogene Verteilung des tonigen Bindemittels, ein erweitertes Porositätsspektrum. lhre Bestimmung erfolgte mittels zweier Methoden: mit dem Auftriebsverfahren an unter Vakuum gesättigten Gesteinsproben; - mit der Quecksilberdruckporosimetrie. Das zweite Verfahren beruht auf dem Einpressen von Quecksilber in den Porenraum des Gesteins, wobei mit zunehmendem Druck immer kleinere Hohlräume mit dem flüssigen Metall gefüllt werden. Das kumulative Volumen des eingepreßten Quecksilbers bezogen auf das Gesamivolumen ergibt die effektive Porosität. Da diese Prozedur meßtechnisch und finanziell sehr aufwendig ist, gelangte sie nur an fünf Proben zur Anwendung. Es fällt auf, daß die mit der Quecksilberdruckporosimetrie durchgeführten Porositätsmessungen stets geringere Werte annehmen als die mit dem Auftriebsverfahren bestimmten. Nach FITZNER (1988a: 30) beruht dies zum einen auf den unterschiedlichen Probengrößen und -mengen und zum anderen auf der Tatsache, daß das Medium Wasser einen größerenTeil des Porenvolumenserreicht alsdas Quecksilber bei einem Druck von 2000 bar. Seiner Meinung nach sind die mit dem Auftriebsverfahren ermittelten Porositätswertedie zuverlässigeren. Beim ersten Verfahren (Beschreibung bei GRÖNEMEYER & BERNHARD 1955) wurde die bei 105 "C getrocknete Probe zuerst im Exsikkator unter Vakuum (30 mbar Restdruck) mit Zur Bestimmung der Wasseraufnahme unter Normaldruck WAawurdendie Proben50Tage lang im entionisierten Wasser gelagert. lhre Wägung erfolgte in zunächst kürzeren, dann - Vp = Porenvolumen V, = Feststoffvolumen V, = Gesamtvolumen - Munchner Geowiss Abh (B) 9 Tab. 4: Kennwerte zur Porosität und zur Wasseraufnahme WAvV [Gew.%] n [Val.%] Gestein / Kennwert Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorier Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker I Sandstein Velpker II Sandstein Auitriebsverfahren 1,72 0,lI 6,15a 0,07 8,81+ 0,14 8.70 i 0,72 6,47+ 0,24 5,75+ 0,lO 444 + 0,27 14,08i 0,14 19,08L 0,26 18,83I1,24 14,59 +_ 0,47 13,22t 0,21 , n [Voi.%] Quecksilberporosimetrie DIN 52103 3,6 11,6 16.7 13,7 123 - 1) Mittelwert und Standardabweichungaus einer Vielzahl von Proben (siehe S.19) unterschiedlicherDimensionierung bestimmt. 2) Mittelwert und Standardabweichungaus jeweils fünf zylindrischen Proben mit @ 35 mm und 65 mm Lange bestimmt immer länger werdenden Zeitabschnitten und lieferte das Gewicht der feuchten Probe mwazum zugehörigen Zeitpunkt t. Der in Tab. 4 angeführte Kennwert WAawurde an jeweils fünf Proben gemäß DIN 52103 über ermittelt. Nach dieser Vorschrift gilt er dann als erreicht, wenn sich das Gewicht der jeweiligen Probe innerhalb von 24 Stunden um nicht mehrals0.1 Gew.%ändert. Dieswar beiden ausgewählten Sandsteinen nach zwei bis acht Tagen der Fall. Mit Kenntnis der Wasseraufnahme WAv Iäßt sich nach DIN 52103 der Sättigungswert S wie folgt errechnen: Da die Große WAain DIN 52103 ziemlich willkürlich festgelegt erscheint, ist es sinnvoll, den zeitlichen Verlauf der Porenfüllung während der Unterwasserlagerung in einem Diagramm aufzuzeigen (Abb. 6). Zur besseren Darstellung ist für die Zeitachse ein logarithmischer Maßstab gewählt, der zur Zeit t zugehörige Sättigungswert S wird nach Formel (5) berechnet. Eine derartige graphische Darstellung der freiwilligen Wasseraufnahme ergibt nach FITZNER 1988a: 199) für jede Gesteinsvarietät eine charakteristischeKurvenform, die in enger Abhängigkeit zur Porenradienverteilung steht. Zur Ergänzungist inTab. 5die Wasseraufnahmein Prozent (jeweils bezogen auf die Sättigungsfeuchte WAVdes jeweiligen Gesteins) für bestimmte Zeitintervalle, die in Anlehnung an FITZNER (1988a) gewählt wurden, aufgelistet. Die Geschwindigkeit der Porenfüllung in Prozent pro Minute (ebenfalls bezogen auf WAv) gibt Tab. 6 wieder. Nach FITZNER(1988a: 199) wird die extrem schnelle Wasseraufnahme zu Beginn des Eintauchens, wie sie die beiden Varietäten des Velpker Sandsteins und der Seedorfer Sandstein zeigen, durch einen hohen Anteil an Poren > 5 pm begünstigt. Umgekehrt wird das Ausmal3 der erreichbaren Sättigung, z.B. nach 50 Tagen, wesentlich vom Anteil der kleinen Poren beeinflußt. So weisen die feinporigen Sandsteine aus Heilbronn, Lindlar, Seedorf und Lossburg S-Werte zwischen 0,80 und 0,90 auf, während die grobporigen Vertreter aus Velpke nur einen S-Wert von 0,70 haben. In Tab. 6 wird deutlich, daß es nach zehntägiger Wasserlagerung, unabhängig von den Porengrößeneigenschaften, zu einer Annäherung der relativen Porenfüllgeschwindigkeit aller Sandsteine kommt. Bei genügend langer Unterwasserlagerung ist von einer vollständigen Porenfüllung bei allen Sandsteinen auszugehen, zumindest Iäßt dies der 800-tägige Langzeitversuch von FITZNER (1970) erwarten. 3.2.2. Kapillare Wasseraufnahme X VI 0 P o H di L * Lindlorer Grouwatke / L I Hetlbronner Sst (H1 S e e d o r f e r Sst ( S I V e l p k e r - 1 1 Sst l V I I l V e l o k e r - I Sst ( V l l Lossburger S s t I P I Trifft Regen auf eine Natursteinfassade bzw. steht das Fundament eines Gebäudes in Kontakt mit Grundwasser, dann wird Wasser in den porösen Naturstein eingesaugt. Diese Saugfähigkeit poröser Stoffe wird als Kapillarität bezeichnet. Bei KLOPFER (1985), KRAUS (1985), SCHWARZ (1972) und SNETHLAGE (1984) findet man umfassende Erläuterungen zu den physikalischen Gesetzmäßigkeiten der kapillaren Wasseraufnahme. Abb. 7 zeigt schematisch den Verlauf des Saugvorganges eines porösen Baustoffes. Abb. 6: Pofenraumfüllungder untersuchten Sandsteine bei Unterwasserlagerung unter NormaldruckinAbhängigkeitvonderzeit In der Anfangsphase der kapillaren Wasseraufnahme (t 5 tJ gilt, unter der Voraussetzung, daß an der Saugfläche ein ständiger Wasserüberschuß vorhanden ist, für die flächenbezogene Wasseraufnahme die Beziehung: Tab. 5: Vergleich der zeitabhängigen Porenraumsättigung Gestein / Zeitintervall Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker l Sandstein Velpker II Sandstein 0-7,5m ["/.I* 7,5m-lh W1 1-8h [%I 8h-2d P/.] 2-Iod W1 13,6 21,6 37,5 20,O 31,6 45,l 14,2 24,9 23,6 26,4 12,O 2,o 33,3 19,6 23 5,4 3,O 3,4 4,9 2,4 67 10,l 8,O 12,l 11,Ci 13,8 03 23,8 0,7 0,6 10-20d P/.] l,5 42 2,6 3,4 4,7 23 20-50d I./"[ 23 4,7 3,8 49 66 46 S„ [ I 0,87 0,79 084 0,89 0,71 0'71 * Prozentzahlen beziehen sich auf den jeweiligen Sättigungsfeuchtegehalt der einzelnen Sandsteinarten Tab. 6: Vergleich der relativen Wasseraufnahmeraten bei freiwilliger Wasseraufnahme Gestein / Zeitintewall Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorier Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker I Sandstein Velpker II Sandstein 0 - 7,5117 [./,Imin] 8h - 2d [Wmin] 1,81 2,88 5,OO 2,66 4,21 6,Ol 0,0082 0,0012 0,0023 0,0013 0,0014 0,0020 nach KRAUS (1985: 50) allerdings, daß zu jedem Zeitpunkt t a $der Wassergehalt des Gesteins gleich der Wasserkapazität WAk ist. Die Wasserkapazität WA" die oft auch als Feuchtigkeitskapazität @, bezeichnet wird, hat die Benennung m3„,/ in3„„„ und kennzeichnet das Ausmaß der Wasseraufnahme, die durch kapillarenWassertransport möglich ist. Bezieht man diese Größe auf das maximal vorhandene Porenvolumen, dann erhält man einen Wert für den Grad der Porenfüllung,den NIESEL & SCHIMMELWITZ (1982) als Imprägnierungsgrad S, benennen. Diese Größe ist gleichbedeutend mit dem "Sättigungs-Coeffizienten Snbei HIRSCHWALD (1908). 6 ls0f51 Abb. 7: Schematischer Verlauf der kapillarenWasseraufnahme m, = pro Flächeneinheit aufgenommene Wassermenge Q [s/cm21 t = Dauer des Saugvorganges [s] Die Konstante A heißt Wasseraufnahmekoeffizient (identisch mit dem W-Wert in DIN 52617) und ist nach VOS (1978) einer der wesentlichen Parameter, die über die im Porenraum ablaufenden Transportvorgänge Aufschluß geben. Für die kapillare Steighöhe h, gilt für die Phase t I t, ein ähnlicher Zusammenhang: All diese Werte wurden an den ausgewählten Sandsteinen mittels eines Saugversuches,wie er in DIN 52617 beschrieben ist, ermittelt. Als Proben dienten je drei Zylinder mit 0 45 mm und einer Höhe von 50 bis 70 mm, bei denen das Porenvolumen und die Sättigungsfeuchte WAv in einem Vorversuch gemessen worden waren. Die Saugrichtung war bis auf eine Ausnahme (Velpker I Sandstein) senkrecht zur Schichtung angelegt. Der WasseraufnahmekoeffizientA wurde mittels Wägung in definierten Zeitabständen, der Wassereindringkoeffizient B bei gleichzeitiger Abmessung der Steighöhe der Feuchtefront bestimmt. Die Wasserkapazität WAk erhält man durch Gewichtsbestimmung der Probe zum Zeitpunktdes Beginns ihrer vollkommenen Durchfeuchtung. Aus WAk (9) S, = (7) h, = B * t'" Bei der Größe B handelt es sich ebenfalls um eine Konstante, den sog. Wassereindringkoeffizienten. Sie beschreibt die Wanderungsgeschwindigkeit einer Wasserfront in einem porösen Material. Die Werte A und B sind über die Beziehung 8„, = Dichte des Wassers [g/cm3] miteinander verknüpft. Voraussetzung für deren Gültigkeit ist Münchner Geowiss Abh (B) 9 WA" ergibt sich der Imprägnierungsgrad S, bzw. der Sättigungskoeffizient S im Sinne von HIRSCHWALD (1908). Neben der experimentellen Bestimmung von WAk wurde dieser Wert, da der "Knickpunktnbeim kapillarenSaugversuch (siehe Abb. 7) nicht immer genau zu ermitteln ist, auch mit Hilfe der Formel (8) berechnet. Er ist in Tab. 7 mitangegeben. Zum besseren Vergleich der einzelnen Sandsteine wurden in Abb. 8 die experimentell an verschieden hohen Proben gewonnenen Meßergebnisse auf eine einheitliche Probenhöhe von 50 mm umgerechnet. Vergleichbare neuere Daten zur Tab. 7: Kenndaten zur kapillaren Wasseraufnahme Gestein / Kennweri Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker l Sandstein Velpker II Sandstein 0,15t 0,01 0,71+ 0,04 1,89i 0,05 2,15+ 0,15 1,39I 0,22 2,21 + 0,lO 0,030 0,137r 0,006 0,223+ 0,006 0,273r 0,007 0,295i 0,060 0,683r 0,039 0,082i 0,002 0,123r 0,003 0,147t 0,005 0,067+ 0,002 0,056i 0,002 0,087I 0,007 0,1421: 0,003 0,132I 0,013 0,079I: 0,004 0,054I0,002 0,59r 0,Ol 0,65t 0,OO 0,70r 0.01 0,45I0.01 0,42r 0,023 Ex~enmentellan der vollkommen durchfeuchteten Probe bestimmt. 2l Rechnerisch mit Hilfe von Formel (8) ermittelt ~ittelweriund Standardabweichungaus je drei Proben bestimmt l) m, ~ k ~ / m ~ l nach derfür Natursteinbislangallgemein akzeptierten Vorstellung, Steine mit einem höheren Porenfüllungsgrad als 90 O/o beim Gefrieren durch die ca. lO%ige Ausdehnung des Wassers eine Schädigung erleiden. Der höchste Sättigungsgrad, der alleine durch kapillares Saugen erzielt werden konnte, findetsich innerhalb der sechsausgewähltenSandsteine beim Heilbronner Sandstein mit S,= 0,70. Alle anderen Werte liegen deutlich darunter. Bei SCHUH (1987) und KRAUS (1985) sowie in zusätzlich angestellten eigenen Messungen an weiteren bruchfrischen Sandsteinen (Tab. 8) bewegen sich die S,-Werte in der Regel zwischen 0,40 und 0,85, also unterhalb des der Theorie nach kritischenWertes von 0,90. Gegenüber den nach DIN 52103 bestimmten S-Werten sind die S,-Werte um Ca. 10 bis 20 % niedriger, wobei sich die Rangfolge innerhalb der Sandsteinarten allerdings nicht verändert hat. Tab. 8: Ergänzende Werte zum Imprägnierungsgrad S, von Sandsteinen Buntsandsteine S, Wüstenzeller Sst. Ebenheider Sst. Schopper Sst. 0,59 0,84 0,62 Rhätsandsteine S, Kreidesandsteine 0,56 0,72 Baumbacher "Sst." Rüthener Sst. Bucher Sst. Obernkirchener Sst. Abb. 8: steine Kapillare Wasseraufnahme der untersuchten Sand- kapillaren Wasseraufnahme von bruchfrischen Sandsteinen liegen bei KRAUS (1985), SCHUH (1987) und SNETHLAGE (1984) vor. Deren Spektrum für den A-Wert reicht von 0.4 bis 11,4 kgl(m2*hin). Legt man die Eingruppierung von KRAUS (1985: 53) zugrunde, dann sind die beiden Varietäten des Velpker Sandsteins, der Seedorfer und Heilbronner Sandstein als mittelgut bis gut saugende, der Lossburger Sandstein und die Lindlarer Grauwacke als schlecht saugende Gesteine einzustufen. Letztere ist von ihrem Saugverhalten her mit dichten Kalksteinen, z.B. dem Kelheimer Kalkstein mit nach SNETHLAGE (1984: 40) A = 0,2 kg/(mZ*hiR), ZU vergleichen. Bei der Reihung der Wassereindringkoeffizienten B ergibt sich die Rangfolge V II > V I > H > S > P > L. Auch hier leisten der Lossburger Sandstein und die Lindlarer Grauwackedem Eindringen des Wassers den größten Widerstand. Nach KRAUS (1985: 59) ist B eine Funktion aus Kapillarzug und Permeabilität des betreffenden Porensystems. Von größerer Bedeutung als der Wassereindringkoeffizient B ist für die Frostverwitterung der Imprägnierungsgrad St, da, Schilfsandsteine st Abtsweiler Sst. Maulbronner Sst. (gelb) Sander Sst. Schleeriether Sst. 0,59 0,70 0,70 0,72 st 0,84 Die Meßergebnisse in Tab. 7 bestätigendie Beobachtungvon SCHUH(1987), daßdas Wasser bei grobporigen Sandsteinen schneller und tiefer eindringt als bei feinporigen und daß dabei der Porenfüllgrad ausgedrückt als Imprägnierungsgrad S, geringer als bei den feinporigen ist. 3.23. Hygroskopische Wasseraufnahme Unter hygroskopischer Wasseraufnahme versteht man die Eigenschaft poröser Stoffe, Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen (= Sorption) bzw. abgeben (= Desorption) zu konnen. Nach SCHUH (1987: 21) spiegelt diese Art der gasförmigen Wasseraufnahme die innere Oberfläche der Sandsteine wider, wobei einegroße AbhängigkeitvomAnteil derTonminerale besteht. Die innere Oberfläche ist bei der Salzverwitterunq von Interesse, da sie die maximal mögliche ~eaktionsobe; fläche für das System Salz-Lösung-Gestein vorgibt. Bei der Aufnahme von Wasserdampf aus der Luft überlagern sich nach KRAUS (1985: 68) zwei Phänomene: Zum einen adsorbieren alle Minerale eines Gesteins aus Grunden einer verringerten Oberflächenenergie Wasser auf ihren Oberflächen. Zum zweiten kommt es in genügend kleinen Poren KLOPFER (1985: 337) gibt hierzu Porendurchmesservon < 0,i Fm an - zur Erscheinung der Kapillarkondensation. Diese Poren sind, infolge der Erniedrigung des Dampf- GünTher WEISS Abb. 9: Feuchteaufnahmeund -abgabe in Abhängigkeit von der umgebenden Lufifeuchte druckes durch die spezifische Oberfliichenkraft, mit Wasser gefüllt, obwohl die äußeren Bedingungen keine Kondensation im Makrobereich zulassen würden. Zur experimentellen Bestimmungder Sorptions-IDesorptionseigenschaften lagert man dievollständigtrockenen Sandsteinproben (im vorliegenden Fall Scheiben mit 0 45 mm und 10 mm Dicke) in luftdichtenGefäßen mit definierten Feuchtegehalten bis zur Einstellungdes jeweiligen Feuchtegleichgewichts und bestimmt dann ihren Wasserqehalt. Für die Ermittlung der Sorptionsisotherme erhöht man, für die Desorptionsisotherme reduziert man stufenweise die relative Luftfeuchte. Die Einhaltung der entsprechenden Luftfeuchten wird mittels übersättiater Salzlösunaen (die verwendeten Salze sind in Tab. 9 zusammengeste6) bewerkstelligt. DieTemperaturwird während der mehrmonatiaen Versuchsdauer in etwa konstant " gehalten (+ 20°C). Tab. 9: Verwendete Salzlösungen zur Einstellung definierter relativer Luftfeuchten Salz rh [%I Salz rh [X] 35 45 52 KCI 87 MgCI, * 6H,O %CO, * 2H20 Na,Cr20,* 2H,O NaNO, Münchner Geowiss Abh (B)9 66 qSo4 H,0 95 100 Der Zusammenhang zwischen der herrschenden relativen Luftfeuchte rh und der Wasseraufnahme bzw. -abgabe durch das Gestein ist für vier Gesteine in den Sorptions-IDesorptionskuiven in Abb. 9 dargestellt. Alle untersuchten Sandsteine zeigten ein hygroskopisches Verhalten. Für die maximale Wassersättigung allein durch gasförmige Wasseraufnahme bei 100%iger relativer Luftfeuchte (= WAioO) wurde der Sättigungswert bezogen auf die mittlere Sättigungsfeuchte des jeweiligen Gesteins (siehe Tab. 4) errechnet. Bei der Lindlarer Grauwacke scheinen alleine die Phänomeneder Adsorption und Kapillarkondensation auszureichen, um mit einem S-Wert von 0,84 einen ahnlichen Porenfüllungsgrad wie bei 20-tägiger Unterwasserlagerung zu erzielen. Im Gegensatz hierzu steht der Velpker I Sandstein, der durch dampfförmige Wasseraufnahme lediglich eine durchschnittlichen Sättigungswert von 0,08 erreicht. Alle Sandsteine wiesen ab einer relativen Luftfeuchte von 75 % einen steilen Anstieg in ihrem Feuchtigkeitsgehalt auf, der nach SNETHLAGE (1984: 36 f.) weniger auf das Wirken der Kapillarkondensation, sondern auf das Anlagern weiterer H,O-Schichten am bereits bestehendem Wasserfilm zurückzuführen ist. Nach BADMANN (1981: 33) findet Kapillarkondensation im Bereich der Hysterese zwischen der Sorptionsund der Desorptionsisotherme statt. Von KLOPFER (1985: 289) wird allerdings bezweifelt, ob es sich bei diesem Phänomen um einen echten Hystereseeffeki handelt oder ob nicht vielmehr ein bislang noch unberücksichtigter systematischer Fehler in der Versuchsdurchführung vorliegt. In den eigenen Messungen ist ein Hystereseeffekt zu beobachten, der sich über den aesamten Feuchtebereicherstreckt: er ist damit wohl ,. eher in einer zu kurzen Lagerungsdauerbeim Desorptionsversuch als im Auswirken der Kapillarkondensation begründet. Aus den Sorptionsisothermen läßt sich die spezifische innere Oberfläche A, angenähert berechnen. Grundlage hierfür ist die BET-Theorie (Einzelheiten bei BADMANN 1987: 15 ff.), die einen formelmäßigen Zusammenhang zwischen der herrschenden Luilfeuchte, der Adsorbatmenge und den Adsorptionseigenschaften des vorliegenden porösen Stoffes herstellt. In ihrer linearisierten Form lautet die BET-Gleichung: Hierin bedeuten: V = Adsorbatmenge [glg] V= , Adsorbatmenge zum Aufbau einer monomolekularen H20-Lage [glg] C = Energieparameter [ I X = relative Luftfeuchte [ I Da V und X bekanntsind, lassen sich die unbekannten Größen V, und C mit der obigen Formel und über die für Luftfeuchten' bis ca. 50 % sich ergebenden Geraden ermitteln. Die spezifische innere Oberfläche A, ergibt sich aus: mit: A, = Große einer monomolekularen H,O-Schicht [m2/g]; beträgt nach SNETHLAGE (1984: 36) 3580 m2/g Nach SCHUH(1987: 23) entspricht der errechnete Zahlenwert nur tendenziös der tatsächlichen inneren Oberfläche, da die Effekte der Kapillarkondensation in die Berechnung miteinbezogen wurden. Eine weitere Möglichkeit, die spezifische innere Oberfläche eines porösen Stoffes zu bestimmen, bietet das Stickstoffadsorptionsverfahren. Hierbei wird bei tiefen Temperaturen (- 196°C) eine monomolekulare N,-Schicht auf der inneren Oberflächeder porösen Substanz erzeugt und nach der BETTheorie ausgewertet. Eine genauere Beschreibung hierzu findet sich bei CLEMENS, GRIMM & POSCHLOD (1990: 82). Von K. Clemens wurde im Rahmen seiner Diplomarbeit innerhalb des BMFT-ForschungsprojektesBAU 5015 E ein Teil der hier vorgestellten Sandsteine im Forschungslabor der BEB Erdölgesellschaft in Hannover diesem Meßverfahren unterzogen. Die vorliegenden Daten sind in Tab. 10 aufgelistet. Schließlich kann auch mit der QuecksilberdruckporosimeTab. 10: Vergleich der spezifischen inneren Oberflächen bei unterschiedlichen Meßverfahren Gestein Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker I Sandstein Velpker II Sandstein ') 2, 9 5.3 4.0 3,7 18,O 1,6 3.9 7,4 0,8 1,3 1,3 0,g 12 02 - Aus der Sorptionsisotherme mit der lineansierten BET-Gleichung berechnet Werte in GRIMM (1990) Aus der Porenradienverteilung(Hg-Porosimetrie) berechnet trie, aus der ermittelten Porenradienverteilung unter der Annahme eines Zylinderporenmodells, die spezifische innere Oberfläche berechnet werden (Tab. 10). Vergleicht man die Meßwerte aus den drei Möglichkeiten der Bestimmung der spezifischen inneren Oberfläche miteinander, ergibt sich größenmäßig folgende Rangfolge: Die kleinere spezifische innere Oberfläche aus der Quecksilberdruckporosimetrie erklärt sich nach FITZNER (1988: 30) aus der Nichtzugänglichkeit sehr kleiner Poren für Quecksilber. Für das Phänomen Ai„„ >.A,,„„, das auch bei Messungen an Zementstein auftritt, existiert bislang (nach KRAUS 1985: 74) keine schlüssige physikalische Erklärung. Dem Gasadsorptionsverfahren mit Stickstoff wird i.allg. das großte Vertrauen bei der Ermittlungder spezifischen inneren Oberfläche entgegengebracht. 3.2.4. Dampfförmiger Wassertransport Je schneller und gründlicher ein Natursteinaustrocknet, umso geringer wird die Wahrscheinlichkeit, daß er einen Frostschaden erleidet. Ebenso spielt das Trocknungsverhalten eines Natunverksteines eine wichtige Rolle bei der Auskristallisation von Salzen im seinem Porenraum und den damit verbundenen Möglichkeiten der Gefügeschädigung. Das Austrocknungsverhalten wird maßgeblich von der Gasdurchlässigkeit, d.h. einmal von der Permeabilität und einmal von der Wasserdampfleitiähigkeitbeeinflußt. Die Theorie zur Trocknung von porösen Baustoffen ist bei KLOPFER (1985), KRAUS (1985), SNETHLAGE (1984), SNETHLAGE, HOFFMANN & KNÖFEL (1986) und VOS (1978) beschrieben; sie soll hier nur kurz erläutert werden. Abb. 10zeigt den zeitlichenAblauf des Trocknungsvorganges in einem Schemabild. Es lassen sich zwei unterschiedliche zeitliche Phasen bei der Trocknung feststellen: t < G,: In dieser Phase verläuft der AuStrocknungsvorgang linear, d.h. die Trocknungsgeschwindigkeit bleibt konstant; sie wird nur von äußeren Faktoren (Temperatur, Luftfeuchte, Wasserdampfleitfähigkeit der BaustoffoberTläche) bestimmt. Der Wassertransport erfolgt kapillar nach außen. t 2 t„: Nach Erreichen der "Kritischen Feuchte" (SNETHLAGE 1984: 41) WAc zieht sich das Wasser in den Baustoff zurück. Der kapillareTransport wird immer mehr vom Transportmechanismus der Wasserdampfdiffusion verdrängt und schließlich - mit abnehmendem Feuchtegehalt - ganz abgelöst. In dieser zweiten Phase ist die Austrocknungsgeschwindigkeit im wesentlichen nur von der Wasserdampfleitfähigkeit (eine damit verknüpfte Größe ist die WasserdampfdiffusionswiderstandszahlP) abhängig. Sie nimmt, da die Diffusionswege immer länger werden, kontinuierlich ab und sinkt, bei Erreichen der Gleichgewichtsfeuchte WAgl zwischen Baustoff und umgebender Luft, auf den Wert Null. - - Das Verhalten der wassergesättigten (unter Vakuum bei 30 mbar Restdruck) Sandsteine bei Trocknung wurde in einem Verdunstungsversuch im Labor (bei + 20 "C und I30 % relativer Luftfeuchte) beobachtet. Als Proben dienten Zylinder mit 0 45 mm und einer Längevon 50 bis 70 mm, deren Mantelund Grundfläche, zur Erzeugung eines eindimensional zur Oberfläche gerichteten Feuchtestroms, abgedichtet waren. In zunächst halb-, dann ein- bis mehrstündigen Abständen wurden die Proben gewogen. Nach 48 Stunden kam es zu einer Wassergehal t 4 - WA" Säftigun gsfeuchte W A ~Kritische Feuchte W A ~ ' GI e i c h g e w i c h f s f e u c h t e - wAq1-- -- _ _ I I , - --- i I Zeit t kn Abb. 10: Schemabild zum Verlauf der Trocknung eines porösen Baustoffes W a s s e r g e h a i f [Gew % I I I - Heilbronner Sandstein Seedorfer Sandstein V e i p k e r - I Sands f e i n -w-+ Velpker -11 Sands t e i n --A-MW Lossburger Sands t e i n L i n d l a r e r Grauwacke -o+c-- - T=20-22°C Abb. 11: Trocknungsverlauf vollgesättigter Sandsteine bei einseitig gerichtetem Feuchtestrom Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 9=?30% Beendigung des Versuches, ohne die Einstellungder Gleichgewichtsfeuchte, was sehr lange dauern kann, abzuwarten. Das Ergebnis ist in Abb. 11 dargestellt. Fünf der sechs ausgewählten Sandsteine verhielten sich theoriegemäß. Nachdem sich die Feuchtein den Stein zurückgezogen hatte, ging die Trocknungskurve ab der Zeit [" von einem linearen in einen exponentiell abfallendenVerlauf über, ehe sie sich der Gleichgewichtsfeuchte asymptotisch näherte. Lediglich bei der Lindlarer Grauwacke zieht sich das Wasser fast augenblicklich in das Gesteinsinnere zurück, die Festlegung des Knickpunkts in Abb. 11 hat daher eher hypothetischen Charakter. Zum qualitativen Vergleich der einzelnen Sandsteine bezüalich des Ausmasses des Kaaillartransaortes innerhalb des v&dunstungsvorganges, wurde die ~ k ß S" e = WAcNVAv berechnet. Es bleibt anzumerken. daßessich hierbei um keine Materialkonstante handelt, da sie u.a. von der Probendimensionierung, aber auch, wie die Versuchsreihen von SNETHLAGE (1984: 43) beweisen, von äußeren Bedingungen, wie z.B. den Windverhältnissen, abhängt. Es ergaben sich folgende Werte: SC Lindlarer Grauwacke: 036 Lossburger Sandstein: 0,68 Seedorfer Sandstein: 0,60 Heilbronner Sandstein: 0,63 Velpker I Sandstein: " 0,49 Velpker II Sandstein: 0,60 Es zeigt sich der Trend, daß die grobporigen Sandsteine (Seedorfer, Velpker I, Velpker II) infolge eines höheren Kapillartransportesan der Oberflächeschnelleraustrocknen alsdie feinporigen (Heilbronner, Lossburger, Lindlarer). Dies entspricht auch der Beobachtung bezüglich der Wasserleitfähigkeit, die beim umgekehrten Vorgang, nämlich der kapillaren Wasseraufnahme, gemacht wurde (S. 21 f.). schicht gleicher Dicke. Die Größe p ist nach SNETHLAGE (1984: 44) abhängig von der Temperatur und vom Feuchtigkeitsbereich. Üblicherweise wird p einmal im Feuchtebereich 0 - 50 % rh (pOdO, drycup-Verfahren) und einmal im Feuchtebereich 50 100 % rh (V„„, wetcup-Verfahren) bestimmt. Die beiden daraus ermitteltenWasserdampfdiffusionswiderstandszahlen unterscheiden sich dahingehend, daß p„ z p50.1W. KLOPFER (1985: 372 f.) erklärt dies, bei steigender Feuchte, mit der Ausbildung von Wasserinseln an Engpässen enger Poren (z.6. infolge von Kapillarkondensation), in denen das Wasser kapillar festgehalten wird. An derartigen Stellen, die der Dampfdiffusion in niederen Feuchtebereichen den größten Widerstand entgegenzusetzen vermögen, können nun die H,O-Moleküle über die Wasserinseln fast widerstandslos passieren. Die praktische Durchführungder Bestimmungder Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlp geschah in Anlehnung an DIN 52615: Gesteinsscheiben mit 0 45 mm und einer Dicke von ca. 10 mm wurden auf eigensangefertigteGlasgefäße,die einmal Silicagel (drycup-Verfahren) und einmal destilliertes Wasser (wetcup-Verfahren) enthielten, aufgesetzt, mit Paraffin rundherum abgedichtet und in einem Exsikkator, in dem eine Luftfeuchte von 45 % und eine Temperatur von 20°C aufrechterhalten wurden, gelagert. In mehr oder weniger konstanten Zeitabständen eriolgte die Wägung. Aus der Gewichtszu- bzw. -abnahme pro Zeiteinheit Iäßt sich, nach Erreichen des stationären Gleichaewichtszustandes. der Wasserdampfdiffusionsstrom I aus der Steigung der Regressionsgeraden berechnen. Die Wasserdamafdiffusionswiderstandszahl p erhält man nach DIN 52615 über: Mit: Für das Austrocknungs-, aber auch für das Wasseraufnahmeverhalten, spielt die Permeabilität eine wichtige Rolle. Nach CLEMENS, GRIMM & POSCHLOD (1989: 83) kann die Permeabilität bei Naturwerksteinen als "Durchlässigkeit des porösen Gesteins gegenüber Flüssigkeiten und Gasen unterschiedlicher Viskosität unter den Einwirkungen der Schwerkraft undzusatzlicher Kräfte (Druckdifferenzen) im Gültigkeitsbereich des Gesetzes von Darcy" definiert werden. Sie ist damit eine Kenngröße für das durchströmbare Porenvolumen und für die Kommunikation im Porensvstem. Ihre ahvsikalische Einheit ist das "Darcy" (d) bzw. " ~ i l l i d a r c (md).. ~" Die Luftaermeabilität einer Vielzahl deutscher Naturwerksteine wurde von K. Clemens im Rahmen seiner Diolomarbeit gemessen und in GRIMM (1990) veröffentlicht. ~ i e ' i Tab. n 11 vorgestellten Werte sind daraus entnommen. Tab. 11: Permeabilität der untersuchten Sandsteine Gestein Permeabilität W1 Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker I Sandstein 0,01 0,27 9.73 0,77 39,lO Der zweite Abschnitt der Trocknungskuwe ist, wie bereits oben erwähnt, fast ausschließlicheine Funktion der Wasserdampfdiffusionsleitfähigkeit des Gesteins. Ein damit verbundener Wert, der im Bereichder Baupysikverbreiteterist, ist die WasserdampfdiffusionswiderstandszahI p. Sie gibt an, um welchen Faktor das betreffende Gesteinsgefüge gegen diffundierende Wassermoleküle dichter ist als eine ruhende Luft- 6, A p,, p, I s s, = Diffusionsleitfähigkeitskoeffizient von Wasserdampf in Luft [6,97 * 10.' kg/(m * h * Pa)] = Prüffläche [m2] = Wasserdampfpartialdrücke an der Probe [Pa] = Wasserdampfdiffusionsstrom[kglh] = Mittlere Dicke der Probe [m] = Mittlere Dicke der Luftschicht im Prüfgefäß unterhalb der Probe [m] Die Werte zur Wasserdamafdiffusionswiderstandszahl U sind inTab. 12z~sammen~esteilt. Wegen derz.~starkenstrbuung derMeßwerteandem bruchfrischen Material-eine Erfahruna. die auch EFES (1980) gemacht hat - sind alle ~inzelwe& aufgelistet. Die pso.ioolWerte liegen deutlich unterhalb der P„-Werte. Am ausgepragtesten ist dieser Unterschied bei der Lindlarer Grauwacke entwickelt. Hier scheinen sich bei zunehmender Feuchte die meisten Wasserinseln im Sinne von KLOPFER auszubilden, was - nach Betrachtung der Sorptionskuwe dieses Gesteins (siehe S. 23) - zu erwarten ist. Beim wetcup-Verfahren liegt p bei allen Sandsteinen, mit Ausnahme der Lindlarer Grauwacke, im Bereich zwischen 20 und 25. Die Trocknungskuwendieser Gesteine, in denen der Parameter p„„ zum Tragen kommt, ließen in ihrem zweiten Abschnitt ebenfalls keine grundlegende Verschiedenheit erkennen und bestätigten damit das Ergebnis der Wasserdampfdiffusionsmessungen. Vier der sechs Sandsteine liegen auch beim drycup-Verfahren mit p-Werten zwischen 35 und 40 eng beieinander, lediglichder Lossburger Sandstein und vor allem die Lindlarer Grauwacke nehmen höhere Werte an. Dieses Verhalten der beiden letztgenannten Sandsteine läuft parallel dem Verhalten, das bei der kapillarenWasseraufnahme (A-Wert, B-Wert) als auch bei der Permeabilität beobachtet wurde: Beide Ge- Günther WElSS Tab. 12: Zusammenstellung der gemessenen Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen drycup - Verfahren POSO wetcup - Verfahren Gestein ko-100 Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein I Mittelwert: 46,4I 4.9 1 I Mittelwert: 23,4I 4,7 1 I Mittelwert: 304,7 I 65,l Mittelwert: 71,OI 5,3 36,3 35,O Seedotfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker l Sandstein Velpker IISandstein 1 36,7 34,7 Mittelwert: 22.0 I 1,6 I Mittelwert: 35,7I 1,O I I Mittelwert: 21.7-c 2.1 1 I Mittelwert: 37.7+ 2.9 I I Mittelwert: 38.6 I 2,O 1 J I Mittelwert: 23.3 + 3.1 1 1 Mittelwert: 25,5+ 2,7 1 - steine setzen dem Eindringen des Wassers sei es im flüssigen oder im dampffömigenZustand -den größtenWiderstand entgegen. 3.2.5. Porengrößenverteilung und Porengeometrie Neben dem Gesamtporenvolumen, das mit Hilfe des Auftriebsverfahrens relativ einfach und genau zu ermitteln ist, ist die Größe der Einzelporen, daraus resultierend die Porengrößenverteilung undschließlichdie Form der einzelnen Hohlräume, von großer Bedeutung. Gerade die Porengrößenverteilung beeinflußt nach SCHUH (1987: 24 f.) und FITZNER (1988a: 198ff.) fast alle Eigenschaften, die mit der Aufnahme, der Abgabe und dem Transport von Wasser in einem Porensystem-zu tun haben. Auch für Verwitterungsvorgänge, insbesondere für die Eisbildung und Kristallisation von Salzen im Porenraum, soll sie nach EVERETT (1961), FITZNER & SNETHLAGE (1982), SNETHLAGE (1984, 1985) oder SNETHLAGE, HOFFMANN & KNÖFEL (1986) eine wichtige Rolle spielen. Mittelwert: 35,5+ 1,O unter Druck in das Porensystem eines Natursteins ein. Je höher der Druck ist, umso kleinere Hohlräume können gefüllt werden. Nach FITZNER (1988a: 16) gilt zwischen dem Kapillarradius r und dem aufgewendeten Druck p der Zusammenhang: 2 * 0 * cos6 (13) r = P Mit: p = r = o = 6 = Druck [Pa] Kapillarradius [m] Oberflächenspannung [Nlm] Randwinkel [Grad] Mit einer Meßapparatur, die den Druck und die Menge (Aes intrudierenden Quecksilbers registriert, und unter der Annahme eines geeigneten Porenmodells (hier: Zylinderporenmodell) Iäßt sich die Porengrößenverieilung errechnen. Die hier vorliegenden Messungen konnten am Institut für Baustoffprüfung der TU München mit einem Gerät der Fa. Zur Untersuchung von Porengrößen und -formen haben sich zwei Methoden bewährt: Die Quecksilberdruckr>orosimetrie Carlo Erba Strumentazione durchgeführt werden. Für die Konstanten o und 6 wurden die üblichen Annahmen (o = und die Licht- bzw. Rasterelektronenmikroskopie. 0,48 Nlm, 6 = 141,3") getroffen. Der maximal erreichte Druck lag bei 1995 bar. Der Vorteil der Quecksilberdruckporosimetrie gegenüber mikroskopischen Methoden besteht in der besseren QuantifiDamit können Poren mit einem Radius von Ca. 40 A gefüllt zierbarkeit eines Porensystems. Allerdings können damit werden. Bei einem Normaldruck von 1 bar werden Poren mit Porenformen nicht erfaßt werden, was der Mikroskopie übereinem Radius von 7,5 vm vom Quecksilber eingenommen. lassen bleiben muß. Noch größere Poren sind, ohne Zusatzeinrichtungen am Eine ausführliche Beschreibung der QuecksilberdruckMeßgerät, nicht mehr injedem Fall befriedigendzu differenzieporosimetriegebenNlESEL& SGHIMMELWITZ(1982: 19ff.). ren. Davon zeugen die Lücken in Abb. 12für PorenradienklasFür Sandsteine liegen Meßdaten von GRIMM (1990) und bei Sen 10 Pm. Sie sind meßtechnisch bedingt und nicht auf eine FITZNER (1983, l988a, l988b) vor. Die Quecksilberdruckporosimetrie nützt die Eigenschaft des Quecksilbers, wirkliche diskrete Verteilung der Poren in diesem Größenbereich zurückzuführen. gegenüber mineralischen Oberflächen bei der Benetzung einen Randwinkel > 90" einzunehmen. Quecksilber dringt nur Münchner Geowiss Abh. (B) 9 Abb. 12: Histogrammdarstellung der Porenradienverteilung der untersuchten Sandsteine Einen Überblick über die Charakteristik der mit dem HgPorosimeter ermittelten Porenradienverteilung des jeweiligen Sandsteins zeigt Abb. 12. Da nach CLEMENS, GRIMM & POSCHLOD (1990: 78) keine einheitliche Nomenklatur von Porengrößen in der Literatur vorliegt, fällt eine Klassifikation schwer. In Tab. 13 wird in Anlehnung an KLOPFER (1985: 337) eine Unterscheidung in Mikro- und Kapillarporen, deren Grenze bei einem Porendurchmesservon0,1 pm (=derjenige Durchmesser, bei dem die spezifischen Oberflächenkräfte noch einen wichtigen Einfluß ausüben, zu denen Effekte wie z.B. Kapillarkondensation oder Gefrierpunktserniedrigung gehören) liegt, vorgenommen. Die Kapillarporen sind nochmals unterteilt - und zwar bei einem Durchmesservon 15 pm. Diese Porengröße ist im Lichtmikroskop noch gut zu erkennen und stellt auch bei der Methode der Quecksilberdruckporosimetrie einen Einschnitt dar. Für die lichtmikroskopischen Untersuchungen wurden die getrockneten Sandsteinproben unter Vakuum mit Epoxidharz, das mit Sudanrot gefärbt war, zunächst getränkt (ausführliche Beschreibung des Verfahrens bei DJAMOUS, MARSCHALL & NEISECKE 1980). Anschließend erfolgte auf dem üblichen Wege die Herstellungvon Dünnschliffen, bei denen der Porenraum durch die Anfärbung gut von der umgebenden Gesteinsmatrix zu unterscheiden war. Die Abb. 13 zeigt für fünf der sechs untersuchten Sandsteine jeweils einen vergrößerten, 1,2 * 1,9 mm großen Ausschnitt aus den betreffenden Dünnschliffen. Die Formen und die Vernetzung der Poren, die, soweit sie im Mikroskop zu erkennenwaren, schwarzdargestelltsind, treten deutlich in Erscheinung. Man erkennt bereits in den zweidimensionalen Schnitten, wie komplexdas Porensystemeines Sandsteinsausgebildet sein kann. Das Fehlen regulärer geometrischer Formen erschwert eine Beschreibung. Auf die Darstellung der Lind- larer Grauwacke wurde verzichtet, da sich dieses Gestein als so dicht erwies, daß kein Harz eindrang. Zusammenfassend Iäßt sich die Porengeometrie der einzelnen Gesteine, unter Einbeziehung der Untersuchungen mit dem Licht- und Rasterelektronenmikroskop, den Porositätsmessungen, den Hg-Porosimetermessungen, den Bestimmungen zur Permeabilität und zur Wasserdampfdiffusion,wie folgt charakterisieren: Die Lindlarer Grauwacke mit einer Gesamtporositätvon Ca. 4 3 Vol.% besteht überwiegend aus Mikroporen. Kapillarporen sind nur vereinzelt im Rasterelektronenmikroskop sichtbar. Das mikroporöse Porensystem bedingt eine geringe Durchlässigkeit für Wasser, sowohl im flüssigen als auch im dampfförmigen Zustand. - Der Lossburaer Sandstein hat ein Porenvolumen von Ca. 14 Vol.%, das zu 15 %von Mikroporen und zu 85%von Kapillarporen gebildet wird. Unter den Kapillarporen dominieren die kleineren Porengrößen mit Porenradien < 7,5 pm. Größere Kapillarporen, die Größen bis zu 200 pm Durchmesser erreichen können, sind spärlich vorhanden und untereinander kaumverbunden, was eine geringe Permeabilität zur Folge hat. - Der Seedorfer Sandstein besitzt eine Porosität von ca. 19 Vol.%, die nurzu 7 %aus Mikroporen, aberzu 40 %aus Kapillarporen mit einem Durchmesser > 15 pm besteht. Letzteresind gut miteinander verknüpft, woraus eine relativ hohe Permeabilitätundein geringerwiderstand gegenüber der Wasserdampfdiffusion resultieren. - Der Heilbronner Sandstein erreicht mit ca. 19 Val.% das Porenvolumen des Seedorfer Sandsteins, hat aber mit Ca. 15 % einen doppelt so hohen Mikroporenanteil wie dieser. Die Kapillarporen > 15 pm haben i.allg. Größen zwischen 40 und 80 pm und sind nur untergeordnet direkt miteinan- Günther WElSS Velpker I Sandstein VelpkerII Sandstein Seedorf er Sandsfein Lossburger Sandstein Maßstab bei o l l e n Bi1 dern g l e i c h Hei I bronner Sandsf e i n Abb. 13: Porenformen und -vernetzung der untersuchten Sandsteine im zweidimensionalen Schnitt der verbunden. Die Permeabilität ist dementsprechend gering. - Bei den beiden Varietäten des Vebker Sandsteins reicht das Porositätsspektrumvon Ca. 13 bis 15 Vol.%. Mikroporen machen nur einen geringen Anteil am Porenvolumen aus (zwar wurde nur der Velpker I Sandstein mit dem HgPorosimeter untersucht, doch dürften die Ergebnisse Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 wegen der Konformitätim Wasseraufnahmeverhalten auch auf den Velpker II Sandstein übertragbar sein). Bei beiden dominieren die großen Kapillarporen > 15 pm, die sich zu schlauchartigen Gebilden mit bis zu 500 pm Länge erweitern können. Die Kommunikationdieser Poren ist sehr gut und findet über eine Vielzahl schmälerer Porenkanälestatt, was die hohe Permeabilität dieses Gesteins erklärt. Tab. 13: Daten zur Porengrößenverteilung Gestein Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker l Sandstein I 1 - Porengrößenklassen relativer Anteil Mikroporen Kapillarporen 86,6 14,8 7,l 15,5 1 3 11,4 61,6 52,9 42,3 23,O 2,o 23,6 40,O 42,2 75,l I I Porengrößenklassen- absoluter Anteil Mikroporen Kapillarporen 3,12 1 ,72 1.19 2,12 0,24 0,41 7,15 8,83 5,80 2,88 0,07 2,74 6,68 5,78 9,39 Die Größenangaben beziehen sich auf Porendurchmesserunter der Annahme eines Zylinderporenmodells 3.3. Festigkeits- und Verformungseigenschaften unter mechanischer Beanspruchung Innerhalb der Verwitterungsarten sind insbesondere die ProzessederphysikalischenVerwitterung (Eisbildung und Kristallisation von Salzen im Porenraum, thermisch und hygrisch induzierte Spannungen) in der Lage, mechanische Kräfte auf ein Gestein auszuüben. Daher ist es von grundlegender Bedeutung, die gesteinsphysikalischen Parameter, die das Ausmaß der Reaktion eines Gesteins auf äußere Kräfte steuern, zu kennen und zu ermitteln. Allgecmein durchläuft ein Gestein bei wachsender mechanischer Beanspruchung zwei Stadien (PESCHEL 1983): Biszu einem gewissen PunMin der Spannungs-DehnungsKurve (gesteinsspezifisch unterschiedlich) geht die erlittene Verformung nach Beendigung der wirkenden Kraft wieder auf Null zurück (Bereich der elastischen Verformung). Für HOOKE'sche Körper (gilt für Gesteine nur in erster Annäherung) besteht in dieser Phase zwischen der wirkenden Kraft F und der Verformung E ein linearer Zusammenhang, in dem der Elastizitätsmodul Edie Proportionalitätskonstantedarstellt. - Oberhalb dieses Punktes bewirkt eine Erhöhung der wirkenden Kraft eine irreversible Verformung, die als Bruchverformung oder, für den Bereich der Naturwerksteinverwitterung wohl weniger bedeutsam, als plastische Deformation (2.B. plastisches Fließen, Kornregelung) ausgebildet sein kann. Da sich Natursteine nur annähernd wie HOOKE'sche Körper verhalten, kann noch im elastischen Stadium die Bruchverformung einsetzen und zur Mikrorißbildung führen. Im Labor bestimmbare Größen, die etwas über das Bruchverformungsverhalten aussagen, sind die Druck-, Zug-, Biege- und Scherfestigkeit. die Trockenrohdichte 0, ist der Quotient aus md und dem GesamtvolumenV, (beinhaltetauch das Volumen der Poren). Somit ist Osausschließlicheine Funktionder Mineralzusammensetzung des betreffenden Gesteins, 0, wird neben dem Mineralbestand noch von der Porosität bestimmt. Die praktische Ermittlung beider Größen geschieht bei der Porositätsmessung mit dem Auftriebsverfahren über die Beziehungen: - Alle Größen, die mit der Festigkeit und dem Verformungsverhalten verknüpft sind, sind von komplexer Natur. Wichtige Einflußgrößen sind nach PESCHEL (1983: 90 f.): Innere Festigkeitsverhältnisse der Einzelkörner, Erhaltungszustand der Einzelmineralien (2.B. wirkt sich fortschreitende Zersetzung der Feldspäte festigkeitsmindernd aus), Festigkeit der Kornbindung, Korngrößen und Korngrößenverteilung, Vorhandensein von Mikrorissen, Orientierung von Gemengteilen, Porenraum und seine Ausbildung, Poreninhalt und Spannungszustände, die mit der ursprünglichen Lagerung im Gebirgsmassiv zusammenhängen. 3.3.1. Dichte und Trockenrohdichte Die Heterogenitätdes Gesteinserfordertdie Definitianmehrerer Dichten. Die DIN 52102 in der Fassung vom August 1988 unterscheidet eine "DichteJ'(entspricht der "Reindichte" in der früheren Fassung) und eine "Trockenrohdichte" (vormals "Rohdichte"). Die DichteOsistalsQuotient ausder Massedervollkommen trockenen Probe m, und des Feststoffvolumens Vs definiert, mua = Masse der Probe unter Auftrieb [g] mw = Masse der vollkommen wassergesättigten Probe [gl O„ = Dichte von Wasser [I ,000 g/cm3] Es wurden diesselben Proben wie für die Porositätsmessungen verwendet (siehe S. 19), die gemessenen Werte sind in Tab. 14 aufgelistet. Tab. 14: Dichte und Trockenrohdichte der untersuchten Sandsteine % ' % Gestein Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedotfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker I Sandstein Velpker I1Sandstein [g/cm3] is/cm31 2.580+ 0,009 2,294r 0,004 2,166+ 0,006 2,172i 0,034 2,258t 0,013 2,301+ 0,006 2,700* 0.008 2,671t 0,003 2,677* 0,002 2,678I 0,004 2,645+ 0,004 2,652I0,001 Mittelwert und Standardabweichung aus einer Vielzahl von Proben bestimmt (genaue Anzahl für jede Gesteinsart siehe S. 19) Die Trockenrohdichte vermittelt einen ersten groben Anhaltspunkt über das zu erwartende Festigkeitsverhalten: Je höher sie liegt, umso höhere Festigkeit ist zu erwarten. Die Abhängigkeit der Dichte vom Mineralbestandzeigt sich bei den untersuchten Sandsteinen deutlich: Die zu 90% aus Quarz aufgebauten Varietäten des Velpker Sandsteins haben Tab. 15: Dichte von einigen arn Aufbau von Sandsteinen beteiligten Mineralen und Gesteinen (Werte aus SCHÖN 1983) Minerale: Quarz Feldspat Glimmer Calcit Kaolinit Limonit Gesteine: 2.64 - ,266 2,55- 2.76 2,76- 3,12 2,70- 2,74 2,58- 2,60 3.50 - 3,80 Phyllit Glimmerschiefer Quarzit 2,75 2,78 2,64 Alle Angaben in g/cm3 Günthw WEISS 31 Tab. 16: Biegezug- (G), Gestein und Druckfestigkeit (G,) der untersuchten Sandsteine Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein % INImm9 34,88 + 4'57 19.18 I0,43 12.31 + 0,89 16.76 + 1,81 Velpker I Sandstein 10,75 t 0,43 Velpker ll Sandstein 2,98 I0,25 0, INImWl 180 89 - 124 111 74 - 154 Werte zu o, aus: Unveröff Prüfzeugnis Staatl. Mat.prufamt Berlin (1941) FRANK (1944), DIENEMANN & BURRE (1929) Keine Angaben vorhanden Unveröff. Prüfzeugnis Versuchsanst. f. Stahl, Holz und Steine der TH Karlsruhe (1984) DIENEMANN & BURRE (1929), SICKENBERG (1951) Bei der Biegezugfestigkeitwurden Mittelwertund Standardabweichungaus einer unterschiedlichenAnzahl von Probanden berechnet: L: 8; P: 4; S: 7; H: 8; VI: 4; VII: 6. ziemlich genau die Dichte des reinen Quarzes (2.65 g/cm3), während alle anderen Sandsteine - aufgrund ihrer wechselnden Zusammensetzunq aus Quarz und den in ihrer Mehrheit spezifisch schwereren Feldspäten, Glimmern, Gesteinsbruchstücken und Bindemitteln - höhere Dichten aufweisen. In Tab. 15 finden sich Angaben zur Dichte von Mineralen und Gesteinen, soweit sie am Aufbau von Sandsteinen wesentlich beteiligt sind. 3.3.2. Biegezugfestigkeit und Druckfestigkeit Das Bruchverformungsverhalten eines ~ec'teinsIäßt sich mittelsseiner Druck-, Zug-, Biege- und Scherfestigkeit charakterisieren. Nach SCHUH (1987: 25 ff.) ist die Druckfestigkeit hauptsächlich ein Maß für die Anzahl der Korn-zu-Korn-Kontakte, die Zugfestigkeit dagegen stellt ein Maß für die Haftung der Körner untereinander dar. Letztereist für die oben erwähnten physikalischen Verwitterungsprozesse, bei denen das Gefüge eines Natursteins Überwiegend auf Zug beansprucht wird, von größerer Bedeutung. Da die direkte Ermittlung der Zugfestigkeit zumeist mit meßtechnischen Schwierigkeiten verbunden ist, wird häufig, wie auch hier, die biaxiale Biegezugfestigkeit als Maß für den Kornzusammenhalt angegeben. Auf eigene Messungen zur Druck- und Scherfestigkeit wurde verzichtet. Die in Tab. 16 aufgeführten Werte zur Druckfestigkeit sind - soweit vorhanden - der Literatur entnommen. Anstelle der Biegezugfestigkeit von Gesteinsprismen wurde die Biegezugfestigkeit von Scheiben nach einem Meßverfahren, das bei WITTMANN & PRIM (1983) beschrieben ist, geprüft. Die praktische Durchführung der Messungen erfolgte mit einer computergesteuerten Universalprüfmaschine der Fa. Zwick am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Mithilfevon Herrn Dipl.-Geol. L. Sattler (zur Meßmethodik siehe auch SATTLER & SNETHLAGE 1988). Als Probendienten bei 105°C bis zur Gewichtskonstanzgetrocknete Scheiben ( 0 73,5 mm, d = lomm), deren Ober- und Unterseite planparallelwar. Diese lagen einem Metallring mit 0 60 mm auf und wurden über einen zweiten Metallring mit 0 20 mm zentral bis zum Bruch belastet. Die Prüfgeschwindigkeit (= Relativgeschwindigkeit, mit der sich die beiden Ringe gegeneinander bewegen) lag konstant bei 0,5 mmlmin. Mittels einer Druckdose wurde die aufgebrachte Kraft, mittels eines induktiven Wegaufnehmers die daraus resultierende Durchbiegung der Scheibe automatisch registriert und als Spannungs-Dehnungs-Diagrammauf Bildschirm oder Plotter ausgegeben. Mit Ausnahme des Velpker I Sandsteins wurden die anderen Gesteine senkrecht zu ihrer Schichtung belastet. Pro Sandsteinart standen vier bis acht Proben für die Prüfung zur Verfügung. Die Biegezugfestigkeit o, ergibt sich nach WllTMANN & PRlM (1983) aus: Münchner Geowiss. Abh. (B)9 Mit: Fbr= Auf den Belastungsring aufgebrachte Bruchkraft [NI d = Dicke der Gesteinsscheibe [mm] V = Poissonzahl (Annahme hier: V = 0,25) a = Radius des Auflageringes [mm] b = Radius des Belastungsringes [mm] R = Radius der Gesteinsscheibe [mm] 3.3.3. Allgemeines zur Gesteinsverformung unter statischen und dynamischen Bedingungen In der Elastizitätstheorie werden elastische Körper als Medien verstanden, bei denen jedem Spannungszustand ein eindeutig definierter Deformationszustand entspricht. Mathematisch Iäßt sich dies so formulieren, daß der Spannungstensor G,, (Tensor: = erweiterter Vektorbegriff), der Deformationstensor E und der Elastizitätstensor C:k%indeutig über die Beziehung miteinanderverknüpftsind.Bei einem triklinen System besteht der Elastizitätstensor aus 21 voneinander unabhängigen Komponenten, die sich unter der Annahme eines isotropen Systems (wie es für Gesteine vereinbart wird) auf zwei (sog. LAME'sche Konstanten p und T) reduzieren. Für praktische Anwendungen werden i. allg. die Konstanten E (Elastizitätsoder YOUNG-Modul), V (POISSON'sche Querkontraktionszahl) und G (Torsions- oder Schubmodul), die sich aus den LAME'schen Konstanten errechnen lassen (siehe SCHON 1983: 79), zur Charakterisierung der Elastizitätseigenschaften bevorzugt. Gesteine stellen aber keine ideal elastischen Körper dar. Folglich sind die oben angeführten Moduln nicht eindeutig bestimmt und hängen z.B. ganz entscheidend von der Deformationsgeschwindigkeit ab. Daher macht es einen Unterschied, ob man diese Konstanten über statische (längerfristige Krafteinwirkung) oder dynamische (kurzfristige Krafteinwirkung) Methoden mißt. Nach SCHON (1983: 351) soll man aufgrund der Abhängigkeit von der Verformungsgeschwindigkeit nicht von "dem statischen E-Modul" oder "dem dynamischen E-Modul" sondern vom "statisch bestimmten E-Modul" und vom "dynamisch bestimmten E-Modul" sprechen, wobei die jeweiligen Versuchsparameter (Belastungsgeschwindigkeit, Spannungszustand, Temperatur) anzugeben sind. Der "statische E-Modul" Iäßt sich aus den Spannungs-Dehnungs-Kurven bei Druck-, Zug- oder Biegebelastung errechnen. Gebräuchliche Verfahren zur Ermittlung des "dynamischen E-Moduls" sind das lmpulslaufzeitverfahren (direkte Laufzeitmessung von Ultraschallimpulsen) oder das Resonanzfrequenzverfahren (Frequenzmessung stehender Wellen). Beide Verfahren sind in Theorie und Praxis bei MlLlTZER & WEBER (1987) beschrieben. Eine neue Methode zur Bestimmung des "dynamischen E-Moduls" mit Hilfe des GRINDOSONIC-Meßgeräteswird in Punkt 3.3.5. vorgestellt. Die Ursachen für den Unterschied zwischen statisch und dynamisch bestimmtenModulnsind nach SCHÖN (1983: 356) folgendermaßen begründet: - Unterschiedliche Zeit der Spannungseinwirkung (tHa,>> t„): Bei statischer Beanspruchung treten elastische und inelastische, bei dynamischer Belastung nahezu nur elastische Verformungen auf. - Unterschiedliche Verschiebungsbetrage an Korngrenzen (E stat z E dyn): Nichtlinearität im Spannungs-VerformungsVerhalten sowie Gleitvorgänge an Kornkontakten können bei statischer Belastung relativ große, irreversible Deformationen hervorrufen. 3.3.4. Statisch bestimmter EyModul aus dem Biegezugversuch Aus den Spannungs-Dehnungs-Kurvendes in 3.3.2. beschriebenen Versuches zur Bestimmung der Biegezugfestigkeit an Gesteinsscheiben kann, nach WITTMANN & PRIM (1983), ein statischer E-Modul unter Anwendung nachfolgender Beziehung errechnet werden: Mit: F = f,, = d = a = b = V = i Auf den Belastungsringaufgebrachte Krafi [NI Durchbiegung der Scheibe [mm] Dicke der Scheibe [mm] Radius des Auflageringes [mm] Radius des Belastungsringes [mm] Poissonzahl (Annahme hier: V = 0,25) Die Größen a und b sind konstant, die Poissonzahl (als Maß der Querdehnung) wurde als konstant angenommen, die Dicke d ließ sich messen. Das zur Berechnung des E-Moduls noch fehlende Wertepaar (F, f,,) ergibt sich aus der o-E-Kurve. Die Durchbiegung f,, wurde dabei am Punkt 213*0„ (Tab. 16, Abb. 14) des jeweiligen Gesteins ermittelt, die zugehörige Kraft erhält man unter Bezugnahmeaufdie gemessene Bruchkraft Fbr.Bis zu diesem Punkt wurde die Verformung als reversibel betrachtet. Der errechnete statische E-Modul entspricht damit einem Sekantenmodul (WESCHE 1977: 73) mit den Durchgangspunkten (0,O) und (Fwdzy f,(„**). Tab. 17: Statisch bestimmter E-Modul der untersuchten Sand- steine Gestein Lindlarer Grauwacke (Iss) Lassburger Sandstein (Lss) Seedorfer Sandstein ( SC) i Heilbronner Sandstein (Lss) Velpker I Sandstein (/Iss) ss)i Velpker IISandstein ( In Tab. 17 sind die statisch bestimmten E-Moduln in ihren lntervallgrenzen aufgeführt. Man erkennt, daß diese selbst innerhalb eines Sandsteintypes stark schwanken können, eine Beobachtung, die sich in ahnlicher Weise bei SCHUH (1987: 25 ff.) findet. Größenordnungsmäßig stimmen die ermittelten E-Modul-Werte mit aus der Literatur bekannten Werten (z.B. SCHUH 1987, VILLWOCK 1966) überein. Die Abb. 14 zeigt in einer vergleichenden Darstellung das Verformungsverhalten der untersuchten Sandsteine bis zum Bruch anhand einzelner, repräsentativer Proben. D u r c h b i e g u n g f,, lmml Abb. 14: Spannungs-Dehnungs-Kurvender untersuchten Sand- steine bei einaxialer Biegebeanspruchung 3.3.5. Dynamisch bestimmter E-Modul mit dem GRINDOSONIC-Veriahren Die beiden klassischen Methoden zur Ermittlung des dynamisch bestimmten E-Modules sind das lmpulslaufzeitverfahren und das Resonanzfrequenzverfahren. Beim lmpulslaufzeitverfahren wird die Laufzeit der Transversal- und der Longitudinalwellen durch einen Gesteinskörper bekannter ~ ä n ~ e u beinen e r Ultraschallgeber und -empfänger direkt gemessen. Aus den daraus sich erqebenden Geschwindigkeiten vs und vplassen sich die ~ o d u i n E, V und G berechnen (MILITZER & WEBER 1987). Das Resonanzfrequenzverfahrenberuht auf der Analyse von Resonanzschwingungenstabförmiger Proben. Diese werden mit einem Sinusgenerator zu mechanischen Schwingungen angeregt, bis die Erregerfrequenz in etwa der Eigenfrequenz der Probe entspricht. Aus der Schwingungsdauer der Eigenfrequenz lassen sich die Wellengeschwindigkeitenund daraus wiederum E, V und G ermitteln (MILITZER & WEBER 1987, ROST 1982). Eine weitere Möglichkeit der E-Modulbestimmung bietet das GRINDOSONIC-Gerät der Fa. Lemmens-Elektronica in LöwenIBelgien. Dieses Instrument wurde an der Universität Löwen von Prof. Peters und Mitarbeitern entwickelt und war ursprünglich zur Härtebestimmung von Schleifscheiben gedacht. Zwischenzeitlich hat es aber auch Eingang zur EModul- bzw. Festigkeitsbestrmmungan anderen Werkstoffen gefunden (z.B. bei CHATRE, GOURLAOUEN & POIRSON 1978, bei GÖRLACHER 1984, bei DIALER et al. 1987). Vom physikalischen Prinzip her ist das GRINDOSONIC-Verfahren mit dem Resonanzfrequenzverfahren verwandt. Wird Günfher WElSS EI ngongssignal Grundschwingung -C- Elektronische Filterung Uberlagerung komplexer I - I D ~ g r f o l eA n z e i g e d e r d o p p e l t e n Srhwingungsdauer T in I p s l L T ~ Schwingungen Richtung der S c h wr n g u n g s a n r e g u n g Piezo - elektrischer Taster I Gesteinsprisma Abb. 15: Schematische Darstellung der Bestimmung des dynamischen E-Moduls mit dem GRINDOSONIC-Verfahren ein Körper durch einen Stoß, Schlag 0.ä. zu Schwingungen angeregt, so sind diese anfangs sehr komplex und hängen u.a. von der Art und Stärke der Anregung sowie von den physikalischen und geometrischen Eigenschaften des Körpers ab. Wird diesem jedoch durch günstige Auflagerbedingungen die Ausbildung einer freien Biegeschwingung erlaubt, dann stellen sich nach kurzer Zeit Eigenschwingungen ein. Mit dem GRINDOSONIC-Gerät ist es auf elektronischem Wege möglich, diese Eigenschwingung aus den z.T. noch vorhandenen und überlagernden Störschwingungen auszufiltern und ihre Schwingungsdauer zu bestimmen. Alsgünstige Körperfür die Messungen haben sich Prismen und Scheiben etwiesen, die allerdings gewissen geometrischen Abmessungen gehorchen müssen (bei Scheiben: Durchmesser/Dicke > 3,3; bei Prismen: LangeIHöhe z 3). DenAblauf der Messung zeigt die Abb. 15. Mit einem Hämmerchen wird ein Gesteinsprisma oder eine -Scheibe zu Schwingungen angeregt. Die Probe wird während der Messung auf einem weichen Schaumstoff gelagert. Damit erzielt man den gleichen Effekt, als ob sich die Auflager in den Schwingungsknoten befänden: Es können sich freie Biegeschwingungen entwickeln, ohne daß Eneraie an den Unterarund abaestrahlt wird. Die erzeugten ~ c h w i n ~ u n ~ s s i ~werden nale einem oiezo-elektrischen Taster aufaenommen und verstärkt. Nach Abklingen der ~ t ö r s c h w i n ~ u n ~öffnet e n sich ein elektronisches Gatter und gestattet acht Perioden des Eingangssignals, das Zeitgebergatterzu passieren. Aus diesem gefilterten Signal wird die Schwingungsdauer von zwei Schwingungen ermittelt und auf ein digitales Anzeigefeld in ps ausgegeben (GÖRLACHER 1984). Die Ermittlung des E-Moduls aus der Eigenfrequenz der Biegeschwingung erfolgt über eine komplexe Differentialgleichung (siehe SCHREIBER, ANDERSON & SOGA 1973: 88 ff.). Diese kann nur mit Hilfe numerischer Methoden gelöst werden, wobei folgende Parameter zu berücksichtigen sind: Länge, Dichte und Eigenfrequenz bzw. -schwingungsdauer der Probe, Radius der Kreisbewegung des Probekörpers senkrecht zur Schwingungsanregung, Formfaktor des angeregten Körpers (abhängig von seiner Form, Größe und Poissonzahl), weiterhin eine schwingungsartabhängigeKonstante (davon abhängig ob Grundschwingung oder ob "Obertöne" in Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 der Probe stattfinden), sowie die Dämpfung der1Eigenschwingung und die Aufnahme des Schwingungssignats über einen Piezo-Taster. Ein Teil dieser Faktoren ist beim GRINDOSONIC-Gerät bereits in Form von Konstanten zusammengefaßt, so daß der E-Modul einer Gesteinsprobe unter Kenntnis ihrer geometrischen Abmessungen, ihrer Masse und der gemessenen Schwingungsdauer in guter Annäherung berechnet werden kann. In ~orversuchenwurde zunächst die Abhängigkeit des mit dem GRINDOSONIC-Gerät bestimmten E-Moduls von äuße'ren Parametern, wie Temperatur, Feuchte, geometrischen Abmessungen und Einfluß der Schichtung untersucht. Die Temperaturabhängigkeit, die nur qualitativ erfaßt werden konnte, zeigt eine Abnahme des E-Moduls mit zunehmender Temperatur. Dies ist nach WESCHE (1977: 49) so zu erklären, daß bei höherer Temperatur, durch Wärmeschwingung der Moleküle und Atome, die Abstände zwischen den Bausteinen größer und daher die Bindungsenergien geringerwerden, was zu einer leichteren Verformbarkeit des Stoffes führt. Zur Ermittlung der Feuchteabhängigkeit wurden prismatische Gesteinsproben zunächst unter Vakuum mit Wasser vollgetränkt und anschließend unter normalen Laborbedingungen (T = i 22"C, rh = 30 %) getrocknet. Während desTrocknungsVorganges gelangte immer wieder die E-Modulmessung mit dem GRINDOSONIC-Gerät zur Anwendung. Die Abb. 16a-f demonstriert die jeweilige Abhängigkeit des EModuls von der aufgenommenen Wassermenge. Letztere ist als Sättigungsgrad (S) dargestellt, ersterer ist in bezug zum jeweiligen E-Modul im vollkommen trockenen Zustand (= E,) gesetzt. Jedes Gestein weist einen charakteristischen Sättigungsgrad auf (Spannweite von S = 0,l bei den beiden Varietäten des Velpker Sandsteins bis S = 0,5 bei der Lindlarer Grauwacke), unterhalb dem eine E-Modulmessung mit dem GRINDOSONIC-Gerät erst möglich ist. Liegt der Wassergehalt oberhalb dieses Wertes, dann dämpft das im Porenraum befindliche Wasser das Schwingungssignal so stark, daß es mit dem GRINDOSONIC-Gerät nicht mehr verarbeitet werden kann. Heilbranner 10 0 20 30 - . Sandstein 40 50 Sattigungsgrod 1% I E I E o /%I Velpker Sandrtrdn I 100 l a s s b u r g e r Sondztejn 100- P. D 95- 85 - 80 - 94 O . 71i- ' 70- - 0 65 0 . J 85 P = Probe P I P2 P3 " P4 4 1 li . U 80 - - = >0 .a 1 65 ,D-II: 1: Sdtttgungsgrad . llL Probe V 1 ' V3 1 1 0 I 2 I 4 I 3 I I 5 1 I + 6 7 8 S o t t i g u n g s g r o d 1% I 1% l E/FJ%I Z e e d o r f e r Sondstern 120 100 -.-*. Velpker J I Sondrtein - 90 80 - 10 ? '. 0 ' 0 - . . = Probe V1141 " U # 4.4 " " n 20 1 in. D " C S I 2 I 3 . A " 4 6 I 0 da* - I 1 I 5 I 6 I 7 1 I 8 I I - 9 1 0 S o t t i gungsgrßd I % ] Abb. 16: Abhängigkeit des dynamisch bestimmten E-Moduls in Abhängigkeit vom im Porenraum befindlichenWasser Ein Abfall des E-Modules als Funktion eines zunehmenden Wassergehaltesfälltfür alle untersuchten Sandsteine deutlich ins Auge. Beim Festigkeitsverhalten ist dieses Phänomen seit langem bekannt. So stellte HIRSCHWALD (1912) einen deutlichen Unterschied zwischen der Druckfestigkeit bei trockenen und nassen Probenfest und definierte daraus den sog. "Erweichungs-Coeffizienten". Bei SCHUH (1987: 26) wird die Erniedrigung des €-Moduls undder Druckfestigkeit auf die Schmierwirkung von dicken Wasseriilmen, insbesondere im Bereich der Tonminerale, zurückgeführt. Eine derartige Schmietwirkung ist aber nicht nur auf tonig gebundene Sandsteine beschränkt, da gerade der weitgehend tonmineralfreie und fast ausschließlich aus Quarz bestehende Velpker Sandstein beim E-Modul am empfindlichsten auf Wasser reagiert (Abb. 16 e,f). Anscheinend vermögen dicke Wasserschichten, die im Bereich der Kornkontakte eingelagert sind (hier kommen z.B. die langen und sehr schmalen Poren zwischen den Längsseiten benachbarter Körner in Abb. 13 a,b in Betracht), den Reibungswiderstand drastisch herabzusetzen. Sehr dünne Wasserfilme auf den Oberflächen hingegen können die Festigkeit u.U. sogar erhöhen (Mobilisierung zusätzlicher Kohäsionskräfte ?), wie das Beispiel des Velpker II Sandsteines zeigt. Hier steigt der E-Modul bei einem Wasseranteil von 0,03 Gew.% (entspricht einem Sättigungswert von 0,005) um bis zu 15 % gegenüber den vollkommen trockenen Proben an (Abb. 16f). Dieses Phänomen ist ebenso bei ZECH (1981: Abb. 34 36) beschrieben, der bei der Messung des dynamischen E-Modules an unterschiedlich feuchtegelagerten Zementsteinproben darauf gestoßen ist. Eine detaillierte Untersuchung dieses Effektes konnte im Rahmen meiner Arbeit allerdings nicht durchgeführt werden. - Um den Einfluß der geometrischen Abmessungen abzuschätzen, wurde die GRINDOSONIC-Messung an trockenen Gesteinsscheiben mit einem Durchmesser von 73,5 mm und einer Dicke von Ca. 10 mm und an trockenen Prismen mit 140 mm * 35 mm * 35 mm durchgeführt. Die Meßergebnisse sind in Tab. 18 aufgelistet. Zum Entscheid über einen signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten beider Meßreihen wurde der Student-t-Test herangezogen (siehe MARSAL 1979: 63 f.). BeimVelpker I Sandstein, beim HeilbronREN;Smdsteinund bei der Lindlarer Grauwacke sind keine signifikanm Unterschiede auf dem 99 %-Signifikanzniveau und bei zweiseitigemTest nachweisbar. Die anderen Gesteine zeigen eine mehr oder weniger ausgepragte Diskrepanz, die allerdings beim Lossburger und Seedorier Sandstein auf eine Abweichung von Ca. 10 % der jeweiligen Mittelwertebeschränkt bleibt. Der Unterschied der Mittelwerte beim Velpker II Sandstein ist wohl darauf zurückzuführen, daß die beiden Bereiche des Ge- Günther WElSS Tab. 18: Vergleich des mit dem GRINDOSONIC-G~~~~ dynamisch bestimmten E-Moduls an Scheiben und Prismen Gestein E-Modul von Scheiben E-Modul von Prismen 8 54,10 [kN/mm2] 1,02 [kN/mm2] 11 55,09 [kN/mm2] 1,70 [kN/mm2] P 8 M S 21,37 [kN/mmq 0,63 [kN/mrn2] 29 20,59 [kN/mm2] 0,95 [kN/mm2] P Lindlarer Grauwacke M S Signifikanter Untersch~ed 95 % S. nein 99 %S. nein 95 % S. ja 99 % S. nein 95 %C. nein 99 % S. nein 95 % S. ja 99% S. ja Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker l Sandstein P M 4 24,93 [kN/mmq 0,39 [kN/mmq S Velpker ll Sandstein P M S 6 - 8,35 [kN/mm2] 0,48 [kN/mm2] 11 25,39 [kN/mm2] 1,24 [kN/mmq 30 10,74 [kN/mm2] 1.17 [kN/mm2] C P : Anzahl der Probanden; M : Mittelwert der Messunuen; S : Standardabweichung 95% S. : 95% Signifikanzniveau; 99% S. : 99% ~i~nifikanzniveau steinsblockes, aus denen die Scheiben bzw. Prismen entnommen wurden, bereits primär unterschiedliche Verkittung der Körner untereinander und damit einen unterschiedlichen EModul aufwiesen. Insgesamt betrachtet kann man davon ausgehen, daß es sich bei dem mit dem GRINDOSONICGerät bestimmten E-Modul um eine Materialkonstante handelt, die weitgehend uhabhängig von der Probengeometrie bestimmt werden kann. Der Einfluß der Schichtung konnte an rechtwinkligen Sandsteinprismen, bei denen jeweils ein langes Seitenpaar parallel zu dieser ausgerichtet war, experimentell erfaßt werden (Ausnahme: VI). Sie wurden einmal parallel und einmal, durch Drehung um 90°, senkrecht zu ihrer Schichtung zu Schwingungen angeregt (vgl. mit Abb. 15), wobei in beiden Fällen der E-Modul gemessen wurde. Somit ergaben sich fur jede Sandsteinart zwei E-Modul-Meßreihen mit unterschiedlicher Schwingungsanregungsrichtung.Aus diesen wurden jeweils Mittelwert und Standardabweichuna berechnet. Zur Aufdekkung eines signifikanten ~nterschie;deszwischen den beiden Mittelwerten gelangte wiederum der Student-t-Test (99 % Signifikanzniveau, zweiseitiger Test) zur Anwendung. Bei keiner der fünf untersuchten Sandsteinarten konnte eine signifikante Abweichung der miteinander verglichenen Mittelwerte festgestellt werden. Folglich sind die Auswirkungen der schichtungsbedingten Anisotropie auf den mit dem GRINDOSONIC-Verfahren ermittelten E-Modul als vernachIässigbar einzuschätzen. Bei allen Meßwerten zum dynamischen E-Modul an Prismen, die in dieser Arbeit vorgestellt werden, handelt es sich daher um einen Mittelwert, gebildet aus einer Messung mit schichtungsparalleler und einer mit hierzu senkrechter Schwingungsanregung. Bei den Gesteinsscheiben bot sich die Möglichkeit an, neben dem mit dem GRINDOSONIC-Gerät gemessenen dynamischen E-Modul, zusätzlich die biaxiale Biegezugfestigkeit (siehe 3.3.2.) und aus dem Biegezugversuch den statischen E-Modul (siehe 3.3.4) zu ermitteln und die Werte miteinander zu korrelieren. Hierzu wurden die Meßdaten von 14 weiteren Sandsteinen, die Herr Dipl.-Geol. L. Sattler freundlicherweise zur Verfügung stellte, in die Untersuchung miteinbezogen. Sie sind in Abb. 17aufgelistet. IhreVorbehandlung (Trocknung bis Munchner Geowiss. Abh. (B) 9 zur Gewichtskonstanz bei 105°C) und ihre Dimensionen entsprachen den bereits besprochenen sechs Sandsteinen. Die Abb. 17 zeigt den Zusammenhang zwischen der biaxialen Biegezugfestigkeit und dem dynamisch bestimmten E-Modul (bei den eingezeichneten Punkten handelt es sich um Mittelwerte aus mindestens drei Messungen). Es ergab sich eine lineare Korrelation mit einem Korrelationskoeffizienten r = 0,94. Damit ist der bei Sandsteinen mit dem GRINDOSONICGerät gemessene E-Modul ein aussagekräftiger Anhaltspunkt über das zu erwartende Festigkeitsverhalten. Ähnlich positive Erfahrungen mit der indirekten Festigkeitsbestimmung mit Hilfe des dynamischen E-Moduls haben ODLER & HINRICHSMEYER (1985) gemacht, allerdings nicht mit dem GRINDOSONIC-Gerät an Naturstein, sondern mit der Resonanzfrequenzmethode an Proben aus Zementmortel. In Abb. 18 ist der jeweilige dynamisch bestimmte gegen den statisch bestimmten E-Modul aufgetragen (wiederum Mittelwerte aus mindestens drei Messungen). Die Numerierungder Punkte entspricht derjenigen in Abb. 17. Wären Gesteine ideale elastische Medien, dann müßten die auf unterschiedliche Art und Weise ermittelten E-Moduln zusammenfallen und auf einer Linie liegen. Aus den bekannten Gründen (siehe 3.3.3.) tun sie dies aber nicht; in der Regel sind die dynamisch bestimmten E-Moduln höher als die statisch bestimmten, da bei ersteren im wesentlichen nur reversible elastische Verformungen auftreten, während bei letzteren immer plastische Deformationen mitbeteiligt sind. Dieser Annahme gehorchen auch die dynamischen E-Modulwerte der meisten untersuchten Sandsteine. Lediglich Proben, die einen hohen Anteil an tonigem oder karbonatischemBindemittel haben (Lindlarer Grauwacke, Heilbronner Sandstein, Schleeriether Sandstein, Maulbronner Sandstein, Soester Grünsandstein) weichen davon ab, evtl. durch eine dadurch bedingte hohe Dämpfung der Schwingung verursacht. Einige der erwähnten Probenwurden wegen der starken Abweichung auch nicht in die Abb. 18 aufgenommen. Trotzdem ergibt sich zwischen den aus dem Biegezugversuch bestimmten statischen und den mit dem GRINDOSONIC-Gerät bestimmten dynamischen E-Moduln ein Korrelationskoeffizient von r = ~usammeiihai~g Dynamischer E-Modu 1 - B iegezugfest igke i A tu' 40 -- E :35 -h L - 3 0 -- ? 25 -- .L * ai C vl 1 Burgsandstein (SchloB Weißenstein) Schoppei Sandstein V e l ~ k e Ir I S a n d s t e i n Wucher S a n d s t e i n 5 Rbthener Sandstein 6 G o t l a n d S a n d s t e i n (m) 7 nildeshevoer Sandstein B B b e n h e i d e r Sandstein 9 Xaulbmnner Sandstein, g e l b I0 W U B t e n r e l l e r S a n d s t e i n 11 Obarnlrirchensr Sandmtein 1 2 N o l s e e e e s n d a t e i n ( S t . M q a r e r n e n , Ce) 13 Seedorfer Sandstein 14 S c h l e e r i e t h e r Sandstein I 5 X e ~ l b r a m s rS s n d s e e l n 1 6 L o ~ a b u m e rS a n d ~ t e i n I 7 V e l ~ k e Ir S a n d s t e i n I 8 Gnfnsandatein (St.Th-s Xirche, Soest) 19 G r f i n e a n d s t a i n ( W ~ s s & i r c h s , S o e s t ) 20 L l n d l a r s r G r a w a c k e ai 'C, 2 20 -- J 4 3 i\I 0, ai 4i 15 -10 -- 5 -0 -I 0 I I 20 10 I 30 I I I C 40 50 60 D y n a m ~ s c h e rE - M o d u l l k ~ / r n r n ~ l Abb. 17: Zusammenhang zwischen dem mit dem Grindosonic-Gerät dynamisch bestimmten E-Modul und der Biegezugfestigkeit (die eigenen Proben sind unterstrichendargestellt) >tu, 7n o u s S C H Ö N (19831 Abb. 18: Zusammenhang zwischen dem statisch und dem dynamisch bestimmten E-Modul 0,96(Regressionsgerade in Abb. 18 nicht eingezeichnet). Die E-Modulwerte der hier näher untersuchten Sandsteine sind in Tab. 19 zum besseren Vergleich nochmals in ihren Intervallgrenzen zusammengefaßt. Es ist deutlich zu erkennen, daß die mit dem GRINDOSONIC-Verfahren ermittelten dynamischen E-Moduln innerhalb einer Sandsteinart viel weniger streuen, als die sich aus dem Biegezugversuch ergebenden, statischen E-Moduln. Bei einem homogenen Material kann man, wie vielfache Wiederholungsmessungen an ein und denselben Proben gezeigt haben, von einem Meßfehler < 2 % bei der Bestimmung des dynamischen E-Moduls mit dem GRINDOSONIC-Gerät ausgehen. Die ausführlichen Untersuchungen zum dynamischen EModul dienten letztlich auch dem Zweck, den Einsatz des GRINDOSONIC-Gerätesfür Gefügeuntersuchungenim Rahmen von Verwitterungssimulationsversuchen (siehe Kap. 5 Günther WElSS Tab. 19: Vergleich des an Gesteinsscheibendynamisch und sta- tisch bestimmten E-Moduls Gestein Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker I Sandstein Velpker II Sandstein E, 83000 - T00000 19000 - 24000 12000 - 18000 23000 - 34000 13000 - 28000 1000 - 4000 E++ 53000 - 55000 21 000 - 22500 15500 - 16500 20750 - 22000 24500 - 25500 7000 9000 - und 6) zu prüfen. Folgende Punkte ließen hierfür eine positive Beurteilung zu: - Der mit dem GRINDOSONIC-Gerätermittelte dynamische E-Modul hat sich (unter den in 3.3.3. besprochenen Vorbehalten) als Materialkonstante erwiesen, die in enger Beziehung zum statischen E-Modul und zur Gesteinsfestigkeit steht. Voraussetzung für die Vergleichbarkeit der Meßergebnisse sind allerdings gleiche äußere Bedingungen (Temperatur, Feuchte) sowie eine Probengeometrie, die die Ausbildung einer freien, ungestörten Biegeschwingung zulassen. - Das Meßgerät ist einfach zu handhaben, liefert reproduzierbare Ergebnisse mit hoher Genauigkeit, benötigt pro Messung nur wenige Sekunden Zeit und hat den großen Vorteil, daß es zerstörungsfrei arbeitet. , 3.4. Vefiormungseigenschaften unter hygrischer und thermischer Beanspruchung Die Verformung eines in den Mauerverband eines Bauwerks eingefügten Natursteins kann auf mehrerenWegenvonstatten gehen, z.B. über gebäudebedingte Spannungen (statische Belastungen)oder über Verwitterungsprozesse,wie die Eisbildung oder die Salzkristallisation bzw. -umkristallisation im Porenraum des Gesteins. Daneben genügt aber bereits jede Variation der Umweltparameter Feuchte und Temperatur, die sich durch das Wiiierungsgeschehen und den Tag-NachtZyklus ständig ändern, um eine makroskopisch nicht sichtbare Gestaltsänderung eines Natursteins in Gang zu setzen. Daraus resultieren, zumindest für die oberflächennahen Bereiche eines Natursteinkörpers, Ermüdungseffekte im Gesteinsmaterial, die den Zerfall vorantreiben (SNETHLAGE 1984, KRAUS 1988). Die Einflüsse der Feuchte undTemperatursind als Wegbereiter für die Frost- und Salzverwitterung aufs engste mit diesen beiden Verwitterungsarten verknüpft. 3.4.1. Hygrische Längenänderung Kommt ein trockener Naturstein in Kontakt mit Wasser, sei es im flüssigen oder dampfförmigen Aggregatzustand, dann erfährter eine Ausdehnung. Dieses Phänomenwurde erst inden letzten Jahrzehnten erkannt, so daß bis heute nur wenige systematische Arbeiten darüber existieren (NEPPER-CHRISTENSEN 1965, FELlX 1983, SCHUH 1987). Die Gr~ßenordnung,in der sich die "hygrische Längenänderung" oder "Quellung" bewegt, liegt bei Sandsteinen, unter Zugrundelegung der Meßwertevon FELlX (1983) undSCHUH (1987), zwischen 100 und4000 pmlm (Eintauchen in Wasser). Für einen Feuersteinsowie einen skandinavischen Basalt gibt NEPPER-CHRISTENSEN (1965) Werte von maximal 100 bzw. 300 pm/m an (Lagerung bei rh = 100 %). Für Granit bzw. Marmorfindensich bei SNETHLAGE (1984: 79) Größenangaben von 40 bis 900 pmlm bzw. 100 bis 250 pmlm. Die physikochemischen Ursachen der hygrischen Dehnung sind noch nicht bis ins Detail geklärt. Im allgemeinen wird die Quellung eines Natursteins als eine komplexe Funktion seiner Porenstruktur und seiner am Gefügeaufbau beteiligten Mineralphasen angesehen. Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 SCHUH (1987) miM den im Sandstein enthaltenen TontWnelen (überwiegend Illit, Chlorit, Kaolinit) eine besondere Bedeutung zu. Tonminerale haben das Bestreben, Wassermoleküle an ihren Oberflächen anzulagern, bis ein geschlosCener Wasserfilm entsteht. Steht mehr Wasser zur Verfügung, dann soll, nach SCHUH (1987), durch osmotischen Druck weiter Wasser zwischen die Tonpartikel gesogen werden. Dadurch vergrößern sich die gegenseitigen Teilchenabstände. Den Messungen von SCHUH zufolge besteht zwischen dem'Ausmaß der hygrischen Dehnung und dem Tongehalt eines Sandsteins ein direkter Zusammenhang. Neben den Tonmineralen müssen aber zusätzlicheEffekte bei der hygrischen Längenänderung mitspielen, wie die oben aufgeführten Werte für tonmineralarme bzw. -freie Gesteine wie Basalt, Granit, Marmor und Feuerstein beweisen. Noch komplexere Vorgänge laufen ab, wenn anstelle des Wassers Elektrolytlösungen im Porenraum eines Sandsteins zirkulieren, was bei einem Bauwerk fast immer der Fall sein dürfte (vgl. KRAUS 1985: 144 ff.). Je nach der lonensusarr;l* mensetzung der Lösung kann dann die dem Stein zueigene hygrische Längenänderungreduziertodererhöhtwerden (frdl. mdl. Mitt. durch Herrn Dr. Wendler). Salze, die in den Oberflächenzonen eines Natursteins angereichert sind, können wegen ihrer Hygroskopizität ebenfalls die Quellung stark bea einflussen (KRAUS 1988). Einflüsse, die auf Salze und die damit verbundenen Lösungen zurückgehen, konnten bei den eigenen Untersuchungen zur hygrischen Dehnung nicht berkksichtigt werden. Zur Ermittlung des Quellverhaltens wurden hiervon jeder Sandsteinart drei Zylinder (035 mm, h Ca. 60 mm) für 24 h (im Falle der Lindlarer Grauwacke für 72 h) in aufrechter Stellung in entionisiertes, Ca. 20°C warmes Wassergestellt. Die Feststellung des Längenänderungsbetrageserfolgte, in Anlehnung an den Versuchsaufbau von SCHUH 11987), mittels Dehnunasmeßstreifen (Meßlänge 10 mm), die über einen ~~ezialkleber fest mit dem Stein verbunden waren. Deren spezifische Widerstandsänderung konnte über eine Wheatstone'sche Brückenschaltung (hier als Halbbruckenschaltung,wobei ein auf einen Glaszylinder aufgeklebter Dehnungsmeßstreifen als Vergleichswiderstand diente) mit einem digitalen Dehnungsaufnehmer DMD 20 der Fa. Hottinger-Baldwin Meßtechnik GmbH erfaßt werden. Zugleich bestand über einen angeschlossenen X-T-Schreiber die Moglichkeit, den zeitlichen Verlauf der Dehnung zu registrieren. Zur Kontrollewurde die Quellung gleichzeitig mit einer mechanischen Meßuhr (Genauigkeit 111000 mm) über die gesamte Probenlänge gemessen. In Tab. 20 sind die Endwerte der hvgrischen Dehnung bei Beendigung des Versuches festgehalten. Abb. 19 vergleicht die beiden Meßmethoden zur Bestimmung der Länqenänderung. In Abb. 20 ist der zeitliche Verlauf der Quellung dargestellt. Die Ausdehnung der untersuchten Sandsteinproben betrug 100 bis 1500 pmlm (Tab. 20) und liegt damit innerhalb der von FELlX (1983) und SCHUH (1987) für Sandsteine festgestellten Grenzen. Die Bedeutung des Tonmineralanteils für den Endbetrag der Quellung wird auch hier sehr deutlich. Der Heilbronner Sandstein mit dem höchsten Tonmineralanteil (Tm.) am Bindemittel (ca. 14 %, vgl. mit Tab. 1) besitzt, unter den oben angegebenen Versuchsbedingungen, mit ca. 1400 pm/m die größte hygrische Dehnung E ,. Gestaffelt nach ihrem abnehmenden Tongehalt folgen dann der Seedorfer Sandstein (Tm. = 9 %, e h= 1300 pm/m), die Lindlarer Grauwacke (Tm. = 8 %, E,,= 830 pmlm), der Lossburger Sandstein (Tm. = 6 %, E,, = 720 pmlm), der Velpker II Sandstein (Tm. = 4 %, E~ 550 prnlm) und der Velpker I Sandstein (Tm. = 1 %, eh* 160 pm/m). Tab. 20: Hygrische Dehnung der untersuchten Sandsteine bei 24(72)-stündiger Wasserlagerung Gestein Pr. I *Lindlarer Grauwacke DMS M #Lossburger Sandstein DMS M #Seedorier Sandstein DMS M #HeilbronnerSandstein DMS M #Velpker ISandstein ') DMS #Velpker I1 Sandstein DMS Pr.2 Pr.3 815 843 808 683 836 806 752 545 697 594 694 584 1332 1113 1254 1071 1263 1106 1418 1278 1493 1402 1304 1320 155 102 220 484 450 727 Alle Angaben in pmlm und - mit Ausnahme von Schichtung gemessen DMS = Meßwert über Dehnungsmeßstreifen Meßwert über mechanische Meßuhr M * Endwert nach 72-stündiger Lagerung # Endwert nach 24-stllndiger Lageruwg - hygrischen Längenänderung, die einmal über eine mechanische Meßuhr über die gesamte Probenlänge, und einmal über Dehnungsmeßstreifen auf einer Meßlänge von 10 mm, bestimmt wurden (Abb. 19). Bei den beiden Varietäten des Velpker Sandsteins hingegen war mittels der Meßuhr kaum eine Ausdehnung festzustellen; die betreffendenMeßwerte fehlen daher inTab. 20. Die UrsachefürdiesesVerhaltenkönnte u.U. darin liegen, daß der Velpker Sandstein nicht in der Lage ist, den zur Bewegung des Meßstiftes nötigen Quelldruck aufzubauen. 3.4.2. Thermische Längenänderung Bei Erwärmung nimmt die Amplitude der schwingenden Moleküle zu, ihr gegenseitiger Abstand vergrößert sich, und der Festkörper erfährt eine Ausdehnung. Bei Abkühlung verläuft dieser Prozeß in der umgekehrten Richtung. Zwischen der Längen- und der Temperaturänderung gilt folgende Gesetzmäßigkeit: senkrecht zur 5 Die zeitliche Entwicklungder Quellung kann der Abb. 20 entnommen werden. Alle untersuchtenGesteine zeigen ein ähnliches Verhalten. Nach einer zunächst in erster Näherung linear verlaufenden Ausdehnung verlangsamt sich der Quellvorgang und nähert sich asymptotisch einem Gleichgewichtszustand an. So weisen der Seedorfer, Lossburger und Velpker I Sandstein bereits nach 2 h mehr als 80 % der nach 24 h erreichten Enddehnung auf. Der Heilbronner Sandstein erreicht diesen Zustand nach 5 h, beim Velpker II Sandstein dauert dies 8 h. Bei der Lindlarer Grauwacke halt die Phase des linearen Quellens Ca. 48 h an, ehe nach 72 h in etwa ein Gleichgewichtszustand erreicht ist. Dieser Wert ist in Tab. 20 anstelleder24 h-Quellungaufgelistet. Der Kurvenverlauf beim Heilbronner Sandstein laßt vermuten. daß hier die hvarische Dehnung nach 24 h ebenfalls noch nicht gänzlich abg&hlosSen ist. Da diese Messunaen aber nur als Vorversuch. im Zusammenhang mit der wasserlagerung für die daran'anschließenden Frost-Tauwechsel-Simulationsversuche, ausgerichtet waren, wurde auf eine genauerestudiedes Langzeitquellverhaltens verzichtet. Bei den Sandsteinen mit nennenswerten Tonrnineralanteilen ergibt sich eine gute Korrelation zwischen den Werten der Mit: AL = Längenänderung [m] L, = Länge des Körpers im Ausgangszustand [m] AT= Temperaturdifferenz zwischen Ausgangs- und Endzustand [K] a = Längenausdehnungskoeffizient[K-'1 Nach HARVEY (1967) habenversuche an Gesteinen gezeigt, daß die Dehnung (Zusammenziehung) in Abhängigkeit von der Temperatur, nicht exakt linear sondern kurvenförmigverläuft. In erster Näherung darf aber eine Linearität angenommenwerden, man spricht dann vom "mittleren Längenausdehnungskoeffizienten". Die experimentelle Bestimmung des thermischen Längenänderungskoeffizientena erfolgte wiederum mit Hilfe von Dehnungsmeßstreifen. Die Meßanordnung (Wheatstone'sche Brückenschaltung, Halbbrücke, Duranglas als Referenzkörper) entsprach der für die hygrische Dehnung. Die Proben zur Ermittlung der thermischen Längenänderung waren mit den Proben zur Ermittlung der hygrischen Längenänderung identisch. DieTrocknungder Sandsteinefandjeweils mehrereTage lang im Trockenschrank bei einer Temperatur von 50°C statt. Von zwei Sandsteinarten standen zusätzlich mehrere Proben zur Verfügung, die bei 105°C getrocknet worden waren. Um eine Feuchteaufnahme aus der Luft nach der Entnahme aus dem Wärmeschrankzuverhindern, wurden die Gesteinszylinder im ergleich der mit unterschiedlichen Meeethoden ermittelten hyqrischen Dehnunqen 1600 1400 ." " ," bestimmt lom I 500 1 800 r = U. YWJ 700 800 S O 1000 1100 1200 1539 Hygrische Dehnung mit M e m r bestimmt [p/ml 1400 1500 Abb. 19: Vergleich der über unterschiedliche Meßmethoden ermittelten hygrischen Dehnung an Sandsteinen Abb. 20: ZeitlicherVerlauf der hygrischen Dehnungan Sandsteinen bei Unterwasserlagerung Günther WEIS5 I (thernische Dehnung Lindlam 'Grauwacke" i G e m m e linwre RmiehnirFF;kceffizienten , Probe 1 ' a = 8 . 7 5 r 0 . 1 9 m K Probe 2 a = 9 49 t 0.12 PnmK Probe 3: U = 9.00 t O.U >in/ Probe 4 . U = 9.87 t 0 16 PIW Mische Dehnung -300 ipnm1 Ihernische Dehnung iwn1 1 Gmessene lineare Ausdehnungslmeffizisntsn: Pmbe 1: a = 9.R t 0.24 PWUK Pmbe 2: a = 9.m t 8.11 PWnK Pmbe 3: r = 9.05 t 8.11 ~wnK Pmbe 4: r = 10.31 t 8.10 wnK t 2 a -so01 233 2<u 253 263' Ieiiperatur iK1 273 283 293 b 233 243 2 s 253 Tewratur CKI 273 283 a 3 273 283 293 283 rn I~hernischeDehnung Lindlarer "6rauuacke"i Gemessene lineiire Awdehnuwkoeffizienten Pmbe 1: U = 10.80 t 0.14 W & Pmbe 2: a 10.44 t 0.U ~ w r ä Pmbe 3 . a 11.49 ? 0.20 ywnK Genenene lineare RusdehnurFF;lmeffizienten: Probe 1: n = 10.68 t 0.15 PWnK Probe 2 : r = 10.90 0.19 PninK Probe 3. K = 10.15 :0.13 PwnK -- + 3 1 243 253 E3 Ienperatur [KI /~herniscbeDehnung Heilbmnner Sst. -M-- Geneccene lineare Rusdehnungskoeff tetenten Pmhe 1: U = 11.17 0 . l lwnK -m-~ m t e2: a = 11.68 r 0.1 P ~ Pmbe 3: u = 11.11 10.14 w n K -300.- ' Probe 1: a = 9 . 6 7 t 8 . 1 3 ~ n / * K Probe 2: U = 0.26 t 0.12 )in/& Probe 3. U lß 47 1 0.16 )*i&K - K Dehnins t)nm1 -408- +Xi!-- m-e 3. 1 2 -7d 233 243 rn -6mJ263 Ienperatur CKI 273 283 293 f 233 243 253 263 Ienperatur iK1 273 llhernische Dehrung Velpker 11-Sst. Gmssene Lineare Ausdehmngskoeffizieaten Probe 1. U = 11.85 t 8.38 13ivnK Pmbe 2: a = 12.38 t 0.38 ymK ~ m b e3 a = 10.85 t 8.20 P W ~ K Dehnung twnl 3 1 2 9 X3 E3 263 Ienperatur CKI 273 283 293 h 233 243 253 E3 W 283 293 Ienperaiur CK1 Abb. 21: Thermische Dehnung der untersuchten Sandsteine im Temperaturbereichvon +20°Cbis -30°C(Gesteinevon Abb. 21a und 21 b bei 105°C , alle anderen bei 50°C getrocknet) Münchner Geowiss. Abh. (B) 9 Exsikkator akekühlt und anschließendin feuchteundurchlässige Polyäthylentütchen eingepackt. Alle Sandsteinproben kamen dann zusammen mit einem Referenzkörper aus Glas in einen Temperaturprüfschrank VMT 140 der Fa. Heräus Vötsch, der über einen computergesteuerten TemperaturzykluS(siehe 5.3.) von +20°C auf -30°C abgekühlt wurde. Die dabei auftretende Verkürzung des Sandsteins wurde mit einem X-T-Schreiber aufqezeichnet. Um jeder Längenänderungdie zugehörige ~ e m ~ e r a tzuordur nen zu können. maß ein an der Sandsteinoberfläche befestiqtes Pt-100-Widerstandsthermometer die Temperatur, der& kontinuierliche Registrierungmit einem zweiten X-T-Schreiber möglich war. Unter Berücksichtigung der Eigendehnung des Glaszylinders(a„, = 3,25 * 10-6K-l) erhält man die Diagramme der Abb. 21. Die Steigungender sich ergebenden Geraden entsprechen den mittleren Längenausdehnungskoeffizienten a. Der Mittel andsteinart in Tab. 21 angegeben. Tab. 21: Mittlere thermische Längenausdehnungskoeffizienten der untersuchten Sandsteine Gestein Trocknuna bei 506 Lindlarer Grauwacke Lossburger Sandstein Seedorfer Sandstein Heilbronner Sandstein Velpker l Sandstein Velpker ll Sandstein 10,6a1@E K-' 10,9*106K-l. 11,3*106K1 9,5*10" K 1 11,7*106K-I 13,2*106 K-I Trocknung bei 1050~ 9,3*106 K-' 9,9*106 K-I P P P Die Werte für a reichen von 9,3*106 K1bis 13,2*10+ K-I und stimmen damit mit denen bei SCHUH (1987) überein, der für seine Sandsteine ein Intervall von 7,6*l 0-6bis l2,3*l W6 K-' angibt, sowie mit denen bei PESCHEL (1983), mit Wertangaben für Sandsteine zwischen 9,0*106 und 13,3*10-6K-l. Die Temperaturabhängigkeitfüra,wiesieSCHUH (1987) irnTemperaturbereich zwischen -20% und c60°C festStellt, ließ sich nicht beobachten. Den Einflu43 der Feuchte, die nach SCHUH (1987) zu einer Erhöhungdes Längenausdehnungskoeffizienten führt, spiegeln die Meßergebnisse am Lossburger Sandstein und an der Lindlarer Grauwacke wider. Hier haben die Proben, die nur bei 50°C getrocknet wurden (damit noch Reslfeuchtevorhanden) gegenüber den bei 105°C getrockneten Proben ein um ca. 1*10-6K-' hoheres a. Reine Quarzsandsteine, wie z.B. der Velpker Sandstein, zeigen bei gleicher Temperaturdifferenz eine größere AusdehTab. 22: Lineare Ausdehnungskoeff izienteneiniger für Sandstei- ne bedeutender Minerale I Mineral Quarz') Mikroklin21 Orthoklas2) AnorthiV Calcit1) Dolomit1' Goethit1] Harnatitl) GlirnmeP Kristallsystem %3 //a % 0133 //b [ in 1 0 W 1 ] //C trfgonai triklin monoklin triklin trigonal trigonal rhombisch trigonal monoklin a,b,c kristallographischeAch~en ') aus DREYER (1974) )' berechnet aus den Angaben von CURK (1966) berechnet ausden Anaaben von TOULOUKIAN ET AL. (19i'i) . . aus CORRENS (1968) " nung als tonig gebundene Sandsteine, wie z.B. der Heilbronner Sandstein. Dies dürfte einmal mit der Zusammensetzung der Sandsteine und damit mit den Längenausdehnungskoeffizienten der Einzelminerale (Tab. 22) zu erklären sein: Quarz hat gegenüber anderen Mineralen, wie z.B. Feldspat, relativ hohe a-Werte (in nichtkubischen Kristallen ist a richtungsabhängig!). Zum zweiten dürfte die Kornbindung von Bedeutung sein: Tonpartikel, die zwischen Quarzkörnern eingelagert sind, werden bei deren thermischen Ausdehnung sicher nicht starr, sondern elastisch reagieren, und damit den a-Wert des Gesamtgesteins abmindern. Die Bestimmung von a ist insbesondere für die Temperaturverwitterung und in Zusammenhang mit dem Einsatz von Restaurierungsmörtel bei der Sanierung von alter Bausubstanz aus Naturstein von Bedeutung. 3.5. Thermophysikalisches Verhalten Das Gefrierenvon Wasser bzw. die Kristallisation von Salzen im Porenraum ist an bestimmte Temperaturen gebunden. Im ersten Fall müssen sie unterhalb von 0°C liegen, im zweiten Fall begünstigen i.allg. höhere Temperaturen die Salzbildung, weil dann das Porenwasser verdunstet und die Salze aus den zurückbleibenden übersättigten Lösungen ausfallen. Die Dynamik, mit der dieseVorgänge ablaufen, häng1u.a. von den thermophysikalischen Eigenschaften eines Gesteins ab. Sie bestimmen, jnwieweit und wie schnell ein Gestein in der Lage ist, auf eine Anderung des Umweltparameters Temperatur zu reagieren. Das thermophysikalischeVerhaltenporöser Materialien ist ein sehr komplexes Thema, das hier nur kurz angeschnitten werden kann. Für eine weiterführende Betrachtung dieses Sachgebietes in seiner Bedeutung für die Belange der Bauphysik empfiehlt sich JENISCH (1985). Der Wärmeaustausch zwischen zwei unterschiedlich temperierten Körpern oder Medien erfolgt über Strahlung, Konvektion undWärmeleitung. DieWärmeabgabevonder Lufian das Gestein bzw. der umgekehrteVorgang wird auch als Wärmeübergang bezeichnet (JENISCH 1985). Die direkt von der Sonne eingestrahlte Energie beträgt außerhalb der Atmosphäre 1,4 kW/m2(Solarkonstante). Beim Auftreffen der die inlische Lufthülle durchdringenden Strahlung auf eine Natursteinoberfläche wird ein Teil davon absorbiert, der restlicheAnteil wird reflektiert. Je dunkler ein Gestein ist, ein umso höherer Anteil der einfallenden Energie wird absorbiert. Die Eigenfarbe eines Natursteins steuert demnach den Grad der Aufheizuna seiner Oberfläche. In diesem Zusammenhangsind auch die schwarz-grauen Schmutzkrusten auf den Naturwerksteinen in unserer urbanen Atmosphäre zu nennen, die das Absorptionsverhalten der steinoberfläche nachhaltig beeinflussen können. Konvektionsströmungen, die immer mit einem Stoffaustausch einhergehen, haben für Natursteinfassaden wohl nur untergeordnete Bedeutung. Denkbar sind hier z.B. kreislaufartige Austauschvorgänge zwischen der Porenluft und der freien Atmosphäre. Die Wärmeleitung innerhalbvonfesten Stoffen beruht nach SCHON (1983) auf dem Wärmetransport durch freie Elektronen undauf dem Wärmetransportdurchdie in das Kristallgitter einqebundenen Atome, wobei letzterer bei den Silikaten fast aus&hließlich dominiert, was die gegenüber den Metallen schlechte Warmeleitfähiakeit der Gesteine erklärt. Eine wichtige thermo{hysikalische Kenngröße ist die spezifische Wärmekapazität C_. Sie ist eine Materialkonstante.die angibt, wieviel wärmeen&rgie zugeführt oder entzogen werden muß, um 1 kg eines Stoffes um 1 K zu erwärmen oder abzukuhlen. Ihre Einheit ist J*K-'*kg-I. Je größer die spezifische Wärmekapazität C, ist, umso mehr Energie muß dem- nach zu- oder abgeführt werden, um Temperaturänderungen Tab. 23: Spezifische Wärmekapazität C und Wärmeleitfähigkeit R von Sandsteinen, Mineralen und ~orenhhalten zu bewirken. Ein anderer Stoffparameter, der den Wärmetransport charakterisiert, ist die Wärmeleitfähigkeit X.Sie drückt aus, wie gut c~ h die Wärmeübertragung innerhalb eines Materials erfolgt und [kJ*kg-l*K-l] [W*m-l*Ki] hat die ~enennungw * ~ - I * K -Bei ~ . anisotropen toffen ist h Gesteine:') richtungsabhängig. Bucher Sst. Bei Gesteinen mit einer kleinen spezifischen WärmekapaMaulbronner Sst. zität C, und einer großen ~ärmeleitfahi~keit h ist demnachdie Obernkirchener Sst arößte Tiefenwirkuna atmosphärischer TemperaturschwanNeubrunner Sst. kungen zu erwarten: eben' der ~ineralzus~mmensetzun~ werden die Größen C, und h ganz entscheidend von der Minerale:2) Porosität, von der Porengeometrie und vom Poreninhalt (Luft, Quarz Wasser, Eis) geprägt (SCHON 1983: 294). Der Poreninhalt Albit Anorthit vergrößert den Wert der spezifischen Wärmekapazität, da die Orthoklas spezifischen Wärmekapazitätenvon Luft, Wasser und Eis z.T. Muscovit deutlich höher liegen als die spezifische Wärmekapazität der Tonminerale umgebenden Gesteinsmatrix (Tab. 23). Die Wärmeleitfähigkeit wird bei zunehmender Porosität, wegen der schlechten P~reninhalte:~) Wärmeleitfähigkeit der Luft, verringert. Dichte Gesteine wie Luft (0°C) Granit und Marmor reagieren daher tiefgründiger auf Tempe- Wasser (0°C) raturänderungen als z.B. ein poröser Sandstein. Eis (0°C) In Tab. 23 sind einige Beispiele für cp und h an Mineralen, Poreninhalt und an einigen Sandsteinen aufgeführt. Eigene Bestimmungen zu C, und h konnten mangels geeigneter Versuchseinrichtungen nicht angestellt werde& Die in Tab. 23 für Sandsteine aufgeführten spezifischen Warmekapazitäts- und Wärmeleitfähigkeitswerte lassen aber vermuten, daß beide Parameter innerhalb dieser Gesteinsgruppe im trockenen Zustand wenig streuen. Unterschiedliche Erwärmung und Wärmeleitung werden bei den Sandsteinen damit hauptsächlich von der Porositat und durch den Füllungsgrad der Poren mit Wasser bestimmt. 3.6. Zusammenfassung der Ergebnisse zur Ermittlung der gesteinsphysikalischen Parameter An fünf Sandsteinarten (Lindlarer Grauwacke, Lossburger Sandstein, Seedorfer Sandstein, Heilbronner Sandstein, Velpker Sandstein) wurde mit dem "Rüstzeug" der in der Materialprüfung üblichen Methoden eine vielzähl gesteinsspezifischer Parameter bestimmt. Im einzelnen handelt es sich um mineralogische und Gefügeeigenschaften (siehe 3.1 .), um porenraumbezoaene Merkmale (siehe 3.2.) sowie um ~enngkßen,die das ~ e s t i ~ k e i tund s - ~&formun~.&erhalten unter mechanischer, hygrischer und thermischer Beanspruchung beschreiben (siehe 3.3.. 3.4.). ') aus SNETHLAGE (1985) 2, aus SCHÖN (1983) schen E-Moduls vorgestellt. Unter Einhaltung gleichbleibender Versuchsbedingungen (Temperatur, Feuchte) erhält man damit eine Materialkonstante. die sowohl mit dem statisch bestimmten E-Modul als auch mit der Biegezugfestigkeit sehr aut ., korreliert. Die beiden letztaenanntenGrößenwurden dabei an Gesteinsscheiben mit einer noch wenig verbreiteten Meßmethode nach WllTMANN & PRIM (1983) ermittelt. Mit dem GRINDOSONIC-Gerät steht ein ideales Instrument zur fruhzeitigen Aufspürung von Gefügeveränderungen im Zuge von Vetwitterungssimulationsversuchen zur Verfügung. Die zur hygrischen und thermischen Längenänderungdurchgeführten Untersuchungen bestätigen im wesentlichen die Ergebnisse von SCHUH (1987). So Iäßt sich bei der hygrischen Dehnung eine direkte Abhängigkeit des Quellbetrages vom Anteil der im Sandstein enthaltenen Tonminerale beobachten. Bei der thermischen Längenänderungvermindern die Tonminerale in den tonhaltigen Sandsteinen im Vergleich zu reinen Quarzsandsteinen dagegen den thermischen Längenänderungskoeffizientena. Den gegenteiligen Effekt bewirkt im Porenraum eingelagerte Feuchte, die den thermischen Längenänderungskoeffizienten a erhöht. Überlegungen zum thermophysikalischen Verhalten (siehe Mit dem GRINDOSONIC-Verfahren wird eine - in ihrer Anwendung für Natursteine - neue, einfach zu handhabende Methode zur zerstörungsfreien Bestimmung des dynami- Münchner Geowiss. Abh. (B) S 3.5.) zeigen, daß das Ausmaß der Erwärmung und der Wär- meleitung bei Sandsteinen hauptsächlich von deren Porosität und von deren Sattigung mit Wasser abhängt.