Augenmuskeln und Augenbewegungen

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FACHBEITRAG
Augenmuskeln und
Augenbewegungen
Die äußeren Augenmuskeln, die wie die Skelettmuskeln der quergestreiften
Muskulatur zugerechnet werden, weisen verschiedene Superlative auf. Sie
zeigen bei lang andauernden Tätigkeiten die wenigsten Ermüdungserscheinungen aller Muskeln. Ihr Blutzufluss und ihre Sauerstoffkapazität übersteigt
die aller anderen Muskeln einschließlich des Herzmuskels. Ihre Nervenversorgung ist um ein Vielfaches dichter als die der Skelettmuskeln.
1 Anatomische Grundlagen
1.1 Die äußeren Augenmuskeln
Das Auge wird durch sechs Augenmuskeln bewegt. Diese Muskeln sind der
obere gerade Augenmuskel (Musculus
rectus superior), der untere gerade Augenmuskel (Musculus rectus inferior),
der laterale gerade Augenmuskel (Musculus rectus lateralis), der mediale gerade Augenmuskel (Musculus rectus medialis), der obere schräge Augenmuskel
(Musculus obliquus superior) und der
untere schräge Augenmuskel (Musculus obliquus inferior).
Die vier geraden Augenmuskeln und
der obere schräge Augenmuskel sowie
der Musculus levator palpebrae (Lidhebemuskel) haben ihren Ursprung in der
Spitze der Orbita. Die Muskelansatzstellen sind hier in Form eines Ringes
(Zinnscher Ring oder Annulus tendineus communis), der den Sehnervenkanal
und die Fissura orbitalis superior umgibt, angeordnet.
Die Augenmuskel bilden von der Orbitaspitze ausgehend einen Muskelkonus, der sich nach vorne hin erweitert.
Dieser Muskelkonus teilt die Orbita in
einen intrakonalen und einen extrakonalen Raum. Durch den Muskelkonus
sowie durch die in der Orbita vorhandenen Bindegewebsstrukturen (Septen)
wird die Orbita gekammert. Augenbewegungsstörungen können nicht nur
bei Veränderungen der Augenmuskeln
Abb. 1: Muskelkonus und Fettgewebe der Orbita.
selbst, sondern auch dann auftreten,
wenn die Septen der Orbita durch Entzündungen, Blutungen oder Tumore ihre Beweglichkeit eingebüßt haben.
Die vier geraden Augenmuskeln setzen am vorderen Auge in einem Abstand
von 5 bis 8 mm vom Limbus an der
Sklera an. Die Ansatzstellen liegen auf
einer Spirale, die als Spirale von Tillaux
bezeichnet wird. Die beiden schrägen
Augenmuskeln erreichen das Auge von
vorne an der medialen Seite der Orbita
und ziehen dann
schräg nach hinten,
um dann hinter dem
Äquator auf der temporalen Seite des Auges an der Sklera anzusetzen.
superior entspringt am Zinnschen Ring
unterhalb des M. levator palpebrae. Die
Innervation erfolgt über den oberen Ast
des Nervus oculomotorius. Die Länge
des Muskels ist 42 mm, seine Breite beträgt rund 9 mm. Seine Sehne hat eine
Länge von ungefähr 5,8 mm. Er verläuft
vom Zinnschen Ring nach vorne, wobei
er zur lateralen Seite des Auges zieht.
Oberhalb dieses Muskels befinden sich
der Lidhebemuskel und der Nervus
frontalis. Unterhalb des Muskels zieht
die Sehne des Musculus obliquus superior nach hinten. Beide sind durch
Hemmbänder miteinander verbunden.
Rund 10 mm bevor der Muskel an der
Sklera ansetzt, durchtritt er die Pforte
der Tenonschen Kapsel. In der Tenonschen Kapsel liegt er der Sehne des M.
obliquus superior auf.
Der M. rectus superior inseriert in einer konvexen Linie schräg zum Limbus.
Der laterale Rand des Muskels hat den
größten Abstand zum Limbus. Mehr als
zwei Drittel des Muskels liegen lateral
zum senkrechten Meridian des Auges.
Die Besonderheiten der Anhaftung am
Auge haben wiederum Auswirkungen
auf die von diesem Muskel hervorgerufenen Augenbewegungen. Befindet sich
das Auge in der Primärposition, so vollführt der Muskel drei unterschiedliche
Augenbewegungen. Der Muskel inseriert im vorderen Teil des Auges, wobei
Dr. rer. nat. Andreas Berke,
Studium der Physik und Biologie
in Münster.
Seit 1987 Dozent an der
Höheren Fachschule
für Augenoptik in Köln.
1.1.1 Der Musculus
rectus superior
Der Musculus rectus
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Optometrie 1/2000
FACHBEITRAG
die Ansatzstelle am Auge höher ist als
der Ursprung des Muskels am Zinnschen Ring. Seine primäre Wirkung ist
die Supraduktion. Diese nimmt an Stärke zu, wenn sich das Auge in einer
Abduktionsstellung befindet. Die Supraduktion wird in einer Adduktionsstellung des Auges geringer. Bei vollständiger Adduktion findet keine
Supraduktion mehr statt. Als sekundäre
Wirkungen des M. rectus superior sind
die Adduktion und die Inzykloduktion
zu nennen. Die Inzykloduktion ist die
Folge des schrägen Ansatzes des Muskels am oberen Teil des Auges.
Der Musculus rectus superior und der
Musculus levator palpebrae stammen
beide vom gleichen mesenchymalen
Gewebe ab. Beide Muskeln sind auf der
medialen Seite eng miteinander verbunden. Sie führen assoziierte Bewegungen
aus. Beim Blick nach oben, der durch
Kontraktion des Musculus rectus superior zustande kommt, kontrahiert der
Musculus levator palpebrae, so dass sich
das Oberlid weiter nach oben bewegt.
Abb. 2: Ansatzstellen der vier geraden Augenmuskeln
(rechts M. rectus medialis; im Uhrzeigersinn folgen
M. rectus inferior, M. rectus lateralis und M. rectus
superior). Die gestrichelte Linie ist die Spirale von
Tillaux. Die Zahlen geben den Abstand der Ansatzstellen vom Limbus, die Breite sowie die Länge der
Sehnen an (Angaben in mm).
1.1.2 Der Musculus rectus inferior
Der Musculus rectus inferior ist unterhalb des Sehnervenkanals im mittleren
Bereich des Zinnschen Ringes befestigt.
Er zieht von diesem Ursprung entlang
des Orbitabodens unter einem Winkel
von rund 25° nach vorne lateral. ZuOptometrie 1/2000
nächst befindet sich der Muskel in unmittelbarer Nähe des Gaumenbeins. Je
weiter sich der Muskel nach vorne erstreckt um so mehr entfernt sich der
Muskel vom Orbitaboden und schließt
sich dafür dem Auge an. Dieser Muskel
ist mit einer Länge von 40 mm der kürzeste der Augenmuskeln. Seine Sehne
misst in der Länge rund 5,5 mm. Seine
Breite beträgt rund 9 mm. Er inseriert in
einer konvexen schrägen Linie an der
Sklera. Die Innervation erfolgt über den
unteren Ast des Nervus oculomotorius.
Die primäre Wirkung in Primärposition des M. rectus inferior ist eine Infraduktion, da der Muskel unten am vorderen Teil des Auges liegt. Die Fähigkeit
zur Infraduktion nimmt in Abduktionsstellung des Auges zu und bei Adduktion des Auges ab. Bei vollständiger Adduktion vollführt der Muskel keine Infraduktion. Als sekundäre Wirkungen
führt der Muskel zu einer Adduktion
und einer Exzykloduktion. Die Exzykloduktion ist die Folge des schrägen Muskelansatzes am Auge.
Der Musculus rectus lateralis hat mit
12 mm die längste Abrollstrecke aller
äußeren Augenmuskeln. Die beiden Orbitae sind nicht parallel zur Frontalebene im Schädel lokalisiert, sondern weisen eine divergente Stellung auf. Die Orbitaachsen sind um rund 22° gegenüber
der Sehachse nach lateral verkippt. Da
die beiden Augen in der Primärposition
um diesen Betrag in nasaler Richtung
gedreht sind, benötigt der Musculus rectus lateralis eine entsprechend längere
Abrollstrecke.
Der Musculus rectus medialis verläuft in der Primärposition parallel zur
sagittalen und senkrecht zur vertikalen
Drehachse des Auges. Die Wirkung des
Musculus rectus medialis besteht nahezu ausschließlich in einer Abduktion.
1.1.3 Der Musculus rectus lateralis
Der Musculus rectus lateralis hat seinen
Ursprung am lateralen Bereich des
Zinnschen Ring dort, wo dieser die Fissura orbitalis superior überbrückt. Eine
zweite Ansatzstelle des Muskels besteht
an der Orbitafläche des großen Keilbeinflügels lateral zum Zinnschen
Ring. Der Muskel verläuft zunächst in
unmittelbarer Nachbarschaft zur lateralen Orbitawand, von der er nur durch eine dünne Schicht Orbitafettes getrennt
ist. Über Bindegewebsfasern ist der
Muskel mit dem Musculus obliquus inferior verbunden. Im vorderen Bereich
der Orbita verändert er seine Richtung
nach medial und tritt durch die Tenonsche Kapsel. Die Länge des Muskels
wird mit 48 mm angegeben. Der Ansatz
folgt einer nahezu senkrechten Linie,
die symmetrisch zum horizontalen Meridian des Auges liegt. Die Muskelhülle
des M. rectus lateralis bildet Fortsätze
aus, die gemeinsam mit der Verdickung
der Tenonschen Kapsel das laterale Halteband des Auges bilden. Der Muskel
wird durch den Nervus abducens innerviert.
Abb. 3: Kernspin-Tomografie der Orbita mit dem
Musculus rectus medialis und Musculus rectus lateralis.
Abb. 4: Orbitaachse und Gesichtslinie: Beide Linien
bilden einen Winkel von 22,5° zueinander. Damit
das Auge in die Primärposition gelangen kann, muss
es eine Adduktion um diesen Winkel durchführen.
1.1.4 Der Musculus rectus medialis
Der Musculus rectus medialis ist der
größte, schwerste und stärkste der sechs
Augenmuskeln. Dies ist erforderlich, da
das Auge zur Erreichung der Primärpo-
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FACHBEITRAG
1.1.5 Der Musculus obliquus superior
Der Musculus obliquus superior ist der
längste und dünnste der Augenmuskeln. Seine Länge wird maßgeblich
durch seine Sehne bestimmt, die von
der Trochlea zurück zum hinteren Teil
des Auges zieht. Der Muskel hat seinen
Ursprung am Keilbein medial vom Sehnervenkanal außerhalb des Zinnschen
Ringes. Er zieht von hier zwischen dem
Orbitadach und der medialen Orbitawand zur Trochlea.
Der Muskel geht rund 1 cm vor der
Trochlea in eine Sehne über. An der
Trochlea wird die Sehne um rund 55°
nach hinten umgelenkt. Nach dem
Durchtritt durch die Tenonsche Kapsel
verläuft die Sehne unterhalb des M. rectus superior. Sie fächert sich im hinteren
oberen Teil des Auges auf. Die Innervation des M. obliquus superior erfolgt
über den Nervus trochlearis.
Da der M. obliquus superior am hinteren Teil des Auges ansetzt, wird bei einer Kontraktion dieses Muskels der hintere Teil des Auges nach oben und der
vordere nach unten bewegt. Diese Infraduktion ist die primäre Wirkung des
Muskels. Mit zunehmender Abduktion
nimmt die Fähigkeit zur Infraduktion
ab. Der schräge Ansatz der Sehne des
Muskels am hinteren oberen Quadranten des Auges hat eine Inzykloduktion
sition eine ständige Adduktion um ungefähr 22° durchführen muss. Seine
Länge beträgt 40 mm und seine Breite
rund 9,7 mm. Er entspringt vom unteren und medialen Bereich des Zinnschen Ringes. Häufig ist er mit den Hüllen des Sehnervs verwachsen. Die Innervation des Muskels erfolgt über den
unteren Ast des Nervus oculomotorius.
Der M. rectus lateralis zieht nahe der
medialen Orbitawand nach vorne. Oberhalb des Muskels verläuft der Musculus
obliquus superior. Unterhalb des Muskels liegt der Orbitaboden. Auf der medialen Seite des Muskels befindet sich
Orbitafett, an das sich die Siebbeinplatte
der lateralen Orbitawand anschließt.
Auf der lateralen Seite ist der M. rectus
medialis durch das Orbitafett vom Sehnerven getrennt. Die Ansatzstelle an der
Sklera befindet sich in einem Abstand
von 5,5 mm zum Limbus. Er inseriert in
einer nahezu senkrechten geraden Linie
an der Sklera. Die Insertion ist symmetrisch zum horizontalen Meridian. Die
Ansatzstelle des Muskels an der Sklera
kann durch die Bindehaut hindurch gesehen werden.
Die Wirkung des Musculus rectus
medialis ist nahezu ausschließlich die
Abduktion, da auch dieser Muskel parallel zur sagittalen und senkrecht zur vertikalen Drehachse angeordnet ist.
Muskel
Ansatzstelle vom Länge (mm) Länge der
Breite der
Limbus (mm)
Sehne (mm) Sehne (mm)
M. rectus superior
M. rectus lateralis
M. rectus inferior
M. rectus medialis
7,7
6,9
6,5
5,5
42
48
40
40
5,8
8,8
5,5
3,7
10,6
9,2
9,8
10,3
Tabelle 1: Maße der geraden Augenmuskeln
Muskel
Länge
(mm)
Länge der Sehne
(mm)
M. obliquus superior
38
0 bis 2
M. obliquus inferior
30
10 mm Muskel -> Trochlea
2 mm innerhalb Trochlea
18 mm Trochlea -> Ansatzstelle
Tabelle 2: Maße der schrägen Augenmuskeln
15
zur Folge. Befindet sich das Auge in einer Adduktionsstellung, so ist der M. obliquus superior der einzige Muskel mit
der Fähigkeit zur Infraduktion. Die sekundäre Wirkung dieses Muskels ist die
Abduktion.
Die Trochlea ist der funktionelle Ursprung des Musculus obliquus superior.
Sie ist ein rund 3 mm starker Knorpelring, der an der Fossa lacrimalis des
Stirnbeins im oberen medialen Abschnitt des Orbitadaches befestigt ist.
Die Innenseite der Trochlea ist mit einer
glatten Membran ausgekleidet, die ein
reibungsarmes Gleiten der Sehne ermöglicht. Von der Außenseite der
Trochlea zieht ein straffes Bindegewebe,
das als Hülle der Sehne fungiert, nach lateral. Diese Hülle verbindet sich mit
dem oberen Halteband und dem Ringband.
Abb. 5: Ansatzstellen des Musculus obliquus superior
(Angaben in mm).
1.1.6 Der Musculus obliquus inferior
Der Musculus obliquus inferior ist der
einzige der äußeren Augenmuskeln,
der seinen Ursprung nicht in der Spitze
der Orbita hat. Er hat seinen Ursprung
an der lateralen Seite der Fossa lacrimalis. Einige Muskelfasern setzen an der
Faszie des Tränensacks an. Der Muskel
verläuft auf der Unterseite des Auges
zwischen dem Musculus rectus inferior
und dem Orbitaboden. Der Muskel inseriert hinter dem Äquator im inferotemporalen Quadranten am Auge. Die
Insertion erfolgt in der Nähe der Makula (rund 2 mm unterhalb und lateral von
der Makula). Die Länge des Musculus
obliquus inferior beträgt 38 mm. Seine
Sehne ist mit nur 1 mm Länge die kürzeste Sehne aller äußeren Augenmuskeln. Der Muskel wird vom unteren Ast
des Nervus oculomotorius innerviert.
Optometrie 1/2000
FACHBEITRAG
Die Primärwirkung dieses Muskels
ist die Supraduktion, da der Muskel am
hinteren unteren Teil des Auges ansetzt.
Mit zunehmender Adduktion wird die
Fähigkeit zur Supraduktion stärker. In
Abduktionsstellung hat der Muskel keine Fähigkeit zur Supraduktion. Die sekundären Wirkungen sind Abduktion
und Exzykloduktion (nur in Abduktionsstellung).
Abb. 7: Feinstruktur der äußeren Augenmuskeln. Links: Fibrillenstruktur; rechts: Felderstruktur.
Abb. 6: Ansatzstellen des Musculus obliquus inferior
(Angaben in mm).
2 Histologie der äußeren Augenmuskeln
Die äußeren Augenmuskel werden wie
die Skelettmuskeln der quergestreiften
Muskulatur zugeordnet. Sie unterscheiden sich jedoch in zahlreichen Eigenschaften von den Skelettmuskeln.
Während eine Nervenfaser häufig mehr
als 100 Muskelfasern der Skelettmuskulatur versorgt, kommen auf eine Nervenfaser nur 5 bis 10 Muskelfasern der
äußeren Augenmuskeln. Die große Präzision und die hohe Geschwindigkeit
der Augenbewegungen sind das Resultat dieser dichten Innervation der Augenmuskeln. Die Muskelfasern der Augenmuskeln haben Durchmesser von
bis 40 m, während die Skelettmuskeln
bis zu 100 m dick sein können.
Im Querschnitt lassen sich in den
äußeren Augenmuskeln eine orbitale
und eine bulbäre Zone voneinander unterscheiden. Die äußere orbitale Zone
grenzt an die Orbita. Beim Musculus obliquus superior umhüllt die orbitale Zone die innere bulbäre Zone vollständig.
Bei den anderen Augenmuskeln umhüllt die orbitale Zone die bulbäre Zone,
die zum Augapfel und zum Innern des
Muskelconus hin orientiert ist, c-förmig. Die Muskelfasern der orbitalen Zone haben Durchmesser von 5 bis 15 m,
während die Muskelfasern der bulbären
Optometrie 1/2000
Zone mit 10 bis 40 m deutlich dicker
sind. Innerhalb der beiden Zonen lassen
sich die Muskelfasern aufgrund ihrer
Struktur und ihrer Kontraktionseigenschaften weiter differenzieren.
Eine klassische Differenzierung der
Muskelfasern basiert auf der Anordnung der Myofibrillen innerhalb der
Muskelfasern und der Art der Innervation der Muskeln. Muskelfasern mit
großem Durchmesser und regelmäßiger Anordnung der Myofibrillen werden
der Fibrillenstruktur zugeordnet. Diese
Muskeln sind überwiegend für schnelle, ruckartige Kontraktionen (schnell
zuckende Muskelfasern) geeignet. Ihre
Innervation erfolgt an einer Stelle, der
motorischen Endplatte. Diese Art der
Innervation wird auch als »en plaque«
bezeichnet.
Muskelfasern mit unregelmäßiger
Anordnung der Myofibrillen gehören
der Felderstruktur an. Sie sind für
langsame oder tonische Kontraktionen
geeignet. Ihre Innervation erfolgt nicht
an einer Stelle der Muskelfaser, sondern
ist diffus über die Muskelfaser verteilt.
Dieses Innervationsschema ist auch als
»en grappe« bekannt. Tonische Muskelfasern sind weniger ermüdbar als
schnell zuckende Muskelfasern.
Es werden 6 verschiedene Muskelfasertypen der äußeren Augenmuskeln
unterschieden. Die Muskelfasertypen 1
und 2 sind Muskelfasern der orbitalen
Zone, die Typen 3 bis 6 sind Muskelfasern der bulbären Zone. Die Einteilung
der Muskelfasern erfolgt anhand der
Anordnung der Myofibrillen (Fibrillenstruktur oder Felderstruktur), anhand
der Innervation (einfach oder diffus) sowie anhand der zeitlichen Eigenschaften der Kontraktion (schnell oder langsam). Das Konzept, dass schnell zuckende Muskelfasern für Sakkaden und
langsame oder tonische Muskelfasern
für Folgebewegungen und die Haltearbeit der Augenmuskeln verantwortlich
sind, gilt als überholt. Es wird heute davon ausgegangen, dass alle Muskelfasertypen bei allen Formen der Augenbewegungen eingesetzt werden.
Muskelfaser
Typ 1
(orbital)
Typ 2
(orbital)
Typ 3
(bulbär)
Typ 4
(bulbär)
Typ 5
(bulbär)
Typ 6
(bulbär)
Innervation
einzeln
diffus
einzeln
einzeln
einzeln
diffus
Durchmesser
(m)
25
19
27
35
47
36
Häufigkeit (%) 80
20
33
25
32
10
Struktur
Fibrille
Feld
Fibrille
Fibrille
Fibrille
Feld
Kontraktion
schnell
tonisch
schnell
schnell
schnell
tonisch
Tabelle 3: Eigenschaften der Muskelfasern der äußeren Augenmuskeln
16
FACHBEITRAG
Die Muskelfasern des Typ 1 sind einfach innervierte orbitale Muskelfasern
mit Fibrillenstruktur. Sie stellen rund
80 % der Muskelfasern der orbitalen
Zone dar. Die schnell zuckenden Muskelfasern sind für den größten Teil der
Kraftanstrengungen der Augenmuskeln verantwortlich. Die mehrfach innervierten Muskelfasern der orbitalen
Zone vom Typ 2 besitzen die Felderstruktur. Sie stellen rund 20 % der orbitalen Muskelfasern dar. Es handelt sich
um langsame, tonische Fasern.
Die bulbären Fasern des Typ 3 sind rote Muskelfasern. Es handelt sich um Fasern der Fibrillenstruktur. Sie stellen ungefähr ein Drittel der bulbären Fasern
dar. Sie sind schnell zuckend. Aufgrund
ihres hohen Anteils an Myoglobin und
Mitochondrien sind sie sehr ausdauernd. Die bulbären Fasern des Typ 4 stellen rund ein Viertel der bulbären Muskelfasern dar. Diese Fasern mit Fibrillenstruktur sind als schnell zuckende
Muskelfasern beschrieben worden. Die
bulbären Fasern des Typ 5 sind weiße
Muskelfasern mit Fibrillenstruktur. Es
handelt sich bei ihnen um schnell
zuckende Muskelfasern, die aber aufgrund ihrer schnellen Ermüdung nicht
immer eingesetzt werden. Ihr Anteil an
den bulbären Fasern beträgt rund 30 %.
Die mehrfach innervierten Fasern des
Typ 6 mit Felderstruktur bilden rund
10 % aller bulbären Muskelfasern. Es
handelt sich hier um langsame, tonische
Muskelfasern.
Neben diesen auch als extrafusale
Muskelfasern bezeichneten Muskelfasern, die zu Augenbewegungen herangezogen werden, gibt es auch intrafusale Muskelfasern. Diese propriozeptiven
Fasern wirken als Muskelspindeln, die
den Kontraktionszustand der Augenmuskeln registrieren und an das Gehirn
weiter melden. Die Muskelspindeln registrieren Verlängerungen der Augenmuskeln. Weiterhin sind die Golgi-Organe (Sehnenrezeptoren) in den Sehnen
der Augenmuskeln als propriozeptive
Strukturen vorhanden, die Längenveränderungen der Sehnen registrieren.
Die Augenmuskeln werden durch die
Muskeläste der Arteria ophthalmica versorgt. Weiterhin sorgen Äste anderer Ar-
terien der Orbita (z. B. Arteria lacrimalis,
Arteria infraorbitalis, Arteria supraorbitalis) für die Blutversorgung der Augenmuskeln. Die Muskelfasern der orbitalen Zone besitzen ein sehr dichtes Kapillarnetz. Dies hat zur Folge, dass die
Augenmuskel stärker durchblutet sind
als beispielsweise der Herzmuskel. Besonders die einzeln innervierten schnell
zuckenden Muskelfasern der orbitalen
Zone haben einen hohen Sauerstoffbedarf. Die Blutgefäße treten im mittleren
Drittel in die Augenmuskeln ein und
verzweigen sich danach.
Die Muskelfasern der orbitalen
Schicht sind in einzelnen Bündeln angeordnet. Ein aus Kollagenen, großen
elastischen Fasern, Blutgefäßen und
Nerven gebildetes Perimysium umgibt
die Muskelfasern. Dieses Perimysium
geht in das Epimysium über, das den gesamten Muskel nach außen abgrenzt.
Die äußeren Augenmuskel verfügen
über einen außerordentlich hohen Anteil elastischer Fasern. Diese dienen
wahrscheinlich der Feinregulierung der
Muskelkontraktion. Die äußeren Augenmuskeln verfügen weiterhin über
zahlreiche Makrophagen und T-Lymphozyten. Dies macht die Augenmuskeln bei Immunerkrankungen, wie z. B.
der Basedowschen Erkrankung, anfällig
für Entzündungsreaktionen.
seite ist die Tenonsche Kapsel in enger
Verbindung mit dem retikulären Bindegewebe der Orbita.
Da Auge und Tenonsche Kapsel an
mehreren Stellen miteinander verwachsen sind, ist eine unabhängige Bewegung des Auges innerhalb der Tenonschen Kapsel nur bei kleineren Augenbewegungen möglich. Bei größeren Augenbewegungen bewegen sich Auge
und Tenonsche Kapsel gemeinsam.
Im hinteren Bereich des Auges tritt
die Tenonsche Kapsel durch Bindegewebsfasern in enge Verbindung mit
dem Fett der Orbita. Unterhalb des Auges ist die Tenonsche Kapsel verdickt
und bildet hier das Lockwoodsche Ligament, mit dem der Augapfel innerhalb
der Orbita fixiert wird. Im Bereich des
Augenäquators geht die Tenonsche Kapsel in das Ringband über, das den gesamten Augapfel ringförmig umgibt.
Abb. 8: Intermuskuläre Membranen.
3.2 Die Muskelhüllen
3 Der Bandapparat des Auges
3.1 Die Tenonsche Kapsel
Die Tenonsche Kapsel (Fascia bulbi) ist
eine dünne fibröse Hülle. Sie beginnt etwa 2 mm hinter der Hornhaut und umgibt das Auge bis zum Sehnerven. Hier
ist sie fest mit dem Sehnerven verwachsen. Im vorderen Abschnitt wird die
Tenonsche Kapsel dünner und geht
schließlich in das subkonjunktivale Bindehautgewebe über. Zwischen dem
Limbus und den Ansatzstellen der
äußeren Augenmuskeln werden die
Verbindungen schwächer. Zwischen Tenonscher Kapsel und der Bindehaut besteht der subkonjunktivale Raum. Von
der Sklera ist die Tenonsche Kapsel
durch den episkleralen Raum (Tenonscher Raum) getrennt. Auf der Außen-
17
Die äußeren Augenmuskel durchstoßen die Tenonsche Kapsel, treten
durch den episkleralen Raum hindurch
und inserieren dann in der Sklera. Sie
können daher in einen außerhalb der Tenonschen Kapsel gelegenen extrakapsulären Teil und einen innerhalb der Tenonschen Kapsel gelegenen intrakapsulären Teil untergliedert werden.
In ihrem extrakapsulären Teil sind die
Augenmuskel von einer Muskelscheide (Fascia muscularis) umgeben. Diese
Muskelscheide, die eine Fortsetzung der
Tenonschen Kapsel ist, hat ihren Anfang
an der Eintrittsstelle des Muskels in die
Tenonsche Kapsel. Ihre Länge beträgt
ca. 10 bis 12 mm. In ihrem hinteren
Drittel werden die Muskeln von einem
Perimysium umgeben, das aus retikulären, kollagenen und elastischen FaOptometrie 1/2000
FACHBEITRAG
sern besteht. Diese Fasern sind miteinander verwoben und strahlen in das
Fettgewebe der Orbita hinein.
Die Muskelscheiden der vier geraden
Augenmuskeln sind über die so genannte intermuskuläre Membran (Membrana intermuscularis), die vom Zinnschen
Ring ausgeht und sich nach vorne hin
zunehmend verdichtet, miteinander
verbunden. Die Membrana intermuscularis trennt das Fettgewebe der Orbita in
einen intrakonischen und einen extrakonischen Teil. Innerhalb der Tenonschen Kapsel sind die geraden und die
schrägen Augenmuskeln durch die
Membran intermuscularis miteinander
verbunden. Die Muskelhüllen liegen
hier nicht als Muskelscheiden, sondern
als ein umhüllendes Perimysium vor.
Innerhalb der Tenonschen Kapsel sind
weiterhin die Adminicula zu erkennen.
Dies sind dünne Bindegewebsstränge,
die von den Rändern der Augenmuskeln
zum Augapfel ziehen.
Die Membrana intermuscularis hat
Einfluss auf die Bewegungen der vier
Muskeln. Der Abstand der Augenmuskeln bleibt bei allen Augenbewegungen
konstant. Sie verhindern, dass der Musculus rectus medialis und lateralis bei einer Supraduktion sich nach oben verlagern. Von den Muskelscheiden gehen
zahlreiche Fortsätze aus, die ein verflochtenes Netzwerk von fibrösen Bändern die Muskeln miteinander verbinden und diese mit den Knochen der Orbita verbinden.
Die Muskelscheide des Musculus rectus superior ist im vorderen Abschnitt
mit der Muskelscheide des darüber befindlichen Musculus levator palpebrae
verschmolzen. Diese enge Verbindung
beider Muskel führt zu einer assoziierten Bewegung beider Muskeln. Beim
Blick nach oben, wenn also der Musculus rectus superior aktiv ist, bewegen
sich die Oberlider weiter nach oben.
Die Muskelscheide des Musculus obliquus superior geht an der Trochlea in
eine Sehnenscheide über. Die Sehne des
Musculus obliquus superior ist durch
bindegewebsartige Fasern mit der Sehnenscheide verbunden, so dass die Sehne innerhalb der Sehnenscheide nur
eingeschränkt frei beweglich ist.
Optometrie 1/2000
Die Muskelhülle des Musculus rectus
inferior teilt sich in zwei Schichten. Die
obere Schicht verschmilzt mit der Tenonschen Kapsel. Der untere rund 12
mm lange Teil dieser Muskelhülle zieht
nach vorne in das Unterlid und endet
dort im Bindegewebe zwischen dem Tarsus und dem Musculus orbicularis. Dieser Teil der Muskelhülle ist Bestandteil
des Lockwoodschen Ligamentes. Der
Musculus obliquus inferior ist über feste
Bindegewebsfasern fest mit dem Musculus rectus inferior verbunden.
Von den Muskelscheiden des Musculus rectus medialis und lateralis ziehen
dichte Fasern in das Ringband der Tenonschen Kapsel hinein. Diese Fasern
sind Bestandteile der Hemmbänder des
Auges.
tigt. Hierdurch ist gewährleistet, dass
das Auge bei allen Augenbewegungen
seine Lage in der Orbita nur wenig verändert.
Das obere Halteband (Retinaculum
superius) wird von Fasern, die vor dem
Eintritt der Sehne des Musculus obliquus superior in die Tenonsche Kapsel
zum Orbitadach ziehen, von dessen
Sehnenscheide und dem Ringband gebildet. Das untere Halteband (Retinaculum inferius) beginnt hinter dem Septum orbitale an der unteren lateralen Orbitawand. Von hier zieht es nahezu waagerecht zur Kreuzungsstelle des Musculus rectus inferior und des Musculus obliquus inferior. Im Bereich dieser Kreuzungsstelle ist das untere Halteband
stark verdichtet. Teile des unteren Halte-
Abb. 9: Unterer Bandapparat des Auges.
bandes sind über den unteren Teil des lateralen Haltebandes mit der lateralen
Orbitawand und über das Ringband mit
den horizontalen Haltebändern verbunden.
Das laterale Halteband (Retinaculum
laterale) setzt rund 5 mm hinter dem lateralen Orbitarand an der Periorbita an.
Es befindet sich in Höhe des Musculus
rectus lateralis hinter dem palpebralen
Lidligament. Der untere Teil des lateralen Haltebandes ist Teil des Lockwoodschen Ligamentes. Das mediale Halteband (Retinaculum mediale) erstreckt
sich nach vorne bis zum Tränensack.
Die Muskelhüllen des Musculus obliquus inferior und des Musculus rectus
inferior sowie die Fortsätze, die sich von
hier zu den Muskelhüllen des Musculus
rectus lateralis und Musculus rectus medialis erstrecken, bilden das Lockwood-
Abb. 10: Intrakapsulärer Bandapparat.
3.3 Haltebänder und Hemmbänder
Die Haltebänder zwischen der Periorbita und dem Ringband der Tenonschen
Kapsel sowie die Fasern, die von der Tenonschen Kapsel zu den Hüllen der Augenmuskeln ziehen, bilden ein dichtes
und hochkomplexes Bindegewebe. Haltebänder und Ringband bilden den Halteapparat des Auges. Das Auge ist über
diesen Halteapparat in der Orbita befes-
18
FACHBEITRAG
sche Ligament. Das Lockwoodsche Ligament umfasst auch Fortsätze von der
Periorbita, dem Septum orbitale sowie
Bindegewebsfasern vom Tarsus des Unterlides, die in die Orbita hineinziehen.
Das Lockwoodsche Ligament wirkt wie
eine Hängematte, auf der das Auge ruht.
Der Musculus rectus medalis und lateralis sind an der Periorbita durch das
mediale und laterale Hemmband befestigt. Das mediale Hemmband ist an der
medialen Orbitawand hinter dem Septum orbitale befestigt. Das laterale
Hemmband ist am lateralen Tuberkulum des Jochbeins hinter dem Septum
orbitale befestigt. Das mediale Hemmband ist stärker ausgebildet als das laterale. Die Hemmbänder werden bei Drehungen des Auges gespannt und begrenzen dadurch die Exkursionsfähigkeit des Auges. Beispielsweise wird bei
einer Abduktion, d. h. bei einer Kontraktion des Musculus rectus lateralis, das
relativ unelastische mediale Hemmband gedehnt und begrenzt dadurch die
Abduktion des Auges. Durch diesen
Hemmmechanismus wird verhindert,
dass bei zu großen Drehungen des Auges Blutgefäße und Nerven durch Zerrungen oder Abknicken geschädigt werden.
Für vertikale Augenbewegungen und
Verrollungen des Auges stehen keine eigenen Hemmbänder zur Verfügung.
Vertikale Augenbewegungen führen zu
einer Verkippung des Ringbandes um
eine Achse, die durch das mediale und
laterale Hemmband führt. Das obere
und untere Halteband begrenzen die
Verkippung des Ringbandes und hemmen so die vertikalen Augenbewegungen. Zykloduktionen der Augen werden
durch das Ringband begrenzt. Die Haltebänder wiederum hindern das Ringband an zu großen Rotationen.
Der Bandapparat des Auges dient der
Befestigung des Auges innerhalb der
Orbita. Weiterhin geht von ihm eine
Schutzwirkung auf das Auge aus. Von
besonderer Bedeutung aber ist der Einfluss des Bandapparates auf die Augenbewegungen. Es verhindert, dass das
Auge sich bei Augenbewegungen in die
Augenhöhle hinein verlagert und dass
sich das Auge in Richtung der ZugrichOptometrie 1/2000
tung eines Muskels verlagert. Somit ist
gewährleistet, dass die Lage des Drehpunkts des Auges bei allen Augenbewegungen nahezu unverändert bleibt. Die
Hemmbänder sorgen dafür, dass die Augenbewegungen gedämpft werden. Die
Kontraktion der Augenmuskeln wird
durch die Elastizität der Bänder in eine
glatte Bewegung umgewandelt.
4 Die Terminologie der
Augenbewegungen
Alle Augenbewegungen lassen sich auf
Rotationen um drei Achsen reduzieren.
Zur Beschreibung der Augenbewegungen ist daher ein dreidimensionales Koordinatensystem erforderlich. Die drei
Koordinatenachsen werden auch als
Ficksche Achsen bezeichnet. Die x-Achse und die z-Achse liegen frontoparallel
in der Ebene von Listing, wobei die zAchse senkrecht und die x-Achse waagerecht verläuft. Die sagittale y-Achse bildet im Augendrehpunkt die Senkrechte
auf diese Ebene. Alle Augenbewegungen werden auf diese Koordinatenachsen bezogen.
4.1 Duktionen
Die Drehbewegungen des Einzelauges
werden als Duktionen bezeichnet. Horizontalduktionen sind die Folge einer
Drehung des Auges um die senkrechte
z-Achse. Bei einer Duktion des Auges
zur Nase hin spricht man von einer Adduktion, eine Duktion in die entgegen-
gesetzte Richtung als von der Nase weg,
ist eine Abduktion. Drehung des Auges
um die horizontale x-Achse sind Vertikalduktion. Bewegt sich das Auge nach
oben, liegt eine Supraduktion vor. Beim
Blick nach unten spricht man von einer
Infraduktion. Eine Drehung um die yAchse ist eine Zykloduktion. Bei einer
Inzykloduktion wird der obere Umfang
der Hornhaut zur Nase gedreht, während bei einer Exzykloduktion die Drehung des oberen Umfangs der Hornhaut von der Nase weg erfolgt.
4.2 Versionen
Versionen sind konjugierte Bewegungen beider Augen um die gleichen Achsen und in gleicher Richtung. Werden
beide Augen um die senkrechte z-Achse
nach links gedreht, so ist dies eine Lävoversion. Das linke Auge vollführt in diesem Fall eine Abduktion, während das
rechte Auge eine Adduktion ausführt.
Eine Dextroversion besteht aus einer
Adduktion des linken Auges und einer
Abduktion des rechten Auges. Beide Augen drehen sich in diesem Fall um die zAchse nach rechts. Eine Blickbewegung
beider Augen nach oben ist eine Supraversion, die Blickwendung nach unten
eine Infraversion. Bewegt sich der Umfang beider Hornhäute nach rechts, so
vollführen die Augen eine Dextrozykloversion. Beide Augen führen eine
Drehung nach rechts um die y-Achse
durch. Lävozykloduktionen, d. h. die
Verrollungen beider Augen nach links,
kommen durch eine Exzykloduktion des
linken Auges und eine Inzykloduktion
des rechten Auges zustande.
4.3 Vergenzen
Abb. 11: Ficksche Achsen und Listingsche Ebene. Der
Ursprung des Koordinatensystems liegt im mechanischen Augendrehpunkt. Die Listingsche Ebene wird
von der x-Achse und z-Achse aufgespannt.
Vergenzen sind Drehungen beider Augen um die gleichen Koordinatenachsen
bei entgegengesetzter Drehrichtung.
Sie sind also disjugierte Bewegungen.
Die Konvergenz ist eine Adduktion beider Augen aus der Parallelstellung heraus, so dass sich die Gesichtslinien beider Augen vor den Augen schneiden.
Eine Divergenz besteht aus einer Abduktion beider Augen aus der Parallelstellung heraus. Eine Vertikalvergenz
20
FACHBEITRAG
liegt vor, wenn ein Auge nach oben und
das andere Auge nach unten blickt. Eine
positive Vertikalvergenz liegt vor, wenn
das rechte Auge eine Supraduktion und
das linke Auge eine Infraduktion ausführt. Eine negative Vertikalvergenz
liegt im entgegengesetzten Fall vor. Zyklovergenzen kommen durch Verrollungen beider Augen um die y-Achse in
entgegengesetzter Richtung zustande.
Eine Inzyklovergenz ist die Folge einer
Inzykloduktion beider Augen, eine Exzykloduktion liegt vor, wenn beide Augen eine Exzykloduktion ausführen.
den können. Sie stellt sich ein, wenn die
Augen bei aufrechter Körper- und Kopfhaltung geradeaus in die Ferne blicken.
Sie ist die Augenstellung, von der aus
horizontale und vertikale Duktionen
durchgeführt werden können, ohne
dass daraus eine Tertiärstellung der Augen resultiert. Die Primärposition darf
auf keinen Fall als eine Ruhelage der beiden Augen interpretiert werden.
Ausgehend von der Primärposition
kann das Auge Horizontalduktionen
um die senkrechte z-Achse und Vertikalduktionen um die waagerechte xAchse durchführen. Diese Augenbewegungen aus der Primärposition, die
nach oben, unten, rechts oder links erfolgen, sind die Kardinalbewegungen
des Auges. Die Kardinalbewegungen
enden in einer Augenstellung, die als Sekundärstellung bezeichnet wird. Ein
4.4 Primärposition und
Kardinalbewegungen
Objekt, das in der Primärposition auf
den waagerechten oder vertikalen Meridian abgebildet wird, wird auch in der
Sekundärposition auf einen solchen
Meridian abgebildet.
Führt das Auge aus der Sekundärstellung heraus, die durch eine reine Vertikalduktion erreicht wurde, eine Horizontalduktion durch, gelangt es in die
Tertiärstellung. Eine Tertiärstellung lässt
sich aus der Primärposition auch durch
eine Duktion um schräge Achsen erreichen.
5 Mechanische Grundlagen
der Augenbewegungen
Muskel
Primärwirkung
Sekundärwirkung
M. rectus medialis
Adduktion
–
M. rectus lateralis
Abduktion
–
M. rectus superior
Supraduktion
Adduktion, Inzykloduktion
Die Kraft, die ein Muskel auf das Auge
übertragen kann, hängt von der Zahl seiner Muskelfasern ab. Ein dicker Muskel
ist daher kräftiger als ein dünner Muskel. Die Kraft wird durch Kontraktion
der Muskelfasern hervorgerufen. Neben
den kontraktilen Eigenschaften verfügen die Muskelfasern auch über elastische Eigenschaften. Bei Dehnung eines
Muskels erhöht sich die Spannung in
dem Muskel. Kontraktile und elastische
Kräfte bilden die gesamte Muskelkraft.
So lange der Agonist höhere Kontraktionskräfte ausübt als der Antagonist an
Spannungen entgegensetzt, kann sich
das Auge in Zugrichtung des Agonisten
bewegen. Die Grenze der Exkursionsfähigkeit eines Muskels ist dadurch definiert, dass der Agonist nicht mehr in der
Lage ist, die Spannung seines Antagonisten weiter zu erhöhen. Bei weiterer
Kontraktion übersteigen die Spannungskräfte die kontraktilen Kräfte.
Das Verhältnis von Länge zu Breite
der äußeren Augenmuskel beträgt rund
10:1. Die Augenmuskel sind also lange
und dünne Muskeln. Sie müssen daher
nur eine geringe Eigenmasse beschleunigen. Der Einfluss eines Augenmuskels auf die Augenbewegungen hängt
M. rectus inferior
Infraduktion
Abduktion, Exzykloduktion
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Die Primärposition ist die Nullstellung
beider Augen, von der ausgehend die
Augenbewegungen beschrieben wer-
Bewegung
Bezeichnung
Alternative Bezeichnung
Medial
Adduktion
–
Lateral
Abduktion
–
Oben
Supraduktion
Elevation, Sursumduktion
Unten
Infraduktion
Depression, Deorsumduktion
Rotation (obere HH medial)
Inzykloduktion
Intorsion, Inzyklorotation
Rotation (obere HH lateral)
Exzykloduktion
Extorsion, Exzyklorotation
Tabelle 4: Monokulare Augenbewegungen: Terminologie
M. obliquus superior Infraduktion, Inzykloduktion
M. obliquus inferior
Abduktion
Supraduktion, Exzykloduktion Abduktion
Tabelle 5: Primär- und Sekundärwirkungen der Augenmuskeln
21
Ihr Erfolgsgeheimnis
Optometrie 1/2000
FACHBEITRAG
von seiner Ansatzstelle und seiner Eigenmasse ab. Je weiter der Muskel vorne
am Auge ansetzt und je massereicher er
ist, desto effizienter wirkt der Muskel.
Unter diesen Gesichtspunkten ist der
Musculus rectus medialis, der am weitesten vorne am Auge ansetzt, und der
der dickste Muskel ist, der wirksamste
der sechs äußeren Augenmuskeln.
Das Auge kann sich theoretisch um
beliebig viele Rotationsachsen drehen.
Der Schnittpunkt aller möglichen Rotationsachsen ist der Augendrehpunkt.
Unter physiologischen Bedingungen
verändert der Augendrehpunkt seine
Lage um höchstens 0,1 mm innerhalb
der Orbita. Bei pathologischen Veränderungen der Orbita, der Augenmuskeln
oder des Gehirns können jedoch Verlagerungen des Drehpunktes um mehrere Millimeter beobachtet werden.
Die Richtung der Zugkraft, die ein Augenmuskel auf das Auge ausübt, hängt
vom Ursprung des Muskels in der Orbita und seiner Ansatzstelle am Auge ab.
Die Muskelebene wird durch 3 Punkte
definiert, und zwar durch den Muskelursprung, die Ansatzstelle und den Drehpunkt. Die Rotationsachse des Auges
steht im Drehpunkt senkrecht auf der
Muskelebene. Die Kräfte, die vom Muskel auf das Auge übertragen werden,
greifen an der Oberfläche des Auges an.
Sie erzeugen ein Drehmoment, das sich
als Produkt der am Auge angreifenden
Kräfte und des Hebelarms ergibt. Wirksame Kräfte sind die durch die Kontraktion des Muskels ausgeübten Zugkräfte,
die elastischen Kräfte der Muskelfasern
sowie die elastischen Kräfte des passiven
orbitalen Gewebes.
Die Augenmuskeln sind so am Auge
inseriert, dass bei den Augenbewegungen, die von den Augenmuskeln auf das
Auge übertragenen Kräfte tangential auf
das Auge einwirken. Der Tangentialpunkt ist der Punkt, an dem der Augenmuskel erstmalig Kontakt mit dem Auge hat. Die Tangente in diesem Punkt an
das Auge definiert die Richtung der
Kraft, die von dem Muskel auf das Auge
ausgeübt wird. Der Abstand des Tangentialpunktes vom Drehpunkt ist der wirksame Hebelarm. Die Strecke zwischen
dem Ansatzpunkt des Muskels und dem
Optometrie 1/2000
versucht, das Auge wieder in seine Ausgangsposition zurück zu begeben.
Bei der Drehung des Auges werden
auch die Bindehaut, der Bandapparat
des Auges, Nerven und Blutgefäße der
Orbita gedehnt oder gestaucht. Dieses
passive orbitale Gewebe leistet der
Muskelkontraktion Widerstand. Teilweise wirken auch diese elastischen
Kräfte des passiven orbitalen Gewebes
tangential am Auge. Die Bindehaut liegt
dem Auge auf und dämpft daher durch
tangential zum Auge wirkende Zugkräfte die Augenbewegungen. Hemmbänder andererseits wirken nicht tangential
zum Auge. Sie sind so am Auge befestigt, dass der Hebelarm, über den sie auf
das Auge einwirken, bei kleineren Bewegungen des Auges nur kurz ist. Somit
üben die Hemmbänder nur geringe
Drehmomente auf das Auge aus. Bei
größeren Augenbewegungen hingegen
nimmt die Länge des Hebelarms erheblich zu. Die hierdurch bedingten großen
Drehmomente dämpfen daher größere
Augenbewegungen in stärkerem Maße.
Bewegt sich das Auge innerhalb der
Orbita nicht, so bedeutet dies nicht, dass
auf das Auge keinerlei Kräfte wirken.
Vielmehr ist die Summe aller Drehmomente gleich 0. Auch in der Primärposition stehen alle Augen unter einer Vorspannung. In den Sehnen wirken dann
Spannungskräfte zwischen 5 und 10
mN. Diese Spannungskräfte sind durch
die elastischen Eigenschaften der Augenmuskeln, die isometrische Kontraktion der Augenmuskeln und die elastischen Kräfte des passiven orbitalen Gewebes bedingt. Diese Ausführungen
zeigen, dass es nicht sinnvoll erscheint,
eine Ruhelage für das Auge zu definieren.
Augenbewegungen erfolgen gegen
Spannungen des okulomotorischen
Systems. Die Spannung, die den Augenbewegungen entgegenwirkt, besteht
aus der Eigenelastizität der Augenmuskeln und der Elastizität des passiven orbitalen Gewebes. Die Spannungen werden umso größer, je weiter sich das Auge
dreht. Es wird angenommen, dass pro
Grad Exkursionswinkel die Spannungen um 1 mN zunehmen. Gelangt das
Auge in den Grenzbereich seiner Exkur-
Abb. 12: Abrollstrecken des Musculus rectus medialis.
Die Rotationsachse steht senkrecht auf dem Augendrehpunkt.
Tangentialpunkt ist die Abrollstrecke
des Muskels. Die Lage des Tangentialpunktes ändert sich, wenn der Muskel
kontrahiert oder entspannt ist und sich
das Auge dadurch bedingt dreht. Aus der
variablen Lage des Tangentialpunktes
folgt dann, dass die Länge der Abrollstrecke ebenfalls veränderlich ist. Sie ist
am längsten bei einer Relaxation und am
kürzesten bei einer Kontraktion des
Muskels. Die Länge der Abrollstrecke
bestimmt letztendlich die Kontraktionsfähigkeit eines Muskels.
Muskel
Abrollstrecke
(mm)
M. rectus superior
8,7
M. rectus inferior
9,4
M. rectus lateralis
14,0
M. rectus medialis
6,3
M. obliquus superior
5,1
M. obliquus inferior
16,8
Tabelle 6: Abrollstrecken der Augenmuskeln
Im Tangentialpunkt werden kontraktile und elastische Kräfte wirksam. Bei
Kontraktion eines Muskels (Agonist)
wird sein Antagonist gedehnt. Die
durch die Dehnung des Antagonisten
hervorgerufene elastische Spannung
wirkt der Kontraktion des Agonisten
entgegen. Diese elastische Spannung
22
FACHBEITRAG
sionsfähigkeit, so nehmen die Spannungen wesentlich stärker zu. Die elastischen Spannungen verteilen sich je zu
einer Hälfte auf die elastischen Eigenschaften der Muskeln und die des passiven orbitalen Gewebes.
6 Neurophysiologie
der Augenbewegungen
6.1 Die Steuerung der Augenmuskeln
durch das Gehirn
Weite Teile des Gehirns sind an der
Steuerung und Kontrolle der Augenbewegungen beteiligt. Die magnozellulären Ganglienzellen der Netzhaut sind
für die Verarbeitung von Bewegungen
konzipiert. Sie leiten die Bewegungsinformationen entlang der Sehbahn bis
zur primären Sehrinde. Von hier wird
die Bewegungsinformation zu verschiedenen Feldern der Großhirnrinde weitergeleitet.
Die supranukleäre Steuerung der Augenbewegungen ist hierarchisch aufgebaut. Im Großhirn werden zwei Systeme der Okulomotorik unterschieden.
Das Zentrum der Sakkaden liegt im
frontalen Augenfeld (Brodman Area 8).
Von hier ziehen Nervenbahnen über das
Zwischenhirn zur paramedianen pontinen Formatio retikularis. Letztere ist eine
Ansammlung großer Neurone im Hirnstamm, die sich von den Kernen des Nervus trochlearis bis zu denen des Nervus
abducens erstrecken. Blickfolgebewegungen gehen von der parieto-temporookzipitalen Übergangszone im Bereich
des parietalen, temporalen und okzipitalen Lappens aus. Von hier ziehen entsprechende Nervenfasern zum Mittelhirn und weiter bis zur paramedianen
pontinen Formatio retikularis.
Horizontale und vertikale Blickbewegungen werden von den supranukleären Blickzentren des Hirnstamms
13 a
13 b
Abb. 13: Hirnaktivitäten bei prismatischer Belastung.
A: ohne Prismen; B: Prisma 4 cm/m Basis innen; C:
Prisma 2 cm/m Basis oben. Die oberen beiden Reihen
stellen die Hirnströme des Frontallappens dar. Die 3.
und 4. Reihe entsprechen dem präzentralen Bereich
des Gehirns. Die 5. und 6. Reihe repräsentieren die
Hirnströme des parietalen Lappens. Die unteren beiden Reihen geben die Aktivität des Okzipitallappens
wieder.
13 c
23
Optometrie 1/2000
FACHBEITRAG
gesteuert. Horizontale Augenbewegungen werden von der ipsilateralen paramedianen pontinen Formatio retikularis aus kontrolliert. Vertikalbewegungen nach unten werden von der mesencephalen Formatio retikularis im Übergangsbereich zwischen Mittelhirn und
Zwischenhirn gesteuert. Vertikalbewegungen nach unten haben ihren Ausgangspunkt im Prätectum. Die paramediane pontine Formatio retikularis
scheint aber auch an der Steuerung der
vertikalen Augenbewegungen beteiligt
zu sein. Über Nervenbahnen sind die
mesencephale und die paramediane
pontine Formatio retikularis miteinan-
der verbunden. Die Kerne der verschiedenen Hirnnerven, die zu den Augenmuskeln führen, sind über das mediale
Längsbündel (Fasciculus longitudinalis
medialis) miteinander verknüpft.
Augen- und Blickbewegungen werden auch über das im Innenohr befindliche Gleichgewichtsorgan gesteuert
und koordiniert. Das Vestibularorgan
steht mit den Nervenkernen der Augenund Halsmuskeln über das mediale
Längsbündel in Verbindung. Bei jeder
Kopfbewegung erfolgen so reflektorische Augen- und Blickbewegungen (vestibuläre kompensatorische Blickbewegungen), um den gesehenen Gegenstand zentral zu fixieren.
Das Kleinhirn wirkt schließlich modulierend und korrigierend auf die Sakkaden und Folgebewegungen ein.
von Agonisten und Antagonisten sind
der Musculus rectus superior und der
Musculus rectus inferior für Supraduktionen und Infraduktionen sowie der
Musculus obliquus superior und Musculus obliquus inferior für die Zykloduktionen. Das Gesetz von Sherrington
ist aber nur für die Beschreibung der Augenbewegungen eines Auges, d. h. für
Duktionen, anwendbar.
Der Musculus rectus superior und der
Musculus obliquus inferior rufen bei einer Kontraktion eine Supraduktion hervor. Sie sind daher Synergisten für die
Supraduktion. Sie sind jedoch keine
Synergisten für Horizontalduktionen
und Zykloduktionen. Die adduzierende
Wirkung des Musculus rectus superior
beim Blick nach oben wird durch die abduzierende Wirkung des Musculus obliquus inferior aufgehoben. In gleicher
Weise wird die durch den Musculus rectus superior hervorgerufene Inzykloduktion durch die Exzykloduktion des
Musculus obliquus inferior beim Blick
nach oben neutralisiert. Als resultierende Wirkung stellt sich dann bei Kontraktion der beiden genannten Muskeln eine
Supraduktion ein.
Bei Lähmung eines Muskels wird das
Auge sich in die Richtung, die der Wir-
6.2 Die Gesetze von Hering und
Sherrington
Abb. 14: Steuerung der Augenbewegungen durch die
Hirnrinde. In der primären Sehrinde erfolgt die Analyse der gesehenen Objekte. Von hier ziehen Nervenbahnen zu verschiedenen Arealen der Hirnrinde. Der
Frontallappen enthält drei Areale, die Sakkaden auslösen. Der obere Schläfenlappen dient der Zuwendung von Aufmerksamkeit auf Aspekte der visuellen
Umwelt. MT (mittlere temporale Area) und MST
(mediale superiore Area) lösen Folgebewegungen aus
und sind am optokinetischen Nystagmus beteiligt.
In jeder Position des Auges befindet sich
jeder der sechs äußeren Augenmuskel
in einem Zustand der Kontraktion oder
Entspannung. Keiner der Augenmuskel
ist allein aktiv. Die Muskel sind entweder
als Agonisten, Antagonisten oder Synergisten tätig.
Abb. 16: Gesetz von Sherrington: Elektrische Aktivitäten von Agonist und Antagonist bei einer Abduktion und
Adduktion. Linke Hälfte maximale Adduktion; der M. rectus lateralis zeigt keine Aktivität, während der M.
rectus medialis maximale Aktivität zeigt. Rechte Hälfte: maximale Abduktion.
Abb. 15: Steuerung der Augenbewegungen durch den
Hirnstamm. Der rostrale interstitielle Kern des medialen longitudinalen Fasciculus (riMLF) ist für vertikale Sakkaden und rasche Bewegungen beim Nystagmus verantwortlich. Die paramediane retikuläre
Formation (PPRF) steuert die horizontalen Sakkaden und koordiniert horizontale Augenbewegungen.
Der Nucleus präpositus hypoglossi (NPH) sorgt
dafür, dass sich nach dem Puls einer Augenbewegung
die Stufe einstellt, die das Verharren in der neuen Position ermöglicht. III: Oculomotoriuskern, IV: Trochleariskern, VI: Abducenskern.
Optometrie 1/2000
Bei Rotationen der Augen um die
Fickschen Achsen erfährt der Agonist
eine Kontraktion, während sein Gegenspieler oder Antagonist entspannt wird.
Dies wird durch das Gesetz der reziproken Innervation von Sherrington beschrieben. In dem Maße, in dem der
Agonist aktiviert wird, wird der Antagonist gehemmt. Bei einer Adduktion treten der Musculus rectus medialis als
Agonist und der Musculus rectus lateralis als sein Antagonist auf. Andere Paare
kungsrichtung des Antagonisten des
gelähmten Muskels entspricht, abweichen. Eine Lähmung des Musculus rectus lateralis wird daher zu einer Adduktion des Auges führen.
Beim Menschen sind die Augen nicht
in der Lage, sich einzeln und unabhängig voneinander zu bewegen. Selbst bei
Blinden bewegen sich beide Augen als
Augenpaar gemeinsam. Eine Dextroversion, d. h. eine Blickwendung beider Augen zur rechten Seite, kommt durch die
24
FACHBEITRAG
Abduktion des rechten Auges und die
Adduktion des linken Auges zustande.
Dies bedeutet, dass der Musculus rectus
lateralis des rechten Auges und der
Musculus rectus medialis des linken
Auges in gleicher Weise aktiviert werden
müssen. Gleichzeitig müssen deren Antagonisten, der Musculus rectus medialis des rechten Auges und der Musculus
rectus lateralis des linken Auges, entspannt werden. Das Heringsche Gesetz
besagt, dass die beiden Agonisten bzw.
die beiden Antagonisten jeweils in gleicher Weise innerviert werden.
chen. Niederschwellige motorische Einheiten sprechen frühzeitig an, wenn
sich das Auge noch in der Nähe der OFFStellung befindet. Hochschwellige motorische Einheiten reagieren erst dann,
wenn das Auge bereits größere Bewegungen ausgeführt hat.
Das Gehirn kennt keine Muskeln, es
kennt nur Bewegungen. Die Befehle, die
vom Gehirn an die Muskeln übermittelt
werden, sind in der Anzahl der elektrischen Entladungen pro Zeiteinheit kodiert. In der extremen ON-Position, d. h.
wenn alle motorischen Einheiten aktiviert sind, treffen ungefähr 300 Entladungen pro Sekunde am Muskel ein. Bei
größeren Sakkaden kann diese Frequenz auf 600 Entladungen pro Sekunde erhöht werden.
Für jede Position der Augen besteht in
den sechs äußeren Augenmuskeln ein
bestimmtes Innervationsschema. Dieses wird vom Gehirn immer dann, wenn
sich das Auge in dieser Position befindet, in gleicher Weise an die Muskeln geleitet. Bei gleicher Augenstellung sind
immer die gleichen Motoneurone in
gleicher Weise aktiv. Offensichtlich
spielt der Weg, wie das Auge in diese Position gelangt ist, keine Rolle.
6.3 Innervationsschemata der
Augenbewegungen
Jeder Augenmuskel wird von rund 1000
Nervenfasern, den so genannten Motoneuronen, versorgt. Die Motoneurone
verzweigen sich innerhalb der Muskeln
und innervieren dann zwischen 5 und
10 und im Extremfall 40 Muskelfasern.
Alle Muskelfasern, die von einem Motoneuron innerviert werden, bilden eine
motorische Einheit.
Das Gehirn verfügt über zwei Möglichkeiten, um die Kraftentfaltung eines
Muskels zu steigern. Einerseits können
Muskelfasern, die in Ruhe waren, zusätzlich aktiviert werden; andererseits
können Muskelfasern, die zwar schon
aktiv sind, aber noch über Funktionsreserven verfügen, stärker aktiviert werden. Dies sei anhand eines Beispiels erläutert.
Bei einer Sakkade werden im Verlauf
des Bewegungsablaufes alle motorischen Einheiten aktiviert. Ausgehend
von der OFF-Stellung des betroffenen
Muskel, d. h. bei Ruhestellung aller
Muskelfasern, werden zuerst die roten,
einfach innervierten bulbären Muskelfasern (Typ 3) und die einfach innervierten orbitalen Muskelfasern (Typ 1) angesprochen. Hat das Auge die Primärposition erreicht, treten die diffus innervierten Muskelfasern hinzu (Typ 2 und 6).
Daran schließen sich die übrigen Mukelfasern an. Die Muskelfasern des Typ
1 und 3 sind an nahezu allen Sakkaden
beteiligt. Die einzelnen Muskelfasern
werden offensichtlich von einer bestimmten Augenposition aus angespro-
Großhirnrinde zu den okulomotorischen Zentren des Stammhirns weitergeleitet worden sind. Während dieser
Zeitspanne kann die Sakkade durch weitere visuelle Informationen modifiziert
werden. Nachdem die Sakkade ausgelöst worden ist, ist keine weitere Einflussnahme auf den Bewegungsablauf
möglich.
Bei einer Sakkade müssen die Augenmuskeln verschiedene Kräfte überwinden. Zunächst muss die visköse Reibung der orbitalen Gewebe überwunden werden, um das Auge auf große
Winkelgeschwindigkeiten zu beschleunigen. Nachdem das Auge seine endgültige Position erreicht hat, müssen die
elastischen Zugkräfte des Orbitagewebes neutralisiert werden, damit das Auge in der neuen Position verharren
kann.
Eine Sakkade setzt sich aus zwei Innervationsphasen zusammen. Die Innervationsänderung der Augenmuskeln während der ersten schnellen Phase der Sakkade wird als Puls bezeichnet.
6.4 Sakkaden
Eine Sakkade ist eine schnelle Augenbewegung, die der Fixation eines neuen
Fixationsobjekts dient. Sakkaden treten
auch als schnelle Phase des Nystagmus
und beim REM-Schlaf in Erscheinung.
Eine Sakkade nimmt ungefähr 200 ms
in Anspruch; dabei werden Winkelgeschwindigkeiten von mehr als 600 Grad
pro Sekunde erreicht. Bis zur Hälfte der
Dauer einer Sakkade erfolgt eine Beschleunigung der Bewegung. Danach
wird die Bewegung verzögert, um abrupt in der neuen Position der Augen zu
stoppen. Die Präzision der Sakkaden ist
sehr hoch. Sie erreichen die angestrebte
Augenposition mit einer Genauigkeit
von (± 1°. Auslöser einer Sakkade ist die
Diskrepanz zwischen dem Netzhautort
des neuen Fixationsobjektes und der Fovea. Es bedarf rund 70 ms, bis die visuelle Information über die Sehbahn und die
verschiedenen beteiligten Areale der
25
Abb. 17: Elektrische Aktivität bei einer Sakkade. Die
Sakkade beginnt mit einem ca. 125 ms währenden
Anstieg der elektrischen Aktivität des Muskels (Puls).
Hieran schließt sich die Stufe an. Diese stellt den Innervationsunterschied des Muskels zwischen Ausgangs- und Endposition dar.
Es werden alle Muskelfasern des Agonisten aktiviert, während die Muskelfasern des Antagonisten gehemmt werden. Der Puls dient der Überwindung
der viskoelastischen Kräfte. Nach dem
Puls stellt sich eine Innervation ein, bei
der der Agonist stärker und der Antagonist weniger stark als vor der Sakkade innerviert wird. Diese Innervationsänderung wird als Stufe bezeichnet.
Das Innervationsschema des Pulses
geht für horizontale Sakkaden von der
Optometrie 1/2000
FACHBEITRAG
einer schnellen Veränderung der tonischen Innervation einhergeht, dient
zunächst der Überwindung der viskoelastischen Widerstände innerhalb der
Orbita und der Beschleunigung des Auges. Der Musculus rectus medialis erfährt bei der Konvergenz eine erhöhte
Innervation, während sein Antagonist,
der Musculus rectus lateralis, eine Hemmung erfährt. Die Stufe gewährleistet
schließlich, dass die neue Vergenzstellung aufrecht erhalten bleibt. Eine Vergenzbewegung tritt in der Regel nicht
isoliert auf, sondern ist meistens mit einer Sakkade verbunden. Eine isoliert
ablaufende Vergenzbewegung ist eine
langsame Augenbewegung, während
sie in Verbindung mit einer Sakkade
sehr schnell ablaufen kann.
Verschiedene Neurone sind in der
Sehrinde nachgewiesen worden, die auf
jeweils spezifische Querdisparationen
reagieren. Exzitatorische Neurone, die
auf Querdisparationen von bis zu maximal drei Winkelminuten reagieren, werden als T0-Neurone (Tuned Zero-Neurone) bezeichnet. Neurone, die auf Querdisparationen von 3 bis 30 Winkelminuten mit einer Steigerung ihrer Aktivität
reagieren, sind die TF-Neurone (Tuned
Far-Neurone) bzw. die TN-Neurone (Tuned Near-Neurone). TF-Neurone reagieren auf ungekreuzte und TN-Neurone
reagieren auf gekreuzte Querdisparationen. TI-Neurone (Tuned Inhibited-Neurone) reagieren hingegen auf Querdisparationen von weniger als sechs
Winkelsekunden mit einer Suppression. Bei größeren Querdisparationen
zeigen diese Zellen eine erhöhte Aktivität. NE-Neurone (Near-Neurone) werden binokular durch Objekte, die vor
dem Fixationspunkt liegen, erregt und
von Reizen, die hinter dem Fixationspunkt liegen, gehemmt. FA-Neurone
(Far-Neurone) werden von Reizen, die
hinter dem Fixationspunkt liegen, erregt und von davor liegenden Objekten
gehemmt.
Das visuelle System steuert die Vergenzbewegungen so, dass ein Maximum an binokularen Neuronen in der
Sehrinde aktiviert wird. Dies ist aufgrund der statistischen Verteilung der
binokularen Neurone dann der Fall,
Abb. 18: Steuerung von Sakkaden. A: Horizontale Sakkade. Horizontale Sakkaden werden vom Frontallappen
der gegenüber liegenden Hirnhälfte ausgelöst. Eine schnelle Augenbewegung nach links hat ihren Ursprung im
rechten Frontallappen und dem rechten Colliculus superior (CS). Von hier erreicht das Signal zur Auslösung
einer Sakkade die paramediane retikuläre Formation (PPRF) der linken Hirnhälfte. Von der PPRF gehen die
Signale für die Augenbewegungen an die Kerne des N. abducens und N. oculomotorius. B: Vertikale Sakkaden.
Diese Sakkaden werden von den Frontallappen und Colliculi superiores (CS) beider Hirnhälften ausgelöst. Die
entsprechenden Signale erreichen den rostralen interstitiellen Kern des medialen longitudinalen Fasciculus
(riMLF) des Mittelhirns. Von hier gehen die Signale zu den Kernen des N. trochlearis und N. oculomotorius.
paramedianen pontinen Formatio retikularis des Hirnstammes aus. Der Puls
vertikaler Sakkaden wird vom rostralen
interstitiellen Kern des medialen Längsbündels im Mittelhirn ausgelöst. Schräge Sakkaden werden vom medialen unteren Anteil der paramedianen pontinen Formatio retikularis, der die vertikalen und horizontalen Sakkaden koordiniert, ausgelöst. Die neue Position des
Auges am Ende einer Sakkade wird von
Neuronen der paramedianen pontinen
Formatio retikularis kontrolliert. Weiterhin sind andere als Integrator tätige
Kernbereiche innerhalb der Brücke
(Nucleus praepositus hypoglossi) und
des Mittelhirns (Nucleus interstitialis
Cajal) an der Ausbildung des Innervationsschemas der Stufe beteiligt. Der Puls
wird von diesen Integrationszentren in
eine Stufe überführt.
Puls und Stufe müssen exakt aufeinander abgestimmt sein, damit das Auge
die neue Position präzise erreichen
kann und dort so lange verweilt, bis es zu
einer neuen Sakkade kommt. Ist der
Puls zu groß, so schießen die Augen
über das Ziel hinaus, und müssen erst
durch eine Driftbewegung zurück bewegt werden, um das eigentliche Ziel zu
erreichen. Ist der Puls zu klein, so erreicht das Auge sein Ziel nicht und muss
erst durch eine weitere Driftbewegung
sein Ziel erreichen. Die gegenseitige Abstimmung von Puls und Stufe erfolgt
durch das Kleinhirn.
Optometrie 1/2000
6.5 Folgebewegungen
Folgebewegungen dienen der Abbildung eines bewegten Objektes innerhalb der Fovea. Der Stimulus der Folgebewegung ist die Bewegung des Bildes
im Bereich der Fovea. Nach einer Latenzzeit von rund 130 ms setzt die Folgebewegung ein. Die neuronale Steuerung
der Folgebewegungen ist bisher nur ansatzweise geklärt.
6.6 Vergenzbewegungen
Ziel der Vergenzbewegungen ist es, die
Augen so auszurichten, dass das Fixationsobjekt auf korrespondierende Netzhautstellen beider Augen abgebildet
wird. Vergenzbewegungen können
durch verschiedene Ursachen ausgelöst
werden. Die akkommodative Vergenz
wird durch Annähern oder Entfernen
des Objektes vom Auge ausgelöst. Die
fusionale Vergenz hat ihre Ursache in
der Abbildung des Fixationsobjektes auf
disparate Netzhautstellen. Durch die fusionale Vergenzbewegung wird das Objekt auf korrespondierende Netzhautstellen abgebildet. Die fusionale Vergenz hat eine Latenzzeit von rund 20 ms,
während die Latenzzeit der akkommodativen Vergenzbewegungen mit rund
200 ms zehnmal länger ist.
Ebenso wie bei den Sakkaden lassen
sich bei Vergenzbewegungen Puls und
Stufe unterscheiden. Der Puls, der mit
26
FACHBEITRAG
wenn Neurone aktiviert werden, die auf
verschwindende oder sehr geringe
Querdisparationen ansprechen.1
stellt sich keine Lokaladaptation ein.
Während der Fixation sind Mikrosakkaden und langsame Driftbewegungen
der Augen nicht exakt konjugiert. Dies
führt bei der Fixation zu ständig veränderlichen horizontalen und vertikalen
Vergenzfehlern. Ebenso kann eine ungenaue Kompensation von Kopf und
Körperbewegungen durch die äußeren
Augenmuskeln zu Disparationen der
Netzhautbilder beider Augen führen.
Diese Vergenzfehler wirken sich so lange nicht störend auf das Sehen aus, wie
die Objekte in beiden Augen innerhalb
der Panum-Bereiche abgebildet werden.
Als dritte Mikrobewegung existiert
der Mikrotremor. Diese Mikrobewegung tritt mit einer Amplitude von maximal einer Winkelminute und einer
Frequenz von bis zu 10 Winkelminuten
pro Sekunde auf. Die Frequenz des Mikrotremors beträgt bis zu 30 Hz. Der Mikrotremor ist die Folge der spontanen
6.7 Mikrobewegungen
Auch bei der Fixation eines Objektes ist
das Auge nicht vollkommen in Ruhe; es
führt verschiedene Mikrobewegungen
durch. Driftbewegungen sind langsame
Mikrobewegungen mit einer Amplitude
von 2,5 Winkelminuten und einer Winkelgeschwindigkeit von bis zu 8 Winkelminuten pro Sekunde. Mikrosakkaden
erfolgen mit einer Amplitude von maximal 50 Winkelminuten. Die Winkelgeschwindigkeit der Mikrosakkaden
nimmt linear mit deren Amplitude zu.
Bei einer Amplitude von 50 Winkelminuten beträgt die Winkelgeschwindigkeit ungefähr 8 Grad pro Sekunde.
Driftbewegungen und Mikrosakkaden sind zufällige Schwankungen des
Vergenzzentrums. Sie sind für die dauerhafte Fixation eines Objektes unabdingbare Voraussetzung. Diese Mikrobewegungen verhindern die Lokaladaptation. Wird ein Objekt dauerhaft auf ein
und denselben Netzhautort abgebildet,
so verschwindet nach wenigen Sekunden dieses Bild aus der Wahrnehmung.
Da durch die Mikrobewegungen das Objekt ständig auf verschiedene Rezeptoren innerhalb der Fovea abgebildet wird,
Aktivitäten der Augenmuskeln. Er stellt
ein Rauschen der Muskeln dar, das aber
auf das Sehen keine nachteiligen Auswirkungen hat.
Abb. 19: Nachbildmethode zur Veranschaulichung
von Mikrobewegungen. Zunächst wird der helle
Punkt 15 Sekunden lang monokular fixiert. Anschließend wird der schwarze Punkt fixiert. Die Fluktuationen des Nachbildes des Gitters sind auf die
Mikrobewegungen des Auges zurückzuführen.
1 Neurone der Sehrinde, die der Informationsverarbeitung eines Netzhautortes dienen, können zu Modulen zusammengefasst werden.
Diese Module bilden funktionelle Einheiten
innerhalb der Sehrinde. Das Referenzauge projiziert in die Sehrinde auf eine Gruppe von
Neuronen. Auf diese Gruppe binokularer Neurone ist vom Partnerauge nicht nur der korrespondierende Netzhautort geschaltet, vielmehr
ist ein größeres Netzhautareal, das dem
Panum-Bereich um den korrespondierenden
Netzhautort herum entspricht, auf die gleiche
Gruppe binokularer Neurone geschaltet. Die
binokularen Neurone dieser Gruppe sind entsprechend der Querdisparationen, auf die sie
spezifisch reagieren, gaußverteilt. Das Maximum der Verteilungskurve ist für die Neurone,
die auf exakt korrespondierende Netzhautort,
also auf verschwindende Querdisparationen
ansprechen, gegeben. Dem Maximum der Verteilung ist im Außenraum der Horopter zugeordnet. Mit zunehmender Querdisparation
nimmt die Zahl der entsprechend sensitiven
binokularen Neurone ab.
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Optometrie 1/2000
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