Achten Sie auf die Futterhygiene!

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Fütterung
Achten Sie auf die
Futterhygiene!
Futterhygiene ist wichtig, um die Gesundheit der Schweine zu stabilisieren. Worauf es bei der
Flüssigfütterung ankommt, erklärt Ulrich Averberg von der Landwirtschaftskammer NRW.
Zweimal am Tag sollte der Trog von den
Schweinen blitzblank gefressen sein.
W
eniger Antibiotika in der
Nutztierhaltung
einsetzen:
Das ist der klare Auftrag der
Verbraucher und Politiker an die Landwirte. Aus diesem Grund ist es wichtig,
die Gesundheit und das Immunsystem
der Tiere optimal zu stabilisieren. Denn
einem gut gerüsteten Immunsystem
können Infektionserreger und Bakterien weniger anhaben als einem
geschwächten Organismus.
Kontrollieren Sie, ob die Mehlklappe im
Anmischbehälter dicht schließt!
einlagern. Dadurch befreien Sie das
Getreide von Mutterkorn und kleinen
Körnern, die in der Regel stärker mit
Mykotoxinen belastet sind. Sorgen Sie
außerdem dafür, dass Schadnager und
Vögel nicht in das Lager eindringen.
Denn sie können Krankheitskeime
übertragen, zum Beispiel Dysenterie.
Achten Sie im CCM-Flachlager darauf, dass kein Regenwasser das Futter
anfeuchtet. Zudem darf die Anschnittfläche nicht zu stark gelockert werden.
Denn sonst gibt es Fehlgärungen. Entfernen Sie aufgelockerte Futterreste
täglich mit Besen und Schaufel.
Komponentensilos dürfen nicht zu
groß sein, damit sie regelmäßig komplett geleert werden können. Im Idealfall verfügen Sie über ein Reservesilo.
Schweinehalter, die z. B. ein Vor- und
ein Endmastfutter einsetzen, können
ein drittes Reservesilo dafür nutzen, die
beiden Hauptsilos leerzufüttern.
In Außensilos, die in der Sonne stehen, kann sich Kondenswasser bilden.
Das feuchtwarme Milieu bietet Keimen
ideale Vermehrungsbedingungen. Fütterungsexperten raten daher, Silos min-
Massenfluss-Silos entleeren sich gleichmäßiger
Kernfluss-Silo
ohne Einbautricher
Kernfluss-Silo
mit Einbautrichter
MassenflussSilo
zentrale Rolle spielt dabei die Futterund Fütterungshygiene. Denn schon
mit dem Futter können Schweine große
Keimmengen aufnehmen – je nachdem,
wie hygienisch das Futter gelagert, aufbereitet und transportiert wird.
Der Grundstein für eine gute Futterqualität wird bereits auf dem Acker
gelegt. Beherzigen Sie deshalb die wichtigsten pflanzenbaulichen Maßnahmen
wie z. B. das Einhalten der Fruchtfolge,
die Fusariumbehandlung oder den richtigen Erntezeitpunkt.
Reinigen Sie anschließend das Erntegut mit einem Windsichter, bevor Sie es
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altes
Futter
Einbautrichter
unter
20˚
über 20˚
über 20˚
unter 20˚
In Massenfluss-Silos mit steilem Trichter rutscht das Futter gleichmäßiger nach.
So bleibt in den Ecken weniger Schrot hängen, das verderben kann.
Grafik: Thiemeyer
Keimlast im Futter reduzieren:Eine
Fotos: Heil
Gute automatische Reinigungssysteme im Anmischbehälter machen den Hochdruckreiniger in der Regel überflüssig.
destens einmal jährlich von innen zu
reinigen. Mannlöcher sollten daher zur
Standard-Ausstattung jedes FutterAußensilos gehören.
Wie vollständig sich das Silo entleert,
hängt auch von der Form des Trichters
ab. Man unterscheidet Kernfluss- und
Massenfluss-Silos (siehe Übersicht
links). Weit verbreitet sind KernflussSilos. Diese verfügen über einen stumpfen Auslauftrichter mit einem Winkel
von mehr als 20°. Dadurch rutscht leider
das zuletzt eingeblasene Schrot auch als
erstes wieder nach draußen. Am Übergang von der Silowand zum Trichter
können Futterreste hängenbleiben, die
verderben und beim Verfüttern
Gesundheitsprobleme verursachen.
Silos mit steilem Auslauftrichter: Bes-
ser eignen sich so genannte Massenfluss-Silos. Sie haben einen steileren
Trichter (unter 20°). Dadurch rutscht
das Futter auf ganzer Breite gleichmäßig nach, und es bilden sich keine Brücken. Achten Sie beim Kauf des Silos
auf diese bautechnische Feinheit. Vorhandene Kernfluss-Silos lassen sich
unter Umständen mit einem Einbautrichter nachrüsten.
Der weitere Verlauf des Futters vom
Komponenten-Silo zum Anmischbehälter der Flüssigfütterung bereitet selten
Probleme. Nur beim Übergang in den
Fließfutterbehälter kann es zu Verklebungen kommen, wenn die Mehlklappe
nicht richtig schließt. Durch Spritzwasser lagert sich hier immer mehr Mehl ab,
bis eines Tages der Schutzschalter der
Mehlschnecke auf Störung schaltet. Deshalb ist es wichtig, das Einlaufrohr mit
einer Wartungsöffnung zu versehen.
Die meisten Anmischbehälter sind
aus V2A-Stahl gefertigt. Denn Edelstahl
ist langlebig und lässt sich gut reinigen.
Das A und O in puncto Hygiene ist die
Behälterreinigung. Man unterscheidet
Prallteller- und Reinigungskopf-Systeme. Prallteller verbrauchen bei gleicher
Reinigungsleistung mehr Wasser. Das
kann beim nächsten Anmischen zu
Problemen führen, da mehr Waschwasser anfällt, als für die nächste Ration
benötigt wird. Reinigungsköpfe gehen
dagegen deutlich sparsamer mit dem
Wasser um. Damit kein Reinigungsschatten entsteht, benötigt man mindestens zwei Reinigungsköpfe. Sie sollten versetzt angeordnet sein, damit sie
sich gegenseitig reinigen können.
Die tägliche Grundreinigung allein
reicht aber nicht aus. Darüber hinaus
muss verhindert werden, dass sich im
Behälter ein Biofilm bildet, in dem sich
Keime ansiedeln können. Die Entkeimung kann per UV-Strahlung oder
durch Säurenebler erfolgen. UV-Licht
wirkt allerdings nur, wenn der Behälter
sauber ist. Unter Schmutz und im
Schatten der Rührwelle wirken die
UV-Strahlen nicht.
Das Verschmutzen gilt übrigens auch
für die UV-Lampen selbst. Futterspritzer, die auf den Lampen antrocknen,
lassen keine Strahlung mehr durch.
Deshalb ist es wichtig, die Röhren einbis zweimal wöchentlich mit einem
Lappen zu reinigen. In jedem Fall darf
sich der Behälter nicht öffnen lassen,
solange das UV-Licht leuchtet! Sonst
können die Augen Schaden nehmen.
Säurenebel gegen Bakterien:Sehr
verbreitet ist der Einsatz von Säureneblern. Denn die Säure tötet Keime sehr
zuverlässig ab. Etwa eine halbe Stunde
nach der Behälterreinigung wird Futtersäure mit hohem Druck im Behälter
vernebelt. Um diesen hohen Druck
mindestens zehn Sekunden lang aufrechterhalten zu können, muss der
Kompressor über einen ausreichend
großen Druckbehälter verfügen.
Das Einhalten der 30-minütigen Wartezeit ist wichtig, damit die Säure nicht
durch an der Behälterwand anhaftendes
Waschwasser verdünnt wird. Zudem
muss der Anmischbottich während des
Sprühvorgangs gegen unbeabsichtigtes
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Fütterung
Ring- oder Stichleitung?In Maststäl-
len werden für den Futtertransport
zum Trog fast nur noch Stichleitungen
verbaut. Denn die Futtermenge pro Stich
und Tag ist in der Regel um ein Mehrfaches größer als der Inhalt der Leitung.
Dadurch drohen wenig Hygieneprobleme. Denn erstens gelangt kein Futter
zurück in den Anmischbehälter. Und
zweitens wird über den Stich nur frisches Futter in den Stall gepumpt.
Ringleitungen findet man fast nur
noch in Sauenställen, da die Futtermengen hier für Stichleitungen zu klein
wären. Die Ringleitungsanlagen werden
meist als „Restlos-System“ betrieben.
Bei diesem Verfahren wird das angemischte Futter bis zu den Ventilen
gepumpt, an denen es ausdosiert werden soll. Dabei verdrängt der Futterbrei
das in der Leitung stehende Wasser. Das
Wasser wird in einem Auslagerungsbehälter aufgefangen und für die nächste
Mischung genutzt. Ist der Anmischbehälter leer gefüttert, wird die restliche
Futtermenge, die sich noch in der Leitung befindet, mit Frischwasser zum
letzten zu fütternden Ventil gedrückt.
Bis auf die Vermischungszonen sollte
zum Schluss nur noch Wasser in der
Leitung stehen. Die Futterreste aus den
Vermischungszonen verteilen sich
jedoch weiter im Wasser und dienen
vorhandenen Bakterien bei entsprechenden Temperaturen als Nahrungsgrundlage. Deshalb ist es wichtig, die
Vermischungszonen so klein wie mög-
In modernen Aufzucht- und
Mastställen wird
Flüssigfutter fast nur
noch über
Stich­
leitungen
verteilt.
lich zu halten, d. h. das letzte und das
erste Futter möglichst exakt auszudosieren.
Dazu müssen Sie regelmäßig das spezifische Gewicht des Futters bestimmen. Denn der Computer dosiert nach
Gewicht aus. Das Ergebnis muss dann
in Rohrlänge umgerechnet werden. Beispiel: 150 Meter Fütterungsrohr enthalten bei einem Durchmesser von 50 mm
rund 240 Liter Fließfutter. Bei einem
spezifischen Gewicht von 1,06 kg/Liter
sind in 150 Metern Leitung 254,4 kg Futter enthalten. Bei einem spezifischen
Gewicht von 1,12 kg sind es dagegen
268,8 kg. Die Differenz von 14,4 kg entspricht etwa 8,25 Meter Futterleitung.
Mit anderen Worten: Der letzte Trog,
der auf diesen 8,25 Metern angeschlossen ist, bekommt entweder immer nur
Wasser anstatt Futter, wenn das spezifische Gewicht falsch berechnet wurde.
Oder die 14,4 kg Futter aus der Leitung
gelangen regelmäßig in den Brauchwasserbehälter und dienen hier Bakterien
Futter ausreichend quellen lassen!
Um die Schweine bedarfsgerecht
füttern zu können, muss das Flüssigfutter möglichst homogen sein –
auch am letzten Ventil! Oftmals entmischt es sich aber in der Futterleitung, spätestens jedoch im Trog. Das
Schrot setzt sich ab, und das Wasser
mit den löslichen Vitaminen bzw.
Aminosäuren wird von den ranghöheren Tieren weggefressen. Der trockene Rest bleibt im Trog und verdirbt. So geht die Schmackhaftigkeit
des Futters verloren, und es entsteht
ein echtes Hygieneproblem!
Landwirte, die CCM oder Nebenprodukte füttern, kennen das Problem weniger. Reine Getreidemäster
sind jedoch stärker betroffen. Denn
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Vorgequollenes Futter (rechts) entmischt
sich bis zum Trog weniger stark.
Getreideschrot braucht länger, um mit
dem Wasser eine Verbindung einzugehen. Deshalb sollte man der Futtermischung ausreichend Zeit zum Quellen
geben. Eigene Anmischversuche haben
gezeigt, dass sich Flüssigfutter, das
Fotos: Heil
Öffnen gesichert sein. Das übernimmt in
der Regel die elektronische Steuerung des
Fütterungscomputers.
als Nahrungsgrundlage. Beides ist nicht
akzeptabel.
Die Leitungen vom Anmischbehälter
zum Trog sind aus hygienischer Sicht
besonders gefährdet, denn sie transportieren leicht verderbliche Nährstoffe
und verlaufen größtenteils durch Stallbereiche mit warmen Temperaturen.
Leitungen alkalisch reinigen: Daher
empfiehlt es sich, regelmäßig eine alkalische Grundreinigung der Futterleitung durchzuführen. Bei Ringleitungssystemen sollte die Reinigungslösung
zweimal jährlich durch die Leitung
gepumpt und das Spülwasser anschließend in die Gülle entsorgt werden.
Bei klassischen Stichleitungen wird
das Rohrleitungssystem im Wechsel
alkalisch gereinigt und mit einem starken Säure-Wasser-Gemisch desinfiziert.
Dieses Gemisch bleibt in der Leitung
und wird kurz vor dem erneuten Belegen über einen am Ende angebrachten
Kugelhahn in die Gülle entleert.
unmittelbar nach dem Anmischen
ausdosiert wird, bereits nach fünf
Minuten wieder in eine flüssige und
eine feste Phase trennt. Wobei die
feste Fraktion kaum aus dem Trog zu
bekommen ist.
Lässt man den Futterbrei dagegen
unter Rühren im Anmischbehälter
mehrere Minuten quellen, entmischt
sich das Futter zwar ebenfalls, die
feste Fraktion bleibt jedoch auch nach
24 Stunden noch fließfähig und verteilt sich besser im Trog. So erreicht
man eine gleichmäßigere Versorgung
der Tiere, und die Gruppen wachsen
weniger stark auseinander.
Die Quelldauer variiert betriebsindividuell. Sie ist u. a. von den verwendeten Komponenten abhängig. Bei reinen Mehlmischungen kann sie bis zu
zehn Minuten in Anspruch nehmen.
Eine
Sicherung
verhindert,
dass der
Behälter
beim
Vernebeln
der Säure
geöffnet
werden
kann.
Kann die Stichleitung für die Reinigung zu einer Ringleitung umfunktioniert werden, indem man den Kugelhahn
nach dem letzten Ventil auf die Sammelleitung in den Behälter umstellt, kann
die angesetzte Reinigungsmischung
durch eine Intervallspülung intensiver
genutz werden. Anschließend füllt man
die Leitung mit einem Säure-Wasser-Gemisch auf, um den sauberen Zustand zu
erhalten. Erst kurz vor dem erneuten
Belegen wird dieses Gemisch dann mit
frischem Futter aus der Leitung gedrückt.
Besonders kritisch sind die Fallrohre
vom Ventil bis zum Trog. Denn hier
kommt das Futter regelmäßig mit Stallluft in Kontakt. Deshalb sollten die
Fallrohre nach jedem Ausstallen mit
einer Spülmaus gesäubert werden.
Edelstahltröge sauberer:In der Praxis
werden heute überwiegend Tröge aus
Edelstahl verbaut. Denn sie sind langlebiger. Futtersäuren und Hochdruckreiniger setzen ihnen nicht so stark zu wie
Trögen aus Polymerbeton. Außerdem
lassen sie sich besser montieren, da
keine Maurerarbeiten erforderlich sind.
Und die Sensoren können den Füllstand
im Metalltrog zuverlässiger kontrollieren als bei Polymerbeton.
Ein wichtiger Tipp zur Montage: Halten Sie zwischen der Stirnseite des Troges und der Buchtenwand 50 cm
Abstand und installieren Sie zwischen
Wand und Trog eine Tränke. Dadurch
grenzen Sie die Funktionsbereiche klar
voneinander ab und reduzieren das Risiko, dass die Tiere in den Trog koten.
Bei der Frage, ob der Edelstahltrog
über einen Trogablass verfügen sollte,
scheiden sich die Geister. Wenn Sie den
Stall mit einem leistungsstarken
HD-Reiniger reinigen, können Sie das
Waschwasser besser mit der Reinigungslanze aus dem Trog spritzen.
Ziel ist, den Schweinen möglichst oft
frisches, schmackhaftes Futter anzubieten. Deshalb darf der Trog nicht zu groß
sein, und der Sensor muss so tief wie
möglich eingebaut werden, in der Regel
1,5 bis 2 cm über dem Trogboden. Denn
wenn Reste im Trog bleiben, verliert das
Futter seine Schmackhaftigkeit. Ideal ist
ein Tier-/Fressplatzverhältnis von 1 : 4.
Bei der Sensorfütterung werden die
Futterzeiten in Blöcke eingeteilt. Die
Futtermengen innerhalb der Blöcke
müssen an die Aktivität und den Hunger
der Tiere zur jeweiligen Tageszeit angepasst werden. Meist sind die Dosiermengen morgens kleiner als mittags bzw.
nachmittags. Auch abends sollte die Futtermenge reduziert werden.
Die Schweine müssen den Trog regelmäßig leerfressen. Mehr noch: Zweimal
täglich sollte der Trog blitzeblank sein.
Das funktioniert aber nur, wenn Tierzahlen, Lebendgewichte und Energiebedarf der Schweine laufend an die Gegebenheiten im Stall angepasst werden.
Im täglichen Stress vergisst man allerdings schnell, die Ventildaten zu aktualisieren oder den Anmischbehälter zu
reinigen. Am besten erstellen Sie sich
einen festen Wartungsplan und notieren die wichtigsten Termine in einem
Stallkalender oder im Kalender Ihres
Smartphones.
Schnell gelesen
• Futterhygiene ist wichtig, um
die Gesundheit der Tiere zu
stabilisieren und so weniger
Antibiotika zu verbrauchen.
• Futtersilos sollten möglichst
unter Dach stehen und regelmäßig gereinigt werden.
• Anmischbehälter müssen
regelmäßig gereinigt und mit
UV-Licht oder Säureneblern
von Keimen befreit werden.
• Auch die Futterleitungen bis
zum Trog sollten zweimal
jährlich mit alkalischen
Mitteln gereinigt werden.
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