Mathematische Logik II Vorlesung 05 26.04.2005 Dieses Dokument wurde von der Homepage www.sigma-mathematics.de runtergeladen. Es darf zu nichtkommerziellen Zwecken verwendet und frei weitergegeben werden. Jeglicher Mißbrauch ist untersagt. Ich hafte nicht für eventuelle Schäden, die durch Verwendung dieses Dokuments auftreten. Sollte das Dokument Fehler enthalten, so melden Sie diese bitte an [email protected]. Ordinalzahlen: x ∈ On :⇔ x transitive Menge, welche durch ∈ linear geordnet ist. Beispiel: alle natürlichen Zahlen, ω, ω ∪ {ω}, . . . α 7→ α ∪ {α} =: α + 1. • On selbst wird durch ∈ linear geordnet. • α ∈ On ⇒ α = {β ∈ On | β < α}. • On ist eine echte Klasse (keine Menge). Lemma. Jede nicht-leere Teilklasse von Ordinalzahlen besitzt ein kleinstes Element, d.h. On ist durch < wohlgeordnet. Beweis. Sei X ⊆ On nicht leer. Dann existiert α ∈ X. Sei y = {β ∈ α | β ∈ X}. Wenn y = ∅, dann ist α das kleinste Element von X. Wenn y 6= ∅, dann besitzt y ein kleinstes Element β0 , da ∈ Wohlordnung auf α ist. β0 ist kleinstes Element in X: Sei β ∈ X. Wenn β ∈ α, dann β ∈ y und also β0 ≤ β, wenn β ∈ / α, dann α ∈ β und also β0 < β. Transfinite Induktion über Ordinalzahlen: Für jede Teilklasse X ⊆ On gilt: Wenn für alle α ∈ On gilt: (∀β < α)(β ∈ X) → α ∈ X, dann ist X = On. Anders formuliert: Für alle X ⊆ On: (∀α ∈ On)(α ⊆ X → α ∈ X) → (∀α ∈ On)α ∈ X. (Wenn ¬(∀α ∈ On)(α ∈ X), dann existiert eine kleinste Ordinalzahl α′ ∈ / X. Aber dann gilt auch ¬((∀β < α′ )(β ∈ X) → α′ ∈ X).) Andere Formulierung des Induktionsprinzips: Wenn für X ⊆ On: • 0 ∈ X, • (∀α ∈ On)(α ∈ X → α + 1 ∈ X), • für alle Limes-Ordinale λ gilt (∀β ∈ λ)(β ∈ X → λ ∈ X), dann ist X = On. Um zu zeigen, dass eine Eigenschaft ϕ(x) auf alle Ordinalzahlen zutrifft (d.h. X := {α ∈ On | ϕ(α)} = On) haben wir zwei Strategien: 1 www.sigma-mathematics.de/semester5/malo2/vorlesungen/vorlesung05.pdf 2 (a) Betrachte eine beliebige Ordinalzahl α und nimm an, dass ϕ(β) für alle β < α gilt. Zeige, dass dann auch ϕ(α) gilt. (b) Zeige: • ϕ(0), • wenn ϕ(α), dann auch ϕ(α + 1), • für jede Limeszahl λ gilt: Wenn ϕ(α) für alle α ∈ λ, dann auch ϕ(λ). Mit beiden Strategien folgt X = On. Klasse: {x | ϕ(x, y1 , . . . , yn )}. Ein Funktional F : A → V ist eine funktionale Klasse von Paaren aus A × V , d.h. für alle Mengen x ∈ A existiert genau eine Menge y mit (x, y) ∈ F . Das Ersetzungsaxiom besagt: Wenn a eine Menge ist und F : V → V ein Funktional, dann ist F [a] = {F (x) | x ∈ a} wieder eine Menge. Satz. (Rekursionssatz für ZFC) Zu jedem Funktional G : V → V gibt es genau ein Funktional F : On → V , so dass für alle α ∈ On: F (α) = G(F |α ). (F |α : α → V , so dass (F |α )(x) = F (x) für alle x ∈ α.) Beweis. (analog zum Rekursionstheorem für ω) Für alle β ∈ On gibt es genau ein Funktional f : β → V , so dass für alle α ∈ β: (*) f (α) = G(f |α ). Eindeutigkeit: Wenn ein anderes solches f ′ : β → V existiert, dann existiert ein kleinstes α ∈ β mit f (α) 6= f ′ (α). Dann gilt aber f |α = f ′ |α und daher f (α) = G(f |α ) = G(f ′ |α ) = f ′ (α), Widerspruch. Existenz: Per Induktion über β. • β = 0. Setze f = ∅. • β = β ′ + 1. Wähle f ′ : β ′ → V , das (*) erfüllt und setze f : f ′ ∪ {(β ′ , G(f ′ ))}. • β ist Limeszahl. Nach Ersetzungsaxiom ist X = {f ′ : β ′ → V | β ′ < β, f ′ erfüllt (*)} eine Menge, da die S f ′ durch die β ′ eindeutig bestimmt sind. Aus dem gleichen Grund ist f = X eine Funktion. S Setze nun F := {f : β → V | β ∈ On, f erfüllt (*)}. Das Rekursionsschema wird oft so angewendet, dass für das zu definierende Funktional F : On → V folgendes vorgegeben wird: • F (0). • Eine Vorschrift, wie F (α + 1) aus F (α) bestimmt wird. • Eine Vorschrift, wie für Limeszahlen λ der Wert F (λ) aus den F (α) für α < λ bestimmt wird. 1.4 Die von Neumann-Hierarchie Die von Neumann-Hierarchie (Vα )α∈On ist durch Rekursion auf On wie folgt definiert: • V0 := ∅. • Vα+1 = Pot(Vα ). • für Limeszahlen λ: Vλ = S α<λ Vα . Die Existenz und Eindeutigkeit des Funktionals F : On → V mit F (α) = Vα folgt aus dem Rekursionssatz. (Sei nämlich G : V → V das Funktional mit Pot(f (α)), falls f : α + 1 → V, S G(f ) = {f (α) | α ∈ λ)}, falls f : λ → V, λ Limeszahl, ∅, sonst. Dann ist Vα := F (α) = G(F |α ).) Die Vα definieren eine kumulative Hierarchie von Mengen. www.sigma-mathematics.de/semester5/malo2/vorlesungen/vorlesung05.pdf Lemma. Für alle α, β ∈ On gilt: (a) Vα ist transitiv. (b) Wenn β < α, dann ist Vβ ∈ Vα und Vβ ⊆ Vα . Satz. Vα ∩ On = α. Speziell: α ∈ Vα+1 . 3