pressespiegel zu - Lehar Festival Bad Ischl

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PRESSESPIEGEL ZU
„ ZIGEUNERLIEBE“
Premiere 21. Juli 2012
„Riesenerfolg beim Lehár Festival“
Die zweite Operettenpremiere in Bad Ischl geriet annähernd zur künstlerischen Sensation!
Michael Lakners „Ausgrabung“ der „Zigeunerliebe“ erwies sich phasenweise als große,
dramatische Oper …
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Michael Wruss, Oberösterreichische Nachrichten, 23. Juli 2012
„Riesenerfolg beim Lehár Festival mit grenzgängerischer
Zigeunerliebe“
„Sensationelle Bad Ischler Premiere von Franz Lehárs fast vergessenem Meisterwerk. Einst
gehörte Zigeunerliebe zu den meistgespielten Werken Franz Lehárs. In den vergangenen
Jahren ist es still um dieses Meisterwerk geworden und das – wie die musikalisch fulminante
und szenisch perfekte … Premiere in Bad Ischl am Samstag zeigte – völlig zu unrecht.
Tolle Bühnenbilder und Kostüme … Leonard Prinsloo (ist) in den tollen Bühnenbildern und
Kostümen von Katharina Sautner und Monika Biegler … ein spannendes Stück gelungen, das
vor allem durch die präzise Regiearbeit und gekonnte Personenführung mächtige Wirkung
zeigte.
Musikalisch war der Abend vom Feinsten und diesbezüglich eine kleine Sternstunde im Mekka
der Operette. Das lag vor allem an Dirigent Marius Burkert, der den Wert der Partitur in
ebenso prachtvolle Klänge detailverliebt umsetzte und das hervorragend agierende Franz
Lehár Orchester zu einem exzellenten und klangvollen Spiel animierte. Aber nicht nur rein
klangtechnisch war sein Dirigat bemerkenswert, sondern auch in Bezug auf das ganz
selbstverständliche und natürliche Mitgehen mit den Sängern. Aber auch das gesamte
Ensemble zeigte sich von der besten Seite und trug so zum überwältigenden Erfolg bei.
Miriam Portmann war eine fabelhafte Zorika, die die unglaublichen Klippen der Partie
bravourös meisterte und auch darstellerisch restlos überzeugte. Ebenso stimmig und
souverän Christa Ratzenböck als Quasi-Gegenspielerin Ilona, deren Partie ebenfalls enorme
Anforderungen stellt, die sie mit spielerischer Leichtigkeit und virtuoser Konzentration
umsetzte.
Exzellentes Ensemble, hervorragend auch die männlichen Rivalen – Matjaz Stopinsek als
lyrischer Jonel, der mit seiner wunderbar timbrierten Stimme viel Charme in die Produktion
brachte und Jevgenij Taruntsov als höhensicherer und brillant spielender Józsi.
Bewundernswert bei beiden die perfekte Aussprache sowohl beim Singen als auch in den
Dialogen. Akkurat auch das Buffopaar Jolán / Kajetán, das mit Verena Barth-Jurca und
Thomas Malik bestens besetzt war. Komisch und gut bei Stimme war auch Tomaz Kovacic als
Gutsbesitzer Dragotin. … Als omipräsenter Irrenarzt begeisterte Gerhard Balluch durch
seine Wandlungsfähigkeit . Fein war das instrumentale Alter Ego von Józsi – Marko Radonic
auf der Geige. Bestens von Georg Smola studiert, überzeugte auch der Chor des Lehár
Festivals. Neben dem guten „Vogelhändler“ hat man heuer in Bad Ischl auch eine exzellente
Rarität auf dem Programm, die man sich nicht entgehen lassen soll.“
Wertung: 6 Sterne
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Balduin Sulzer, OÖ Krone, 23. Juli 2012
„Lehárs Traum und Wirklichkeit“
„Fulminante Premiere der „Zigeunerliebe“ beim Operetten-Festival in Bad Ischl: Die zweite
Operettenpremiere in Bad Ischl geriet annähernd zur künstlerischen Sensation! Lehárs
Zigeunerliebe erwies sich phasenweise als große, dramatische Oper mit dem fulminanten
Zigeunergeiger Marko Radonic.
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Symphonisch dichte Orchestermusik kontrapunktierte zu lockeren, tänzerisch gearbeiteten
Abschnitten. Bravouröse Geigensoli, effektvolle Arien und prachtvoll klingende Chorsätze
prägen die musikalische Landschaft. Am dramatischen Inhalt dieses Stückes fesselt das
ständige Ineinander von Traum und Wirklichkeit. Bestechend die exakte Bewegungskontrolle
durch die Regie und Choreographie von Leonard Prinsloo; sehr treffend auch Katharina
Sautners Bühne und Monika Bieglers Kostüme.
Kunstvollst die musikalische Seite des Abends mit Dirigent Marius Burkert, dem Franz Lehár
Orchester und dem klangkultivierten Chor (Georg Smola). Aus der Schar der Vokalsolisten
ragten heraus: Miriam Portmann (Zorika); Christa Ratzenböck (Ilona); Jevgenij Taruntsov,
Matjaz Stopinsek und Verena Barth-Jurca.“
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Eva Pittertschatscher, Salzburger Nachrichten, 23. Juli 2012
„Bad Ischl: Mut zum Tiefgang“
„… 30 Jahre lang stand „Zigeunerliebe“ in Bad Ischl nicht auf dem Programm … jetzt ist die
Scheu abgelegt. Gemeinsam mit Miriam Portmann (Zorika), Jevgenij Taruntsov (Józsi),
Tomaz Kovacic (Gutsbesitzer) und Christa Ratzenböck (Ilona) ist Regisseur Leonard Prinsloo
eine traurig-romantische, feurige, humorvolle und tiefgründige Inszenierung zwischen Traum
und Wirklichkeit gelungen. … Die Inszenierung geht tief. Sie rüttelt an allgemein gültigen,
existenziellen Fragen. … Szenen der Liebesschwüre wechseln mit humorvollen, beschwingten
Bildern auf einem fixen Bühnenbild mit flexiblen Waldprojektionen. …Schräg und schrill in
Bildsprache und Handlung entspricht „Zigeunerliebe“ nicht bloß einem vordergründigen
Operettenklischee.“
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kivi, Der Standard, 24.7.2012
„Die Liebe und die Psychiatrie“
„Franz Lehárs … erste Operette, die sein Grenzgängertum zum tragischen Opernschaffen
kennzeichnet. Zugleich ist „Zigeunerliebe“ Lehárs ungarischstes Stück und dabei musikalisch
enorm ideen- und farbenreich.
Man muss es dem Lehár Festival Bad Ischl also als Verdienst anrechnen, dieses selten
gespielte und reizvolle Werk ausgegraben zu haben – diesfalls mit Miriam Portmann (als
Zorika) und Jevgenij Taruntsov (als Józsi) hervorragend besetzt und in einer Inszenierung
von Leonard Prinsloo dargeboten. Emotional berührt wird man als Zuschauer … von der
wunderbaren Musik und es ist zu sagen: Es erbringt Dirigent Marius Burkert seine bisher
reifste Leistung im Rahmen seiner Bad Ischler Engagements, die 2004 begannen.“
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Ingo Rickl, Neues Volksblatt, 23. Juli 2012
„Zigeunerliebe in der Heilanstalt“
„… Die Bearbeitung eines die Romantik anstrebenden Textbuches bietet dem Regisseur und
seiner fantasievollen Kostümbildnerin Monika Biegler im geschmackvollen Bühnenbild von
Katharina Sautner, die mit Waldbildern dem Inhalt Tribut zollt, viele Möglichkeiten.
Ausgeflippte Typen in vielfältigen Masken, Kostümen und Choreographien haben viel
Gelegenheit zu turbulenten Akzenten. … Fad wird es dem Publikum in keiner Sekunde. Dem
Chor und dem Ballett gebührt höchstes Lob.
Was für den rauschenden Publikumserfolg zählt, ist die musikalische Darbietung. Da
wetteifern die beiden Tenöre Matjaz Stopinsek als Jonel und Jevgenij Taruntsov (Józsi) an
Klangschönheit. Das Duell gewinnt knapp Taruntsov, der den Hauptschlager „Ich bin ein
Zigeunerkind“ und den vortrefflichen Geiger Marko Radonic an seiner Seite hat. Miriam
Portmann erfüllt als Zorika alle von Franz Lehár und Leonard C. Prinsloo geforderten
Aufgaben – eine mit flexiblem Sopran und intensiver Darstellung kaum zu übertreffende
Leistung. Christa Ratzenböck ist als ihre Rivalin Ilona mit vollem Einsatz und in dramatische
Höhen steigendem Mezzo ein Vergnügen für sich. Als Wirt / Irrenarzt / Mihaly beweist
Gerhard Balluch starke Persönlichkeit.
Die schwierigste Aufgabe haben Maestro Marius Burkert und das Franz Lehár Orchester,
denen es gelingt, die Ansprüche des Komponisten und die des Regisseurs zu bündeln. Dank
dieser kompetenten Interpretation (auch jener des Chores) werden viele musikalische
Elemente zum Ereignis. Das … Premierenpublikum jubelte … den Interpreten für ihre
intensiven Leistungen minutenlang zu.“
Kai-Uwe Garrels, Ischler Woche, 25. Juli 2012
„Erstklassige zweite Premiere: Zigeunerliebe beim Lehár Festival
Bad Ischl“
Opernreife Operette, die Rolle der Zorika bot Miriam Portmann Gelegenheit, ihre
glanzvollen Leistungen der Vorjahre noch zu übertreffen: Dramatischer in den
opernschweren Szenen, beweglicher in der Phrasierung und schauspielerisch präsenter war
sie bisher nicht zu erleben, jeder der zahlreichen Bravo-Rufe war berechtigt. Stimmlich
ebenbürtig präsentierte sich Jevgenij Taruntsov als Spielmann Józsi. Er verfügt über die
nötige heldentenorale Wucht – gekrönt von mehreren hohen C's – ebenso wie feine stimmliche
Abstufungen im Piano und verlieh dem Zigeuner auch körperlich eine eindrucksvolle
Bühnenpräsenz. Teufelsgeiger Marko Radonic als sein musikalisches alter ego brillierte mit
Lehárs anspruchsvollen Melodien.
Józsis idealer Gegenspieler als Jonel war Matjaz Stopinsek. Rollengerecht lyrischer in der
Stimmfärbung, beherrscht er die mezza-voce-Phrasen ebenso meisterhaft wie die strahlenden
Spitzentöne. Darstellerisch gab er Jonel neben allem Liebesrasen den Hauch Melancholie,
der aus dem bloßen Text eine glaubhafte Figur machte.
Stimmen und Stimmung ideal; das Buffo-Paar Jolán und Kajetán war bei Verena Barth-Jurca
und Thomas Malik in den besten Händen: Die Soubrette machte wieder einmal deutlich, dass
ihre stimmlichen Fähigkeiten weit über ihre Fachgrenzen hinausreichen, ohne ihre
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tänzerische Raffinesse einzuschränken. Der Buffo überzeugte in seiner intelligenten
Interpretation des beschränkten Bürgermeistersohns mit Spielfreude, Beweglichkeit und
Gefühl für Timing, stimmlich komplettierte er die "drei Tenöre" des Abends.
Mezzosopranistin Christa Ratzenböck wagte als Gutsherrin Ilona einen Ausflug ins
dramatische Sopranfach – geglückt! Die Bravos nach den "Cymbalklängen" galten ihrer
exzellenten vokalen Leistung, wären aber auch für ihre verführerische Darstellung und
tänzerischen Einlagen gerechtfertigt. Gerhard Balluch, in dessen Professor mehrere Rollen
zusammenflossen, gab der Handlung – mal als gütiger Beichtvater, mal als manipulierender
Dr. Caligari – Struktur, wie es nur ein großer Schauspieler kann.
Kurzweil und Klangwogen: Marius Burkert führte das Franz Lehár-Orchester zu einer neuen
Höchstleistung, souverän beherrschte er die Partitur mit Anklängen an Richard Strauss,
Richard Wagner und Antonín Dvořák (bei dem Lehár studierte). Sein Verdienst ist die
erschütternde Wirkung der großen Klangwogen ebenso wie die befreiende Heiterkeit der
Scherzi. Für zusätzliche Klangfarben sorgten ein Cymbalon (András Vaida) und die
ungarische Klarinette Tárogató (Thomas Ritter). Der Chor in der Einstudierung von Georg
Smola zeigte Meisterhaftes auf allen drei Gebieten, die Operette – und besonders diese – so
herausfordernd machen: in Gesang, Schauspiel und Tanz eine Gesamtleistung, die so nur Bad
Ischl zu bieten hat.
Regisseur und Choreograph Leonard Prinsloo verlegte mit bekannter Geschicklichkeit die
Handlung in eine Rückblende, die Ausgang und Ende in einer Nervenklinik nahm; seine
Kunstfertigkeit zeigte sich auch daran, dass der Text von Willner und Bodanzky hierbei
unangetastet weiterhin funktioniert. Die zusätzliche Dimension – hat Zorikas Heirat mit Jonel
sie hierher gebracht? Ist die Vorgeschichte ihres Traums nur Wahn? – erhebt die Operette
zum anspruchsvollen Drama, wie es Franz Lehár 100 Jahre früher musikalisch vorgezeichnet
hat. "La Strada" und "Einer flog über das Kuckucksnest" werden intelligent zitiert.
Fundstück unter frenetischem Beifall: Katharina Sautner unterstützt diese Absicht grandios
mit einem Bühnenbild, das sich in beeindruckender Variabilität an Traumwald wie
Behandlungsraum, Gutshof wie Zigeunerschenke anpasst. Mit ihren Kostümen schafft Monika
Biegler das Kunststück, Individualität und Uniformierung gleichermaßen auszudrücken,
bunte Einfarbigkeit ist bei ihr kein Gegensatz. Lang anhaltender Applaus und erneut viele
Bravo-Rufe krönten den idealen Lehár-Abend.“
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Harald Steiner, Kleine Zeitung, 24. Juli .2012
„Träume münden in den Wahnsinn“
„Musikalisch ist diese „Zigeunerliebe“ durchaus gediegen: Miriam Portmann meistert die
schwierige Partie der Zorika tadellos, der ukrainische Tenor Jevgenij Taruntsov ist stimmlich
und darstellerisch ein hundertprozentig glaubwürdiger Józsi, und Matjaz Stopinsek als Jonel
ist stimmlich nicht minder verführerisch als sein Traum-Rivale. Und Marius Burkert ist als
Dirigent so gut wie nie zuvor bei seinen zahlreichen bisherigen Engagements in Bad Ischl:
Üppige Lehár-Harmonien, ungarisches Temperament und präzise einstudierter
Klangfarbenreichtum.“
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Volkmar Parschalk, Krone Wien, 25. Juli 2012
„Operette als Oper“
„Bad Ischls Festival startete mit Lehárs „Zigeunerliebe“: Eine opernhafte Operette mit
reizvollen Melodien, anspruchsvollen Gesangspartien, schönen Zwischenspielen (…). Der
Südafrikaner Leonard Prinsloo inszenierte in Katharina Sautners Bühnenraum. (…)
Der Zigeuner Józsi (Jevgenij Taruntsov), der in dem Geiger Marko Radonic ein Alter Ego
hat, aber auch der biedere Jonel (Matjaz Stopinsek) überraschen mit dramatischen
Spitzentönen, Miriam Portmann dominiert als Zorika. Ausgezeichnet die schöne Ilona von
Christa Ratzenböck. Als Buffopaar erfreuen Verena Barth-Jurca und Thomas Malik (…).“
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Wilhelm Sinkovicz, Die Presse, 27. Juli 2012
„Der aufregende, ganz andere Franz Lehár“
„Die Operettenfestspiele Bad Ischl machen dem Genius Loci Ehre: Neben Zellers populärem
„Vogelhändler“ präsentieren sie heuer Lehárs selten gespielte „Zigeunerliebe“…
Wozu Festspiele? Zum Beispiel dazu: Bad Ischl veranstaltet traditionell
Operettenaufführungen während des Sommers und lässt es nicht damit bewenden, Populäres
immer wieder zum Besten zu geben. In der laufenden Saison kombiniert Intendant Michael
Lakner beispielsweise Carl Zellers „Vogelhändler“ – rettungslos ausverkauft – mit Franz
Lehárs rarer „Zigeunerliebe“. Operettenkenner wissen gerade noch, dass es diesen Titel gibt,
Lehár-Verehrer bezeichnen das Werk als das irgendwie „Besonderste“, das der notorische
Hang zum Opernhaften dem Komponisten eingegeben hat. Grund genug, das Stück wieder
einmal neu zu inszenieren.
Ein Stück für den Connaisseur, Ischl sah die „Zigeunerliebe“ zuletzt vor 30 Jahren (…). Der
Musikfreund, der daher nicht weiß, was ihn erwartet, ist schlicht überwältigt. Allein die
ersten 20 Minuten würden die Fahrt ins Salzkammergut schon lohnen! Da ist Franz Lehár ein
kleines Monodram gelungen, das mühelos an die Seite der interessantesten
Musiktheaterversuche der Ära kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs gestellt werden kann.
Nirgendwo ist dieser Komponist kühner als hier, wenn er seine Heldin in einer visionären
Szene, in völliger Verzweiflung zeigt: Die schöne Zorika aus gutem Hause soll den braven,
gut situierten Jonel heiraten, liebt aber den freizügigen Zigeunerprimas Jozsi. Sie wird an
dieser Liebe zerbrechen. Man spürt das bereits in dieser musikalisch grandios gestalteten
Eingangsszene – inklusive pittoreskem Orchestergewitter, das Marius Burkert mit dem LehárOrchester auf Blitz und Donner punktgenau entfesselt.
Farbenprächtig aufrauschende Instrumentalklänge tragen die Singstimme in eine Klangwelt
jenseits jeglicher Operettenseligkeit. Die Ischler Diva Miriam Portmann hat ihre große
Stunde – blühend schöne Soprantöne in einer musiktheatralischen Tondichtung, die als
Initialzündung zu einer spannenden Melange aus Traum und Wirklichkeit fungiert.
Mit der Zeit apern aus dem symphonischen Fluss der Partitur auch veritable
Unterhaltungstheaternummern heraus. Doch nicht einmal die zündenden Tanzszenen des
hinreißend komischen Buffo-Paars – Verena Barth-Jurca und Thomas Malik – laufen nach
Schablone ab. Immer überrascht Lehár mit unerwarteten Effekten; auch im Terzett der beiden
Komödianten mit dem eitlen Gutsbesitzer von Tomaz Kovacic. Leonard Prinsloo führt die
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Figuren liebevoll durch das Psychodrama oder – wie im Fall der Buffo-Szenen – behutsam
daran vorbei. Man spielt in Ischl die Urfassung mit Dialogen. Lehár hat sein Werk später als
Oper „durchkomponiert“ ...
Renaissance eines Meisterwerks: Das „Lehár-Festival“ hat heuer vielleicht den Beginn einer
Renaissance eines Meisterwerks eingeläutet. Und den einer Tenorkarriere, wer weiß, denn
den Zigeunerprimas gibt Jevgenij Taruntsov mit Verve und bombensicheren Höhen. Marko
Radonic steht ihm als Doppelgänger zur Seite und spielt die Geige. Prinsloo löst dieses
Vexierspiel virtuos auf.
Die restliche Besetzung mit Gerhard Balluch als alterweisem Wirt – und ärztlichem Betreuer
der wahnsinnig gewordenen Zorika – ist so engagiert bei der Sache wie Chor und
Musikanten. Lehár-Festspiele, fürwahr.“
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Elisabeth Aumiller, DrehPunktKultur, 24. Juli 2012
„Zigeunerliebe im Irrenhaus“
„…Mit dem ersten und letzten Bild gibt Leonard Prinsloo der Szene einen bestimmenden
Rahmen, der den Handlungsverlauf in eine Färbung taucht, der man sich nicht entziehen
kann...
Musikalisch wurde ein Fest prächtiger Lehármania gefeiert. Franz Lehárs opernhafte
"Zigeunerliebe" ist für das Festival in Bad Ischl in Sachen Sängerbesetzung eine
Herausforderung, die glänzend bewältigt wurde... Solisten, Chor und Orchester unter der
umsichtigen Leitung von Marius Burkert bieten dem Ohr den Zauber des klangreichen
Lehár'schen Farbenreichtums in seiner opernorientierten Ausdruckskraft. Betörendes
ungarisches Kolorit scheint immer wieder auf, besonders in den melancholisch gefühligen
Violinsoli, in denen Marco Radonic als Double für Józsi virtuos und melodisch
einschmeichelnd brilliert.
Drei Tenöre braucht das Stück. Der Spielmann Józsi findet in Jevgenij Taruntsov heldische
Tenorpräsenz mit Biss und klingendem Höhendrive. Darstellerisch macht er gute Figur… Der
Jonel von Matjaz Stopinsek führt seinen lyrischen Tenor kontrolliert und bringt seine schöne
Stimmfarbe zum Leuchten. Als Kajetán ist Thomas Malik der Buffo vom Dienst mit seiner
etwas schräg geratenen Kinderschar, aber er ist ganz der Richtige für die erfrischende und
mit hübschem Sopranlicht singende Jolán von Verena Barth-Jurca.
Einen stimmlichen Quantensprung scheint Miriam Portmanns Sopran gemacht zu haben.
Ebenmäßig geführt in einer Linie bis in die Höhe, unforciert, dabei kraftvoll und spielend das
Orchester überlichtend, steht sie als ausdrucksvolle Zorika mit ihrer stimmlichen Präsenz im
Mittelpunkt des Geschehens. Als Gegenspielerin ihr ebenbürtig, reüssiert Mezzosopranistin
Christa Ratzenböck in der dramatisch fordernden Sopranrolle der lasziven Ilona mit
stimmlicher Verve und darstellerischem Profil. Tomaz Kovacic gibt dem Dragotin eine saftige
Portion Komik… Chor und Statisten8scheinen sich) pudelwohl zu fühlen.“
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Manuel Brug, Die Welt, 17. August 2012
„Mit Franz Lehár im Irrenhaus“
„Kenner wissen es: Franz Lehár wollte immer auch große Oper schreiben. In seiner 1910 in
Wien uraufgeführten romantischen Operette "Zigeunerliebe" ist er diesem Traum sehr nah
gekommen…
…Doch dem steht bis heute ein Theaterbetrieb entgegen, der Operette immer noch als
Wiener-Walzer-Abziehbild zum kalkulierten Geldverdienen einsetzt, mit den immergleichen,
bewährten Stücken, und der - bis vor Kurzem wenigstens - das Abgelegene, Verquere,
Kabarettistische oder Schräge mied, oft nicht einmal kannte. Die dramaturgisch ausgefallene,
musikalisch erstaunliche "Zigeunerliebe" braucht zudem gleich zwei erstklassige Tenöre und
als liebestolle Gräfin Ilona einen zweiten, gekonnt zwischen Komik und Allüre schwankenden
Sopran, dem "Hör ich Cymbalklänge", der größte Hit der Partitur, vorbehalten ist. Und
natürlich darf auch das bewährte, für blödelnde Abwechslung und schnelle Beweglichkeit
sorgende Buffo-Paar nicht fehlen, womit wir bei Tenor und Sopran Nummer drei wären.
Ausgerechnet im provinziellen Ischl, wo der Operettenfestspiel-Intendant Michael Lakner
gekonnt einen klug abwägenden Weg zwischen Tradition und Innovation geht, mochte sich
der "Zigeunerliebe"-Regisseur Leonard Prinsloo diesem Kleist-Zitat nicht anschließen. Bei
ihm wacht Zorika (mit großer Primadonnen-Emphase: Miriam Portmann) nie mehr auf, sie
bleibt wahnsinnig - von Anfang an, das Stück wird so als zweifache Version erzählt. Und die
Zigeunerklischees vom fahrenden, stehlenden, unzuverlässigen Volk dürfen solche bleiben, sie
sind ja nur Hirngespinste der Heldin, geschickt verwoben mit Zirkus- und CabaretAnspielungen in den cleveren Kostümen Monika Bieglers.
Als Traumjungen singen freilich sowohl der durch einen veritablen Geiger noch verdoppelte
Spielmann Jevgenij Taruntsov (Józsi) und Matjaz Stopinsek mit viriler Emphase und
prächtigen Höhen. Das perfekt besetzte Ensemble wird von Marius Burkert und seinem
hinreißend stilvollen Orchester zu immer neuen Lehár-Höhen getragen. Und ein großartig
vieldeutiges Stück Operettenoper ist nun hoffentlich dem Repertoire zurückgewonnen.“
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Helmut Christian Mayer, Kurier, 22. August 2012
„Entstaubte Operettenseligkeit“
„…Intendant Michael Lakner sorgt auch im 51. Festivaljahr mit Stücken wie „Zigeunerliebe“
für Operettenseligkeit in Bad Ischl. Die Inszenierung besticht durch präzise, teils
choreographierte Personenführung in einfachen Kulissen.
Exzellent ausgewählt sind die Sänger: Miriam Portmann ist als Zorika eine Luxusbesetzung.
Gleich drei Tenöre benötigt das Stück: Jevgenij Taruntsov ist der beeindruckendste von
ihnen, er singt Zigeuner Józsi mit mühelosen Höhen und Intensität. Als sein Alter Ego steht
der Phänomenaler Geiger Marko Radonic auf der Bühne. Matjaz Stopinseks (Jonel) Tenor ist
mit lyrischer Schönheit ausgestattet. Thomas Malik ist der gute Buffo-Tenor. Köstlich:
Christa Ratzenböck (Ilona) sowie Verena Barth-Jurca (Jolán). Gerhard Balluch gibt den
wandlungsfähigen Arzt. Schwungvoll, detailverliebt und mit dem gewünschten dunklen
Kolorit lässt Marius Burkert das Franz Lehár Orchester aus dem Graben erklingen.“
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Alexander Dick, Badische Zeitung, 27. August 2012
„Das Bad Ischler Operettenfestival gräbt Franz Lehárs
weitgehend vergessene Operette Zigeunerliebe aus“
Musikalisch genügt das Stück über weite Strecken den Anforderungen einer Oper, auch das
Libretto sucht den Ausbruch aus den gängigen Klischees – ohne dabei, den üblichen Usancen
der Operettenkunst der Zeit entsprechend, auf sie verzichten zu können. Doch Franz Lehárs
"Zigeunerliebe" (1910) gilt als fast unaufführbar: wegen der Einbeziehung der Natur ins
Geschehen,
wegen
des
Verschwimmens
von
Traum
und
Wirklichkeit.
Vielleicht ist Leonard Prinsloos Bühnenvariante beim Lehár-Festival Bad Ischl eine der
ersten, die den Intentionen des Komponisten und seiner beiden Librettisten nahe kommt. Weil
sich in ihr die Grenzen von Schein und Sein nahezu völlig auflösen. Denn im Grunde kann
man "Zigeunerliebe" als Parabel auf Liebesprojektionen und -erwartungen begreifen. Eine
junge Frau, Zorika, soll einen Mann, Jonel, heiraten, den sie nicht wirklich begehrt. Der
Zigeuner Józsi ist das Gegenmodell zu solch bürgerlicher Beziehung – doch sein Begriff von
Freiheit impliziert auch Freizügigkeit, und das geht Zorika zu weit.
Prinsloos Kunstgriff: Er bettet die zwischen Realem und Surrealem switchende Handlung in
einen Rahmen, der das Geschehen vollends zum Traumspiel in Fin-de-Siècle-Qualität werden
lässt: Zorika, an ihrem Schicksal zerbrochen, lebt in einer Heilanstalt – die Flusslandschaften
der Szenerie (Katharina Sautner) mutieren zu in geheimnisvolle Farben getauchte
Seelenlandschaften. Und die Inszenierung bekommt, der Entstehungszeit des Werks
entsprechend, eine intensiv Freudianische Komponente, deren Motor – der Trieb – sich in
Lehárs Chromatiken-gesättigter, sinnlicher Musik widerspiegelt. Ein fast ebenso interessanter
Kunstgriff des kanadischen Hausregisseurs beim Lehár-Festival besteht darin, dass Prinsloo
für die scheinbaren Brüche zwischen Opern- und Operettenmusik eine zweite surreale Brücke
findet. Der Schauplatz des Stücks, die Walachei, gereicht ihm zur Karikatur auf die FolkloreKlischees der Karpatenlandschaft. Schräg, wie aus einer schlechten Vampir-Horror-PictureShow sind viele der Figuren (Kostüme: Monika Biegler), wie etwa der langhaarige, fettleibige
Bojar Dragotin, Zorikas Vater. Tomaz Kovacic spielt ihn als köstliche Charge mit
Reminiszenzen an die gute alte Wiener Operette wie auch das moderne Musical.
Überhaupt kann sich diese "Zigeunerliebe" mit ihren hohen Anforderungen an die
Gesangskunst einer Besetzung rühmen, die den Opern-Operetten-Spagat ebenso virtuos
beschreitet. Jevgenij Taruntsov singt einen brillanten, höhensicheren Józsi, und auch Matjaz
Stopinsek gibt seinem Jonel enorme lyrische Tenoreleganz. Miriam Portmann (Zorika) und
Christa Ratzenböck (Ilona) verleihen den beiden großen Sopranpartien Glanz, Charme und
Stimme, und auch das quirlige Buffopaar Verena Barth-Jurca (Jolán) und Thomas Malik
(Kajetán) zeigt, wie komplex die Kunst der leichten Muse ist, wenn man sie ernst nimmt. Ein
Markenzeichen der gesamten Produktion. Marius Burkert animiert Chor und Franz-LehárOrchester zu einer engagierten, klanglich opulenten Leistung mit überzeugenden Soli (als
auch überzeugendes szenisches Józsi-Double: Marko Radonic, Violine); die
spätromantischen Naturschilderungen der Musik entfaltet er ebenso plastisch wie das
Wiener-Walzer-Kolorit.
Stürmischer Applaus am Premierenabend. Eine schöne Bestätigung für den Kurs des LehárFestival-Intendanten Michael Lakner, den selten gespielten Werken des Genius loci eine
Chance zu geben. Was freilich nur dank der Balance mit den erfolgreichen Werken der
Gattung funktioniert, wie in diesem Jahr Zellers "Vogelhändler", dem Regisseurin Isabella
Gregor gleichwohl auch eine mindestens ebenso originelle wie konventionelle Realisation
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angedeihen ließ. Lakner, der seinen Vertrag bis 2019 verlängert hat, sucht indes nach
weiteren Spielformen. Mit Jerry Hermans "Hello, Dolly!" kommt 2013 erstmals ein MusicalKlassiker auf die Bühne des Ischler Kur- und Kongresshauses. Wien bleibt gleichwohl
präsent in der Salzkammergut-Sommerfrische: mit Millöckers "Gasparone" und einer semikonzertanten Aufführung von Lehárs "Wo die Lerche singt". Operetten-Populismus sieht
anders aus.“
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