Neujahrskonzert „Ein Lied geht um die Welt“

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Fortsetzung der Anmerkungen zum Programm
Die andere große Zentralgestalt der „Silbernen Ära“ neben Kálmán war dessen
Landsmann Franz Lehár. Bereits 1905 gelang ihm mit Die lustige Witwe sein
wohl größter Welterfolg. Während Lehár sich in besagter Lustiger Witwe oder
Werken wie Der Rastelbinder (1902) oder dem erfolgreicheren Graf von
Luxemburg noch am Schema der Operetten eines Johann Strauß orientiert, gibt
es in den Werken ab 1925 einsetzend mit Paganini oder im Land des
Lächelns (1929), die alle in enger Zusammenarbeit mit dem kongenialen Tenor
Richard Tauber entstanden, kein Happy End mehr. Zwar treten Heiterkeit und
das tänzerische Element nicht völlig in den Hintergrund, aber Sentimentalität
und Tragik rücken die Operette, die bei Jacques Offenbach eigentlich als
Parodie auf Opernpathos entstand, nun wieder in die Nähe der Oper, und
folgerichtig fand 1934 Lehárs letzte Operette Giuditta auch an der Wiener
Staatsoper ihre Uraufführung (während sonst nur Strauß’ Fledermaus als
staatsopernwürdig gilt).
Der aus Graz stammende Robert Stolz komponierte eine Vielzahl von Bühnenwerken, wobei er seinen Lebensmittelpunkt zeitweise von Wien nach Berlin, wo
1916 Der Favorit zur Uraufführung kam, später Zürich, Paris und während des
Zweiten Weltkriegs nach New York verlegte und sich den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort mit seinen Werken gut anzupassen wusste.
Nach Anfängen als Theaterkapellmeister und Regisseur gelang Hans May nach
bereits umfangreichen Arbeiten für den Stumm- wie den frühen Tonfilm 1933
sein größter Erfolg mit Ein Lied geht um die Welt zum gleichnamigen Film mit
dem Tenor Joseph Schmidt. Während der Nazizeit und bis Mitte der 50er-Jahre
stattete May etwa dreißig Filme in England musikalisch aus.
Mit seinen frech-eingängigen Melodien wurde Paul Lincke mit seinen
Operetteneinaktern und Revuen im Berlin der Jahrhundertwende zum Liebling
aller Gesellschaftsschichten. Werke wie Frau Luna (1899) und Lysistrata
(1902) trafen genau den Nerv der Zeit, und die zugkräftigsten Nummern daraus
sind bis heute nicht verklungen.
Steffen König
Neujahrskonzert
„Ein Lied geht um die Welt“
Württembergische
Philharmonie Reutlingen
Solisten:
Jeanette Röck, Sopran
Thorsten Büttner, Tenor
Dirigent: Wolfgang Heinz
Samstag, 17. Januar 2009, 19.30 Uhr
Aula im Quenstedt-Gymnasium, Mössingen
Mit freundlicher Unterstützung durch
Anmerkungen zum Programm
Die Oper Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana markiert 1866 den
Beginn einer nationalen tschechischen Musikkultur. Charakteristika von
Volksweise und Volkstanz werden nicht direkt zitiert, jedoch in einer neuschöpferischen Weise nachempfunden, die der Musik ihr spezifisch böhmisches
Kolorit verleiht. Im Dorf, wo die Handlung spielt, lädt Anfang des Dritten Aktes
ein Zirkus zu seiner Vorstellung ein und präsentiert den Artistik und Lebenslust
versprühenden Tanz der Komödianten.
Mit seinen etwa zwanzig Operetten (neben über fünfhundert Walzern, Polkas
und anderen Tanzstücken) ist Johann Strauß jun. die zentrale Künstlergestalt
der „Goldenen Wiener Operettenära“ zwischen 1860 und 1900. Zusammen mit
dem Zigeunerbaron sind Die Fledermaus (1874) und Eine Nacht in Venedig
(1883) seine meistgespielten Operetten, deren Melodien längst Allgemeingut
geworden sind; manche Textzeile ist gar zum geflügelten Worte mutiert. Das
Trinklied des Alfred (mit dem unsterblichen Einfall „Glücklich ist, wer vergißt“)
oder das von Strauß unter Verwendung der Annen-Polka später erst hinzukomponierte Schwipslied der Ciboletta sind treffliche Beispiel für jenen
Operettentyp, der sich mit unbekümmerter Selbstverständlichkeit diesseitigen
Vergnügungen widmet.
Einer der Hauptvertreter für das „Silberne Zeitalter der Operette“ sollte der aus
Ungarn stammende Sohn eines jüdischen Getreidehändlers werden: Emmerich
Kálmán. Mit Werken wie Die Csárdásfürstin (1915) und Gräfin Mariza (1924),
deren Handlung in Ungarn und Wien angesiedelt ist, oder der Zirkusprinzessin, die in St. Petersburg und Wien spielt, bereichert Kálmán die Wiener
Operette um östliches Kolorit und avancierte zu einem der meistgespielten
Komponisten des Musiktheaters seiner Zeit. Weniger konnte sich der 1932
uraufgeführte Teufelsreiter durchsetzen (wo ein ungarischer Rittmeister sich in
die Tochter seines politischen Gegners Metternich verliebt); der „Grand Palotás
de la Reine“ blieb hingegen als Konzertstück populär. 1938 musste Kálmán in
die USA emigrieren, wo er am Broadway jedoch keinen Anschluss fand.
Fortsetzung auf der Rückseite
Programm
Bedrich Smetana
(1824 – 1884)
Komödiantentanz aus
„DIE VERKAUFTE BRAUT”
Johann Strauß jun.
(1825 – 1899)
Entr’acte zum 3. Akt „Trinke, Liebchen”,
Trinklied des Alfred aus der Operette
„DIE FLEDERMAUS”
Johann Strauß jun. /
Bearbeitung Anton Paulik
Schwipslied aus der Operette
„EINE NACHT IN VENEDIG”
Emmerich Kálmán
(1882 – 1953)
Vorspiel zur Operette
„DIE CZÁRDÁSFÜRSTIN”
Franz Lehár (1870 – 1948)
„Heut’ noch werd’ ich Ehefrau”,
Arie der Angèle aus der Operette
„DER GRAF VON LUXEMBURG”
Franz Lehár
„Freunde, das Leben ist lebenswert”, Arie des
Octavio aus der Operette „GIUDITTA”
Franz Lehár
„Wenn zwei sich lieben”, Duett aus der
Operette „DIE RASTELBINDER”
Emmerich Kálmán
Grand Palotás de la Reine
aus der Operette „DER TEUFELSREITER”
Emmerich Kálmán
„Mädel guck” und „Jaj, Máman, Bruderherz”
aus der Operette „DIE CZÁRDÁSFÜRSTIN”
PAUSE
Johann Strauß jun.
„Elijen a magyar!”, Schnellpolka
Franz Lehár
„Dein ist mein ganzes Herz” aus der Operette
„DAS LAND DES LÄCHELNS”
Robert Stolz (1880 – 1975)
„Du sollst der Kaiser meiner Seele sein”
aus der Operette „DER FAVORIT”
Franz Lehár
„Lippen schweigen”
aus der Operette „DIE LUSTIGE WITWE”
Johann Strauß jun.
Tritsch-Tratsch-Polka
Hans May (1886 – 1958)
„Ein Lied geht um die Welt”
aus dem gleichnamigen Film
Paul Lincke (1866 – 1946)
„Glühwürmchen-Idyll" aus der Operette
"LYSISTRATA"
„Berliner Luft" aus der Operette "FRAU LUNA“
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