Zusammenfassung 5 Zusammenfassung In der hier vorgelegten Doktorarbeit wurde der Mechanismus der Photodynamischen Therapie (PDT), einer neuen Behandlungsmethode von Hautkrebs, untersucht. Die Effektivität dieser Therapie ist in zahlreichen Studien bestätigt worden, allerdings ist der zelluläre Ablauf noch nicht vollständig aufgeklärt. Bei der PDT werden Substanzen, z.B. δ-Aminolävulinsäure (ALA) oder dessen methylierte Form (MAL), als Creme oder Gel auf die betroffene Hautstelle aufgebracht. Dabei handelt es sich um Substanzen, die in den Zellen auch normalerweise gebildet werden und im Rahmen des Hämzyklus verstoffwechselt werden. Dadurch wird dann die eigentliche photosensitive Substanz Protoporphyrin IX (PpIX) gebildet, eine Vorläufersubstanz von Häm. Durch die Zugabe von ALA bzw. MAL im Überschuss wird mehr PpIX als unter physiologischen Bedingungen gebildet. Dies geschieht vor allem in Tumorzellen, weshalb diese gezielt bei der PDT behandelt werden können. Wird das PpIX mit rotem Licht (635 nm) angeregt, entstehen durch eine photochemische Reaktion reaktive Sauerstoffspezies (ROS). Da das PpIX in den Mitochondrien gebildet wird, können die ROS hier direkt in die mitochondriale Funktion eingreifen und die Zelle schädigen. Im Verlauf dieser Behandlung klagen einige Patienten über einen brennenden Schmerz, dessen Ursache jedoch noch nicht bekannt ist. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Aufnahmemechanismus von ALA und MAL in verschiedene Keratinozytenlinien untersucht und die Ursache des Schmerzes erforscht. Bei der PDT möchte man gezielt die Tumorzellen zerstören und das umliegende Gewebe dabei möglichst nicht schädigen. Aus diesem Grund wurde untersucht, ob ALA und MAL über verschiedene Wege in die Zellen aufgenommen werden können und ob daraus abgeleitet eine gezieltere Aufnahme in Tumorzellen erreicht werden kann. Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl ALA als auch MAL besser in Tumorzellen aufgenommen werden können und die Aufnahmekapazität der normalen Keratinozyten begrenzt ist. In einer normalen (CCD-Zellen) und einer pathologisch veränderten (A431-Zellen) Keratinozytenzellinie wurde als Hautptransportmechanismus der GABA-Transporter Typ 3 (GAT-3) gefunden. Es konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass dieser Transportertyp in der Epidermis exprimiert wird. Bisherige Untersuchungen in anderen Zelltypen beschränkten sich 107 Zusammenfassung auf die Klasse der BETA-Transporter. Diese Ergebnisse zeigten, dass die Keratinozyten ALA und MAL über denselben Mechanismus aufnehmen können und es an diesem Punkt keine Möglichkeit zur differenzierten Aufnahme ausschließlich in Tumorzellen gibt. Bei der PDT sterben die Krebszellen ab. Dies kann sowohl apoptotisch als auch nekrotisch geschehen. Der eingeschlagene Weg ist dabei abhängig von der PpIXBildung und der Bestrahlungsintensität. Die Ergebnisse zeigten, dass in normalen Zellen eher Nekrose auftritt, während Tumorzellen vermehrt apoptotisch sterben. Dies ist auch abhängig von der verwendeten ALA-Konzentration. Eine hohe Konzentration führt zu mehr PpIX, wodurch mehr ROS gebildet werden können und somit die Zelle stärker geschädigt wird. Tumorzellen besitzen vermutlich zusätzliche Schutzmechanismen gegen ROS, wodurch sie nicht so anfällig sind für nekrotischen Zelltod, sondern den apoptotischen Zelltod einleiten können. In der medizinischen Praxis ist dies erwünscht, da dadurch die Entzündungsreaktionen und mögliche Nebenwirkungen geringer ausfallen. Im Rahmen der Schmerzentstehung wurde die Interaktion von sensorischen Neuronen und Keratinozyten analysiert. Die Hautzellen und die Fortsätze der Neuronen befinden sich in der Epidermis in direktem Kontakt und kommunizieren miteinander, z.B. indem Keratinozyten Adenosintriphosphat (ATP) freisetzen, was im Rahmen dieser Arbeit in der Tat gezeigt werden konnte. Die ATP-Sekretion von Keratinozyten war abhängig von der ALA-Konzentration. Diese Sekretion konnte durch den Einsatz von spezifischen ALA-Aufnahmeinhibitoren reduziert werden. Hiermit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass während der PDT ATP freigesetzt wird. Um die Nervenaktivierung während der PDT zu untersuchen, wurden jetzt sensorische Neurone und A431-Zellen zusammen inkubiert und die Reaktion der Neurone auf das Medium von PDT-behandelten A431-Tumorzellen untersucht. In direkten Kokulturen konnte kein toxischer Einfluss auf die Neuronen gefunden werden. Durch calcium imaging-Versuche konnte allerdings gezeigt werden, dass die Keratinozyten während der Bestrahlung pro-nozizeptive Substanzen freisetzen, die die Neurone aktivieren können. Hier wurden eine eher geringe Beteiligung von ATP und eine größere Beteiligung von Acetylcholin (ACh) gezeigt. Diese ACh-Reaktion 108 Zusammenfassung konnte durch spezifische ACh-Rezeptorblocker unterbunden werden. Die Freisetzung von Ach wurde nur in Keratinozyten beobachtet, die mit hohen ALAKonzentrationen inkubiert wurden und durch eine große PpIX- und ROS-Ausbeute nekrotisch starben. Daher kann mit den derzeitigen Experimenten nicht ausgeschlossen werden, dass ACh durch platzende Zellen freigesetzt wird. Im Rahmen dieser Doktorarbeit konnte der Mechanismus der zellulären Aufnahme von ALA und MAL in Keratinozyten charakterisiert und wichtige Hinweise zur Entstehung des Schmerzes während der PDT gefunden werden. Die Ergebnisse können zur Verbesserung der klinischen Anwendung der PDT herangezogen werden. 109