Reportage > Produktion Holztechnikum Kuchl Jungwuchspflege Holzbranche investiert viel in ihre Chefs von morgen Kuchl ist das Holz-Ausbildungsmekka in Österreich. Für ein optimales Lernklima wurden eine Werkstättenhalle und ein Turnsaal gebaut. Dabei sind die Schüler schon jetzt sehr motiviert. Das beweisen ausgezeichnete Abschlussarbeiten. Ö sterreichs Holzindustrie sichert ihre Zukunft, indem sie ihr Ausbildungszentrum Kuchl ausbaut und modernisiert. In der Fachschule und der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) sollen auch künftig die schlauesten Köpfe für führende Aufgaben in der Holzwirtschaft ausgebildet werden. Dass die neue Turnhalle ebenso wie der 2010 eingeweihte Werkstättenbau aus Holz besteht, versteht sich von selbst. Am 5. Oktober wird die neue Turnhalle eingeweiht. Mit dabei sind Vertreter von Bund und Land (Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller), die den Bau zu jeweils einem Drittel mitfinanziert haben. Bis dahin wird sich auch die neue Internatsleitung in ihr Amt eingelebt haben: Mag. Gabi Krisch verantwortet die Lern- und Lebensumstände der 300 Schüler (von insgesamt 400), die im Internat wohnen. Gemeinsam mit Fachschule und HTL bildet das Internat das Holztechnikum Kuchl (HTK). mit Betrieben der Holzindustrie. Nirgends wird das deutlicher als bei den HTK-Awards. Die Abschlussarbeiten der vierjährigen Fachschule und die Diplomarbeiten der fünfjährigen HTL werden als Projekte durchgeführt. Teams mit bis zu vier Schülern bearbeiten eine konkrete Aufgabe für ein Partnerunternehmen. Die Aufgaben reichen von einer Marktanalyse für Holzwolle, der Entwicklung von Schikernen bis zur Recherche von historischen Bäumen in Österreich. Gewinner waren Michaela Ließ, Josef Nessmann und Johannes Siller. Sie entwickelten einen „Systemhaften Lösungsansatz zur standardisierten Darstellung von Konstruktionsdetails in BBS-Bauweise“. Binderholz Bausysteme (BBS) wird diese Systematik in einen Online-Katalog einbinden. Auf Platz 2 landete der Bau eines Eichen-Wasserrades mit 4 m Durchmesser für das HochofenMuseum Bundschuh. Rang 3 belegte die „Marktgerechte Produktion von Schwebetreppen“. Hier wurde erstmals ein System für die auskragenden Treppenstufen entwickelt, das bei Brettsperrholzwänden einsetzbar ist. 33 Projekte mit ebenso vielen Partnerunternehmen wurden bearbeitet. Viele Schüler ler- Frage an die Industrie: „Was braucht ihr?“ Für die Lehrplangestaltung haben Direktor DI Helmuth Kogler und Abteilungsvorstand DI Hans Blinzer die Frage: „Was sollen die Kuchl-Absolventen können?“ an die Stakeholder gestellt. Was für das HTK ein logischer Schritt war, stellt in Österreichs Sekundärbildung ein Novum dar. Das Holztechnikum wurde dafür sogar mit dem 3. Platz beim Innovationspreis der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) ausgezeichnet. „Dabei ist die Kommunikation zwischen der Schule, unseren Absolventen, den Betrieben und den Verbänden eine Selbstverständlichkeit“, erklärt Blinzer. Österreichweit werden gegenwärtig alle Lehrpläne auf Kompetenzorientierung umgestellt. Kuchl hat hier zwei große Vorteile: Erstens kann die Lehranstalt als einzigartige Schule ihren Lehrplan autonom gestalten. Zweitens sind die Zielkompetenzen von vornherein klar formuliert: „Unsere Schüler bekommen eine fundierte Ausbildung in der Holztechnologie, der Betriebswirtschaft und in Fremdsprachen“, spezifiziert Kogler. Weiterbildung immer wichtiger Blinzer streicht abschließend die Weiterbildungsmöglichkeiten in Kuchl heraus. „Wir bieten Seminare für Praktiker, etwa zur CE-Kennzeichnung. So ein Angebot gibt es nur hier.“ Aktuell werden Rundholzübernehmer geschult. „Gerade bei der gegenwärtigen Rundholzknappheit schätzen die Waldbesitzer, wenn bei der Werksübernahme eine verlässliche Kraft sitzt. Das schafft Vertrauen zwischen Rundholzver- und -einkäufer“, betont der Abteilungsvorstand. hp ‹ Bildquelle: Kanzian BBS-Katalog, Mühlrad und Schwebetreppe Neben Turnsaal und Internat darf nicht vergessen werden: Eigentliches Ziel in Kuchl ist es, die nächste Führungsriege der Holzindustrie auszubilden. Unumgänglich hierfür ist der intensive Kontakt nen hier ihre späteren Arbeitgeber kennen. Die „Kuchler“ sind gefragt. Die Schule spricht sogar von einer „Arbeitsplatzgarantie“, da aktuell kein Absolvent länger als sechs Monate auf einen Job warten müsse. Eine für technische Schulen extrem hohe Behaltequote von 86 % garantiert, dass sich die Eltern schon bei Schuleintritt kaum mehr Gedanken um den Berufseinstieg machen müssen. Das liegt aber nicht daran, dass die Lehre so einfach ist, sondern dass an der Privatschule aktiv Nachhilfe gegeben wird – entweder durch ältere Schüler oder Lehrer. WKS-Innovationauszeichnung: DI Hans Blinzer, Internatsleiterin Mag. Gabi Krisch und Dir. DI Helmuth Kogler (v. li.) mit der Urkunde Preisträger der HTK-Awards: Diese Teams wurden heuer für ihre außergewöhnlichen Leistungen bei ihren praxisorientierten Projektarbeiten ausgezeichnet H o l zk u r i e r 30 -31 • 26.07. 2012 19