Schulfernsehen Schulfernsehen Der 30jährige Krieg Vom Schwedisch-Französischen Krieg bis zum Frieden von Münster und Osnabrück Ein Film von Elke Hardegger Beitrag: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer & Christian Sepp Inhalt Mit dem Prager Frieden von 1635 scheint das Ende des Krieges in greifbarer Nähe. Kaiser Ferdinand II. hat die Machtfrage zwischen der Monarchie und den Ständen zunächst zu seinen Gunsten entschieden, seine Gegner sind geschlagen, erschöpft und kriegsmüde. Doch die Hoffnungen zerstieben rasch. Der Prager Friede wird nicht zum erhofften Ausgangspunkt einer allgemeinen Befriedung des Reiches, da er sowohl das faktisch-politische Kräfteverhältnis im Inneren als auch die Interessen der ausländischen Mächte Schweden und Frankreich sträflich ausgeblendet. Vor allem die protestantischen Reichsstände sind tief unzufrieden mit dem Erreichten. Frankreichs Kampf gegen die Habsburger Zum wesentlichen Treiber des Geschehens wird Frankreich unter der Regierung von Kardinal Ri© Bayerischer Rundfunk chelieu, der sich keinesfalls mit der Machtausweitung des Hauses Habsburg zufrieden gibt. Richelieu schließt daher Bündnisse mit den Feinden Habsburgs, um die spanischen Niederlande und das spanische Mailand anzugreifen. Die Gefangennahme des Trierer Erzbischofs Philipp Christoph von Sötern (1567-1652), eines französischen Parteigängers, durch spanische Truppen, bildete den Anlass für die Kriegserklärung Frankreichs an Spanien am 21. Mai 1635. Der Krieg ging so mit neuer und erneut verstärkter Brutalität weiter. Das zähe Ringen um den Frieden Erst neun Jahre später, im Dezember 1644, beginnen in Münster und Osnabrück die Verhandlungen um einen dauerhaften Frieden. Das zähe Ringen des Gesandtenkongresses dauert mehr als drei Jahre. Am 24. Oktober 1624 beendet der schließlich der Westfälische Friede ein mörderisches und blutiges Schlachten, das halb Europa ins Elend stürzte. 1 Schulfernsehen Schulfernsehen Spuren des Krieges in München Auch in der zweiten Folge machen sich Anna, Nadine und Mia in München auf die Spuren des 30-jährigen Krieges. Sie finden Reste der gewaltigen Wallanlage, mit der Herzog Maximilian die Stadt vor den Schweden schützen wollte. Außerdem erfahren sie, warum die Mariensäule im Zentrum Münchens errichtet wurde und finden Zeugen der verheerenden Pest, die nahezu ein Drittel der Bevölkerung auslöschte. Die Not der einfachen Leute Maria und Jakob, die „geisterhaften“ Zeitzeugen aus der Zeit des Krieges, steuern ebenfalls wieder wertvolle Erinnerungen bei. Sie erzählen, was der Kampf um Macht und Religion für die einfachen Leute bedeutete: Hunger, Seuchen, Angst, Flucht, Not, Inflation und Mord waren an der Tagesordnung. Die Dörfer rings um München wurden verbrannt, die Menschen verfolgt und gequält, die Felder verwüstet und die Scheunen geplündert. Ein wenig Sicherheit bot allenfalls das befestigte München. Aber die Stadt war überfordert und schloss ihre Tore gegen den Ansturm der Schutzsuchenden. Die Sehnsucht nach Frieden wurde immer größer. Fakten schehen ein. Die kriegerischen Auseinandersetzungen lösten sich mehr und mehr in Einzelaktionen auf. So zerfällt der Zeitraum zwischen 1618 und 1648 in mindestens dreizehn Einzelkriege und zehn Friedensschlüsse. Die gegnerischen Mächtekonstellationen veränderten sich in dieser Zeit ebenso wie deren Kriegsziele. Keiner der Seiten gelang es, den Kampf militärisch für sich zu entscheiden. Kampf der Konfessionen Auf dem Höhepunkt seiner Macht erließ Kaiser Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg das Restitutionsedikt (1629), mit dem die Rekatholisierung Deutschlands gesichert werden sollte. Doch mit diesem Vorhaben stieß er nicht nur auf den Widerstand der Stände des Heiligen Römischen Reiches, sondern provozierte auch das Eingreifen weiterer protestantischer Mächte, in diesem Falle des schwedischen Königs Gustav II. Adolf. Das große Sterben inmitten Europas Die Folgen des dreißigjährigen Ringens waren für den deutschen Kriegsschauplatz katastrophal: mehr als 15.000 Dörfer wurden zerstört, die Zahl der Einwohner sank drastisch, einzelne Landstriche waren total verwaist. Die großen Verwüstungen setzten erst 1635 ein, als der Krieg alle geregelten Bahnen verließ. An Intensi- 1. Der Dreißigjährige Krieg – ein Überblick Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) begann als eine ständisch-religiöse Auseinandersetzung in Böhmen, die sich bald zu einem erbitterten Machtkampf der europäischen Mächte auf deutschem Boden ausweitete. Der "Prager Fenster- tät und menschlichen Verlusten übertraf der Dreißigjährige Krieg alle vorherigen Kriege. Die unaufhaltsame Eskalation sturz" wurde dabei zum Funken, der den Konfliktstoff zum verheerenden Brand auflodern ließ. Im Laufe des Krieges griffen zahlreiche europäische Mächte wie Spanien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Frankreich in das Ge© Bayerischer Rundfunk Dass der Dreißigjährige Krieg sich zu einem kriegerischen Geschehen bislang ungekannten Ausmaßes ausweitete, hat mehrere, vielschichtige Gründe. Es handelte sich um • einen Religionskrieg zwischen Protestanten und Katholiken, ausgelöst durch Reformation und Gegenreformation, 2 Schulfernsehen • einen verfassungspolitischen Konflikt zwischen der Macht der Stände und der Krone, die Tendenzen zur absolutistischen Monarchie aufzeigte, • einen Kampf um die Hegemoniestellung in Europa zwischen Österreich/Spanien (Haus Habsburg) und Frankreich, vorbereitet von dem Konflikt zwischen dem französischen Königshaus Valois und Habsburg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und • einen Konflikt der skandinavischen Staaten Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Schulfernsehen unterbinden und die Grenzländer Elsass und Lothringen für Frankreich zu sichern. So verbündete sich Frankreich mit den Gegnern des Hauses Habsburg: Schweden, den Niederlanden und kleineren italienischen Fürsten (Mantua, Savoyen, Parma) und trat mit einem eigenen Heer in den Krieg ein. Habsburg in der Defensive 1635 erklärte König Ludwig XIII. von Frankreich Spanien den Krieg; der Kaiser stellte sich auf die Seite Spaniens und so begann 1636 der Krieg in Deutschland praktisch von vorn. Während an- Der endgültige Durchbruch wurde erst 1648 mit den Friedensschlüssen und Münster und Osnabrück erzielt. Alle Versuche, die kaiserliche Zentralgewalt zu stärken, waren mit dem Westfälischen Frieden gescheitert. Eine europäische Zeitenwende In der Geschichte Europas bildet der Dreißigjährige Krieg die große Zäsur zwischen Reformation und Französischer Revolution und gilt als vierter europäischer Religionskrieg nach den Hugenottenkriegen in Frankreich (1562-1598), dem Schmalkadischen Krieg in Deutschland (1546/47) und dem Kappeler Krieg in der Schweiz (1529/1531). 2. Der Französisch-Schwedische Krieg (1635-1648) Vom Prager Frieden und dessen Amnestie ausgeschlossen blieben die reformierten Fürsten und Grafen des Reiches. Dazu gehörte auch der Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel (16021637), der 1636 ein Bündnis mit Frankreich abschloss, vom Kaiser deshalb geächtet und von seinen Besitzungen vertrieben wurde. Der Landgraf konnte allerdings seine Armee retten, deren Oberbefehl nach seinem frühen Tod seine Gemahlin Amalie Elisabeth (1602-1651) übernahm. Dieser Konflikt prägte das letzte Jahrzehnt des Krieges und verwüstete vor allem den hessischen Raum. Richelieu wittert seine Chance In der letzten Phase des Krieges ging die Initiative an Frankreich über, das schon seit geraumer Zeit die antihabsburgischen Kräfte finanzierte. Ziel Kardinal Richelieus (1585-1642), des Leiters der französischen Politik, war es, die Verbindung zwischen den habsburgischen Besitzungen in Oberitalien und den spanischen Niederlanden zu © Bayerischer Rundfunk fangs die habsburgischen Truppen Erfolge erzielten (1636 Vorstoß fast bis Paris), mussten sie in den folgenden Jahre immer mehr Niederlagen hinnehmen (1636 bei Wittstock, 1638 bei Rheinfelden und Breisach, 1642 bei Breitenfeld). 1643 wurde die spanische Militärmacht durch die Niederlage bei Rocroi schwer angeschlagen. Nach den Siegen der Schweden bei Jankau (1645) und der Franzosen bei Alerheim (1645) schien die auch die Militärmacht Kaiser Ferdinands III. (1608-1657, reg. 1637-57) am Ende. Auch bei den anderen Krieg führenden Parteien machte sich Kriegsmüdigkeit breit, Schweden wurde von den Kriegskosten geplagt und Spanien von inneren Aufständen erschüttert. Ein Verhandlungsmarathon beginnt Seit 1645 kam es in Münster und Osnabrück zu den Westfälischen Friedensverhandlungen. Gleichwohl gingen die Kriegshandlungen weiter. 3 Schulfernsehen Besonders Bayern litt in den letzten Jahren unter furchtbaren Verwüstungen. Auf bayerischem Boden fand 1648 bei Zusmarshausen auch die letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt. Wenige Monate später war der Krieg allerdings endgültig zu Ende: Im Oktober 1648 wurde der Westfälische Frieden abgeschlossen. Das Schulfernsehen bart, die für die Dauer der Tagung neutralisiert werden sollten. Für die Gegner und "ihre Verbündeten" wurde freies Geleit garantiert, eine Klausel, die eminent wichtig wurde für die Beteiligung der Reichsstände an den Verhandlungen. Kaiser Ferdinand III. sperrte sich allerdings gegen die Eröffnung der Verhandlungen, da er auf eine Verbesserung seiner militärischen Situation hoffte. Als diese nicht eintrat, erfolgte im Mai 1643 die Entbindung der Tagungsstädte von ihren Verpflichtungen gegenüber dem Reich und ihren bischöflichen Landesherren. Im Lauf des Jahres 1644 trafen die ersten Gesandten ein, im Dezember wurde der Kongress feierlich eröffnet. Der Kaiser gerät ins Hintertreffen "Große Europäische Kriegsballett", getanzt durch König und Potentaten auf dem "Saal der betrübten Christenheit" (so ein zeitgenössischer Kupferstich) war zu Ende. 3. Die Lösung des Konflikts: der Westfälische Friede Im Lauf der 1640er Jahre wurde die Zahl der Reichsstände, die nach einer friedlichen Lösung des Dreißigjährigen Krieges suchten, immer größer. Den Anfang machte Kurbrandenburg. 1641 scherte Kurfürst Friedrich Wilhelm aus dem Lager des Kaisers aus und schloss einen Waffenstillstand mit Schweden. Andere Reichsstände folgten. Im selben Jahr, in dem Brandenburg den Waffenstillstand mit den Schweden schloss, wurde ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum Frieden zurückgelegt: Unter dänischer Vermittlung vereinbarten der Kaiser, Schweden und Frankreich im sogenannten Hamburger Präliminarvertrag (25. Dezember 1641) die Aufnahme von Die Position des Kaisers war es, die innerdeutschen Fragen von den auswärtigen Verbindungen abzukoppeln und auf einen späteren Reichstag zu verschieben. Davon erhoffte er sich einen Erhalt der kaiserlichen Autorität und eine größere Chance für die katholische Majorität im Reich. Sein Ziel war es, die Reichsstände von den fremden Mächte zu trennen und die auswärtigen Mächte untereinander auszuspielen - allerdings gelang ihm dieses Unterfangen nicht. Die protestantischen Reichsstände hielten sich an die Schweden zur Wahrung ihrer Religionsinteressen und viele katholische Reichsstände, wie Bayern, setzen auf Frankreich zur Wahrung ihrer "fürstlichen Libertät". Schon am Anfang fielen die Würfel gegen den Kaiser: Frankreich und Schweden luden die Reichsstände - über den Kopf Ferdinands III. hinweg - zu den Verhandlungen ein. Erst im Sommer 1645 fand sich der Kaiser mit der Lage ab und akzeptierte die Reichsstände als vollberechtigte Kongressteilnehmer mit eigenem Stimmrecht. Das Reich wurde somit nicht nur vom Kaiser vertreten, sondern gleichberechtigt von der Gesamtheit seiner Stände. Ende 1645 traf dann auch der kaiserliche Gesandte, Graf Maximilian von Trautmannsdorff (1584-1650), der schon am Sturz Wallensteins und am Abschluss des Prager Friedens beteiligt gewesen war, am Tagungsort ein. Der "erste große Friedenskongress der europäischen Geschichte" (Martin Heckel) konnte beginnen. Europa hofft auf Münster und Osnabrück Friedensverhandlungen. Als Tagungsorte für den zukünftigen Friedenskongress wurde die westfälischen Städte Münster und Osnabrück verein© Bayerischer Rundfunk Die Wahl zweier verschiedener Städte als Tagungsorte hatte protokollarische Gründe, man hoffte so, die üblichen Rangstreitigkeiten zu vermeiden. Bisher hatte es in Europa meist nur zweiseitige Friedensverhandlungen gegeben, Versammlungen dieser Größe und Bedeutsamkeit wie in Münster und Osnabrück kannte man 4 Schulfernsehen eigentlich nur in kirchlichem Rahmen, in den Konzilien. Die Suche nach neuen Formen des diplomatischen Verkehrs unter den europäischen Staaten verschlang unendlich viel Zeit und Kraft. In Osnabrück, dass sich schon seit Jahren in den Händen der Schweden befand, logierten die dänischen Vertreter, die Delegation Königin Christinas von Schweden und die protestantischen Reichsstände. Niederländer, Spanier und Franzosen sowie die Vertreter der katholischen Reichsfürsten residierten im katholischen und vom Krieg verschont gebliebenen Münster. Der Kaiser war in beiden Städten vertreten. Insgesamt hatten 176 kleinere und größere europäische Fürsten Gesandte in die beiden westfälischen Städte entsandt. Es fehlten lediglich Russland und die Türkei, sowie das vom Bürgerkrieg geschüttelte England. Alles in allem schätzt man, dass ungefähr 10.000 bis 12.000 Menschen untergebracht und verköstigt werden mussten (zum Vergleich: Münster hatte damals eine Bevölkerung von 12.000 Einwohnern). Schulfernsehen Sommer, wenn die Feldherren Erfolge und Misserfolge einfuhren, die Verhandlungen ruhten. Im Winter, wenn die Kriegshandlungen ruhten, kamen die Gespräche voran. So klagte Prior Adam Adami (1610-1663) aus dem Kloster Murrhardt, ein Vertreter der extremen katholischen Partei in Münster: "sonsten seind wir schon gewohnt, im Winter zu traktieren und im Sommer zu lavieren". Dass die Verhandlungen überhaupt vorankamen, verwundert. Pomp, Prunk und Politik Die Gesandten der größeren Staaten standen natürlich im Vordergrund. Sie hielten Residenz mit Pomp und Prunk, die jungen Nationalstaaten versuchten einander in Aufwand, Pracht und Imponiergehabe zu übertrumpfen. Man prasste und feierte, machte Schulden und gab Bankette, Die Logistik eines Kongresskolosses Der Westfälische Friedenskongress war ein reiner Gesandtenkongress, das heißt, dass keiner der führenden Staatsmänner dort persönlich erschien. Und keiner der Gesandten verfügte über eine Generalvollmacht seines Monarchen oder seiner Monarchin, so dass sie auf ständige Rückverhandlungen mit ihrem Hof angewiesen waren. Die riskanten Kurierdienste zogen die Verhandlungen weiter in die Länge, das extra errichtete postalische Netz benötigte für den Transport von Depeschen nach Wien und Paris 12 Tage, nach Stockholm 20 Tage und nach Madrid 23-30 Tage. Freilich hatte der Kongress niemals etwas ganzes, es gab keine Vollversammlungs-Sitzung. Dennoch verliefen Verhandlungen an beiden Orten parallel. Die Gespräche zwischen den Gesandten kamen zwanglos zustande, natürlich unter Wahrung aller denkbaren zeremoniellen Umständlichkeiten. Während man in Osnabrück mündlich verhandelte, wurde in Münster vorwiegend schriftlich verkehrt, denn der Krieg dauerte noch an und ein unmittelbarer Austausch verbot sich. So traten sogenannte "Mediatoren" in den Vordergrund, wie der päpstliche Nuntius Fabio Chigi (1599-1667, später Papst Alexander VII. 1655-67) und der venezianische Gesandte Alvise Contarini (1597-1651), die zwischen den einzelnen Gesandten als Vermittler auftraten. Als weiteres hinderndes Faktum trat hinzu, dass während der Verhandlungen das Kriegsgeschehen weiter tobte. Die Partei, die sich gerade im Aufwind der militärischen Erfolge sah, zögerte die Verhandlungen hinaus. Mit der Folge, dass im © Bayerischer Rundfunk während das Land ringsum weiter in Schutt und Asche versank. Besonders der Leiter der schwedischen Delegation, Johan Graf Oxenstierna (1611-1657), Sohn des schwedischen Reichskanzlers Axel Graf Oxenstierna, beeindruckte durch das Getue um seine Person. In Osnabrück ließ er bei jeder passenden Gelegenheit die Fanfaren blasen und fuhr grundsätzlich nur mit einem Riesengefolge aus. An der Spitze der französischen Diplomaten glänzte Henri d'Orleans, Herzog von Longueville (1595-1663), der schon vor seiner Ankunft 50 Wagen mit französischem Wein nach Münster geschickt hatte. Der Einzug seiner schönen und politisch hochinteressierten Frau, Anne-Geneviève von Bourbon-Condé (1619-1679), stellte in Münster alles in den Schatten, was die Bewohner bis dahin gesehen hatten. Spanisch-Portugiesische Differenzen Als bedeutendster Unterhändler der Niederlande gilt Adrian Pauw aus Amsterdam (1585-1655), der die patrizisch-administrative Schicht der jungen Republik vertrat, die aus Geschäftsinteresse auf ein rasches Kriegsende drang. Weiterhin Erwähnung verdient der berühmte Staatsrechtler 5 Schulfernsehen Dr. Jakob Lampadius (1595-1649), der den Reichsstand Braunschweig-Grubenhagen vertrat, und als bedeutendster Wortführer der protestantischen Reichsstände gegen die kaiserlichkatholischen Hegemonieansprüche gilt. Lampadius starb wenige Monate nach Abschluss der Verhandlungen in Osnabrück. Für den einzigen grossen Eklat der Friedensverhandlungen sorgte der spanische Gesandte, Gaspar de Bracamonte y Guzmán, Graf von Peñaranda (1596-1676), der im April 1648 die portugiesischen Gesandten angreifen ließ, wobei elf Männer verletzt wurden. Portugal war wenige Jahre zuvor von Spanien unabhängig geworden (1640) und seine Gesandten hatten angeblich die Spanier beleidigt. Erste Teilerfolge zeichnen sich ab Als erstes beendeten die Spanier und die Niederländer ihre Verhandlungen. Am 30. Januar 1648 wurde in Münster ein Friedensvertrag unterzeichnet, der die Souveränität der vereinigten Provinzen besiegelte. Am 15. Mai 1648 kam es im Rathaus von Münster zur feierlichen Ratifizierung, die der anwesende Maler Gerard Ter Broch in ei- nem berühmten Gemälde festhielt. Der ebenfalls angestrebte Ausgleich zwischen Spanien und Frankreich kam hingegen nicht zustande - die beiden Mächte stellten erst 1659 (Pyränenfrieden) ihre Kriegshandlungen ein. Hingegen einigten sich die Schweden und der Kaiser am 6. August 1648 in Osnabrück auf einen Ausgleich. Am 24. Oktober kam es schließlich zur Unterzeichnung zweier Friedensverträge in Münster, Schulfernsehen einem zwischen Schweden und dem Kaiser und den Reichsständen und einem zwischen Frankreich und dem Kaiser und den Reichsständen. 4. Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 Die im Westfälischen Frieden getroffenen Regelungen lassen sich in drei größenen Gruppen zusammenfassen. 4.1. Territoriale Vereinbarungen • Frankreich erhielt die vollen Rechtstitel auf die seit 1552 besetzten Bistümer Metz, Toul und Verdun, die österreichischen Landgrafschaften Unter- und Oberelsass, die Festung Breisach im Breisgau und die Landvogtei über zehn im Elsass gelegene Reichsstädte (außer Strassburg). Die lothringische Frage blieb ausgeklammert. Die französischen Gebietsgewinne wurden aus dem Reichsverband herausgelöst und der französische König zum Souverän über früheres Reichsgebiet. • Schweden erhielt das säkularisierte Erzbistum Bremen (ohne die Stadt Bremen), das Bistum Verden, Vorpommern, Teile Hinterpommerns (mit Stettin), die Stadt Wismar und die Insel Rügen, sowie als Entschädigung 5,6 Millionen Taler vom Reich (für die Demobilisierung der Armee). Im Gegensatz zu den französischen Gebietsgewinnen verblieben die schwedischen Besitzungen im Reichsverband. Die schwedische Krone erhielt damit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. • Kurbrandenburg erhielt Hinterpommern und für den Verlust von Vorpommern die Bistümer Kammin, Minden und Halberstadt, sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (1680 zu Brandenburg). • Mecklenburg erhielt als Entschädigung für den Verlust von Wismar die Bistümer Ratzeburg und Schwerin. • Hessen-Kassel erhielt die Abtei Hersfeld. • Bayern blieb im Besitz der im Krieg erworbenen Oberpfalz, ebenso behielt Kursachen die Lausitz. 4. 2. Verfassungs- und konfessionspolitische Bestimmungen Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde bestätigt und auf die Calvinisten (Reformierten) ausgedehnt. Damit erhielt der Calvinismus faktisch den Status einer dritten "Reichskonfession" (neben den Katholiken und den Lutheranern). Die reformierten Reichsstände wurden restituiert (v.a. Kurpfalz, Hessen-Kassel). © Bayerischer Rundfunk 6 Schulfernsehen Einführung des "Normaljahres": Der 1. Januar 1624 galt als neuer Stichtag für den konfessionellen Besitzstand; Besitzstände, wie sie an diesem Datum existiert hatten, sollten erhalten bleiben beziehungsweise wiederhergestellt werden. Ausnahme bildete die Kurpfalz, hier galt 1618 als Normaljahr. Für die Kurpfalz, das heißt für den Erben Friedrichs V. von der Pfalz, Karl Ludwig, wurde eine achte Kurwürde eingerichtet. Gewaltverzicht in Kofessionsfragen Gewalt zur Lösung religiöser Konflikte wurde untersagt. Zwar blieb das "ius reformandi" der Reichsstände unangetastet, hatte aber nicht die Konsequenzen wie früher. Ein neuer oder konvertierter Fürst durfte seinen Untertanen nicht mehr seine Konfession aufzwingen. Damit gehörte der "willkürliche" Konfessionswechsel eines ganzen Landes der Vergangenheit an. Allerdings konnten Untertanen aus konfessionellen Gründen ausgewiesen werden, die Konditionen für eine solche Ausweisung wurden aber genau festgelegt. Gleichberechtig der Bekenntnisse Eine Gleichberechtigung der Konfessionen wurde festgeschrieben. Bei Prozessen zwischen Ständen verschiedener Konfession sollte strikte Parität gewahrt werden. In der Praxis sollte dies wie folgt aussehen: Bei Streitfällen sollte der Reichstag auseinandertreten ("itio in partes") und als "corpus evangelicorum" und "corpus catholicorum" getrennt beraten, um eine gütliche Einigung ("amicabilis compositio") zu erzielen. Somit wurden die Reichsstände auf Konsens und Ausgleich in der Reichsverfassung festgelegt. Die paritätische Besetzung galt auch für andere Reichsorgane, wie das Reichskammergericht. Machtzuwachs der Reichsfürsten Die Reichsstände wurden aufgewertet, indem sie das Recht erhielten, Bündnisse mit auswärtigen Mächten abschließen zu dürfen, die allerdings nicht gegen den Kaiser und das Reich oder gegen den Landfrieden und den Westfälischen Frieden gerichtet sein durften. Die Reichsstädte erhielten Stimme und Sitz auf den Reichstagen. Verkündung einer allgemeinen Amnestie. Im Krieg zugefügte "Beleidigungen, Gewalttaten, Feindseligkeiten, Schäden und Unkosten" sollten © Bayerischer Rundfunk Schulfernsehen "gänzlich abgetan" und "in immerwährendem Vergessen begraben sein". 4.3. Weitere völkerrechtliche Bestimmungen Durch den Westfälischen Frieden wurden sowohl die Niederlande als auch die Schweizer Eidgenossenschaft aus dem Reichsverband herausgelöst und erlangten somit volle Souveränität. Für die Demobilisierung der Armeen war ein Nachfolgekongress ("Friedens-Exekutionskongress") notwendig, der seit April 1649 in Nürnberg tagte und erst 1651 seine Arbeit beendete. Der päpstliche Nuntius auf dem Westfälischen Friedenskongress, Fabio Chigi, legte formellen Protest gegen die Bestimmungen des Vertragswerkes ein, sahen doch seine Bestimmungen die Säkularisation von zwei Erzbistümern und sechs Fürstbistümern vor. Doch die Vertragspartner hatten mit diesem Schritt gerechnet und so eine "Antiprotestklausel" eingefügt, die jeglichen Protest für ungültig erklärte. Papst Innozenz X. (reg. 1644-1655) veröffentlichte 1651 ein Protestbreve, das alle für die Kirche nachteiligen Bestimmungen der Verträge für ungültig erklärte, doch die beteiligten Mächte nahmen dies nur unwillig zur Kenntnis. Im politischen Mächtespiel Europas hatte der Papst nicht mehr viel mitzureden. Das Zusammenleben innerhalb der europäischen Staatenwelt folgte von nun an weltlichen Gesetzen. Machtverlust des Kaisers Der Westfälische Friede war ein zentraler Vorgang in der Geschichte der Frühen Neuzeit, sowohl für Deutschland als auch für Europa. Die Vertragsdokumente bildeten bis zur Auflösung des Reiches in napoleonischer Zeit das wichtigste Reichsgrundgesetz. Als wichtigstes Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Reichsstände faktisch souverän wurden und somit einen Sieg über das kaiserliche Absolutismusstreben errungen hatten. Ausländischen Mächten wurden durch die Verträge vielfältige Interventionsmöglichkeiten im Reich eingeräumt. Die Zeitgenossen feierten den Westfälischen Frieden als ein Meisterwerk der Diplomatie. Erst im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fingen deutsche Historiker an, den Frieden als negativ zu beurteilen, da er die Bildung eines einheitlichen Nationalstaates verzögert und die Einmischung ausländischer Mächte in Deutschland ermöglicht habe. Durch die europäische Einigung seit dem Zweiten Weltkrieg hat ein Um7 Schulfernsehen schwung in der Beurteilung stattgefunden. So sehen Historiker heute im Westfälischen Frieden "ein erstes Vorbild internationaler Konfliktbewältigung" (Helmut Lahrkamp). 5. Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges Inwieweit sich das Kriegsgeschehen des Dreißigjährigen Krieges auf die Bevölkerung des Reiches ausgewirkt hat, ist bis heute in ihrem Um- fang in der historischen Forschung umstritten. Da es im Deutschland des 17. Jahrhunderts weder das ganze Land erfassende Volkszählungen noch die Bestandsaufnahme wirtschaftlicher Daten gab, ist die Forschung auf das Zusammentragen regionaler Studien angewiesen. Demographische Folgen Vor allem im 19. Jahrhundert waren vielfach Vorstellungen verbreitet, dass im Krieg mehr als die Hälfte oder gar zwei Drittel der Bevölkerung umgekommen sei. Doch diese Zahlen sind heute aufgrund demographischer Studien ins Land der Fabel zu verweisen. Günther Franz geht in seiner mittlerweile klassischen - und bis heute nicht überholten - Studie "Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk" davon aus, dass im Durchschnitt 40 Prozent der ländlichen Bevölkerung und 33 Prozent der städtischen Bevölkerung Opfer des Krieges geworden seien. Andere Angaben belaufen sich auf einen durchschnittlichen Bevölkerungsverlust von 15-20 Prozent. An absoluten Angaben finden sich folgende Zahlen: Um 1600 mögen in Deutschland zwischen 15 und 17 Millionen Menschen gelebt haben (andere Schätzungen sprechen von bis zu 21 Millionen). Um 1650 lebten hingegen nur noch 10 bis 13 Millionen Menschen in Deutschland. Die Schwankungen in den Angaben sind in erster Linie dadurch zu erklären, dass der Krieg nicht © Bayerischer Rundfunk Schulfernsehen das ganze Land heimgesucht hat. So blieben einige Regionen ganz verschont, während andere nur teilweise in Mitleidenschaft gezogen wurden. Schwere Verluste waren punktuell oder auf bestimmte Landschaften beschränkt. Ganz allgemein kann man sagen, dass die schwerstbetroffenen Gebiete einen Streifen vom Nordosten in den Südwesten des Reiches bilden, von Mecklenburg und Pommern über Thüringen in den pfälzischen und württembergischen Raum. In diesen Gebieten betrug der Bevölkerungsverlust durch den Krieg und seine Folgen bis zu 50 Prozent und darüber. So wurde für das Herzogtum Württemberg für den Zeitraum zwischen 1634 und 1655 ein durchschnittlicher Bevölkerungsrückgang von 57 Prozent errechnet. Zwischen und neben diesem Streifen liegen die Gebiete, in denen der Bevölkerungsverlust zwischen 30 Prozent und 50 Prozent betrug: Brandenburg, Magdeburg, Hessen, Franken, Bayern, Schwaben, Elsass und Lothringen. Am glimpflichsten erging es dem deutschen Nordwesten zwischen Holstein und dem Niederrhein. Für die Länder der Wenzelskrone, also Böhmen, Mähren, Schlesien und die Lausitzen, sind 10-30 Prozent Verluste zu verzeichnen, während die österreichischen Erblande des Kaisers (Nieder- und Oberösterreich, Tirol, Steiermark, Kärnten und Krain) ganz vom Krieg verschont geblieben sind. Kriegsverlierer und Kriegsgewinner Einige Zahlen wurden von den Historikern ermittelt: So verlor Marburg, das im Laufe des Krieges zwölfmal besetzt war, die Hälfte seiner Bevölkerung, Augsburg zwei Drittel und die Bevölkerung von Chemnitz sank von 1.000 auf 200. Andere Städte wiederum profitierten von den Folgen des Krieges: In Würzburg wohnten nach 1648 mehr Menschen als vor 1618. Die beiden Hansestädte Hamburg und Bremen standen nach dem Krieg glänzend dar, ebenso wie die Grafschaft Oldenburg, die Dank der Wendigkeit seines Herrschers, Graf Anton Günther von Oldenburg (1583-1667, reg. 1603-1667), unbesetzt blieb. Tiefe Traumatisierung Wie hoch auch immer die reellen Verluste gewesen sind, in das Gedächtnis der Zeitgenossen haben sich in erster Linie die Greultaten eingeprägt. Vor allem die Schilderungen des Dichters und Zeitgenossen Grimmelshausen prägen unsere heutigen Vorstellungen vom Bild des Grossen Krieges. Aber auch ausländische Beobachter waren von dem Anblick, der sich bot, erschüttert: Eine englische Gesandtschaft, die 1636 zum Kurfürstentag in Regensburg reiste, berichtete 8 Schulfernsehen von unvorstellbaren Verwüstungen. Zwischen Mainz und Frankfurt am Main sei das Land menschenleer gewesen. Man sei durch ein Dorf gekommen, dessen Bewohner innerhalb von zwei Jahren 18 Plünderungen erlebt hatten. Die Men- Schulfernsehen 1632 in Bacharach am Rhein an der Pest. Christina, die Tochter des schwedischen Reichskanzlers Oxenstierna, die ihren Ehemann Gustav Graf Horn nach Deutschland begleitet hatte, starb 21-jährig kurz nach dem Einfall der Schweden an einer pestartigen Krankheit. Der Däne Heinrich Graf Holk wurde im Sommer 1633 wie ein Großteil seines Heeres von der Pest befallen und starb auf dem Rückweg zu seinem Dienstherren Wallenstein. Seuchen als Kollateralschaden Oft brachten angebliche Beschützer mehr Unheil als die befürchteten Gegner: So wurden im Juli 1634 4.000 Spanier nach München verlegt, um die Stadt vor den Schweden zu schützen. Doch die Soldaten brachten Krankheitskeime mit. Während ihres nur kurzen Aufenthalts verstarben schen hätten in Trümmerfeldern gehaust. In jedem Fall hat der Krieg zu "massenhaften Verwerfungen aus dem angestammten Lebensbahnen geführt; seine Wirkung auf die Psyche des Einzelnen kann wohl nicht überschätzt werden" (Georg Schmidt). Grassierendes Söldnerelend Es bleibt aber festzuhalten, dass im Dreißigjährigen Krieg mehr Soldaten und Zivilisten durch die Begleiterscheinungen des Krieges, das heißt Seuchen und Mangelkrankheiten, zu Tode kamen, als durch direkte Kriegseinwirkungen. Wirtschaftliche Not, Hunger, mangelnde Hygiene und das Fehlen jeglicher Vorsorge bildeten die idealen Voraussetzungen für das Ausbreiten von Krankheiten. Besonders die militärischen Gemeinschaften bildeten ideale Brutstätten. So verlor das böhmische Heer vor Budweis im Winter 1618/19 zwei Drittel seines Bestandes durch Krankheiten. Hauptsächlich grassierten zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Grippe, das Fleckfieber, die Ruhr, Unterleibstyhpus und die Beulenpest. Auch vor höhergestellten Personen machten derartige Krankheiten keinen Halt: So starb der Winterkönig, Friedrich V. von der Pfalz, © Bayerischer Rundfunk 150 der Soldaten. Kurfürst Maximilian I. verlegte sogar kurzfristig seinen Hof nach Braunau am Inn. Man schätzt, dass es zwischen November 1634 und April 1635 ungefähr 7.000 Pesttote in München gab, bei einer damaligen Einwohnerzahl von 23.000 bedeutet dies, dass in dieser Zeit fast jeder Dritte Münchner der Pest zum Opfer fiel. Hexenwahn und Scheiterhaufen Die Ohnmacht der Menschen, die durch die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges hervorgerufen wurde, führte zu Ablenkungsprozessen wie den Hexenverfolgungen, die während des Krieges ihren traurigen Höhepunkt erreichten (zwischen 1626 und 1631). Die Forschung hat dafür Klimaverschlechterungen, Agrarkrisen, Hungersnöte und Pestwellen als Ursachen ausgemacht, die seit 1586 auftraten und die die Menschen mit der Jagd nach Sündenböcken beantworteten. Zu Hexenverfolgungen kam es im übrigen sowohl in protestantischen wie auch in katholischen Gebieten. Ihre Zentren lagen in den vielen schlecht verwalteten Kleinterritorien und in den geistlichen Fürstentümern des Rhein-Main-Mosel-Gebiets. Zu einer großen Hexenjagd kam es in Bamberg 9 Schulfernsehen unter dem Bischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim. Unter seiner Herrschaft wurden zwischen 1626 und 1630 600 "Zauberer" und "Unholde" hingerichtet. Höhere Zahlen sind aus Würzburg, Köln und Mainz bekannt. Ein Umdenken in der öffentlichen Meinung zugunsten der Opfer der Hexenverfolgung leitete der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) ein, der 1626/1627 in Würzburg zum Tode verurteilte Hexen als Beichtvater betreute. 1631 veröffentlichte er anonym seine Schrift "Cautio criminalis", in der er die Unrechtmäßigkeit der Hexenprozesse aufzeigte und die mörderische Prozesspraxis anprangerte. Das Werk fand weite Verbreitung und führte in einzelnen Gebieten zur Einschränkung der Hexenjagd. Spee starb wenige Jahre später an der Pest, als er im französisch besetzten Trier Seuchenkranke betreute. 6. Chronik des Krieges von 1635 - 1648 Mai 1635: Friede von Prag zwischen dem Kaiser und Kursachsen, dem sich die meisten Reichsstände anschließen; das Restitutionsedikt von 1629 wird für 40 Jahre ausgesetzt. Schwedisch-Französischer Krieg (1635-1648) Schulfernsehen und Frankreich - der erste Schritt auf dem Weg zum Frieden. Frühjahr 1642: Torstensson stößt bei einem Blitzfeldzug bis nach Wien vor. November 1642: Torstensson siegt bei der (zweiten) Schlacht von Breitenfeld (in Sachsen) über die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm. Mai 1643: Schlacht von Rocroi (Ardennen); Sieg der Franzosen unter Louis II. von Condé über die Spanier. Entscheidung im 30jährigen Krieg gegen Spanien und den Kaiser. Dezember 1644: Beginn der Friedensverhandlungen in Münster (mit Frankreich) und Osnabrück (mit Schweden) zur Beendigung des Krieges in Deutschland. März 1645: In der Schlacht von Jankau (bei Prag) besiegen schwedische Truppen ein kaiserlich-böhmisches Heer; Kaiser Ferdinand III. flieht aus Prag nach Regensburg. August 1645: Schlacht bei Alerheim: In der Nähe von Nördlingen siegen die Franzosen über ein September 1635: König Ludwig XIII. erklärt Spanien den Krieg; Frankreich geht damit von der verdeckten zur offenen Kriegsführung über. Oktober 1636: Bei Wittstock erringen die Schweden überraschend einen triumphalen Sieg über ein kaiserliches Heer. Februar 1637: Kaiser Ferdinand III. tritt die Nachfolge seines Vaters an. März 1638: Bernhard von Sachsen-Weimar siegt bei Rheinfelden über die Kaiserlichen. kaiserliches Heer unter Franz von Mercy, der durch eine Musketenkugel fällt. Dezember 1638: Nach mehrmonatiger Belagerung ergibt sich die Schlüsselfeste Breisach im Breisgau dem protestantischen Feldherren Bernhard von Sachsen-Weimar. Mai 1648: Letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges auf deutschem Boden bei Zusmarshausen (bei Augsburg). Frankreich und Schweden siegen über die Kaiserlichen. 1640: Aufstände in Portugal und Katalonien schwächen die spanische Krone. August 1648: In der letzten Schlacht des Dreißigjährigen Krieges bei Lens in Nordwestfrankreich siegen die Franzosen - unter Louis II. von Condé - über die Kaiserlichen. 1641: Lennart Torstensson wird schwedischer Oberbefehlshaber auf dem deutschen Kriegsschauplatz. 25. Dez. 1641: Abschluss des Hamburger Präliminarvertrages zwischen dem Kaiser, Schweden © Bayerischer Rundfunk Oktober 1648: Westfälischer Friede von Münster und Osnabrück zwischen Kaiser, Reich und Schweden bzw. Frankreich; Ende des Dreißigjährigen Krieges. 10 Schulfernsehen Schulfernsehen Didaktische Hinweise Die Sendung kann im GSE- und Geschichtsunterricht ab der 7. Jahrgangsstufe eingesetzt werden. Lehrplanbezüge (Bayern) Hauptschule 7. Jgst. GSE 7.4.2 Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648 (Ursachen, Verlauf und Ergebnis des Krieges; Alltag; der Westfälische Friede) Realschule 7. Jgst. Geschichte 7.4 Reformation und Kampf um die Vorherrschaft in Europa Der Dreißigjährige Krieg als Kampf um die Vorherrschaft in Europa (Interessenkonflikte und Verlauf des Krieges; Kriegsführung und Leiden der Bevölkerung; der Westfälische Friede Gymnasium 7. Jgst. Geschichte 7. Vom Mittelalter bis zum Absolutismus 7.3 Neue geistige und räumliche Horizonte (der Dreißigjährige Krieg als konfessionelle und machtpolitische Auseinandersetzung) Lernziele Die Schülerinnen und Schüler sollen: • die Zeit zwischen 1350 und 1650 als eine Epoche grundlegender konfessioneller, politischer und wirtschaftlicher Veränderungen begreifen; • die Grundzüge der kriegsbeteiligten Mächtekonstellationen und ihrer Interessen am Beginn des 17. Jahrhunderts in Grundzügen verstehen; • über die Auslöser und entscheidenden Konflikte des Dreißigjährigen Krieges Bescheid wissen; • wesentliche Abschnitte, Akteure und Schauplätze des Dreißigjährigen Krieges kennen; • mit den wesentlichen Folgen und Ergebnissen des Krieges und der Friedensschlüsse vertraut sein; • die besonderen Auswirkungen des Krieges und der Friedensschlüsse für Bayern kennen. Anregungen und Arbeitsaufträge • Die Auseinandersetzungen im Dreißigjährigen Krieg hatten mehrere Aspekte. Welche verschiedenen Konflikte können angeführt werden? Bei dem Dreißigjährigen Krieg handelte es sich um einen Religionskrieg zwischen Protestanten und Katholiken in Europa, der seit dem Beginn der Reformation schwelte. Gleichzeitig handelte es sich um einen verfassungspolitischen Konflikt zwischen den Ständen und der Monarchie. Die Stände widersetzten sich dem monarchischen Streben hin zu einer absoluten Monarchie. Außerdem spielte das Streben der einzelnen Mächte um die Vorherrschaft in Europa eine wesentliche Rolle. Dabei stand vor allem der Kampf zwischen den Habsburgern und den französischen Königen im Vordergrund, der seine Wurzeln in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Karl V. und König Franz I. von Frankreich hatte. Hinzu kam ein Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum, der vor allem zwischen den Staaten Dänemark und Schweden ausgetragen wurde (Dominium maris baltici). Diese verschiedenen Konfliktlinien verschmolzen zu einer Problemlage, die zu einem Krieg von bisher nicht gekanntem Ausmaß in Europa führte. © Bayerischer Rundfunk 11 Schulfernsehen Schulfernsehen • Durch welches Friedenswerk fand der Dreißigjährige Krieg seinen Abschluss? Was sind die wichtigsten Inhalte dieses Friedenswerkes? Abschluss des Dreißigjährigen Krieges durch die Verträge von Münster und Osnabrück, zusammengefasst zum Westfälischen Frieden (1648). Wichtigste Bestimmungen • Der Westfälische Friede dehnt den Augsburger Religionsfrieden (1555) auf die Reformierten (Calvinisten) aus. Für den Besitz geistlicher Güter und die Religionsausübung wird das Jahr 1624 als sogenanntes “Normaljahr” festgesetzt. • Die Reichsstände erhalten durch das Bündnisrecht (Ius foederationis) volle Souveränität. Damit wird das Reich eigentlich zu einem Bund von souveränen Staaten. • Mit dem Westfälischen Frieden scheiden die Schweiz und die Niederlande auch de jure aus dem Reichsverband aus. • Territoriale Veränderungen betreffen v. a. Schweden und Frankreich, die beide als Ausgleich für ihre Kriegsausgaben Gebiete abgetreten bekommen. Frankreich erhält endgültig Metz, Toul und Verdun, die Landgrafschaft Oberelsass mit dem Sundgau und die Städte Breisach und Philippsburg – und ist damit bis zur Rheingrenze vorgedrungen. Schweden erhält Vorpommern mit Wismar, Verden, Bremen, Stettin und die Insel Rügen – und damit die Kontrolle über die Mündungen von Weser, Elbe und Oder und außerdem Sitz und Stimme im Reichstag. • Bayern behält die pfälzische Kurwürde, die dem geächteten Friedrich V. von der Pfalz aberkannt war. Für die Kurpfalz wird eine achte Kurwürde geschaffen. • Lest das Gedicht "Tränen des Vaterlandes" von Andreas Gryphius und arbeitet heraus, wie die Menschen sich im Dreissigjährigen Krieg gefühlt haben mögen. Tränen des Vaterlandes Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret! Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun, Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun, Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret. Die Türme stehen in Glut, die Kirch ist umgekehret, Das Rathaus liegt im Graus, die Starken zerhaun, Die Jungfern sind geschändet, und wo wir nur schaun, Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret. Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frische Blut. Dreimal sind schon sechs Jahr, dass unser Ströme Flut, Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen. Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod, Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot: Daß auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen. Andreas Gryphius, 1636 © Bayerischer Rundfunk 12 Schulfernsehen Schulfernsehen Literaturhinweise Friedemann Bedürftig: Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg. München [dtv] 1998. Fritz Dickmann: Der Westfälische Frieden. Münster [Aschendorff Verlag] 1998. Maurus Friesenegger: Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg. Nach einer Handschrift im Kloster Andechs. Hrsg. v. Willibald Mathäser. Mit Vorw., Anmerk. u. Register. München [Allitera Verlag] o.J. Manfred Peter Heimers: Krieg, Hunger, Pest und Glaubenszwist, München im Dreißigjährigen Krieg. München [Stadtarchiv München] 1998. Andreas Kraus: Maximilian I. Bayerns großer Kurfürst. Regensburg [Pustet] 1990. Bernhard R. Kroener: Kriegsgurgeln, Feireuter und Merodebrüder. Soldat des Dreißigjährigen Krieges. Täter und Opfer. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Der Krieg des kleines Mannes. Eine Militärgeschichte von unten, 2. Aufl., München/Zürich 1995. Links http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfaelischer_Friede/dokumentation/ausstellungen/ausstel_katal/index2_html Für eine intensivere Beschäftigung unverzichtbare Webseite der Forschungsstelle "Westfälischer Friede". http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_dreissigjaehriger_krieg.htm Übersichtliche, umfassende Darstellung des 30-jährigen Krieges, gute Einstiegsmöglichkeit und solides Basiswissen http://www.uni-potsdam.de/u/geschichte/mdk/index.htm Museum des Dreißigjährigen Krieges. Eine vorzügliche Themenseite der Uni Potsdam http://www.koni.onlinehome.de/basisdateien/inhalt-frames.htm Informative Themenseite zum 30-jährigen Krieg von Klaus Koniarek mit umfangreichem Personenlexikon http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za146/barock/30krieg.htm#Erste%20Station Themenseite des Peter-Petersen-Gymnasiums zum 30-jähri8gen Krieg http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Drei%DFigj%E4hriger_Krieg.html Kurze, zuverlässige Zusammenfassung der Kriegsereignisse http://www.lsg.musin.de/geschichte/!daten-gesch/16-17jh/krieg30.htm Virtuelles Geschichtsheft für den Unterricht am städtischen Louise-Schroeder-Gymnasium in München http://www.krieg.historicum-archiv.net/themen/m30jk/einfuehrung.htm Spezielle Themenseite zur Geschichte des 30-jährigen Krieges in München, ein Projekt des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München (Historicum.net) © Bayerischer Rundfunk 13