Der 30jährige Krieg Vom Schwedisch

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Der 30jährige Krieg
Vom Schwedisch-Französischen Krieg bis zum Frieden von
Münster und Osnabrück
Ein Film von Elke Hardegger
Beitrag: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer & Christian Sepp
Inhalt
Mit dem Prager Frieden von 1635 scheint das
Ende des Krieges in greifbarer Nähe. Kaiser Ferdinand II. hat die Machtfrage zwischen der Monarchie und den Ständen zunächst zu seinen
Gunsten entschieden, seine Gegner sind geschlagen, erschöpft und kriegsmüde. Doch die
Hoffnungen zerstieben rasch.
Der Prager Friede wird nicht zum erhofften Ausgangspunkt einer allgemeinen Befriedung des
Reiches, da er sowohl das faktisch-politische
Kräfteverhältnis im Inneren als auch die Interessen der ausländischen Mächte Schweden und
Frankreich sträflich ausgeblendet. Vor allem die
protestantischen Reichsstände sind tief unzufrieden mit dem Erreichten.
Frankreichs Kampf gegen die Habsburger
Zum wesentlichen Treiber des Geschehens wird
Frankreich unter der Regierung von Kardinal Ri© Bayerischer Rundfunk
chelieu, der sich keinesfalls mit der Machtausweitung des Hauses Habsburg zufrieden gibt. Richelieu schließt daher Bündnisse mit den Feinden Habsburgs, um die spanischen Niederlande
und das spanische Mailand anzugreifen. Die Gefangennahme des Trierer Erzbischofs Philipp
Christoph von Sötern (1567-1652), eines französischen Parteigängers, durch spanische Truppen, bildete den Anlass für die Kriegserklärung
Frankreichs an Spanien am 21. Mai 1635. Der
Krieg ging so mit neuer und erneut verstärkter
Brutalität weiter.
Das zähe Ringen um den Frieden
Erst neun Jahre später, im Dezember 1644, beginnen in Münster und Osnabrück die Verhandlungen um einen dauerhaften Frieden. Das zähe
Ringen des Gesandtenkongresses dauert mehr
als drei Jahre. Am 24. Oktober 1624 beendet der
schließlich der Westfälische Friede ein mörderisches und blutiges Schlachten, das halb Europa
ins Elend stürzte.
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Spuren des Krieges in München
Auch in der zweiten Folge machen sich Anna,
Nadine und Mia in München auf die Spuren des
30-jährigen Krieges. Sie finden Reste der gewaltigen Wallanlage, mit der Herzog Maximilian die
Stadt vor den Schweden schützen wollte. Außerdem erfahren sie, warum die Mariensäule im
Zentrum Münchens errichtet wurde und finden
Zeugen der verheerenden Pest, die nahezu ein
Drittel der Bevölkerung auslöschte.
Die Not der einfachen Leute
Maria und Jakob, die „geisterhaften“ Zeitzeugen
aus der Zeit des Krieges, steuern ebenfalls wieder wertvolle Erinnerungen bei. Sie erzählen,
was der Kampf um Macht und Religion für die
einfachen Leute bedeutete: Hunger, Seuchen,
Angst, Flucht, Not, Inflation und Mord waren an
der Tagesordnung. Die Dörfer rings um München wurden verbrannt, die Menschen verfolgt
und gequält, die Felder verwüstet und die Scheunen geplündert. Ein wenig Sicherheit bot allenfalls das befestigte München. Aber die Stadt war
überfordert und schloss ihre Tore gegen den Ansturm der Schutzsuchenden. Die Sehnsucht
nach Frieden wurde immer größer.
Fakten
schehen ein. Die kriegerischen Auseinandersetzungen lösten sich mehr und mehr in Einzelaktionen auf. So zerfällt der Zeitraum zwischen
1618 und 1648 in mindestens dreizehn Einzelkriege und zehn Friedensschlüsse. Die gegnerischen Mächtekonstellationen veränderten sich in
dieser Zeit ebenso wie deren Kriegsziele. Keiner
der Seiten gelang es, den Kampf militärisch für
sich zu entscheiden.
Kampf der Konfessionen
Auf dem Höhepunkt seiner Macht erließ Kaiser
Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg das Restitutionsedikt (1629), mit dem die Rekatholisierung Deutschlands gesichert werden sollte. Doch
mit diesem Vorhaben stieß er nicht nur auf den
Widerstand der Stände des Heiligen Römischen
Reiches, sondern provozierte auch das Eingreifen weiterer protestantischer Mächte, in diesem
Falle des schwedischen Königs Gustav II. Adolf.
Das große Sterben inmitten Europas
Die Folgen des dreißigjährigen Ringens waren
für den deutschen Kriegsschauplatz katastrophal: mehr als 15.000 Dörfer wurden zerstört, die
Zahl der Einwohner sank drastisch, einzelne
Landstriche waren total verwaist. Die großen
Verwüstungen setzten erst 1635 ein, als der
Krieg alle geregelten Bahnen verließ. An Intensi-
1. Der Dreißigjährige Krieg – ein Überblick
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) begann als
eine ständisch-religiöse Auseinandersetzung in
Böhmen, die sich bald zu einem erbitterten
Machtkampf der europäischen Mächte auf deutschem Boden ausweitete. Der "Prager Fenster-
tät und menschlichen Verlusten übertraf der
Dreißigjährige Krieg alle vorherigen Kriege.
Die unaufhaltsame Eskalation
sturz" wurde dabei zum Funken, der den Konfliktstoff zum verheerenden Brand auflodern ließ.
Im Laufe des Krieges griffen zahlreiche europäische Mächte wie Spanien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Frankreich in das Ge© Bayerischer Rundfunk
Dass der Dreißigjährige Krieg sich zu einem kriegerischen Geschehen bislang ungekannten Ausmaßes ausweitete, hat mehrere, vielschichtige
Gründe. Es handelte sich um
• einen Religionskrieg zwischen Protestanten
und Katholiken, ausgelöst durch Reformation
und Gegenreformation,
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• einen verfassungspolitischen Konflikt zwischen der Macht der Stände und der Krone,
die Tendenzen zur absolutistischen Monarchie
aufzeigte,
• einen Kampf um die Hegemoniestellung in Europa zwischen Österreich/Spanien (Haus
Habsburg) und Frankreich, vorbereitet von
dem Konflikt zwischen dem französischen Königshaus Valois und Habsburg in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts und
• einen Konflikt der skandinavischen Staaten
Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum.
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unterbinden und die Grenzländer Elsass und
Lothringen für Frankreich zu sichern. So verbündete sich Frankreich mit den Gegnern des Hauses Habsburg: Schweden, den Niederlanden und
kleineren italienischen Fürsten (Mantua, Savoyen, Parma) und trat mit einem eigenen Heer in
den Krieg ein.
Habsburg in der Defensive
1635 erklärte König Ludwig XIII. von Frankreich
Spanien den Krieg; der Kaiser stellte sich auf die
Seite Spaniens und so begann 1636 der Krieg in
Deutschland praktisch von vorn. Während an-
Der endgültige Durchbruch wurde erst 1648 mit
den Friedensschlüssen und Münster und Osnabrück erzielt. Alle Versuche, die kaiserliche Zentralgewalt zu stärken, waren mit dem Westfälischen Frieden gescheitert.
Eine europäische Zeitenwende
In der Geschichte Europas bildet der Dreißigjährige Krieg die große Zäsur zwischen Reformation
und Französischer Revolution und gilt als vierter
europäischer Religionskrieg nach den Hugenottenkriegen in Frankreich (1562-1598), dem
Schmalkadischen
Krieg
in
Deutschland
(1546/47) und dem Kappeler Krieg in der
Schweiz (1529/1531).
2. Der Französisch-Schwedische Krieg
(1635-1648)
Vom Prager Frieden und dessen Amnestie ausgeschlossen blieben die reformierten Fürsten
und Grafen des Reiches. Dazu gehörte auch der
Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel (16021637), der 1636 ein Bündnis mit Frankreich abschloss, vom Kaiser deshalb geächtet und von
seinen Besitzungen vertrieben wurde. Der Landgraf konnte allerdings seine Armee retten, deren
Oberbefehl nach seinem frühen Tod seine Gemahlin Amalie Elisabeth (1602-1651) übernahm.
Dieser Konflikt prägte das letzte Jahrzehnt des
Krieges und verwüstete vor allem den hessischen Raum.
Richelieu wittert seine Chance
In der letzten Phase des Krieges ging die Initiative an Frankreich über, das schon seit geraumer
Zeit die antihabsburgischen Kräfte finanzierte.
Ziel Kardinal Richelieus (1585-1642), des Leiters
der französischen Politik, war es, die Verbindung
zwischen den habsburgischen Besitzungen in
Oberitalien und den spanischen Niederlanden zu
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fangs die habsburgischen Truppen Erfolge erzielten (1636 Vorstoß fast bis Paris), mussten sie
in den folgenden Jahre immer mehr Niederlagen
hinnehmen (1636 bei Wittstock, 1638 bei Rheinfelden und Breisach, 1642 bei Breitenfeld). 1643
wurde die spanische Militärmacht durch die Niederlage bei Rocroi schwer angeschlagen. Nach
den Siegen der Schweden bei Jankau (1645)
und der Franzosen bei Alerheim (1645) schien
die auch die Militärmacht Kaiser Ferdinands III.
(1608-1657, reg. 1637-57) am Ende. Auch bei
den anderen Krieg führenden Parteien machte
sich Kriegsmüdigkeit breit, Schweden wurde von
den Kriegskosten geplagt und Spanien von inneren Aufständen erschüttert.
Ein Verhandlungsmarathon beginnt
Seit 1645 kam es in Münster und Osnabrück zu
den
Westfälischen
Friedensverhandlungen.
Gleichwohl gingen die Kriegshandlungen weiter.
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Besonders Bayern litt in den letzten Jahren unter
furchtbaren Verwüstungen. Auf bayerischem Boden fand 1648 bei Zusmarshausen auch die letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt.
Wenige Monate später war der Krieg allerdings
endgültig zu Ende: Im Oktober 1648 wurde der
Westfälische Frieden abgeschlossen. Das
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bart, die für die Dauer der Tagung neutralisiert
werden sollten. Für die Gegner und "ihre Verbündeten" wurde freies Geleit garantiert, eine Klausel, die eminent wichtig wurde für die Beteiligung
der Reichsstände an den Verhandlungen. Kaiser
Ferdinand III. sperrte sich allerdings gegen die
Eröffnung der Verhandlungen, da er auf eine
Verbesserung seiner militärischen Situation hoffte. Als diese nicht eintrat, erfolgte im Mai 1643
die Entbindung der Tagungsstädte von ihren
Verpflichtungen gegenüber dem Reich und ihren
bischöflichen Landesherren. Im Lauf des Jahres
1644 trafen die ersten Gesandten ein, im Dezember wurde der Kongress feierlich eröffnet.
Der Kaiser gerät ins Hintertreffen
"Große Europäische Kriegsballett", getanzt durch
König und Potentaten auf dem "Saal der betrübten Christenheit" (so ein zeitgenössischer Kupferstich) war zu Ende.
3. Die Lösung des Konflikts: der Westfälische
Friede
Im Lauf der 1640er Jahre wurde die Zahl der
Reichsstände, die nach einer friedlichen Lösung
des Dreißigjährigen Krieges suchten, immer größer. Den Anfang machte Kurbrandenburg. 1641
scherte Kurfürst Friedrich Wilhelm aus dem Lager des Kaisers aus und schloss einen Waffenstillstand mit Schweden. Andere Reichsstände
folgten.
Im selben Jahr, in dem Brandenburg den Waffenstillstand mit den Schweden schloss, wurde ein
weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum Frieden zurückgelegt: Unter dänischer Vermittlung
vereinbarten der Kaiser, Schweden und Frankreich im sogenannten Hamburger Präliminarvertrag (25. Dezember 1641) die Aufnahme von
Die Position des Kaisers war es, die innerdeutschen Fragen von den auswärtigen Verbindungen abzukoppeln und auf einen späteren Reichstag zu verschieben. Davon erhoffte er sich einen
Erhalt der kaiserlichen Autorität und eine größere
Chance für die katholische Majorität im Reich.
Sein Ziel war es, die Reichsstände von den fremden Mächte zu trennen und die auswärtigen
Mächte untereinander auszuspielen - allerdings
gelang ihm dieses Unterfangen nicht. Die protestantischen Reichsstände hielten sich an die
Schweden zur Wahrung ihrer Religionsinteressen und viele katholische Reichsstände, wie
Bayern, setzen auf Frankreich zur Wahrung ihrer
"fürstlichen Libertät". Schon am Anfang fielen die
Würfel gegen den Kaiser: Frankreich und
Schweden luden die Reichsstände - über den
Kopf Ferdinands III. hinweg - zu den Verhandlungen ein. Erst im Sommer 1645 fand sich der Kaiser mit der Lage ab und akzeptierte die Reichsstände als vollberechtigte Kongressteilnehmer
mit eigenem Stimmrecht. Das Reich wurde somit
nicht nur vom Kaiser vertreten, sondern gleichberechtigt von der Gesamtheit seiner Stände.
Ende 1645 traf dann auch der kaiserliche Gesandte, Graf Maximilian von Trautmannsdorff
(1584-1650), der schon am Sturz Wallensteins
und am Abschluss des Prager Friedens beteiligt
gewesen war, am Tagungsort ein. Der "erste
große Friedenskongress der europäischen Geschichte" (Martin Heckel) konnte beginnen.
Europa hofft auf Münster und Osnabrück
Friedensverhandlungen. Als Tagungsorte für den
zukünftigen Friedenskongress wurde die westfälischen Städte Münster und Osnabrück verein© Bayerischer Rundfunk
Die Wahl zweier verschiedener Städte als Tagungsorte hatte protokollarische Gründe, man
hoffte so, die üblichen Rangstreitigkeiten zu vermeiden. Bisher hatte es in Europa meist nur
zweiseitige Friedensverhandlungen gegeben,
Versammlungen dieser Größe und Bedeutsamkeit wie in Münster und Osnabrück kannte man
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eigentlich nur in kirchlichem Rahmen, in den
Konzilien. Die Suche nach neuen Formen des diplomatischen Verkehrs unter den europäischen
Staaten verschlang unendlich viel Zeit und Kraft.
In Osnabrück, dass sich schon seit Jahren in den
Händen der Schweden befand, logierten die dänischen Vertreter, die Delegation Königin Christinas von Schweden und die protestantischen
Reichsstände. Niederländer, Spanier und Franzosen sowie die Vertreter der katholischen
Reichsfürsten residierten im katholischen und
vom Krieg verschont gebliebenen Münster. Der
Kaiser war in beiden Städten vertreten. Insgesamt hatten 176 kleinere und größere europäische Fürsten Gesandte in die beiden westfälischen Städte entsandt. Es fehlten lediglich Russland und die Türkei, sowie das vom Bürgerkrieg
geschüttelte England. Alles in allem schätzt man,
dass ungefähr 10.000 bis 12.000 Menschen untergebracht und verköstigt werden mussten (zum
Vergleich: Münster hatte damals eine Bevölkerung von 12.000 Einwohnern).
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Sommer, wenn die Feldherren Erfolge und Misserfolge einfuhren, die Verhandlungen ruhten. Im
Winter, wenn die Kriegshandlungen ruhten, kamen die Gespräche voran. So klagte Prior Adam
Adami (1610-1663) aus dem Kloster Murrhardt,
ein Vertreter der extremen katholischen Partei in
Münster: "sonsten seind wir schon gewohnt, im
Winter zu traktieren und im Sommer zu lavieren".
Dass die Verhandlungen überhaupt vorankamen,
verwundert.
Pomp, Prunk und Politik
Die Gesandten der größeren Staaten standen
natürlich im Vordergrund. Sie hielten Residenz
mit Pomp und Prunk, die jungen Nationalstaaten
versuchten einander in Aufwand, Pracht und Imponiergehabe zu übertrumpfen. Man prasste und
feierte, machte Schulden und gab Bankette,
Die Logistik eines Kongresskolosses
Der Westfälische Friedenskongress war ein reiner Gesandtenkongress, das heißt, dass keiner
der führenden Staatsmänner dort persönlich erschien. Und keiner der Gesandten verfügte über
eine Generalvollmacht seines Monarchen oder
seiner Monarchin, so dass sie auf ständige Rückverhandlungen mit ihrem Hof angewiesen waren.
Die riskanten Kurierdienste zogen die Verhandlungen weiter in die Länge, das extra errichtete
postalische Netz benötigte für den Transport von
Depeschen nach Wien und Paris 12 Tage, nach
Stockholm 20 Tage und nach Madrid 23-30
Tage. Freilich hatte der Kongress niemals etwas
ganzes, es gab keine Vollversammlungs-Sitzung.
Dennoch verliefen Verhandlungen an beiden Orten parallel. Die Gespräche zwischen den Gesandten kamen zwanglos zustande, natürlich unter Wahrung aller denkbaren zeremoniellen Umständlichkeiten. Während man in Osnabrück
mündlich verhandelte, wurde in Münster vorwiegend schriftlich verkehrt, denn der Krieg dauerte
noch an und ein unmittelbarer Austausch verbot
sich. So traten sogenannte "Mediatoren" in den
Vordergrund, wie der päpstliche Nuntius Fabio
Chigi (1599-1667, später Papst Alexander VII.
1655-67) und der venezianische Gesandte Alvise
Contarini (1597-1651), die zwischen den einzelnen Gesandten als Vermittler auftraten. Als weiteres hinderndes Faktum trat hinzu, dass während der Verhandlungen das Kriegsgeschehen
weiter tobte. Die Partei, die sich gerade im Aufwind der militärischen Erfolge sah, zögerte die
Verhandlungen hinaus. Mit der Folge, dass im
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während das Land ringsum weiter in Schutt und
Asche versank. Besonders der Leiter der schwedischen Delegation, Johan Graf Oxenstierna
(1611-1657), Sohn des schwedischen Reichskanzlers Axel Graf Oxenstierna, beeindruckte
durch das Getue um seine Person. In Osnabrück
ließ er bei jeder passenden Gelegenheit die Fanfaren blasen und fuhr grundsätzlich nur mit einem Riesengefolge aus. An der Spitze der französischen Diplomaten glänzte Henri d'Orleans,
Herzog von Longueville (1595-1663), der schon
vor seiner Ankunft 50 Wagen mit französischem
Wein nach Münster geschickt hatte. Der Einzug
seiner schönen und politisch hochinteressierten
Frau, Anne-Geneviève von Bourbon-Condé
(1619-1679), stellte in Münster alles in den
Schatten, was die Bewohner bis dahin gesehen
hatten.
Spanisch-Portugiesische Differenzen
Als bedeutendster Unterhändler der Niederlande
gilt Adrian Pauw aus Amsterdam (1585-1655),
der die patrizisch-administrative Schicht der jungen Republik vertrat, die aus Geschäftsinteresse
auf ein rasches Kriegsende drang. Weiterhin Erwähnung verdient der berühmte Staatsrechtler
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Dr. Jakob Lampadius (1595-1649), der den
Reichsstand Braunschweig-Grubenhagen vertrat, und als bedeutendster Wortführer der protestantischen Reichsstände gegen die kaiserlichkatholischen Hegemonieansprüche gilt. Lampadius starb wenige Monate nach Abschluss der
Verhandlungen in Osnabrück. Für den einzigen
grossen Eklat der Friedensverhandlungen sorgte
der spanische Gesandte, Gaspar de Bracamonte
y Guzmán, Graf von Peñaranda (1596-1676), der
im April 1648 die portugiesischen Gesandten angreifen ließ, wobei elf Männer verletzt wurden.
Portugal war wenige Jahre zuvor von Spanien
unabhängig geworden (1640) und seine Gesandten hatten angeblich die Spanier beleidigt.
Erste Teilerfolge zeichnen sich ab
Als erstes beendeten die Spanier und die Niederländer ihre Verhandlungen. Am 30. Januar 1648
wurde in Münster ein Friedensvertrag unterzeichnet, der die Souveränität der vereinigten Provinzen besiegelte. Am 15. Mai 1648 kam es im Rathaus von Münster zur feierlichen Ratifizierung,
die der anwesende Maler Gerard Ter Broch in ei-
nem berühmten Gemälde festhielt. Der ebenfalls
angestrebte Ausgleich zwischen Spanien und
Frankreich kam hingegen nicht zustande - die
beiden Mächte stellten erst 1659 (Pyränenfrieden) ihre Kriegshandlungen ein. Hingegen einigten sich die Schweden und der Kaiser am 6. August 1648 in Osnabrück auf einen Ausgleich.
Am 24. Oktober kam es schließlich zur Unterzeichnung zweier Friedensverträge in Münster,
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einem zwischen Schweden und dem Kaiser und
den Reichsständen und einem zwischen Frankreich und dem Kaiser und den Reichsständen.
4. Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648
Die im Westfälischen Frieden getroffenen Regelungen lassen sich in drei größenen Gruppen zusammenfassen.
4.1. Territoriale Vereinbarungen
• Frankreich erhielt die vollen Rechtstitel auf die
seit 1552 besetzten Bistümer Metz, Toul und
Verdun, die österreichischen Landgrafschaften
Unter- und Oberelsass, die Festung Breisach
im Breisgau und die Landvogtei über zehn im
Elsass gelegene Reichsstädte (außer Strassburg). Die lothringische Frage blieb ausgeklammert. Die französischen Gebietsgewinne
wurden aus dem Reichsverband herausgelöst
und der französische König zum Souverän
über früheres Reichsgebiet.
• Schweden erhielt das säkularisierte Erzbistum
Bremen (ohne die Stadt Bremen), das Bistum
Verden, Vorpommern, Teile Hinterpommerns
(mit Stettin), die Stadt Wismar und die Insel
Rügen, sowie als Entschädigung 5,6 Millionen
Taler vom Reich (für die Demobilisierung der
Armee). Im Gegensatz zu den französischen
Gebietsgewinnen verblieben die schwedischen Besitzungen im Reichsverband. Die
schwedische Krone erhielt damit Sitz und
Stimme auf dem Reichstag.
• Kurbrandenburg erhielt Hinterpommern und
für den Verlust von Vorpommern die Bistümer
Kammin, Minden und Halberstadt, sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg
(1680 zu Brandenburg).
• Mecklenburg erhielt als Entschädigung für den
Verlust von Wismar die Bistümer Ratzeburg
und Schwerin.
• Hessen-Kassel erhielt die Abtei Hersfeld.
• Bayern blieb im Besitz der im Krieg erworbenen Oberpfalz, ebenso behielt Kursachen die
Lausitz.
4. 2. Verfassungs- und konfessionspolitische
Bestimmungen
Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde
bestätigt und auf die Calvinisten (Reformierten)
ausgedehnt. Damit erhielt der Calvinismus faktisch den Status einer dritten "Reichskonfession"
(neben den Katholiken und den Lutheranern).
Die reformierten Reichsstände wurden restituiert
(v.a. Kurpfalz, Hessen-Kassel).
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Einführung des "Normaljahres": Der 1. Januar
1624 galt als neuer Stichtag für den konfessionellen Besitzstand; Besitzstände, wie sie an diesem Datum existiert hatten, sollten erhalten bleiben beziehungsweise wiederhergestellt werden.
Ausnahme bildete die Kurpfalz, hier galt 1618 als
Normaljahr.
Für die Kurpfalz, das heißt für den Erben Friedrichs V. von der Pfalz, Karl Ludwig, wurde eine
achte Kurwürde eingerichtet.
Gewaltverzicht in Kofessionsfragen
Gewalt zur Lösung religiöser Konflikte wurde untersagt. Zwar blieb das "ius reformandi" der
Reichsstände unangetastet, hatte aber nicht die
Konsequenzen wie früher. Ein neuer oder konvertierter Fürst durfte seinen Untertanen nicht
mehr seine Konfession aufzwingen. Damit gehörte der "willkürliche" Konfessionswechsel eines
ganzen Landes der Vergangenheit an. Allerdings
konnten Untertanen aus konfessionellen Gründen ausgewiesen werden, die Konditionen für
eine solche Ausweisung wurden aber genau festgelegt.
Gleichberechtig der Bekenntnisse
Eine Gleichberechtigung der Konfessionen wurde festgeschrieben. Bei Prozessen zwischen
Ständen verschiedener Konfession sollte strikte
Parität gewahrt werden. In der Praxis sollte dies
wie folgt aussehen: Bei Streitfällen sollte der
Reichstag auseinandertreten ("itio in partes") und
als "corpus evangelicorum" und "corpus catholicorum" getrennt beraten, um eine gütliche Einigung ("amicabilis compositio") zu erzielen. Somit
wurden die Reichsstände auf Konsens und Ausgleich in der Reichsverfassung festgelegt. Die
paritätische Besetzung galt auch für andere
Reichsorgane, wie das Reichskammergericht.
Machtzuwachs der Reichsfürsten
Die Reichsstände wurden aufgewertet, indem sie
das Recht erhielten, Bündnisse mit auswärtigen
Mächten abschließen zu dürfen, die allerdings
nicht gegen den Kaiser und das Reich oder gegen den Landfrieden und den Westfälischen Frieden gerichtet sein durften.
Die Reichsstädte erhielten Stimme und Sitz auf
den Reichstagen.
Verkündung einer allgemeinen Amnestie. Im
Krieg zugefügte "Beleidigungen, Gewalttaten,
Feindseligkeiten, Schäden und Unkosten" sollten
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"gänzlich abgetan" und "in immerwährendem
Vergessen begraben sein".
4.3. Weitere völkerrechtliche Bestimmungen
Durch den Westfälischen Frieden wurden sowohl
die Niederlande als auch die Schweizer Eidgenossenschaft aus dem Reichsverband herausgelöst und erlangten somit volle Souveränität.
Für die Demobilisierung der Armeen war ein
Nachfolgekongress
("Friedens-Exekutionskongress") notwendig, der seit April 1649 in Nürnberg tagte und erst 1651 seine Arbeit beendete.
Der päpstliche Nuntius auf dem Westfälischen
Friedenskongress, Fabio Chigi, legte formellen
Protest gegen die Bestimmungen des Vertragswerkes ein, sahen doch seine Bestimmungen die
Säkularisation von zwei Erzbistümern und sechs
Fürstbistümern vor. Doch die Vertragspartner
hatten mit diesem Schritt gerechnet und so eine
"Antiprotestklausel" eingefügt, die jeglichen Protest für ungültig erklärte. Papst Innozenz X. (reg.
1644-1655) veröffentlichte 1651 ein Protestbreve, das alle für die Kirche nachteiligen Bestimmungen der Verträge für ungültig erklärte, doch
die beteiligten Mächte nahmen dies nur unwillig
zur Kenntnis. Im politischen Mächtespiel Europas hatte der Papst nicht mehr viel mitzureden.
Das Zusammenleben innerhalb der europäischen Staatenwelt folgte von nun an weltlichen
Gesetzen.
Machtverlust des Kaisers
Der Westfälische Friede war ein zentraler Vorgang in der Geschichte der Frühen Neuzeit, sowohl für Deutschland als auch für Europa. Die
Vertragsdokumente bildeten bis zur Auflösung
des Reiches in napoleonischer Zeit das wichtigste Reichsgrundgesetz. Als wichtigstes Ergebnis
kann festgehalten werden, dass die Reichsstände faktisch souverän wurden und somit einen
Sieg über das kaiserliche Absolutismusstreben
errungen hatten. Ausländischen Mächten wurden
durch die Verträge vielfältige Interventionsmöglichkeiten im Reich eingeräumt.
Die Zeitgenossen feierten den Westfälischen
Frieden als ein Meisterwerk der Diplomatie. Erst
im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fingen deutsche Historiker an, den Frieden
als negativ zu beurteilen, da er die Bildung eines
einheitlichen Nationalstaates verzögert und die
Einmischung ausländischer Mächte in Deutschland ermöglicht habe. Durch die europäische Einigung seit dem Zweiten Weltkrieg hat ein Um7
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schwung in der Beurteilung stattgefunden. So sehen Historiker heute im Westfälischen Frieden
"ein erstes Vorbild internationaler Konfliktbewältigung" (Helmut Lahrkamp).
5. Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges
Inwieweit sich das Kriegsgeschehen des Dreißigjährigen Krieges auf die Bevölkerung des Reiches ausgewirkt hat, ist bis heute in ihrem Um-
fang in der historischen Forschung umstritten. Da
es im Deutschland des 17. Jahrhunderts weder
das ganze Land erfassende Volkszählungen
noch die Bestandsaufnahme wirtschaftlicher Daten gab, ist die Forschung auf das Zusammentragen regionaler Studien angewiesen.
Demographische Folgen
Vor allem im 19. Jahrhundert waren vielfach Vorstellungen verbreitet, dass im Krieg mehr als die
Hälfte oder gar zwei Drittel der Bevölkerung umgekommen sei. Doch diese Zahlen sind heute
aufgrund demographischer Studien ins Land der
Fabel zu verweisen. Günther Franz geht in seiner
mittlerweile klassischen - und bis heute nicht
überholten - Studie "Der Dreißigjährige Krieg und
das deutsche Volk" davon aus, dass im Durchschnitt 40 Prozent der ländlichen Bevölkerung
und 33 Prozent der städtischen Bevölkerung Opfer des Krieges geworden seien. Andere Angaben belaufen sich auf einen durchschnittlichen
Bevölkerungsverlust von 15-20 Prozent. An absoluten Angaben finden sich folgende Zahlen:
Um 1600 mögen in Deutschland zwischen 15
und 17 Millionen Menschen gelebt haben (andere Schätzungen sprechen von bis zu 21 Millionen). Um 1650 lebten hingegen nur noch 10 bis
13 Millionen Menschen in Deutschland.
Die Schwankungen in den Angaben sind in erster
Linie dadurch zu erklären, dass der Krieg nicht
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das ganze Land heimgesucht hat. So blieben einige Regionen ganz verschont, während andere
nur teilweise in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Schwere Verluste waren punktuell oder auf bestimmte Landschaften beschränkt. Ganz allgemein kann man sagen, dass die schwerstbetroffenen Gebiete einen Streifen vom Nordosten in
den Südwesten des Reiches bilden, von Mecklenburg und Pommern über Thüringen in den
pfälzischen und württembergischen Raum. In
diesen Gebieten betrug der Bevölkerungsverlust
durch den Krieg und seine Folgen bis zu 50 Prozent und darüber. So wurde für das Herzogtum
Württemberg für den Zeitraum zwischen 1634
und 1655 ein durchschnittlicher Bevölkerungsrückgang von 57 Prozent errechnet. Zwischen
und neben diesem Streifen liegen die Gebiete, in
denen der Bevölkerungsverlust zwischen 30 Prozent und 50 Prozent betrug: Brandenburg, Magdeburg, Hessen, Franken, Bayern, Schwaben,
Elsass und Lothringen. Am glimpflichsten erging
es dem deutschen Nordwesten zwischen Holstein und dem Niederrhein. Für die Länder der
Wenzelskrone, also Böhmen, Mähren, Schlesien
und die Lausitzen, sind 10-30 Prozent Verluste
zu verzeichnen, während die österreichischen
Erblande des Kaisers (Nieder- und Oberösterreich, Tirol, Steiermark, Kärnten und Krain) ganz
vom Krieg verschont geblieben sind.
Kriegsverlierer und Kriegsgewinner
Einige Zahlen wurden von den Historikern ermittelt: So verlor Marburg, das im Laufe des Krieges
zwölfmal besetzt war, die Hälfte seiner Bevölkerung, Augsburg zwei Drittel und die Bevölkerung
von Chemnitz sank von 1.000 auf 200. Andere
Städte wiederum profitierten von den Folgen des
Krieges: In Würzburg wohnten nach 1648 mehr
Menschen als vor 1618. Die beiden Hansestädte
Hamburg und Bremen standen nach dem Krieg
glänzend dar, ebenso wie die Grafschaft Oldenburg, die Dank der Wendigkeit seines Herrschers, Graf Anton Günther von Oldenburg
(1583-1667, reg. 1603-1667), unbesetzt blieb.
Tiefe Traumatisierung
Wie hoch auch immer die reellen Verluste gewesen sind, in das Gedächtnis der Zeitgenossen
haben sich in erster Linie die Greultaten eingeprägt. Vor allem die Schilderungen des Dichters
und Zeitgenossen Grimmelshausen prägen unsere heutigen Vorstellungen vom Bild des Grossen Krieges. Aber auch ausländische Beobachter waren von dem Anblick, der sich bot, erschüttert: Eine englische Gesandtschaft, die 1636 zum
Kurfürstentag in Regensburg reiste, berichtete
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von unvorstellbaren Verwüstungen. Zwischen
Mainz und Frankfurt am Main sei das Land menschenleer gewesen. Man sei durch ein Dorf gekommen, dessen Bewohner innerhalb von zwei
Jahren 18 Plünderungen erlebt hatten. Die Men-
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1632 in Bacharach am Rhein an der Pest. Christina, die Tochter des schwedischen Reichskanzlers Oxenstierna, die ihren Ehemann Gustav
Graf Horn nach Deutschland begleitet hatte,
starb 21-jährig kurz nach dem Einfall der Schweden an einer pestartigen Krankheit. Der Däne
Heinrich Graf Holk wurde im Sommer 1633 wie
ein Großteil seines Heeres von der Pest befallen
und starb auf dem Rückweg zu seinem
Dienstherren Wallenstein.
Seuchen als Kollateralschaden
Oft brachten angebliche Beschützer mehr Unheil
als die befürchteten Gegner: So wurden im Juli
1634 4.000 Spanier nach München verlegt, um
die Stadt vor den Schweden zu schützen. Doch
die Soldaten brachten Krankheitskeime mit.
Während ihres nur kurzen Aufenthalts verstarben
schen hätten in Trümmerfeldern gehaust. In jedem Fall hat der Krieg zu "massenhaften Verwerfungen aus dem angestammten Lebensbahnen
geführt; seine Wirkung auf die Psyche des Einzelnen kann wohl nicht überschätzt werden" (Georg Schmidt).
Grassierendes Söldnerelend
Es bleibt aber festzuhalten, dass im Dreißigjährigen Krieg mehr Soldaten und Zivilisten durch die
Begleiterscheinungen des Krieges, das heißt
Seuchen und Mangelkrankheiten, zu Tode kamen, als durch direkte Kriegseinwirkungen. Wirtschaftliche Not, Hunger, mangelnde Hygiene und
das Fehlen jeglicher Vorsorge bildeten die idealen Voraussetzungen für das Ausbreiten von
Krankheiten. Besonders die militärischen Gemeinschaften bildeten ideale Brutstätten. So verlor das böhmische Heer vor Budweis im Winter
1618/19 zwei Drittel seines Bestandes durch
Krankheiten. Hauptsächlich grassierten zur Zeit
des Dreißigjährigen Krieges die Grippe, das
Fleckfieber, die Ruhr, Unterleibstyhpus und die
Beulenpest. Auch vor höhergestellten Personen
machten derartige Krankheiten keinen Halt: So
starb der Winterkönig, Friedrich V. von der Pfalz,
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150 der Soldaten. Kurfürst Maximilian I. verlegte
sogar kurzfristig seinen Hof nach Braunau am
Inn. Man schätzt, dass es zwischen November
1634 und April 1635 ungefähr 7.000 Pesttote in
München gab, bei einer damaligen Einwohnerzahl von 23.000 bedeutet dies, dass in dieser
Zeit fast jeder Dritte Münchner der Pest zum Opfer fiel.
Hexenwahn und Scheiterhaufen
Die Ohnmacht der Menschen, die durch die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges hervorgerufen wurde, führte zu Ablenkungsprozessen wie
den Hexenverfolgungen, die während des Krieges ihren traurigen Höhepunkt erreichten (zwischen 1626 und 1631). Die Forschung hat dafür
Klimaverschlechterungen, Agrarkrisen, Hungersnöte und Pestwellen als Ursachen ausgemacht,
die seit 1586 auftraten und die die Menschen mit
der Jagd nach Sündenböcken beantworteten. Zu
Hexenverfolgungen kam es im übrigen sowohl in
protestantischen wie auch in katholischen Gebieten. Ihre Zentren lagen in den vielen schlecht
verwalteten Kleinterritorien und in den geistlichen
Fürstentümern des Rhein-Main-Mosel-Gebiets.
Zu einer großen Hexenjagd kam es in Bamberg
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Schulfernsehen
unter dem Bischof Johann Georg II. Fuchs von
Dornheim. Unter seiner Herrschaft wurden zwischen 1626 und 1630 600 "Zauberer" und "Unholde" hingerichtet. Höhere Zahlen sind aus
Würzburg, Köln und Mainz bekannt. Ein Umdenken in der öffentlichen Meinung zugunsten der
Opfer der Hexenverfolgung leitete der Jesuit
Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) ein,
der 1626/1627 in Würzburg zum Tode verurteilte
Hexen als Beichtvater betreute. 1631 veröffentlichte er anonym seine Schrift "Cautio criminalis",
in der er die Unrechtmäßigkeit der Hexenprozesse aufzeigte und die mörderische Prozesspraxis
anprangerte. Das Werk fand weite Verbreitung
und führte in einzelnen Gebieten zur Einschränkung der Hexenjagd. Spee starb wenige Jahre
später an der Pest, als er im französisch besetzten Trier Seuchenkranke betreute.
6. Chronik des Krieges von 1635 - 1648
Mai 1635: Friede von Prag zwischen dem Kaiser
und Kursachsen, dem sich die meisten Reichsstände anschließen; das Restitutionsedikt von
1629 wird für 40 Jahre ausgesetzt.
Schwedisch-Französischer Krieg (1635-1648)
Schulfernsehen
und Frankreich - der erste Schritt auf dem Weg
zum Frieden.
Frühjahr 1642: Torstensson stößt bei einem
Blitzfeldzug bis nach Wien vor.
November 1642: Torstensson siegt bei der
(zweiten) Schlacht von Breitenfeld (in Sachsen)
über die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold
Wilhelm.
Mai 1643: Schlacht von Rocroi (Ardennen); Sieg
der Franzosen unter Louis II. von Condé über die
Spanier. Entscheidung im 30jährigen Krieg gegen Spanien und den Kaiser.
Dezember 1644: Beginn der Friedensverhandlungen in Münster (mit Frankreich) und Osnabrück (mit Schweden) zur Beendigung des Krieges in Deutschland.
März 1645: In der Schlacht von Jankau (bei
Prag) besiegen schwedische Truppen ein kaiserlich-böhmisches Heer; Kaiser Ferdinand III. flieht
aus Prag nach Regensburg.
August 1645: Schlacht bei Alerheim: In der Nähe
von Nördlingen siegen die Franzosen über ein
September 1635: König Ludwig XIII. erklärt Spanien den Krieg; Frankreich geht damit von der
verdeckten zur offenen Kriegsführung über.
Oktober 1636: Bei Wittstock erringen die Schweden überraschend einen triumphalen Sieg über
ein kaiserliches Heer.
Februar 1637: Kaiser Ferdinand III. tritt die Nachfolge seines Vaters an.
März 1638: Bernhard von Sachsen-Weimar siegt
bei Rheinfelden über die Kaiserlichen.
kaiserliches Heer unter Franz von Mercy, der
durch eine Musketenkugel fällt.
Dezember 1638: Nach mehrmonatiger Belagerung ergibt sich die Schlüsselfeste Breisach im
Breisgau dem protestantischen Feldherren Bernhard von Sachsen-Weimar.
Mai 1648: Letzte Schlacht des Dreißigjährigen
Krieges auf deutschem Boden bei Zusmarshausen (bei Augsburg). Frankreich und Schweden
siegen über die Kaiserlichen.
1640: Aufstände in Portugal und Katalonien
schwächen die spanische Krone.
August 1648: In der letzten Schlacht des Dreißigjährigen Krieges bei Lens in Nordwestfrankreich
siegen die Franzosen - unter Louis II. von Condé
- über die Kaiserlichen.
1641: Lennart Torstensson wird schwedischer
Oberbefehlshaber auf dem deutschen Kriegsschauplatz.
25. Dez. 1641: Abschluss des Hamburger Präliminarvertrages zwischen dem Kaiser, Schweden
© Bayerischer Rundfunk
Oktober 1648: Westfälischer Friede von Münster
und Osnabrück zwischen Kaiser, Reich und
Schweden bzw. Frankreich; Ende des Dreißigjährigen Krieges.
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Schulfernsehen
Schulfernsehen
Didaktische Hinweise
Die Sendung kann im GSE- und Geschichtsunterricht ab der 7. Jahrgangsstufe eingesetzt werden.
Lehrplanbezüge (Bayern)
Hauptschule
7. Jgst.
GSE
7.4.2 Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648 (Ursachen, Verlauf und Ergebnis des Krieges; Alltag; der
Westfälische Friede)
Realschule
7. Jgst.
Geschichte
7.4 Reformation und Kampf um die Vorherrschaft in Europa
Der Dreißigjährige Krieg als Kampf um die Vorherrschaft in Europa (Interessenkonflikte und Verlauf
des Krieges; Kriegsführung und Leiden der Bevölkerung; der Westfälische Friede
Gymnasium
7. Jgst.
Geschichte
7. Vom Mittelalter bis zum Absolutismus
7.3 Neue geistige und räumliche Horizonte (der Dreißigjährige Krieg als konfessionelle und machtpolitische Auseinandersetzung)
Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen:
• die Zeit zwischen 1350 und 1650 als eine Epoche grundlegender konfessioneller, politischer und
wirtschaftlicher Veränderungen begreifen;
• die Grundzüge der kriegsbeteiligten Mächtekonstellationen und ihrer Interessen am Beginn des 17.
Jahrhunderts in Grundzügen verstehen;
• über die Auslöser und entscheidenden Konflikte des Dreißigjährigen Krieges Bescheid wissen;
• wesentliche Abschnitte, Akteure und Schauplätze des Dreißigjährigen Krieges kennen;
• mit den wesentlichen Folgen und Ergebnissen des Krieges und der Friedensschlüsse vertraut sein;
• die besonderen Auswirkungen des Krieges und der Friedensschlüsse für Bayern kennen.
Anregungen und Arbeitsaufträge
• Die Auseinandersetzungen im Dreißigjährigen Krieg hatten mehrere Aspekte. Welche verschiedenen Konflikte können angeführt werden?
Bei dem Dreißigjährigen Krieg handelte es sich um einen Religionskrieg zwischen Protestanten und Katholiken in Europa, der seit dem Beginn der Reformation schwelte. Gleichzeitig
handelte es sich um einen verfassungspolitischen Konflikt zwischen den Ständen und der
Monarchie. Die Stände widersetzten sich dem monarchischen Streben hin zu einer absoluten
Monarchie. Außerdem spielte das Streben der einzelnen Mächte um die Vorherrschaft in Europa eine wesentliche Rolle. Dabei stand vor allem der Kampf zwischen den Habsburgern und
den französischen Königen im Vordergrund, der seine Wurzeln in der Auseinandersetzung
zwischen Kaiser Karl V. und König Franz I. von Frankreich hatte. Hinzu kam ein Kampf um die
Vorherrschaft im Ostseeraum, der vor allem zwischen den Staaten Dänemark und Schweden
ausgetragen wurde (Dominium maris baltici).
Diese verschiedenen Konfliktlinien verschmolzen zu einer Problemlage, die zu einem Krieg
von bisher nicht gekanntem Ausmaß in Europa führte.
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• Durch welches Friedenswerk fand der Dreißigjährige Krieg seinen Abschluss? Was sind die wichtigsten Inhalte dieses Friedenswerkes?
Abschluss des Dreißigjährigen Krieges durch die Verträge von Münster und Osnabrück, zusammengefasst zum Westfälischen Frieden (1648).
Wichtigste Bestimmungen
• Der Westfälische Friede dehnt den Augsburger Religionsfrieden (1555) auf die Reformierten (Calvinisten) aus. Für den Besitz geistlicher Güter und die Religionsausübung wird
das Jahr 1624 als sogenanntes “Normaljahr” festgesetzt.
• Die Reichsstände erhalten durch das Bündnisrecht (Ius foederationis) volle Souveränität.
Damit wird das Reich eigentlich zu einem Bund von souveränen Staaten.
• Mit dem Westfälischen Frieden scheiden die Schweiz und die Niederlande auch de jure
aus dem Reichsverband aus.
• Territoriale Veränderungen betreffen v. a. Schweden und Frankreich, die beide als Ausgleich für ihre Kriegsausgaben Gebiete abgetreten bekommen. Frankreich erhält endgültig Metz, Toul und Verdun, die Landgrafschaft Oberelsass mit dem Sundgau und die
Städte Breisach und Philippsburg – und ist damit bis zur Rheingrenze vorgedrungen.
Schweden erhält Vorpommern mit Wismar, Verden, Bremen, Stettin und die Insel Rügen
– und damit die Kontrolle über die Mündungen von Weser, Elbe und Oder und außerdem
Sitz und Stimme im Reichstag.
• Bayern behält die pfälzische Kurwürde, die dem geächteten Friedrich V. von der Pfalz aberkannt war. Für die Kurpfalz wird eine achte Kurwürde geschaffen.
• Lest das Gedicht "Tränen des Vaterlandes" von Andreas Gryphius und arbeitet heraus, wie die
Menschen sich im Dreissigjährigen Krieg gefühlt haben mögen.
Tränen des Vaterlandes
Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun,
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun,
Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.
Die Türme stehen in Glut, die Kirch ist umgekehret,
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken zerhaun,
Die Jungfern sind geschändet, und wo wir nur schaun,
Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret.
Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frische Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, dass unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot:
Daß auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.
Andreas Gryphius, 1636
© Bayerischer Rundfunk
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Literaturhinweise
Friedemann Bedürftig: Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg. München [dtv] 1998.
Fritz Dickmann: Der Westfälische Frieden. Münster [Aschendorff Verlag] 1998.
Maurus Friesenegger: Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg. Nach einer Handschrift im Kloster Andechs. Hrsg. v. Willibald Mathäser. Mit Vorw., Anmerk. u. Register. München [Allitera Verlag] o.J.
Manfred Peter Heimers: Krieg, Hunger, Pest und Glaubenszwist, München im Dreißigjährigen Krieg.
München [Stadtarchiv München] 1998.
Andreas Kraus: Maximilian I. Bayerns großer Kurfürst. Regensburg [Pustet] 1990.
Bernhard R. Kroener: Kriegsgurgeln, Feireuter und Merodebrüder. Soldat des Dreißigjährigen Krieges. Täter und Opfer. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Der Krieg des kleines Mannes. Eine Militärgeschichte von unten, 2. Aufl., München/Zürich 1995.
Links
http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfaelischer_Friede/dokumentation/ausstellungen/ausstel_katal/index2_html
Für eine intensivere Beschäftigung unverzichtbare Webseite der Forschungsstelle "Westfälischer Friede".
http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_dreissigjaehriger_krieg.htm
Übersichtliche, umfassende Darstellung des 30-jährigen Krieges, gute Einstiegsmöglichkeit und solides Basiswissen
http://www.uni-potsdam.de/u/geschichte/mdk/index.htm
Museum des Dreißigjährigen Krieges. Eine vorzügliche Themenseite der Uni Potsdam
http://www.koni.onlinehome.de/basisdateien/inhalt-frames.htm
Informative Themenseite zum 30-jährigen Krieg von Klaus Koniarek mit umfangreichem Personenlexikon
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za146/barock/30krieg.htm#Erste%20Station
Themenseite des Peter-Petersen-Gymnasiums zum 30-jähri8gen Krieg
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Drei%DFigj%E4hriger_Krieg.html
Kurze, zuverlässige Zusammenfassung der Kriegsereignisse
http://www.lsg.musin.de/geschichte/!daten-gesch/16-17jh/krieg30.htm
Virtuelles Geschichtsheft für den Unterricht am städtischen Louise-Schroeder-Gymnasium in München
http://www.krieg.historicum-archiv.net/themen/m30jk/einfuehrung.htm
Spezielle Themenseite zur Geschichte des 30-jährigen Krieges in München, ein Projekt des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München (Historicum.net)
© Bayerischer Rundfunk
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