Theorien abweichenden Verhaltens I - "Klassische"

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Inhaltsübersicht
Vorwort zur 9. Auflage ..........................................................................................9
Vorbemerkung ..................................................................................................11
1
Begriffliche Vorüberlegungen ..................................................................13
1.1 Abweichung und Konformität .............................................................14
1.1.1 Verhaltensdeterminationen .......................................................16
1.1.2 Norm und Verhalten .................................................................18
1.2 Zum Begriff der Norm .........................................................................19
1.2.1 Normen als Verhaltensforderungen..........................................20
1.2.2 Geltungs- und Wirkungsgrad von Normen ..............................21
1.2.3 Sanktionierung zur Durchsetzung von Normen .......................23
1.2.4 Toleranzbereich und Verhaltenstransparenz ............................27
1.2.5 Die Institutionalisierung von Normen ......................................31
1.2.6 Charakteristika von Normen ....................................................32
1.3 Norm und abweichendes Verhalten .....................................................33
1.3.1 Die interkulturelle Variabilität von Normen ............................34
1.3.2 Die intrakulturelle Flexibilität von Normen .............................36
1.3.3 Die Realisierbarkeit von Normen .............................................39
1.3.4 Der Kontingenzcharakter von Normen ....................................41
1.3.5 Die Funktionalität abweichenden Verhaltens ...........................44
1.3.6 Norm und Abweichung ............................................................46
1.4 Definitionen abweichenden Verhaltens ...............................................47
1.4.1 Die normorientierte Definition .................................................49
1.4.2 Die erwartungsorientierte Definition ........................................50
1.4.3 Die sanktionsorientierte Definition ..........................................52
1.4.4 Norm und Sanktion als Definitionskriterien von
Abweichung ............................................................................54
2
Historische Skizze einzelwissenschaftlicher Theorien abweichenden
Verhaltens ..................................................................................................59
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
Die klassische Schule der Kriminologie ..............................................64
Die positivistische, anthropogenetische Kriminologie .........................70
Multifaktorielle Ansätze ......................................................................77
Psychologische (psychogenetische) Theorien ......................................83
Soziologische (soziogenetische) Erklärungsversuche ..........................94
Zeittafeln zu den Theorienentwicklungen ..........................................107
6
Inhaltsübersicht
3
Anomietheorien .......................................................................................110
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Theorien der Subkultur und des Kulturkonflikts .................................147
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
5
Der Begriff der Anomie bei Durkeim ...............................................111
Merton’s Typologie abweichenden Verhaltens ..................................116
Cloward’s und Ohlin’s Kritik an der Anomietheorie. ........................126
Dubin’s Erweiterung der Merton’schen Typologie............................129
Harary’s nochmalige Erweiterung der Typologie ..............................135
Die Präzisierungs der Anomietheorie durch Opp ..............................138
Die Anomietheorie in Gesamtschau...................................................145
Thrasher und Whyte als frühe Subkultur„theoretiker“.......................150
Die Subkulturtheorie nach Cohen .....................................................157
Die Kontrakultur nach Yinger ............................................................166
Die These von der Unterschichtkultur bei Miller ...............................172
Yablonski’s Konzept der „Near-Group“ ............................................178
Die Social Disability-These von Short und Strodtbeck......................182
Die Subkultur der Gewalt nach Wolfgang und Ferracuti ...................185
Der Tenor der Subkulturtheorien .......................................................188
Theorien des differentiellen Lernens......................................................190
5.1 Die Theorie der differentiellen Assoziation: Sutherland ....................192
5.2 Die Theorie der differentiellen Verstärkung:
Burgess und Akers .............................................................................198
5.3 Die Theorie der differentiellen Gelegenheiten:
Cloward und Ohlin .............................................................................207
5.4 Die Theorie der differentiellen Identifikation: Glaser ........................212
5.5 Die Neutralisierungsthese von Sykes und Matza ...............................216
5.6 Die Essenz der Theorien des differentiellen Lernens .........................221
6
Theorien des Labeling Approachs ..........................................................223
6.1
6.2
6.3
6.4
Die Begründung des Labeling Approachs durch Tannenbaum ..........225
Primäre und sekundäre Devianz bei Lemert ......................................226
Die Grundlegung des Labeling Approachs durch Becker ..................230
Makro- und mikrosoziologische Prozessaspekte: Erikson
und Kitsuse ........................................................................................234
6.5 Der „radikale“ Ansatz: Sack ..............................................................237
6.6 Gemeinsamkeiten und Variationen im Labeling Approach.. .............241
Inhaltsübersicht
7
7
Die Beurteilung der Theorien .................................................................245
7.1 Das Methodologieverständnis der Theorien ......................................246
7.1.1 Das ätiologische Paradigma ...................................................246
7.1.2 Das Kontrollparadigma des Labeling Approachs ...................249
7.2 Inhaltliche Würdigung der verschiedenen Ansätze ............................252
7.2.1 Die Anomietheorien ...............................................................253
7.2.2 Die Subkulturtheorien ............................................................257
7.2.3 Die Theorien des differentiellen Lernens ...............................260
7.2.4 Der Labeling Approach ..........................................................263
7.3 Die Transformation der Theorien in Praxis .......................................268
7.3.1 Die Anomietheorien ...............................................................269
7.3.2 Die Subkulturtheorien ............................................................272
7.3.3 Die Theorien des differentiellen Lernens ...............................274
7.3.4 Der Labeling Approach ..........................................................276
7.4 Die empirische Bewährung der Theorien...........................................280
7.4.1 Die Anomietheorien ...............................................................283
7.4.2 Die Subkulturtheorien ............................................................285
7.4.3 Die Theorien des differentiellen Lernens ...............................286
7.4.4 Der Labeling Approach ..........................................................287
7.5 Gesamtwürdigung der Theorien .........................................................289
Glossar ...............................................................................................................292
Literaturverzeichnis ...........................................................................................325
Verzeichnis der Abbildungen ............................................................................339
Verzeichnis der Tabellen ...................................................................................340
Personenregister ................................................................................................341
Sachregister .......................................................................................................346
1
Begriffliche Vorüberlegungen
Wer sich mit Theorien abweichenden Verhaltens wissenschaftlich beschäftigt,
muss erst einmal klarstellen, was er unter abweichendem Verhalten (= Intension
eines Begriffes) versteht und welche Phänomene unter eine solche Definition
subsumierbar sind (= Extension eines Begriffes). Wer Theorien abweichenden
Verhaltens vorstellen möchte, muss sich daher dem Erfordernis einer begrifflichen Vorstrukturierung stellen, wobei es zunächst um allgemeine Begrifflichkeiten geht: Was versteht man unter „Theorie“?
x
Theorien sind in Sätzen formulierte Aussagen mit Informationsgehalt. Dies
schließt einen Realitätsbezug und die prinzipielle empirische Prüfbarkeit ein
(vgl. Prim/Tilmann 2000).
In solchen Sätzen erscheinen Wörter, die mit bestimmten Vorstellungen alltagssprachlich verknüpft sind und/oder mit speziell wissenschaftlich definierten
Vorstellungsinhalten verbunden werden müssen.
x
Ein Begriff ist ein Wort (oder mehrere Wörter), das (die) mit einem bestimmten Vorstellungsinhalt versehen ist (sind). Diese Zuordnung bezeichnet man
als Definition.
Kann man keine interpersonale Synonymität als Übereinstimmung der Bedeutungen bestimmter Begriffe erzielen, so würde man schon in der reinen Theoriedeskription möglicherweise aneinander „vorbeireden“ und in der Theoriediskussion kein gegenseitiges Verstehen erzielen können. Daher müssen denkbare
begriffliche Mehrdeutigkeiten vorab in Eindeutigkeiten transformiert werden.
Dies geschieht eben durch die Definitionen, die selbst nicht empirisch geprüft
werden müssen, weil sie zumeist nominalistisch, aber durchaus mit Realitätsbezug, vorgenommen werden und von daher nur hinsichtlich ihrer Zweckmäßigkeit
zu beurteilen sind. Im Gegensatz zu Theorien, deren Richtigkeit oder Wahrheitsgehalt erst a posteriori (nach empirischer Prüfung) bestimmt werden kann, gelten
Definitionen a priori.
Die Auswahl der zunächst zu klärenden und zu definierenden Begriffe und der mit
ihnen verbundenen Phänomene abweichenden Verhaltens richtet sich zunächst noch
nicht an den einzelnen abhängigen oder unabhängigen Variablen der verschiedenen
Theorien aus; vielmehr handelt es sich bei diesen um soziologische Grundkategorien
und Grundkonzepte, die allen im Einzelnen zu referierenden theoretischen Ansätzen
gemein sind. Kaum ein sozialer Tatbestand kann nämlich ohne die Konzeptionen
von Norm, Sanktion, soziale Kontrolle, Situation etc. auskommen. Solche zentralen
Begriffe sollen im ersten Kapitel im Kontext abweichenden Verhaltens und dessen
möglicher theoretischer Fassung abgeklärt werden.
14
1.1
Kapitel 1
Abweichung und Konformität
Kriminologen und im engeren Sinne Kriminalsoziologen pflegen ihren Objektbereich, den sie untersuchen wollen, u. a. durch die folgenden Fragestellungen
einzugrenzen:
ƒ
ƒ
ƒ
Wie entstehen kodifizierte Normen, also gesetzliche Regelungen?
Wie kommt es im Verhalten zu Abweichungen von diesen Normen?
Wie reagiert die Gesellschaft auf diese Abweichungen?
Soziologen, die sich mit dem Phänomen des abweichenden Verhaltens beschäftigen, stellen ganz ähnliche Fragen, doch würden sie die Einengung des abweichenden Handelns auf delinquentes Verhalten, also dessen ausschließlichen
Bezug auf kodifizierte Normen des Strafrechts, zurückweisen müssen, weil auch
nonkonforme Verhaltensweisen empirisch festgestellt werden können, deren
Abweichung sich nicht aus der Orientierung an kodifizierten Normen ergibt;
delinquente Verhaltensweisen lassen sich nämlich im Allgemeinen als Untergruppe aller möglichen abweichenden Verhaltensweisen auffassen. (Daneben
gibt es einen kleineren Teilbereich delinquenter Verhaltensweisen, die aber nicht
als abweichend empfunden werden. Die in Abb. 1.1 unterschiedlich großen Kreise sollen auch die unterschiedlichen Größenordnungen [ordinal] symbolisieren.)
Abb. 1.1:
Abweichendes und delinquentes (kriminelles) Verhalten
abweichendes Verhalten,
das nicht kriminell ist
kriminelles Verhalten, das
nicht als abweichend gilt
abweichendes und kriminelles Verhalten
Beispiel
1.
Kriminelles und abweichendes Verhalten:
Dies ist sozusagen der Normalfall: Diebstahl wird strafrechtlich sanktioniert
und auch in der Bevölkerung als abweichend wahrgenommen.
Begriffliche Vorüberlegungen
2.
3.
15
Kriminelles, aber nicht abweichendes Verhalten:
Schwarzarbeit steht unter Strafandrohung, wird aber sehr weitgehend in der
Bevölkerung toleriert. Steuerhinterziehung ist ein Straftatbestand, gilt aber
eher als „Kavaliersdelikt“.
Abweichendes, aber nicht kriminelles Verhalten:
Bei Klausuren zu „spicken“ ist zweifelsfrei abweichendes Handeln, ist aber
strafrechtlich irrelevant. Den Ehepartner sexuell zu „betrügen“, gilt als abweichend, ist aber nicht strafbewehrt.
Die Abgrenzung der Soziologie des abweichenden Verhaltens von der Kriminologie ergibt sich auch aus einem genuin soziologischen Argument, das schon
Max Weber (1922; 1976) geliefert hat:
x
Die Soziologie beschäftigt sich mit all jenen Verhaltensweisen, mit denen die
sich Verhaltenden einen subjektiv gemeinten Sinn verbinden, womit das Verhalten zum Handeln wird. Ist dieses Handeln auf andere Menschen bezogen,
so wird es zum sozialen Handeln. Die Soziologie versucht, dieses soziale
Handeln zu verstehen und zu erklären.
Wir können mithin festhalten, dass abweichendes Verhalten subjektiv sinnhaft
erfolgt (z. B. um sich zu bereichern) und sich direkt oder indirekt auf andere
bezieht (weil Dritte z. B. geschädigt werden). Somit müssten wir stets von „abweichendem sozialen Handeln“ reden, wenngleich dieses umgangssprachlich
auch „asozial“ sein mag. Wenn wir im Weiteren „Verhalten“ und „Handeln“
synonym gebrauchen, so ausschließlich aus stilistischen Gründen. Wenn Absicht
und Aufgabe der Soziologie ist, soziales Handeln zu erfassen, zu beschreiben, zu
verstehen und zu erklären, so umfasst ihr Gegenstandsbereich sowohl abweichende als auch konforme Verhaltensweisen (gleichgültig, woran Abweichung
und Konformität gemessen werden), soweit nur die Bedingung der Intentionalität
und der Sinnhaftigkeit im konkreten Verhalten aufscheint.
x
Der weitere Objektbereich der Soziologie (gemessen an der Kriminologie oder
Kriminalsoziologie), ergibt sich also aus der Tatsache, dass die Soziologie des
abweichenden Verhaltens mehr Phänomene einschließt als nur das delinquente
(kriminelle) Verhalten.
Darüber hinaus gehen natürlich in soziologische Analysen insbesondere konforme Verhaltensweisen und -muster ein.
In der konkret-wissenschaftlichen Beschäftigung mit so eingegrenztem Verhalten
in der Soziologie sind zwei Aspekte hervorzuheben: Einmal zeigt sich, dass man
dem abweichenden Verhalten mehr Interesse entgegengebracht hat als dem konformen; nicht von ungefähr ist unseres Wissens die erste deutschsprachige soziologische Schrift, die sich explizit mit konformem Verhalten befasst (Peuckert), erst 1975
erschienen. Die meisten, insbesondere empirischen Untersuchungen haben nicht da-
16
Kapitel 1
nach gefragt, wie konformes Verhalten zustande kommt, sondern versuchten die Genese und Ätiologie des abweichenden Verhaltens in den Griff zu bekommen.
Zum Zweiten wurde die Soziologie des abweichenden Verhaltens als sog. Bindestrichsoziologie definiert, als eine spezielle Soziologie, wie etwa Industrie- und Betriebssoziologie, Jugendsoziologie etc. Richtigerweise sollten jedoch abweichendes
und konformes Verhalten als Dimensionen der Verhaltensbeurteilung, als mehr oder
weniger disjunkte Subgruppen des Verhaltens allgemein gesehen werden. Wenn aber
Verhalten als allgemeinster Gegenstand der Soziologie gelten kann, so müsste konsequenterweise konformes wie abweichendes Verhalten unter die allgemeine Soziologie subsumiert werden.
Obgleich einige Autoren (vgl. z. B. Wiswede 1973: 9; König 1968: IX) auf diesen
Sachverhalt aufmerksam gemacht haben, erweist sich das traditionale Element der
Soziologieeinteilung als stärker. Dieses – wenn auch nur nomenklatorische – Festhalten an überkommenen Klassifikationen hat bisher sicher nicht dazu beigetragen, eine
noch weitergehende Beflügelung der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet des abweichenden Verhaltens zu bewirken. Wir werden daher im Weiteren Argumente dafür zu liefern haben, dass Abweichung und Konformität zwei Seiten eines
Verhaltens sein können.
1.1.1 Verhaltensdeterminationen
„Das handelnde Individuum ist stets auf dreifache Weise beschränkt: es verhält
sich in einer materialiter bestimmten Situation, ist der Verhaltenserwartung von
Alter ausgesetzt und schließlich von seiner eigenen Motivationsstruktur angetrieben“ (Schneider 1968: 57).
x
Menschliches Verhalten ist also, soweit es sich um soziales Handeln im Sinne
Max Weber’s (Weber 1976: 1) handelt, dreifach determiniert: durch die Motivation, die Situation und die Verhaltenserwartungen potenzieller oder tatsächlicher Interaktionspartner.
Eine Entsprechung dieser dreifachen Determination findet sich auch im strukturell-funktionalen Ansatz: So unterscheidet Parsons (1968: 52 ff.) drei Ebenen
unterschiedlichen Abstraktionsniveaus:
ƒ
ƒ
ƒ
das personale System, das auf den Bedürfnissen und Motiven der Handelnden
aufbaut und um diese organisiert ist;
das soziale System, konstituiert durch Interaktionen;
das kulturelle System als Bereich normativer und kognitiver Bedürfnisse und
Symbole.
Zwischen diesen, nur analytisch voneinander abhebbaren Systemen bzw. Ebenen
bestehen vielfache Interdependenzbeziehungen. Eine wesentliche Verbindung er-
Begriffliche Vorüberlegungen
17
gibt sich durch den Begriff der sozialen Rolle: Das kulturelle System manifestiert sich in Interaktionen. Diese stellen Systeme von Beziehungsmustern zwischen Handelnden in ihrer Eigenschaft als Rollenträger dar. „Der Begriff der
Rolle verknüpft das Untersystem des Handelnden als einer ,psychologischen‘,
sich in bestimmter Weise verhaltenden Gesamtheit, mit der eigentlichen sozialen
Struktur“ (Parsons 1968: 55). Durch Sozialisationsprozesse gehen Rollensysteme
aber in die Motivationsstruktur des personalen Systems mit ein, d. h. sie werden
zum Bestandteil der Persönlichkeit.
Die Aussage der dreifachen Verhaltensdetermination sozialen Handelns ist ursprünglich auf konformes Verhalten abgestellt, müsste aber auch für abweichendes
Verhalten als Teilklasse sozialen Handelns gelten. Prüfen wir dies am Beispiel des
Einbruchs, wobei wir unterstellen, dass Einbruch unstrittig als abweichende Verhaltensweise gilt. Wir fragen, ob ein Einbruch als konkretes Verhalten durch eine
materialiter bestimmte Situation, durch die Verhaltenserwartung anderer und durch
die Motivationsstruktur des Handelnden bestimmt ist:
Beispiel
Je nach situativer Gegebenheit wird der Einbruch in anderer Ausführung erfolgen: Ist die Tür eines Hauses verschlossen, wird sie gewaltsam geöffnet oder
es werden andere Möglichkeiten des Eindringens gesucht. Das Verhalten richtet sich also an den materialen Gegebenheiten aus und verändert sich ihnen
entsprechend. Im Regelfall kann weiter davon ausgegangen werden, dass der
Einbrecher die Verhaltenserwartung anderer kennt, die das Einbrechen als abweichende Verhaltensweise ansehen. Folglich wird der Einbrecher bemüht
sein, sein Verhalten so zu verdecken, dass es nicht unmittelbar und offen wahrnehmbar wird. Damit ist seine Verhaltensweise an den Erwartungen anderer
ausgerichtet. Letztendlich liegt dem Einbruch eine bestimmte Motivationsstruktur zugrunde; so könnte die Absicht verfolgt werden, sich Geld zu verschaffen,
um sich einen bestimmten Wunsch zu erfüllen, eine Mutprobe abzulegen etc.
Abweichung und Konformität sind in Bezug auf die Verhaltendetermination als
gleichwertige und gleichrangige Verhaltensweisen zu qualifizieren. Andererseits
muss jedoch gelten, dass zur Erklärung abweichenden Verhaltens andere Gesichtspunkte herangezogen werden müssen als zur Erklärung konformen Verhaltens; denn es ist methodologisch unvorstellbar, dass gleiche Variablenkonstellationen und Variablenwerte zu unterschiedlichen Konsequenzen führen, wenn alle
relevant erscheinenden Bedingungen in den Erklärungsversuch einbezogen werden. An einem Extremfall kann dies plausibilisiert werden:
Beispiel
Die Merkmalsausprägung 1 der Variablen x kann unter sonst gleichbleibenden
Bedingungen nicht einmal die Merkmalsausprägung 1 der Variablen y und zum
anderen die Merkmalsausprägung 2 der Variablen y hervorbringen (x1oy1 und
zugleich x1oy2, wenn y1 z y2). Dies würde dem Prinzip der Erklärung (gleiche
Ursachen o gleiche Wirkungen) widersprechen.
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