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Schneearmer Frühwinter
Newsletter Naturgefahren
Wo bleibt der Schnee von gestern?
Beim Schreiben dieser Zeilen ist es kurz vor Weihnachten. Im Mittelland wartet
man noch immer auf den ersten Schnee. Basierend auf Messungen der letzten
70 Jahre sind weisse Weihnachten im Mittelland nur jeden vierten Winter zu
erwarten (www.meteoschweiz.ch). Wie sieht es aber in den Alpen aus?
Dr. Christoph Marty
Ab ca. 1200 m ü. M. liegt erst eine dünne Schneedecke (s. link) und auch oberhalb der
Waldgrenze sieht es nicht viel besser aus. Skifahren ist meist nur auf Kunstschnee
möglich. Die Prognosen der Wettermodelle lassen bis Ende 2006 keine Änderung
erwarten, so dass wir mit grosser Sicherheit einen weiteren schneearmen Frühwinter
erleben (Abb. 1). Die Schneearmut hat aufgrund der abgesagten Weltcuprennen, der
verpatzten Saisoneröffnung in vielen Skigebieten und einer OECD-Studie zur zukünftigen
Schneesicherheit in den Alpen grosses Medienecho ausgelöst. Wie extrem die momentane
Situation wirklich ist, kann mit Hilfe der Daten unserer langjährigen Messstationen
beantwortet werden.
Abb. 1: Relative Schneehöhen [%] im Dezember 2006 im Vergleich zum Dezembermittel
1971-2000 an langjährigen Stationen der MeteoSchweiz und des SLF. Je röter, umso
unterdurchschnittlicher die Schneehöhe. Nur gerade zwei hochgelegene Tessiner
Stationen zeigen leicht positive Werte. Übers Ganze gesehen ist die DezemberSchneedecke 2006 in den Schweizer Alpen ca. halb so dick wie im Durchschnitt.
(weiter auf S. 2)
Impressum
Inhalt
Wo bleibt der Schnee von gestern?
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Antworten aus der Lawinenwarnung:
• Gebietseinteilung für das Bulletin
• Risiko beim Freeriden
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Neues aus der Forschung:
• Versuchsfeld Wannengrat
• Diversität in Lawinenbahnen
• Warnsystem Illgraben
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Bericht:
International Disaster Reduction
Conference IDRC
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Naturgefahren
© SLF, Flüelastrasse 11, CH 7260 Davos,
www.slf.ch. Das SLF ist Teil der Eidg.
Forschungsanstalt WSL.
Erscheinungsweise: elektronisch
Redaktionsleitung: Christine Huovinen, Julia
Wessels
Feedback: [email protected]
Ausgabe 3/2006, Dezember 2006
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Unterdurchschnittliche Schneehöhe im Dezember
Aufschlussreich ist es zu analysieren, an wie vielen Tagen jeweils im Dezember Schneehöhen von
mehr als 30 cm gemessen wurden. Ein Vergleich der Messungen an 25 Stationen zwischen 1500 und
1800 m ü.M. macht deutlich, dass seit Mitte der 1980-er Jahre eindeutig weniger solcher Schneetage
auftreten (Abb. 2). Die momentane Situation ist klar unterdurchschnittlich, aber bis jetzt noch etwas
weniger dramatisch als in den drei schneearmen Dezember 1953, 1989 und 1994.
Auch ein Vergleich mit den Winterverläufen dieser drei schneearmen Frühwinter in Davos (Abb. 3)
macht klar, dass der Schnee in diesem Dezember zwar früher gekommen, aber zur Zeit auf einem
ähnlich niedrigen Niveau ist, wie während der drei vergleichbaren Winter in der Vergangenheit. Im
bisher schneeärmsten Winter 1989/1990 brachten erst Schneefälle Mitte Februar eine Rückkehr zu
durchschnittlichen Verhältnissen.
Auf Grund ihrer grossen natürlichen Schwankungen ist die Dezemberschneedecke ein schlechtes
Mass, um längerfristige Veränderungen festzustellen. Unsere Auswertungen über den ganzen Winter
zeigen jedoch, dass aufgrund der Klimaerwärmung vor allem Gebiete unterhalb 1300 m ü. M. bereits
mit einer massiv dünneren Schneedecke auskommen müssen als noch vor Jahrzehnten. Die
gestiegenen Frühlingstemperaturen und die damit verbundene intensivere Schmelze sind sogar an
den höchstgelegenen Stationen sichtbar (s. link).
Abb. 2: Gemittelte Anzahl Tage im Dezember mit einer Schneehöhe grösser als 30 cm an 25
Stationen zwischen 1500 und 1800 m ü.M. im Laufe der letzten 65 Jahre.
Abb. 3: Vergleich der vier schneeärmsten Frühwinter der letzten 65 Jahre in Davos. Die schwarze
Kurve zeigt zusätzlich die mittlere Schneehöhe über alle Winter.
(weiter auf S. 3)
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Newsletter Naturgefahren
Weitere Erwärmung prognostiziert
Dass die in der Schweiz gemessenen Temperaturzunahmen keine nur lokal bedingten Effekte sind,
zeigt ein Blick auf die globalen Messungen. Während dem vergangenen rekordwarmen Herbst in der
Schweiz wurde global der viertwärmste Herbst gemessen. Nachdem bereits England, Holland und
Dänemark das Jahr 2006 als wärmstes Jahr seit Messbeginn bekannt gegeben haben, wird es für die
Schweiz ähnlich aussehen. Global wird 2006 laut WMO mit grosser Wahrscheinlichkeit den 6. Rang
einnehmen. Die 11 wärmsten Jahre seit 1861 fallen dabei alle in die Zeit nach 1991!
Für die Zukunft sagen alle regionalen Klimamodelle eine weitere Erwärmung für die Schweiz voraus,
was die winterliche Schneesicherheit weiter reduzieren wird. Da der Alpenraum die Grenze zwischen
dem zukünftig nässeren Norden und dem trockeneren Süden darstellt, ist eine Zunahme der
Schwankungen und der Extreme bei den Winterniederschlägen zu erwarten. Mit Lawinenwintern
muss darum auch in einem wärmeren Klima gerechnet werden. Trotzdem wird der Schnee in Zukunft
in manchen Höhenlagen nicht nur als Untergrund für den Schneesport, sondern auch als wichtiger
Wasserspeicher und als Lebensraum für Fauna und Flora fehlen. (Christoph Marty ist Klimatologe in
der Forschungseinheit Schnee und Permafrost und verantwortlich für die langjährigen
Schneedatenreihen.)
Antworten aus der Lawinenwarnung
Welche Gebiete sind gemeint, wenn im Lawinenbulletin von „Alpennordhang“ und
„Alpensüdhang“ sowie von „nördlichem Alpenkamm“ und „Alpenhauptkamm“ die Rede
ist?
Dr. Christine Pielmeier
Zum Verständnis des Nationalen Lawinenbulletins ist es wichtig, die Definition der dort verwendeten
Grossregionen zu kennen. Der „Alpennordhang“ unterteilt sich in den westlichen, zentralen und
östlichen Alpennordhang. Zum westlichen Alpennordhang zählen das Chablais, die Waadtländer und
Fribourger Alpen sowie das Berner Oberland. Der zentrale Alpennordhang wird von den
Zentralschweizer Alpen und dem Urseren gebildet. Der östliche Alpennordhang besteht aus den
Glarner Alpen, dem Alpsteingebiet und Liechtenstein. Mit „Alpensüdhang“ bezeichnen wir die Gebiete
südliches Simplon, Tessin sowie die Bündner Südtäler (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Alpennordhang und Alpensüdhang.
Abb. 2: Alpenhauptkamm, nördlicher
Alpenkamm und inneralpine Gebiete
Der „Nördliche Alpenkamm“ ist der nördliche Gipfelkamm der Schweizer Alpen und deckt ein Band
von den Dent du Midi über Wildstrubel- und Jungfraugebiet, Gotthard, Tödi, Vorab bis ins
Alpsteingebiet ab. Der „Alpenhauptkamm“ ist der südliche und höchste Gipfelkamm der Schweizer
Alpen und stellt die regionale Wasser- und Wetterscheide dar. Er reicht etwa vom Grossen Sankt
Bernhard über Monte Rosa, Simplon, Gotthard, Lukmanier, San Bernardino, Maloja, Bernina bis über
den Ofenpass hinaus. Diese Gebiete sowie die inneralpinen Gebiete sind in der Abb. 2 dargestellt.
Alle Regionsbezeichnungen sind in der Interpretationshilfe zum Lawinenbulletin definiert (Karten im
Anhang). Den schnellen geographischen Überblick bieten die Gefahrenkarten zum Nationalen
Lawinenbulletin sowie zum Regionalen Lawinenbulletin. (Christine Pielmeier ist
Lawinenprognostikerin und Mitarbeiterin der Lawinenwarnung.)
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Wie hoch ist das Risiko, beim Freeriden in einer Lawine zu sterben?
Benjamin Zweifel
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Lawinenunfälle lösen oft einen grossen Medienrummel aus und geben auch unter Leuten mit wenig
Kenntnissen über Lawinen viel zu diskutieren. In erster Linie sind sie aber für die Betroffenen ein
tragisches Ereignis und verdienen nicht zuletzt deshalb genaueres Hinsehen.
Zahlen über tödliche Lawinenunfälle sind in der Schweiz seit über 50 Jahren lückenlos vorhanden.
Wie viele Leute sich aber insgesamt ausserhalb der Pisten bewegen, ist nicht bekannt. Vor drei
Jahren haben wir deshalb in Davos an ausgewählten Stellen begonnen, Freerider zu zählen und
damit erstmals Daten dieser Art zu erheben.
Die ersten Auswertungsresultate sind erstaunlich: Im Winter 2005/06 wurden im kleinen Skigebiet
Rinerhorn knapp 3’000 Abfahrten neben der Piste unternommen. Kombiniert man diese Zahl mit den
Zahlen der Lawinenunfälle, kommt man auf ein individuelles Lawinen-Todesfallrisiko von 7 x 10-5 pro
Jahr. Dies liegt in der Grössenordnung des individuellen Todesfallrisikos beim Autofahren von 10 x
10-5. Obwohl es sich bei diesen Aussagen um erste grobe Abschätzungen handelt, darf wohl die
weitverbreitete Meinung des hohen Risikos beim Variantenfahren hinterfragt werden. (Benjamin
Zweifel ist Lawinenprognostiker und Mitarbeiter der Lawinenwarnung.)
Abb. 1: Freeriden – erstmals wurden im
letzten Winter Daten zur Risikoabschätzung
erhoben (Foto: SLF, B. Zweifel).
Neues aus der Forschung
Wannengrat – Steintälli: Ein neues alpines Versuchsfeld nicht nur für die
Schneeforschung
Dr. Michael Lehning
Am 20. Dezember war es soweit: Die vorinstallierten Messmasten und ein Container als
Basisstützpunkt und lokale Energieversorgung wurden an die Latschüelfurgga geflogen. Nach einigen
Tagen abschliessender Installationsarbeiten ist das Versuchsfeld nun für den Winter messbereit.
Ursprünglich als Ersatz für das aufgegebene Versuchsfeld Gaudergrat gedacht, eignet sich das neue
Versuchsfeld nicht nur zur Erforschung von Wind und Schneeverfrachtung, sondern dient
synergetisch der Beantwortung verschiedener Fragestellungen der alpinen Umwelt- und
Naturgefahrenforschung. In diesem Sinn ist der Wannengrat ein wichtiger Baustein im „Swiss
Experiment“ oder „SwissEx“ des ETH Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit und Umwelt (CCES), das
eine neue Ära in der Umweltbeobachtung einläuten soll.
Abb. 1: Das neue Versuchsareal am
Wannengrat (Foto: SLF, J. Schweizer)
(weiter auf S. 5)
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Newsletter Naturgefahren
Für diesen Winter werden Daten hauptsächlich von den
Meteomasten geliefert und dienen dazu, die Variabilität der
Schneedecke und ihren Einfluss auf die Lawinengefahr
besser zu verstehen. Die Daten stehen auch dem
Lawinenwarndienst für die tägliche Prognose zur
Verfügung. Im nächsten Sommer werden zusätzliche
Installationen, wie eine Abflussmessstation, gebaut, um
auch Fragen zu Hangstabilität, Abflussbildung
(Schneehydrologie) und Vegetationsentwicklung
beantworten zu können.
Gerade in der Debatte um die globale Klimaänderung ist es
nötig, auch lokal sehr zuverlässige Beobachtungen der
Umweltveränderungen zu haben. Dazu soll der
Wannengrat einen Beitrag leisten. (Michael Lehning ist
Geoökologe und Leiter der Forschungseinheit Schnee und
Permafrost.)
Abb. 2: Installation der Messmasten (Foto: SLF, J.
Schweizer)
Lawinen erhöhen Habitat- und Pflanzendiversität in subalpinem Fichtenwald
Dr. Christian Rixen
Lawinen haben entscheidende Auswirkungen auf Ökosystemprozesse in subalpinen Wäldern (Abb.
1). Obwohl Lawinenbahnen nur einen relativ kleinen Landschaftsanteil ausmachen, beeinflussen sie
Biodiversität und Dynamik deutlich. Durch vermehrte Lawinenverbauungen während der
vergangenen Jahrzehnte, wurde jedoch das natürliche Störungsregime in den Europäischen Alpen
stark verändert. In diesem Projekt wurde die Bedeutung ausbleibender Lawinen auf die Biodiversität,
Waldstruktur und Landschaftsmuster untersucht.
Abb. 1: Lawinen im Winter haben starke Auswirkungen auf Habitat- und Artenvielfalt (Fotos: SLF, S.
Brugger).
(weiter auf S. 6)
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Die Studie zeigte, dass die Anzahl Pflanzenarten in verbauten und unverbauten Lawinenzügen gleich
gross, die Artenzusammensetzung hingegen verändert war. In verbauten Lawinenzügen deuteten die
ökologischen Zeigerwerte der Pflanzen auf eine geringere Vielfalt von Kleinlebensräumen hin, und die
Anzahl alpiner Arten war geringer als in unverbauten Lawinenzügen. Ausserdem nahmen in
verbauten Lawinenzügen Baumdurchmesser, Jahrringbreite und Korrelation zwischen Klima und
Jahrringbreite zu. Die Unterdrückung von Lawinen beeinflusste zudem die Landschaftsstruktur. Ein
Vergleich zwischen den Jahren 1950 und 2000 in der Landschaft Davos zeigte eine Zunahme des
Waldes und eine Homogenisierung der Waldstruktur (Abb. 2), was einerseits vermutlich auf
veränderte Landnutzung, andererseits auch auf veränderte Lawinenaktivität zurückzuführen ist.
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen den Einfluss von „disturbance“ auf die Arten-, Habitatsund Landschaftsdiversität. Ein Ausbleiben dieser Störung, sei es durch Lawinenverbauungen oder
veränderte Landnutzung, kann negative Auswirkungen auf die Diversität verschiedener
Landschaftsebenen haben. (Christian Rixen ist Biologe und Leiter der Forschungsgruppe Alpine
Ökosysteme.)
1950
2000
Abb. 2: Waldstruktur in Davos im Jahr 1950 und 2000. Flächen unterschiedlicher Grautöne zeigen
unterschiedlich Walddichten (hellgrau: geringe Dichte, dunkelgrau: hohe Dichte).
Ein Warnsystem für Sommernaturgefahren im Illgraben
Christoph Graf, Dr. Alexandre Badoux
Der Illgraben ist einer der aktivsten Murganggerinne der Alpen. Durchschnittlich fünf Murgänge pro
Jahr gelangen bis in die Rhone und gefährden Infrastruktur, Siedlungen und ihre Bewohner. Um
das Schadensrisiko zu vermindern, hat die Dienststelle für Strassen- und Flussbau des Kantons
Wallis 1999 ein Projekt zur Ermittlung der Gefahrensituation und zur Erarbeitung von
Schutzmassnahmen gestartet. Bestandteil dieses Projektes ist neben der Planung von technischen
Massnahmen auch die Entwicklung eines Warnsystems für die Gemeinde Leuk.
Abb. 1 links: Oberes
Einzugsgebiet des
Illgrabens. Im Hintergrund
der Wildbachkegel mit der
Siedlung Susten. (Foto:
WSL, A. Badoux )
Abb. 2: Frontbereich des
Murgangereignisses vom
28. Juli 2006. (Foto: WSL,
C. Gwerder)
(weiter auf S. 7)
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Die Eidg. Forschungsanstalt WSL betreibt im Illgraben eine automatische MurgangBeobachtungsstation. Messgeräte wie Laser, Radarmessgeräte und Erschütterungssensoren liefern
über das Fliessverhalten, die Geschwindigkeit oder die Geschiebezusammensetzung eines Murgangs
wertvolle Daten. Für die Entwicklung des Warnsystems der Gemeinde Leuk bilden die Beobachtungen
aus dieser Station eine wichtige und fundierte Grundlage.
Das Warnkonzept in Leuk besteht aus vier Stufen: 1) Permanente organisatorische Massnahmen
innerhalb der Gemeinde, 2) ein Detektionssystem, 3) systematische und regelmässige Beobachtung
des Gerinnes und der Hänge im Einzugsgebiet und 4) meteorologische Beobachtungen für die
Frühwarnung in kritischen Wetterlagen.
Ein ausführlicherer Bericht über das Projekt erscheint in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift
"Wasser Energie Luft". Weitere Infos zu Murgängen. (Christoph Graf ist Geograph und
wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungseinheit Lawinen, Murgänge und Steinschlag. Alexandre
Badoux ist Post Doc in der Forschungseinheit Gebirgshydrologie und Wildbäche.)
Bericht: International Disaster Reduction Conference IDRC
Christine Huovinen
In der heutigen komplexen Welt mit ihren so unterschiedlichen Gefahrenquellen wie
Naturkatastrophen, Epidemien oder Terrorismus, sind neue Visionen eines
Risikomanagements gefragt; Visionen, die über Disziplinen- und Landesgrenzen
hinausreichen. Ein integraler Ansatz ist nötig, um den drohenden Gefahren unserer
Gesellschaft angemessen begegnen zu können.
Um WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen oder PraktikerInnen einen Austausch über die
Disziplinengrenzen hinweg zu ermöglichen, fand Ende August 2006 in Davos erstmals die
International Disaster Reduction Conference IDRC statt. Als Organisationen zeichneten die UN-ISDR,
die UNESCO, GADR und GDIN verantwortlich, vor Ort wurde die Konferenz durch die Eidg.
Forschungsanstalt WSL organisiert.
Über 900 TeilnehmerInnen aus 91 Ländern nahmen an der sechstägigen Konferenz teil. In mehr als
100 Sessions und 500 Papers oder Posters präsentierten sie Probleme und Ursachen auf der einen
Seite, sowie technische und politische Lösungsansätze verschiedenster Katastrophenszenarien auf
der anderen Seite. Die Themenvielfalt reichte dabei von Naturkatastrophen über technische,
biologische und chemische Bedrohungen bis hin zu Massenepidemien und Terrorismus.
Einer der Höhepunkte der Konferenzwoche war sicherlich das auch für die Davoser Bevölkerung
geöffnete Forum zur Rolle der Medien im Umgang mit Katastrophen. Nach dem eindrücklichen
Dokumentarfilm „War Photographer“, vertieften dessen Schweizer Regisseur Christian Frei, Ulrich
Tilgner sowie weitere Vertreter der Medienbranche das Gesehene in einer Podiumsdiskussion
(Abb. 2).
Abb. 1: Eröffnung der IDRC durch Chairman W.
Ammann (Foto: M. Hauri)
Abb. 2: Einer der Höhepunkte der
Konferenz: Podiumsdiskussion zur
Rolle der Medien mit Ulrich Tilgner
(Foto: M. Hauri)
(weiter auf S.8)
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Newsletter Naturgefahren
Das am Ende der Konferenz gezogene Fazit fiel sowohl auf Organisatoren- wie auch auf
Teilnehmerseite positiv aus. Neben einem intensiven fachlichen Austausch konnten viele neue
Kontakte geknüpft und Beziehungen vertieft werden. Die International Disaster Reduction
Conference IDRC wird in Zukunft in einem Zweijahresrhythmus in Davos durchgeführt, d.h. das
nächste Mal vom 25. – 28. August 2008. In den Zwischenjahren finden jeweils regionsspezifische
Konferenzen statt, wobei Harbin/China im nächsten Jahr den Anfang macht (21.8.-25.8.2007).
Weitere Informationen über die IDRC finden Sie unter www.idrc.info. (Christine Huovinen ist Biologin
und arbeitete bei der International Disaster Reduction Conference als Koordinatorin mit).
Abb. 3: Delegation aus Afrika (Foto: M. Hauri)
Zum Schluss noch dies
Î 10 Jahre Interkantonales Mess- und Informationssystem für die Lawinenwarnung
(IMIS)
Das Interkantonale Mess- und Informationssystem IMIS feierte 2006 sein 10-jähriges Bestehen. Es
ist ein zentraler Bestandteil der Lawinenwarnung Schweiz, des sogenannten Interkantonalen
Frühwarn- und Kriseninformationssystem IFKIS. Weitere Infos
Î Bilanzierung und Reduktion der CO2-Emissionen in der Landschaft Davos – Eine
Machbarkeitsstudie zum Klimaschutz
Über 100'000 Tonnen klimaschädigendes CO2 wurden im Jahr 2005 durch die Gemeinde Davos
freigesetzt. Was kann Davos tun, um seine CO2-Bilanz zu verbessern und damit das Ziel des KyotoProtokolls zu erreichen? Die CO2-Bilanz Studie des Eidg. Instituts für Schnee- und
Lawinenforschung SLF, der Eidg. Forschungsanstalt WSL und der Landschaft Davos Gemeinde zeigt
die wichtigsten CO2-Emittenten und -Senken in einer vom Tourismus geprägten Schweizer
Bergregion auf und schlägt Massnahmen zum lokalen Klimaschutz vor. Sie wurde im Dezember
2006 den Fachleuten und Medien vorgestellt. Weitere Infos
Î White Risk auf Englisch
Die interaktive Lern-CD White Risk zur Lawinenunfall-Prävention ist zusätzlich zur deutschen und
französischen Sprachversion demnächst auch auf Englisch erhältlich. Bestellmöglichkeit:
www.whiterisk.org
Î LWD-Produkte
Das Nationale und Regionale Lawinenbulletin werden, wie gewohnt, im Winter täglich
publiziert unter www.slf.ch/avalanche/avalanche-de.html.
Weitere Informationsquellen:
Radiointerview DRS1: täglich 16.50 Uhr
Radiointerview DRS3: Fr, Sa, 18.30 Uhr
Radio Grischa: ca. 9.15 Uhr, ca. 18.15 Uhr
Telefon: 187 (Fr. 0.50 pro Anruf + Fr. 0.50 pro Minute), aus dem Ausland 0041 848 800 187)
WAP-Service: wap.slf.ch
Fax: 0900 59 20 20
Teletext: Seite 782
Î Informieren Sie sich über die Schnee-, Wetter- und Lawinensituation der jeweils letzten Woche:
„Winter Aktuell“, der Online-Wochenrückblick, erscheint im Winter immer Donnerstag Abend
auf deutsch und Freitag Abend auf französisch. deutsch, en français
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