Auf der Suche nach Hitlers Volk Unterrichtsmaterialien Ralph Erbar (Mainz) und Niko Lamprecht (Wiesbaden) I. Erläuterungen Situation gegen Kriegsende 1945 Person und Buch von Saul Padover Lehrplanbezüge, didaktisch-methodische Anregungen Hintergründe und Erwartungshorizonte zu den Arbeitsblättern Literatur- und Linkverzeichnis II. Arbeitsblätter Wer wählte die NSDAP – und wer nicht? Der Anteil der Deutschen am Nationalsozialismus Das NS-Erziehungssystem Wer ist ein Nationalsozialist? Die Bedeutung deutscher Städte für den Nationalsozialismus (Nürnberg) Die Ausgegrenzten Der Widerstand Kriegsausbruch 1914 und 1939 im Vergleich Holocaust – das Wissen um den Mord an den Juden Historikerurteile Sek. I/II Die Deutschen – Opfer oder Täter? Rede v. Weizsäcker 1985 III. Test/Klausur Test Sekundarstufe I Klausur Sekundarstufe II Seite I. Erläuterungen Situation gegen Kriegsende 1945 Die zwölf Jahre des „Dritten Reiches“ endeten in einer Art flammendem Inferno, bei dem Hitler und seine Lakaien Deutschland in einen militärisch sinnlosen „Endkampf“ schickten. Saul Padover stellte als Beteiligter zur damaligen Situation fest: „Im September 1944 befanden sich die Deutschen überall in Frankreich auf dem Rückzug. Frankreich, Europa, die ganze Welt atmete erleichtert auf. Endlich wurde die Zivilisation vom Alptraum des Hakenkreuzes erlöst“1. Nach der Niederlage bei Stalingrad, der Kapitulation des deutschen Afrikakorps und der Landung der Briten und Amerikaner in Süditalien war es Hitler und seinen Verbündeten 1943/44 noch gelungen, unter Aufbietung aller Kräfte („Totaler Krieg“) die Fronten einigermaßen stabil zu halten. Zumindest die mittelitalienische Front („Gotenlinie“) konnte lange gehalten werden, auch mit Hilfe der Mussolini-Truppen Norditaliens („Republik von Salo“). Der zunehmende Druck der Sowjetunion, die trotz schwerer eigener Verluste im Osten weiter vorrückte, ließ den Zusammenbruch der von Hitler propagierten „Festung Europa“ allerdings immer wahrscheinlicher werden. Auch die Propaganda konnte dann im Juni 1944 die nahende Niederlage nicht mehr überdecken – durch die erfolgreiche Landung der Alliierten in der Normandie wurde die militärische Lage aus deutscher Sicht aussichtslos. Hitler, welcher den Attentatsversuch vom 20. Juli 1944 überlebt hatte, mobilisierte nunmehr alle vorhandenen – und zuletzt selbst noch imaginäre – Reserven. Eine beispiellose Folge von Durchhalteparolen überzog die Bevölkerung, zugleich wurde unglaubliche Angst gegenüber den Alliierten (und besonders den Russen) geschürt – und die Hoffnung auf „Wunderwaffen“ geweckt. Der aus militärischer Sicht sinnlose „Volkssturm“ mit Jugendlichen und älteren Männern wurde aufgestellt, die von Speer organisierte Rüstungsproduktion nochmals intensiviert, trotz teilweise schwer zerstörter Städte. Die Rüstung produzierte auch Ende 1944 noch erfolgreich moderne Waffen und Flugzeuge, die z. T. sehr modernen neuen Bomber konnten aber z. B. durch Benzinmangel nicht mehr entscheidend eingesetzt werden. Eine mit hastig restrukturierten Truppen durchgeführte „Ardennenoffensive“ (Dezember 1944) brach nach kurzem Anfangserfolg zusammen – danach operierte der „Gröfaz“2 Hitler nur noch mit taktischen Wunschträumen und wirren Phantasien. Der sogenannte „Nerobefehl“ (Strategie der verbrannten Erde, März 1945) zeigte das pathologische Profil Hitlers – der einst von sehr vielen Deutschen verehrte „Führer“ 1 Saul K. Padover, Lügendetektor, München 2/2001, S. 6. 2 Größter Feldherr aller Zeiten, nach 1943 (Stalingrad!) zum verballhornenden „Gröfaz“ verkürzt. Das Zitat („Mein Führer, Sie sind der größte Feldherr aller Zeiten“) stammt angeblich von General Keitel, entstanden nach dem Sieg über Frankreich im Juni 1940. Seite wollte nun das (aus seiner Sicht versagende) Volk mit in den Abgrund reißen: „Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft“3. Hitler zog sich schon im Januar 1945 in die Berliner Reichskanzlei zurück – und verlangte seinem Volk den Weg in den Untergang ab. Nach dem Tod Roosevelts (12. April 1945) ergingen sich Hitler und Goebbels nochmals in Phantasien über eine Wiederkehr des „Mirakels von Brandenburg“ (vgl. die für Preußen glückliche Wende im Siebenjährigen Krieg 1762/63), bevor die Eroberung Berlins und der Selbstmord Hitlers (30. April 1945) dem Krieg ein Ende setzten. Nach dem 7. bis 9. Mai 1945 (diverse Kapitulationen waren notwendig) schwiegen die Waffen, Deutschland war besetzt und zerstört. Die letzten sechs Kriegsmonate hatten Deutschland ähnlich viele Opfer abverlangt wie die sechs Jahre davor. Erst nach und nach realisierten dann die Deutschen mit ihren immerhin wohl über sechs Millionen Toten, wie viele Opfer „ihr“ Krieg in der ganzen Welt verursacht hatte und wie furchtbar Terror und Vernichtung von Deutschland ausgehend gewütet hatten. Person und Buch von Saul Padover Spielszene: Saul Padover interviewt General Kurt Dittmar (II, bei 31.10 Min.) Saul K. Padover (1905-1981) wurde in Wien geboren und wanderte mit seiner jüdischen Familie 1920 in die USA aus, um dort zu studieren. Verschiedene Studien schloss er 1932 mit einem Ph. D. für Geschichte ab, um danach im universitären Bereich zu forschen und zu veröffentlichen. 1938 wurde er Referent im Innenministerium, 1943 folgte der Übergang zur „Abteilung für psychologische Kriegsführung“ (Federal Communications Commission) nach London. Der mit der deutschen Sprache vertraute Padover wurde 1944/45 Augenzeuge des deutschen Untergangs – als Geheimdienstoffizier des Office of Strategic Services und der USArmee. Er kam als Captain zur Psychological Warfare Division (PWD). Die Division 3 Hitler 19.3.1945, zitiert nach: Rainer F. Schmidt, Der Zweite Weltkrieg, Berlin-Brandenburg 2008, S. 173. Seite hatte die Aufgabe, Reaktionen der deutschen Bevölkerung einzuschätzen. So zog Padover direkt mit und hinter der Front, überschritt mit den Truppen im Oktober 1944 bei Aachen (erste größere gefallene deutsche Stadt) die deutsche Grenze und interviewte zahlreiche deutsche Kriegsgefangene und andere Deutsche. Padovers Erkenntnisse dienten der amerikanischen Militärverwaltung, Dwight D. Eisenhower konsultierte sie als Oberbefehlshaber. Die Bandbreite der interviewten Personen reichte bereits in Aachen von der Kommunistin Anna Braun-Sittarz und dem sozialdemokratischen Drucker Heinrich Hollands zum Oberregierungsrat Josef Burens, dem Oberbürgermeister Franz Oppenhoff, dem Stadtkämmerer Kurt Pfeiffer und bis zum katholischen Bischof Johannes Joseph van der Velden. Später interviewte Padover auch General Kurt Dittmar4, der im April 1945 bewusst in Kriegsgefangenschaft gegangen war – und nur auf direkte Nachfrage hin zu Gräueltaten der Nazis Stellung bezog, wobei er behauptete, nur „Gerüchte“ von Kriegsverbrechen und Vernichtungslagern zu kennen. Dieses – für einen Entscheidungsträger im „Dritten Reich“ doch recht merkwürdige – Nichtwissen hatte Padover oft angetroffen, Michael Wildt5 zitiert aus Padovers „Lügendetektor“ eine Passage zu der interviewten Gretel Gauß („einundzwanzig Jahre alt, … Frohnatur“), welche wie folgt auf die Frage nach Gräueltaten reagierte: „Ja, sagt Gretel schließlich, ich habe davon gehört. Ein Bekannter, der in Warschau Polizist war, hat mir davon erzählt. Er sagt, dass Juden hingerichtet wurden, weil sie Sabotageakte gegen das Reich begangen hatten“6. Nach dem Krieg ging Padover in seinen Lehrberuf zurück und veröffentliche diverse Studien bzw. Werke. „Experiment in Germany“ (USA 1946) blieb sein bekanntestes Werk, welches unter dem Titel „Lügendetektor – Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45“ auch in Deutschland erschien (Erstausgabe 1999). Saul K. Padover starb 1981 in New York. Georg Stefan Troller Der im Film interviewte Troller (geboren 1921) stammt wie Padover aus Wien und war Sohn eines jüdischen Pelzhändlers. Der 16jährige Troller floh 1938 („Anschluss“ Österreichs) über verschiedene Stationen bis Frankreich – um dort bei Kriegsausbruch interniert zu werden. Er erreichte ein Visum für die USA, wurde dort 1943 zum Kriegsdienst eingezogen und zog im Mai 1945 in München ein. Im Krieg arbeitete er u. a. auch als Gefangenenvernehmer. 4 Padover 2/2001 a. a. O., S.304ff. 5 Michael Wildt, Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2008, S. 203f. 6 Wildt 2008 a. a. O., S. 204. Seite Nach dem Krieg studierte er in den USA Anglistik und Theaterwissenschaft, um ab 1949 in der Medienbranche Deutschlands Karriere zu machen (Produktionen und Drehbücher, u. a. für RIAS und WDR). Auch hier fiel er besonders durch einfühlsame Personenbefragungen und Dokumentationen (Interviews, Personenportraits u. a. zu Karl Kraus, Wolfgang Clement, Loki Schmidt) auf. Lehrplanbezüge, didaktisch-methodische Anregungen Der didaktische und methodische Wert dieses Films für Schüler/innen liegt besonders - in der Beschränkung auf zentrale Personen und Orte, die wie ein roter Faden durch die recht verwickelten Verhältnisse leiten, die komplizierten Vorgänge vereinfachen und begreifbar machen; - in der szenischen Darstellung von Schlüsselcharakteren bzw. -szenen, die einen persönlichen Zugang und eine Unmittelbarkeit des (Mit-)Erlebens ermöglichen, wodurch das dargestellte Thema Konturen gewinnt, - in seiner Kombination von historischen Aufnahmen (Wochenschau u. a.) mit nachgespielten Passagen, die den am Schulbuch orientierten Geschichtsunterricht in vorteilhafter Weise ergänzt. Die Personalisierung von Geschichte birgt natürlich auch Risiken, außerdem ist für Schüler/innen der Wechsel zwischen historischen und nachgespielten Szenen nicht immer leicht differenzierbar. Auch diese Unschärfe sollte unterrichtlich thematisiert werden, besonders in der Sek. II bzw. im Leistungskurs. Da der Lehrplan in der Sekundarstufe I und II in jedem Fall (meist in den Jahrgängen 9/10 und nochmals im Verlauf der letzten Oberstufenhalbjahre) die Themenfelder „Drittes Reich“/Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg/Holocaust behandelt, muss die schulische Relevanz des Themas nicht weiter erörtert werden. Wo der Lehrkraft die Wahl der thematischen Zugriffe und Längsschnitte in gewissem Rahmen freigestellt ist, bieten sich in Kombination von Film und hier vorliegenden Arbeitsblättern folgende thematische Einheiten an, die durchaus auch für sich stehend behandelt werden können. Seite Behandelbare Bausteine 1 Wer wählte die NSDAP – und wer nicht? 2 Der Anteil der Deutschen am Nationalsozialismus 3 Das NS-Erziehungssystem 4 Wer ist ein Nationalsozialist? 5 Die Bedeutung deutscher Städte für den Nationalsozialismus (Nürnberg) 6 Die Ausgegrenzten 7 Der Widerstand 8 Kriegsausbruch 1914 und 1939 im Vergleich 9 Holocaust – das Wissen um den Mord an den Juden 10 Historikerurteile Sek. I/II 11 Die Deutschen – Opfer oder Täter? Rede v. Weizsäcker 1985 Methodischer Hinweis Das Medium Film wird traditionell im Klassenverband genutzt und nachfolgend zum Nachgespräch oder sonstigen Vertiefung geführt. Durch die Verfügbarkeit neuer Medien bieten sich hier erweiterte Möglichkeiten, die Lerngruppe könnte z. B. den Film arbeitsteilig und per Internet zu Hause anschauen (HA: Notiert Euch bei Ansicht von Folge I oder II wichtige Informationen oder Fragen). Nachfolgend wird im Unterricht ein/e von der Lehrkraft definierte Baustein/folge mittels Teams erarbeitet, kurze Präsentationen (Ergebnisse auf Folie notieren oder per Whiteboard einblenden) im Plenum oder ein klärendes L-S-G sorgen für die entsprechende Einbettung und gegenseitige Vermittlung. In der Oberstufe kann besonders die Sekundärebene (divergierende Sicht auf 193345, z. B. aus der Perspektive diverser Historiker) behandelt werden, die Deutung und Umdeutung von Geschichte rückt hier in das Blickfeld. Auch dabei bietet der Film Anschauungsmaterial bzw. geeignete Ausschnitte. Seite Hintergründe zu den Arbeitsblättern Die Arbeitsblätter können unterschiedlich kombiniert bzw. eingesetzt werden. Sinnvoll dürfte der Weg vom Film aus zum Arbeitsblatt sein, wobei auch die andere Variante (von der Theorie zum anschaulichen Film) denkbar ist. Ansonsten empfiehlt sich je nach Lerngruppe oder Zeitdruck - eine arbeitsteilige Erarbeitung in Teams/Gruppen, die ihre Ergebnisse nachfolgend präsentieren (Lehrer nur als Moderator); - eine Erarbeitung in Stationen, die natürlich je nach Lerngruppe gestaffelt und von der Lehrkraft begleitet werden müssen; - eine Konzentration auf ein Thema bzw. Arbeitsblatt, welches vom Film ausgehend „konservativ“ (Lesen – Stillarbeit – L-S-G – Fazit/Sammlung) erarbeitet wird. In keinem Fall sollten die Arbeitsblätter lexikalisch aufgefasst bzw. behandelt werden, da hierdurch nur ein Wust an Information und/oder offenen Fragen entstehen würde. Seite Arbeitsblätter Die Arbeitsblätter sind als Anregungen gedacht und dienen der Vor- und Nachbereitung der zweiteiligen ZDF-Dokumentation „Die Suche nach Hitlers Volk – Deutschlandreise ´45“ im Geschichtsunterricht. Sie sind so gestaltet, dass sie als Kopiervorlagen – auch unabhängig von der Betrachtung der Dokumentation – direkt eingesetzt werden können. Ein Vorschlag für einen Test sowie für eine Klausur folgen am Ende. Zu Beginn der ersten Folge stellt Saul Padover folgende übergeordnete Fragen, die auch als Leitfragen einer Unterrichtsreihe über die Zeit des Nationalsozialismus sowohl in der Sekundarstufe I als auch II dienen können, ja eigentlich müssen: „Warum sind auch vernünftige Zeitgenossen in Scharen [zu den Nationalsozialisten] übergelaufen?“ „Was hat die von den Nazis verheißene Volksgemeinschaft für sie nur so attraktiv gemacht?“ „Glaubten sie damit die Zeit der Krisen und Gräben zu überwinden?“ Die Beantwortung dieser übergeordneten Fragen sollte bei der Beschäftigung mit den Arbeitsblättern nicht aus den Augen verloren gehen. Seite Wer wählte die NSDAP – und wer nicht? Auf der Suche nach Hitlers Volk konnte Saul Padover 1945 viele Fragen nicht beantworten. Heute ist man teilweise schlauer. Der Hamburger Historiker Michael Wildt (geb. 1954) schreibt über die Wähler der NSDAP: „Woher kamen die Stimmen für die NSDAP? Erstens konnten die Nationalsozialisten stärker als andere Parteien bisherige Nichtwähler, vor allem in den ländlichen Wahlkreisen, mobilisieren und profitierten vom generellen Anstieg der Wahlbeteiligung, insbesondere bei der Reichstagswahl im Juli 1932. […] Rund ein Viertel derjenigen, die 1930 für die NSDAP votierten, waren zwei Jahre zuvor nicht zur Wahl gegangen. Zweitens konnten die Nationalsozialisten in hohem Maße Stimmen aus dem deutschnationalen und rechtsbürgerlichen Lager abziehen, wie die drastischen Verluste der DNVP und DVP zeigten. […] Entgegen einer immer noch landläufigen Meinung waren es keineswegs die Frauen, die Hitler und der NSDAP zum Aufstieg verhalfen. Frauen [gehörten] eher zu den Nichtwählern. […] Sehr schwer tat sich die NSDAP in den katholischen Gegenden. Deutschland war zu gut zwei Dritteln protestantisch und einem Drittel katholisch geprägt, mit einem Anteil der jüdischen Bevölkerung von knapp einem Prozent. […] Weit mehr Erfolg hatten die Nationalsozialisten dagegen in den protestantisch geprägten Gegenden […] 1930 stimmten doppelt so viele Protestanten wie Katholiken für die Nationalsozialisten, im Juli 1932 war das Verhältnis noch ausgeprägter. […] Bemerkenswert ist auch, dass es nicht die Arbeitslosen als vielmehr die erwerbstätigen Arbeiter waren, die der NSDAP ihre Stimmen gaben. […] Auch die Affinität von Angestellten zur NSDAP ist weniger eindeutig als es häufig angenommen wird. […] Dagegen waren die Beamten eine deutlich anfälligere Gruppe für den Nationalsozialismus. Zwischen 1928 und 1933 traten sie in überdurchschnittlicher Zahl in die NSDAP ein. Die NSDAP präsentierte sich als Partei der Jugend, des Aufbruchs, des neuen Deutschlands. Sie war es tatsächlich von ihren Mitgliedern her. Bei der Neugründung 1925 lag das Durchschnittsalter bei 29 Jahren.“ (Michael Wildt: Geschichte des Nationalsozialismus. Bonn 2008, S. 58-65, bearb.) Arbeitsaufträge 1. Gib die Aussagen des Historikers Michael Wildt mit eigenen Worten wieder. 2. Erkläre, warum die NSDAP vor allem bei jungen Wählern so gut ankam. 3. Recherchiere – auch mit alten Zeitungsberichten –, wie zwischen 1930 und 1933 das Wahlverhalten in Deinem Wohn- oder Schulort war. Seite Der Anteil der Deutschen am Nationalsozialismus Die Frage, wie viele Deutsche aktive Nationalsozialisten waren und die Diktatur unterstützten, ist bis heute heftig umstritten. Saul Padover stellt dazu in der ersten Folge fest: „Seit Wochen waren wir nun zugange – und hatten noch keinen einzigen Nazi gefunden. Offenbar sind alle Leute an all dem, was geschehen ist, unbeteiligt. Was heißt das? Dass Hitler die Sache im Alleingang durchgezogen hat?“ Der britische Historiker Ian Kershaw (geb. 1943) hält dazu fest: „Alle Anhaltspunkte legen nahe, dass eine merkliche Minderheit die antisemitischen Maßnahmen des Regimes unterstützte. Eine kleine Minderheit war dagegen, aber darauf bedacht, das nicht kundzutun. Und in der Mitte gab es eine Mehrheit – deren Umfang lässt sich schwer bemessen – die vorwiegend darüber hinwegsah, was geschah.“ Arbeitsaufträge 1. Versuche eine schriftliche Definition des Begriffes „Nationalsozialist“. 2. Erkläre, warum es für die Alliierten ab 1945 so schwer war, aktive Nationalsozialisten zu finden. 3. Zog Hitler die Sache „im Alleingang“ durch? Gib eine Antwort auf diese Frage. 4. Vergleiche die Aussage des Historikers Kershaw mit dem Urteil von Padover und den Aussagen in Deinem Schulbuch. 5. Benenne – auch mit Hilfe Deines Schulbuches – Personen, die zu den drei von Kershaw benannten Gruppen gehören. 6. Hast Du noch Verwandte, die sich an diese Zeit erinnern können? Dann befrage auch sie zu diesem Thema. Seite Das NS-Erziehungssystem Materialien 1-4 1. Adolf Hitler, Rede vom 4. Dezember 1938 „Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln! Und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht wieder zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger [Lachen], sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK usw. Und wenn sie dort zwei Jahre oder eineinhalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten [Lachen], dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten [Beifall]. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre [Beifall], und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS usw., und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.“ Lautarchiv des Deutschen Rundfunks, Nr. C 1326, siehe auch Material 2 2. Audio-Ausschnitt im ZDF-Film (II) aus obiger Hitler-Rede, Beitrag zur Jugend unter http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-HitlersVolk---Teil-2#/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-Hitlers-Volk---Teil-2 (5:42 Min.) Kernzitat: „… und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!“ Seite 3. Spielszene: Verhör eines jungen Fallschirmjägers durch Padover http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-HitlersVolk---Teil-2#/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-Hitlers-Volk---Teil-2 (2:27 Min.) PADOVER (OFF) BEI FILM II AB 2:06 Min. Dieses Gespräch versprach interessant zu werden. Ich würde einen von Hitlers Elite-Soldaten kennenlernen. Einen Fallschirmjäger… Padover Bitte setzen Sie sich doch, junger Mann. Padover Dies ist kein Verhör. Ich würde mich nur gerne ein wenig mit Ihnen unterhalten. Padover (off) bei 2:40 Der junge Mann schien nur aus Feindseligkeit zu bestehen… Padover Sie sind noch sehr jung… grade mal 18. War das ihr erster Einsatz? Fallschirmjäger (mit Stolz) Seite Ja, es war mein erster Einsatz. Padover Und schon haben sie getötet. Sie haben einen Militärpolizisten erschossen, als er sie stellte. Bedauern Sie das jetzt? Fallschirmjäger Das einzige, was ich bedaure, ist, dass ich euch lebend in die Hände gefallen bin anstatt mein Leben für Deutschland und den Führer zu geben. Padover Für unseren Kameraden wäre das tatsächlich besser gewesen. Padover Wieso wollen Sie ihr junges Leben so vollkommen sinnlos wegwerfen? Der Krieg ist für Deutschland verloren, dass müsste doch auch Ihnen klar sein… Fallschirmjäger (impulsiv) Deutschland WIRD nicht verlieren! Padover Nein? Fallschirmjäger (impulsiv) Deutschland KANN gar nicht verlieren. Ihr Amerikaner mögt mehr Waffen und Divisionen haben. WIR haben unseren Führer und den stärkeren Willen… 4. Sterben für den „Führer“ Informiere Dich über den Einsatz junger Menschen am Ende des II. Weltkriegs, z. B. - über die Jugend-Division der SS, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/12._SS-PanzerDivision_%E2%80%9EHitlerjugend%E2%80%9C - über den sogenannten „Volkssturm“ – schaue Dir das Video des Zeitzeugen Rudi Riskowski an (2011), der als Gehörloser bei Königsberg (heute: Kaliningrad) zum Volkssturm musste: Seite http://www.taubwissen.de/content/index.php/geschichte/gehoerlose-in-der-zeit-desnationalsozialismus/2-weltkrieg-und-die-zeit-nach-1945/669-rudiriskowskisoldat1 Arbeitsaufträge Vorarbeit: Betrachte besonders die in den Materialien 2 und 3 benannten Szenen im Internet! Informiere Dich über die Begriffe Hitler-Jugend (HJ), Bund deutscher Mädel (BDM), Reichsarbeitsdienst (RAD). Fragestellung: 1. Benenne mit Hilfe von Material 1 und 2 die Ziele nationalsozialistischer Erziehung. 2. Erläutere den Bezug zu der Haltung des jungen Fallschirmjägers, den Padover Anfang 1945 interviewt (Material 3). 3. Vergleiche die damaligen NS-Erziehungsziele mit denjenigen, die Du selbst in der Schule erlebst bzw. erfährst. 4. Diskutiere – auch mit Hilfe weiterer Filmausschnitte oder Recherchen – die Frage, warum viele Jugendliche noch bei Kriegsende begeistert und bedingungslos „dem Führer“ folgten. Empfehlenswerte weitere Filme: „Hitlerjunge Salomon“ (1990), Film über das Schicksal des 1925 geborenen deutschjüdischen Jugendlichen Salomon (Sally) Perel, welcher sich aufgrund seiner Herkunft über die Stationen Deutschland, Polen, Sowjetunion und zurück immer wieder anpassen und verleugnen muss. „Napola – Elite für den Führer“ (2004), einfühlsamer Film über das Leben an den Eliteschulen des Reiches (Nationalpolitische Erziehungsanstalten, abgekürzt Napola). Seite Wer ist ein Nationalsozialist? Auf der Suche nach Hitlers Volk begegnete Saul Padover zahlreichen Menschen und versuchte mit ihnen im Gespräch zu ergründen, was einen Nationalsozialist ausmacht und woran man ihn erkennen kann. In Würselen entwickelte sich sinngemäß folgender Dialog zwischen Padover und der Stenotypistin Trude Steinbusch, Anfang 20 (Folge I): Padover: Wer ist denn für Sie Nazi? Steinbusch: Das ist jemand, der alles glaubt, was die Partei erzählt, mit „Heil Hitler“ grüßt und jeden Sonntagmorgen zur Gottesdienstzeit auf die Parteiversammlung geht. Padover: Würden Sie denn `nen Nazi heiraten? Steinbusch: Um Gottes Willen, nee! Padover: Und – wie wäre es mit ´nem Russen oder Franzosen? Steinbusch: Sicher nicht! Deutsche sollten nur Deutsche heiraten! Es ist nicht recht, sich mit Angehörigen einer fremden Rasse zu vermählen. Die Germanen gehören zur nordischen Rasse, das ist nun mal die hochwertigste. Padover: Wie sieht dieser Nordmensch aus? Steinbusch: Der nordische Typus ist gut gebaut, 1,70 Meter und mehr, hat graublaue Augen und einen tiefgründigen Geist. So wie die SS eben. Padover: Aber wer sind nun die Minderwertigen in Europa? Steinbusch: Russen, Polen, Italiener, Franzosen … Padover: Juden? Steinbusch: Die sowieso. Arbeitsaufträge 1. Zeige auf, wie Saul Padover versucht, die Haltung der Frau Steinbusch zu erkennen. 2. Entwickle zusätzlich eigene Fragestellungen, die helfen könnten, einem überzeugten Nationalsozialisten auf die Spur zu kommen. 3. Definiere den Begriff „Nationalsozialist“ aus der Sicht von Frau Steinbusch. 4. Hat Frau Steinbusch Deiner Meinung nach eine nationalsozialistische Einstellung? Begründe Deine Entscheidung. Seite Die Bedeutung deutscher Städte für den Nationalsozialismus Nürnberg Für den Aufstieg des Nationalsozialismus wurden einige Städte als besonders wichtig angesehen. Vor allem Nürnberg galt als Stadt von besonderer symbolischer Bedeutung. Während sich die ehemals aktiven Nationalsozialisten im Reichsgebiet im Frühjahr 1945 unsichtbar zu machen versuchten, trat in Nürnberg zumindest das architektonische Erbe der NS-Diktatur unverhüllt zu Tage und wurde sichtbar. In der ersten Folge der Dokumentation heißt es dazu: Georg Stefan Troller: „Von der Rheinüberquerung bis nach Nürnberg war das Nazitum, das war einfach nicht mehr da. Niemand rief „Heil Hitler!“. Niemand stand stramm, niemand erhob den Arm. Mit den Fahnen, mit den Abzeichen und den Ehrendolchen und so weiter war auch die Naziüberzeugung nicht mehr so sichtbar. Ich weiß, dass bei der Einnahme von Nürnberg die Hakenkreuze heruntergerissen wurden und dass es möglicherweise das erste Mal war, dass die Gis überhaupt begriffen haben, was da gelaufen war. Weil von dem Nazitum vorher nichts zu sehen war. Und da war es auf einmal. Nürnberg war immerhin eines der Zentren des Nazi-Geistes gewesen.“ Saul Padover ergänzt dazu: „Hier konnten wir uns davon überzeugen, dass diese Glaubenslehre doch mehr gewesen war als ein böser Spuk. Auf diesem Parteitagsgelände stellten die Nazis sich alljährlich zur Schau.“ Arbeitsaufträge 1. Erkläre, was Troller damit meint, das Nazitum sei „nicht mehr da“ gewesen. 2. Nürnberg als „eines der Zentren des Nazi-Geistes“? Erkundige Dich nach dem Stellenwert Nürnbergs vom Mittelalter bis zur Nachkriegszeit. 3. Notiere Stationen und Personen aus der Vergangenheit der Stadt, an die die Nationalsozialisten mit ihrer Ideologie anzuknüpfen versuchten. 4. Erkundige Dich, was an nationalsozialistischer Architektur in Nürnberg heute noch erhalten ist, und unterbreite Vorschläge, wie mit diesem Erbe umgegangen werden soll. 5. Auch anderen Städten kam in der NS-Zeit eine besondere Bedeutung zu. Erkundige Dich, welche Funktionen Wien, München und Berlin nach dem Erreichen der angestrebten Weltherrschaft übernehmen sollten. Seite Die Ausgegrenzten Die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ wurde als eine exklusive Ausgrenzungsgesellschaft verstanden. Sie sollte aus rassereinen „Ariern“ bestehen und unter anderem eine Opfergemeinschaft sein, in der jedes Mitglied notfalls auch sein Leben für die Ziele des Nationalsozialismus hinzugeben hatte. Darauf versuchte man schon Kinder und Jugendliche in der Schule und in der Hitler-Jugend einzuschwören. Als Grundlage der Volksgemeinschaft wurde die Reinheit des Blutes ausgegeben, die angeblich durch die Artfremden gefährdet sei. Wissenschaftler stellten sich in den Dienst dieser Ideologie und versuchten die Behauptungen durch eigene Forschungen zu untermauern. Die Schlussfolgerung lautete, man müsse den Art- oder Rassefremden den bedingungslosen Kampf ansagen. Damit wurde der alte Klassenkampf des 19. und 20. Jahrhunderts in der Zeit des Nationalsozialismus durch den Rassenkampf überlagert. Warum ließen sich Menschen von diesen Gedanken begeistern? Der Historiker Norbert Frei (geb. 1955) hält dazu fest: „Die Volksgemeinschaft ist ja auch eine große und brutale Ausgrenzungsgemeinschaft. Sie funktioniert ja gerade deswegen so gut, weil man für sich selbst das Gefühl haben kann, ich gehöre dazu, ich werde dadurch erhoben, aufgehoben, während eben diejenigen, die Juden, sogenannte Asoziale, Homosexuelle, Zigeuner, wie man damals sagte, die gehörten eben nicht dazu. Die Schwachen, diejenigen, die man nicht haben wollte.“ Arbeitsaufträge 1. Erkläre – auch mit Hilfe Deines Schulbuches –, was die Nationalsozialisten unter der „Volksgemeinschaft“ verstanden. 2. Untersuche, mit welchen Mitteln diese Volksgemeinschaft möglichst schnell erreicht werden sollte. 3. Erstelle eine Liste der Gruppen, die ausgegrenzt wurden und nicht zur „Volksgemeinschaft“ gehören durften. 4. Notiere für jede dieser Gruppen die Gründe, die zu ihrer Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft führten. 5. Informiere Dich, was mit den Ausgegrenzten jeweils geschah. Kannst Du Unterschiede feststellen? 6. Gehe auf Spurensuche und erkundige Dich, ob und wie in Deinem Wohn- oder Schulort heute an einzelne Vertreter/innen dieser ausgegrenzten Gruppen erinnert wird. Seite Der Widerstand Materialien 1. Saul Padover, Auszüge aus Interviews mit Arbeitern/SPD-Anhängern: Interview im Lager Hombourg bei Aachen mit dem Elektriker Josef Minden aus Haaren. Minden war treuer Anhänger der SPD. „Ich fragte ihn, was er konkret gegen die Faschisten, gegen den Krieg unternommen hatte. Während des Kriegs, sagte er, sei er in einer Fabrik beschäftigt gewesen, die Motoren für U-Boote hergestellt habe. Sabotage sei unmöglich gewesen. „Der Terror der Gestapo war viel zu groß“. Wenn auf der Straße ein Umzug stattfand, hat Minden das Fenster zugemacht. Außerdem trug er tapfer zu Hitlers Sturz bei, indem er sein Geld nicht zur Sparkasse brachte. „Jeder gesparte Pfennig nutzte dem System, und lieber wäre ich krepiert, als diese Verbrecherbande zu unterstützen.“ Und so kam es, dass der Sozialdemokrat Josef Minden, dieser glühende Antifaschist, der den Krieg und Hitler verfluchte, treu und unermüdlich und gewissenhaft Motoren für Hitlers Kriegsmaschinerie baute“ (Saul Padover, Lügendetektor, München 2./2001, S. 52). Später berichtet Padover zum Thema Widerstand: „Von allen befragten Personen äußerten nur zwei den Wunsch, mit der Waffe in der Hand gegen die Nazis zu kämpfen. Der eine war ein siebenundvierzigjähriger altgedienter Sozialdemokrat, der andere ein junger Kommunist von vierundzwanzig Jahren. Alle anderen, die sich als vehemente Nazigegner äußerten, verhielten sich untätig und konnten sich aktiven Widerstand nicht einmal vorstellen. Diejenigen, die sich bitter über die Nazis beklagten, meinten zu diesem Thema: „Widerstand ist unmöglich Der Terror ist viel zu groß. Für die kleinste Geschichte kommt man ins Konzentrationslager oder wird erschossen.“ Wenn man diese Personen darauf aufmerksam macht, dass in Frankreich genauso großer Terror geherrscht habe und Hunderttausende von Franzosen zu den Waffen gegriffen hätten, hörten wir unweigerlich die Antwort: Ja die Franzosen! Wir Deutschen sind anders. Wir sind keine Revolutionäre.“ (Saul Padover, s. o., S. 91) Arbeitsaufträge 1. Benennen Sie – ausgehend vom Film und obigen Textauszügen – Gründe für den relativ geringen Widerstand der Deutschen in der NS-Diktatur. 2. Klären Sie den geschichtlichen Hintergrund des letzten Satzes („Wir (Deutschen) sind keine Revolutionäre!“) aus der Perspektive von 1933-1945 und heute. Seite 2. Ausschnitt im ZDF-Film (I) zu Heinrich Hollands, 1945 in Aachen interviewter Drucker und SPD-Mitglied. Er bekam Januar 1945 im besetzten Aachen die Lizenz zur Herausgabe der „Aachener Nachrichten“, die schon vor Kriegsende erscheinen durften. Spielszene mit Saul Padover und dem alten Drucker Heinrich Hollands, mit Originalton (O-Ton) und Off-Einblendungen (Off-Ton), siehe http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-HitlersVolk---Teil-2#/beitrag/video/2366554/Die-Suche-nach-Hitlers-Volk---Teil-1 (18:14 Min.) SZ O-TON HOLLANDS: Natürlich war ich in der Partei – Aber nicht bei den Nazis! OFF-TON PADOVER Heinrich Hollands gehörte der SPD an, bis sie ‘33 verboten wurde. Der gelernte Buchdrucker zeigte mir sein Verlagshaus, aus dem er damals rausgeflogen war. O-TON HOLLANDS: Ja, kaum waren die Nazis an der Macht, schlugen sie auch schon zu. Wir haben damals nicht nur um unsere Anstellung gebangt, sondern buchstäblich auch um unser Leben. O-TON PADOVER: Warum habt ihr euch nicht gewehrt? Warum gab‘s nirgendwo einen Aufstand? Streik? Was weiß ich…, Barrikadenkampf? Seite O-TON HOLLANDS: Es gab schon welche, die auf die Straße gehen wollten. Aber unsere Parteispitze hat sie gebremst. Hitler war formal und rechtmäßig ernannt worden, damit war jeder Widerstand ungesetzlich… O-TON PADOVER (sarkastisch): Zum Dank fürs Stillhalten haben die Nazis euch dann besonders zart angefasst…. O-TON HOLLANDS: Ja. Es gab Genossen, die waren andere Menschen, nachdem sie die Gestapo zu Brei geschlagen hat… Arbeitsaufträge 1. Recherchieren Sie zunächst die Begriffe Gestapo, „wilde“ KZs, SA, Sopade sowie das System der Konzentrationslager 1933-39. 2. Klären Sie Schicksal und Rolle der SPD 1933ff. und die Frage, warum Hollands „Widerstand ungesetzlich“ fand. 3. Recherchieren Sie die Rolle, die die SPD 1945 im West- und Ostteil Deutschlands spielte. Seite 3. Filmszene mit Historikeraussagen: „Volksgemeinschaft“ als Volkstäuschung http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-HitlersVolk---Teil-2#/beitrag/video/2366554/Die-Suche-nach-Hitlers-Volk---Teil-1 (22:44 Min.) O-TON TIM SCHANETZKY Was man sehr bald schon sehen kann, ist eine regelrechte Demoralisierung dieser politisch aktiven Sozialdemokraten oder Kommunisten, die alle sagen, das ist für uns völlig durchschaubar, was hier versucht wird, und das ist deprimierend und frustrierend zu sehen, dass es verfängt. OFF SPRECHER Beispiel „Eintopfsonntag“: Jeder „Volksgenosse“ wird zu Tisch gebeten – und dabei gleich noch zu einer Spende an die Winterhilfe für Notleidende. O-TON IAN KERSHAW Bei Veranstaltungen wie dem Eintopfsonntag kamen unterschiedlichste Menschen zusammen. Der Industriechef verzehrt dasselbe Mahl mit einem Arbeiter. Doch das war Symbolik: Der Boss bleibt Boss, und der andere eben Arbeiter. Insofern blieb die „Volksgemeinschaft“ eher Versprechen als Verwirklichung. O-TON IAN KERSHAW Things like Eintopfsonntag and so meant to symbolize people coming together, so the industrialist boss and the worker would eat the same food. But it was symbolic, and one remained the boss, the other remained the worker. So, the Volksgemeinschaft was a propaganda slogan, a promise rather than an achievement. SPRECHER In der Illusion einer volksverbindenden Gleichheit schwelgen viele. Doch die strebt das Regime gar nicht an und achtet auf strikte Rangordnung. Männer dominieren. Die Gesellschaft ist nach Befehlsgewalt gestaffelt. Vom „Blockleiter“ in jeder Straße bis in die Chefetage ist das ganze Land mit Amtsträgern durchsetzt. Sie berichten nach oben, wachen über Moral und konformes Verhalten, entscheiden über Arbeitsplätze und Karrierechancen mit. Jeder soll an der Utopie der Volksgemeinschaft mitwirken. Über eine Million Deutsche bekleiden eine NS-Funktion, fast alle ehrenamtlich. O-TON STEPHAN MARKS Die hatten das Gefühl, Anerkennung zu bekommen, Wertschätzung. Jeder fühlte sich als Elite. Jeder einzelne wurde mit Orden, Orden, Orden, noch und noch versorgt, so dass jeder der Anhänger das Gefühl hatte, ich bin was ganz Besonderes. Und zugleich werden andere verachtet, gedemütigt. Arbeitsaufträge 1. Beschreiben Sie die Ideologie und Umsetzung der „Volksgemeinschaft“ – und warum Kershaw von einer „Illusion“ spricht. 2. Untersuchen Sie, inwiefern die Rangordnung und „Wertschätzung“ der Hierarchie bzw. „Elite“ in der NS-Diktatur direkt mit anderweitiger Ausgrenzung (Marks: „Und zugleich werden andere verachtet, gedemütigt“) verbunden war. Seite 4. Bandbreite des Widerstands „Der Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus (1933-1945) stellt ein eminent wichtiges politisches Thema dar, welches zunächst von der Masse der ExParteigenossen und Mitläufer eher verdrängt sowie verschwiegen und später von sehr einseitigen Sichtweisen im Schatten des „Kalten Krieges“ geprägt war. Die marxistischen Historiker der DDR und ihre Anhänger im Westen zeichneten das Bild vom „heldenhaften“ kommunistischen bzw. Arbeiter-Widerstand gegen Hitler, nicht von ungefähr wurden unzählige Straßen und Plätze nach dem Kommunistenführer Ernst Thälmann benannt. In der Bundesrepublik wurde dafür jahrzehntelang der „heroische“, „patriotische“ und der „christliche“ Widerstand betont. Wobei dieser meist von Einzelpersonen oder Gruppen ausging, niemals vom Militär oder der Kirche als Institutionen. Der hohe Blutzoll der kommunistischen Widerständler kam hierbei selten zur Sprache. Erst in wachsender Distanz zum Geschehen und aufgrund des Zerbrechens der zwischen 1945-1989 „eingefrorenen“ Ost-West-Konstellation erweiterte sich diese Sicht. Heute werden neben dem „linken“ und „christlichen“ Widerstand sowie den Personen des 20. Juli 1944 auch andere Widerstandskreise und -themen betrachtet, die nicht so eng an Institutionen oder Organisationen gebunden sind: Alltagswiderstand, Einzelpersonen, freie Jugendgruppen, jüdischer Widerstand usw. – die Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich der jüngeren deutschen Geschichte erfolgt in der wachsenden Distanz immer differenzierter.“ Nils Kohlhaas/Niko Lamprecht in: http://www.gedaechtnis-der-nation.de/bilden/schulen/Widerstand_im_NS Arbeitsaufträge 1. Erstellen Sie mit Hilfe einer Tabelle eine Darstellung der Kategorien von Widerstand in der NS-Diktatur samt exemplarischer Namen/Gruppierungen. 2. Recherchieren Sie mit Hilfe obiger Website die Motive und Ängste der Widerständler. 3. Untersuchen Sie die Frage, welche Auswirkung der (relativ geringe) Widerstand auf die Zeit nach 1945 hatte. Seite 5. Das Handicap der Militärs http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-HitlersVolk---Teil-2#/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-Hitlers-Volk---Teil-2 ab 30.37 Min. General Kurt Dittmar war der „größte Fisch“, den Padover interviewen konnte. Off Padover bei Film II / 30.37 Min.: Unter denen, die zu uns über die Elbe kamen, war auch ein Prominenter: General Kurt Dittmar. Er war Goebbels‘ „Stimme der Wehrmacht“ im deutschen Rundfunk gewesen und hatte sich wohl gerade noch rechtzeitig aus Berlin abgesetzt. Mit diesem Mann wollte ich reden. Auszug aus dem Interview: Dittmar: Bei Stalingrad liegen unsere besten Divisionen begraben und das ist allein Hitlers Schuld. Und dafür verabscheue ich ihn. Padover: Aber die Abscheu war dann doch nicht groß genug, um sich gegen Hitler zu stellen, nicht wahr? Dittmar: Das wäre Verrat gewesen. Ich hatte einen Eid geleistet. Sie als Soldat sollten das wissen. Nach Stalingrad ging es darum, eine völlige Niederlage zu verhindern. Und außerdem: Meine Kritik am Führer ist rein militärisch. Er hat ja auch Großes für Deutschland geleistet. Das ganze Volk stand hinter ihm! Padover: Verstehe, da konnten sie nicht ausscheren. Und nützlicher war es wohl auch, weiter loyal zu sein, nicht wahr? Weiter das Generals-Gehalt, die vielen Vorzüge, die Belohnungen. Arbeitsaufträge 1. Erklären Sie, worauf sich Dittmar bezieht, wenn er von „einem Eid“ spricht. 2. Recherchieren Sie, welche Versuche es von militärischer Seite gab, Hitler abzusetzen bzw. zu beseitigen. 3. Diskutieren Sie (ggf. nach vorheriger Recherche), warum der bekannte „Aufstand des 20. Juli 1944“ manchmal als „verspätet“ oder „symbolisch“ bezeichnet wird. Seite Empfehlenswerte weitere Filme: „Nackt unter Wölfen“ (DDR 1963), Spielfilm mit DDR-gemäßer Adaption des Widerstands in der Spätphase des Konzentrationslagers Buchenwald „Die Rote Kapelle“ (2005), empfehlenswerte kommunistischen Widerstandsbewegung Darstellung der berühmten „Bonhoeffer - Die letzte Stufe“ (2000), Spielfilm über den bekannten Theologen der „Bekennenden Kirche“ „Operation Walküre“ (2008), Spielfilm zum militärischen Widerstand des 20.7.1944 Für weitere Recherchen: http://www.gedaechtnis-dernation.de/bilden/schulen/Widerstand_im_NS/sidebar/00/downloads/02/link/Literatur.p df Seite Kriegsausbruch 1914 und 1939 im Vergleich Der von Hitler gewollte Rasse- und Eroberungskrieg, auf den gezielt hingearbeitet worden war, begann am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen. Im Sinne der Deutungs- und Reflexionskompetenz erscheint es spätestens im Geschichtsunterricht der Oberstufe sinnvoll, den Kriegsausbruch 1914 und 1939 miteinander zu vergleichen, und zwar im Hinblick auf Kausalität, Anteil der deutschen Seite, Kriegsverlauf der ersten Monate und Grundstimmung in der Bevölkerung. Zum letzten Punkt hält der britische Historiker Ian Kershaw (geb. 1943) fest: „All the indications are, that there was no euphoria about the war this time. There was resignation, there was a readiness to fight if that was forced upon Germany. There was none of this socalled Hurra-Patriotismus that was whitnessed by many people in 1914, nothing like that, and it was a rather sullen acceptance of a need to fight. But a readiness to fight nonetheless.“ Deutsche Übersetzung: „Alles deutet darauf hin, dass es diesmal keine Kriegsbegeisterung gab. Man fügte sich in die Notwendigkeit zu kämpfen, wenn es sein musste, aber es gab keinen Hurra-Patriotismus wie 1914. Eher ein mürrisches Akzeptieren, dass wieder gekämpft werden musste. Aber Kampfbereitschaft war trotzdem vorhanden.“ Arbeitsaufträge Kriegsausbruch 1939 1. Erkläre die Aussage des Historikers Kershaw, es habe 1939 eine „Notwendigkeit zu kämpfen“ gegeben. 2. Beurteile, ausgehend von dem Urteil, es habe „ein mürrisches Akzeptieren“ in der Bevölkerung gegeben, den Erfolg der nationalsozialistischen Kriegspropaganda. Kriegsausbruch 1914 und 1939 im Vergleich 3. Vergleiche die Stimmung der deutschen Bevölkerung in den Monaten vor und nach dem Ausbruch des Ersten und Zweiten Weltkrieges miteinander. Unterscheide dabei zwischen Stadt- und Landbevölkerung. 4. Recherchiere im Archiv Deiner Tageszeitung und stelle die Stimmung in Deinem Wohn- oder Schulort 1914 und 1939 fest. Trifft das Urteil des Historikers Kershaw zu? 5. Vergleiche auf Karten den Kriegsverlauf in den ersten Monaten 1914 und 1939 miteinander und untersuche, ob und ggf. wie sich die Stimmung in der Bevölkerung änderte. Seite Holocaust – das Wissen um den Mord an den Juden Materialien 1. Saul Padover, Auszug aus dem Interview mit dem Immobilienmakler Hans König König war 1933 in die NSDAP eingetreten und hatte gute Geschäfte gemacht, auch durch vertiefte Kontakte mit Staats- und Parteifunktionären. 1945 war er im mittlerweile amerikanisch besetzten Aachen geblieben und schimpfte nun über die Nazis. Interviewauszug: „Er bedauerte das Ganze, er bedauerte die Arisierung, er bedauerte seine eigene Rolle dabei, er bedauerte sich selbst. Die Zukunft sähe düster für ihn aus, wie überhaupt für alle Deutschen. Schon 1941 sei es bergab gegangen. Seitdem habe er kein einziges Grundstück mehr verkauft. Die Leute klammerten sich an handfeste Dinge. … Er räumte ein, von den Gräueltaten gehört zu haben, die die Deutschen an Polen und Juden verübt hatten. „Zuerst konnte ich es nicht glauben, aber später hörte ich Einzelheiten von Erschießungen, Vergasung und Massenmord und ich begriff, dass es die Wahrheit war.“ Er schüttelte den Kopf, als wollte er einen schlechten Traum loswerden. Noch immer wollte er die Realität nicht wahrhaben. Die Deutschen, sagte er, seien unschuldig. …“ (Saul Padover, Lügendetektor, München 2/2001, S. 45) Arbeitsaufträge 1. Kläre den Begriff „Arisierung“ und die Frage, was diese für Geschäftsleute wie König bedeutete. 2. Solltest Du das Thema Holocaust (Shoah) noch nicht genauer behandelt haben, informiere Dich bitte über die Begriffe „Vernichtungskrieg im Osten“, Konzentrationslager, Wannseekonferenz und Holocaust. 3. Erläutere die innere Haltung von König zum Thema Verantwortung für die „Gräueltaten“. Seite 2. Ein General kennt nur „Gerüchte“ - Ausschnitt im ZDF-Film (II) zu General Kurt Dittmar General Kurt Dittmar, II (30.45 Min.; historische Aufnahme, ohne genauere Angabe) Spielszene: Padover interviewt Kurt Dittmar, II (31.10 Min.) Kurt Dittmar (1891-1959), seit 1909 beim Militär, 1914-1918 im I. Weltkrieg Hauptmann geworden, weiterer Aufstieg 1918ff. (Major, Tätigkeit im Reichswehrministerium, 1936 Oberst). Im II. Weltkrieg erkrankte Dittmar beim Seite Finnland-Feldzug („Operation Polarfuchs“) und wurde als „General zbV“ (zur besonderen Verwendung) Rundfunkkommentator. Dittmar wurde von Goebbels geschätzt, da er im Radio glaubwürdig klang und dennoch die üblichen Beschönigungen („Frontbegradigung“, „planmäßige Umverlegung der Front“) in der Zeit 1943-45 vermitteln konnte. Im April 1945 setzte sich Dittmar aus Berlin ab und begab sich bewusst in die Gefangenschaft der Amerikaner. Siehe http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nachHitlers-Volk---Teil-2#/beitrag/video/2358302/Die-Suche-nach-Hitlers-Volk---Teil-2 ab 30.37 Min. Off Padover bei Film II / 30.37 Min.: Unter denen, die zu uns über die Elbe kamen, war auch ein Prominenter: General Kurt Dittmar. Er war Goebbels‘ „Stimme der Wehrmacht“ im deutschen Rundfunk gewesen und hatte sich wohl gerade noch rechtzeitig aus Berlin abgesetzt. Mit diesem Mann wollte ich reden. Auszug aus dem Interview: Padover: Herr General, haben sie von den Gräueltaten gehört, die an Juden, Polen und Russen verübt wurden? Dittmar: Davon habe ich keine Kenntnis. Padover: Sie als der Sprecher der Wehrmacht waren also der einzige intelligente Mensch in Deutschland, der von solchen Dingen nichts gehört hat. Padover lächelt um ihm zu signalisieren, dass er ihm nicht glaubt. Dittmar (widerstrebend): Es gab Gerüchte. Aber Reichsminister Himmler hat uns versichert, da sei nichts dran. Das sei böswillige Propaganda. Padover: Und das haben sie ihm geglaubt? Dittmar (zuckt mit den Schultern): Was blieb mir denn anderes übrig? Arbeitsaufträge 1. Kläre die Rolle von Reichsminister Himmler in Bezug auf die „Gräueltaten“. 2. Erläutere die Haltung Dittmars zu den „Gräueltaten“ – und deren Glaubwürdigkeit. 3. Recherchiere, wie in Bundesrepublik und DDR nach 1945 mit dem Holocaust bzw. der deutschen Verantwortung umgegangen wurde. 4. Diskutiere, ob die sogenannte „Verdrängung“ 1945ff. eine sozusagen notwendige Haltung war. Seite 3. Befehlsverweigerung in einem KZ? Mietek Pemper (1920-2011) geriet als junger Deutsch-Pole jüdischer Religion in die Besatzungszeit Polens. Ab 1941 lebte er mit seiner Familie im Krakauer Ghetto, ab März 1943 musste er im KZ Krakau-Plaszow leben bzw. überleben. Letzteres gelang ihm mit viel Glück und der Hilfe des Geschäftsmanns Oskar Schindler. Pempers Rolle als KZ-Häftling und zeitweilige Bürokraft des sadistischen KZ-Kommandanten Amon Göth wurde (im Rahmen filmischer Freiheit etwas verfremdet) für den Spielberg-Film „Schindlers Liste“ aufgegriffen. Aus: http://www.mietek-pemper.de/wiki/Artikel_zu_Mietek_Pemper Auszug aus: Mietek Pemper „Der rettende Weg“, 2/2005 Hamburg, S. 149f.: „Da kommt der SS-Mann Dworschak, als der wachhabende Soldat, auf Göth zu und macht Meldung. Die Polizei habe gerade während einer Überprüfung in der Krakauer Innenstadt eine Frau mit gefälschten Papieren entdeckt und ins Lager gebracht. Sie sei Jüdin. Die Frau steht mit einem Kind im Arm vielleicht hundertfünfzig Meter von uns entfernt. „Erschießen Sie sie!“ sagt Göth, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die Frau und auf das Kind zu werfen. Dworschak schießt das Blut in das Gesicht, dann sagt er leise, aber deutlich: „Das kann ich nicht!“ Göth verschlägt es einen Moment lang die Sprache. Dann brüllt er Dworschak an und droht ihm mit allen Strafen der Hölle. Auch mir stockt beinahe der Atem. Das kann als Befehlsverweigerung gelten! Und das bei Göth! … Dworschak stammelt nur immer wieder: „Das kann ich nicht … das kann ich nicht.“ Schließlich lässt Göth Dworschak wegtreten. Mir diktierte Göth eine Personalnotiz, an deren Inhalt ich mich noch nach über sechzig Jahren erinnere. Der Wachhabende Dworschak solle wegen „Belügens eines Vorgesetzten“ bestraft werden. … Dworschak bekam für einige Monate Beförderungssperre und für einige Wochen Ausgangssperre. Mehr ist ihm nicht passiert.“ Seite Arbeitsaufträge 1. Beschreibe das Verhalten von Göth – und dasjenige von Dworschak. 2. Vergleiche das Verhalten Dworschaks mit der bei Material 2 beschriebenen Haltung des Generals Dittmar. Empfehlenswerte Filme: „Schindlers Liste“ (1993), historisch nicht ganz korrekt, jedoch sehr eindringliche Darstellung zum Holocaust. „Der Pianist“ (2002), verfilmtes Schicksal des Wladyslaw Szpilman. polnisch-jüdischen Pianisten Für weitere Recherchen: http://www.stiftung-denkmal.de/startseite.html Berliner Holocaust-Mahnmal http://www.ushmm.org US-Website zum Holocaust-Memorial Seite Historikerurteile Mehrere Historiker versuchen, die Ereignisse von 1933 bis 1945 zu erklären und einzuordnen: Norbert Frei: „Das ist die große Überraschung, auch für Nationalsozialisten selbst, dass es also relativ schnell gelungen ist, weite Teile der Bevölkerung, die, wie man damals gerne gesagt hat, abseits gestanden haben oder in Distanz zum Nationalsozialismus gewesen sind, zu gewinnen.“ Tim Schanetzky: „Was die Leute damals wirklich interessiert hat, war, dass bis 1937 fast alle wieder Arbeitsplätze haben. Und dann gibt es reale Verbesserungen: Es gibt plötzlich… wird Kindergeld eingeführt. Die ganze Steuerstruktur wird geändert: Es hat in der ganzen Zeit des ‚Dritten Reiches‘ keine Steuererhöhung für den kleinen Mann gegeben, Und es sind die Maßnahmen der sozialen Bestechung, die den wesentlichen Anteil an der Stabilisierung des Nationalsozialismus haben.“ Götz Aly: „Was die Leute damals wirklich interessiert hat, war, dass bis 1937 fast alle wieder Arbeitsplätze haben. Und dann gibt es reale Verbesserungen: Es gibt plötzlich… wird Kindergeld eingeführt. Die ganze Steuerstruktur wird geändert: Es hat in der ganzen Zeit des ‚Dritten Reiches‘ keine Steuererhöhung für den kleinen Mann gegeben, Und es sind die Maßnahmen der sozialen Bestechung, die den wesentlichen Anteil an der Stabilisierung des Nationalsozialismus haben.“ Tim Schanetzky: „Viele Arbeiter vor 1933 kennen einfach keinen Urlaub. Das ändert sich jetzt im ‚Dritten Reich‘. Durch diese freie Zeit entsteht überhaupt erstmal ein Markt für Tourismusangebote aller Art, für ein Massenpublikum. Man fährt zum Wandern in den Harz. Man fährt nach Ruhpolding oder ohne Übernachtung nach Helgoland.“ Norbert Frei: „Das war ein ganz wichtiger Punkt, dass permanent Aktivität war. Es gibt dann auch solche Formulierungen, wo Menschen sagen, diese NS-Zeit, das war wie ein Rausch. Der ist an uns gewissermaßen vorübergerauscht. Wir konnten gar nicht uns so schnell besinnen. Und natürlich kann man sagen, das ist auch ein Rezept von Diktaturen, dass der Mensch nicht wirklich zur Besinnung kommt.“ Norbert Frei: „Gerade bei den bürgerlichen Unterstützern der NSDAP konnte man sehr früh, wenn es um die Verfolgung von politischen Gegnern ging, Sätze hören wie ‚Naja, der Hitler räumt auf‘ und ‚Da muss man darüber hinwegsehen.‘ Also das zeigt ja eben, wenn man darüber hinwegsehen muss, dann hat man es gesehen, aber man hat es in Kauf genommen für die höheren Ziele, für das, was man geglaubt hat, dass es auf den Weg gebracht wird. Der autoritäre, der straffe Staat, in dem die Dinge wieder ordentlich laufen, wie sich das eben viele im rechten und konservativen Lager gewünscht haben.“ Seite Norbert Frei: „Uniformen erheben den Menschen. Das war ein ganz wichtiger Faktor, dass es so viele Posten und Pöstchen gab. Das hat auch das Gefühl vermittelt: Ich mache da mit, ich leiste meinen Beitrag. Die Volksgemeinschaft, von der immer wieder die Rede war, war in erster Linie und zuvörderst eine Leistungsgemeinschaft. Eine ziemlich unbarmherzige Leistungsgemeinschaft im Übrigen, mit dieser Tendenz, alle, die Unbrauchbaren, die nicht so Effektiven, die nicht so leistungsfähigen dann auch auszusondern.“ Norbert Frei: „Die Juden sind von Anfang an diskriminiert, sie gelten als fremd, als sich vordrängend, als nicht dazugehörig. Und vor allem sie galten als Konkurrenz, die auf den Ärztestellen, auf den Rechtsanwaltsstellen im Beamtenapparat saßen. Und die dort zu verdrängen zu Gunsten der Neuaufsteigenden, das war ein Ziel und das hat sich sehr gut mit dem Antisemitismus verbunden.“ Julius Schoeps: „Das Christentum spielte nicht mehr die Rolle, die es einst gespielt hatte, und der Nationalsozialismus bot, wenn man so will, eine Ersatzreligion. Diese ganze Symbolik, die Weihestätten, die die Nationalsozialisten gebaut haben, die Lichterdome, die da inszeniert wurden, stehen ja für die Kirche. Der Nationalsozialismus wurde als eine Ersatzreligion inszeniert. Man musste glauben, wer nicht geglaubt hat, gehörte nicht dazu.“ Arbeitsaufträge 1. Versuchen Sie mit Hilfe der Historikerurteile zu erklären, Nationalsozialismus für Menschen interessant gemacht haben könnte. was den 2. Erklären Sie die Aussage, die NS-Zeit war „wie ein Rausch“ gewesen (Norbert Frei), und belegen Sie dies an konkreten Ereignissen. 3. Charakterisieren Sie mit Hilfe der Historikerurteile die „Volksgemeinschaft“ als „Ausgrenzungs-“ und „Leistungsgemeinschaft“. 4. Suchen Sie Gruppen, denen der Zugang zu dieser „Volksgemeinschaft“ verwehrt wurde, und benennen Sie die Gründe dafür. 5. Erklären Sie den Nationalsozialismus als „Ersatzreligion“ (Julius Schoeps) und suchen Sie konkrete Beispiele dafür. Seite Die Deutschen – Opfer oder Täter? Bei der Frage, ob die Deutschen eher Opfer oder Täter waren, gibt es bis heute unterschiedliche Meinungen. Davon ist auch abhängig, ob der 8. Mai 1945 eher ein Tag der Besetzung oder der Befreiung war. In seiner vielbeachteten Rede am 8. Mai 1985 sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015): „Der 8. Mai ist für uns heute vor allem ein Tag des Erinnerns an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. […] Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber waren und sie mit dem Leben davon gekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die völlige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche für den geschenkten neuen Anfang. Es war schwer, sich alsbald klar zu orientieren. Ungewissheit erfüllte das Land. […] Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für eine gute Sache zu kämpfen und zu leiden. Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient. Erschöpfung, Ratlosigkeit und neue Sorgen kennzeichneten die Gefühle der meisten. Würde man noch eigene Angehörige finden? Hatte ein Neuaufbau in diesen Ruinen überhaupt einen Sinn? Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem nationalsozialistischen System der Gewaltherrschaft. […] Am Anfang der Gewaltherrschaft hatte der abgrundtiefe Hass Hitlers gegen unsere jüdischen Mitmenschen gestanden. Die Ausführung des Verbrechens lag in der Hand weniger. Vor den Augen der Öffentlichkeit wurde es abgeschirmt. Aber jeder Deutsche konnte miterleben, was jüdische Mitbürger erleiden mussten. […] Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, dass Deportationszüge rollten. […]“ (Ulrich Gill (Hrsg.): Eine Rede und ihre Wirkung. Berlin 1986, S. 175-191; bearb.) Arbeitsaufträge 1. Gib den Inhalt der Rede von Weizsäcker mit eigenen Worten wieder. 2. Stelle Personengruppen zusammen, die eher Opfer oder eher Täter waren. 3. Beurteile selbst, ob die Deutschen als Volk eher Opfer oder Täter waren. Seite Test Sekundarstufe I Zwischen Bischof Johannes Joseph van der Velden (1891-1954), Bischof von Aachen (1943-1954), und Saul Padover kommt es zu folgendem Dialog: Van der Velden: „Bedauerlicherweise hat die Masse 1933 eben nicht mit „Nein“ gestimmt. Das dürfen sie nicht übersehen.“ Padover: „Aber für sie muss Hitler doch der leibhaftige Anti-Christ gewesen sein?“ Van der Velden: „Wieso? Er hat sich doch sogar mit dem Vatikan geeinigt. Sicher, später ist man klüger. Von heute aus gesehen, hat die Kirche da versagt.“ Padover: „Also sind selbst Hirten fehlbar …“ Van der Velden: „Sparen sie sich ihren Spott. Wissen sie, auch in meiner Bischofsbrust schlägt letztlich ein deutsches Herz. Ja, ich bin Patriot.“ Padover: „Auch ich hab´ dieses Land einmal gemocht, vielleicht sogar geliebt. Aber muss diese Wertschätzung so weit gehen, dass man jedem Rattenfänger glaubt?“ Van der Velden: „Wir sind nun mal ein von außen angefeindetes Land, mit zu vielen Menschen auf zu wenig Raum. Und ihr Siegermächte habt uns nach 1918 in Versailles auch noch gedemütigt, noch mehr beengt. Also, ich kenne keinen aufrechten Deutschen, der sich nicht tief in seinem Gerechtigkeitsgefühl gekränkt gefühlt hat.“ Aufgaben (zur Auswahl) 1. Zähle mögliche Gründe auf, die zur Wahl der NSDAP in den Jahren 1932/33 geführt haben. 2. Nenne Datum, Inhalt und Motive, die zum Abschluss des Vertrages mit dem Vatikan führten, von dem die Rede ist. 3. Beurteile die Aussage des Bischofs, die Kirche habe beim Abschluss des Vertrages mit dem Deutschen Reich „versagt“. 4. Erläutere den inneren Konflikt des Bischofs. 5. Stelle die Verbindung zwischen dem Versailler Vertrag und dem Aufstieg des Nationalsozialismus her. Seite Klausur Sek. II Datum: / Thema NS-Zeit Name: : Mietek Pemper, Auszug aus „Der rettende Weg“, S. 36-40 „Am 12.April 1940 verkündete Generalgouverneur Hans Frank: „Die Juden müssen aus der Stadt vertrieben werden, weil es absolut unerträglich ist, wenn in einer Stadt, der der Führer die hohe Ehre zuteilwerden lässt, der Sitz einer hohen Reichsbehörde zu sein, Tausende und Abertausende von Juden herumschleichen und Wohnungen innehaben.“ Wir kannten diesen gehässigen Ausspruch damals natürlich nicht, sondern bekamen die Folgen zu spüren. Am 18. Mai 1940 begann das, was die Deutschen offiziell als „freiwillige“ Umsiedlung bezeichneten. […] Die Jüdische Gemeinde unterstützte die Juden, die „freiwillig“ die Stadt verließen, sogar mit etwas Geld für Verpflegung und Reisekosten. Über diese Umsiedlung berichtete auch die „Krakauer Zeitung“. Wir in der jüdischen Gemeindeverwaltung stellten die entsprechenden Umsiedlungsbestätigungen serienweise aus. Ohne offizielle Papiere durften sich Juden nicht mehr in der Stadt blicken lassen. Vom November 1940 an veranstalteten die deutschen Sicherheitskräfte zunehmend Razzien auf jüdische Menschen, die sich noch in der Stadt aufhielten, ohne über eine Aufenthaltsgenehmigung zu verfügen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Auschwitz für mich der Name einer ganz gewöhnlichen Stadt. Die älteste Schwester meines Vaters war dort mit einem Geschäftsmann namens Grünbaum verheiratet. Auschwitz hatte um die 40000 Einwohner und war eine ehemalige österreichische Garnisonsstadt mit einer im Mittelalter entstandenen besonderen Beziehung zur katholischen Kirche. […] Nun hatten die Deutschen diese Stadt als Standort für ein Konzentrationslager gewählt. Seit 1940 existierte das KZ Auschwitz, später Auschwitz I (Stammlager). Unter dem Kommando von Rudolf Höß wurde auf Befehl Heinrich Himmlers in der Nähe das Lager Auschwitz II Birkenau mit seinen Gaskammern errichtet. […] Wir hörten von der Existenz eines Konzentrationslagers in Auschwitz zum ersten Mal Ende 1940 im Zusammenhang mit einem an polnische Hilfsorganisationen gerichteten Memorandum7 der Rabbiner von Krakau. Sie äußerten darin die Bitte, man möge gemeinsam die den deutschen Behörden vorstellig werden mit dem Ziel, die „freiwillige“ Umsiedlung auf das Frühjahr 1941 zu verlegen, damit sich die noch illegal in der Stadt verbliebenen Juden nicht im Winter eine neue Unterkunft suchen 7 Denkschrift, hier im Sinn einer Bittschrift/Petition Seite müssten. Wir wussten damals noch nicht, was die deutschen Besatzer bereits zu diesem Zeitpunkt im Frühjahr 1941 mit uns vorhatten. SS-Untersturmführer Oskar Brandt, Judenreferent …, war wütend, als er von dieser Petition erfuhr. Als ihm dann noch zu Ohren kam, dass sich die Rabbiner auch an den Krakauer Fürsterzbischof Stefan Sapieha gewandt hatten, obwohl dieser nicht als judenfreundlich galt…, berief Brandt eine Sitzung in der Jüdischen Gemeinde ein. Eingaben jeglicher Art, so befahl er, sollten in Zukunft nur noch an ihn und an die Sicherheitspolizei gerichtet werden. Er blickte sich drohend in der Runde der Anwesenden um. „Und wer“, wollte er wissen, „hat sich eigentlich dieses Memorandum ausgedacht?“ Niemand meldet sich. Brandt kündigte daraufhin harte Strafen an. Da meldete sich Rechtsanwalt Dr. Isidor Leuchter, ein entfernter Verwandter von mir. Er sei der Verfasser. Brandt nahm ihn in seinem Auto zum Verhör mit. Daß ich das Memorandum nach Leuchters Entwurf getippt hatte, hat glücklicherweise niemand erfahren. […] Kurze Zeit später kam ein Telegramm, unterschrieben von „SS Lagerkommandant Auschwitz“ mit der Nachricht: Der Häftling Isidor Leuchter sei verstorben. Die Asche könne gegen Zahlung von fünf Reichsmark in Empfang genommen werden. Im Laufe der nächsten Wochen erreichten uns weitere solcher Telegramme. … Auschwitz wurde für uns gleichbedeutend mit Tod.“ Mietek Pemper „Der rettende Weg“, 2./2005 Hamburg Information: Mietek Pemper (1920-2011) geriet als junger Deutsch-Pole jüdischer Religion in die Besatzungszeit Polens. Ab 1941 lebte er mit seiner Familie im Krakauer Ghetto, ab März 1943 musste er im KZ Krakau-Plaszow leben bzw. überleben. Letzteres gelang ihm mit viel Glück und der Hilfe des Geschäftsmanns Oskar Schindler. Pempers Rolle als KZ-Häftling und zeitweilige Bürokraft des sadistischen KZKommandanten Amon Göth wurde (im Rahmen filmischer Freiheit etwas verfremdet) für den Spielberg-Film „Schindlers Liste“ aufgegriffen. Aufgaben 1. Fassen Sie den Bericht von Pemper zusammen. 2. Erläutern Sie, welche Pläne wirklich hinter der als Ziel „freiwilliger Umsiedlung“ benannten Errichtung von Auschwitz standen. 3. Diskutieren Sie unter Einbezug Ihrer Vorkenntnisse, warum die Deutschen selbst in der hoffnungslosen Endphase des Krieges 1944-45 in der Regel Hitler folgten. Seite Kommentiertes Literatur- und Linkverzeichnis Überblicksdarstellungen Aly, Götz: Hitlers Volksstaat. Bonn 2014. Hilfreiche Überblicksdarstellung. Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches. Bonn 2010. Hilfreiche Überblicksdarstellung. Brechtken, Magnus: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939. Darmstadt 2004. Knappe Darstellung der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933 bis zum Kriegsbeginn. Evans, Richard J.: Das Dritte Reich. Bd. 1–2,2. München 2004–2006. Neueste umfassende Darstellung auf insg. knapp 2000 S.; Bd. 2, Teil 1 behandelt die Jahre 1933–1939. Hehl, Ulrich von: Nationalsozialistische Herrschaft. München 22001 (= Oldenbourg Enzyklopädie deutscher Geschichte Bd. 39). Nachschlagewerk zur nationalsozialistischen Herrschaft, das Darstellung, Forschungsstand sowie Quellen- und Literaturverzeichnis umfasst. Hildebrand, Klaus: Das Dritte Reich. München 62003 (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd. 17). Wissenschaftliches Standardhandbuch zum Dritten Reich, das Darstellung, Forschungsstand sowie Quellen- und Literaturverzeichnis umfasst. Kißener, Michael: Das Dritte Reich. Darmstadt 2005. Kurzer Abriss der neuesten Forschungsergebnisse mit weiterführender Literatur. Geeignet für Lehrer sowie Schüler der Oberstufe, die eine Facharbeit oder BLL verfassen wollen. Piper, Ernst: Kurze Geschichte des Nationalsozialismus. Von 1919 bis heute. Hamburg 2007. Vornehmlich faktographische Darstellung, die Vor- und Nachgeschichte der Jahre 1933–1945 mit einschließt. Schmidt, Rainer F.: Der Zweite Weltkrieg. Berlin 2008. Überblick der wichtigsten Kriegsereignisse. Wildt, Michael: Geschichte des Nationalsozialismus. Göttingen 2008. Hilfreiche Überblicksdarstellung. Quellen, Nachschlagewerke und Detailstudien Benz, Wolfgang [u.a.] (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Stuttgart 3 1998 [auch als Taschenbuchausgabe, zuletzt München 2007, sowie als CD-ROM: Berlin 2000]. Seite Wertvolles Nachschlagewerk mit übergreifenden Artikeln zu größeren Bereichen und mit einem ausführlichen lexikalischen Teil. Brenda, Ralph Lewis: Die Geschichte der Hitlerjugend 1922-1945. Die verlorene Kindheit. [Aus dem Engl.] Wien 2003. Reich bebilderte und auf ein breites Publikum zielender Überblick. Flessau, Kurt-Ingo: Schule der Diktatur. Lehrpläne und Schulbücher des Nationalsozialismus. Köln 1987. Eine Zusammenstellung der wichtigsten amtlichen Quellen zur Schulgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. Hoegner, Wilhelm: Flucht vor Hitler. Erinnerungen an die Kapitulation der ersten deutschen Republik 1933. Frankfurt am Main 1979. Erinnerungen des SPD-Reichstagsabgeordneten (1930-1933) und bayerischen Ministerpräsidenten (1945-1946 und 1954-1957). Klemperer, Victor: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher. Bd. I: 19331941. Hrsg. von Walter Nowojski unter Mitarbeit von Hadwig Klemperer. Berlin 1995. Umfangreiche und detaillierte Tagebuchaufzeichnungen des jüdischen Romanisten. Der zweite Band umfasst die Jahre von 1942 bis 1945. Klemperer, Victor: Das Tagebuch 1933-1945. Eine Auswahl für junge Leser. Bearbeitet von Harald Roth. Berlin 1997. Kompilation der beiden vorgenannten Bände für die Schule. Mann, Erika: Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich. Reinbek bei Hamburg 1997. Überarbeitete Neuauflage der Ersterscheinung aus dem Jahre 1938 über die Erziehung der Jugend im Nationalsozialismus. Ortmeyer, Benjamin: Schulzeit unterm Hitlerbild. Analysen, Berichte, Dokumente. Frankfurt a. M. 2000. Umfangreiche Sammlung von Berichten v. a. jüdischer Schüler. Padover, Saul K.: Lügendetektor. München 1999/2001. Erinnerungen Padovers über seine Zeit in Deutschland. Roussel, Stéphane: Die Hügel von Berlin. Erinnerungen an Deutschland. Reinbek bei Hamburg 1986. Lebenserinnerungen der ersten Auslandskorrespondentin in der Zeitungsgeschichte Frankreichs, die vor dem Zweiten Weltkrieg aus Berlin berichtete. Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin 22007. Lexikalisches Verzeichnis zum Sprachgebrauch sowohl zu Institutionen und Funktionen als auch zu propagandistisch gebrauchten Begriffen. Scholtz, Harald: Erziehung und Unterricht unterm Hakenkreuz. Göttingen 1985. Ausführliche Darstellung der Schulpolitik in den dreißiger Jahren. Sobanski, Antoni Graf: Nachrichten aus Berlin 1933-1936. Berlin 2007. Seite Erinnerungen des polnischen Schriftstellers aus seiner Zeit in Berlin. Weiß, Hermann (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Frankfurt a. M. 2 1998 [auch als Taschenbuch, zuletzt Frankfurt a. M. 2002]. Standardhilfsmittel für biographische Artikel zu wichtigen Personen der NS-Zeit. Bildungsarbeit Grillmeyer, Siegfried; Ackermann, Zeno (Hrsg.): Erinnern für die Zukunft. Die nationalsozialistische Vergangenheit als Lernfeld der politischen Jugendbildung. Schwalbach/Ts. 2002 (= Veröffentlichungen der JPH-Jugendakademie Bd. 1). Studie über die Bedeutung der NS-Vergangenheit für die aktuelle Jugendbildung. Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (Hrsg.): Rechtsextremismus und Politische Bildung (= Informationen für den Geschichtsund Gemeinschaftskundelehrer 65/2003). Schwalbach/Ts. 2003. Unterrichtsmaterialien Bergmann, Klaus; Schneider, Gerhard: Alltag im Nationalsozialismus (1933-1939). Stuttgart 1984. Braisch, Ingeborg: „Ihr seid das kommende Deutschland!“ – Erziehung und Schule im Nationalsozialismus. Eine Unterrichtseinheit für die Sekundarstufen I und II. RAAbits Geschichte. Elz, Wolfgang; Erbar, Ralph: „Ihr seid das Deutschland der Zukunft“. Schule im frühen Nationalsozialismus (1934-1936) am Beispiel des Mainzer Adam-KarrillonGymnasiums. Edition eines Klassentagebuchs und Anregungen zur unterrichtspraktischen Umsetzung. Bad Kreuznach 2008 (= Information des Pädagogischen Zentrums Rheinland-Pfalz 7/2008). Gigl, Klaus: Arbeitsblätter Geschichte. Der Nationalsozialismus. Leipzig 2004. Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus. Themenheft der Zeitschrift „Geschichte lernen“ (24/1991). Klemperer, Victor: Das Tagebuch 1933-1945. Eine Auswahl für junge Leser. Bearbeitet von Harald Roth. Berlin 1997. Kompilation der beiden ausführlichen Bände (siehe unter Quellen) für die Schule. Lange, Thomas; Steffens, Gerd: Der Nationalsozialismus. Bd. 1: Staatsterror und Volksgemeinschaft 1933-1939. Schwalbach/Ts. 2009 (= Fundus – Quellen für den Geschichtsunterricht). Schlüsseltexte zur Politik-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte des Nationalsozialismus sowie zur Außen- und Rüstungspolitik. Müller, Hartmut: Stundenblätter. Der Nationalsozialismus. Die große Täuschung. Sekundarstufe I. Stuttgart 52000. Seite Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Zeugen der Zeit. Anregungen für Zeitzeugengespräche in Unterricht und Jugendarbeit. Bad Kreuznach 2006 (= PZInformation 2/2006). Schröder, Helge: Der Krieg im Osten und seine Verbrechen. Besatzer, Partisanen und Zivilbevölkerung 1941-1943. Schwalbach/Ts. 2013 (Geschichtsunterricht praktisch). Sommer, Wilhelm: Kinder und Jugendliche im Nationalsozialismus. Stuttgart 1984. Zustimmung und Widerstand im Nationalsozialismus. Themenheft der Zeitschrift „Praxis Geschichte“ (3/1994). Links http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/22563978/4/data.pdf Stresemann-Film aus „Die Deutschen“, zum Verständnis der Zeit vor Hitler http://www.gedaechtnis-der-nation.de/bilden/schulen/Widerstand_im_NS Materialien mit Zeitzeugen-Interviews zum Thema Widerstand http://www.gedaechtnis-der-nation.de/bilden/schulen/Lebensborn „Lebensborn“-Thema (Rassepolitik) Material zum http://www.gedaechtnis-der-nation.de/bilden/schulen/angriff-auf-die-sowjetunion Materialien mit Zeitzeugen-Interviews zum Thema Angriff auf die Sowjetunion http://www.jugend19181945.de/thema.aspx?s=5095&m=965&open=5095#!prettyPhoto Website zur NSErziehung, ausgehend vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Seite