Weitere Files findest du auf www.semestra.ch/files DIE FILES DÜRFEN NUR FÜR DEN EIGENEN GEBRAUCH BENUTZT WERDEN. DAS COPYRIGHT LIEGT BEIM JEWEILIGEN AUTOR. Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften Fragekatalog Bosshart 1998/1999 1. DEFINITION DES BEGRIFFES "KOMMUNIKATION". 3 2. WAS SIND MODELLE? WELCHEN ZWECKEN DIENEN SIE IN DEN SOZIALWISSENSCHAFTEN? 3 3. DIE KOMMUNIKATIONSMODELLE: WELCHE INFORMATION STECKT IN IHNEN? 4 S HANNON AND WEAVER-MODELL : ABX- ODER S YMMETRIEMODELL: V ERSTÄNDIGUNGSMODELL: 4 4 5 4. DEFINITION DES BEGRIFFS „MASSENKOMMUNIKATION“. 5 5. WELCHES SIND DIE WICHTIGSTEN UNTERSCHIEDE ZWISCHEN INDIVIDUALKOMMUNIKATION (IK) UND MASSENKOMMUNIKATION (MK)? WANN IST MK KOMMUNIKATION? 6 6. MODELLE DER MASSENKOMMUNIKATION. WELCHE INFORMATION STECKT IN IHNEN? 6 DIE LASSWELL-FORMEL DAS WESTLEY / MAC LEAN-MODELL DAS RILEY/RILEY -MODELL DAS FELDSCHEMA VON MALETZKE K A M R D EFLEUR 6 7 7 8 8 7. WELCHES SIND DIE WICHTIGSTEN EIGENHEITEN VON KOMMUNIKATION IN GRUPPEN? 9 8. TECHNIK DES WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITEN. 9 9. WAS SIND DIE WICHTIGSTEN LEISTUNGEN (FUNKTIONEN) DER MASSENMEDIEN (POLITISCHE, WIRTSCHAFTLICHE, GESELLSCHAFTLICHE)? 9 SOZIALE FUNKTION POLITISCHE FUNKTIONEN ÖKONOMISCHE FUNKTIONEN MEDIALE FUNKTION 10 10 11 12 10. WAS BEDEUTET KOMMUNIKATIVE KOMPETENZ (VON DER „PERFORMANCE“ BIS ZUM UNIVERSALPRAGMATISCHEN ANSATZ)? WAS BEDEUTET MEDIENKOMPETENZ? 12 Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Inhaltsverzeichnis Seite 1 von 1 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 11. ÜBER WELCHE NON-VERBALEN ZEICHENSYSTEME (CODES) VERFÜGT DER MENSCH? WELCHE LEISTUNGEN ERBRINGEN DIESE ZEICHENSYSTEME? 13 12. VERSETZEN SIE SICH IN DIE LAGE ÜBER DIE WICHTIGSTEN ANSÄTZE DER MEDIENWISSENSCHAFT ZU REFERIEREN, NÄMLICH: 14 12.1. NORMATIVE PUBLIZISTIK (DOVIFAT): PUBLIZISTIK IST TAT! 12.2. S YSTEMATISCHE PUBLIZISTIK (HAGEMANN): GEGENSTAND DER PUBLIZISTIK IST DIE ÖFFENTLICHE AUSSAGE VON BEWUSSTSEINSINHALTEN ! 12.3. FUNKTIONALE PUBLIZISTIK (PRAKKE): ALLE PUBLIZISTIK IST ZWIEGESPRÄCH! 12.5. S YSTEMTHEORETISCHE ANSÄTZE: WAS IST EIN S YSTEM? (ZUSATZBLATT: S CHLÜSSELWÖRTER ) 12.6. KRITISCHE PUBLIZISTIK 12.7. S YSTEMATISCH-ÖKOLOGISCHE ANSÄTZE (SIEHE B EIBLATT) 14 13. WAS IST EINE THEORIE? 18 13.1. EINZELMEDIENTHEORIEN 13.2. MEDIENTHEORIEN (MALETZKE) 13.3. GESELLSCHAFTLICHSKRITISCHE MEDIENTHEORIEN (VGL. 12.6.) 13.4. S YSTEMTHEORETISCHE MEDIENTHEORIEN (PARSONS , LUHMANN ) 19 19 19 20 14. UMFASSENDE BETRACHTUNGSWEISEN 21 14.1. KOMMUNIKATION UND INDIVIDUELLE EVOLUTION 14.2. EVOLUTION DURCH KOMMUNIKATION (B EIBLATT) 14.3. KONSTRUKTION VON REALITÄT DURCH MASSENKOMMUNIKATION 14.4. KOMMUNIKATION IM KONTEXT VON POLITIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR 21 22 22 23 Fragekatalog Bosshart 1998/1999 14 15 16 17 18 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Inhaltsverzeichnis Seite 2 von 2 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 1. Definition des Begriffes "Kommunikation". • • • • • • • • • • • • Informationstransfer/Vermittlung von Nachrichten zwischen Lebewesen mit dem Ziel der Verständigung. Die Vermittlung findet mit Hilfe von Medien und von Zeichen statt. es gibt soziale Aspekt (wie Macht, Hierarchie), psychologische Aspekte und nonverbale (Zusatzsprachen) Aspekte der Kommunikation. soziales Phänomen, das Lebewesen im Hinblick aufeinander verrichten. menschliche Kommunikation ist stets Mittel zum Zweck. Man verfolgt mit seinem sozialen Handel bewusste Ziele è Die allgemeine Intention ist etwas mitteilen zu wollen und das konstante Ziel die Verständigung zwischen den Kommunikationspartner. Das variable Ziel ist die Realisierung der Kommunikationsinteressen, d.h. wenn die beabsichtigten Folgen auch eintreten. IK ist ein doppelseitiges Geschehen und eine soziale Interaktion. Erst eine vollzogene Bedeutungsvermittlung kann Kommunikation sein. Kommunikation kann nur mit Hilfe eines Mediums und Zeichen/Symbole stattfinden, die Menschen stellvertretend für etwas Gemeintes einsetzen. Kommunikation vollzieht sich mehr auf der Inhaltsebene, Interaktion mehr auf der Beziehungsebene. psychologische Aspekte: Selbstoffenbarung; Beziehung, Sympathien, Homophilie (gleich und gleich gesellt sich gern = relative Gleichheit = Reduktion von Komplexität); Appel. soziale Aspekte: Hierarchie, Macht (symmetrisch oder asymmetrisch = unterschiedliche Machtpositionen nicht beeinflussbar). geschlechterspezifische Unterschiede: Stile (Mitteilung gegen Dominanz), Inhalte (Frauen sind stabiler im Gespräch, Aussprache; Männer suchen Machtposition im Gespräch, sie suchen die Dominanz). Nonverbale Zeichen: Frauen kommunizieren face to face; Männer parallel oder abgewinkelt. Optimierung: Kongruenz der Zeichen, Metakommunikation, Redundanz, KISSS (keep it short, structured, simulated = in der Kürze liegt die Würze). 2. Was sind Modelle? Welchen Zwecken dienen sie in den Sozialwissenschaften? • • Darstellungen aus der Realität; vereinfachter Zugang zur Realität. Modelle sind graphische Darstellungen von Massenkommunikationsprozesse und machen theoretische Zusammenhänge erkennbar. Die Wirklichkeit wird reduziert auf die wesentlichen Elemente und Zusammenhänge. Gute Modelle müssen 4 Funktionen erfüllen: • Organisationsfunktion: Das Modell integriert Einzelaspekte zu einem Gesamtzusammenhang. • Heuristische (= Gewinnung neuer Kenntnisse) Funktion: Das Modell ermöglicht neue verallgemeinbare Einsichten. • Prognosefunktion: Das Modell ermöglicht Vorhersagen. • Messfunktion: Das Modell ermöglicht quantifizierbare und genaue Angaben. • Modelle im sozialwissenschaftlichen Bereich sollen komplexe (zwischen)menschliche Verhaltensabläufe strukturieren und systematisieren, um so den eigentlichen Untersuchungsgegenstand deutlicher hervortreten zu lassen. • In der MK beschreiben Modelle die als zentral erachteten Elemente des Massenkommunikationsprozesses und die Beziehungen zwischen diesen. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 3 von 3 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 3. Die Kommunikationsmodelle: Welche Information steckt in ihnen? Shannon and Weaver-Modell: Selektion Noise â å â æ Quelle è Übermittler è Medium è • • • • • Ein Gedanke (Quelle) wird in einem Satz strukturiert (Übermittler) und mit Hilfe eines Mediums (schreiben, sprechen, etc.) artikuliert. Ein Satz wird wiederum vom Empfänger empfangen, und es wird ihm eine Bedeutung zugeordnet (Destination). Gleichzeitig wirkt auf allen Ebenen ein Störungsfaktor (Noise). (Schwergewicht wird auf Übergänge gelegt!) Quelle: Hirn, Übermittler: Stimme; Signal: Schallwellen, elektrischer Impuls; Medium: Luft, Telefondraht; Empfänger: Ohr; Destination: Hirn. Der Informationsgehalt einer Nachricht kann durch ungleiches en- und decodieren sowie Störungen (Lärm, unleserliche Schrift) beeinträchtigt werden Diskrepanzen zwischen codieren und decodieren werden thematisiert. kein Feedback. ABX- oder Symmetriemodell: X A • • • • • Selektion (bei der Zuordnung von Bedeutung) â Empfänger è Destination B • Das Modell gilt für Kommunikation zwischen zwei Personen. Eine Person A übermittelt Infos an eine Person B über das Thema X. Das Modell besagt, dass A's (und B's) Orientierung/ Einstellung gegenüber B (und A) und X Auswirkungen auf die Qualität der Kommunikation hat. Diese drei jede Veränderung hat Konsequenzen Elemente sind voneinander abhängig und auf die anderen zwei Elemente. Kommunikation ist der normale und effektvollste Weg sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Je mehr A mit B (und B mit A) und X klarkommt, um so mehr stehen diese drei Elemente in einem Gleichgewicht, das der Kommunikation zugute kommt. Je weniger A und B miteinander klarkommen, um so weniger Themen X gibt es, über die sie diskutieren können, bei allen inkompatiblen X ist das Gleichgewicht gestört. Menschen tendieren dazu immer ein Gleichgewicht zu suchen, weil es psychologisch am angenehmsten ist. Ein Ungleichgewicht übt Druck auf die Psyche aus und muss beseitigt werden. B's, die A viel bedeuten und die die gleiche Meinung über X teilen, machen A selbstbewusster in seinen Einstellungen. Wir versuchen immer bei Leuten, die uns wichtig sind, und über Themen, die uns wichtig erscheinen, Zustimmung zu erlangen. Es ist eine Art der Sozialisation, Integration und Orientierung in der Gesellschaft. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 4 von 4 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften Verständigungsmodell: kommunikatives A Handeln Bedeutungsvorrat (A) • Medium Zeichen/Symbole kommunikatives VERSTÄNDIGUNG Bedeutungsvorrat (B) Handeln B A und B kommunizieren miteinander, d.h. sie Versuchen mit dem Gebrauch von Zeichen/ Symbolen Bedeutungen miteinander zu teilen. Gleichzeitig aktualisieren sie im Bewusstsein andauernd ihre Erlebnisdimensionen (Qualität der persönlichen Erfahrung, die mit Umgang mit einem 'Gegenstand' der Realität gewonnen wurde und die sich zu subjektiven Bedeutungen dieses 'Gegenstandes' verfestigt.). Diese beiden Kommunikationspartner haben ähnliche Bedeutungsvorräte/Erlebnisdimensionen daher kommt es zu einer Verständigung zwischen ihnen (Schnittmenge). Der Rest der Bedeutungsvorräte können sie nicht miteinander teilen, weil ihnen nicht genug Symbole zur Verfügung stehen, um sich mitteilen zu können. Je ähnlicher die (subjektiven) Erfahrungsbereiche, um so grösser ist die Verständigung. 4. Definition des Begriffs „Massenkommunikation“. • • • • • • • • Massenkommunikation ist öffentlich und benötigt technische Apparaturen. Eine schnelle Verbreitung an ein grosses Publikum ist möglich (grosse Reichweite). Aussagen werden öffentlich, indirekt und einseitig durch technische Verbreitungsmittel (sog. MM) an ein disperses Publikum vermittelt. eine indirekte Kommunikation, wo Rückkoppelung zwischen Kommunikator und Rezipient kaum oder gar nicht vorhanden ist. Die MM vermitteln Bild, Schrift und Ton an eine unbestimmte Anzahl von Menschen. Es sind technische Medien, die in einem sozialen Prozess integriert sein müssen. MK ist grundsätzlich ein kommunikatives Geschehen in dessen Rahmen Kommunikation geschehen kann, aber nicht unbedingt muss. Unter Masse ist eine Vielzahl von Menschen zu begreifen, die für den Kommunikator anonym und heterogen ist. Ein disperses Publikum besteht aus kleinen Gruppen oder Individuen, deren Gemeinsamkeit die Zuwendung an die Aussagen der MK ist und die räumlich voneinander getrennt sind. heterogenes, anonymes, unüberschaubares Publikum disperses Publikum (Maletzke): Einzelne Individuen sowie Gruppen von Menschen, deren Gemeinsamkeit die Zuwendung zu den Medien ist. Hat keine Sitte und Tradition (beinhaltet alle Kulturkreise). Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 5 von 5 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • Die Öffentlichkeit besteht aus Akteuren, die Informationen und Meinungen haben, die sie an die Journalisten weiterleiten, die sie ans Publikum vermitteln, um Aufmerksamkeit und Zustimmung zu erregen. • MK ist völlig unverbindlich. 5. Welches sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Individualkommunikation (IK) und Massenkommunikation (MK)? Wann ist MK Kommunikation? • • • • • IK impliziert eine persönliche Beteiligung und die Qualität des Kommunikationsprozesses ist erheblich grösser als bei MK. Ein direktes Feedback findet statt. Stärken: Intensität, Beziehungsebene, Flexibilität, Verständlichkeit, Glaubwürdigkeit. Qualitative Aspekte für Gesellschaft. MK kann von einer schnellen Verbreitung mit einer grossen Reichweite der Infos benefizieren. Auch findet sie öffentlich statt und mit Hilfe von technischen Apparaturen. Stärken: schnelle Verbreitung grosser Mengen von Information an grosse Publika, Kosten, Auswahlmöglichkeiten. Quantitative Aspekte für Gesellschaft. IK ist ein doppelseitiges Geschehen und eine soziale Interaktion. Erst eine vollzogene Bedeutungsvermittlung kann Kommunikation sein. Kommunikation kann nur mit Hilfe eines Mediums und Zeichen/Symbole stattfinden, die Menschen stellvertretend für etwas Gemeintes einsetzen. MK ist Kommunikation, wenn das konstante Ziel der Verständigung zwischen Kommunikator und Rezipient erreicht worden ist. Die Mitteilungshandlung muss einer Verstehenshandlung in Form von Feedback entsprechen. 6. Modelle der Massenkommunikation. Welche Information steckt in ihnen? Die Lasswell-Formel Wer Kommunikatorforschung sagt was Inhalts- und Aussageanalyse in welchem Kanal Medienforschung zu wem Publikums- und Rezipientenforschung mit welcher Wirkung? Wirkungsforschung • Die Formel leistet eine Aufgliederung der kommunikationswissenschaftlichen Forschungsbereiche, aus die heute noch gelegentlich zurückgegriffen wird. • Kritik: Diese Formel legt nahe, dass Kommunikation als eine ‚Einbahnstrasse‘ zu begreifen ist und sie zwingt alle Aspekte des Massenkommunikationsprozesses in eine der 5 Kategorien einzuordnen, was oft eine willkürliche und nicht schlüssige Zuordnung nach sich zieht. Auch vereinigen die angesprochenen Forschungsbereiche noch lange nicht alle Fragen des Massenkommunikationsprozess und sie repräsentieren auch nicht in sich abgeschlossene Untersuchungsfelder. • Die Formel basiert auf dem damals noch aktuellen S-R-Modell Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 6 von 6 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften Das Westley/Mac Lean-Modell x1 x2 x3 A (Agenturen) x4 C (Redaktionen) B (Rezipient) xn • Wenn X = 100%; 10% werden weitergegeben an A, A selektiert 10%, die sie an C weitergeben, C wiederum selektiert 10% der erhaltenen Infos, somit hat B nur noch 0,1% zur Verfügung. • MK ist ein mehrstufiger Infofluss bei dem permanent codiert / decodiert und selektiert wird, und bei dem der Verbraucher keinen direkten Kontakt zur Realität hat (wir leben aus zweiter Hand). • Im Selektionsprozess: Ereignisse sind nicht an sich schon Nachrichten. Sie werden zu Nachrichten, indem jemand sie für wichtig hält. • Gatekeeper-Forschung • Dieses Modell stellt den Prozess der Nachrichtenvermittlung als einen mehrfach selektiven und auch dynamisch rückgekoppelten Vorgang dar. Es basiert auf systemtheoretisches Denken (siehe 12.5.). • (siehe Modell) A selektiert aus der Vielfalt der Realität bestimmte Aspekte (x1 , x2 ), die mehrdeutig sind oder aus verschiedenen Quellen stammen (x3, x3m), und formuliert eine Mitteilung (x‘) an C. C gibt die Botschaft an B weiter (x‘‘), in welche eigene Gedanken und Wahrnehmungen einfliessen (x3c, X4 ). In der MK gibt es nun unendlich viele A, C und B’s, die miteinander in Kontakt stehen. • Das Modell macht deutlich, dass bestimmte Mitteilungen nur über einen Gatekeeper C zu B gelangen. Schon bei A kann ein zweiter Kommunikator (z.B. Politiker, Pressesprecher) als zusätzliche Selektionsinstanz treten. Der Prozess der Nachrichtenübermittlung wir somit zwei- bzw. dreistufig definiert (x, x‘, x‘‘). Zudem sind die drei Akteure A, C, B in diesem Modell durch Feedback-Prozesse (fCA, fBA, fBC) miteinander verbunden. Es kann auch weitere Selektionsmöglichkeiten geben, weil C seine Infos von mehreren A’s selektioniert und B von mehreren C’s erhält. • Kritik: Dieses Modell unterstellt, dass die Journalisten im Idealfall die Realität so darstellen, wie sie tatsächlich ist. Diese Sicht ist zu einfach. Die Abhängigkeiten der Kommunikatoren bezüglich Medienorganisationen und Gesellschaft werden nicht thematisiert. Auch werden die Feedbackmöglichkeiten überbetont. Das Riley/Riley-Modell • Dieses Modell sieht die Beziehung zwischen Kommunikator und Rezipient durch die sozialen Gruppen vermittelt, denen beide angehören. • Die K und R sind Mitglieder sozialer Primärgruppen (direkte Beziehung zwischen den Mitgliedern, z.B. Familie, Freunde, etc.), die deren Kommunikationsverhalten beeinflussen. Das heisst, dass das, was vermittelt wird und wie es vermittelt wird schon vorab vorstrukturiert ist (von z.B. gruppenspezifischen Werten und Normen, Regeln des Anstandes, der Sprache, etc.). Somit die MM nicht der einzige Faktor, der die individuelles und soziales Verhalten beeinflusst. • MK darf nicht als isoliert gesehen werden: Sie ist stets ein Element des Gesamtsozialsystems, das sie beeinflusst und das von ihr beeinflusst wird. • Dieses Modell regt ein Einbeziehen soziologischer und sozialpsychologischer Fragestellungen in die MK-Forschung an. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 7 von 7 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften Das Feldschema von Maletzke K A M R • Das Feldschema von Maletzke zeigt die Interdependenzen zwischen den verschiedenen Elementen der Kommunikation. • Dieses Modell ist ein Beziehungssystem zwischen den Grundfaktoren Kommunikator, Aussage, Medium und Rezipient und es zeigt auf, wie jeder Teil die anderen beeinflusst und umgekehrt. Die Veränderung einer Grösse zieht die Veränderung der anderen Grössen mit sich. • Sowohl der K, als auch der R gehen nicht voraussetzungslos in den MK-Prozess, sondern beide handeln stets in Abhängigkeit von ihren subjektiven psychischen und sozialen Dispositionen. Faktoren wie das Selbstbild, die Persönlichkeit, soziale Beziehungen, etc. beeinflussen die Auswahl der zu veröffentlichenden Nachrichten, die der K trifft, als auch die Selektion der Nachrichten, die der R empfangen möchte. • K und R handeln auch nicht unabhängig voneinander, sondern sind in ihrem Produktionsund Rezeptionsverhalten vom wechselseitigem Fremdbild beeinflusst. • Das Modell verweist auch auf die Möglichkeit eines Feedbacks durch Briefe, Telefonanrufe, u.ä., um die Einseitigkeit des MK-Prozess zu durchbrechen. • Verschiedene Zwänge beeinflussen den K und den R: • Der K steht unter dem Zwang der Öffentlichkeit (kritisches beobachten der Interessengruppen und Parteien), der Aussage (sie muss stimmen, weil er sich öffentlich festlegt) und dem Medium, das spezifische dramaturgische und/oder technischorganisatorische Bedingungen stellt. • Der R steht unter dem Zwang der Medien, die bestimmte Verhaltens- und Erlebnisweisen nahe legen, indem die Rezeptionstechnik, Sendezeiten, etc. vorgegeben sind. • Das Anliegen dieses Modells sind nicht nur die verhaltensbeeinflussenden (psych. und soz.) Merkmale dieser beiden Personen(gruppen) herauszustellen, es will auf das komplexe Interdependenzverhältnis verweisen, das zwischen all den genannten Feldfaktoren liegt und das im Modell nur annäherungsweise erfasst werden kann. • MK gemäss Maletzke bedarf nicht unbedingt der Aktualität (Bücher, Schallplatten, etc. gehören auch zu den Medien). Defleur • Defleur bringt noch die Umwelt (Politik und Wirtschaft) ins Modell von Maletzke. • Systemtheoretischer Konzeption: Das Massenkommunikationssystem wird als soziales System neben anderen Systemen (Parteien, Verbände, etc. ) gesehen. Mit diesen anderen Systemen steht das Mediensystem in Verbindung, gibt Leistungen an sie ab und empfängt von ihnen aber auch welche. So entsteht ein Rückkoppelungsprozess, durch den die (zum Teil miteinander konkurrierenden, zum Teil einander ergänzenden) Systeme aufrecht erhalten bleiben und ihre je verschiedenen Funktionen bzw. Leistungen für die Gesellschaft (oder Teile der Gesellschaft) erbringen. • Er betont die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Massenkommunikation und wie sich diese auf den Kommunikationsprozess auswirken. • Beispiel: Die Werbeabhängigkeit des US-Medien als bestimmende Hauptstruktur, die das hohe Mass an Unterhaltungsproduktion dieser Medien erklärt. • kommerzielles System, gehört zur funktional-strukturellen Systemtheorie. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 8 von 8 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 7. Welches sind die wichtigsten Eigenheiten von Kommunikation in Gruppen? • • Präzision, Geschwindigkeit, Befriedigung schaffen Spannungsfelder. verschiedene Konstellationen einer Diskussionsrunde: • Kreis: geringe Effizienz, hohe Zufriedenheit • Kette: mittlere Effizient, mittlere Zufriedenheit • Vollverbindung/Stern: hohe Effizienz, geringste Zufriedenheit • Wenn in einer Gruppe eine Führungsposition / -struktur vorhanden ist führt das zur grössten Effizienz. • ideale Grösse: 6 + 1 Führer • Die Zufriedenheit ist maximal, wenn alle Mitglieder der Gruppe über alle Informationen verfügen (Stern) à heutige Situation mit den Massenmedien: alle wissen alles, sind aber total überfordert, wenn es darum geht, diese Infos zu verarbeiten. 8. Technik des wissenschaftlichen Arbeiten. • • idealer Ablauf eines Forschungsprojektes: • Recherchieren, Infos suchen • Zielsetzung, Fragestellung • Methoden • Erprobung der Methoden • Feldforschung • Bericht wie entscheide ich was ich lesen soll? • die häufigsten Autoren in den Bibliographien suchen • aktive Leute anfragen • Zitatenlage: schauen wer wen zitiert • satter Blick ins Inhaltsverzeichnis • Zusammenfassungen suchen • Vorwörter lesen (enthalten Infos über den Inhalt des Buches) • Querlesen!!! 9. Was sind die wichtigsten Leistungen (Funktionen) der Massenmedien (politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche)? • Information, Kommentar, Bildung, Unterhaltung; einteilen in die gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen Funktionen; Legitimation, Sozialisation, sozialpsychologische Funktion, Integration. • Funktionen sind eine gewisse Art von Wirkungen. Es sind die Leistungen, die die MM für das betroffene Gesellschaftssystem erfüllen. Die Systeme werden auf Grund der funktional-strukturellen Systemtheorie definiert. • Ein soziales System besteht aus faktischen Handlungen, die sinngemäss Zusammenhängen. Somit bestehen soziale Systeme nicht aus Personen, sondern aus konkreten Handlungen. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 9 von 9 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • Als Funktion gelten die Folgen eines sozialen Elements (z.B. einer Handlung), die die Anpassung eines gegebenen Systems an seine Umwelt fördern. Als Dysfunktion werden die Konsequenzen bezeichnet, die die Anpassung eines Systems beeinträchtigen. Ein Sachverhalt kann sowohl eine Funktion als auch eine Dysfunktion sein: Bsp. Industrie Produktion ist positiv funktional für die Ernährung der Menschen und gleichzeitig dysfunktional sein für bestimmte Familienformen oder dörfliche Siedlungsweisen. • Die Funktion des Systems MK muss also den Bedürfnissen und Erwartungen der Gesellschaft gerecht werden. Um die Art und Grad der Leistung herauszufinden gilt es die journalistische Aussage in ein soziales System einzuordnen. Soziale Funktion • Normen, Werte, Verhaltensweisen, Modelle weitergeben; gleiche ‚Sprache‘ sprechen. • soziale Orientierung: Möglichkeit ein gutes Leben zu führen. • Rekreation: Stimulierung durch massenmediale Angebote. • Sozialisationsfunktion: Die MM vermitteln Vorstellungen eines kulturgerechtem Menschsein dadurch, dass sie durch Lehr- und Bildungsstoffe zur Kultur erziehen, oder dass sie infolge ihres breiten Unterhaltungsangebots durch Kultur erziehen, indem sie Leitbilder prägen und/oder sozialen Wandel beeinflussen. • Sozialisation durch MK ist als Vermittlung von Leitbildern, Werten und Normen des Denkens und des Handelns zu verstehen. Diese werden aber hauptsächlich noch von der Familie, Schule, Freunde, etc. überliefert. Die MM vermitteln vor allem Denkformen und Verhaltensweisen, die das Leben in komplex organisierten Gesellschaftssystemen erst ermöglichen und zugleich der Erhaltung und Weiterentwicklung dieser Gesellschaft dienen. • Soziale Orientierung: Die MM versorgen uns täglich mit Details, die die Orientierung in unserer immer unüberschaubareren Umwelt ermöglichen. Die Anteil an erlebten Handlungen anderer nimmt zu, aber der an gemeinsam erlebten Erlebnissen ab. Die MM bringen die verlorengegangene Gemeinsamkeit im Erleben und Handeln der Menschen wieder zurück. • Rekreationfunktion/Gratifiaktionsfunktion: Die MM ermöglichen den Menschen, sich vom Alltag zu erholen und vor Sorgen zu fliehen, indem sich diese mit Hilfe der Medien in ihre eigene Realität zurückziehen. • Integrationsfunktion: In unserer Gesellschaft gibt es die verschiedensten Gruppen und die Gefahr der Desintegration besteht. Deshalb bedarf es der Integration um so mehr. Die MM stellen die Massenloyalität für geltende (sozialen, politischen, rechtlichen) Normen her. Die MM haben auch dafür zu sorgen, dass der Mensch die Gesellschaft als Ganzes sieht und sich ihr zugehörig fühlt, sich mit ihr identifiziert. Die Medien wirken auch integrativ, wenn sie den Jugendlichen zur Orientierung Denk- und Verhaltensmuster anbieten oder wenn sie Stoff für Gespräche bieten und man dadurch mitreden. Dysfunktionale Folgen sind Desintegration und Überintegration. Ein Beispiel für Desintegration stellt die Wissenskluftthese dar. Überintegration findet dann statt, wenn durch Medien eine Vereinheitlichung und ein Verwischen aller Verschiedenheiten provoziert wird (Nationalsozialismus). Politische Funktionen • Öffentlichkeit: Podium, Herstellen von Öffentlichkeit à 1. Ziel der Journalisten. • Artikulation: Massenmedien als Sprachrohr für Parteien, Interessengruppen. • Korrelation: Meinungsabstimmung. • politische Sozialisation: Bekanntmachen des Publikums mit politischen Informationen, politische Bildung. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 10 von 10 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • • • • • • • Kritik/Kontrolle: 4. Gewalt, die die anderen 3 Gewalten überschaut und nach Fehlern sucht. Die politischen Funktionen der MM sind das Herstellen von Öffentlichkeit. Heute entsteht und besteht Öffentlichkeit dadurch, dass Informationen via MM öffentlich zugänglich gemacht werden. Die MM sind als Podium zu begreifen, auf dem gesellschaftliche Konflikte öffentlich und durchschaubar gemacht werden, um den Anforderungen der Demokratie gerecht zu werden. Kritiker sehen in dieser öffentlichen Darstellung von Politik allerdings mehrheitlich eine Dysfunktion: Die Informationsflut hat sich als kontraproduktiv erwiesen und die gesellschaftlichen Probleme sind schwieriger zu lösen. Die öffentliche Inszenierung wird zum Erfolgskriterium der Politik. Artikulationsfunktion: Die Medien fungieren als Sprachrohr für alle demokratisch akzeptablen Parteien, Verbände und Interessengruppen und daher muss jeder einzelne mit seiner wirklichen Überzeugung im Darstellungsraum der Medien vertreten sein. Nur dann kann ein ‚Volkswille‘ entstehen. Den Journalisten wird die Rolle des Übersetzers oder Vermittlers zugeschrieben. Man spricht auch von einer Korrelationsleistung: die Medien stimmen unterschiedliche Standpunkte aufeinander ab und so sind sie nicht nur Ausdruck der vorhandenen Meinungsvielfalt, sondern verringern diese auch in gewissem Masse. Politische Sozialisationsfunktion: Das politische System ist unüberschaubar geworden und Desintegrationstendenzen (politische Absentismen) sind bemerkt worden. Sozialisation bedeutet nun, die politischen Rollen (Parteien, Wähler, Demonstrant, etc.) transparent zu machen mit Hilfe der Medien. Erst dann kann eine aktive Teilnahme am politischen Geschehen ergriffen werden. Auch hier wird das Rollenverhalten hauptsächlich von der Familie, Schule, Freunde, etc. diktiert, dennoch bedarf deren Zeitgemässe Form sowie ihre rechtmässige Gestaltung aktueller Infos, die von den Medien geliefert werden. Politische Bildungsfunktion: Die Medien leisten einen Beitrag an der politischen Bildung der Staatsbürger. Diese Bildung ist absolut notwendig, damit sie sich eine Meinung bilden können, was wiederum für ein demokratisches Staatssystem notwendig ist. Kritik- und Kontrollfunktion: Wichtigstes Element des demokratischen Staates: Die MM lassen die Mitglieder der Gesellschaft, Interessengruppen und Parteien Kritik an die politischen Machtträger ausüben. Die MM führen einen vielstimmigen Dialog öffentlich vor Augen der R. Das Anbringen derartiger Kritik bedeutet in gewissem Masse auch Kontrolle: Die Veröffentlichung oder sogar schon die Angst davor führen zu einer Verhaltensänderung und zu Sanktionen durch zuständige Gremien. Dysfunktional wirkt die Tatsache, dass die Medien oft zur Publizität dienen und nicht immer die ganze Wahrheit öffentlich gesagt werden will oder kann. Es hat sich eine neue Form des Politikers herausgebildet – die Medien als „politischer Halblenker“. Die Voraussetzung dafür, dass ein solches System auch tatsächlich funktioniert ist die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Unabhängigkeit der Medien, die Vielfalt der medialen Inhalte und die Ausgewogenheit der Themen und Standpunkte. Ökonomische Funktionen • Zirkulationsfunktion: Umsätze (Geld) mussen gesteigert werden, Werbung soll Geld zum Zirkulieren bringen. • Kapitalverwertungsinstitutionen: Investitionsinstitution (Medien). • sozialtherapeutische Kunktion: den Reichen geht es nicht viel besser als uns. • Die ökonomischen Funktionen der MM sind die Leistungen, die sie für die mittelbare oder unmittelbare Kapitalverwertung (Gewinnerzielung) erbringen. Unter mittelbarer Kapitalverwertung versteht man die Investitionen in die massenmedialen Betriebe und der Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 11 von 11 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • • • • Verkauf von (elektronischen, chemischen, etc.) Geräten an die MM. Die unmittelbare Kapitalverwertung ermöglicht die Medien de MK schon alleine durch ihre Existenz. Zirkulationsfunktion: Die Medien sind Werbeträger für konkrete Interessen und unterstützen damit die Aktivierung der Ware-Geld-Beziehung und verkürzen auch die Umschlagszeit. Die Werbung vermittelt Produktinformationen in einer Pseudo-Realität, die besonders begehrenswert erscheint. Dazu gehört auch, dass die Funk- und Fernsehanstalten ihr Publikum animieren Empfangsgeräte zu kaufen. Dies geschieht durch die ideologische Festigung der kapitalistischen Produktions- und Machtverhältnisse im Rahmen der übrigen Medieninhalte. Wissensvermittlung: Die MM müssen die R entscheidungskompetent und handlungsrelevant machen, indem sie sie informieren. Sozialtherapie: Die Leute brauchen eine Entlastungs- und Kompensationsmöglichkeit für die Defizite, Zwänge und Anforderungen, die die eigene soziale Lage kennzeichnen. Bsp: Die Prominenten der Illustriertenwelt fungieren als Projektionsund Identifikationsobjekte, die dem Publikum als Repräsentanten einer Traumwelt entgegentreten und zu einer scheinbaren Teilhabe an Glanz und Reichtum verhelfen. Legitimationshilfe: Die Leute wollen die eigene Situation werten und bewerten können sowie die begegneten Zustände, Ereignisse und Verhaltensweisen rechtfertigen und gerechtfertigt kritisieren können. Bsp: Indem die Rezipienten zwischen Glück und Unglück hin und her befördert werden, soll ihr Einverständnis mit den herrschenden Verhältnissen und der daraus resultierenden klassen- und schichtspezifischen Verteilung von Lebenschancen erwirkt werden. Der Grad der Zufriedenheit soll mit der subjektiven Situation erhöht bzw. gefestigt werden. Mediale Funktion • nach innen: Integration, d.h. Eingliederung von Teilen in eine Ganzheit, oder Aufbau, resp. Wiederherstellung einer Einheit. • nach aussen: Beziehungen zwischen Systemen aufrecht erhalten (verschiedene Kanäle, politisch oder wirtschaftlich). • generell: Reduktion von Umweltkomplexität. 10. Was bedeutet kommunikative Kompetenz (von der „performance“ bis zum universalpragmatischen Ansatz)? Was bedeutet Medienkompetenz? • Kommunikative Kompetenz ist die Fähigkeit des Sprechers einen wohlgeformten Satz (grammatikalisch korrekt) in Realitätsbezüge einbetten zu können. Sowohl der Sprecher als auch der Hörer müssen kommunikationsfähig sein. • These: Jeder kommunikativ Handelnde weiss implizit, dass folgende Ansprüche wichtig sind damit Verständigung stattfinden kann. • Universal-pragmatischer Ansatz (optimale Kommunikation): • signifikantes Symbol: Zeichen, das eine dahinterstehende Idee/einen bestimmten Vorstellungsinhalt ausdrückt und diese Idee auch beim Kommunikationspartner auslöst, Verständlichkeit; verständlich ausdrücken, abschätzen, was für ein Vokabular der Partner hat und sich anpassen • Realitätsentsprechung: inhaltlicher Zugang, ständige Aktualisierung der Symbole, Wahrheit; Erfahrung, es muss über etwas gesprochen werden, das für den Sprecher und den Hörer einen Bezug zur Realität hat • normative Komponente: Zuverlässigkeit, Wahrhaftigkeit, Ironie, rhetorisch den Zugang erschweren; Wahrhaftigkeit; Glaubwürdigkeit; Abwesenheit von Lügen Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 12 von 12 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • soziale Komponente: Übereinstimmung in Werten und Normen, Richtigkeit, Inhalte werden von Publikum / Rezipient akzeptiert, beide müssen das Thema als „richtig“ empfinden. • Indem wir kommunizieren (immer mit Rücksicht auf die 4 oben genannten Punkte), setzen wir nicht nur die Anerkennung universaler Geltungsansprüche voraus, sondern handeln damit zugleich im Vorgriff auf eine ideale Sprechsituation, um deren Kontrafaktizität (nicht der Wirklichkeit entsprechend) wir implizit wissen. Jedes Mal wenn wir kommunizieren, handeln wir also so, als wäre die ideale Sprechsituation nicht blosse Fiktion, sondern jederzeit realisierbar. Jeder geht davon aus, dass er die gleichen Chancen hat wie der andere. • Praxisbezug / Fähigkeiten: • Feedbackfähigkeit: Eingehen auf Personen, zuhören, auch nonverbale Sprache decodieren können. • Emotionsrelevanter Wortschatz: eigene und fremde Emotionen verbalisieren können und so metakommunikativ den Beziehungsaspekt in der Kommunikation aufhellen. • Codewechsel: Sprachgebrauch Personengerecht differenzieren können à Zielgruppengerechte Sprache. • Medienkompetenz: Mediennutzer sollten in Zukunft sechs Strategien der Mediennutzung anvisieren: • Indifferenzstrategie: man reagiert kaum auf aggressive Information der Boulevardmedien. • Code-Kompetenz, welche Gesamttexte adäquat zu verarbeiten weiss. • Informationstechnische Kompetenz: Fähigkeit mit digitalen Medien zu arbeiten. • Beschaffungskompetenz: Man weiss wo man die gewünschte Info einholen kann. • Beurteilungskriterien: Einschätzung von Status und Qualität der Info. • Relevanzkriterien: Nachrichtenwerte werden auf ihre Wichtigkeit überprüft. 11. Über welche non-verbalen Zeichensysteme (Codes) verfügt der Mensch? Welche Leistungen erbringen diese Zeichensysteme? • • Proxemics, artifacts, haptics, kinesics, chronemics, physical appearance, vocalics Funktionen der nonverbalen Kommunikation: • Redundanz: Wiederholung (5 min Zeit, zusätzlich 5 Finger aufheben). • Substitution: Ersatz (sehr lärmig also Zeichensprache als Ersatz). • Modifikation: Abschwächung/Artukulation (auf Schulter klopfen nach Kampf, Streit). • Amplifikation: Verstärkung, Betonung (sehr wichtig!). • Kontradiktion: Aufhebung (ich sage etwas, zeige aber das Gegenteil durch Zeichensprache). • Proxemics: Wie benützen Menschen Raum um zu kommunizieren? Menschen brauchen ein Territorium und ihr persönlicher Raum. Das Territorium ist in primäre, sekundäre und öffentliche Räume aufgeteilt. • Haptics: Berührungen und was sie bedeuten. Es kommt dabei auf die Intensität, der Ort und die Häufigkeit der Berührungen und mit was berührt wird an. • Chronemics: Wie benützen Menschen die Zeit? Der Gebrauch von Zeit lässt sich in drei Kategorien einordnen: die technische Zeit, die formelle Zeit (Monate, Jahre, Tage) und die informelle Zeit, die nur im Kontext eines Kommunikationsprozesses definiert werden kann. Somit heisst es etwas anderes, wenn jemand pünktlich kommt oder die Zeit nicht so genau nimmt und ein bisschen vorher oder nachher ankommt. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 13 von 13 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • • • • • Kinesics: Körpersprache. Wie sich jemand bewegt kann etwas über den Hintergrund dieser Person aussagen. Körpersprache kann verbale Sprache unterstreichen und Gemütszustände aufzeigen. Physical Appearance: Der Körperbau einer Person sagt für andere etwas über diese Person aus (Sportler, Fett = ruhiger Mensch, etc.). Extrem wichtig bei ersten Eindrücken: you never get a second chance to make a first impression. Vocalics: Tonlaut. Kann aufzeigen, was Leute für eine Beziehung zueinander haben, welche Stimmung sie haben, etc. Hinterlässt einen ersten Eindruck bei anderen Leuten. Artifacts: Statussymbole, Gegenstände. Die Wohnung einer Person kann viel über die Interessen und die Persönlichkeit dieser Person aussagen. Die nonverbale Kommunikation ergänzt, ersetzt, betont die verbale. Sie beeinflusst die Glaubwürdigkeit und schafft erste Eindrücke. Sie sagt aus, wie gern man jemanden hat, widerspiegelt den sozialen Status, und gibt Auskunft über Emotionen. Wenn die gesandte Nachricht nicht eindeutig ist, tendieren Erwachsene dazu, sich auf die visuellen Zeichen mehr zu verlassen als auf die akustischen. Akustische Signale wiederum werden ernster genommen als verbale. 12. Versetzen Sie sich in die Lage über die wichtigsten Ansätze der Medienwissenschaft zu referieren, nämlich: 12.1. Normative Publizistik (Dovifat): Publizistik ist Tat! • Fragestellungen: Wie kann ich ein guter Journalist sein? Wie kann Tat in der Gesellschaft sein? • Die Aufgabe der Zeitungswissenschaften ist es, die Erforschung des Wechselspiels zwischen den geistigen und materiellen Faktoren der Zeitung in den Griff zu bekommen. • „Publizistik als öffentlich bestimmter und öffentlich bewirkter Einsatz aller Mittel, die Öffentlichkeit in Wissen und Wollen zu bestimmen.“ • Publizistik: • Öffentlichkeitscharakter. • vollzieht sich auf der Grundlage weltanschaulicher Haltungen. • erhebt (geistigen) Führungsanspruch (Journis übernehmen Führungsrolle). • Der Sender wirkt auf den Empfänger meinungs- und willensbildend ein (vertikal und normativ von K zu R). • kann Zwangscharakter einnehmen. 12.2. Systematische Publizistik (Hagemann): Gegenstand der Publizistik ist die öffentliche Aussage von Bewusstseinsinhalten! • öffentliche Kommunikation: in Demokratien; als aktuelle Kommunikation; im Dienste des Publikums. • Publizistik und deren Wirkungen geschehen einseitig und linear vom Aussageträger (Journalist, Redner, Prediger) evtl. über ein Medium zum Aussageempfänger (Leser, Hörer, Seher). • Systematisierung des publizistischen Prozesses, also Entstehung, Verarbeitung, Verbreitung und Aufnahme publizistischer Aussagen. Ausgangspunkt und Endpunkt der öffentlichen Aussage ist der Mensch. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 14 von 14 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • Publizistik vollzieht sich öffentlich, hat Aussagen zum Gegenstand, deren besonderes Merkmal die Aktualität ist (gilt auch für originärpublizistische Publizistik (Redner, Predigt, Strassentheater, etc.)). • Die drei Grundelemente der Publizistikwissenschaft: • Systematik der Öffentlichkeit: Er differenziert zwischen räumlich versammelter Vielheit und räumlich verstreuter Vielheit. • Systematik der Aussage: einfache (nur Sprache; nur Mimik) gegenüber zusammengesetzter Aussage (Sprache und Mimik); Aussageträger grenzt er von den Aussagemitteln ab, die er in körperliche, geistige und technische untergliedert. Er unterscheidet auch zwischen Aussagemotiven (spontane, intentionale, instrumentale) und Aussagezielen (Unterrichtung, Belehrung, Beeinflussung). • Systematik der Aktualität: primäre (unmittelbar Wichtiges), sekundäre (seit längerer Zeit gültig Aktuelle), künstliche (erzeugte, protegierte) und ideelle Aktualität (dauernd gültige Werte). • Unterschiede zur Normativen Publizistik: Verzicht auf Führungsaspekt, intensive Hinwendung auf die Analyse der Motive und Wirkungen der Publizistik, deutliche sozialwissenschaftliche Orientierung. • Diese Systematik ist für alle Medien anwendbar, gestattet im Prinzip auch noch heute die systematische Beschreibung und Ordnung publizistischer Erscheinungen und wird als gesellschaftlicher Prozess gesehen und verstanden (und nicht nur als historisches, politisches oder wirtschaftliches Phänomen). 12.3. Funktionale Publizistik (Prakke): Alle Publizistik ist Zwiegespräch! • Feedback und Feedforward! • Optimierung der Verstehensprozesse/Kommunikationsprozesse. • In diesem Ansatz wird der Prozessablauf publizistischer Kommunikation nicht als vertikal und einseitig verlaufend gesehen (also vom Sender ausgehend hin zum Empfänger). Kommunikator und Rezipient verständigen sich gewissermassen via Medien als Kommunikationskanäle über Themen, die von gesellschaftlicher Relevanz sind. Zudem ist der Kommunikator aufgrund der Inspiration und Reaktion durch den Empfänger motiviert, den Bedürfnissen der Empfänger entsprechend zu publizieren. • Die zwischenmenschliche Kommunikation wird zur Publizistik, wenn sie öffentlich vor sich geht und aktuelle Bezüge nachweist. • Neu: Kommunikator und Rezipient werden als gleichberechtigte Gesprächspartner, die dialogisch über die Medien miteinander kommunizieren. • Das Zwiegespräch der Gesellschaft ist determiniert durch: • den für den Kommunikator und Rezipient gemeinsamen soziokultulturellen Hintergrund (beide leben unter ähnlichen gesellschaftlichen Bedingungen). • die kommunikativen Bedürfnisse nach Information (Unterrichtung), Kommentar (Meinungsbildung) und Unterhaltung (Freizeitgestaltung). • sowie vor allem diese dem Kommunikator gegenwärtige Bedürfnissituation, durch die er ständig inspiriert wird und entsprechend publiziert. Die Rezipienten reagieren durch Annahme oder Ablehnung à feedback. • Die besondere Leistung der „funktionalen Publizistik“ liegt zweifellos darin, publizistische Kommunikation als gesellschaftliches Phänomen und als gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit erkannt zu haben. Sie orientiert sich an den kommunikativen Bedürfnissen der Gesellschaft, die rückgekoppelt werden und durch die Medien abzudecken sind. • Kritik: Kommunikator und Rezipient werden als gleichberechtigte Partner gesehen, was nicht der Realität entspricht sondern nur der Idealfall ist. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 15 von 15 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 12.5. Systemtheoretische Ansätze: Was ist ein System? (Zusatzblatt: Schlüsselwörter) • Gesamtheit mit verschiedenen Elementen • Veränderung von Strukturen. • „Ganz allgemein versucht die Systemtheorie die Zusammenhänge zwischen Struktur und der Funktion von Systemen – unserenfalls von Kommunikationssystemen – zu erhellen, die Relation zwischen deren Elementen oder Subsystemen zu bestimmen sowie diejenigen zwischen gegebenen Systemen und ihren Umwelten.“ • Denken in Ganzheiten unter Einbezug der Umwelt. Wichtig ist der Zusammenhang zwischen der inneren Organisation eines Objektes mit Gegenständen aus der Umwelt. • Die Leistungen sozialer Systeme bestehen in der Reduktion von Umweltkomplexität und Umweltvariabilität. • Mit Struktur eines Massenkommunikationssystems ist die Verfasstheit, die Beschaffenheit des Systems gemeint. Mit Funktion eines Massenkommunikationssystems sind die gesellschaftlichen Leistungen der Massenmedien gemeint. • Strukturell-funktionaler Ansatz: Das Grundanliegen ist die Regulierung und Bestandserhaltung des Systems. Das bedeutet, dass die vorgegebenen und erhaltenen Strukturen, die Handlungsmuster bestimmen und selbst Leistungen im funktionalen Sinne für das System erbringen. • Funktional-struktureller Ansatz: Im Gegensatz zu der strukturell-funktionalen Systemtheorie, die von der Unabänderlichkeit der Strukturen und der Aufrechterhaltung des Systems ausgeht und in den Systemstrukturen selbst Leistungen für das System sieht, versucht die funktional-strukturelle Systemanalyse Aussagen darüber zu erlangen, welche Aufgaben hinsichtlich der Struktur und Funktionsüberprüfung und –revision ein System zu lösen hat, wenn es fortbestehen will. Dieser Ansatz wird auch als Theorie sozialer Bedürfnisse angesehen. • Unterschiede zwischen strukturell-funktional und funktional-strukturell: funktional-strukturell (Publikum: Was erwartet es?) Structures follow strategies; dominante, übergeordnete Ziele, die eine Zeitung erreichen möchte. Diese haben Konsequenzen auf die Strukturen. strukteller-funktional (Wie funktioniert eine Zeitung in der Produktion) Die Struktur hat Konsequenzen auf die Funktion. • Strukturell-funktional Die Strukturen eines Massenkommunikationssystems einer Gesellschaft werden als gegebener Bezugsrahmen für die Funktionen (Leistungen) des Massenkommunikationssystems vorausgesetzt. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Funnktional-strukturell Das System besteht in sich und durch sich. • Strukturelemente auf der Ebene von Handlungen. • System besteht aus Personen, bzw. Strukturen. • Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 16 von 16 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • Die Strukturen eines Massenkommunikationssystems einer Gesellschaft werden nicht als gegebener Bezugsrahmen vorausgesetzt; sie sind ebenso Gegenstand der Analyse wie die Funktionen. • Das System besteht in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. • Strukturelemente auf der Ebene von Erwartungen. • System besteht aus Handlungen, bzw. Funktionen. 12.6. Kritische Publizistik • Kritik: affirmativer Charakter der Medien, mentale Verblödung des Publikums durch die Medien, fehlende Kritik. • Kulturindustrie (Massenkultur à keine spontane Kultur, Produkte werden planvoll hergestellt und sind auf den Konsum zugeschnitten à Vorwegnahme des Publikumsgeschmackes). • Machtorientiert, Waren, Bewusstseinsindustrie, Status Quo, affirmative Charakter. • Uniformität der Produkte, die aus den Medien kommen. Die Medien bestimmen was und wie ihre Kunden denken. Massenmedien als Bewusstseinsindustrie. • Verschmelzung von Unterhaltung und Kultur, die herrschaftsstabilisierend und antiaufklärerisch wirkt. • Warencharakter der modernen MM, Kommerzialisierung der MM. • Die Medien nutzen ihre enorme Macht selbstsüchtig aus, besonders in den Bereichen der Politik und Wirtschaft. Nur die Meinungen der Besitzer werden veröffentlicht. • Der Neueinstieg ist schwierig, der Markt der Medien wird durch die ‚business class‘ kontrolliert. • Die Medien verhindern den sozialen Wandel. Sie vermitteln nur unwichtige und oberflächliche Infos à Verblödung des Publikums. • Die Medien verletzen die öffentliche Moral, weil sie keinen Respekt vor der Privatsphäre haben. • Produktion: Jene, die im Besitz der Medien sind, oder jene, die über die Medien verfügen bestimmen als Herrschende die Medieninhalte, in denen individuelle und gesellschaftliche Erfahrung nur vorgegeben und vorgetäuscht, nicht jedoch widerspiegelt wird. • Distribution: Sie wird von den Herrschenden gesteuert und erfolgt – geprägt v.a. durch starke, ökonomische Abhängigkeit von Anzeigen- und Werbeeinnahmen – unter denselben Verwertungsbedingungen und Zwängen der Profitmaximierung, unter denen die Medienprogramme und –inhalte stehen. • Konsumption: Die Medieninhalte zwängen falsche Bedürfnisse auf und spiegeln nur scheinbar den relevanten Gesamtsinn der Gesellschaft, also ihre individuellen und gesellschaftlichen Erfahrungen und Bedürfnisse wider. Der Rezipient ist diesen Inhalten hilflos ausgesetzt und wird von ihnen manipuliert. • Einige wenige machen Programme für die vielen anderen. Ein Sender, viele Empfänger. Einlullen der Empfänger (d.h. keine Solidarisierung der Massen), inaktive, unkritische Aufnahme durch die Rezipienten, Entpolitisierungsprozess (Anpassen kontroversieller Interessen und Disparitäten), verzerrte, gestaltete, verfälschte und überästhetisierte Wirklichkeitsdarstellung, Medienproduktionsmittel in Besitz und Verfügungsgewalt einiger weniger. • Zentraler Kern: Die kritische Publizistik postuliert die Umwandlung der traditionellen, repräsentierten, bürgerlichen Öffentlichkeit in eine spontane Gegenöffentlichkeit. Das bedeutet: • Vergesellschaftung der Massenkommunikationsmitteln. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 17 von 17 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • Aufhebung der bisherigen Trennung von Hand- und Kopfarbeit sowie von Produzent und Konsument. • Organisation von Bedürfnissen und Interessen. • Vergesellschaftung sämtlicher Bildungsgüter für alle (und nicht nur für eine elitäre Minderheit). • Aktiver und passiver Zugang aller zu den MM. • Mitbestimmung in allen Bereichen der massenmedialen Produktionen durch Publikums- und Programmbeiträge. • Gründung von Anzeigen- und Werbegenossenschaften mit der Konzentration publizistische Macht zu verhindern. • Veränderung der massenmedialen Inhalte gegen die Masse • Herstellung einer politischen und proletarischen Öffentlichkeit • Publizistische Emanzipation durch öffentliche Artikulation der Bedürfnisse und Interessen. • Die Medieninhalte werden nach Gesichtspunkten der Verkäuflichkeit und Attraktivität und somit der Gewinnmaximierung ausgewählt und gestaltet. • Die Medienprogramme lenken aufgrund ihres scheinbar informativen Gehalts die Rezipienten von ihren objektiven Interessen und wahren Bedürfnissen ab à Manipulation. • Das Ziel ist nicht die Distribution massenmedial vermittelter Kommunikationsinhalte, sondern die absolute und gesellschaftliche Kommunikation durch den Austausch von Informationen über die objektiven Interessen und Bedürnisse der Massen. 12.7. Systematisch-ökologische Ansätze (siehe Beiblatt) • Welcher ist der Anteil der Medien an der Qualität unseres Lebens? • Menschen als Individuen • Das Konfliktfeld ist unlösbar! Wir gestalten unsere Lebenswelt mit diesen Problemen. • Medienökologie: Beziehung zwischen Mensch und Umwelt. • Erfahrungen: aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt (mediale Ebene). • à Der Mensch konstruiert die Lebenswelt, die Medien sind massgeblich daran beteiligt. • Der Mensch ist integriert in der materiellen und sozialen Umwelt, die uns prägt. Wir nehmen auch Einfluss auf sie und das wirkt wiederum auf das Individuum ein als auch auf die MM. Gegenseitige Beeinflussung Medien-Umwelt. • Analytische Rekonstruktion der Medienwirkungen (Ist-Zustand) und soweit er vom SollZustand abweicht, die gesellschftlichen Aufgaben. Was möchten wir als Gesellschaft mit Hilfe der Medien erreichen und welche Aufgaben ergibt sich daraus? à Ziele. • Es existiert ein Konfliktfeld zwischen dem Individuum und der Zugehörigkeit in der Gesellschaft. Als grosser Egoist kann ich für die Gesellschaft unerträglich (negativ, dysfunktionale) werden. Doch die Wirtschaft versucht Egoismus aus kreativen Menschen herauszukitzeln und will so Profit machen. 13. Was ist eine Theorie? • • • • verbale Erfassung der Realität. Set empirisch überprüften Hypothesen. Erklärung von Phänomenen und Prognosen erlauben Denkwerkzeuge, die uns den Zugang zur Realität, durch Rekonstruktion der Realität mittels Begriffen, ermöglichen sollen. Theorien werden empirisch überprüft. • Erkenntnis von Zusammenhängen. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 18 von 18 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 13.1. Einzelmedientheorien • Radio im Dritten Reich: Wesen des Radios ist Führungsinstrument. • isolierte Betrachtung einzelner Medien. • Radiotheorie (Brecht): Der Rundfunk soll kein Distributionsapparat (nicht nur Verteiler und Verbreiter von Programmen) sein, sondern ein Kommunikationsapparat (muss Verständigungsmittel werden). Er soll die Hörer selber als Lieferanten organisieren und so einen autonomen Produktionsprozess von Erfahrungen und Bedürfnissen ermöglichen, nicht zuletzt, um die Herrschenden zu entlarven und zu denunzieren. Kritik an die Macher (Produzenten). • Filmtheorie (Balazs): Jeder soll Filme machen, um durch die Darstellung seiner Erfahrungen und Bedürfnisse die objektiven Interessen und Probleme aufzeigen zu können und somit auch eine vom Monopol der herrschenden Klasse unabhängige Massenkultur zu schaffen. Filmtheorie ist Rezeptionstheorie (bezieht sich auf Zuschauer). Der Film ist ein neues Organ des Menschen, die Welt zu erleben und Sinnlichkeit emanzipatorisch zu entwickeln. Jeder Film ist Kultur / Kunst (sichtbare Sprache, Erhöhung der Kultur). • Arnheim: Film ist nicht nur Reproduktion der Realität, sondern Kunst. Kameraperspektive = Manipulation, Selektion à daher ist der Film gestaltet. Der Film als Medium schafft Realität, er bildet sie nicht nur ab. • Montage: Summe von Einzelteilen. • Bazin: Ästhetik des dargestellten, realistischen Inhalts. 13.2. Medientheorien (Maletzke) • gesellschaftliche Einbindung der Medien • Medien in Abhängigkeit der Werbewirtschaft, Medien als Produktionssystem und Distributionssystem • Publikum – Rezipienten • Kommunikator: die Auswahl der Nachrichten ist beeinflusst durch Selbstbild, Persönlichkeit, soz. Beziehungen, Institution, Team (Redaktion), etc. Zwang der Öffentlichkeit (kritisches Beobachten der Interessengruppen und Parteien), Zwang der Aussage, bzw. des Programms (muss stimmen, weil er sich öffentlich festlegt), des Medium (stellt spezifische technische und dramaturgische Bedingungen). • Rezipient: die Selektion der Nachrichten ist beeinflusst durch Selbstbild, Persönlichkeit, soz. Beziehungen, etc. Zwang der Medien (sie bestimmen bestimmte Erlebnis- und Verhaltensweisen durch die Sendezeiten, Rezeptionstechniken). • Medien: zeichnen sich durch die Eigengesetzlichkeiten aus (Radio durch andere als Zeitungen). • Aussage: Maletzke misst ihr relativ wenig Bedeutung zu, sie ist ein nötiges Element. • Im Gegensatz zum funktionalpublizistischen Modell von Prakke, geht Maletzke davon aus, dass Feedback des Rezipienten selten ist. Trotzdem hat er die Auffassung, dass K und R ein Bild von einander haben und sich bedingt ‚kennen‘. 13.3. Gesellschaftlichskritische Medientheorien (vgl. 12.6.) • Erklärung von Realität mit all ihren Problemen. • normative Aspekte (Funktionalität / Disfunktionalität, positiv / negativ) • Das Publikum als Verfügungsmasse von ‚Massenmedien‘, wobei die erhebliche Adaptationsfähigkeit und Flexibilität moderner kapitalistischer Gesellschaften, die durchaus Chancen für die Teilnahme und Selbstverwirklichung von Individuen bietet, aus dem Blick gelassen wird. • Isolation, Entfremdung (Industrialisierung). Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 19 von 19 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • • • • • Unterscheidung von Gesellschaften (Markt) und Gemeinschaften (Tradition) à Markt, Isolation und Tradition Kritik der Massengesellschaft und der Massenkultur: ‚Massenphänomen‘: Auflösung der Wertsysteme, Zerstörung traditioneller gesellschaftlicher Beziehungen, Isolation und Entfremdung, moralische und ästhetische Barbarei als Folgen der veränderten gesellschaftlichen Strukturen des 19. Jhdt. und z.T. Medien als Träger der Schuld. Gefahr der Kommerzialisierung und ökonomischen Konzentration durch die MM. Auf der anderen Seite machen die MM mit ihrem schnellen Nachrichtentransport und ihrem Einfluss auf demokratische Öffentlichkeit das Zusammenleben in der modernen Gesellschaft überhaupt erst möglich. Gefahr einer totalitären Gesellschaft. Kritische Theorie: Einflüsse der Medienindustrie als Kulturindustrie auf das Bewusstsein der Menschen, Uniformität der Produkte, die aus den Medien kommen. Die Medien bestimmen was und wie ihre Kunden denken. Totalität von Repression und eindimensionale Geschlossenheit. Verschmelzung von Unterhaltung und Kultur. Warencharakter der modernen MM wird kritisiert. Die Theorie verharrt aber in der Negation bestehender Verhältnisse und sie verweigert den Praxisbezug im Sinne von Handlungsalternativen. Trivialität, repressive Toleranz, Amusement. Historischer Materialismus: Fragen der gesellschaftlichen Kontrolle bzw. des Besitzes an den Medien und Probleme der Formung der Menschen auf der Grundlage bestimmter Produktionsverhältnisse (Schlüsselbegriffe: Klasse und Ideologie) à Monopolisierung. Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein, also soll geklärt werden, welche gesellschaftlichen Faktoren hier wirken. Im Zentrum stehen die Eigentumsverhältnisse des Mediensystems. Praxisbezug bedeutet Veränderung der Besitzverhältnisse. Zentralisierung, Verlust der kritischen Öffentlichkeit (Werbung, Publikum). Liberal-pluralistisches Denken (Gegenteil der anderen drei anderen Theorien): Die Massenmedien sollen dazu beitragen, den Pluralismus von Informationen und Meinungen herzustellen, der die Grundlage für die Demokratie bildet. Die Aufgaben der kommunikationswissenschaftlichen Beschäftigung mit den Medien und dem Journalismus beinhaltet die Bedingung für Informations- und Meinungspluralismus zu analysieren und zu reflektieren, die Offenheit von Mediensystemen zu beurteilen, die Bedingungen in Medieninstitutionen zu analysieren, Wirklichkeitsmodelle der Medien zu bewerten und die Voraussetzungen deutlich zu machen, die Journalisten erfüllen müssen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Medien in pluralistischen Demokratien, Wettbewerb der Ideen, öffentlicher Diskurs, Konfliktaustragung à Medien als Podien, mündige Bürger. 13.4. Systemtheoretische Medientheorien (Parsons, Luhmann) • Gesellschaftstheorien mit Medienaspekten drin. • Die Gesellschaft ist in drei Teilbereiche gegliedert, in denen die Möglichkeit von Verständigung mit Hilfe von Spezialsprachen (Geld à Macht) vereinfacht / ermöglicht wird (Luhmann). • Parsons: (strukturell-funktional) • Medien als Steuerungsmechanismen in sozialen Systemen à Steuerungsfunktion. • Medium nicht als Transportmittel sondern als Sondersprache. Diese gibt die Bedeutung an (Geld, Macht, Einfluss). • Das Medium als allgemein verständliches Austauschmittel im Sinne eines symbolischen Mediums. Jeder versteht in seinem Teilsystem diese Sprache und so kann kommuniziert werden. • In der Wirtschaft wird Geld akzeptiert, in der Politik Macht und in der sozialen Integration Einfluss. • Luhmann: (funktional-strukturell) Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 20 von 20 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • • • • • • Medien als Codes für die Kommunikation in sozialen Systemen à Problemlösungsfunktion. Er hat die Teilsysteme kategorisiert (siehe Beiblatt) Erachtet die Kommunikation als unwahrscheinlich, da durch die vielen Selektionsvorgängen ein riesiges Spektrum entsteht (Aussage, Medium, Noise,...). Durch das Medium des Teilsystems wird dies aber etwas mehr eingeschränkt. Jeder akzeptiert das Medium und dient so zur Förderung des Verstehens bei. System verstanden als eine Einheit (Bsp: CH = System à Medien) Die Medien haben folgende Aufträge: nach innen: Integration; nach aussen: Beziehungen zwischen Systemen aufrecht erhalten; generell: Reduktion von Umweltkomplexität. Integration: Aufbau, resp. Wiederherstellung einer Einheit / Eingliederung von Teilen in eine Ganzheit. 14. Umfassende Betrachtungsweisen 14.1. Kommunikation und individuelle Evolution • Entwicklung der Gesellschaft am Beispiel des Einzelwesens und als Gesellschaft. • Der Mensch als Mängelwesen: Abhängigkeit von Essen und Information à Bedürfnisbefriedigung oder Überwindung von Mängel à in gesellschaftliche Ordnungsfragen: Wer kann die Medien leiten/führen. • Die Evolution der Kommunikation ist eine notwendige Voraussetzung für die Evolution der Gesellschaft. • Primitive und archaische Gesellschaftsordnung: Das Entstehen der Sprache hat zu effektiveren Formen von Kommunikation geführt und ermöglichte den Primaten den Übergang vom Gruppenleben zur archaischen (menschlichen) Gesellschaft. Die Grösse der Gesellschaft war limitiert, weil die Erreichbarkeit der Mitglieder Voraussetzung fürs Funktionieren der Gesellschaft war. • städtisch zentrierte Hochkulturen: Mit der Entwicklung der Schrift und des Drucks konnte die Reichweite der Kommunikation vergrössert werden. Die Anwesenheit der Mitglieder der Gesellschaft war nicht mehr nötig; räumliche und zeitliche Distanzen wurden überbrückbar; unbekannte Personen konnten erreicht werden à stätdische Hochkultur. • Weltgesellschaft (technisch-industrielle fundierte Gesellschaftssystem): Mit den Möglichkeiten der MM kann Kommunikation auf globalem Niveau stattfinden. Theoretisch können alle Menschen zur gleichen Zeit die gleiche Realität erleben oder in greifbare Nähe bringen (Luhmann). Wissen kann weltweit verbreitet werden: Die Welt wird zum globalen Dorf à man kann sich überall auf der Welt ohne grösseren Probleme zurechtfinden. • Informationsgesellschaft: Transport von Information wird zu einem wichtigen wirtschaftlichen Ziel. Vorindustrielle – industrielle – postindustrielle Gesellschaft (Infogesellschaft). Die Etablierung von Kommunikationsnetzen wird extrem gefördert. • Der Mensch ist ein Mängelwesen: er kompensiert seine Unspezialiertheit durch die Ausbildung von Sprache und begrifflichem Denken, die Tradition von Erfahrungen und das Entstehen von Kultur, d.h. der Mensch schafft sich eine eigene Realität, weil sie nicht wie bei den Tieren von der Natur gegeben ist (Er macht sich selber zu dem, was er ist). Mangels genetischer Verhaltensdeterminanten besitzt der Mensch eine erhöhte Lernbereitschaft. Dadurch ist der Mensch angewiesen auf andere, um zu überleben à soziales verhalten. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 21 von 21 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften 14.2. Evolution durch Kommunikation (Beiblatt) • ORAL; LIT (Schriftlichkeit; konservierbarkeit von Information); DRUCK (schnelle Verbreitung, Alphabetisierung); ELEKTRONISIERUNG (jede Sprachform speicherbar / fixierbar machen zu können à Rückkehr des Analphabetismus, weil Schrift nicht mehr nötig ist). • Oral: Am Anfang war die Gebärde (Lautgebärde und sichtbare Gebärde) das einzige Verständigungsmittel. Es ist die Sprache der Natur und sie passiert unbewusst. Man weiss gar nicht, dass man kommuniziert. Der Mensch ist Herr seiner Gebärden geworden und hat angefangen, sie bewusst und zielgerichtet einzusetzen. Der Mensch hat die Fähigkeit gewonnen das Hier und Jetzt zu überschreiten und über Vergangenes oder Zukünftiges zu berichten. Diese Fähigkeit der Reflexion und die Entwicklung eines Bewusstseins über die eigene Existenz waren die Voraussetzung zur Entwicklung der Sprache. Der Mensch hatte einen existentiellen Zwang die Sprache zu erfinden, denn, im Gegensatz zu den Tieren, existiert für ihn keine artspezifische Umwelt. In dem Moment, in dem der Mensch mimische und Lautgebärden benutzte, deren Bedeutung nicht instinktmässig programmiert war, musste er sich mit seinem Kommunikationspartnern über diese Bedeutung verständigen. Man musste sich also darüber verständigen, was die Wörter bedeuten sollten, was z.B. auch Vergangenheit und Zukunft bedeuten sollten. Diese Verständigung über die Verständigung ist eine Metakommunikation (Voraussetzung zur Elaboration der Sprache). • Schrift: Aus Spuren werden Zeichen, d.h. sie werden bewusst eingesetzt, um etwas mitzuteilen. Sie sind örtlich, aber nicht zeitlich gebunden. Die Schriftsprache ist aus Bilderschriften entstanden. Einerseits hatte sich aus der Gebärde die Sprache entwickelt, andererseits aus der Spur das objekthafte Zeichen. In der Schrift, aufbauend auf Zeichnungen und Bildsprachen werden jetzt beide Entwicklungen zusammengeführt. Die Sprache wird gespeichert und für andere Augenblicke, Situationen und Zeiten zugänglich gemacht. Erst durch die Tontafeln und Erfindung des Papiers ist die Schrift nicht mehr örtlich gebunden. Die Schrift wurde nur von einer elitären Schicht benutzt, weil sie Wissen und Macht bedeutete. Als der Druck kam, wurde die Vervielfältigung ermöglicht und die Schrift einer grösseren Anzahl Leuten zugänglich (Alphabetisierung). Das Wissen konnte von allen erlangt werden. • Elektronische Medien: Zeit und Raum kann nicht nur wie bisher in verschlüsselten sprachlichen Mitteilungen überwunden werden, sondern das Geschehen selber kann scheinbar miterlebt werden, über weiteste zeitliche und räumliche Distanzen hinweg. Wir können an Geschehnissen teilhaben, die ausserhalb unserer Reichweite sind. 14.3. Konstruktion von Realität durch Massenkommunikation • Das TV bringt Realität in unsere Stuben. • Unser Weltbild ist überwiegend ein Bild aus zweiter Hand. Es ist zum guten Teil ein Medienweltbild. Über MM und auch über die Medien der direkten Kommunikation, Sprache und Gesten, nehmen wir dieses Weltbild auf. Dieses Medienweltbild wirkt so stark in uns, dass wir sogar diejenigen Erfahrungen und Wahrnehmungen, die wir leibhaftig machen, sozusagen durch diese Brille dieses Medienweltbildes betrachten. • Unser Weltbild wird durch die Medien und den daraus folgenden Konsens mit dem Individuum aufgebaut. Ohne Konsens würde jedes Individuum anders reagieren und Kommunikation wird verunmöglicht. • Nun wird das gesamte Mediensystem als generalisiertes Medium betrachtet, was aus allen Medien einen Teil unseres Weltbildes macht (in unserem gesamten System und nicht in einem Teilsystem). Es beinhaltet eine Steuerungsfunktion, Problemlösungsfunktion und soziale und personale Systeme à Die Medien werden ausserhalb von uns bleiben, sind Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 22 von 22 Theorien der sozialen Kommunikation und Medienwissenschaften • • • • • aber stets in unsrem Unterbewusstsein. (Ist TV das Fenster zur Wirklichkeit, oder macht TV ein Fenster der/einer Wirklichkeit?). Bei unserer Wahrnehmung der Realität spielen die Medien eine grosse Rolle, weil sie viele Informationen über verschiedene Kanäle liefern. Sie sind in ihrer Entwicklung geprägt worden und haben sich auch unseren Gewohnheiten angepasst. Durch die MM wird unser Verhalten in Sachen Wirtschaft, Politik, Wissen, usw. erst ermöglicht. Sie konstruieren unsere Realität mit. Konstruktionen: Wirklichkeitsentwürfe, deren Individuen ihrer sozialen Bedingungen unterworfen sind. Es sind Erlebniswelten, wo Wahrnehmen, Denken, usw. durch Modelle geprägt sind. Der Fernseher bildet nicht nur Realität ab, sondern bildet diese durch Abbildungen um. Diese Neuschaffung (Einflussnahme) lässt uns eine neue Realität konstruieren. Der erste Beobachter (Journalist) ist unsichtbar. Kommunikationswissenschaftler als 2. Beobachter schauen das kritisch an, weil sie sich dessen Bewusst sind. Erfahrungswirklichkeit und Medienwirklichkeit. 14.4. Kommunikation im Kontext von Politik, Wirtschaft und Kultur • Offenes Mediensystem (Kapitalismus): Rezipient-zentriert. Die Mediensysteme sollen als soziales Subsystem offen sein für Informationsangebote und Einflüsse aus allen gesellschaftlichen Subsystemen. Das bedeutet aber nicht, dass die Medien nicht nach ihren eigenen Strukturen und Operationsweisen Realität konstruieren. Prinzipiell kann alles als Primärinformation erklärt werden und damit durch das ‚Recht der Öffentlichkeit auf Information‘ geschützt wird. Auf diese Weise lässt sich fast jede Art von Veröffentlichung als gesellschaftlich ‚funktional‘ rechtfertigen. Auch kann jeder Trend aufgegriffen werden und als Wunsch oder Bedürfnis der Bevölkerung ausgegeben werden. Ereignisse werden mit Blick auf das (angebliche) Publikumsinteresse künstlich geschaffen, bzw. umgestaltet. Journalisten sind von Vermittlern und Kontrolleuren längst zu Veranstalter geworden. • Geschlossenes Mediensystem (Kommunismus, Sozialismus, Totalitarismus): Senderzentriert. Legalisierte Einflussnahme durch bestimmte Subsysteme, im allgemeinen durch das politische Subsystem. Dies bedeutet die explizite Einbindung der Medien und ihrer Nachrichtengebung in eine staatliche Ideologie. Die Medien werden als zentrales Element der Gesellschaft und insbesondere als Element der gesellschaftlichen Veränderung definiert. Fragekatalog Bosshart 1998/1999 Antworten von Stéphanie Kioutsoukis Seite 23 von 23