Isolierte Pflanzenzellen für stoffwechselphysiologische Untersuchungen UJrich Kuli, Stuttgart Aus einer Vielzahl pflanzlicher Gewebe kann man heute isolierte Zellen gewinnen. In der Regel geschieht dies durch enzymatische AUflösung der MittellamelIen. Die so isolierten Zellen werden dann in Suspensionskulturen in geeigneten Nährmedien vermehrt. Daneben hat in den letzten Jahren die Herstellung und Kultur von-Protoplasten immer größere Bedeutung gewonnen. Dazu wird die Zellwand durch Enzyme (Pectinasen und Cellulasen) vollständig abgebaut. so daß nackte, wandlose Zellen vorliegen (t). Der Vorteil der Verwendung isolierter Zellen liegt einmal darin, daß Methoden der Mikrobiologie auf physiologische Untersuchungen an höheren Pflanzen angewendet werden können. Zweitens wird durm salme Untersuchungen erkennbar, weldle Vorgänge in höheren Pflanzen auf dem Niveau der einzelnen Zelle ablaufen und welche die Integration eines Gcwebes oder eines Organs erfordern. Zellorganellen und Membranen Protoplasten ermöglichen die schonende Isolierung von Zellorganellen. Da ihnen eine Wand fehlt, sind die von tierischen Zellkulturen bekannten Methoden bei den pflanzlichen Protoplasten im Prinzip ebenfalls anwendbar. So wird es möglidJ. einzelne intakte Organellen und Ihre begrenzenden Membranen auf die Lokalisierung von Metaboliten, von Enzymen, von Rezeptoren (zum Beispiel von Phytohormonen) zu untersuchen und Stofrwechselvorgänge in bestimmten OrganelIen genauer zu charakterisieren. Ferner können Transportvorgänge und möglicherweise auch andere zeitliche Veränderungen an den Membranen von Organellen untersucht werden. Eine schonende Gewinnung intakter fragiler Organellen. beispielsweise von Zellkernen (2] und Vakuolen (3J über Protoplasten ist mehrfach beschrieben worden. Auch das eylosol kann gewonnen werden. Dadurch wurde zum Beispiel nachgewiesen, daß der Aktivitätsanstieg der Flavanon-Synthese im eylosot der Anthocyanvermehrung im Gewebe parallel Iä.uft (4). Dieser Befund ist von Interesse im Zusammenhang mit der Diskussion der Frage. welche Funktionen die FlavonoidsynUtesevorgänge in den Plastiden und im eytosol haben. Uber die Lokalisierung der Fettsäuresynthese bei höheren Pflanzen gibt es einander teilweise widersprechende Angaben. An Zellkulturen von Soja wurde nun gezeigt, daß Proplastiden das Multienzymsyslem enthalten (5) und daß die Fettsäuresynthese in aufgebrochenen ProplastIden durch Zugabe von Acryl-Carrier-Protein stimuliert wird (45] . Mittlerweile wurde an intakten grünen Geweben von Spinat bestätigt, daß die Fettsäuresynlhetase ausschließlich in Plastiden lokalisiert ist (461 . Die Untersuchungen zur Kompartimentierung bestimmNilturwiuensehafiliehe Rundsehau i 33. Jahrg. I Heft 5 I 1980 ter Stoffgruppen in der Zelle wurden ferner mit Protoplasten aus Hafer-PrimärbläUern unterschiedlichen Alters fortgeführt {471. Dabei zeigte 5ich, daß F1avonoide in den Mesophyllzellen vorkommen und daß das F1avonoidmuster der Epidermiszellen sich von dem der Mesophyll-Protoplasten unterscheidet. Die zeitliche Veränderung der Membranzusam . mensetzung von Pflanzenzellen wurde bisher kaum untersudlt. An Zellkulturen hat man neuerdings Umsalzraten der Membranphospholipide gemessen und in Pulsmarkierungsversuchen Halbwertszeiten von einigen Tagen festgestellt ((6). dort weitere Lit.). Für Membranproteine liegen noch keine Befunde vor. Bei Protoplasten ist das Plasmalemma direkt zugänglich. Daher sind sie für die Untersuchung von Transportvorgängen sehr geeignet. Hierbei kann ebenfalls die bei der Untersudtung tierisdter Zellen verwendete Methodik übernommen werden. Das Medium kann zur Veränderung der Milieubedingungen relativ rasdt gewechselt, ein Transporthemmstoff unmittelbar an die Membran herangebracht werden. Die Aufnahme von Aminosäuren und Zu<kern wurde bisher vor allem an Einzellern (Algen, Pilzen) untersucht. Mit Protoplasten beziehungsweise Kulturen isoliertcr Zellen läßt sich überprüfen, inwieweit die Ergebnisse audt für höhere Pflanzen gültig sind. Ein methodisdtes Problem besteht allerdings darin, daß man bei Algenzellkulturen durch Synrnronisation Zellen gleichen Alters und physiologiscilen Zustandes erhält, während in Zellkulturen höherer Pflanzen eine Synchronisation bis heute nicht auf Dauer gelingt Eine Reihe von Transport-Untersuchungen an Zellkulturen liegen jedoch vor (7) . Durch Fluoreszenzmessungen nach Zufuhr eines Fluoreszenz-Markers für Phasenübergänge werden auch Untersuchungen an Membranen während des Transports möglich. Bei tierischen Zellen hat man Fettsäuren appliZiert. die dann in die Membran einget.aut wurden und so deren Fluiditat beeinflußten. So zeigte sidl. daß die Aktivität des Fettsäuredesaturase-Systems unmittelbar von der Membranfluidität, aber nicht von der Temperatur abhängig ist (8). Entsprechende Untersuchungen dürften mit Protoplasten möglich sein; hierbei können unterschiedlich gegen Kälte, Hitze oder Salzstreß empfindlic:h.eGewebe geprüft werden, was zur Kenntnis der physiologischen Grundlagen ökologischer Anpassungen beitragen wird. Erste Ergebnisse solcher Untersuc:h.ungen liegen vor. Die Mikroviskosität von Or. U. Kuli (geb. 26. Juli 1938) Ist apl. Professor und Leite r der Abt l!llung Pflanz l!nphysiologie am Biologischen Inst itut der Univers ltlt StuttgBrt. Arbeitsgebiete : StofIwedlsetphyslologisch<' Wirkungen von Hormonen , Okophysiologle: Allgemeine Biolog ie . Prol. Dr. U. Kuli, BIologIsdIes ln slllul. Ulmer Sir. 227, 1000 Slulfgarf 60. Unlverslliif SfuUgarf, 169 Kuli, Isolierte Pflanzenzellen fOr stoffwemselphysiologische Untersuchungen Membranen der Protoplasten kdlleresistender und kdllecmpflndhcher W'lZensorten erw ies sich als verschieden [481 . von Bedeutung ist. Moglidlerweise spielt der osmotische Zusland der Zelle hierbei eine Rolle. Die stoffwec:hselphysiologlschen Wirkungen von Ionen lassen sich in Zellkulturen untersuchen, die unter langen.eillgem Mangel an emzelnen Ionen gehallen werden. Ein fortgesetzter Kupfermangel In Ahorn-Zellkulturen luhrt zur Abnahme des Cyto· chromoxldase-Cehaltes l die Atmungsrate wird aber nicht verandert . Dies bestdtlgt die aulgrund anderer Versuche getrOffene Feststellung , daß dleCytochromoXldftse normalerweise m großem Ubersd!.uß in den Mitochondrien vorliegt (15) . Intakte Zellen • Abb. 1. P,olop/ul." .u. dem hybrid ... 81.ttmetophyll von Pell"'' '' Protoplasten Sind gut geeignet zur Prüfung rascher Hormonwirkungen, da das Hormon unmittelbar das Plasmalemma erreicht 191. So beobachtet man zum Beispiel nach Auxinzufuhr in günstigen Fallen das Einsetzen der Protonenabgabe ohne lag-Phase [101 . Dies bestätigt das Modell von Hager 111] über die Wirkung von Auxin auf die Zellwanddehnung . Das Fehlen hormonartiger Wirkungen des cyclischen Adenosinmonophosphats bei höheren pnanzen wurde veTSd!.iedentlich darauf zurüdtgeführt. daß cAMP dhnlidl wie bei herisd!.en Zellen nicht oder nur schledJ.t durch die Zellmembran transportiert wird. Durch Infiltration von cAMP Ins Blaugewebe und ansdlließende Protoplastenisolierung wurde gezeigt, daß es rasd!. in die Zellen elndnngt und dort abgebaut wird ]121 . Werden Protoplasten mit Cytokininen inkubiert, so wird die Markierung der Lipide und Fettsäuren nach I'C-Acetat-Zufuhr rasch gesteigert. Nadl nur einer Stunde Cytokinin-Einwirkung ist die Fetlsliuresynthese bereits deutlid!. stimuliert, wie eine Aktivitätszunahme biS zu J()()I. beweist 113]. Da man als .rasche Hormonwirkungen" sold!.e anzusehen pflegt, die innerhalb einer Stunde nach Hormonzufuhr zu beobachten sind, fallen diese Effekte der Cytokinine noch darunter. An Protoplasten wurden auch Pinocytose-Vorgänge beobachtet. Deren quantitative Bedeutung für die Stoffaufnahme bei höheren Pflanzen ist bis heute unklar 1141. Hier ist zu hoffen, daß isolierte Zellen und Protoplasten zur Klärung der Frage beitragen konnen, unter welchen Bedingungen die Pinocytose 110 An isolierte Zellen konnen leicht Stoffe von außen unmittelbar herangebracht werden ; andererseits Sind Zellen ein Integnertes, lebendes System mit mtakten stofflid!.en Korrelattonen Ein e legantes Experiment. das dies Illustnert und Hmwelse auf versdlledene Vorgdnge gleidlzeltig liefert , wurde mit SpInal Protoplasten ausgeruhrt (16] . Den Protoplasten wurde der Photosynthese-Hemmsloff DCMU zugehihrt, so daß nur noch die cychsche Photophosphorylierung stattfand . Anschließend wurde Oxalacetat gefuttert. Dies fuhrte zu einet partiellen Wiederherstellung der COr-Flxlerung ; die Photolyntheserate betrug etwa derjenigen der Kontrollen. Führt man denselben Versuch mit Isolierten Chloroplasten durd!., so kann durd! Oxalacetat die Photosynthese mcht in Gang gesetzt werden ; hingegen wird durd!. Malatzufuhr der normalen CO"Flxierungsrate erreicht . Der Versud!. zeigt Korrelationen zwisd!.en Plastiden undCyto· plasma auf. Er bestätigt die Ansid!.len uber die OxalacetatlMalat-Translokation in der Chloroplastenhülle und beweist. daß die cyclische Phosphorylierung mit der LIchtreaktion I etwa I • der ATP-Menge der ungestörten Photophosphorylierung liefern kann. Das als spezifischer Hemmstoff der Glykolatoxldase angesehene a-Hydroxy-2-pyridin-methansulfonat (HPMSI hemmt in Spinatprotoplasten nicht nur die lichtatmung, sondern die Photosynthese generell 117]. Entweder wukt also HPMS nicht 50 spezifisdl wie angenommen, oder eIße Hemmung der Lichtatmung wirkt sich aufgrund noch nicht bekannter BeZiehungen negativ auf die Photosyntheserate aus. Bei den sogenannten CI-Pflanzen sind die Vorgclnge der photosynthetischen CO,-Fixierung aul zwei Zelltypen unterschiedlicher Funktion verteilt (normalf' Mesophyllzellen und Leitbündelscheidenzellen). Hier ist es nun möglich geworden, diese beiden ZelHypcn gelrennt zu gewinnen (181 . Dadurch kann deren EnzymftusstaUung untersucht werden. Dies fuhrt weiter zu den Fragen: Weld!.e Regulationsmechanismen rufen die Differenzierung im Blattmesophyll hervor? I. I. Nalurwi".nldlaflhdl. Rundtdlau ] 33. JahrQ. [ Helt 5 [ 1980 Kuli, Isolierte PfianzenzeUen für stoffwechselphysiologische Untersuchungen Wie sicht das Enzymmuster und die daraus resultie· rende Physiologie aus. wenn man aus den beiden Zelltypen Kalli heranziehtl Aus Untersuchungen der Lipidsynthese ist bekannt. daß zwischen den isolier· ten Chloroplasten der beiden Zelltypen quantitative Unterschiede im Einbau von uC·Acetat bestehen 119). Da die Bildung polarer Lipide wahrscheinlich in Zu· sammenarbeit von ER und Chloroplastenhülle erfolgt. könnten auch hier intakte Protoplasten ein wichtiges Versuchssystem werden. Die Isolierung photosynthetisch aktiver Blatt· mesophyll:t.Cllen von Crassulacecn ist mittlerweile ebenfalls gelungen 1201. so daß auch der CAM·Stoff· wedlsel an isolierten Zellen untersucht werden kann . Allerdings bleibt in Zellkulturen autotropher Zel· len die Photosynthese nur für eine besduänkte Zeit (bisher maximal 80 Stunden) voll erhalten; dann setzt ein Chloroplastenabbau infolge Dedifferenzierung ein. Schon vorher wird oftmals der metabolische Zu· stand der Zelle verändert. so daß andere Pbotosyn· lheseprodukte entstehen (vgl. 121]) . Bei Protoplasten beginnt die Plastidendegeneration noch rascher 122). Auch wenn zu applizierende StoHe bei Protoplasten unmittelbar ans Plasmalemma herangebracht werden, bleibt ein methodisches Problem, welches den Trans· port durch die Zellmembran betrifft. Dieser Transport beeinflußt natürlich die interzelluläre Konzentration, und bei geringer Transportrate wird möglicherweise ein erforderlicher Schwellenwert der Konzentration des zugeführten Stoffes nicht überschritten. so daß keine Effekte beobachtet werden. (In der Pharmazie spricht man von der minimalen effektiven Dosis. die überschritten werden muß.) Die Transportgeschwin· digkeit ihrerseits kann durch die Zusammensetzung des Protoplasten· Mediums verändert sein. Biosynthesewege Zellkulluren werden heute in beträchtlichem Umfang zur Aufklärung von Biosynthesewegen herangezo· gen . Dabei können Mutanten besonders wertvoll sein. die man durch das Screening von Protoplasten und anschließende Herstellung von Zellkulturen erhält. Zellkulturen erlauben eine zureidlende Standardisie· rung der Kulturbedingungen . Fehlerquellen sind mangelnde Synchronisation und oftmals eine genetl· sche Labilität. Auch an Protoplasten·Kulturen s ind schon genetische Veränderungen nachgewiesen wor· den. Unter Anwendung der von der Mikrobiologie her bekannten Verfahren zur Aufklärung von Reaktions· sequenzen durch Tracer·Methoden und durch Isolie· rung von Enzymen sind mit Hilfe von Zellkulturen schon zahlreiche Biosynthesewege, vor allem sekun· därer Pflanzenstolle (Aromaten . Glykoside, Ter· N.turwi u enscnaltlicne Rundschau ' 33. Jahrll. I Heft 5 I 1980 penoide, Alkaloide) untersucht worden 1231. Unter. suchungen zur Regulation de: Synthesen sind ebenfalls möglich, da potentielle regulatoriscne MetaboJi. ten leicht zugefiihrt werden können. Der Abbau se. kundärer Pflanzenstoffe in den höheren Pflanzen ist ein bisher nur wenig bearbeitetes Gebiet. Auch dazu sind mit isolierten Zellen einige Untersuchungen durchgeführt worden 123,24) . Ebenso wurde die BiI· dung von Phytonciden studiert (25]. Die Biosynthesewege vieler Aminosäuren sind bei Mikroorganismen geklärt worden: die so gewonne· nen Befunde wurden dann auf höhere Pflanzen über· tragen. obwohl die von diesen vorliegenden Daten oft sehr unvollständig sind. Daher könnten Unter· suchungen an Zellkulturen hier in Einzelheitendurm· aus Abweichungen erbringen. Ähnlidtes gilt für einige andere Metaboliten des PrimärstoHwechsels. Die Biosynthese der ungesättigten C\8"Säuren im Zusammenhang mit der Synthese der versdtiedenen Gruppen polarer Lipide konnte an Zellkulturen, vor allem von Soja, einer Klärung nähergebracht wer· den 149. 501. An Zellkulturen von Karotten wurde gezeigt. daß die Bausteine Cholin. Serin und Ethan· olamin in Phospholipide eingebaut werden [5t1 . Zellwand, Membranpotential Protoplasten sind auch ein geeignetes Objekt zur Untersuchung der Bildung der Zellwand. ihres Che· mismus. ihrer Lokalisierung und der zeitlichen Regu· lation 126). Die Zellwandregeneration erfolgt bei den Protoplasten der einzelnen Pflanzenarten und in Ab· hängigkeit von der Stärke der Plasmolyse bei der Isolierung der Protoplasten untersdliedlidt rasm (27) . Bei Vitia ist bereits eine Stunde nach. Protoplasten· Isolierung auf der Oberflädle ein Netzwerk von Mikrofibrillen elektronenmikroskopisch erkennbar (28] . Bei eigenen Untersuchungen war bei Protopla· sten von Feldsalat durch Färbung mit Calcofluo· White nach 3 Stunden eine neue Wand nachzuweisen; bei Petunien dauerte die Bildung etwa 12 Stunden (29). Diese Zellwandregeneration erfolgte auch bei Einbettung der Protoplasten in Agar. Sollen (etwa im Rahmen genetischer Arbeiten) Protoplasten mit· einander fusioniert werden. so ist eine solche Wand· bildung natürlich sehr nachteilig. Die Wandbildung ist offenbar Voraussetzung für die Teilung von Pro· toplasten 1301 und diese wiederum für das Entstehen eines Kallus, aus dem bei einer größeren Zahl von Arten vollständige Pflanzen herangezogen werden können. Kernteilungen werden allerdings auch beob· achtel, wenn hUr eine Pseudowandbildung stattfin· det (im Salzmedium nach Meyer); bei Tabakprotopla· sten kommt es anschließend zu hefeartigen Knospun· gen; hingegen erfolgt keine Phragmoplasten· oder 171 Kuli, Isolierte Pflanzenzellen für stoffwedlselpnysiologisdle Untersudlungen Zell platten-Bildung. Auch Zellen höherer Pflanzen 'imd also zur Knospung fahlg 1421. Unterdrückt mlln die WandbIldung mit 2,6--Dichlorbenzonitnl, so erfolgt nach der Kernteilung keine Cytoltinese in den Tabakprotoplasten, und es entstehen vielkemlge Zellen 1431 Kartoffelblatt-Protoplasten werden durch Glucane, die aus Zellwanden des Kartoffelkrebses Phytophthora infestans, eines Pilzes, gewonnen waren, agglutiniert und gehen danach rasch zugrunde 144). Die Pilzglucane sind sogenannte Elidloren, d. h. sie gehören zu einer Gruppe von Stoffen, die in den Zellen höherer Pfhlßzen die Bildung von Fungistati ka und somit Krankheitsresistenz auslosen. Offenbar gibt es an der Plasmalemma-Oberfl6che spezifisdle Elleitor-Rezeptoren. Für Untersuchungen von Wlrt-Parasit-Be:tiehungen auf dem Niveau der Zelle und Ihres StoHwechsels sind Protoplasten also ebenfalls geeignete Objekte. Plasmolysierte Zellen und fnsch hergestellte Protoplasten haben gegenuber dem Medium ein positives Potential. Ist die Zellwand regenenert, so hndet man spätestens nach einigen Tagen wieder ein negatives Potential der Zellen (29, 311. In den eigenen Versuchen hatten die Feldsalat-Protoplasten nach 2 bis 3 Tagen das normale negative Potential von Zellen wieder erreicht. Diese Wiederherstellung des nega tiven Potentia Is erfolgte auch bei Protopla.sten von Tabak und Feldsalat im Meyer-MedlUm. Geteilte Protoplasten haben stets ein negall ves Potential . Beim Feldsalat erfolgt der Obergang zum negativen Potential und ebenso die Wandbildung rascher in Gegenwart von Cytokininen (291 . Es ist bekannt, daß Cytokinlne generell die Alterung von Protoplasten hem- Abb. 2. Prolopl •• 1 .u. dem BI.tlm ..ophyli von Peluni. hybrid .. 0., P'olopl ..1 i,l bereit. getdlldigl und enll181 eben .eine V.kuole. 172 men. Die vielfach beschriebene Seneszenzhemmung durch Cytokinine ist somit nicht nur ein GewebeEffekt aufgrund der RetentionswlTkung, sondern auch eine WlTkung auf die einzelne Zelle. Dabei wird, soweit bekannt, die Chloroplastenstruktur und -funktion stabilisiert. Jedoch kann dies nicht der einz.ige Angrillsort sein_ Die Stimulation der Fettsauresynthese durch Cytoklnlne erfolgt nach unseren bisherigen Untersuchungen 132) wahrscheinlich bevorzugt außerhalb der Chloroplasten. Die Zellwand-Regeneration der Protoplasten erlaubt auch genauere Einblicke in das Problem der Lokalisierung und Funktion der Peroxidase-Isaenzyme 1331. Offensidlllich haben Peroxidasen keine Bedeutung bei der Bildung der Pnmarwande. Osmoreguletion, ökophysiologie Bel der Cewlnnung der Protoplasten müssen die Zeilen plasmolyslert werden. Dies fuhrt uns zu einem weiteren Problemkreis ' Wie erfolgl bei höheren Pflanzen die Osmoregulation? Diese Frage steht In engem Zusammenhang mit Fragen zur zellularen BaSIS von Reslstenzphanomenen, in erster Linie der DürrereSlstenz. Obe r die Biochemie der OsmoregulaHon liegen :twar zahlreiche Untersuchungen an Algen vor, hingegen kaum von höheren Pflanzen 134) Wir wissen mcht, welche Vorgänge auf dem Zellniveau ablaufen, welche die Integra tion von Geweben erfordern und auch nicht, welches die Rez.eptoren fur den osmotischen Zustand der Zelle sind. Uber die Art und Lokalisierung osmoregulatoTischer Stoffe gibt es einige neue Untersuchungen, zu denen auch schon Protoplasten herangezogen wurden . Neben dt'n Ionen und Zuckern der Vakuole spielen eine beson ders wichtige Rolle die Aminosäure Prol in und (zumindest bei einigen Halophyten) Betaine. Prolln wird auch In Protoplasten unter osmotischem StreB gebildet 135(. Prolln und die Betaine Sind vorwiegend im Cytoplasma lokalisiert 136). Cytoplasmatische Osmotika haben sehr wahrsdteinlidt auch Wirkungen auf Zellstrukturen, die nichts unmittelbar mit der osmoregulatorischen Funktion zu tun haben. An ZeIlkultu ren wurde nadtgewiesen, daß osmotisdter StreB 'Zu einer von der Osmolarität des Mediums und der Art abbängigen Veränderung der Photosyntheserate und des Markierungsmusters nach "C01 -Einbau fuhrt 137). An Tabakprotoplasten wurde Entsprechendes für die Protein- und Nucleinsäuresynthese gezeigt )38( . Systematische Untersuchungen mit Protoplasten sind allerdings bisher nicht durchgeführt worden. Nach Abscisinsäure-Applikation hatten wir bei Petunien-Protoplasten eine Steigerung der Photosyntheserate beobachtet (391 . Die Abscisinsäure-Wirkung Ist also anders als im intakten BlaU, wo Stomatasdtluß erfolgt und sodle Photosynlhesegehemmt N.lufWi ... I\I(:h.ltlidle Rundtdllu 33. J.hrg. Heft 5 I 1980 Kuli, Isolierte Pflanzenzellen fUrstoffwechselphysiologisdle Untersuchungen wird. Es ist denkbar, daß die Erholung der Protoplasten vom osmotischen Streß bei ihrer Gewinnung unter dem Einfluß der Abscisinsäure rascher erfolgt und so gegenüber den Kontrollen eine Steigerung der Photosyntheserate eintritt. Protoplasten verschiedener Arten sind sicher unterschiedlich stoffwechselaktiv. Eine gleiche prozentuale Hyperosmoillrität des Mediums wirkt sich bei den einzelnen Arten offenbar unterschiedlich aus (37) ; auch passen sich die Protoplasten verschieden rasch an. Neben der eigentlichen Osmoregulationsfähigkeit der Art können hierfür Membraneigenschaften einschließlich derjenigen spezifischer Transportsysteme wichtig sein. Beziehungen zu Resistenzerscheinungen liegen auf der Hand; eine Anwendung von Protoplasten in der ökophysiologischen Forschung scheint also sinnvoll. Zunächst müßten vergleichend die Eigenschaften von Protoplasten unterschiedlich. kälte-, dürre· und salzresistente r Linien beziehungsweise Arlen untersuch.t werden. Neuerdings wird über erste Arbeiten In dieser Richtung berichtet (401. Allerdings können nicht alle Protoplasten im gleichen Medium gleich. gut isoliert werden ; zur Gewinnung optimaler Protoplasten s ind also ve rschiedene Medien notwendig, und damit e rgeben sich Probleme der Vergleichbarkeit der Versuchsbedingungen. Auch die vom Verhalten intakter Zellen im Gewebeverband abweichende Stoffaufnahme, festgestellt zum Beispiel für Cy lokinine (41 J. se tzt beim derzeitigen Stand der Method ik der Verwendbarkeit von Protoplasten für vcrglehnende Untersuchungen Grenzen. SCHRIFTTUM IlJ I. T.k ebe u , ~UI.tb ., PI.nt Ce ll Physiol I, 11.5 11968). 121 F . Hvllm.nn, Z. Pn.n:enpbyslol. MI, 249 (1913): I . Capt'sius , Y. Meyer. Cytobioloole IS, 485 11977) . - 13] H. L6n u . Milarb., Biodll!m. PhYllol. Pllanun IH, 617 (1976) . - [4) G . Hrudina u . Mit.rb., Phylodlem. 11, SJ 11978). - [51 H. G. Nothelfer u . Mit.rh., BBA 4ft, 370 1\977). _ 16] T. S. Moo re. Plant Pbysiol. 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