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Uveitis posterior
Parasitäre Erkrankungen wie Askariasis, Toxokariasis, Trichinosis, Ankylostomiasis, Onchozerkose,
Zystizerkose und Echinokokkose werden im
Kap. 21 besprochen.
13.1.1
White Dot Syndrome
Mit diesem Begriff werden Erkrankungen des hinteren Augenabschnitts zusammengefasst, die sich
alle durch mehr oder weniger weiße Infiltrate auf
der Höhe des Pigmentepithels oder der Chorioidea
auszeichnen. Soweit nicht in anderen Kapiteln besprochen, werden in diesem Abschnitt diese Erkrankungen zusammengefasst.
Serpiginöse Chorioretinitis (Serpiginosa, geografische Chorioretinitis)
Klinisches Bild
■ Die „typische Serpiginosa“ verläuft bilateral, nahezu symmetrisch ab, peripapillär beginnend,
mit Rezidiven an den Rändern, sodass im Laufe
der Zeit der ganze hintere Pol mit Makula vernarbt ist. In den letzten Jahren konnte in
Deutschland gezeigt werden, dass diese Form
häufig mit einem positiven Quantiferontest assoziiert ist (Abb.13.1).
■ Als „serpiginosaartige Uveitis“ wird ein Krankheitsbild überwiegend in Indien beschrieben,
bei dem multiple Läsionen konfluieren, um
dann das Bild der „typischen Serpiginosa“ zu
formen. Diese Form ist eindeutig gehäuft bei
Tbc zu finden (Abb.13.2).
■ Als „Ampiginous Chorioretinitis“ wird eine Form
beschrieben, die sich aus einer akuten posterioren multifokalen plakoiden Pigmentepitheliopathie (APMPPE) entwickelt. Hierbei kommt es zur
Vernarbung der Herde, die bei APMPPE normalerweise narbenlos verheilen. Auch bei dieser
Form wird ein positiver Quantiferonwert gehäuft
gefunden (Abb.13.3).
Dieses klinisch sehr eindrucksvolle Krankheitsbild
gibt es in verschiedenen Formen:
Abb. 13.1 Serpiginosa mit typischer
landkartenartiger Vernarbung am
hinteren Pol.
Abb. 13.2 Serpiginosaartige Chorioretinitis. Im Gegensatz zur Serpiginosa
findet sich hierbei eine multifokale
Anordnung der Herde.
Abb. 13.3 Ampiginous Chorioretinitis.
Auffallend sind hier die ausgedehnten
Vernarbungen, die nach einer APMPPE
entstanden sind.
237
Weitere intraokulare Entzündungen
13.1
M. Zierhut
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13
Weitere intraokulare Entzündungen
13
Weitere intraokulare Entzündungen
Pathogenetisch geht man derzeit davon aus, dass
alle 3 Formen miteinander verwandt sind, und dass
möglicherweise alle 3 Formen im Rahmen einer
Tuberkulose entstehen, wobei möglicherweise
nur die „serpiginosaartige Uveitis“ als infektiös induziert anzusehen ist, die anderen beiden eher
immunmediiert sein könnten. Die Visusprognose
ist eher schlecht und hängt vor allem von einem
Makulabefall bzw. der Ausbildung einer chorioidalen Neovaskularisation ab. Bei 50% der Patienten
kommt es zu einer deutlichen Abnahme der zentralen Sehschärfe, diese liegt bei ca. 30% der Patienten unter 0,1 auf den betroffenen Augen.
13
Therapie
Lässt sich eine Tuberkulose sichern, wofür bereits
ein positiver Quantiferontest einen Hinweis bildet,
sollte eine tuberkulostatische Therapie eingeleitet
werden. Meist bedarf es jedoch zusätzlich einer
Kortikosteroid-, gelegentlich sogar einer immunsuppressiven Therapie, was die Theorie, dass es
sich bei den Serpiginosa-Bildern um postinfektiöse
Immunphänomene handelt, unterstreicht. Die Therapie der chorioidalen Neovaskularisation (CNV)
kann durch Anti-VEGF-Applikation oder Laserkoagulation bzw. PDT erfolgen (Akpek u. Mitarb. 2001,
Song u. Mitarb. 2008, Varma u. Mitarb. 2006).
einhergehende Entzündung dar, wobei die Herde
nicht über den Äquator reichen (Abb.13.4). Die
Prognose ist gut, wenn keine Vernarbung einsetzt.
Dann ist in seltenen Fällen ein Übergang in eine
Serpiginosa (siehe dort) möglich (Ampiginosa). Gefürchtet ist eine gelegentlich mit einer APMPPE
auftretende Enzephalitis (Reinthal u. Mitarb.
2001). In der Literatur findet sich gelegentlich
eine Assoziation mit systemischen Infektionen,
z. B. Mumps und Borreliose. Mit einer reduzierten
Visusprognose ist bei Ausbildung einer CNV zu
rechnen, die jedoch eher selten im Rahmen dieser
Erkrankung auftritt.
Weitere visuslimitierende Faktoren sind:
■ eine initiale foveoläre Beteiligung,
■ ein unilateraler Befall,
■ ein Intervall von mehr als 6 Monaten zwischen
der Erkrankung an beiden Augen.
Auch das Auftreten nach dem 60. Lebensjahr und
Rezidive werden als ungünstig gewertet.
Diagnostik
Diagnostisch hilfreich ist der fluoreszenzangiografische Befund mit früher Hypo- und später Hyperfluoreszenz.
Therapie
Akute posteriore multifokale plakoide
Pigmentepitheliopathie
Klinisches Bild
Die akute posteriore multifokale plakoide Pigmentepitheliopathie (APMPPE) stellt eine meist bilaterale, mulifokale, mit gelblichen, runden Infiltraten
■ Die typische APMPPE bedarf keiner Therapie, da
meist eine spontane Besserung eintritt.
■ Systemische Kortikosteroide werden trotzdem
meist dann verabreicht, wenn die Visusminderung sehr ausgeprägt ist (Prednisolon 1 mg/kg
KG).
■ Die Therapie der Wahl der APMPPE-assoziierten
Enzephalitis/Meningoenzephalitis ist die hochdosierte Kortikosteroidgabe.
Akute retinale Pigmentepitheliitis
Klinisches Bild
Abb. 13.4 APMPPE. Cremefarbene Läsionen, überwiegend
am hinteren Pol.
238
Es finden sich hierbei dunkelgraue bis schwarze
kleine Herde in tiefen Retinaschichten, im akuten
Stadium umgeben von einem gelben Ring. Ein
Übergang in eine Retinopathia centralis serosa ist
möglich. Es sind keine Glaskörper- oder Vorderkammerzellen nachweisbar.
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13.1 Uveitis posterior
13.1.1 White Dot Syndrome
Therapie
Tipp
Die Prognose der akuten retinalen Pigmentepitheliitis ist gut, sie benötigt keine Therapie.
Wichtig sind die adäquaten Kontrollen, die keinesfalls nur in Visus- und Funduskontrollen bestehen
dürfen, sondern eine Elektroretinografie und eine
Perimetrie (ca. alle 3–5 Monate) beinhalten sollten.
Birdshot-Chorioretinitis
Diagnostik
Diagnostisch besonders hilfreich ist hierbei die ICGAngiografie, die einen ausgedehnteren Befall als
die Fluoreszenzangiografie zeigt und besonders
wertvoll zur Kontrolle des Krankheitsbildes ist.
Therapie
Die Prognose der Birdshot-Chorioretinitis ist keineswegs, wie früher vermutet, gut. Führt die Behandlung mit Kortikosteroiden (ca.1–1,5 mg/kg KG
zu Beginn) zu keiner dauerhaften Kontrolle des
Befunds, werden Immunsuppressiva eingesetzt.
Bewährt hat sich Ciclosporin A, besonders aber
auch Mycophenolsäure (Myfortic, CellCept) (Oh u.
Mitarb. 2002, LeHoang u. Mitarb. 1988, 2000, Vitale
u. Mitarb. 1994).
Klinisches Bild
Bei dem Multiple Evanescent White Dot Syndrome
(MEWDS) lassen sich kleine (100–200 μm) weiße
Läsionen, gelegen in der tiefen Retina bzw. dem
retinalen Pigmentepithel, am hinteren Pol nachweisen, mit mäßiger Glaskörper- und fehlender
Vorderkammerreaktion. Es erkranken überwiegend junge Frauen. Es besteht wohl ein Zusammenhang zu dem „Syndrom der akuten Vergrößerung des blinden Fleckes“ sowie der akuten Makulaneuropathie.
Therapie
Die Erkrankung ist selbstlimitierend. Eine Therapie
ist nicht bekannt.
13
Multifokale Chorioretinitis mit
Panuveitis
Klinisches Bild
Es finden sich weiße, 50–200 μm große, wie ausgestochen wirkende Herde im Pigmentepithel oder
Chorioidea, meist mit starker Glaskörperzellreaktion, oft auch mit Vorderkammerzellen. Es kommt
später teilweise zur Pigmentierung. Es erkranken
überwiegend myope Frauen. Als Komplikation
kann es zum Makulaödem (bis zu 40%) und zu
subretinalen Neovaskularisationen kommen.
Therapie
Abb. 13.5 Birdshot-Chorioretinitis. Am ganzen hinteren Pol
bis in die mittlere Peripherie zeigen sich rund bis oval ausgebildete Herde.
Weitere intraokulare Entzündungen
Im Rahmen einer Vaskulitis retinaler Gefäße bilden
sich weiße bis cremefarbene Infiltrate zirkulär am
hinteren Pol, typischerweise mit Glaskörper- und
ohne Vorderkammerzellen (Abb.13.5). Die Herde
konfluieren nicht. Zugrunde liegt wahrscheinlich
eine primäre Erkrankung der chorioidalen Gefäße.
Auffallend ist, dass sich das HLA-A29 bei ca. 95%
der Patienten nachweisen lässt.
Multiple Evanescent White Dot
Syndrome
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Klinisches Bild
Primär Kortikosteroide, bei nicht ausreichendem
Ansprechen auch Immunsuppressiva. Neovaskularisationen können mit Anti-VEGF-Antikörpern behandelt werden (Chang u. Mitarb. 2008).
239
Punktförmige innere Chorioidopathie
Bartonellose
Klinisches Bild
Klinisches Bild
Überwiegend bei Frauen zwischen 16 und 40, die
meist myop sind, kommt es am hinteren Pol zu
weißlichen Infiltraten unterschiedlicher Größe,
die gelegentlich zu einer subretinalen Neovaskularisation führen.
Neben einer durch Granulome, gelegentlich auch
Ulzerationen gekennzeichnete Konjunkivitis kann
die Bartonellose, oder auch „Katzenkratzkrankheit“
genannt, zu einer Neuroretinitis führen. Kennzeichnend hierfür sind:
■ die typische sternförmige Makulafigur,
■ ein ausgeprägtes Papillenödem,
■ vereinzelte intraretinale Blutungen,
■ gelegentlich dann auch Glaskörperzellen.
Weitere intraokulare Entzündungen
Diagnostik
13
Eine abnormale Elektroretinografie und die Fluoreszenzangiografie mit typischer Hyperfluoreszenz
zu Beginn weisen auf die Diagnose hin.
Therapie
Es ist keine Therapie gegen die Infiltrate bekannt.
Neovaskularisationen lassen sich mittels Laser oder
Anti-VEGF-Therapie behandeln (Gerstenblith u.
Mitarb. 2007, Vossmerbaeumer u. Mitarb. 2008).
Uveitis mit subretinaler Fibrose
Klinisches Bild
Die okuläre Manifestaion ist im vorderen Segment
wahrscheinlich auf eine direkte Hand-Augen-Inokulation zurückführbar, die intraokulare Manifestation wohl durch hämatogene Fortleitung. Mehr
als die Hälfte aller Neuroretinitiden wird durch
Bartonellen hervorgerufen.
Therapie
Doxycyclin (100 mg tgl.), alternativ Erythromycin
(4 × 500 mg tgl.), Ciprofloxacin (2 × 750 mg tgl.), Rifampin (600 mg tgl.) oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol (Florin u. Mitarb. 2008, Cunningham u.
Mitarb. 2000).
Es zeigen sich gelb-weiße subretinale fleckförmige
Herde von gliotisch-fibrotischem Aussehen, die
schließlich konfluieren können und den ganzen
hinteren Pol ausbilden. Es findet sich typischerweise eine massive Glaskörperzellreaktion, gelegentlich mit wenigen Vorderkammerzellen, fast
immer bilateral. Dem Krankheitsbild scheint eine
primäre Schädigung der Chorioidea zugrunde zu
liegen, die zur Ablagerung von Antikörpern oberhalb der Bruch-Membran führt mit Veränderungen
des Pigmentepithels und der Retina durch Fibrosierung. Bisher ist das Krankheitsbild überwiegend
bei farbigen jungen Frauen beschrieben.
Bei der diffusen einseitigen subakuten Neuroretinitis (DUSN) handelt es sich um eine Reaktion auf
Nematoden, evtl. Baylisascaris procyonis (Überträger Waschbär), die Larven von Alaria-Spezies, oder
(selten) Toxocara. Eine Hautbeteiligung in Form
eines Ausschlags findet sich gelegentlich.
Therapie
Klinisches Bild
Die Prognose ist schlecht, keine durchgreifend
wirksame Therapie ist bekannt. Es können Kortikosteroide und Immunsuppressiva versucht werden.
Es finden sich multifokal grau-weiße retinale Entzündungsherde. Die Glaskörperreaktion ist eher
mäßig, kann aber auch fehlen. Eine Vaskulitis lässt
sich häufig finden, ebenfalls typisch eine Papillenschwellung mit nachfolgender Atrophie. Bei genauer Kontaktglasuntersuchung kann möglicherweise ein sich im subretinalen Raum bewegender
Wurm lokalisiert werden.
240
Diffuse einseitige subakute
Neuroretinitis
Ätiologie
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13.1 Uveitis posterior
13.1.2 Toxoplasmose-Retinochoroiditis
Histoplasmose
Klinisches Bild
Eine Histoplasmose läuft bei einem immuninkompetenten Patienten (z. B. Aids-Patient) anders ab als
bei intaktem Immunsystem.
Das klinische Bild der früher „Presumed-Histoplasmose-Syndrom“ genannten Erkrankung beim
immunkompetenten Patienten ist durch multifokal
auftretende, weiße, punkförmige Infiltrate charakterisiert, die überwiegend peripher und später peripapillär auftreten. Es verbleiben atrophische Narben („Histospots“). Gefürchtet ist die exsudative
hämorrhagische Makulopathie, die mit subretinaler Neovaskularisation einhergehen kann. Der
Glaskörper bleibt charakteristischerweise immer
zellfrei. Eine systemische Beteiligung (Perikarditis,
Pneumonie, Meningitis) ist sehr selten, die Infektion läuft zu 99% asymptomatisch.
13.1.2
Toxoplasmose-Retinochoroiditis
Klinisches Bild
Der chorioretinale Befund kann ähnlich wie beim
immunkompetenten Patienten verlaufen, es kann
jedoch vermehrt zu Blutungen, zur Retinitis und
sogar zur Endophthalmitis kommen. Allerdings
kommt es nur sehr selten bei Aids-Patienten zu
einer Histoplasmose.
Die Toxoplasmose-Retinochoroiditis hat oft einen
selbstlimitierenden Verlauf. Gleichzeitig können
die klinischen Verläufe sehr stark variieren. Dies
lässt die Wirksamkeit einer Therapie zur Behandlung der okulären Toxoplasmose nur schwer einschätzen. Während kleine, periphere Läsionen oft
asymptomatisch verlaufen und von vielen Autoren
als nichtbehandlungsbedürftig eingeschätzt werden, gelten folgende Situationen als Indikation
zur Therapie (Engstrom u. Mitarb. 1991, Georgiev
1994):
■ primäre Toxoplasma-Infektion in der Schwangerschaft,
■ konnatale Infektion des Neugeborenen,
■ akute Retinochoroiditis mit visusbedrohenden
Läsionen im Bereich der Makula, größerer Gefäße und innerhalb des großen Gefäßbogens
(Abb.13.6),
■ periphere Herde in Assoziation mit ausgeprägter
Glaskörperinfiltration,
■ juxtapapilläre Läsionen (Abb.13.7),
■ akut erworbene Toxoplasmose mit Organkomplikationen bei immunkompetenten Patienten,
■ durch Bluttransfusion erworbene Infektion,
■ seronegative Organempfänger nach Organerhalt
von seropositiven Spendern,
■ Toxoplasmose bei immunsupprimierten Patienten.
Therapie
Therapie
Immunkompetente Histoplasmose: Die Entzündung sollte bei Befall des hinteren Pols therapiert
werden und reagiert gut auf systemische Kortikosteroide. Neben systemischer Applikation findet
auch die parabulbäre Injektion häufig Anwendung.
Die Mehrzahl der zurzeit auf dem Markt befindlichen Medikamente weist keine gesicherte Wirksamkeit gegenüber Toxoplasma-Gewebezysten
auf, sie kann jedoch experimentellen Untersuchungen zufolge die Ausbreitung der betroffenen ent-
Cave
Bei Aids-Patienten kommt es schnell zur Ausbreitung und oft zu einem lebensbedrohlichen Zustand.
241
Weitere intraokulare Entzündungen
■ Lässt sich der lichtsensitive Wurm in extramakuläre Areale locken, so kann er dort mittels
Laserkoagulation getötet werden.
■ Medikamentös zum Einsatz kommt Thiabendazol, bei Beteiligung von Alaria auch Albendazol
und Praziquantel (Gass u. Mitarb. 1992, Souza u.
Mitarb. 2005, Gass u. Mitarb. 1997).
Ist es zur Ausbildung von subretinalen Neovaskularisationsmembranen gekommen, stellt die fotodynamische Therapie oder die intravitreale Applikation von Avastin die Therapie erster Wahl dar.
Paramakuläre Membranen können erfolgreich gelasert werden, alternativ eine chirurgische Membranektomie durchgeführt werden (Rosenfeld u.
Mitarb. 2004, Submacular Surgery Trials Research
Group 2004, Adan u. Mitarb. 2007)
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Therapie
13
13
Abb. 13.6a u. b Toxoplasmose-Retinochorioiditis.
a Bereits vernarbtes Areal am hinteren Pol.
b Typisches Rezidiv beim gleichen Patienten, satellitenförmig neben dem ersten
Herd.
Abb. 13.7 Toxoplasmose mit massiver
Glaskörperinfiltration, Herd juxtapapillär
gelegen.
Tab. 13.1 Hinweise zur Therapie der okulären Toxoplasmose.
Wirkstoff
Dosierung
Nebenwirkungen
Kosten
(€/Woche)
Pyrimethamin
1–2 × 25 mg tgl.
Störungen der Hämatopoese
Hautausschläge
gastrointestinale Störungen
Herzrhythmusstörungen
ca. 6,50
Sulfadiazin
4 × 1 g tgl.
schwere Hautreaktionen
allergische Reaktionen
Blutbildveränderungen
Dyspnoe
gastrointestinale Störungen
ca. 25,00
Clindamycin
4 × 300 mg tgl.
gastrointestinale Störungen
Blutbildveränderungen
pseudomembranöse Kolitis
allergische Reaktionen
ca. 30,00
Trimethoprim/
Sulfamethoxazol
2 × 160/800 mg
als Sekundärprophylaxe:
oral (160 mg TMP, 800 mg SMX)
alle 3 Tage
allergische Reaktionen
gastrointestinale Störungen
Thrombophlebitiden
Blutbildveränderungen
Gingivitis, Stomatitis
ca. 7,00
Doxycyclin
2 × 100 mg
Überempfindlichkeitsreaktionen
gastrointestinale Störungen
ca. 8,00
Atovaquon
3–4 × 750 mg tgl.
gastrointestinale Störungen
allergische Reaktionen
ca. 116,00
Azithromycin
1 × 250 mg tgl.
allergische Reaktionen
Blutbildveränderungen
Anorexie u. Übelkeit
ca. 23,00
zündlichen Veränderungen begrenzen. Aus
Tab.13.1 gehen die wichtigsten zur Anwendung
kommenden antiparasitären Substanzen hervor.
Eine systematische Aufarbeitung der Literatur
nach „evidenzbasierten“ Kriterien ergibt lediglich
242
3 prospektive, randomisierte und placebokontrollierte Untersuchungen zur Therapie der okulären
Toxoplasmose (Stanford u. Mitarb. 2003). Keine
dieser 3 Studien konnte die Wirksamkeit einer
Kurzzeittherapie für die akute Retinochoroiditis
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Weitere intraokulare Entzündungen
13.1 Uveitis posterior
13.1.2 Toxoplasmose-Retinochoroiditis
eindeutig belegen (Acers 1964, Perkins u. Mitarb.
1956, Rothova u. Mitarb. 1993). Dem gegenüber
konnte eine nichtrandomisierte Untersuchung belegen, das Pyrimethamin und Sulfadiazin zu einer
Abnahme der Größe der Läsion im Vergleich zur
nichtbehandelten Gruppe führen (Acers 1964).
Akute Retinanekrose
Nach heutigem Kenntnisstand wird die akute Retinanekrose (ARN) ausschließlich von Viren der Herpesgruppe ausgelöst, so von Herpes-simplex-Virus
(HSV1 und HSV2), Zytomegalovirus (CMV), Varicella-zoster-Virus (VZV) und sehr selten wohl
auch Epstein-Barr-Virus (EBV). Die CMV-Retinitis
tritt nahezu ausschließlich bei immuninkompetenten Patienten auf.
Abb. 13.8 Akute Retinanekrose, bedingt durch Varicellazoster-Virus. Typisch ist die scharf begrenzte, von peripher
zum hinteren Pol ziehende Entzündungsfront.
Klinisches Bild
Die Definition von ARN beruht allein auf dem klinischen Bild. Somit kann sie sowohl bei immunkompetenten als auch bei immuninkompetenten Patienten auftreten.
Klinisch imponieren meist beidseits weiße, konfluierende retinale Infiltrate (Abb.13.8), die bei HSV
und VZV überwiegend von peripher zum hinteren
Pol ziehen. Bei der CMV-Retinitis liegen die Herde
häufig schon primär jenseits des Äquators. Intraretinale Blutungen finden sich besonders häufig bei
der CMV-Retinitis („Ketchup-und-Mayonnaise-Retinitis“, „Pizza-Retinitis“) (Abb.13.9). Bei der typischen ARN kommt es zu einem massiven Glaskörperreiz, der bei immuninkompetenten Patienten
deutlich vermindert ausfällt. Typisch ist neben
der Entwicklung eines Makulaödems eine nicht
selten okklusiv verlaufende (überwiegend) arterielle retinale Vaskulitis, woraus häufig eine atrophische Papille resultiert.
Cave
Der Verlauf kann fulminant sein, sodass von den
ersten Anzeichen (meist anteriore Uveitis) bis zum
Vollbild nur Stunden bis Tage vergehen.
Einen deutlich langsameren Verlauf nimmt die
CMV-Retinitis.
Abb. 13.9 Zytomegalievirusbedingte Retinitis, mit Gefäßokklusion in der mittleren Peripherie.
Nach dem akuten Ereignis verbleibt eine Pigmentierung und Vernarbung der befallenen Areale.
In diesem Stadium treten Netzhautablösungen auf,
einerseits nach Ausbildung von zahlreichen Löchern, andererseits nach Ausbildung von Traktionen, was in früheren Zeiten bei bis zu 30% der
Patienten aufgetreten war.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt klinisch, wobei sich die differenzialdiagnostische klinische Abklärung auf oben
geschilderte Kriterien stützt.
Im Zweifelsfall sollte eine diagnostische Vitrektomie, bei weiterer Verschlechterung trotz Therapie in Ausnahmefällen auch eine retinale Biopsie
erfolgen, was aber fast ausschließlich bei immuninkompetenten Patienten notwendig ist.
Differenzialdiagnostik
Differenzialdiagnostisch muss u. a. die „progressive
äußere Retinanekrose“ ausgeschlossen werden, die
durch HSV oder VZV ausgelöst wird, klinisch ebenfalls durch eine flächige Retinitis imponiert, aber
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Weitere intraokulare Entzündungen
Ätiologie
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13.2
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