Das Farbmagazin | Nummer 12 Nummer 12 Interview mit Klaus Schäfer und Christian Engelhard, Freiburg CHURCH chill, Freiburg OUTLAW Kita Uppenberg, Münster Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt Architektur/Design: Christian Gahl Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Wohn- und Geschäftshaus, Mainz 18. Brillux Architektenforum in Münster Brillux | Weseler Straße 401 | 48163 Münster Tel. +49 (0)251 7188-8799 | Fax +49 (0)251 7188-439 | [email protected] | www.brillux.de 4043/483/30,85/1215 8826.9651.0012 Robert Bosch College, Freiburg Weingut Schneider, Ellerstadt The Moon in Alabama, Tobias Rehberger, Münster Editorial „Das Neue erzeugt eine gewisse Dynamik, fordert das Alte heraus, ergänzt es aber auch und schärft dadurch die ursprüngliche Ausdruckskraft. Die Steigerung des Alten durch das Neue ist in meinen Augen aktiver Denkmalschutz.“ Klaus Schäfer, ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE, Freiburg Brillux colore 1 Inhaltsverzeichnis 28-33 66-71 16-21 4-8 Inhalt 4 Interview mit Klaus Schäfer und Christian Engelhard Klaus Schäfer, ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE, Freiburg und Christian Engelhard, Gisinger GmbH, Freiburg 42-47 34-41 9 CHURCH chill, Freiburg ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE, Freiburg 16 OUTLAW Kita Uppenberg, Münster BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA, Münster 22 Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt SEHW Architektur, Berlin 28 Architektur/Design: Christian Gahl Das Dirigieren einer guten Architekturaufnahme 34 Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Morger + Dettli Architekten, Basel, CH 22-27 52-57 42 Wohn- und Geschäftshaus, Mainz H. Gies Architekt GmbH, Mainz 48 18. Brillux Architektenforum, Münster Alt und trotzdem neu 52 Robert Bosch College, Freiburg Peter Kulka Architektur, Köln 48-51 58 66 9-15 Brillux colore The Moon in Alabama Tobias Rehberger, Münster 58-65 72 2 Weingut Schneider, Ellerstadt Prof. Gräf Architekten GmbH, Kaiserslautern Impressum Kontakt Brillux colore 3 Interview mit Klaus Schäfer und Christian Engelhard ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE Interview mit Klaus Schäfer und Christian Engelhard Gisinger Gruppe Die Gisinger Gruppe aus Freiburg i. Br. entwickelt mit über 100 Mitarbeitern Wohnund Gewerbebauten. Das 1951 von Robert F. Gisinger (1929–1993) gegründete mittelständische Unternehmen wird heute von den Söhnen Karl-Jörg und Stefan Gisinger sowie von Christian Engelhard geführt. Die Firmengruppe beschäftigt sich mit allen Facetten der Immobilienwirtschaft, der Projektentwicklung, des Bauträgergeschäfts im Neubau und der Bestandsimmobilie, des An- und Verkaufs von Immobilien, der schlüsselfertigen Erstellung sowie der Hausverwaltung. Die Akteure der Gisinger Gruppe haben ein gutes Gespür für Projekte, die anfangs wenig attraktiv erscheinen und eine Herausforderung darstellen, sowohl in wirtschaftlicher als auch in ästhetischer Hinsicht. Auch der eigene Firmensitz südlich des Freiburger Hauptbahnhofs geht auf eine Bauruine zurück, die einst in einer undefinierten Zone zwischen Gewerbegebiet und Bahngleisen stand. Inzwischen ist die „Achse der Zukunft“ zu einem beliebten Standort für Bürobauten geworden. Die Gisinger Gruppe freilich zieht es in die Kernstadt, wo sie sich im Rahmen eines großen Projekts einen neuen Firmensitz errichten wird. Die Liebe zu ihrer Heimatstadt Freiburg lässt die drei Geschäftsführer auch bei denkmalgeschützten Objekten mit Sachverstand und Herzblut aktiv werden. Die Umwandlung der ehemaligen Pfarrkirche St. Elisabeth in einen Wohnungsbau war nicht das erste Projekt, bei dem Kreativität und Weitsicht gefordert waren. Schon die Riegeler Brauerei, eine Industriebrache aus dem 19. Jahrhundert, wurde in den vergangenen Jahren erfolgreich mit einem Mix unterschiedlicher Nutzungen entwickelt. www.gisinger.de ORT DER BEGEGN UNG 4 Brillux colore Fotos Interview: Wilfried Dechau, Stuttgart Das ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE wurde 1989 gegründet. Die Bürobezeichnung benennt den Standort – seinerzeit ein Niemandsland im Rücken der vormals trutzigen Freiburger Universitätsbibliothek –, der sich inzwischen zu einem begehrten Platz im Zentrum der Stadt gewandelt hat. Mit zunehmenden Aufgaben verstärkte Klaus Schäfer das Büro durch die Partner Karl-Heinz Theissen, Michael Kaelble, Manuel Franke und Wolfgang Albanbauer, sodass auch größere Projekte bearbeitet werden konnten, allen voran das Bauen im Bestand, für das das Büro inzwischen zahlreiche Referenzen vorweisen kann. So hat es für die Freiburger Universität in dem im Jugendstil errichteten Kollegiengebäude I mehrere Säle erneuert und auf den Stand der Technik gebracht sowie das Institutsgebäude in der Werthmannstraße, einen historischen Bau des ausgehenden 19. Jahrhunderts, umfassend saniert. Aktuell führt das Büro für das Kollegiengebäude II, einen denkmalgeschützten Stahlbau von 1961, eine Generalsanierung durch. Auch für die Deutsche Bahn und die katholische Kirche wurden zahlreiche Bestandsbauten grundlegend erneuert. In der Freiburger Innenstadt hat das Büro bewiesen, dass die beste Bestandssicherung das Zusammenführen von historischem Bauwerk und heutigen Anforderungen ist. Die neue Hauptstelle der Sparkasse Freiburg, bestehend aus 17 Einzelgebäuden, wurde durch Überdachung von Innenhöfen zu einem kundenorientierten Raum zusammengeschlossen. Klaus Schäfer, der das Projekt „CHURCH chill“ konzeptionell aus der Taufe hob, ist aus Altersgründen inzwischen ausgeschieden. Die Vielfalt und Komplexität der Bauaufgaben ist den Büropartnern eine gerne angenommene Herausforderung. www.kfa-architekten.de Eine gute Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauträger Brillux colore 5 Interview mit Klaus Schäfer und Christian Engelhard Herr Schäfer, Herr Engelhard, mit dem Projekt „CHURCH chill“ haben Sie etwas Besonderes geschafft: den ersten Umbau einer Kirche zu einem Wohnhaus in Baden-Württemberg, Grundvoraussetzung für dieses Projekt war eine gute Kommunikation. Klaus Schäfer (l.) und Christian Engelhard (r.) bundesweit das erste Mal mit Wohneigentum. Sie haben denkmalgeschützte Sakralarchitektur der Nachkriegszeit vor dem Abriss bewahrt. Zunächst freilich standen Sie vor einem bedrängenden Betonkubus. Schäfer: Ja, doch innen war die Pfarrkirche St. Elisabeth immer ein sehr helles, luftiges Gebäude, bei dem die Decke durch das umlaufende Lichtband über dem Raum zu schweben schien. Diese Leichtigkeit finde ich heute im neu eingefügten Treppenraum wieder, der über alle fünf Geschosse reicht und von oben belichtet wird. Engelhard: In der Tat, wir haben einen Baukörper Jean Nouvel. In Freiburg haben wir verschiedene Neben der Denkmalpflege nahm die katholische mit allseitig geschlossenen Wänden vorgefunden, Varianten untersucht, bis wir uns für zwei Stock- Kirche eine wichtige Rolle ein. Wie wurde die die außen, aber auch innen wegen des in den Be- werke entschieden haben. sichtliche Verweltlichung der St.-Elisabeth-Kir- ton modellierten Kreuzweges denkmalgeschützt Schäfer: Aus städtebaulicher Sicht war für mich che aufgenommen? sind. Dadurch konnte das Bestandsgebäude von Anfang an klar, dass zwei Geschosse oben- Engelhard: Die Beziehung der meist älteren energetisch nicht ertüchtigt werden. Wir mussten drauf sollten, weil das Bauwerk sonst in der Pfarrgemeindemitglieder zum Gebäude war uns deshalb von den Außenwänden distanzieren höheren Bebauung der Nachbarschaft unterge- emotionaler Natur, weil sie dort geheiratet oder und im Inneren eine neue Hülle errichten. Um gangen wäre. Das Neue erzeugt eine gewisse ihre Kinder dort getauft haben. Das Haus selbst, ausreichend Licht in die Räume zu führen und Dynamik, fordert das Alte heraus, ergänzt es aber das ist verbürgt, war nie beliebt. Dafür war die auch Loggien zu ermöglichen, wurden schließlich auch und schärft dadurch die ursprüngliche Aus- verkannte brutalistische Architektur zu abweisend in Abstimmung mit den Vertretern des Ordinari- druckskraft. Die Steigerung des Alten durch das und eine früh funktionsuntüchtige Fußbodenheizung ats, der Denkmalpflege und des Baurechtsamts Neue ist in meinen Augen aktiver Denkmalschutz. trug dazu bei, dass man mit dem Raum wortwört- Die Decke scheint durch das umlaufende Lichtband über dem Raum zu schweben. Der Baukörper mit seinen allseitig geschlossenen Wänden steht unter Denkmalschutz. Segmente aus dem Beton gesägt. Dennoch hat das Gebäude auch nach dem Umbau eine starke Präsenz, zumal Sie es deutlich erhöht haben. Waren allein wirtschaftliche Gründe dafür ausschlaggebend? „Aus städtebaulicher Sicht war für mich von Anfang an klar, dass zwei Geschosse obendrauf sollten.“ 6 Brillux colore Engelhard: Selbstverständlich sahen wir es als Voraussetzung, dass sich das Vorhaben rechnet, dies war hinsichtlich der zusätzlichen Geschosse gegenüber der Denkmalpflege auch nachzuweisen. Doch ebenso wichtig ist die Proportion zwischen Bestandsgebäude und Aufstockung. Mein ideelles Vorbild war die Ergänzung des neoklassizistischen Lyoneser Opernhauses durch Brillux colore 7 Interview mit Klaus Schäfer und Christian Engelhard CHURCH chill, Freiburg „Eine positive Wertschätzung des Kirchenbaus“ Aufbruch in Freiburg-Zähringen Der Abriss der Kirche St. Elisabeth schien unabwendbar zu sein. Erst das gemeinsame Engagement von Projektentwickler/Bauträger und Architekt eröffnete dem brutalistischen Betonbau eine Zukunft als lichtes Wohnhaus. lich nicht warm wurde. Gemeinhin ist die Qualität der Betonbauten aus den 1960er-Jahren ja noch nicht anerkannt. Dennoch wollten viele reinschauen, nachdem die Kirche jahrelang nicht zugänglich gewesen war – bei Ortsterminen während der Entwicklung gingen regelmäßig Interessierte mit hinein. Kurz vor Fertigstellung haben wir zu einem Fest eingeladen und der Kirchengemeinde das neue Wohnhaus in der Kirche vorgestellt. Schäfer: Die Wertschätzung des Kirchenbaus wurde dann auch positiv aufgenommen. Der Pfarrgemeinderat war ohnehin stets informiert worden, wir saßen oft nach dem sonntäglichen Gottesdienst zusammen und berichteten über die Fortschritte. Mit unserer Offenheit haben wir das Vertrauen der Kirchenmitglieder gewonnen. Das ist bei einem in der Öffentlichkeit stehenden Fotos: Guido Erbring, Köln Projekt wie diesem auch notwendig. Herr Schäfer, Herr Engelhard, ich danke Ihnen für das Gespräch. Michael Kasiske, Berlin 8 Brillux colore Brillux colore 9 CHURCH chill, Freiburg Grundriss Erdgeschoss, M 1:500 Im Jahr 2010 Im nördlich der Metropole im Breisgau gelegenen im Zusammenspiel mit der provokanten, schon Stadtteil Zähringen startete 2011 das Projekt mit bald nach der Eröffnung in Teilen entfernten Aus- dem Markennamen „CHURCH chill“. Den außerge- stattung des Bildhauers Franz Gutmann äußerst wöhnlichen Wohnungsbau hat Christian Engelhard befremdlich auf die Gemeindemitglieder. Faktische von der ortsansässigen Gisinger Gruppe zusam- Probleme wie die schlechte Akustik führten später men mit Klaus Schäfer vom Architekturbüro an der zu Veränderungen, die die Klarheit des Innenraums Milchstraße entwickelt. Beide, der Geschäftsführer empfindlich schmälerten. und der Architekt, waren begeistert von der Kirche, Auch wenn die Gemeinde die Gestalt gewordene die unübersehbar als „Fels in der Brandung“ ent- Suche des Architekten nach Einfachheit nicht worfen worden und bereits entweiht war. mittragen konnte, war die Kirche doch rund 40 Der 1965 fertiggestellte Betonbau war von An- Jahre lang ein Ort christlicher Gemeinschaft. Als fang an umstritten. Sein Architekt, der Karlsruher aus ökonomischen Gründen ein Zusammenschluss Rainer Disse (1928–2008), wünschte sich nicht von mit der Schwestergemeinde St. Konrad entstand, ungefähr bei der Einweihung: „Möge die Kirche wurden die Tore von St. Elisabeth verriegelt. Die St. Elisabeth von der jungen Gemeinde richtig ver- Entweihung erfolgte 2006. standen werden und durch ihre Einfachheit etwas Im selben Jahr stellte die Stadt Freiburg den Bau von der Würde ausstrahlen, die einem Gotteshaus unter Denkmalschutz als charakteristische Kirche eigen ist.“ Die schalungsrohen Oberflächen wirkten der Nachkriegsmoderne und als den Stadtteil Architekt Klaus Schäfer über Sonderlösungen „Der Umbau der Pfarrkirche St. Elisabeth ist ein außerordentliches Projekt gewesen. Zunächst wurden wir von der Foto: Wilfried Dechau, Stuttgart Gemeinde beauftragt zu ermitteln, wie teuer eine Sanierung, das Einmotten oder eben der Abriss sein würde, auf den alles zuzulaufen schien. Es war ein Glücksfall, dass die Gisinger Gruppe davon erfuhr und wir gemeinsam substanzielle Lösungen mit dem Ziel des Erhalts erarbeiteten. Viele aus dem Bestand resultierende Anforderungen verlangten Sonderlösungen, angefangen vom Brandschutz über die Bewertung von ehemaligen Sakralbauelementen zwischen Ordinariat und Denkmalpflege bis hin zu besonderen Nutzerwünschen. Unzählige Abstimmungen mussten regelmäßig mit dem Denkmalamt geführt werden. Wie etwa im Fall des Ausschneidens der Betonwände. Hier galt es, die Erkennbarkeit des Klaus Schäfer, ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE Kulturdenkmals zu wahren. So gelangen uns die Integration des Tabernakels und die Wiederherstellung der freiräumlichen Situation vor der Kirche trotz des Neubaus der Tiefgarage. Unerlässlich war das gut funktionierende Team aus Bauherr, Architekt und Fachingenieur, das die komplexen Aufgaben beherzt und schnell lösen konnte.“ 10 Brillux colore Leichtigkeit durch Öffnungen und Farbe Brillux colore 11 CHURCH chill, Freiburg Das luftige Treppenhaus erstreckt sich über fünf Geschosse und wird von oben belichtet. prägenden Ort der Begegnung. Eine Zeit lang wur- Wohnungen in ein Gebäude von 25 Metern Breite, de die ehemalige Kirche als zukünftiges „Ensem- 35 Metern Länge und 9 Metern Höhe eine große blehaus“ für das städtische Orchester gehandelt, Hürde. Hinzu kamen die unberechenbaren Stell- doch dieses Vorhaben zerschlug sich 2009. Nach- schrauben für die Umwandlung: eine „kirchenver- dem auch der Versuch misslang, mittels Studen- trägliche“ Folgenutzung, der Erhalt des Denkmals tenentwürfen neue Ideen zu generieren, beantragte trotz notwendiger Eingriffe und Disses Urheberrecht. die Gemeinde den Abbruch. In kurzer Zeit wurde ein architektonisches Kon- „Eine Freiburger Kirche darf nicht der Abrissbirne zept erarbeitet, das man Schritt für Schritt mit den zum Opfer fallen“, dachte Engelhard, als er davon Vertretern der Kirche, der Stadtverwaltung und des erfuhr, und nahm Kontakt zum erzbischöflichen Denkmalschutzes abstimmte. In manchen Fällen Ordinariat auf. Nach Besichtigung der inzwischen waren die Forderungen beider Seiten konträr: Die verwilderten Liegenschaft erbat er ein Moratorium als Ausbuchtungen der Betonwand gestalteten von neun Monaten, um eine Folgenutzung ent- Beichtstühle etwa wollte die Kirche keiner säku- wickeln zu können. Als Partner gewann Christian laren Nutzung zugeführt wissen und plädierte für Engelhard Klaus Schäfer, der inzwischen mit der den Abriss, wohingegen die Denkmalschützer in Architektur, der Substanz und den Ansprechpart- ihnen ein besonderes, gestalterisches Element Viele Herausforderungen nern bestens vertraut war. sahen, das sie unbedingt bewahrt wissen wollten. Allein die gesetzlichen Man einigte sich darauf, die Beichtstühle zu erhal- Anforderungen an den ten, jedoch von außen zu versiegeln. Brandschutz und die energetische Sanierung waren für den Einbau von Der Kreuzweg konnte nur fragmentarisch geborgen werden, denn das großflächige Perforieren der Nord- und Südwand sowie eines Teils der Objektleiter Christian Rose über große Wandflächen Foto: maler-meier GbR, Emmendingen „Die Umwandlung der ehemaligen St.-Elisabeth-Kirche in ein Wohngebäude hat uns fasziniert wie wohl jeden an dem Bau beteiligten Handwerker. Wegen der außergewöhnlichen Architektur haben wir gern den Auftrag übernommen, die gesamten Malerarbeiten in den neu entstandenen Wohnungen auszuführen. In dem anspruchsvollen Ambiente war die Vergangenheit überall spürbar. Charakteristisch ist der in seiner schalungsrohen Erscheinung belassene Sichtbeton des Tragwerks, der ehemaligen Brüstung der Empore und der Wände der einstigen Kerzenkapelle. Im reizvollen Kontrast dazu stehen die nahezu durchweg weiß gestrichenen Wände. Sie sorgen für die erforderliche Helligkeit, denn anders als beim konventionellen Wohnungsneubau können die Räume der großen Tiefe des Bestandsbauwerks wegen nur von einer Seite belichtet werden. Christian Rose, maler-meier GbR 12 Brillux colore Das heißt, die überproportional großen, ununterbrochenen Wandflächen müssen maximal das einfallende Licht reflektieren. Insofern trägt unsere Arbeit wesentlich zur Wohnatmosphäre bei.“ Brillux colore 13 CHURCH chill, Freiburg Vorher: Eine kleine Kapelle Nachher: Raumhohe Fensterflächen ermöglichen einen starken Sichtbezug. Ostwand war eine zwingende Voraussetzung für Gestaltungskonzept überzeugte auch Disses Sohn, die Belichtung der dahinter liegenden Wohnungen. der daraufhin auf die Anwendung des Urheber- Im Inneren blieben die mit dem Bau unmittelbar rechts verzichtete. verbundenen Elemente erhalten, wie etwa das Im Freiraum sind auf der Rückseite die Mauer, schwere Eingangsportal aus Eisen, die von dem die das Kirchengrundstück einst von einer Tank- Künstler Emil Wachter entworfenen Glasfenster stelle und einem Autohaus separierte, und ein oder Teile der Empore. Ein Sonderelement ist der als halbtonnenförmiges Viadukt geformtes Blu- ehemalige Tabernakel, der zunächst in die einzel- mengefäß erhalten. Der Vorplatz erscheint trotz nen Etagen integriert werden sollte. Um seine an der neuen Tiefgarage unverändert, da die alten Le Corbusier gemahnende skulpturale Wirkung zu Bänke und Waschbetonplatten nach dem Abbau erhalten, wurde er frei gestellt und ist nun durch die eingelagert und später wieder installiert wurden. raumhohen Fenster der angrenzenden Wohnungen Nach Fertigstellung auch der Freianlagen und dem in seiner ganzen beeindruckenden Größe und Säubern des Betons wirkt das Anwesen unver- Farbigkeit erlebbar. hofft frisch und geradezu neu zwischen den in die Von außen besticht die Erhöhung um zwei Ge- Jahre gekommenen Wohnungsbauten. „Die Kirche schosse, die dem einst gedrungen wirkenden Bau- sollte sich frei machen, sie sollte einen Inselcha- körper zu einer angenehmen Proportion verhilft. rakter erhalten“ – dieses Anliegen des Architekten Für die neue Fassade wählten die Architekten Alu- Disse löst sich erneut ein. Das aus dem Verkauf Dibond-Platten als Kontrast zum rauen Betonfinish: der Kirche erlöste Geld investierte die Gemeinde Ihr frisches Orange wurde als Hommage an die Zeit übrigens in die Zukunft: Sie errichtete einen neuen der Entstehung gewählt. Dahinter gruppieren sich Kindergarten. auf fünf Geschossen insgesamt 42 Wohnungen Michael Kasiske, Berlin um ein großzügiges, offenes Treppenhaus. Dieses Individueller Wohnraum durch alte Kirchenwände Projektdaten Objekt CHURCH chill, Freiburg Technische Berater Henrik Eiling, Marc Behrendt, Brillux Freiburg Standort Offenburger Straße 52, 79108 Freiburg-Zähringen Ausführender Malerbetrieb maler-meier GbR, Emmendingen Bauherr Gisinger Gruppe, 79100 Freiburg Nettofläche gesamt ca. 3.075 m² (davon Mietfläche ca. 2.650 m²) Brillux Produkte Raufaser 31 mittel, Dolomit ELF 900, Rapidvlies 1525, Super Latex Nutzer Wohngebäude Brutto-Geschossfläche ca. 4.435 m² ELF 3000, Impredur Seidenmattlack 880, Floortec 2K-Epoxi-Siegel 848, Floortec PU- Architekt ARCHITEKTURBÜRO AN DER MILCHSTRASSE, Brutto-Rauminhalt ca. 14.630 m³ Bodensiegel ELF 847, Evocryl 200 79098 Freiburg 14 Brillux colore Brillux colore 15 OUTLAW Kita Uppenberg, Münster OUTLAW Kita Uppenberg, Münster Spielraum im engen Korsett Alltagstauglich, funktional und energetisch optimiert sollte der Neubau der Kita Uppenberg im Münsteraner Norden werden. Das Büro BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA hat trotz dieser Anforderungen besondere Raummomente gestaltet. Foto: © Image Source – mauritius images Farbe war dabei ein wesentliches Element. 16 Brillux colore Brillux colore 17 OUTLAW Kita Uppenberg, Münster Die Abstellräume ragen in den Flur und bilden Nischen. energetischen Vorgaben eng: Die Stadt Münster sieht für städtische Neubauten einen HeizwärmeEnergiekennwert von maximal 20 Kilowattstunden Grundriss Erdgeschoss, M 1:400 pro Quadratmeter und Jahr vor. „Diese Vorgabe lässt sich bei schmalem Budget nur über eine Modern und doch anheimelnd möglichst kompakte Bauform lösen“, führt Klaus Burhoff aus. Dass der Innenraum trotzdem einige überraschende Blickbezüge bietet, liegt vor allem an den Aufweitungen der langen Flure und an den ausgewählten Farben. Viele Kinder verbringen inzwischen mehr als drei Jahre in einer Kindertagesstätte. Aus dieser Zeit Hellblau, Dunkelblau und Grün sollten sie ein atmosphärisches, fröhliches Bild Farbvorgaben gab es keine. „Wenn wir wie in mitnehmen, so die Architekten Beate Burhoff- diesem Projekt nicht nur die Wandgestaltung Dömer und Klaus Burhoff. Ihr gemeinsames entwerfen, sondern auch den Innenausbau planen, Architekturbüro gewann den Wettbewerb, den die fangen wir mit der Farbgestaltung bei dem Indus- Stadt Münster für den Neubau der Kita Uppen- trieprodukt an, das am unflexibelsten ist“, erklärt berg ausgeschrieben hatte. „Die städtischen Beate Burhoff-Dömer. Das war in diesem Fall der Kitas haben ein sehr enges Raumprogramm, das Schichtstoff, aus dem die Garderoben vor den möglichst funktional umgesetzt werden sollte. Gruppenräumen, die Türblätter und die Küchen- Das haben wir anscheinend gut gelöst“, berichtet arbeitsplatten gefertigt wurden. Das Architekten- Beate Burhoff-Dömer. Sechs Gruppen sollten auf paar schlug Grün- und Blautöne vor, weil sie dem Gelände der Dreifaltigkeitsschule Platz finden. diese stimmig für das Gebäude fanden. Der erste Dafür wurde ein Stück des Grundschul-Schulhofs Eindruck nach Betreten der Kindertagesstätte ist geopfert. Neben den planerischen waren die anheimelnd und modern. Foto: Stefan Schopmeyer, Münster Die Architekten Beate Burhoff-Dömer und Klaus Burhoff über Architektur und Innenräume aus einem Guss Fotos: Roland Borgmann, Münster „Architekten aus Münster kommen an Brillux Farben gar nicht vorbei! Das unflexibelste Industrieprodukt – in diesem Fall der Schichtstoff, aus dem die Garderoben, Türen und Küchenplatten gefertigt wurden – haben wir als Erstes ausgewählt. Die drei Farben der Schichtstoffe ließen wir dann über die Brillux Farbmetrik vermessen und rezeptieren. Dass das gut funktioniert hat, sieht man beispielsweise an der Tür zum Büro der Kitaleitung. Ein Unterschied der Türfarbe zur angrenzenden Wandfarbe ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Der Innenraum lebt von der Farbe. Sie macht einen Großteil der heiteren Atmosphäre aus. Die Farbabstrahlung der Wände unterteilt die Länge der Flure und unterstützt das Motiv der Beate Burhoff-Dömer, Klaus Burhoff, BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA 18 Brillux colore Verengung und Aufweitung.“ Durch die Farben Hellblau und Hellgrün entsteht ein fröhliches, harmonisches Bild. Brillux colore 19 OUTLAW Kita Uppenberg, Münster Die gegenüberliegende Treppe aus Eichenholz wirkt wie ein im Raum platziertes Möbelstück. Neben den Treppenstufen gibt es große Sitzstufen, die vor allem morgens gern von den Kindern genutzt werden. „So etwas war im Raumprogramm nicht vorgesehen“, berichtet die Architektin, ebenso wenig die Ecke für das Elterncafé, die sich im Erdgeschoss ergab. In beiden Geschossen lädt eine tiefe Fensterbank mit Kissen zum Kaffeetrinken ein. Dass die Kitaleitung das Farbkonzept stimmig findet, erkennt man an den Kissen, die von ihr ausgewählt wurden. Sie passen mit ihren grün-blauen Streifen perfekt ins Farbschema. Der Blick fällt den langen Flur hinunter, der durch Das Thema Aufweitung und Verengung ist klar ablesbar. seine Aufweitungen und Verengungen eine große Aufenthaltsqualität hat. „Wir haben die Abstellräume so in den Flur hineinragen lassen, dass sich im Obergeschoss und in der großen Küche im Nischen bilden, die den Eingang zu den Grup- Erdgeschoss tauchen die Hauptfarben wieder auf. penräumen markieren.“ Hellblau, hellgrün und Dunkelblau setzten die Architekten dort ein, wo es wieder hellblau ragen diese Räume in den Flur und sinnvoll war, etwa bei den Verdunklungsvorhängen strahlen ihre Farbigkeit auch an die gegenüberlie- in den Schlafräumen, oder dort, wo die Funktion gende weiße Wand ab. Dieser Effekt ist gewollt, hervorgehoben werden soll. So ragt der Raum die versetzt angeordnete Beleuchtung unter- der Kitaleitung in dunklem Blau in den Flur. Das stützt das Thema der Aufweitung und Verengung Türblatt aus Schichtstoff passt farblich hervorra- zusätzlich. Im Obergeschoss sind die Abstellräu- gend zur Wand. „Wir ließen den Schichtstoff bei me ebenso angeordnet, nur die Farbgebung ist Brillux einscannen, um den richtigen Wandfarbton entgegengesetzt.Hellgrün, Hellblau und Hellgrün zu treffen“, erläutert Beate Burhoff-Dömer. Jetzt ist das Ergebnis perfekt. diesen Farben angepasst. Selbst in der Teeküche Ulrike Meywald, Münster Foto: Malerbetrieb Ahlemann GmbH & Co. KG wechseln sich dort ab. Die Garderoben sind Malermeister Tim Ahlemann über Spritztechnik „Bei der Kita Uppenberg sollten sowohl die farbigen als auch die weißen Wände wie aus einem Guss wirken. Daher setzten wir das Airless-Verfahren ein, bei dem mithilfe der NiederdruckSpritztechnik besonders glatte Oberflächen ohne Rollenstruktur entstehen. Die Farben wurden von den Architekten vorgegeben. Neben der Gestaltung des Innenraums waren wir im Außenbereich tätig. Die Zusammenarbeit mit Brillux war wie immer problemlos. Das bestellte Material wurde stets zuverlässig geliefert. Zu Beginn gab es Probleme mit den Vorgewerken, die mit ihren Arbeiten zeitlich gesehen weit in Verzug lagen, wodurch die geplante Fertigstellung geTim Ahlemann, Malerbetrieb Ahlemann GmbH & Co. KG fährdet war. Dieses Problem lösten wir jedoch durch eine kurzfristige Erhöhung des Personaleinsatzes unsererseits, wodurch wir den Zeitplan letztendlich doch einhalten konnten.“ Die Eichenholztreppe lädt zum Verweilen ein. Projektdaten Brillux Produkte Super Latex ELF 3000 Objekt OUTLAW Kita Uppenberg, Münster TGA HLS: Ingenieurbüro TGA, Jöken & Stegemann, Steinfurt, Elektro: Hatting & Kuhlmann Standort Friesenring 15, 48147 Münster Ingenieurbüro für Technische Gebäudeausrüstung, Recklinghausen Bauherr Stadt Münster Technischer Berater Richard Elling, Brillux Rheine Nutzer OUTLAW gGmbH, Greven Ausführender Malerbetrieb Malerbetrieb Ahlemann GmbH & Co. KG, Warendorf Architekten BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA, Münster Nutzfläche 1.036 m² Bauleitung BURHOFF und BURHOFF Architekten BDA, Münster Brutto-Geschossfläche 1.216 m² Tragwerksplanung GEHLMANN + LAMMERING, Billerbeck Brutto-Rauminhalt 4.550 m³ Moderne Baustoffe ermöglichen einen sehr guten Heizwärme-Energiekennwert. 20 Brillux colore Brillux colore 21 Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt Codierte Fassade Datenkraken, kriminelle Hacker und Geheimdienstler untergraben das Vertrauen in die Verlässlichkeit des Internets. Das Darmstädter Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) hält Foto: © wwing – istockphoto.com dagegen – im neuen Haus von SEHW Architektur mit bewegter Fassade und braunen Farbakzenten. 22 Brillux colore Brillux colore 23 Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt Als Farbkonzept wurde eine zurückhaltende Farbgebung gewählt. Grundriss Erdgeschoss, M 1:750 „Es ist ein Irrtum“, sagte kürzlich Luciano Floridi, neuen Herangehensweisen unsere Art zu leben in Forschungsdirektor des Oxford Internet Insti- Gefahr zu bringen“. Sie hätte damals hinzufügen tuts, einer deutschen Tageszeitung, „heute noch können, dass Darmstadt mittlerweile zum europä- ‚digital‘ und ‚analog‘ als Gegensätze zu sehen: Ein ischen Zentrum der digitalen Sicherheitsforschung Cyberangriff oder ein digitaler Raub sind so real, geworden ist; dass dem dortigen Fraunhofer-Insti- wie etwas nur sein kann. Wir brauchen eine neue tut für Sichere Informationstechnologie (SIT) eine Definition der Realität.“ zentrale Rolle zukommt, Strategien gegen solcher- Das Schlüsselkriterium sei Interaktion, meint der lei Risiken zu entwickeln; und dass eben jenes Philosoph. Was in der modernen Welt geschehe, Fraunhofer SIT 2014 ein neues Gebäude für 170 folge nicht mehr einer „mechanischen“ Logik. Es Mitarbeiter werde beziehen können, entworfen von ereigne sich in Netzwerken, deren Struktur und Prof. Xaver Egger und seinem Berliner Büro SEHW Dynamik sich ständig veränderten – wodurch alles Architektur. Gleich vorneweg: Eggers Entwurf immer undurchschaubarer werde. Bundeskanz- nimmt ebenso respektvoll wie souverän den Dialog lerin Merkel wurde 2013 deutlicher: Das Internet speziell mit seiner architektonischen Nachbar- ermögliche es Feinden und Gegnern der Demo- schaft aus den 1960er-Jahren auf, generell mit der kratie, „mit völlig neuen Möglichkeiten und völlig das Darmstädter Stadtbild prägenden Architektur der Wiederaufbaujahre. Ein Profil für sichere Informationen Wie gestaltet man ein Gebäude, dessen Architektur die Arbeit an sicheren Informationstechnologien sinnfällig darstellen und am besten auch gleich noch das Profil des Fraunhofer SIT schärfen soll? Prof. Xaver Egger über sein Farbkonzept „Das Büro SEHW Architektur erhielt 2009 nach einem beschränkten Verfahren den Auftrag für das Projekt. Das Gebäude steht an der Rheinstraße, einer Hauptverkehrsader mit Solitärgebäuden. Diese Straße der Wissenschaft war aber ein Ansporn. Unser Erweiterungsbau verbindet sich mit dem Bestandsgebäude aus den 1960er-Jahren zu einer Einheit und interpretiert diese neu. Der Sockelbau Foto: SEHW Architektur ist Kommunikationszone – Platz für Seminare und Kongresse; darüber erhebt sich der Büroriegel. Farbe spielt in unseren Entwürfen eine wesentliche Rolle, das Farbkonzept wird für jede Aufgabe und jeden Ort individuell entwickelt. In unseren Arbeiten ergeben sich Fotos: Guido Erbring, Köln daher unterschiedliche Farbintensitäten. Hier wurde Farbe sehr zurückhaltend eingesetzt. In dem innen wie außen hell und neutral gehaltenen Gebäude werden im Erdgeschoss nur die frei geformten Elemente im Foyer farblich hervorgehoben. In den Obergeschossen haben wir die Kernzone als durchgehendes, geschossübergreifendes Rückgrat des Gebäudes mit kräftigem Braun betont.“ Prof. Xaver Egger, SEHW Architektur 24 Brillux colore Die Fassade erinnert an die Muster digitaler Authentifizierungscodes. Brillux colore 25 Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt Das Büro SEHW Architektur wählte eine Doppelstrategie. Die Fassaden des Fraunhofer SIT präsentieren sich als flaches, horizontal gegliedertes Relief aus schmalen, weiß beschichteten Aluminiumkästen mit unterschiedlicher Tiefe: Das architektonische Gesamtbild erinnert mit seinem bewegten Schattenwurf an die Muster digitaler Authentifizierungscodes. Das innenarchitektonische Design hingegen setzt im Erdgeschoss einige formale und farbliche Akzente, die auf das Motiv Datentechnik anspielen: Sowohl der Empfang wie auch die Theke der Cafeteria sind als „frei“ geformte, gerundete Raumelemente in das weitläufige Foyer eingestellt. Mit ihrem Hochglanzlack mögen sie an die Löttropfen auf bronzefarbenen Computerplatinen erinnern. Sehr zurückgenommen ist das Farbkonzept in den fünf Bürogeschossen über dem Gebäudesockel. Als eine diskrete Hommage an die bisweilen in ihren Qualitäten unterschätzte Architektur der Nachkriegsjahrzehnte kann man die in dunklen Brauntönen gehaltenen Wände des Gebäudekerns in der Mittelachse begreifen. Kommentar der Architekten: „Einzelne kräftige Farbtupfer entstehen durch die Möblierung.“ Christian Marquart, Stuttgart René Münch über die zu meisternden Herausforderungen „Sie staunen über die große Distanz zwischen Darmstadt und unserem Firmensitz Chemnitz? Die Foto: R+S Raum und Schrift GmbH Größe unseres Unternehmens legt es nahe, Projekte nicht nur in der Region Chemnitz, sondern im ganzen Bundesgebiet zu akquirieren. Das funktioniert mit entsprechend hohen Qualitätsstandards und maximaler Zuverlässigkeit bzw. Effizienz. Wir haben beim Fraunhofer SIT alle Tapezier-, Anstrich- und Lackierarbeiten innerhalb des Gebäudes ausgeführt, auch das Wärmedämm-Verbundsystem sowie die Dämmung der Tiefgarage. Eine Schwierigkeit war der eng gestrickte Ausführungszeitraum. So war die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den am Bau tätigen Gewerken eine Herausforderung. Technisch hervorzuheben ist die Ausführung der großflächigen René Münch, R+S Raum und Schrift GmbH Hydro-PU-Hochglanzlackierung auf gewölbten Wandflächen im Foyer – in einem intensiven Farbton. Die Zusammenarbeit mit Brillux gestaltete sich reibungslos, unkompliziert und wurde durch die fachkundige Betreuung der technischen Berater des Hauses abgerundet.“ Der Empfang mit seiner Hochglanzlackierung schimmert wie eine bronzefarbene Computerplatine. Projektdaten 26 Objekt Fraunhofer-Institut SIT, Darmstadt TGA Elektro: Steinigeweg Planungs GmbH & Co. KG, Darmstadt, HKLS: Planungs- Standort Rheinstraße 75, 64295 Darmstadt gruppe M+M AG, Böblingen, Medientechnik: MACOM International GmbH, Stuttgart Brillux Produkte CreaGlas Glasvlies VG 1000, Latexfarbe ELF 992, Glemalux ELF Bauherr Fraunhofer-Gesellschaft für angewandte Forschung e.V., München Technischer Berater René Wolf, Brillux Berlin/Hohenschönhausen 1000, Vetrolux ELF 3100, Hydro-PU-Tec Seidenmattlack 2088, Hydro-PU-Tec Hoch- Nutzer Fraunhofer-Gesellschaft, Institut für Sichere Informationstechnologie, Darmstadt Ausführender Malerbetrieb R+S Raum und Schrift GmbH, Chemnitz glanzlack 2084, Hydro-PU-XSpray Seidenmattlack 2288 Architekten SEHW Architektur, Berlin Nutzfläche 4.633 m² Brillux colore Bauleitung SEHW Architektur, Berlin Brutto-Geschossfläche 8.100 m² Tragwerksplanung Wetzel & von Seht, Hamburg Brutto-Rauminhalt 29.650 m³ Der Sockelbau ist Kommunikationszone – darüber liegt der Büroriegel. Brillux colore 27 Architektur/Design: Christian Gahl Universiade Sportzentrum, Shenzhen/China Christian Gahl, geboren 1966 und aufgewachsen in Westberlin, bekam mit 13 Jahren eine Rolleiflex T3 geschenkt und wollte Modefotograf werden. Es kam anders: „Mein Schlüsselerlebnis war eine Familienreise nach Venedig, wo ich zum ersten Mal bewusst Architektur fotografierte.“ Viel später, nach zweijähriger Assistenz in einem Hamburger Fotostudio, begann er ein Architekturstudium, entschied sich aber nach drei Jahren, hauptberuflich als Architekturfotograf zu arbeiten. Seine erste Veröffentlichung war ein Artikel in der Bauwelt über die Gartenstadt Falkenhöh im Jahr 1995. Seitdem sind seine Bilder in allen großen Architekturzeitschriften und -verlagen erschienen. Zu seinen Kunden zählen zahlreiche namhafte Architekturbüros und Unternehmen wie Deutsche Bahn, bulthaup u. a. Foto: privat Christian Gahl Der Fotograf Christian Gahl über das Dirigieren einer guten Architekturaufnahme Fotos: Christian Gahl CHRISTI AN GAHL 28 Brillux colore Brillux colore 29 Architektur/Design: Christian Gahl Alle abgebildeten Gebäude von gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner Qingdao Grand Theater, Qingdao/China In den letzten Jahren hat sich in der Fotografie vieles, was andere erst im Rechner nachbearbeiten vieles verändert: Laien können sich heute ein müssen, im Kopf vorweg und wägt jedes Bild hochwertiges Equipment samt Bildbearbeitungs- gründlich ab. Er sei sicher kein Architektur-Papa- programm leisten, von dem viele Profis vor 20 razzo, der schnell und haufenweise Bilder liefert, Jahren nur träumen konnten. Christian Gahl gehört sagt er. „Das können gerne andere machen.“ zu jenen Fotografen, die ihren Beruf in der „analogen Welt“ erlernt haben. Obwohl auch er längst Christian Gahl, was hat sich mit der Digitalisie- „in den Rechner“ fotografiert, wie er es in unserem rung der Fotografie in Ihrer Arbeit verändert? Gespräch ausdrückt, ist seine Arbeitsweise stark In erster Linie ist das Reisen durch die kompaktere von jener analogen Vergangenheit geprägt. Statt Ausrüstung viel komfortabler geworden. Zudem vorschnell auf den Auslöser zu drücken, nimmt er ermöglicht die digitale Bildbearbeitung natürlich ein viel präziseres Handwerk, was in der Zusammenarbeit mit meinen Kunden von großer Bedeutung ist. Seit einigen Jahren arbeiten Sie viel in China. Wie kam es dazu? Einer meiner langjährigen Kunden, gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, ist dort seit Jahren sehr erfolgreich tätig. Drei- bis viermal im Jahr bin ich für mehrere Wochen in China, um die neu entstandenen Gebäude zu fotografieren. Wie unterscheidet sich die Arbeit in Fernost von der in Europa? Allein die Dimensionen der Bauten in China sind überwältigend. Das fordert die dort bauenden Architekten ebenso heraus wie mich als Fotografen. Es ist etwas Besonderes, das größte Museum oder den größten Bahnhof der Welt zu fotografieren. Diese gigantischen Gebäude logistisch, zeitlich und perspektivisch in den Griff zu bekommen, ist eine Herausforderung, die mich immer wieder aufs Neue reizt. Unterstützend kommt hinzu, dass Weststation Tianjin, Tianjin/China 30 Brillux colore Universiade Sportzentrum, Shenzhen/China Brillux colore 31 Architektur/Design: Christian Gahl in China oft „mehr geht“! Was hierzulande gerne am liebsten ungestört, also ohne Hustengeräusche durch Bürokratie oder Zuständigkeiten erschwert oder Handyklingeln, erleben. wird, funktioniert dort auf dem kurzen Dienstweg. Wie gehen Sie mit Farbe um? Welche Rolle spielen Menschen auf Ihren Farbe hängt von Architektur und Licht ab. Und Bildern? Licht wiederum beeinflusst die Raumwirkung, In der Regel fotografiere ich die Bauten kurz nach ebenso wie die Wiedergabe von Oberflächen und ihrer Fertigstellung. Das ist der Zeitpunkt, zu dem deren Beschaffenheit. Somit steht Farbe für mich ich logistisch die größte Kontrolle habe. Wenn ein nie allein im Vordergrund, sondern das Zusammen- Stadion oder ein Museum erst einmal in Betrieb spiel dieser Elemente, die die Architektur in ihrer ist, rückt die Architektur regelrecht in den Hin- Eigenschaft wiedergeben. Die Charakteristik eines tergrund. Sobald Menschen im Bild auftauchen, Baus hebt man mit Licht hervor, indem man sich ziehen sie die Aufmerksamkeit des Betrachters bewusst für einen bestimmten Sonnenstand, eine unweigerlich auf sich. Für Dokumentarfotografen Tages- oder Nachtaufnahme oder den Einsatz von ist solch ein Blick auf den Alltag eines Gebäudes Kunstlicht entscheidet. sicher spannend, aber ich möchte dem Entwurf In der Architektursprache von gmp beispielsweise gerecht werden. spielt Buntheit keine Rolle. Die meisten Bauten charakterisieren sich durch fein abgestufte Töne Eine Idealisierung der Architektur? von Naturstein, Stahl oder Aluminium. Diese zu Wenn man die Architekten als Komponisten eines erfassen, hängt allein vom Licht ab, wobei es auf Gebäudes begreift, dann bin ich als Fotograf der kleinste Nuancen ankommt. So gesehen, ist diese Dirigent, der diese Komposition zum „Klingen“ Architektur trotz ihrer Größe relativ fragil. bringt, mit Licht, Perspektive, meiner Wahl des Bildausschnitts, dem Timing usw. In einem Kon- Vielen Dank für das Gespräch. zertsaal möchte ich die Werke von Mozart ja auch Nils Ballhausen, Berlin Grand Theater, Tianjin/China Tausend-Inseln-See, Qiandao/China 32 Brillux colore Nationalmuseum, Beijing/China Brillux colore 33 Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Kunstlabor in Schwarz und Weiß Mit dem Neubau der Baseler Kunsthochschule setzen Morger + Dettli Architekten selbstbewusst auf die Vertikale: Ateliers, Hörsäle und Verwaltung sind in einem Hochhaus zusammengefasst, das wie ein Laborgebäude der 1960er-Jahre über dem ehemaligen Industrieareal Dreispitz thront. Das Farbkonzept Foto: © Alamy – mauritius images mit schwarzen und weißen Geschossen unterstreicht das kühle Understatement der Architektur. 34 Brillux colore Brillux colore 35 Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Lageplan, M 1:7500 Blickbezüge zum neuen Stadtquartier „Dreispitz“ heißt das Vorzeigequartier, das seit 47 Meter hoch ist die neue Heimat für die HGK, gut zehn Jahren an der Baseler Stadtgrenze eine Hochschule im Hochhaus. Auf einer Grund- entwickelt wird: Das 50 Hektar große ehemalige fläche von 37 x 32 Metern und auf neun Geschos- Industrieareal erfährt nach einem Masterplan von sen sowie einem Untergeschoss brachten Morger + Herzog & de Meuron einen sanften Umbau zum Dettli Architekten aus Basel alle Einrichtungen gemischten Stadtquartier. Als eine der ersten unter ein Dach, die zuvor über die ganze Stadt Neubauten wurde im September 2014 die Hoch- verteilt waren: insgesamt zehn Institute, Hörsäle, schule für Gestaltung und Kunst (HGK) eröffnet: eine Aula und Räume für die Hochschulleitung. Der Haupteingang führt in ein Foyer mit Empfang und Cafeteria, in den ersten beiden Geschossen sind die Aula und die Hörsäle untergebracht. Das Ein kühles Understatement dritte Obergeschoss beherbergt die Foto- und Videostudios, darüber befinden sich die Institute mit Bürozonen und Atelierflächen sowie die Hochschulleitung im siebten Obergeschoss. Morger + Dettli Architekten über die optimale Kulisse bei unterschiedlichen Nutzungen „Mit seiner Volumetrie, Gliederung und Materialisierung setzt sich der 47 Meter hohe Baukörper von dem bestehenden, homogenen Gefüge von Lager- und Hallenbauten ab und markiert sowohl für das Quartier als Foto: Jannis Chavakis, Basel auch für den Hochschulstandort einen städtebaulichen Akzent. Unterschiedlich breite Raumzonen erlauben eine hohe Nutzungsflexibilität in der Raumaufteilung. Sämtliche Einteilungen erfolgen durch LeichtbauwänFotos: Valentin Jeck, Stäfa de oder raumhohe Vorhänge, die die Räume bei Bedarf visuell und akustisch abtrennen. Neben der hohen Nutzungsflexibilität ergeben sich dadurch räumlich variierende Situationen, die den öffentlichen und belebten Charakter des Gebäudes unterstreichen. Basierend auf dem Konzept des neutralen Raums wechseln sich schwarze und weiße Geschosse im Gebäude ab. Die Materialien sind reduziert gewählt. Raumhohe textile Fortunat Dettli, Henning König, Martin Klein und Meinrad Morger, Morger + Dettli Architekten 36 Brillux colore Vorhänge kontrastieren die harten Oberflächen der betonierten Böden und Wände. Die Architektur nimmt sich bewusst zurück und bildet doch für die unterschiedlichen Nutzungen eine optimale Kulisse.“ Eine neue Heimat für Kreativität Brillux colore 37 Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Neutrale Räume lassen Platz für Ideen. Den krönenden Abschluss mit einem einzigartigen die flexible Nutzung der Geschosse: Nebenräume Blick über ganz Basel und die Region bildet die und Erschließung wurden in einem asymmetrisch Bibliothek im obersten Stockwerk. Der Entwurf im Gebäude liegenden Kern untergebracht. Die der Architekten basiert auf einer bewusst zurück- verschiedenen Nutzungen mit ihren variierenden genommenen Architektur. Im Inneren wechseln Geschosshöhen sind an der Fassade durch un- sich weiße und schwarze Geschosse ab. Damit terschiedlich hohe Brüstungs- und Fensterbänder folgen die Architekten dem „Konzept des neutralen ablesbar. Die Fassade ist zweischichtig aufgebaut Raums“ mit monochrom eingefärbten Oberflächen und wird aus horizontal zusammenhängenden und flexibel unterteilbaren Geschossen. Entspre- hinterlüfteten Kastenfenstern gebildet. Die Brüs- chend reduziert ist der Einsatz der Materialien, tungen sind mit geschliffenen Chromstahlpaneelen lediglich die raumhohen Vorhänge bilden einen verkleidet und reflektieren das Licht in unterschied- Kontrast zu den harten Betonoberflächen. Unter- lichen Nuancen – eine Referenz an die vielen strichen wird der rohe Charakter des Gebäudes Laborbauten der 1960er-Jahre in Basel. durch die in offenen Decken geführte aufwendige Die Auszeichnung des Baus mit dem MINERGIE- Technik, die Assoziationen zur Industriearchitektur P-ECO-Label bestätigt die Einhaltung der strengen weckt. Die weitläufigen Räume eröffnen Möglich- Kriterien in Bezug auf umweltverträgliches Bauen keiten für unterschiedliche Nutzungen. Auch die und Energieeffizienz. Wände, Decken, Türen, Rah- kompakte Anordnung der Infrastruktur unterstützt men und sämtliche Bodenflächen – im Inneren des Durch Funktionalität und die Reduktion von Farbe wurde ein neutraler Raum geschaffen. Konzentration auf das Wesentliche 38 Brillux colore Brillux colore 39 Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel Bewusst zurückgenommenes Farbkonzept Gebäudes wurden über 16.000 Quadratmeter mit lösemittelfreien Produkten von Brillux beschichtet. Die große Behaglichkeit, die gesunde Raumluft, viel Tageslicht und Ruhe versprechen den Studenten und Dozenten eine hohe Arbeitsplatzqualität im neuen Hochschulgebäude. Auf dem neuen „Campus der Künste“ kann nun möglich werden, was zuvor nur Vision war: grenzüberschreitendes Lernen, Forschen und Arbeiten. Durch die Vernetzung mit dem umliegenden Stadt- und Grünraum sind die Weichen dafür gestellt, dass sich das Areal rund um die neue Kunsthochschule mit benachbarten Werkstätten und Ateliers, Galerien, Läden, Restaurants, Bars, Wohnateliers, Lofts und Studentenwohnungen zu einem vitalen und urbanen Stadtquartier entwickeln kann. Katja Beiersmann, Altenberge Monochrom eingefärbte Oberflächen und Innenausstattung Projektdaten 40 Objekt Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel, CH Generalplaner dany waldner ag, Basel, CH Standort Freilager-Platz 1, 4023 Basel, CH Bauingenieur Conzett Bronzini Gartmann, Chur, CH Brillux Produkte Hydro-PU-Tec Vorlack 2020, Hydro-PU-XSpray Seidenmattlack 2288, Bauherr Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt Generalunternehmung Anliker Generalunternehmung AG, Emmenbrücke, CH Latexfarbe ELF 992 (S/W), Floortec PU-Bodensiegel ELF 847, 2K-Aqua-Epoxi-Primer 873 Städtebau & Architektur, Hochbauamt, Technischer Berater Peter Schweizer, Brillux Muttenz, CH Gesamtprojektleitung: Dipl.-Ing. Arch. Christian Fontius, Ausführender Malerbetrieb Marcel Fischer AG, Basel, CH Stellvertretung: Dipl.-Ing. Arch. Simon Dilhas Nutzfläche 6.514 m² Brillux colore Architekten Morger + Dettli Architekten, Basel, CH Brutto-Geschossfläche 10.795 m² (seit August 2015 Morger Partner Architekten AG) Brutto-Rauminhalt 61.915 m² Neun Geschosse für zehn Institute Brillux colore 41 Wohn- und Geschäftshaus, Mainz Wohn- und Geschäftshaus, Mainz Mehr Farbe in die Stadt Werden Städte gelobt, ist zwar oft von „bunter Vielfalt“ die Rede, aber selten von Farben. Was aber, wenn man die Metapher beim Wort nähme? Das grüne Haus von Heribert Gies in Mainz lässt uns von hingetupften, Foto: © imageBROKER / Gunther Willinger – mauritius images impressionistischen Stadtbildern träumen. 42 Brillux colore Brillux colore 43 Wohn- und Geschäftshaus, Mainz Grundriss Erdgeschoss, M 1:400 Das Obergeschoss bewohnt der Architekt selbst. Mitteleuropäer, die Stadtbilder in lebhaften Far- wahl erzählen. Eines dieser Häuser steht in einem ben entdecken wollen, müssen zu fernen Ufern nordwestlichen Randbezirk von Mainz. Architekt aufbrechen: in nordische Länder etwa, wo bunt und Bauherr ist Heribert Gies, der an der Frankfur- kolorierte Holzhäuser einen fröhlichen Kontrast zu ter University of Applied Sciences Entwerfen und winterlichem Weiß, sommerlichem Moosgrün und Baukonstruktion lehrt. Als Absolvent der ETH Zü- dunkelgrauen Felsformationen bilden; oder nach rich ist Gies erkennbar der Schweizer Architektur- Lateinamerika, wo viele Alltagsbauten der spätko- ästhetik verpflichtet, mit ihrer Vorliebe für einfache, lonialen Epoche bis heute in Pastellfarben getüncht aber delikat proportionierte Baukörper und präzise werden. Wenig spräche auch gegen etwas mehr gestaltete Details. Farbe in der europäischen Stadt – allenfalls wäre Sein Wohn- und Geschäftshaus in Mainz, das mit vereinzelten geschmacklichen Entgleisungen 2015 mit dem Architekturpreis des BDA Rheinland- zu rechnen, die aber im Prinzip leicht korrigierbar Pfalz ausgezeichnet wurde, beherbergt auf lang sind. gestrecktem, rechteckigem Grundriss und vier In Deutschland fällt es auf, wenn Bauherren ihren Etagen Prof. Gies´ Architekturbüro plus Tiefgarage, Häusern satte Farben geben. Noch auffälliger im Hochparterre eine Steuerkanzlei und darüber sind Gebäude, die von einer sorgfältigen Farb- zwei Mietwohnungen. Das Obergeschoss mit seinen drei in den schma- Mehr Farbe ins Stadtbild len Quader „hineingefrästen“ Terrassen hat der Bauherr als Loftwohnung für sich reserviert. Fünf quer in die Längsachse des Gebäudes gestellte Betonstützen erlauben auf jeder Ebene individuell organisierte Raumstrukturen. Foto: Christian Marquart, Stuttgart Prof. Heribert Gies über die Denkmalpflege „Dieses Wohn- und Geschäftshaus, das ich in den Jahren 2013/14 geplant und realisiert habe, ist das erste Gebäude, das ich in Mainz umsetzen konnte. Die Denkmalpflege hätte es zunächst gern gesehen, wenn ich mein Haus ähnlich wie das unter Denkmalschutz in einem Ockerton gestrichen hätte. Wir haben uns dann aber für ein dunkles Grün entschieden. Gestartet waren wir übrigens mit einem Tapetenmuster; da stand zunächst auch ein Prof. Heribert Gies, H. Gies Architekt GmbH 44 Brillux colore Fotos: Guido Erbring, Köln stehende Nachbargebäude (Baujahr 1872) mit seinem ockerfarbenen Sichtmauerwerk auch Blaugrau zur Debatte.“ Die dunkelgrüne Fassade mit einer Besenstrich-Struktur Brillux colore 45 Wohn- und Geschäftshaus, Mainz Die Eichenholzfenster bilden eine Linie mit der Fassade. Zunächst spielte Prof. Gies mit dem Gedanken, terrahmen und Lüftungsklappen passen sehr gut sein Haus in Sichtbeton auszuführen. Weil es aber dazu, ohne dass die strenge Architektur in Folklore in Deutschland heikel ist, Sichtbetonfassaden abrutschen würde. perfekt herzustellen, schien ihm das Risiko von Mit einem kleinen Blockheizkraftwerk ist das Ausführungsmängeln zu hoch. Ohnehin hatte die Gebäude auf dem neuesten Stand der Technik. Denkmalschutzbehörde den Bauherren gedrängt, Seine behäbige Plastizität und die schnörkellose sein Haus, welches in Nachbarschaft einer wilhel- Form wird übrigens durch einen fast frivolen Effekt minischen Villa mit ockerfarbener Klinkerfassade konterkariert: Die im Obergeschoss außen vor steht, wenn nicht in gleicher Farbe, so doch we- den raumhohen Fenstern angebrachten Vorhän- nigstens in dunklerer Tönung zu verputzen. ge wehen schon bei leichten Winden wie große In welcher Farbe also? Das Haus steht vor der Ku- Fahnen schräg aus ihrer Falllinie – und verleihen lisse eines kleinen Parks und so fiel die Entschei- so der Architektur eine dynamische, überraschend dung auf ein aus der Farbenskala Le Corbusiers lässige Note. Wie lautet doch das Urteil der BDA- abgeleitetes „vert noir“: eine dunkelgrüne Fassade, Jury? Das Gebäude sei „im positivsten Sinne ein strukturiert im Besenstrich, dessen plastischer Architektenhaus“. Effekt traditionell mit einem groben Kamm herge- Christian Marquart, Stuttgart Foto: Reinhardt GmbH, Bad Kreuznach/Planig stellt wird. Die aus Eichenholz gefertigten Fens- Michael Reinhardt über das Grün des Hauses „Von privaten Bauherren erhalten wir Aufträge wie den von Prof. Gies eher selten. Trotz unserer Beratungsangebote sind die Leute meist sehr zurückhaltend mit Farbe: Weil man unter Nachbarn ungern auffällt, aber auch, weil es nicht leicht ist, sich die Wirkung eines Farbdesign-Konzepts vorzustellen. Aber das Grün des Hauses Gies passt schon gut zur Umgebung. Die Dimensionen der langen Fassaden und die flächenbündigen Fenster waren beim „Besenstrich“-Putz eine besondere Herausforderung. Für die Wahl der Farbe haben wir mit Prof. Gies und Brillux mehrere Proben aufgestrichen und drei in der engeren Wahl auf größerer Fläche getestet; die Brillux Niederlassung Mainz konnte uns danach gleich die benötigte Menge in der richtigen Rezeptur liefern. Der FasMichael Reinhardt, Reinhardt GmbH sadenputz wurde zunächst in einem ähnlichen Grundton eingefärbt und schließlich zweimal mit der gewählten Brillux Farbe gestrichen.“ Projektdaten Brillux Produkte Mineral-Leichtputz G 3679, Silikat-Finish 1811 Objekt Wohn- und Geschäftshaus, Mainz Tragwerksplanung B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann, Frankfurt, Standort Scharnhorststraße 32, 55120 Mainz osd GmbH & Co. KG, office for structural design, Frankfurt Bauherr Gina Attinger und Heribert Gies, Mainz Technischer Berater Borris Gönner, Brillux Wiesbaden Nutzer Familie Gies und H. Gies Architekt GmbH, Mainz Ausführender Malerbetrieb Reinhardt GmbH, Bad Kreuznach/Planig Architekten/Bauleitung H. Gies Architekt GmbH, Mainz Nutzfläche 890 m² ohne Tiefgarage Brutto-Rauminhalt 3.015 m³ Die Denkmalschutzbehörde drängte auf eine dunkle Fassadenfarbe. 46 Brillux colore Brillux colore 47 18. Brillux Architektenforum in Münster 18. Brillux Architektenforum in Münster Fotos: BEHRENDT & RAUSCH, Kottenheim ALT UND TROTZDEM NEU! Einladung in das LWL-Museum, Münster Das 18. Brillux Architektenforum am 14. September in Münster hatte sich mit dem Thema „Alt und trotzdem neu!“ eine besondere inhaltliche Aufgabe gestellt, die vor über 280 Architekten mit renommierten Referenten, Architekturbeispielen und -Exkursionen präsentiert und diskutiert wurde. Das neue LWLMuseum für Kunst und Kultur von Staab Architekten war als „Die Grenzen zwischen Stadt und Museum fließen ineinander.“ Veranstaltungsort ein gelungenes und beispielhaftes Projekt für das ge- ehemalige katholische Marienkirche als zentrales stellte Thema. Per Pedersen, Partner bei Staab Ar- Foyer zum identitätsstiftenden, städtebaulichen Foto: Roland Borgmann, Münster chitekten, Berlin, veranschaulichte, wie wichtig das und funktionalen Mittelpunkt des Musikzentrums 48 Brillux colore Zusammenspiel von neuer Architektur und vorhan- Bochum zu machen, bei einem Architektenwett- denen Strukturen ist. „Um die Grenzen zwischen bewerb überzeugt. Thorsten Kock erläuterte, wie Stadt und Museum fließend ineinander überge- bei dem Musikzentrum das Neue und Alte eine hen zu lassen, haben wir abwechslungsreiche funktionale und gestalterische Einheit bilden. Raumsequenzen realisiert, die durch definierte Viel zum Forumsthema „Alt und trotzdem neu!“ Ausblickräume auf städtische und innenräumliche hatte Prof. Dr.-Ing. h.c. Volkwin Marg, gmp Archi- Situationen rhythmisiert werden und Orientierung tekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg, bieten“, erklärt Per Pedersen das Konzept. zu sagen. Jede Bauaufgabe „auf alten Funda- Der Architektur-Journalist Stefan Rethfeld – Mit- menten“ erfordere eine individuelle Strategie, organisator der Exkursionen – referierte als Kenner die auf die jeweilige Architektur zugeschnitten der Stadt über die wachsende Metropole Müns- sei. Auf welche Weise man sich ihr nähern und ter mit ihren architektonischen Besonderheiten. mit Vorhandenem umgehen kann, das machte „Münster, das ist ein Miteinander von ganz vielen er exemplarisch an eindrucksvollen Beispielen verschiedenen Gebäuden. Man lässt das Alte mit deutlich. Er beschrieb, wie man sich bei gmp im Spiel der neuen Zeit“, so Rethfeld. dem universellen Thema des Ortes und seiner Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH Geschichte nähert und daraus unterschiedliche aus Stuttgart hatten mit ihrer Entwurfsidee, die Bauformen entstehen, „die im Ergebnis immer der Brillux colore 49 18. Brillux Architektenforum in Münster Besichtigung: Umbau der Dreifaltigkeitskirche, Münster Besichtigung: Revitalisierung des Quartiers Stubengasse, Münster Geschichte Respekt zollen und gleichzeitig in die und durch beispielhafte Architektur-Exkursionen Zukunft weisen“. Angesichts der Tatsache, dass – unter anderem zu „aktuellen Kirchenumbauten, es sich in Europa inzwischen bei über 65 Prozent Neu- und Umbauten am Domplatz, zum Quar- des Bauvolumens in Städten um Neunutzungen tier Stubengasse, dem Hochschulcampus, dem historischer Bausubstanz durch Umbau, Sanierung Entwicklungsgebiet Hafenareal und dem LVMund Erweiterung handele, sei dies eine vorrangige Campus“. und verdienstvolle Aufgabe, die – so Marg – große Vor allem aber hat die Veranstaltung aufgezeigt, Verantwortung und Sensibilität voraussetze und wie mit architektonischer und baukultureller Hal- kaum dazu angetan sei, mit spektakulären Entwür- tung etwas bedeutend Neues, mit eigener Identi- fen Furore zu machen. Vielmehr entstehe aus der tät, zwischen Altem und Neuem entstehen kann. Fügung zwischen Neu und Alt eine Architektur, die auf dem „Fundament des Vorhandenen“ basiere, um daraus dem jeweiligen Ort angemessenes Neues zu schaffen. Wieder einmal überzeugte das schon traditionelle Brillux Architektenforum durch hochkarätige Referenten, interessante Vorträge Weitere Informationen zum Architektenforum finden Sie unter www.brillux.de/architektenforum „Der Geschichte Respekt zollen und gleichzeitig in die Zukunft weisen.“ Prof. Dr.-Ing. h.c. Volkwin Marg, gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner 50 Brillux colore V. l. n. r.: Peter König, geschäftsführender Gesellschafter Brillux GmbH & Co. KG, Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ, Per Pedersen, Staab Architekten GmbH, Stefan Rethfeld, Architekt und Journalist Das Thema „Planen und Bauen zwischen Modernität und lokalem Bezug“ bekam viel Zuspruch. Brillux colore 51 Robert Bosch College, Freiburg Robert Bosch College, Freiburg Leben und Lernen im Bergdorf Foto: © David Schultz / Mint Images – offset.com In das ehemalige Barockkloster Kartaus in Freiburg ist eine internationale Internatsschule eingezogen. Peter Kulka hat das aufwendig sanierte Ensemble um ein Wohndorf für Schüler und Lehrer ergänzt, das behutsam in die Topografie einpasst wurde. 52 Brillux colore Brillux colore 53 Robert Bosch College, Freiburg Wege und Treppen wurden aus Ortbeton mit Flusskieseln gegossen und mit Mauern aus Stampfbeton gefasst. Lageplan, M 1:2000 Das in die Waldlichtung am Fuß des Johannesbergs Bosch Stiftung und die Bosch GmbH, um dort das in Freiburg-Waldsee eingebettete Kartäuserkloster erste „United World College“ (UWC) in Deutsch- hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: land zu gründen – mit insgesamt rund 45 Millionen Gegründet 1346, wurde die Anlage Anfang des Euro die größte Einzelinvestition in der Geschichte 16. Jahrhunderts um Kirche und Refektorium der Stiftung. „Das UWC stellt für uns im Kleinen erweitert. Nachdem das Kloster im 30-jährigen das dar, wofür Robert Bosch steht: Völkerverstän- Krieg verwüstet worden war, wurde es als baro- digung, Förderung von Bildung, soziales Enga- cke Dreiflügelanlage wiederaufgebaut. Nach der gement“, so die ehemalige Geschäftsführerin der Säkularisation fiel es an den Staat, 1894 erwarb es Stiftung Ingrid Hamm. Die Hälfte der laufenden die Heiliggeiststiftung, die es als Altenheim betrieb. Kosten trägt das Land Baden-Württemberg, die Als die Stiftung die Kartause 2008 aufgab, waren Stadt Freiburg finanziert zwei Stipendien. die Gebäude in ruinösem Zustand – eine Sanierung Für den Schulbetrieb wurde die denkmalge- für den Weiterbetrieb als Pflegeheim wäre zu teuer schützte Barockanlage vom Freiburger Büro gewesen. Nach einer Interimsnutzung als städ- hotz + architekten aufwendig saniert und um tisches Kunstdepot erwarben es 2011 die Robert ein gläsernes Auditorium mit Mensa und Küche ergänzt. Eingebettet in die Topografie des Hanges Erstes United World College entstanden zudem nach den Plänen des Kölner Büros Peter Kulka Architektur ein Wohndorf mit acht Schüler- und vier Lehrerhäusern. Prof. Peter Kulka über Farbkonzept und Farbskala „Unser Wettbewerbsbeitrag sah ursprünglich vor, den Schülern des technikorientierten Robert Bosch Colleges zu Foto: Peter Kulka Architektur zeigen, wie Bauen funktioniert: Dazu wollten wir auf dem Schulcampus je ein Holz-, ein Ziegel-, ein Lehm-, ein Stein-, ein Putz- und ein Betonhaus errichten. Alle Konstruktionsweisen haben in Freiburg und Umgebung Tradition. Aus Budgetgründen haben wir uns für eine konventionelle Bauweise – ausgemauertes Betonskelett und verputztes, außenliegendes Wärmedämm-Verbundsystem – entschieden und dabei versucht, die intendierte unterschiedliche Fotos: Guido Erbring, Köln Anmutung der Häuser über das Farbkonzept zu transportieren; wir arbeiten sehr gern mit Farben. Die Skala aus einem gebrochenen Weiß, einem aus dem Ocker entwickelten Gelbton, einem erdfarbenen Braun und Betongrau Prof. Peter Kulka und Katrin Krüger, Peter Kulka Architektur 54 Brillux colore sollte sich einerseits in die Natur und die umgebende Landschaft einfügen und andererseits zu den kubischen Häusern unseres ‚Schülerdorfs‘ passen. Verputzt wurden die Häuser mit einem groben vertikalen Besenstrich-Putz.“ Wohnwürfel am Waldrand: Eckloggien und liegende Fenster markieren die Gemeinschaftsräume. Brillux colore 55 Robert Bosch College, Freiburg Die Erschließung der Häuser ist durch die Topografie vorgegeben. In den dreigeschossigen Schülerhäusern teilen wohnen dort einzeln, in Wohngemeinschaften oder sich je vier Schüler aus unterschiedlichen Ländern mit ihren Familien. ein Zimmer, pro Wohnetage sind drei Zimmer wie Obwohl die Häuser von ihrer Kubatur her auf den die Flügel einer Windmühle um den Treppenkern ersten Blick gleich aussehen, ist jedes unter- angeordnet. Die Gemeinschaftsebene, erkenn- schiedlich und je nach Hanglage direkt aus dem bar an der Eckloggia und dem großen querlie- Gelände oder über eine Brücke erschlossen. genden Fenster, befindet sich je nach Hanglage Gestalterisch beschränkten sich die Architekten des Hauses im Erdgeschoss oder im zweiten auf wenige Mittel, die den Häusern Plastizität ver- Obergeschoss. In den Zimmern gibt es auf der leihen: den groben, vertikal aufgebrachten Besen- einen Längswand einen großen abschließbaren strichputz in gedeckten Farben, die glatt geputzten Einbauschrank, ins Fußende der Bettkojen sind Faschen und das Spiel der unterschiedlich großen Regale integriert, jeder Schüler hat seinen eigenen Fenster. Dadurch, dass die einzelnen Volumina Schreibtisch und einen Stuhl. Das Leben findet in zueinander leicht verdreht und über mäandernde den Gemeinschaftsräumen und im Freien statt, für Wege miteinander verbunden sind, wirkt kein die Hausaufgaben gibt es Räume in der Schule – Haus wie das andere – und das Ensemble wie ein nur so war es möglich, die Häuser so kompakt zu gewachsenes Bergdorf. halten. Die zweigeschossigen Lehrerhäuser bieten Jochen Paul, Zürich Foto: Veeser Putz Stuck Trockenbau GmbH & Co. KG jeweils zwei getrennte Wohneinheiten, die Lehrer Michael Veeser über die Vielseitigkeit der Herausforderungen „Bei allen zwölf Neubauten haben wir sowohl das Wärmedämm-Verbundsystem als auch die Innenputz- und Trockenbauarbeiten im Bereich der Wände und Decken ausgeführt. Sanitärtrennwände montierten wir in den WC- und Duschbereichen. Beim Auditorium und dem historischen Altbau haben wir den Innenputz realisiert, wobei insbesondere bei der Klosterkartause, dem Pförtnerhaus und dem Personalhaus Denkmalschutzauflagen bezüglich der Materialauswahl berücksichtigt werden mussten. Das repräsentative Gebäudeensemble hat uns nicht nur wegen der nicht alltäglichen Oberputzstruktur, sondern auch wegen der Vielseitigkeit der an uns übertragenen Leistungen viel Freude bereitet. Das Robert Bosch College ist für uns eines der herausragenden Bauvorhaben der letzten Jahre. Eine Herausforderung für Personal und Maschinentechnik stellte die Topografie des Bauvorhabens durch steile Michael Veeser, Veeser Putz Stuck Trockenbau GmbH & Co. KG Zugangswege dar: Bedingt durch die extreme Hanglage war es nicht möglich, die Lagerflächen wie sonst üblich vor dem Gebäude einzurichten. Dadurch musste viel Material für eine Dämmstärke von 24 Zentimeter ‚just in time‘ an den Hang transportiert werden. Hier war die konstruktive Zusammenarbeit mit den Architekten und mit den Technischen Beratern von Brillux eine positive Erfahrung.“ Die schlichten zweigeschossigen Lehrerhäuser sind über Wege und Brücken erschlossen. Projektdaten Objekt Robert Bosch College, Freiburg 56 TGA Stahl + Weiß, Freiburg (Bauphysik & Energiekonzept), KREBS Ingenieurbüro, Ditzingen (Mechanikplanung Standort Kartäuserstr. 119, 79102 Freiburg HLS der Gebäude), Planungsbüro für Elektrotechnik Rieker GmbH, Schwaikheim (Elektroplanung Gebäude) Brillux Produkte Super Latex ELF 3000, WDV-System I, Silicon-Fassadenfarbe 918, Bauherr Robert Bosch Stiftung und die Bosch GmbH, Stuttgart Technische Berater Ralf Schwartz, Brillux Köln/Marsdorf, Henrik Eiling, Brillux Freiburg Silikat-Finish 1811 (TSR-Formel), Mineral-Leichtputz R K5 3626, Mineral-Leichtputz G 3679 Nutzer Robert Bosch College UWC GmbH, Freiburg Ausführender Stukkateurbetrieb Veeser Putz Stuck Trockenbau GmbH & Co. KG, Architekt Schülerdorf: Peter Kulka Architektur Köln, Freiburg im Breisgau (WDVS) Bestandssanierung, Neubau Mensa und Auditorium: hotz + architekten, Ausführender Malerbetrieb Ullrich Malerfachbetrieb GmbH, Freiburg/Haslach (Innenbeschichtung) Freiburg Nutzfläche 4.495 m² Brillux colore Bauleitung Wörner Architekten, Stuttgart Brutto-Geschossfläche 5.683 m² Tragwerksplanung ahw Ingenieure, Münster Brutto-Rauminhalt 20.555 m³ Acht Schüler- und vier Lehrerhäuser Brillux colore 57 Weingut Schneider, Ellerstadt Weingut Schneider, Ellerstadt Der Grauton am Horizont Man könnte meinen, das Weingut Schneider liege in der Toskana und nicht in Ellerstadt bei Ludwigshafen: Die langen, flachen Baukörper von der Prof. Gräf Architekten GmbH fügen sich harmonisch in die hügelige Weinbergslandschaft der Pfalz. Die dunkelgrauen Foto: © Firstlight – mauritius images Fassaden des Anwesens wurden mit dem Wärmedämm-Verbundsystem Qju verkleidet. 58 Brillux colore Brillux colore 59 Weingut Schneider, Ellerstadt Lageplan, M 1:2000 Zwei dunkelgraue, etwa 100 Meter lange Bau- haus und die nördliche der beiden Hallen, in der körper flankieren ein Herrenhaus mit Satteldach, die Produktionsanlagen für den Wein untergebracht den Wohnsitz der Winzerfamilie Schneider. Im sind. Außerdem wurde die Halle am Kopfende um Hintergrund zeichnet sich grau im Dunst der Felder eine Vinothek für die Verkostung und den Wein- der Höhenzug der Haardt ab. Sie markiert das verkauf ergänzt. Der Hallenflucht folgend schließt westliche Ende des Rheingrabens und den Beginn sich ein freistehender, eingeschossiger Bürobau des Pfälzer Waldes. Dieser Grauton am Horizont für die Verwaltung an. Betritt man diesen, fallen die inspirierte Prof. Gräf Architekten aus Kaiserslautern sorgfältig ausgeführten Trockenbauarbeiten auf: Die zur Farbe des Gebäudes. Genau wie das Be- annähernd geschosshohen Innentüren sind etwas standsgebäude aus dem Jahr 2006 sollte sich der dunkler als die Wände lackiert und sitzen ohne eine Neubau harmonisch in die weitläufigen Weingärten sichtbare Zarge bündig in der weiß verputzten Gips- der hügeligen Landschaft einpassen und subtil mit kartonwand. Auch in den Toilettenräumen wurde der Umgebung verschmelzen. Wert auf Details gelegt: Die wie Sichtbeton ausse- Das Weingut entstand in zwei Bauphasen. 2006 hende Ablage hinter dem Waschtisch ist ebenfalls errichtete Markus Schneider zunächst das Wohn- eine Trockenbaukonstruktion, deren Oberfläche mit Sentimento verputzt wurde, einer zementösen Eine Einladung der Familie Schneider in die Pfalz Spachtelmasse aus dem Hause Brillux. Die Hülle des Verwaltungsbaus besteht aus Kalksandsteinwänden und Betondecken, gedämmt mit dem Wärmedämm-Verbundsystem Qju von Brillux. Foto: Prof. Gräf Architekten GmbH Holger Gräf über die gute Zusammenarbeit mit den Handwerkern „Den Handwerkern der Thomas GmbH, einem Malerunternehmen aus Schopp/Landau, gebührt großes Lob. Insbesondere der Bauleiter Oliver Brückner sowie der Vorarbeiter André Jurk haben sich in beeindruckender Weise Fotos: Guido Erbring, Köln engagiert und mit ihrem Fachwissen und ihrem Einsatz zum Gelingen des Weinguts Schneider beigetragen. Im Dialog mit den Handwerkern und Brillux konnten stets kompetente und qualifizierte Lösungen erarbeitet werden, auch in problematischen Situationen. So konnte trotz ungeplanter Witterungswechsel die Baustelle ganzjährig besetzt und die Bauzeiten gehalten werden.“ Holger Gräf, Prof. Gräf Architekten GmbH 60 Brillux colore Das moderne Weingut ist ein Ausflugsziel für Wein-Liebhaber. Brillux colore 61 Weingut Schneider, Ellerstadt Anstelle eines Sockels haben die Architekten die Fassade oberhalb des Erdreiches zurückgesetzt: Die Schattenfuge verleiht dem Gebäude einen schwebenden Charakter. Auch dieses aufwendige Detail wurde mit dem schnell zu verarbeitenden WDV-System ummantelt. Kernstück der neuen, im Juni 2015 fertiggestellten baulichen Expansion ist die über 100 Meter lange Lagerhalle auf der Südseite des Ensembles: ein Betonbau, vollständig unterkellert. Die Architekten wählten das massive Material nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch weil es hervorragende bauphysikalische Eigenschaften für die Lagerung von Wein aufweist. Das Erdgeschoss wurde, wie auch schon der Bürobau, außen mit dem Wärmedämm-Verbundsystem Qju gedämmt, Klare, transparente und offene Form 62 Brillux colore Durch das Zurücksetzen des Sockels bekommen die Gebäude eine charakteristische Schattenfuge. Brillux colore 63 Weingut Schneider, Ellerstadt Das Weingut ist eine hochwertige Eventlocation. im Untergeschoss verzichtete man auf eine Isolie- finden. Ergänzt wird der spektakuläre Tisch durch rung. Dort lagert der Wein in Holzfässern, manch- zwei freistehende Kochinseln und einen Freisitz mal über Jahre. Die Betonwände geben die im mit Großgrill an der Südseite. Ein eingestellter Sommer aufgenommene Wärme an das Erdreich Quader mit Mustertapete birgt die Nebenräume. ab. Im Winter geschieht das Gegenteil – so bleibt Ins Auge fällt der Fußboden des großen Gast- die Raumtemperatur konstant. An den Hallen- raums, ein Estrich mit Sichtbetonanmutung, neubau schließt eine freistehende Einheit an, hergestellt aus Mineralico von Brillux, einer ze- das Loft: ein langgestreckter, 230 Quadratmeter mentösen Spachtelmasse. großer Verkostungsraum, den eine über 20 Meter Robert Mehl, Aachen lange Holztafel dominiert, an der 54 Gäste Platz Oliver Brückner über die Suche nach etwas Außergewöhnlichem „Der Marmorfeinputz auf Kalkbasis Creativ Sentimento 78 von Brillux zum Erstellen einer Betonoptik auf Trockenbaukonstruktionen ist in seiner Verarbeitbarkeit ein hervorragendes Material. Es ist zwar ein großer Aufbau mit mehreren Schichten notwendig, aber der Effekt ist unbeschreiblich gut und jede Beschichtung ein Unikat. Dazu haben wir die Grundlage, den Gipskarton, zunächst mit einem Malervlies tapeziert, um einer Rissbildung vorzubeu- Foto: Thomas GmbH gen, dieses dann grundiert und abgespachtelt. Danach haben wir den Feinputz in mehreren Schichten aufgetragen und die oberste Schicht mit einer Venezianischen Glättekelle verpresst. Schließlich wurde alles dreimal mit einer Lasur als Feuchtigkeitsschutz versiegelt. Im Loft haben wir den Mineralico-Spachtelboden von Brillux verarbeitet, eine selbstnivellierende 2K-Beschichtung. Sie wird auf den Boden aufgeschüttet und mit einer Rakel gleichmäßig verteilt. Nach der Verteilung wird mit einem Flächenspachtel der Boden strukturiert. Am nächsten Tag haben wir Oliver Brückner, Projektleiter Thomas GmbH Der neue Verkostungsraum bietet an einer 20 Meter langen Tafel bis zu 54 Gästen Platz. die Beschichtung mit einem grünen Schleifpad aufpoliert und dann den Boden zweimal versiegelt. Hervorzuheben ist der gute Service der Firma Brillux. Bei diesem nicht alltäglichen Projekt haben uns der Außendienstmitarbeiter sowie der Techniker immer beratend zur Seite gestanden.“ Projektdaten Objekt Weingut Markus Schneider, Ellerstadt Technischer Berater Thomas Schack, Brillux Kaiserslautern Standort Am Hohen Weg 1, 67158 Ellerstadt Verkaufsberater Kai Laub, Brillux Kaiserslautern Bauherr Markus Schneider, Ellerstadt Ausführender Malerbetrieb Thomas GmbH, Schopp/Landau Brillux Produkte WDV-System Qju, Rausan KR K2 3516, WDVS Raffstorekästen EPS 3862, Nutzer Weingut Markus Schneider Nutzfläche 4.300 m² WDVS Fensterbänke 3557, Evocryl 200 (TSR-Formel), Rapidvlies 1525, Glemalux ELF 1000, Architekten / Bauleitung Prof. Gräf Architekten GmbH, Kaiserslautern Brutto-Geschossfläche 4.800 m² Ventilack 822, 2K-PUR-Acryl Seidenglanzlack 5741, Creativ Sentimento 78, Floortec 2K-Mineralico SL 470 Tragwerksplanung WZ-Ingenieure, Kaiserslautern Brutto-Rauminhalt 30.300 m³ TGA HLKS: Ingenieurbüro Schmalenberger, Trippstadt, Elektro: PLAN R Büro für Elektrotechnik, S. Reich 64 Brillux colore Brillux colore 65 The Moon in Alabama, Münster MOON IN ALABAMA Der öffentliche Raum im Bahnhofsviertel von Münster wird durch Tobias Rehbergers Installation „The Moon in Alabama“ zu einem farblichen Erlebnis. Fotos: Roman Mensing, artdoc.de Tobias Rehberger Installation im öffentlichen Raum in Münster Die Installation an der Engelenschanze in Münster bezieht sich auf die Stadt Wanne-Eickel. 66 Brillux colore Brillux colore 67 Skizze: courtesy: neugerriemschneider, Berlin The Moon in Alabama, Münster Foto Barbara Klemm, Frankfurt am Main Tobias Rehberger ist ein deutscher Künstler, der an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt am Main studiert hat. Seine Arbeiten sind an der Schnittstelle von Kunst und Design einzuordnen und stellen meist den Betrachter in den Mittelpunkt: Bekanntes aus Architektur, Kunst und Design bringt Tobias Rehberger in neue, unkonventionelle Zusammenhänge. Ausgestellt hat er unter anderem auf der Biennale in Venedig, auf der EXPO in Hannover, im Westfälischen Landesmuseum in Münster, in der Kunsthalle Basel, im Palais de Tokyo in Paris und in der Whitechapel Gallery in London. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Otto-Dix-Preis, den Karl-Ströher-Preis, den Goldenen Löwe der Biennale in Venedig oder den Hans-Thoma-Preis. Vorentwurf der Skulptur „Tschernobyl“ Wenn in Münster der Mond aufgeht, ist er nicht Rohre überdeckt: knalliges Rot, Pink, Violett, Gelb, mehr allein, denn er wird von „Monden“ aus aller Orange, Grün, Blau und Schwarz werden hier zu Welt in seinem Zyklus begleitet. Der Künstler einfarbigen, gestreiften oder gepunkteten Mustern Tobias Rehberger hat im Münsteraner Bahnhofs- kombiniert. Die Rohre winden und verknoten viertel elf der sonst unscheinbaren Schaltkästen sich spielerisch und werden von den Bürgern der für Telekommunikation oder Verkehrsregelung Stadt auf vielfältige Weise genutzt: als Sitzbank, in Kunstobjekte verwandelt. Jeder Schaltkasten Klettergerüst, Treffpunkt oder auch zum Fahr- wird von einer anderen Skulptur aus Rohren radanschließen. So wird die Installation rund um die bisher unbeach- in unterschiedlichen Größen umwoben, die in einer Lichtkugel zusammenlaufen. Die symbolischen Monde dieser Installation beziehen sich auf jeweils eine andere Stadt in der Welt, von Alabama Rehberger inszeniert förmlich das Fernweh. teten Schaltschränke auf einmal zu einem in den Alltag der Passanten integrierten Element. Auftraggeber der Arbeit ist die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Bahnhofsviertel über Kyoto und Goa bis nach Wanne-Eickel. Je nachdem, wann der Münster e.V., ein Zusammenschluss aus Eigen- Mond in der jeweiligen „Partnerstadt“ aufgeht, tümern und Geschäftsleuten des Viertels, dem es schaltet sich auch in Münster das Licht an. Das seit Jahren gelingt, durch künstlerische Interventio- Alltagsgrau des Schaltkastens wird dabei gezielt nen den öffentlichen Raum aufzuwerten. von den Signalfarben und starken Mustern der Franziska Weinz, Berlin Die Kugel aus Milchglas in der Von-Steuben-Straße 23 in Münster wird angeschaltet, sobald in Goa (Mali) der Mond aufgeht. 68 Brillux colore Brillux colore 69 The Moon in Alabama, Münster Projektdaten Projekt The Moon in Alabama Sa Altstadt Standort Münster lzs tra Jahr 2014 ße z lat Auftraggeber Immobilien- und iip t va r 5 Standortgemeinschaft (ISG) Wo lb Bahnhofsviertel Münster e.V. ec ße tr ke rS tra ße st ra rs Kl ck eSt raß e 8 ße Win dth ors He Kunstorte zusammengeschlossen haben, trägt dieser Tradition Rechnung. In dem Projekt mit Tobias Rehberger kommt die gewachsene Kompetenz einmal mehr zum Ausdruck. 1 Er sagt selbst über seine Arbeit: „Ich bin absolut of- Hbf fen dafür, wie die Menschen in der Stadt die neuen Be e sich Stadt, Museen, Kunstakademien und andere 2 hte rm an n raß aße Ac 9 rst tstr str aß e ns ch an ze Engelstraße le ge En Sc 10 ho rle me Initiative „Münster. Kunst + Öffentlichkeit“, zu der tz tra stattfindet – eine lange Tradition. Die gemeinsame Pla ts er rs rlin ho 3 fstraße dt Hamb rw art urger hs tra Objekte annehmen, offen auch für Überraschungen. Straße ße e ße ob sie sich hier verabreden oder ob sie anhand der stra ße verschiedenen Objekte einem Parcours durch die Bah nho fsst raße tra n-S be eu -St Vo n fen Ob sie diese als Treffpunkt oder als Orientierungspunkt nutzen, ob sie ihren Lieblingsort ausmachen, aß lstr ge En Ha glanzlack 5741 Projekte Münster“, die 2017 bereits zum fünften Mal straße 6 Bahnho in Sc Brillux Produkte 2K-Epoxi-Haftgrund 855, 2K-PUR-Acryl Seiden- dem Austragungsort der internationalen „Skulptur 4 Urban Vo nVin W ße Malerbetrieb Firmengruppe Hermann Brück, Münster westfälischen Kunst- und Kulturstadt Münster – 7 tr a ers em l r ho The Moon in Münster Das Thema Kunst und Öffentlichkeit hat in der os te r e Lo Se e aß Stadt folgen.“ Münster: Lageplan der Skulpturen von Tobias Rehberger Weitere Informationen unter: www.muenster-art-public.de 11 1 Ibiza Berliner Platz 2 Lampertswalde Bahnhofstraße 19 3 Tschernobyl Bahnhofstraße 12 4 Alabama Bahnhofstraße / Urbanstraße 5 Taormina Servatiiplatz 6 Jökulsárlón Urbanstraße / Achtermannstraße 7 Kyoto Von-Vincke-Straße 9 Jericho Engelstraße / Herwarthstraße 10 Wanne-Eickel Engelenschanze 11 Goa Von-Steuben-Straße 23 8 Baku Von-Vincke-Straße / Windthorststraße Skulptur „Alabama“ an der Bahnhofstraße / Urbanstraße 70 Brillux colore Brillux colore 71 silver 2014 2009, 2010, 2011, 2012 Kontakt Weitere Informationen erhalten Sie unter www.brillux.de oder per E-Mail an [email protected] Impressum Herausgeber Brillux GmbH & Co. KG, Münster Redaktion + Konzept Bauverlag BV GmbH, Gütersloh Grafisches Konzept + Layout formba – grafikdesign + konzeption, Hamburg colore Ausgabe Nr. 12, Dezember 2015