Philosophische Fakultät Institut fürfür Philosophie, Lehrstuhl fürfür Theoretische Philosophie, Holm Bräuer M.A. Philosophische Fakultät Institut Philosophie, Lehrstuhl Theoretische Philosophie, Holm Bräuer M.A. 6. Philosophie des Geistes Problembereiche Ontologie Körper-Geist-Problem Erkenntnistheorie Priorität der ersten Person Problem des Fremdpsychischen Wissenschaftstheorie Problem der Methodologie Status psychophysischer Gesetze Sprachphilosophie Problem der Bedeutung mentaler Begriffe SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 426 1 Das Leib-Seele-Problem Gibt es neben den physischen Dingen auch noch immaterielle, geistige Entitäten, die die Träger mentaler Eigenschaften sind? Substanz-Dualisten: Ja, es gibt immaterielle, geistige Substanzen und diese sind die Träger psychischer Eigenschaften. Der Geist beeinflusst den Körper (Handlungen) und der Körper den Geist (Wahrnehmungen). In welchen Verhältnis stehen die beiden verschiedenen Entitäten? Physikalisten: Es gibt nur physische Gegenstände. Psychische Eigenschaften treffen, wenn überhaupt, nur auf physische Gegenstände zu. Wenn es nur physische Entitäten gibt, wie lässt sich dann das Bewusstsein physikalisch erklären? SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 427 Geist und Welt Die charakteristischen Merkmale des Mentalen ... und das Problem der Naturalisierung des Geistes Empfindungen Qualitativer Erlebnischarakter Empfindungen sind in erster Linie durch ihren phänomenalen Erlebnischarakter definiert, durch das, was man erlebt oder fühlt, wenn man eine Empfindung hat, oder die Art, wie es ist, eine solche Empfindung zu haben. Gehirnzustände hat man, aber man erlebt sie nicht. Wie soll es überhaupt möglich sein, dass es sich irgendwie anfühlt ein bestimmtes Wahrnehmungserlebnis (z.B. einer grünen Wiese) zu besitzen, wenn man dabei in einem bestimmten Gehirnzustand ist? Einstellungen Intentionalität Einstellungen wie Überzeugungen, Wünsche, Erwartungen, Befürchtungen usw. zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf etwas gerichtet sind, dass sie einen Inhalt besitzen. SS 2008 Manche mentalen Zustände haben einen repräsentationalen Inhalt bzw. sind auf ein bestimmtes Objekt gerichtet. Wie aber ist es möglich, dass physische Zustände dieses Merkmal aufweisen? Einführung in die Theoretische Philosophie 428 2 Philosophie des Geistes Substanz-Dualismus Spielarten des Physikalismus Semantischer Physikalismus Logischer Behaviorismus Identitätstheorie Funktionalismus Anomaler Monismus Supervenience-Theorie Repräsentationale Theorie des Geistes Theorie intentionaler Systeme Eliminativer Materialismus Die Naturalisierung des Geistes SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 429 Philosophie des Geistes Substanz-Dualismus Der Mensch besteht aus einem materiellen Körper und einer immateriellen Seele. Die Seele macht das eigentliche Selbst des Menschen aus. Körper und Seele sind nur während des Lebens eines Menschen miteinander verbunden. Nach dem Tode löst sich die Seele vom Körper ab. Die Seele benötigt für ihre Existenz keinen Körper. Sie kann auch ohne diesen, für sich selbst existieren. Während der Körper vergänglich ist, ist die Seele unsterblich. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 430 3 Platon über die Unsterblichkeit der Seele Platon (427 v. Chr. – 348 v. Chr.) Platon stammte aus vornehmer Familie. Unter dem Einfluss seines Lehrers Sokrates begann er sich, der Philosophie zuzuwenden. Er gründete um 386 v.Chr. in Athen seine eigene Schule, die Akademie. Alle von Platon veröffentlichten Schriften sind überliefert. Seine Schriften sind mit Ausnahme der Apologie (Die Verteidigung des Sokrates) und einer Anzahl Briefen als Dialoge abgefasst. In seinem Werk "Der Staat" entwickelt er seine Theorie des idealen Staates. Später entwickelte er seine Staatstheorie in den "Nomoi" (Gesetze) weiter. In fortgeschrittenem Alter reiste er noch zweimal nach Syrakus auf Sizilien (366 und 361), wo er den jungen Tyrannen Dionysios II unterrichtete. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 431 Platon über die Unsterblichkeit der Seele Platons Argumente für den Substanz-Dualismus (Phaidon) Der Zyklus des Entstehens und Vergehens Zu jedem Prozess, der von A nach B führt, muss es einen Prozess geben, der umgekehrt von B nach A führt. Insbesondere muss es zum Prozess des Sterbens den entsprechenden Prozess des Wiederauflebens geben. Erinnerung Wir verfügen über Wissen, das wir nur vor der Geburt erworben haben können. Zu diesem gelangen wir auf die Weise, dass sich die Seele an dieses wieder erinnert. Also muss die Seele schon vor der Geburt existiert haben. Verwandtschaft von Seele und Ideen Während die Seele nach der Erkenntnis ewiger Ideen strebt, richtet sich der Körper auf die Welt der vergänglichen Dinge. Es gibt also eine Verwandtschaft zwischen Körper und vergänglicher Welt und Seele und der Welt der unvergänglichen Ideen. Seele als Lebensprinzip Die Seele verleiht allem, wovon sie Besitz ergreift, Leben. Wenn die Seele allem, denen sie innewohnt, Teilhabe am Leben verleiht und Teilhabe am Tod verhindert, dann kann sie nicht selbst etwas sein, dass vergänglich ist. Also ist die Seele unsterblich. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 432 4 Descartes: res cogitans und res extensa René Descartes (1596 – 1650) Descartes war Mathematiker und gilt als Gründer des neuzeitlichen Rationalismus. Da er in einer Zeit lebte als traditionelle Ideen hinterfragt wurden, suchte er nach einer Methode, mit der man zu wahrer und gesicherter Erkenntnis kommen konnte. Sein Problem und seine Methode des systematischen Zweifels hatten einen enormen Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung der Philosophie, was ihn zu dem „Vater der Philosophie der Neuzeit“ machte. Diskurs über die Methode (1637) Meditationen über die erste Philosophie (1641) Prinzipien der Philosophie (1644) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 433 Descartes: res cogitans und res extensa Das metaphysische Argument „Zuerst: da ich weiß, dass alles, was ich klar und deutlich begreife, von Gott in der Weise gemacht werden kann, wie ich es begreife, so reicht es aus, daß ich eine Sache ohne eine andere klar und deutlich begreifen kann, damit ich sicher bin, daß die eine von der anderen verschieden ist, ... Und deshalb: gerade daraus, daß ich weiß, ich existiere, und daß ich bisher nichts anderes zu meiner Natur oder meinem Wesen gehörig bemerke, außer daß ich ein denkendes Ding bin, eben daraus schließe ich mit Recht, daß mein Wesen allein darin besteht, daß ich ein denkendes Ding bin. ... da ich auf der anderen Seite eine klare und deutliche Idee von mir selbst habe, insofern ich ein denkendes, nicht ausgedehntes Ding bin, und auf der anderen Seite eine deutliche Idee vom Körper, insofern dieser nur ein ausgedehntes nicht denkendes Ding ist, so ist, sage ich, gewiß, daß ich von meinem Körper wirklich verschieden bin und ohne ihn existieren kann.“ (René Descartes, Meditationen über die erste Philosophie) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 434 5 Descartes: res cogitans und res extensa Das naturphilosophische Argument „... gäbe es .... Maschinen, die unseren Körpern ähnlich wären und unsere Handlungen insoweit nachahmten, wie dies für Maschinen wahrscheinlich möglich ist, so hätten wir immer zwei ganz sichere Mittel, um zu erkennen, daß sie keineswegs wahre Menschen sind. Erstens könnten sie nämlich niemals Worte oder andere Zeichen dadurch gebrauchen, daß sie sie zusammenstellen, wie wir es tun, um anderen unsere Gedanken mitzuteilen. ... [Und zweitens:] Sollten diese Maschinen auch manches ebenso gut oder sogar besser verrichten als irgendeiner von uns, so würden sie doch zweifellos bei vielem anderen versagen, wodurch offen zutage tritt, daß sie nicht aus Einsicht handeln, sondern nur aufgrund der Einrichtung ihrer Organe. Denn die Vernunft ist ein Universalinstrument, das bei allen Gelegenheiten zu Diensten steht, während diese Organe für jede besondere Handlung einer besonderen Einrichtung bedürfen.“ (René Descartes, Diskurs über die Methode) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 435 Das Leib-Seele-Problem Interaktionistischer Dualismus Körper und Geist stehen in einer kausalen Wechselwirkung. (Descartes, Eccles) Parallelismus Körper und Geist sind kausal voneinander unabhängig. Es besteht aber eine ‚prästabilisierte Harmonie‘ zwischen beiden. (Leibniz) Okkasionalismus Körper und Geist sind kausal voneinander unabhängig. Gott bringt jeweils anlässlich bestimmter Zustände im Körper bestimmte Zustände im Geist hervor und umgekehrt. (Geulincx, Malebranche) Epiphänomenalismus Zwar werden Zustände im Geist von Zuständen im Körper verursacht, aber nicht umgekehrt. (Huxley, Jackson) Eigenschaftsdualismus Zwar sind physische Dinge (biologische Organismen) Träger mentaler Eigenschaften, aber mentale Eigenschaften können nicht auf physikalische Eigenschaften zurückgeführt werden. (Chalmers) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 436 6 Philosophie des Geistes Spielarten des Physikalismus Semantischer Physikalismus Logischer Behaviorismus Identitätstheorie Funktionalismus Anomaler Monismus und Supervenience Repräsentationale Theorie des Geistes Instrumentalismus Eliminativer Materialismus SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 437 Semantischer Physikalismus Rudolf Carnap Paul hat Zahnschmerzen. Carl G. Hempel „Im besonderen haben zwei verschieden formulierte Aussagen dann und nur dann dieselbe Bedeutung oder denselben faktischen Inhalt, wenn sie unter denselben Bedingungen beide wahr bzw. beide falsch sind.“ (C.G. Hempel: „The Logical Analysis of Psychology“) Paul jammert und hält sich die Wange. Auf die Frage „Was hast du denn?“ antwortet Paul „Ich habe Zahnschmerzen.“ Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass einer von Pauls Zähnen kariös und der Nerv angegriffen ist. Pauls Blutdruck und Reaktionsfähigkeit sind in bestimmter Weise verändert. In Pauls Zentralnervensystem spielen sich bestimmte charakteristische Prozesse ab. usw. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 438 7 Semantischer Physikalismus X möchte genau dann einen Schnaps trinken, wenn folgendes gilt: (i) wenn x zuhause ist und sich ein Schnaps im Kühlschrank befindet, holt sich x den Schnaps aus dem Kühlschrank (falls x glaubt, dass sich im Kühlschrank ein Schnaps befindet). (ii) wenn x im Restaurant ist, bestellt sich x einen Schnaps (falls x keinen dringenderen Wunsch hat, der damit unvereinbar ist). (iii) wenn man x einen Schnaps anbietet, nimmt er ihn sofort an (falls x keinen Grund hat, ihn abzulehnen). (iv) usw. X glaubt genau dann, dass im Kühlschrank Schnaps steht, wenn folgendes gilt: (i) wenn x zuhause und ein Schnaps im Kühlschrank ist, holt x sich den Schnaps aus dem Kühlschrank (falls x einen Schnaps trinken möchte). SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 439 Wittgensteins Privatsprachenargument E SS 2008 „Stellen wir uns diesen Fall vor. Ich will über das Wiederkehren einer gewissen Empfindung ein Tagebuch führen. Dazu assoziiere ich sie mit dem Zeichen ‚E‘ und schreibe in einen Kalender zu jedem Tag, an dem ich die Empfindung habe, dieses Zeichen. – Ich will zuerst bemerken, dass sich eine Definition des Zeichens nicht aussprechen läßt. – Aber ich kann sie doch mir selbst als eine Art hinweisende Definition geben. ... ich spreche, oder schreibe das Zeichen, und dabei konzentriere ich meine Aufmerksamkeit auf die Empfindung ... Eine Definition dient ... dazu, die Bedeutung eines Zeichens festzulegen. – Nun, das geschieht eben durch das Konzentrieren der Aufmerksamkeit; denn dadurch präge ich mir die Verbindung des Zeichens mit der Empfindung ein. – ‚Ich präge sie mir ein‘ kann doch nur heißen: dieser Vorgang bewirkt, daß ich mich in Zukunft richtig an diese Verbindung erinnere. Aber in unserem Falle habe ich ja kein Kriterium für die Richtigkeit. Man möchte hier sagen: richtig ist, was immer mir als richtig erscheinen wird. Und das heißt nur, daß hier von ‚richtig‘ nicht geredet werden kann.“ (Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, § 258) Einführung in die Theoretische Philosophie 440 8 Wittgensteins Privatsprachenargument Die normative Sicht auf Bedeutung Ein Ausdruck kann nur dann eine Bedeutung besitzen, wenn es für seine Anwendung Korrektheitsstandards gibt, die uns sagen, wann wir den Ausdruck richtig verwenden und wann nicht. Den Ausdruck „rot“ auf rote Dingen anzuwenden, ist beispielsweise richtig; ihn auf grüne oder blaue Dinge anzuwenden, dagegen falsch. Das Privatsprachenargument E Annahme 1: Für die Anwendung eines Ausdrucks muss es öffentlich zugängliche Kriterien geben, da wir ansonsten keine Korrektheitsstandards bilden können, die uns sagen, wann der entsprechende Ausdruck richtig bzw. falsch angewendet wird. (Die normative Sicht auf Bedeutung) Annahme 2: Wenn sich mentale Ausdrücke auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie vorliegen oder nicht, dann gäbe es für diese Ausdrücke keine Korrektheitsstandards und auch keine richtigen oder falschen Anwendungen. Konklusion: Mentale Ausdrücke können sich nicht auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie vorliegen oder nicht. (These von der Unmöglichkeit einer Privatsprache) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 441 Logischer Behaviorismus Gilbert Ryle (1900-1976) Ryle gilt als einer der Hauptvertreter des logischen Behaviorismus. Ryle ist ein britischer Philosoph, der in Oxford lehrte. Er hatte einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der analytischen Philosophie. Innerhalb der Sprachphilosophie gilt er neben Austin und dem späten Wittgenstein als ein Vertreter der Ordinary-LanguagePhilosophy. Auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes gilt er als einer der wichtigsten Kritiker des Dualismus. „Systematically Misleading (1932) „Categories“ (1938) The Concept of Mind (1949) Dilemmas (1954) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie Expressions“ 442 9 Logischer Behaviorismus „Ich hoffe zu zeigen, dass [die offizielle Lehre] ganz und gar falsch ist, nicht nur in Einzelheiten, sondern grundsätzlich. ... Sie besteht aus einem einzigen großen Irrtum, einem Irrtum ganz besonderer Art, nämlich einer Kategorienverwechslung. Sie stellt die Tatsachen des Geisteslebens so dar, als gehörten sie zu einem bestimmten logischen Typ oder einer Kategorie ..., während sie in Wirklichkeit zu einer anderen gehören. Das Dogma ist daher ein philosophischer Mythos.“ (Gilbert Ryle, Der Begriff des Geistes) Kategorienfehler Zwei Ausdrücke α und β gehören zu derselben Kategorie, wenn man α in allen Kontexten, in denen die Verwendung von α sinnvoll ist, durch β ersetzen kann und umgekehrt, ohne dass Unsinn entsteht. Ein Kategorienfehler liegt dann vor, wenn man einen Ausdruck α so behandelt, als gehöre er zu der Kategorie A, während er zu der Kategorie B gehört. Dualismus: Mentale Ausdrücke wie „sich erinnern“, „denken“, „wahrnehmen“, „wollen“ usw. beziehen sich auf verborgene Ereignisse im Inneren oder im Geist eines Menschen und sie verursachen sein äußeres Verhalten. Logischer Behaviorismus: Wir verwenden diese Ausdrücke statt dessen, um öffentlich beobachtbare Handlungen auf eine spezifische Weise zu charakterisieren. Geistiges steht also nicht hinter den beobachtbaren Handlungen, sondern ist eine spezielle Art und Weise, die Organisation dieser Handlungen selbst zu beschreiben. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 443 Logischer Behaviorismus Wann ist eine Handlung intelligent? Dualist: Eine Handlung ist intelligent, wenn sie durch eine Überlegung verursacht wurde. Ryle: Eine Handlung ist intelligent, wenn sie richtig und erfolgreich ausgeführt wird, und wenn der Handelnde fähig ist, in seinem Vorgehen Fehler zu entdecken und auszumerzen, Erfolge zu wiederholen und zu vergrößern etc. Wann ist eine Handlung willentlich? Dualist: Eine Handlung ist willentlich, wenn sie durch einen Willensakt verursacht wurde. Ryle: Eine Handlung ist willentlich, wenn der Handelnde die Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, die Handlung richtig auszuführen und wenn er nicht durch äußere Umstände von der richtigen Ausführung der Handlung abgehalten wurde. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 444 10 Identitätstheorie J.J.C. Smart Mentale Zustände sind mit Gehirnzuständen (bzw. generell mit physischen Zuständen) a posteriori identisch. Semantischer Physikalismus: Die Ausdrücke „M“ und „N“ sind synonym, d.h. sie treffen mit begrifflicher Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu. Identitätstheorie: Die Ausdrücke „M“ und „N“ sind nomologisch koextensional, d.h. sie treffen mit naturgesetzlicher Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 445 Identitätstheorie: Einwände Scheineinwände „Jeder, so ungebildet er auch sein mag, kann völlig problemlos über seine Nachbilder oder Schmerzen reden ...; trotzdem weiß er vielleicht nicht das geringste über Neurophysiologie. ... Also können die Dinge, über die wir sprechen, wenn wir unsere Empfindungen beschreiben, keine Gehirnprozesse sein.“ (Smart 1959) „Man kann sinnvollerweise von einer molekularen Bewegung im Gehirn sagen, sie sei langsam oder schnell, gerade oder kreisförmig, aber es ist nicht sinnvoll, dies von der Erfahrung, etwas Gelbes zu sehen, zu sagen.“ (Smart 1959) „Empfindungen sind privat, Gehirnprozesse sind öffentlich. Wenn ich aufrichtig sage ‚Ich sehe ein gelb-oranges Nachbild‘ und keinen sprachlichen Fehler mache, dann kann ich mich nicht irren. Aber ich kann mich in Bezug auf einen Gehirnprozess irren.“ (Smart 1959) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 446 11 Identitätstheorie: Einwände Die Multirealisierbarkeit mentaler Zustände Wir wissen heute, dass ein bestimmter mentaler Zustand bei verschiedenen Personen mit unterschiedlichen neuronalen Zuständen korreliert sein kann. Wir wissen heute, dass sich bei ein und derselben Person die Korrelation zwischen mentalen und Gehirnzuständen im Laufe ihres Lebens dramatisch verändern kann. Wir wissen heute, dass sich die Neurophysiologie der meisten Tiere von der unsrigen stark unterscheidet; wir wissen auch, dass im Prinzip nichts dagegen spricht, sich Gehirne vorzustellen, die nicht aus Nervenzellen sondern z.B. aus Silizium-Chips bestehen. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass jedem Typ eines mentalen Zustands genau ein Typ eines neurophysiologischen Zustands entspricht. Fazit: Die Identitätstheorie setzt voraus, dass es eindeutige naturgesetzliche Korrelationen zwischen mentalen Zuständen und Gehirnzuständen gibt. Aber diese scheint es grundsätzlich nicht zu geben. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 447 Funktionalismus Mentale Zustände sind funktionale Zustände. Hilary Putnam Jerry Fodor Funktionale Zustände sind Zustände eines Systems, die durch ihre kausale Rolle (also durch ihre Inputs und Outputs) charakterisiert werden können. Z1 Z2 Z1 Z2 Z1 Z1 Ned Block SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 448 12 Funktionalismus - Einwände Einwand der seltsamen Realisierungen Es könnte Systeme geben, die die gleiche funktionale Architektur wie bewusste Menschen aufweisen, von denen wir aber nicht sagen würden, dass sie ein Bewusstsein hätten. Qualia Der Funktionalismus kann die Qualia bzw. Erlebnisgehalte der mentalen Zustände nicht erklären. Externalismus „Gedanken sind nicht im Kopf“ (Putnam): Die interne funktionale Architektur der Gedanken „Die Ulme ist ein Baum“ und „Die Buche ist ein Baum“ kann die gleiche sein. Dennoch sind diese zwei Gedanken unterschiedliche Gedanken, weil sie sich auf Verschiedenes beziehen. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie Anomaler Monismus 449 Donald Davidson Identitätstheorie Jeder mentale Zustand (jedes mentale Ereignis) des Typs M ist mit einem neuronalen Zustand (Ereignis) des Typs N a posteriori identisch. Anomaler Monimsus Jeder mentale Zustand (jedes mentale Ereignis) ist mit einem physikalischen Zustand (Ereignis) – irgendeines Typs - a posteriori identisch. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 450 13 Anomaler Monismus Interaktion 1. Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachen. 1* Einzelne mentale Ereignisse interagieren kausal mit einzelnen physischen Ereignissen, sie können einander verursachen. Strikte Gesetze 2. Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes Naturgesetz. Die Anomalität des Mentalen 3. Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse. 3* Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignistypen. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 451 Anomaler Monismus und Supervenience Supervenienz (lat. von super „über“, „zusätzlich“ und venire „kommen“): Eine Klasse von Eigenschaften M superveniert genau dann über einer Klasse von Eigenschaften P, wenn es nicht möglich ist, M zu ändern, ohne P zu ändern. Slogan: Keine psychischen Unterschiede ohne physische Unterschiede. El Grecos „Blick auf Toledo“ SS 2008 ... und eine perfekte Fälschung ... die von mir beschriebene Position ... lässt sich mit der Auffassung vereinbaren, dass geistige Merkmale in gewissem Sinne von physischen Merkmalen abhängig sind oder über diesen supervenieren. Eine derartige Supervenience ließe sich in dem Sinne auffassen, dass es keine zwei Ereignisse geben kann, die in allen Hinsichten physisch gleich, aber in einer geistigen Hinsicht verschieden sind ... Supervenience dieser Art enthält nicht Reduzierbarbeit durch ein Gesetz oder eine Definition. (Davidson, „Mental Events“, 1970) Einführung in die Theoretische Philosophie 452 14 Fodor: Die repräsentationale Theorie des Geistes Jerry [Alan] Fodor (*1959) Jerry Fodor, einer der einflussreichsten Autoren in der Philosophie des Geistes, hat ab etwa Mitte der 70er Jahre eine recht komplexe Theorie entwickelt, die sehr viel avancierter als der Funktionalismus oder der anomale Monismus ist und behauptet, deren Hauptprobleme lösen zu können. Seine Hauptthese besagt, dass das Denken ein Prozess ist, der viele Ähnlichkeiten mit der Ausführung eines Computerprogramms hat. The Language of Thought (1975) The Modularity of Mind (1983) Psychosemantics. The Problem of Meaning in the Philosophy of Mind (1987) A Theory of Content and other Essays (1990) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 453 Fodor: Die repräsentationale Theorie des Geistes Die zentralen Thesen der RTG (RT) Repräsentationsthese Jemand befindet sich genau dann in einem intentionalen psychischen Zustand des Typs A mit dem Inhalt p, wenn er sich in einer funktionalen Relation RA zu einer mentalen Repräsentation r befindet, die die Bedeutung p hat. (LOT) These von der Sprache des Geistes Mentale Repräsentationen haben eine syntaktische Struktur und eine kompositionale Semantik. (CT) Computationsthese Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen beruhen auf struktursensitiven (syntaktischen) Symbolverarbeitungsprozessen über mentale Repräsentationen. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 454 15 RTG: Repräsentationsthese (RT) Jemand befindet sich genau dann in einem intentionalen psychischen Zustand des Typs A mit dem Inhalt p, wenn er sich in einer funktionalen Relation RA zu einer mentalen Repräsentation r befindet, die die Bedeutung p hat. Überzeugungsspeicher Wünschespeicher r1 r2 r3 r4 r5 RÜ r11 r12 r13 r14 r15 r6 r7 r8 r9 r10 RW Absichtenspeicher RA Jerry glaubt, dass Raben schwarz sind. (i) r3 hat die Bedeutung [[Raben sind schwarz]]. (ii) r3 befindet sich in Jerrys Überzeugungsspeicher. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 455 RTG: Language of Thought und Computationsthese (LOT) Mentale Repräsentationen haben eine syntaktische Struktur und eine kompositionale Semantik. (CT) Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen beruhen auf struktursensitiven (syntaktischen) Symbolverarbeitungsprozessen über mentale Repräsentationen. Wer F(a) glaubt, glaubt auch ∃x F(x). (i) Suche im Überzeugungsspeicher eine Repräsentation der Form F(a). (ii) Überprüfe, ob sich eine Repräsentation der Form ∃x F(x) im Überzeugungsspeicher befindet. (iii) Falls ja, gehe zu (i). (iv) Falls nein, schreibe die Repräsentation ∃x F(x) in den Überzeugungsspeicher und gehe dann zu (i). SS 2008 Wenn jemand p und <wenn p, dann q> glaubt, dann glaubt er auch q. (i) Suche im Überzeugungsspeicher eine Repräsentation der Form p. (ii) Überprüfe, ob sich eine Repräsentation der Form <wenn p, dann q> im Überzeugungsspeicher befindet. (iii) Falls nein, gehe zu (i). (iv) Falls ja, schreibe die Repräsentation q in den Überzeugungsspeicher und gehe dann zu (i). Einführung in die Theoretische Philosophie 456 16 RTG: Language of Thought und Computationsthese Wenn jemand p erreichen will und glaubt, dass die Ausführung von h ein geeignetes Mittel zu Erreichung von p ist, und nicht glaubt, dass die Ausführung von h Folgen hat, die er nicht will, dann wird er normalerweise daran gehen, h auszuführen. (i) Wähle eine Repräsentation r aus dem Wunschspeicher aus und streiche sie aus dem Speicher. (ii) Bilde eine Liste aller in einer gegebenen Situation möglichen Handlungen und wähle aus dieser eine Handlung h aus und streiche sie aus der Liste. (iii) Prüfe, ob sich die mentale Repräsentation h → r im Überzeugungsspeicher befindet. (iv) Falls nein, gehe zu (ii) zurück. (v) Falls ja, prüfe ob sich eine Repräsentation h → r´ im Überzeugungsspeicher befindet. (vi) Falls ja, prüfe ob sich eine mentale Repräsentation ¬ r´ im Wunschspeicher befindet. (vi) Falls ja, gehe zu (ii) zurück. (vii) Falls nein, führe h aus. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 457 Das chinesische Zimmer John R. Searle SS 2008 „Stellen Sie sich vor, Sie wären in ein Zimmer eingesperrt, in dem mehrer Körbe mit Chinesischen Symbolen stehen. Und stellen Sie sich vor, dass Sie (wie ich) kein Wort Chinesisch verstehen, dass Ihnen allerdings ein auf Deutsch verfasstes Regelwerk für die Handhabung dieser Chinesischen Symbole gegeben worden wäre. Die Regeln geben rein formal ... an, was mit den Symbolen gemacht werden soll. Eine solche Regel mag lauten: ‚Nimm ein Kritzel-Kratzel-Zeichen aus Korb 1 und lege es neben ein Schnörkel-Schnarkel-Zeichen aus Korb 2.‘ Nehmen wir nun an, dass irgendwelche anderen Chinesischen Symbole in das Zimmer gereicht werden, und dass Ihnen noch zusätzliche Regeln dafür gegeben werden, welche Chinesischen Symbole jeweils aus dem Zimmer herauszureichen sind. Die hereingereichten Symbole werden von den Leuten draußen ‚Fragen‘ genannt, und die Symbole, die Sie dann aus dem Zimmer herausreichen, ‚Antworten‘ – aber dies geschieht ohne ihr Wissen. Nehmen wir außerdem an, dass die Programme so trefflich und ihre Ausführung so brav ist, dass Ihre Antworten sich schon bald nicht mehr von denen eines chinesischen Muttersprachlers unterscheiden lassen.“ (John R. Searle, Geist, Gehirn und Wissenschaft, 1984) Einführung in die Theoretische Philosophie 458 17 Explizite Repräsentationen? „Der These [(CT)] zufolge sind mentale Prozesse kausale Abfolgen von Transformationen mentaler Repräsentationen. Daher müssen Vorkommnissen propositionaler Einstellungen Vorkommnisse mentaler Repräsentationen entsprechen ... [sonst] ist die RTG schlicht falsch“ (Jerry Fodor, Psychosemantics, 1987) Daniel C. Dennett SS 2008 „In einem Gespräch mit dem Entwickler von Schachprogrammen hörte ich kürzlich die folgende Kritik an einem Konkurrenzprogramm: ‚Es glaubt, dass es seine Dame früh ins Spiel bringen muss‘. Damit wird dem Programm auf sehr nützliche und Vorhersagen ermöglichende Weise eine propositionale Einstellung zugeschrieben ... Aber auf keiner der vielen Ebenen, auf denen in diesem Programm etwas explizit repräsentiert wird, gibt es ein explizites Vorkommnis einer Repräsentation, die auch nur annähernd die gleiche Bedeutung hätte wie der Satz ‚Ich sollte meine Dame früh ins Spiel bringen‘.“ (Daniel C. Dennett, „A Cure for the Common Code“, 1978) Einführung in die Theoretische Philosophie 459 Dennetts Instrumentalismus Daniel Dennett (*1942) Dennett ist ein amerikanischer Philosoph und Direktor des Zentrums für Kognitionswissenschaften an der Tufts University. Als Schüler von Gilbert Ryle beschäftigt sich Dennett hauptsächlich mit der Philosophie des Geistes und gilt heute als einer der führenden Vertreter dieser Disziplin. Content and Consciousness (1969) Brainstorms. Philosophical Essays on Mind and Psychology (1978) Elbow Room (1984) The Intentional Stance (1987) Consciousness Explained (1991) Kinds of Minds (1996) Brainchildren – Essays On Designing Minds (1998) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 460 18 Dennetts Instrumentalismus Komplexe Systeme lassen sich verschieden beschreiben, und zwar durch: Die physikalische Einstellung (physical stance) Die funktionale Einstellung (design stance) Die intentionale Einstellung (intentional stance) „Man sagt in einem solchen Fall Verhalten voraus, indem man dem System den Besitz gewisser Informationen zuschreibt, von ihm annimmt, dass es von gewissen Zielen geleitet wird, und sich dann auf der Grundlage dieser Zuschreibungen und Annahmen die vernünftigste und angemessenste Handlung überlegt.“ (Dennett, Intentional Systems, 1971) Dennetts Instrumentalismus: Ein Wesen hat dann intentionale Zustände, wenn sein Verhalten in einer intentionalen Einstellung vorhergesagt und erklärt werden kann. „Tatsächliche Überzeugungen zu haben (to be a true believer) heißt nicht anderes als ein intentionales System zu sein, ein System dessen Verhalten verlässlich und weitestgehend mit Hilfe der intentionalen Strategie vorausgesagt werden kann.“ (Dennett, „True Believers. The Intentional Strategy and Why it Works“, 1981) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 461 Dennetts Instrumentalismus Der Spagat zwischen eliminativen Materialismus und intentionalen Realismus (A) Es ist theoretisch möglich und empirisch wahrscheinlich, dass es weder in der neuronalen noch in der funktionalen Architektur des Gehirns Strukturen gibt, die den intentionalen Zuständen entsprechen, mit deren Hilfe wir auf der intentionalen Ebene unser Verhalten voraussagen und erklären. (B) Es ist sinnvoll und sogar unvermeidlich, an der intentionalen Strategie festzuhalten und intentionale Zustände in einem gewissen Sinne für real zu halten. Instrumentalismus Wir verwenden die intentionale Strategie aus pragmatischen Gründen, wenn uns Verhaltenserklärungen und –voraussagen auf der funktionalen oder der physikalischen Ebene nicht zugänglich sind. Wir sind uns aber bewusst, dass die Annahme, dass das Verhalten eines Menschen durch seine intentionalen Zustände hervorgerufen wird, nichts weiter als eine nützliche Fiktion ist, denn wir wissen ja, dass die wirklichen Ursachen dieses Verhaltens auf der funktionalen und der physikalischen Ebene zu suchen sind. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 462 19 Eliminativer Materialismus Paul Churchland Patricia Churchland Steven Stich Scientific Realism and the Plasticity of Mind (1979) A Neurocomputational Perspective (1989) The Engine of Reason, the Seat of the Soul (1995) Neurophilosophy. Toward a Unified Science of the MindBrain (1986) Brain-Wise. Studies in Neurophilosophy (MIT Press, 2002) From Folk Psychology to Cognitive Science: The Case Against Belief (1983) The Fragmentation of Reason (1990) Deconstructing the Mind (1996) SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 463 Eliminativer Materialismus Das Theorieargument (1) Die Alltagspsychologie hat den Status einer Theorie und ist damit grundsätzlich falsifizierbar. (2) Falls diese Theorie falsifiziert wäre, könnte es sich herausstellen, dass sich die Begriffe der Alltagspsychologie auf nichts beziehen. (3) Die Alltagspsychologie ist eine schlechte und eine seit 2500 Jahren stagnierende Theorie. (4) Die sich rasant Neurowissenschaften können kognitive Fähigkeiten erklären, Alltagspsychologie keinen Zugang entwickelnden schon jetzt zu denen die hat. (5) Die Alltagspsychologie gehört abgeschafft SS 2008 Unser Glauben an mentale Zustände ist genauso eine falsche Theorie, wie das geozentrische Weltbild und wird genauso in der Wissenschaftsentwicklung abgeschafft werden. Einführung in die Theoretische Philosophie 464 20 Argumente gegen den eliminativen Materialismus Intuitive Vorbehalte Die These des eliminativen Materialismus scheint so offensichtlich falsch zu sein, dass sich jede weitere Argumentation erübrige. Zudem ist die Existenz von mentalen Zuständen zentral für unser Weltbild, weshalb es enorm starker Argumente bedürfe, um deren Existenz erfolgreich zu bestreiten. „if commonsense psychology were to collapse, that would be, beyond comparison, the greatest intellectual catastrophe in the history of our species ...„ (Fodor 1987) Inkohärenzeinwand Da der Eliminativist seinen Thesen Bedeutung zuspricht und sie für wahr und begründet hält, setzt er implizit das voraus, was er eigentlich bestreiten will – mentale Zustände. Qualia Da Qualia allgemein als Eigenschaften von mentalen Zuständen angesehen werden, ist ihre Existenz nicht mit dem Eliminativismus verträglich. Eliminative Materialisten lehnen daher auch Qualia ab. Dies ist problematisch, da die Existenz von Qualia vollkommen offensichtlich scheint. SS 2008 Einführung in die Theoretische Philosophie 465 Das Leib-Seele-Problem Physikalismus Dualismus Problem: Wie kann der Geist, trotz seiner materiellen Natur, nichtmaterielle Eigenschaften haben (Qualia, Intentionalität)? Problem: Wie ist es möglich, dass Geist und Materie interagieren? Interaktionistischer Dualismus Behaviorismus Mentale Zustände sind lediglich Verhaltensbeschreibungen bzw. – dispositionen. Problem: Mentale Zustände lassen sich nicht auf Verhaltensbeschreibungen reduzieren. Identitätstheorie Mentale Zustände sind a posteriori identisch mit neuronalen Zuständen. Problem: Mentaler Zustände können verschieden realisiert sein. Funktionalismus Mentale Zustände sind funktionale Zustände des „Gehirnautomaten“ und können unterschiedlich realisiert sein. Problem: Wie können die „funktionslosen“ Eigenschaften mentaler Zustände (Qualia) erklärt werden? Supervenience-Theorie Mentale Zustände basieren auf physikalischen Zuständen, lassen sich aber nicht aus diesen ableiten. Problem: unbefriedigend Geist und Materie interagieren kausal miteinander. Problem: Wie und wo können die beiden Substanzen interagieren? Psychophysischer Parallelismus Geist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern laufen in einer von Gott geschaffenen Synchronizität ab. Problem: Gott als perfekter, anfänglicher Synchronisierer notwendig. Okkasionalismus Geist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern werden von Gott von Fall zu Fall aufeinander abgestimmt. Problem: Gott als perfekter, unablässiger Synchronisierer notwendig. Epiphänomenalismus Zwar verursachen physische Phänomene mentale Phänomene, aber nicht umgekehrt. Problem: Wie und wo wirkt Materie auf den Geist ein? Widerspricht den Erhaltungsgesetzen der Physik. Idealismus Es gibt nur geistige Phänomene. Instrumentalismus/ Materialismus Mentale Zustände gibt es nicht. Problem: Die Leugnung des Phänomens löst unser Problem nicht und ist seinerseits nicht begründet. SS 2008 Solipsismus Alles, was existiert, existiert nur in MEINEM Geist. Einführung in die Theoretische Philosophie 466 21