Supply Risk Management – mehr als nur eine betriebswirtschaftliche Modeströmung Die richtigen Lieferanten auswählen, wettbewerbsfähige Preise aushandeln und eine zuverlässige Lieferkette aufbauen: Angesichts immer kürzer werdender Innovationszyklen und sich dynamisch wandelnder Märkte verändern sich dabei auch die Anforderungen an die Beschaffungsprozesse. Denn Lieferantenmanagement wird zunehmend zum Informations- und Risikomanagement. Der Druck hinsichtlich Kosten, Qualität und Time-toMarket nimmt ebenso kontinuierlich zu wie der Wettbewerb. Unternehmen konzentrieren sich daher immer stärker auf ihr Kerngeschäft und lagern zunehmend Unternehmensprozesse an Lieferanten und Partner aus. Doch angesichts weiterhin hoher Konkurszahlen kann sich der Trend zur Fremdfertigung mitunter als Bumerang erweisen. Lieferanten und deren zentrale Sub-Lieferanten multiplizieren sich schnell auf viele tausend Einzelfirmen. So hat D&B Deutschland in einer Studie 132‘000 geschäftlich aktive Unternehmen der Automobilzulieferindustrie in Europa analysiert. Von diesen Unternehmen weisen ca. 29 Prozent, also fast ein Drittel, ein Risikorating von „3“ oder „4“ auf. Dennoch kann schon das Wegbrechen eines Lieferanten massiv die eigene Lieferkette gefährden. Umso wichtiger ist es, Veränderungen und wirtschaftliche Schwierigkeiten bei Zulieferern aus dem Inund Ausland rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Doch wie lassen sich schwache Glieder in der eigenen Lieferkette erkennen? Frühwarnsysteme schützen vor Lieferantenausfällen Im Falle von Konkursen besteht prinzipiell die Möglichkeit, das gesamte Lieferantenportfolio im eigenen Unternehmen von externen Dienstleistern überwachen zu lassen, so dass sämtliche Informationen innerhalb von 24 bis 48 Stunden per E-Mail oder als Datenpaket angeliefert werden. Diese Hinweise werden zunehmend bei grossen Konzernen eingesetzt. Allerdings ist bei Bekanntwerden eines Konkurses der Handlungsspielraum der jeweiligen Kunden und Lieferanten bereits recht eingeschränkt. Doch auch die Vorhersage solcher Insolvenzen ist möglich – mit entsprechenden Frühwarnsystemen. Diese sind zusätzlich einsetzbar und geben bei verschlechtertem Zahlungsverhalten oder Auftauchen von Negativmerkmalen wie Zwangsversteigerung, Konkurseröffnung oder kriminellen Handlungen eine automatische Warnung ab. Denn vor allem eine plötzliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens eines Unternehmens ist ein bedeutender Indikator für einen drohenden Konkurs. Februar 2010 Seite 1 Praxisbeispiel Hugo Boss Wer in der Modebranche Trends setzen will, muss flexibel reagieren können und ist auf einen reibungslosen Lieferprozess angewiesen. Ein Lieferausfall bedeutet ein hohes Risiko und kann die ganze Kollektion gefährden. Aus diesem Grund entschied sich Hugo Boss dafür, ein Supply Risk Management als Frühwarnsystem zu implementieren. Ziel ist es, Veränderungen und wirtschaftliche Schwierigkeiten bei wichtigen Zulieferern frühzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können. Dazu werden die D&B Risikoeinschätzungen herangezogen, die beispielsweise ein verändertes Zahlungsverhalten bei Lieferanten aufzeigen und damit ein erstes Indiz für ernstzunehmende Probleme liefern. Denn Konkurse lassen sich oft schon Monate im Voraus erkennen, etwa wenn Rechnungen plötzlich später als sonst bezahlt werden. Genauso wichtig ist der Blick auf Mutter- oder Tochtergesellschaften der Lieferanten: Verschlechtert sich deren Zahlungsverhalten, kann das auf andere Unternehmen der Gruppe ausstrahlen. Durch das weltweite Identifikationssystem der D&B D-U-N-S® Nummer können Firmenverflechtungen von Partnern dargestellt werden. D-U-N-S steht für Data Universal Numbering System, einen 1962 durch D&B entwickelten und heute international als Standard eingesetzten Zahlenschlüssel zur eindeutigen Identifizierung von Unternehmen sowie zum Aufzeigen von Konzernstrukturen. Professionelles Supply Risk Management rechnet sich Frühwarnsysteme im Rahmen eines professionellen Risikomanagements verstärken also den eigenen Handlungsspielraum – denn nur wer rechtzeitig informiert ist, kann rechtzeitig reagieren. Die Zukunft bilden dabei moderne Online-Analyse Tools, wie beispielsweise der D&B Supplier Portfolio Manager. D&B reichert hier die Daten von Unternehmen mit risikorelevanten Informationen, wie bspw. dem realen Zahlungsverhalten von Firmen, an. Dadurch erhöhen sich Transparenz sowie Handlungsspielräume beim Lieferantenmanagement und der Einkauf behält das Gesamtrisiko aller Lieferanten im Blick. Entscheidend für die Wirksamkeit von Frühwarnsystemen ist vor allem eine hohe Informationsgeschwindigkeit, wie sie D&B etwa mit einer Zahl von täglich über 1,5 Million Aktualisierungen auf der eigenen globalen Wirtschaftsdatenbank erzielt, die weltweit über 160 Millionen Unternehmen erfasst. Wie schnell sich der Einsatz derartiger Warnmechanismen bezahlt macht, veranschaulicht eine kurze Hochrechnung: Bei jährlich rund 137 Firmenpleiten bezogen auf 10‘000 Unternehmen liegt der durchschnittliche Prozentsatz von Lieferanten, die im eigenen Portfolio betroffen sind, bei rund 1,4 Prozent. Bezieht man zusätzlich die Höhe des Einkaufsbudgets pro Lieferant ein, lässt sich die durchschnittliche Ausfallsumme – und für den Einsatz von Frühwarnsystemen der Februar 2010 Seite 2 entsprechende ROI – rasch absehen. Supply Risk Management erweist sich damit nicht als jüngste betriebswirtschaftliche Modeströmung, sondern als ein wirksames Instrument, um den eigenen Einkauf handfest zu unterstützen. Autoren: Michael Seifert, Consultant Supply Management Solutions, D&B Deutschland Andreas Hungerbühler, Director Marketing & Business Development, D&B Schweiz Februar 2010 Seite 3