Datum: 13.09.2011 Das halbvolle Glas Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Mit halbleeren Gläsern sind wir in der Schweiz ja Weltmeister. Schliesslich gibt es immer was zu bemängeln, zu kritisieren, zu nörgeln, und oh Schreck wenn uns die Probleme ausgehen, schaffen wir uns sofort neue. Natürlich mit den nötigen gesetzlichen Grundlagen. Doch die härtesten und durstigsten Brüder und Schwestern aus dem «Halbleere-Gläser-Stamm» müssen bei der Baugenossenschaft Zurlinden Zürich klein beigeben. Bei der Sanierung der 40-jährigen Hochhäuser hat diese Baugenossenschaft einfach alles richtig gemacht: Konzeptionell: gute Analyse, strategische Grundsatzbeschlüsse, Zeitplan, Massnahmen Energetisch: schweizweite Pionierleistung die 2000-Watt-Gesellschaft ist bei einem Umbau möglich Baulich: Vergrösserung der Wohnungsflächen um 25 Prozent Kommunikativ: vorbildliche Information und Motivation der Mieter Zurlinden setzt Massstäbe. Deshalb dokumentieren wir das Projekt ausführlich (Seiten 4 bis r6). Eine ordnungspolitische Grundsatzfrage steht bei der Revision des Raumplanungsgesetzes an. Soll mit speziellen Zonen der gemeinnützige Wohnungsbau gefördert werden? Die Nationalräte Kurt Fluri und Hans Rutschmann vertreten dazu unterschiedliche Positionen (Seiten 18/19) doch aus einer generellen Sicht im Interesse des gemeinnützigen Wohnungsbaus braucht es solche Massnahmen! In den nächsten Wochen finden drei wichtige Veranstaltungen statt: Am 23. September das dritte Forum der Schweizer Baugenossenschaften im KKL Luzern, am 24. Oktober die SWE-Verbandstagung, am 3. November die Grenchner Wohntagung. Gelegenheiten, damit Genossenschaften über den eigenen Gartenhag hinausblicken, für neue Inputs, Erfahrungen und Begegnungen dazu gehört ein gutes Glas. Aber bitte nicht halbleer, sondern wie ein gutes Glas Bier mit einer Schaumkrone. Der gemeinnützige Wohnungsbau braucht schäumende, leidenschaftliche Verfechter. Na dann, prost! 4:-.4 Pu;le Kurt Bischof Redaktionsleiter Magazin WOHNEN SCHWEIZ Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Baugenossenschaft investiert 36 Millionen in die Erneuerung von Hochhäusern und realisiert mehrere Pionierleistungen 36 Millionen Franken investiert die Zürcher Baugenossenschaft Zurlinden BGZ in die Sanierung von zwei markanten Hochhäusern aus den 7oer-Jahren. Das Ziel: den Energieverbrauch massiv senken und die Wohnqualität erhöhen. Die Baugenossenschaft schafft dabei mehrere Innovationen und eine mode hafte Mieterinformation. Interview Kurt Bischof WOHNEN SCHWEIZ: Rolf Hefti, vor vier Jah- neuartigen Material viele Fragen verbunden. ren haben Sie die erste Machbarkeitsstudie für Beispielsweise dürfen die Panels nicht spiedie Sanierung der Hochhäuser Sihlweid in geln und sie müssen bruch- und schlagsiAuftrag gegeben. Nun sind endlich die Bauma- cher sein. Wie ist der Bewilligungsprozess abgelaufen? schinen aufgefahren. Eine lange Zeit! Rolf Hefti: Ja, und zwischendurch war es Rolf Hefti: Aufwändig! Wir standen in sehr auch ein Leidensweg. Zu Beginn der Projekt- engem Kontakt mit den städtischen Behörphase mussten wir einen Grundsatzent- den. In konstruktiven Sitzungen wurden zielscheid fällen. Entweder die Gebäude im übli- gerichtet Lösungen diskutiert und dann zur chen Rahmen sanieren oder einen neuen, Vernehmlassung weitergeleitet. Welches architektonische Konzept steckt hininnovativen Weg beschreiten. Wir haben uns ter dem Bau? für die zweite Variante entschieden und das Karl Bühler: Die skulpturalen Qualitäten der Ziel gesetzt, mit der Sanierung die Vorgaben Wohntürme wurden verstärkt. Markante verder 2000-Watt-Gesellschaft nach dem SIAtikale und horizontale Elemente gliedern die Effizienzpfad Energie zu erfüllen. Volumen. Die Küchentürme in den Ecken War es ein steiniger Weg? Rolf Hefti: Das kann man wohl sagen. Es und die eingeschobenen Balkone wiederhoherrscht nämlich die weit verbreitete Mei- len sich ringsum zu einem windmühlenartinung, dass eine Sanierung auf dem Level der gen Geschossgrundriss. Die gestapelten 2000-Watt-Gesellschaft unmöglich sei. Wir Raummodule werden durch horizontale Konstruktionsfugen deutlich sichtbar. Die haben uns intensiv mit dieser Thematik beBrüstungsbänder aus Fotovoltaikelementen schäftigt und sind zum Schluss gelangt, dass wirken hochwertig. Das Gebäude soll hohe dieses Ziel auch bei einer Sanierung erreicht Wohnqualität ausdrücken und macht Enerwerden kann. Dafür braucht es im Wesentligieeffizienz sichtbar. chen eine völlig neue Gebäudehülle. Unsere Fassade wird dank Fotovoltaik-Elementen Tir bauen sozusagen Küchentürme an und können so die sozusagen zum Kraftwerk. Das war etwas völlig Neues? Wohnflächen um 25 Prozent Rolf Hefti: Ja, hier in der Schweiz. In Europa vergrössern. kennt man es kaum. Mit 150 Franken pro Schöne Architektur ist ja gut und recht. Doch Quadratmeter Panel ist die Investition nicht was bringt die Sanierung den Mieterinnen mal so hoch im Vergleich zu anderen Fassaund Mietern? denmaterialien. Allerdings waren mit dem Karl Bühler: Die Wohnungen hatten bis jetzt Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 kleine, verdrückte Balkone. Diese haben wir spielsweise kostet anstelle der heutigen zur Wohnfläche dazugeschlagen und gleich- 1700 neu ungefähr 2250 Franken. Dank der zeitig die Küche angehängt. Weil jedes energetischen Sanierung verringern sich die Stockwerk aus vier Wohnungen besteht, Nebenkosten von 150 auf rund 80 Franken. bauen wir quasi vier Küchentürme an. Damit Und wenn sich ein Mieter die Erhöhung nicht können wir die Wohn- und Balkonfläche um leisten kann? rund 25 Prozent vergrössern. Abgesehen da- Katharina Hauenstein: Teilweise besteht die von liegen die Küchen neu im Eckbereich der Möglichkeit, hausintern in eine etwas kleineWohnungen, mit wunderbarem freiem Blick re, günstigere Wohnung umzuziehen. Hier helfen wir gerne weiter. Rund 20 Prozent unauf die Umgebung. Der neue Komfort ist aber sicher nicht gratis? Katharina Hauenstein: Wir haben die Mieter immer offen darüber informiert, dass die Mehrfläche, die neue Küche und die neuen serer Mieter haben sich entschieden, zu kündigen. Wir haben versucht, ihnen in einer anderen Liegenschaft eine Alternative zu bieten. Tatsache ist jedoch: Auch wenn wir als Genossenschaft der Gemeinnützigkeit Bäder eine Anpassung der Mietzinse verlan- gen. Die definitiven Preise werden erst nach verpflichtet sind und unsere Mieten auf dem der Bauabrechnung vorliegen. Wir gehen Platz Zürich sehr moderat sind, müssen wir aber von einer Verteuerung um rund einen unsere Investitionen amortisieren können. Drittel aus. Eine Vierzimmerwohnung bei- So präsentierten sich die beiden Hochhäuser vor dem Start der Bauarbeiten. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen Bild rkusJlk ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Ein mutiges Sanierungsprojekt in zwei grossen Etappen Ausgangslage Die zwei Hochhäuser mit 17 und 19 Stockwerken in Zürich Leimbach stammen aus den 70er-Jahren. Sie ha- ben schlechte Dämmwerte und verlieren zu viel Energie. Grundrisse, Küchen und Bäder sind veraltet. Gesprächspartner Das Magazin WOHNEN SCHWEIZ hat über die Sanie- rung Sihlweid mit drei Persönlichkeiten gesprochen, die das Grossprojekt aus je anderer Sicht sehr gut kennen: Die Idee Die insgesamt 167 Wohnungen werden umfassend erneuert. Aus den heutigen Balkonen entsteht zusätzlicher Wohnraum. Sämtliche Küchen und Nasszellen werden erneuert, die meisten Balkone vergrössert. Besonderer Wert wird auf eine optimale energetische Erneuerung gelegt. Rolf Hefti: Der Geschäftsführer der Baugenossenschaft Zurlinden ist der «Innovations- und Betriebsmotor» der Geschäftsstelle. Er leitet Projekte und Baukommissionssitzungen, bei ihm laufen die Fäden zusammen, mit Herzblut und De- Energiekonzept tailkenntnissen managt er die Baustellen und Die Isolation wird entscheidend verbessert, neue Fenster Projekte. werden eingebaut. Die Fassade wird mit neuartigen Foto- voltaik-Elementen ausgerüstet, welche Solarstrom liefern. Durch diese Massnahmen sinkt der Energieverbrauch massgebend. Die beiden Hochhäuser sind schweizweit die ersten Umbauprojekte dieser Grössenordnung, welche die Kriterien der 2000-Watt-Gesellschaft nach dem SIAEffizienzpfad erfüllen. Karl Bühler: Mitglied Geschäftsleitung Harder Haas P. AG, Gesamtplanung, Architektur, Eglisau. Das Büro wurde für die Sanierung der Hochhäuser Kosten Sihlweid im Bereich Planung, Bauleitung und Die Gesamtkosten für das Bauprojekt belaufen sich auf 36 Millionen Franken. Die Sanierung erfolgt in bewohntem Ausführung gewonnen. Karl Bühler ist Chef-Bauführer des Bauvorhabens. Zustand. Die Mieten müssen nach der Sanierung durch- schnittlich um einen Drittel erhöht werden. Dafür sinken die Nebenkosten. Terminplan Die Bauarbeiten der ersten Etappe (Objekt Sihlweid- strasse 1) sind seit Mai dieses Jahres in Gang. Sie dauern bis Ende 2011. Der Umbau erfolgt Etage um Etage, von unten her. Küche und Bad jeder Woh- nung sind nach jeweils drei Wochen wieder voll funktionstüchtig. Das zweite Hochhaus wird von April Katharina Hauenstein: Sie ist administrative Leiterin des vierköpfigen Teams auf der Ge- schäftsstelle, das für die Vermietung und Verwaltung zuständig ist. Beim Projekt Sihlweid steht Katharina Hauenstein in engem Kontakt mit den Mieterinnen und Mietern. 2012 bis März 2013 saniert. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Jessoß pun ualam sa leplfljpe inapog Die Küchen werden viel grösser und bieten tolle Aussicht das alles auf Zürcher Boden! Ein schlauer Schachzug: Dank durchdachten Anbauten verwandeln sich die schmalen Balkone der Sihl weid-Hochhäuser in grosszügige Wohnküchen mit Aussicht. Und dabei wird erst noch Energie gespart. Astrid Bossert Eng und dunkel waren die Küchen der Sihlweid-Hochhäuser vor der Renovation. Die ment, das Herzstück, jeder Wohnung und aussenliegenden Treppenhäuser, Fassaden, Fenster und Balkone entpuppten sich zudem als wahre Energieschleudern. Das alles wollte die Baugenossenschaft Zurlinden im Rahmen einer Gesamtsanierung beheben. punkt. Dank neuer Fensterfront vermittelt Doch wie? Ein «Küchenturm» an den Gebäudeecken Mit der Lösung des Architekturbüros Harder Haas Partner AG, Eglisau, lassen sich zwei Fliegen auf einen Streich schlagen. Die Idee: Die bestehenden Balkone an den Gebäudeecken werden zu Küchen umgewandelt Dort, wo früher die engen Balkone waren, entstehen helle und grosszügige Wohnküchen. Gleichzeitig wird das Treppenhaus zum Aussenraum isoliert. Diese Massnahme senkt den Energieverbrauch und damit auch die Nebenkosten. Alle Wohnungen erhalten zudem einen neuen, grosszügigen Balkon. Die Wohnküche ist neu das Herzstück jeder Wohnung und wird durch ihre offene Platzierung zum Treffpunkt. 25 Prozent mehr Wohnfläche Die Wohnküche ist neu das zentrale Ele- wird durch ihre offene Platzierung zum Treff- dieser helle Raum ein ganz neues Wohngefühl. Geplant ist eine Küche mit Arbeitsplatte aus Naturstein. Passend dazu der Boden in Linoleum. Bei der Kücheneinrichtung setzt die Baugenossenschaft Zurlinden auf einen hohen Standard: Induktionskochfeld, Backofen mit integriertem Steamer, Geschirrspüler, Kühlschrank mit Gefrierabteil. Die Mieterinnen und Mieter erhalten nicht nur neue Küchen, total renovierte Badezimmer und einen schönen Balkon, sondern vor allem auch mehr Wohnraum. Mit der Sanierung vergrössern sich die Wohnungen inklusive Balkon durchschnittlich um rund 25 Prozent. Zeitgemässe Architektur Auch architektonisch werden die Hochhäuser auf einen aktuellen Stand gebracht. Vor der Renovation dominierten graue BetonElemente. Danach präsentieren sich die Wohntürme in einer zeitgemässen Ästhetik mit einem kompakten, quadratischen Grundriss. Trotz ihrer Grösse bleiben die Bauten jedoch klar als Wohnhäuser erkennbar. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Jessoß pun ualam sa Dank dem «Anbau» können grössere und moderne Küchen realisiert werden. leplfljpe inapog Bilder ZVG Der Vergleich des Ist- und Sollzustandes zeigt, wie die Fläche durch «Anbauten» (orange) vergrössert wird. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Wenn die Fassade zum Kraftwerk wird, geht eine Genossenschaft neue Wege Mit der Sanierung der Sihlweid-Wohntürme entstehen die ersten Hochhäuser der Schweiz, welche die Kriterien der 2000 Watt Gesellschaft nach dem SIA Effizienzpfad Energie erfüllen. Einen wichtigen Beitrag leistet dabei die Fassade, die dank einer bahnbrechenden Technologie zum Kraftwerk wird. Astrid Bossert Wenn die neue Fassade montiert ist, wird Zurlinden, geht von einer Verteuerung des sich die Baugenossenschaft über noch mehr Bauvorhabens um fünf bis sieben Prozent Sonnenschein freuen. Die neuartigen Foto- aus. «Doch wir rechnen langfristig», sagt voltaik-Fassadenplatten nutzen die Sonne Rolf Hefti.«Und dann lohnt sich dieser Mehrals Energiequelle und produzieren Strom. aufwand längstens.» Mit der Fotovoltaikanlage werden 86000 kWh Strom jährlich pro Gebäude erzeugt. Dieses Prinzip wird erstmals an einem Wohnhaus in der Schweiz umgesetzt. Sparen, sparen, sparen In erster Linie geht es bei der Sanierung der beiden Hochhäuser jedoch nicht darum, Energie zu produzieren, sondern Energie zu sparen. Dabei ist die Dämmung der Fassade zentral. Die Balkone waren bisher grosse Kältebrücken. Ausserdem ging durch das offene Treppenhaus viel Energie verloren. Beide Schwachstellen werden nun behoben. Die Balkone werden in die Wohnfläche integriert und das offene Treppenhaus wird geschlossen und isoliert. Nebenkosten sinken Ersetzt werden auch sämtliche Fenster und Rollladen. Neu eingebaute Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung sorgen für gute Raumluftqualität innerhalb der dichten Gebäudehülle. Durch die energetische Verbesserung werden die Nebenkosten drastisch gesenkt. Die Baugenossenschaft geht davon aus, dass sie bei einer 4-Zimmer-Wohnung von durchschnittlich 150 auf 80 Franken pro Monat sinken. Höhere Investition Wer das Augenmerk auf eine besonders gute energetische Sanierung legt, muss jedoch tiefer in den Geldbeutel greifen. Rolf Hefti, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Den Energieverbrauch markant senken ist möglich Sie ist in aller Leute Munde. Doch was eigentlich ist unserem Alltag brauchen wir immer mehr Energie. denn die 2000-Watt-Gesellschaft? Hintergrund ist In den 60er-Jahren entsprach der durchschnittliche eine gesellschaftliche Veränderung mit einschneiden- Energieverbrauch pro Kopf in der Schweiz einer Dauer- den Konzeptveränderungen: Längere Arbeitswege, leistung von 2000 Watt. Unterdessen beanspruchen wir grössere Wohnungen, Früchte aus der Südsee 6000 Watt pro Person. Zum Vergleich: In Entwicklungs- in ländern sind es einige Hundert Watt pro Person. Rund 60 Prozent des Energiebedarfs decken wir zurzeit mittels fossiler Energien (vor allem Erdöl- und Erdgasprodukte). Die 2000-Watt-Gesellschaft ist die Vision einer nachhaltigen Zukunft, in der jeder nur so viel Energie ver- braucht, wie wirklich nötig ist. Durch Erhöhung der Effizienz an Gebäuden, Geräten und Fahrzeugen und durch die Entwicklung neuer Technologien wird der fossile Energieanteil reduziert und der Klimawandel in Grenzen gehalten. Für die Umsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft im Baubereich hat der SIA Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein die notwendigen Instrumente geschaffen: Merkblatt SIA 2040, Dokumentation SIA 0236, Rechenhilfe SIA 2040 (www.sia.ch). Diese Panels machen nach dem Einbau in die Fassade die Hochhäuser zu einem kleinen Kraft- werk. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen Bilder ZVG Weitere Infos: www.2000watt.ch ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 2000-Watt-Gesellschaft: Was ist das eigentlich und wie ist sie umsetzbar? Alle reden davon, aber nur wenige wissen, was mit der 2000 Watt Gesellschaft gemeint ist. Im folgenden Fachbeitrag erläutert Katrin Pfäffli, was darunter zu verstehen ist, und zeigt auf, wie sie am Beispiel der Hochhäuser Sihlweid umsetzbar ist als gutes Vorbild für andere Genossenschaften. Katrin Pfaffli Bis ins Jahr 2050 soll die Bevölkerung in der nen von Treibhausgasen minimieren. Zu- Schweiz zwei Drittel weniger Energie verbrauchen als heute, die Emissionen aus Treibhausgasen sollen gar auf einen Viertel sätzlich soll das Repertoire mit neuen, innovativen Technologien und dem Einsatz von erneuerbaren Energien erweitert werden. gesenkt werden. Nur so lassen sich die Fernziele der 2000-Watt-Gesellschaft realisieren. Und genau das hat sich die Schweiz vorge- Grosser Handlungsbedarf Der Umbau der Hochhäuser Sihlweid nommen: Der Bundesrat hat die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft als Strategie gesetzt, um in der Energie- und Klimapolitik seine Verantwortung wahrzunehmen. Die Bevölkerung der Stadt Zürich hat sich sogar per Volksabstimmung mit überwältigendem Mehr von 76 Prozent dafür ausgesprochen, den Weg hin zur 2000-Watt-Gesellschaft zu gehen. 1Bis ins Jahr 2050 soll die Bevölkerung in der Schweiz zwei Drittel weniger Energie verbrauchen als heute. Zurlinden als Vorreiterin Die Baugenossenschaft Zurlinden gilt als Vorreiterin bei der Umsetzung dieser Ziele. Schon früh hat sich die Unternehmergenossenschaft, welche nicht nur baut, sondern ihre Bauten über den ganzen Lebenszyklus instand hält, der Aufgabe gestellt und reali- siert mit ihren Bauten genau das, was im SIA-Energieleitbild1 Bau vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA gefordert wird: den Gebäudepark Schweiz konsequent auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen und mit der Ressource Energie intelligent umzugehen. Sämtliche Bauwerke der Schweiz sollen, gemäss SIA, so erneuert oder neu erstellt werden, dass sich deren Verbrauch an fossiler Energie und Emissio- in Leimbach erfüllt diese Forderungen in jeder Hinsicht. Die beiden Hochbauten aus den späten 70er-Jahren sind markante Zeitzeugen, sie prägen die Silhouette von Leimbach. Nach über 30 Jahren Nutzung ist eine umfassende Sanierung angesagt: Energetisch genügen die Hochhäuser den heutigen An- forderungen bei Weitem nicht mehr, was sich in sehr hohen Nebenkosten für die Mieterschaft bemerkbar macht. Die Küchen sind eng, die Bäder veraltet, die allen Metallfenster undicht. Eine Sanierung muss sein und neben dem zwingend geforderten Mehrwert für die Wohnungen ist klar, dass auch energetisch grosser Handlungsbedarf besteht. In einer Machbarkeitsstudie wurde vor vier Jahren geklärt, wie und mit welchem Aufwand die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft, IlUmbauten die grösste und bedeutendste Bauaufgabe in der Schweiz lassen Neubauten manchmal ganz schön alt aussehen. basierend auf dem SIA-Effizienzpfad Energie2, an den beiden Hochhäusern realisiert werden können. Jetzt wird umgesetzt. Die Gebäude werden rundherum neu eingekleidet, gut gedämmt und mit neuen Fenstern ausgerüstet. Der Heizwärmebedarf kann damit von ursprünglich rund 300 MJ/m2 um Faktor 6 gesenkt werden. Dabei hellen auch Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 die neu eingebauten Fensterlüfter, welche für gute Raumluftqualität innerhalb der nunmehr dichten Gebäudehülle sorgen und im Winter dank Wärmerückgewinnung die Verluste an Raumwärme verringern. Der verbleibende Bedarf an Wärme wird nach dem Umbau durch eine Pelletheizung gedeckt. Fassaden statt Windrad ganzen Lebenszyklus energetisch auszahlt Bei den Hochhäusern ist dies klar der Fall: Einem auf das Jahr amortisierten Mehraufwand von rund 90 MJ/m2 Grauer Energie und rund 6 kg/m2 Grauer Treibhausgasemissio- nen für die Produktion der Baumaterialien, deren Montage auf der Baustelle und späteren Rückbau steht ein Minderaufwand von rund 550 MJ/m2 Primärenergie für den Betrieb und eine Reduktion um rund 27 kg/m' Treibhausgasemissionen gegenüber. Es ist keine Frage: Hier wird sinnvoll umgebaut. Die Baugenossenschaft Zurlinden wäre nicht, was sie ist, wenn sie es damit bewenden liesse. Der Strombedarf in den Häusern ist hoch. Neue Geräte in den Küchen und im erdgeschossigen Waschraum senken den 11Es ist keine Frage: Hier wird bisherigen Bedarf zwar deutlich. Statt den sinnvoll umgebaut. Strom einfach aus der Steckdose zu ziehen und sich nicht zu kümmern, wo und wie er Laufende Kontrolle produziert wird, will die BGZ ihn lieber selber Die Zielerreichung «2000-Watt-kompatibel» produzieren. Das Dach, der effizienteste gemäss SIA-Effizienzpfad Energie wird beim Standort für eine solare Stromerzeugung, ist Umbau der Hochhäuser laufend überwacht. bei Hochhäusern eine kleine Räche und eig- Die Summe des Energieverbrauchs und der net sich kaum. Das Windrad auf dem Dach Emissionen an Treibhausgasen in den drei blieb eine Idee, die angesichts der gemesse- Bereichen Erstellung (Graue Energie), Benen Windstärken in den Hintergrund trat. So trieb und Mobilität darf dabei bestimmte bleiben die Fassaden: Auch wenn der Ertrag Zielwerte nicht überschreiten. Der Bereich von Fotovoltaik-Panels an Fassaden deutlich Mobilität ist in dieser Betrachtung ungekleiner ist als auf einer gut besonnten Dach- wohnt. Es geht dabei darum, dass die Be- fläche, so überzeugten in diesem Projekt wohnerinnen und Bewohner eines Baudoch die grossen unbeschatteten vertikalen Rächen. Fotovoltaik-Panels übernehmen als hinterlüftete Fassadenbekleidung bei den Hochhäusern Sihlweid den Witterungsschutz und produzieren - fast schon neben- bei - jährlich rund 86000 kWh Elektrizität pro Gebäude. Damit kann mehr als die Hälf- te des voraussichtlichen Strombedarfs im Gebäude und in den rund 100 Wohnungen gedeckt werden. Lohnt sich der Aufwand? Wer nach dem SIA-Effizienzpfad Energie werks, je nachdem wo dieses steht, ein ganz unterschiedlich effizientes Mobilitätsverhalten haben: Steht ein Gebäude an einem mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossenen Standort und ist die Infrastruktur für den alltäglichen Gebrauch wie Einkaufsmöglichkeiten, Schulen usw. in naher Fussdistanz vorhanden, so werden viele Wege zu Fuss, mit dem Fahrrad oder eben mit dem öffentlichen Verkehr zurückgelegt und das - energetisch gesehen - uneffiziente Auto bleibt in der Garage. Die Hochhäuser in Leimbach sind mit dem öffentlichen Verkehr nicht sehr gut er- umbaut, stellt immer auch die Frage, ob sich der Aufwand lohnt, um die Betriebsenergie schlossen, gemäss Bundesamt für Raumso stark zu senken. Schliesslich müssen alle entwicklung ARE stehen sie in der öV-GüteBaumaterialien, die neuen Fenster, die Fotoklasse D: geringe Erschliessungsqualität. voltaik-Panels, die neue Heizung produziert Den Einkauf dagegen kann man gleich auf werden und dafür braucht es Energie, die soder gegenüberliegenden Strassenseite tätigenannte Graue Energie. Sinnvoll ist eine Ingen. Der Bonus, den sich die Hochhäuser vestition nur dann, wenn sie sich über den nach dem Umbau durch die hervorragenden Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Werte im Betrieb holen, übertrifft den kleinen Malus bei der Mobilität deutlich. Die Hochhäuser erfüllen die Zielwerte nach dem Umbau problemlos. Sihlweid steht für eine neue Erkenntnis im Bereich des energieeffizienten Bauens: Umbauten die grösste und bedeutendste Bauaufgabe in der Schweiz lassen Neubauten manchmal ganz schön alt aussehen. Zusammenstellung gemäss SIA-Effizienzpfad Energie für die Hochhäuser Siblweid, Zürich Leimbach vor Umbau WOHNEN Zielwerte gemäss SIA-Effizienzpfad Energie nach Umbau nicht cm. Primär- Treibhausgas- nicht ern. Primär- Treibhausgas- nicht ern. Primär- Treibhausgas- energie MJ/m2a emissicnen kg/m2a energie MJ/m2a emissionen kg/m2a energie MJ/m2a emissionen kg/m2a Erstellung Betrieb 0 0 89 6,2 60 5,0 660 30,2 101 2,7 250 5,0 Mobilität 120 6,2 120 6,2 130 5,5 Summe 780 36,4 310 15,1 440 15,5 SIA-Energieleitbild Bau, 2009, www.sia.ch SIA-Effizienzpfad Energie, Merkblatt SIA 2040, Juli 2011, www.sia.chishop Fachbeitrag Dieser Fachbeitrag wurde für das Magazin WOHNEN SCHWEIZ verfasst von Katrin Pfäffli. Sie erläutert das Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft an der bis jetzt in dieser Form einzigartigen Umsetzung der Hochhäuser Sihlweid. Katrin Pfäffli, dipl. Architektin ETH/SIA, arbeitet im Architekturbüro H.R. Preisig, begleitet Bauherrschaften und Planer bei der Realisierung von Bauten im Sinne der 2000-Watt- Gesellschaft. Sie ist Mitautorin des SIA-Effizienzpfads Energie. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Gut informiert, ist halb gewonnen: Infoanlässe, Umzugspläne, Sprechstunden Zwei Wohntürme mit 167 Wohnungen in bewohntem Zustand zu sanieren, ist eine logistische Heraus forderung. Die Baugenossenschaft Zurlinden hat die Mieter mit Versammlungen, individuellen Umzugsplänen und Bausprechstunden informiert. Kurt Bischof Wohnung 62: Baubeginn am 22. August, einer vierseitigen Broschüre über das RenoBauende drei Wochen später am 9. Septem- vationsprojekt vorinformiert. Ein halbes Jahr ber. In den ersten beiden Wochen werden später erhielten sie eine 12-seitige InformaBad und Küche umgebaut, dann folgen Ab- tionsschrift mit allen Details und einer Einlaschlussarbeiten und das separate WC. So dung zum Info-Abend, welcher Mitte Novem- steht es schwarz auf weiss auf dem detail- ber 2010 durchgeführt wurde. Für jede lierten Terminprogramm, welches Mieterin X Wohnung stand dort eine Info-Mappe mit konkreten Terminen und Details für die eigeerhalten hat. ne Wohnung bereit. «Dieses Vorgehen hat Bei Fragen ab aufs Baubüro So wie X werden sämtliche Mieter mit einem sich wirklich bewährt», so Rolf Hefti. «Denn individuellen Bauprogramm bedient. Damit wer gut informiert ist, versteht auch, wesdie Arbeiten termingerecht erledigt werden, halb ein gewisser Baulärm beim besten Wilist ein perfektes Zusammenspiel zwischen len nicht zu vermeiden ist.» Handwerkern, Bauleitung und Genossen- Ohne Opfer geht es nicht schaft gefragt. Die Bauarbeiten an der Sihl- Während der Renovation von Bad und WC weidstrasse 1 sind nun seit Mai dieses Jah- steht den Mieterinnen und Mietern eine res in Gang. Die ersten Erfahrungen von Nasszelle als Provisorium zur Verfügung. Geschäftsführer Rolf Hefti: «Im Grossen und Ausserdem erhalten sie Gratis-Eintritte fürs Ganzen klappt es sehr gut. Besonders wichHallenbad. Verfügt die Wohnung über zwei tig ist, dass man die Baustelle wirklich im WCs, ist immer eines davon verfügbar. Bei Griff hat und mit Handwerkern zusammenBedarf werden Kochrechauds zur Verfügung arbeitet, die in der richtigen Minute das Richgestellt. In jedem Stockwerk muss eine Wotige richtig machen.» che lang das Wasser abgestellt werden. In Täglich von 9 bis 11 und von 14 bis 16 Uhr ist dieser Zeit ist auf jeder Etage im Treppenhaus ein Wasserprovisorium installiert. Waschküche an der Sihlweidstrasse 1 geöffGanz ohne Entbehrungen geht der Umbau net. Hier können sich Mieter melden. Und also nicht. Dafür dürfen sich die Mieter auf diese Anlaufstelle wird rege benutzt. «Oftihre neuen Küchen, Badezimmer und Fensmals geht es um ganz praktische Fragen», ter freuen. Sämtliche neuen Bauteile werden sagt Geschäftsführer Rolf Hefti. «Beispielsübrigens nach der dreiwöchigen Umbauzeit weise wann das Bad noch benützt werden von einem professionellen Reinigungsinstidarf oder ab wann die Mieter in der Ersatztut geputzt. Und nach Bauabschluss erhalwohnung kochen oder duschen können.» ten die Mieterinnen und Mieter für die ärgsErste Infos ein Jahr vor Baubeginn das Baubüro im Erdgeschoss neben der Das Baubüro ist nur ein Puzzlestein in der In- ten Beeinträchtigungen eine Entschädigung. formationspolitik der Genossenschaft. Bereits im Frühling 2010 wurden die Mieter mit Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Datum: 13.09.2011 Savere Ismailji erhält als erste Mieterin, die in die neue Wohnung einziehen kann, einen Blumenstrauss von Katharina Hauenstein und Karl Bühler. Bild Kurt Bischof 11Mifflj r-v".7F.r Auch Bad und WC wurden vollständig erneuert und bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Komfort und Lebensqualität. Bild ZVG Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch